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Admiral Belars FanFictionerfahrungen (Tipps für Einsteiger)
ulimann644:
Heute möchte ich etwas von meinen bisherigen Erfahrungen im Schreiben von Geschichten einfließen lassen - vielleicht bringt´s dem einen oder anderen etwas...
Angefangen mit dem Schreiben habe ich - nachdem ich über drei Jahre nur SF gelesen hatte - im Alter von 16 Jahren, und dass aus nur einem Grund: Es gab kein Buch mit der Geschichte, die ich haben wollte... :D
Natürlich war die erste Idee viel zu umfangreich für einen ersten Versuch in diesem Alter, also - zuerst einmal keinen dicken Wälzer a la Frank Herbert ( Dune ) sondern etwas von realistischem Umfang; etwas mit dem auch die ganz Großen angefangen haben: Die Kurzgeschichte. ( Eine der besten Shortstories, die ich je gelesen habe stammt aus der Feder von Robert Bloch - der hat \"Psycho\" geschrieben - mit dem Titel: Gestatten: Jack the Ripper )
Der hauptsächliche Vorteil einer Kurzgeschichte ist dass man zuerst einmal weder einen Nebenhandlungsstrang benötigt, noch seinen Protagonisten unnötig aufbauschen muß. Die folgenden fünf Punkte sind dabei kein sklavisches Muss - helfen aber, gerade bei den ersten Versuchen enorm...
1. Verpasst der Hauptperson einen markanten Wesenszug und arbeitet ihn heraus - der sollte natürlich zur Handlung passen und einen wesentlichen Anteil am Verlauf der Geschichte haben. Die Geschichte sollte dabei etwa 5 - 19 DIN A4-Seiten umfassen. ( Word, oder-was-auch-immer... )
2. Ganz wichtig ist die Rahmenhandlung für die Geschichte zu entwerfen - das mit dem Drauflosschreiben ist nur etwas für amtlich beglaubigte Genies - und zwar aus einem sehr wichtigen Grund !! ( siehe Punkt 3. )
3. Der beste Knalleffekt verpufft wirkungslos, wenn man ihn nicht rechtzeitig ankündigt. ( Wer das schonmal beim erzählen eines längeren Witzes vergessen hat, weiß was gemeint ist... ) Außerdem wirkt eine unerwartete Wendung dann unlogisch und lässt den Leser mit einem \"Häää ???\" zurück.
Eine kleine Bemerkung auf Seite fünf - ein Nebensatz auf Seite neun ein klitzekleiner Hinweis auf Seite sechzehn und am Ende dann: Der Hammer.
Am Anfang der Geschichte wird noch niemand auf diese kleinen Hinweise achten - sobald dann die Katze aus dem Sack ist wird er sich jedoch daran erinnern und es tritt der wohlige Aha-Effekt ein, der das Lesen einer guten Geschichte erst zum Genuß werden lässt.
4. Verbannt gnadenlos jeden unnötigen Satz und jedes unnötige Wort aus der Geschichte - Betrachtungen über die Vergangenheit oder das Seelenleben des Helden sind sicher interessant, haben aber in einer Kurzgeschichte nichts verloren. Hier gibt man von Anfang an Vollgas und nimmt den Fuß erst vom Pedal, wenn die Geschichte zu Ende ist.
5. Überlegt vor Entwicklung der Rahmenhandlung, ob ihr in der ersten oder dritten Person schreiben wollt - im Allgemeinen braucht man für die Ich-Schreibweise nämlich einiges mehr an Tempo in der Story damit sie spannend wird und bleibt.
Mit der Zeit habe ich dann einen nicht zu verachtenden Nebeneffekt bemerkt: Man kann fast alle fünf Punkte für den Beginn einer großen Story anwenden b.z.w. anpassen.
Zum Beispiel verpasse ich gerne jeder Hauptfigur - davon braucht man auch in den größten Geschichten nur eine Handvoll ( zählt einmal die wirklich genau herausgearbeiteten Protagonisten im Buch: Der Herr der Ringe, das Ergebnis wird verblüffen... ) - eine Angewohnheit, besser noch, eine Marotte, an der man sie leicht wiedererkennt. Zum Beispiel eine Person, welche die Angewohnheit hat, fast alle Sätze mit \"Na, ...\" zu beginnen.
Irgendwann auf Seite 78 lasst ihr ihn einfach nur sagen: \"Na, toll - jetzt sitzen wir in der Tinte!\" und jeder weiß wer es war, ohne dass ihr es erwähnen müsst. Solche Kleinigkeiten machen eine Figur menschlich. Gebt ihnen noch einige alltägliche Fehler und Schwächen und man wird diese Personen lieben ( nicht zuletzt, weil man sich dann viel leichter mit ihnen identifiziert, als mit einem fehlerlosen strahlenden Helden )
Desweiteren schreibe ich mir von jeder wichtigen Person einen Steckbrief in mein schwarzes Notizbuch. ( Beim händischen schreiben entwickelt sich die Figur irgendwie besser als am PC ) Da steht alles drin - von der Haarfarbe, bis zur Schuhgröße, jede kleine Marotte, Stärke, Schwäche, Name, Kinderkrankheit, Geburtstag, Alter - kurz: Alles.
