Autor Thema: Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)  (Gelesen 34785 mal)

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Fleetadmiral J.J. Belar

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Der gute Charles hat mich gerade auf die Idee gebracht einen kleinen Thread zu eröffnen, in dem ich meine Erfahrungen, die ich beim schreiben von FanFictions gemacht habe, poste. Damit Autoren oder solche die es werden wollen, vielleicht nutzen daraus ziehen können. Autoren, die ebenso wie ich bereits etwas oder viel Erfahrung haben, können hier gerne meine Erläuterungen ergänzen oder korrigieren. So ergibt sich hoffentlich ein plausibles Gesamtbild, wie man am besten eine FanFictiongeschichte anlegt und beginnt. Aber dazu morgen mehr. Ich bin müde und hau mich jetzt hin.

Gute Nacht und Gruß

J.J.

PS. Also Kinder, die Schule ist eröffnet  :teach
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sven1310

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Die Idee gefällt mir.
Auch wenn ich mir die Ausführung etwas Schwierig Vorstelle.
Endweder man hat Talent zum schreiben oder nicht.
Und wenn man so wie ich keines hat kann man das schlecht in den Schädel einhämmern :bash

Als Beispiel mein Eigenes Fanprojekt an dem Ich jetzt \"nebenher\" Arbeite.
Keine Sorge OPS kommt zuerst ;)
Ich weiß noch nichtmal ob ich die Faule Variante nehme und einfach nur alles mit einer Zeitline Erkläre.
Ob ich es Cover Textmäßig löse, sprich kurz und Knackig, oder etwas mehr Arbeit Investiere und eine Story schreiben soll mit Gesprächen usw.?!
Was letztendlich wahrscheinlich eh Scheiße wird. :bumm
Wahrscheinlich die Cover Text Version.
Man soll klein Anfangen :D

Fleetadmiral J.J. Belar

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Klar Talent sollte man schon dazu haben. Ich hab ja zum Beispiel kaum Talent ein 3D Schiff zu bauen. Aber dieser Thread soll Leuten, die denken sie hätten talent oder Leuten, die es gerne trotzdem mal versuchen wollen helfen, den Einstieg besser zu meistern als ich vor einem Jahr. Zusammen mit den anderen Authoren könnte da ein schöner Leitfaden drauß werden.
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Lt. Dax

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Eine sehr gute Idee, Belar. Ich bräuchte nähmlich ein Paar Tipps zum schreiben.

Captain Charles O'Brian

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Na dann lass uns an deinem Wissen teilhaben


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Fleetadmiral J.J. Belar

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Als erstes möchte ich klarstellen, dass ich ausschließlich von meinen Erfahrungen berichte, welche keinesfalls das Patentrezept für eine gute Story darstellen. Ich kann euch nur sagen, was ich gemacht habe. Ich beziehe dieses Tutorial auf Star Trek Geschichten. Wer etwas anderes schreiben möchte, kann nur bedingt etwas damit anfangen.

Und nun beginnt die Stunde  :teach :

Lektion I

Es gibt verschiedene Dinge, über die ihr euch im klaren sein müsst, bevor ihr anfangt die Geschichte zu Papier bzw. auf den Bildschirm zu bringen.

Es ist wichtig, dass ihr vor beginn des eigentlichen schreibens, genau wisst, was ihr schreiben wollt. Dazu gehören:

- Ein grober Plot in eurem Kopf oder sogar zu Papier gebracht (so mache ich es). Rahmenhandlung.

- In welcher Ära soll die Geschichte spielen?

- Aus welcher Perspektive soll die Geschichte erzählt werden? (Ich, von außen etc.). Ich bevorzuge die Erzählung.

- Was ist davor geschehen? Es ist wichtig, dass man die Canonereignisse nicht völlig aus den Augen verliert. Ich beziehe Non Canon und Canon gleichermaßen mit ein und nehme oft bezug auf gewesene Ereignisse. Das nenne ich dann Semicanon.

- Auswahl der Charaktere
Es ist wichtig, dass ihr schon von vornherein wisst, wer zu eurer Crew gehören wird (damit meine ich auch Nebencharaktere oder wiederkehrende Gastrollen) und was für ein Typ Mensch/Alien er ist. Charakterlich und Äußerlich. Lustig ist es, wenn ihr euch die Beziehungen unter den Völkern in der Vergangenheit betrachtet und daraus dann Zündstoff strickt.
Ein Beispiel: Captain Andorianer - Erster Offizier Vulkanier

 Wir alle wissen dass, die Vulkanier in der Vergangenheit zu den Andorianern ein schlechtes Verhältnis hatten. Ich könnte mir denken, dass selbst im 24. JH. noch ein paar kleine Vorurteile herrschen. Was zu Zündstoff führen kann. Meinungsverschiedenheiten etc. Da die Vulkanier ein logisches, kaltes Volk und die Andorianer ein leidenschaftliches Volk sind, kann es auch da immer schön zu lustigen Verwicklungen kommen.

- Das passende Schiff zur Story
Es ist ebenfalls immens wichtig das passende Schiff zur Hauptmission zu wählen. Es wäre absolut lächerlich ein Runabout in vorderster Frontlinie operieren zu lassen. Dann wäre die Geschichte nach einer Seite vorbei. Klar kann es passieren, dass ein Schiff in eine Situation kommt, die nicht zu seinen Fähigkeiten passt, aber das ist dann eine andere Sache. Das sind dann die Schwierigkeiten, die man so in den weiten des Alls haben kann. Wenn ihr wisst, was für eine Art Geschichte es werden soll (der Hauptfaden), Forschung, Kampf, Zeitreise etc., solltet ihr ein dafür geeignetes Schiff wählen. Forschung zum Beispiel eine Miranda, Kampf eine Akira, Prometheus etc oder Zeitreise eine Wellsklasse.
Ihr könnt auch eine eigene Klasse entwerfen. Dabei müsst ihr allerdings drauf achten, dass das Schiff halbwegs plausibel rüberkommt. Bei mir war es die Escort-A. Ich habe mir in ein paar Stunden die technischen Daten des Schiffes zusammengebastelt. Dafür habe ich als Grundlage die der Sovereignklasse benutzt und leicht abgeändert (siehe unten). Um zu entscheiden, wie weit ich abändere hab ich mir überlegt, welche Neuerungen seit der Indienststellung der Sovereignklasse entwickelt wurden.

