Autor Thema: 50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen  (Gelesen 47915 mal)

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Dahkur

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #60 am: 10.05.16, 19:51 »
Dann trau ich mich jetzt auch mal ganz kleinlaut zu sagen, dass ich die Folge „Darmok“ liebe. Sie ist auf jeden Fall unter meinen Top 10 TNGs, ev. unter den Top 3, auch wenn ich mir damit jetzt „Haue“ von Leela einfange ;).

Ich hätte wahrscheinlich so argumentiert, wie Star es getan hat. Aber ich geh es einfach anders rum an, und zwar geht das – denke ich mal – so ein bisschen in Richtung von Leelas Frage: Meine Schwester wirft immer gerne mit dem Begriff „suspense of disbelieve“ herum (oder „suspension“? ich weiß nicht, wie es genau richtig heißt oder wie man es gar auf gescheites Deutsch übertragen sollte). Das spricht einfach die Frage an, inwieweit ein Zuschauer dazu bereit ist, Ungereimtheiten zu akzeptieren, um eine Geschichte genießen zu können. Das ist gewiss eine sehr persönliche Schwelle, die sicherlich auch von Geschichte zu Geschichte neu definiert wird.

Für mich selbst gibt es ST-Folgen, bei denen klappt das nicht so gut, die kann ich nicht genießen, weil ich mich an irgendwelchen (manchmal auch blöden) Kleinigkeiten aufhänge, die ich so nicht abnehmen kann (möchte), die mir den Rest versauen. Und es gibt eben Folgen, bei denen habe ich ein so gutes Gefühl, dass ich innerlich sehr großzügig bin. „Darmok“ ist für mich ein Beispiel für Letzteres. Ich mag die Idee einer Sprache, die nicht so einfach übersetzt werden kann, ich mag die Idee dieses Kammerspiels zweier Personen, die versuchen sich zu verstehen, diese (meinetwegen auch komplett übertriebene) Hingabe an das Zustandekommen einer Kommunikation, dass der eigene Tod in Kauf genommen wird (wenn ich es jetzt nicht völlig falsch in Erinnerung habe … Ich habe die Folge aktuell nicht noch einmal angeschaut). Ich mag das Ende, als Picard dann tatsächlich einen ersten kleinen Schritt in Richtung Kommunikation mit dem ersten Offizier macht.

Das fühlt sich für mich gut an, rund, ich denke noch darüber nach, wenn der Fernseher wieder dunkel ist. Und dabei ist es mir nicht wichtig, ob die Tamarianer jetzt die Funktion einer Waschmaschine erklären könnten, denn darum geht es für mich in diesem Moment nicht.

Erwachsen hin oder her, ist das ein Punkt, den jeder für sich selbst definieren muss. Ich war vierzehn Jahre lang "erwachsen", völlig draußen aus dem gesamten Fandom, mit Karriere, Mann, Kindern, Haus, "weil man da halt rauswachsen muss und im realen Leben verankert sein muss ..." und so weiter und so weiter.
Seit 2 (?) Jahren bin ich zufällig wieder reingestolpert - und hey, ich habe momentan wieder riesige Lust, mich so richtig idiotisch da reinzusteigern, einfach weil es Spaß macht und weil ich festgestellt habe, dass ich auch in einem erwachsenen Körper immer noch mit der Verwunderung eines Kindes an etwas herangehen kann, und nicht alles fachfrauisch analysieren muss. Einfach jetzt aus dem Herzen gesprochen, und den Verstand irgendwo geparkt.
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Kontikinx1404

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #61 am: 10.05.16, 20:39 »
Ich mag das Ende, als Picard dann tatsächlich einen ersten kleinen Schritt in Richtung Kommunikation mit dem ersten Offizier macht.

Das fühlt sich für mich gut an, rund, ich denke noch darüber nach, wenn der Fernseher wieder dunkel ist. Und dabei ist es mir nicht wichtig, ob die Tamarianer jetzt die Funktion einer Waschmaschine erklären könnten, denn darum geht es für mich in diesem Moment nicht.


@Dahkur

 :thumb Hier Stimme ich Dir zu. Schließlich möchte man auch gut unterhalten werden und etwas haben über das man ein wenig nachdenkt.

« Letzte Änderung: 10.05.16, 20:49 by Kontikinx1404 »
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Max

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #62 am: 10.05.16, 20:58 »
Ich mag die Darmok Folge nicht so sehr... sie ist ein TNG Klassiker aber sie hat für mich erstaunlich wenig Wiedersehwert. Mein innerer Faulromulaner hat sich denn auch geweigert sie nochmal rauszusuchen... und deswegen wird das auch etwas kürzer. 

Was mich an der Folge am mit stört ist, dass sie quasi eine Mischung aus „Enemy Mine“ und der TOS „Arena“ (← Gorn) Folge ist. Die Bedrohung von Picard und dem Fremden durch die unsichtbare Bestie entfaltet auch (für mich) relativ wenig Spannung. Es ist klar das Picard nicht sterben kann und damit ist auch klar wohin die Folge läuft. 

Die Sache mit der Sprachbarriere wirkt dann (auf mich) auch reichlich an den Vokalen herbeigezogen und abstrus. Denn generell neigt lebendige Sprache zur Vereinfachung. Sprache entwickelt sich und schleift sich ab. Typisches Beispiel ist unser Auto... das früher einmal das Automobil war. Oder auch der Omni der heute nur noch Bus ist (den Tarquinius Superbus Witz für alle philologisch angehauchten Historiker spar ich mir.. oh halt, da ist er ja schon XD). Es ist also für mich nicht vorstellbar das eine Sprache dauerhaft in der Form langer Metaphern erstarrt. Es ist umständlich und unpraktisch – und schlicht lebens- und evolutionsfremd. 

Zumal die Länge auch auf Kosten der Vielfalt geht. Man kann das ziemlich einfach probieren; 
Dennjelängereineinzelnerausdruckwirdoderistdestomehrmussmansichbemühensachverhalteherunterzubrechenumsienochdarstellenzukönnenergolässtmandannsehrvielwegwiezbdieleerzeichenoderadjektivenähereerläuterungenusw.
Ein Sprache die nur auf langen Metaphern basiert bremst irgendwann die zivilisatorische Entwicklung ab oder aus, weil komplexere Sachverhalte nicht mehr angemessen darstellbar sind. Ohne die Vermittlung oder Speicherung spezifischen Wissens aber stagniert eine Kultur. 

Man könnte grosse Werke wie das Gesamtwerk von Shakespeare oder Homer nehmen und daraus Metaphern ableiten. Aber trotz Umfang und (gerade bei Shakespeare) nahezu allumfassender Darstellung jeglicher Menschlicher Regung, liesse sich damit kein wissenschaftlicher Sachverhalt (Zb eine chemische Fragestellung) darstellen. Auch die Anleitung für eine Waschmaschine wäre nicht kommunizierbar.

Selbst auf der Erde kann man sehen wie die zivilisatorische Entwicklung solche „Bild“(Metaphern) immer wieder sehr schnell überwindet... das Chinesische Alphabet war ursprünglich ein Bilderalphabet. Die Hiroglyphen der alten Ägypter waren zuerst auch eine Bild und Symbolsprache bis sie sich in wenigen 100 Jahren zu einem Alphabet mauserten. Die Entwicklung und Vereinfachung von Sprache ist nicht so lang und findet permanent statt. 

Auch eine der wenigen Sprachen der Erde die diesen Sprung nicht ganz geschafft hat und deswegen schwer lesbar bis unentzifferbar war bis sie vor rund 40 Jahren geknackt wurde (das Maya Hiroglyphen Alphabet) ist nur eine Silbenschrift.. was die Forscher lange Zeit nicht erkannt haben, da ihnen das Konzept einer Silbenschrift nicht untergekommen war. Aber auch die Maya haben hier, sprachlich von der Entwicklung her recht interessant, innerhalb weniger Jahrhunderte den Sprung von der Bild zur Silbenschrift geschafft und wären wohl auch irgendwann zur Buchstabenschrift gekommen... 

Nun könnte man zu Recht einwenden, wie V'ger, dass Metaphern und Redewendungen immer neu Eingang in die Sprache finden können. Das stimmt – jedoch haben fast alle Metaphern ein zeitliches Verfallsdatum. Wenn sich die Gesellschaft weiter entwickelt und historisch gewordene Umstände verschwinden, verschwinden mit ihnen die sprachlichen Metaphern aus der lebendigen Sprache. Ich würde zB eine bessere Flasche Rotwein wetten, dass niemand hier im Forum noch etwas mit der Redewendung „einen Strauß fechten“ anfangen kann. 

Das zweite ist, dass diese sprachlichen Metaphern keine innere Logik aufweisen müssen – sie können sogar genau das Gegenteil dessen bedeuten was sie laut-technisch meinen. Beispiel sind zB „Trojaner“ - im Sinne von eingeschleusten Computerviren. Der Name, die Umschreibung geht darauf zurück dass sich die Griechen *bei* den Trojanern mittels eine List (Holzpferd usw) in die Stadt geschleust haben um diese zu übernehmen. Witzigerweise heissen die Viren aber nun nicht etwa Achaier. Greeks oder Agammemnons letzte Brigade, sondern Trojaner. Aus den damaligen Opfern der List, werden im heutigen begriff die Täter. Was das eine völlige Umkehrung der Zugrunde liegenden Geschichte durch die Metapher bedeutet. Es gibt daher also keine echte innere Logik oder Folgerichtigkeit mit der man sprachliche Redewendungen entschlüsseln kann – es ist pures Glücksspiel den Sinn zu erraten. Auch insofern macht Darmok wenig Sinn. 

Naja, wie dem auch sei. Je länger man jedenfalls über „Darmok“ nachdenkt, desto... unglaubwürdiger und konstruierter wirkt die Folge für mich. Daher definitiv kein persönliches Highlight.
Ich trinke fast nie Alkohol ;) 8)

Die Punkte, die Du ansprichst, kann ich gut nachvollziehen. Aber ich finde schon, dass Du ein bisschen streng bist ;) :)

Den Kampf mit dem Monster hätte man - vielleicht aus heutiger Sicht - noch ansprechender gestalten können. (Ich habe die Folge aber auch noch nicht wieder angeschaut).
Aber dass Picard nicht sterben würde - natürlich war das vorher klar, hier wie bei den anderen 177 TNG-Folgen auch. Egal, was Picard, Sisko oder früher Spock und Kirk passiert ist, es war nie überraschend, dass sie ihre Abenteuer überstanden. Ich schätze, da müsste man einfach an der Action Gefallen finden.
Blöder finde ich, dass der tamarianische Captain dran glauben muss.

