Als ich dann letztes Jahr die Kurzgeschichte „the glories of the hebitians“ von M J Friedman gelesen habe, in welcher angedeutet wird, dass die Hebitianer von der bajoranischen Kultur beeinflusst waren
Oh, die Geschichte kenne ich gar nicht.
Sie stammt aus dem (Bild-)Band „New Worlds, New Civilizations“, in welchem er eine Reihe von Ultrakurzgeschichten, eher Momentaufnahmen, zu verschiedenen Kulturen aus dem Star Trek Universum schreibt.
Das Thema "länge" scheint in letzter Zeit öfters aufzukommen. Ich glaube, da müssen wir mal ein bisschen gegenrudern.
Huch, ich wollte keine Lawine lostreten
. Ich gehe bei Angaben über Geschichten immer über die Wortanzahl, da ist es dann völlig gleichgültig, inwieweit die Formatierung in die Länge gezogen ist.
Allgemein liegt mir der Roman-Stil beim Schreiben nicht (wahrscheinlich bin ich dafür zu ungeduldig). Ich gehe hier lieber über den Weg mehrere kleinere episodenartige Geschichten zu schreiben, die inhaltlich in manchen Plots zusammenhängen; so ein wenig wie wir das von der TV-Serie gewohnt sind. Bei mir ist auch schon angemerkt worden, dass ich mich eher zum Drehbuchschreiber als zum Romanautor eigne
.(Der Kommentar war nicht böse gemeint, ich fand ihn ganz passend)
In Sachen Keiko bist du dann schon mal mit den Romanen zur achten Staffel auf einer Linie. Da leitet sie auch ein Terra-Forming-Projekt auf Cardassia. Manche Sachen liegen einfach auf der Hand
Oh, I see, wie passend! … ja, manche Dinge liegen wirklich auf der Hand. (Hey, hätte mich nicht damals jemand fragen können, ob ich an der Relaunch-Serie mitschreibe?
)
In dem Roman, an dem ich seit einer Weile schreibe, geht es auch um die Propheten und Pagh-Geister.
Daher bin ich auch so gespannt auf Deinen Roman. Man bekommt ja viel von der Sternenflotte in die Hände, vieles wurde auch über Cardassia geschrieben, aber Bajor? Da hatte ich mir von der Terok Nor Reihe einiges versprochen, aber irgendwie hat mich die auch eher unbefriedigt zurückgelassen, was die bajoranische Seite angeht.
Mir war da auch noch ein bisschen zu viel offen, und dieses klare Gut/Böse passt nicht so recht zu DS9,
Es passt vor allem auch nicht zur bajoranischen Kultur. Genau diesen Gedanken hatte ich auch. Wobei ich hier jetzt nicht sehr innovativ vorgegangen bin. Ich lasse im Prinzip den Adjutanten des Kai in Winns Fußstapfen treten, wiederhole einen Teil dessen, was sie getan hat, führe es aber zu einem Ende, das mir für die Situation passend erscheint. Ich muss mal sehen, ob ich irgendwas finde, was ich als Cover nehmen kann, dann stelle ich hier die folgenden vier Episoden als „Sammelband“ ein. Sie sind nicht mehr so rund wie „Trommeln über Razakan“, Teile der Episoden sind 2000 geschrieben worden, Teile 2014, was eventuell stilistisch auffällt, und manche erwähnten lose Enden von Martinas Storyline hängen herum (in Form von einem Auftritt von Weyoun, der ihr Steckenpferd war), aber im Großen und Ganzen bin ich ganz zufrieden damit, wie - und vor allem dass - ich das letztes Jahr nach der langen Pause zu Ende bekommen habe.
Ich muss ja sagen, ehe ich mit den Arbeiten an diesem Roman begann, hatte ich gar nicht soooo viel für die bajoranische Kultur übrig. Aber meine Güte, die ist so unglaublich reichhaltig, da kann man wirklich viel draus schöpfen.
