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Dem Tod ein Schnippchen schlagen: Klonen und Co.

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Tolayon:
Stars letzte Antwort im "Rebels"-Thread hat mich nachdenklich gemacht.
Es ist in diversen Science-Fiction-Genres nicht unüblich, verstorbene Charaktere auf die eine oder andere Weise wiederzubeleben. Sei es als Klon oder Android, welcher die Erinnerungen des Originals erhält und somit dessen Leben weiterführt. Prominentestes Beispiel für letzteres dürfte wohl Datas "Mutter" sein, welche Dr. Soong in künstlicher Form wiederauferstehen ließ.

Die Frage ist nun:
Wann und in welchem Zusammenhang machen solche "Tricks" überhaupt Sinn?
Es ist tatsächlich wie ein Betrug am Schicksal, ein Betrug am Tod selbst. Liebgewonnene Charaktere können so eine zweite Chance erhalten, oder ein ausgesuchter Bösewicht als sich quasi selbst replizierender Erzfeind immer wieder auferstehen.

Was haltet ihr in diesem Zusammenhang auch von den geklonten Vorta-Reihen in "Deep Space Nine?"
Weyoun hat ja zuweilen regelrecht mit seiner Natur als ewiges Stehauf-Männchen kokettiert, bis schließlich die Klonanlage zerstört wurde und der letzte getötete Weyoun zumindest vorerst auch tatsächlich der letzte war.

Oder könntet ihr euch vorstellen, Weyoun etwa als Post-Dominionkrieg-Charakter wiederzubeleben, weil ihr ihn irgendwie sympathisch fandet oder ihr glaubt, er würde gut in euer Szenario passen?

Drake:

--- Zitat von: Tolayon am 23.03.16, 17:36 ---Die Frage ist nun:
Wann und in welchem Zusammenhang machen solche "Tricks" überhaupt Sinn?
Es ist tatsächlich wie ein Betrug am Schicksal, ein Betrug am Tod selbst. Liebgewonnene Charaktere können so eine zweite Chance erhalten, oder ein ausgesuchter Bösewicht als sich quasi selbst replizierender Erzfeind immer wieder auferstehen.
--- Ende Zitat ---

Joah, schon. Aber letzteres führt das Konzept des Todes auch irgendwann ad absurdum.
Hey, in Marvel- und DC-Comics war es lange ein Running Gag, dass die einzigen Charaktere die tot bleiben Spidermans Onkel Ben, (Captain Americas Sidekick) Bucky und Jason Todd (der zweite Robin) sind. Und die beiden letzteren sind mittlerweile *auch* schon wiederbelebt worden.
Das nimmt dem ganzen völlig die Dramatik und reduziert den Charaktertod auf ein billiges Plotdevice für Schockmomente - und das nutzt sich auch extrem schnell ab, wenn der Leser/Zuschauer merkt, dass damit beliebig umgegangen wird, sowohl durch übertriebene Verwendung ("Anyone Can Die"), als auch im Sinne mangelnder Konsequenz.

Ich würde Ausnahmen von der "Wer tot ist, bleibt es auch"-Regel sehr, sehr sorgfältig bedenken. Und idealerweise bereits zum Zeitpunkt des Todes sehr genau ausgefeilt haben, a.) wie der Charakter zurückkommen wird, b.) wie die anderen Charaktere damit umgehen und c.) WARUM man den Charakter überhaupt im Nachhinein wieder auferstehen lässt. Gut, ersteres ist in der SciFi nicht so wirklich das Problem. Im Zweifel halt wirklich klonen. Mit dem zweiten kann man schöne Charaktermomente schreiben. Aber das dritte ist der Knackpunkt: Profitiert der Plot mehr davon, dass ein Charakter wieder aufersteht, als dass er wirklich tot bleibt? War der Tod evtl. wirklich nur eine Entscheidung aus dem Bauch raus, die man einfach hinterher bereut hat und den tollen Charakter wiederhaben will?

