Science Fiction, 3D Modelling & Fan Fiction

FanFiction => Autorentipps => Thema gestartet von: ulimann644 am 30.08.09, 14:38

Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: ulimann644 am 30.08.09, 14:38
Die Frage die ich mir bei einem Anfang zuerst stelle ist - \"Was soll am Anfang passieren ??\" Oder besser - welches Tempo benötige ich dafür ??

Actionlastig einzusteigen und mitten in eine laufende Raumschlacht zu springen wird gerne dazu benutzt um sich zunächst einmal vor den lästigen Beschreibungen zu drücken - aber die holen einen später gnadenlos ein, soviel ist sicher...
Bei einem solchen Paukenschlag sollte man danach aber unbedingt die ruhige Phase der Geschichte fest einplanen und die Vorstellung einiger Personen dann nachholen...

Ich persönlich schätze den Prolog. Ein solcher Prolog bietet sich natürlich nur dann an, wenn man auch eine Vorgeschichte zu erzählen hat - eine Zusammenfassung von Ereignissen, die einen längeren Zeitraum umfassen. Für gewöhnlich folgt danach ein etwas ruhigerer Anfang, bei dem man zuerst einmal seine Hauptfiguren vorstellt.
Diese langsam Fahrt aufnehmenden Anfänge haben den Vorteil, dass jeder weiß woran er ist, sobald die Action losgeht ( Nichts ist schlimmer, als wenn mir bei einer Schießerei einfällt: \"Ich habe ja gar nicht beschrieben, welchem Volk mein Held angehört, und welche Waffen er bei sich hat...\" )

Der Anfang anhand einer Einzelperson gehört ebenfalls zu meinen bevorzugten - sieht dann etwa so aus:

- Lieutenant Rania Singh-Badh - schon zu Akademiezeiten als Pechvogel verschrien - war am Ende ihrer nervlichen Kräfte angelangt. Vor etwas mehr als fünf Stunden war sie im Orbitalstützpunkt angekommen, und jetzt, nachdem sie endlich, nach einer wahren Odyssee durch die verschiedensten Abteilungen dieser Riesenstation, den Liegeplatz erreicht hatte an dem die U.S.S. ICICLE in wenigen Minuten anlegen sollte, hätte sie fast geweint vor Freude... -

Hier konzentriert man sich erst einmal auf eine der Hauptpersonen und erzählt in nur wenigen Sätzen bereits etwas von der Vergangenheit der Person, und verpasst ihr einen markanten Zug ( der Pechvogel ) b.z.w. was unmittelbar zuvor war. Sowas verleiht Tiefe ohne dass man sich dafür besonders anstrengen muss... Und man kann sehr schön weitere Hauptpersonen einfach dazubringen und sie quasi \"durch die Augen\" dieser einen Figur beschreiben, was sich besser in der Handlung auflöst.

Was ich versuche unbedingt zu vermeiden sind Anfänge a la:
- Es war ein warmer, sonniger Frühlingstag. Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos. Wind blies vom tiefblauen Meer landeinwärts. Rings um Rania Singh-Badh war es still. Sie trug lediglich... - So sehen die meisten ersten Versuche aus ( auch meiner, vor viiiiilen Jahren... :( )

Besser ist es solche Äußerlichkeiten durch eine Figur beschreiben zu lassen - etwa so:

Rania Singh-Badh spazierte gerne kurz nach Sonnenaufgang, am Strand entlang. Zu dieser frühen Stunde war hier, für gewöhnlich, noch nichts los. Trotz des noch jungen Morgens war es bereits so warm, dass Rania lediglich eine dünne, cremefarbene Bluse und passende Shorts dazu trug. Sie blieb kurz stehen und drehte ihr Gesicht dem tiefblauen Meer zu. Mit geschlossenen Augen genoss sie den leicht auffrischenden, salzig schmeckenden Wind auf ihrer samtbraunen Haut. Sie atmete tief durch und blickte nach einer Weile hinauf zum tiefblauen Himmel. Nur einige vereinzelte, kleine Quellwolken, die im Begriff waren, sich aufzulösen, standen am östlichen Horizont... :))

Hier beschreibe ich quasi dasselbe wie zuvor, allerdings löse ich diese Beschreibungen in der Handlung auf - ich lasse die Figur beschreiben statt dass ich dies selbst mache...

Den Sprung in eine Unterhaltung bevorzuge ich weniger - zumindest möchte ich gerne erwähnt wissen, wer da redet und worüber. Es gibt zwar Beispiele, bei denen es nicht so ist, aber mein Geschmack sind solche Anfänge nicht.

