Forum > Autorentipps

Pandemie an Bord

<< < (2/2)

SSJKamui:
Zum Thema Sicherheitssysteme gegen Pandemien: Viren sind das extremste Beispiel für R Selektion. (Was Viren deshalb auch schädlich und gefährlich macht. Ein Virus ist darauf programmiert, so schnell es geht möglichst viel vom Wirt zu "Fressen" und möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen, egal ob der Wirtskörper das überlebt oder nicht. ) Deshalb mutieren Viren viel häufiger als andere Lebewesen. Das Ergebnis ist, Viren testen immer richtig viele Kombinationsmöglichkeiten durch. Deshalb kann es nie so etwas wie einen hundert Prozent Schutz gegen Viren geben.

Bestes Beispiel sind Grippeviren. Man hat den Virus. Der Körper bildet Antikörper gegen den Virus, die eine 2. Erkrankung verhindern. Nutzt überhaupt nichts. Vom Grippevirus gibt es mitlerweile dann schon 20 neue Varianten, die der Körper nicht erkennen kann.

Will Pears:
Ich denke aktuell auch darüber nach, so was mal durchzuspielen und werde mir wie bei vielen anderen Dingen die Freiheit nehmen, das ganze BioFilter Ding als nicht allzu advanct darzustellen. Denn klar ist, dass in der Darstellung von Medizin, die allgemein vermittelt wurde, eigentlich sowas nicht geben kann. Fast alles lässt sich per Hypospray auf Knopfdruck heilen. Alles ist absolut nicht-invasiv und dauert maximal 5 Minuten.

Ich glaube, dass das der peripheren Rolle von Medizin geschuldet ist. Selbst die Naturwissenschaften, die auch immer wieder sehr stark modifiziert wird, um zum Inhalt der Folge zu passen, werden noch authentischer bzw. komplexer dargestellt. Es gab immer mal wieder Folgen, in denen das dann für eine besondere Erkrankung massiv zurückgedreht wurde. Und in TNG hat die Enterprise gefühlt jede 5. Folge irgendeinen Impfstoff von A nach B verschifft, weil der nicht replizierbar war...

Aber irgendwie war das i.d.R. immer nur Aufhänger, um etwas anderem nachzugehen. Ich habe bei Star Trek-Folgen, in denen es um irgendwas "Wissenschaftliches" ging, immer das Gefühl gehabt, dass sich mit irgendwas beschäftigt wurde, das dann Thema war. Irgendwelche Strahlung verursacht dieses oder jenes, ein stellares Phänomen wird beleuchtet, etc. Das war natürlich alles Humbug, aber es wurde sich mit dem Humbug beschäftigt. Bei vielen Medizin-Folgen, die mir im Gedächtnis blieben, ging es aber eher darum, diplomatisch an ein Gegenmittel, einen Impfstoff, etc. zu kommen oder um die gesellschaftlichen oder individuellen Folgen einer Behinderung oder Erkrankung.

Zumindest ich für meinen Teil habe in der Corona-Zeit sehr viel über Virologie, den Unterschied zwischen Epidemien und Pandemien, die Verbreitung von Virenkrankheiten, deren Erfassung, Mutationen und Impfstoffe gelernt. Ich glaube, dass bei Star Trek sehr häufig ähnlich mit wissenschaftlichen Phänomenen, die die Gesellschaft kennen gelernt hat, umgegangen wurde. Das Erfassen von Strahlungswerten, die häufige Hilflosigkeit gegen diese, waren Dinge, die in der Gesellschaft (bis in die 90er noch viel präsenter wegen des ewig drohenden Nuklearkriegs) präsent waren.

Ich glaube, dass es vor diesem Hintergrund sehr, sehr spannend sein könnte, nicht nur an Bord mal ein Krankheitsszenario zu beschreiben, sondern das ggf. mal zum Thema für eine Episode zu machen: Auf Betazed wird ein Virus bekannt, das rasch um sich greift. Es ist noch völlig unklar, ob nur Betazoid:innen sich anstecken können. Die USS [Fügen Sie hier Namen Ihres FF-Schiffs ein] eskortiert drei führende Virolog:innen nach Betazed, um die Lage einzuschätzen.

Thema könnten dann solche Sachen sein, die inzwischen zumindest Leuten, die sich selbst peripher mit der Pandemie beschäftigt haben, durchaus ein Begriff sein sollten: Wie ist der R-Wert, wie sind die Inzidenzen pro X Einwohner. Kann ein Biofilter (sodenn das eben Teil der persönlichen Sicht auf das Star Trek-Universum ist) den rausfiltern? Wie weit ist der Virus verbreitet? Hat sich der Virus schon auf andere (Föderations-)Welten oder Schiffe oder Stationen verbreitet. Kann der Tricorder den Virus erfassen? Wenn ja, immer? Oder nur ab einer bestimmten Viruslast? Et cetera et cetera et cetera...

Und je nach persönlichem Interesse können die jeweiligen Autor:innen natürlich auch hingehen und jeweils mehr Fokus auf Frage legen wie: Wie informieren wir die Gesellschaft, wie überzeugen wir die Politik zu schnellem Handeln, wie bringen wir die Leute dazu, auf bestimmte Freiheiten zu verzichten, wie kriegen wir Eigenverantwortung hin. Das kann dann, auch wieder je nach Utopie-Grad (von TOS/ TNG bis DS9), entweder ein fast schon satirischer Gegenentwurf zum (deutschen) Corona-Management sein (weil: die zentrale planetare Regierung genau die richtigen Schritte ergreift, auf Expert:innen hört, Maßnahmen umsetzt, aber auch die Leute das Risiko verstehen, sich verantwortungsvoll verhalten, etc.) oder eben eine Analogie, in der bestimmte Fehler sich wiederholen oder leicht andere Folgen haben, ...

Ich glaube einfach, dass da sehr viel Potential wäre. Zumindest in den nächsten 5 Jahren. Sobald Corona-Inzidenzen nicht mehr so selbstverständlich wie das Wetter berichtet werden, wird nach und nach das Wissen darum, was das alles heißt abflachen. Aber für ein paar Jahre/ Jahrzehnte wird es, sodenn mensch es in dem eigenen Geschreibsel gut erklärt, weiter wachrufbar sein. In 30/ 40/ 50 Jahren wird es dann so sein wie für uns dieses Nuklearkriegszenario: Ja, wir verstehen rational das Drohszenario, das es gab, aber es hat nicht mehr die irrationale Komponente. Es wirkt für uns fremd und seltsam. Wobei das natürlich für diejenigen, die es voll erlebt haben, immer verständlicher bleiben wird als für die Nachgeborenen.

Sorry, dass ich immer so ausschweife. Aber andererseits verleiten Foren ja schon sehr zu so was :D Ich gehe daher einfach mal davon aus, dass das ok ist und euch nicht  zu sehr verschreckt :D :D

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln