Science Fiction, 3D Modelling & Fan Fiction

FanFiction => Autorentipps => Thema gestartet von: Alexander_Maclean am 16.02.11, 22:09

Titel: Konversationen
Beitrag von: Alexander_Maclean am 16.02.11, 22:09
Wohl eines der wichtigsten Elemente in einer Geschichte sind die Gespräche zwischen den einzelnen Figuren.

(ES mag zwar auch Geschichten geben, die komplett ohne auskommen, aber das sind die wenigsten.)

Und obwohl wir selber Tag für Tag mit anderen sprechen fällt es den einen oder anderen schwer, die Gespräche seiner Figuren authentisch zu beschreiben.

Denn in einen wirklich guten Gespräch spielen eine Menge Faktoren rein, die bedacht werden müssen.


Welchen Zweck verfolgt der Autor mit dem Gespräch

Das kann unterschiedlich sein. Zwei Formen sind mit die wichtigsten:

- Informationsvermittlung: das heißt es werden neue Daten ausgetauscht. Der Klassiker ist natürlich das pure Bericht erstatten.

- Charakterentwicklung: In der Art wie der Charakter mit in einen Gespräch seinen Mithumanoiden umgeht kann man viel über ihn lernen, ohne dass dies als trockene Informationsvermittlung stattfindet?

Wo findet das Gespräch statt

Der Ort kann manches mal sehr entscheidend sein. Personen verhalten sich im privaten Umfeld oft lockerer als in der Öffentlichkeit. das kann auf eine Gespräch Auswirkungen haben.

Teilnehmende Charaktere

Wie viele Charaktere sind dabei, wie stehen sie zueinander, was für Eigenschaften haben die Charaktere. oder anders ausgedrückt: Eine Gruppe Jugendliche unterhält sich anders als zwei Senioren auf der Parkbank.

********************************************

Das sind nur die ersten groben Punkte und je tiefer man diese Punkte analysiert, je schneller stellt man fest, diese Faktoren werden bei jeden Gespräch neu ausgewürfelt. Und das macht es manches Mal schwierig da einen gewissen Grad an Realismus reinzustecken.

was kann dabei helfen:

- Versetzt euch in die Lage eurer Charaktere. Den Dialog mit verteilten Rollen im Geist durchzusprechen mag euch helfen eine vernünftige Struktur zu behalten.

- Beschreibt die Emotionen und Intentionen: Eine kleine Innenschau der Figuren, kann durchaus helfen.

- arbeitet mit Mimik und Gestik. Im Fernsehen ist dies eines der wichtigen Elemente neben der Sprache an sich.

Ein:

Er lächelte die Frau offen an und nickte ihr zu: \"Ich werde mich darum kümmern.\"

kommt anders rüber als:

Mit einen verschlagenen Grinsen blickte er die Frau an: \"Ich werde mich darum kümmern.\"

- Überfordert euch aber auch nicht: Konversation zu schreiben ist eine Frage der Übung. daher ist es falsch gleich eine Massenveranstaltung zu beschreiben. Fangt erst mal mit zwei Personen an und steigert euch dann nach und nach.
Titel: Konversationen
Beitrag von: ulimann644 am 16.02.11, 22:36
Der Punkt, an dem ich mich am meisten hinterfrage ist, wenn ich Frauen reden lasse (oder Aliens, wobei böse Zungen behaupten, das käme in etwa auf Dasselbe raus...)
Das ist für mich, als Mann, einer der höchsten Schwierigkeitsgrade, zusammen mit der Beschreibung weiblicher Gedankengänge, woran wir Jungs ohnehin zwangsläufig scheitern müssen... ;) ;) :Andorian
Titel: Konversationen
Beitrag von: Max am 16.02.11, 22:39
Zitat
Original von ulimann644
@Max
Du hast es auf den Punkt gebracht.
Vor allem die Natürlichkeit ist mir wichtig. Der Leser soll in der jeweiligen Situation das Gefühl haben, dass er einer realen Szene, als unsichtbarer Beobachter beiwohnt.
Schlimm wäre, wenn der Leser denken würde, dass die Unterhaltung konstruiert ist.

