Da wir uns langsam essayistischem Charakter nähern, streue ich auch ich noch einige weiterführende Gedanken.
Zunächst hat mich Deine erneute „Warum nicht“ Einwendung etwas erstaunt. Denn ganz klar wird oft in die Vergangenheit gegriffen und Dinge daraus werden wieder aufgegriffen – aber sie werden dabei eigentlich immer der Epoche in die man sie holte angepasst. Besonders in der Malerei ist es immer wieder passiert das man auf alte Meister zurückgegriffen oder Referenzen an sie in eigene Bilder eingearbeitet hat, Werke 1:1 kopiert hat man aber nicht für die eigene Kunst (sondern höchstens zu Übungszwecken).
Aber zurück zum Essayistischen
A. Dowton Abbey
Zunächst; ich finde die Serie hat eine grandiose 1. Staffel – eine passable zweite. Und über den Rest decken wir lieber den Mantel des Schweigens. Warum ist die Serie so beliebt? Ich würde sagen, weil sie excellent das „Escapism“ Motiv bedient... die Serie ist ein idealer und ideeller Rückzugsort in eine (vermeintlich) unkompliziertere Zeit. In eine Zeit wo Dinge (zB Familennamen, Besitztümer etc.) noch „Werte“ waren.
Du setzt die Serie nun in Bezug zu Discovery und schriebst,
„ ...DSC will als Prequel die Vergangenheit einer klar bestimmten Zukunft zeigen.Will man fiktionsintern ernsthafte Arbeit leisten, muss man auch die Ebene, die man sich als Referenz wählt (hier das zwanzigste, dort das dreiundzwanzigste Jahrhundert) ernst nehmen.“Ich glaube hier gibt es einen grossen Unterschied, weil wir einen anderen Blick auf das Zeitgefüge der (fkitiven) Star Trek Welt haben.
Gehen wir mal davon aus, wir sind mit Star Trek (auf-)gewachsen... haben die Geschichte dieses Universums, über TOS, TNG, DS9, VoY und die Kinofilme verfolgt. Später wurde uns noch eine Ergänzung, ein Blick in die Vergangenheit (ENT) nachgereicht. Insgesamt stehen wir aber in der Post-Nemesis Ära und blicken von da aus zurück. Das Problem ist nur, dies ist auch ein fiktiver Standpunkt – wir blicken von einem fiktiven Standpunkt aus, zurück auf einen anderen fiktiven Zeitraum.
Bei Downton Abbey ist das anders. Wir blicken von heute, unserer Realität, in eine reale historische (aber teils fiktional dargestellte) Epoche zurück. Nur das ermöglicht dieses rückwärtsgewandte „Ach, so schön war es damals doch“ Seufzen und damit den Reiz der Serie. In gewisser Weise ist DA nicht viel anders als „Sissi“ - sie bedient in modernerer Form ähnliche Bedürfnisse.
Für Star Trek ergibt das keinen Sinn – wir leben nicht wirklich in einer Post Nemesis-Welt, daher ist es für uns auch nicht wirklich von Belang aus dieser zu entfliehen und eine fiktionale Vergangenheit, die irgendwann früher in dieser fiktiven Zeitlinie lag, zu verklären. Discovery ist eher ein Hybrid. Es verortet den Zuschauer schon im hier und jetzt (2018) und sagt zu ihm, „Du weißt, irgendwann in der Zukunft gibt es diese Legenden... die Enterprise, Kirk usw. Und wir zeigen Dir nun, wie der Weg dahin war, was vorher war.“
Discovery blickt also nicht aus der weitesten fiktiven Zukunft (Post-Nemesis) zurück, sondern aus dem hier und jetzt in eine Zukunft... an deren Ende eine Legende (TOS) steht. Generell blickt jede ST Serie in einen Zukunft - wie wir sie innerhalb dieser Zukunft dann nochmal einsortieren ändert nichts an der generell Blickrichtung "wir/heute -> Zukunft"
Der Gedanke das es ein Prequel ist spielt daher eine viel untergeordnetere Rolle als es bei Dir oft durchscheint.
B. Star Transzendenz, Identität und Herkules Bart
Sehr eng damit zusammen hängt auch was Star Trek ist und wie man es betrachtet. Man kann es auf die eine Weise betrachten wie zB das Tolkiensche Mittelerde – als eine fortlaufende Geschichte und Historie, eine Saga in einem eigenen Universum. Sehr oft hört man aber auch, Star Trek sei ein „popkulturelles Phänomen“ oder „eine Legende“ oder „Mythos“. Meist beziehen sich diese Aussagen aber auf TOS (maximal noch TNG).
