Autor Thema: [RPG] Vernehmungsraum  (Gelesen 11475 mal)

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Kontikinx1404

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Antw:[RPG] Vernehmungsraum
« Antwort #30 am: 31.05.15, 21:09 »
Luka war überrascht das die Vernehmung so schnell beendet war. Offensichtlich hatten die Beiden nicht das erfahren was sie wissen wollten. Mit einem "Gerne geschehen" verließ Luka den Vernehmungsraum. Als sich die Tür  hinter ihr geschlossen hatte, konnte sie
nichts weiter tun als verwirrt den Kopf schüttteln. Dies war wohl die ungewöhnlichste Vernehmung die sie je erlebt hatte. Zu gerne hätte
sie gewusst was die Inspektoren wissen wollten. Schließlich zuckte sie nur mit der Schulter. Warhscheinlich würde es sich nicht lohnen
sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Daher machte sie sich wieder auf den Weg in die Sicherheitszentrale um ihrer Arbeit nach zu gehen.
Alle meine Geschichten sind auch in meinem Portfolio verfügbar.
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Antw:[RPG] Vernehmungsraum
« Antwort #31 am: 31.05.15, 21:43 »
„Es ist schon sehr bezeichnend“, meinte Furzkin, als sich die Türen hinter Bruker geschlossen hatten. „Dass diese Leute einem Staff-Captain gegenübersitzen und kein einziges Mal die Höflichkeitsformel „Sir“ verwenden. Vielleicht bin ich als Zivilist nicht ganz auf dem Laufenden, aber... ist das in der Sternenflotte nicht die korrekte Anrede für einen vorgesetzten Offizier, wenn man ihm Respekt erweisen möchte?“
„Doch.“, seufzte Thenar. „Das ist sie.“
Er schnäubte und schüttelte pikiert den Kopf. „Machen wir weiter.“
"Maybe it's a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds... promising untold opportunities... beckon. Silently, they orbit the sun. Waiting."