Ganz wichtig für den Anfang ist IMO, dass man selbst schon weiß, wie die Geschichte auch endet - für mich ist die Struktur der Geschichte ein wesentlicher Punkt. Ein \"drauflosschreiben und sich - von Kapitel zu Kapitel - durch die Story zu hangeln ist sicherlich nur etwas für amtlich beglaubigte Genies ( und die sind rar gesäht... )
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: SSJKamui am 30.08.09, 16:20
Ich denke, ein ganz guter Weg für den Anfang ist auch ein Rätsel und/oder ein Paradoxon. Dadurch kann man beim \"Konsumenten\" nämlich Interesse wecken. (Zum Beispiel bei meinem Projekt Dimensional Prophecy of Zohar taucht am Anfang eine Alienkreatur auf, die noch nicht mal im Ansatz humanoid aussieht, wo sich dann aber herausstellt, dass dieses Wesen eine Menschliche DNS besitzt. Bei Kinofilmen und TV Serien ist wahrscheinlich auch Serial Experiments Lain ein gutes Beispiel, wo eine Schülerin Selbstmord begeht und danach (!) irgendwelche E-Mails versendet.)

Das Rätsel muss dann natürlich aber auch wichtig sein. (Zum Beispiel währe die morgentliche Frage, wo man den Haustürschlüssel hingelegt hat eher ungeeignet für ein solches Rätsel.)

Bei sowas muss man danach natürlich noch weitere Rätsel in der Geschichte stellen, da sonst das Interesse bei den Lesern schnell abflachen kann. Außerdem sollte die Auflösung des \"Anfangsparadoxons\" dann nicht zu blödsinnig sein.

So ein Anfangsrätsel könnte man theoretisch, falls man in der Geschichte ein philosophisches Thema behandelt mit eben diesem Verknüpfen. (Zum Beispiel war der Grundgedanke bei meinem Projekt Dimensional Prophecy of Zohar zuerst das Thema, was die Menschliche Existenz eigentlich ausmacht. Da bin ich auf die Idee gekommen mit dem gefährlichen Ungeheuer, das sich als Menschlich herrausstellt und dem Teil der Story, dass die Protagonisten zum Überleben herrausfinden müssen, was diese menschlichen Ungeheuer eigentlich sind.)
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Will Pears am 30.08.09, 19:27
Zitat
Original von SSJKamui
Das Rätsel muss dann natürlich aber auch wichtig sein. (Zum Beispiel währe die morgentliche Frage, wo man den Haustürschlüssel hingelegt hat eher ungeeignet für ein solches Rätsel.)


Kommt drauf an. Wenn man seinen Fokus auf den \"Sternenflotten/Föderationsbürger Alltag\" oder auf die Zwischenmenschlichen Crew-Beziehungen (sozusagen FF Soap) legen möchte, dann wäre die Frage nach dem Haustürschlüssel eventuell recht interessant. Das will ich zumindest mal ausprobieren in meiner FF-Serie.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Max am 30.08.09, 22:19
Letztendlich ist jeder Einstieg erlaubt, den man haben möchte. Natürlich kann sich die Intention des Autors, der sich selbst beim plattesten, einfachsten Einstieg etwas gedacht hat oder gedacht haben könnte, mit dem für den Gesamttext nützlichen Effekt, den Leser gleich zu binden, reiben.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: SSJKamui am 31.08.09, 18:07
Zitat
Original von Will Pears
Zitat
Original von SSJKamui
Das R�tsel muss dann nat�rlich aber auch wichtig sein. (Zum Beispiel w�hre die morgentliche Frage, wo man den Haust�rschl�ssel hingelegt hat eher ungeeignet f�r ein solches R�tsel.)


Kommt drauf an. Wenn man seinen Fokus auf den \"Sternenflotten/F�derationsb�rger Alltag\" oder auf die Zwischenmenschlichen Crew-Beziehungen (sozusagen FF Soap) legen m�chte, dann w�re die Frage nach dem Haust�rschl�ssel eventuell recht interessant. Das will ich zumindest mal ausprobieren in meiner FF-Serie.


Das hört sich irgendwie interessant an.

Bei Soaps und Sitcoms hast du recht, da kann so ein Anfang durchaus sinn machen. Da geht es ja nicht so sehr ums Fantastische sondern eher um realistische Sachen. Da sollte es aber auch nicht zu \"dämlich\" wirken.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Will Pears am 31.08.09, 19:45
Zitat
Original von SSJKamui
Das hört sich irgendwie interessant an.