Beide Sichtweisen auf diese Welt ergeben verschiedene Standpunkte. In einem Tolkienschen Tiefenuniversum bereichern Details die Fiktion und machen sie noch tiefer, noch realer und noch erfahrbarer... In einem mythischen Star Trek aber verlieren Details an Bedeutung. Mythen bestehen aus einem groben Kern. Es ist egal ob Herkules einen Bart hat oder nicht... solange er der kräftige muskulöse Kerl bleibt. Es wird auch egal ob Pille von Karl Urban oder Deforest Kelley gespielt wird, solange die Figur der moralisierende gutherzige Landarzt im All bleibt.
Spätestens mit den JJA Reboots hat Star Trek sich auch hier entschieden – man sucht den Mythos, das ikonische zu erhalten oder wieder zu erwecken. Nicht eine Detailversessene Geschichtserzählung. Und ich vermute die meisten Zuschauer sehen das auch so – sie erwarten den Mythos, das Überlebensgrosse... die Legende... es ist auch das an was sie sich erinnern … nicht das Detail das Horta ein Fransenteppich ist oder die genaue Canon-Historie. Unsere Zeit neigt eher zu übergrossen Helden und Mythen, nicht zu detailliert ausgebauten Erzählungen.
Und ich glaube Discovery macht das genauso (ich würde sogar sagen man merkt ihnen den Zwang dazu regelrecht an). Sie schauen auf Star Trek (TOS) wie wir heute auch die Illias oder Odyssee. Einen Kern den wir damit verbinden – und viele Details, die wir aufgreifen könne oder weglassen, die für uns aber nicht das Wesen dieser Mythen ausmachen.
Nimm Odysseus einfach mal beim Wort. Laut dem Mythos ist er ein erfahrener und weiser König auf den sogar Agamemnon hört. Das heisst Odysseus ist wohl mit Sicherheit zwischen 30 und 40 Jahren... dann belagern sie Troja 10 Jahre, und dann treibt er 10 Jahre durch die Ägäis... wie alt ist er als er nach Hause kommt? Vermutlich an die 60 (ein hohes Alter für die Antike). Wie glaubwürdig sind also die letzten Abenteuer die er besteht? Hätte ein mittfünfziger der Früh-Antike so etwas noch bewältigt? Oder nimm Circe – sie verliebt sich in ihn... einen Mittfünfziger abgehalfterten Schiffbrüchigen der aus einem langen Krieg kommt? Sehr unwahrscheinlich, bei aller Attraktivität. Der Odyssee/Ilias Canon ist in sich... nicht so schlüssig. Entweder stimmen die Jahreszahlen nicht, oder die Abenteuer/Figuren sind zweifelhaft. Hast Du da jemals drüber nachgedacht? Hat es dich gestört? Vermutlich nicht. Der Mythos und die Figur in ihm funktioniert auch so.
Deine Schlussfolgerung das Star Trek seine „Glaubwürdigkeit nur durch eine konsistente Identität“ aufrecht erhalten kann ist also fraglich – zumindest wenn man an Star Trek als Mythos herangeht.
Etwas anders was dies neuerdings ganz stark fördert ist eine Veränderung der Erzähl-Kultur. Früher war es eher so, dass eine Geschichte erzählt werden sollte – zB jede TNG Folge erzählt ihre kleine Geschichte und hofft das sie so gut ist, dass der Zuschauer sie behält. Heutige Filme und Serien, allen voran Discovery und zB Star Wars – wollen eher emotionale Momente erschaffen, und das so schnell wie möglich (heisst mit geringen oder gar ohne Exposition). Steht bei einer klassischen Erzählung der emotionale Moment eher am Ende/Höhepunkt einer
Handlung, versuchen diese Werke immer wieder solche
Momente zu erzeugen, durch Twists, vermeintliche Gefühlskonflikte oder Special Effects die einen wegblasen sollen. Die erzählte Geschichte tritt hinter diesen Momenten zurück – ja, sie ist inzwischen so unwichtig geworden, dass wir zugunsten dieser Momente schnell darauf verzichten.
Da steht eben dann Spock auf einem Eisplanet und beobachtet bei emotionaler Musik wie Vulkan im Himmel in sich zusammenfällt. Macht weder physikalisch noch von der Story her Sinn – hat man aber beides hinter diesem Emo Moment zurückgestellt.
Durch diese Deklassierung einer konsistenten Geschichte zugunsten von Emotionalen Momenten und Einzelszenen, rutscht auch der Canon mit hinten runter. Der der ist eigentlich nichts anderes als die Sammlung dieser Geschichten. Aber da nun sogar die Einzelgeschichte einer Story zurücktritt, tritt natürlich auch die Sammlung dieser Geschichten zurück.
