Autor Thema: Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)  (Gelesen 34818 mal)

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ulimann644

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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #45 am: 10.10.08, 19:56 »
Heute möchte ich etwas von meinen bisherigen Erfahrungen im Schreiben von Geschichten einfließen lassen - vielleicht bringt´s dem einen oder anderen etwas...

Angefangen mit dem Schreiben habe ich - nachdem ich über drei Jahre nur SF gelesen hatte - im Alter von 16 Jahren, und dass aus nur einem Grund: Es gab kein Buch mit der Geschichte, die ich haben wollte... :D

Natürlich war die erste Idee viel zu umfangreich für einen ersten Versuch in diesem Alter, also - zuerst einmal keinen dicken Wälzer a la Frank Herbert ( Dune ) sondern etwas von realistischem Umfang; etwas mit dem auch die ganz Großen angefangen haben: Die Kurzgeschichte. ( Eine der besten Shortstories, die ich je gelesen habe stammt aus der Feder von Robert Bloch - der hat \"Psycho\" geschrieben - mit dem Titel: Gestatten: Jack the Ripper )

Der hauptsächliche Vorteil einer Kurzgeschichte ist dass man zuerst einmal weder einen Nebenhandlungsstrang benötigt, noch seinen Protagonisten unnötig aufbauschen muß. Die folgenden fünf Punkte sind dabei kein sklavisches Muss - helfen aber, gerade bei den ersten Versuchen enorm...

1. Verpasst der Hauptperson einen markanten Wesenszug und arbeitet ihn heraus - der sollte natürlich zur Handlung passen und einen wesentlichen Anteil am Verlauf der Geschichte haben. Die Geschichte sollte dabei etwa 5 - 19 DIN A4-Seiten umfassen. ( Word, oder-was-auch-immer... )

2. Ganz wichtig ist die Rahmenhandlung für die Geschichte zu entwerfen - das mit dem Drauflosschreiben ist nur etwas für amtlich beglaubigte Genies - und zwar aus einem sehr wichtigen Grund !! ( siehe Punkt 3. )

3. Der beste Knalleffekt verpufft wirkungslos, wenn man ihn nicht rechtzeitig ankündigt. ( Wer das schonmal beim erzählen eines längeren Witzes vergessen hat, weiß was gemeint ist... ) Außerdem wirkt eine unerwartete Wendung dann unlogisch und lässt  den Leser mit einem \"Häää ???\" zurück.
Eine kleine Bemerkung auf Seite fünf - ein Nebensatz auf Seite neun ein klitzekleiner Hinweis auf Seite sechzehn und am Ende dann: Der Hammer.
Am Anfang der Geschichte wird noch niemand auf diese kleinen Hinweise achten - sobald dann die Katze aus dem Sack ist wird er sich jedoch daran erinnern und es tritt der wohlige Aha-Effekt ein, der das Lesen einer guten Geschichte erst zum Genuß werden lässt.

4. Verbannt gnadenlos jeden unnötigen Satz und jedes unnötige Wort aus der Geschichte - Betrachtungen über die Vergangenheit oder das Seelenleben des Helden sind sicher interessant, haben aber in einer Kurzgeschichte nichts verloren. Hier gibt man von Anfang an Vollgas und nimmt den Fuß erst vom Pedal, wenn die Geschichte zu Ende ist.

5. Überlegt vor Entwicklung der Rahmenhandlung, ob ihr in der ersten oder dritten Person schreiben wollt - im Allgemeinen braucht man für die Ich-Schreibweise nämlich einiges mehr an Tempo in der Story damit sie spannend wird und bleibt.

Mit der Zeit habe ich dann einen nicht zu verachtenden Nebeneffekt bemerkt: Man kann fast alle fünf Punkte für den Beginn einer großen Story anwenden b.z.w. anpassen.

Zum Beispiel verpasse ich gerne jeder Hauptfigur - davon braucht man auch in den größten Geschichten nur eine Handvoll ( zählt einmal die wirklich genau herausgearbeiteten Protagonisten im Buch: Der Herr der Ringe, das Ergebnis wird verblüffen... ) - eine Angewohnheit, besser noch, eine Marotte, an der man sie leicht wiedererkennt. Zum Beispiel eine Person, welche die Angewohnheit hat, fast alle Sätze mit \"Na, ...\" zu beginnen.
Irgendwann auf Seite 78 lasst ihr ihn einfach nur sagen: \"Na, toll - jetzt sitzen wir in der Tinte!\" und jeder weiß wer es war, ohne dass ihr es erwähnen müsst. Solche Kleinigkeiten machen eine Figur menschlich. Gebt ihnen noch einige alltägliche Fehler und Schwächen und man wird diese Personen lieben ( nicht zuletzt, weil man sich dann viel leichter mit ihnen identifiziert, als mit einem fehlerlosen strahlenden Helden )

Desweiteren schreibe ich mir von jeder wichtigen Person einen Steckbrief in mein schwarzes Notizbuch. ( Beim händischen schreiben entwickelt sich die Figur irgendwie besser als am PC ) Da steht alles drin - von der Haarfarbe, bis zur Schuhgröße, jede kleine Marotte, Stärke, Schwäche, Name, Kinderkrankheit, Geburtstag, Alter - kurz: Alles.
Das hat zwei Vorteile: Man kann sich ein Bild dieser Figur machen und man wiederspricht sich auch nach einem halben Jahr, in dem man diese Figur nicht benötigt hat, nicht selbst.

Den ersten richtigen \"Klopps\" baut man übrigens meistens schon in den ersten drei Sätzen ein. Ein kurzes Beispiel dafür:

>>Es war ein klarer kalter Wintermorgen. Draußen schneite es kräftig. Die Temperatur betrug minus 15 Grad im Schatten.<<

So sehen viele Stories am Anfang aus. ( Mein erster Story-Start war original so aufgebaut :( )

Kurze, beschreibende Sätze - hier passiert absolut - - - nichts... Hier wird nur beschrieben und nichts ist so langweilig, wie eine Beschreibung, ohne Handlung. Die bessere, aber leider sehr schwierige Lösung besteht darin die notwendigen Beschreibungen in die Handlung zu integrieren. ( Was sieht der Protagonist, was fühlt, riecht spürt, denkt, hört und vermutet er... ) Lasst ihn einfach sehen hören und riechen was um ihn herum passiert; kleidet ihn pudelwarm und jeder vermutet automatisch dass es draußen lausekalt ist. Lasst ihn lieber auf einen zugefrorenen Teich sehen, statt zu beschreiben dass es einen Teich gibt. Lasst ihn die Schreie der Krähen auf den Bäumen hören, statt zu beschreiben dass es Bäume gibt und Krähen darauf sitzen... Hier hilft sehr viel - und immer wieder - lesen - mit der Zeit erkennt man dann, wie die Profis das lösen und man verbessert seinen eigenen Stil.

Natürlich kann es auch bei der besten Rahmenhandlung - die man mal für \"den Überhammer\" hielt, passieren, dass einen die Muse im Schlaf küsst, man aufwacht und wild entschlossen ist, etwas völlig neues einzubauen. Wenn es nur ein bis zwei Kapitel betrifft und man danach zur eigentlichen Geschichte - dem Roten Faden - zurückkehren kann, ohne dass die Geschichte darunter leidet, bitte sehr - nur zu. Sollte diese Änderung allerdings den Rest der Geschichte komplett verändern sollte man sich fragen: Ist die Idee wirklich so gut und vor allen Dingen auch machbar ( passt sie zu dem was bisher los war ?? ), oder nicht. Sollte Ersteres der Fall sein, ist es eine gute Idee die Rahmenhandlung für den Rest der Geschichte neu zu entwerfen - dabei sieht man dann am ehesten ob die Änderung funktioniert.

