Ich hatte das große Vergnügen, MFBs neusten Roman bereits vorab lesen zu dürfen, so dass ich jetzt bereits einen unvoreingenommenen Eindruck schildern kann (nun ja, so unvoreingenommen es eben geht

). Der Review wird ein wenig vage bleiben, denn eine von MFBs großen Stärken war schon von jeher das Weiterführen von losen Enden aus den Serien, das Verknüpfen von Informationen aus verschiedenen Teilen des Star Trek Franchise. Und genau das vollführt er in seinem letzten Roman der Enterprise-Saga wieder auf ganz hervorragende Weise (anders kann ich das – auch unvoreingenommen – einfach nicht nennen). Hier weiter darauf einzugehen würde spoilern. Nur so viel: Jemand, der die Kelvin-Timeline Filme aufmerksamer verfolgt hat als ich, wird noch mehr Aha-Erlebnisse haben.
Was mir ausnehmend gut gefallen hat, sind die parallelen Handlungsverläufe von politischer Umsturz-Stimmung auf Vulkan und dem ganz persönlichen Schicksal Tuckers, das sich seit dem „Romulan War“ durch MFBs Romane zieht. Die Verwebung funktioniert sehr gut und lässt keine Längen aufkommen. Ich habe wieder sehr viel über Vulkans Kultur und Philosophie erfahren und auch ein wenig über die Gesellschaft auf Andoria. Das sind für mich Höhepunkte des Romans, wenn er mich in diese gut recherchierten und passend selbst gestalteten Kulturen und Welten entführt. Was MFB schreibt fühlt sich sehr authentisch und sehr canontreu an. T’Paus Figur und ihr politisches Schicksal konnten mich problemlos überzeugen. Genau so läuft es ab, genau so passt es in das Star Trek Universum. T’Paus Gewissenskonflikt und das daraus entstehende politische Erdbeben auf Vulkan werden nachvollziehbar geschildert. Das imponiert mir umso mehr, da das eigentliche Problem eines ist, das auf der Erde wahrscheinlich mit einem Schulterzucken abgehakt worden wäre, bevor man zur Tagesordnung überginge.
Vulkans politische Situation ist unmittelbar mit Jonathan Archers Schicksal verknüpft, der bereits von einem gewissen Frust über die bevorstehende Ausmusterung der Enterprise heimgesucht wird, und nun sein Lebensziel in Gefahr geraten sieht. Gerade Archers Innenleben hat MFB sehr feinfühlig beschrieben. Hier ist ein Autor, der die Charaktere begreift, der sie lebt, der sie weiterführen kann. Ein Punkt, der mich leider bei den lizensierten Romanen sehr oft nicht überzeugen konnte. Doch hier gelingt die Verknüpfung von äußerer Spannung einer gut durchdachten Handlung mit Wendungen, die den Leser immer wieder aufgeregt die nächste Seite aufrufen lassen, und der authentischen charakterlichen Beleuchtung der Seriencharaktere einwandfrei.
Der in der Serie eher blasse Mayweather bekommt im Roman eine tragende Rolle und kann durch seine freundliche, jedoch persistente Art zu entscheidenden Wendungen beitragen. Das hat ihm in meinen Augen sehr gut getan. Hoshi Sato besitzt zwar sehr wenig „Screentime“, jedoch auch sie erhält in ihren Szenen eine gute Tiefe. Vor allem ihre weitere Laufbahn am Ende des Romans hat mir gefallen.
Überhaupt das Ende: vor allem im letzten Teil vor dem Epilog gelingt es MFB sehr eindrücklich, diese Endzeitstimmung einzufangen. Man merkt deutlich, dass sich nicht nur die Mannschaft von der Enterprise und voneinander verabschiedet, sondern auch der Autor sich von dieser Serie. Mich hat er in dieser melancholischen Endzeit-Aufbruchstimmung gekonnt mitgenommen. Jedes Ende ist zugleich ein Anfang. Das kommt hier sehr deutlich zum Tragen, als die Enterprise die Bühne verlässt und die Vereinte Föderation der Planeten ihre ersten zaghaften Schritte macht.
Im Allgemeinen hasse ich Abschiede, vor allem wenn es welche von meinen Lieblingsserien sind, doch „Landing on Barbarous Coasts“ lässt mich zwar ein wenig wehmütig zurück, jedoch mit dem ganz starken Gefühl von „und es ist gut so“.
Vielen Dank für Deiner Enterprise-Romane, Markus, für Deine Liebe zu den Charakteren, für Deine ausführlichen Recherchen, für das Entführen in glaubwürdige fremde Kulturen und für spannende Handlungen. Ich habe jeden dieser Romane geliebt, und sie werden für mich immer Canon sein.