Kleine Anmerkung: Ich persönlich hüte mich davor, Superschiffe zu kreieren. Wenn es mal ein gigantischer Pott ist, dann hat er meistens gravierende Schwächen. Ich persönlich hasse Superschiffe wie die Scimitar. Die meisten Leute und Leser die ich in den 5 Foren, in denen ich meine Geschichten poste, kennengelernt habe, mögen das auch nicht so. NoN Canon wird akzeptiert, allerdings sollte man immer versuchen auf dem Teppich zu bleiben.

- Roter Faden

Eine Haupthandlung (Handlung A) sollte sich durch die ganze Serie, wenn eine geplant ist, ziehen die Nebenhandlung (Handlung B) ist dazu da, um mehr Farbe und abwechslung in die Geschichte zu bringen oder als Charakterstudie eines einzelnen Crewmitglieds oder zwei zu dienen. Serien mit einem durchgehenden Handlungsstrang sind nach meiner Erfahrung immer eine gute Wahl (Alias, DS9, BSG etc). Mann kann auch innerhalb der Serie Geschichten reinsetzen, die Null mit H-A zu tun haben, aber man sollte den roten Faden nie aus den Augen verlieren.

- Aussage

Es ist auch nicht schlecht, wenn eure Geschichte eine Aussage oder Moral besitzt, wie zum Beispiel (Krieg ist scheisse)

So das wars jetzt erstmal von mir aus. Jetzt darf diskutiert werden. Ich freu mich schon auf die Debatten
 :bounce:

Gruß

J.J.

PS: Wenn ich wieder etwas neues weiß, beginnt der nächste Kurs. Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.

Technische Daten der Escort: http://tpick.so.ohost.de/thread.php?threadid=569&sid=
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Captain Charles O'Brian

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Jop danke ich hab schon mal mit der Groben Story zu meien FF angefangen . Sie wird im 25 jahrhundert spielen  :kaffee


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Fleetadmiral J.J. Belar

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Haben dir meine Ausführungen genutzt? Was sagst du dazu? Was würdest du anders machen? Das soll eine Diskussionsrunde werden.
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Star

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Okeee, jetzt kommt die Mutter aller Forenbeiträge. Den habe ich schon mal in ähnlicher Form in einem anderen Forum gepostet, aber ich passe ihn etwas an. Vielleicht nützt es ja jemandem.

Tipps für einen guten FF-Einstand, sind mitunter nur sehr schwer zu geben. Jeder schreibt ganz anders und jeder macht eigene Erfahrungen. Daher gleich vorweg: wie man ein guter Autor wird und spannende/stimmige Geschichten schreibt, kann man kaum sagen. Höchstens Ratschläge für Präsentation, oder andere \'Kleinigkeiten\' geben, alles andere muss jeder selbst erlernen und seinen eigenen Stil finden. Zu Anfang ist man sowieso kein Profi-Autor. (rechnet nicht damit, je einer zu werden). Jeder FF-Autor produziert nichts, wofür er Geld verlangt, oder was er einem Lektor geben muss, der über die Karriere entscheidet. Es ist \'nur\' ein Hobby und es sollte in erster Linie viel Spaß machen und das RL nicht beeinträchtigen. Wer aber am WE ein paar Stündchen entbehren kann, Star Trek und das Lesen und Schreiben liebt, ist genau richtig. Der Rat, der über allen anderen steht, ist so simpel wie einleuchtend: Üben! Üben, üben, üben. Schreiben, schreiben, schreiben. Nur wer schreibt, wird gut und ich lerne selbst nach meinen gut und gerne sieben Jahren Schreiberfahrung mit jeder Zeile noch dazu.

Das zweite (und wesentlich schwieriger umzusetzende), ist Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Wer glaubt das goldene vom Ei zu produzieren, übersieht oder ignoriert oft die eigenen Schwächen und wird nicht besser. Zu viel Selbstkritik ist ebenfalls kontraproduktiv. Ein gesundes Mittelmaß wäre das beste; durchaus zu den eigenen Werken stehen und stolz drauf sein, gleichzeitig aber auch die Fehler erkennen und daran arbeiten. Bei Kritik von anderen (wenn es denn mal welche gibt), sollte man ebenfalls differenzieren und aussortieren. Am besten gar nicht, oder nur bedingt drauf hören - je nach dem, wie gut es mit der Selbstehrlichkeit steht ;) Kritik ist nämlich nicht gleich Kritik. Freunde und Bekannte scheuen oft davor Fehler und Schwächen anzusprechen, eben weil man ja befreundet ist. Egal was man da fabriziert, für sie wird es immer einsame Spitze sein. Das klingt zwar etwas arrogant, ist aber mitunter die beste Möglichkeit. So wie es unter uns keine professionellen Autoren gibt, gibt es auch keine professionellen Kritiker. Sofern mir niemand was verschwiegen hat, sind wir alle nur Menschen, so auch diejenigen, die etwas zu kritisieren haben. Meistens sind das Kleinigkeiten, die einem kaum weiterbringen. \"Der Kopf auf dem und dem Bild ist zu groß, oder da und da wird ein Torpedo falsch abgefeuert\" - nonsens! Wenn ihr jemanden gefunden habt, der euch Klip und Klar sagen kann, was gut und was schlecht ist, am besten noch mit Vorschlägen kommt und euch somit weiterbringen kann, dann ist das wie ein Sechser im Lotto ;)

Beim Thema Kritiker wären wir schon bei einer wichtigen Sache, die ich gar nicht oft genug wiederholen und predigen kann: rechnet nie, nie, nie mit Feedback! Am besten schreibt nämlich jeder in erser Linie für sich selbst! Gerade Star Trek Fan-Fiction hat einen schweren Stand. Ich habe noch nie erlebt, dass irgendwelche Trek-Fans im Internet darum gebeten haben, eine Serie für sie zu schreiben. Wir liefern hier ein Produkt, für dass es kaum Nachfrage gibt und diejenigen, die es dennoch konsumieren, werden nur selten den Mund aufmachen. Wer also eine Geschichte, oder gar eine Serie mit der Intention beginnt, möglichst viel Aufmerksamkeit und Kritik zu bekommen, kann sich das gleich abschminken. Meiner Erfahrung nach sind das die FF-Serien, die nach ein paar Wochen/Monaten wieder im Erdboden verschwinden...
Denn selbst die ganz alten FFs, die schon seit einem guten Jahrzehnt dabei sind, bekommen kaum Feedback. Sogar die großen wie \"Monitor\" oder \"Antares\", auf Treknews, kämpfen um jeden Leser, der sich mal zu Wort meldet. Bei mir trudelte der erste gute Kritiker erst im dritten Jahr ein. Allerdings raufen sich mittlerweile kleinere Communitys zusammen, da sieht die Lage vielleicht wieder etwas anders aus. Denn ironischerweise sind die Autoren untereinander gegenseitig ihre zuverlässigsten Kritiker. Und in vielen Fällen auch die einzigen.