Zum Abschluss noch eins: Es gehört Mut dazu eine Geschichte plötzlich zu ändern - aber manchmal noch mehr Mut sie nicht zu ändern, und eine Idee vorerst zu den Akten zu legen. Vielleicht lässt sich mit dieser Idee ja etwas anderes, völlig Neues entwickeln... :)

Fleetadmiral J.J. Belar

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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #46 am: 10.10.08, 21:00 »
Das sind alles wirklich geniale Tipps und ich erkenne mich auch hier in manchen deiner Argumente wieder. Einige der von dir aufgezählten Fehler mache ich immer wieder. Aber ich arbeite dran und deine Vorschläge werden mir sicher dabei helfen. Danke.
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ulimann644

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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #47 am: 11.10.08, 15:37 »
Oft macht man sich diese Dinge beim Schreiben selbst nicht bewußt - mir selbst passiert das auch heute noch; man weiß um diese Dinge aber man denkt einfach nicht daran - dehalb komme ich um ein zwei- bis dreimaliges Überarbeiten jeder Szene auch nicht herum... ( natürlich sollte man es dabei auch nicht übertreiben... )

ulimann644

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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #48 am: 11.10.08, 16:16 »
Zitat
Original von Lairis77
Was SSJKamui über Charaktere schreibt, kann ich nur bestätigen. Das sind sicher gute Tipps für Einsteiger.  8)

Wie man an die Geschichte rangeht - ob man die Handlung vorher plant oder einfach drauf los schreibt und sieht, wie die Geschichte sich entwickelt - sollte jedem selber überlassen bleiben.
Cornelia Funke macht Letzteres ;).
Bei mir selbst ging das Drauflosschreiben ohne Plan schon mal richtig in die Hose. Also mach ich es inzwischen so ähnlich wie Belar, dass ich mir wenigstens den groben Handlungsrahmen vorher überlege.

Das heißt aber nicht, dass ich meine Storys akribisch durchplane. Manchmal weiß ich auch nur, wie die Geschichte anfängt und wie sie enden soll smile.
Ab und zu (d.h. ziemlich oft :D) kommt es auch vor, dass ich Pläne über den Haufen schmeißen muss, weil mir spontan beim Schreiben was Besseres einfällt.

Was die Sprache angeht, muss auch jeder seinen Stil finden. Wichtig ist nur, dass die Geschichte den Leser fesselt, dass man die Charaktere und Situationen beim Lesen vor Augen sieht, wie in einem Film. Wie man das macht, ist zum einen Handwerk, zum anderen Gefühl.

Es kann (für Einsteiger genauso wie für \"Fortgeschrittene\") ganz interessant sein, wenn man mal seine eigenen Texte auseinander nimmt und sich fragt, warum man das so und nicht anders geschrieben hat.

Zum Beispiel:

1. Ich steh auf kurze Sätze. Das mag so manch einer holprig finden, aber gerade bei Actionszenen, finde ich, bringt es Tempo.
In der aktuellen Defender-Episode hab ich zum Beispiel geschrieben:
„Sie wandte sich um und ihr wurde schwindelig. Aber diesmal lag es nicht an den Folgen ihrer Rauchvergiftung und auch nicht an der Hitze. Es lag daran, dass sie Halluzinationen hatte. Glaubte sie jedenfalls. Hoffte sie!“

Genauso gut hätte ich schreiben können:
„Sie wandte sich um und ihr wurde schwindelig, was aber nicht an den Folgen ihrer Rauchvergiftung und auch nicht an der Hitze lag, sondern daran, dass sie Halluzinationen hatte.“

Ist aber nicht mein Stil.