Oh, lass mich nicht von Bajor anfangen, sonst gerate ich wieder ins Plappern. Ich fand bereits im Pilotfilm diese Selbstverständlichkeit so faszinierend, mit welcher Opaka Sisko ihrem Glaubenssystem aussetzt. Völlig egal, was er sagt, die Propheten haben entschieden, dass er zu uns gehört, also ist das so. Mich hat diese tiefe Ruhe durch den Glauben einerseits (Opaka, Bareil) und diese aufbrausende emotionale Art in allem Weltlichen (Kira) andererseits sehr fasziniert. Als ich dann die 2. Episode „Past Prologue“ gesehen habe, mit diesem Spiel zwischen Vertrauen und Verrat zwischen Kira und Tahna, dieser Darstellung von Verletzlichkeit durch die innere und äußere Zerrissenheit nach der langen Zeit der Unterdrückung … da war es um mich geschehen. Mit Bajor war das bei mir irgendwie Liebe auf den ersten Blick, und die ist ungebrochen seit 1993
Ich hätte auch die Variante interessant gefunden, wenn Sito ihrerseits hingeschmissen hätte. Gerade auf DS9 angekommen, von Benteen direkt angemotzt... da wäre es sehr nachvollziehbar und auch ein Zeichen großer Charakterveränderung und Emanzipation gewesen, wenn sie gesagt hätte "Frakt euch - das Fass ist voll. Sternenflotte? Könnt mir gestohlen bleiben."
So in etwa? (Ich kopiere hier aus einer vorangegangenen Episode diejenigen Passagen hinein, welche sich mit Sitos „Entdeckung“ beschäftigen)
[...]
Sie hätte nicht sagen können, was sie schließlich darauf brachte, die Sternenflottenakten durchzusehen. Doch als sie erst einmal damit angefangen hatte, war es ein Leichtes. Bei der Militäreinheit der Föderation verrichteten gerade einmal eine Handvoll Bajoraner Dienst. Die Akademie-Anmeldungen hatten zwar zugenommen seit die Verhandlungen um den Beitritt in die letzte Phase getreten waren, dennoch waren sie überschaubar.
„Sito Jaxa, Fähnrich“, las Benteen laut vor. „2370 in Erfüllung ihrer Pflicht als vermisst gemeldet, vermutlich nicht mehr am Leben.“
Sie lud die Daten herunter und machte sich auf den Weg zu Colonel Kira.
Kira betrachtete das Padd, welches Benteen ihr übergeben hatte.
„Sie hat Fahnenflucht begangen.“
Die erneute Wiederholung dieser Anschuldigung, machte sie in Kiras Ohren nicht sinnvoller. Nachdenklich blickte sie zu der vor ihr stehenden Frau auf. „Ist das nicht ein wenig hart ausgedrückt?“
„Es entspricht aber den Tatsachen.“
Um einer Belehrung über Sternenflotten-Vorschriften vorzukommen, winkte die Bajoranerin ab. „Ich kenne die Anweisungen. Doch ich weiß auch gut, dass es einen gewissen Handlungsspielraum gibt, in denen man sie auslegen kann. Wenn ich das, was ich hier lesen kann, logisch weiterverfolge, befand sich Fähnrich Sito in cardassianischer Gefangenschaft. Lassen Sie es sich von jemandem sagen, der genau weiß, wovon er spricht: Das ist schlimm genug, um die eine oder andere Vorschrift außer Kraft zu setzen.“
„Nicht für einen Sternenflotten-Offizier.“
„Auch für einen Sternenflotten-Offizier.“
Benteen schnaubte ungeduldig. „Es wäre ihre Pflicht gewesen, sich beim Oberkommando zurückzumelden, nachdem sie entkommen ist. Das hat sie ganz offensichtlich nicht getan, wie Sie selbst gesehen haben. Die Entscheidung über ihr Verhalten obliegt dem Oberkommando. Alles, was ich von Ihnen erbitte, ist ein Tag dienstfrei, um sie selbst vor Ort sprechen zu können.“
„Sie wissen, wo sich Fähnrich Sito aufhält?“
„Ich habe es in Erfahrung gebracht.“
„Darf ich wissen, wo das ist?“ Kira war es allmählich gewohnt, dass sie ihrer rechten Hand alles mühsam aus der Nase ziehen musste. Sie fragte sich, ob sich irgendwo in Benteens Stammbaum nicht doch ein Vulkanier befunden hatte.
„Sie hilft bei archäologischen Ausgrabungen auf Bajor.“
„Immerhin eine sinnvolle Beschäftigung.“ Kira gab das Padd zurück. „Sie wissen, dass ich es Ihnen nicht untersagen kann, Fähnrich Sito aufzusuchen.“ Sie hielt sich zurück, darauf hin zu weisen, dass es sich bei der jungen Frau um eine bajoranische Staatsbürgerin handelte. Mittlerweile kannte sie Benteen gut genug, um zu wissen, dass ein solcher Hinweis einen unerwünschten Effekt haben konnte. Stattdessen bemerkte sie: „Vergessen Sie dabei aber nicht, was die Frau wahrscheinlich durchgemacht hat.“
Benteen nickte knapp. „Ich werde es nicht vergessen.“
Kira sah ihr nach, wie sie das Büro verließ. Leider war es wirklich eine rein interne Sternenflotten-Angelegenheit. Offiziell durfte sie sich nicht einmischen – doch inoffiziell sah es ganz anders aus ...