Bei Soaps und Sitcoms hast du recht, da kann so ein Anfang durchaus sinn machen. Da geht es ja nicht so sehr ums Fantastische sondern eher um realistische Sachen. Da sollte es aber auch nicht zu \"dämlich\" wirken.


Natürlich nicht und ich w+rde höchstens die suche nach dem haustürschlüssel eröffnen, wenn mein EO mit Kater aufwacht.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: larsen am 17.02.10, 22:28
Hallo,

ich fange ja jetzt ganz neu an mit Fanfiction, sozusagen auf weißem Papier und der Anfang ist wirklich etwas schwierig. Ich dachte mir, der Beginn soll ganz klassisch werden mit der Vorstellung des Hauptcharakters, des Schiffes und der Crew. Auch in dieser Reihenfolge. Hier ist mal ein Teil der Einführung. Könnte man die so lassen?

Planetia Utopia 2381

Schnellen Schrittes eilte Admiral Perez, ein großgewachsener Mensch in den Fünfzigern, durch die Gänge der Raumstation. Immer wieder drehte er seinen Kopf in Richtung der Person, welche ihm nur mit Mühe folgen konnte. „Nun Commander Ericson, ich hoffe sie sind fit für den Dienstantritt und ich überfalle sie nicht mit irgendwelchen Angelegenheiten.“ sagte er nicht ohne ein leichtes Schmunzeln. Perez betrachtete den Commander noch mal genauer während diese leicht schnaufend den Kopf schüttelte.
Laut Dienstakte war Susaya Ericson halb Mensch, halb Vulkanierin wobei die menschliche Seite klar dominierte. Bis auf die spitzen Ohren deutete nämlich nichts auf eine Abstammung von Vulkan hin. Sie war ziemlich klein, gerade mal ca. 1,60 groß und wirkte jünger als ihre 33 Jahre, was vielleicht den vulkanischen Genen geschuldet war. Der Hautton war eher dunkler, wie bei Menschen aus der Mittelmeergegend und sie hatte kurzes dunkelbraunes Haar. Nur die Augen stachen heraus, denn sie waren von einem intensiven Grün. Ihr Verhalten war sehr gefühlsbetont und man merkte eigentlich sofort das sie bei Menschen aufgewachsen war. Als er sie so betrachtete bemerkte der Admiral eine Schramme an der Stirn. Sie hatte wohl auch rotes Blut.
„Hä? Ich meine Nein Sir, natürlich nicht. Ich bin so einsatzbereit wie man nur sein kann.“ bemerkte Susaya mit eifrigem Nicken und einem breiten Lächeln.“ Perez mußte erneut schmunzeln. „Na dann ist es ja gut. Ich dachte schon, sie müßten auf die Krankenstation“ und deutete auf die Schramme.

p.s. Irgendwie sieht die Textformatierung und die Absätze hier im Forum komisch aus. Machte im Schreibprogramm mehr Sinn. 8o
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Alexander_Maclean am 17.02.10, 22:39
Drei Punkte

1. Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn du dir eine Art Projektethread zulegst, anstatt alles über die Threads zu verteilen.

2. Vulkanische Gene sind dominant. Auch wenn sie von der Erziehung eher menschlich ist, sollte sie wenigstens wie Spock grünes Blut haben.

3. Ansonsten ist die Stelle recht dynamisch. was sehr gut ist.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: larsen am 17.02.10, 23:37
Oh stimmt. Ok danke für den Hinweis, ich mache mich gleich ans Werk. Hab da oft ein bißchen Hemmungen gleich etwas Neues aufzumachen, werde es aber prompt nachholen. Das mit den Genen wußte ich gar nicht, aber auch da Danke für den Tipp.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Max am 19.02.10, 11:03
Doch, der Einstieg liest sich ziemlich schön.
Mit der Figurenvorstellung zu beginnen, ist ja ein Klassiker; und auch zurecht. Ich persönlich empfinde diesen legitimen Weg aber als gefährdend, in eine langweilige Monotonie zu verfallen. Als Leser will man natürlich gleich wissen, mit wem man es zu tun bekommt, aber das sollte mMn auch Grenzen haben, denn es braucht ja schon auch eine inhaltliche Ebene, die die Geschichte zumindestens mitträgt - gut, außer wenn es eine Erzählung wird, die sich als Charakterstudie versteht.

