Es war eine kurze Nacht für M'Rass gewesen. So wie alle Nächte seit jenem vergängnisvollen Einsatz auf Faras III. Oft blieben die Alpträume in Fetzen hängen - und M'Rass Bettwäsche ebenfalls. Bis die Caitianerin dazu übergagangen war, einfach ein paar Felle auf dem Boden zu stapeln und sich nach Art ihrer Spezies darauf zusammen zu rollen. Das gab wenigstens keine irritieren Blicke und dummen Sprüche des Qartiermeisters.
Heute kehrte sie nach ihrem "Zwangsurlaub" in den Dienst zurück - und trotz ihrer bleiernen Müdigkeit war sie froh darüber. Es bedeutete erstens Ablenkung und zweitens: weniger Besuche bei Counselor Levinoi.
Als bekannt geworden war, dass sie nicht nur den Selbstmord von Jesse McDougal mit angesehen, sondern seine Leiche aus Frust und Verzweiflung buchstäblich zerfetzt hatte, musste sie unzählige Psychotests über sich ergehen lassen - und sie war sich immer noch nicht sicher, ob Navina oder die Admiralität endlich von ihrer geistigen Gesundheit überzeugt war.
War sie überhaupt SELBST davon überzeugt?
Sie hatte den Dominion-Krieg überlebt, Jem-Hadar die Schläuche aus dem Hals gerissen ... und trotzdem irgendwann weitergelebt, ihre Arbeit erledigt und nach vorn geschaut. Vielleicht brauchte sie
genau deshalb einen Counselor?
Offensichtlich hielten einige Leute sie wegen ihrem Kralleneinsatz an JessesLeiche für ein Monster. Dabei hegte sie viel schlimmere Schuldgefühle, weil sie ihn überhaupt auf diese Mission mitgenommen hatte. Sie war seine Vorgesetzte und hätte erkennen müssen, das etwas mit ihm nicht in Ordnung war!
Die einzige, die offenbar verstand, wie sie sich fühlte, war ein junger Ensign namens Jasmine Sharp. M'Rass hatte sie nicht umsonst beim Shuttletraining als ihre Partnerin eingeplant.
"Lieutenant M'Rass, können Sie bitte auf die Brücke kommen?", ertönte in diesem Moment der Ruf von Commander Harris.
"Ja, Sir", antwortete sie - gespannt, was sie wohl erwarten würde.
