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FanFiction => SF3DFF RPG: U.S.S. ESTRELLA DEL ALBA => Star Trek - UNITY ONE - FanFiction => RPG: INGAME - EPISODE V => Thema gestartet von: Star am 30.05.15, 17:35

Titel: [RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 17:35
Wie fast alle Einrichtungen an Bord eines Schiffes der Excelsior-Klasse war auch der Vernehmungsraum kaum geeignet, um Preise in Sachen Architektur, Einfallsreichtum, oder gar Größe einzuheimsen. Selbst die Ausstattung bestand nur aus dem allernötigsten; Da war ein langer, sanft gebogener Arbeitstisch, der sich um ein kleines Podium im Zentrum des Raumes drängelte. Das Podium wurde wiederum von einem einzelnen, nicht besonders bequem wirkenden Stuhl beherrscht, auf dem die zu vernehmende Person sitzen würde. Böden und Wände waren in beruhigenden Ocker- und Grau-Tönen gehalten. Dezent verteilte Lichtquellen sorgten für eine unaufdringliche Beleuchtung.
Zwei exotische Zimmerpflanzen komplettierten das Bild.
In der Luft lag ein sachter Hauch von Flieder.
Es war ein Raum, in dem man gut arbeiten konnte, entschied Thenar; einigermaßen intim und dennoch von professioneller Ausstrahlung. Die Befragten würden sich gleichermaßen entspannt wie alarmiert fühlen. Darauf konnte man aufbauen.
Und Katic hatte gute Vorbereitungsarbeit geleistet. Das Deck gehörte größtenteils ihnen und draußen vor der Tür war ein junger Ensign postiert, der bereitstand, falls sie etwas benötigten – ein anderer saß in einem Büro nebenan. Sie brauchten ihn nur zu rufen.
Während sie auf das Eintreffen von Lt.-Cmdr Levinoi warteten, legte sich Thenar ihre Datenblöcke zurecht. Logbucheinträge des Schiffes, Personalakten – und einen Block für Notizen. Als sie sich davon überzeugt hatte, alle relevanten Informationen griffbereit zu haben, nahm sie als letztes noch eine kleine Holographie von Shrevan und den beiden Kindern aus ihrer Tasche und stellte auch sie auf den Schreibtisch...
...und registrierte mit einiger Verblüffung, wie Furzkin links neben ihr das gleiche tat. Auch er rückte gerade ein Bild zurecht, das ein Familienmitglied zeigen musste; einen alten, verschrumpelten Tellariten mit struppigem Bart und üppigem Bauch. Er war deutlich verhutzelter als Furzkin, und schaute sogar noch griesgrämiger drein, hatte aber in etwa die gleichen Gesichtszüge.
Thenar lächelte. „Ist das ihr Vater?”
Furzkins Schädel ruckte herum. Er stierte Thenar mit einer Kälte an, die selbst einen Vulkan hätte gefrieren lassen, und wurde bombastisch. „Das ist meine Frau!“, polterte er.
Thenars Lächeln erlosch so schnell, wie eine Kerze im Wind. Bevor das Donnerwetter losgehen konnte, das Furzkin zweifellos über ihr zu entladen gedachte, erklang der Türsummer und kündigte Levinoi an. Aufgrund ihres hervorragenden Timings hatte sie bei Thenar direkt ein Stein im Brett, wie man bei den Menschen so schön sagte.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 30.05.15, 18:24
Etwa drei Minuten bevor sie eigentlich erwartet wurde traff Navina vor dem Befragungsraum ein und läutet.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 18:27
Furzkin funkelte Thenar noch einmal böse an, dann drückte er den Knopf, der die Tür öffnete, und wandte sich der eintretenden Levinoi zu. Er deutete auf den Stuhl auf dem Podium. „Setzen sie sich, Counselor. Sie wissen ja weshalb wir hier sind. Können wir beginnen?“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 30.05.15, 18:39
Navina setzte sich und antwortet: "Natürlich."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 18:40
Furzkin faltete seine haarigen Pranken auf dem Tisch zusammen. Er fragte Levonoi: „Counselor, wie steht es, ihrer Meinung nach, um den psychologischen Zustand der Crew – insbesondere der Führungsoffiziere?“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 30.05.15, 19:02
Furzkin was so direkt wie Navina erwartet hatte, da die Beiden wenn sie wollten vermutlich Zugriff auf ihre persöhnlichen Noitzen nehmen konnten antwortet Navina wahrheitsgemäß: "Diejenigen die nicht direkt die Schrecken auf Farras III gesehen haben verhätnismäßig gut, der Unfall im Liropar Asteroidengürtel ist bei einigen zwar noch präsent, aber inzwischen bei den meisten verarbeitet. Bei denen die daran teilnahmen unterschiedlich, von relativ gut wie bei Doktor Madison, bis hin zu schlecht, wie etwa bei Commander Harris, gibt es verschiedene Abstufungen."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 19:52
"Befinden sich die entsprechenden Offiziere in psychologischer Betreuung?"
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 30.05.15, 21:08
"Selbstverständlich. Die Mehrzahl der Personen sogar mit mehr Terminen bei mir oder meiner Kollegin Lieutnant Brooke McWinter als standardmäßig erforderlich."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 21:09
„Aber diese Offiziere sind in der Lage den Dienst zu bewältigen, ja?“ Er deutete mit einer vagen Geste auf seinen Datenblock. „Ich sehe hier nämlich, dass sie alle gegenwärtig auf dem Dienstplan stehen.“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 30.05.15, 21:15
"Bis auf eine Person, ja. Bei Commander Harris habe ich gestern eine Suspendierung empfohlen, diese hat der Caotain aber bis zu einer genaueren Untersuchung abgelehnt. Ich hatte aber bis jetzt keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Tortzallem steht Commander Harris unter strenger Beobachtung und hat morgen einen Termin bei mir. Bei allen anderen Führungsoffizieren besteht voll Diensttauglichkeit. Selbiges gilt für alle Stellvertreter."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 21:17
„Gut, gut“, sagte er und machte sich kurz Notizen. „Das hört man gerne.“
Thenar war alarmiert. Die Befragung wirkte soweit sehr harmlos. Dennoch richteten sich ihre Nackenhaare auf. Sie hatte das Gefühl, einem Raubtier dabei zuzusehen, wie es seine ahnungslose Beute umkreiste.
Der Commissioner legte den Stift in aller Ruhe wieder beiseite, faltete einmal mehr seine Hände, und fragte Levinoi: „Sind sie mit dem Fall von Lieutenant Jesse McDougal vertraut? Wer hat seine Behandlung geleitet?“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 30.05.15, 21:33
"Natürlich kenne ich den Fall, es wäre auch eine eklatante Vernachlässigung meiner Pflichten wenn dem nicht so wäre. Um ihre zweite Frage zu beantworten, die Betreuung oblag Brooke McWinter, seit sie an Bord dieses Schiffes ist. Davor war er kurzzeitig unter meiner Betreuung. Das war kurz nach dem Unfall im Liropargürtel. Da er zu dem Zeitpunkt jedoch keinerlei Sympotme irgendeiner Art zeigte und zu dem Zeitpunkt eine ganze Reihe von Crewmitglieder intensiver Betreuung bedurften, kam er nur zu den Regelstunden zu mir. Wenn sie mir jedoch eine Frage gestatten, den psychologisch-medizinische Fakultät der Sternenflotte hat diesen Fall bereits vor gut einem Monat untersucht und festgestellt, dass kein Verschulden seitens meiner Kollegin oder mir vorlag, sondern eine ganze Reihe unglücklicher Umstände, die wir nicht beeinflußen konnten, dazu führten."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 21:40
Thenar war erstaunt. Wurde Levinoi etwa... nervös? Eine Vulkanoidin? Es entging ihr jedenfalls nicht, dass der Counselor sich mehrmals verhaspelte, eine Frage ankündigte, ohne sie richtig zu stellen, und ihre Stimme schien auch um mindestens eine Oktave nach oben gesprungen zu sein.
Furzkin ließ sich nichts anmerken. „Brooke McWinter“, sagte er nachdenklich. „So so.“ Er wandte sich an Thenar. „Staff-Captain, bitte notieren sie sich den Namen – wir werden sie später eventuell befragen.“
Das war natürlich nichts als Show. Der Name stand ohnehin schon auf ihrer Liste. Aber da der Commissioner die Befragung leitete, spielte Thenar mit – zumindest für den Moment.