Besonders schön finde ich, wie Du mit einer ruhigen Szene einsteigst, aber durch die Wortwahl - gleich am Anfang! - \"Schnellen Schrittes\" nicht nur klanglich ein sehr gutes Händchen bewiesen hast, sondern auch eine angenehme Dynamik in den Einsteig legst.

Naja, und wie im anderen Thread zum Thema \"Hä\" geschrieben habe, bin ich kein großer Fan von der Verwendung starker umgangssprachlicher Elemente oder Häsitationen.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: David am 09.05.10, 21:00
Ich stehe grad selbst mal wieder vor dem großen Problem des Einstiegs in eine Geschichte.


Einleitungen finde ich immer äußerst schwierig, da mir meist nix Originelles einfällt.

Was haltet ihr von folgender Strategie:


Überlegt hatte ich mir folgende \"Struktur\" für die Einleitung:

Ich habe vier Hauptcharaktere und würde diese erstma jeweils in einem kleinen Kapitel kurz vorstellen, ehe ich dann im ersten Hauptteil die eigentliche Geschichte mit Interaktionen, etc. angehe.


=A=

Ist das eine gute Idee?
Würde das euch überzeugen, die Story zu lesen oder ist das ein eher \"suboptimaler\" Einstieg?
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Tolayon am 09.05.10, 21:17
Solange die Beschreibungen spannend und nicht allzu lang sind, ist nichts dagegen einzuwenden...

Ansonsten kann man solche Informationen auch an geeigneter Stelle in der eigentlichen Geschichte bringen, vor allem auch so dass eine andere Person etwas über das zu charakterisierende Individuum sagt, oder dieses sich durch seine eigenen Worte oder Taten ein Stück weit vorgestellt.
Das ist dann aber schon eher etwas für Fortgeschrittene, für den Anfang reicht die Vorgehensweise mit den separaten Kapiteln bei entsprechend sorgfältiger Gestaltung vollends aus.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Alexander_Maclean am 09.05.10, 21:18
Es kommt immer darauf an, WIE du sie vorstellst.

Agieren sie vielleicht mit anderen Nebenfiguren, wodurch ein teil ihrer persönlichkeit klar wird, kann das durchaus funktionieren.

Wenn es aber aber \"nur\" über igrendwelche gedankenspiele wird, dann eher nicht.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: David am 09.05.10, 21:21
Tja, das ist immer eine schwierige Sache.

Teils plane ich, Interaktionen mit anderen Charakteren, teils soll aber auch auf die Beweggründe einer wichtigen Entscheidung im Vorfeld der Geschichte eingegangen werden.

Warum diesen Weg im Leben, etc.

Mit Einleitungen hatte ich schon immer meine Schwierigkeiten, daher dachte ich mir, ist es der einfachste - wenn vielleicht auch nicht der interessanteste - Weg die Geschichte zu beginnen, und meinen Charakteren ein wenig Background zu geben.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Alexander_Maclean am 09.05.10, 21:39
Background ist immer gut.

Aber es ist immer eine Frage, wie man ihn verpackt. Und die kann durchaus Geschmackssache sein.

Ein Bsp:

Zitat

Captain tobias Edwrds betrat die Morning Star. Auf den ersten blick sah man ihm nicht an, dass er vor kurzen sein letztes Schiff verloren hatte. dabei waren 46 Mann der 64 köpfigen bestazung gestorben, darunter auch ein großer teil der Führungsmannschaft mit der Tobias befreudet war.

Doch da Krieg herrschte hatte man den captain nur vier Wochen später ein neues Kommando angeboten. Und er hatte angenommen, sehr zum Ärger seiner Ehefrau.


So hätte ein teil der ersten Morning Star Episode aussehen können.

Tut es aber nicht. Ich \"verschwende\" beinahe die ganze Episode um diesen Weg zu beschreiben.

Was hat es mir eingebracht?
ja, manche haben sich beschwert, die Episode wäre zu nichtssagend während ich dennoch auch Lob für meien gut ausgearbeiteten charaktere bekommen habe.


Ist wie gesagt ansichtssache, aber ich finde, wenn man gewisse Aspekte zeigen kann anstatt sie einfach nur zu erzählen, dann bin ich eher für den ersten Weg.
Deshalb arbeite ich auch gerne mit rückblenden.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: David am 09.05.10, 21:45
Oh ja, mit Rückblenden habe ich i.A. auch gute Erfahrungen gemacht, als ich noch eine eigene ST-FF-Serie hatte.

