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Außerirdischer als Captain

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Will Pears:
Ich weiß, es ist lange her, dass hier was gepostet wurde. Aber ich hab's gesehen und mir Gedanken gemacht :D

Und zwar fände ich es mal schön, einen Alien-Captain zu sehen, der nicht einfach nur DER:DIE Alien ist, sondern mehr als ein Stereotyp ist. Bestes Beispiel sind letztlich Spock und Worf. Beide sind Aliens und wichtige Figuren geworden. Aber sehr, sehr häufig sind sie dazu da, um zu zeigen "das ist DAS klingonische Gifttee-Ritual", "das ist DIE klingonische Nahkampfwaffe", "das ist DAS vulkanische Emotionsfestival", etc.

Ich hätte, wenn überhaupt, gerne einen Martok-artigen Alien. Martok war zwar auch häufig stereotyp klingonisch, aber er wirkte nicht wie DIE stereotype Verkörperung. Besonders geprägt haben mich da die Folgen, in der er irgendwie was gegen Kor hat, weil der bzw. dessen Familie Martoks Karriere behinderte, weil er von irgendeiner Hinterweltler:innenprovinz auf Qo'noS kommt.

Mein Ding mit Aliens ist halt eigentlich immer, dass die meisten Aliens wie ein einziges Volk und deren Planet(en) wie ein Land behandelt wird. Und dann noch nicht mal sehr vielfältig. Die Klingonen sprechen alle das eine Klingonisch, haben alle dasselbe Verständnis von Ehre, sind alle prinzipiell agressiv bis zum geht nicht mehr, haben alle dieselbe seltsame Religion, ...

Ich habe Discovery nie allzu weit geguckt und werde sicherlich mit besseren Klingon:innen belohnt dabei. Es hat sich ja auch einfach sehr viel getan seit TNG, was Serien angeht, was world building in Serien angeht, etc.

Wenn ich einen Alien Captain in einer primär menschlichen sehen wollen würde, dann hätte ich gerne einen, der entweder so divers gezeichnet und intuitiv von allen verstanden wird. D.h. vielleicht eine Klingonin, die wie Martok aus den Lowlands von Ketha stammt, dort als Bäuerin aufwuchs, nie Teil der elitären Krieger:innen-Kaste war, und aus wirtschaftlichen Überlegungen und politischen Überzeugungen in die Föderation floh. Trotz Flucht und Ablehnung des militaristischen Feudalismus der Klingon:innen, lehnt sie nicht den lokalen Fruchtbarkeitskult in Ketha ab, wartet nicht auf die Rückkehr von Kahless, sondern von auf die Rückkehr von Epow, die den Klingon:innen Argrarwirtschaften beigebracht hat. Sie versucht, die jährlich stattfinden Ernebeginn und -endfeiern einzuhalten. Sie trägt eine Kopfbedeckung, wie das Frauen aus ihrer Gegend traditionell machen, etc. etc. etc. Und alle um sie herum akzeptieren das und sind damit voll d'accord.

Alternativ (z.B. bei Lower Decks SEHR gut vorstellbar) wäre es auch ein Szenario, dass ein Starfleet-Schiff eine neue Captain bekommt und die Klingonin ist und alle das Standard-Bild erwarten. Sie wird gefragt, ob sie nicht auf dem Holodeck zusammen trainieren könnten, woraufhin sie erklärt, dass sie Wissenschaftlerin im Empire war und ihre Vorstellung davon, was eine Kriegerin ist, nicht auf primitiven Kampfübungen basiert. Und dann ließen sich auch so Sachen einbauen wie, dass Menschen immer ihren Schädelkamm oder die kahlköpfigen Bolianer:innen immer ihre Haare berühren wollen, was sie nicht gut findet, etc. Das müsste natürlich, selbst bei Lower Decks eine gewisse Balance beibehalten, damit es nicht rein eine Beschäftigung mit Stereotypisierungen ist wie wir das auch auf der Erde haben. Aber das wäre ein weiterer humorvoller Weg.

Interessant wäre auch das Gegenteil, das fiel mir gerade noch ein, als ich darüber nachdachte, was passieren würde, wenn meine Andorianer:innen eine menschliche Captain bekämen. Es wäre witziger, weil die References klarer wären. Man müsste halt ein überstilisiertes Bild der Menschheit im 24. Jh. kreieren: Trinken alle Bier, lenken ständig jede Konversation darauf, wie gut alles ist, seit es kein Geld mehr gäbe, reden immer nur terranisch, sind total geschichtsversessen und leben kulturell ständig 300 Jahre vor der Jetzt-Zeit (Jazz, 20. Jh. Vorstellungen von Robin Hood, Seefahrt, Privatdetektiven, etc.) und so weiter und so fort. Und sie müsste dann halt erklären, dass sie nicht einfach Terranerin bzw., wie sie z.B. immer betonen könnte: Mensch ist, sondern auch, dass sie 2 der 15 Sprachen spricht, die es im 24. Jh. noch gibt, dass Englisch nur die dominante Sprache ist, etc.

