Autor Thema: 4. FF Contest - Alexander_Maclean - Erster Kontakt  (Gelesen 7960 mal)

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Max

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Antw:4. FF Contest - Alexander_Maclean - Erster Kontakt
« Antwort #15 am: 19.02.16, 21:48 »
Auch dir danke ich für das Lesen und Rewiehen.

Du bist der erste der so umfassend die Alienspezies beachtet.
Gerne, gerne :)

Ich überlege gerade, wie man "die Anteile" der beiden Spezies - Mensch und Außerirdische - gewichten könnte. Das Lustige ist ja eigentlich, dass wir kein einziges Mal die menschliche Perspektive zu sehen bekommen, den Standpunkt der Menschen nicht hören (und uns auch die Entschuldigungen, die sie womöglich anführen, sozusagen erspart bleiben). Ich finde, dass das wirklich ein sehr genialer Kunstgriff von Dir gewesen ist - im Grunde ist die ganze Geschichte eine Geschichte um die Außerirdischen. Das ist der Beobachtungseffekt! Wenn man etwas nicht kennt, wie will man es richtig, wahrheitsgetreu beschreiben? Du deutest das ja auch an, indem der Erzähler architektonische Formen doch beinahe schon kindlich verwirrt beschreibt. So gesehen gibt es den Menschen in Deiner Geschichte gar nicht, er wird vielmehr durch ein nicht-menschliches Wesen konstruiert.

Denn auch hier stand eine Idee aus dem Forum Pate:

Ich glaube es warst du, der geäußert hatte, man sollte mal eine utopische Geschcihte mit einen Volk schreiben, dass sich nicht wehrt. Und diese Idee habe ich hier überspitzt ausgeführt.

Denn so eine Haltung halte ich auch für unrealistisch.

Verstehe mich nicht falsch. Ich bin ein sehr friedfertiger Mensch. Aber wenn jemand mich, oder meine Familie angreift, werde ich nicht nur reden. So jemand bekommt eins auf die Nuss, wenn es nicht anders geht.

Von daher sollte die Option, sich mit Waffen zu verteidigen in gewissen Rahmen - siehe Notwehr - durchaus legitim sein. Weil strikte gewaltlosigkeit eben auch nicht das wahre ist.
An diese Idee der absoluten Friedfertigkeit erinnere ich mich gut ;)
Aber das ist auch ein komplexes Phänomen, will man sich einer Gesellschaft, die sich nicht wehren würde, annähern. Ich fürchte, es ist nicht damit getan, einfach darzustellen, wie sie sich dem Aggressor ergeben. Dein Ich-Erzähler sagt nur, wie andere womöglich reagieren würden und dass er anders handelt. Das ist natürlich für einen Leser nicht wirklich enorm zufriedenstellend. Auch wenn die Vorgabe lautete, eine kurze Geschichte zu schreiben, habe ich eben auch den Verdacht, dass man anhand dieser Kürze, in der Du diesen Aspekt abhandelst, auch spürt, dass Du als Autor das Konzept dieser absoluten Friedfertigkeit nicht zufriedenstellend findest, was Du jetzt ja auch bestätigst.
Als Autor kann man immer eine Lösung finden, die der eigenen Ansicht entspricht. Das ist ja quasi die Macht des Schriftstellers über seine Welt. Nehmen wir eine Spezies, die Gewalt mit Gewalt beantwortet: Werfen wir einfach mal Opferzahlen von 20 Milliarden ins Rund. So was kann man schnell schreiben, am Ende von DS9 kommen ja auch viele Millionen sozusagen in Sekunden um. Nimmt man eine Spezies, die sich sofort ergibt, gibt es kein einziges Todesopfer. Der Schlüssel ist hier halt, was die Aggressoren wollen: Würden sie wirklich erst zufrieden sein, wenn die Gegenseite ausgelöscht ist? Alles, die Extreme und alle Schichten dazwischen, sind denkbar.
Für die Grundidee mit der absoluten Friedfertigkeit wäre es aber mMn recht unabdingbar, dass man sich ihr mit dem Willen annähert, sie nachvollziehbar zu gestalten, sodass man als Leser zumindest zu verstehen meint, warum so eine andere Mentalität für einen anderen die einzig wahre ist, auch wenn man selber nach ihr nicht leben könnte.
In meinen Augen hätte das zum Beispiel auch dieser Geschichte geholfen, denn man bemitleidet den Ich-Erzähler nach jetzigen Stand nicht nur, man schüttelt eventuell auch ein wenig den Kopf über so manche Naivität, die einem da begegnet. Noch trauriger würde es den Leser doch wahrscheinlich machen, wenn man wirklich wüsste, warum der Ich-Erzähler gar nicht anders handeln konnte. Das ist sicherlich der schwere Part an der Grundidee und ich schätze auch, dass man dafür mehr als nur ein paar hundert Wörter oder ein anderes Setting als Basis bräuchte: Man müsste eine schlüssige Philosophie erfinden, die man dann auch tatsächlich "ins Rennen schicken" könnte.
Lange Rede kurzer Sinn: Wenn Du die Geschichte angehst, indem Du sagt, die völlig friedfertige Haltung sei absolut unrealistisch, wird es schwierig sein, eine Geschichte zu schreiben, in der man einer Figur eben diese Haltung abnimmt.

Natürlich sind wir Menschen besser als hier beschrieben. Aber asl Gantes sind wir eben manches Mal auch schlechter als wir uns gerne selber sehen.

Zudem ist diese Story hier auch uter dem Eindruck des Pariser Terroranschlages entstanden und damit auch düsterer als unter anderen Umständen.
Och, ich finde es an sich eigentlich ziemlich legitim, über der Menschheit als Ganzes den Stab zu brechen ;) :( Aber ganz hoffnungslos ist es ja glaube ich auch nicht.
« Letzte Änderung: 19.02.16, 21:55 by Max »

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Antw:4. FF Contest - Alexander_Maclean - Erster Kontakt
« Antwort #16 am: 26.02.16, 14:55 »
Die Ereignisse die du beschreibst könnten auch im Spiegeluniversum statt gefunden haben. Gute Arbeit.

Bis zur Erwähnung der Tentakeln hatte ich das auch lauter im Kopf. Liegt vielleicht am Titel. Jedenfalls hast du, Alex, hier, ob Bewusst oder nicht, gekonnt mit Erwartungen gespielt, und letztendlich fand ich es besser, dass die Geschichte in einem eigenen Universum stattfand. Der Text ist hart und ich verstehe ihn als böse Klatsche gegen uns selbst. Obwohl ich uns jetzt für sooo schlecht dann auch wieder nicht halte, begreife ich die Intention dahinter. Manchmal ist es vielleicht auch gar nicht so schlecht, etwas derartiges noch mal serviert zu bekommen. Leider, und da kommt jetzt der Zyniker in mir wieder hoch, glaube ich fast, dass diejenigen, die diese Art der öh, Lehre? dann mal nötig hätten, am seltensten in den Genuss kommen ;)

Die Geschichte selbst hätte natürlich auch länger sein oder zumindest ein paar Grautöne zeigen können. Insgesamt war mir das schon etwas zu einseitig. Zu viel Schwarz-Weiß. Aber andererseits liegt die Würze in der Kürze. Von daher passt das schon. Ein schöner Beitrag :)
"Maybe it's a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds... promising untold opportunities... beckon. Silently, they orbit the sun. Waiting."

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