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Familien an Bord

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Max:
Wie der Titel schon sagt, soll es in diesem Thema um das Konzept von Familien an Bord von Raumschiffen gehen.

Das ist keine ganz neue Diskussion, klar. Seit TNG gehört sie irgendwie zu ST dazu und allgemein - so meine ich das bisher beobachtet zu haben - stehen die meisten diesem Konzept klar ablehnend gegenüber.
Ich frage dennoch: Was denkt Ihr darüber?
Und ich will versuchen, mal ein paar Überlegungen auch für die Pro-Seite anzustellen.

Für den Standpunkt, dagegen zu sein, dass es Familien auf Raumschiffen geben sollte, bestehen ja gute Gründe, vor allem denkbare Gefahren, denen Frauen und Männer und Kinder und Senioren (Familie kann ja auch mehr als "nur" Kinder bedeuten), die eigentlich nichts mit der Sternenflotte zu tun haben, ausgesetzt sein könnten.
Dieser Vorstellung liegt jedoch zugrunde, dass zum einen die Weiten des Alls per se gefährlich und zum anderen Planeten oder Raumbasen (schließlich müssen die Leute irgendwo wohnen) vermeintlich sicher wären. Nach allem, was wir in ST gesehen haben, ist beides ja irgendwie nicht der Fall: Nicht bei allen Abenteuern der Protagonistenschiffe und ihrer Crews ging es um Leben und Tod. Hinzu kommt, dass wir ja auch meistens Ausnahmesitutationen (die Original-Ent oder die Ent-D als die Top-Entdecker ihrer Zeit oder die "Voyager", die aus ihrem eigentlichen Missionrahmen geschleudert wurde) gezeigt bekommen (die dann trotzdem meistens gut ausgehen ;)). Das Gros der Sternenflottenschiffe leistet wohl ganz normalen Dienst in ruhigen Regionen. Umgekehrt: Die Erde als Ganzes war schon sehr sehr oft bedroht! Betazed wurde vom Dominion überrollt. Selbst Kolonien, die nicht im Fokus eines kriegerischen Konflikts liegen, sind alles andere als sichere Orte, wie zahlreiche Beispiele zeigen, um mit Melona IV (ich beziehe mich auf den Vorfall mit dem Kristallwesen) nur mal eines davon zu nennen.

Für mich entsteht dadurch das Bild, dass von wirklicher Sicherheit, von einem wirklichen Rückzugsort, aber auch von eindeutiger Gefährdung in einer Welt, die sich dem Kosmos geöffnet hat, scheinbar nicht (mehr) die Rede sein kann.
Unter diesem Blickwinkel scheint es durchaus vielverlangt zu sein, dass die Leute auf wichtige Bezugspersonen praktisch dauerhaft - eine Karriere bei der Sternenflotte endet ja nicht nach vier Jahren oder so - verzichten sollen.
Denkt Star Trek hier (wieder einmal?) zu sehr nach heutigen Maßstäben und wird die Sternenflotte (wieder einmal?) zu sehr mit dem Militär gleichgesetzt, wenn man meint, Familien sollten auf Raumschiffen nichts zu suchen haben?


EDIT: Rechtschreibfehlerkorrektur

Dahkur:
Da bin ich ganz bei Deinen pro-Argumenten.
Ich befürworte das eindeutig und finde es schade, dass nach TNG das Konzept irgendwie wieder ad acta gelegt worden ist.

In Kriegssituationen haben Familien nichts zu suchen, das sehe ich auch so. Aber auf mehrjährigen Forschungsmissionen ist es einfach eine Zumutung, eine Familie per Dekret zu zerreißen. Die Entscheidung, wer welche Gefahren auf sich nimmt, liegt dann immer noch bei den einzelnen Familien, aber sie haben wenigstens die Wahl.

Zudem ist ein mobiles, waffenausgestattetes Schiff sicherlich der sicherere Ort im Vergleich z.B. zu einer Kolonie oder Forschungsstation im Nirgendwo, wo ebenfalls Familien anwesend sein dürfen.

Max:

--- Zitat von: Dahkur am 25.04.18, 12:51 ---Da bin ich ganz bei Deinen pro-Argumenten.

--- Ende Zitat ---
Cool :)
Nun, wenn es so aussieht, dass es keine ganz eindeutige Sache contra Familien wird, könnte man auch überlegen, dem Thread noch eine Umfrage zu geben!


--- Zitat von: Dahkur am 25.04.18, 12:51 ---Ich befürworte das eindeutig und finde es schade, dass nach TNG das Konzept irgendwie wieder ad acta gelegt worden ist.

In Kriegssituationen haben Familien nichts zu suchen, das sehe ich auch so. Aber auf mehrjährigen Forschungsmissionen ist es einfach eine Zumutung, eine Familie per Dekret zu zerreißen. Die Entscheidung, wer welche Gefahren auf sich nimmt, liegt dann immer noch bei den einzelnen Familien, aber sie haben wenigstens die Wahl.

