... Retrospektiv betrachtet leidet DS9 wie alle ST-Serien in der ersten Staffel daran, dass man das Konzept "das Alien der Woche" beibehalten stur hat, nur dass es dieses Mal das Alien war, dass kam.
Interessanterweise hat DS9 dieses Konzept aber gar nicht - zumindest nicht als primären Aufhänger der ersten Episoden. Das Konzept war, laut den Autoren, jede der Hauptfiguren in einer Episode vorzustellen; Sisko im Pilot, danach Kira in 1.3, dann Odo in 1.4, OBrien in 1.6, Dax in 1.8, Bashir in 1.9 und Quark in 1.11. Das trotzdem selbst in den Charakterepisoden "Aliens of the Week" auftauchen ist wohl eher der eingefahrenen Schreibroutine der Autoren zu verdanken die hier recht Fantasielos vorgegangen sind um die Haupt-Figuren vorzustellen.
Die kommenden Hauptfiguren bildeten also in Einzelepisoden den Beginn von DS9 - was einen stark fragmentierten Einstieg bedeutet und wohl insgesamt ein Fehler war sofort Schwerpunkte auf jede Figur zu legen. Dieses Konzept wurde meines Wissens nach auch in keiner Nachfolgeserie wieder probiert.
Dazu kommt, dass die Episoden dazwischen wo die Crew eher gemeinsam handelt (1.5 und 1.10) wirklich thematisch sehr sehr schwach sind. Zudem wurde bereits in Episode 1,2,7 und 17 auf viele beliebte TNG Charaktere (Picard, Q & Vash, Troi) zurück gegriffen, was ... einen recht schalen Eindruck hinterlässt, zumal die Episoden mit den TNG Gästen auch eher ... ähm... ungut sind.
Nachdem die "Vorstellungsepisoden" vorbei sind, verliert DS9 in meinen Augen erstmal komplett die Orientierung... und es geschehen einige merkwürdige Dinge... in 1.12 wird Odos mysteriöser Ursprung schon weitgehend... in einen bestimmt Richtung geschoben... und Kai Opaka wird in 1.13 in einer völlig sinnlosen Episode verheizt. Zudem tauchen, obwohl man das gerade hatte, noch mehr Einzelepisoden zu Charakteren auf (Odo 1.12 und 1.17, Kira 1.15 und 1.19, Bashir/OBrien 1.14).
Was ebenso in dieser Phase der Serie stark in Episoden auffällt und was völlig neu für Star Trek ist, ist - das die Handlung immer wieder in zwei Stränge zerfällt. In nahezu jeder Episode gibt es nun einen Hauptplot der meist "draussen" spielt, und aber auch einen paralellen Subplot/Nebenplot der auf der Station spielt - aber mit dem Hauptplot mitunter nichts oder wenig zu tun hat.
Ich habe das teilweise damals so empfunden das man eigentlich nur noch "halbe" Episoden bekommt... eine halbe Episode spielt an Bord von DS9 und hat meist ein leichtes bis belangloses Thema, die andere halbe Folge spielt (mit anderen Figuren) irgendwo anders. Absolut typisches Beispiel dafür ist zB 1.14. Erst ganz gegen Ende von Season 1 fängt sich das ganze wieder, zumal auch die Drehbücher erkennbar zulegen.
Rote Fäden zum Ausbauen hatte man allerdings gleich mehrfach in Händen. Leider wurden sie nur zögerlich weiter gesponnen.
Ja, das ist sehr kurios - und wird später in Voyager ja auf die Spitze getrieben; man hat ein sehr interessantes Ausgangssetting geschaffen - nutzt es dann aber kaum und löst Dinge/Rätsel/Fragen in kürzester Zeit auf. Der DS9 Pilotfilm ist ein Paradebeispiel dafür. Wenn man bedenkt wieviele geniale Episoden allein die Erforschung des "Denorius Gürtels" auf der Spur/Suche nach dem Ursprung der Orbs und dem Wurmloch am Ende hätte abwerfen können... wird einem schwindelig. Allein das hätte Material für 2 Staffeln liefern können. So aber verfeuern die Autoren den besten Stoff innerhalb von wenigen Minuten - nur um sich schnell das Wurmloch herbeizuschreiben. Auch Odos Herkunft wird viel zu schnell und oberflächlich, fast nur wegen einiger weniger Showeffekte abgehakt. :[
Als Highlight empfand ich den 3-Teiler um den bajoranischen Bürgerkrieg.
Yeah. Pulokko ftw!
In meinen Augen kann man hier sogar die letzte Folge von Staffel 1 dazu zählen - und das ganze wird ein Vierteiler. Und ist auch bei mir bis heute einer der der Storybögen die ich nicht nur in DS9 sondern sogar im gesamten Star Trek mit am liebsten mag. Dieser Vierteiler ist einfach absolut top und hat alles was man sich vom "frühen" DS9 nur wünschen kann.