Deine Vorbehalte in Bezug auf den Umgang mit Sprachbilder kann ich schon verstehen. Aber selbst wenn sie nicht bis ins Letzte schlüssig sein sollten, ist dieses Konzept doch so viel origineller als schätzungsweise zwei Drittel der Folgen und da nehme ich Ungereimtheiten gerne in Kauf.

Ich finde auch, dass das Sprachsystem der Kinder von Tama auf Anhieb recht unpraktisch und damit realitätsfern wirkt. Aber ganz so ausschließen möchte ich es eigentlich auch wieder nicht. Aber ich glaube, das liegt daran, dass man sozusagen im eigenen System gefangen ist. Man muss sich halt von der eigenen Perspektive ein Stück weit verabschieden.
Du hast die chinesischen Schriftzeichen angesprochen. Laut Wikipedia braucht man im Alltag (wenigstens) um die 3000 Zeichen. Da finde ich das System mit unserem Alphabet auf Anhieb weitaus praktischer - schon allein in Bezug auf die Informationstechnologie. Trotzdem kommen Millionen Chinesen mit ihren Schriftzeichen scheinbar super über die Runden, obwohl ich als Deutscher das auf Anhieb auch nicht sofort begreifen kann.
Vielleicht sollte man die Möglichkeiten deswegen nicht unterschätzen.
Manche sprachliche Gleichnisse geraten wirklich in Vergessenheit, aber manche Bibel-"Sprüche"  wie "Auge um Auge" sagen uns - obgleich recht alt - doch immer noch was.
Das Beispiel mit dem "Trojaner" finde ich eigentlich auch klasse gewählt: Mit einem Wort weiß jeder - natürlich vorausgesetzt, irgendjemand hat ihm mal die Geschichte erzählt - ziemlich genau das Wirkprinzip, sodass man sich im Grunde eine eingehendere Erklärung sparen kann.
Und manchmal lassen bestimmte bildhaftere Ausdrücke schneller einen Eindruck entstehen als ein präzises "Fachwort". Man vergleiche einfach mal das deutsche Nilpferd mit dem englischen Hippopotamus (das im Griechischen nun wieder dieselbe Info wie im Deutschen mit Flusspferd wiedergibt). Das Nilpferd schwimmt weder nur im Nil, noch ist es überhaupt ein Pferd, aber man hat gleich eine hilfreiche Vorstellung im Kopf.
Ein Tamarianer könnte es umgekehrt sehr umständlich finden, wenn ein abstraktes Wort benutzt wird und nicht eine konkrete, beispielhafte Situation.

Was die technischen Einzelheiten (Stichwort "Waschmaschine") anbelangt, muss man natürlich sagen, dass es natürlich ein entsprechendes Vokabular schon geben kann. Das Wort "Mauer" kennen die Kinder von Tama ja auch und umschreiben es nicht mit einem Bild. Wobei selbst das noch kein Problem sein müsste; ich meine, wenn ich im Zusammenhang mit einer Waschmaschine von einer Trommel spreche, denkt auch niemand daran, dass ich vorhätte, Musik zu machen. Und die restlichen Beschreibungen können schon wieder irgendwie umschrieben werden :)



Ich habe immer angenommen, dass bei der tamarianischen Kommunikation auch sehr viel nonverbal vermittelt wird - etwa durch den Tonfall, durch Gesten, Gesichtsausdrücke und halt allgemeiner Körpersprache. Das ist besonders durch den Umgang von dem tamarianischen Captain mit seinem ersten Offizier zu erkennen (hätte man ein entsprechendes Budged gehabt, hätte man auch noch eine Farbveränderung der Hautmuster auf den tamarianischen Köpfen mit einbeziehen können). Da gibt es ja nun auch auf unserem Planeten genug Beispiele für. Die ersten Schritte hin zum Verständnis, die Picard am Ende tätigt, sind ja nur das: erste Schritte.

Mathematik, die für Kommunikation so ziemlich das wichtigste, weil universellste ist, könnte mit den nonverbalen Hilfsmitteln auch gut klappen. So könnten bestimmte Töne verschiedene Zahlen repräsentieren, ihre Länge bestimmte mathematische Vorgänge. Wer weiß? Das ganze bei der Zuhilfenahme von Metaphern, die für bestimmte Piktogramme stehen...
Ist das ein bisschen weit hergeholt? Klar. Genau wie der Universalübersetzer selbst, der Transporter, der Warpantrieb... Ich glaube sich auf die technischen Spezifikationen der Sprache zu stürzen macht Spaß, geht letztendlich aber eher am Thema vorbei, weil die tamarianische Sprache selbst eine Metapher ist, dier hier nur genutzt wurde, um eine Geschichte zu erzählen, die... pures Star Trek ist.

Das einzige, was mich stört ist, dass sich die Enterprise mal wieder furchtbar winzig anfühlt. Über tausend Mann an Bord, aber kein Linguist zur Stelle? Klar, man muss den Hauptdarstellern etwas zu tun geben, und man schreibt lieber Szenen für die. Aber hier wäre es meiner Meinung nach wirklich hilfreich gewesen, nicht nur Troi und Data an die Sache zu setzen, sondern eben auch noch einen Linguisten - am besten ein ganzes Team, die im Hintergrund kopfkratzend herumwuseln.

Dass die Enterprise im Grunde zudem leichtes Spiel mit dem tamarianischen Schiff hätte haben müssen, muss man wohl einfach ignorieren, damit die Story klappt und Picard unerreichbar ist. Besonders kompetent kommt Riker aber nicht rüber :/
Ich stelle mir die Sprache auch so vor, dass sie nicht rein aufs Verbale setzt. Ich stelle mir das eben auch eher schauspielerisch vor :)

Dass es keinen Sprachwissenschaftler auf der "Enterprise" gibt, ist wirklich dämlich und schade. Da war man im Grunde bei TOS schon weiter, denn da gab es immer mal den Soziologen, die Historikerin oder den Geologen der Woche.



Auch das ist  fragwürdig – weil es eine Frage aufgreift die in der Sci Fi nie wirklich gelöst wird wenn es um Telepathie geht. Gedanken sind abstrakt. Du denkst weder in kompletten Bildern noch in Worten und ganzen Sätzen. In deinem Kopf bildet sich nicht erst der gedachte Satz „Ich hebe jetzt meinen Arm“ bevor Du es wirklich tust. Andersherum wenn Du vorhast noch etwas einkaufen zu gehen, dann denkst Du dabei auch nicht zwangsläufig an das Bild wie du durch die Supermarktreihen schlenderst. 
Kann man das eigentlich so sagen?
Ich meine, wir werden uns wohl einig sein, dass man davon ausgehen darf, dass Kleinstkinder denken können, bevor sie feste Begriffe, bevor sie Worte haben. Es klingt doch nicht so unwahrscheinlich, dass das in Bildern geschieht.
Und wenn dieses System eben nun mal dominant bliebe..!





Ich hätte wahrscheinlich so argumentiert, wie Star es getan hat. Aber ich geh es einfach anders rum an, und zwar geht das – denke ich mal – so ein bisschen in Richtung von Leelas Frage: Meine Schwester wirft immer gerne mit dem Begriff „suspense of disbelieve“ herum (oder „suspension“? ich weiß nicht, wie es genau richtig heißt oder wie man es gar auf gescheites Deutsch übertragen sollte). Das spricht einfach die Frage an, inwieweit ein Zuschauer dazu bereit ist, Ungereimtheiten zu akzeptieren, um eine Geschichte genießen zu können. Das ist gewiss eine sehr persönliche Schwelle, die sicherlich auch von Geschichte zu Geschichte neu definiert wird.

Für mich selbst gibt es ST-Folgen, bei denen klappt das nicht so gut, die kann ich nicht genießen, weil ich mich an irgendwelchen (manchmal auch blöden) Kleinigkeiten aufhänge, die ich so nicht abnehmen kann (möchte), die mir den Rest versauen. Und es gibt eben Folgen, bei denen habe ich ein so gutes Gefühl, dass ich innerlich sehr großzügig bin. „Darmok“ ist für mich ein Beispiel für Letzteres. Ich mag die Idee einer Sprache, die nicht so einfach übersetzt werden kann, ich mag die Idee dieses Kammerspiels zweier Personen, die versuchen sich zu verstehen, diese (meinetwegen auch komplett übertriebene) Hingabe an das Zustandekommen einer Kommunikation, dass der eigene Tod in Kauf genommen wird (wenn ich es jetzt nicht völlig falsch in Erinnerung habe … Ich habe die Folge aktuell nicht noch einmal angeschaut). Ich mag das Ende, als Picard dann tatsächlich einen ersten kleinen Schritt in Richtung Kommunikation mit dem ersten Offizier macht.

Das fühlt sich für mich gut an, rund, ich denke noch darüber nach, wenn der Fernseher wieder dunkel ist. Und dabei ist es mir nicht wichtig, ob die Tamarianer jetzt die Funktion einer Waschmaschine erklären könnten, denn darum geht es für mich in diesem Moment nicht.
Das sehe ich auch so.

Und die Science Fiction hat ja auch immer das Problem, mit Nicht-Möglichen hantieren zu müssen. Der Schlüssel dazu ist wohl, dass es zumindest glaubwürdig wirkt.
Unsere Gesellschaft ist halt - meine Theorie - recht technikgläubig geworden, weshalb niemand so schnell auf die Idee kommt, den Warp-Antrieb fundamental infrage zu stellen. Bei Sprachen und Gedankevorstellungen sind wir da vielleicht nicht so flexibel?

Star

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #63 am: 10.05.16, 21:21 »
Das ist ein Trick, damit ich die Folg doch nochmal ansehe.... oder? oO

;) :D Ich will mir die Folge aber auch erst noch mal ansehen. Ich habe jetzt eher aus Erinnerungen und Eindrücken heraus argumentiert, aber... es schadet sicher nicht, die Erinnerungen noch mal aufzufrischen. :)
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Drake

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #64 am: 10.05.16, 22:30 »
Ich bin da ein wenig zwiegespalten: Zum einen mag ich die Folge wirklich wegen der originellen Idee, zum anderen muss ich Leela in Bezug auf die fehlende Praxistauglichkeit der Sprache Recht geben (wobei der von mir sehr geschätzte SFDebris eine sehr gut durchdachte Analyse der Thematik gemacht hatte, die mir leider nicht mehr so präsent ist wie die Folge selbst und die zu einem weniger kritischen Ergebnis kam).

Was mich immer wurmte ist neben dem naturwissenschaftlichen Aspekt auch der Gedanke daran, wie so eine Sprache zu lernen sein soll. Das Beispiel der chinesischen Schriftzeichen trifft es in meinen Augen nicht ganz, einem chinesischen Kind kann man einen Apfel hinhalten und das Schriftzeichen aufmalen und sagen "Dieses steht für jenes". Die tamarianische Sprache erfordert eine Möglichkeit, Geschichten und deren Bedeutung unmissverständlich zu vermitteln, damit alle Kinder von derselben Grundsituation ausgehen und die Metaphern so verwenden können, wie der Rest der Gesellschaft. Man denke an Bashirs und Garaks recht unterschiedliche Interpretationen der Geschichte vom Jungen, der "Wolf" schrie drüben bei DS9 ("Erzähle keine Lügen" vs. "Erzähle niemals dieselbe Lüge ZWEIMAL"). Erfordert so etwas nicht bereits eine explizit nicht auf Metaphern basierte Sprache, um das zu vermitteln? Und wenn erwachsene Tamarianer ihre Sprache so eindeutig und unmissverständlich verwenden können, wenn sie es wollen, warum tun sie das nicht bei Erstkontakten (ähnliche Situation, wie bei einem Kind, das die Metaphern nunmal nicht kennen kann)?

Plus: Gegen Ende der Folge erzählt Picard (in einer Stewart auf den Leib geschriebenen, tollen Szene), die Geschichte von Gilgamesh und Enkidu - und versucht dabei, diese durch in meinen Augen recht nichtssagende Gesten zu vermitteln (selbst wenn wir ignorieren, dass Tamarianer andere Gesten pflegen dürften). Ich bezweifle, dass sein Gegenüber Dathon in dem Augenblick mehr verstand, als die reine "X and Y at Z" Parallele zwischen "Gilgamesh and Enkidu at Uruk" und "Darmok and Jalad at Tanagra" - Picard sich also die komplette Erzählstunde hätte sparen können:
Picard: [zeigt auf Dathon] "Darmok and Jalad at Tanagra" [zeigt auf sich] "Gilgamesh and Enkidu at Uruk"

(Auch ich muss um Entschuldigung bitten, ich habe die englische Version aus dem Stehgreif präsenter als die deutsche, daher die Bezeichnungen)

Dass es keinen Sprachwissenschaftler auf der "Enterprise" gibt, ist wirklich dämlich und schade. Da war man im Grunde bei TOS schon weiter, denn da gab es immer mal den Soziologen, die Historikerin oder den Geologen der Woche.

Zustimmung dazu, persönlich habe ich den Vorsatz gefasst, mir für solche Gelegenheiten in eigenen Fanfics einen wachsenden Pool an wiederkehrenden Nebencharakteren zu etablieren - wenn irgendwo ein Spezialist gebraucht wird, wird er oder sie grob mitsamt Fachgebiet definiert und kommt danach in ähnlichen Situationen nochmal wieder zu Wort.

Kann man das eigentlich so sagen?
Ich meine, wir werden uns wohl einig sein, dass man davon ausgehen darf, dass Kleinstkinder denken können, bevor sie feste Begriffe, bevor sie Worte haben. Es klingt doch nicht so unwahrscheinlich, dass das in Bildern geschieht.
Und wenn dieses System eben nun mal dominant bliebe..!

Bei mir hat sich die Vorstellung festgesetzt, dass keine Bilder, sondern abstrakte Konzepte ausgetauscht werden, die das Unterbewusstsein des Empfängers dann in das umsetzt, was dieser mit dem Konzept verbindet.
Das Festlegen auf "Bilder" ist (zumindest von meiner eigenen Gedankenwelt ausgehend, was durchaus für sich selbst sprechen kann ;)) selbst mit der audiovisuellen Komponente  in meinen Augen ein zu einfach gedachtes Herunterbrechen eines komplexen Zusammenhangs auf einen einzigen, nicht ganz adäquaten Begriff.
Wenn ich mich recht an meinen Philosophieunterricht erinnere, hieß es da, dass Menschen mit bestimmten "Ideen" (im damals verwendeten Beispiel: Einem Stuhl) vielleicht unterschiedliche Dinge und Eigenschaften verbinden (vier Beine, Sitzfläche, Rückenlehne), wir auf der abstrakten Ebene aber auch davon optisch grundverschiedene Objekte (z.B. einen Melkschemel) der Idee "Stuhl" zuordnen können.

Und die Science Fiction hat ja auch immer das Problem, mit Nicht-Möglichen hantieren zu müssen. Der Schlüssel dazu ist wohl, dass es zumindest glaubwürdig wirkt.

Nun, da sind wir wieder bei der "Hard- vs. Soft-SciFi"-Debatte, aber in meinen Augen ist es weniger das Hantieren mit dem Unmöglichen (das ist eher das Gebiet der Fantasy), als vielmehr das Extrapolieren ausgehend vom aktuellen Wissensstand. Zustimmung aber zur Glaubwürdigkeit, bzw. der von Dahkur genannten "Suspension Of Disbelief" (und ich kenne auch keinen wirklich griffigen, deutschen Begriff dafür), im Prinzip geht es IMHO darum, den Zuschauer/Leser von der Frage "Warte mal, aber warum...?" fernzuhalten, indem alles innerhalb der Fiktion selbst konsistent genug bleibt.

Unsere Gesellschaft ist halt - meine Theorie - recht technikgläubig geworden, weshalb niemand so schnell auf die Idee kommt, den Warp-Antrieb fundamental infrage zu stellen.

Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber bei mir ist eher das Gegenteil der Fall - je "technologiegläubiger" (und -bewusster) ich wurde, desto klarer wurde mir, was für ein Bullshit da (und fairerweise auch bei so ziemlich jeder anderen Form von FTL, künstlicher Schwerkraft oder Materietransportern) verzapft wird. Aber gerade Space Opera wie Star Trek ist ohne die Akzeptanz von solchen Elementen einfach verdammt schwer zu schreiben. :D

Max

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #65 am: 12.05.16, 20:57 »
Darüber bin ich irgendwie erst später gestolpert:

Was ist denn übrigens wenn die „Bestie“ intelligent ist und beide angreift weil sie in ihr Territorium eingedrungen sind? Wieso macht man sich keine Mühe in diese Richtung zu „kommunizieren“? 
Auch das macht die Folge in meinen Augen eher schwach. Die Rollen und Rollenmuster sind von Anfang an klar verteilt.
Hmm, wenn das indigene Wesen so intelligent ist, hätte es vielleicht auch einen intelligenteren Weg finden können, die Gäste auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen, oder? ;)
Außerdem scheinen die Tamarianer den Planeten ja recht gut zu kennen (denn ganz spontan wird Dathons Plan nicht zustande gekommen sein) und ihr Verhalten der Föderation gegenüber zeigt ja, dass sie sich durchaus bemühen, wenn sie es mit verständigen Fremden zu tun bekommen. Bliebe höchstens noch der Aspekt, dass es natürlich so oder so nicht nett ist, auf den Tod eines wilden Tiers zu setzen ;)

Ich glaube zudem, dass ich bei der Folge keine herausragende Überraschung (wie dass sich die Tamarianer am Ende als (wenigstens ein bisschen ;)) böse herausstellen) gebraucht hätte.



Ich bin da ein wenig zwiegespalten: Zum einen mag ich die Folge wirklich wegen der originellen Idee, zum anderen muss ich Leela in Bezug auf die fehlende Praxistauglichkeit der Sprache Recht geben
Ich frage mich halt immer noch, inwieweit wir überhaupt in der Lage, das einzuschätzen. Fraglos: Für uns würde das System echt nicht richtig funktionieren, aber wir sind nicht nur in unserer Generation, sondern auch in unserer Kultur komplett anderes gewöhnt. Was ich damit sagen will: Wenn eine Gesellschaft den Umgang damit seit Jahrhunderten gewohnt wäre, könnte mehr möglich sein, als man denkt.
Ich würde es mir aber auch so vorstellen, als müssten aus dieser Sprache Nachteile erwachsen.
Beachtenswert aber auch: Wenn die Sprache in der normalen Konversation zur Vereinfachung neigt (wie Leela nicht zu Unrecht angemerkt hat), mag das die Vielseitigkeit im Ausdruck, aber nicht wirklich im Vokabular beschneiden. Wenn man heute in der Bahn mal mit einem Ohr mithört, kann man sich nicht vorstellen, dass es in fünfzig Jahren noch Präpositionen geben wird :( Aber zum Beispiel für die Benennung von technischen Bauteilen bedeutet das doch nicht viel.

Interessanter Weise wurde von den Kindern von Tama ja eigentlich nie was wirklich kompliziertes gesagt, oder? Es ging doch eher um grundlegendere Mitteilungen, die bei uns letztenendes eine Aussagekraft von "Wir meinen es nur gut" oder sowas hätten.

Was mich immer wurmte ist neben dem naturwissenschaftlichen Aspekt auch der Gedanke daran, wie so eine Sprache zu lernen sein soll. Das Beispiel der chinesischen Schriftzeichen trifft es in meinen Augen nicht ganz, einem chinesischen Kind kann man einen Apfel hinhalten und das Schriftzeichen aufmalen und sagen "Dieses steht für jenes". Die tamarianische Sprache erfordert eine Möglichkeit, Geschichten und deren Bedeutung unmissverständlich zu vermitteln, damit alle Kinder von derselben Grundsituation ausgehen und die Metaphern so verwenden können, wie der Rest der Gesellschaft. Man denke an Bashirs und Garaks recht unterschiedliche Interpretationen der Geschichte vom Jungen, der "Wolf" schrie drüben bei DS9 ("Erzähle keine Lügen" vs. "Erzähle niemals dieselbe Lüge ZWEIMAL"). Erfordert so etwas nicht bereits eine explizit nicht auf Metaphern basierte Sprache, um das zu vermitteln? Und wenn erwachsene Tamarianer ihre Sprache so eindeutig und unmissverständlich verwenden können, wenn sie es wollen, warum tun sie das nicht bei Erstkontakten (ähnliche Situation, wie bei einem Kind, das die Metaphern nunmal nicht kennen kann)?