Das hat zwei Vorteile: Man kann sich ein Bild dieser Figur machen und man wiederspricht sich auch nach einem halben Jahr, in dem man diese Figur nicht benötigt hat, nicht selbst.
Den ersten richtigen \"Klopps\" baut man übrigens meistens schon in den ersten drei Sätzen ein. Ein kurzes Beispiel dafür:
>>Es war ein klarer kalter Wintermorgen. Draußen schneite es kräftig. Die Temperatur betrug minus 15 Grad im Schatten.
Fleetadmiral J.J. Belar:
Das sind alles wirklich geniale Tipps und ich erkenne mich auch hier in manchen deiner Argumente wieder. Einige der von dir aufgezählten Fehler mache ich immer wieder. Aber ich arbeite dran und deine Vorschläge werden mir sicher dabei helfen. Danke.
ulimann644:
Oft macht man sich diese Dinge beim Schreiben selbst nicht bewußt - mir selbst passiert das auch heute noch; man weiß um diese Dinge aber man denkt einfach nicht daran - dehalb komme ich um ein zwei- bis dreimaliges Überarbeiten jeder Szene auch nicht herum... ( natürlich sollte man es dabei auch nicht übertreiben... )
ulimann644:
--- Zitat ---Original von Lairis77
Was SSJKamui über Charaktere schreibt, kann ich nur bestätigen. Das sind sicher gute Tipps für Einsteiger. 8)
Wie man an die Geschichte rangeht - ob man die Handlung vorher plant oder einfach drauf los schreibt und sieht, wie die Geschichte sich entwickelt - sollte jedem selber überlassen bleiben.
Cornelia Funke macht Letzteres ;).
Bei mir selbst ging das Drauflosschreiben ohne Plan schon mal richtig in die Hose. Also mach ich es inzwischen so ähnlich wie Belar, dass ich mir wenigstens den groben Handlungsrahmen vorher überlege.
Das heißt aber nicht, dass ich meine Storys akribisch durchplane. Manchmal weiß ich auch nur, wie die Geschichte anfängt und wie sie enden soll smile.
Ab und zu (d.h. ziemlich oft :D) kommt es auch vor, dass ich Pläne über den Haufen schmeißen muss, weil mir spontan beim Schreiben was Besseres einfällt.
Was die Sprache angeht, muss auch jeder seinen Stil finden. Wichtig ist nur, dass die Geschichte den Leser fesselt, dass man die Charaktere und Situationen beim Lesen vor Augen sieht, wie in einem Film. Wie man das macht, ist zum einen Handwerk, zum anderen Gefühl.
Es kann (für Einsteiger genauso wie für \"Fortgeschrittene\") ganz interessant sein, wenn man mal seine eigenen Texte auseinander nimmt und sich fragt, warum man das so und nicht anders geschrieben hat.
Zum Beispiel:
1. Ich steh auf kurze Sätze. Das mag so manch einer holprig finden, aber gerade bei Actionszenen, finde ich, bringt es Tempo.
In der aktuellen Defender-Episode hab ich zum Beispiel geschrieben:
„Sie wandte sich um und ihr wurde schwindelig. Aber diesmal lag es nicht an den Folgen ihrer Rauchvergiftung und auch nicht an der Hitze. Es lag daran, dass sie Halluzinationen hatte. Glaubte sie jedenfalls. Hoffte sie!“
Genauso gut hätte ich schreiben können:
„Sie wandte sich um und ihr wurde schwindelig, was aber nicht an den Folgen ihrer Rauchvergiftung und auch nicht an der Hitze lag, sondern daran, dass sie Halluzinationen hatte.“
Ist aber nicht mein Stil.
2. Allgemein beschreibende Adjektive wie herrlich oder schrecklich versuche ich im Erzähltext zu vermeiden (Betonung auf „versuche“ – immer schaff ich’s auch nicht :P).
Statt zu schreiben: „Die Explosion hatte schreckliche Verwüstungen auf dem Schiff angerichtet“ würde ich eher so was vorziehen:
„Der Lichtschein der Taschenlampe streifte eine Tür, deren rechtes Schott halb geschmolzen war. Dr. Tygins stemmte die intakte Türhälfte mit äußerster Kraftanstrengung beiseite. Dahinter erstreckte sich eine graue, surrealistische Alptraumlandschaft, überzogen mit einer feinen Schicht Asche. Etwas knirschte unter seinen Füßen. Er beugte sich vor und hob den Gegenstand auf. Seine Hände in den dicken Handschuhen fühlten sich steif und unbeholfen an. Feine Scherben rieselten mit einem klirrenden Geräusch zu Boden. Das einzige Geräusch in der Stille nach dem Inferno. Ihm wurde schwindlig und er ließ sich auf einem knotigen Schlackeklumpen nieder, der vielleicht mal ein Stuhl gewesen war. Vielleicht auch ein Couchtisch.“ (Okay, vielleicht nicht das beste Beispiel, aber auf die Schnelle hab ich kein anderes gefunden).
