Science Fiction, 3D Modelling & Fan Fiction

FanFiction => Autorentipps => Thema gestartet von: domi1985 am 22.08.11, 20:30

Titel: Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 22.08.11, 20:30
Hallo,
seit längerer Zeit bin ich schon dabei, mir ein eigenes Sci-Fi-Universum auszudenken. Als langjähriger Fan bereitet es mir natürlich großes Vergnüngen, mir eigene Gedanken um den Aufbau einer zukünftigen Welt zu machen. Die meisten Inspirationen kommen aus der Geschichte der Menschheit, aus Soziologie und Politik.
Falls jemand Interesse hat, würde ich meine Ideen hier gerne einmal vorstellen, da ich selbst bislang kaum Erfahrung mit dem Schreiben von romanartigen Texten habe (Erfahrung habe ich eher im journalistischen Bereich). Das ganze ist ein reines Hobbyprojekt, ich hege keinerlei kommerzielle Interessen.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: Mr Ronsfield am 22.08.11, 20:42
Du brauchst nicht um Erlaubnis zu fragen! Mach ruhig, vielleicht können wir ja noch was Konstruktives Beitragen!
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 22.08.11, 20:46
Zu der Rohfassung meines Universums, die heute vorliegt, bin ich eigentlich durch meine Beschäftigung mit der Geschichte der Menschheit gekommen. Fast alle Elemente meiner fiktiven Welt haben ihre Gegenstücke in der älteren oder jüngeren Vergangenheit - z.B. im Römischem Reich, dem Liberalismus des 18. und 19. Jahrhunderts, dem Christentum oder dem Marxismus.
So sollen die Dimensionen des Universums an das Römische Reich der späten Kaiserzeit erinnern - das Durchfliegen des bekannten Weltalls soll mehrere Monate dauern und ein großer Teil der Galaxis ist noch nicht entdeckt bzw. bereist worden. Die Menschen, die in dieser Galaxis leben sehen aber, ganz wie die alten Römer, ihre Welt als "geschlossen" an - die Gebiete des Weltalls, die außerhalb des bekannten Sektors liegen, interessieren nur Forscher und vielleicht Regierungen, die an der Erschließung neuer Rohstoffe interessiert sind, jedoch nicht die durchschnittlichen Bewohner.
Ansonsten handelt es sich um ein klassisches Space-Opera-Setting : Überlichtflüge sind möglich, die Zahl der bewohnten bzw. bekannten Welten geht in die Tausende.
Dieser bekannte Sektor, der auch als der "Menschliche Sektor" bezeichnet wird, ist politisch geteilt :
Auf der einen Seite gibt es das "Transomninion" - den größten Nationalstaat des Sektors, der mehrere Tausend Welten umfasst. Es handelt sich um den mächtigsten Akteur des Sektors, dessen Politik alle anderen Bewohner des maßgeblich betrifft.
Grob gesagt handelt es sich um einen Kollektivstaat. Die Bewohner des Transominions glauben, dass ihr Staat auf eine Prophetin zurückgeht, die vor mehreren Jahrtausenden unter die Menschen trat, um sie in eine bessere Zukunft zu führen. Diese antike Welt war der Legende nach von Ungleichheit, Sklaverei, Kriegen und Armut geprägt und in zahlreiche interstellare Nationen, die teilweise eher Konzerne denn Staaten waren, unterteilt. Der Prophetin gelang es in kurzer Zeit, eine Lehre von Gleichheit, Fortschritt und Revolution zu verbreiten, der sich zahlreiche Menschen anschlossen (im Prinzip eine Mischung aus christlichem Gottesglauben, gepart mit "Technomarxismus"). In der Folge entwickelte sich ein Krieg, der die Nationalstaaten erschütterte, teilweise zerbrechen ließ und aus der Sekte der Prophetin einen eigenen Staat - das Transomninion - werden ließ. Die Prophetin nutzte bei ihrem Feldzug Technologien, die derart weit fortgeschritten waren, dass manche ihrer Gegner die Menschlichkeit ihrer Feindin selbst in Zweifel zogen.
Was in der Folge geschah, ist geschichtlich nicht gesichert - manche denken, dass die Prophetin getötet wurde, andere nehmen an, dass sie "zu Gott" heimkehrte oder sich auf eine lange Reise machte, um Gott zu begegnen. Jedenfalls verschwand sie und ließ ihre Truppen führerlos zurück. In der Folge ebbte die Offensive des Transomninions ab, die verbliebenen Staaten formierten sich neu und teilweise gelang es, die Flotten der verschwundenen Prophetin zurückzuschlagen. Letztlich gelang es, mit dem Transomninion einen Friedensvertrag auszuhandeln, der das Bestehen des neuen Staates sicherte.
Der Plan der Prophetin, der vorgesehen hatte, alle Menschen unter einer Flagge zu vereinen, war indessen gescheitert. Allerdings hatte die Prophetin ihren Jüngern ein Erbe hinterlassen, das in den kommenden Jahrtausenden die Geschichte nicht nur des Transomninions, sondern der ganzen Menschheit maßgeblich beeinflussen sollte - den "Maschinenapostel". Dabei handelt es sich um einen Supercomputer unbekannter Bauart, der angeblich die Form eines kleinen Neutronensterns besitzen soll (genauere Informationen unterliegen der Geheimhaltung) und die Regierung des Transomninions mit Informationen, Analysen und Ratschlägen versorgt. Durch seine unglaubliche Rechenkapazität, die alle anderen Computersysteme des menschlichen Sektors weit übersteigt, trug der Maschinenapostel zum Aufstieg des Neuen Staates maßgeblich bei. Durch ihn war es nicht nur möglich, zahlreiche Gegner politisch auszumanövrieren, das Transomninion konnte auch eine ungeheuer leistungsfähige Planwirtschaft errichten.
- Hier sollte ich vielleicht etwas erklären. Ich bin kein Marxist, der die Schrecken des Kommunismus verharmlosen möchte. Allerdings hat mich die Geschichte des Sozialismus nachhaltig fasziniert und die Historie der Sowjetunion hat mich schon immer gefesselt. Durch meine Arbeit weiß ich, dass manche Informatiker über die Möglichkeit debattieren, durch kybernetische Methoden eine Planwirtschaft zu erschaffen, die die herkömmliche Marktwirtschaft an Effizienz übertrifft. Solch ein "kybernetischer Kommunismus" passte natürlich perfekt in den kollektivistischen, streng egalitären und teilweise totalitären Staat, der mir für das Transomninion vorschwebte - allerdings sollte dieses eben reich und mächtig, nicht arm und verzweifelt wie die ehemalige UdSSR sein - der "Kybernetische Marxismus" - wie ihn übrigens zwei bekannte Informatiker in "Alternativen aus dem Rechner" spannend beschrieben haben - war also für meinen fiktiven Staat die ideale Wirtschaftsform-
Diese Planwirtschaft erlaubte dem Transomninion einen ungeheueren Aufstieg. Die anderen Staaten gelangten wirtschaftlich und militärisch ins Hintertreffen und wurden von der neuen Supermacht abhängig. Zu diesem Zeitpunkt gab es eine Katastrophe, über die nur wenig überliefert ist.
Die Bewohner des Transomninions verloren die Fähigkeit, sich auf natürlichem Wege fortzupflanzen - ihr Staat geriet an den Rande des Untergangs. Für dieses Ereignis gibt es mehrere Erklärungsversuche. Manche glauben, dass der massive Einsatz von Gentechnik und Implantaten zu der Unfruchtbarkeit geführt hatte, andere nehmen an, dass es sich um eine Biowaffe handelte und wieder andere glauben an eine Strafe Gottes, der das Transomninion für die Abkehr vom rechten Weg bestrafen wollte.
Die Lösung für das Problem kam vom Maschinenapostel. Kurz gesagt wurde nun jeder neue Bürger des Transomninions auf gentechnischem Weg erzeugt - alte Institutionen wie die Familie waren somit überflüssig geworden - ihre Funktion in Erziehung und Sozialisation ging an den Staat über. Gleichzeitig wurden die Bürger nun noch "gleicher" - jeder war nach der neu entstandenen Religion nun ein Kind Gottes (zur Welt gebracht durch den Maschinenapostel) in einem Gottesstaat. Gleichzeitig war jeder neue Mensch eine Maßanfertigung - der Maschinenapostel erzeugte neue Menschen nach einem strengen genetischen Anforderungsprofil. Der Staat regulierte nunmehr nicht nur Wirtschaft und Kultur, sondern auch die genetische Disposition der eigenen Bevölkerung. Gleichzeitig gab es eine neue Entwicklung: Die Forscher, die dem Maschinenapostel und seiner Kirche unterstanden, hatten eine Möglichkeit gefunden, das menschliche Leben enorm zu verlängern. Es handelte sich dabei um ein Serum, das regelmäßig verabreicht werden musste und das Leben eines Menschen auf dreihundert Jahre oder mehr verlängern konnte. Gleichzeitig führte es zu einer starken Sucht, die im Falle eines Entzugs fast immer tödlich endete. Diese Entwicklung stellte einen Bruch in der Geschichte des Transomninions dar - seine Bürger wurden nun durch den Maschinenapostel und dessen Kirche gezeugt, Familien existierten nicht mehr, alle Bürger waren durch ihre kybernetische Verbindung mit dem Maschinenapostel lebenslang verbunden, Erziehung und Sozialisation übernahm der Staat nach seinen Wünschen und der wichtigste Punkt : Eine Abkehr vom Transomninion war unmöglich - die Sucht nach dem lebensverlängernden Serum konnte jeden potenziellen Dissidenten innerhalb kurzer Zeit töten.
- Neben diesen dystopischen Elementen gibt es allerdings auch utopische -
Zum einen war und ist das Transomninion eine Kollektivdiktatur ohne große persönliche oder wirtschaftliche Freiheit. Jeder Aspekt des Lebens - von der Ausbildung über die Arbeit bis zu Teilen der Freizeit wird vom Staat kontrolliert. Andererseits hat das Transomninion auch utopische Aspekte. Es gibt keine Armut, keine Not, einen hohen materiellen Lebensstandard und eigentlich niemanden, der sich als unglücklich empfindet.
- Falls es jemanden interessiert : Bei dem Entwurf dieses Staatsbilds ließ ich mich vom Staatsrechtler Carl Schmitt inspirieren, der zwischen dem Totalen Staat der Qualität und Energie und dem Totalen Staat der Dimension unterscheidet. Während der eine die Bevölkerung unter ein gemeinsames, begeisterndes Leitbild zwingt, ist der Totale Staat der Dimension ein Staat, der jeden Aspekt des Lebens reguliert - das Transomninion ist also beides : Total in Qualität und Total in Dimension)-
Trotz dieses Bilds der Einigkeit ist das Transomninion in seiner Führung zersplittert und zerstritten.
An der Spitze des Staates steht die Regierung, die so genannte "Große Loge". Ihr unterstehen wie jeder normalen Regierung auch Ministerien mit verschiedenen Aufgaben, Beraterstäbe und Experten. Ein Parlament gibt es nicht. Der Große Apostel wählt die fähigsten Experten aus und befördert sie in entsprechende Positionen bzw. bildet sie für diese aus. Es handelt sich beim Regierungsapparat des Transomninions also um eine klassische Technokratie. In den Rängen dieser Experten gibt es allerdings Streitigkeiten über den Kurs des Staates : Während die Gruppe der "Hardcoreutilitaristen" denkt, dass der Rest der Menschheit mit Gewalt unterworfen werden müsse, um die Vision der Prophetin Realität werden zu lassen, denken die "Prohumanisten", dass eine pragmatische Politik nottut, die dem Rest der Menschheit seine Freiheit lässt. Zum Zeitpunkt meiner Story radikalisieren sich die "Hardcores" zunehmend und erlangen mehr und mehr Einfluss im Militär. Manche von ihnen sind der Meinung, dass das Transomninion durch seine kybernetischen und genetischen Manipulationen nicht mehr zur restlichen Menschheit gehört und eine eigene Spezies darstellt. Daneben gibt es die Kirche des Maschinenapostels. Sie hat großen Einfluss in der Wissenschaft und verfolgt eigene, verworrene Pläne. Sie steht in ständigem Streit mit der Regierung und führt mit dieser einen permanenten Machtkampf. Durch ihren Einfluss auf den Maschinenapostel hat sie eine mächtige Position. Hohe Ämter in der Kirche können übrigens nur von Frauen begleitet werden.
Die dritte Macht ist das Militär. Da das Transomninion seine Macht zum Großteil seiner militärischen Überlegenheit verdankt, hat es einen gewissen Einfluss auf die Regierung, der es eigentlich untersteht. Seine Mitglieder sehen sich als Elite und Vorkämpfer der "Großen Sache". Ein großer Teil der Wirtschaftskraft des Staates wird zur Aufrüstung verwendet. Somit stellen Flotte und Armee eine Macht da, die permanent modernisiert wird und mit der man immer rechnen muss. Die Regierung zögert meist nicht lange und setzt das Militär überall ein, wo es opportun scheint. Die militärische Zentralplanung und die Beratung der Regierung in militärischen Fragen unterliegt einem Gremium, das eine Art Oberkommando darstellt - STRATEGOCORPS. Seine anonymen Technokraten verfolgen ihrerseits eigene Ziele und planen Kriege teilweise Jahre im Voraus, um sie dann gezielt ausbrechen zu lassen.
Neben dem Transomninion, das ich hier so knapp wie möglich geschildert habe, gibt es natürlich andere Welten.
An das Transomninion grenzen zahlreiche Raumsektoren. Die meisten von ihnen stellen keine geschlossenen Staaten dar, sondern beinhalten zahlreiche Welten mit Einzelregierungen oder Konzernen. Diese Sektoren sind meist mit dem Transomninion verbündet und von ihm abhängig. Dafür profitieren sie von dessen Macht und Wohlstand. Weiter entfernt herrschen andere Zustände. Durch die repressive, manipulative Wirtschaftspolitik des Transomninions sind die meisten alten Staaten zerfallen. Wirtschaftliche Depression und Armut prägen große Teile des Menschlichen Sektors. Piraten bedrängen die Freie Raumfahrt, fast ständig brechen Kriege zwischen um Ressourcen konkurrierenden Welten aus, die dann meist von Söldnerflotten ausgetragen werden (keine einzelne Welt hat die Mittel zum Unterhalt einer Flotte). Während das Transomninion immer wieder Kriege gegen Piraten und Söldner führt, setzt es doch eigentlich alles daran, den Status Quo zu erhalten. An einer wirklichen Befriedung des Sektors hat STRATEGOCORPS keinerlei Interesse. Die permanete Zerrüttung hindert diese Welten nämlich an einer fortschrittlichen Entwicklung - somit bleiben sie immer vom Import von Waren aus dem Transomninion abhängig und liefern diesem im Gegenzug Rohstoffe, was dem Kollektivstaat ermöglicht, seine eigenen Reserven unangetastet zu lassen. Unter diesen Welten befinden sich zahlreiche verschiedene Staatsformen. Von kleinen planetaren Stadtstaaten über künstliche Raumhabitate bis zu planetenumspannenden Gesellschaften.
Manche sind durchaus wohlhabend - andere bitter arm. Noch weiter vom Zentrum des Menschlichen Sektors entfernt liegen dünner besiedelte Gegenden - auch hier gibt es Menschen. Die Situation hier erinnert an die amerikanische Frontier des 19. Jahrhunderts. Primitive Siedlungen werden von rauhen Raumfahrern besucht, hartgesottene Individualisten leben vom lebensgefährlichen Rohstoffabbau im Weltall. Aufgrund der wenigen Rohstoffe hat das Transomninion keinerlei Interesse an diesen Sektoren und lässt sie deshalb in Ruhe.
Auf der anderen Seite, an der Grenze zum Transomninion, erstreckt sich der Ricardo-Sektor. Es handelt sich dabei um die rohstoffreichste Gegend des Menschlichen Sektors. Hier existiert die andere "große Gesellschaft" meines Universums. Das Volk der "Nomaden" - leider ist mir bislang kein klangvollerer Name eingefallen. Die Nomaden durchziehen den Ricardo-Sektor und bauen an verschiedenen Stellen Ressourcen ab. Das All ist ihr natürlicher Lebensraum und sie hausen auf riesigen Schiffen, die teilweise die Ausmaße kleiner Monde haben. Sie sind die einzige Gesellschaft, deren Technologie teilweise an die des Transomninions heranreicht. Viele Menschen sehen in den Nomaden einen positiven Gegenentwurf zu der an Planeten gebundenen Machtpolitik des Transomninions.
Tatsächlich ist die Gesellschaft der Nomaden aber nicht weniger erschreckend, als die des Kollektivstaats. Ihre Ordnung beruht auf einem extrem libertären Weltbild. Ich habe mich hierbei von diversen libertären und anarcho-kapitalistischen Denkern beeinflussen lassen.
Freiheit ist das höchste Gut der Nomaden - allerdings hängt der persönliche Status gleichzeitig absolut vom Vermögen ab. Jeder ist sein eigener Unternehmer - kollektive oder gemeinschaftliche Ideen gibt es nicht. Individualismus und Unternehmertum sind das Ideal der Nomaden. In Extremfällen ist selbst der Verkauf der eigenen Person in die Sklaverei möglich. Extreme Unterschiede prägen demnach ihre Gesellschaft und selbst Rechte sind käuflich. Was existiert ist eine absolute Minimalregierung, die an das mittelalterliche Althing Islands erinnert. Die einflussreichsten Unternehmer und Besitzer der Raumschiffe treffen sich regelmäßig, um ihre Politik zu besprechen. Mehr Staat gibt es nicht und entsprechend kamen sich Nomaden und Transomninion nie in die Quere - bis jetzt. Da beide Gesellschaften um dieselben Rohstoffe konkurrieren, führen sie einen Krieg, der beide Gesellschaften vor die Probe stellt.
Soviel zum groben Rahmen des Universums, in dem sich alles abspielen soll.
Zu der Story kann ich bei Bedarf bzw. Interesse gerne mehr erzählen, falls sich jemand durch diesen Textberg geschlagen hat und immer noch neugierig ist. Grob gesagt soll es um eine Entdeckung gehen, die alles, was die Protagonisten als Wahrheit angesehen haben, infrage stellt. Letzlich soll es auch um die Frage gehen, wieviel Einfluss ein Mensch auf sein eigenes Schicksal hat und ob es möglich ist, trotz ungünstiger oder verzweifelter Umstände ethisch zu handeln. Bei Interesse kann ich auch gerne noch etwas zur eigentlichen Story nachtragen. Vielen Dank für Feedback !
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ToVa am 23.08.11, 00:09
Oh weia... das ist ja ein ganz schön komplexer und umfangreicher Entwurf. Und er liest sich wirklich überraus interessant.