Furzkin richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Levinoi. „Ich möchte lediglich die Fakten zusammentragen, Counselor. Aus ihrem eigenen Arbeitsumfeld wissen sie doch sicherlich, wie wichtig es ist, Irrtümer von Vorneherein auszuschließen. Lieber einmal zu viel nachgefragt, als einmal zu wenig. Sie sagten also, Lieutenant McDougal stand unter der Betreuung von Miss McWinter. Und es war auch Miss McWinter, die ihn für Diensttauglich erklärt hatte, ja?“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 30.05.15, 22:42
"Ja, es war Lieutnant McWinter, die ihn, nach Rücksprache mit mir als ihre Vorgesetzte, für Diensttauglich befand." Navina hatte natürlich von Anfang an bemerkt, dass der Tellarit sie versuchte in die Ecke zu drängen, weshalb sie sich nervöser gab als sie eigentlich war. Auch hatte sie die angekündigte Frage absichtlich nicht gestellt um dies zu unterstützen.

Am Ende war dieses ganze Gespräch nicht viel anders als ein Schachspiel. Man versuchte den Gegenüber in Sicherheit zu wiegen und den eigentlichen Plan hinter unendlich vielen Möglichkeiten zu verbergen.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 30.05.15, 22:45
Und nun machte Furzkin seinen Zug. „So wie auch der Großteil der Führungscrew von ihnen und Lieutenant McWinter für Diensttauglich erklärt wurde, ja?“, fragte er scharf. „Ich wiederholte meine Frage von vorhin: Sind diese Offiziere Diensttauglich, Counselor? Können sie mir garantieren, dass die vielen Katastrophen, die diese Leute erlebt haben, sich nicht auf ihren Dienst auswirken? Dass sie und ihr Beraterteam bei den Führungsoffizieren nicht ebenfalls etwas übersehen haben könnten, so wie auch bei Lieutenant McDougal?" Er machte eine bedeutungsschwangere Pause. "Überlegen sie ihre Antwort gut, Counselor.“
Brutal, dachte Thenar. Aber effektiv. Sie richtete ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf Levinoi, gespannt auf das, was die Counselor erwidern würde.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 31.05.15, 07:00
"Sie irren sich in Bezug auf McDougal bei ihm wurde nichts übersehen. Außerdem ist Psychologie keine exakte Wissenschaft und jedes Wesen unterschiedlich. Manch eine Katastrophe löst bei einer Person eine Kurzschlussreaktion aus, während eine andere Person davon beinahe unberührt bleibt. Ich könnte natürlich den ganzen Tag die Gedanken der Crew lesen, aber das wäre sowohl ethisch als auch moralisch falsch. Ich könnte auch telepathisch meine Sitzungen führen, aber auch dort braucht es das Einverständnis der jeweiligen Person. Aber selbst dann kann es immer zu einer Situation kommen, auf die die jeweilige Person nicht vorbereitet ist, wie es auch bei McDougal der Fall war. Insofern, ja ich kann ihnen die Diensttauglichkeit von psychologischer Seite der Führungscrew im Rahmen meiner Möglichkeiten bestätigen, mit Ausnahme des bereits genannten Commander Harris, dessen Bewertung noch aussteht," antwortet Navina mit fester Stimme die vorgetäuschte Nervösität war verschwunden. Anschließend machte sie eine kurze Pause und fixierte Furzkin mit ihren fast schwarzen Augen, es dauerte nur wenige Augenblicke bevor dieser ihrem Blick auswich. Anschließen richtete sie ihren Blick zur Andorianerin. Bei ihr dauerte es um einiges länger, ehe auch diese den Blick abwandte, was ihr sichtlich zu Missfallen schien. "Nachdem dies nun geklärt wäre, stelle ich ebenfalls ein paar Fragen. Warum wurde ausgerechnet die Estrella für eine Untersuchung ausgesucht? Bis vor einem halben Jahr war dieses Schiff quasi unsichtbar und erst der Unfall im Liropar führte dazu, dass dieses Schiff überhaupt etwas Aufmerksamkeit bekam. Des weiteren würde ich sehr gerne Wissen welche Mission genau diese Untersuchung ausgelöst hat? Farras III? Diese Mission hätte wohl jedes Schiff bis zum Äußersten belastet und viele Crews hätten ähnlich reagiert. Die Mission auf Sarpedia kann es jedenfalls nicht gewesen sein, da diese ohne großes Aufsehen über die Bühne ging. Die gestrige Mission kann es ebenfalls kaum sein, oder? So schnell malen die Mühlen der Föderation nicht. Wobei diese meiner Meinung nach ebenfalls eine genaue Untersuchung erfordert, aber an anderer Stelle. Denn diese Mission wurde zwar vom Flottenoberkommando erteilt, aber keiner der Admiräle, die dafür zuständig sind, hat diesen Befehl gegeben." Ruhig und Gelassen lehnte sich Navina zurück und wartete auf die Antwort des Commissioners.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 08:45
Furzkin beantwortete keine ihrer Fragen. "Ich habe gehört, was ich hören wollte.", meinte er lapidar. "Keine weiteren Fragen." Er sah Thenar an. "Staff-Captain?"
Thenar fixierte ihn einen Moment. Schließlich wandte sie sich Levinoi zu. "Danke, Counselor.", sagte sie. „Das wäre vorerst alles. Wenn es noch Unklarheiten gibt, werden wir es sie wissen lassen. Sie können wegtreten.“
Levinoi zögerte, fügte sich aber.
Thenar wartete, bis Levinoi den Raum verlassen hatte. Erst dann wandte sie sich Furzkin zu und kleidete ihre Unzufriedenheit in Worte. „Commissioner.“, mahnte sie. „Wir sind nicht hier, um diese Leute anzuklagen, oder sie an den Pranger zu stellen.“
Furzkin schnaubte. „Wir sind aber auch nicht hier, um ihnen Trüffel in den Schlund zu stopfen.“, hielt er streng dagegen. „Ich finde es jedenfalls sehr aufschlussreich, wie schnell der Counselor in die Defensive gegangen ist, und jeden Vorwurf von sich wies. Nicht gerade ein gutes Zeichen, oder? Hinzu kommt die mangelnde Respektlosigkeit - nicht ein einziges "Sir" war zu hören -, und die Arroganz, uns Fragen diktieren zu wollen." Er schüttelte die Mähne. "Diese Mannschaft befindet sich noch immer im Verteidigungsmodus - selbst in Bezug auf die eigenen Leute. So viel ist jetzt gewiss.“
Thenar zögerte. Sie hätte Furzkins Vorwurf gerne entkräftigt, konnte es jedoch nicht. Sie war selbst etwas überrascht gewesen, wie schnell Levinoi abgeblockt hatte. Gute Offiziere waren normalerweise ihre eigenen ärgsten Kritiker. Sicher, in einer Befragung in die Defensive zu gehen war nicht ungewöhnlich. Erst recht nicht, wenn jemand mit Furzkins Methoden die Fragen vortrug. Dennoch... Levinoi war zum Teil Vulkanoid.
So leicht hätte es dem Commissioner nicht gelingen dürfen, ihr unter die Haut zu fahren.
„Es hörte sich fast an wie verletzter Stolz.“, sprach Furzkin ihre Vermutung aus. „Als hätte ich einen wunden Punkt erwischt. Und das bei einer Vulkanierin.“
„Halbvulkanierin.“, erinnerte Thenar.
„Bah! Als ob das eine Rolle spielt. Niemand mag Schuld an dem Selbstmord McDougals tragen, das ist wahr. Aber seine Bedeutung, seine Folgen, die sind offenbar noch immer allgegenwärtig, und nicht einmal der Schiffscounselor scheint sich diesem Einfluss entziehen zu können. Es ist eine schwärende Wunde im Fleisch dieser Besatzung und sie sitzt tief. Vielleicht gibt es weitere. Mir ist es lieber, wenn ich diese Wunden finde, als wenn es jemand tut, der dem Schiff wirklich mit Niedertracht begegnet.“
„Beispielsweise ein Journalist?“, schlug Thenar vor. Sie erkannte jetzt, worauf der Commissioner hinauswollte. „Wurde diese ganze Sache deshalb so überhastet organisiert?“
Furzkin deutete mit seiner Pranke in die Richtung, in die Levinoi verschwunden war. „Wenn diese Leute mir schon so aggressiv und emotional sind, was glauben sie, wie die sich vor laufenden Kameras anstellen? Jemand von ganz oben will diesen Leuten etwas. Es ist besser, wenn die Crew eine Katharsis erlebt, bevor dieser Jemand seinen nächsten Schritt macht." Thenar öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber Furzkin unterbrach sie sofort. "Und diese Katharsis muss von innen kommen. Wenn wir mehr Zeit hätten, würde es vielleicht reichen, ihnen schlicht alles zu sagen, was sie wissen müssen. Aber die haben wir nicht." Er winkte ab. "Das wird jetzt eben ein bisschen wehtun, sicher, aber hinterher kann die Heilung beginnen. Dann sind diese Leute in der Lage, dem, was noch auf sie zukommen mag, Gestärkt und mit Selbstbewusstsein entgegenzutreten. Und davon werden sie jede Menge brauchen, wenn wir Pech haben.“
„So ungern ich das sage...“, musste Thenar zugeben. „Aber das macht sogar Sinn. Dennoch gefällt es mir nicht.“
„Mir bereitet das ja auch keine Freude.“, behauptete Furzkin.