3. Ich habe letztens beim Überarbeiten eine Menge sinnloser Füllwörter rausgeschmissen. Ein Satz hieß zum Beispiel: „Er hatte irgendwie den Nagel auf den Kopf getroffen“.
Mist.
Klar kann man das Wort „irgendwie“ verwenden, wenn man einen diffusen Zustand beschreiben will. Aber entweder man trifft einen Nagel oder man trifft ihn nicht Augenzwinkern.
4. Was mir auch gefällt, sind Metaphern und Vergleiche. Beispiel: „Das Shuttle kreischte auf wie ein lebendes Tier, als es über felsigen Boden schrammte, ein paar Meter aufstieg, wieder über den Fels schrammte, dann über Sanddünen schlitterte.“ Klarer Fall von einem bildhaften Vergleich.;)
5. Ich verpacke Hintergrundwissen gern in Dialoge. Zum Beispiel den Background meines Schiffsarztes und seiner Heimatkolonie in der Entmilitarisierten Zone:
„Willst du damit andeuten, wir werden mit den Cardassianern nicht fertig?“
„Ihr werdet definitiv nicht mit ihnen fertig. Diese Dreckskerle schlagen alle paar Nächte jemanden tot und die Miliz erwischt sie nicht mal.“
„Ja, weil sie sich nachts auch nicht auf die Straße trauen, diese Feiglinge!“ Rebecca schnaubte abfällig.
„Übel nehmen kann man es ihnen nicht. Die besitzen doch bloß Gummiknüppel“, hielt Ron dagegen. „Das ist das gefährlichste, was das Dorf zu bieten hat – abgesehen von Mistgabeln und Küchenmessern. Unsere Vorfahren meinten, Waffen seien vom Teufel. Na ja, irgendwie hatten sie damit Recht … trotzdem könnte so ein bisschen Teufelszeug jetzt ganz nützlich sein.“
„Ist die Sternenflotte nicht dazu da, uns zu beschützen?“ fragte Rebecca provozierend.
„Leider kann die Sternenflotte nicht überall sein.“
Ein anderer würde vielleicht schreiben: „Dr. Tygins kam aus einer Kolonie in der Entmilitarisierten Zone und die Cardassianer hatten …“ usw. usf.
Ich will jetzt nicht sagen, dass meine Methode besser ist. Aber es liegt mir.
Nun hoffe ich, ihr seid über dem Monsterbeitrag nicht eingeschlafen - zumal die Hälfte davon aus der GFFA reycled ist ;). :Sleep
--- Ende Zitat ---
Sehr gute Tipps soweit
Das mit den langen und kurzen Sätzen ist ein gutes Mittel um einer Geschichte ein gewisses Tempo zu geben. Für mich sind die langen Sätze okay z.B. am Anfang einer Geschichte - so man nicht mit einem Paukenschlag loslegt - wenn man eine gewisse Grundstimmung beschreibt, aus der heraus die Story dann Fahrt aufnimmt. Mit kurzen Sätzen arbeite ich zumeist dann, wenn gerade \"die Post abgeht\".
Die bildlichen Vergleiche benutze ich weniger für Action als viel mehr für heitere Momente die einen zum Schmunzeln oder zum Lachen bringen sollen. Manchmal in Verbindung mit einer bewußten Übertreibung. ( In der selben Szene sollte dabei deshalb nicht gerade das halbe Raumschiff abbrennen... )
Beispiel1: ... In diesem Moment ließ die beiden Männer ein schauerliches Geräusch herumfahren, welches aus der unteren Schleuse des Kreuzers kam und schließlich in einem tiefen Röhren endete, dass wie das Gurgeln eines ertrinkenden Sauriers klang. Der riesenhafte Kommandant des Experimentalschiffes begann wieder einmal zu singen...
Beispiel2: ... Als der beleibte Hyperphysiker stürzte und auf seinen verlängerten Rücken fiel, erzitterte der Boden der Zentrale als wäre ein mittlerer Elefant aus dem zweiten Stock eines Gebäudes auf die Strasse gefallen...
Alexander_Maclean:
Hier sind viele nützliche Tpps genannt worden, die ich im großen und Ganzen nur bestätigen kann.
Gut ich habe ein Problem mit den Schachtelsätzen, aber nobody ist perfekt und ich arbeite auch daran.
zum Plot einer Geschichte:
ich habe die Erfahrung gemacht, dass es je nach Idee manchmal sinnvoll ist alles länger vorzubreiten, oft schon über mehrere Episoden. (Dann sollte man sich aber durchaus trauen ein \"Was bisher geschah\" Vorwort einzubauen. Damit der leser dann später weiß: \"ach ja da war ja das und das.\"
Aber man sollte auch Platz für kleinere abgeschlossene Geschcihten haben. Das wirkt nämlich entspannend.
das mit den Charakteren ist imo das wichtigste. Eine geschichte lebt von den Charakteren. und oft entwickeln sie sich anders als ursprünglich geplant
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