Mir gefällt die Geschichte

Ich finde es großartig, dass Du nicht bloß Maquis und Cardassianer in den Mittelpunkt rückst, sondern einen philosophischeren und gleichzeitg aufrüttelnden Ansatz gewählt hast!
Wo soll ich anfangen?
Also erstmal beim Stil. Du schreibst so flüssig, so schön - dymanisch und trotzdem elegant. Das merkt man man von Anfang an. Du zeichnest nicht nur mit dem Stift, sondern auch mit Worten...
Ein wunderbarer, ein genialer Satz: "Eine Zeitlang standen sie einfach nur da, und das Universum wurde ein Stück älter."
Mir sind einige Sachen aufgefallen, die ich besonders mag. Modalverben im subjektiven Gebrauch beispielsweise: "Früher mochten sie vielleicht einmal sandfarben und hell gewesen sein, so wie auch die Gemüter der Siedler, [...]" Dieser Satz ist noch für etwas anderes ein gutes Beispiel. Ich mag nämlich auch Deine Tendenz, hmm, wie soll ich es sagen? Aspekte miteinander zu verknüpfen; hier die Farbe der Häuser und das Wesen der Siedler. Fast schon ein Zeugma oder eine Syllepse, wobei sowas natürlich auch schell heikel wird, weil man zwar helle Gemüter haben kann, ich zumindest aber nicht weiß, was ich von sandfarbenen Gemütern halten soll

Aber wie gesagt, ich mag die Art und Weise, wie Du nicht nur beschreibst, sondern dabei auch immer wieder Bezüge zum Umfeld, zum Kontext, zu den Figuren herstellst.
Allerdings lässt Du Ro am Anfang auch recht viel fühlen und spüren. Das stört mich nicht, es fiel mir nur auf die Weise auf, wie einem Sachen auffallen mit "okaaaay" und nicht mit "wow, ja!".
Du benutzt auch immer wieder "..." zur, hmm, "Verzögerung". Ich verstehe die Intention und die Strategie geht auch auf, aber irgendwie denke ich zu klassisch, weil ich das mit einem typischen Fließtext nicht ganz in Verbindung bringen. Einerseits unterbricht das wie gewollt den Fluss, andererseits stolpere ich dann beim Leser nach einer gewissen Zeit oder Wiederholung darüber. Ich glaube, ich bin einfach ein Fan von ', er zögerte'.
Du hast ja schon angekündigt, dass die Geschichte ab 16 sei.
Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich der Meinung bin, dass viele blutige Beschreibungen gar nicht nötig gewesen wären. Mit anderen Mitteln hast Du (davor) schon Spannung erzeugt.
Der Kampf zwischen Bob und Ro dauert mir ein bisschen zu lang. Das ist keine wahre Kritik, nur eine subjektive Äußerung. Die Choreographie ist sicherlich gut. Aber für mich ist das ein, hmm, wenig übersteigert, weil immer eine neuer gefühlter Superlativ (etwa beim Schmerz oder bei der Auswirkung des eines Schlages) kommt.
Sehr gut finde ich, wie Du die näheren Hintergrund, den Grund für Ros Anwesenheit in der Kolonie erst relativ spät enthüllst. Das fühlte sich für mich nach einem sehr, sehr guten TIming für Erklärungen an

Das ist ein sehr kluger Aufbau, die Geschichte funktioniert damit mMn in jeder ihrer Phasen ideal.
Spannend gestaltet ist das erste Aufeinandertreffen der Kreatur und Ro.
Es ist wirklich eine super Pointe, dass das Monster geradezu im Stil eines britischen Aristokraten spricht! Wahrscheinlich einer der größten Einsätze des Prinzips comic relief überhaupt