Das bringt mich direkt zum Thema Werbung. Hab ich schlechte Erfahrungen mit gemacht. Die dreiste, aufdringliche Art kann zwar auch zum Erfolg führen, wie ich beobachtete, aber besonderer Beliebtheit erfreuen sich Leute, die ihre Projekte in anderen Foren vorstellen nicht besonders. Höchstens, wenn man schon längere Zeit Teil der Community ist. Ich persönlich habe irgendwann ganz aufgehört in Foren zu schreiben, oder an besonderen Bannertauschaktionen von Seiten, von denen ich eigentlich nichts hielt, teilzunehmen. Mit der Mund-zu-Mund Propaganda meiner Leser (den beiden, die sich immer verklicken...) bin ich sogar sehr viel besser gefahren. :) In fremden Foren, oder GBs Werbung zu machen ist selten ratsam. Das klappt nur mit Charme, aber man sollte nie zu aufdringlich sein. Das könnte zwar durchaus zu kurzfristigem Erfolg führen, aber langfristig...?

Was das Schreiben selber angeht, kann man eigentlich nur allgemeine Tipps geben. Wer aber erst mit dem Schreiben anfängt, sollte wissen, dass die ersten Werke vielleicht die bedeutensten sind, aber nie die Besten. Warum? Weil man erst Üben muss! Wer also eine ganz, ganz, ganz, ganz, ganz toll revolutionäre Geschichte in der Tasche hat, sollte vielleicht damit warten die zuerst zu verballern und vorher ein wenig Erfahrung sammeln ;)
Überhaupt würde ich am Anfang nicht zu viel Vornehmen. Lieber abgeschlossene Geschichten mit der Option zu mehr. Eine Staffel (bei mir 12 Episoden) mit durchgehendem Storybogen ist ideal. Aber eine ganze Serie sollte man erst beschließen, wenn man sich sicher ist, durchzuhalten.

Das wichtigste: Charaktere! Die Charaktere sind das A und O. Der Kernpunkt einer jeden Geshichte und Serie. Und - um gottes Willen - denkt euch was bei den Leuten! Gebt ihnen Ecken und Kannten, Hobbys, Fehler und Hintergründe! Am besten einen kleinen Lebenslauf schreiben. Wenn sich der schon spannend lesen lässt, dann ist man auf dem richtigne Weg. Die Story ist erstmal nebensächlich. Das, was die Leute wirklich bindet, sind die Charaktere. Wenn die sich nicht \'echt\' anhören und anfühlen, verliert man die Leser bereits auf den ersten Seiten. Und bitte bitte, keine eindimensionalen Leute. Echte Menschen springen nicht durchs Raumdock und sind fröhlich und immer gut drauf. Echte Menschen sind nett, sind gemein, müde, wütend, hasserfüllt. Heute so, morgen so. Man muss auch mal Wege gehen, die vielleicht unangenehm zu beschreiten sind. Aber so ist das eben. Ich hatte bei meiner alten Serie damals nur eher platte Charaktere, ohne großartigen Hintergrund. Aber zum Glück waren sie alle recht unterschiedlich und die Chemie zwischen ihnen stimmte recht schnell. Und ich bin mir sehr sicher, dass die meisten damals zu der Serie nur wegen ihnen kamen. Weil es Spaß machte, ihnen zuzulesen. Bilder oder Quantität war völlig nebensächlich. Gute Charaktere können jede noch so belanglose Geschichte wieder \'rausreißen. Aber eine gute Story kann keine miesen Charaktere zum guten Wenden.

Keine Mary-Sue-Geschichten.
Am besten sollte man auch keine Mary-Sue-Geschichten schreiben. (Geschichten, in denen der Autor selbst einer der Hauptcharaktere ist). Ich stehe solchen Werken, in denen man sich selbst in den Vordergrund bringt mittlerweile extrem skeptisch gegenüber. Und ich weiß wovon ich rede, denn ich habe das früher selbst gemacht und das war eher hinderlich, als dienlich. Man wird schief angesehen - zurecht! Anfängern kann das aber vielleicht eher helfen, weil man dann einen vertrauten Pol in der Geschichte hat. Aber man sollte ihm trotzdem einen anderen Namen und ein anderes Aussehen geben. Seit ich damit aufgehört habe, bin ich jedenfalls so viel Glücklicher! Denn plötzlich habe ich Charaktere, die ich selber - auch als ihr \'Schöpfer\' - bewundern kann, ohne mich dabei irgendwie merkwürdig zu fühlen. Mit meiner Protagonistin habe ich beispielsweise eine Figur geschaffen, die ich auf eine Heldenebene mit Captain Calhound und Jim Kirk stelle. Das ginge kaum, wenn ich ich mich da selbst beschrieben hätte. Überhaupt sollte man (auch im Internet) eine gewisse Seriösität bewahren. Damit meine ich nicht nur dezent im Hintergrund bleiben, sondern einfach das eigene Hobby erwachsen und ganz normal behandeln. Nicht überall muss man sein Gesicht draufklatschen. Aber das ist nur meine Meinung und ich möchte hier auch niemandem, der es anders macht, vor den Kopf stoßen. Wer es so machen will - ok. Ich habe jedenfalls mehr Spaß mit den Charakteren, die nicht so viel mit mir und meinem Freundeskreis zu tun haben und kann daher nur diese Art der Vorgehensweise empfehlen. Vor ein paar Jahren hätte ich mich vielleicht noch anders dazu geäußert :)