Thenar sah ihn nur an.
„Nun gut.“, musste er einräumen. „Vielleicht ein wenig.“
„Sie hätten aufrichtig mit mir sein können.“
„Wozu? Sie spielen ihre Rolle doch gut.“
„Rolle?“ Sie konnte ihm nicht ganz folgen.
„Haben sie noch nie etwas vom guten Schwein und schlechten Schwein gehört?“
Thenar stöhnte. Sie vergrub das Gesicht in ihre Hände und schüttelte den Kopf. „Warum habe ich überhaupt gefragt?“
„Das weiß ich auch nicht. Es ist doch offensichtlich.“
Sie schüttelte nur den Kopf.
"Machen wir weiter?"
Thenar sagte nichts.
"Machen wir weiter?", fragte Furzkin bestimmter.
"Für den Moment.", sagte Thenar. Sie funkelte ihn an. "Aber sie halten sich zurück. Sonst unterbreche ich das hier."
Furzkin brummte. „Einverstanden. Jungoffiziere als Nächstes?“
Thenar nickte. Sie hatte auch bereits einen guten Kandidaten ausgewählt und betätigte den Kommunikator. „Lieutenant Bruker, melden sie sich im Vernehmungsraum“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Oddys am 31.05.15, 09:33
Nachdem Navina den Raum verlassen hatte, ging sie nur soweit den Gang hinunter um außer Sicht zu sein und folgte auf telepathischen Weg der Unterhaltung die Furzkin und Thenar führten. Zumindest ein paar Informationen erhielt sie so.

Sie hatte sich vor der Untersuchung zum Fall McDougal lange die Frage gestellt, ob sie etwas hätte anders machen können, aber sie hatte alles getan was zu der Zeit möglich gewesen war. Die Untersuchungskomission war zum selben Schluss gekommen, weshalb sie keinen Sinn darin sah sich weiter mit diesem Fall zu beschäftigen, zumindest solange bis sie sicher war, dass es der Besatzung so gut ging, dass sie Zeit dafür hatte. Im Moment waren die über 400 anderen Personen an Bord wichtiger als McDougal.

Mit einem seufzen macht sie Navina auf den Weg zu ihren Behandlungsräumen, womit der Commissioner aufjedenfall recht hatte war, das die Mission auf Farras III noch immer in den Gedanken vieler präsent war und sie teilweise hemmte. Jasmine Sharp hatte sie gestern jedenfalls überrascht, vorgestern ahtte sie noch als akuter Fall bei ihr gestanden, inzwischen schien es so als ob sie das Trauma überwunden hatte. Zumindest dafür war anvina der gestigen Mission dankbar.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Kontikinx1404 am 31.05.15, 18:13
Luka betrat den Vernehmungsraum. Sie wusste selbst nicht genau was sie erwarten würde, doch vorsicht war immer geboten.
Sie hatte aber nicht eine Andorianerin und einen Tellariten erwartet. Rein Optisch war das schon ein ungewöhliches Gespann.
Eine Schlanke hochgewachsene Andorianerin saß neben einem untersetzten und korpulenten Tellarit an einem Tisch.
Wäre die Situation nicht so ernst würde sie glatt meinen da säßen Stan Laurel und Oliver Hardy, zwei Komiker aus dem frühen
20. Jahrhundert an einem Tisch, deren Filme sich bis ins 24. Jahrhundert erhalten haben.
Sie würde aber nicht den Fehler machen die Beiden zu unterschätzen. Sie nahm sich vor auf die Fragen, wahrheitsgemäß und ruhig zu antworten.
Mit Tellariten hatte sie bisher wenig erfahrung gehabt, aber ihre unhöflichkeit und Streitlust war allgemein bekannt. Innerlich machte sie
sich schon auf ein Donnerwetter von dem Tellarit gefasst.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 18:18
Die junge Frau erschien zeitnah und machte auf Thenar einen professionellen Eindruck. Wo es ihrer Vorgängerin offensichtlich an Demut gemangelt hatte, schien Bruker davon genug für zwei gehortet zu haben. Ihr Auftreten zeugte von einer gewissen Selbstsicherheit, war gleichzeitig aber auch diszipliniert und zurückhaltend genug, um Sympathie zu wecken. Außerdem war sie wachsam - ganz so, wie man es von einem Sternenflotten-Offizier erwarten durfte.
Ein gutes Zeichen, befand Thenar. Sie hoffte inständig, dass es so bleiben würde und sich Katics Crew zusammenriss.
Furzkin deutete auf den Podiumsstuhl. „Setzen sie sich, Lieutenant.“, sagte er zu Bruker. „Ich bin Commissioner Furzkin, Gesandter des Föderationsrates, und das hier neben mir ist Staff-Captain sh’Dranii von der AIA. Wir leiten eine Untersuchung an Bord und haben ein paar Fragen an sie. Es wird nicht lange dauern.“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Kontikinx1404 am 31.05.15, 18:34
Zu ihrer überraschung setzte nicht sofort ein Donnerwetter vom Tellarit ein, was schon einmal zu hoffen ließ.
Sie nickte beiden kurz zu und nahm in dem Podiumsstuhl platz. Das war irgendwie win komischees Gefühl, diesmal saß
sie auf der anderen Seite des Tisches. "OK. Von mir aus kann es los gehen."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 18:36
„Da sie recht neu an Bord sind, aber bereits mit der Crew interagierten, besitzen sie am ehesten das, was man eine neutrale Perspektive nennen könnte.“, stellte Furzkin fest. Er faltete seine Pranken zusammen und blickte Burka direkt an. „Ich will von ihnen nun wissen, Lieutenant, welchen Eindruck sie in der kurzen Zeit auf der Estrella del Alba von der Mannschaft gewonnen haben. Insbesondere in Bezug auf die Kommandocrew. Was sind das für Leute?“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Kontikinx1404 am 31.05.15, 18:52
Das war jetzt eine Frage mit der Luka Bruker fast gerechnet hatte. " Wissen Sie, ich bin erst seit kurzem an Board und kenne die Leute
nur wenig. Manchmal bin ich mir selbst nicht ganz sicher wie ich manche Person einschätzen soll. Man scheint hier aber teilweise recht
schnell zu drastischeren Methoden über zu gehen um sein Ziel zu erreichen. Allgemein habe ich auch den eindruck das manchmal eine etwas
angespannte Stimmung vorherrscht, wenn sie Wissen was ich meine", sagte Luka in freundlich, neutralem Ton.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 19:39
Thenar horchte auf. Sie tauschte einen Blick mit Furzkin. Wieder an Bruker gewandt, fragte der Commissioner: "Drastische Maßnahmen? Inwiefern? Können sie uns ein Beispiel nennen?"
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Kontikinx1404 am 31.05.15, 20:12
" Na, ja ich sage es mal so, auf der letzten Mission, mit diesem Professor Cake. Dessen Verhältnis zu Commander Harris war nicht gerade
gut. Die haben sich beide gegenseitig ziemlich unter druck gesetzt. Der umgangston war schon ziemlich rau. Ich kenne das von meinem
voherigen Schiff etwas anders," sagte Luka ehrlich, " oder vielleicht bin ich nur zu sanft eingestellt. Keine Ahnung."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 20:19
Furzkin legte seine ohnehin schon runzelige Stirn in noch tiefere Falten. Er sah auf seinen Datenblock hinab und wirkte etwas verloren. Er wusste nicht genau, worauf Bruker anspielte.
