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Aufgrund eines Freundes habe ich nach langer langer Zeit mal wieder ein, noch vorhandenes aber ungelesenes Fantasy Buch in die Hand genommen. Bei dem Buch handelt es sich um "The Anubis Gates" von Tim Powers, oder auf Deutsch "Die Tore zu Anubis Reich" und das Buch ist mittlerweile 28 Jahre alt und gilt zumindest als Semi-Klassiker der Fantasy Literatur. Ob man es schon als "Kultbuch" bezeichnen darf, wie es mitunter beworben wird, vermag ich nicht abzuschätzen. Zumindest Tim Powers ist aber eine "Grösse" der Fantasy Literatur, und das nicht erst seit sein Buch "Stanger Tides" für "Fluch der Karibik IV" adaptiert wurde.
Die Handlung ist gar nicht so schnell umrissen wie der Titel vermuten lässt.
Sie beginnt im Jahre 1802... Ein uralter Ägyptischer Magier/Priester beschließt das er Ägypten wieder als Grossmacht von einstigem Rang aufstellen will. Dazu will er mittels Magie die Tore zum Reich der alten ägyptischen Götter öffnen, wo diese seit tausenden von Jahren ruhen. Da sich aber mittlerweile Frankreich und Großbritannien um die Hegemonie im vordern Orient streiten, will er diese Mächte gleich mit ausschalten - in der er eben die Götter auf sie loslässt.
Der ganze Versuch scheitert aber. Magie funktioniert in dem Buch generell sehr eigenwillig, es passiert zwar immer etwas, aber nie hundertprozentig das was man wollte. Alles was er zunächst erreicht ist, dass er Löcher - oder auch Tore - in den "Fluss der Zeit" stanzt. Es gibt also plötzlich Brücken in Vergangenheit und Zukunft.
Im Jahre 1983 (der Gegenwart des Buches) bemerkt ein exzentrischer Millionär der sich seit längerem mit diesen Dingen beschäftigt diese "Tore". Er stellt eine Gruppe zusammen zu der auch der Literaturexperte Doyle gehört... diese Gruppe soll/will gegen Zahlung einer Beachtlichen Geldsumme ins Jahr 1810 zurückreisen, dort einen bekannten Dichter treffen und sofort durch eines der Tore nach 1983 zurückkehren. Eine Art "Picknick durch die Zeit" also.
Bei dem Ausflug geht einiges gründlich schief. Doyle wird entführt und verpasst den Rücksprung nach 1983. Es stellt sich heraus das er von der Macht entführt wurde die acht Jahre zuvor (1802) versuchte die Götter zu erwecken und nun diese erschaffenen "Tore" im Auge behält ob sich da etwas tut. Doyle kann zwar entkommen... ist damit aber erst einmal Mittellos im Jahre 1810 gestrandet.
Die Sache wird dadurch kompliziert das sich Abgesandte des alten ägyptischen Magiers inzwischen im London des Jahres 1810 einer ganzen Reihe von Helfeshelfer bedienen... zB eine Bettlergilde. Ein Machthungriger Napoleon steht zudem auf dem Kontinent bereit um England zu besetzen. Und als ob das noch nicht genug wäre, geht in London eine rächende Femme Fatale um und ein "Dämon" der sich in immer neuen Körpern einnistet und seine alten Wirte dann tötet. Mehre Mordversuche später muss Doyle auch noch erkennen das der Millionär aus der Zukunft ein falsches Spiel getrieben und ihn als Marionette missbraucht hat... aber im Jahre 1810 ganz eigene Pläne verfolgt, denen er im Wege steht.
Und zu allem Überfluss bemerkt Doyle langsam dass sich das Jahr 1810 nicht mehr so entwickelt wie es sollte. Ein berühmter Autor auf den er spezialisiert war ist offenbar nicht mehr existent... Lord Byron, obwohl eigentlich in Griechenland, befindet sich plötzlich in London... und auch die ein oder andere Kleinigkeit scheint nicht mehr zu stimmen.
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Das Buch an sich ist hervorragend geschrieben. Ich habe recht hohe Ansprüche muss ich sagen, weswegen ich bei den meisten Fantasy Bücher nach Seite 30 ins Wachkoma falle. Das ist hier nicht der Fall. Sowohl was schreiberisches Können als auch Detailreichtum angeht ist das Buch wirklich hervorragend. Es liest sich auch entsprechend gut. Thematisch und atmosphärisch ist es sehr dicht.
Was ich sehr mag ist, dass man auf grosse Kriege, tumbe axtschwingende Orks und Auserwählte verzichtet. Es geht also nicht darum die silberne Haarspange von Prinzessin Amidala zu klauen um damit am Schicksalsberg ein Eigenheim zu erwerben. Gerade die "Historie" zu beginn des 1900 Jahrhunderts in London ist sehr authentisch gehalten (soweit ich das beurteilen kann).
Ein "Novum" des Buches, es geht immerhin ins 30. Jahr, ist allerdings heute fast Alltag: Das treffen historischer Persönlichkeiten - bzw. das man diese sogar zu Handlungsträgern macht (hier eben zB Lord Byron)... dieses Mittel, damals fast noch neu, ist ja heute sehr gebräuchlich.
Einziges Manko am Buch: Das Titelbild. Das hätte jeder hier besser hinbekommen. Ist offenbar generell ein Trend (ist ja auch bei Star Trek Büchern so) das die Cover Billigst und en passant produziert werden und dann nach PS für Anfänger ausehen. :(