Planung/Improvisation:
Hier muss jeder selbst sehen, wie er es am besten kann. Vom komplotten durchplanen, über das Arbeiten mit zwei Zeilen Text, bis hin zum einfach drauf los schreiben - ich habe bereits alles versucht und jede Methode hat so ihre Vor- und Nachteile. Einfach ausprobierenl. Sofern man eher der Planer ist, kreiert man am besten keine Serie, die auf dem simplen \'sie fliegen hinaus, stolpern dreimal um den Mond und erleben Abenteuer\' beruht. Was man immer haben sollte, ist ein Ziel, ein Ende, ein Licht am Horizont, auf das man zusteuert. Alles andere sehe ich persönlich als veräppelung der Leser. Ich vergleiche das Schreiben gerne mit einer Autofahrt. Man hat ein Ziel und eine Richtung. Aber unterwegs kann _alles_ passieren! Manche Teilstrecke kennt man vielleicht allein, manche nur grob. Sackgassen, Holperpfade, Stau... es ist alles drin. Und wenn man einen kleinen Umweg fahren könnte, weil es auf der A7 eine tolle Aussicht gibt; dann nimmt man am besten den Umweg. Aber das ist persönlicher Geschmack. Man kann natürlich auch stur geradeaus.
Also sollte man am Anfang gut überlegen und sich viel Zeit lassen. Je mehr man am Anfang weiß, desto weniger wird man hinterher Schadensbegrenzung durchführen müssen. Allerdings ist es auch gut nicht jedes Detail zu planen und sich genügend Spielraum zu lassen. Denn der ist meistens sehr nötig, was mich bereits zum nächsten Punkt bringt:

Die Weggabelungen. Irgendwann wird es zu Konflikten kommen, zwischen dem, was am als Story geplant hat (XY zerstreitet sich im Laufe der Serie mit dem und dem, oder BZ wird seine/ihre Liebe für VZ finden) und dem, wie sich die Serie dynamisch entwickelt. Die Charaktere werden ein gewisses Eigenleben erhalten und andere Wege beschreiten wollen - ganz von selbst. Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber es ist tatsächlich so, dass sich manche Figuren irgendwann ganz von selbst schreiben. Mein Rat: immer dem Weg folgen, den die Charaktere vorschlagen. Auch wenn er holprig und noch so schwer ist. Man spürt einfach, wenn man im Begriff ist, etwas zu tun, was früher auf dem Papier vielleicht gut aussah, sich jetzt aber nicht mehr so recht mit dem Charakter vereinen lassen will. Oder man merkt beim Schreiben, wenn die Chemie zwischen zwei Charakteren ganz besonders gut stimmt. Meine Sicherheitschefin T\'plona beispielsweise, war völlig anders geplant, als sie sich später entwickelte. Es war nie geplant, sie zu einer Sympathieträgerin zu machen. Im Gegenteil, der Leser sollte nie wissen, wo ihre Loyalitäten liegen, somit wollte ich verwirren und sie als verdächtige Verräterin auf dem Schiff werden lassen. Aber der T\'plona-Charakter entwickelte sich eigenständig anders. Und es war besser so. Bei \'Cast Away\' hatte ich für Shannyn ursprünglich andere Charakterzüge vorhergesehen - aber es hat sich nicht ergeben. Einfach so. Das passiert ständig. Immer auf die Charaktere hören, denn Raumschiffe und Sci-Fi-Storys... - die gibt es doch wie Sand am Meer. Das wirklich interessante ist das simple, wirkliche Leben der Figuren. Wie sich Beziehungen entwickeln, wo Freundschaften entstehen - das kann man nur selten im voraus bestimmten.

Wenn man das dann alles hat und los legt, braucht man sich nicht sehr an die Star Trek Serien zu binden. Die Geschichten dort sind größtenteils Standart geworden. Man muss nicht wie ein Serienproduzent denken, denn als FF\'ler ist man keinem Budged unterworfen. Es gibt nur zwei Grenzen: die der Glaubwürdigkeit (mit Ironie und gesundem Humor kann man die sehr schnell sprengen, ohne, dass es jemand einem übel nimmt) und die der Phantasie. Und die sollte unendlich sein. Sprechende Kristalle - warum nicht? Eine Pflanzenkultur - immer her damit! Im Grunde muss man nur die AUgen auf machen. Die Welt in der wir leben, ist derart verrückt und bringt skurile, aberwitzige und bekloppte Dinge hervor - allein die Tierwelt. Macht das, was Spaß macht und was interessiert. The Sky is the Limit...

Sofern man dann nach einer Weile sein Werk in den digitalen Händen hält, sollte man sich erst mal zurücklehnen und sich Zeit mit der Veröffentlichung lassen. Ich habe früher immer den Fehler gemacht im Akkord zu schreiben. Sobald was fertig war; direkt auf die Homepage damit und ab zum nächsten. Die Qualität litt darunter enorm, denn viele Sachen hätten einen Feinschliff bitter nötig gehabt. Inzwischen mache ich das nicht mehr. Ich lasse das Worddokument jetzt nach getaner Arbeit einfach liegen, beschäftige micht ein paar Tage mit etwas ganz anderem und lese dann noch mal Korrektur. Die Hälfte aller Fehler entwischt mir zwar immernoch, aber so kann ich den Dialogen den letzten Feinschliff geben. So etwas ist wichtig. Niemand wird zu irgendwas gedrägt.
Bilder gehören im Internet irgendwie zur FF dazu. Wie die meisten hier wohl schon gemerkt haben, lassen Bilder eine Geschichte sehr plastisch und fast zum Greifen nahe sein. Aber es sind nur Bilder. Kernpunkt sind immer die Geschichten und das geschriebene Wort. Wer eine eigene Page hat, sollte nicht zu viele Bilder und noch weniger Infos auf der Page deponieren.