Plus: Gegen Ende der Folge erzählt Picard (in einer Stewart auf den Leib geschriebenen, tollen Szene), die Geschichte von Gilgamesh und Enkidu - und versucht dabei, diese durch in meinen Augen recht nichtssagende Gesten zu vermitteln (selbst wenn wir ignorieren, dass Tamarianer andere Gesten pflegen dürften). Ich bezweifle, dass sein Gegenüber Dathon in dem Augenblick mehr verstand, als die reine "X and Y at Z" Parallele zwischen "Gilgamesh and Enkidu at Uruk" und "Darmok and Jalad at Tanagra" - Picard sich also die komplette Erzählstunde hätte sparen können:
Wie man das erlernen soll, ist es eine schwierige Frage! Mein Tipp wäre ja immer noch, dass die Kinder zum Spracherwerb ins Theater geschickt werden ;) Allerdings müsste man dann auch annehmen dürfen, dass es den Tamarianern möglich sein dürfte, Fremden ihre Sprache zu erklären, ohne sie in Lebensgefahr zu bringen ;) :))

Was die Rezeption mit der Geschichte mit dem Wolf anbelangt... Das ist aber das doch das Problem jeglicher Form von Kommunikation, wenn zwei Individuen versuchen, sich auszutauschen.

Ich muss ja gestehen, die Folge immer noch nicht noch einmal angeschaut zu haben, weil es sich irgendwie bisher noch nicht ergeben hat. Aber ich glaube da Deiner Schilderung schon und es ist echt schade, dass man die Szene nicht genutzt hat, um die Rollen von Gestik bei der Vermittlung von (neuen) Inhalten zu unterstreichen.

Zustimmung dazu, persönlich habe ich den Vorsatz gefasst, mir für solche Gelegenheiten in eigenen Fanfics einen wachsenden Pool an wiederkehrenden Nebencharakteren zu etablieren - wenn irgendwo ein Spezialist gebraucht wird, wird er oder sie grob mitsamt Fachgebiet definiert und kommt danach in ähnlichen Situationen nochmal wieder zu Wort.
Find ich gut :)

Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber bei mir ist eher das Gegenteil der Fall - je "technologiegläubiger" (und -bewusster) ich wurde, desto klarer wurde mir, was für ein Bullshit da (und fairerweise auch bei so ziemlich jeder anderen Form von FTL, künstlicher Schwerkraft oder Materietransportern) verzapft wird. Aber gerade Space Opera wie Star Trek ist ohne die Akzeptanz von solchen Elementen einfach verdammt schwer zu schreiben. :D
Ja, das ist eben. Man muss sehr viel akzeptieren. Aber wenn man sozusagen schon gerade dabei ist, tut man sich wahrscheinlich einen Gefallen, wenn man diese Großzügigkeit auch auf nicht-Technisches überträgt :)

Leela

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #66 am: 13.05.16, 16:32 »
Ich setz nochmal neu an... auch wenn Darmok wohl durch ist. 

Vorab;Ich glaube man kann die Sachen auf zwei Ebenen bewerten... eine Gefühlsmässig und einmal rational. Beides kann sich auch ergänzen. Wenn ich was dazu schreibe, lege ich den Schwerpunkt meist auf das Rationale – weil das für mich Dinge sind die andere eher nachvollziehen können, als wenn ich schreibe „ich mag das Ding nicht.“ Eine gefühlsmässige Sache da auszudrücken bleibt naturgemäß immer (um mal die Kinder von Tama zu bemühen) „Buddy Hollys Blick ohne Brille“.

Das heisst aber eben, wenn man meine Argumentation liest (zB das mit er Sprache) entsteht schnell der Eindruck das sei kleinlich oder wie Max etwas höflicher Formulierte „streng“... für sich genommen könnte das sogar sein... aber es gibt eben noch eine zweite Ebene... 

.. puh.. so. Daher auch keine Haue für Dahkur. Ein Andermal vielleicht! :P

Ich finds ziemlich normal und klar das jeder gewisse „Wohlfühlepisoden“ hat. Da fühlt man sich einfach gut ohne das unbedingt 100% begründen zu können. Ich finde sogar, wie ich weiter oben indirekt schrieb, das man bei diesen Episoden selbst als Fan eigentlich gar nicht Erklärungen nachreichen muss... oder hinzuerfinden. TOS ist zB voll von solchen Plotlöchern... sie alle zu erklären wäre eine Lebensaufgabe. Trotzdem kann man sich damit wohlfühlen und sie gerne sehen. 

Genauso fällt es mir schwer(er) in Gänze zu begründen warum ich Darmok nicht so mag (wobei das auch übertrieben ist, es gibt TNG Episoden die ich weitaus weniger mag). Das mit der Metaphernsprache ist da, wie auch geschrieben, nicht allein der… ganze Knackpunkt. Es ist nur irgendwie ärgerlich, weil gerade ein Drehbuch-Autor Sprache verwendet – uns sich dann für sein Handwerkszeug nicht so komische Dinge aus den Fingern saugen sollte. Aber ok. In Bezug auf die Story ist es eher unerheblich ist, wie der „Kommunikationsblackout“ genau begründet wird.

Das eine ist wohl, und das trifft TNG ganz stark, dass ich diese Episoden einfach zu oft gesehen habe früher... die nutzen sich ab. Das zweite ist das Picard hier das erste mal richtig sehr und lange die komisch blaue Unter-Uniform mit Weste drüber trägt. Weiß nicht warum, aber früher hat mich das total gestört. XD  Auch das Darmok ein abgekupfertes Episodelchen von „Enemy Mine“ ist... und damit sowas von 80er, stört mich irgendwie – obwohl Enemy Mine damals als Darmok neu war, noch zu meinen Lieblingsfilmen zählte – ich so einem Plot also gar nicht abgeneigt wäre.

Ich glaube was mich am meisten unbewusst von der Episode wegbringt ist... deren Anspruch gepaart mit ihrer Naivität. Eben das sie genau so vorhersehbar auf ein Star Trek Muster getrimmt ist. Und das es auch noch intellektuell versucht wird zu verbrämen... mit Lady Metapha I. Die Folge bemüht sich so sehr korrekt zu sein... das mich das gegen sie irgendwie einnimmt. Deswegen auch meine Bemerkung mit Kirk und Stein. Das ist zwar politisch völlig inkorrekt was Horst Kirk da immer so treibt, aber... ich finds nicht so Schema F, so steril so... künstlich gewollt.

Wie gesagt, ich versteh total wenn einem die Folge gefällt – denn genau dazu ist sie spürbar geschrieben. Sie soll gefallen und Superobertypisches Star Trek sein. Würde man Star Trek als Baukastensystem betrachten und einige wichtigere Komponenten da zusammenstöpseln ohne weiter übermässig kreativ zu sein... hätte man genauso eine Darmok Episode: Die Guten sind stets gut und bemüht, die Fremden sind nie wirklich böse, nur die wirklich Bösen sind Böse und zusammen mit den Fremden wird man sich arrangieren (weil die ja auch gut sind) um das Böse zu besiegen. Und im gemeinsamen Kampf fallen noch anfänglich vorhandene Vorurteile oder (Sprach-)Barrieren. Am Ende sind alle gute Freunde und tanzen auf dem Grab des Imperators. 

Klingt leider für mich abgegriffen, steril und... leblos. Für mich ist da kein Funken  drin der überspringt... :/ 

Und das zweite was mich da auf einer gefühlten Ebene wirklich zurückstößt ist ein immer wiederkehrendes Star Trek Credo, nämlich der Gedanke das die Fremden die wir erstmal nicht verstehen.. doch irgendwo so sind wie wir. Wir müssen also bloss eine Gemeinsamkeit finden, uns dann verständigen und alles wird gut. Dieser Gedanke ist so hochgradig Star Trek wie er naiv ist... vor allem aber ist er in gewisser Weise ein klein wenig rassistisch: die ANDEREN sind nicht anders, sie sind genau wie WIR! Irgendwo sind es auch Menschen...

Wir sind also der Maßstab und die anderen werden wir daran messen und daran ausrichten. Wir akzeptieren sie nicht so wie sie sind – notfalls eben völlig anders. Der Gedanke, auch wenn er auf den ersten Blick verständnisvoll erscheint, ist so schön nicht. Er macht viele Dinge gleich und nimmt eine ganze Menge an Vielfalt des Lebens weg... 

Und selbst das wäre noch nicht so schlimm, WENN Star Trek nicht mit unglaublicher Penetranz immer und immer und immer und immer und immer und immer und immer wieder auf dieses Muster zurückfallen würde. Und Darmok ist leider ein Musterbeispiel dafür, sozusagen ein Exponent für genau diese Schemata. 

Ich glaube das ist auf Gefühlsmässiger Ebene mein Hauptproblem mit der Episode. Und auch der Hauptpunkt der mich abschreckt sie anzuschalten... diese penetrant durchschwingende Moralkeule. Und wenn ich mich so umseh... bei euch doch auch, oder? Viele haben die Episode nur aus dem Kopf reviewed... obwohl sie sie mögen?! Warum das? Und nun sagt nicht ihr hattet innerhalb von 7 Tagen keine Zeit eine 40 Minuten TNG Folge zu schauen. :P


Anhang; 

Zitat
Ich trinke fast nie Alkohol 

Nichtmal südamerikanische. südafrikanische oder australische Rotweine? Wäre sehr schade. Wundert mich trotzdem das Du den Ausdruck kanntest, hätte ich nicht erwartet. 

Den Punkt das Picard nicht sterben würde... zieh ich zurück. Eine derartige Erwartung an eine Folge wäre natürlich etwas viel. Stimmt. 


Zitat
Was die eigene Perspektive und somit die Möglichkeit einer Metaphersprache angeht – ich habe darüber auch nachgedacht, ob es mir vielleicht nur so vorkommt weil man es eben nicht kennt oder gewohnt ist.

Ich würde schon soweit gehen, dass sich einige Zivilisations- und Evolutionsmerkmale und Entwicklungen verallgemeinern lassen. Auch auf mögliches Leben auf anderen Planeten. 

Und gerade in Bezug auf Sprache haben wir ja an lebendem und toten Sprachen massig Vergleichsmaterial. Das zB eben die Schriftsprache der Ägypter, Maya und Chinesen faktisch den gleichen Weg gegangen sind, obwohl diese Kulturkreise zeitlich und räumlich deutlich auseinanderliegen ist für mich so ein Merkmal, weil ich momentan nicht wüsste inwiefern die variable „Mensch“ dafür so spezifisch ist, dass ohne „Mensch“ eine ähnliche Entwicklung bei anderem intelligenten Leben nicht stattfände. Das Kommunikationsprozesse zur Verkürzung und Vereinfachung neigen scheint mir relativ universell. 