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Antw:[RPG] Vernehmungsraum
« Antwort #32 am: 01.06.15, 19:53 »
Die nächste in der Reihe war ein Ensign Namens Jasmine Sharp, aus der archäologischen Abteilung. Die junge Frau war pünktlich, und erweckte einen durch und durch tüchtigen Eindruck auf Thenar. Merkwürdig war höchstens der kleine Blumentopf, den sie mit sich führte, aber vermutlich hatte man sie bei der Arbeit gestört.
Als Furzkin sie aufforderte, sich noch einen Moment zu gedulden, und schon mal auf dem Podiumsstuhl platz zu nehmen, verrieten ihre Bewegungen eine gewisse Nervosität.
Verständlich.
Keiner sah der Befragung durch einen Commissioner und einem Captain gerne entgegen, erst recht niemand, der so jung war.
Furzkin tat so, als notiere er noch etwas auf seinem Datenblock – nichts weiter als eine Taktik, die dazu dienen sollte, seine Opfer weichzuklopfen -, und erhob sich dann langsam. Er trat um den Schreibtisch herum und wedelte mit dem Padd. „Ensign, ich habe hier einen von ihnen verfassten Bericht, den ich aus verschiedenen Gründen sehr aufschlussreich finde. Erkennen sie ihn wieder?“
Sharp nahm den Block zögernd von ihm entgegen, und überflog ihn kurz. „Ja, Sir.“ Furzkin hob eine buschige Braue und fing kurz Thenars Bilck auf: Es geht ja doch. Sharp fragte er: „Um was für einen Bericht handelt es sich?“ Auf ihren irritierten Blick hin fügte er hinzu: „Nur für’s Protokoll.“
Sharps Augen wanderte kurz zu Thenar und wieder zurück zu Furzkin. „Es handelt sich um meine Widergabe der Vorfälle auf Faras III, Sir.“
„Von ihnen verfasst?“
„Ja, Sir.“
„Sie gehörten zum Außenteam?“
„Ja, Sir.“
„Was war ihre Funktion?“
Sharp befeuchtete sich die Lippen. „Ich hatte eine Methode entwickelt, die Interferenzen in der Atmosphäre zu durchdringen und mithilfe der Sensoren einen Plan der fremden Bunkeranlage zu erstellen. Vom Orbit aus war die Methode nicht sonderlich ergiebig. Deswegen musste ich mit auf den Planeten, um die Prozedur vor Ort durchzuführen und zu überwachen.“
„Ist ihnen das gelungen?“
„Ja, Sir.“
„Dann war die Mission aus ihrer Sicht ein voller Erfolg?“
Sharp begann nervös auf ihrem Stuhl herumzurutschen. „Nicht... unbedingt, Sir.“
„Wieso nicht?“
„Den Aufbau der Anlage zu kennen, Sir, bewahrte uns nicht vor dem Problem, dass sie von Jem’Hadar bevölkert wurde. Und die konnten die Scanner nicht erfassen. Leider.“
„Sie sind in Kampfhandlungen verwickelt worden?“
„Mehrmals.“, bestätigte Sharp.
„Sie kommen frisch von der Akademie, Ensign. Waren das ihre ersten Kampfhandlungen?“
„Ja, Sir.“
„Aber sie haben sie unbeschadet überlebt. Sonst säßen sie jetzt nicht hier.“
„Was nicht auf alle Mitglieder des Außenteams zutrifft.“
„Ist ihr Bericht deshalb so scharf formuliert?“, fragte Furzkin.
Wieder sah Sharp hilfesuchend zu Thenar, die ihren Blick ruhig erwiderte. Furzkin, dem das nicht entging, beugte sich zu Sharp herab: „Konzentrieren sie sich nur auf mich, Ensign, nicht auf den Staff-Captain. Ich leite die Befragung.“
Sharp zwang sich dazu, den Kopf zu heben und seinen Blick zu erwidern. „Ja, Sir.“
„Ich wiederhole meine Frage: Ist der Bericht deshalb so scharf formuliert?“
„Sir...“, es klang beinahe flehend. „Ich... ich war aufgewühlt. Ich stand unter Schock. Vielleicht habe ich Dinge in diesen Bericht geschrieben, die ich so nicht meinte.“
„Wie haben sie sie dann gemeint?“
Als Sharp nicht antwortete, las er kurzerhand selbst eine Textzeile vor: „... die Regruppierung verlief chaotisch und schleppend. Offiziere kannten ihre Aufgaben nicht. Der im Besprechungsraum aufgestellte Plan war schon kurz nach unserer Landung auf Faras III aufgegeben worden, ein neuer wurde nur zögernd formuliert. Bereits vor McDougals Tod herrschte Verwirrung über die weitere Vorgehensweise. Danach wurde es nicht besser. Das Wetter schwang drastisch um. Die Führungsoffiziere reagierten erst im letzten Moment. Schließlich gaben wir den Kommandoposten überhastet auf, und damit einen Großteil der Ausrüstung. Da die Flucht vor dem Wetter zu einem Wettrennen wurde, gab es kein von den Sicherheitskräften abgedecktes Vorrücken, sondern ein lossprengen ohne ersichtliche Ordnung.“ Er sah sie an und ließ das einen Moment einwirken.
Sharp sank in sich zusammen. Etwas an der jungen Frau erweckte in Thenar den Wunsch, sie tröstend zu umarmen.
„Waren das ihre Worte?“, hörte sie Furzkin nachfragen.
Sharp begann nervös ihre Finger zu kneten. Sie hatte den Kopf gesenkt und man konnte ihr ansehen, dass sie sich fortwünschte. „Ich...“, begann sie. „Ich bin nur A&A-Offizier, Sir. Kein Taktiker. Es obliegt mir nicht, meine Vorgesetzten zu kritisieren, erst recht nicht in einem Arbeitsbereich, den ich so wenig verstehe.“
Furzkin zog die Stirn kraus. „Irgendetwas muss sie aber dazu bewegt haben, ihre Vorgesetzten zu kritisieren. Immerhin haben sie es getan. In diesem Bericht hier.“
Als Sharp zögerte, meldete sich erstmals auch Thenar zu Wort. „Sie können offen sprechen, Ensign.“, versicherte sie mit sanfter Stimme. „Wir sind nicht hier, um jemandem Probleme zu bereiten. Ganz im Gegenteil. Irgendetwas auf dem Schiff läuft falsch. Wir müssen herausfinden, was.“
Sharp entließ frustriert die Luft aus der Nase. „Sir, Ich... Es war mein erster Einsatz, und... er lief nicht unbedingt so, wie er hätte laufen sollen. Es kam vieles auf einmal zusammen, und...“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „An Bord ist alles so anders, als auf der Akademie. Darauf war ich nicht vorbereitet.“
„Anders?“, wollte Furzkin wissen. „Inwiefern?“