[…]
Vor der Halle kam ihnen einer der Ausgrabungshelfer entgegen. „Hier ist jemand, der Sito Jaxa sprechen möchte.“
Sito tauschte einen erschrockenen Blick mit Vash aus. Es durfte eigentlich niemanden geben, der sie kannte. Bei Quark hatte sie sich nicht mit ihrem Namen vorgestellt und ansonsten war sie mit niemandem in Kontakt gekommen, seit sie diesen Sektor erreicht hatten.
Im Licht vor den Zelten wartete eine Sternenflotten-Offizierin auf sie. Als Vash erkannte, um wen es sich handelte, stieß sie einen leisen Fluch aus. „Verdammter Mist, dein Hintern im Trainingsanzug war Eine von der Flotte. Hättest du dich nicht in jemanden Harmloseres vergucken können? Es lief so gut hier ...“
Sito kämpfte den Impuls nieder, auf der Stelle fortzurennen. Warum hatte sie bloß auf Vash hören und in diesen Raumsektor zurückkehren müssen?
„Ja?“ Die Stimme hatte sie fest im Griff.
„Sito Jaxa?“
Sie nickte.
„Fähnrich Sito Jaxa?“
Für einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, eine verschollene Zwillingsschwester vorzuschieben, die zufälligerweise denselben Namen getragen hatte, doch es würde sie nicht weiter bringen, die Intelligenz der Offizierin zu beleidigen. So antwortete sie nicht auf die letzte Frage.
„Ich bin Commander Erika Benteen, erster Offizier der Raumstation DS9 und augenblicklich ranghöchste Vertretung der Sternenflotte im bajoranischen Raum.“
Wenn sie geglaubt hatte, mit dieser Aufzählung Eindruck bei Sito zu schinden – so hatte sie recht. Die Bajoranerin hatte sich in den Jahren der Gefangenschaft eine harte Schale zugelegt, sie hatte lange genug Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, wie die Sternenflotte mit ihr umgesprungen war, wie sie als bedauerliches, aber hilfreiches Opfer angesehen worden war, nach dessen Verbleib nicht weiter geforscht wurde. Sie hatte diese Institution hassen gelernt und sich geschworen, nie wieder in diese Maschinerie zurückzukehren.
Doch nun als eine leitende Offizierin vor ihr stand, kehrte ihre gesamte Ausbildung zu ihr zurück. Sie spürte die leichte Furcht vor Vorgesetzten, die sie während der Akademie immer begleitet hatte, und es gelang ihr nicht, sie abzuschütteln.
„Ich habe einige Fragen an Sie, Fähnrich.“
Mit einer Handbewegung bedeutete Sito Vash, dass sie das alleine durchstehen würde, dann bot sie der Terranerin an, sie in ihr Zelt zu begleiten.
„Alles in Ordnung mit Ihrer Partnerin?“ wollte Dr. Cuan von Vash wissen, als diese nachdenklich beobachtete, wie sich die Zeltplanen schlossen.
„Ja, danke ...“ Sie wandte sich um und setzte ein Lächeln auf. „Lassen wir uns nicht davon abhalten, Ihren Wein zu genießen. Sie wird zu uns stoßen, wenn ihre Besucherin wieder gegangen ist.“
Es war nicht gerade hilfreich, dass die dunkelhaarige Terranerin auch in Uniform und mit zurückgesteckten Haaren attraktiv auf Sito wirkte. Sie fühlte sich dadurch nur zweifach verunsichert.
„Ich erwarte einen vollständigen Bericht von Ihnen, Fähnrich“, erklärte Benteen gerade. „Mit besonderer Erläuterung des Umstands, warum Sie es nicht für nötig empfunden haben, die Sternenflotte darüber zu informieren, dass Sie noch am Leben sind ...“
„Warum hätte ich das tun sollen?“, fuhr die Bajoranerin nun doch trotzig auf. „Hat sich irgendjemand denn darum gekümmert, wie es mir ergangen ist? Hat jemand nach mir gesucht?“
Benteen war nicht aus der Ruhe zu bringen. „Diese Entscheidung oblag nicht meinem Zuständigkeitsbereich, Ihre Erklärung jedoch sehr wohl.“ Sie sah sich um, nahm einige der kleineren Ausgrabungsstücke auf, welche auf dem Tisch lagen.