Ich bin nun nicht sicher was oder wo genau Du Feeback erwartest. Es gibt so viele Elemente zu denen man da was sagen könnte (wie lange feilst Du schon an dem Setting?).

Ein Aspekt der mich etwas näher beschäftigt hat, als ich es las, war der des "Neo-Kommunismus". In meinen Augen ist diese "Gesellschaftsform" überholt, da sie auf dem Irrtum beruht alle (Arbeiter) gleich und in ihrer Rolle als Arbeiter zu emanzipieren und sowohl "glücklich" als auch politisch mündig machen zu wollen. Der Grundannahme besteht darin das die Arbeiter Arbeiter bleiben wollen... aber eben genau das wollen sie nicht. Sie vergleichen sich mit anderen, wie alle Menschen, und wollen dann die nächsthöhere Stufe erklimmen. Dem Menschlichen Dasein liegt also das Bedürfnis zu Grunde sich zu vergleichen und dann zu versuchen auf die nächstbessere Stufe zu klettern. Weswegen die Grundprämissen des Kommunismus "Arbeiter" und "Gleichheit" im wahrsten Sinne des Wortes un-menschlich sind und deswegen am Ende nicht funktionieren können. Der Gedanke stammt allerdings nicht von mir, sondern von Egon Bahr... und Deine "Nomaden" überspitzen dieses Prinzip wiederum geradezu. :)

Womit ich persönlich auch in solchen Universen oft Probleme habe sind Krieg, Prophezeiungen, Propheten und Auserwählte. Ich weiß nicht ob es diese Motive bei Dir verstärkt geben wird. Aber irgendwie finden sie sich in fast jedem "grossen" Universumsentwurf... und auch in fast allen grösseren SF Filmen. Irgendwie bin ich das Motiv etwas leid das oft nach dem immer gleichen Muster funktioniert... wenn ich ehrlich bin fällt mir allerdings auch keine wirklich gute Alternative ein, wenn man so einen grossen Wurf plant. Irgendein grosser Krieg und ein Auserwählter Anführer tauchen da irgendwie immer auf.

Bin auf jeden Fall gespannt was da von Dir noch so kommt.  =)

Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 00:54
Vielen Dank für deine freundliche Antwort , ToVa !
Nunja, ich feile eigentlich erst seit einem halben Jahr wirklich an dem ganzen - meist in der Form, dass ich darüber nachdenke oder mir beim Lesen ein Gedanke kommt.
Der Kommunismus an sich ist ja ein überaus komplexes historisches Phänomen - und dabei keineswegs homogen. Was Egon Bahr sagte, das galt und gilt natürlich für den gescheiterten Kommunismus - aber was sagt das über ein SF-Universum aus ? Eigentlich nichts, oder ?
Tatsächlich gibt es inzwischen eine Reihe von Informatikern, die ernsthaft über eine computerbasierte Planwirtschaft diskutieren und diese für machbar halten (dies ist auch die Grundlage für meine Überlegungen). Auch Transhumanisten spielen mit derartigen Gedanken. Man sollte auch nicht vergessen, dass das Transomninion über eine fortgeschrittene Gentechnik verfügt. Vielleicht war es in der Lage, bestimmte Eigenschaften des Menschen nach dem eigenen Gutdünken zu manipulieren ? Offenbar funktioniert Kommunismus in unserer Zivilisation nicht - in welcher könnte er funktionieren und wie würde er aussehen ? Das Transomninion meiner Geschichte bedient sich einer Religion und verschiedener Formen der Biomanipulation - letztlich ist es totalitärer als es die Sowjetunion war - immerhin macht es seine Bürger von einer hochpotenten Droge abhängig. Arbeiter wird es im Transomninion allerdings keine geben - was mir vorschwebt ist eine hochelitäre und hoch technisierte Gesellschaft, in der ein Großteil der Arbeit von automatisierten Systemen erledigt wird - darauf kann ich gerne noch näher eingehen.
"Gleichheit" ist im Transomninion zum einen ein gesellschaftliches Ideal, das eben genau das ist - Ideal - und nicht das ganze Leben bestimmt. Konkurrenz und Ambitionen treiben so einige der Charaktere, die ich mir auf Seiten des Transomninions ausgedacht habe - nur geht es ihnen nicht um Reichtumg und Wohlstand, sondern Macht, Karriere, Ansehen und Prestige. Die Währung des Transomninions ist eben nicht Geld, sondern die soziale Position - und um die wird durchaus gnadenlos gestritten. Die Welt des Transomninions soll eine typische Dystopie sein : Nach Außen erscheint diese Gesellschaf geschlossen, friedlich und utopisch - unter der Oberfläche ist sie zerrissen und von notdürftig verdeckten Gegensätzen geprägt. Politisch mündig ist hier natürlich niemand - von wahrem Kommunismus kann also nicht die Rede sein.
Die Nomaden überspitzen das egalitäre Prinzip des Transomninions natürlich ins Extrem - sie sind von diversen libertären Denkern inspiriert - die durchaus radikal sein können : Ich verweise auf den Ökonomen Walter Block, der sogar die Sklaverei befürwortet.
Grundsätzlich liebe ich soziale Experimente in der SF - und genau das sollen die beiden "Völker" sein - ein Feld für Gedankenspiele. Die erzwungene Gleichheit des Transomninions auf der einen Seite, der maßlose Individualismus der Nomaden auf der anderen. 
Tja, die Dinge die du angesprochen hast, finden sich in jedem großen Universumsentwurf und zu einem gewissen Teil wohl auch in meinem. Es wird sich allerdings in Grenzen halten.
Mir hilft übrigens jegliches Feedback. Ich freue mich sehr darüber, einmal über meine Ideen diskutieren zu können - alle Kommentare sind willkommen. Wenn ich an die Ausarbeitung gehe, werde ich in die entsprechenden Unterforen hier gehen, zunächst geht es mir darum, einen guten Startpunkt auszuarbeiten. Ich kann auch gerne einen knappen Überblick über meine ersten Ideen zur Story selbst posten. Ich finde es jedenfalls super, dieses Forum hier gefunden zu haben. Vielleicht lässt es ja auch meine, in den letzten Jahren etwas verrostete, Star Trek - Leidenschaft aufleben.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: Oddys am 23.08.11, 06:17
Die Story ist afjedenfall hilfreich zum besseren Verständnis. (Auch wenn ich diese ja schon kenne ^^) Ansonsten wären ein paar Absätze im Text hilfreich solche Blöcke lesen sich nicht unbedingt gut.

Was die Star Trek Leidenschaft betrifft, findest du hier eine Menge FanFics, die näher am menschlichen sind. Ansonsten gibt es noch unser Foren-RPG da sind auch noch einige Posten unbesetzt.