Spaceteller:
Im Grunde sind Außerirdische ja in der gesamten Sternenflotte total unterrepräsentiert. Dass das Hauptquartier der Sternenflotte und die Sternenflottenakademie auf der Erde sind, hilft da wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich müsste man da erstmal diese verkrusteten geozentrischen Strukturen aufbrechen, um die Sternenflotteninstitutionen für andere Völker attraktiver zu machen. Bis sich so ein Programm auf der Führungsebene bemerkbar machen würde, würde es natürlich einige Jahrzehnte dauern, es sei denn, man würde den Quereinstieg erleichtern.

Wie es dazu gekommen sein kann, ist mir aber rätselhaft. Wenn ich so darüber nachdenke, frage ich mich, was eigentlich passiert, wenn ein neuer Planet der Föderation beitritt. Dafür müssen die Bewohner ja den Warpantrieb entwickelt haben, womit es dort eigentlich auch immer eine Art Raumfahrtagentur mit zugehörigen Ausbildungseinrichtungen geben müsste. Dass die nach dem Beitritt zur Föderation immer vollkommen eingemottet werden, kann ich mir gar nicht vorstellen. Eigentlich müssten die dann ja in lokale Zweigstellen der Sternenflotte umgewandelt und die Angestellten zu Mitgliedern der Sternenflotte werden. Tatsächlich scheint es bei vielen Föderationsplaneten aber im weiten Umkreis gar keine Raumstationen oder Raumschiffe zu geben, weshalb ja in Notfällen immer die Enterprise kommen muss.

Alexander_Maclean:
@will
Das problem, dass bestimmte Figuren immer als DAS Ideal ihrer Spezies angesehen werden, habe ich auch.

Ich habe das mal bei der Diskussion zu meiner Morning Star Folge "Fek'ihr" mit angesprochen.

http://www.sf3dff.de/index.php/topic,3556.msg171672.html#msg171672

Bei deinen Gedanken ist daher viel, dabei was ich Teile.

Interessant ist auch, das sich für Midway,was dene ich mal als nächstes kommen wird, zwei Bolianer als Crewmen habe. (Einer ist Ingenieuer, der andere ist bei den MACOs) und die sind sehr unterschiedlich. und trotzdem hoffe ich, dass sie klar als Bolianer zu erkennen sind.

@spaceteller
Ich gehe davon aus, dass jedes Volk, dass der Föderation beitritt, ihre Flotten und Organisationen zu großen teilen beibehält. Was einer der Gründe ist, warum es so viele Menschen in der Sternenflotte gibt. Denn diese basiert ja zu einen guten Teil auf der Erdsternenflott ezu Archers Zeiten. Sieht man ja auch imo am Design der Schiffe. da gibt es kaum Elemente, die auf Vulaknier oder Andorinaer hindeuten.

Interessant finde ich aber auch etwas, was die Macher von Axanar sich überlegt haben.

In "Prelude to Axanar" erwähn t der klingonsiche Oberkammdierende ein Problem, wenn Klingonen gegen die Sternenflotte kämpfen. Sie wissen nicht sofort, ob sie gegen menschen, Andorianer Vulkanier oder andere kämpfen. und da jede Spezies eine andere Art und Weise hat was Kampftatiken angeht, können sie sich nur schwer auf ihre Gegner einstellen.

Will Pears:
Ich stelle mir bei meinen jüngsten Überlegungen zum Star Trek Universum tatsächlich das ganze am Anfang sehr viel föderaler vor:
- Vulkanier:innen haben die vulkanische Akademie der Wissenschaften. Und obwohl der Canon das wohl ein wneig mehr wie eine Universität beschreibt, stelle ich es mir aktuell vor wie die Académie Française, also keine Ausbildungseinrichtung, sondern ein Gremium herausragender Persönlichkeiten, das ggf. wissenschaftliche Wettbewerbe ausschreibt und vllt. auch mal Ideen für wissenschaftliche Expeditionen weitergibt. Das bleibt auch nach Gründung der Föderation so und es dauert einige Zeit, bis Nicht-Vulkanier:innen aufgenommen werden, bis eine Mitgliedschaft in der Sternenflotte nicht mehr Mitgliedschaft in der Akademie ausschließt, etc. Es gibt wohl auch eine Vulkanische Expeditionsflotte, von der auch Teile sich erhalten könnten.
- Tellarit:innen werde fast ausschließlich im Zusammenhang mit Frachtschiffen erwähnt. Schon von Anfang an tauchen sie vor allem als Frachtercaptains und -crews auf. Entsprechend ist meine Interpretation, dass sie entsprechend eine Handelsflotte unterhalten. Stelle mir das ein bisschen wie die East India Trading Company vor. So eine Art (S)Tellar Trading Group, die unter Föderung des tellaritischen Staatswesens (vor allem in Form besonders angenehmer Kredite) ein Zusammenschluss privater Investor:innen ist, die sich Raumschiffe leisten können. Und währen die Erde Geld aufgegeben hat, wissen diese findigen Geschäftsleute, dass bestimmte Importwaren immer irgendwann relevant werden und entsprechend Export zum Ausgleich sinnvoll ist und eine Währung, um dies im Blick zu halten. Und während die Erde da immer wieder Sonderzugeständnisse bekommt, gibt es auf den drei anderen Gründungsmitgliedswelten und späteren Mitgliedern, trotz einer massiven Grundbedürfnissicherung, durchaus wettbewerbsorientierte Ökonomie und Handel und so weiter und so fort.
- Andorianer:innen treten als militante Spezies auf. Ihr Beitrag zur jungen Föderation ist eine militärisch ausgerüstete Flotte und Armeen von Soldat:innen, die Andor und seine Kolonien stellen. Auch lange nachdem die Föderation die andorianische Flotte auf eine Truppentansportfunktion reduziert und Sternenflottenschiffe die primären Verteidigungsschiffe werden, sind es vor allem andorianische Soldat:innen, die Grund und Boden diverser Föderationsplaneten verteidigen.
- Bei der Erde und deren Sternenflotte sehen wir ja genau den Prozess in ENT.