Im Endeffekt geht es darum, Spaß bei diesem Hobby zu haben. Das ist das wichtigste. Und wenn man dabei was lernen will, dann muss man sich auch entsprechend austoben. Die erste eigene Geschichte, oder Serie ist in jedem Falle eine unerschöpfliche Spielwiese auf der man lernen kann. Das Trek-Universum ist da vielleicht sogar das perfekteste Werkzeug, denn dort ist alles möglich. Wer ein oder zwei Staffeln hinter sich hat und mit den Charakteren vertraut ist, kann dann auch anfangen richtig auszuprobieren. Andere Genres, andere Stile, eine Ich-Perspektive, usw, usf. Dem einen wird es gefallen, dem anderen nicht, aber der Autor lernt in jedem Falle. Und wer an so etwas mit viel Freude und Elan arbeitet, der wird auch eine ganze Menge lernen. Automatisch. Ob das jetzt der Aufbau von Geschichten ist, Bildbearbeitung betrifft, oder HTML - das kommt meist automatisch mit. Wer die Augen offen hält, wird Filme, Serien und Bücher mit ganz anderen Augen sehen - weil man dahinter steigt, wie sie funktionieren. Das kann ziemlich interessant sein. Ob einem das letztendlich im Leben irgendwas bringt? - keine Ahnung. Aber ... na ja, nach jedem vollendetem Werk kann ich jedesmal guten Gewissens sagen: \"Das war ein ... Spaß.\" ;)

Das dind alles nur ein paar kleine Tipps (in einem riesigen Post, ich weiß...), die ich aufgrund persönlicher Erfahrung geben konnte. Ob sie für den einzelnen hier zutreffen, kann ich nicht sagen. Ich kann mich lediglich wiederholt: üben, üben, üben, denn das Meiste muss jeder selbst lernen. Jeder wird zwangsläufig (ganz unterschiedliche) Fehler machen. Aber das ist okay. Ich bereue bei meiner alten Serie beispielsweise nicht wirklich etwas, aber hätte ich damals am Anfang die Erfahrung von heute gehabt, hätte die Serie sicher ganz anders ausgesehen. Darum sollte sich jeder die nötige Zeit lassen. Die ersten Geschichten werden nicht super, aber man kann sie so gut wie möglich machen. Darauf kommt es an :)
"Maybe it's a little early. Maybe the time is not quite yet. But those other worlds... promising untold opportunities... beckon. Silently, they orbit the sun. Waiting."

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Fleetadmiral J.J. Belar

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Wow. Das hat mir schon sehr weitergeholfen. Ich habe mich an manchen Stellen selbst wiedererkannt.

1. Ich veröffentliche meine Storys in anderen Foren.
Das mache ich, um Leser zu gewinnen und ich nutze meine Geschichten auch, um Leute für unser Projekt zu interessieren. Was in dem letzten Jahr um die Raumstation Unity One entstanden ist, ist mit einem Wort gesagt, ein Wunder und hat meine Erwartungen weit übertroffen. allerdings schreibe ich meine Geschichten auch nicht um berühmt zu werden oder Geld zu verdienen. Aber ein gewisser Bekanntheitsgrad ist für unsere Sache nicht schlecht. Außerdem schreibe ich ja in abwechselnder Reihenfolge Standalone Geschichten. Auf Belar als Werbeträger würde ich ungern verzichten wollen.

2. läuft bei mir eine Mary Sue Geschichte, obwohl ich sagen muss, dass das mir keine Probleme bereitet. Mal abgesehen von meinem Konterfei hat Belar mit meiner Person nichts gemeinsam. Belar soll als knallharter Brocken rüberkommen, der in jedem Hafen eine Frau hat und zu Wutanfällen neigt. Ich zum Beispiel bin quasi das Gegenteil ob wohl ich schon manchmal ein aufbrausendes Tmeperament habe.

3. Habe ich die selbe Erfahrung gemacht, wie du. Die Charaktere entwickeln in der Tat ein gewisses Eigenleben. Ich mache es ebenso wie du und lasse sie ihren Weg gehen.

4. Ich kenne meine Schwächen und Fehler und wage zu behaupten einige gute Kritiker an der Hand zu haben. Auch in meinem Freundeskreis, die sich auch nicht davor scheuen, mir zu sagen, dass etwas Müll ist und warum, Dafür bin ich sehr dankbar. Den Tipp mit dem sich Zeit lassen mit der Veröffentlichung werde ich in Zukunft beherzigen. Ich wollte bis jetzt immer gleich das fertige Werk raushauen ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn ich mir heute meine ersten drei Geschichten durchlese, denke ich mir auch: \"Mann das wäre besser gegangen\".

5. Jemand hat mich mal wegen den Sternzeiten, die ich mir ehrlich gesagt aus der Nase ziehe, negativ kritisiert. Ich glaube das meinst du mit unwichtiger Kritik richtig?

6. Ich denke, ich habe einen guten Mittelweg zwischen Selbstachtung und Selbstkritik gefunden. allerdings ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich zu euphorisch werde.

7. Werbung mache ich eigentlich nicht für meine Geschichten, sondern für das Board. Ich denke das geht halbwegs in Ordnung. Bis jetzt hat sich noch niemand bei mir beschwert. Ich übertreibe es auch nicht, sondern mache es behutsam. Ich denke, das geht in Ordnung. Werbung mache ich auch dann erst, wenn ich in einem Forum schon eine längere Zeit aktiv bin. Ich denke, das gibt mir die Zeit mich zu akklimatisieren und den anderen die Zeit, sich an mich zu gewöhnen

8. Ich habe beim schreiben verdammt viel Spaß. Meine Gedanken katapultieren mich regelmäßig mit Warp ins 24. JH. Und das ist die Hauptsache. Als ich zum Beispiel das Ende der Escort geschrieben habe, ist es mir dabei kalt den Rücken runtergelaufen. Ich habe das kleine Schiffchen richtig lieb gewonnen. Doch nun freue ich mich auf die \"White Lady\".

Ich weiß, dass du das für die Allgemeinheit geschrieben hast und niemanden speziellen gemeint hast, aber ich habe mir gedacht, dass ich ja zu einigen Punkten meine Sicht der Dinge erläutern könnte. Ich habe es keinesfalls persönlich genommen und auf mich bezogen. Vielen lieben dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns diesen großen Einblick zu verschaffen.

PS: Hast du eventuell, sofern du meine Geschichten gelesen hast, ein paar Tipps für mich, was meine Geschichten angeht? Was könnte ich deiner Meinung nach noch verbessern? Mal abgesehen von den Schreibfehlern versteht sich.