Ein weiterer Link um schnell eine bessere Übersicht über das was hier vorsich geht ist: Trekspace Wiki (http://de.trekspace.wikia.com/wiki/Trekspace_Wiki) da steht alles relevante ohne die manchmal inzwischen doch ziemlichen langen Threads auch steht.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 23.08.11, 07:35
@domi1985
Klingt nach einem sehr interessanten, aber auch sehr schwierig umzusetzenden Thema. Solche Geschichten lese ich mitunter sehr gerne - was das Schreiben betrifft, da ist meine Vorliebe eher die Space-Opera.

Hast du schon fertige Werke zu diesem Universum...??

Was die Klischeehaftigkeit von Auserwählten betrifft: Sofern man mit bestimmten, klar definierten, Protagonisten/Antagonisten arbeitet, kann man kaum umhin dieses Klischee zu bedienen, denn selbst wenn einer, oder mehrere, nur vom Schicksal dazu bestimmt sind Besonderes zu leisten, dann sind sie, auf irgendeine Art, auserwählt...
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: SSJKamui am 23.08.11, 09:10
Interessantes Konzept. Noch einer, der sich mit dem Thema Berechenbarkeit auseinandersetzt und Zukunftsprognosen in seiner Geschichte. (Bei mir ist das allerdings etwas anders.)

Zur Philosophenauswahl, ich mag Carl Schmidt eigentlich nicht besonders (und nicht nur wegen denen, die sich auf ihn berufen haben. (nicht nur ein gewisses Regime, sondern teilweise auch Wolfgang Scheuble.)) und zu Marx habe ich eine mehr als zwiespältige Meinung. Zum Einen denke ich, Marx hat zuviel von Hegel übernommen und Hegel hat häufig durchaus üble Sachen gesagt. (Allein schon was Hegel zum Thema Erziehung gesagt hatte finde ich furchtbar.) Dann finde ich die These des "Endes der Geschichte" blödsinnig, egal in welcher Form. (Und ich finde die These hatte schon einige problematische Folgen wie zum Beispiel, das viele Europäer und Amerikaner sich politisch für so perfekt halten, das Fortschritt in ihren Augen immer gleichbedeutend ist mit "Westlich werden". Ich denke, diese Arroganz kann einen relativ blind machen für Gefahren, die einem drohen.) Außerdem finde ich den Ansatz, von den Folgen eines Ereignisses Jahrhunderte später auf irgendeinen Willen eines Weltgeistes zu schließen arg komisch.

Dann finde ich, teilweise ist der Kommunismus ein Widerspruch in sich. Damit keiner Ausgenutzt wird brauchen wir also einen Staat bei dem jeder nur für das Allgemeinwohl arbeitet und seine eigenen Interessen aufgibt, aber so ein Staat würde bedeuten, jeder wird Instrumentalisiert vom Staat. Das heißt also, damit keiner ausgenutzt wird sollen alle ausgenutzt werden.

Ein anderes Problem beim Marxismus finde ich ist ein Problem mit dem Meinungsführer Effekt. Beim Marxismus soll jeder gleiche Macht haben und alles Demokratisch entschieden werden. Das Problem ist, die meisten Menschen tendieren sich Führer zu suchen und zwar bei denjenigen, die mehr Wissen zu haben scheinen bei einer Sache. Diese Leute, die auch üble Demagogen sein können haben automatisch einen Machtzuwachs gegenüber Anderen, was die Gefahr beschwört, das durch die Einführung des Marxismus genau die Herrschaftsverhältnisse in anderer Form wieder eingeführt werden, die man eigentlich abschaffen wollte. (Vergleichbar mit der Handlung von Orwells Animal Farm.)

Dann glaube ich, der Mensch ist hauptsächlich ein Egoist der erstmal auf seinen eigenen Vorteil aus ist und von Natur aus eher auf Durchsetzung, Kampf und Wettbewerb gebürstet ist. Das heißt also, der Kommunismus müsse gegen den Menschen durchgesetzt werden ähnlich wie bei Thomas Hobbes Leviathan Staat. Marktwirtschaft und freier Wettbewerb als andere Form des "bellum omnes contra omnium" entspricht eher dem menschlichen Wesen. Diese Durchsetzung kann eigentlich nur durch harte Strafen und/oder Umerziehung funktionieren und beides würde der menschlichen Freiheit den Gar aus machen.

Außerdem wird mir der Staat im Kommunismus zu mächtig und die Bürger werden in ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zum Staat gebracht und je stärker ein Staat das Leben der Bürger kontrollieren kann/muss, desto mehr werden die Bürger zu Sklaven des Staats. (Ähnlich wie es Friedrich August von Hayek beschrieben hatte in seinem Buch "Die Straße zur Knechtschaft".) Zwar ist der Staat im Kommunismus sehr radikaldemokratisch, aber das muss nicht unbedingt sehr Positiv sein. Zum Einen Mob Herrschaft (die durchaus mehr als Wahrscheinlich ist wenn man bedenkt wie Beliebt Leute wie Sarrazin werden oder an extrem aufgebaute Ängste wie beim Thema "Sexualstraftäter". Wegen sowas glaube ich, wenn in Deutschland direkte Demokratie eingeführt würde wie es viele Wollen würde es hier relativ übel werden.) und zum Anderen gibt es das Problem, das viele Leute nicht vernünftig entscheiden sondern "aus dem Bauch heraus" und deshalb häufig die, die Ahnung von etwas haben überstimmt werden können von Leuten, die eher dem Gefühl der Leute entsprechen. (Außerdem finde ich es mehr als seltsam, dass gerade die, die den Staat am Meisten ablehnen häufig in Form des Marxismus eine extreme Ermächtigung des Staates wollen.)

Wegen dem und einigen anderen Gründen, die aufzuzählen zu Lange dauern würde bin ich gegen den Marxismus. (Ich habe gerade nur einen Bruchteil meiner Argumente eingesetzt.)

Im Bezug auf Computergesteuerte Planwirtschaft, da gab es in der Realität auch mal Versuche in der Richtung in Südamerika, die aber gescheitert sind. (Ich finde gerade den Artikel nicht mehr.)

Trotzdem hört sich dein Plot sehr interessant an. (Und obwohl ich wie gesagt den Marxismus ablehne bin ich ebenfalls fasziniert/interessiert von/an seiner historischen Geschichte. Kalter Krieg war auch sowieso meine "Lieblingsepoche" im Geschichtsunterricht und mein Star Trek Ragnarok Projekt basiert ebenfalls auf dem Kalten Krieg. ) Ich bin sowieso durchaus bereit Gegenmeinungen zu meiner Meinung zu lesen und zu kommentieren. Ich kann mich durchaus einer möglichen kognitiven Dissonanz stellen.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 11:30
Danke, dass du das Konzept interessant findest - das soll es ja auch sein, Interessant. Und keine Staatstheoretische Abhandlung ;-)
Zum Kommunismus : Die Diskussionen um den Kommunismus sind mir durchaus bekannt - auch ich Teile deine Abneigung gegen Carl Schmitt - seine Ideen sind aber durchaus inspirierend, wenn man einen bedrohlichen "Totalen Staat" konstruieren möchte, wie es das Transomninion schließlich ist. Immerhin stellt es in meiner Story den maßgeblichen Antagonisten dar - es geht mir also keineswegs darum, Kommunismus und Marxismus zu verherrlichen. In erster Linie ging es mir darum einen totalitären Staat zu entwerfen, der allerdings besser funktioniert als die Sowjetunion und sich eher sanfter Mittel der Unterdrückung bedient und dabei auch nicht als vollkommen Böse erscheint, sondern durchaus sympathische Ansätze hat.

"Außerdem wird mir der Staat im Kommunismus zu mächtig und die Bürger werden in ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zum Staat gebracht und je stärker ein Staat das Leben der Bürger kontrollieren kann/muss, desto mehr werden die Bürger zu Sklaven des Staats."

Genau das ja der Fall - die Bürger sind sogar das Eigentum des Staates und sehen sich in gewisser Weise auch selbst in einer solchen Position. Deine Argumente gegen den Marxismus teile ich durchaus teilweise - allerdings sollte man Zentralverwaltungswirtschaft und Politik differenzieren. Das Projekt in Chile hieß übrigens Cybersyn und ist nicht gescheitert, sondern wurde zerschlagen - von der Pinochet-Regierung. Diese brachte übrigens die neoliberalen Chicago-Boys ins Land, die diverse marktwirtschaftliche Strukturreformen durchführten und damit großen Teilen der Bevölkerung Arbeitslosigkeit und Armut brachten. Die Chicago-Boys, die von Milton Friedman, einem der führenden Neoliberalen, in Chicago ausgebildet worden waren, hatten kein Problem, sich einer brutalen Militärdikatur anzuschließen. Und das führt uns direkt zu Hayeks Begriff der Freiheit : Tatsächlich sympathisiert Hayek nicht mit bürgerlicher Freiheit oder Demokratie - das anzunehmen halte ich für sehr gefährlich. Hayek glaubt ja bekanntermaßen nicht an die Möglichkeit, eine Gesellschaft zu konstruieren, sondern hält Zivilisation für das zufällige Produkt des zusammenspiels von Individualwissen - Geschichte entsteht bei Hayek ungeplant, spontan. Jeder Eingriff in die Geschichte endet im Totalitarismus und letztlich hat man nur die Möglichkeit, sich unter die Prozesse des Marktes unterzuordnen. Freiheit ist bei Hayek die Freiheit des Marktes - er befürwortet durchaus einen "starken Staat", um die Freiheit des Marktes durchzusetzen. Genau das taten die Chicago-Boys dann in Chile : Sie dienten einer Diktatur, um ein System des Freien Marktes zu installieren. Wobei die Anhänger Hayeks meist den ersten Kategorienfehler produzieren: Sie glauben, dass man Gesellschaften nicht beeinflussen kann oder sollte und drängen doch darauf, dass ein Freier Markt installiert wird - ein Widerspruch in sich. Bei Hayek sind die Menschen nicht Sklaven des Staats, sondern Sklaven des Marktes. Insofern taugt sein Weltbild durchaus auch zur Konstruktion einer Dystopie und ist teilweise in die Nomaden eingeflossen ;-)
Abgesehen davon repräsentiert die Story keineswegs meine politischen Überzeugungen. Ich möchte in erster Linie ein stimmiges, bedrohliches Szenario erzeugen und bediene mich Versatzstücken aus Geschichte und Politik - mehr ist es letztlich nicht.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 11:39
@ Ulimann - Bisher habe ich noch keine fertigen Werke dazu - leider ;-) Ich wollte mich aber bald an die schriftliche Ausarbeitung machen. Deshalb habe ich mich auch hier gemeldet, um mir Kritik, Anregungen und Tipps zu holen. Ich hoffe, ich kann in meinem Urlaub endlich loslegen.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: Tolayon am 23.08.11, 11:40
Interessantes und vielversprechendes Konzept. Da es auf komplett eigenen Gedanken beruht, wäre es auch möglich es kommerziell zu vermarkten.

Zum Thema Kommunismus in der Realität oder anderen möglichen Fiktionen:
Als Staatsform hat er versagt; als Anarchie, in der das Geld abgeschafft wurde wäre er zumindest seinem ursprünglichen Anliegen noch am nächsten, hätte aber als unbedingte Voraussetzung einen neuen, verantwortungsvollen Menschentypus.

Die Gesellschaftsform, die dem heutigen Menschen am ehesten auf den Leib geschneidert zu sein scheint ist der Anarcho-Kapitalismus. Ich persönlich würde ihn in der Praxis derzeit auf jeden Fall als durchsetzungsfähiger als sein kommunistisches Pendant betrachten und als Ausweg aus der gegenwärtigen Staaten- und Finanzkrise beinahe sogar herbeisehnen.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: SSJKamui am 23.08.11, 11:53
Zitat von: Tolayon link=topic=2763.msg121048#msg121048 date=1314096035
Die Gesellschaftsform, die dem heutigen Menschen am ehesten auf den Leib geschneidert zu sein scheint ist der [b
Anarcho-Kapitalismus[/b]. Ich persönlich würde ihn in der Praxis derzeit auf jeden Fall als durchsetzungsfähiger als sein kommunistisches Pendant betrachten und als Ausweg aus der gegenwärtigen Staaten- und Finanzkrise beinahe sogar herbeisehnen.

