Ich war sehr enttäuscht, weil ich immer wieder gehört hatte, dass Staffel 3 jetzt endlich das ist, was wir alle von Anfang an gewollt hätten und super gut sei. Vielleicht ein klassischer Fall zu hoher Erwartungen.
Es ist ab der 2. Episode ein Polit-/Action-Thriller wie die beiden anderen Staffeln, wie einige Filme, etc. Das wäre nicht schlecht, wenn es nicht so schlecht umgesetzt wäre. Sowas lebt davon, dass eben nicht jede Entwicklung 1:1 verkündet wird, sondern davon, dass nach x Episoden ein großer Aha-Moment kommt.
Ich fand es unerträglich, wie Captain Shaw hin und her springt. Er hasst Picard und Riker über jedes angebrachte Maß hinaus. Er sieht, dass Changelings an Bord sind. Aber dennoch will er die in die Pfanne hauen. Dasselbe gilt anfangs für Geordi, der halt lieber mit seiner Familie in einer von Changelings unterwanderten Sternenflotte weiterlebt als seinem ehemaligen Captain zu helfen. WTF?!!
Auch wirkt die Staffel sehr inkonsistent gegenüber den vorherigen. Irgendwer sagte, dass seit Jahrzehnten kein Kontakt zu den Borg bestanden hätte, was ein direkter Widerspruch zur letzten Staffel ist.
Jack Crushers Sinneswandel in Bezug auf sein Schicksal und die Borg war absolut unerklärlich. Und insgesamt sollte mensch meinen, dass sie nach 35 Jahren mal dahintergekommen wären, Shuttles gegen Diebstahl zu schützen.
Dass Section 31 jetzt offizieller Teil von Starfleet Intelligence ist, war auch überraschend. Verständlich, weil sie halt neue Fans nicht zu sehr überfordern wollten, aber einfach unnötig. Die Sternenflotte wirkt einfach unendlich düster, in jeder Staffel.
Wer DS9 noch im Kopf hat, dürfte sich auch fragen, woher die 10 Changelings kamen, die als Kriegsgefangene bei Daystrom rumhingen. Auch ungeklärt ist für mich, was die Shrike eigentlich für ein Kriegsschiff mit teils mir unbekannten Waffen gewesen sein sollte. Von der Farbe würde cardassianisch passen, vom Aufbau her klassisches Einzelschiff/ Prototyp à Scimitar und von den Fähigkeiten her irgendwas sehr überlegenes.
Die Idee der Allianz zwischen Changelings und Borg fand ich als Idee interessant, in der Praxis schlecht umgesetzt. Die neuen Changelings sind weit weniger mächtig als in DS9, wo sie sich noch in Objekte oder Tiere verwandeln konnten. Richtig spannend hätte ich gefunden, wenn die Borg sie hätten assimilieren wollen und das (anfangs) ein Problem gewesen wäre. Und gestaltwandelnde Borg wären halt auch spannend gewesen. So war es halt einfach eine seltsame Allianz.
Warum die Vernichtung der Erde ein Ende für alles bedeuten würde, leuchtet mir auch nicht ein. Also ob Romulaner:innen, Klingon:innen und Cardassianer:innen nicht dagegen halten würdne, sich ggf. sogar mit den Förderationsresten verbünden würden...
Ebenefalls eine verpasste Chance ist das ständige Gerede von AIs. Es ist reines Name-Dropping desselben. Data ist nicht mehr Android, sondern endgültig einfach Mensch. Die AI auf der Daystrom Station ist lachhaft. Es ist insgesamt eine verpasste Chance der Serie, denn AIs sind ja spätestens seit letztem Jahr in aller Munde. Die damit verbundenen Themen tiefer zu behandeln, wäre unheimlich spannend gewesen.
Bei Data fand ich den Trick, dass Lore Data wird, richtig schön. Hätte mir aber gewünscht, dass Lore nicht ersetzt, sondern wirklich integriert wird und der Data-Lore-Hybrid aus Lores Macht- und Herrschtrieb z.B. mehr Bewusstsein für seine Karriere zieht.
Rikers und Picards Streit auf der Titan empfand ich als sehr aufgesetzt. Picards und LaForges Streit auch. Shaws ständige Sinneswandel auch. Es wirkte einfach, als wäre den Autor:innen zwischendurch immer wieder eingefallen, dass sie mehr Drama bräuchten.
Die Borg mit ihrem finalen Plan waren aber irgendwie die größte Enttäuschung. In allen drei Staffeln waren sie mit dabei. Es wäre so genugtuend gewesen, wenn die Borg-Königin in der finalen Unterhaltung gedroppt hätte, dass es um mehr als die Menschheit ginge, dass seit Ewigkeiten die gesamte Galaxis bedroht ist und die Menschheit einfach nur vorbereitet werden sollte. Und wenn Picard und Jack ihr dann nicht glauben, wäre auch Qs Auftritt Jack gegenüber spannender gewesen...
Aber dennoch war es von allen Picard-Staffeln doch die unterhaltsamste...