„Es ist viel... spontaner hier. Unübersichtlicher.“
„Chaotischer?“
Sharp neigte den Kopf auf eine Art, die sowohl ein Ja, als auch ein Nein bedeuten konnte. Thenar musste unwillkürlich lächeln. 
Furzkin lächelte nicht. „Woran könnte es liegen, dass es hier so... anders ist?“
Sharp zuckte ansatzweise mit den Schultern.
„Liegt es an der Organisation?“
Wieder antwortete Sharp nicht.
Furzkin beschloss die Taktik zu ändern. Er begann im Raum herumzuwandern. „Seit sie an Bord sind, hatten sie da Gelegenheit, mit Captain Katic zu arbeiten?“
Sharp nickte, dankbar für den Themenwechsel. „Ich durfte Lieutenant M’Rass gelegentlich an der Wissenschaftsstation auf der Brücke vertreten, Sir. Ich bin ihr sehr dankbar dafür.“
„Also haben sie Captain Katic in Aktion erlebt?“
„Ja, Sir. Bei verschiedenen Gelegenheiten.“
„Haben sie den Eindruck, dass sie unorganisiert ist?“
„Nein, Sir.“
„Welchen Eindruck haben sie dann von ihr?“
„Sie ist eine gute Kommandantin, so weit ich das beurteilen kann.“, sagte Sharp. „Zurückhaltend. Aber entschlussfreudig. Sie sorgt für eine angenehme und entspannte Arbeitsatmosphäre. Es macht Spaß mit ihr zu arbeiten.“
„Macht es ihnen auch Spaß mit Commander Harris zu arbeiten?“
Sharp zögerte.
„Es war Commander Harris, der das Team auf Faras III leitete, nicht wahr?“, fragte Furzkin nach.
„Ja, Sir.“
„Und war vielleicht auch nur er es, der unorganisiert war?“
„Das kann ich nicht beurteilen, Sir.“
„Würden sie denn sagen, dass er während der gesamten Mission korrekt und bestmöglich gehandelt hat?“
„Das kann ich nicht beurteilen, Sir.“, wiederholte Sharp, diesmal bestimmter.
Furzkin richtete sich auf. Er tauschte einen knappen Blick mit Thenar, schlenderte ein paar Schritte um Sharps Stuhl herum und tat dabei, als müsse er nachdenken.
Schließlich gestand er: „Ihr Bericht hat uns nichts neues mitgeteilt, Ensign. Er hat es nur etwas treffender auf den Punkt gebracht. Auch in der Nacherzählung der anderen Offiziere, die an dem Einsatz teilnahmen, ist herauszulesen, dass auf Faras III ein nicht geringes Chaos herrschte. Und wir haben nun von verschiedenen Quellen angedeutet bekommen, dass Commander Harris in letzter Zeit sehr gestresst ist. Würden sie ebenfalls sagen, dass er in letzter Zeit sehr gestresst wirkt?“
Sharp haderte sichtlich mit sich selbst. „Vielleicht.“, gestand sie nach langem Zögern.
„>Vielleicht< ist keine klare Aussage, Ensign. Drücken sie sich präzise aus.“
Sharp sah ihn an. Und zum ersten Mal entdeckte Thenar so etwas wie Zorn in ihren Augen auflodern. „Wir sind alle etwas gestresst, Sir. Was vielleicht mit den Missionen zusammenhängt, die man uns erteilt. Aber es obliegt mir jedoch nicht, sie zu kritisieren, so wenig wie es mir obliegt, über Commander Harris zu urteilen, oder ihm zu sagen, wie er seine Arbeit machen soll, egal für wie schlau ich mich halte. Und ich fühle mich nicht wohl dabei, dass sie von mir verlangen, einen vorgesetzten Offizier ans Messer zu liefern. Denn genau das ist es doch, was sie hier versuchen, oder?“
Furzkin wollte etwas erwidern, aber Sharp ließ ihn gar nicht. „Ich mag nicht mit allem Einverstanden gewesen sein, was der Commander auf Faras III tat. Aber ich kann auch nicht leugnen, dass er es war, der während einer kritischen Evakuierung auf mich acht gab. Er war es, der die Überlebenden deckte. Er war es, der das Runabout als letzter betrat. Und er war es auch, der im Anschluss die Familien der Toten benachrichtigen und danach seinen Dienst wiederaufnehmen musste, während ich mich in mein Quartier zurückziehen und die Welt so weit ausblenden durfte, dass ich genug Zeit hatte, in meinem emotional kompromittierten Zustand einen Bericht zu verfassen, der in höchstem Maße unprofessionell war, und den ich gerne wieder zurücknehmen würde.“
Sie stand auf. „Das ist alles, was ich in Bezug auf Commander Harris sagen kann, Sir. Bei allem anderen... würde ich mich wohler fühlen, wenn sie ihn selbst befragen.“
Furzkin stierte sie an. Er warf einen Blick zu Thenar, die kaum merklich nickte.
„Also gut, Ensign.“, brummte er. „Das wäre alles. Sie können gehen.“
Die junge Frau wich seinem Blick aus – mehr verletzt als wütend, schnappet sich ihren Blumentopf und verließ den Vernehmungsraum, ohne zurückzusehen.
Furzkin wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte und sie wieder alleine waren, ehe er sich Thenar zuwandte. „Das war gleichermaßen aufschlussreich wie verwirrend. Mir kam es so vor, als sei sie durchaus nicht glücklich mit dem Commander, und wolle es nur nicht aussprechen.“
„Oder dass sie ihren Bericht ehrlich bereut.“, hielt Thenar dagegen. „Sie ist jung. Faras III war eine traumatische Erfahrung, an der sie nicht hätte teilnehmen dürfen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Schock in Wut verwandelt, und man sich in der Wut einen Schuldigen sucht, um sich selbst besser zu fühlen. Ihre Aussage ist zu kryptisch. Man kann sie in beide Richtungen drehen.“
Furzkin nickte. „Da ist immer noch der Vorwurf, an Bord seien die Dinge sehr... anders. Er deckt sich mit dem was Bruker sagte, und mit Berichten von einem Dutzend Offizieren – vor allem ehemalige, die das Schiff nach kurzer Dauer wieder verließen. Jeder listet diverse Vorfälle auf. Mangelnde Disziplin, ein lasches Protokoll... Allein und für sich genommen ist nichts davon beachtenswert, aber in der Gesamtbetrachtung... ergibt sich ein Bild. Wir sind selber Zeuge davon geworden.“ Furzkin schürzte die wulstigen Lippen und überlegte. „Wer ist an Bord eines Raumschiffes für die Einhaltung der Disziplin verantwortlich?“