2. Allgemein beschreibende Adjektive wie herrlich oder schrecklich versuche ich im Erzähltext zu vermeiden (Betonung auf „versuche“ – immer schaff ich’s auch nicht :P).
Statt zu schreiben: „Die Explosion hatte schreckliche Verwüstungen auf dem Schiff angerichtet“ würde ich eher so was vorziehen:
„Der Lichtschein der Taschenlampe streifte eine Tür, deren rechtes Schott halb geschmolzen war. Dr. Tygins stemmte die intakte Türhälfte mit äußerster Kraftanstrengung beiseite. Dahinter erstreckte sich eine graue, surrealistische Alptraumlandschaft, überzogen mit einer feinen Schicht Asche. Etwas knirschte unter seinen Füßen. Er beugte sich vor und hob den Gegenstand auf. Seine Hände in den dicken Handschuhen fühlten sich steif und unbeholfen an. Feine Scherben rieselten mit einem klirrenden Geräusch zu Boden. Das einzige Geräusch in der Stille nach dem Inferno. Ihm wurde schwindlig und er ließ sich auf einem knotigen Schlackeklumpen nieder, der vielleicht mal ein Stuhl gewesen war. Vielleicht auch ein Couchtisch.“ (Okay, vielleicht nicht das beste Beispiel, aber auf die Schnelle hab ich kein anderes gefunden).

3. Ich habe letztens beim Überarbeiten eine Menge sinnloser Füllwörter rausgeschmissen. Ein Satz hieß zum Beispiel: „Er hatte irgendwie den Nagel auf den Kopf getroffen“.
Mist.
Klar kann man das Wort „irgendwie“ verwenden, wenn man einen diffusen Zustand beschreiben will. Aber entweder man trifft einen Nagel oder man trifft ihn nicht Augenzwinkern.

4. Was mir auch gefällt, sind Metaphern und Vergleiche. Beispiel: „Das Shuttle kreischte auf wie ein lebendes Tier, als es über felsigen Boden schrammte, ein paar Meter aufstieg, wieder über den Fels schrammte, dann über Sanddünen schlitterte.“ Klarer Fall von einem bildhaften Vergleich.;)

5. Ich verpacke Hintergrundwissen gern in Dialoge. Zum Beispiel den Background meines Schiffsarztes und seiner Heimatkolonie in der Entmilitarisierten Zone:
„Willst du damit andeuten, wir werden mit den Cardassianern nicht fertig?“
„Ihr werdet definitiv nicht mit ihnen fertig. Diese Dreckskerle schlagen alle paar Nächte jemanden tot und die Miliz erwischt sie nicht mal.“
„Ja, weil sie sich nachts auch nicht auf die Straße trauen, diese Feiglinge!“ Rebecca schnaubte abfällig.
„Übel nehmen kann man es ihnen nicht. Die besitzen doch bloß Gummiknüppel“, hielt Ron dagegen. „Das ist das gefährlichste, was das Dorf zu bieten hat – abgesehen von Mistgabeln und Küchenmessern. Unsere Vorfahren meinten, Waffen seien vom Teufel. Na ja, irgendwie hatten sie damit Recht … trotzdem könnte so ein bisschen Teufelszeug jetzt ganz nützlich sein.“
„Ist die Sternenflotte nicht dazu da, uns zu beschützen?“ fragte Rebecca provozierend.
„Leider kann die Sternenflotte nicht überall sein.“


Ein anderer würde vielleicht schreiben: „Dr. Tygins kam aus einer Kolonie in der Entmilitarisierten Zone und die Cardassianer hatten …“ usw. usf.
Ich will jetzt nicht sagen, dass meine Methode besser ist. Aber es liegt mir.  

Nun hoffe ich, ihr seid über dem Monsterbeitrag nicht eingeschlafen - zumal die Hälfte davon aus der GFFA reycled ist  ;).     :Sleep


Sehr gute Tipps soweit

Das mit den langen und kurzen Sätzen ist ein gutes Mittel um einer Geschichte ein gewisses Tempo zu geben. Für mich sind die langen Sätze okay z.B. am Anfang einer Geschichte - so man nicht mit einem Paukenschlag loslegt - wenn man eine gewisse Grundstimmung beschreibt, aus der heraus die Story dann Fahrt aufnimmt. Mit kurzen Sätzen arbeite ich zumeist dann, wenn gerade \"die Post abgeht\".

