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Männliche Autoren, weibliche Hauptcharaktere
Max:
--- Zitat von: Visitor5 am 01.01.17, 12:39 ---
--- Zitat von: VGer am 12.08.16, 04:11 ---Und genau da liegt, meiner bescheidenen Meinung nach, der Hund begraben. Eine wild zusammengewürfelte Mannschaft, die zufällig hauptsächlich aus Frauen besteht - aus Charakteren, die kaum mehr gemeinsam haben als ihr Geschlecht, wohlgemerkt - wird doch recht despektierlich als "Hühnerstall" bezeichnet. Doch niemandem würde es auch nur im Traum einfallen, eine wild zusammengewürfelte Mannschaft, die (weniger zufällig, seien wir uns mal ehrlich) hauptsächlich aus Männern besteht, die ebenfalls kaum mehr gemeinsam haben als ihr Geschlecht - nehmen wir als besonders eindrückliches Beispiel mal TOS her - in erster Linie als "eierschaukelnde Machopartie" o.ä. zu bezeichnen.
--- Ende Zitat ---
Hört, hört! Ich sehe das genauso, ein Punkt mehr, der die These die Gleichberechtigung sei noch nicht in allen Köpfen verankert, unterstützt.
--- Ende Zitat ---
Na ja, das finde ich - der ja allerdings leider oft zu naiv ist - jetzt aber schon ein bisschen pessimisitisch.
Wenn man eine Gruppe chaotischer Männer ins Geschehen wirft, werden die doch in ihrer Wirkung nicht besser wegkommen, nur weil es Männer sind. Ich würde das eher mit der Perspektive sehen wollen, wie Helden heute generell zu sein haben. Der strahlende Held zählt schon lange nicht mehr, heutzutage müssen die Protagonisten immer auch eine dunkle Seite und einen Haufen Probleme vorweisen können. Okay, Männer- und Frauenbilder spielen sicher noch eine Rolle, aber wie gesagt, so pessimistisch würde ich das gar nicht sehen wollen.
Visitor5:
Meine Äußerung war schon etwas pessimistisch, ja. Und dennoch ist auch mir klar, dass dies nicht die Wahrheit ist, sondern nur eine sehr polarisierte, subjektive Wahrnehmung. Es hat sich viel getan - aber es muss sich noch viel tun, wenn wir 2161 die Föderation gründen wollen! ;)
Ob "eierschaukelnde Machopartie" oder "Hühnerstall" - es ist doch eigentlich unwichtig. Wenn eine Geschichte der Untarhaltung dient sollte diese auch der Maßstab sein, nach der man die Geschichte beurteilt: Ist sie unterhaltsam, hat man sich gerne damit beschäftigt? Wenn ja ist doch alles in Ordnung. Und wenn nicht - muss man die Konsequenzen ziehen.
VGer:
--- Zitat von: Max am 01.01.17, 18:06 ---Na ja, das finde ich - der ja allerdings leider oft zu naiv ist - jetzt aber schon ein bisschen pessimisitisch.
--- Ende Zitat ---
Oh, you sweet summer child ...
--- Zitat von: Max am 01.01.17, 18:06 ---Wenn man eine Gruppe chaotischer Männer ins Geschehen wirft, werden die doch in ihrer Wirkung nicht besser wegkommen, nur weil es Männer sind.
--- Ende Zitat ---
Doch, schon, weil es aufgrund der bewusst oder unbewusst in den Köpfen einzementierten Rollenbilder entsprechend anders wahrgenommen wird - sowohl in der Fiktion, als auch im echten Leben. Eben eine Frage der Perspektive, die sich bei den allermeisten noch nicht radikal genug geändert hat.
Ein aktuelles Beispiel aus meinem Berufsleben, das diese subtile Diskriminierung, wie ich finde, recht gut aufzeugt: Ein Konflikt in unserem rein weiblichen Team in einer männlich dominierten Branche wurde von allen Seiten mit einem augenrollenden "Kein Wunder, Weiber sind halt zickig! (Hühnerstall!)" quittiert. Es war richtig mühsam, sich da Gehör zu verschaffen und ernstgenommen zu werden, um Unterstützung bei dem zugrundeliegenden fachlichen Problem zu bekommen. Ein paar Wochen zuvor sind bei einem rein männlichen Team die Fetzen geflogen, und da implizierte keiner "Kein Wunder, Männer sind halt aggressiv und wegen ihrer testosteronverseuchten Macho-Egos nicht kompromissfähig!" sondern sie haben gleich sachliche Unterstützung bekommen.
Das ist das Problem: ein Team wird immer in erster Linie als organisiert, chaotisch, gut oder schlecht ausgebildet, (hier Adjektiv nach Wahl einsetzen) empfunden und ihre Handlungen danach beurteilt. Außer, das Team wird von einer Frau angeführt bzw. setzt sich hauptsächlich aus Frauen zusammen - dann wird es in erster Linie als weiblich empfunden, und Erfolg bzw. Scheitern wird dadurch erklärt (Scheitern: nicht weil chaotisch und schlecht ausgebildet, sondern weil "Bah! Weiber!", Erfolg: nicht weil organisiert und gut ausgebildet, sondern "obwohl sie eine Frau ist").
Das ist nicht pessimistisch, das ist realistisch.
Max:
Na ja, da habe ich im Berufsleben auch andere Fälle beobachtet; da habe ich schon üble Beschimpfungen (dagegen klingt "zickig" oder "Hühnerhaufen" niedlich) gehört und das war ein Konflikt, in dem nur Männer eine Rolle spielten.
Dahkur:
--- Zitat von: Tolayon am 11.08.16, 21:57 ---... was zusammen mit der Tatsache, dass weibliche Autoren ebenfalls weibliche Charaktere bevorzugen, ...
Und in diesem Zusammenhang auch eine Frage an die Autorinnen hier:
Sind eure "Heldinnen" zumindest in physischer Hinsicht perfekt, oder spielt bei euch auch schon mal der eine oder andere leicht übergewichtige weibliche "Geek" eine Hauptrolle?
--- Ende Zitat ---
Bislang war das Thema für mich nur zum Lesen interessant, da ich mich auf Canon-Charaktere beim Schreiben eingeschossen hatte. Aber seit ein paar Episoden stellt sich bei mir heraus, dass ich verdammten Spaß an zumindest einem OC gefunden habe, der in meiner Serie so ein wenig zu einer Hauptfigur avanciert.
Allerdings ist das ein männlicher Charakter ohne perfekte Eigenschaften. Klar, er sieht gut aus (das muss leider auch bei mir immer sein, liegt aber natürlich auch im Auge des Betrachters, da ich z.B. Model-Männer à la Chris Pine nicht als gutaussehend betrachte), ist aber kein after-the-book Offizier, hat sich mit minimalem Aufwand an allem Sportlichen und Taktischen durch die Akademie gewurschtelt und ist eher der chaotische, liebenswerte Wissenschaftler.
Ich finde es allgemein sehr viel spannender mit "normalen" Charakteren zu schreiben (und auch davon zu lesen) als mit tollen, hochdekorierten, tapferen, erfindungsreichen, whatever Heldentypen.
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