„Kommt drauf an.“, gestand Thenar. „Jedes Kommandoteam entwickelt im Laufe der Zeit einen eigenen Stil. Es gibt eine menge Varianten, abhängig von der Persönlichkeit des COs und des XOs. Da Ensign Sharp jedoch meinte, der Captain sei zurückhaltend, was sich ebenfalls mit den Berichten deckt, gehe ich davon aus, dass sie die Durchsetzung des Protokolls und der Disziplin dem ersten Offizier überlässt.“
„Womit wir wieder bei Harris wären.“
„Sollen wir ihn herbeten?“
Wieder überlegte Furzkin. „Noch nicht.“, entschied er. „Ich möchte erst noch weitere Stichproben sammeln."
« Letzte Änderung: 03.06.15, 12:58 by Star »
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« Antwort #33 am: 02.06.15, 13:24 »
Die Vernehmungen gingen noch bis weit in den späten Nachmittag hinein. Thenar und Furzkin zitierten Offiziere aus allen möglichen Abteilungen und Dienstgraden herbei, befragten sie mit wechselnden Taktiken, nahmen manche in die Mangel, lockten andere mit Freundlichkeit. Es war nicht die zuvorkommendste Art diese Anhörungen durchzuführen, aber in Anbetracht des enormen Zeitdrucks, unter dem sie standen, die effektivste, und allmählich verdichteten sich die einzelnen Aussagen zu einem stimmigen Gesamtbild.
Die Zustände an Bord waren bei weitem nicht so schlimm, wie es zunächst ausgesehen hatte, aber die Besatzung war... nun vielleicht nicht direkt vom Weg abgekommen. Aber sie wussten auch ganz offensichtlich nicht, wo er hinführen sollte. Ein „wozu das Ganze?“ beherrschte die Köpfe der Leute an Bord, ein kollektives Unverständnis für das, wofür sie im Krieg überhaupt gekämpft hatten, und wie es nun weitergehen mochte. Mit immer neuen Katastrophen?
Wozu das Ganze?
Den Leuten fehlte ein Ziel.
Die Ideale auf die sie einst geschworen hatten, drohte zu einem verschwommenen Etwas in der Distanz zu verkümmern. Sie lebten in den Tag hinein, die Vergangenheit Düster, die Zukunft nicht unbedingt vielversprechender.
Die Sache wurde dadurch erschwert, dass es ihnen an Leitfiguren mangelte. Die Mitglieder der Kommandocrew trugen alle ihr eigenes Päckchen. Sie wurschtelten sich zwar irgendwie durch den Dienst – Thenar fand, dass sie gemäß der Umstände sogar recht gute Arbeit leisteten -, versäumten es zugleich aber auch, ihre Untergebenen im großen Stile zu führen und zu inspirieren.
Das gute Beispiel, das sie für die jüngeren Dienstgrade hätten abgeben sollen, bestand in Wahrheit aus einem Verhalten, das Disziplin und den Blick für das größere Ganze vermissen ließ.
Das war letztendlich nichts, was man nicht – noch - korrigieren konnte, auch wenn das nicht reibungslos verlaufen würde, aber dazu mussten Thenar und Furzkin erst herausfinden, wo genau sie ansetzen mussten. Es war wie bei der Reparatur einer Hüllenplatte mit Verschleißerscheinungen – ehe man das Material stärken konnte, musste man es erst mit starker Strahlung bombardieren, um herauszufinden, wo die Defizite lagen.
Commissioner Furzkin war zweifellos der richtige Mann, um ein effektives Bombardement zu gewährleisten. Seine verbalen Hiebe waren treffsicher und wohldosiert.
Sie offenbarten die Risse im Material.
An Thenar würde es später liegen, die eigentliche Reparatur durchzuführen. Sie wusste nicht, wer von ihnen die schwierigere Aufgabe hatte, aber sie war zumindest froh, dass sie beide das gleiche Ziel verfolgten. Dem Flottenkommando war es offenbar zweitrangig, wie man das Problem der Estrella löste – Hauptsache es war gelöst. Nötigenfalls auch mit drastischen Schritten. Thenar und Furzkin hingegen waren inzwischen zur Übereinkunft gekommen, die Crew nicht fallen zu lassen, auch wenn sie ihnen erst Unannehmlichkeiten bereiten mussten.
Das Hauptproblem schien vom Kommandoduo auszugehen; genauer gesagt, von Commander Harris, der laut etlichen Aussagen gestresst, unglücklich und neuerdings recht aggressiv war. Wenn man bedachte, was er durchgemacht hatte, war das mehr als verständlich. Und typisch – zumindest für einen ehemaligen Sicherheitsoffizier.
Er war so sehr daran gewöhnt, seine eigene Besatzung zu verteidigen, dass irgendwann jeder von Außerhalb zu einer möglichen Bedrohung wurde – selbst der zivile Sektor, den man als uniformierter eigentlich beschützen sollte.
Irgendwann begannen diese Leute Recht und Ordnung selbst in die Hand zu nehmen. Die klassische Captain Maxwell-Situation. Harris war zum Glück noch nicht so weit, vielleicht würde er es auch nicht werden. Aber die Gefahr war zu groß, um das Risiko einzugehen.
Und Lieutenant Brukers Bericht über die Ereignisse auf Veridian III, der ihnen vor zwei Stunden zur Verfügung gestellt wurde, zeigte deutlich, dass das Risiko vorhanden war.
So konnte es nicht weitergehen.
Das verlorene Schaf musste zur Herde zurückgeführt werden. Ob das möglich sein würde, musste sich noch herausstellen.
Doch wie sah Captain Katics Rolle dabei aus? Standen sich die beiden vielleicht zu nahe? War der Captain deshalb zu passiv?
Möglich. Sie war jung, und noch immer am lernen. Woher sollte sie wissen, wie man mit so eine Situation umging?
Thenar hielt es ihr nicht vor. Aber es mussten Lösungen her. Nach kurzer Diskussion, beschlossen die beiden Ermittler sich Antworten zu verschaffen. Furzkin legte sich eine Strategie zurecht. Und dann riefen sie Katic zu sich.
„Captain Katic, bitte melden sie sich im Vernehmungsraum...“
« Letzte Änderung: 02.06.15, 22:27 by Star »
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« Antwort #34 am: 02.06.15, 21:52 »