Was die Chinesen angeht (ich hoffe ich erinnere mich halbwegs richtig) so gabs wohl um die 15.000 Schriftzeichen. Wobei ins moderne Schriftchinesisch etwa 8000 gelangt sind und davon in der Alltagssprache wieder nur, wie Du zitierst, um die 3000 häufigere Verwendung finden. Das wäre jeweils von Schritt zu Schritt eine Halbierung der Zeichen...


Zitat
Kann man das eigentlich so sagen?
Ich meine, wir werden uns wohl einig sein, dass man davon ausgehen darf, dass Kleinstkinder denken können, bevor sie feste Begriffe, bevor sie Worte haben. Es klingt doch nicht so unwahrscheinlich, dass das in Bildern geschieht.
Und wenn dieses System eben nun mal dominant bliebe..!

Das ist ne schwierige Frage. Ich würde wohl mit Jein antworten. Zum einen müssen sich Kleinkinder auch schon sehr früh als Subjekt selbst bewusst werden – dieser Gedanke, sich selbst bewusst zu werden, ist nicht bildlich. Allein weil sich die Kleinkinder selbst nicht sehen können. Sie können also zu diesem Gedanken kein echtes Bild entwickeln – dennoch werden sie ein „Ich“. Und damit haben sie bereits begonnen abstrakt zu denken. 
Andererseits würde ich auch nicht ausschließen das man teils in Bildern denkt. Aber eben dann nicht zwangsläufig in der Art Bild das man im Kopf wie eine Art Folgerichtigen Film ablaufen hat. Es sind dann in meinen Augen mehr Bruchstücke und Teile von Gedanken die bildlich sind.


Zitat
Bei Sprachen und Gedankevorstellungen sind wir da vielleicht nicht so flexibel? 

Jede Serie hat natürlich Rahmenbedingungen die man hinnehmen muss: MacGyver hat ein Taschenmesser, keiner vom A-Team ist schwul und KITT ist nunmal schlauer (und sieht besser aus)  als David Hasselhoff. Picard hat halt sein Raumschiff. So einen Rahmenkontext zu akzeptieren finde ich nicht so schwer – jedoch profitiert dann die Serie eben sehr davon, wenn es innerhalb dieses Rahmens glaubwürdig zugeht. Je unglaublicher der Rahmen und je plausibler der „Inhalt“, desto besser und interessanter das Ergebnis. Genauso umgedreht (siehe zB Twin Peaks). Meine Meinung. :)

« Letzte Änderung: 13.05.16, 16:39 by Leela »

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #67 am: 13.05.16, 18:37 »
@leela
das mit dem sterilen Muster, wo kein Funke überspringt, ist der Punkt, der mich persönlich auch keine TNG artigen Charaktere schreiben lässt.

Weil Menschen und auch andere Humanoiden sind eben so wie sie sind, eben wesen mit ihren eigenen Stärken, aber auch Schwächen.

Und das fehlt mir eben bei der TNG Crew. da springt kein Funke zu mir über. Und das brauche ich eben als Zuseher und auch als leser. Die story kann sowas 08/15 sein udn da sist sie gerade bei krimiserien leider sehr oft. Wenn ich aber die Protagonisten mag, dann verzeihe ich den Autoren das. Bzw. verzeihe ihnen auch plotholes, solange sie einen nicht mit dem Hintern voran anspringen.

Und da ich zudem "Enemy Mine" nicht kenne, war für mich Darmok von der grundstor was neues für mich.
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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #68 am: 14.05.16, 21:44 »
Dann habe ich es doch tatsächlich doch noch geschafft, mir "Darmok" anzuschauen!

Mir ist dabei erst aufgefallen, wie lange es schon her ist, dass ich mir eine TNG-Folge angesehen habe - vor allem eine, die nicht aus der ersten oder zweiten Staffel stammte.
Ein paar Details fand ich ganz nett: Bei der ersten Besprechung beispielsweise, als Worf wieder warnende Worte wählt und Troi dann dran ist; gerade, dass sie nicht "Wie auch immer" sagt oder den Kopf schüttelt... ;) Dieser Gesichtsausdruck à la "Ach komm, Worf" war nett ;)
Die erste Action mit der "Bestie" war cooler, zumindest mitreißender, als ich sie zuerst eingeschätzt hätte; und man konnte wirklich mir Picard mitfiebern, als er im Transporterstrahl hing und zum Zuschauen verdammt war.
Ich weiß noch, dass mich die neue Uniform mit Jacke damals (und eigentlich heute auch noch ;)) auch gestört, zumindest aber verwirrt hat. Eigentlich ist das merkwürdig, denn ein bisschen Abwechlung im Auftreten muss ja nicht schaden.
Daneben war ich davon überrascht, wie viel Dynamik diese Folge entwickelt, obwohl ich die ruhigen Aspekte als dominant in Erinnerung hatte. Gefühlt gab es gar nicht so viele Szenen zwischen Picard und dem tamarianischen Captain.
Nachdem ich die Folge nun aber angeschaut habe, kann ich gut nachvollziehen, wenn man sie naiv findet. Bei liegt das vor allem daran, dass es ja nicht besonders viele Metaphern zu hören gibt und ein paar doch eigentlich ziemlich schnell ziemlich eindeutig erscheinen. Ich meine, was es mit "The river Temarc" auf sich hat, lässt sich ja zum Beispiel recht schnell erraten, ähnliches gilt doch auch für "Kadir beneath Mo Moteh".




Was TNG allgemein anbelangt...
Wenn ich es nicht vergesse, werde ich in meiner Antwort auf Stars so freundlichen und ausführlichen Feedback zu "Blasses Gelb" noch einmal darauf eingehen: In meinen Augen ist die TNG-Crew inzwischen fast so was wie die melancholische Truppe unter den Star Trek-Mannschaften. Aber dazu wie gesagt vielleicht an anderer Stelle mehr.

Noch einmal, zu TNG allgemein: Ein ganz und gar gewöhnlicher Topos in TOS war, dass Kirk und Spock auf Außerirdische trafen, die (egal wie krass sie selber drauf waren) nach den Abenteuern, durch die die Enterprise-Mannen gehen mussten, eröffneten, die Menschheit sei noch zu wild, zu aggressiv, zu unzivilisiert, als dass man sich mit ihnen einlassen könnte; sie bräuchten noch ein paar Jahrhunderte, um zu lernen.
Nun, scheinbar hat eines genügt, denn in der Wirkung ist die TNG-Crew meistens eben schon weiter, fast hat ein Rollenwechsel stattgefunden (wobei Picard in den meisten Fällen dann hilfreich auftritt) - gerade als wäre die Menschheit jetzt wirklich erwachsen geworden, was eben auf Kosten der Leidenschaft geht.

Allerdings muss ich auch eine Lanze für Kirk brechen und will mich ein wenig von dem Vergleich mit "Arena" distanzieren, den Leela ja auch ins Spiel bringt und der auch auf Wikipedia zu lesen ist. In "Darmok" bilden unser Held und der Fremde ein Team gegen eine Bedrohung, (also eher ein bisschen wie bei TOS "Das Gleichgewicht der Kräfte"), während in "Arena" / "Ganz neue Dimensionen" (<- was für ein dämlicher deutscher Titel!) der Fremde die Bedrohung ist, gegen die unser Held kämpfen muss. Aber Kirk wird der Kampf auch aufgezwungen.
Um nun aber noch einmal "Darmok" zu verteidigen: Dass sich Kirk prügelt ist so typisch für TOS, dass ich es unbedingt Schema F nennen wollen würde; Auf "Ex Astris Scientia" gibt es ja sogar eine Rubrik, in der alle Gelegenheiten aufgezählt werden, in denen Kirks Oberteil zerreißt. (Aber das ist für mich nicht unbedingt ein Problem, es gehört irgendwie zu TOS dazu und macht den Charme ja auch mit aus, dass immer Gelegenheiten konstruiert werden, damit sich Kirk prügeln kann, ob passend oder nicht). Von Picard kannten wir das eigentlich nicht, aber was passiert in "Darmok"? ;)
http://tng.trekcore.com/hd/albums/season-5/5x02/darmok-hd-375.jpg



"Enemy Mine" - Mensch, ist das lange her. War da nicht auch noch ein Kind im Spiel? Eigentlich schade, dass sie den Film nicht mal wiederholen. Das Motiv ist natürlich recht beliebt. Hmm, wahrscheilnich haben wir das sogar in mehreren ST-Umsetzungen gesehen, wenn ich da an ENTs "Dawn" denke. (Nebenbei bemerkt ist mir da die Metaphernsprache, so naiv sie erscheinen möchte, deutlich lieber als das, was der Außerirdische dort verzapft hat, was daran liegt, dass sie sich in ENT irgendwann keine Mühe mehr gegeben haben und alle außerirdischen Sprache da gleich klingen).


Ich finde diese Suche nach dem, was eint, eigentlich ganz nett. Ich weiß nicht, ob das die Außerirdischen gleichsam zu Menschen macht oder ob es auch die Deutung zulassen soll, dass es da was gibt (soll man es Werte - oder, wie hieße es in "Interstellar": Die Liiiiiiiiiebe ;) - nennen?), was "größer" ist.
Ich muss aber eigentlich auch sagen, dass die Kinder von Tama eigentlich ziemlich so akzeptiert werden, wie sie sind. Ich glaube ich irre mich nicht, wenn ich konstatiere, dass alle Gesprächsfetzen, die zu einer echten Verständigung zwischen unseren Helden und den Fremden führen, in der tamarianischen Sprechweise geschehen: Nicht die Fremden sprechen am Ende unsere Sprache und sagen brav "Danke", sondern "wir" bemühen uns, den anderen gerecht zu werden. (Die unangenehme Deutung kann man aber auch schnell konstruieren: Die anderen sind nicht in der Lage, sich anzupassen, sind also nicht so toll wie wir).

Fairerweise muss man aber sagen, dass sich TNG um Tendenzen der Suche nach einigenden Momenten auch bei Lebewesen bemüht haben, die nun eindeutig nicht menschlich waren ("Home Soil", "Silicon Avatar", "Emergence").
Da finde ich, dass bei DS9 mehr Rassismus mitschwingt, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob dieses Gefühl einer eingehenden Prüfung bis ins letzte Detail standhalten kann.