--- Ende Zitat ---
Das ist ein interessanter Punkt!
Wurde eigentlich canon mal was dazu gesagt, ob es eigentlich wirklich 'verboten' ist? Man könnte vielleicht auch denken, dass sich dann ab DS9 einfach alle, wirklich alle, gegen Familienmitglieder an Bord entschieden hätten. Wobei ich gefühlt einen anderen Eindruck gehabt hätte.
Im ersten Moment kann es hart klingen, wenn man sagt, es wäre eine persönliche Entscheidung und es gäbe damit kein "Familienschutzgesetz" in der Sternenflotte. Trotzdem: Man sollte ja nicht denken, die Gesellschaft von heute wäre mit der der Zukunft identisch.


--- Zitat von: Dahkur am 25.04.18, 12:51 ---Zudem ist ein mobiles, waffenausgestattetes Schiff sicherlich der sicherere Ort im Vergleich z.B. zu einer Kolonie oder Forschungsstation im Nirgendwo, wo ebenfalls Familien anwesend sein dürfen.

--- Ende Zitat ---
In eine sehr ähnliche Richtung denke ich nämlich auch.

Dahkur:

--- Zitat von: Max am 25.04.18, 12:59 ---Das ist ein interessanter Punkt!
Wurde eigentlich canon mal was dazu gesagt, ob es eigentlich wirklich 'verboten' ist? Man könnte vielleicht auch denken, dass sich dann ab DS9 einfach alle, wirklich alle, gegen Familienmitglieder an Bord entschieden hätten. Wobei ich gefühlt einen anderen Eindruck gehabt hätte.

--- Ende Zitat ---

Ich wüsste nicht, dass das irgendwo erwähnt wurde. Es hat sich meines Erachtens nach einfach eingeschlichen (wobei ich die Romane nicht kenne, vielleicht wird das Thema dort irgendwo aufgegriffen)


--- Zitat ---Im ersten Moment kann es hart klingen, wenn man sagt, es wäre eine persönliche Entscheidung und es gäbe damit kein "Familienschutzgesetz" in der Sternenflotte. Trotzdem: Man sollte ja nicht denken, die Gesellschaft von heute wäre mit der der Zukunft identisch.

--- Ende Zitat ---

Ich hoffe, dass sich die Menschheit nicht nur technisch sondern auch moralisch in den nächsten Jahrhunderten weiterentwickelt und dass eine Gesellschaft entsteht, in welcher das Individuum gefestigter und moralisch sicherer da steht, um genau solche Entscheidungen auf die Personenebene und nicht auf die staatliche Ebene zu legen.

Dazu gehört für mich auch dieses unsägliche "Wir dürfen keine Beziehung führen, wenn wir zusammenarbeiten", was für mich immer extrem rückständig (eben auf die Jetztzeit bezogen) wirkt.



--- Zitat ---
--- Zitat von: Dahkur am 25.04.18, 12:51 ---Zudem ist ein mobiles, waffenausgestattetes Schiff sicherlich der sicherere Ort im Vergleich z.B. zu einer Kolonie oder Forschungsstation im Nirgendwo, wo ebenfalls Familien anwesend sein dürfen.

--- Ende Zitat ---
In eine sehr ähnliche Richtung denke ich nämlich auch.

--- Ende Zitat ---

Ich finde, das liegt auch irgendwie rein logisch auf der Hand.

Max:

--- Zitat von: Dahkur am 25.04.18, 13:07 ---Ich hoffe, dass sich die Menschheit nicht nur technisch sondern auch moralisch in den nächsten Jahrhunderten weiterentwickelt und dass eine Gesellschaft entsteht, in welcher das Individuum gefestigter und moralisch sicherer da steht, um genau solche Entscheidungen auf die Personenebene und nicht auf die staatliche Ebene zu legen.

--- Ende Zitat ---
Gefestigt und moralisch sicherer würde zu manchen ST-Momenten wirklich gut passen. Aber ich glaube, das haben die Autoren nach TNG bewusst fallen gelassen.


--- Zitat von: Dahkur am 25.04.18, 13:07 ---Ich hoffe, dass sich die Menschheit nicht nur technisch sondern auch moralisch in den nächsten Jahrhunderten weiterentwickelt und dass eine Gesellschaft entsteht, in welcher das Individuum gefestigter und moralisch sicherer da steht, um genau solche Entscheidungen auf die Personenebene und nicht auf die staatliche Ebene zu legen.

--- Ende Zitat ---
Ich hatte und habe dazu ja zwei Theorien...
Zum einen, dass die Gesellschaft - wie soll man das auf eine griffige Formel bringen? - "liberaler" geworden ist; freier und verantwortlicher Entscheidungen trifft und auf zum Beispiel Friedfertigkeit schlicht mehr Wert legt.
Zum anderen aber halte ich es auch für möglich, dass sich die Gesellschaft gar nicht in Richtung Empathie, sondern Abstumpfung entwickelt hat. Der Gleichmut einer TNG-Gesellschaft, die nicht selten pejorativ als "Friede-Freude-Eierkuchen" beschrieben wird, wäre dann eher eine Art emotionale Ignoranz: Dann ließe man die Wirklichkeit der Gefahren emotional gar nicht an sich heran.

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