Hmm, aber ich muss sagen, mir ist da jetzt bei Deinen Geschichten nicht wirklich etwas negatives im Gedächtnis geblieben.

Das Problem ist freilich, dass der Autor das Ziel der echten Dialoge natürlich kennt und kennen muss.
(Ich bin übrigens auch kein großer Fan davon, wenn es immer heißt, die Figuren müssten sich verselbstständigen - nein, nein, das ist schon eine Sache, die der Autor kontrolliert oder zu kontrollieren hat).

Vielleicht ist es dann aber doch einen Versuch wert, genau das Gegenteil dessen zu machen, was man eigentlich annehmen würde: Nämlich das Gespräch konstruieren, damit es nicht gezwungen wirkt - und konstruieren bedeutet in diesem Fall vom Ziel aus \"rückzurechnen\". Ich könnte mir nämlcih vorstellen, dass Aspekte wie die richtige Wortwahl weniger das Problem sind als inhaltliche \"Sprünge\", die unnatürlich wirken können...
Intuitiv fallen einem die Eingangssituationen (zwei Leuten treffen sich irgendwo etc.) ja relativ schnell ein, inklusive einleitende Floskeln, aber vielleicht wird man da schon auf einen Weg geschickt, der die Sache schwierig macht. Weiß nicht...  :(
Titel: Konversationen
Beitrag von: ulimann644 am 16.02.11, 22:56
@Max
Ich wollte nicht andeuten, dass ich Konversationen nicht hin bekomme, sondern dass ich mich dafür nur stark reinhängen muss

Was die Kontrolle der Figuren angeht, da bin ich ja bekanntlich deiner Meinung. Meine Figuren besitzen nur das Eigenleben, dass ich ihnen gebe.

Auch wie du Konversationen angehst liegt auf meiner Welle. Sicher konstruiert man die zumeist; es soll sich am Ende nur nicht so anhören.

Vielleicht meine ich aber auch nur, dass ich in Konversationen übermäßig Konzentration investiere, weil andere Parts leichter von der Hand gehen...
Das kann man selbst manchmal schwer beurteilen.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Max am 16.02.11, 23:02
Zitat
Original von ulimann644
Vielleicht meine ich aber auch nur, dass ich in Konversationen übermäßig Konzentration investiere, weil andere Parts leichter von der Hand gehen...
Das kann man selbst manchmal schwer beurteilen.

Joah, das ist das handwerklich gesehen lästig, aber auf der anderen Seite bleibt das unter der Überschrift der Wachsamkeit ein gutes Mittel, an der Intention der Geschichte festzuhalten. Dann ist es zwar ärgerlich, mehr Zeit und oder oder mehr Konzentration auf eine bestimmte Stelle verwenden zu müssen, aber mit dem Ergebnis wirst Du ja belohnt :)
Titel: Konversationen
Beitrag von: ulimann644 am 16.02.11, 23:24
Zitat
Original von Max
Zitat
Original von ulimann644
Vielleicht meine ich aber auch nur, dass ich in Konversationen übermäßig Konzentration investiere, weil andere Parts leichter von der Hand gehen...
Das kann man selbst manchmal schwer beurteilen.

Joah, das ist das handwerklich gesehen lästig, aber auf der anderen Seite bleibt das unter der Überschrift der Wachsamkeit ein gutes Mittel, an der Intention der Geschichte festzuhalten. Dann ist es zwar ärgerlich, mehr Zeit und oder oder mehr Konzentration auf eine bestimmte Stelle verwenden zu müssen, aber mit dem Ergebnis wirst Du ja belohnt :)


So ist es.
Darum schreibe ich auch weiterhin manche Konversation mehrfach um, bis sie IMO passt.