Die bildlichen Vergleiche benutze ich weniger für Action als viel mehr für heitere Momente die einen zum Schmunzeln oder zum Lachen bringen sollen. Manchmal in Verbindung mit einer bewußten Übertreibung. ( In der selben Szene sollte dabei deshalb nicht gerade das halbe Raumschiff abbrennen... )

Beispiel1: ... In diesem Moment ließ die beiden Männer ein schauerliches Geräusch herumfahren, welches aus der unteren Schleuse des Kreuzers kam und schließlich in einem tiefen Röhren endete, dass wie das Gurgeln eines ertrinkenden Sauriers klang. Der riesenhafte Kommandant des Experimentalschiffes begann wieder einmal zu singen...

Beispiel2: ... Als der beleibte Hyperphysiker stürzte und auf seinen verlängerten Rücken fiel, erzitterte der Boden der Zentrale als wäre ein mittlerer Elefant aus dem zweiten Stock eines Gebäudes auf die Strasse gefallen...

Alexander_Maclean

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« Antwort #49 am: 30.10.08, 15:05 »
Hier sind viele nützliche Tpps genannt worden, die ich im großen und Ganzen nur bestätigen kann.

Gut ich habe ein Problem mit den Schachtelsätzen, aber nobody ist perfekt und ich arbeite auch daran.

zum Plot einer Geschichte:

ich habe die Erfahrung gemacht, dass es je nach Idee manchmal sinnvoll ist alles länger vorzubreiten, oft schon über mehrere Episoden. (Dann sollte man sich aber durchaus trauen ein \"Was bisher geschah\" Vorwort einzubauen. Damit der leser dann später weiß: \"ach ja da war ja das und das.\"

Aber man sollte auch Platz für kleinere abgeschlossene Geschcihten haben. Das wirkt nämlich entspannend.

das mit den Charakteren ist imo das wichtigste. Eine geschichte lebt von den Charakteren. und oft entwickeln sie sich anders als ursprünglich geplant
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« Antwort #50 am: 12.03.09, 18:29 »
Einige Tipps von mir, die ich mir überlegt habe speziell für den Bereich der Star Trek Stories. (Die meisten anderen Tipps hier im Thread waren ja eher allgemein.)(Natürlich kann man diese Tipps hier eigentlich auch für andere Stories einsetzen als Star Trek Fanfiction):
-Vielfalt bei den Charakteren ist gut, sofern dann jeder Charakter eine Aufgabe hat. (Das mit der Vielfalt unter Charakteren ist ja eine Besonderheit bei Science Fiction und auch bei Star Trek wird das oft als gut genannt. Leider kann das ganze bei zu vielen Charakteren aber auch wieder ins Negative kommen.)
- Es ist gut, wenn Geschichten zum Nachdenken anregen. Dafür ist es nützlich, auch mal kontroverse Fragen zu stellen. (Einige der berühmtesten Star Trek Folgen deckten ein paar zur damaligen Zeit in Amerika sehr kontroverse Themen ab. Teilweise war auch die Charakterzusammenstellung bei Star Trek Provokant. Teilweise könnte man da allerdings noch weiter gehen und die Föderation selber hinterfragen, damit sich der Leser sein eigenes Bild machen kann und nicht nur erzählt bekommt, wie toll die Föderation doch eigentlich sei. )
- Es sollte eine Art Interesse, die fiktive Welt zu entdecken und neues über bestimmte Spezies zu erfahren beim Leser geweckt werden. (Ich denke, eine der Stärken Star Treks ist, dass die Serien nicht nur häufig vom Forschen handeln, sondern auch beim Zuschauer ein großes interesse wecken, das fiktive Universum zu \"entdecken\".)
- Eine Art \"Verbesserung der Hauptcharaktere mit der Zeit\" ist für Leser sehr angenehm. (Das wird auch immer als eine der Botschaften Star Treks genannt, das Leute sich verbessern und weiterentwickeln können. Außerdem haben viele andere berühmte Filme und Comics so einen Wandel.)