Liebe Grüße

J.J.
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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #10 am: 09.03.07, 14:38 »
Freut mich, wenn es jemandem bereits helfen konnte.

Zu 1:
An der Sache, wie du das werbetechnisch handhabst ist auch nichts gegen einzuwenden. Jeder macht da andere Erfahrungen. Ich habe sowohl gute, als auch eher schlechte gemacht. Aber ich war Anfangs auch ein wenig zu überrumpelnd, muss ich zugeben. Vielleicht mache ich bei meinem nächsten Projekt wieder aktiv Werbung. Mal sehen.

Zu 2:
Interessant, bei mir verhielt es sich genauso wie bei dir; mein Charakter war mir Anfangs im Grunde auch überhaupt nicht ähnlich. Schon alleine deswegen hätte ich auch irgendeinen Schauspieler für die Bilder nehmen können. Lustigigerweise näherten wir uns dann über die Jahre hinweg immer mehr an, obwohl ich mich öffentlich von ihm distanzierte - verrückt. Ich sage auch nicht, dass es zwangsläufig Probleme gibt. Man wird schief angesehen. Wem das egal ist, kann das ja gerne machen. Aber es kommt zu vielen ... Reibungspunkten und großen Nachteilen, die man selbst gar nicht so richtig wahr nimmt.

Beispielsweise wird vieles was man sagt und schreibt sehr schnell sehr falsch ausgelegt. Zum einen denken Außenstehende sofort, du offenbarst da dein ganzes Leben und sie würden dich durch das Lesen der Geschichte genau kennen. Da wird eine merkwürdige Linie überschritten und das kann schnell zu großen und vielleicht auch verheerenden Missverständnissen führen. Das ist eine Sache, die man nicht unterschätzen sollte. Als Autor offenbart man in seinen Geschichten immer ein Stück seiner Seele und seines Lebens, aber für gewöhnlich bleibt das für den Außenstehenden - den Leser - bis zu einem gewissen Grad undurchschaubar. Niemand weiß, was da gerade auf erlebten Tatsachen beruht und was erfunden ist. Das macht mitunter den Reiz aus und es schützt auch den Autor. Bei Mary-Sue kann da jedoch sehr schnell viel falsch verstanden werden. Du sagst beispielsweise dein Belar neigt zu Wutanfällen. Wer garantiert dir, dass ein Leser, der dich nicht kennt, aber dein Gesicht dort sieht, das nicht auch sofort auf dich überträgt? Es gibt nun mal naive Menschen, die vieles in den falschen Hals bekommen.

Und bei mir kommt noch ein anderer Punkt hinzu: ich brauche Helden. Ob das nun Indiana Jones, Kirk, oder Calhoun ist, in Serien und Filmen brauche ich oft diese Heroen von denen ich begeistert sein kann. Dementsprechend erschaffe ich hin und wieder auch selber so welche. Wenn ich nun aber einen Helden kreiere, der mein Gesicht trägt, gilt jede ... \'Schwärmerei\' für den direkt als Egotrip. Ich kann ihn öffentlich nicht bewundern, ohne, dass es auf andere strange wirkt. Stattdessen verbringt man recht viel Zeit damit, zu beteuern, dass man sich gar nicht so ähnlich ist, wie das womöglich erscheinen mag. Man wird leider schnell in eine Schublade gesteckt, in die man keinesfalls hineingeraten will, weil dadurch der Fokus auf den Rest der Serie verloren geht. Schließlich will man als Autor doch, dass jeder Charakter und jeder Aspekt der Geschichte beachtet wird und nicht nur der, den man augenscheinlich selber spielt. Aber gerade der steht dann schnell im Mittelpunkt und alle anderen Charaktere werden vergessen ofrt müssen deutlich zurückstecken.
Dann kommt noch die Glaubwürdigkeit in der Geschichte selbst dazu. Die meisten FF-Autoren sind Jugendliche und wollen - wenn sie sich selbst in eine Geschichte schreiben - auch gleich im Mittelpunkt stehen. Das ist verständlich, aber nicht besonders realistisch, wenn da ein 19 jähriger im Kommandostuhl sitzt. Anschließend kommt meist eine Erklärung ala \'jüngster Kommandant der Flotte, weil er so toll ist\', oder er wird schlicht als 30 jähriger beschrieben, was aber rein gar nichts an der Tatsache ändert, dass er ein recht junges Gesicht hat. Ja, ich kenen die Tricks, ich habe sie schließlich selber eine Zeitlang angewendet. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber es ist auch ein nicht zu verachtender Punkt auf der Contra-Liste.

Das sind alles so Dinge, die man beachten und bedenken sollte, bevor man sich für die Mary-Sue-Vorgehensweise entscheidet. Daher kann ich im Grunde nur noch von MS-Geschichten abraten. Ich werte andere, die das so machen bestimmt nicht ab, aber ich würde einem Neuling nicht dazu raten auf dieselbe Taktik zurückzugreifen. Wer das unbedingt machen will, sollte zumindest keinem sagen, dass er das jetzt ist, der da in der Geschichte rumläuft und auf Bildern anderer Personen zurückgreifen. Schon alleine um sich selbst etwas zu schützen, denn Schreiben ist von Zeit zu Zeit auch eine recht intime Angelegenheit .

Zu 4:
Ich kann dir nur ans Herz legen deine Geschichten nach der Vollendung ein paar Tage liegen zu lassen und dann noch 3-4 Mal drüberzuschauen, ehe irgend was veröffentlicht wird. Ich weiß, das ist schwer, wenn die Ideen sprudeln. Bei mir kribbelt es auch immer in den Fingern gleich zum nächsten zu stürmen. Aber es bringt recht wenig, wenn der Output groß ist, dafür aber die Qualität leidet. Lieber zwei-drei Geschichten weniger und die anderen dafür doppelt so gut. Meine alte Serie könnte - obwohl sie meine erste war - inhaltlich noch immer absolut konkurrenzfähig sein, aber allein durch Flüchtigkeitesfehler, die mir damals egal waren, schießt sie sich selbst ins Aus. Hier kann zwar ein Korrekturleser helfen, aber der ändert ja nichts am Inhalt und da ist oftmals ein Feinschliff nötig. Bei meinen aktuellen Geschichten lasse ich mir viel Zeit und die Qualität ist dadurch mindestens um das dreifache gestiegen. Geduld ist eben auch eine Tugend.

