Kurz noch meinen Senf zu "For the Uniform", bevor sich das Thema überholt hat.
Na ja, ich lege ja großen Wert auf die Feststellung, dass man auch nachträglich gerne noch seine Eindrücke schildern soll, also zum Beispiel jetzt auch gerne noch etwas was zu "Landru und die Ewigkeit" posten soll, wenn man erst jetzt dazu gekommen ist, die Folge anzuschauen, oder falls einem noch etwas ein- bzw. aufgefallen ist

Was Drake geschrieben hat, empfinde ich auf einer rationalen Basis als recht passend, ich würde noch hinzufügen, dass mich am meisten sogar Dax' "heiterer" Umgang mit Siskos radikalem Kurs am Ende gestört hat. Während Sisko sich sehr genau bewusst ist, dass er auf die niederen Methoden seines Gegenübers zurückgegriffen hat, scheint Dax alles nur amüsant zu finden.
Das stimmt allerdings, muss ich zugeben, Dax wirkt da relativ nonchalant und erweckt den Eindruck, dass ihr Siskos Verhalten eigentlich relativ egal ist, wenn sie es nicht sogar befürwortet. Sie sagt zu allem Ja und Amen, was ihr guter Freund Ben da treibt, selbst als er ihr ins Gesicht sagt, wie emotional seine eigene Reaktion wirklich ist. Wäre für mich als jemand, der persönlich sehr großen Wert darauf legt in Momenten irrationalen Handels von guten Freunden den Kopf gewaschen zu bekommen, auch ein großer Unsympathiefaktor.
Ich glaube, das ist mein (emotionales) Hauptproblem an der Folge. Während ich Siskos Handlung nachvollziehen kann, kommt Dax da so unmotiviert munter in den Ring.
So ein unbedingter (um nichts zu sagen gerne auch schon mal unpassender) Humor ist für mich irgendwie ein Markenzeichen von Dax; ein Markenzeichen, dessen Auftauchen aber nicht immer zu einem glücklichen Ergebnis führt.
Platt und vereinfacht wirkt das meiner Meinung nach dann, wenn (weil) nicht gezeigt oder erklärt wird, wie es denn ein Mensch schaffen kann, auf Krisen nicht mit den schon in TOS beschworenen Ur-Instikten, allem voran mit dem Hang zu Gewalt, zu reagieren.
Was ja genau das war, was Roddenberry im Sinn hatte. Wir sind alle perfekt in der Zukunft, Punkt. Abgesehen von einem irrationalen Hass auf den Kapitalismus und unsere Vorfahren aus dem 20. Jahrhundert. Warum oder wie? Ist halt so, weil... ist doch egal.
Da muss man finde ich aber schon unterscheiden, mit welcher ST-Inkarnation man es zu tun hat und Roddenberry hat seine Haltung zum Thema Perfektion dann auch noch mal ein wenig "angepasst".
Also...
In TOS ist die Menschheit alles andere als perfekt bzw. soll, wie stets betont wird, noch nicht perfekt sein, denn das wird Kirk & Co. ständig von Spock oder anderen Außerirdischen vorgehalten und nicht ohne Amüsement geben Kirk & Co. (natürlich in erster Linie Kirk und McCoy, denn der Rest hatte in solchen Endeinschätzungen nie viel zu sagen) dieser Kritik an der Menschheit praktisch immer Recht. Nicht selten werden die menschlichen Schwächen ja auch noch verteidigt. Bei TOS habe ich immer den Eindruck, es sollte dokumentiert werden, dass sich die Menschen mitten in einem Lernprozess befänden, wobei das Erreichte nicht selten immer noch besser als das Bild der Menschheit des 20. Jahrhunderts war.
Dass aber Roddenberry schon damals einen "schönen Schein menschlicher Vollkommenheit" einfangen wollte, kann man vielleicht daran sehen, dass bei Doohan ja immer peinlich genau darauf geachtet wurde, dass seine Kriegsverletzung nie im Bild auftaucht.
Meiner Wahrnehmung nach vollzog sich dann ein Wandel, hin zu TNG. Die nächste Generation hatte quasi die Lektion gelernt, eine neue Mentalität musste nicht mehr wirklich als Ziel ausgegeben werden, sondern war erreicht worden. Jetzt mal unabhängig davon, wie viele Folgen diese Vorstellung dann tatsächlich stützen, manifestierte sich so ja das Bild, Kirk prügele fremde Zivilisationen ins Glück, während Picard fremde Gesellschaften mit einer moralischen Rede bekehrte. Nicht mehr die kindlich-agile, trotzige Aktivität, sondern die erwachsene, rationale Erklärung.
Lustiger Weise habe ich aber den Eindruck, dass Roddenberrys Bild von Vollkommenheit hier ideeler geworden war. Mit La Forge wurde jetzt eine körperliche Behinderung explizit in die Serie hineingenommen, war, wenn es mir erlaubt ist, das so auszudrücken, mit Geordis VISOR augenfällig. Ich finde, das ist eine interessante Verschiebung.
Dass die Menschheit eine neue Mentalität erlangt hat, ist in meiner Wahrnehmung - ungeachtet dessen, dass der interessanteste Schritt, den Weg dorthin zu beschreiben, so stark ausgeblendet wurde - doch ein Alleinstellungsmerkmal, weil so ein positives Bild der menschlichen Zukunft gezeigt wurde; im Sinne von "Es ist es tatsächlich wert, sich anzustrengen." So ein Ziel zu zeigen, kann ja auch motivierend sein.
TNG mag wirklich den Fehler gehabt haben, die Krisenbewältigung der "besseren Menschheit" nicht wirklich vor Augen geführt zu haben, aber die DS9-Lösung, den Protagonisten dann einfach wieder labiler zu gestalten, damit man sich als Zuschauer des 20. und 21. Jahrhunderts wieder leichter mit ihm identifizieren kann, halte ich auch für alles andere als geglückt.
Interessant wird das in meinen Augen vor allem dann, wenn die Entscheidung schwierig wird, wenn Moral unbequem ist und nicht der leichteste, alternativlose Ausweg aus der aktuellen Situation. Wenn erkennbar ist, dass die Entscheidung Charakter und mitunter Opfer erfordert und dass Charaktere sich dabei auch mal Fehltritte leisten.
Ja, was die Moral sozusagen Wert ist, entscheidet sich erst in der Krise. Mein Problem ist es dann halt immer, wenn ein Konzept die Losung "Wir wollen nichts Böses machen..." ausgibt, um sich dann, wenn es zur Krise kommt, auf die Parole "...aber in dieser schweren Stunde hatten wir leider doch keine andere Wahl" zurückzuziehen. Der Witz bestünde ja gerade darin, den moralischen Ansprüchen weitestgehend treu zu bleiben, wenn diese beginnen, unbequem zu werden.
Was das persönliche Opfer anbelangt, so musste ich da jetzt an Professor Brand aus "Interstellar" denken: Dessen Handlungen oder dessen Plan wird von Mann ja auch mit den Worten verteidigt und gutgeheißen, Brand habe seine eigene Menschlichkeit zum Wohle aller geopfert. Speziell in ST würde mir das zu schnell zum Vorwand, um dann doch den bequemen (= dreckigen) Weg zu gehen. Und allzu schnell kann es dann geschehen, dass eine Figur, die es auf sich nimmt, "böse zu werden", dadurch sogar glorifiziert wird.
(was man an den vielen OC-Captains sieht, die alle weitaus hehrer sind).

*auf Ligeti schiel*