„Was machen Sie überhaupt hier?“ In ihrer Stimme lag nun echtes Interesse, nicht nur Ärger über das Verletzen von Vorschriften. „Sie hatten von dem Ausrutscher auf der Akademie abgesehen, eine recht gute Karriere vor sich. Ihre Beurteilungen waren vorbildlich.“
„Der Fehler bei der Flugschau hätte immer in meinen Akten gestanden. Er war auch der Grund gewesen, warum ich glaubte, mich für dieses Selbstmordkommando melden zu müssen“, gestand die Bajoranerin mit gesenktem Kopf. Sie hasste es, dass sie sich wieder so klein und unzulänglich fühlte.
„Mit unseren Fehlern müssen wir fertig werden. Es hat keinen Sinn, davor davonzurennen.“ Benteen sprach zur Zeltwand, und der Satz war nicht unbedingt nur an Sito gewandt.
Sie schüttelte leicht den Kopf und wandte sich wieder zu der Bajoranerin um. „Davonrennen ist sinnlos. Ich möchte Sie bitten, dass Sie Ihre Sachen zusammenpacken und mich auf die Station zurückbegleiten.“
Sito hob den Kopf. „Muss das sein?“
„Sie können mich natürlich auch niederschlagen und weiter vor ihrer Verantwortung davon laufen. Ich wage nur zu bezweifeln, dass es Ihre Lage verbessern wird.“
Benteen stellte eine kleine Vase auf den Tisch zurück. „Ich muss Sie unter Arrest stellen, bis das Oberkommando entschieden hat, was mit Ihnen geschehen wird.“
Sito überlegte kurzzeitig, ob sie nicht wirklich zuschlagen sollte, aber Benteen hatte recht, lösen würde das nichts. „Was kümmert das Oberkommando überhaupt, wo ich bin? Es hat sie bisher auch nicht interessiert! Ich will nichts mehr mit der Sternenflotte zu tun haben.“
„Das hätten Sie sich früher überlegen müssen.“
„Ich verlasse die Sternenflotte ...“
„Auch das hätten Sie sich früher überlegen sollen.“ Benteens Miene war anzusehen, dass ihr die Geduld ausging. „Sie können nicht in die Sternenflotte eintreten, sich das nehmen, was Ihnen als praktisch erscheint und ihr dann den Rücken kehren, sobald Probleme auftreten. So funktioniert das System nicht – ich hatte gedacht, das hätten Sie als Akademieabgängerin begriffen.“
Sito war nicht bereit, sich noch weiter einschüchtern zu lassen. Trotz gewann in ihr die Oberhand. „Dann wird es allmählich Zeit, das System zu ändern, meinen Sie nicht auch?“
„Diese Entscheidung steht Ihnen nicht zu, Fähnrich.“ Sito sah, dass sie etwas in Benteen getroffen hatte, doch im gleichen Moment hatte sie damit auch eine Tür geschlossen. Die Terranerin zog ihren Phaser. „Sie haben noch für ein paar Sekunden die Wahl, ob sie aufrecht mitkommen oder ob ich Sie transportieren lasse. Glauben Sie mir, mir ist das gleichgültig.“
Mit einem ergebenen Seufzen erhob Sito sich von der Pritsche, auf der sie gesessen hatte, und machte sich daran, ihre Habseligkeiten zusammenzusuchen.
[…]
Sito saß in ihrem neuen Quartier auf der Raumstation. Benteen hatte sie immerhin nicht in die Arresteinheit gebracht, sondern sich damit begnügt, sie in einem normalen Quartier festzusetzen. An Schlaf war jetzt ohnehin nicht zu denken, also hatte die junge Bajoranerin damit begonnen, den von ihr geforderten Bericht an die Sternenflotte zu diktieren.
Auf dem Flug von Bajor hatte sie Benteen noch einmal gefragt, ob sie nicht einfach ihren Austritt aus dem Militär einreichen könne. Doch der Commander hatte sie informiert, dass dies nur möglich war, wenn kein Verfahren gegen sie liefe.