Zu 5:
Richtig. Genau so etwas meinte ich. Das ist keine nützliche Kritik, das ist nebensächlich und bringt einen nicht wirklich weiter. Ich weiß noch gut wie ich damals eine Kritik für meine erste Geschichte bekommen habe. Pures Star Trek! Viel Action, viele explodierende Sachen, ein Krieg aber dennoch kein einziger Toter. (Androiden...) Dennoch wurde ich dafür Kritisiert, dass der Hauptcharakter in einem Kampf auf Leben und Tod eins auf die Nase bekommt und deswegen aus selbiger blutet... \'wäh, brutal, das ist doch kein Star Trek\' hieß es da. Bekloppt! Das ist so Kritik, die keinen tieferen Sinn besitzt und die man getrost ignorieren kann. Da muss man sich nur mal die Kritik zu den gewöhnlichen Star Trek Episoden ansehen, wenn sich wieder seitenlang darüber aufgeregt wird, dass ein Phaserstrahl aus einem Torpedorohrt kommt und dadurch völlig in Vergessenheit gerät, dass der Rest der Folge sehr gut war. Ich kann einem Trek-Autor jedenfalls inzwischen nachfühlen, wie frustrierend es manchmal sein kann, wenn sich Leute an solch kleinen Fehlern aufhängen, anstatt über die Story zu diskutieren.

Zu 6:
Kenne ich. Bin auch mitunter zu euphorisch, oder zu selbstkritisch. Die Euphorie ist nicht so gut, da sie einen leicht über das Ziel hinausschießen lässt. Daher sind die Geschichten, von denen ich selbst am meisten begeistert bin fast immer auch die, die nicht so gut ankommen. Zu viel Selbstkritik ist hingegen auch nicht gut. Jeder kann stolz auf das sein, was er macht. Ist also gar nicht so einfach, da einen Mittelweg zu finden. Man rutscht schnell auf eine von beiden Seiten, aber das ist ok.

Zu 8:
Stimmt, neben dem Spaß kann es sogar eine recht emotionale Angelegenheit werden. Als ich das Finale meiner alten Serie schrieb, die mich fünf(!) Jahre begleitet hat, war ich anschließend ganz schön durcheinander, kann ich euch sagen! Eine merkwürdige Mischung aus totaler Erleichterung, Stolz, Freude und irgendwo auch Trauer.

Was deine Geschichten angeht habe ich noch keine konkreten Tipps. Dafür habe ich nicht intensiv genug gelesen. Nicht böse sein, aber in ein paar Monaten muss ich ins Ausland und vorher will ich meine eigenen Sachen fertig bekommen, daher habe ich momentan wenig Zeit und Geduld zum Lesen, da noch ein ganz großer Berg anderer Sachen auf mich wartet :/
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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #11 am: 10.01.08, 09:46 »
Also , ich finde , der Thread ist ganz interessant und ich stimme vielen Tipps ( wohlgemerkt nicht allen) zu. Ich hätte da noch einige Sachen hinzuzufügen:

1. Eine gute Beobachtungsgabe ist immer hilfreich und vieles , was man in der Welt sieht lässt sich verwerten. (z.B. bei Architektur , Natur, Kultur, Jugendkultur, Geschichte, Politik, Wissenschaft und Technick)

2. Humor ist sehr nützlich, unter anderem deshalb weil die Leute vermutlich dazu neigen , sich an Lustiges besser zu erinnern. Selbstironie ist manchmal auch nicht von Nachteil. Außerdem macht eine prise Humor eine Story auch ein klein wenig realistischer.

3. Versuche , deine Vorlieben und Interessen irgendwie in deine Story einzubauen. Zum Beispiel war ich schon immer fasziniert von Großstädten und Computertechnik. Dies ist ein Grund , warum viele meiner Stories Cyberpunk Elemente beinhalten.

4. Geheimnisse in der Story bringen oft die Leute dazu , weiterzulesen und erhöhen die Spannung. Allerdings müssen ab und zu Geheimnisse auch aufgeklärt werden. Dieser Aufklärung kann man in späteren Kapiteln aber durchaus auch irgendwie hinterfragen und anzweifeln.

5. Bringe Leute zum Nachdenken.

6. Versuche, möglichst viel realistische Dinge einzubauen. Dadurch verstärkt man die Glaubwürdigkeit und wenn man Horror Stories schreibt oft auch den Horror. Um den Realismus zu erhöhen eignen sich oft auch fiktive Nachrichtensendungen und dezente Anspielungen auf aktuelle Ereignisse, vorzugsweise aus Politik und Wirtschaft , denn diese Ereignisse sind für das Leben von vielen Menschen bedeutend (obwohl sich diese Menschen oft nicht dafür interessieren).

7. Bei Self Inserts ist es meiner Meinung nach oft besser ,  verschiedene Aspekte von sich auf möglichst viele , unterschiedliche Figuren zu verteilen anstatt alles in eine einzige Figur zu packen.

8. Einfache Gut-Böse Konstellationen sollten vermieden werden , denn das ist oft unrealistisch.

10. Figuren sollten meiner Meinung nach auch mal Befehle und/oder Handlungen ihrer Vorgesetzten in Zweifel ziehen.

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« Antwort #12 am: 10.01.08, 11:15 »
@ SSJKamui

Zitat
Also , ich finde , der Thread ist ganz interessant und ich stimme vielen Tipps ( wohlgemerkt nicht allen) zu.


Würde mich mal im Sinne der Diskussion interessieren, welche Meinungen und Vorschläge nicht deine Zustimmung finden. Vielleicht kann man das ja ein wenig erarbeiten.

Zitat
4. Geheimnisse in der Story bringen oft die Leute dazu , weiterzulesen und erhöhen die Spannung. Allerdings müssen ab und zu Geheimnisse auch aufgeklärt werden. Dieser Aufklärung kann man in späteren Kapiteln aber durchaus auch irgendwie hinterfragen und anzweifeln.


Dem kann ich nur beipflichten. Nichts macht eine Story interessanter, als Rätsel, die erst eine oder zwei Geschichten später gelöst werden. ich mache es ebenso.