Momentan erweitere ich gerade ein Gespräch zwischen Captain Kendall, und Valand Kuehn.
Zuerst war das ein zähes Ringen, doch mit der Zeit habe ich dann den Dreh, sprich das Thema, und die Art, wie sie reden gefunden.
Fast so, als hätte ich Kendall kennen lernen müssen.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Alexander_Maclean am 17.02.11, 06:40
Frauen in gesprächen.

Gutes Thema.

Ich hätte vermutlich Probleme zwei Frauen die sich unterhalten, zu beschreiben. (was die Damenwelt immer gemeinsam auf die Toilette rennt und dort bespricht ist mir nach wie vor ein Rätsel.)

aber Gespräche Mann Frau, kein Thema.

leigt vielleicht auch daran dass ich a) drei Schwestern habe und b) mit einigen Frauen befreundet bin.

ich denke daher (oder bilde es mir ein ;) ) ich weiß wie die Mädels ticken.


Wo ich selber immer bammel davor habe sind Konferenzen. Die Schiffskonferenz in Morning Star 1x02 habe ich lange vor mich hergeschoben.

@max
Da bin ich etwas anderer Meinung.

einen Charakter zu entwickeln fühlt sich für mich oft an, als würde ich jemanden Kennenlernen. Mit all seinen ecken und Kanten. Und es kommt immer wieder vor, dass meine Hobbels mich überraschen.

@uli
Francis zu schreiben ohne ne Vorlage. Huh interessant. wobei ich jetzt auch so langsam ein Gespür für ihn bekomme, da ich schon ein paar Dialoge für die UO Folgen schreibe.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Tolayon am 17.02.11, 11:25
Mit der Zeit kann man auch manchen Charakteren eine Floskel oder auch grammatikalische Eigenheiten in den Mund legen, die es dem Leser ermöglichen sie zu identifizieren ohne dazuzuschreiben \"... sagte X\". Allerdings sollte das nicht zu gezwungen wirken.

Grundsätzlich denke ich, dass wörtliche Rede in einer Konversation nicht so perfekt konstruiert sein sollte wie die Sprache bei Beschreibungen oder bei einer zwar mündlich vorgetragenen, aber vorher aufgeschriebenen Rede. Das heißt etwa, wenn sich manche Wörter wiederholen die man sonst aus ästhetischen Gründen durch ein Synonym ersetzt, kann man die Wiederholung drinlassen und möglicherweise sogar zu einer Eigenheit der Figur wie oben angedeutet ausbauen.
Auch wenn ein Charakter nicht so geübt in Konversation ist, sollte man seine Äußerungen entsprechend schreiben, ohne ihn gleich übertrieben rumstottern zu lassen.

Man sollte sich klarmachen, welchen kulturellen und schulischen/ akademischen Hintergrund der Charakter hat und ihm dementsprechend mal mehr, mal weniger umgangssprachliche Äußerungen in den Mund legen. Wobei letztere der jeweils fiktiven Zukunft angepasst sein sollte, man sollte auch ruhig mal erfundene außerirdische Worte (gerne auch von Erdenmenschen benutzt) mit einfließen lassen, solange deren Sinn sich aus dem Zusammenhang halbwegs ergibt.

Sicher ist das alles schwer, aber da hilft es sich die Serien anzusehen und möglichst viel fiktionale Literatur zu lesen (andere Fan-Fictions von hoher Qualität oder eigenständige gedruckte Werke).
Titel: Konversationen
Beitrag von: ulimann644 am 17.02.11, 16:15
@Toly
Für meine ursprüngliche \"Paranetz\" Geschichte hatte ich einen Typen entwickelt, der beinahe jeden Satz mit Na begann. (Na, wie geht es denn; Na, wo solles denn hin gehen...)
Vielleicht greife ich das demnächst wieder auf.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Max am 18.02.11, 12:11
Zitat
Original von Alexander_Maclean
@max
Da bin ich etwas anderer Meinung.

einen Charakter zu entwickeln fühlt sich für mich oft an, als würde ich jemanden Kennenlernen. Mit all seinen ecken und Kanten. Und es kommt immer wieder vor, dass meine Hobbels mich überraschen.