Unterstützt wird das ganze sehr stark auch von der „Verfügbarkeit“ der Sachen über DVD oder Streaming. Ich vermute einige hier im Forum haben deutlich mehr als 365 DVDs – sie könne also jeden Tag eine schauen, wären aber nach einem Jahr noch nicht durch. Netflix hat Filme und gesamte Serien im Angebot... Durch diese sofortige Verfügbarkeit einer riesigen Menge ist es gar nicht mehr notwendig sich auf eine Geschichte oder deren Vertiefung einzulassen. Du kannst Dich von einem Emo- Moment zum nächsten skippen... und bist Du mit einer Serie durch, dann kommt die nächste. Es gibt also heute durch die Menge des Verfügbaren eine viel geringere Bindung an stringent erzählte Geschichten – weil man sich sehr schnell anderen Momenten (nicht Geschichten!) zuwendet. Ergo stecken die Studios da auch weniger rein (in Geschichten). Du nimmst die emotionalen Momente einer Serie wie Discovery mit.... und guckst danach Stranger Things... und danach Defenders... und danach The Crown... usw. Die Geschichten und der Canon von Discovery versinken in der beliebigen Masse, genau wie andere Serien.
Die TV Landschaft ist endlich im „Kosum- und Wegwerfzeitalter“ angekommen. Du siehst etwas, nimmst einige emotionale Huppelchen mit, und wirfst das dann weg und gehst weiter.
C. Ihre Neoapostolische Zeitgeistlickeit
„Erwartet der Zuschauer von einer modernen Serie, von einer modernen Science Fiction-Serie im Besonderen eine aktuelle Optik, dass sie der Gegenwart hinterherhechelt oder ihr voraus ist bzw. Trends setzt?“ Wie oben beschrieben, würde ich sagen – nichts von beidem. Die meisten heutigen, vor allem auch jüngere, Zuschauer scheinen kurze Emo-mente zu suchen – mitzunehmen und dann weiter zu gehen. Sie erwarten sprichwörtlich die Unterhaltung für eine gute Stunde. Sie anzusprechen und zu unterhalten funktioniert da mit einer Optik/Dingen die sie noch nicht so gesehen haben natürlich deutlich besser und ist einfacher. Sie erwarten von der Optik das sie interessant ist... und sie unterhält.
Trends, vermute ich, würde niemand erwarten. Trends sie relativ bedeutungslos geworden, denn zu jedem Trend taucht sehr schnell eine Alternative oder ein Gegentrend auf. Zudem waren TOS und TNG allein deswegen „trendy“ weil sie ein Alleinstellungsmerkmal hatten. Das ist nun aber lange verloren und wird nie wieder kommen. Der Anspruch, wie Du es nennst „State of the art“ zu sein, oder gar wegweisend... ist gar nicht da. Natürlich werden die Macher das niemals zugeben. Sie werden ihr Produkt als bahnbrechend, neu, revolutionär bewerben – wie das jede Staubsaugerfirma auch tut.
Es mag deprimierend sein, die meisten Zuschauer suchen nicht nach Trends oder Anspruch – sondern nach etwas was sie eine freie Stunde unterhält. Und ich glaube die Produzenten wissen das. Die meisten Star Trek Fans suchen vermutlich auch nicht nach einem neuen monumentalen (Ent-)Wurf der Zukunft... sie wollen nur ihre alte, gewohnte wöchentliche Dosis Star Trek zurück, die Neuigkeiten aus dem Universum das sie mal mochten.
„Was sehen wir in DSC? Touchscreens zum Beipspiel. Wird da jemand bei so einem Anblick wirklich sagen "Ja, wow, so stelle ich mir die Zukunft vor! Hoffentlich werde ich diese Technik noch erleben!"“Einen Touchscreen auf dem keine Abdrücke bleiben, ja ich hoffe wirklich das ich das noch erlebe. ;P
Aber davon ab; hattest Du diese Eindrücke bei TOS (vermutlich nicht, weil so alt bist Du nicht) oder TNG? Sahst Du da vor dem TV und hast ausgerufen „Das will ich auch?“ Wirklich jetzt?