Danke für die Tipps.
Mal sehen, wie ich das neue Werk angehe.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Max am 11.05.10, 09:29
Der Anfang ist natürlich für eine Geschichte sehr wichtig.
Es ist freilich ein wenig schade, dass Du Dich mit dem Einstieg immer schwer tust.
Ich würde Dir zunächst einmal raten, diese Schwierigkeit spielerisch anzupacken - einfach mal schauen, was Du raus holen kannst... Sorge irgendwie dafür, dass Dir die Überlegungen zum Einstieg leichter fallen. Vielleicht ein wenig experimentieren...
Der zweite Hinweis ist mir persönlich noch wichtiger: Überlege, was Du mit Deiner Geschichte zum Ausdruck bringen möchtest, worum es Dir wirklich geht! Oft haben inhaltliche Ausrichtungen schon Einfluss auf stilistische Merkmale. Für \"gefährlich\" würde ich es halten, \"beliebig\" mit dem Einstieg umzugehen, denn dazu ist der Anfang viel zu wichtig.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Star am 11.05.10, 14:48
Ich bin inzwischen dazu übergegangen, den Anfang als letztes zu schreiben. Ich weiß zwar immer schon wenigstens grob, womit ich anfangen möchte, aber ich beginne lieber mit dem darauffolgenden Kapitel. Man braucht einfach immer ein bisschen, um in eine Geschichte reinzukommen und sich in ihr wohlzufühlen, und der Anfang ist viel zu wichtig, um dort irgendwas dem Zufall zu überlassen. Ich gehe gerne nach der TV-Formel vor: Teaser, Situation/Charaktere vorstellen, etwas spannendes im Mittelteil, bisschen Palaver, großes Finale. (Einfach ausgedrückt :Ugly) Die Vorstellungsphase benutze ich also um reinzukommen, und wenn ich noch immer das Prickeln vom Finale spüre, schreibe ich den Anfang :)
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Alexander_Maclean am 11.05.10, 20:39
@star
das ist auch eine Methode.

Egal jetzt an welcher Stelle einer geschichte man hängt. (außer es ist der Schluss.;) )

Problem dabei ist aber nach meiner Erfahrung, dass die Überarbeitungszeit dadurch erheblich länger wird.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Fleetadmiral J.J. Belar am 11.05.10, 22:22
Ich persönlich bin leider absolut nicht in der Lage, in der Mitte einer Geschichte zu beginnen, da sich bei mir sovieles während dem schreiben ändert und verschiebt und ich noch nie eine Geschichte genau so geschrieben habe, wie sie in meinem Kopf war. Ich ändere permanent alles ab und schreibe auch größtenteils drauflos. Planungen finden eigentlich nur in meinem Kopf ab. Ich bewundere Autoren, die es schaffen, das Ende zuerst zu schreiben. Vom Ende habe ich nur selten ein klares Bild im Kopf. Das Ende ergibt sich eigentlich immer aus dem was davor geschehen ist und deshalb kann ich sowas nicht machen.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Max am 12.05.10, 22:09
Ich glaube der Grund, warum es oft so leicht fällt, in medias res zu schreiben oder gar mit dem Ende anzufangen, liegt darin begründet, dass man so oft weiß, worauf man hinauswill, wo die Sache hingeht.
Und wo man den Anfang setzt, ist schon schwieriger: Was ist Vorgeschichte, was Substanz, was Relevanz?...

Bei stehen auch oft spätere Handlungsmomente zuerst im Vordergrund, wobei ich auch die andere Seite kenne: Bei \"Cherem\" hatte ich die Eingangsszene zuerst.

Aber bei mir ist das Schreiben stimmungsabhängig. Ich kann wissen, was wann passieren soll, aber es geht ja um mehr als nur das Beschreiben einer Szene.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Star am 13.05.10, 02:02
Zitat
Original von Fleetadmiral J.J. Belar
Ich persönlich bin leider absolut nicht in der Lage, in der Mitte einer Geschichte zu beginnen


Ich meinte auch nicht in der Mitte zu beginnen. Sondern nur nicht direkt am Anfang. Kommt aber vielleicht auch etwas auf die Länge der Geschichte an. Bei einer Kurzgeschichte würde ich jetzt auch nichts großartig überspringen. Aber bei einem längeren und gut durchgeplanten Roman fällt es nicht großartig ins Gewicht, wenn man da erst beim zweiten Kapitel ansetzt, durchschreibt und den Anfang als letztes macht.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Max am 13.05.10, 11:09
Zitat
Original von Star
Bei einer Kurzgeschichte würde ich jetzt auch nichts großartig überspringen. Aber bei einem längeren und gut durchgeplanten Roman fällt es nicht großartig ins Gewicht, wenn man da erst beim zweiten Kapitel ansetzt, durchschreibt und den Anfang als letztes macht.

