Rein rechtlich ist es eine Meuterei, aber es gab ja auch öfter Einzelfälle, in denen Sternenflottenoffiziere etwas gemacht haben, was den Willen ihrer Vorgesetzten widersprach
-> „Gehorsamsverweigerung, früher auch als Befehlsverweigerung bezeichnet, ist die Weigerung eines Soldaten, den Befehl eines Vorgesetzten auszuführen.... Als Meuterei wird über die reine Gehorsamsverweigerung hinausgehend eine Revolte gegen Vorgesetzte bezeichnet." (Wikiquote)
Burnham der Meuterei zu bezichtigen, macht es nicht dazu. Sie hat einen Vorgesetzten kaltgestellt um einen eigenen Befehl durchzusetzen. Weder hat sie erkennbar den Willen das Schiff oder Kommando dauerhaft zu übernehmen. noch die Crew auf ihre Seite zu ziehen.
Überhaupt wieso sollte sich eine Krieger Rasse sich 100 Jahre einfach von der Föderation fernhalten?
Auch das wird angeschnitten, die Klingonen halten die Föderation bis dahin nicht für einen würdigen Gegner und scheinen generell seit längerem keinen grossen Krieg mehr geführt zu haben. Insgesamt läuft die Neuinterpretation der Klingonen etwas auf eine alte (wie zB bei den Mongolen üblich) Stammesstruktur hinaus. Wo ab und zu ein „Einiger“ kommt der alle Stämme vereint, für ein größeres Ziel, Angriff.
Na ja, die Vulkanier würden da dann sich alles schönreden, indem sie einfach behaupten, es sei logisch: Beim ersten Aufeinandertreffen haben sie nicht geschossen und wurden zerstört. Beim zweiten haben sie sich einfach anders verhalten, weil die erste Methode nicht funktioniert hat. Okay, Saru-Modus: Die Flucht anzutreten, wäre auch eine kluge Alternative gewesen, aber sei's drum.
Auch die beiden Punkte, obwohl oft zu finden, finde ich nur bedingt treffen. Man erfährt sehr früh das die Klingonen lange nicht mehr aufgetaucht sind – also selbst die Scharmützel mit den Vulkaniern dürften nicht zu häufig vorgekommen sein.
Die Konversation mit Sarek läuft zudem etwas anders, soweit ich mich erinnere fragt Burnham ihn, wie die Vulkanier trotz der Agressiven Art der Klingonen, sofort anzugreifen, einen Status Quo oder ein Auskommen, ein Arrangement „established“ hätten. Sarek erklärt daraufhin, dass die Vulkanier bei den folgenden Gelegenheiten das Feuer eröffnet hätten – um Stärke zu demonstrieren. Eine Art, „Wir wissen wer ihr seid, respektiert uns und wir kommen klar!“. Soweit ich mich erinnere, sagt Sarek nicht, dass die Vulkanier begonnen hätten sämtliche Klingonischen Schiffe die sie trafen zu zerstören. Sie sind lediglich bewusst aggressiv aufgetreten.
Spocks Rat an Kirk, im TOS Pilotfilm, er solle Gary Mitchell töten, bevor dieser zu mächtig werde, ist nicht nur deutlich aggressiver, sondern kommt auch aus einer ähnlichen „Logik“.
Genau das schlägt Burnham dann vor; sofort – und immerhin wurde sie eben auch sofort attackiert – anzugreifen und Stärke zu zeigen, gerade um den Klingonen zu zeigen das man weder Schwach noch nachsichtig ist, und sie so erst recht zu einen Angriff einzuladen.
Eine Flucht scheidet genau unter dem Gesichtspunkt aus. Sareks Aussage geht dahin das die Klingonen Nichts-Tun oder Rückzug auch als Zeichen für einen Angriff nutzen würden – zudem hatte der Capatin einen Rückzug bereits ausgeschlossen, weil man sich im Territorium der Föderation befand. Ganz zu schweigen davon das ein Admiral Verstärkung geschickt hatte.