Eine solche Verselbstständigung finde ich aber immer sehr dubios, denn (solange sie nicht kopiert ist) entsteht doch alles aus einem selbst heraus. Je \"unterbewusster\" das abläuft, desto spannender kann das von mir aus für den Autor selbst werden, aber ganz ehrlich: Will man nicht nur einfach etwas niederschreiben, sondern dem Inhalt wirklich eine Bedeutung geben, kann man sich solche Zufälle nicht leisten.
Sicher, auch ich kenne den Effekt, dass ich \"von selbst\", also ohne es besonders reflektiert zu haben, etwas geschrieben habe, dass meiner Intention für die Geschichte geholfen hat, aber würde ich bei einem der Korrekturdurchläufe merken, dass das, was ich da so einfach aus einem Gefühl heraus niedergeschrieben habe, der Botschaft der Geschichte nicht entspricht, wird es ohne Rücksicht entfernt.


@ Tolayon:
Was Du schreibst finde ich auch vollkommen richtig. Der Erzähltext und die direkte Rede befinden sich auch irgendwie auf unterschiedlichen Ebenen und deswegen darf man sich Dinge wie Wiederholungen wirklich erlauben. Und an einen etwas mutigeren Umgang mit wörtlicher Rede habe ich mich ja auch bei .: L\'homme nouveau :. (http://www.tpick.pytalhost.com/forum/thread.php?threadid=2190&sid=) gewagt.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Alexander_Maclean am 18.02.11, 12:18
Klar klingt das ein wenig schizophren. aber ich denke ein guter autor hat auch ein wenig was von einen schauspieler. sprich er kann mehrere Rollen \"spielen\".

Zum Thema Botschaft, weil diese ja auch gut in Konversationen udn Diskussionen verpackenn kann

In der Beziehung kommen wir jetzt zu einen gewissen streithema.

MUSS jede Geschichte eine Botschaft haben???

ich bin weiß Gott kein Knall Bum Bumm Action Schreiber. aber jetzt explizit eine Botschaft irgendwo zu evrstecken, mache ich eher selten. wenn da eine Botschaft rüberkommt, dann entsteht das meistens auch unbewusst. (Interessanterweise ist das ja der Ort wo meine Figuren herkommen.)
Titel: Konversationen
Beitrag von: Max am 18.02.11, 12:27
Zitat
Original von Alexander_Maclean
Klar klingt das ein wenig schizophren. aber ich denke ein guter autor hat auch ein wenig was von einen schauspieler. sprich er kann mehrere Rollen \"spielen\".

Das eine hat mit dem anderen mMn nichts zu tun: Klar muss man sich in verschiedene Figuren hineinversetzen und die Methode, das quasi durchzuspielen, ist doch auch sinnvoll. Das ändert aber doch nichts daran, dass man auch in dieser Methode die Kontrolle über die Figuren hat bzw. haben kann; man ist dann Regiseur und Schauspieler in einer Person, und probt die Szenen dann sozusagen so lange durch, bis man zufrieden ist.

Zitat
Original von Alexander_Maclean
MUSS jede Geschichte eine Botschaft haben???

ich bin weiß Gott kein Knall Bum Bumm Action Schreiber. aber jetzt explizit eine Botschaft irgendwo zu evrstecken, mache ich eher selten. wenn da eine Botschaft rüberkommt, dann entsteht das meistens auch unbewusst.


Hmm, wie soll ich es sagen?
Am besten so: Ob man will oder nicht: Jede Geschichte transportiert eine Botschaft. Das ist einfach so....