Thenar hatte dafür eine recht konkrete Ahnung - die letzte Mission des Schiffes lag erst wenige Stunden zurück. Die meisten Berichte diese Sache betreffend waren noch gar nicht verfasst und lagen ihnen daher nicht vor, aber zumindest die Logbücher des Captains waren bereits erhältlich, und Thenar hatte sie vorhin kurz überflogen, während sie auf Bruker gewartet hatten. Sie entschloss sich für den Commissioner einzuspringen und fragte: "Würden sie sagen, Commander Harris' Reaktion auf Doktor Cake wäre unverhältnismäßig gewesen? Wirkte er gestresst?"
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Kontikinx1404 am 31.05.15, 20:33
Verwirrt blickte Luka zu Furzkin, von ihm hatte sie eine andere reaktion erwartet. Der sah nur auf seinen Block und wusste scheinbar nicht
weiter. Luka überlegte kurz bevor sie Thenars Frage beantwortete: " Commander Harris wirkte auf mich schon ein wenig angespannt, so
als rechne er jederzeit mit dem schlimmsten. Aber das war meine erste Außenmission mit ihm, ich kann leider nicht sagen wie es auf vorherigen Missionen war."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 20:39
"Wie haben sich die anderen Mitglieder des Außenteams verhalten?", fragte Thenar. "Irgendwelche Auffälligkeiten? Laut unseren Informationen wurde nun ein Offizier vom Dienst entbunden, ein anderer unter Beobachtung gestellt. Da scheint sehr viel schiefgelaufen zu sein. Können sie das bestätigen?"
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Kontikinx1404 am 31.05.15, 20:47
" Wie gesagt, große Verhaltensanomalien sind mir jetzt nirgends aufgefallen, da ich die Leute nicht so gut kenne. Es ist aber niemand
närrisch Lachend herum gelaufen, wenn sie das meinen", gab Luka ruhig auskunft, " Ich noch wusste gar nicht das jemand unter Beobachtung steht und jemand anders vom Dienst entbunden wurde. Das ist jetzt was neues."
Luka war gespannt was die beiden noch wissen wollten. Aber sie traute sich nicht zu fragen, schließlich sollte sie hier ja fragen beantworten
und selbst keine stellen.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 20:55
Nun war es Thenar, die die Stirn in Falten legte. Sie wollte fragen, ob aus Brukers Sicht zu den Maßnahmen des Counselors kein Anlass bestand – denn sie beschlich der Verdacht, dass es sich vielleicht um einen Versuch gehandelt haben könnte, Problemfälle aus dem Verkehr zu ziehen, ehe die Ermittler eintrafen, entschied sich aber im letzten Moment dagegen. Bruker würde nicht mehr als Spekulationen beitragen können, keine konkreten Fakten – es sei denn, sie widersprach sich selbst -, und eine Sicht in den zeitlichen Ablauf der entsprechenden Logbucheinträge, würde hier mehr bringen.
Sie sah zu ihrem Kollegen: „Haben sie noch irgendwelche Fragen, Commissioner?“
Der Tellarit fixierte Bruker einen Moment lang, als überlege er ob es sich lohne, sie in die Mangel zu nehmen. Das Ergebnis fiel wohl negativ aus, denn er schüttelte schließlich den Kopf. Thenar wandte sich wieder Bruker zu. „Danke, Lieutenant, das wäre vorerst alles. Sie haben uns sehr geholfen. Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns bei ihnen. Sie können wegtreten.“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Kontikinx1404 am 31.05.15, 21:09
Luka war überrascht das die Vernehmung so schnell beendet war. Offensichtlich hatten die Beiden nicht das erfahren was sie wissen wollten. Mit einem "Gerne geschehen" verließ Luka den Vernehmungsraum. Als sich die Tür  hinter ihr geschlossen hatte, konnte sie
nichts weiter tun als verwirrt den Kopf schüttteln. Dies war wohl die ungewöhnlichste Vernehmung die sie je erlebt hatte. Zu gerne hätte
sie gewusst was die Inspektoren wissen wollten. Schließlich zuckte sie nur mit der Schulter. Warhscheinlich würde es sich nicht lohnen
sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Daher machte sie sich wieder auf den Weg in die Sicherheitszentrale um ihrer Arbeit nach zu gehen.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 31.05.15, 21:43
„Es ist schon sehr bezeichnend“, meinte Furzkin, als sich die Türen hinter Bruker geschlossen hatten. „Dass diese Leute einem Staff-Captain gegenübersitzen und kein einziges Mal die Höflichkeitsformel „Sir“ verwenden. Vielleicht bin ich als Zivilist nicht ganz auf dem Laufenden, aber... ist das in der Sternenflotte nicht die korrekte Anrede für einen vorgesetzten Offizier, wenn man ihm Respekt erweisen möchte?“
„Doch.“, seufzte Thenar. „Das ist sie.“
Er schnäubte und schüttelte pikiert den Kopf. „Machen wir weiter.“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 01.06.15, 19:53
Die nächste in der Reihe war ein Ensign Namens Jasmine Sharp, aus der archäologischen Abteilung. Die junge Frau war pünktlich, und erweckte einen durch und durch tüchtigen Eindruck auf Thenar. Merkwürdig war höchstens der kleine Blumentopf, den sie mit sich führte, aber vermutlich hatte man sie bei der Arbeit gestört.
Als Furzkin sie aufforderte, sich noch einen Moment zu gedulden, und schon mal auf dem Podiumsstuhl platz zu nehmen, verrieten ihre Bewegungen eine gewisse Nervosität.
Verständlich.
Keiner sah der Befragung durch einen Commissioner und einem Captain gerne entgegen, erst recht niemand, der so jung war.
Furzkin tat so, als notiere er noch etwas auf seinem Datenblock – nichts weiter als eine Taktik, die dazu dienen sollte, seine Opfer weichzuklopfen -, und erhob sich dann langsam. Er trat um den Schreibtisch herum und wedelte mit dem Padd. „Ensign, ich habe hier einen von ihnen verfassten Bericht, den ich aus verschiedenen Gründen sehr aufschlussreich finde. Erkennen sie ihn wieder?“
Sharp nahm den Block zögernd von ihm entgegen, und überflog ihn kurz. „Ja, Sir.“ Furzkin hob eine buschige Braue und fing kurz Thenars Bilck auf: Es geht ja doch. Sharp fragte er: „Um was für einen Bericht handelt es sich?“ Auf ihren irritierten Blick hin fügte er hinzu: „Nur für’s Protokoll.“
Sharps Augen wanderte kurz zu Thenar und wieder zurück zu Furzkin. „Es handelt sich um meine Widergabe der Vorfälle auf Faras III, Sir.“
„Von ihnen verfasst?“
„Ja, Sir.“
„Sie gehörten zum Außenteam?“
„Ja, Sir.“
„Was war ihre Funktion?“
Sharp befeuchtete sich die Lippen. „Ich hatte eine Methode entwickelt, die Interferenzen in der Atmosphäre zu durchdringen und mithilfe der Sensoren einen Plan der fremden Bunkeranlage zu erstellen. Vom Orbit aus war die Methode nicht sonderlich ergiebig. Deswegen musste ich mit auf den Planeten, um die Prozedur vor Ort durchzuführen und zu überwachen.“
„Ist ihnen das gelungen?“
„Ja, Sir.“
„Dann war die Mission aus ihrer Sicht ein voller Erfolg?“
Sharp begann nervös auf ihrem Stuhl herumzurutschen. „Nicht... unbedingt, Sir.“
„Wieso nicht?“
„Den Aufbau der Anlage zu kennen, Sir, bewahrte uns nicht vor dem Problem, dass sie von Jem’Hadar bevölkert wurde. Und die konnten die Scanner nicht erfassen. Leider.“
„Sie sind in Kampfhandlungen verwickelt worden?“
„Mehrmals.“, bestätigte Sharp.
„Sie kommen frisch von der Akademie, Ensign. Waren das ihre ersten Kampfhandlungen?“
„Ja, Sir.“
„Aber sie haben sie unbeschadet überlebt. Sonst säßen sie jetzt nicht hier.“
„Was nicht auf alle Mitglieder des Außenteams zutrifft.“
„Ist ihr Bericht deshalb so scharf formuliert?“, fragte Furzkin.
