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STAR WARS: Mehr Fantasy als SciFi

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Tolayon:
STAR WARS wird ja gerne mit anderen SciFi-Genres verglichen, am meisten mit dem wohl fast komplett gegensätzlichen STAR TREK.

Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, ist STAR WARS eigentlich kein "richtiges" SciFi - es sieht nur so aus.
Zum größten Teil ist es ein klassisches Fantasy-Epos, und mit genau diesem Genre sollte man daher auch vorrangig den Vergleich anstellen.
Dabei ist mir Folgendes aufgefallen:

Die Original-Trilogie zuzüglich Episode VII ff. sind wie "Herr der Ringe":
Die Gefährten kommen zusammen -- verlieren einander aus den Augen -- kommen wieder zusammen -- und besiegen am Ende das Böse.

Episode I - III dagegen, zuzüglich der Serien "The Clone Wars" und "Rebels", sind mehr wie "Game of Thrones":
Es werden Konstellationen, Entwicklungen und Verstrickungen gezeigt, die mehr für ein Fernsehformat als die große Leinwand geeignet sind. Mit "The Clone Wars" hat George Lucas sein Franchise auch tatsächlich ins (Kinder-)Fernsehprogramm gebracht, aber selbst die drei Realfilme wirken wie eine Aneinanderreihung von stark gekürzten TV-Episoden. Es fehlt einfach der durchgehende rote Faden (bis auf Episode III vielleicht), es werden zu viele Einzelgeschichten erzählt und man hat vor allem in Episode I keinen richtigen Hauptcharakter.

Ein weiterer Punkt ist, dass Episode I bis III zumindest in meinen Augen noch ein bisschen mehr SciFi-Elemente hinzufügt, was man vor allem an der Einführung der Midi-Chlorianer bemerkt. Auf mich - und wohl auch viele Alt-STAR-WARS-Fans - wirken sie wie eine Techno-Babble-Erklärung für Magie, aber Magie muss in einem Fantasy-Epos nie erklärt werden - sie existiert einfach.


Kurz gesagt:
Die Original-Trilogie und Episode VII sind deshalb so beliebt, weil sie ein auf das Kinoformat perfekt zugeschnittenes Fantasy-Epos wie zufällig in den Weltraum verlegen. Es werden aber nur die allernötigsten Informationen zu Technologie und politischen Zusammenhängen gegeben, um den geradlinigen Erzähfluss nicht zu stören.

Die Prequels dagegen scheitern in ihrer von George Lucas erdachten Komplexität weitgehend und wirken auf der großen Leinwand wirr, nur wenig durchstrukturiert und in manchen Teilen zu SciFi-mäßig.

Wobei das "Scheitern" natürlich auch im Auge des Betrachters liegt. Ich bin jetzt kein Game-of-Thrones-Fan, da ich grundsätzlich mehr SciFi sehe... Daher würde ich die Prequel-Trilogie, die ich persönlch mehr mag als die Originalfilme, auch eher mit "Deep Space Nine" oder "Babylon 5" vergleichen, beides ebenfalls Formate, die nur im Fernsehen funktionieren.


Oder wie seht ihr die ganze Sache?

Opi's Wahn:

--- Zitat von: Tolayon am 01.01.16, 16:54 ---Oder wie seht ihr die ganze Sache?

--- Ende Zitat ---

"A long long time ago in a galaxy far far away..."

klingt für mich schon immer nach Fantasy und nicht SciFi.

Max:
Ja, das kann natürlich schon einmal ein bewusst eingesetztes erzählerisches Motiv sein, um auf etwas Legendäres, Märchenhaftes anzuspielen.

Sagte nicht Clarke, eine nur hinreichend komplizierte Technologie sei für den, der sie nicht durchschaut, von Zauberei nicht zu unterscheiden? Das spräche natürlich für SW, aber ich muss schon auch sagen, dass ich das wirkliche Science Fiction-Feeling bei keinem der Ausschnitte aus SW, die ich gesehen habe, hatte. Ich habe auch den Eindruck, dass die Grundmotive, die da angesprochen werden, gar nicht wirklich das Science Ficition-Setting benötigen.

Tolayon:
Wobei es in Gestalt der Macht durchaus auch eine Form von "Magie" gibt, die nicht durch Technologie realisiert wird. Die Jedi und Sith kommen mir vor wie "kastrierte" Magier in dem Sinne, dass sie keine umfassenden "Zauberkräfte" haben wie ihre Pendants in den reinen Fantasy-Geschichten. Ihre Lichtschwerter können daher als eine technologische "Krücke" interpretiert werden, um dieses "Manko" auszugleichen - wobei gerade die Jedi eher mit den christlichen Tempelrittern als antiken Zauberern à la Gandalf zu vergleichen sind (bzw. es handelt sich bei ihnen um eine Mischung aus beidem).

Es gibt aber im Erweiterten Universum - zum Teil auch in "The Clone Wars" zu sehen - Nutzer besonders der Dunklen Seite der Macht, welche in der Tat so etwas wie Magie im Sinne von Tolkien und Co. praktizieren (namentlich die Nachtschwestern, denen auch Asajj Ventress angehört).

Interessanterweise haben wir in STAR TREK in Gestalt der Q ebenfalls so etwas wie allmächtige und obendrein unsterbliche Zauberer - deren Macht sich nicht durch wissenschaftliche Methoden erklären lässt. Q schnippt einfach mit den Fingern, und die Dinge geschehen wie in einem klassischen Fantasy-Umfeld (und dennoch scheint er jedes Mal am Intellekt der Menschen des 24. Jahrhunderts zu scheitern).

VGer:
Wobei ich finde, dass es nicht nötig ist, diese starre Genre-Einteilung in "Aliens und Raumschiffe = SciFi vs. Prinzessinnen und Drachen = Fantasy" überhaupt zu machen. Die Grenzen sind da fließend ... und wenn man sich die Erzähltraditionen der Menschheitsgeschichte ansieht (vor allem religiöse Texte und Heldenepen und so), dann wiederholen sich diese Motive. Es kommt nur immer auf die Erzählweise und die Lesart an.

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