Nuuuuun, also das würde ich eigentlich genau anders herum sehen: Bei einem Roman ist alles nicht nur komplexer, sondern feiner differenziert. Fast immer geht es doch da um die Darstellung einer ganz bestimmten Entwicklung und springt man hier hin und her läuft man viel eher Gefahr die unterschiedlichen Ebenen zu korrumpieren und den gesamten Plotaufbau damit inkonsistent zu machen.
Gut, aber meintest ja auch nicht springen sondern beim zweiten Kapitel ansetzen und dann durchschreiben; das ist ja dann nicht tragisch, schätze ich.
Aber bei eine Kurzgeschichte kann man mMn schon viel freier springen, weil da ja alles sehr überschaubar ist.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: David am 15.05.10, 21:40
Ich hatte mit guten Einleitungen und dem Aufbau einer Geschichte - zumindest in Romanlänge - auch immer meine Schwierigkeiten.

Da habe ich selbst nach Abschluss der Geschichte immer noch mind. 2-3 Tage dran gefeilt.

Ist einfach IMO der schwierigste Part einer Geschichte.

=A=

Allerdings habe ich festgestellt, dass einzelne für sich stehende Kurzgeschichten relativ einfacher zu handhaben sind.
Keine Charaktervorstellungen, keine Situationsbeschreibungen (oder es reicht dafür ein kleiner Absatz aus).

Es geht einem alles viel einfacher von der Hand.

=A=

Jetzt - für mein aktuelles Projekt - ist leider auch wieder ein Pilot nötig.
Ich habe mich zwar entschieden, keine Serie, sondern locker zusammenhängende Geschichten im Stil einer Miniserie draus zu machen, aber um das \"Problem\" Pilotfolge/roman komme ich ja deswegen nicht drum herum.

Bleibt also nur, sich einen vernünftigen Roten Faden einfallen zu lassen und die Geschichte ansonsten drumherum mit dem Schwerpunkt auf den Charakteren (4 an der Zahl) auszuschmücken.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Alexander_Maclean am 15.05.10, 22:13
Beim Anfang stellt sich doch eigentlich drei Fragen, die zum teil in einander verschachtelt sind.

Welches Universum nutze ich?

Wahl 1: Eigenes

Wahl 2: Fremdes (Star Trek, Stargate, herr der Ringe, ...)

******************************************
Was kann ich beim leser vorraussetzen?

Hast du natürlich ein eigenes Universum entworfen, erstmal gar nix.

Bei einen freimden kommt die unterfrage hinzu: Wo ich es poste ich die geschichte?
In einen herr der Ringe Forum kannst du nicht zwangsläufig voraussetzen, dass dein leser wissen was ein Goa\'uld ist.

******************************************
Und die entscheidende Frage

Schneller oder gemächlicher Einstieg?

Kann beides funktionieren

bei einen schnellen Einstieg kannst natürlich gleich volle Möhre loslegen. Ein gemächlicher Einstieg geht dafür mehr auf die vorangegangenen Punkte mehr ein.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Star am 16.05.10, 00:18
Zitat
Original von Alexander_Maclean

Und die entscheidende Frage

Schneller oder gemächlicher Einstieg?

Kann beides funktionieren


Kann auch beides gründlich in die Hose gehen, wenn man es nicht richtig macht - und niemand ist sich je vollkommen sicher,
wie man es überhaupt richtig macht, behaupte ich mal.

Beim schnellen Anfang ist die Gefahr groß, dass man dem Leser den Einstieg in die Geschichte verbaut, oder unnötig schwer macht, indem man ihm zu viel auf einmal präsentiert. Und wenn man es gemächlich angeht, riskiert man es zu langweilen. Diese Sorgen hat man als Autor immer im Hinterkopf und genau deswegen fällt der Anfang ja auch so ungeheuer schwer. Man sagt sich \"Ohje, das ist bestimmt nicht gut genug, und wenn ich am Anfang versage, kann ich mir die anderen dreihundert Seiten - so gute Ideen ich auch habe - gleich schenken, schließlich ist dann keiner mehr da, der das liest.\" Und schon ist man demotiviert.