Ich glaube das ist auf Gefühlsmässiger Ebene mein Hauptproblem mit der Episode. Und auch der Hauptpunkt der mich abschreckt sie anzuschalten... diese penetrant durchschwingende Moralkeule. Und wenn ich mich so umseh... bei euch doch auch, oder? Viele haben die Episode nur aus dem Kopf reviewed... obwohl sie sie mögen?! Warum das? Und nun sagt nicht ihr hattet innerhalb von 7 Tagen keine Zeit eine 40 Minuten TNG Folge zu schauen. :P
Touché, Leela :))
Gut, an der Moralkeule liegt es bei mir nicht. Die ist mir immer noch lieber als dieses "Jeder gegen jeden" und "Eigentlich ist alles krass und übel und dunkel", was hingegen zum Beispiel der Grund ist, warum ich mir als wahrscheinlich einziger Mensch Deutschlands meiner Generation "Games of Thornss" nicht anschaue.
Bei mir liegt es glaube ich einfach daran, dass ich TNG nicht mit meinen heutigen Augen - mit den Science Fiction-Maßstäben Lem und "Interstellar" - entzaubert sehen will. Ich weiß, dass viele TNG-Folgen dagegen immun sein werden, weiß aber nicht, ob es alle sind. "Darmok" hat sich da ganz gut geschlagen, wenn man bedenkt, dass ich die späteren TNG-Staffeln in der Masse einfach zu routiniert umgesetzt finde.

Nichtmal südamerikanische. südafrikanische oder australische Rotweine? Wäre sehr schade. Wundert mich trotzdem das Du den Ausdruck kanntest, hätte ich nicht erwartet.
Dazu zweierlei:
1. Stopp, es ist ja gar nicht gesagt, dass ich beim Sinn des Ausdrucks überhaupt richtig liege :D Ich würde es wie "streiten" übersetzen, aber wahrscheinlich fälschlicher Weise eher wie bei "ein Hühnchen mit jdm. rupfen" ent-dramatisiert sportlich deuten.
2. Das ist natürlich auch reiner Zufall. Außerdem sprichst zu mit jemanden, der Wörter wie "weiland" immer noch im Alltagsgebrauch hat  :grandma

Ich würde schon soweit gehen, dass sich einige Zivilisations- und Evolutionsmerkmale und Entwicklungen verallgemeinern lassen. Auch auf mögliches Leben auf anderen Planeten.
Das ist ein Punkt, der mich schon eine Weile beschäftigt!
Früher - also ich meine wirklich, als Kind und als Jugendlicher - dachte ich immer, außerirdisches Leben müsste fast zwangsläufig ganz anders als wir es sind - es sind ja schließlich Außerirdische.
Inzwischen aber haben mich einige 'wissenschaftliche Statements' in dieser so herrlich phantasievollen Haltung ordentlich erschüttert. Es geht damit los, welche astrophysikalischen Gegebenheiten für Leben notwendig sind und was sich aus ihnen entwickeln kann und was nicht.
Du wirst also Recht haben, dass sich einige Wege einfach nicht im Druck der realen Umstände gar nicht beschreiten lassen.

Trotzdem: Behielte man sich die, joah, "Hoffnung", es könnte doch noch andere Formen von Leben geben, macht das die Überlegungen, wie sich deren Leben wirklich darstellt, umso spannender. Lange Zeit stand bei mir deswegen "Fiasko" auch hoch im Kurs - wobei Lem hier lustigerweise gerade in der Kommunikation selbst (Stichwort "Märchen") einen in meinen Augen nicht entschuldbaren Fehler begeht, indem er die Grenzen so leicht überwindbar erscheinen lässt, was einen Bruch zum genialen Rest darstellt.

Was die Chinesen angeht (ich hoffe ich erinnere mich halbwegs richtig) so gabs wohl um die 15.000 Schriftzeichen. Wobei ins moderne Schriftchinesisch etwa 8000 gelangt sind und davon in der Alltagssprache wieder nur, wie Du zitierst, um die 3000 häufigere Verwendung finden. Das wäre jeweils von Schritt zu Schritt eine Halbierung der Zeichen...
Nachdem ich "Darmok" jetzt noch einmal gesehen habe, weiß ich gar nicht, inwieweit das nicht sogar für die Kinder von Tama passend erscheint: Die größte Bandbreite an Ausdrücken scheinen sie ja nicht unbedingt zu besitzen, selbst in den kurzen Teilen, in denen sie sich unterhalten, also nicht versuchen, es für die Föderationsleute leicht zu machen. Vielleicht erleben wir an ihnen mit, wie eine Sprache "implodiert" und nicht mehr als Grundbegriffe bestimmter Situationen erlaubt: "Kadir beneath Mo Moteh" genauso für "Mensch, ist der begriffstutzig" wie für "So ein Idiot"...
« Letzte Änderung: 14.05.16, 21:46 by Max »

Leela

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #69 am: 15.05.16, 05:02 »
Vorab (wieder mal), einer der interessantesten Aspekte in Bezug auf „Darmok“ wurde noch gar nicht erwähnt: Die Episode ist ziemlich genau 25 Jahre alt heute. Und 1991 als sie „neu“ war, war das Ur-Star Trek, TOS also, auch 25 Jahre alt. Schauen wir heute auf die 91er Episoden, wie wir 1991 auf die... 1966er Episoden geschaut haben? 

Das zweite, und das trifft den Punkt der Naivität, sollte man vielleicht auch en Zeitgeist der frühen, enorm hoffnungsvollen und teils auch genauso naiven 90er mit einbeziehen. Vielleicht hat das damals ganz schön auf die Episoden durchgedrückt. 
 

Zitat
Wenn ich es nicht vergesse, werde ich in meiner Antwort auf Stars so freundlichen und ausführlichen Feedback zu "Blasses Gelb" noch einmal darauf eingehen: In meinen Augen ist die TNG-Crew inzwischen fast so was wie die melancholische Truppe unter den Star Trek-Mannschaften. Aber dazu wie gesagt vielleicht an anderer Stelle mehr.

Lass Dir etwas Zeit, vielleicht schaff ich meinen Review zu Blassgelb bis dahin auch noch. Gelesen habe ich sie nämlich schon und... ja, Feedback muss aber noch getippert werden.

 
Zitat
Allerdings muss ich auch eine Lanze für Kirk brechen und will mich ein wenig von dem Vergleich mit "Arena" distanzieren, den Leela ja auch ins Spiel bringt und der auch auf Wikipedia zu lesen ist. In "Darmok" bilden unser Held und der Fremde ein Team gegen eine Bedrohung, (also eher ein bisschen wie bei TOS "Das Gleichgewicht der Kräfte"), während in "Arena" / "Ganz neue Dimensionen" (<- was für ein dämlicher deutscher Titel!) der Fremde die Bedrohung ist, gegen die unser Held kämpfen muss. Aber Kirk wird der Kampf auch aufgezwungen.

Arena ist viel ähnlicher als es aussehen mag. Warum ich den Vergleich zog;
Das Ausgangssetting ist nahezu identisch – zwei verfeindete Einzelkämpfer (Captains) auf einen unwirtlichen feindlichen Planeten stehen sich feindlich gegenüber. In beiden Szenarien gibt es eine dritte Partei die da Szenario fremdbestimmt – in Darmok die Bestie, die zum Bündnis führt. In Arena die Drohung der übermächtigen Metrons das Schiff (oder notfalls auch beide Schiffe) des Verlierers im Duell zu vernichten. In beiden Fällen führt die Fremdbestimmung dieses Szenarios dann eben auch zum Verlauf der Episoden... 

Und auch hier läuft Arena sehr ähnlich, wenn man sich nicht zu sehr auf eine Perspektive festlegt.
Ich hatte – einmal als ich Arena wieder sah – bei dem Duell zwischen Kirk und dem Gorn einige sehr peinliche Momente. Denn beide agieren völlig gleich: beide versuchen den Gegner in eine Falle zu locken, sich anzuschleichen, benutzen primitive Waffen...und die Enterprise Crew schaut dabei ja zu. Was Kirk nicht weiß und nicht sieht – aber er verhält sich genauso wie der Gorn. Er ist keinen Deut besser oder schlauer. Die Ähnlichkeit beider Spezies wird also fast... überbetont. Und erst als Kirk merkt das er körperlich dem Gorn in keinster Weise gewachsen ist, ändert Kirk sein Verhalten und benutzt mal sein Hirn. Aber als Zuschauer sieht man ziemlich deutlich.. so unterschiedlich sind die gar nicht. Und Kirk zieht am Ende fast eine ähnliche Konsequzenz wie Picard... als er nach seinem Sieg nämlich von dem Metron angeboten bekommt das diese nun das Gorn Schiff zerstören, lehnt Kirk das ab. Er sagt (zwar nicht zu dem Gorn, aber zu dem Metron)  das man schon irgendwie klarkäme (ich hoffe ich erinnere mich richtig *shrug*). 


Zitat
"Enemy Mine" - Mensch, ist das lange her. War da nicht auch noch ein Kind im Spiel? 

Ja. Was bei mir aber mehr hängen blieb ist, dass der Film sehr deutlich (es gibt auch ne Lagerfeuerszene) die Sprachbarriere thematisiert – weil der Mensch sehr lange braucht bevor er die Klick-Laute der Echse raus und drauf hat. Das ist ein recht grosses Subthema in dem Film. Gerade daher auch der Vergleich zu Darmok. :) 

Im Wikipedia Eintrag zu „Enemy Min“ werden auch die Star Trek Nachahmer aufgezählt. 
„Der grundsätzliche Plot dieses Filmes wurde insbesondere von Star Trek mehrfach aufgegriffen, so zum Beispiel in der Episode Darmok von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert und in der Episode Morgengrauen von Star Trek: Enterprise. Die deutlichste Adaption ist jedoch die inhaltlich fast identisch angelegte Das-nächste-Jahrhundert-Episode Auf schmalem Grat.“


Zitat
Bei mir liegt es glaube ich einfach daran, dass ich TNG nicht mit meinen heutigen Augen - mit den Science Fiction-Maßstäben Lem und "Interstellar" - entzaubert sehen will. Ich weiß, dass viele TNG-Folgen dagegen immun sein werden, weiß aber nicht, ob es alle sind.


Insgesamt bedeutet das das wohl definitiv Du die nächste Review Folge vorschlagen solltest. Entweder eine TNG Folge die vor Entzauberung sicher ist – oder, eine DS9 Folge, gerade weil es eben nicht Dein Liebling ist. Ich fände beide Varianten spannend. ^^
 
Zitat
1. Stopp, es ist ja gar nicht gesagt, dass ich beim Sinn des Ausdrucks überhaupt richtig liege. Ich würde es wie "streiten" übersetzen, aber wahrscheinlich fälschlicher Weise eher wie bei "ein Hühnchen mit jdm. rupfen" ent-dramatisiert sportlich deuten.