Es war alles so unsinnig. Sie hatte ein cardassianisches Inhaftierungslager überlebt, sich durch die halbe Galaxis geschlagen, nur um dann vor einem Militärgericht zu enden für Unterlassungen, die nicht wirklich irgendjemanden interessieren konnten.
Das alles nur, weil sie der Frau ausgerechnet im Quark’s hatte begegnen müssen. Wenn sie ein paar Minuten früher oder später dort angekommen wären, würde sie nun nicht hier sondern friedlich bei einem Gläschen Wein im Zelt von Dr. Cuan sitzen und sich darüber freuen, irgendwo dazu zu gehören.
War das die Strafe dafür, dass sie damals ihren Planeten verlassen hatte?
[…]
Benteen warf sich den Morgenmantel über und eilte aus dem Schlafzimmer zur Wohneinheit hinüber. Wer wollte so früh am Morgen etwas von ihr? Ihr Chronometer hatte sie gerade eben erst aus dem Schlaf gerissen. Mit den Händen versuchte sie rasch noch die offenen Haare zu glätten, welche von der Nacht zerzaust waren, dann ließ sie die Tür öffnen.
Völlig unerwartet lehnte der bajoranische Premierminister vor ihrem Quartier. Benteen drückte die Augen zusammen, um sie erneut zu öffnen, doch der Mann stand immer noch vor ihrer Tür – und er wirkte viel zu munter für diese Tageszeit.
„Darf ich eintreten?“
„Bitte.“ Benteen wies auf die Sitzgruppe. Sie wünschte sich ihre Uniform und eine Bürste her, sie hätte sich sicherer damit gefühlt.
„Das steht Ihnen besser als die strenge Frisur und die Kellner-Uniform, mit der ich Sie bei unserer Ankunft gesehen habe.“ Er nickte in ihre Richtung, während er sich in einen der Sessel niederließ.
„Ich werde Ihre Anregung der zuständigen Abteilung der Sternenflotte weiterleiten“, bemerkte sie nicht unfreundlich, während sie sich selbst setzte. „Darf ich fragen, was Sie um diese Uhrzeit hier wollen? Sie haben sicherlich einen guten Grund, nicht meine normalen Arbeitszeiten abzuwarten.“
„Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind, und da wollte ich Ihre Arbeitszeit nicht unnötig in Anspruch nehmen.“
Aber mein Frühstück ruinieren. In Gedanken strich sie Kaffee und Brötchen. „Um was geht es?“
Shakaar erhob sich wieder aus dem Sessel und trat zum Replikator hinüber. „Kann ich Ihnen ebenfalls etwas bestellen?“
„Ja, bitte einen extra starken Kaffee – ich habe das Gefühl, ich muss wach werden.“
Der Bajoraner kam mit zwei Tassen zurück und reichte eine davon der Offizierin. „Es ist mir zu Ohren gekommen, dass eine Bajoranerin unter Ihrem Arrest steht.“
Benteen blickte ungläubig von ihrer Tasse auf. „Das ist eine interne Angelegenheit der Sternenflotte.“
„Das bestreitet niemand“, gab er ihr recht. „Ich bin auch weit davon entfernt, irgendetwas anderes zu behaupten. Ich bin in der Hoffnung gekommen, dass Ihr Handlungsspielraum es zulässt, darüber zu reden.“
Sie nickte lediglich, den bajoranischen Premierminister konnte sie schlecht mit ein paar Worten vor die Tür setzen. Sie war sich sicher, dass dahinter Colonel Kira stand. Diese würde es niemals lernen, die Belange der Sternenflotte vor diejenigen Bajors zu setzen.
„Und Sie haben natürlich schon einen Vorschlag?“
„Nennen wir es mal so: Ich hätte Interesse an Ihren Beweggründen, die Frau bestrafen zu wollen.“
„Das ist kein privater Rachefeldzug“, empörte sich Benteen. „Ich befolge lediglich die Vorschriften.“
„Entschuldigung. So hatte es nicht klingen sollen. Lassen Sie es mich umformulieren: Was hindert Sie daran, Sito Jaxa einfach gehen zu lassen?“
„Sie hat sich nicht beim Oberkommando zurückgemeldet, sie hat wichtige Informationen unterschlagen, die sie vielleicht in ihrer Gefangenschaft erfahren hat. Sie hätte im Extremfall unsere Seite im Krieg stärken können ...“
„Aber das ist jetzt doch von überhaupt keinem Belang mehr.“
„Wir sollen also alle Regelüberschreitungen einfach so lange ignorieren, bis sie verjährt sind?“
Shakaar lachte leise. Eine Reaktion, welche Benteen als äußerst unangebracht empfand. „Sie wissen, dass ich das nicht so meine.“
„Tatsache ist, dass ich nicht die Befugnis habe, jemanden von einer Anklage freizusprechen, das liegt beim Oberkommando.“
„Doch Sie können eine Empfehlung aussprechen?“
Benteen überlegte, ob sie der Einfachheit halber, diese Frage verneinen sollte. Doch es lag nicht in ihrer Natur, bei direkten Fragen zu lügen. „Ja, ich kann eine Empfehlung aussprechen“, gestand sie.
