Autor Thema: ST-TOS S1E5: The Man trap  (Gelesen 4085 mal)

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Alexander_Maclean

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ST-TOS S1E5: The Man trap
« am: 07.11.17, 21:08 »
Da Netflix nicht nur Discovery im Angebot hat, würde ich in Zukunft auch gerne mit euch auch die "orginalen" Star Trek Serien besprechen . Und das eben auch Episodenweiße.

Aber wegen einer komischen Ausstrahlungsreihenfolge beginnen wir mit "das Letzte seiner Art"

Inhalt
Kirk und Pille besuchen einen Planeten, wo Professor Crater ausgrabungen durchführt. Dessen Frau Nancy ist die Exfreundin von Pille. Nach einigen merkwürdigen Vorfällen die letztlich auch zu mehreren toten Crewmitgliedern der Enterprise führen, finden sie raus, dass "Nancy" eigentlich ein Wesen von dem Planeten ist, das sich von Salz ernährt.

Kritik
Geht ja gleich 'gut' los.
Die Idee an sich finde ich ja klasse. Das Alien hat etwas von einen Vampir. Und natürlich schmeckt ihm unser "grünbklütiger Waldschrat" nicht.
Aber der Umgang damit.
Pille kommt als total verliebter Trottel daher.
Kirk macht einen auf Captain Ahab.
Und Crater wirkt wie eine Art Perverser, weil er das Wesen zwingt seine Frau zu spielen.
Und das die ganzen Ungereimtheiten:
- 'Greens' Verhalten ist so aufdringlich, dass ihn Rand hätte IMO gleich melden müssen.
- Und dann Uhura dasselbe. Klar kennt man nicht auf Anhieb jeden aus einer 400 Mann Crew. Aber einen "Landsmann" nicht zu kennen. Für einen leitenden Offizier eine schwach Kür. Und sie fragt ihn ja nicht mal nach den Namen.
- Und dann die Darstellung von "Nancy". Mccoy erzählt er hat sie mit Mitte 20 kenenngelernt. Und dass das Wiedersehen nach 12 Jahren Stattfindet. Also ist Nancy maximal 38/39. Und hat schon so viel graues Haar. Und keiner wundert sich. Entweder sind die Leute im 23. JH. weniger eitel.

Aber das schlimmste ist ja der Schluss: Ausgerechnet der Mediziner der Heiler muss das Wesen dass letztlich nur Überleben wollte erschießen. Gut in einer Notsituation. aber das hätte man doch ebsser lösen können. Oder um mit Lily zu reden: "Wo war da ihre weiterentwickelte Sensibilität"

Aber um nicht nur zu schimpfen:
- Interessant ist, dass Uhura hier mit Spock flirtet. Und auch, dass sie kurz die Navigationsstation bemannt.

Mhm: Ich gebe der Folge eine 3 -.
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Lairis77

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Antw:ST-TOS S1E5: The Man trap
« Antwort #1 am: 08.11.17, 10:52 »
Ja, die Folge war schon ziemlicher Trash, auch wenn sie ihre Momente hat.

Ich sehe TOS wirklich gerne, aber ich gebe zu, dass ich die meisten Episoden wie einen unterhaltsamen B-Film genieße: Zurücklehnen - ablachen - nicht zu viel nachdenken.

Es gibt natürlich auch Ausnahmen, die wirklich herausragend sind (wie "City on the Edge of Forever", aber die kann ich an zwei Händen abzählen.

Aber naja, der Charme der Sechziger halt ;). Ich bin mir nicht sicher, ob man die Maßstäbe von heute an Produktionen aus der Zeit ansetzen kann.
Vielleicht bei Kinofilmen mit Weltliteratur-Vorlage - aber bei Fernsehserien? Science Fiction vor allem? Das galt doch damals als Billig-Unterhaltung und Pulb schlechthin. Wenn es zu anspruchsvoll wurde (wie "The Cage"), hieß es gleich, "das wollen die Leute nicht sehen".

Den Anspruch, mit dem Discovery daher kommt (aber nicht gerecht wird), hat die Originalserie m.E. nie gehabt.
Deswegen reizt es mich irgendwie nicht so, TOS auf die selbe Weise auseinander zu pflücken. 