Das sollte man sich bewusst machen, denn wenn man ohnehin eine Botschaft transportiert, dann sollte man diese nicht dem Unbewussten überlassen, es sei denn, es ist einem egal, was für eine Botschaft das womöglich ist.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Alexander_Maclean am 18.02.11, 12:53
wenn das so ist, dann beweise es mir anhand von den ersten beiden morning Star Teilen und elite Force 1 dass ich dort Botschaften versteckt habe.
Titel: Konversationen
Beitrag von: ulimann644 am 18.02.11, 13:10
Was Botschaften zu vermitteln angeht, bin ich etwas geteilter Ansicht.
Fest steht: Vordergründig möchte ich eine spannende Geschichte erzählen.
In ICICLE-1 habe ich dann, ganz bewusst, die Botschaft vermittelt, dass Krieg (das ist etwas anderes, als Kampf) selbst für Andorianer nichts Erstrebenswertes ist. Und auch im dritten Teil werde ich diese Botschaft mit einflechten.
Daneben gibt es dann aber auch Storys, wie ICICLE-2, oder BREAKABLE, in die ich, zumindest nicht bewusst, keine Botschaft einbaue.
Wenn dort jemand trotzdem eine findet liegt das an dessen Interpretation meiner Story und nicht an der Story selbst.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Max am 18.02.11, 13:10
Zitat
Original von Alexander_Maclean
wenn das so ist, dann beweise es mir anhand von den ersten beiden morning Star Teilen und elite Force 1 dass ich dort Botschaften versteckt habe.

Da bringst Du mich inwofern in Erklärungsnot, als dass ich den Inhalt der genannten Episoden komplett parat haben müsste.
Aber für \"Morning Star - Entscheidungen II\" kann ich schon mal sagen, obwohl ich erst so bei Seite 15 bin, dass Du zum Beispiel das Thema des Umgangs mit dem Krieg behandelst und mit der Figur Kendall beziehst Du da ja Position: \"Ich kann mich lange beschweren,\", läßt Du Sie auf Seite 2 sagen, \"dass dieser Krieg nie zu Ende geht, wenn ich nicht selbst meinen Beitrag leiste, ihn zu beenden.“
Wenn Du annimmst, sowas wäre keine Botschaft, klar, dann kann es durchaus sein, dass man Geschichten ohne Botschaft schreibt - dann verfügt ja quasi keine Geschichte über eine Botschaft.


EDIT: Rechtschreibkorrektur
Titel: Konversationen
Beitrag von: Drake am 18.02.11, 13:31
Ich sehe das auch so, dass man deutlich trennen sollte zwischen der vom Autor geplanten und der implizierten Botschaft. Das kann zum einen sehr weit auseinander driften (vor allem wenn die implizierte Botschaft durch ungünstige Plotumstände so ziemlich das Gegenteil von der eigentlich geplanten ist), zum anderen ist es für den Autoren unter Umständen wenig schmeichelhaft, wenn man aus seinen Stories z.B. ein Loblied auf totalitäre Regimes oder Militarismus herausliest, er aber einfach nur eine spannende Geschichte im Warhammer-Universum schreiben wollte.

Tolkien hat sich z.B. immer vehement gegen die Interpretation gewehrt, der Herr der Ringe sei eine Parabel auf den 2. Weltkrieg.
Titel: Konversationen
Beitrag von: Max am 18.02.11, 13:43
Zitat
Original von Drake
Ich sehe das auch so, dass man deutlich trennen sollte zwischen der vom Autor geplanten und der implizierten Botschaft. Das kann zum einen sehr weit auseinander driften (vor allem wenn die implizierte Botschaft durch ungünstige Plotumstände so ziemlich das Gegenteil von der eigentlich geplanten ist), zum anderen ist es für den Autoren unter Umständen wenig schmeichelhaft, wenn man aus seinen Stories z.B. ein Loblied auf totalitäre Regimes oder Militarismus herausliest, er aber einfach nur eine spannende Geschichte im Warhammer-Universum schreiben wollte.

Tolkien hat sich z.B. immer vehement gegen die Interpretation gewehrt, der Herr der Ringe sei eine Parabel auf den 2. Weltkrieg.

Man kann sich, das ist doch auch wunderbar, als Autor von Deutungen distanzieren, am besten ist es aber, wenn man das textintern fertig bringt.