„Wunderbar.“ Shakaar lehnte sich über den Tisch mit einem Ausdruck, als sei damit der gesamte Fall erledigt. Benteen kannte den Ruf, den der Bajoraner hatte. Es war ihr vollständig bewusst, dass er dieses jungenhafte Gebahren nun mit Berechnung einsetzte. Doch auf der anderen Seite blieb die Tatsache bestehen, dass sie das bajoranische Regierungsoberhaupt vor sich hatte.
„Wenn ich Sie darum bitten würde, die Empfehlung auszusprechen, dass Fähnrich Sito Ihren Abschied aus der Sternenflotte nehmen darf? Ich denke, damit wäre allen Beteiligten am besten geholfen. Eine Verurteilung zum jetzigen Zeitpunkt nützt doch wahrlich niemandem.“
Benteen warf einen Blick auf das Chronometer. Es war höchste Zeit, dass sie sich fertig machte. Sie erhob sich. „Premierminister. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, doch ich komme zu spät zu meinem Dienst. Ich verspreche Ihnen, dass ich über Ihre Bitte nachdenke, genügt Ihnen das für den Augenblick?“
Shakaar erhob sich ebenfalls, er ergriff ihre Hand und deutete in klassischer terranischer Manier einen flüchtigen Kuss an. „Das genügt mir vollkommen. Ich kann sehen, dass Sie eine intelligente, warmherzige Frau sind. Ich weiß, dass Sie die Entscheidung treffen werden, die am besten ist.“
Als sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte, warf sich Benteen auf das Sofa zurück. Sie hasste es, wenn sie manipuliert wurde, und sie hasste es noch mehr, wenn sie das Gefühl hatte, jemand glaubte, damit auch noch durchzukommen.
[…]
Sito blickte erwartungsvoll auf, als sich die Tür nach einem kurzen Ankündigungston öffnete. Diese knappen Spannen reichten bei weitem nicht aus, sollte sich der Quartierbewohner in einer kompromittierenden Situation befinden. Sie hatte schon halb mit dem Gedanken gespielt gehabt, sich auszuziehen, um genau diesen Umstand zu demonstrieren. Doch sie wollte nichts mehr wagen, bis sie nicht wusste, wie sich ihre weitere Zukunft gestaltete.
„Und?“
Benteen warf ihr das Padd zu. „Das Oberkommando hat aufgrund Ihres ausführlichen Berichts entschieden, dass eine Strafe übertrieben wäre. Sie sind frei, Fähnrich. Die Sternenflotte, erwartet Ihre Rückmeldung zum Dienstantritt innerhalb der nächsten Woche.“
Sito starrte den kurzen Text an. Sie hatte nicht damit gerechnet, nicht wenn sie ehrlich sein sollte.
„Das habe ich Ihnen zu verdanken, nicht wahr?“ Die Bajoranerin sprang vom Bett auf und umarmte die überraschte Benteen. „Sie haben mich verstanden, ich wusste es. Sie sind nicht so unnahbar, wie Sie vorgeben.“
Die Terranerin versuchte, die Arme der jungen Frau wieder von ihrem Hals zu lösen. Sie war unvorbereitet auf eine solche Reaktion, und verspürte keine Lust, von jemandem als Frau mit Gefühlen angesehen zu werden. Das konnte nur gegen einen verwendet werden. So bemerkte sie, obwohl sie das hatte verschweigen wollen: „Danken Sie nicht mir, der bajoranische Premierminister hat sich für Sie eingesetzt.“
„Oh.“ Sito trat einen Schritt zurück und schenkte Benteen damit wieder den nötigen Raum, um ihre Autorität aufzubauen. „Wie kommt er dazu?“
„Fragen Sie mich nicht, Fähnrich. Ich frage mich das auch.“ Sie wandte sich um und ging zur Tür zurück.
[...]