Wieder sah Sharp hilfesuchend zu Thenar, die ihren Blick ruhig erwiderte. Furzkin, dem das nicht entging, beugte sich zu Sharp herab: „Konzentrieren sie sich nur auf mich, Ensign, nicht auf den Staff-Captain. Ich leite die Befragung.“
Sharp zwang sich dazu, den Kopf zu heben und seinen Blick zu erwidern. „Ja, Sir.“
„Ich wiederhole meine Frage: Ist der Bericht deshalb so scharf formuliert?“
„Sir...“, es klang beinahe flehend. „Ich... ich war aufgewühlt. Ich stand unter Schock. Vielleicht habe ich Dinge in diesen Bericht geschrieben, die ich so nicht meinte.“
„Wie haben sie sie dann gemeint?“
Als Sharp nicht antwortete, las er kurzerhand selbst eine Textzeile vor: „... die Regruppierung verlief chaotisch und schleppend. Offiziere kannten ihre Aufgaben nicht. Der im Besprechungsraum aufgestellte Plan war schon kurz nach unserer Landung auf Faras III aufgegeben worden, ein neuer wurde nur zögernd formuliert. Bereits vor McDougals Tod herrschte Verwirrung über die weitere Vorgehensweise. Danach wurde es nicht besser. Das Wetter schwang drastisch um. Die Führungsoffiziere reagierten erst im letzten Moment. Schließlich gaben wir den Kommandoposten überhastet auf, und damit einen Großteil der Ausrüstung. Da die Flucht vor dem Wetter zu einem Wettrennen wurde, gab es kein von den Sicherheitskräften abgedecktes Vorrücken, sondern ein lossprengen ohne ersichtliche Ordnung.“ Er sah sie an und ließ das einen Moment einwirken.
Sharp sank in sich zusammen. Etwas an der jungen Frau erweckte in Thenar den Wunsch, sie tröstend zu umarmen.
„Waren das ihre Worte?“, hörte sie Furzkin nachfragen.
Sharp begann nervös ihre Finger zu kneten. Sie hatte den Kopf gesenkt und man konnte ihr ansehen, dass sie sich fortwünschte. „Ich...“, begann sie. „Ich bin nur A&A-Offizier, Sir. Kein Taktiker. Es obliegt mir nicht, meine Vorgesetzten zu kritisieren, erst recht nicht in einem Arbeitsbereich, den ich so wenig verstehe.“
Furzkin zog die Stirn kraus. „Irgendetwas muss sie aber dazu bewegt haben, ihre Vorgesetzten zu kritisieren. Immerhin haben sie es getan. In diesem Bericht hier.“
Als Sharp zögerte, meldete sich erstmals auch Thenar zu Wort. „Sie können offen sprechen, Ensign.“, versicherte sie mit sanfter Stimme. „Wir sind nicht hier, um jemandem Probleme zu bereiten. Ganz im Gegenteil. Irgendetwas auf dem Schiff läuft falsch. Wir müssen herausfinden, was.“
Sharp entließ frustriert die Luft aus der Nase. „Sir, Ich... Es war mein erster Einsatz, und... er lief nicht unbedingt so, wie er hätte laufen sollen. Es kam vieles auf einmal zusammen, und...“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „An Bord ist alles so anders, als auf der Akademie. Darauf war ich nicht vorbereitet.“
„Anders?“, wollte Furzkin wissen. „Inwiefern?“
„Es ist viel... spontaner hier. Unübersichtlicher.“
„Chaotischer?“
Sharp neigte den Kopf auf eine Art, die sowohl ein Ja, als auch ein Nein bedeuten konnte. Thenar musste unwillkürlich lächeln. 
Furzkin lächelte nicht. „Woran könnte es liegen, dass es hier so... anders ist?“
Sharp zuckte ansatzweise mit den Schultern.
„Liegt es an der Organisation?“
Wieder antwortete Sharp nicht.
Furzkin beschloss die Taktik zu ändern. Er begann im Raum herumzuwandern. „Seit sie an Bord sind, hatten sie da Gelegenheit, mit Captain Katic zu arbeiten?“
Sharp nickte, dankbar für den Themenwechsel. „Ich durfte Lieutenant M’Rass gelegentlich an der Wissenschaftsstation auf der Brücke vertreten, Sir. Ich bin ihr sehr dankbar dafür.“
„Also haben sie Captain Katic in Aktion erlebt?“
„Ja, Sir. Bei verschiedenen Gelegenheiten.“
„Haben sie den Eindruck, dass sie unorganisiert ist?“
„Nein, Sir.“
„Welchen Eindruck haben sie dann von ihr?“
„Sie ist eine gute Kommandantin, so weit ich das beurteilen kann.“, sagte Sharp. „Zurückhaltend. Aber entschlussfreudig. Sie sorgt für eine angenehme und entspannte Arbeitsatmosphäre. Es macht Spaß mit ihr zu arbeiten.“
„Macht es ihnen auch Spaß mit Commander Harris zu arbeiten?“
Sharp zögerte.
„Es war Commander Harris, der das Team auf Faras III leitete, nicht wahr?“, fragte Furzkin nach.
„Ja, Sir.“
„Und war vielleicht auch nur er es, der unorganisiert war?“
„Das kann ich nicht beurteilen, Sir.“
„Würden sie denn sagen, dass er während der gesamten Mission korrekt und bestmöglich gehandelt hat?“
„Das kann ich nicht beurteilen, Sir.“, wiederholte Sharp, diesmal bestimmter.
Furzkin richtete sich auf. Er tauschte einen knappen Blick mit Thenar, schlenderte ein paar Schritte um Sharps Stuhl herum und tat dabei, als müsse er nachdenken.
Schließlich gestand er: „Ihr Bericht hat uns nichts neues mitgeteilt, Ensign. Er hat es nur etwas treffender auf den Punkt gebracht. Auch in der Nacherzählung der anderen Offiziere, die an dem Einsatz teilnahmen, ist herauszulesen, dass auf Faras III ein nicht geringes Chaos herrschte. Und wir haben nun von verschiedenen Quellen angedeutet bekommen, dass Commander Harris in letzter Zeit sehr gestresst ist. Würden sie ebenfalls sagen, dass er in letzter Zeit sehr gestresst wirkt?“
Sharp haderte sichtlich mit sich selbst. „Vielleicht.“, gestand sie nach langem Zögern.
„>Vielleicht< ist keine klare Aussage, Ensign. Drücken sie sich präzise aus.“
Sharp sah ihn an. Und zum ersten Mal entdeckte Thenar so etwas wie Zorn in ihren Augen auflodern. „Wir sind alle etwas gestresst, Sir. Was vielleicht mit den Missionen zusammenhängt, die man uns erteilt. Aber es obliegt mir jedoch nicht, sie zu kritisieren, so wenig wie es mir obliegt, über Commander Harris zu urteilen, oder ihm zu sagen, wie er seine Arbeit machen soll, egal für wie schlau ich mich halte. Und ich fühle mich nicht wohl dabei, dass sie von mir verlangen, einen vorgesetzten Offizier ans Messer zu liefern. Denn genau das ist es doch, was sie hier versuchen, oder?“
Furzkin wollte etwas erwidern, aber Sharp ließ ihn gar nicht. „Ich mag nicht mit allem Einverstanden gewesen sein, was der Commander auf Faras III tat. Aber ich kann auch nicht leugnen, dass er es war, der während einer kritischen Evakuierung auf mich acht gab. Er war es, der die Überlebenden deckte. Er war es, der das Runabout als letzter betrat. Und er war es auch, der im Anschluss die Familien der Toten benachrichtigen und danach seinen Dienst wiederaufnehmen musste, während ich mich in mein Quartier zurückziehen und die Welt so weit ausblenden durfte, dass ich genug Zeit hatte, in meinem emotional kompromittierten Zustand einen Bericht zu verfassen, der in höchstem Maße unprofessionell war, und den ich gerne wieder zurücknehmen würde.“
Sie stand auf. „Das ist alles, was ich in Bezug auf Commander Harris sagen kann, Sir. Bei allem anderen... würde ich mich wohler fühlen, wenn sie ihn selbst befragen.“
Furzkin stierte sie an. Er warf einen Blick zu Thenar, die kaum merklich nickte.
„Also gut, Ensign.“, brummte er. „Das wäre alles. Sie können gehen.“
Die junge Frau wich seinem Blick aus – mehr verletzt als wütend, schnappet sich ihren Blumentopf und verließ den Vernehmungsraum, ohne zurückzusehen.