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« Antwort #51 am: 13.03.09, 13:14 »
Also dem kann ich mich voll anschließen. Diese Erfahrungen habe ich auch bereits machen können. Ich hinterfrage die Föderation ständig in meinen Geschichten und versuche meine Charaktere sich entwickeln zu lassen. Ich denke, das ist mir bis jetzt gut gelungen. Belar ist schon längst nicht mehr, der gesichtslose Held vom Anfang von UO und auch die anderen Charaktere werden mehr und mehr vielschichtiger.
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« Antwort #52 am: 13.03.09, 13:19 »
Der Einblick in die FF-Welt durch die Arbeit camirs und die Diskussion mit ihr hat mir gezeigt, dass ich keinen großen Überblick über die Masse der Werke im Netz habe, aber ich persönlich habe nicht unbedingt den Eindruck, die Föderation an sich müsse in Frage gestellt werden. Star Trek funktioniert meiner Meinung nach als Utopie.

Fleetadmiral J.J. Belar

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« Antwort #53 am: 13.03.09, 13:28 »
Ich meinte auch nicht die ganze Föderation. Ich hinterfrage, Befehle, Entscheidungen etc. Zum Beispiel hinterfrage ich das Pro und Kontra von Zivilisten auf Raumschiffen der Sternenflotte. Aber tröste dich, ich hab auch keinen wirklichen Überblick. Ich kenne Defender ganz, Starfury und das angehängte Universum inzwischen mehr oder weniger gut, woran ich arbeite und ulimanns Breakable.
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« Antwort #54 am: 13.03.09, 13:34 »
Einen echten Überblick zu bekommen - das wäre auch echt sehr heftig, wirklich schwierig, mehr Arbeit als Vergnügen (?).
Bestehendes oder scheinbar Konsequentes zu hinterfragen, ist natürlich sehr reizvoll und für die Story auch gewinnbringend. Aber irgendwie kann ich das auf ST nur beschränkt anwenden, eben weil das utopische \"Die Menschheit macht sich eben nicht andauerd selbst das Leben zur Hölle\" nicht nur ein Kern der Star Trek-Identität ausmacht, sondern auch die Basis für ganz neue Erzählen bieten kann.

ulimann644

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« Antwort #55 am: 13.03.09, 13:53 »
Zitat
Original von Fleetadmiral J.J. Belar
Ich meinte auch nicht die ganze Föderation. Ich hinterfrage, Befehle, Entscheidungen etc. Zum Beispiel hinterfrage ich das Pro und Kontra von Zivilisten auf Raumschiffen der Sternenflotte. Aber tröste dich, ich hab auch keinen wirklichen Überblick. Ich kenne Defender ganz, Starfury und das angehängte Universum inzwischen mehr oder weniger gut, woran ich arbeite und ulimanns Breakable.


Wobei du natürlich in BREAKABLE wenig Neues über die Föderation erfahren wirst... ;)
Aber dafür natürlich umso mehr über die Anfänge des Imperiums... :)) ( zumindest so wie ich es gern hätte - Mike Sussmann läßt im MU Hoshi und Shran heiraten, auf diesen Trichter würde ich nie kommen, da ich beide lieber auf verschiedenen Seiten sehe... )

Die Föderation zu hinterfragen ist vielleicht gar nicht der Punkt, sondern mehr wie sie momentan funktioniert.
Da nichts so konstant ist, wie die Veränderung wird sich die Föderation mit den Jahren auch verändern - sprich den erforderlichen Gegebenheiten anpassen müssen. ( Was nicht wächst ist bereits verdorrt... )
Der Fleetadmiral hat diesen Aspekt für sich - IMO sehr schön - aufgegriffen und die Föderation auf die vermehrten Angriffe von Außerhalb reagieren lassen. Eben mit der Gründung der TF´s, b.z.w. mit dem Bau von neuen Schiffstypen, die mehr dem Kampf und weniger der Forschung dienen, als früher.

Wie gesagt - das ist nur ein Aspekt, von vielen, die man noch ( und das ganz anders ) beschreiben könnte.