Wie üblich ist die goldene Mitte das beste - nicht zu schnell, nicht zu gemächlich. Und man braucht natürlich etwas Vertrauen in den unbekannten Leser, dass er nicht gleich die Flinte ins Korn wirft und geduldig mit der Geschichte ist. Ich glaube in dem Punkt unterschätzt man die meisten nämlich etwas.
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Alexander_Maclean am 16.05.10, 09:09
@star
Gut gesagt.

Wobei die Einstiegsgeschwindigkeit auch zum Teil dem genre geschuldet ist. Einen Actiionkracher kann man nicht damit beginnen indem man 20 Seiten über einen Sonnenaufgang schreibt, bei einen Liebesroman (nicht das ich so etwas schreiben würde :Ugly ) kann so etwas durchaus legitim sei9n
Titel: Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: Max am 16.05.10, 10:44
Zitat
Original von David
Allerdings habe ich festgestellt, dass einzelne für sich stehende Kurzgeschichten relativ einfacher zu handhaben sind.
Keine Charaktervorstellungen, keine Situationsbeschreibungen (oder es reicht dafür ein kleiner Absatz aus).

Warum muss bei einer Kurzgeschichte keine Charaktervorstellung (und keine Situtationsbeschreibung) stattfinden? Oder umgekehrt: Warum muss bei einem Roman eine Charaktervorstellung am Anfang stattinden? Der Roman hat doch so viel \"Zeit\", also eher Platz, um alles zu entwickeln, dass man weniger die Notwendigkeit hat, den Lesern am Anfang zu umreißen, mit wem man es zu tun hat.

Zitat
Original von Alexander_Maclean
Schneller oder gemächlicher Einstieg?

Zitat
Original von Star
Wie üblich ist die goldene Mitte das beste - nicht zu schnell, nicht zu gemächlich.

Ich würde gar nicht mal sagen, dass die \"Geschwindigkeit\" des Einstiegs so bedeutend ist.
Ich glaube, am wichtigsten ist es einfach, beim Leser Interesse zu wecken. Als Leser will man doch ein wenig das Spiel zwischen Erfüllung der Erwartungen und der Faszination eines Rätsels haben, das man gleich zu Beginn natürlich nicht lösen kann, von dem man aber spürt, dass der Roman (bzw. die Geschichte) es auflösen wird. Ich sehe das also eher als eine thematisch-inhaltliche als eine stilistische Sache (auch wenn man mit dem Stil natürlich auch viel anstellen kann).

Mit...
Zitat
Niemand hätte in den letzten Jahren des XIX. Jahrhunderts geglaubt, daß unser menschliches Tun und Lassen beobachtet werden könnte; das andere Intelligenzen, größer als die menschlichen und doch ebenso sterblich, uns bei unserem Tagwerk fast ebenso eindringlich belauschen und erforschen könnten, wie ein Mann mit seinem Mikroskop jene vergänglichen Lebewesen erforscht, die in einem Wassertropfen ihr Wesen treiben und sich darin vermehren. Mit unendlichem Behagen schlenderte die Menschheit mit ihren kleinen Sorgen kreuz und quer auf dem Erdball herum [...] Niemand dachte daran, daß älteren Weltkörpern Gefahren für die Menschheit entspringen könnten.

... fängt H.G.Wells\' \"Krieg der Welten\" an.
Und das ist doch genial!
Er fängt doch mit einer Art Verneinung an: Niemand hätte geglaubt... Niemand dachte daran.  Und er fängt mit einem Konjungtiv an:  Niemand hätte geglaubt. Ja was ruft das denn anderes beim Leser - schon nach den neun Worten, nicht erst nach dem ersten (Teil)Satz - hervor, als das Gefühl, das genaue Gegenteil müsse der Fall sein!
Den Rest dieses Einstiegs halte ich für nicht minder gelungen: Es wird bereits so ziemlich alles entworfen, was den Leser im Folgenden erwarten wird - um dennoch in einer Form der Faszination eines Rätsels; mit einem Vergleich bekommt man nur eine vage Ahnung des Fremden, wodurch die spannende Fragen beim Leser gesteigert wird, wie diese andere, gefährliche Intelligenz aussieht.
Ist das nun ein rasanter Einstieg oder ein gemächlicher? Will man da ein Urteil fällen, würde ich sagen: ein gemächlicher - Letztendlich greift doch aber diese Instanz der \"Geschwindigkeit\" nicht so wirklich.
Solange man einen Reiz aufbaut, eine Faszination entfalten kann, ist es doch völlig egal, ob man einen schnellen oder langsamen Einstieg wählt.