Furzkin wartete, bis sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte und sie wieder alleine waren, ehe er sich Thenar zuwandte. „Das war gleichermaßen aufschlussreich wie verwirrend. Mir kam es so vor, als sei sie durchaus nicht glücklich mit dem Commander, und wolle es nur nicht aussprechen.“
„Oder dass sie ihren Bericht ehrlich bereut.“, hielt Thenar dagegen. „Sie ist jung. Faras III war eine traumatische Erfahrung, an der sie nicht hätte teilnehmen dürfen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Schock in Wut verwandelt, und man sich in der Wut einen Schuldigen sucht, um sich selbst besser zu fühlen. Ihre Aussage ist zu kryptisch. Man kann sie in beide Richtungen drehen.“
Furzkin nickte. „Da ist immer noch der Vorwurf, an Bord seien die Dinge sehr... anders. Er deckt sich mit dem was Bruker sagte, und mit Berichten von einem Dutzend Offizieren – vor allem ehemalige, die das Schiff nach kurzer Dauer wieder verließen. Jeder listet diverse Vorfälle auf. Mangelnde Disziplin, ein lasches Protokoll... Allein und für sich genommen ist nichts davon beachtenswert, aber in der Gesamtbetrachtung... ergibt sich ein Bild. Wir sind selber Zeuge davon geworden.“ Furzkin schürzte die wulstigen Lippen und überlegte. „Wer ist an Bord eines Raumschiffes für die Einhaltung der Disziplin verantwortlich?“
„Kommt drauf an.“, gestand Thenar. „Jedes Kommandoteam entwickelt im Laufe der Zeit einen eigenen Stil. Es gibt eine menge Varianten, abhängig von der Persönlichkeit des COs und des XOs. Da Ensign Sharp jedoch meinte, der Captain sei zurückhaltend, was sich ebenfalls mit den Berichten deckt, gehe ich davon aus, dass sie die Durchsetzung des Protokolls und der Disziplin dem ersten Offizier überlässt.“
„Womit wir wieder bei Harris wären.“
„Sollen wir ihn herbeten?“
Wieder überlegte Furzkin. „Noch nicht.“, entschied er. „Ich möchte erst noch weitere Stichproben sammeln."
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 02.06.15, 13:24
Die Vernehmungen gingen noch bis weit in den späten Nachmittag hinein. Thenar und Furzkin zitierten Offiziere aus allen möglichen Abteilungen und Dienstgraden herbei, befragten sie mit wechselnden Taktiken, nahmen manche in die Mangel, lockten andere mit Freundlichkeit. Es war nicht die zuvorkommendste Art diese Anhörungen durchzuführen, aber in Anbetracht des enormen Zeitdrucks, unter dem sie standen, die effektivste, und allmählich verdichteten sich die einzelnen Aussagen zu einem stimmigen Gesamtbild.
Die Zustände an Bord waren bei weitem nicht so schlimm, wie es zunächst ausgesehen hatte, aber die Besatzung war... nun vielleicht nicht direkt vom Weg abgekommen. Aber sie wussten auch ganz offensichtlich nicht, wo er hinführen sollte. Ein „wozu das Ganze?“ beherrschte die Köpfe der Leute an Bord, ein kollektives Unverständnis für das, wofür sie im Krieg überhaupt gekämpft hatten, und wie es nun weitergehen mochte. Mit immer neuen Katastrophen?
Wozu das Ganze?
Den Leuten fehlte ein Ziel.
Die Ideale auf die sie einst geschworen hatten, drohte zu einem verschwommenen Etwas in der Distanz zu verkümmern. Sie lebten in den Tag hinein, die Vergangenheit Düster, die Zukunft nicht unbedingt vielversprechender.
Die Sache wurde dadurch erschwert, dass es ihnen an Leitfiguren mangelte. Die Mitglieder der Kommandocrew trugen alle ihr eigenes Päckchen. Sie wurschtelten sich zwar irgendwie durch den Dienst – Thenar fand, dass sie gemäß der Umstände sogar recht gute Arbeit leisteten -, versäumten es zugleich aber auch, ihre Untergebenen im großen Stile zu führen und zu inspirieren.
Das gute Beispiel, das sie für die jüngeren Dienstgrade hätten abgeben sollen, bestand in Wahrheit aus einem Verhalten, das Disziplin und den Blick für das größere Ganze vermissen ließ.
Das war letztendlich nichts, was man nicht – noch - korrigieren konnte, auch wenn das nicht reibungslos verlaufen würde, aber dazu mussten Thenar und Furzkin erst herausfinden, wo genau sie ansetzen mussten. Es war wie bei der Reparatur einer Hüllenplatte mit Verschleißerscheinungen – ehe man das Material stärken konnte, musste man es erst mit starker Strahlung bombardieren, um herauszufinden, wo die Defizite lagen.
Commissioner Furzkin war zweifellos der richtige Mann, um ein effektives Bombardement zu gewährleisten. Seine verbalen Hiebe waren treffsicher und wohldosiert.
Sie offenbarten die Risse im Material.
An Thenar würde es später liegen, die eigentliche Reparatur durchzuführen. Sie wusste nicht, wer von ihnen die schwierigere Aufgabe hatte, aber sie war zumindest froh, dass sie beide das gleiche Ziel verfolgten. Dem Flottenkommando war es offenbar zweitrangig, wie man das Problem der Estrella löste – Hauptsache es war gelöst. Nötigenfalls auch mit drastischen Schritten. Thenar und Furzkin hingegen waren inzwischen zur Übereinkunft gekommen, die Crew nicht fallen zu lassen, auch wenn sie ihnen erst Unannehmlichkeiten bereiten mussten.
Das Hauptproblem schien vom Kommandoduo auszugehen; genauer gesagt, von Commander Harris, der laut etlichen Aussagen gestresst, unglücklich und neuerdings recht aggressiv war. Wenn man bedachte, was er durchgemacht hatte, war das mehr als verständlich. Und typisch – zumindest für einen ehemaligen Sicherheitsoffizier.
Er war so sehr daran gewöhnt, seine eigene Besatzung zu verteidigen, dass irgendwann jeder von Außerhalb zu einer möglichen Bedrohung wurde – selbst der zivile Sektor, den man als uniformierter eigentlich beschützen sollte.
Irgendwann begannen diese Leute Recht und Ordnung selbst in die Hand zu nehmen. Die klassische Captain Maxwell-Situation. Harris war zum Glück noch nicht so weit, vielleicht würde er es auch nicht werden. Aber die Gefahr war zu groß, um das Risiko einzugehen.
Und Lieutenant Brukers Bericht über die Ereignisse auf Veridian III, der ihnen vor zwei Stunden zur Verfügung gestellt wurde, zeigte deutlich, dass das Risiko vorhanden war.
So konnte es nicht weitergehen.
Das verlorene Schaf musste zur Herde zurückgeführt werden. Ob das möglich sein würde, musste sich noch herausstellen.
Doch wie sah Captain Katics Rolle dabei aus? Standen sich die beiden vielleicht zu nahe? War der Captain deshalb zu passiv?
Möglich. Sie war jung, und noch immer am lernen. Woher sollte sie wissen, wie man mit so eine Situation umging?
Thenar hielt es ihr nicht vor. Aber es mussten Lösungen her. Nach kurzer Diskussion, beschlossen die beiden Ermittler sich Antworten zu verschaffen. Furzkin legte sich eine Strategie zurecht. Und dann riefen sie Katic zu sich.
„Captain Katic, bitte melden sie sich im Vernehmungsraum...“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: deciever am 02.06.15, 21:52
(http://www.dmcia.de/bilder/rpg/lejla.png)

Die junge Kommandantin stand vor der Tür zum Verhandlungsraum, der Crewman nickte ihr zu, „Ma’am.“
Sie erwiderte mit einem nicken und betätigte anschließend den Türsummer. Es vergingen ein bis zwei Sekunden, in dieser Zeit führte sie das Picard Manöver durch und trat durch die sich öffnende Tür.
Thenar und Furzkin warteten bereits auf Lejla.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 02.06.15, 21:54
Der Commissioner deutete auf den Podiumsstuhl. „Nehmen sie Platz, Captain. Es wird nicht lange dauern.“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: deciever am 02.06.15, 22:28
(http://www.dmcia.de/bilder/rpg/lejla.png)

„Danke.“ sagte sie und setzte sich auf den Stuhl.
Lejla überschlug die Beine und legte beide Hände auf ihrem Schoß ab, blickte neugierig zu den beiden Personen vor ihr.