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Und, tja, Bob... sozusagen ein wenig so etwas wie die Mutter Courage des ganzes Universums. Diese Idee ist mMn ein herausragendes Merkmal der Geschichte. Dir gelingt es da geschickt, all dem aggressiven Treiben der Menschen (und Außerirdischen) einen ungewöhnlichen Spiegel vorzuhalten.
Allerdings ist Bob im Verlauf der Geschichte in meinen Augen in dem Bild, das er mMn von sich abgibt, nicht konstant: Einerseits steht er ja über den Dingen, denn die Kriege sind nicht seins, er distanziert sich davon, um sich gleichzeitig von ihnen sozusagen wirtschaftlich und mit dem eigenen Leben - er ernährt sich ja von den Ergebnissen des Mordens - abhängig zu machen. Einerseits weist er moralische Urteile sich selbst betreffend weit von sich, andererseits sind seine Statements in der Diskussion mit Ro nichts anderes als moralische Urteile, die er über die Menschen, Bajoraner, Cardassianer, "Kohlenstoffeinheiten" fällt.
MMn passt zu diesem schwierigen Bild auch folgender Satz Bobs, der für Ro ja auch zentral wird:
"Und ich habe nie versucht, meine Missetaten oder Schuldgefühle fortzudiskutieren... oder gar auf andere zu projizieren.“
Missetaten - das sind Handlungen, die falsch sind; was richtig und was falsch ist, entscheidet sich nach einem Wertekodex, der so wie ich das sehe auch nicht unbedingt universell sein kann. Bob sieht im Krieg eine allgemeine Größe, das Beenden von Leben hält er doch ganz offensichtlich auch für falsch. Diese Sicht scheint mir regelrecht "biologisch" zu sein, denn an Seelen etc. glaubt er ja nicht.
Indem er Ros Werte - Leichenschändung ist in ihren Augen ja eindeutig eine Missetat - einfach so wegwischt und seinen Standpunkt zu belegen versucht, diskutiert er sein Fehlverhalten schon weg, leugnet es.
Und: Er profitiert wie gesagt vom Morden der anderen. Mit diesem Profitieren verknüpft er sich selbst mit den Taten, weist aber Verantwortung von sich. Klar, er hat nicht getötet, aber er braucht die Toten, das Töten ist "gut für ihn", und ich finde durchaus, dass dieses Wissen einem gewisse Schuldgefühle verschaffen darf - Schuldgefühle, die er wiederum von sich weist, indem er meint, die Schuldgefühle müssten nur zu anderen gehören (was man auch eine Projektion nennen könnte).
Das macht die Figur schwierig, aber nicht uninteressant, halt sehr differenziert in dem Sinne, dass man sein Selbstbild als Leser ja nicht unbedingt übernehmen muss. In meinen Augen hat sie aber nicht den Stellenwert, den sie sich selber gerne zuschreibt (obwohl ja auch er zugibt, am Ende der Kette zu stehen, die Kriege auslösen): Bob schwebt nicht über den Dingen, ist keine "Instanz". Seine moralischen Vorstellungen sind nicht ausschlaggebend, dennoch heißt das ja nicht, dass die Impulse, die er gibt - ich denke da vor allem an seine spannende Haltung zum Thema Heimat - nicht wert wären, genau bedacht zu werden.
Ach ja, da ist ja noch Ro!

Ich muss gestehen, dass ich nie ein ganz großer Freund von ihr war. Ich finde es aber passend, dass Du eine ST-Figur für diese Geschichte gewählt hast, die den Zuschauern bzw. Lesern schon bekannt ist. Das schafft Nähe. Ein weiteres Geständnis muss ich in diesem Zusammenhang machen... weil ich Ro nicht sooo mochte, kann ich jetzt gar nichts dazu sagen, ob Du ihren Stil, ihren Ton getroffen hast.
Das Ende der Geschichte ist eigentlich gar nicht so spektakulär, aber ich finde, dass ist genau der richtige Ton für das, was die Geschichte in meinen Augen auslöst. Da braucht es keinen Knalleffekt - eine Gruppe nachdenklicher Maquis ist da viel mehr wert!
Mich hat die Geschichte auch nachdenklich gemacht. Ich finde, Du hast pointiert und nachdrücklich aufgezeigt, was für eine bestimmende Kraft Kriege bedeuten und dass es praktisch unmöglich ist, sie aus der Welt, aus unserem Universum zu verbannen. Meiner Meinung nach war die Geschichte hier so aussagekräftig, dass ich, wenn ich ehrlich bin, anders als Bob keinen Hoffnungsschimmer sehe. Denn dass Ro eine leicht andere Perspektive gewonnen hat, mag eine Entwicklung sein, aber sie ist nichts so unerhört Neues, wenn man das mit kriegerischen Auseinandersetzungen vergleicht: Dass es eigentlich Wahnsinn ist, was da passiert, haben schon viele Individuen und kollektiv auch Gruppen begriffen und daraufhin nach neuen Möglichkeiten gesucht, ohne dass sich grundsätzlich etwas geändert hätte.
Noch ein Wort zum Bild: Genial - aber auch, nun ja, schwierig! Wenn ich ehrlich bin, finde ich, dass sie der Geschichte eigentlich schadet und dass gleich aus zwei Gründen: Man ist dann halt sofort "auf einer bestimmten Spur", denkt eben gleich an ein Monster à la Alien. Außerdem verfügt sie halt über einen schönen Gag - über einen Homur, den man so in der Grundstimmung der Story einfach nicht findet.