Zitat
7. Bei Self Inserts ist es meiner Meinung nach oft besser , verschiedene Aspekte von sich auf möglichst viele , unterschiedliche Figuren zu verteilen anstatt alles in eine einzige Figur zu packen.


Auch ein sehr guter Vorschlag. Ebenso mache ich es. Viele meiner Charaktere besitzen Eigenschaften, die ich zu haben scheine oder zumindest gerne hätte.

Zitat
8. Einfache Gut-Böse Konstellationen sollten vermieden werden , denn das ist oft unrealistisch.


Und langweilig ist es obendrein auch noch. Star Treks Bösewichte sind nie rein böse. Selbst die Borg oder die Cardassianer sind nicht böse. Sie haben eben ein eigenes Konzept von gut und böse und aus ihrer sicht, tun sie, was sie für richtig halten.

Ein Beispiel:

Die Cardassianer waren einst eine blühende Kultur, ähnlich wie die bajoranische. Durch Hungersnöte und Katastrophen waren sie gezwungen, dem Militär die Kontrolle zu übergeben, welches als einziges in der Lage war, das Volk vor dem aussterben zu bewahren. Also sind sie losgezogen und haben andere Welten erobert, um ihre Kultur zu erhalten. Wir würden sowas böse nennen, aber die Cardassianer würden wahrscheinlich argumentieren, daß jedes Mittel zum erhalt einer Rasse legitim ist.

Ebenso das Dominion. Die Methoden sind zwar diktatorisch, xenophob und grausam. Aber all das wächst aus einem Wunsch nach Ordnung und Stabilität heraus. Was eigentlich auch ein gutes Ziel ist. Es kommt eben immer darauf an, welche Mittel man verwendet, um diese Ziele zu erreichen. Erst das unterscheidet gut von böse.

Zitat
10. Figuren sollten meiner Meinung nach auch mal Befehle und/oder Handlungen ihrer Vorgesetzten in Zweifel ziehen.


Was für Geschichten einigen Zündstoff liefern kann.
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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #13 am: 10.01.08, 16:01 »
Also , ich sehe bei Self Inserts nicht das Problem, dass andere Leute denken könnten , man währe in echt so wie der Charakter. Das Hauptproblem sehe ich darin , wenn betreffende Autoren keine realistische Selbstsicht haben und/oder sich als fast unbesiegbare Übermenschen oder als extrem schlechte Looser einbauen. Deshalb denke ich , ein geübter Autor kann ruhig einen Self Insert machen , aber Anfänger sollten wie ihr schon gesagt habt eher vorsichtig damit sein. Dies war der einzige Punkt, mit dem ich nicht komplett übereinstimmte.

Ach ja , mir waren eben noch einige weitere Tipps eingefallen:

1. Man darf ruhig andere Autoren verehren, aber es sollte nicht so stark sein , dass man denkt , dieser Autor sei perfekt , würde keine Fehler machen und alle Leute müssten so schreiben wie er. Das währe meistens eher schädlich.

2. Technobabble kann nützlich sein , sollte aber nicht übertrieben werden. Zum Beispiel ist es so wie Isaac Asimov mal sagte , Menschen fragen für gewöhnlich nicht bei jedem einfachen Haushaltsgerät andauernd nach, wie das funktioniert. (Dabei gibt es natürlich meiner Meinung nach immer ausnahmen.)   Außerdem sollte man natürlich Ahnung haben von der Technik , die man beschreibt. Außerdem ist es natürlich auch wichtig , dass der Typ , der die Technick erklärt sie laut der Storylogik auch erklären kann. Außerdem sollte man nicht zu genau erklären. (Bei einem Computer muss man in der Story zum Beispiel nicht unbedingt erklären wie ein SR - Latch (Ein elektrischer 1 Bit Speicherschaltkreis , der zum Beispiel in RAM Chips verwendet wird) funktioniert.)

3. Wenn man auch \"einfache Leute\" genauer beschreibt kann man mehr Realismus in die Story bringen.

4. Alles hat positive und negative Seiten. Wenn man nur Positives zeigt oder nur Negatives ist das schlecht für den Realismus.

5. Wenn man über Verschwörungen schreibt sollte man bei Zahlentricks nicht zu schwachsinnige Dinge schreiben. (Das passiert leider vielen Leuten. Da muss man sich nur im Internet umgucken.)

6. Wenn Leute Nachforschungen anstellen finden sie nicht nur zuverlässige Quellen. Oft findet man dabei auch widersprüchliche Aussagen. Gerade bei Mystery- /Verschwörungsstories sollte man so etwas bedenken.

7. Atmosphäre ist oft genau so wichtig wie Handlung. Gerade bei Horror.

8. Man sollte seine eigenen Schwächen kennen und nicht oft versuchen , in Genres zu schreiben , in denen man nicht schreiben kann. (Ich kann zum Beispiel Mystery, Horror , Science Fiction, Cyberpunk, Martial Arts und Krimi aber keine Liebesgeschichten. Deshalb vermeide ich Liebesgeschichten.)

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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #14 am: 11.01.08, 07:01 »
Bei Punkt 8 bin ich anderer Meinung. Man kann sich durchaus gewisse Genres und Stärken beibringen. Es bedarf nur einiges an Übung und ein wachsames Auge. Die ersten Schritte werden entsprechend holprig ausfallen, aber irgendwann hat man kapiert wie es geht. Liebesgeschichten - oder überhaupt Liebesbeziehungen - waren früher auch nie meine Stärke, genau wie zündender Humor. Inzwischen habe ich den Trick aber erkannt, weil ich es immer wieder probiert und mir auch angesehen habe, wie andere das machen.

Daher sollte man seine ganz großartigen Ideen vielleicht nicht unbedingt für die ersten eigenen Projekte verballern, denn die werden in erster Linie immer nur ein Übungsplatz sein. Bei mir war meine erste Serie dieser Übungsplatz. Als ich mich eingearbeitet und die Charaktere kennen gelernt hatte, habe ich mich ausgetobt und mal alles probiert, was mich reizte - ob ich das entsprechende Genre jetzt konnte, oder nicht. Von Krimi, über Liebesschnulze, bis hin zu Humor. Ein paar Sachen gingen eher schief, ein paar haben auf Anhieb geklappt, - aber bei ALLEN habe ich Erfahrungen gemacht und wichtige Dinge gelernt.
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