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 02.06.15, 22:30
„Captain Katic.“, läutete der Commissioner das Gespräch ein. „Eines ihrer Mannschaftsmitglieder berichtete uns, dass das Arbeiten unter ihnen Spaß machen würde. Dieses Mannschaftsmitglied betonte weiterhin, dass sie für eine entspannte Arbeitsatmosphäre sorgen.“ Er neigte raubtierhaft den Kopf. „Würden sie das bestätigen? Ist die Estrella Del Alba ein Schiff, auf dem man - im Allgemeinen - gerne seinen Dienst verrichtet?“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: deciever am 02.06.15, 22:56
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Lejla neigte den Kopf, überlegte kurz wie sie die Wörter zusammenlegen sollte, holte dann Luft und sprach los, „Ich lege wert auf einen Kooperativen Führungsstiel. Bedeutet dass ich den Offizieren genug Freiraum innerhalb gesteckter Grenzen gebe, sich in ihrem Fachbereich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und mitzugestalten. Eine Art von Motivation.“
Sie sah kurz zu Thenar, ehe sie sich wieder Furzkin zuwendete, „Um aber auf die Frage zu kommen, ich würde sagen ja. Es wäre nicht besonders effektiv wenn die Crew nicht gerne ihren Dienst auf dem stationierten Schiff ausüben würde.“
Titel: Antw:[RPG] Vernehmungsraum
Beitrag von: Star am 04.06.15, 09:00
Das war, so finden wir Organier, eine ziemlich gute Antwort des Captains, die zweifellos einen spannenden Tanz zwischen ihr und dem Commissioner einleitete.
Ihr, werter Leser, werdet euch nun gewiss fragen, wie dieser Tanz denn im Detail aussah, und vor allem, wie es danach weiterging. Und wir würden euch die Geschichte auch gerne ausführlich zuende erzählen, doch auch unseren Kräften sind Grenzen gesetzt, und es gab kürzlich einige galaktische Krisen, die verhinderten, dass wir dem Ende dieser Geschichte mit voller Konzentration lauschen konnten. Obwohl wir so viele Universen, mit so vielen möglichen Verästelungen simultan beobachten, sind wir aus diesem Grunde etwas... durcheinandergekommen.
Wir wissen nicht genau, wie es ausging.
Jedenfalls nicht in unserem Universum.
Aber wir haben eine ungefähre Vorstellung.
Denn eine Variante ist uns durchaus im Gedächtnis geblieben; die Geschehnisse, die sich nach dieser Antwort des Captains, im vierundfünfzigsten Parallel-Universum links von unserem zugetragen haben. Wir nennen es auch manchmal das Universum der Geduld, und des Vertrauens.
Es wird nur selten besucht.
Eigentlich ist es auch ziemlich langweilig.
In jenem vierundfünfzigsten Parallel-Universum links von unserem geschah jedenfalls folgendes:


Im weiteren, durchaus spannenden Gespräch mit dem Captain und den beiden Ermittlern, wurde nach und nach ersichtlich, dass Captain Katic und Commander Harris eine Einheit bildeten, und beide zusammen einen hervorragenden Offizier ergaben – doch nun, wo Commander Harris aufgrund von persönlichen Problemen schwächelte, schwächelte auch das Kommandoduo.
Und das wirkte sich auf die gesamte Mannschaft aus.
Jener Commander Harris - also der des vierundzwanzigsten Parallel-Universums links von unserem (nicht zu verwechseln, mit unserem natürlich) -, hatte einfach zu viele Traumata erlebt, und zu wenig Chancen gehabt, sie richtig zu verarbeiten. Er fühlte sich schuldig für den Tod von Frau und Freunden. Natürlich machte sich keiner der beiden Ermittler Sorgen darüber, dass er Schuld empfand. Es wäre eher Fragwürdig, wenn sie keine empfinden würden. Nein, sie machten sich sorgen darüber, dass die Schuld dazu führt, dass er seinen Dienst nicht mehr bewältige.
Um Gewissheit zu erlangen, lud man ihn als letzten zur Vernehmung.
Er hielt sich wacker. Das muss man ihm lassen.
Die Barrieren, die er zum Selbstschutz errichtet hatte, waren äußerst standhaft. Irgendwann, wie Wasser, das einen Stein abträgt, gelang es dem unermüdlichen Commissioner dann aber doch, sie zu überwinden, und den verletzbaren Kern des Commanders Stück für Stück ans Tageslicht zu bringen.
Den gebrochenen Mann.
Es war ein grandioses Gespräch. Sehr psychologisch. Es wurden viele verbale Schläge ausgetauscht und beide Kontrahenten agierten clever und bestimmt. Furzkins Methode zeigte Wirkung; Der Commander hatte irgendwann genug, legte seinen Kommunikator ab, und stürmte einfach aus der Tür.
Der Commissioner wirkte recht zufrieden, hatten sie doch endlich das – in der momentanen psychologischen Verfassung - schwächste Glied in der Kette identifiziert.
Nun konnten sie sich an die eigentliche Arbeit machen, und die Kette auf ein neues Schmieden und Härten.
Natürlich wäre Counselor Levinoi auch dazu in der Lage gewesen (und in unserem Universum, so munkelt man, war sie es auch und hat dasselbe Ergebnis alleine und ohne Hilfe von den Ermittlern erreicht – auch, wenn wir nun vielleicht wieder durcheinandergekommen sein könnten), aber im vierundzwanzigsten Parallel-Universum links von unserem verliefen die Dinge eben etwas anders und die Zeit drängte.


Staff-Captain sh’Dranii suchte kurz darauf den Commander in seinem Quartier auf. Sie hatten eine lange, und fruchtbare Unterhaltung, in dem der Commander einen ersten, entscheidenden Schritt Richtung Katharsis unternahm.
Es war ein wirklich gutes Gespräch.
Ein toller Dialog.
Alle, die Zeugen davon wurden, werden das bestätigen – die Propheten beispielsweise, oder die Metronen. Oder die Q.
Nun, okay, die Q vielleicht nicht.
Aber das sind eh Idioten.
Der Staff-Captain und der Commander also, sie sprachen über privates, über Familie, aber natürlich auch den Dienst. Sie erinnerten sich daran, wieso sie sich einst für die Uniform entschieden hatten, und wie viel sie dadurch bewegen konnten und jeden Tag bewegten. Sie sprachen darüber, dass sie in der Flotte alle Brüder und Schwestern waren, und dass sie sich gegenseitig helfen mussten und auch würden, auch wenn es im Falle der Estrella ein wenig länger gedauert hatte, ehe jene Hilfe sie erreichte. Sie sprachen über die Vergangenheit, über die Gegenwart, auch über die Zukunft, und am Ende nutzte es ihnen beiden.
Nach dieser Unterredung folgte die Abschlussbesprechung, die längst nicht für alle, aber doch für manche einige Aha-Momente enthielt.
Die beiden Ermittler ließen die Führungsoffiziere um Punkt 1600 im Konferenzraum zusammenkommen, und das, was sich danach ereignete, ging in etwa so:

 
Thenar wartete, bis alle platz genommen hatten, und das Gemurmel verstummte. Dann dankte sie den Leuten für ihr Kommen, trat nach vorn, zu Commissioner Furzkin, der neben dem Monitor Stellung bezogen hatte, und begann ihre Ansprache. „Als ich zu diesem Auftrag abbeordert wurde, und die ersten Berichte zu lesen bekam, rechnete ich mit dem Schlimmsten.“
Jeder an Bord bekam ihre Worte mit, weil sie auf sämtlichen Bildschirmen an Bord übertragen wurde. Auf allen Decks hielten die Leute in ihrem Tun inne und hörten zu.
„Das Bild, das gezeichnet wurde, war das eines Katastrophenschiffes. Selbstmorde, Inkompetenz, ein Protokoll, das mit Füßen getreten wird.“ Sie machte eine dramatische Pause. „Nachdem wir mit etlichen von ihnen gesprochen haben, kann ich jedoch Entwarnung geben. Die Besatzung dieses Schiffes hat sich nicht viel vorzuwerfen. Es gibt keine ersten Probleme mit dem Reglement. Auch nicht mit einem Mangel an Willen. Sondern mit dem Selbstbewusstsein.
Und es ist nicht verwunderlich. Diese Mannschaft ist von einer Katastrophe in die nächste gestolpert, ohne Pause, ohne die Chance, sich zu erholen. Ein ständiges Straucheln war die Folge. Sowohl Disziplin, als auch Moral bröckeln. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Weder der Commissioner, noch ich, sind jedoch nicht hier, um einen Schuldigen zu suchen. Was würde es schon bringen? Damit wäre niemandem geholfen. Nein, wir sind hier, um die Probleme aufzudecken, und Lösungen zu erarbeiten. Leider...“, fügte sie mit einem Seufzen hinzu „standen wir aus diversen Gründen unter Zeitdruck. Commissioner?“
Der Tellarit aktivierte den Monitor, auf dem verschiedene Aufzeichnungen von Nachrichtensendungen abgespielt wurden, die mit der Estrella zu tun hatten.