Dann werden wir den Wein wohl teilen müssen, weil die Frage richtete sich ja nach dem „Kennen“ im Sinne von geläufig sein, des Ausdruckes. Nicht, ihn nur zu deuten. Dennoch bist Du damit nah dran.

Ich kopiers mal aus dem Netz; „"Strauß" gehört zur Wurzel "streiten". Wenn über einen Strauß gesprochen wird, handelt es sich in der Regel darum, ein strittiges Recht (zurück)zugewinnen. Der gemeinte Strauß ist u. a. ein früher gebräuchliches Recht: das Straußen-Recht, also das Recht eines Landwirts z. B., seine Produkte ab Hof zu verkaufen und auch fremde Waren in sein Angebot aufzunehmen. Es gibt heute noch die so genannte Straußenwirtschaft, ein saisonal geöffneter Gastbetrieb. Einen weiteren Aspekt findet man in den Ritterkämpfen, die auch als "Strauß" bezeichnet wurden, weil es erstens um den Federstrauß auf dem Helm des Harnischs und zweitens um eine Blume der umworbenen Dame ging. Zuerst aber um Profilierung. Der Blick auf diese Ursprünge macht aus dem oberflächlichen Verb "streiten" eine Angelegenheit, bei der es um eine sehr konkrete und ernsthaft betriebene Sache geht


Ich kannte den Ausdruck im Sinne des ritterlichen Duelles, also eines sportlichen Streites, wie du ihn ja auch gedeutet hast. Tatsächlich untergekommen ist mir der Ausdruck nur zweimal. Einmal im einzig überlieferten Gedicht eines berüchtigten (und miesen) Möchtegern-Autors und Unperson der Zeitgeschichte (die Zeile lautete; 
„Und alle, die am Tage sich erfrechten,
Sie werden vor der Zauberformel klein!
Sie ziehen blank – doch statt den Strauß zu fechten,
Erstarren sie zu Stalagmitgestein.“)
Und ein andermal im Umfeld von Burschenschaften im Zusammenhang mit der Mensur. 


Zitat
Das ist natürlich auch reiner Zufall. Außerdem sprichst zu mit jemanden, der Wörter wie "weiland" immer noch im Alltagsgebrauch hat

Dann bist Du offenbar ein/das Rollenvorbild für Clint Eastwoods Figur „In the Line of fire“. Ich vermute Du kennst die „Firlefanz“ Szene?  ^^


Zitat
Vielleicht erleben wir an ihnen mit, wie eine Sprache "implodiert" und nicht mehr als Grundbegriffe bestimmter Situationen erlaubt... 


Ich glaube so ein Szenario wäre reizvoll, ich kann mir aber schwer vorstellen das eine Sprache implodiert. Denn ich glaube das es ein Minimalreduktion gibt die so einfach ist, dass sie nicht weiter reduzierbar ist – und dabei dennoch alles aussagen kann. *mal lässig in Richtung der Binare winke* ;) 

Aber selbst bevor es zu einem so extremen Endzustand, wo Sprache zu Mathematik wird, kommt, gibt es in meinen Augen andere Phänomene, wie Zb Re-Analphabetisierung. Experten und Spezialisten-Untersprachen etc. 

Ich hatte übrigens bereits beim ersten Review der Folge folgendes Gedankenspiel gemacht; Was würde passieren wenn man das Gesamtwerk Shakespeares in einer ähnlichen Metaphersprache übertragen würde? Bsp. Statt „Liebe“ heisst es dann eben „Romeo und Julia in Verona“. Und so ersetzt man alle Shakespeare Worte durch Metaphern (ich habe der Einfachheit halber mal gleich welche aus seinen Werken genommen).

Weitergedacht hatte das zwei Folgen für mich;
a) aus 10 Bänden Shakespeare würden allein vom Umfang her wohl 30 Bände
b) zweitens mit fortlaufender Dauer würde ich... als Buchdrucker wohl ein Glossar oder Register zu den Bänden beilegen. In diesem Bändchen stünde dann drin (1 = Romeo und Julia in Verona)... nun würde ich überall wo im Text diese umfangreiche Formel auftaucht ne 1 einsetzen. Damit muss ich schonmal nur noch 29 Bände statt 30 drucken. Mach ich das jetzt mit den häufigsten Metaphern genauso schrumpfe ich das Textvolumen wohl auf 15 Bände... also nah am Nichtmetaphorischen Originalumfang.

Dieser Rationalisierung könnte man sich schwer entziehen. Nach 2-3 Generationen wäre die Umschreibung für Liebe = Romeo und Julia in Verona, vermutlich ausgestorben/veraltet/ungebräuchlich. Liebe wäre nun „1“. Weil jeder wüsste, wenn eine 1 im Text auftaucht würde der Glossar als Leseanleitung die Metapher liefern die „Liebe“ bedeutet. 

Tolayon

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #70 am: 15.05.16, 10:26 »
"Darmok" zählt im Grunde auch zu meinen Lieblingsfolgen, aber bei der Sprache der Tamarianer darf man wohl wirklich nicht zu sehr nachdenken, sonst kann das einem aus Gründen der Logik tatsächlich den Spaß verderben.
Dass kein expliziter Linguist gezeigt oder auch nur erwähnt wird finde ich sehr schade, denn bei all den Leuten auf der Enterprise-D müsste dieses Schiff mindestens einen Experten pro Gebiet vorweisen können (vor allem wenn das schon, wie hier bereits erwähnt, auf Kirks alter Enterprise in fast jeder Folge getan wurde, Geologen scheinen dort meines Wissens nach kaum weniger gefährlich gelebt zu haben als Rothemden).

Generell muss ich aber sagen, dass viele alte StarTrek-Folgen nach der x-ten Wiederholung an Zauber verlieren (auch wenn sie manchmal an anderer Stelle dazugewinnen). Vor allem bei Voyager fällt mir der sinnfreie Technobabbel immer mehr und äußerst unangenehm auf. Ich habe schon von manchen SciFi-Fans gehört, die selbst im naturwissenschaftlich-technischen Bereich tätig sind und STAR WARS mehr mögen als STAR TREK, gerade weil die Raumfahrt und damit verbundene Technologie in STAR WARS realistischer und "bodenständiger" wirkt (sieht man vielleicht von gigantischen Vernichtungsmaschinen in Mond- und Planetengröße ab) und die Technik auch nicht zum Selbstzweck wird.

Gerade auf diesem Gebiet bietet "Darmok" aber eine erfreuliche Abwechslung, nämlich dahingehend, dass der Universalübersetzer mal nicht alles übertragen kann. Es hätte wie gesagt nur noch ein (Exo-)Linguist gefehlt, um die Folge fast perfekt zu machen.

P.S.:
Ich frage mich gerade, ob bei C-3POs über 6 Millionen gespeicherten Kommunikationsformen auch so etwas wie die Sprache der Tamarianer dabei ist ...

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #71 am: 15.05.16, 14:04 »
P.S.:
Ich frage mich gerade, ob bei C-3POs über 6 Millionen gespeicherten Kommunikationsformen auch so etwas wie die Sprache der Tamarianer dabei ist ...

Erinnere dich mal daran, wie er den Ewoks die bisherigen Ereignisse erklärt hat "Millennium... Falcon" *Falcon-Geräusch-mach* "Stadt in... den Wolken" *Wolken-Geräusch*.

Das hörte sich schon sehr tamarianisch an ;) :D
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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #72 am: 15.05.16, 21:37 »
Vorab (wieder mal), einer der interessantesten Aspekte in Bezug auf „Darmok“ wurde noch gar nicht erwähnt: Die Episode ist ziemlich genau 25 Jahre alt heute. Und 1991 als sie „neu“ war, war das Ur-Star Trek, TOS also, auch 25 Jahre alt. Schauen wir heute auf die 91er Episoden, wie wir 1991 auf die... 1966er Episoden geschaut haben?
Das ist eine tolle, ich wäre bereit zu sagen: gewinnbringende, neue Perspektive. Aber es ist wahrscheinlich auch schwierig, etwas dazu zu sagen. Zuerst wollte ich das auf unser Alter schieben: Damals war ich noch nicht einmal zehn Jahre alt und es sollte noch einmal ein halbes Jahrzehnt dauern, ehe ich mit TOS in Kontakt kommen sollte. Damit ist der Vergleich nicht vollwertig anzustellen. Aber auch so wäre es schwierig, schließlich verändert man sich in den Jahren ja, ist im Extremfall vielleicht sogar vom Optimisten zum Pessimisten geworden.

Wie auch immer... Die Achtziger und frühen Neunziger traue ich mich nicht richtig einzuschätzen, aber alles in allem finde ich die Produktionsweise so, dass sie fast noch heute bestehen könnte; etwas, was ich 1991 wahrscheinlich für TOS nicht mehr angenommen hätte.

Das zweite, und das trifft den Punkt der Naivität, sollte man vielleicht auch en Zeitgeist der frühen, enorm hoffnungsvollen und teils auch genauso naiven 90er mit einbeziehen. Vielleicht hat das damals ganz schön auf die Episoden durchgedrückt. 
Ja.
Aber ich denke gerade auch über folgenden Punkt nach: unabhängig von der Entstehung, könnte man ja auch versuchen, die Zukunft als solche, so wie sie dargestellt wird, losgelöst von den heutigen Verhältnissen sehen. Mag die Welt heute auf in Trümmern liegen, so muss man deswegen die positive Haltung der Leute in TNG nicht wirklich infrage stellen, weil die Figuren sie so selbstverständlich leben.
Ich glaube aber, dass Du auf etwas anderes hinausmöchtest. Geht das bei Dir in die Richtung, wonach wir heute "Fehler" erkennen, weil wir das, was in der Folge geschieht, nicht mehr mit der rosaroten Brille sehen, die wir uns von der TNG-Crew geliehen hatten?

Lass Dir etwas Zeit, vielleicht schaff ich meinen Review zu Blassgelb bis dahin auch noch. Gelesen habe ich sie nämlich schon und... ja, Feedback muss aber noch getippert werden.
Entschuldige, ich musste schon antworten, sonst würde das Posting wahrscheinlich zu lang werden.

