Insgesamt hatte ich phasenweise fast das Gefühl einen Slapstick zu sehen. Aber der eingesetzte Humor ist ein Zeichen unserer Zeit.
Ja, nur... was mich da dann interessiert ist Zb ob die Autoren da die Bodenhaftung verloren haben, und nur noch Dinge schreiben von denen sie denken das wäre Humor oder witzig... und die Zuschauer finden das gar nicht. Oder ob das nur dann nicht meine Art Humor ist. Ich sitz dann da eher vor den Bildschirm und denke "Wow, das war witzig gemeint... aber wie peinlich wirkt das denn?"
Tilly ist zB ein sehr schönes Beispiel. Ursprünglich fand ich die Idee gut und es war auf folgerichtig das Burnham sie in einem No-Name Quartier trifft/als Zimmergenossin hat. Tilly als Kadett war da interessant. Aber das wäre die Figur nur geblieben wenn sie auch weiter ihre "Rolle" erfüllt hätte. Man hätte sie zB mit anderen Kadetten sehen müssen, um sie "einzuordnen" im Crewgefüge. Aber inzwischen hat Tillys Rang keine Bedeutung mehr - sie könnte der Harry-Kim-Fähnrich sein oder der Lt-Paris-Lieutenant oder der Föderationspräsident sein.
Tilly als Lower Rank wäre wirklich ein guter Konbtrapunkt gewesen - aber inzwischen ist ihr Rang nur noch eine Fassade. Sie ist eigentlich Mitglied der Brückencrew und wird von den Autoren auch so behandelt. Ob man sie da mit Kadettin oder Eure Hochwohlerhabene Killyheit anredet.... who cares? Sie verliert so ihre ursprüngliche Besonderheit und ihr Alleinstellungsmerkmal.
Als zweites will Discovery ja politisch sehr korrekt sein - aber ausgerechnet bei Tilly lassen sie keine Gelegenheit ungenutzt ihre Schwatzhaftigkeit und Unsicherheit herauszukehren und als "Humor" zu konterkarieren. Das wirkt inzwischen stark wie wenn man im Beisein eines Rollstuhlfahrers fröhlich Behindertenwitze macht... oder wie wenn man Harry Kim dauernd Sexwitze erzählt. Man macht sich erkennbar auf Kosten der Figuren über ihre Eigenheiten lustig - ohne wirklich witzig zu sein.
Ist das wirklich das, was das heutige Publikum erwartet? Eigentlich doch gerade nicht wenn DSC so politisch korrekt sein möchte? So ganz komm ich da momentan nicht mit.
Ich fand auch, dass die Lower-Deck Idee mit Tilly ein guter Ansatz bildete, allerdings krankt die Umsetzung an dem fahrigen Umgang mit Stories und Figuren, so dass diese Grenzen, wie du richtig anmerkst verschwamm und man den Eindruck gewinnen konnte, dass Tilly nun neben Stamets eine zweite Größe am Mushroom-Antrieb der Discovery sei. Aber das trifft auf fast alle Figuren in den ersten Folgen zu. Stamets, Lorca, Burnham, egal wen man sich herauspickt jede Figur hat viele Veränderungen durchgemacht und nicht immer zum Besseren. Amüsant fand ich Tillys Vorstellung als Captain Killy, da hatte sie ein paar überraschende Momente, die sogar Spaß machten.
Dieses "Star Trek" soll eigentlich nur noch unterhalten, ebenso wie Game of Thrones u.a. Wenn überhaupt kommt die Message seicht verpackt rüber.
Ich brauch nicht unbedingt eine Message - mir fehlt der Star Trek Oberlehrer im Background nicht. Ich habe gerade versucht es mit Game of Thrones zu vergleichen... denn dort fühle ich mich bei fast jeder Figur emotional eher involviert als in DSC. Natürlich ist das kein Wunder - GoT hat ne Menge mehr Staffeln auf dem Buckel wo man dem Schicksal einzelner Figuren folgen konnte.
Aber auch nur wenn ich die erste Staffel von GoT hernehme... das "Schicksal" von Daenerys, Ser Jorah oder auch Ned Stark holt mich da viel eher ab als Figuren in DSC. Ich habe immer mehr das Gefühl DSC ist eine Art "Blender" - es gibt vor einen Story Arc zu haben, hat aber keinen. Es gibt vor Dir eine emotionale Szene zu zeigen, spielt aber bloss seichte Musik. Es führt eine junge Frau als Kadettin ein, behandelt sie aber nicht so. Es gibt vor Witzig zu sein, hat aber keinen Humor. Es gibt vor epische Szenen zu zeigen - die aber als reine Effekte nirgendwo andocken und allein im Raum verpuffen. Es gibt vor Tiefe zu haben, aber unter der Oberfläche ist nichts.
Das liegt nicht unbedingt an der schauspielerischen Leistung. Das sind oftmals die wenig durchdachten Geschichten schuld. Es ist bedauerlich, das DSC dadurch eine menge Potential verwirft.
Aber die erste Staffel zeigt sich bislang extrem unstetig. Mag sein, dass daher kommt, dass man vielleicht im Vorfeld auf das falsche Pferd gesetzt hat und nun nicht über die erste Staffel hinüberretten will, um mit Staffel 2 neu anzufangen.
Ich weiß auch nicht, wie man aus der Nummer mit dem Spiegeluniversum herauskommen möchte. Wenn es so kommt, wie sie es andeuteten dann versuchen sie einen Flug durch den Raum, den die Tholianer zwischen beiden Universen aufgesprengt haben. In dem Fall müsste man ja eigentlich irgendwo im Jahre 2365 herauskommen, da es ja einen zeitlichen Versatz von ca. 110 Jahren gibt (wenn dieser Zeitsprung auch für diese Richtug gilt). Das würde den Verantwortlichen die Möglichkeit eröffnen, aus der TOS-Zwangsjacke die sie sich selbst angezogen haben, herauszukommen.
Sie landen dann zwar in der Zeit von Picard & Co, aber rein optisch wäre es nicht mehr so dramatisch. Mag sein, dass sich Fuller das in seinem Grundkonzept mal vorgestellt hatte.
Aber es ist eher zu vermuten, dass sich diese fahrige Geschichtenerzählweise bis zum Ende von Staffel 1 durchzieht und das ende weniger Logisch ist. Ebenso wie man die vielgepriesene Klingonen-Story immer weiter in den Boden stampft. Eigentlich fehlt noch, dass Tyler in einer der nächsten Folgen ins Grass beißt.
Zumindest konnte mich DSC 1x10 unterhalten, weshalb ich der Folge auch die minimal Note von Ausreichend gebe.