Genau meine Meinung. (War aber von mir auch zu erwarten, dass ich dem zustimme. ;))
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 12:09
Wenn man bedenkt, dass Anarcho-Kapitalisten wie Walter Block selbst Sklaverei gutheißen, halte ich das für einen bedenklichen Gedankengang. Wenn man bedenkt, dass die Neoliberalen Reformen der 70er, 80er und 90er maßgeblich zur Staatenpleite beigetragen haben, halte ich Sympathien für Anarcho-Kapitalismus eher für verfehlt. Angesichts einer Welt, die politische Steuerungsmöglichkeiten dringend zu benötigen scheint, denke ich nicht, dass der Anarcho-Kapitalismus eine praktikable Lösung für die derzeitigen Probleme darstellt. Generell bin ich eher skeptisch, was angebotsorientierte Theorien angeht und bewege mich dabei auf einer Linie mit Bofinger.
Aber wie gesagt, mir geht es eigentlich weniger um die politische Diskussion in Form von Science Fiction (wie sie ja Ayn Rand, Heinlein, Lem und viele andere betrieben haben) sondern letztlich um ein stimmiges Szenario für ein großes galaktisches Abenteuer - eine Space Opera. Politische Ansätze und eine gewisse Tiefe sollen dabei wiederum nicht zu kurz kommen. Anarcho-Kapitalisten erscheinen ja in Form der Nomaden (wobei ich an diesen noch einiges zu basteln habe - sie sind momentan eher eine Schablone) oder könnten in einer der anderen Gesellschaften vorkommen - es ist ja nicht so, dass mein fiktives Universum völlig bipolar wäre.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 12:21
Und nicht zu vergessen: Es bleibt ja SciFi. Sich wegen des historischen Scheiterns des Kommunismus gegen jede Form des fiktiven Quasi-Kommunismus als Spannungselement zu verwehren, fände ich irgendwie ... fad. Ginge es danach, dann hätte so mancher Autor nie zur Feder greifen dürfen. Übrigens stellt auch der Brite Reynolds eine quasi-kommunistische Gesellschaft in seinen Büchern vor, wenn ich mich richtig erinnere. Allerdings eher als positives Modell, denn als negatives, wie es ja das Transomninion werden soll.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: SSJKamui am 23.08.11, 12:25
Ich habe nicht gesagt, man dürfe nicht über den Kommunismus schreiben. Denkverbote lehne ich auch ab. (Ich habe es vielmehr umgekehrt gesagt, ich bin gerne bereit das zu lesen, obwohl ich selbst den Kommunismus ablehne. Ich bin sogar gewillt eine komplette Antithese zu meiner eigenen Meinung zu lesen.)

Wenn man bedenkt, dass Anarcho-Kapitalisten wie Walter Block selbst Sklaverei gutheißen, halte ich das für einen bedenklichen Gedankengang. Wenn man bedenkt, dass die Neoliberalen Reformen der 70er, 80er und 90er maßgeblich zur Staatenpleite beigetragen haben,

Tut mir leid, aber den Begriff Neoliberalismus halte ich ehrlichgesagt für eine leere, bedeutungslose Worthülse, der gerne von Leuten aus dem linken Spektrum als Kampfbegriff benutzt wird aber nicht wirklich ordentlich definiert ist und deshalb in der Diskussion nicht hilfreich ist. (Ich meine auch, die angebliche existenz eines "Neoliberalismus" impliziert ja eigentlich, das der Liberalismus mal weg war oder besiegt war. Wann soll das denn passiert sein?)
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 12:44
Nunja, so undefiniert ist der Neoliberalismus eigentlich nicht - er bezeichnet - zumindest habe ich es so gelernt - mehrere in sich mehr oder weniger differenzierte Wirtschaftsschulen und Theoriegebäude. Zum einen die Ordoliberalen um Eucken, Rüstow, Müller-Armack und schließlich Ludwig Erhard. Zum anderen den Kreis um Hayek, Mises und Milton Friedman. In der Politikwissenschaft wird der Begriff verwendet und auch in den Wirtschaftswissenschaften findet er Anwendung. Und die wenigsten WiWis stammen aus dem linken Spektrum, das kann ich jedenfalls bezeugen ;-)
Dem Begriff Neoliberalismus wohnt also zunächst keine explizit positive oder negative Konnotation inne, auch wenn - und da gebe ich dir recht - ihn manche als Schlagwort missbrauchen.
Letztlich ist "Neoliberalismus" also so inhaltlich stark oder schwach wie Begriffe wie Klassik und Neoklassik (und auch die Neoklassik bedeutete kein Verschwinden der Klassik), angebots- oder nachfrageorientiert. Es ist der Versuch, abstrakte Ideen und Lehren unter einem Oberbegriff zu vereinen. Übrigens waren die Neoliberalen ihre eigenen Namensgeber - der Begriff wurde, wenn ich mich recht erinnere, von Rüstow vorgeschlagen (es kann aber auch Eucken gewesen sein).
Die Neoliberalen selbst sahen den Liberalismus nach dem 1. Weltkrieg als gescheitert an und somit die Notwendigkeit, ihn neu zu beleben. Auf ihren Treffen schufen sie also zum einen den Begriff selbst, zum anderen einen Minimalkonsens, der die verschiedenen Schulen des Neoliberalismus verband - das geschah übrigens endgültig nach dem 2. WK mit der Gründung der Mont Pelerin Society.
Ich persönlich halte das Operieren mit derartigen Oberbegriffen übrigens für legitim und notwendig. Lehnt man den Begriff des Neoliberalismus ab, so muss man sich zwangsläufig auch von Anarchismus, Kommunismus und Marxismus verabschieden. Gerade letzter beinhaltet ein derartiges Bündel an Theorien und teilweise so widersprüchlichen Denkschulen, dass "Neoliberalismus" trotz aller inhaltlichen Vielfalt geradezu als homogen erscheint.
Man muss sich der inhaltlichen Unterschiede bewusst sein, dann ist es durchaus nützlich, Oberbegriffe zu verwenden. Oberbegriffe - nicht Kampfbegriffe. Ein überzeugendes Pamphlet für Modelle und Oberbegriffe lieferte übrigens Mommsen. Gerade die Geschichtswissenschaft kennt diese Definitionsproblematik ja nur zu gut und die s.g. Alltagsgeschichte, die in den 70ern und 80ern populär wurde zeigte meiner Ansicht nach, dass Geschichte (und jede Sozialwissenschaft) einfach nicht ohne Modelle und weit gespannte Begrifflichkeiten auskommt.
Ich bin aber eigentlich nicht hier, um über Politik zu diskutieren, so interessant es sein mag, sich mit dir darüber zu unterhalten ;-) Was ich noch hinzufügen sollte : Ich bin kein Kommunist oder dergleichen und meine Story soll sicherlich keine Streitschrift für die Planwirtschaft sein (immerhin gibt es ja auch keinen Supercomputer wie den Maschinenapostel). Was mich reizt, ist eher der Entwurf eines Kollektivstaats, der Religion, Staatsmythos und Imperialismus mit einbezieht. Und schlussendlich wird das Transomninion der Antagonist sein, zumindest zum großen Teil.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: Tolayon am 23.08.11, 13:58
Ich für meinen Teil - der ich alles andere als ein Wirtschaftsexperte bin - verstehe die unter dem Oberbegriff "Neoliberalismus" zusammengefassten Konzepte dahingehend, als dass die Privatwirtschaft durch wohlmeinende Handlungen oder Nicht-Handlungen von Staatsregierungen die besten Voraussetzungen für freies Handeln erhält. Gerade dadurch kommt es in der Realität aber zu Vetternwirtschaft, Lobbyismus und vor allem Bildung von Mono- und Oligopolen, die einer freien Marktwirtschaft entgegenstehen.

Ich selbst würde als höchste, mir persönlich erstrebenswerteste Gesellschaftsform in der Tat den Anarcho-Kommunismus betrachten, aber bis dahin scheint die kapitalistische Variante zumindest etwas besser zu sein. Nur die Sache mit der - immerhin nur freiwilligen - Sklaverei geht mir etwas zu weit, das erscheint mir zu rückschrittlich und neo-feudal.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: SSJKamui am 23.08.11, 14:13
OK. Ich entschuldige mich hiermit. Meine Quellen zu dem Begriff Neoliberalismus waren also definitiv falsch. (Bei denen stand das in der Form drin, die ich beschrieben hatte und die Behauptung, einige Liberale hätten den Begriff später selbst übernommen, weil sie den gut Fanden. Und das waren durchaus politisch neutrale Lexika, weshalb ich denen durchaus vertrauen konnte. Außerdem erschien mir dieser Artikel glaubwürdig, weil ich für den Begriff des Neoliberalismus auch mehrere andere Begriffe fand, die durchaus von den Bezeichneten benutzt wurden/werden, während ich den Begriff des Neoliberalismus immer nur in der Kritik daran gehört hatte.) Ich habe eben mal nachgeforscht und fand nur noch eure Version.