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« Antwort #56 am: 13.03.09, 14:29 »
Zitat
Original von ulimann644
Die Föderation zu hinterfragen ist vielleicht gar nicht der Punkt, sondern mehr wie sie momentan funktioniert.
Da nichts so konstant ist, wie die Veränderung wird sich die Föderation mit den Jahren auch verändern - sprich den erforderlichen Gegebenheiten anpassen müssen. ( Was nicht wächst ist bereits verdorrt... )


Gut erkannt. Genau diesen Aspekt habe ich auch mit Cast Away aufgegriffen. Wenn man sich näher mit den Machtblöcken des Trek-Universums beschäftigt, wird früher oder später klar, dass auch die Föderation unschöne Dinge tun wird/will, um sich gegen andere behaupten zu können. Da können sehr viele gute Geschichten draus wachsen, wenn Helden auf Antihelden treffen, Moral und Ethik hinterfragt wird, und sich am Ende des Tages viele Grautöne mit einem leichten Hoffnungsschimmer am Horizont auftun.
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SSJKamui

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« Antwort #57 am: 13.03.09, 15:44 »
Mit dem Hinterfragen der Föderation meinte ich das ehrlichgesagt auch so, dass man fragt, in wieweit das Bild der Föderation so stimmen kann.

Zum Beispiel gilt die Toleranz als einer der wichtigsten Werte der Föderation genannt, aber kann die Föderation wirklich jeden Tolerieren? (Daraus könnte man aber leicht in eine ziemlich pessimistische Meinung kommen, nach dem Motto \"eigentlich sollte jeder toleriert werden aber das Verhalten von XY kann die Föderation so leider nicht akzeptieren, weil das Probleme mit dem Wert X der Föderation bringt, aber Persönlich sollte man aus gewissen Gründen trotzdem auch in einer solchen Situation Tolerant sein.\")

Solche Fragestellungen könnte man auch mit jedem anderen Wert stellen.

Eine andere Frage währe ja auch zum Beispiel folgende:
In den Serien wird die Föderation eigentlich immer als etwas extrem Gutes dargestellt, aber meistens müssen Menschen ja, wenn sie etwas Gutes haben wollen dafür aber auch etwas Schlechtes in Kaufnehmen? Was währe der \"Preis\" für den gesellschaftlichen Fortschritt Star Treks? Lohnt es sich überhaupt, ihn in Kauf zu nehmen?

Oder man sucht sich eine andere politische Meinung als die der Föderation und vergleicht die Beiden, wo am Ende bei dem Vergleich rauskommt, das die Föderation in einigen Aspekten durchaus Verbesserungspotential besitzt, die Gegenmeinung aber auch.

Um das Utopische zu wahren könnte man ja immernoch ein Ende hintendranhängen nach dem Motto \"wir haben zwar Fehler gemacht, aber haben diese jetzt eingesehen und bemühen uns, es demnächst besser zu machen\", so wie bei manchen TNG Folgen.

Natürlich, das was gesagt wurde, sich nicht das Ganze vorzunehmen sondern kleine Aspekte halte ich auch für richtig. So hat man mehr Möglichkeiten sich genauer mit dem zu beschäftigen, was einen wirklich interessiert und muss keine Aspekte abhandeln, die einem eigentlich egal sind. So eine Themenauswahl beim Schreiben ist natürlich sehr Hilfreich für die Qualität des Projekts.

Alexander_Maclean

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« Antwort #58 am: 05.04.09, 10:53 »
Ich wollte jetzt nicht extra einen eigenen Thread aufmachen und weil es hier recht gut reinpasst, möchte daher mal folgende Fragen stellen:

Was seht ihr als größte Schwierigkeit beim Schreiben von FanFiction?

Ich sehe da besonders zwei:

\"Gute Grundplots zu finden\"

Es ist wie gesagt gar nicht so einfach gute Geschichten zu finden , die man erzählen kann. meistens kommt dann jemand und erklärt: \"XY hat das in Buch Z oder in Folge AB bereits beschreiben. --> Kopie\"

Wobei das eigentlich auch verständlich ist. Steven King lässt seinen Hauptcharakter Mort Raimey aus \"Das heimliche Fenster in den heimlichen Garten.\", erklären es es nur sechs Grundthemen gibt, die immer und immer wieder erzählt werden.

