Also, ich habe den Film heute das erste mal komplett gesehen und obwohl ich durch die negativen Kritiken durchaus voreingenommen war muss ich zu meinem Erstaunen sagen, so schlecht finde ich den gar nicht. Er ist zwar nichts weltbewegendes und hat wirklich null Anspruch und das mit den Zeitlinien war wirklich ziemlicher Blödsinn, aber so schrecklich war der Film nun auch nicht. Besonders nicht im Vergleich zu vielen anderen Star Trek Filmen, die nun wirklich ebenfalls keinen besonders größeren Anspruch hatten. (Ich sehe den Film ehrlichgesagt in etwa auf dem gleichen intellektuellen Niveau wie Star Trek 3.)
Deshalb rangiert der Film bei mir ehrlichgesagt im Mittelfeld. Ich sehe den Film zwar als nicht so gut an wie The Motion Picture, Der Zorn des Kahn, Zurück in die Gegenwart aber um ehrlich zu sein fand ich Nemesis und Generations viel schlimmer als diesen Film. Generations hatte zwar durchaus mehr Potential, was aber nicht richtig genutzt war.
Es stimmt, dieser Star Trek Film wimmelte leider von Logikfehlern, aber man muss auch dazu sagen, mit der Zeit nahmen diese bei vielen Star Trek Medien sowieso zu und das teilweise noch Schlimmer. (Die ersten Folgen der Staffel 4 von Star Trek Enterprise fand ich durchaus noch unlogischer als diesen Film.)
Was mir am Film gut gefiel war eindeutig, dass man endlich mal eine große Varianz an gut gebauten Aussenkulissen hatte und nicht alles nur in Gebäuden, Höhlen oder Schiffen spielte und das diese Aussenkulissen mehr Varianz hatten als die standard Star Trek Steppen, die man meistens sah.
Die Industrial Ästhetik war mehr als Gewühnungsbedürftig, aber die Shuttles wirkten so durchaus cooler. Die Maschinenräume hatten durchaus auch Potential gehabt, obwohll ich dort die Beleuchtung nicht besonders Stimmungsvoll fand. Da hätte eher die typische Alien Beleuchtung gepasst, also die Lampen hinter den Rohren postieren um sehr markante Schattenbildung zu erzeugen. Dies hätte aber auf der anderen Seite auch zu sehr nach Horror Film gewirkt. Einige mechanische Elemente wie gewisse Räder hätten aber besser abmontiert werden müssen, da diese doch etwas deplaziert wirkten.
Teilweise fand ich die Ästhetik des Maschinenraums auch logischer, denn bei früheren Medien wirkte der Warpkern, das gefährlichste Teil des Schiffs meistens am wenigsten gesichert, was für mich relativ unlogisch wirkte. Beim neuen Maschinenraum wurde dazu zwar nichts gesagt, es wirkte aber durchaus ein wenig glaubhafter als diese Glasröhre, die man sonst sah.
Die Brücke fand ich durchaus interessant mit einigen sinnvollen Erweiterungen wie editierbare Kartenanzeigen. Cool fand ich auch, dass man zum TMP weiß zurückkehrte beim Design. Allerdings fand ich die Brücke manchmal ein wenig zu unübersichtlich. Außerdem fand ich, dass das Saubere dieser Räume nicht ganz mit den Industrial Elementen zusammenpasste.
Den Shuttlestart zur Enterprise fand ich sehr cool, denn er wirkte auch beeindruckender als zuvor. Obwohl mich diese Aufbruchsszene sehr an Starship Troopers erinnerte.
Die Beleuchtung bei den Weltraumszenen war teilweise sehr Stimmungsvoll und wirklich sehr gut. (Bessser als die Beleuchtung im Schiff.)
Beim "Feeling" des Films sehe ich durchaus einige Defizite. Star Wars, Alien etc. hatten eine Atmosphäre, die man auch nach Ende des Films nicht vergaß. Im Vergleich dazu wirkte dieser Film relativ generisch, platt und seelenlos.