Ich glaube, ich falle als nächstes über ENTERPRISE her ;).
« Letzte Änderung: 08.11.17, 10:56 by Lairis77 »
"Ich habe diese Geschichte nur gepflanzt, aber sie wächst, wie sie will, und alle verlangen, dass ich voraussehe, welche Blüten sie treiben wird." (Cornelia Funke: Tintentod)


Max

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Antw:ST-TOS S1E5: The Man trap
« Antwort #2 am: 08.11.17, 12:12 »
Vielleicht steige ich später noch tiefer in die Betrachtung von "The Man Trap" ein, aber eins kommt mir sofort in den Sinn, wenn ich an diese, aber auch an ein paar andere TOS-Episoden denke: Solche Folgen haben irgendwie viel mehr Atmosphäre, viel mehr Charme, ziehen einen viel mehr in ihren Bann. Musik und Ausstattung erschaffen trotz ihrer Eigenart, die nicht immer höchsten qualitativen Ansprüchen genügen mögen, einen viel stärken Eindruck von Fremdheit oder Exotik im Vertrauten. Das ist mir erst kürzlich wieder gekommen, als ich den TOS-Soundtrack gehört habe und wenn man dann die Planetenkulissen und den künstlich säuselnden Wind im Hintergrund hört - ja da kann doch eigentlich auch TNG, DS9, VOY und ENT einpacken.

Leela

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Antw:ST-TOS S1E5: The Man trap
« Antwort #3 am: 08.11.17, 15:55 »
Bereits diese Folge etabliert einen Star Trek Typische Erzähltopos, der in den Folgenden Serien immer wieder auftauchen wird: Das winzige Forscherteam auf einem riesigem Planeten – dem dort etwas zugestoßen ist und wo sich nun irgendetwas verändert hat.  Meist geht das noch einher mit dem Mythos vom exzentrischen aber genialen Überforscher – der das Team leitet, der den Planet als Rückzugsort benutzt, aber sozial eher inkompetent ist (wenn ZB seine Crewmitglieder/Begleiter sterben).

Diese Erzählstruktur beinhaltet drei Themen die mit transportiert werden und dem Zuschauer fast instinktiv klar sind; Einerseits die Selbstüberschätzung dieser wenigen Leute es mit einem ganzen fremden Planeten aufzunehmen, andererseits die völlige Unterschätzung des Unbekannten und der darin lauernden Gefahren. Kirk & Co sind damit automatisch die Antipoden, denn sie sind „Weltraumreisende“ die weit umher gekommen sind und viele Gefahren zu meistern hatten. Sie sind die, die es „besser“ wissen – die wissen das da draußen „Gefahr“ lauert.

Dazu kommt oft das Profil es genialen, exzentrischen Forschers – für den dieses Abenteuer immer auch ein Ausdruck ist seine Individualität zu verwirklichen. Diese Verwirklichung von Individualität ist ein typisch amerikanisches Thema. Die Serie ist dazu sehr ambivalent. Einerseits lobt und verehrt sie diesen Typ, andererseits gehen sie meist den Bach runter (und das Team/Mannschaft/Enterprise siegt). Zudem schreibt sie die Serie meist in die Hybris rein (so auch hier Crater als er Kirk anfährt; „Verschwinden sie von MEINEM Planeten!“).

Trotzdem ziehen sich diese Motive in sehr ähnlicher Form durch alle Serien. TNG hat ja faktisch sogar ein Remake der Folge gedreht.

***

Auch der (übliche) Sixty Sexismus schlägt in der Folge massiv zu. Zu erst erwischt es Emo-Uhura, die leider bereits in ihrem allerersten Seriendialog aus der Rolle als ernstzunehmende Offizierin fällt und bei Spock als „Frau“ quasi um Aufmerksamkeit, Liebe und Emotionen bettelt. Danach ist Rand dran, der zwei Sicherheitsoffiziere nicht nur anzügliche Blicke, sondern hörbar eine Bemerkung „Die ist genau meine Kragenweite“ nachrufen. Überhaupt ist Rands Position hier offenbar Sulu das Essen zu bringen, über mehrere Decks hinweg. Und zuguterletzt lässt ein Redshirt gleich zu Beginn die Bemerkung fallen Nancy Carter erinnere ihn an ein „Girl from Wrigleys Pleasure Planet“ - worauf McCoy ziemlich auffährt, denn offenbar hat man Nancy damit gerade als sowas wie eine Prostituierte bezeichnet.


Apropo Sulu – der wird hier als Pflanzenliebhaber dargestellt und man bekommt in einer (meiner absolut liebsten Szenen der gesamten Serie) zu sehen wie seine „Intelligente“ Pflanze auf den Salzsauger reagiert. Die Szene ist deswegen so grandios weil gut erkennbar ist, dass die „Pflanze“ nichts weiter als ein Handschuh über eine Hand ist, der mit Rosa Gardinenstoff benäht wurde und die nun ein Statist (oder besser dessen Hand) bewegt.

Ebenso ist interessant das dieser „Ersatzpilotfilm“ eigentlich eine McCoy Folge ist – eine Figur die damals noch als Randfigur konzipiert war.

Die beste ernste Szene der Folge ist die Besprechung der Offiziere, als der Salzvampir bereits an Bord ist – bei der Crater dabei ist und der Salzvampir selber in Form von McCoy. Die Szene entwickelt durch die Dialoge und Argumente, und die Fähigkeit Carters das Wesen zu erkennen, deutliche Spannung – und zeigt sowohl Moral als auch die Intelligenz des Wesens.