Und gerade als Fanfictionautor möchte man gewisse Geschichten erzählen, wo man glaubt es besser machen zu können.

Aber es gibt dann auch noch das Problem mit den \"Lückenfüllern\" --> Geschichten, die auf den ersten Blick langweilig sin dun nicht viel aussagen, und erst im späteren verlauf eine gewisse Bedeutung erhalten.

*****

zweites problem ist die \"Entwicklung der Charas\"

Ich glaube davon können die meisten ein Liedchen singen. man hat einen Charakter der einen wirklich locker von der Hand geht und zudem man huderte Geschichten schreiben kann. Bei \"Morning Star\" ist das Captain Edwards.

Aber sobald andere auftreten und man die beleuchten will, herrscht im Kopf mal mehr mal weniger gähnende Leere. Und bei ST habe ich den Eindruck, dass dieses Schicksal oft Piloten ereilt.
habt ihr euch schon mal die frage gestellt woran das liegt?

***

Naja da sind meine sonntäglichen Gedanken zum Thema Schreiben von FanFiction.
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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
« Antwort #59 am: 05.04.09, 12:02 »
Zitat
Original von Alexander_Maclean
\"Gute Grundplots zu finden\"

Oja, da hast Du mMn vollkommen Recht. Ich halte es (auch persönlich) für eine wirklich große Herausforderung.
Für den Aspekt, dass es ein paar Hauptmotive und -Themen gibt, die in Veränderungen immer wieder durchgespielt und erweitert werden... auch das ist richtig (aber für diese Erkenntnis braucht man eigentlich Stephen King nicht ;) Aber vielleicht ist das subjektiv gemein, weil ich ihn jetzt nicht für den grandiosesten Autor und Denker halte ;))
Was die \"Lückenfüller\" angeht, so denke ich, dass das vor allem bei FF auftaucht, die sich wirklich eine breitangelegte Serie bieten wollen, denn zum einen muss da vielleicht wirklich was vorbereitet werden und zum anderen kann man in diesem Serien-Konzept nicht immer die höchste Schlagzahl anlegen. Wenn es einem aber gelingt (wie in den Serien manchmal gezeigt, obwohl auch die Originale in diesem Punkt auch schon mal versagt haben), auch den ruhigen Lückenfüllern (und sei es nur im Sub-Plot) eine eigene Botschaft zu geben, ist ja alles wunderbar.

Ganz erstaunlich finde ich, dass der Science-Ficition ja auch nachgesagt wird, (vor allem im Erzählstil) recht konservativ zu bleiben; so ganz unrecht ist dieser Vorwurf wohl nicht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass man mit dem Setting, mit den Geschichten, schon genug Exotik bietet, sodass es insgesamt an die noch leserfreundliche Grenze gehen könnte, wenn mit Perspektiven und Erzählstrukturen gespielt werden würde.


Zitat
Original von Alexander_Maclean
zweites problem ist die \"Entwicklung der Charas\"

Ich weiß gar nicht: Ich finde das nicht soooo tragisch, aber das liegt wohl in erster Linie daran, dass ich mehr an Themen und Botschaften interessiert bin, als an den Figuren selbst (was nicht heißt, dass ich flat characters will).
Ansonsten würde ich eigentlich sagen, dass sich eine Charakterisierung fast von selbst ergibt, wenn man weiß, was man mit einer Figur ausdrücken will.
Vorgefertigte Biographien sehe ich in diesem Zusammenhang fast etwas spektisch - auch wenn sie sich großer Beliebtheit erfreuen. Die Gefahr, die ich da nämlich sehe, ist, dass mit der ganzen Faktenaufreihung im Hintergrund das eigentliche Beschreiben und Erzählen in der Geschichte ein wenig an Priorität und Aufmerksamkeit einbüßt.
Ja und was die Piloten (und andere) angeht, die so ein wenig unter den Tisch fallen... Nicht jede Figur muss Tiefe erhalten.

 

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