Es ist nicht, wie oft unterstellt, Burnhams Schuld das sie auf dem Artefakt sofort angegriffen wird. Es ist nicht ihr Fehler das Giorgiu Handlungsbedarf sieht, weil man sich in Föderationsterritorium befindet. Und die Meinung von beiden wird auch spätesten unerheblich als der Admiral ihnen eine Flotte Verstärkung schickt.
Aber was glaubt Burnham eigentlich erreichen zu können? Ich meine, so oft fallen bei ihr Kommentare, sie wolle alle retten oder habe alle retten wollen. Aber die Vorstellung, dies könne durch einen Erstschlag gelingen, ist doch völlig unsinnig! Warum sollten die Klingonen so einen Angriff dann einfach auf sich beruhen lassen und nicht als Kriegserklärung auffassen?
Wieso das denn? Die Klingonen schwer zu treffen und sich dann in einer starken Position oder einem Patt zurückzuziehen, hätte all das womöglich verhindert. Und wieso sollten sie das dann ruhen lassen? Eben weil genau dargestellt wird das es „DIE" Klingonen zu dem Zeitpunkt gar nicht gibt, sondern nur diese Häuser – die sich offenbar nicht einig sind. Sie streiten ja sogar noch (und lehnen es ab) sich gegen ein einzelnes Schiffes zusammen zu tun und Krieg zu führen... woraufhin dummerweise eine ganze Föderationsflotte erscheint.
Außerdem hätte Burnham sich auf der „Fackel“ von dem Wächter als der vor ihr in Rüstung und bewaffnet auftaucht, auch erstmal einen Arm abschlagen lassen können... oder ein Bein? Das hätte dann geholfen? Das ihre Gegenwehr (das Jetpack zünden) gleich zum Anrempel-Suizid des Angreifers führt, war kaum absehbar. Death by Snoo-snoo.
"The Vulcan Hello" und "Battle..." agieren da aber zu gehetzt. Hier gibt es also auch keinen echten Plan außer, dass Burnham eigentlich raus aus der Nummer (wie sie das wohl in Folge drei gerade biegen wollen?) und der Krieg mit den Klingonen die Ausgangslage sein sollte.
Mit einer Ausnahme wird keine Lead Role in einem Star Trek Piloten auch nur annähernd soviel mit Background unterlegt wie Burnham. Die Ausnahme ist Sisko im DS9 Pilotfilm – den man genau wie sie auf seinem alten Schiff sieht, unter seinem alten Captain, der stirbt, und seine Frau – zudem wird der Konflikt mit den Borg einbezogen und ein ähnliches Rachemotiv aufgebaut (gegen Picard allerdings).
Der Discovery Pilot hat nichts anderes gemacht als diese gesamte Exposition zur Figur und dem Szenario zu übernehmen und die Borg gegen die Klingonen auszutauschen und auf 80 Minuten zu ziehen. All das hätte man sich sparen und später teils in Rückblenden zeigen können, nachdem Burnham auf dem Schiff (Discovery) ist, wo sie auch dienen wird. Die Macher wollten aber diesen ausführlichen Prolog – woraufhin nun die Zuschauer kommen und sagen, „Ja, aber da ist dort noch eine Lücke, und da noch eine...“ usw.
Egal wo und wie früh sie also auch ansetzen, es werden immer Lücken bleiben. Man kann nun sagen das der gesamte Burnham Prolog überflüssig ist. Muss man aber nicht so sehen. Aber es ist erkennbar ein Prolog, weswegen Lücken und eine schnelle Erzählweise kein Fehler sein müssen.
Viele Bemängeln auch das nicht so viel passieren wird - aber das ausgerechnet die Erforschung was mit der Sonde passierte und die Erforschung der Anomalie so ausführlich gezeigt wird (pure Forschung) oder das man sich die Zeit nimmt die Klingonen zu zeigen - in ausufernd designten Sets und mit langen Erklärungen zum Stand der Dinge... also man schon versucht hier eben keine 0815-Schiesst-gleich Gegner hinzustellen... ist auch nicht recht.