Die einzige Ausnahme, die ich persönlich da machen würde, ist etwas im Sinne von "Er/Sie hat den Tod nur vorgetäuscht" - und selbst das nur dann, wenn es a.) gut vorbereitet, idealerweise zum Zeitpunkt des Todes selbst schon (subtil) angedeutet wurde (also kein "Sie haben keine Leiche gefunden... *zwinker*" oder Kaffeetrinken mit Q im Jenseits im Epilog oder so Scherze ;)) und b.) mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es ihm/ihr nahe stehende Personen absolut nicht witzig finden, über einen Freund getrauert zu haben der gar nicht wirklich tot war.


--- Zitat von: Tolayon am 23.03.16, 17:36 ---Was haltet ihr in diesem Zusammenhang auch von den geklonten Vorta-Reihen in "Deep Space Nine?"
Weyoun hat ja zuweilen regelrecht mit seiner Natur als ewiges Stehauf-Männchen kokettiert, bis schließlich die Klonanlage zerstört wurde und der letzte getötete Weyoun zumindest vorerst auch tatsächlich der letzte war.
--- Ende Zitat ---

Das sehe ich als Sonderfall, ähnlich wie die Tatsache dass Timelords bei Doctor Who dem Tod immer wieder von der Schippe springen können, denn da wusste man als Zuschauer nach dem ersten Wiederauferstehen eh' schon woran man ist und der Tod selbst war jetzt nicht der große, dramatische Moment an dem eine Storywendung hängt. Und auch die Tatsache dass Weyoun das ganze selbst nichtmal ernst nimmt gab dem ganzen eine etwas humorige Ader, ohne gleich zum Running Gag jeder einzelnen Folge abzurutschen ("Sie haben Weyoun getötet!" - "Diese Schweine!") und man verzeiht das Ganze als Zuschauer eher. Ich zumindest.

Alexander_Maclean:
Ich stehe auf selben Meinung wie Drake.

Das einzoge was ich dann und mal amche ist, in Traumsequenzen, doer wenn eien Figur sich tüchtg den Kopf angegschlage hat, als Halluzination, wo der Verstorbene dann so Obi Wann mäßig der Figur etwas bewusst nahebringt, was sie unbewusst schon weiß.

VGer:
Ich sehe das auch so wie Drake: Für mich gibt es einen großen Unterschied zwischen Spezies, bei denen "ewiges Leben" in welcher Form auch immer vorgeplant ist (Vorta, Trill, Timelords ...) und einem Tod, der durch "deus ex machina" irgendwie wieder rückgängig gemacht wird.

Klar, liebgewonnene Charaktere können eine zweite Chance erhalten ... in einer Fanfiction finde ich so ein "was wäre wenn (XY gar nicht gestorben wäre)"-Szenario sogar ganz reizvoll, doch im Allgemeinen bin ich skeptisch. Cui bono?

Meine Perspektive ist vermutlich speziell, denn ich habe im realen Leben Menschen verloren die ich sehr geliebt habe und im Zuge dessen habe ich auch von fiktiven Charakteren viel über Trauerbewältigung gelernt ... es macht mich irrational wütend, wenn etwas so ernsthaftes und endgültiges wie der Tod als billiger Effekt missbraucht und mit einem "haha, hört auf zu heulen, ich bin doch gar nicht tot" konterkariert wird.

Max:
Spontan wäre der einzige Grund, der mir einfiele, die schrecklich-reale Grenze zwischen Leben und Tod in einer Geschichte aufzuheben, der, die eigentlichen Konsequenzen zu thematisieren.
Es ginge also nicht darum, eine Figur wieder zurückzuholen, um dann in folgenden Geschichten mit ihr "arbeiten" zu können. Wichtig wäre mir dieser eine Moment, wenn das scheinbar Unmögliche plötzlich möglich scheint. Dazu käme die Frage, welche Methode überhaupt welchen Grad der personellen Identität konservieren kann, denn ein Androide blendet die leibliche Seite, die zu einer Person gehört, ja aus.
Auch wenn die Folgen dann manchmal in bestimmte Unterhaltungsschemata abglitten, muss ich aber schon sagen, dass ich die Interpretationen dieses Themas in ST-Folgen wie "Geist sucht Körper", "Das fremde Gedächtnis", oder auch "Der alte Traum" und "Stein und Staub" oder sogar "The Crossing" gar nicht so schlecht fand, wohl gerade, weil diese Folgen auch den einen Moment der "Übertragung" in den Vordergrund stellten.

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