D. Row row row ...your ship
„Nehmen wir die "Discovery" selbst. Ich frage mich, ob ein Science Fiction-Fan, der vorher nichts mit Star Trek am Hut hatte, von diesem Schiffsentwurf die Frische, die Modernität, die technische Ausstrahlung geliefert bekommt, die heute als cool gelten soll.“ Ich stell mir das immer wie folgt vor, die Produzenten gehen zu den Designern und sagen nicht(!) „Gebt uns einen neuen bahnbrechenden Entwurf! Stellt alles auf Null, macht alles neu! Erfindet das Rad und Feuer in einem komplett neu... das Feuerrad. Ok, gabs auch schon mal, aber so was eben.“ Ich glaub eher sie sagen „Gebt uns was was halbwegs cool aussieht und womit wir nicht total abstinken. Ob ihr am Ende dafür Heckflossen dranschraubt oder nicht ist mir Riegel 7.“
Am Ende wird es ja eh immer wieder jemand geben, dem es nicht gefällt – weil es um Geschmack geht. Selbst viele alte Star Trek Designs sind heute noch … naja, geschmacklich verschieden bewertet. Viele konnten sich mit der Defiant nie anfreunden, ich mochte sie. Viele halten die Enterprise-E für das Nonplusultra... ich fand sie stets zu massiv, zu bullig. Die Futuristen finden immer noch die Enterprise D das Mass aller Dinge, die Puristen hängen an der Constitution und die Spätgebornen reden sich die Voyager schön.
Zudem ist das „Schiff“ schon lange kein Protagonist mehr, der jemanden oder etwas abholt (
„So halte ich es für gelinde gesagt unwahrscheinlich, dass die heutige Zuschauerschaft mit ihren schlichten Smartphones und ihren Autos mit cw-Werten von teils unter 0,3 von der Serie dort abgeholt wird, wo sie steht.“ - ist zum Ding, zum Device, verkommen. Kein eigenständiger Charakter mehr. Dem Zuschauer ist das wohl eher relativ egal... Es sind etwas interessant aus, es blinkt etwas, fliegt ab und zu durchs Bild... ja, ok, reicht mir.
E. The Devil in the .. details
Du bist sehr fixiert auf das Design und die Technik... und ich hatte fast ein wenig erwartet, dass Du meine Bemerkungen zu den Details derart eng auslegst. So waren sie aber nicht einmal (und schon gar nicht nur) gemeint. Details sind nicht nur technische Besonderheiten an einem Modell...
Du kannst dazu gerne die Detailarmen Sachen wie das Iphone oder Gina hernehmen. Gerade Gina ist ein schönes Beispiel: Details sind auch Kanten, Verläufe... Farbbrechungen, Reflexe, Lichteinfall, Oberflächenstrukturen. Detailarm läuft nicht nur auf einige Technische Merkmale hinaus.
Auch an Zumwalt kannst Du das überprüfen. Zum einen verfügt sie über viele Details, besonders aber an Farbnuancen an den Kanten UND man kann auf den meisten Bildern sogar die Platten ihrer Hülle sehen. Das alles zusammen ist enorm detailliert und macht es "real".
Um mal beim Originalen TOS Modell zu bleiben, schau Dir das mal an;
https://ids.si.edu/ids/deliveryService?id=NASM-A19740668000-NASM2016-02325-000002&max_w=1000Ich würde vermuten, das 9 von 10 Leuten sagen würde, dass dies entweder ein moderner Nachbau oder ein CGI Modell ist. Es ist aber das Rekonstruierte Original. Das Modell ist wunderbar... nur.. im TV hast Du das nie so gesehen, Aufnahmetechnik, Motion Capture, Beleuchtung haben viele Details geschluckt. Von der Schärfe der Aufnahme ganz zu schweigen. Kein TOS Zuschauer hat das je in der Pracht gesehen. Remastered hat einiges davon wieder hergestellt - aber (in meinen Augen) ziemlich bei der Beleuchtung und den Reflexen/Oberflächenstruktur) versagt, was das ganze recht CGI generisch macht.
Wenn Du mal die gesamte Galerie bestaunen willst;
https://airandspace.si.edu/collection-objects/model-starship-enterprise-television-show-star-trekDer originale TOS Opening Credits steht gleich drunter. Da kannst Du mal schauen, dass besonders in den Nahaufnahmen, die Details nicht rüberkommen, aber insbesondere das Modell doch irgendwie nach Plastik wirkt.
Mit etwas anderer Beleuchtung und hochqualitativer Aufnahmetechnik, könntest Du jedoch das rekonstruierte Original Teil bei der Qualität in Discovery integrieren. Nur; es ist nicht das was Zuschauer in den 1960er gesehen haben. Es ist nicht das was sie in Erinnerung haben (schau Dir die alten TV Screens an). Moderne Aufnahmetechnik (und die Restauration) könnte dem Modell das alles wieder geben... und damit wäre es vermutlich in Discovery integrierbar. Die Version die wir aber aus dem TV kennen, ist es nicht. Allein die Farbnuancen die das Original hat, hat man im TV nie gesehen (weil es dort fast immer leicht über-beleuchtet war, so mein Eindruck).