Zum Plot allgemein, ich fand diese Rückkehr zur platten Space Opera "Wir bekämpfen den diabolischen Bösewicht XY" nicht besonders gut. Battlestar Galactica hat gezeigt, was im Genre möglich war und darauf hätte man aufbauen können. Allerdings muss man dazu sagen, die Plots von vielen Star Trek Filmen waren auch auf ähnlichem Niveau. Besonders "Der Zorn des Khan" war nicht besonders viel weiter, trotz gewisser Diskussionen zum Thema Opferbereitschaft und der persönlichen Gefühle Kirks ging es auch nur darum, den ach so fiesen Khan zu erledigen.
Die Zerstörung Vulkans hat man auch ein wenig zu schnell abgehandelt finde ich.
Was ich gut fand war, wie gut Quinto den Spock gespielt hatte. Das war wirklich die beste neue Besetzung, die auch am Nahesten ans Original kam. Uhura wirkte sehr neutral und eher den modernen Sehgewohnheiten angepasst. Chekhov fand ich aber wirklich dämlich. Der wirkte wie eine Karikatur des alten Chekhov. Spocks Mutter fand ich besser besetzt als in der alten Kontinuität. Die alte Schauspielerin wirkte zu sehr nach "Liebevoller Oma" und wirkte deshalb nicht wie eine Frau, die einen Mann wie Sarek geheiratet hätte.
Zum Humor: Es war gut zu versuchen, wieder zur TOS Lockerheit zurückzukehren (da gerade in späteren Serien häufig die Figuren ein wenig zu Stock Steif waren), aber andererseits waren einige Witze relativ dämlich und die Figuren wirkten manchmal eher wie 13 jährige Teenager.
Die Ähnlichkeiten zu Star Wars waren mir auch aufgefallen. Teilweise wird das aber auch da herzurühren sein, dass der Film wie Star Wars, Matrix und Avatar wahrscheinlich auch auf dem Story Schema von "Der Held in den tausend Gestalten" basiert, einem Buch was teilweise bei fast jedem dritten Hollywoodfilm benutzt wird. Zum Anderen haben die Star Trek Filme ständig Anleihen bei berühmteren Filmen genommen. TMP basierte auf 2001, First Contact hatte Elemente von Alien (wo man sich auch fragen konnte, ob die wirklich gepasst haben, beispielsweise die Borg Queen) und der Planet am Anfang von Star Trek V erinnerte auch schon sehr an Tattooine vom Look und dem Thema der kriminellen Elemente.
Fazit: Ein durchschnittlicher Star Trek Film. Es gab zwar deutlich bessere, aber auch deutlich schlechtere Filme. Deshalb kann ich den ganzen Hass der Alt Fans auch nicht so ganz nachvollziehen. (Abgesehen von der Behandlung der alten Zeitlinie. Da kann ich die meisten Argumente wirklich mehr als nachvollziehen.) Bei Nemesis fand ich die Kritiken durchaus logischer. (Vielleicht hängt der Hass gegenüber diesen Film auch eher damit zusammen, dass durch den Film einige negative Befürchtungen, die Star Trek Fans hatten wahrgeworden sind.) Besonders was ich nicht verstehen kann ist, wieso diese Leute Nemesis, den sie zuerst total verrissen hatten jetzt so gut bewerten und teilweise frühere nicht verwirklichte Konzepte für diesen Star Trek Film Preisen, welche eigentlich die Sachen, die sie an dem Film kritisieren noch viel extremer gehabt hätten (wie das Romulanerkrieg Drehbuch, wo der Protagonist im Alleingang Romulus mit einer geklauten Atomwaffe angreift und dafür sogar noch gefeiert wird). Solche Reaktionen kann man wohl nicht mehr als besonders Rational ansehen.
Ich weiß, ich mache mich dadurch wahrscheinlich jetzt unbeliebt aber wie gesagt, ich denke, der Film ist zwar nichts Besonderes und tatsächlich ziemlich Platt und es gab durchaus einige frühere Überlegungen, die mir besser gefallen hätten (wie der Reboot von JMS), aber ich denke auch, man sollte den Film auch nicht als den Untergang des Abendlandes sehen und das Ganze etwas nüchterner, sachlicher betrachten.