Plotumstände definiert der Autor selbst und sogar wenn er sie als ungünstig übernimmt, gibt es viele Methoden, sich zu distanzieren.
Als Beispiel: Sollte Alex selbst die Meinung vertreten, Kendalls Aussage sei Quatsch, kann er die Figur Kendall negativ darstellen und ohne großen Aufwand damit auch die Aussage in ein anderes Licht rücken.

Klar: Nicht jede Interpretation trifft ins Schwarze, aber man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass der, der eine Geschichte deutet, dort einfach das hineinliest, wonach ihm gerade der Sinn steht. Zu einer guten literaturwissenschaftliche Methode gehört gerade auch das Streben, so objektiv und so nah am Text wie möglich vorzugehen.
Ins Hirn des Autoren kann niemand reinschauen, das ist klar. Das bedeutet aber auch umgekehrt, dass sich der Autor im Klaren darüber sein muss, dass der Leser der Geschichte den Autor als Mensch nicht gut genug kennt und erstrecht nicht seine Gedanken lesen kann und sich deswegen an den Text und an die dort hergestellten Bezüge halten muss, um die Inhalte zu entdecken. Man darf da denke ich als Autor also nicht zu naiv an die Sache herangehen!
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: The Lurkaholic am 16.03.11, 06:15
Ich lese mir das gerade so durch, und muss zugeben, ich stimme eher Alex und Drake zu. Ich verstehe schon, dass jede Geschichte von selbst eine Botschaft rüberbringt. Aber muss das den Autor wirklich so sehr interessieren? Vielleicht will man ja einfach nur eine Geschichte zu erzählen, ohne sich mit ethischen Fragen zu beschäftigen. Ich persönlich interessiere mich immer dafür, aber es ist doch auch nicht schlimm wenn ein Autor sich sehr für seine Charaktere und Handlungen interessiert, ihm aber schnurz ist, was bei deren Darstellung für eine ethische Frage behandelt wird. Dann würde ich nämlich auch wie Alex eher das nehmen was mir gerade so unterbewusst eingefallen ist, auch wenn sich die Message dabei meinetwegen komplett umkehrt. Da kommt es mMn auf die eigenen Prioritäten an.
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: ulimann644 am 16.03.11, 06:50

Zitat von: Max


Klar: Nicht jede Interpretation trifft ins Schwarze, aber man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass der, der eine Geschichte deutet, dort einfach das hineinliest, wonach ihm gerade der Sinn steht.


Wenn jemand in einer Fantasy-Story Bezüge zu WW2 findet, dann halte ich diese Aussage für ein Gerücht !!


Und wenn jemand aus einem harmlosen Satz in einer TREK-FF einen Bezug zu einem SS-Motto herstellen will - ebenfalls... ;)


@Lurk
Natürlich sollte man aufpassen, welche Aussagen man in einer Story transportiert, aber das Ganze kann man natürlich auch übertreiben.
Eine SF-Story ist für mich grundsätzlich und primär erst einmal eine SF-Story, in die ich nicht um jeden Preis etwas hineinlesen muss - was darin nicht steht. ( Und in den meisten Fällen auch gar nicht vermittelt werden soll )
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: Tolayon am 16.03.11, 10:52
Bei Fan-Fictions mag in der Tat in den meisten Fällen kein weitergehender Hintergerdanke, außer dem der reinen Unterhaltung stehen.