Im Laufe der Zeit gehen alle diese Spezies im Konzept der Föderation auf. Die Vulkanische Akademie der Wissenschaften und die Expeditionsflotte nehmen Nicht-Vulkanier:innen auf, wobei alles weiter sehr stark dem vulkanischen Lebensmotto der Logik entspricht. Die Tellarit:innen öffnen die Handelsflotte ebenfalls für alle Spezies (zunächst bis auf Menschen; später dann auch einzelnen Menschen). Und wann immer eine Spezies beitritt mit einem funktionierenden Heer, übernehmen die andorianischen Streitkräfte diese in ihre Administration und bauen sie in den Föderationsüberbau ein. Und die Sternenflotte macht das natürlich auch, wobei sie tendenziell dazu neigen, eine Schiffsbesatzung relativ homogen zu halten und einzelne Nicht-Menschen (auf späteren Schiffen sind es dann auch homogene Gruppen von Vulkanier:innen, Andorianer:innen, etc.) zuzulassen, einfach aus Gründen der einfacheren Kommunikation (manche Dinge sind schlecht bis nicht übersetzbar, weil sie auf ganz andere nkulturellen Hintergründen basieren), aus Gründen der Kultur (eine Spezies, die sich zur Begrüßung halb auszieht und umarmt und eine, die das vollkommen eklig findet, sind vielleicht nicht beste Kombi), aus Gründen der Grundbedürfnisse (Andor ist sehr kalt und Andorianer:innen sind darauf eingestellt, Vulkan ist sehr heiß und Vulkanier:innen sind darauf eingestellt; so gut Klimakontrolle an Bord eines Schiffs auch sein mag, aber diesen Widerspruch teils im selben Raum zu überwinden, ist vielleicht doch was viel verlangt von einem Computer), etc.

Und dennoch würde ich erwarten, dass der Zentralismus der Föderation irgendwann vor Beginn der TNG-Ära sich langsam auflöst, d.h., dass es Ableger der Sternenflottenakademie auf anderen Welten gibt, dass die Imperialen Streitkräfte Andors auch in anderen Systemen Hauptquartiere unterhalten, vulkanische Forschungsstationen und tellaritische Handelsniederlassungen an verschiedenen Knotenpunkten existieren. Denn selbst mit Warp-Geschwindigkeit sind die 8.000 Lichtjahre Ausdehnung, die Picard in First Contact nennt, sind die 150 Mitgliedsspezies bzw. 1.000 Mitgliedswelten (einschließlich Kolonien) schon ne Hausnummer.
Wobei es natürlich auch Anhaltspunkte für eine deutlich kleinere Föderation oder deutlich schnellere Warp-Antriebe gibt (die dann wiederum Voyager ad absurdum führen würden). Denn wenn nicht gerade Romulus, Qon'oS, Cardassia und Co direkt an der Grenze ihrer jeweiligen riesigen Reiche liegen, ist es absurd, wie schnell Picard diese mit der Enterprise-D erreichen kann. Und  eigentlich müssten sie sogar, wenn mensch ENT einbezieht, fast direkt neben der Erde liegen, damit das alles hinhaut.
Vermutlich ist der sinnigste Gedanke der, einfach von dem auszugehen wie es ist: Jede:r schreibt sich seine Föderation, seine Reisen so, wie es ihm:ihr gerade am besten auskommt. Wenn Julian Bashir in 3 Wochen von Bajor aus auf Romulus sein können muss, dann muss das gehen. Wenn eine Reise von (mehreren) 10.000 Lichtjahren lange dauern muss, dann muss das auch so sein... es ist halt kein hartes SciFi, sondern eher soft :)

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