 Ich sehe meinen Fehler ein. Danke für die Aufklärung. (Und nochmal sorry, falls ich zu unhöflich klang. Das war definitiv nicht meine Absicht.)
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 15:08
Es gibt durchaus keinen Grund zur Entschuldigung. Ich bin inzwischen zu der Einsicht gelangt, dass ökonomische, soziale und historische Probleme und Fragestellungen oft höchst komplex und miteinander verwoben sind. Historiker, Ökonomen und Soziologen sind selbst Menschen mit Ansichten und Positionen und entsprechend gefärbt sind ihre Texte. Beim wirklich außerordentlich komplexen Thema Neoliberalismus habe ich versucht, mir ein möglichst umfassendes Bild zu machen, indem ich mich zunächst mit einigen "Originalen" wie Rüstow, Mises und Hayek befasste um danach die Sekundärliteratur der Befürworter und Gegner anzusehen. Natürlich bin ich noch lange kein wirklich Experte, was dieses Thema anlangt - es ist in der Tat so umfangreich und Komplex, dass man kaum alle Schattierungen erfassen kann. Allein Hayek wandelte seine Positionen mehrfach ab, sodass man eigentlich einen "frühen" und "späten" Hayek unterscheiden kann. Lexika, selbst Fachlexika sind immer so eine Sache ... ich nutze sie inzwischen nur noch, um mir einen vorsichtigen Überblick über ein Thema zu verschaffen und Literaturverweise zu finden.
Zum Thema Neoliberalismus noch ein kleiner Nachtrag :
Die Neoliberalen um Erhard und seine Stichwortgeber schafften es durchaus, ihre Version des Neoliberalismus - den Ordoliberalismus - in Deutschland zu institutionalisieren. Er erhielt Denkfabriken in Gestalt mehrerer beratender Wirtschaftsinstitute. Erhard hat seine persönliche Variation der Ordoliberalen Schule in "Wohlstand für alle" humorvoll und gut lesbar dargelegt - allerdings zeigt sich bereits hier, dass der Ordoliberalismus sich nicht wirklich durchsetzen würde. Erhard folgte, ganz Politiker, politischen Sachzwängen und so entstand im Deutschland der Nachkriegszeit eher eine Mischwirtschaft (die oft beschworene "Soziale Marktwirtschaft") denn ein ordoliberales System. Der Anteil der staatseigenen Industrieproduktion blieb in der BRD dabei immer gering, bei unter 4% - in Frankreich, England und anderen Ländern lag er bedeutend höher. Somit gelang es den "Ordos" durchaus, einige ihrer Pläne zu verwirklichen.  Insgesamt war das neoliberale Projekt deutscher (rüstwoscher, euckenscher, müller-armackscher) Denkart gescheitert und nahm in der akademischen Landschaft nur noch wenig Raum ein. Hier dominierte sowieso seit den 30ern die nachfrageorientierte Lehre von Keynes - die s.g. Keynesianer. Sie unterschieden sich von den Neoliberalen fundamental - so waren sie für eine expansive Geldpolitik, für staatliche Eingriffe in die Wirtschaft und einen starken Sozialstaat. Keynes Lehre geriet in den 70ern angesichts erster Wirtschaftskrisen unter Druck - und zwar von Seiten der amerikanischen Neoliberalen um Hayek, Mises und Milton Friedman (letzterer unterscheidet sich wiederum ziemlich von Hayek und Mises). Sie forderten eine explizit nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik - der Staat solle keine expanisive Geldpolitik betreiben, nicht in den Markt eingreifen sondern ausschließlich die Preisniveaustabilität garantieren.
Hier muss ich etwas einschieben, was ich am Neoliberalismus nach Mises und Hayek enorm bedenklich finde: Während die wirtschaftspolitisch ähnlich orientierte Neoklassik sich immer aus der Politik raushielt und generell eine sehr mathematisch fundierte Lehre betrieb, arbeitete Hayek nur wenig mathematisch - ähnlich wie Mises. Stattdessen arbeiteten sie eine "Heilslehre" des Freien Marktes heraus, die kaum mathematisches Fundament besitzt und damit schlicht nicht überprüfbar ist. Der Neoliberalismus nach Hayek und Mises ist, so sehe ich das, eine reine Glaubenssache. Zudem ist Hayek der Ansicht, dass keine Erkenntnis von Wahrheit möglich wäre - außer für eine kleine Elite, die Original Thinkers. Diese Thinkers, so denkt Hayek, müssten zwangsläufig zu den gleichen Schlüssen kommen ,wie er. Er schreibt sich somit den Besitz der einzig gültigen Wahrheit zu und verlässt damit sowohl die liberale Denktradition um Mill, als auch den Bereich seriöser Wissenschaft (den er durch fehlendes mathematisches Korsett ohnehin verlassen hat - meine Meinung).
Während nun die Neoklassik explizit keinen Einfluss auf die Politik nehmen will und reine Wissenschaft ist, sah Hayek die Notwendigkeit an, die Gesellschaft nach seinem Gusto zu formen um "den Markt aus den Ketten zu befreien". Zu diesem Zweck entstand die Mont Pelerin Society und über hundert Ableger, die entsprechende Lobbyarbeit betreiben sollten und das bis heute mit großem Erfolg tun - man denke an die Kampagnen der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
Hayek wollte also expliziten Einfluss auf die Politik nehmen und das mit einer Lehre, die vielen als unseriös erscheint. Im jüngerer Zeit wenden sich tatsächlich zahlreiche Ökonomen von neoliberalen Ideen ab.
Neoliberalismus nach Milton Friedman - der s.g. Monetarismus - wurde übrigens in England unter Thatcher, in den USA unter Reagan betrieben. Mit einem fragwürdigen Ergebnis. Das würde uns nun zum Thema Privatisierung führen - worüber wir auch gerne diskutieren können. Was anarchistische Konzepte aller art angeht, bin ich persönlich höchst skeptisch. Bakunins humaner Agraranarchismus ist mir als Modell höchst sympathisch und gäbe es eine solche Gesellschaft, wäre ich wohl der erste, der übersiedelt. Allerdings liegt hier das Problem : Bakunin lebte im 19. Jh und viele andere Anarchismen entstanden auch in dieser Zeit. Ich denke aus verschiedenen Gründen, dass ein Anarchismus im 21. Jh. unmöglich ist. Die komplexen Probleme unserer Welt lassen sich nur durch Regulierung und Regierung lösen, wenn überhaupt. Einen Weg in den Anarchismus gibt es meines Erachtens nach nicht - er bleibt eine sozioökonomische Utopie.
Im Endeffekt halte ich den Neoliberalismus nach Hayek und Mises für eine gefährlich dogmatische, teilweise sogar erstaunlich unökonomische Lehre. Man mag mir widersprechen - ich bin immer offen für Kritik.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 15:18
Übringens hat mich auch Hayek inspiriert, was Transomninion angeht. Dessen Elite sieht sich durchaus als "Original Thinkers", die im Besitz der einzig gültigen Wahrheit sind - als Sozialingenieure. Ich bediene mich beim Entwurf dieser Gesellschaft also nicht nur bei Marxisten und Neomarxisten, sondern auch bei Neoliberalen - die haben nämlich auch einiges zu bieten, das sich zum gruseln eignet ;-)
Von dem mal abgesehen kann ich nur dafür plädieren, den wirtschaftlichen Marxismus (und die daraus entwickelte Planwirtschaft, die teilweise von ganz anderen Leuten als Marx erdacht wurde) vom politischen Marxismus vornehmlich Lenins abzukoppeln. Ganz abgesehen davon, dass der eine wie der andere sich in ein unüberschaubares Wirrwar verschiedener Thesen ausdifferenziert, ist es doch nützlich, zumindest auf dieser auch realpolitisch fassbaren Ebene zu trennen.
Das Transomninion besitzt eine kybernetische Zentralverwaltungswirtschaft - soweit stimmt das mit dem Kommunismus (hierbei habe ich mich von dem Buch "Alternativen aus dem Rechner" zweier marxistischer Informatiker inspirieren lassen). Politisch entspricht es wohl kaum den Ideen Lenins - es gibt einen Regierungsapparat, der vom Aufbau her eher an den amerikanischen erinnert und ansonsten eine ausgesprochene Technokratie darstellt. Daneben gibt es eine mächtige Kirche, die das Transomninion zu einer teilweisen Theokratie werden lässt. Auch das ist ein dem Kommunismus widersprechender Ansatz.
Letztlich existiert noch ein Militär mit Befugnissen bis in die Regierung hinein - keine Ahnung, wo dieses Modell ein reales Pendant hat - vielleicht in der Türkei ?
Daneben gibt es noch den Maschinenapostel, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, wieviel Macht er tatsächlich haben wird. Vielleicht wird seine Position an die des Kaisers im späten Heiligen Römischen Reich erinnern, vielleicht wird er auch bedeutend mächtiger sein - eine Art mittelalterlicher Papst.
Daneben gibt es ja noch ein weiteres Herrschaftselement, das zentral ist. Ich nenne das "Biototalitarismus". Der Staat im Transomninion kontrolliert zum einen die genetische Ausstattung der Bürger selbst und schafft sich damit Personal nach den gegenbenen Anforderungen. Zum anderen obliegt ihm, wie in wirklichen Diktaturen, Ausbildung, Sozialisation und Erziehung - wobei er von der Kirche mit einer entsprechenden Religion versorgt wird. Meiner Meinung nach ein mächtiges Instrument der Zerstörung von Individualität. Und letztlich operiert der Staat des Transomninions mit diversen sehr perfiden Methoden, um seine Bürger an er Leine zu halten - von einer süchtigmachenden, lebensverlängernden Droge über die heimliche Beeinflussung mit Psychopharmaka bis zum Einsatz weiterer manipulativer Technologien. Somit existiert eine orwellsche Gedankenpolizei, die allerdings subtiler und sanfter vorgeht, und Abweichler nur im äußersten Notfall liquidiert.
Wie man sehen kann, ist das Transomninion eher ein Albtraum, denn eine Utopie. Jedenfalls hoffe ich, diesen Eindruck zu erzeugen. Von der perfiden Bösartigkeit dieses Staates hängt für meine Story nämlich eine Menge ab ;-)
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: SSJKamui am 23.08.11, 16:10
Das mit Ordoliberalismus und Sozialer Marktwirtschaft wusste ich auch. Zur Strömung von Hayek, Rand und co war mir bisher auch der Begriff "Libertarismus" oder "Libertrarianismus" geläufiger, den ich auch meistens verwende.

Zum Thema Anarchismus, ich denke sehr ähnlich und habe Skepsis bis Abneigung gegenüber einen Großteil der Schulen. Bei manchen wie dem Ökoanarchismus frage ich mich sogar, ob man die wirklich noch als Anarchisten bezeichnen kann, so viel Kontrolle wie die teilweise verlangen.

Ich finde es jedenfalls cool, dass hier im Board mit dir jetzt neben mir noch jemand ist der Geschichten aufbaut auf Philosophie in dieser Art. (Ich beschäftige mich in Geschichten allerdings ehrlichgesagt lieber mit Existenzphilosophie dabei als mit politischer Philosophie. Ich muss zugeben, dies führt häufig zu einigen "gestörten" Protagonisten, um es mal so zu formulieren.)
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 16:46
Allerdings, mich freut das auch sehr !
Hmm...ich würde Hayek nicht unbedingt zu den Libertären zählen. Rand gehört ja zu den Minarchisten, die sich wiederum mit den Anarcho-Kapitalisten streiten.
Meine Beschäftigung mit Wirtschaft hat mich allerdings zum Keynesianer werden lassen und ich bin inzwischen der Überzeugung, dass eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik zur Krise führen muss. Die Wirtschaftspolitik muss höchst pragmatisch sein und sämtliche Instrumente einsetzen - die Festlegung auf eine dogmatische Angebotspolitik ist verfehlt.
Eine Gruppe von Ökoanarchisten soll in meiner Story übrigens ebenfalls vorkommen - sie soll an die "Earth First!" -Bewegung erinnern und wird vom Transomninion als terroristisch verfolgt. Immerhin ist dieses nicht zuletzt technophil.
Existenzphilosophie ist natürlich auch ein interessantes Feld, auch wenn ich leider gestehen muss, dass ich in dieser Hinsicht nicht sehr belesen bin.
Wie sieht dein Universum denn aus oder entwickelst du deine Ideen vor dem Hintergrund von Star Trek ? Star Trek bietet ja immerhin die Möglichkeit, eine Vielzahl von Zivilisationen vorzustellen und zB durch eine Begegnung mit Starfleet zu kontrastieren.
Allerdings soll dieses Universum nur den Hintergrund für meine Story liefern - letztlich handelt es sich um eine klassische Space Opera und die meisten Charaktere stammen weder aus dem Transomninion noch aus dem Nomadenvolk. Gerade mit der Entwicklung der Story habe ich momentan so meine Sorgen - vielleicht soll ich sie hier mal vorstellen ? Dabei könnte ich Tipps von erfahrenen Hobbyautoren wirklich gut gebrauchen.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: SSJKamui am 23.08.11, 17:28
Wie sieht dein Universum denn aus oder entwickelst du deine Ideen vor dem Hintergrund von Star Trek ? Star Trek bietet ja immerhin die Möglichkeit, eine Vielzahl von Zivilisationen vorzustellen und zB durch eine Begegnung mit Starfleet zu kontrastieren.
Allerdings soll dieses Universum nur den Hintergrund für meine Story liefern - letztlich handelt es sich um eine klassische Space Opera und die meisten Charaktere stammen weder aus dem Transomninion noch aus dem Nomadenvolk. Gerade mit der Entwicklung der Story habe ich momentan so meine Sorgen - vielleicht soll ich sie hier mal vorstellen ? Dabei könnte ich Tipps von erfahrenen Hobbyautoren wirklich gut gebrauchen.

Also, meine Star Trek Sachen sind relativ unterschiedlich. Ragnarok ist eine klassische Space Opera mit Military Science Fiction Elementen. Es hat auch einen teilweise lächerlich großen Zeitraum. (Die Zeitspanne der relevanten Ereignisse erstreckt sich über Milliarden (!) Jahre. ) Meine erste Episode war bisher nur Action um die Situation vorzustellen und zu sagen, wie Gefährlich die Kriegsparteien sind. Die nächste Episode wird erstmal darum gehen, wie der Protagonist sein Schiff kriegt. Soviel mit Politik ist da zuerst nicht drin. Das wird aber demnächst noch kommen.

Mein anderes Projekt, Dimensional Prophecy of Zohar befindet sich gerade in der Umstrukturierungs-/ Wiederaufbauphase nachdem es zuerst ein relativ großer Flop war.

 Du findest viele Plotinfos etc. zu meinen Fanfics und zu vielen Fanfics von anderen Boardmitgliedern hier in unserem Wiki: http://de.trekspace.wikia.com/wiki/Trekspace_Wiki (http://de.trekspace.wikia.com/wiki/Trekspace_Wiki)

Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 23.08.11, 17:34
Dazu habe ich einige konkrete Fragen

- Worum soll es in der Geschichte überhaupt gehen (Kurzbeschreibung)?
- Wie weit ist dein Exposé für die Geschichte (Epos)?
- Wie möchtest du veröffentlichen? (Kapitel - Bände)?
- Wer ist der Protagonist (Antagonist)?
- Was treibt die Personen zu ihren Handlungen an (Stichwort: Motivation)?
- Konzentrierst du dich auf die Details im Großen Ganzen...
- ...oder möchtest du das große Ganze beschreiben, und die Figuren sind austauschbar?
- Welchen Zeitrahmen (in der Geschichte) hast du geplant?
- Welches Tempo für die Geschichte schwebt dir vor (Pro Kapitel/Band nur wenige Tage, oder mehrere Wochen/Monate/Jahre)?
- Auf wie viele Seiten - Kapitel - Bücher ist die Geschichte ausgelegt?
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 17:59
Vielen Dank für euer Interesse ! Ich freue mich wirklich sehr, dass ich hier einen so interessierten Kreis von Leuten gefunden habe, die mein Hobby teilen. Zu meinem Expose folgendes. Es handelt sich um eine sehr grobe und knappe Zusammenfassung der Handlung, die zunächst im Mittelpunkt stehen soll.