In der kommerziellen Science-Fiction jedoch, die von Autoren, die in stark autoritären Staaten leben geschrieben wurde und wird (etwa von Stanislav Lem zu Zeiten der Sowjetunion), kann man unter dem Mantel des Genres durchaus regimekritische Gedanken äußern, die Eingeweihte durchaus richtig deuten können - allerdings darf die Allegorie dann nicht zu offensichtlich sein, um nicht der Zensur zum Opfer zu fallen.
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: Kirk am 22.10.18, 22:30
also ich muss sagen das ich ein Problem mit Dialogen habe. Endweder verwende ich (gefühlt oder auch nur eingebildet) zu wenige und Beschreibe in einem elen Langen Text die Gegend oder Handlung und die Charakter reden nicht oder nur kaum.
Und auf der anderen Seite habe ich manchmal das Gefühl das die Charakter Stundenlang über die selbe Sache schwafeln aber rein gar nichts Passiert.

habt ihr das auch manchmal?
Wen ja, was macht ihr dann?
Oder lasst es so und niemand beschwert sich weil das Problem nur eingebildet war?
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: Roger van Dyke am 23.10.18, 08:45
Hi Kirk,

ich habe jetzt gerade mal deine Kurzgeschichte gelesen und dabei auf die Dialoge geachtet.
Speziell in dieser Episode finde ich das komplett ausreichend. Es geht hier um militärische Konversation, die zwangsweise kurz angebunden ist, während die private Unterhaltung zwischen den Teammitgliedern auch ein wenig Emotion aufkommen lässt.
Da hat mir an manchen Stellen eher ein wenig mehr Information gefehlt. In dieser Kurzgeschichte hast Du jedenfalls nix falsch gemacht was die Konversation angeht.
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: Alexander_Maclean am 23.10.18, 13:28
Was gerade bei deinem zweiten Problem - dass nur drm rum geredet wird - helfen kann, ist folgendes:

1.Überlege dir, wann du die Info an dem Leser weitergeben willst.
Manchmal kann es sinnvoll, wenn Figuren die Infos vor dem Leser erhalten, diese aber nur andeuten.

2. Vermeide Wiederholungen.
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: Max am 25.10.18, 10:36
also ich muss sagen das ich ein Problem mit Dialogen habe. Endweder verwende ich (gefühlt oder auch nur eingebildet) zu wenige und Beschreibe in einem elen Langen Text die Gegend oder Handlung und die Charakter reden nicht oder nur kaum.
Und auf der anderen Seite habe ich manchmal das Gefühl das die Charakter Stundenlang über die selbe Sache schwafeln aber rein gar nichts Passiert.

[...]
Oder lasst es so und niemand beschwert sich weil das Problem nur eingebildet war?
Früher hätte ich wahrscheinlich gesagt, man solle hierauf und darauf achten; inzwischen bin ich eher zu der Einsicht gelangt, dass es bei echter schriftstellerischer Tätigkeit weniger Fehler gibt, als man glaubt. Klar, es gibt handwerkliche Fehler wie zum Beispiel in der Rechtschreibung. Aber darauf will ich nicht hinaus. Ich meine eher, dass da jeder, der sich Geschichten ausdenkt und niederschreibt, einen eigenen Zugang und eine eigene Gewichtung hat: Wenn man beim Schreiben den Impuls hat, sich auf Dialoge zu stürzen, ist das kein Zufall. Wenn ich wiederum Stifters "Nachsommer" als Beispiel heranziehe: Eigentlich passiert da auch ziemlich wenig, was nicht heißt, dass der Autor kein klares Ziel beim Schreiben gehabt hätte.
Wenn Du im Nachhinein aber selbst unzufrieden mit dem Ergebnis bist, hindert Dich ja niemand daran, den Text noch einmal zu überarbeiten. Dann würde ich so ein wenig das aufgreifen wollen, was Alex als Erstes geschrieben hat, aber vielleicht noch viel grundlegender: Überlege Dir, was Du dem Leser weitergeben willst. Das kann ein Inhalt (Informationen), das kann aber auch eine Stimmung sein. Dann kannst Du alles, was nicht diesen beiden Zielen dient, einfach rausstreichen und dann nochmal lesen und dann schauen, ob es eher dem entspricht, was Du haben möchtest.
Titel: Antw:Konversationen
Beitrag von: Kirk am 25.10.18, 19:51
Danke muss sagen das mir eure Gedanken zu dem Thema deutlich geholfen haben.
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