Der Vollständigkeit halber stelle ich hier auch Episode 9.03 ein. Sie ist allerdings eine reine Charakter-Episode und enthält so gut wie keine SF-Elemente.
Wichtige Geschehnisse in dieser Episode sind die Einführung des neuen Wissenschaftsoffiziers und die erste Woche von Benjamin Sisko auf Bajor.
9.03 - HYMNE DER NACHT
(Das Cover stammt aus meinen digitalen Anfängen ... und irgendwie hat es damals noch mit den Kleinbuchstaben funktioniert, die mir die neue Painter-Version nicht mehr darstellt)
Endlich tritt der neue Wissenschaftsoffizier, Lieutenant Peter Gaheris, den Dienst auf der Station an. Bereits in der ersten Woche erhält er die Möglichkeit, Kira, Bashir, Dax und Bareil auf die Fruchtbarkeitsfeier einer bislang isoliert lebenden religiösen Splittergruppe auf Bajor zu begleiten. Dabei begegnet er zum ersten Mal dem Kai von Bajor, der nach einer feuchtfröhlichen Nacht entführt wird.
In der B-Handlung erfreut sich Benjamin Sisko wieder seiner körperlichen Existenz und wandert durch Bajor, um jemanden zu finden, der sein Haus mit Rebberg baut.
(Kira Nerys, Ezri Dax, Julian Bashir, Bareil Antos, Peter Gaheris, Sarius Haznar, Benjamin Sisko)
Eine soap/Charakter-Episode mit erotischen Elementen, so ziemlich komplett SF-frei.Leseprobe:„Lieutenant, hören Sie auf so herumzuzappeln“, raunte Dax Gaheris zu. Sie waren vor wenigen Minuten mit der regulären Fähre in Ashalla angekommen. Der neue Adjutant des Kai hatte sie gebeten, am Terminal zu warten, wo sie der Gleiter des Kai abholen würde, um sie mit nach Ray’laht zu nehmen. Die Insel lag in der Dohmar-See auf der südlichen Hemisphäre, nahezu auf der entgegengesetzten Planetenseite des Hauptkontinents. Es handelte sich um recht unwegsames Dschungelrefugium, welches das große Glück gehabt hatte, frei an für Cardassia interessanten Bodenschätzen zu sein, und daher von den Besatzern vollkommen in Ruhe gelassen worden war. In der Abgeschiedenheit des weiten Ozeans hatte sich die dortige Bevölkerung weitestgehend autonom entwickelt, relativ unberührt von den Grausamkeiten der Cardassianer.
„Ich zappel doch gar nicht“, verteidigte Peter Gaheris seine Ehre. Er presste die Hand fest gegen den Oberschenkel, damit die Finger nicht nervös zu trommeln begannen. „Aber wir stehen gleich dem Kai von Bajor gegenüber. Das ist eine mystische Figur!“
Bashir musste sich ein Lachen verkneifen. Wenn er Gaheris betrachtete, fragte er sich unwillkürlich, ob er zu Beginn seiner Laufbahn auf Deep Space Nine auch so überenthusiastisch gewirkt hatte. Er schenkte dem Lieutenant ein verständnisvolles Lächeln. „Kai Sarius ist ein sehr freundlicher Mann, dem aufgrund seiner Stellung für das bajoranische Volk natürlich Respekt gebührt. Aber für uns ist er einfach nur ein Bajoraner.“
„Für Sie vielleicht“, konterte Gaheris. „Ich habe so viel über den bajoranischen Glauben und die Kultur gelesen, dass ich irgendwie die gleiche Ehrfurcht vor seiner Person empfinde wie die Bajoraner.“
„Lassen Sie das bloß nicht das Oberkommando hören“, foppte Dax. „Denen reicht ein Benjamin Sisko vollkommen.“
„Möchte jemand was zu trinken?“ Bareil Antos erschien mit einem Tablett in der Hand bei der kleinen Sitzgruppe, in der es sich die Sternenflottenoffiziere zum Warten bequem gemacht hatten. „Ich habe mal von allem etwas replizieren lassen.“
Dax wählte dankend einen Saft aus, Bashir ein bajoranisches Bier, an dessen recht faden Geschmack er sich in all den Jahren allmählich gewöhnt hatte.
Gaheris ließ seinen Blick über die Gläser und Tassen gleiten. „Was ist denn das typischste bajoranische Getränk hiervon?“
Bareil hob die Schultern. „Da fragen Sie den Falschen.“
Der Lieutenant blickte den dunkelhaarigen Mann mit den unübersehbaren Hautfalten auf dem Nasenrücken verwundert an. „Sie sind doch Bajoraner?“, fragte er leicht verwundert.
„Nur äußerlich.“ Bareil ließ sich in einen der bequemen Wartesessel fallen und griff sich ebenfalls ein Bier.
„Sie sind chirurgisch verändert?“, hakte Gaheris verwirrt nach.
Bareil starrte ihn fassungslos an, das Bier auf halbem Weg zum Mund.
Dax prustete in ihren Saft. „Antos, seien Sie umsichtig mit unserem neuen Wissenschaftsoffizier. Lieutenant Gaheris ist noch nicht einmal eine Woche im Dienst auf Deep Space Nine. Er ist weder über die Feinheiten noch über den allgemeinen Klatsch und Tratsch hier im Bilde.“
„Ah, okay.“ Bareil nahm einen tiefen Schluck, dann richtete er sich auf und streckte Gaheris die Hand zum terranischen Gruß entgegen. „Willkommen auf Deep Space Nine. Ich bin Bareil Antos, Exilsuchender aus einem Paralleluniversum und Colonel Kiras Wärmflasche.“
Dax beeilte sich Bashir auf den Rücken zu klopfen, als dieser sich verschluckte. „Was unser diplomatisch versierter Freund sagen möchte“, erklärte sie lachend, „ist, dass er aus dem Spiegeluniversum stammt, von dem Sie sicherlich bereits auf der Akademie gehört haben …“ Gaheris nickte, während er Bareils Hand schüttelte. „… Er ist mit den Gepflogenheiten hier ebenso wenig vertraut wie die meisten von uns. In unserer Runde sind Sie sicherlich derjenige mit den meisten Kenntnissen über Bajor, Lieutenant.“
„Wenn das so ist …“, er ließ Bareils Hand los, wählte einen Saft, eine Tasse mit dampfendem Tee und ein Glas des bajoranischen Biers aus, „… probiere ich mich einfach einmal quer durch die Reihe.“
„Ich glaube, da kommt Kira wieder“, bemerkte Dax. Von ihrem Platz aus hatte sie die Eingangshalle im Blick.
Bareil sah sich um. Kurzzeitig huschte ein gehetzter Ausdruck über seine Züge. „Ähem … es wäre nett, wenn keiner ihr gegenüber erwähnt, was ich vorhin gesagt habe. Ist mir nur so rausgerutscht.“
Dax‘ Grinsen erhielt eine kleine bösartige Note. „Mal sehen, für welche Erpressungen wir dieses Wissen später verwenden können.“
„Sehr witzig!“
„Ist das der Kai neben ihr?“ Gaheris starrte hinüber.
„Mhm“, bestätigte Bashir, der sich allmählich wieder gefangen hatte. „Der Blonde in dem goldenen Gewand. Nicht zu übersehen. So eine Farbe trägt kein anderer Geistlicher.“
„Er sieht aus wie ein Engel …“
Drei fassungslose Augenpaare starrten den Wissenschaftsoffizier an. „Wie bitte?“
Als dem Lieutenant bewusst wurde, dass er den Gedanken gerade laut ausgesprochen hatte, verfärbten sich seine Wangen. Seine Hände fingen an zu gestikulieren, wobei er beinahe das Bier umstieß. „Ich mein … mit der Haarfarbe und der Robe … erinnert mich irgendwie an die alten Gemälde von Erzengeln, oder? Ich hatte ihn mir wesentlich älter vorgestellt.“ Er stoppte die Gestik, fasste das Glas und trank es aus. „Ich halte lieber den Mund, bevor ich mich hier zum Gespött mache“, bemerkte er mit einem schrägen Grinsen, als er das leere Glas wieder abstellte.
„Nein, Sie haben irgendwie recht“, stand ihm Bashir bei, was Gaheris dankbar registrierte. „So habe ich das noch nie gesehen …“, Bashir zuckte mit den Schultern. „Was aber auch sicherlich daran liegt, dass ich mich noch nie für die alte Malerei der Erde interessiert habe.“
„Was ist denn ein Engel?“, erkundigte sich Bareil.
„Im alten christlichen Glauben der Erde ist das ein Abgesandter Gottes.“
Der Bajoraner grinste breit. „Na bitte, passt doch!“
ca. 29.500 Wörter (78 Seiten)
(c) Dahkur 2015