Arena ist viel ähnlicher als es aussehen mag. Warum ich den Vergleich zog;
Das Ausgangssetting ist nahezu identisch – zwei verfeindete Einzelkämpfer (Captains) auf einen unwirtlichen feindlichen Planeten stehen sich feindlich gegenüber. In beiden Szenarien gibt es eine dritte Partei die da Szenario fremdbestimmt – in Darmok die Bestie, die zum Bündnis führt. In Arena die Drohung der übermächtigen Metrons das Schiff (oder notfalls auch beide Schiffe) des Verlierers im Duell zu vernichten. In beiden Fällen führt die Fremdbestimmung dieses Szenarios dann eben auch zum Verlauf der Episoden... 

Und auch hier läuft Arena sehr ähnlich, wenn man sich nicht zu sehr auf eine Perspektive festlegt.
Ich hatte – einmal als ich Arena wieder sah – bei dem Duell zwischen Kirk und dem Gorn einige sehr peinliche Momente. Denn beide agieren völlig gleich: beide versuchen den Gegner in eine Falle zu locken, sich anzuschleichen, benutzen primitive Waffen...und die Enterprise Crew schaut dabei ja zu. Was Kirk nicht weiß und nicht sieht – aber er verhält sich genauso wie der Gorn. Er ist keinen Deut besser oder schlauer. Die Ähnlichkeit beider Spezies wird also fast... überbetont. Und erst als Kirk merkt das er körperlich dem Gorn in keinster Weise gewachsen ist, ändert Kirk sein Verhalten und benutzt mal sein Hirn. Aber als Zuschauer sieht man ziemlich deutlich.. so unterschiedlich sind die gar nicht. Und Kirk zieht am Ende fast eine ähnliche Konsequzenz wie Picard... als er nach seinem Sieg nämlich von dem Metron angeboten bekommt das diese nun das Gorn Schiff zerstören, lehnt Kirk das ab. Er sagt (zwar nicht zu dem Gorn, aber zu dem Metron)  das man schon irgendwie klarkäme (ich hoffe ich erinnere mich richtig *shrug*). 
Hmm, ich weiß nicht. Ich finde, diese Ähnlichkeiten spielen sich gleichsam auf der Oberfläche ab.
Wenn ich das aufgreifen darf, was Du als Elemente ausweist..?
Zwei verfeindete Einzelkämpfer: Das gilt für "Arena", aber nicht für "Darmok", denn Dathon und Picard sind nie wirklich verfeindet und befinden sich nicht mal annähernd in einem direkten Konflikt (weil der Tamarianer ja auch nicht mit Picard kämpfen will und Picard, im Missverständnis, auch keinen Kampf anzettelt, weil er das Messer gleich zurückwirft).
Eine dritte Partei bestimmt das Szenario: Bei "Arena" sind das eindeutig die Metronen, aber bei "Darmok" führen die Tamarianer das Szenario, dessen Teil ihr Captain aktiv wird, herbei und sorgen dafür, dass es nicht vorzeitig beendet werden kann. Damit gibt es in dem Sinne keine dritte Partei; die "Bestie" ist eine andere Art der Bedrohung, nämlich eine für die beiden anderen. Und es ist ja auch nicht so, dass sich Kirk und der Gorn-Captain irgendwann gegen den Mentron zusammentaten.
Der Ausgang: Das Szenario in "Arena" löst sich auf, als Kirk den Gorn besiegt und darauf verzichtet, ihn zu töten. In "Darmok" ist es völlig anders: Picard besiegt den tamarianischen Captain nicht, zu einer "Begnadigung" kommt es genauso wenig. Aber auch die "Bestie" wird nicht besiegt und in Konsequenz auch nicht "begnadigt".

Die Szenarien scheinen nur durch die bloße Anzahl des "Personals" (hier und da zwei Captains) und das "Layout" (die Schiffscrew kann nicht effektiv eingreifen - und ein Planet ist der Schauplatz) ähnlich zu sein. In Wahrheit haben sie aber nicht viel gemein.
In TOS lässt der Metron Kirk und den Gorn wie in einer Arena aufeinander los, um zu sehen, wer von beiden überleben wird (fast wie eine Spielart des Sozialdarwinismus).
In TNG sorgt der Tamarianer dafür, dass er und Picard ihre Grenzen überwinden, indem sie eine gemeinsame Bedrohung ausschalten (fast wie eine teambildende Maßnahme bei einem Mitarbeitercoaching).

Insgesamt bedeutet das das wohl definitiv Du die nächste Review Folge vorschlagen solltest. Entweder eine TNG Folge die vor Entzauberung sicher ist – oder, eine DS9 Folge, gerade weil es eben nicht Dein Liebling ist. Ich fände beide Varianten spannend. ^^
Oh, da müsste ich mir noch einmal Gedanken machen - und ersteinmal nachprüfen, welche DS9-Folgen ich überhaupt habe ;) :))
Bei TNG haut mich die Wirkung, die eine Folge wie "Time squared" / "Die Zukunft schweigt" entwickelt, nach wie vor um.

Dann werden wir den Wein wohl teilen müssen, weil die Frage richtete sich ja nach dem „Kennen“ im Sinne von geläufig sein, des Ausdruckes. Nicht, ihn nur zu deuten. Dennoch bist Du damit nah dran.
Na ja, beigebracht hat mir niemand den Ausdruck, insofern konnte ich auch nur aus dem Kontext schließen. Aber frage mich bitte nicht mehr, wo mir das unterkommen ist. Keine Ahnung, vielleicht sogar irgendwann in der Schule.
Also funktioniert das im Grunde wie bei "Darmok": Aus der Situation schließen. Dann muss man freilich das Deuten anfangen. Und es wird manchmal auch lustig. Ich erinnere mich, dass ein Freund von mir (wir arbeiteten damals zusammen als studentische Hilfskräfte) in einer Pause mal einen Text von Horkheimer oder Adorno (eigentlich auch egal, die haben ja eigentlich auch nur immer zusammen was auf die Beine gestellt ;) ;) ;)) angehört hat und der Herr Philosoph dann plötzlich vom Butzemann anfing - ich meine, der "Butzemann"! Heute nicht mehr wirklich Sinnbild einer Bedrohung ;)

Dann bist Du offenbar ein/das Rollenvorbild für Clint Eastwoods Figur „In the Line of fire“. Ich vermute Du kennst die „Firlefanz“ Szene?  ^^
Gut, dass wir hier nicht gewettet haben: Ich muss gestehen, nein, ich kenne Film und Szene nicht :(

Ich glaube so ein Szenario wäre reizvoll, ich kann mir aber schwer vorstellen das eine Sprache implodiert. Denn ich glaube das es ein Minimalreduktion gibt die so einfach ist, dass sie nicht weiter reduzierbar ist – und dabei dennoch alles aussagen kann. *mal lässig in Richtung der Binare winke* ;) 

Aber selbst bevor es zu einem so extremen Endzustand, wo Sprache zu Mathematik wird, kommt, gibt es in meinen Augen andere Phänomene, wie Zb Re-Analphabetisierung. Experten und Spezialisten-Untersprachen etc.
Nun, es kann ja auch sein, dass sie nicht weiter reduzierbar ist. Vielleicht merken die Kinder von Tama, dass sie an die Grenzen dessen geraten, wozu eine Sprache eigentlich dienen sollte.

Dahkur

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #73 am: 20.05.16, 11:44 »
Vorab (wieder mal), einer der interessantesten Aspekte in Bezug auf „Darmok“ wurde noch gar nicht erwähnt: Die Episode ist ziemlich genau 25 Jahre alt heute. Und 1991 als sie „neu“ war, war das Ur-Star Trek, TOS also, auch 25 Jahre alt. Schauen wir heute auf die 91er Episoden, wie wir 1991 auf die... 1966er Episoden geschaut haben?
Das ist eine tolle, ich wäre bereit zu sagen: gewinnbringende, neue Perspektive. Aber es ist wahrscheinlich auch schwierig, etwas dazu zu sagen. Zuerst wollte ich das auf unser Alter schieben: Damals war ich noch nicht einmal zehn Jahre alt und es sollte noch einmal ein halbes Jahrzehnt dauern, ehe ich mit TOS in Kontakt kommen sollte. Damit ist der Vergleich nicht vollwertig anzustellen. Aber auch so wäre es schwierig, schließlich verändert man sich in den Jahren ja, ist im Extremfall vielleicht sogar vom Optimisten zum Pessimisten geworden.

Wie auch immer... Die Achtziger und frühen Neunziger traue ich mich nicht richtig einzuschätzen, aber alles in allem finde ich die Produktionsweise so, dass sie fast noch heute bestehen könnte; etwas, was ich 1991 wahrscheinlich für TOS nicht mehr angenommen hätte.

Über diese Frage von Leela habe ich auch nachgedacht. Ich habe letzten Herbst erst einen Rewatch von TNG gestartet, daher ist mein Eindruck noch recht frisch (und daher habe ich "Darmok" jetzt auch nicht nochmal angeschaut - das ist meine Ausrede, Leela ;) ). Bei mir war es so, dass ich den Pilotfilm schier nicht ertragen habe. Ich war recht negativ von der anfangs noch komplett steifen Schauspielerei der Darsteller (bis in die Riegen von Spiner und Stewart) angetan. Fast kam mir der Eindruck, dass Wil Wheaton noch am besten agiert hatte. Das gesamte Ambiente wirkte auch sehr altbacken auf mich. Also habe ich wohl tatsächlich einen ähnlichen Eindruck jetzt von TNG wie damals von TOS. Allerdings zieht sich der nur durch die ersten beiden Staffeln. Ab Staffel 3 empfinde ich die meisten Episoden (unabhängig von der inhaltlichen Qualität) so, dass ich sie heute noch unterschreiben würde.

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Antw:50 Jahre Star Trek - unsere Lieblingsfolgen
« Antwort #74 am: 20.05.16, 12:11 »
Ja, das ist auch das, was ich mit der Veränderung der Serie meinte: TNG hat sich stark gewandelt, VOY für mein Empfinden hingegen kaum.
Am Anfang von TNG hatte ich wirklich das Gefühl, als müssten sich alle erst einmal daran gewöhnen, was sie hier überhaupt machen, einfach, weil sie in einer dichten fiktiven Welt agieren sollten, die eigentlich gar nicht existiert, denn ein Bild des 24. Jahrhundert musste ja erst entstehen.

Was mir beim letzten Anschauen des TNG-Piloten aber auch aufgefallen ist, war das langsame Erzähltempo. Ich könnte mir vorstellen, dass das heutige Zuschauer, nun, nennen wir es wirklich mal: fordert.

 

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