Der schnelleste Einstieg wird im Folgenden nicht fesseln, wenn der Ausblick, wenn die Faszination fehlt. Umgekehrt wird ein gemächlicher Einstieg nicht automatisch eine Verbindung zu einer Figur herstellen. Eine gemächliche Beschreibung der Vita des Protagonisten in der Einleitung verspricht nicht automatisch Tiefe; wenn nichts entworfen wird oder der Versuch unternommen wird, den Leser mit einem Charakter durch und durch vertraut zu machen, ist auch nicht viel erreicht, denn neben den Erwartungen will man doch auch Rätsel gestellt bekommen.


EDIT: Kleinere Rechtschreibkorrekturen
Titel: Antw:Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: David am 29.08.12, 11:15
Der Anfang einer Geschichte ist zweifellos immer eine große Herausforderung.
Man überlegt, wie man gleich zu Beginn das Interesse des Lesers wecken kann.

Hierfür gibt es viele Lösungswege aber man kann keinen als richtig oder falsch bezeichnen.

Wichtig ist aber IMO, die Hauptcharaktere kurz vorzustellen (sofern nicht schon in vorherigen Geschichten detailliert erfolgt).

Lange Ausführungen, Erklärungen, etc. sind zumeist schwere Kost und können Leser abschrecken.
Zu kurz sollte die Einleitung allerdings auch nicht sein, da man dem Leser zumindest ein paar Grundinfos geben sollte, damit er überhaupt weis, woran er ist.

Viele Autoren nutzen gerne Beschreibungen der Umgebung, in der die erste Szene stattfindet.
Andere springen auch einfach mitten in eine "laufende Szene" hinein, um sich umständliche, langwierige Erklärungen am Anfang zu vermeiden.

Dennoch sollte man die Bedeutung der Einleitung nicht unterschätzen.
Es verhält sich damit wie bei einem Vorstellungsgespräch für einen Job -> der erste Eindruck zählt.
Titel: Antw:Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: David am 07.03.13, 16:27
Ich habe mir mal einige verschiedene Techniken, einen Roman zu beginnen, durchgelesen.
Was haltet ihr von diesen Einstiegsmöglichkeiten?

Habt ihr noch mehr, eigene gute Einstiege in eine Geschichte?
Natürlich gibt es keine Blaupause, mit dem man eine Geschichte beginnen kann, aber zumindest als Inspirationstips könnte es sinnvoll sein, wenn der eigene Kopf leer ist:

Mitten rein in die Action
Ein Nebencharakter findet sich mitten in einer Gefahrensituation wieder.
(Gefecht, technischer Unfall, etc.)

Die Wunder des Universums
Beschreibung des Weltalls, einer Anomalie, etc.
(Sonnenaufgang in einem Sonnensystem, Sternennebel, Kometen, etc.)

Fremde neue Welten
Beschreibung eines exotischen Planeten
(Wälder, Städte, Himmel, Gebirge, etc.)

Retrospektive
Rückblick auf die letzte Mission oder die Ereignisse der letzten Tage.
(Logbucheintrag eines Charakters, Erinnerungen, Gedanken, etc.)

Aus den Geschichtsbüchern
Beschreibung einer vergleichbaren Szene aus der Vergangenheit
(Lyrischer Vergleich = Platons Atlantis mit einer Raumstation, etc.)

Alltag an Bord
Charaktere gehen alltäglichen – nicht dienstlichen – Tätigkeiten nach
(Offiziersmesse, ein Programm auf dem Holodeck, im Quartier, etc.)

Fantasie oder Wirklichkeit
Die Erlebnisse eines Charakters in einem Traum
(alles mögliche)

Erweiterungen willkommen.
Titel: Antw:Nun geht´s los - Der Anfang
Beitrag von: SSJKamui am 08.03.13, 01:07
Ich hatte häufig den Anfang, wo von irgendeiner extrem schlimmen Katastrophe berechtet wurde, die mit dem Hauptproblem zu tun hatte und schon passiert war. (Also niemand mehr Einfluss auf ihren Verlauf hat.) Durch den Bericht wurde auch die aktuelle Situation vorgestellt und es konnte weiter gehen. Häufig wurde dies von mir Verbunden mit dem Stellen der Haupträtselfrage der Geschichte, die im Verlauf der Geschichte zu lösen versucht wurde.
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