Die junge Kommandantin stand vor der Tür zum Verhandlungsraum, der Crewman nickte ihr zu, „Ma’am.“
Sie erwiderte mit einem nicken und betätigte anschließend den Türsummer. Es vergingen ein bis zwei Sekunden, in dieser Zeit führte sie das Picard Manöver durch und trat durch die sich öffnende Tür.
Thenar und Furzkin warteten bereits auf Lejla.

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« Antwort #35 am: 02.06.15, 21:54 »
Der Commissioner deutete auf den Podiumsstuhl. „Nehmen sie Platz, Captain. Es wird nicht lange dauern.“
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« Antwort #36 am: 02.06.15, 22:28 »


„Danke.“ sagte sie und setzte sich auf den Stuhl.
Lejla überschlug die Beine und legte beide Hände auf ihrem Schoß ab, blickte neugierig zu den beiden Personen vor ihr.

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« Antwort #37 am: 02.06.15, 22:30 »
„Captain Katic.“, läutete der Commissioner das Gespräch ein. „Eines ihrer Mannschaftsmitglieder berichtete uns, dass das Arbeiten unter ihnen Spaß machen würde. Dieses Mannschaftsmitglied betonte weiterhin, dass sie für eine entspannte Arbeitsatmosphäre sorgen.“ Er neigte raubtierhaft den Kopf. „Würden sie das bestätigen? Ist die Estrella Del Alba ein Schiff, auf dem man - im Allgemeinen - gerne seinen Dienst verrichtet?“
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Antw:[RPG] Vernehmungsraum
« Antwort #38 am: 02.06.15, 22:56 »


Lejla neigte den Kopf, überlegte kurz wie sie die Wörter zusammenlegen sollte, holte dann Luft und sprach los, „Ich lege wert auf einen Kooperativen Führungsstiel. Bedeutet dass ich den Offizieren genug Freiraum innerhalb gesteckter Grenzen gebe, sich in ihrem Fachbereich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und mitzugestalten. Eine Art von Motivation.“
Sie sah kurz zu Thenar, ehe sie sich wieder Furzkin zuwendete, „Um aber auf die Frage zu kommen, ich würde sagen ja. Es wäre nicht besonders effektiv wenn die Crew nicht gerne ihren Dienst auf dem stationierten Schiff ausüben würde.“

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Antw:[RPG] Vernehmungsraum
« Antwort #39 am: 04.06.15, 09:00 »
Das war, so finden wir Organier, eine ziemlich gute Antwort des Captains, die zweifellos einen spannenden Tanz zwischen ihr und dem Commissioner einleitete.
Ihr, werter Leser, werdet euch nun gewiss fragen, wie dieser Tanz denn im Detail aussah, und vor allem, wie es danach weiterging. Und wir würden euch die Geschichte auch gerne ausführlich zuende erzählen, doch auch unseren Kräften sind Grenzen gesetzt, und es gab kürzlich einige galaktische Krisen, die verhinderten, dass wir dem Ende dieser Geschichte mit voller Konzentration lauschen konnten. Obwohl wir so viele Universen, mit so vielen möglichen Verästelungen simultan beobachten, sind wir aus diesem Grunde etwas... durcheinandergekommen.
Wir wissen nicht genau, wie es ausging.
Jedenfalls nicht in unserem Universum.
Aber wir haben eine ungefähre Vorstellung.
Denn eine Variante ist uns durchaus im Gedächtnis geblieben; die Geschehnisse, die sich nach dieser Antwort des Captains, im vierundfünfzigsten Parallel-Universum links von unserem zugetragen haben. Wir nennen es auch manchmal das Universum der Geduld, und des Vertrauens.
Es wird nur selten besucht.
Eigentlich ist es auch ziemlich langweilig.
In jenem vierundfünfzigsten Parallel-Universum links von unserem geschah jedenfalls folgendes:


Im weiteren, durchaus spannenden Gespräch mit dem Captain und den beiden Ermittlern, wurde nach und nach ersichtlich, dass Captain Katic und Commander Harris eine Einheit bildeten, und beide zusammen einen hervorragenden Offizier ergaben – doch nun, wo Commander Harris aufgrund von persönlichen Problemen schwächelte, schwächelte auch das Kommandoduo.
Und das wirkte sich auf die gesamte Mannschaft aus.
Jener Commander Harris - also der des vierundzwanzigsten Parallel-Universums links von unserem (nicht zu verwechseln, mit unserem natürlich) -, hatte einfach zu viele Traumata erlebt, und zu wenig Chancen gehabt, sie richtig zu verarbeiten. Er fühlte sich schuldig für den Tod von Frau und Freunden. Natürlich machte sich keiner der beiden Ermittler Sorgen darüber, dass er Schuld empfand. Es wäre eher Fragwürdig, wenn sie keine empfinden würden. Nein, sie machten sich sorgen darüber, dass die Schuld dazu führt, dass er seinen Dienst nicht mehr bewältige.
Um Gewissheit zu erlangen, lud man ihn als letzten zur Vernehmung.
Er hielt sich wacker. Das muss man ihm lassen.
Die Barrieren, die er zum Selbstschutz errichtet hatte, waren äußerst standhaft. Irgendwann, wie Wasser, das einen Stein abträgt, gelang es dem unermüdlichen Commissioner dann aber doch, sie zu überwinden, und den verletzbaren Kern des Commanders Stück für Stück ans Tageslicht zu bringen.
Den gebrochenen Mann.
Es war ein grandioses Gespräch. Sehr psychologisch. Es wurden viele verbale Schläge ausgetauscht und beide Kontrahenten agierten clever und bestimmt. Furzkins Methode zeigte Wirkung; Der Commander hatte irgendwann genug, legte seinen Kommunikator ab, und stürmte einfach aus der Tür.
Der Commissioner wirkte recht zufrieden, hatten sie doch endlich das – in der momentanen psychologischen Verfassung - schwächste Glied in der Kette identifiziert.
Nun konnten sie sich an die eigentliche Arbeit machen, und die Kette auf ein neues Schmieden und Härten.
Natürlich wäre Counselor Levinoi auch dazu in der Lage gewesen (und in unserem Universum, so munkelt man, war sie es auch und hat dasselbe Ergebnis alleine und ohne Hilfe von den Ermittlern erreicht – auch, wenn wir nun vielleicht wieder durcheinandergekommen sein könnten), aber im vierundzwanzigsten Parallel-Universum links von unserem verliefen die Dinge eben etwas anders und die Zeit drängte.


Staff-Captain sh’Dranii suchte kurz darauf den Commander in seinem Quartier auf. Sie hatten eine lange, und fruchtbare Unterhaltung, in dem der Commander einen ersten, entscheidenden Schritt Richtung Katharsis unternahm.
Es war ein wirklich gutes Gespräch.
Ein toller Dialog.
Alle, die Zeugen davon wurden, werden das bestätigen – die Propheten beispielsweise, oder die Metronen. Oder die Q.
Nun, okay, die Q vielleicht nicht.
Aber das sind eh Idioten.
Der Staff-Captain und der Commander also, sie sprachen über privates, über Familie, aber natürlich auch den Dienst. Sie erinnerten sich daran, wieso sie sich einst für die Uniform entschieden hatten, und wie viel sie dadurch bewegen konnten und jeden Tag bewegten. Sie sprachen darüber, dass sie in der Flotte alle Brüder und Schwestern waren, und dass sie sich gegenseitig helfen mussten und auch würden, auch wenn es im Falle der Estrella ein wenig länger gedauert hatte, ehe jene Hilfe sie erreichte. Sie sprachen über die Vergangenheit, über die Gegenwart, auch über die Zukunft, und am Ende nutzte es ihnen beiden.
Nach dieser Unterredung folgte die Abschlussbesprechung, die längst nicht für alle, aber doch für manche einige Aha-Momente enthielt.
Die beiden Ermittler ließen die Führungsoffiziere um Punkt 1600 im Konferenzraum zusammenkommen, und das, was sich danach ereignete, ging in etwa so:

 
Thenar wartete, bis alle platz genommen hatten, und das Gemurmel verstummte. Dann dankte sie den Leuten für ihr Kommen, trat nach vorn, zu Commissioner Furzkin, der neben dem Monitor Stellung bezogen hatte, und begann ihre Ansprache. „Als ich zu diesem Auftrag abbeordert wurde, und die ersten Berichte zu lesen bekam, rechnete ich mit dem Schlimmsten.“
Jeder an Bord bekam ihre Worte mit, weil sie auf sämtlichen Bildschirmen an Bord übertragen wurde. Auf allen Decks hielten die Leute in ihrem Tun inne und hörten zu.
„Das Bild, das gezeichnet wurde, war das eines Katastrophenschiffes. Selbstmorde, Inkompetenz, ein Protokoll, das mit Füßen getreten wird.“ Sie machte eine dramatische Pause. „Nachdem wir mit etlichen von ihnen gesprochen haben, kann ich jedoch Entwarnung geben. Die Besatzung dieses Schiffes hat sich nicht viel vorzuwerfen. Es gibt keine ersten Probleme mit dem Reglement. Auch nicht mit einem Mangel an Willen. Sondern mit dem Selbstbewusstsein.
Und es ist nicht verwunderlich. Diese Mannschaft ist von einer Katastrophe in die nächste gestolpert, ohne Pause, ohne die Chance, sich zu erholen. Ein ständiges Straucheln war die Folge. Sowohl Disziplin, als auch Moral bröckeln. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Weder der Commissioner, noch ich, sind jedoch nicht hier, um einen Schuldigen zu suchen. Was würde es schon bringen? Damit wäre niemandem geholfen. Nein, wir sind hier, um die Probleme aufzudecken, und Lösungen zu erarbeiten. Leider...“, fügte sie mit einem Seufzen hinzu „standen wir aus diversen Gründen unter Zeitdruck. Commissioner?“
Der Tellarit aktivierte den Monitor, auf dem verschiedene Aufzeichnungen von Nachrichtensendungen abgespielt wurden, die mit der Estrella zu tun hatten.
Die Schlagzeilen waren nicht besonders freundlich. Über Selbstmorde war dort die Rede. Und Offiziere, die Zivilisten bedrohten. Ein Bild von Doktor Cake wurde eingeblendet.
„Irgendjemand“, ergriff der Commissioner das Wort. „Hat es auf die Estrella abgesehen, und die Presse aufgewiegelt. Das Flottenkommando ist an der Sache dran. Ich garantiere ihnen, dass wir in kürze wissen, wer dafür verantwortlich ist, und dass derjenige zur Rechenschaft gezogen wird. Doch der Schaden ist angerichtet. Nun mussten wir schnell handeln, um ihnen allen schlimmeres zu ersparen.“
„Seit dem Krieg“, griff Thenar den Faden auf. „steht die Flotte in der Kritik. Das ist verständlich. Selbst für uns waren die letzten paar Jahre traumatisch. Doch wir haben eine entsprechende Ausbildung auf unserer Seite. Wir waren immerhin ansatzweise vorbereitet. Für den zivilen Sektor war die Erfahrung aber noch sehr viel erschütternder als für uns. Nun stellen die Bürger der Föderation Fragen. Und nicht immer nur freundliche. Es ist nur... menschlich, dass sie jemanden suchen, dem sie vielleicht die Schuld an allem geben können, um Erfahrenes verarbeiten zu können, den Schmerz und das Leid.“
Sie machte eine kurze Pause. „Das mag ihnen allen Unfair erscheinen. Aber niemand hat behauptet, das Universum sei fair. Zumindest ist es konsistent. Und wir als Sternenflotte, müssen nun ebenfalls konsistent sein. Wir sind Utopias Schutzengel, und dieses Utopia braucht seine Schutzengel nun mehr denn je. Wenn andere schwächeln, müssen wir standhaft sein, an den Idealen festhalten, auf die wir geschworen haben, und mit gutem Beispiel vorangehen, auf dass wir den Krieg endlich hinter uns lassen können und jene Werte, die uns allen hoch und heilig sind, in die Köpfe der Leute zurückkehren. Wir müssen als Einheit in die Zukunft blicken. Doch diese Einheit ist nur so stark, wie das schwächste Glied.“ Sie deutete auf Furzkin. „Der Commissioner und ich, wir haben die Vernehmungen so... harsch durchgeführt, um die schwachen Glieder dieser Kette an Bord der Estrella del Alba zu identifizieren. Dafür entschuldigen wir uns. Aber besser wir haben es getan, als wenn uns die Presse zuvorgekommen wäre. Denn nun können wir damit beginnen, die Kette auf ein neues zu schmieden - und zu härten, gegen alles, was da kommen mag. Es gibt da ein andorianisches Sprichwort: Die Vergangenheit definiert nicht den Krieger. Sie bereitet ihn lediglich vor.“
Sie räusperte sich und las von einem Datenblock vor. „Folgende Maßnahmen werden ergriffen: Das psychologische Personal an Bord der Estrella del Alba wird unter der Leitung von Counselor Levinoi erweitert. Durch die Vernehmungen wurde ersichtlich, dass das bestehende Team hervorragende Arbeit leistet, aber vielleicht zu klein ist, um die massiven Arbeitsanforderungen alleine bewältigen, die nötig sind, um der Besatzung jene Hilfe zu gewähren, die sie braucht. Daher wurden mehrere Fach-Psychologen und Berater angefordert, die bereits unterwegs sind, um die Crew zu entlasten und zu unterstützen. Wir hoffen, dass die Traumabewältigung bei einigen in Folge dieser Maßnahme um ein vielfaches schneller vonstatten geht. Des weiteren wird Commissioner Furzkin an Bord verweilen, und die Mannschaft ebenfalls unterstützen.“
Gemurmel setzte ein.
Thenar fuhr unbeeindruckt fort. „Offiziell wird er Captain Katic in diplomatischen Angelegenheiten beraten und unterstützen. Inoffiziell... wird er der Schutzschild sein, der sowohl die Medien, als auch die Politik von ihnen allen fernhält, damit sie in Ruhe und Ungestört ihre Arbeit machen können.“ Trocken fügte sie hinzu: „Sie haben sein Talent, andere in den Wahnsinn zu treiben hautnah erlebt. Nun steht es ihnen zur Verfügung.“
Furzkin reckte stolz das Kinn.
Thenar las weiter ab: „Lieutenant Commander Harris wurde von allen Anklagen betreffend der juristischen Abteilung freigesprochen, gleichzeitig aber auch vorübergehend beurlaubt – ohne Eintrag in den Akten. Der Commander ist für Schiff und Crew über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gegangen. Doch jede Maschine, die weit über Normalbelastung operiert, muss auch irgendwann die Chance bekommen, wieder abkühlen, weil sie sonst überhitz. Commander Harris war nicht in der Lage, jenes zu verarbeiten, was verarbeitet hätte werden müssen. Dazu wird er nun Gelegenheit erhalten. Ich bin zuversichtlich, dass wir ihn bald in unseren Rängen wieder willkommen heißen können, und er spätestens bei der nächsten Mission, die ihnen das Sternenflottenkommando überträgt, wieder in voller Stärke einsatzfähig ist. Als seine Kollegen... als seine Kameraden... bitte ich sie, ihm jene Unterstützung zukommen zu lassen, die er auch ihnen gewähren würde. Das gleiche gilt in Bezug auf ihren Captain, die nun vorübergehend ohne einen ersten Offizier operieren muss. Ich zweifle nicht daran, dass sie das schafft, aber dennoch sollten sie sich alle bemühen, Captain Katic zu entlasten. Erinnern sie sich an ihr Training. Erinnern sie sich an das Protokoll. Begegnen sie Kollegen mit jenem Maß an Respekt, das ihnen zusteht. Es mag Tage geben, wo es nicht so scheint, aber... der Dienst ist trotz allem ein Privileg. Keine Pflicht. Für Schludrigkeit sind sie in der falschen Organisation.“
Sie sah Katic direkt an. „Captain, einige ihrer Besatzungsmitglieder sprachen in hohen Tönen über sie. Uns wurde versichert, dass der Dienst unter ihnen Spaß machen würde. Behalten sie das bei. Aber eine Crew wird nicht nur mit Zuckerhut geführt – hin und wieder muss auch mal die Peitsche ausgepackt werden. Das ist etwas, was sie noch lernen müssen. Ich bin sicher, sie werden es. Das nächste Mal, wenn ein Offizier das Protokoll unnötig schleifen lässt... lassen sie ihn Plasmaleitungen schrubben, und zwar so lange, und sooft, bis die Erinnerung an das, was die Akademie vermittelt hat, zurückgekehrt ist. Das wirkt Wunder. Ansonsten können sie sich immer fragend an ihre Vorgesetzten wenden. Darin liegt keine Schande. Mister Hykes, wir stolpern nicht durch die Galaxis und drücken Knöpfe, deren Bedeutung wir nicht kennen. Wir sind keine Pakleds.“
Zurückhaltendes Gelächter war zu hören. Jemand hustete.
Thenar baute sich zu ihrer vollen Größe auf und blickte die Offiziere ernst an. „Abschließend wird es keine Disziplinarmaßnahmen geben. Keine Einträge in die Akten. Ich erkläre die Inspektion nun für beendet, mit dem Ergebnis, dass die Mannschaft bestanden hat – hochoffiziell und für alle einsehbar. Damit gelten die vergangenen Katastrophen als genau das: Vergangen. Ich hoffe sie erkennen diesen Schritt als Chance für einen Neuanfang. Die Möglichkeit, noch mal von vorn anzufangen, frisch und ohne Ballast. Nutzen sie sie. Das Flottenkommando baut auf ihr Engagement.“