Zunächst ist die Ausgangsposition die, dass das Transomninion gerade seinen ersten Krieg gegen die Nomaden beendet hate. Der Krieg dauerte mehrere Jahre und endete gegen den Willen des Militärs und der Hardcoreutilitaristen, die ihn lieber ausgefochten hätten, in einem Waffenstillstand. Die Nomaden haben sich besser geschlagen, als das Oberkommando des Transomninions angenommen hätte - sie waren in der Lage, sich an die überlegene Kriegsmaschine ihres Feindes anzupassen, mussten aber auch selbst massive Verluste einstecken und dem Transomninion einige wichtige Ressourcenfelder überlassen. Die Befürworter des Friedens im Transomninion sehen nun die Möglichkeit für einen dauerhaften Frieden, tatsächlich ist der Waffenstillstand jedoch nichts weiter, als ein Winkelzug von STRATEGOCORPS, das zunächst die Erfahrungen des Krieges auswerten und neue Taktiken entwickeln möchte, um dann besser gerüstet in den zweiten, endgültigen Krieg zu ziehen und die Nomaden zu vernichten. Eine der Hauptpersonen auf Seiten des Transomninions und gleichzeitig eine wichtige Antagonistin ist eine hochrangige Strategin der Raumflotte. Sie ist das, was man sich unter einer typischen Karriereoffizierin vorstellt: Berechnend, intelligent, zielstrebig und ehrgeizig. Tatsächlich hat sie die Laufbahn schneller absolviert, als die meisten anderen Offiziere und gilt als bedeutendes Nachwuchstalent von STRATEGOCORPS. Sie gehört zu einem Think Tank der Hardcoreutilitaristen, der die derzeitige Politik des Transomninions für verfehlt hält und einen harten außenpolitischen Kurs einschlagen, im späteren Verlauf sogar die Regierung übernehmen möchte (davon weiß die Strategin jedoch zunächst nichts). Auf der anderen Seite ist sie jedoch eine Außenseiterin, denn sie ist nicht, wie alle anderen Bewohner des Kollektivstaates, ein Spross des Maschinenapostels sondern wurde als Kind von STRATEGOCORPS aufgrund ihrer besonderen Eignung adoptiert. Von ihren Ausbildern wurde sie permanent diskriminiert und von vielen anderen Offizieren wird sie noch immer als Bedrohung wahrgenommen.
Was ich bislang noch nicht geschildert habe: Ein wichtiger Teil meines Universums sind die "Großen Alten". Auf zahlreichen Planeten finden sich Relikte einer verschwundenen Zivilisation - riesige, verlassene Bauwerke und Konstruktionen aus einem unbekannten Material und manchmal technische Anlagen, die niemand bedienen kann. Um die Erschaffer dieser Relikte ranken sich zahlreiche Legenden - manche glauben, dass es sich um die Überreste einer weit fortgeschrittenen menschlichen Zivilisation handelt, andere halten sie für die Hinterlassenschaft von Aliens. Es existiert sogar ein Todeskult, der der Ansicht ist, dass es sich um eine Kultur handelte, die ausgelöscht wurde, weil sie ihre Technologie verantwortungslos einsetzte und es dem Transomninion mit seiner Gentechnik einst genauso ergehen wird (natürlich wird dieser Kult vom Transomninion als terroristisch verfolgt).
Eine Gruppe von Verschwörern im Transomninion glaubt jedoch, dass diese Artefakte Teil eines Plans der Prophetin waren, den sie nicht mehr umsetzen konnte. Es soll sich ihrer Ansicht nach um ein Energienetz handeln, das es der Menschheit erlauben würde, auf eine höhere Ebene der Evolution überzugehen und alle Nöte des materiellen Raumes hinter sich zu lassen. (Diese Gruppe von Verschwörern glaubt an eine Heilslehre, die der antiken Gnosis ähnelt).
Die Verschwörer setzen alles daran, mehr über die Artefakte zu erfahren und gehen dafür auch bedingungslos über Leichen - sie sehen sich ja auf der Seite des Guten. Nach dem Plan der Verschwörer wäre es möglich, die Artefakte durch einen "Genetischen Schlüssel" zum Einsatz zu bringen. Die Gruppe der Verschwörer verfügt tatsächlich über eine unvollständige genetische Probe der Prophetin. Mit ihrer Hilfe versuchen sie ein Klon der Prophetin herzustellen, das dann in der Lage sein soll, die Artefakte in Funktion zu setzen. Um ihren Plan in die Tat umzusetzen, entführen die Verschwörer im ganzen menschlichen Sektor Menschen, um ihnen das Erbgut der Prophetin zu implantieren - quasi nach dem Trial-and-Error-Prinzip und mit Auswirkungen, die der Story einen gewissen Horroranteil verleihen.
In den letzten Jahren zeigt sich eine erhöhte Aktivität der Artefakte, was die Verschwörung glauben lässt, dass sich ein Zeitfenster zu Ende neigt, in dem die Artefakte einsetzbar sind - entsprechend intensivieren sie ihre Anstrengungen, das Erbgut der Prophetin zu vervollständigen. Zu diesem Zweck instrumentalisieren sie auch die Regierung des Transomninions selbst und nehmen mehr und mehr Einfluss auf Militär, Kirche und Staat.
Allerdings gibt es auch eine Art Gegenverschwörung - eine Gruppe von Wissenschaftlern, die an den Experimenten der Verschwörung beteiligt waren oder sind und sie für unethisch und gefährlich halten. Zu dieser Verschwörung gehört ein Arzt, der auch weiß, auf welchem Weg die Kirche das lebensverlängernde Serum gewinnt. Die Entwickler des Serums fanden auf einem weit entfernten Planeten eine außerirdische, empathische und nahezu unsterbliche Spezies und entdeckte die Möglichkeit, aus dem Nervensystem dieser Lebewesen das Serum zu gewinnen. In der Folge entführte das Transomninion sämtliche dieser Lebewesen von ihrem Heimatplaneten und begann ein Zuchtprogramm um immer größere Mengen des Serums für die immer süchtigere Bevölkerung zu gewinnen. Die Bevölkerung des Transomninions weiß nichts von dieser Praxis und nur eine kleine, elitäre Gruppe von Wissenschaftlern führt die Gewinnung des Serums durch. Der Arzt war von der Praxis so schockiert und abgestoßen, dass er überlief, als ihm die Gegenverschwörung die Chance bot. Tatsächlich ist es so, dass die Gewinnung des Serums immer schwieriger wird, da die Lebewesen durch die lange Gefangenschaft verändert wurden und immer aggressiver und gefährlicher werden - das goldene Zeitalter der Langlebigkeit könnte also bald enden und dem Transomninion eine fundamentale Existenzkrise drohen. Der Arzt glaubt, dass man die Öffentlichkeit über die Hintergründe des Serums informieren muss, damit die Gesellschaft des Transomninions sich auf eine Zeit nach dem Serum einstellen kann - das will die Kirche natürlich um jeden Preis verhindern.
Die Story wird sich letztendlich um eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen auf der Flucht vor etwas drehen :
Der Arzt flieht, weil er als Gegenverschwörer enttarnt wurde (er bedient sich dabei einer Technologie, die die Sucht vom Serum unterdrücken kann und deren Verbreitung Kirche und Regierung um jeden Preis stoppen möchten).
Ein Elitesoldat des Transomninions, der eigentlich ein synthetischer Mensch (eine Art Blade-Runner-Androide) ist und das auch weiß, flieht mit einem Kind, das er retten möchte, aus einem Labor der Verschwörung, um irgendwie Kontakt mit der Gegenverschwörung aufzunehmen. Hier sehe ich schon zwei sehr gegensätzliche Charaktere : Auf der einen Seite der elitäre Wissenschaftler, der sein ganzes Leben wohlbehütet an Universitäten und in Labors zugebracht hat - der typische Bürger des Transomninions - eine Person, die nie wirkliche Probleme hatte und nun urplötzlich mit dem rauhen Leben außerhalb des Transomninions konfrontiert ist und dabei immer wieder mit seinem Schicksal hadert - eigentlich hätte er ja "den Nobelpreis kriegen können". Auf der anderen Seite ein Android, der sich mit seiner Nichtmenschlichkeit auseinandersetzen und einesehen muss, dass alles, wofür er sich eingesetzt und woran er geglaubt hat, eine Lüge ist. Gleichzeitig ist er permanent auf der Flucht vor den Killern der Regierung und der Kirche und muss ein autistisches Kind beschützen. Er ist aber auch ein klassischer Elitesoldat - pragmatisch, mutig und natürlich ein überragender Kämpfer, wenn es drauf ankommt. Hinzu kommt, dass der Mann, der ihn jagt, sein "Bruder" ist - ein synthetischer Mensch und Elitesoldat der Regierung, dessen Charakter jedoch das genaue Gegenteil zu dem des Flüchtigen ist: Eiskalt und nicht zu Mitleid fähig. Dabei sind beide eigentlich baugleich und tragen somit ein gemeinsames "Erbe". (Beim Entwurf der "Synthetischen Soldaten" habe ich mich natürlich bei Terminator insprieren lassen, allerdings sollen sie noch gefährlicher sein und über Waffen wie Mikrowellen, Hitzestöße und Giftgas verfügen, dabei aber wie der Terminator nahezu unzerstörbar sein und gleichzeitig einen menschlichen Charakter besitzen). Eine weitere wichtige Person wird eine junge Frau sein, deren Herkunft unbekannt ist - sehr wahrscheinlich wird es sich um das vielversprechendste Experiment der Verschwörung handeln, dem die Flucht gelang. Entsprechend hartnäckig wird sie vom Transomninion verfolgt. Während der gesamten Story soll die geheimnisvoll und mysteriös bleiben. Ein weiterer Charakter wird ein Rebell bzw. ein "Terrorist" sein.
Es handelt sich um den wohl gebrochensten unter meinen Charakteren. Sein Heimatplanet vergfügt über ein seltenes Metall, das ihn einst zu einer der reichsten Welten außerhalb des Transomninions machte. Die Eltern dieses Charakters gehörten zu den Anhängern einer demokratischen Revolution, die das Königshaus, das den Planeten beherrschte beseitigte und versuchte, eine freie Staatsordnung zu etablieren. Dabei wurde ein Teil des Königshauses ermordert, die Thronfolgerin wurde in die Verbannung vertrieben. Von dieser Verbannung aus formierten die vertriebenen Adligen eine Konterrevolution und ein Bürgerkrieg brach aus. Der "Rebell" gehörte damals zu denen, die auf der Seite der Demokratie kämpften. Die Demokraten erhofften sich die Hilfe des Transomninions, dieses stellte sich jedoch auf die Seite der adligen Konterrevolutionäre (ganz im Gegensatz zur sozialistischen Staatsdoktrin) - aus dem Grund, dass diese ihnen die alleinige Lizenz zum Abbau des Metalls gewährten. Nach der Konterrevolution wurden die Eltern des Rebells exekutiert - seine Geliebte wurde in ein Gefängnis (das Gefängnis ist ein Gefängnismond) geworfen und er vor die Wahl gestellt : Die Aufenthaltsorte seiner Freunde zu verraten und selbst in die Verbannung zu gehen oder den Tod seiner Geliebten mitanzusehen. Obwohl die Frau ihn darum bat, ihre Freunde nicht zu verraten, gab er ihre Position preis und besiegelte damit das Ende der Widerstandsbewegung. Die Frau wurde eingekerkert, er selbst ging von Selbstvorwürfen zermartert in die Verbannung und schloss sich verschiedenen Rebellionen an.
Ein weiterer Charakter ist ein Söldner. Er wuchs in einer Raumfahrerarmee auf und kämpfte in zahllosen Kriegen, wobei ihn sein Auftraggeber nie interessierte - er kämpfte für Diktatoren, Konzerne - jeden, der genug Geld hatte und Loyalität empfand er nur für seine Kameraden.
Als er etwa 20 war, schloss sich seine Söldnertruppe plötzlich dem "Piratenkönig" "Kormok von Thela" an.
Hier ist ein kleiner Exkurs nötig - Kormok von Thela war eigentlich ein Bergbauingenieur und ein durchschnittlicher, freundlicher Mensch. Bei seiner Arbeit stieß er eines Tages auf einen schwarzen, kleinen Kubus - ein Artefakt der "Großen Alten". Im Lauf der Zeit ergriff das Artefakt (Das Transomninion untergliedert die Artefakte nach Gefährlichkeit und Aktivität - dieses Artefakt war sehr gefährlich und sehr aktiv) Besitz von ihm - er wurde wahnsinnig und begann mithilfe des Artefakts (unter dessen Einfluss und mit seiner Beratung) eine Söldnerarmee aufzubauen, die bald einen ganzen Sektor tyrannisierte.
Der Söldner-Charakter wusste bald, dass die Sache schlimm enden würde, sein Anführer wollte davon jedoch nichts wissen. Zeitgleich verliebte sich der Söldner in eine seiner Kameradinnen und plante, aus dem Geschäft auszusteigen. Zu diesem Zeitpunkt beschloss das Transomninion, dem Treiben von Kormok und seiner Armee ein Ende zu bereiten. (Gegenüber der Öffentlichkeit, um Kormoks Grausamkeiten zu beenden, eigentlich, um in den Besitz von seinem Artefakt zu kommen).
Das Transominion begann einen "Polizeieinsatz" gegen Kormok, der sich bald in einen regelrechten Krieg ausweitete, da Kormoks Artefakt praktisch über jeden Schritt des Transomninions bescheid wusste. Schlussendlich wurde in einer Schlacht die Flotte von Kormok zerstört, die Geliebte des Söldners starb - er selbst kam mit einem Jahr Zwangsarbeit davon und hasst das Transomninion seither, da er es für den Tod seiner Geliebten verantwortlich macht.
Eine weitere wichtige Rolle spielt ein junger, aufrichtiger Journalist, dessen Eltern von Kormok von Thela getötet wurden und der im Transomninion ausgebildet wurde - und deshalb zunächst ein positives Bild dieses Staates hat. Er ist auf der Suche nach seiner Frau, die im Krieg des Transomninions gegen die Nomaden Kriegsberichterstatterin war und seither vermisst wird.
Auch eine Piratin, die im Lauf der Handlung damit konfrontiert wird, die Tochter Kormoks zu sein, nimmt eine wichtige Rolle ein.
Daneben gibt es ein geschiedenes Ehepaar von Raumfahrern - sie sind Händler und teilen sich das Schiff - müssen also trotz Scheidung zusammen arbeiten. Eine wichtige, zunächst aber schleierhafte Rolle nimmt ein Mann ein, der zunächst ein heruntergekommener Säufer zu sein scheint. Er stellt sich als womöglich Unsterblicher heraus, der uralt ist und womöglich sogar die Prophetin selbst kannte - er hat aber durch ein Ereignis sein Gedächtnis verloren und gewinnt es erst im Laufe der Zeit wieder. Natürlich würde das Transomninion in gerne in die Finger bekommen - zum einen, weil die Kirche niemanden dulden kann, der die Prophetin kannte (immerhin könnte es den Staatsglauben erschüttern), andererseits, weil seine Unsterblichkeit vielleicht den Schlüssel zur Lösung des Serum-Problems bietet.
Im Grunde nimmt die Handlung ihren Lauf, indem die Charaktere durch verschiedene Ereignisse aufeinander treffen und gezwungen sind, trotz ihrer Differenzen zu kooperieren, um zu überleben. Das alles spielt sich vor dem Hintergrund der Verschwörung und der Gefahr eines neuen Kriegs zwischen Transomninion und Nomaden ab. Im Laufe der Zeit wachsen die Charaktere zu einer Art Familie zusammen, bewähren sich gegen verschiedene Gefahren, verlieben sich teilweise (Söldner und Rebell, die sich ohnehin nicht mögen, sogar in die gleiche Frau) und lernen mehr über die Hintergründe der Verschwörung, die Großen Alten, ihre eigene Vergangenheit, die wahren Pläne des Transomninions und den unschätzbaren Vorteil, Freunde zu haben, auf die man sich verlassen kann. Es handelt sich also im Prinzip um eine Space-Odyssee. Während die Charaktere am Anfang nur versuchen, zu überleben und permanent auf der Flucht sind, werden sie später selbst zu Akteuren und nehmen Einfluss auf das Geschehen - jedoch haben auch ihre die verschiedenen Charaktere unterschiedliche Ansichten darüber, was man tun sollte. Es gibt noch zahlreiche weitere Charaktere und Nebencharaktere, auf die ich hier nicht im detail eingehen will. Grundsätzlich soll sich die Handlung also an verschiedenen Fragen (auf dere Antwort mit Spannung hingearbeitet wird) festmachen : Z.B. wer die Charaktere in der Vergangenheit waren, welche Pläne die Verschwörer verfolgen, von wem die Gegenverschwörung ausgeht, wer die Prophetin war etc.
Dabei sollen die Informationen über das Universum immer wieder in die Handlung einfließen.
Die Nomaden werden wohl zunächst eher eine Nebenrolle spielen : Die Helden werden mit ihnen auf ihrer Flucht zusammenstoßen und dann mit der nach ganz eigenen Regeln funktionierenden Gesellschaft derselben konfrontiert sein.

Ich schätze, dass mir eine kapitelweise Veröffentlichung eher liegen würde. Da ich ein, von journalistischen Texten abgesehen, eher unerfahrener Autor bin, wäre das wohl leichter zu handhaben.
Die Protagonisten sind, wie bereits im Expose dargestellt, eine recht bunt gemischte Truppe. Die zentralen Antagonisten sind besagte Karriereoffizierin und ihr Stab, sowie einige weitere Charaktere aus dem Transomninion.
Es gibt also doch einige Charaktere.
Die Motivation ist zunächst simpel: Reiner Sachzwang (der Wunsch zu überleben bzw. dem Transomninion zu entkommen) bzw. Geld (die beiden Raumfahrer). Später kommen Motivationen wie Rache, Liebe und die Suche nach Wahrheit dazu.
Ich favorisiere eigentlich Autoren, die sich auf die Details konzentrieren und das "Große Ganze" subtil einfließen lassen - Reynolds ist da ein Meister, finde ich. Ich wage aber zu bezweifeln, dass ich seine Könnerschaft auch nur annähernd erreiche. Dennoch ist das Detail das Ziel. die figuren sollen keinesfalls austauschbar sein.
Der Zeitrahmen soll sich insgesamt über einige Jahre erstrecken.
Das Tempo wird wohl ein sehr gemischtes sein, wie ich es momentan sehe.
Über die Länge kann ich momentan leider noch nicht viel sagen, so weit sind die Planungen noch nicht gediehen.


Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 23.08.11, 18:31
Okay - jetzt sehe ich schon klarer.
Du hast den Hintergrund bereits recht klar definiert - allerdings denke ich, dass es noch kein wirkliches Exposé gibt - für mich wäre das eine Art Drehbuch, mit Schlüsseldialogen, und Erlebnissen der Figuren, dazu eine detailierte Ausarbeitung der Figuren, inklusive Namen und zumindest groben Lebenslauf. An diesem Punkt scheinst du im Moment noch zu arbeiten.

Auch ich bevorzuge in meinen Geschichten die Details und beschreibe die Geschichte gerne anhand von Einzelschicksalen. Die eher monumentale Form der Erzählung versuche ich zu vermeiden, soweit das geht.

Die Motivation der Figuren scheint mir im Moment wirklich noch sehr simpel - da sollte man noch etwas feilen IMO. Dabei muss es sich nicht immer um persönliche Gründe handeln - das kann auch eine Folge der beschriebenen Umwelt sein, in die eine Figur hinein geboren wird.

Fest steht eins: Wenn du zu schreiben beginnst, bevor du selbst weißt, wie die Geschichte am Ende ausgeht, dann wirst du spätestens nach 4-5 Kapiteln ins Schleudern kommen.
Ähnliches gilt für das Arbeiten ohne Exposé für die einzelnen Abschnitte. Die ersten dreißig Seiten funktioniert das - aber dann folgt das große Äh...

Und auch an dich mein Standard-Rat: Fange besser nicht mit einem zu großen Projekt an. Die meisten ambitionierten Projekte scheitern nicht am Unvermögen der Hobby-Autoren, sondern an der schieren Größe des Projekts.
Gerade am Anfang, wenn man noch bis in die Haarspitzen motiviert ist, denkt man oft: "Ich knalle den Leuten ein Werk hin, bei dessen Umfang selbst Frank Herbert blass geworden wäre..."
Spätestens auf Seite 30 wird man von der Realität eingeholt und man merkt, dass man dafür zuerst einmal Erfahrungen mit kleineren Projekten sammeln sollte. Also lieber zuerst einige kleinere in sich geschlossene Episoden aus diesem Universum (die vor dem eigentlichen Plot angesiedelt sein können) bevor man zum großen Überhammer ausholt.

Ich selbst habe - beinahe klassisch - mit Kurzgeschichten begonnen. Diese Form der Erzählung sollte man nicht unterschätzen.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 23.08.11, 19:31
Vielen Dank für deine wirklich fundierten Tipps, ulimann644 !
Das mit dem Expose in dieser Form ist eine sehr gute Idee.
Was die Motivation angeht - da bin ich ganz deiner Meinung - hier bin ich noch lange nicht am Feinschliff.
Tatsächlich sehe ich das mit der Länge ganz genauso. Ich habe mir schon selbst überlegt, einige kürzere Storys vorzulegen, die vor der eigentlichen Geschichte angesiedelt sein sollen und teilweise das Vorleben der Charaktere näher beleuchten. Ich denke, genau daran werde ich mich versuchen. Das birgt neben der praktischen Übung, die man bekommt, ja auch den Vorteil, dass die Charaktere einiges an Tiege gewinnen, die man später nutzen kann. Man wird mit ihnen vertraut und lernt sie kennen, kann ich mir vorstellen.
Das mit den übermäßigen Ausmaßen kann ich bestätigen - ich habe mich als Teenager einmal an einem ziemlich monumentalen (wenngleich ziemlich platten) Universum versucht und es dürfte ziemlich genau nach den von dir genannten 30 Seiten eingeschlafen bzw. an inneren Widersprüchen erstickt sein.
Momentan spiele ich mit dem Gedanken, eine mehr oder weniger kurze Story über eine Piratin zu schreiben, die als Nebencharakter auch in der großen Story vorkommen soll.
Es soll um ein Artefakt der Großen Alten gehen, an dem auch die Kirche des Transomninions Interesse hat und auf das eine Gruppe von Piraten zufällig stößt. Was dann folgen soll, ist eine klassische Tour-de-Force mit vielen Opfern, bei der die Piraten zwischen den Fronten stehen : Kirche auf der einen Seite, dann STRATEGOCORPS und schließlich eine durchgedrehte Sekte auf der anderen, die sich um das Artefakt streiten. Die Piraten wollen es natürlich am liebsten zu Geld machen. Wirklich weit bin ich bei den Planungen wie man sieht noch nicht - und mit kürzeren Geschichten habe ich auch wenig Erfahrung.
Ich finde dieses Forum von dem abgesehen wirklich super ! Und ich habe das Gefühl, in der kurzen Zeit hier schon eine Menge gelernt zu haben :-)
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 23.08.11, 22:08
Einer der Vorteile dieses Forums ist - es hat für Hobbyautoren die passende Größe und die passenden Mitglieder... ;)

Bei einigen Kommentaren drüben bei Scifi haben sich meine Fußnägel aufgerollt. Wenn da der Rat kommt, dass man seine Welt nicht zu detailiert ausarbeiten soll, oder die Bemerkung, dass fiktive Welten nicht stimmig sind, dann bekomme ich Magenschmerzen...

Eine gut ausgearbeitete Welt ist das A und O - gerade wenn man ein eigenes Universum kreiert. Sicher, man muss das nicht machen und kann die Geschichte auf einen kleinen Bereich eingrenzen - mehr Optionen hat man jedoch mit guter Vorarbeit.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ToVa am 24.08.11, 02:49
Ich wage mal eine verallgemeinernde Behauptung: Auch SF lebt oft nur von ihren Figuren und deren Konstellationen. Fast alle grössere SF Roman der mir auf Anhieb einfällt stellt die Figuren in den Vordergrund, während man über die "Welt" an sich meist erst sehr spärlich Dinge erfährt, was natürlich ungeheuer gemein ist, da man darauf neugierig ist. Ein Paradebeispiel dafür ist in meinen Augen "Dune" - der ja einen gewaltigen und ungemein komplexen Backround mitbringt. Viele für die Story und das Verständnis des Buches imanent wichtige Details erschliessen sich quasi erst nebenher. ZB der "Heilige Krieg gegen die Maschinen" aus denen dann die Mental-Schulen hervorgingen und was letztlich auch dazu führte das es in diesem SF Zyklus keine Grossrechner oder Roboterarmeen gibt... ich glaube der wird nur zwei oder dreimal im Roman in ein oder zwei Nebensätzen erwähnt. Dennoch ist das für dieses Universum ein Schlüsselerlebnis.

Im "Orakel vom Berge" erfährt man nie wie die Nazis den zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Es ist einfach so. Man erfährt nur einige Details am Rande. "Blade Runner"  wird das Setting etwas näher beleuchtet... in "Der Ewige Krieg" auch... dennoch sind diese Romane immer noch extrem Figurenzentriert. Asimov ebenso. Heinlein hat dieses Prinzip in vielen seiner letzten Romane dermassen überspitzt dass ich ihn heute noch dafür treten könnte... da kann es zB passieren das in einer vollkommen durchtechnisierten Welt alle Leute mit Pferdekutschen reisen... und es wird keinerlei Erklärung dafür gegeben.

Ich denke das das Universum und seine "Schlüssigkeit" deutlich hinter den Figuren zurückstehen. Sind die Figuren und ihre Motive nicht plausibel, rettet der Rest des Universums das auch nicht... es bleibt dann nur ein interessanter Entwurf. Aber ein gut durchdachtes Universum im Rücken wird die Handlung einfacher zu schreiben machen, wird weniger Logiklöcher produzieren und generell einige Dinge fast zwangsläufig ergeben. Es ist also für den Prozess des Schreibens ungemein hilfreich, da die Action, die Handlung ja daraus entsteht wie die Figuren auf ihre Umwelt reagieren.

Würde ich so was schreiben würde ich vielleicht alles vorher ausdefinieren - aber ich würde nur in den Roman packen was auch wirklich notwendig zu erklären ist um eine unmittelbare Situation zu verstehen. Einige offene Fragen sind ganz gut... zuviel Erklärungen machen einen Roman auch kaputt, sie können ihn schnell in Richtung Nachschlagwerk abdriften lassen. Und das liest sich da eben nur noch wie ein Konzept, die Figuren fallen hinten runter.

Das man wirklich auch zu viel Zeigen kann, hat in meinen Augen in den letzten Jahren George Lucas eindrucksvoll bewiesen. Die neuen Star Wars Filme sind Detailreicher wie sonst kaum andere Filme. Aber zum einen schlucken die vielen Details und Nebenfiguren (die oft überflüssig sind) viel Aufmerksamkeit und Zeit von der eigentlichen Handlung, zum anderen werden die Filme dadurch eine Art Kompendium... sie verlieren immens an erzählerischer Struktur. Was wiederum dazu führt das die Hauptfiguren eingehen.
Der erste Star Wars Film (Also Episode IV, neuerer Zählung)  hat trotzdem wunderbar funktioniert - auch wenn kein Mensch wusste wie das Imperium entstanden war oder warum so ein Typ der aussah wie Peter Cushing einem Darth Vader Befehle erteilen konnte. Es war unklar wieso Leia Prinzession ist und warum Chewi nicht ständig Han Solo verkloppt wenn der wieder Shice baut. Keiner hat erklärt wieso Androiden die ganze Zeit schwafeln müssen oder warum Raumschiffe gefühlte 46,4 Kilometer lang sind... war einfach so. :)
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 24.08.11, 09:27
@ToVa
Volle Zustimmung - eine Geschichte ist nur so gut wie seine Figuren, wenn die blass bleiben dann reißt auch eine lebendig beschriebene Welt die Story nicht heraus.

Und man wird auch, gerade bei einem sehr detailliert ausgearbeiteten Universum immer nur einen Teil benutzen können - aber man hat bereits die teile, und das ist IMO ein immenser Vorteil, da der Schreibfluss nicht unnötig unterbrochen wird.

Für "Lockruf der Sterne" habe ich im Laufe der Zeit auch ein recht komplexes Universum geschaffen, das sich (momentan) über die Lokale Gruppe erstreckt - natürlich kann ich sämtliche Zusammenhänge noch nicht auf den ersten 100 Seiten erklären. Das Wichtige dabei ist viel mehr: Ich habe die Details und ich weiß bereits jetzt, in welchem Verhältnis die Völker zu einander stehen, oder welche politisch-sozialen Systeme vorherrschen.

Und danach kann ich meine Figuren handeln lassen - was authentischer wirkt, als wenn ich diese Details bezüglich ihres Backgrounds (Geschichte/Entwicklung des Volkes) nicht kenne.

Dieser Aufwand steht zugegebenermaßen manchmal in keinem Verhältnis zu dem, was man am Ende darüber schreibt, und lohn sicherlich nicht bei jedem Projekt. Für größere Vorhaben, wie LdS halte ich diese Mühe schon für sinnvoll.

Die beiden SW-Trilogien zeigen sehr schön, wie man dabei in das andere Extrem kippen kann (Episode I - III) und eine Welt zu Tode definiert. Die Original-Trilogie ist deshalb jene, die ich bevorzuge, weil hier der Fokus auf den Figuren liegt. Dass man dies nie vernachlässigen darf, auch in einer sehr detaillierten Welt, sollte man nie vergessen.

BTW: Episode IV war "A New Hope" schon nach der alten Zählung... (siehe Intro)
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: Fleetadmiral J.J. Belar am 24.08.11, 18:41
@ domi1985

Bei aller Begeisterung für dein wirklich genial durchdachtes Universum und bei aller *Lesenwill* Mentalität meinerseits, neige ich dazu, meinen Vorrednern zuzustimmen. Eine gute Geschichte steht und fällt mir ihren Charakteren. Ich persönlich arbeite nie mit einem Expose oder plane bis ins letzte Detail alles durch. Ich bin ein Freund dessen, dass sich eine Geschichte während ich sie schreibe, in die Richtung entwickelt, in die sie "möchte". Ebenso bei den Charakteren. Natürlich weiß ich einige wichtige Eckdaten und das Setting ist ebenfalls durchdacht, aber ich verfasse es nicht als schriftl. Leitfaden. Bei mir findet alles im Kopf statt und ich habe meistens nur Teile der nächsten 2 Geschichten im Kopf. Alles andere lasse ich auf mich zu kommen. Dies ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber auch so kann man mehr als 30 Seiten zustande bringen. Auch bei einem Monumentalprojekt. Doch stimme ich meinen Vorrednern dahingehend zu, dass man lieber mit etwas kleinem beginnen sollte. Ich habe damals, als ich anfing zu schreiben, mit meinem Monumentalprojekt UNITY ONE begonnen, heute hat die Serie 6 Spinoffs aus meiner Feder und 3 Spinoffs aus der Feder von unter anderem Ulimann. In meinem Universum verliere ich irgendwie nicht den Überblick und es gelingt mir überraschend gut, alles koordiniert zu halten. Vorallem im Hinblick auf die Kooperation mit anderen Autoren. Dennoch, ohne mich jetzt als was besonderes hinstellen zu wollen, ist diese Art des Arbeitens zwar weniger arbeitsintensiv und mit weniger "Büroarbeit" verbunden, erfordert aber auch ein gutes Durchhaltevermögen, was manchmal ziemlich stressig ist und man das Gefühl bekommt, man hätte sich total übernommen. Ich schreibe dies, um dir zu zeigen, dass es auch anderes möglich sein kann. Rate aber eher zur totalen Planung, wenn dir das eher liegt. Das musst letztendlich sowieso du entscheiden.

Gruß
J.J.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: domi1985 am 24.08.11, 19:09
Es freut mich wirklich zu hören, dass die mein Universum gefällt, Belar :-) Dann habe ich ja vielleicht einen ersten Leser - wenn ich mal was zustande bringe. Okay - es scheint also zwei "Schulen" zu geben. Die Leute, die eine Story stringent planen und jene, die eher zur organischen Entwicklung ihrer Story tendieren. Ich denke, ich werde versuchen, eine Mischung aus beiden Techniken zur Anwendung zu bringen. Ich werde Eckpunkte planen und den rest der Entwicklung der Story überlassen.
Übrigens denke ich, dass ich jetzt tatsächlich mal mit einer kürzeren Story beginne. Sie wird eine Episode aus dem Leben eines Nebencharakters beleuchten, der in der großen Story kurz vorkommen soll und zur Zeit des Kriegs des Transomninions gegen die Nomaden spielen. Die Story wird ziemlich düster werden - wie das Universum insgesamt.
Mal sehen , wie gut mir das gelingt. Zunächst muss ich wohl mal von dem technokratisch-trockenen Schreibstil wegkommen, den ich bei meiner Arbeit verwende(n) muss.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 24.08.11, 19:11
Dennoch, ohne mich jetzt als was besonderes hinstellen zu wollen, ist diese Art des Arbeitens zwar weniger arbeitsintensiv und mit weniger "Büroarbeit" verbunden, erfordert aber auch ein gutes Durchhaltevermögen, was manchmal ziemlich stressig ist und man das Gefühl bekommt, man hätte sich total übernommen. Ich schreibe dies, um dir zu zeigen, dass es auch anderes möglich sein kann. Rate aber eher zur totalen Planung, wenn dir das eher liegt. Das musst letztendlich sowieso du entscheiden.

Gruß
J.J.

Was du hier nicht vergessen solltest - und das ist IMO ein sehr wichtiger Punkt - du schreibst nicht an einem eigenen Universum, sondern eine Serie zu STAR TREK.
Da hast du schon alles - Schiffe, Völker, Technik, Organisationen, Planeten... alle eben - bis auf die Geschichte. Da kann man mit deiner Arbeitsweise, wenn das Projekt langsam und kontinuierlich wächst freilich den Überblick behalten.

In einem eigenen Universum hast du gar nichts - Bestenfalls Mutter Erde und die Menschen. Das ist sehr mager, gelinde gesagt.
Wenn du da ohne gute Vorarbeit und Exposé arbeitest, dann fällst du fast mit tödlicher Sicherheit auf den Pinsel - soviel kann man sich einfach nicht merken.

Und bei einer Geschichte zu einem existierenden Universum wie STAR TREK fallen auch kleine Schludrigkeiten nicht auf. Ich selbst habe festgestellt, dass ich mir solche Schludrigkeiten leiste, indem ich z.B. nur schreibe, welche Canon-Schiffsklasse jemand kommandiert, aber ich beschreibe diese Schiffsklasse nicht großartig. Grund: Man setzt voraus, dass der Leser die Schiffsklasse aus der Serie kennt, und weiß, wie sie aussieht.

In einem eigenen Universum geht das aber nicht, denn da kennt sich nur einer wirklich aus - der Autor. Gerade jetzt, wo ich wieder an LdS schreibe merke ich, wie viele Kleinigkeiten ich dennoch beim Schreiben dazu erfinde/erfinden muss, damit man einigermaßen durchsteigt.

Schreibt man in einer ST-FF den Begriff "Sektion 31" denkt der Leser: "Ah, DIE Truppe."
Schreibt man in einem eigenen Universum "Abteilung 7" denkt der Leser: "Hä...?"

In einem Eigenen Universum - und da spreche ich aus Erfahrung - würdest du mit deiner Arbeitsweise Probleme bekommen - und am Ende mehr Zeit für das Projekt verwenden, als mit einer guten Vorarbeit.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: Fleetadmiral J.J. Belar am 24.08.11, 19:26
Zugegeben, da ist was dran. Ich setze schon voraus, dass der Leser weiß, wie eine Galaxy aussieht und wie die Romulaner sich verhalten und aussehen. Aber ich bin versucht, es mal auszuprobieren, ob ich auch was eigenes ohne Expose auf die Beine stellen kann. Es interessiert mich einfach, ob das geht.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 24.08.11, 19:37
Zugegeben, da ist was dran. Ich setze schon voraus, dass der Leser weiß, wie eine Galaxy aussieht und wie die Romulaner sich verhalten und aussehen. Aber ich bin versucht, es mal auszuprobieren, ob ich auch was eigenes ohne Expose auf die Beine stellen kann. Es interessiert mich einfach, ob das geht.

Jeder wie er es am besten kann - ich für meinen Teil sehe klare Vorteile. Vor allem was den Output der Geschichten betrifft, denn ich behaupte, dass man mit schneller seine Episoden fertigstellt.
Da ich beim Schreiben der Exposes immer etwa einen Band voraus bin - ich habe momentan ICICLE 4 in Arbeit, schreibe aber zwischendurch immer auch schon an Exposé 5 und 6 - kann ich Dinge viel früher vorbereiten, und schon in Band 4 Dinge andeuten, die dann in Band 5 oder 6 thematisiert werden. Dadurch entsteht ein runderes Bild - gerade in einer Serie nicht ganz unwichtig IMO.
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: Fleetadmiral J.J. Belar am 24.08.11, 19:57
Das mit dem andeuten geht bei meiner Mehode ja auch, da ich auch bereits die kommenden Geschichten im Kopf habe. Ich sage ja nicht, dass meine Version die bessere ist, im Gegenteil. Ich erkenne schon die Schwächen im System. Aber was das schnelle fertigstellen einer Geschichte angeht, interessiert mich das nicht sonderlich. Ich sage mir inzwischen auch "when it's done."
Titel: Antw:Eigene Story
Beitrag von: ulimann644 am 24.08.11, 21:51
Das mit dem andeuten geht bei meiner Mehode ja auch, da ich auch bereits die kommenden Geschichten im Kopf habe.

Das mag angehen - ich selbst habe festgestellt, dass ich viele der kleineren Details dabei vergessen würde...

Ich sage ja nicht, dass meine Version die bessere ist, im Gegenteil. Ich erkenne schon die Schwächen im System. Aber was das schnelle fertigstellen einer Geschichte angeht, interessiert mich das nicht sonderlich. Ich sage mir inzwischen auch "when it's done."

Druck mache ich mir in der Hinsicht auch nicht - ich mag es nur nicht, wenn ich für Details die mir ohne Script entfallen würden, immer wieder alte Bände stundenlang durchforsten muss...
Da halte ich mir die Zeit lieber kurz. Ist nebenbei auch eine Frage der Bequemlichkeit.
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