Ich bleibe dabei das Jeffries sicher noch mehr hätte rausholen können, aber insgesamt ist das Modell sehr solide – aber nicht was davon im TV der 60er ankam und alle kannten.
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„Für "uns" hat Technik das zu sein, was wir schon seit Langem kennen, nicht das, was wir noch nicht kennen. Es ist dieses Phänomen, was Doug Drexler gerne mit "Ape Brain" umschreibt.“Wie gesagt, ich glaube das läuft etwas ins Leere wenn man Details nicht nur auf den technischen Kontext bezieht, sondern auch insbesondere auf Farben und Licht...
… die Original-"Enterprise" ins neue Beleuchtungsschema von DSC zu setzen; das wäre der genialste Kompromiss gewesen.Wenn Du das original Modell meinst wie es aktuell (rekonstruiert) ist, absolut ja. Wenn Du das meinst wie wir es aus dem TV kennen... eher nicht.
E. Appendices
Ja, Modernität wäre da schon erstrebenswert, nur ist es da halt schwierig, wenn man sich erstens ein Prequel raussucht und es zweitens ein schmaler Grat sein kann, mit wie viel Modernität man das Publikum überhaupt konfrontieren möchte.
Ich finde das eine ziemliche Schwachstelle in Deiner Argumentation, denn man kann immer die „Geschichte vor der Geschichte“ erzählen – und dabei muss man keineswegs auf die gleichen Stilmittel oder Darstellungsweise zurückgreifen. Das es ein Prequel ist, bestimmt nicht zwangsläufig dessen Erscheinungsbild. Gäbe es Discovery nur als Buchform, wo jeder sich im Kopf selber ein Bild machen müsste, wäre das vermutlich kaum noch ein Gesprächsthema oder Aufhänger.
Es ist genau das, worauf ich hinaus will: Man kann wie die DSC-Macher die "Enterprise" modernisieren; oder man lässt sie unverändert, weil das eigentlich auch niemandem wehtäte, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die "Enterprise" wirklich schockieren würde.
Es ging nie darum das es „schockieren“ würde. Du übertreibst, um Dein Argument zu halten. Ursprünglich war die Aussage, dass es „unpassend und störend“ wirken würde/könnte, und den Erzählfluss der Geschichte damit stört. Zweitens ist es natürlich auch etwas, was ich oben schrieb – die Macher wollen hier wieder einen Emo-Hinguck Moment erzeugen. Und der funktioniert etwas besser, wenn es gleich aussieht – aber doch auch ein wenig anders. Es weckt etwas mehr Interesse. Sie bieten hier etwas Show – ob man das positiv oder negativ sehen mag, dahingestellt.
Warum schauen sich die Leute "Stranger Things" an, obwohl es nicht in der Gegenwart spielt? Eine Retro-Serie hat in jedem Fall eine ganz andere Ausstrahlung als das generische Sci-Fi-Produkt DSC.
Du kannst auf Strangers Things oder Mad Men als „Retro“ Serien verweisen... die Sache ist nur, dass sie es nur bedingt sind. Darin thematisierte Probleme und Konflikte, Einsatz von Kameratechnik oder ganz besonders Sound und Musik und Erzählstruktur sind alles andere als Retro... Genau genommen müsste man sagen das es eher der alte „Ausstattungsfilm/Kostümfilm“ ist der hier zurückkehrt... angereichert um damals zeittypische Musik. Die Zeit in der sie angesiedelt sind, ist eher ein weiteres Plus.
Das ist für mich einer der wichtigsten Punkte: Warum legt man sich auf die Zeit vor TOS fest, wenn man es eigentlich absolut nicht möchte?!
Die Frage ist nicht unberechtigt... aber endgültig kann die wohl nur einer beantworten, der das Konzept vorgeschlagen hat. Ich würde als Erklärung hier wieder die Mythologie von Star Trek anführen – und offenbar sind die Macher der Meinung das die Ära Kirk/Spock ein wichtiger, wenn nicht sogar DER Teil der Mythologie von Star Trek ist – so dass jede Folgeshow, um ihren Erfolg zu steigern, sich möglichst in eine nahe Verbindung dazu setzt. Star Trek wird von den Machern offenbar nicht nur als ein Universum, ein Canon, Spezies wahrgenommen – sondern sehr spezifisch als die Enterprise, Kirk und Spock. Und das so essentiell das sie Spin Offs sicherheitshalber in deren greifbare „Nähe“ legen.