Anschließend wurden Hände geschüttelt, die besten Wünsche ausgesprochen, und Captain sh’Dranii verließ das Schiff kurz darauf mit dem nächsten Transportflug Richtung Heimat, wo sie wieder mit ihrem thaan und den beiden Kindern vereint wurde, und den Rest ihres Urlaubs genießen konnte.
Auch der Commissioner blieb nicht lange, da die ganze Angelegenheit um die Presse bald aufgelöst wurde, und die Aufgabe des Tellariten somit erfüllt war. Der Aufenthalt dieser beiden war also nur von kurzer Dauer, aber es war eine heilende Erfahrung für alle.


Das, lieber Leser, geschah wohlgemerkt im vierundfünfzigsten Parallel-Universum links von unserem. Es gibt einige Gerüchte und Erzählungen darüber, wie genau die Sache in unserem Heimatuniversum weiterging, und vielleicht werden aufmerksame Superwesen, wie auch ihr eines seid, kleinere Schnipsel davon in Form des allgemeinen Crew-Geplänkels auf der ein oder anderen Wahrnehmungsebene noch zu erleben bekommen - vor allem natürlich jene Heilung von Commander Harris, bei der besonders Counselor Levinoi eine entscheidende und vorbildliche Rolle spielte.
(Sofern wir da jetzt nichts durcheinander gebracht haben, heißt das. Gut möglich, dass sich die Dinge auch anders entwickelten. Wir sollten die Propheten befragen.)
Aber gewiss ist, dass auch bei uns die Crew am Ende der Geschichte von allen Zweifeln (außer denen natürlich, die noch für weitere Geschichten benötigt wurden – unsere Beobachtungen sind diesbezüglich etwas vage, und wir möchten uns nicht festlegen) reingewaschen wurde, und zu ihrem nächsten Abenteuer aufbrach.
Man kann aus diesem Grunde davon ausgehen, dass die Ereignisse in unserem Universum ganz ähnlich verliefen – es gibt also keinen Grund zur Widerholung – nur mit Unterschieden im Detail.
Beispielsweise dem, dass es wohl keinen Tadel gab, nicht einmal einen sanften. In unserem Universum wäre der vermutlich auch gar nicht nötig, seien wir ehrlich. Die entsprechenden Offiziere haben bei uns schließlich nichts falsch gemacht. Nicht das Geringste.
Und auch sonst war die Rolle der Ermittler in unserem Universum weitaus kleiner, und jene unserer Helden dafür umso größer und – ganz ehrlich – auch sehr viel kompetenter. Wir Organier sind auf jeden Fall guter Dinge, dass es auch so bleibt und wir harren neugierig der Abenteuer, die da noch folgen werden.
Tellariten, so zeigen alle möglichen Zeitlinien, werden jedoch nicht mehr vorkommen.
Und das, so nehmen wir an, ist eine höchst willkommene Sache.
"Maybe it's a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds... promising untold opportunities... beckon. Silently, they orbit the sun. Waiting."

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