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Potential/ Verpasste Chancen

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Will Pears:
Hey hey,

mir ist nach dem zwiespältigen Genuss der ersten Folge (allein schon wegen Patrick Stewart werden meine Gefühle IMMER ambivalent sein) kam mir folgendes in den Sinn. Die Figuren, die sie mühsam und gegen mancherlei Plotlogik in der ersten Staffel versammelt haben, sind jetzt wild verstreut. Und während mir beim Ende von DS9 teils die Tränen kamen, weil sich alles irgendwie auflöste und alle woanders hingehen werden, hat mich das hier 0 mitgenommen. Eine Staffel reicht wohl einfach nicht aus.

Jedenfalls kam mir der Gedanke, dass das eigentlich eine große verpasste Chance ist. Sie hatten in der ersten Staffel diese weirde NICHT-Starfleet-Crew versammelt in einem NICHT-Starfleet-Schiff mit einer NICHT-Starfleet-Haltung. Und 1,5 Jahre später hat der scheinbar sofort rehabilitierte Picard allen irgendwelche Posten schenken können und alle Konflikte sind weg. Das ist ein enormes verpasstes Potential.

Denn es wird ja voraussichtlich weiter bei dieser düsteren Atmosphäre bleiben. Zwar ist die Welt jetzt scheinbar wieder komplett in Ordnung (diese Grautöne, was die Gesellschaft und Moral anging, in der 1. Staffel waren eigentlich ganz passend zur Entwicklung seit DS9), aber in anderer Form wird sie das wahrscheinlich wieder nicht werden. Und das finde ich schade. Lieber bei einem Setting bleiben, als jede Staffel alles neu erfinden.

Um meinen anfänglichen Punkt zuende zu führen: Ich finde es schade, dass Picard nach der ganzen Aktion nicht einen auf den Deckel bekommen hat. So ähnlich wie Kirk das immer bekam. Dazu hätte mensch wahrscheinlich beim Staffelende der ersten Staffel nicht alles auflösen dürfen (diese Spionin in Starfleet hätte ja auch einfach bleiben können oder gar keine Spionen, sondern einfach eine echte politische Gegnerin Picars sein können). Dann wäre Picard bei vielen nicht mehr ganz so negativ, aber in keinem Fall wieder bei der Sternenflotte aktiv. Vor dem Hintergrund wäre es nett, wenn dieser ganze finale Plottwist am Ende der 1. Staffel ne Nummer kleiner ausgefallen (also ein Standoff von einem Dutzend Schiffen jeweils). Dann hätte Riker für sein Eingreifen auch Ärger gekriegt haben können, weil er seinem alten Freund einen Gefallen getan hätte.

Unter der Voraussetzung hätten sie dann dieses "Picard gegen den Rest der Welt"-Theme aufrechterhalten können, was in der ersten Staffel sehr präsent war. Beispielsweise hätten alle in ihre gescheiterten Existenzen zurückkehren können. Jurati hätte nach dem Freispruch aufgrund von Wahnsinn erstmal psychisch beobachtet werden können. Picard wäre als nach wie vor kontroverse Figur der Weltgeschichte auf sein Weingut zurückgekehrt, hätte aber vielleicht Raffi mitgenommen, die ja sehr neidisch war, weil sie in nem SciFi-Äquivalent eines Trailers leben muss. Rios hätte vllt. Elnor und Seven aufnehmen können mit dem Ziel, den romulanischen Flüchtlingen weiter zu helfen.

Und schwupps, der alternative Start der 2. Staffel: Ein mysteriöses Dings taucht auf. Die La Sirena ist nicht zugegen, sondern "nur" ein Starfleet-Schiff, das sich mit der mysteriösen Nachricht überfordert sieht. Entweder Geordi oder irgendwer anderes technikaffines bekommt das in die Hände, enträtselt es und macht Picard aufmerksam, dass jemand seine Hilfe will. Aber das alles top-secret und abseits der offiziellen Kanäle. Picard ist sich unsicher, ob er den offiziellen Weg gehen soll oder Rios anfragen soll. Daher wendet er sich an eine alte Vertraute: Guinan. Und dann besteht die Challenge auf einmal nicht nur darin, mit der Borg Queen zu verhandeln, sonder nauch die Schiffe der Sternenflotte, die vor Ort sind, gleichzeitig auszutricksen.

Ist sicher nicht drehbuchreif, aber meines Erachtens wäre das oder etwas in der Art der viel bessere Aufhänger für die 2. Staffel gewesen. Es ist so bereits seltsam, dass Rios, Seven, Jurati und Co wieder zusammentreffen. Es ist so viel vertane Sendezeit, um zu zeigen, dass alle getrennter Wege gehen, nur um dann ein paar Minuten später wieder "zufällig" wiedervereint zu werden.

Ich dachte mir, dass es vielleicht jetzt, wo noch nicht viel da ist, der beste Moment wäre, um über vertanes und vielleicht noch nicht vertanes Potential zu reden. Was hättet ihr gerne in der 2. Staffel gesehen? Was seht ihr an Chancen? ...