Und das so gut, dass der Autor das auf unglaubwürdigste Weise wieder dekonstruieren muss... Das Wesen tötet nämlich kurz darauf seinen einzigen Verbündeten, Fürsprecher und denjenigen der es eben noch geschützt hat: Crater.
Womit man das intelligente Wesen von eben wieder in ein Tier verwandelt das alle angreift, womit es de facto zum Abschuss freigegeben ist.

Verstärkt wird das ganze durch das Finale – Pille kann das Wesen erst töten als es a) Kirk angreift b) Spock angreift c) deutlich wird das es übermenschliche Kräfte hat und.... *Trommelwirbel* seine reale, doch eher abstossende Gestalt annimmt. McCoy kann es nicht töten als es menschliche Form hat... das Wesen hilft ihm und verwandelt sich kurz.
Das ganze wirkt ab dem Tod Craters fast wie ein Amoklauf, mit dem Ziel des Wesens, sich am Ende töten zu lassen.

***

Die Story an sich ist bis dahin auch arg konstruiert. Die Ereignisse kommen erst in Gang nachdem der „Salzvampir“ bereits beim ersten Aussenteam umgehend ein Mitglied des Teams tötet, um dessen Salz auszusaugen. Das ist in vielerlei Hinsicht eine sehr unkluge Aktion.

Zum einen verfügt Crater noch über letzte Reste von Salz (er zeigt es später Kirk, es sind sicher 100-500g) – ein menschlicher Körper verfügt über 150-300g Salz. Es wäre also für Crater und den Salzvampir deutlich günstiger gewesen statt einen Mord/Verdacht zu erzeugen ihre letzten Reserven aufzubrauchen. Auch auf ihren Salzbedarf so penetrant hinzuweisen, ist nicht sehr clever.
Zumal sich sowohl Crater als auch „Nancy“ problemlos an Bord der Enterprise hätten begeben können. Später fordert Kirk beide sogar auf sich an Bord zu begeben, wogegen sich Carter aber wehrt. Sich an Bord Salz zu replizieren und auf den Planet zurück zu kehren oder Salzhaltige Nahrung aufzunehmen wäre vermutlich niemals aufgefallen.
Da eher Leute zu töten ist extrem dumm.

Crater gibt weiterhin an, dass das letzte Raumschiff ihnen 25 pfund Salz  da gelassen hätte, was nun fast aufgebraucht wäre. Der Salzvampir tötet aber bereits an den ersten zwei Tagen 3 Menschen auf dem Planeten – braucht also pro Tag offenbar 200-400+ g Salz, vermutlich sogar mehr – da er sofort weiter nach Salz sucht und sogar „Entzugserscheinungen“ aufweist. 12,5 kg hätten also den Salzvampir nicht einmal für einen Monat ernährt. Craters Angaben ergeben keinen Sinn. 

Ebenso stellt sich die Frage nach der Natur der Lebensform. Sie kann eigentlich kein Formwandler sein. Die drei Personen des ersten Aussenteams sehen „Nancy“ gleichzeitig – aber jeder nimmt sie anders wahr. Was eigentlich bedeutet das der Salzvampir die Gedanken der drei manipuliert, jeden auf seine Weise – aber nicht das er seine Gestalt wirklich wandelt. Und spätestens als sie den Salzvampir in der Form von „Green“ an Bord beamen, hätte auffallen müssen, dass  da neben zwei menschlichen Lebensformen (Kirk, Pille) eine Nichtmenschliche mit erfasst wurde.

Das der Salzvampir eigentlich ein Gedankenleser/Manipulator ist zeigt sich auch in der Begegnung mit Uhura – als er sagt „Sie haben eben an jemand wie mich gedacht.“ Und das es eine Opfer in eine Art gedankliche Starre/Hypnose versetzt welche sie lähmt.

***

Letzte Side-Note: Mit Kirks Logbuch passiert etwas eher ungewöhnliches – zitiert er die ganze Folge über als Voice-Over Kommentar was aktuell passiert, zitiert er in der Szene direkt nach dem Vorspann eine zukünftiges Logbuch und erklärt dem Zuschauer „was wir damals noch nicht wussten, ist, dass jeder von uns einen andere Nancy Crater sah“. Das fügt sich auch in den Rest der Folge ein, wo mitunter in Dialogen viel erklärt wird – so als habe man Angst der Zuschauer können dem Geschehen womöglich nicht folgen.

Fleetadmiral J.J. Belar

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Antw:ST-TOS S1E5: The Man trap
« Antwort #4 am: 15.11.17, 22:23 »
Hab der Serie nun ein Unterforum spendiert
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RPG Charakter: - Lieutenant Ynarea Tohan / Stellvertr. Sicherheitschef -

 

 

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