(Ich hoffe, es ist ok, einen Thread eröffent zu haben. Teils gab es ja solche Diskussionen schon in der Reaktion auf die erste Folge. Ich dachte, das könnten wir ggf. ausgliedern.)

Will Pears:
Oh, ich seh' gerade, dass es einen Allgemeines-Thread gab. Vielleicht mag es jemand von den Mods dorthin verschieben?

Alexander_Maclean:

--- Zitat von: Will Pears am 09.03.22, 10:12 ---Oh, ich seh' gerade, dass es einen Allgemeines-Thread gab. Vielleicht mag es jemand von den Mods dorthin verschieben?

--- Ende Zitat ---
Erledigt

Max:
Ein sehr interessantes Thema :)

Schon die erste Staffel war voller verpasster Chancen ;)

Bei der zweiten sehe ich auch schon das ein oder andere Problem(chen).
Q als Aufhänger ist ja eigentlich nie verkehrt und fast wäre ich geneigt, das Gleiche auch von den Borg zu behaupten.

* Qs Prozess gegen die Menschheit weitergehen zu lassen, ist als Aufhänger für eine ganze Staffel schon geeignet. Äußerst schade finde ich aber, dass man dafür schon wieder das 25. Jahrhundert verlässt und schon wieder ein Setting wählt, das dem Spiegeluniversum gleicht. Klar, das kann man machen; man kann es auch mit einer sozialen Botschaft verbinden. Trotzdem bleibt in meinen Augen die Fantasie und die Faszination für den Weltraum und die Zukunft dabei auf der Strecke - vom positiven Bild einer nahen oder fernen Zukunft ganz zu schweigen.
* Den Ansatz, der bei den Borg gewählt wurde, finde ich bislang schon ziemlich interessant. Im Grunde steht ja nicht fest, was bei ihnen überhaupt los ist. Immerhin hat die Königin (wenn sie es denn war) auf der Brücke niemanden getötet. Hier hoffe ich noch auf interessante Wendungen.
@Will:
Du hast schon Recht, dass die Klärung der ganzen Konfliktfelder sehr unvermittelt kommt. Natürlich haben wir schon Ansätze erfahren, wie das gekommen sein kann: Raffis Verschwörungstheorien haben sich ja letztlich in gewisser Weise als Wahrheit herausgestellt, was sie ja rehabilitiert hat. Die Drogenthematik hat man einfach fallen lassen; wahrscheinlich hat sie in der Zwischenzeit erfolgreich eine Therapie gemacht.
Bei Jurati scheint es ganz anders auszusehen, wobei es gar nicht unbedingt so wirkt, als würde das Thema wirklich "bearbeitet" werden.

Dass jetzt in der zweiten Staffel alle aus der ersten wieder passend vor Ort sind, als die Action beginnt, könnte man auf Q zurückführen; wobei man sich selbst da wundern müsste, warum Q ausgerechnet diese Gruppe von Leuten als Picards genuines Umfeld ansehen sollte.

Deine Abwandlung des bisherigen Staffelaufbaus wäre eine Alternative, wobei ich ehrlich gesagt denke, dass man dann, wenn man schon Veränderungen vornehmen möchte, dann könnte man das vielleicht gleich größer aufziehen.

Insgesamt bin ich aber schon eher dankbar dafür, dass man das 25. Jahrhundert jetzt wieder harmonisch dargestellt hat. Die Konflikte der ersten Staffel wirkten auf mich - eigentlich allesamt - sehr aufgesetzt. Deswegen müsste man sie für meinen Geschmack auch nicht in der zweiten Staffel langwierig lösen.
So wie es aussieht, wird die düstere Atmosphäre sozusagen nach außen verschoben: Der Kern der Konflikte ist nicht mehr in der Protagonistengruppen, sondern um sie herum. Das kennen wir vom früheren ST ja schon auch.

Über das ganze Thema lohnt es sich aber sicher noch weiter nachzudenken und zu diskutieren :)

PercyKeys:
Die Macher machen einen gewaltigen Fehler, der sich schon seit Discovery Staffel 2 abzeichnet.

Sie entwerfen hoppla-hopp eine Storyline für eine Staffel, denken nicht zu sehr an die Logik, Sinn und Details... und laufen loss. Am Ende kommt ein komisches Etwas heraus, das zwangsläufig nicht stimmig sein kann.

Und als Reaktion auf diesen Misserfolg mischen die Macher dann die Prämissen in der nöchsten Staffel zum großen Teil neu. Das schafft weitere Probleme durch nicht zusammenpassende Handlungsstränge vom alten Ende hin zum neuen Anfang und sorgt dafür, dass sich keine Geschichte harmonisch entfalten kann, da die Handlungsstränge mit Potential gleich mit dem ganzen Rest in die Tonne gekloppt werden.

Und daher sind diese beiden Shows bisher auch so unruhig, ohne klaren Kern und Botschaft und ufern/rutschen ohne ein Halt gebendes Grundgerüst mit wichtigen Regeln in Sachen Kontinuität bei der Weitererzählung der Handlung aus/ins Bodenlose ab...

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