Die Schlagzeilen waren nicht besonders freundlich. Über Selbstmorde war dort die Rede. Und Offiziere, die Zivilisten bedrohten. Ein Bild von Doktor Cake wurde eingeblendet.
„Irgendjemand“, ergriff der Commissioner das Wort. „Hat es auf die Estrella abgesehen, und die Presse aufgewiegelt. Das Flottenkommando ist an der Sache dran. Ich garantiere ihnen, dass wir in kürze wissen, wer dafür verantwortlich ist, und dass derjenige zur Rechenschaft gezogen wird. Doch der Schaden ist angerichtet. Nun mussten wir schnell handeln, um ihnen allen schlimmeres zu ersparen.“
„Seit dem Krieg“, griff Thenar den Faden auf. „steht die Flotte in der Kritik. Das ist verständlich. Selbst für uns waren die letzten paar Jahre traumatisch. Doch wir haben eine entsprechende Ausbildung auf unserer Seite. Wir waren immerhin ansatzweise vorbereitet. Für den zivilen Sektor war die Erfahrung aber noch sehr viel erschütternder als für uns. Nun stellen die Bürger der Föderation Fragen. Und nicht immer nur freundliche. Es ist nur... menschlich, dass sie jemanden suchen, dem sie vielleicht die Schuld an allem geben können, um Erfahrenes verarbeiten zu können, den Schmerz und das Leid.“
Sie machte eine kurze Pause. „Das mag ihnen allen Unfair erscheinen. Aber niemand hat behauptet, das Universum sei fair. Zumindest ist es konsistent. Und wir als Sternenflotte, müssen nun ebenfalls konsistent sein. Wir sind Utopias Schutzengel, und dieses Utopia braucht seine Schutzengel nun mehr denn je. Wenn andere schwächeln, müssen wir standhaft sein, an den Idealen festhalten, auf die wir geschworen haben, und mit gutem Beispiel vorangehen, auf dass wir den Krieg endlich hinter uns lassen können und jene Werte, die uns allen hoch und heilig sind, in die Köpfe der Leute zurückkehren. Wir müssen als Einheit in die Zukunft blicken. Doch diese Einheit ist nur so stark, wie das schwächste Glied.“ Sie deutete auf Furzkin. „Der Commissioner und ich, wir haben die Vernehmungen so... harsch durchgeführt, um die schwachen Glieder dieser Kette an Bord der Estrella del Alba zu identifizieren. Dafür entschuldigen wir uns. Aber besser wir haben es getan, als wenn uns die Presse zuvorgekommen wäre. Denn nun können wir damit beginnen, die Kette auf ein neues zu schmieden - und zu härten, gegen alles, was da kommen mag. Es gibt da ein andorianisches Sprichwort: Die Vergangenheit definiert nicht den Krieger. Sie bereitet ihn lediglich vor.“
Sie räusperte sich und las von einem Datenblock vor. „Folgende Maßnahmen werden ergriffen: Das psychologische Personal an Bord der Estrella del Alba wird unter der Leitung von Counselor Levinoi erweitert. Durch die Vernehmungen wurde ersichtlich, dass das bestehende Team hervorragende Arbeit leistet, aber vielleicht zu klein ist, um die massiven Arbeitsanforderungen alleine bewältigen, die nötig sind, um der Besatzung jene Hilfe zu gewähren, die sie braucht. Daher wurden mehrere Fach-Psychologen und Berater angefordert, die bereits unterwegs sind, um die Crew zu entlasten und zu unterstützen. Wir hoffen, dass die Traumabewältigung bei einigen in Folge dieser Maßnahme um ein vielfaches schneller vonstatten geht. Des weiteren wird Commissioner Furzkin an Bord verweilen, und die Mannschaft ebenfalls unterstützen.“
Gemurmel setzte ein.
Thenar fuhr unbeeindruckt fort. „Offiziell wird er Captain Katic in diplomatischen Angelegenheiten beraten und unterstützen. Inoffiziell... wird er der Schutzschild sein, der sowohl die Medien, als auch die Politik von ihnen allen fernhält, damit sie in Ruhe und Ungestört ihre Arbeit machen können.“ Trocken fügte sie hinzu: „Sie haben sein Talent, andere in den Wahnsinn zu treiben hautnah erlebt. Nun steht es ihnen zur Verfügung.“
Furzkin reckte stolz das Kinn.
Thenar las weiter ab: „Lieutenant Commander Harris wurde von allen Anklagen betreffend der juristischen Abteilung freigesprochen, gleichzeitig aber auch vorübergehend beurlaubt – ohne Eintrag in den Akten. Der Commander ist für Schiff und Crew über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gegangen. Doch jede Maschine, die weit über Normalbelastung operiert, muss auch irgendwann die Chance bekommen, wieder abkühlen, weil sie sonst überhitz. Commander Harris war nicht in der Lage, jenes zu verarbeiten, was verarbeitet hätte werden müssen. Dazu wird er nun Gelegenheit erhalten. Ich bin zuversichtlich, dass wir ihn bald in unseren Rängen wieder willkommen heißen können, und er spätestens bei der nächsten Mission, die ihnen das Sternenflottenkommando überträgt, wieder in voller Stärke einsatzfähig ist. Als seine Kollegen... als seine Kameraden... bitte ich sie, ihm jene Unterstützung zukommen zu lassen, die er auch ihnen gewähren würde. Das gleiche gilt in Bezug auf ihren Captain, die nun vorübergehend ohne einen ersten Offizier operieren muss. Ich zweifle nicht daran, dass sie das schafft, aber dennoch sollten sie sich alle bemühen, Captain Katic zu entlasten. Erinnern sie sich an ihr Training. Erinnern sie sich an das Protokoll. Begegnen sie Kollegen mit jenem Maß an Respekt, das ihnen zusteht. Es mag Tage geben, wo es nicht so scheint, aber... der Dienst ist trotz allem ein Privileg. Keine Pflicht. Für Schludrigkeit sind sie in der falschen Organisation.“
Sie sah Katic direkt an. „Captain, einige ihrer Besatzungsmitglieder sprachen in hohen Tönen über sie. Uns wurde versichert, dass der Dienst unter ihnen Spaß machen würde. Behalten sie das bei. Aber eine Crew wird nicht nur mit Zuckerhut geführt – hin und wieder muss auch mal die Peitsche ausgepackt werden. Das ist etwas, was sie noch lernen müssen. Ich bin sicher, sie werden es. Das nächste Mal, wenn ein Offizier das Protokoll unnötig schleifen lässt... lassen sie ihn Plasmaleitungen schrubben, und zwar so lange, und sooft, bis die Erinnerung an das, was die Akademie vermittelt hat, zurückgekehrt ist. Das wirkt Wunder. Ansonsten können sie sich immer fragend an ihre Vorgesetzten wenden. Darin liegt keine Schande. Mister Hykes, wir stolpern nicht durch die Galaxis und drücken Knöpfe, deren Bedeutung wir nicht kennen. Wir sind keine Pakleds.“
Zurückhaltendes Gelächter war zu hören. Jemand hustete.
Thenar baute sich zu ihrer vollen Größe auf und blickte die Offiziere ernst an. „Abschließend wird es keine Disziplinarmaßnahmen geben. Keine Einträge in die Akten. Ich erkläre die Inspektion nun für beendet, mit dem Ergebnis, dass die Mannschaft bestanden hat – hochoffiziell und für alle einsehbar. Damit gelten die vergangenen Katastrophen als genau das: Vergangen. Ich hoffe sie erkennen diesen Schritt als Chance für einen Neuanfang. Die Möglichkeit, noch mal von vorn anzufangen, frisch und ohne Ballast. Nutzen sie sie. Das Flottenkommando baut auf ihr Engagement.“


Anschließend wurden Hände geschüttelt, die besten Wünsche ausgesprochen, und Captain sh’Dranii verließ das Schiff kurz darauf mit dem nächsten Transportflug Richtung Heimat, wo sie wieder mit ihrem thaan und den beiden Kindern vereint wurde, und den Rest ihres Urlaubs genießen konnte.
Auch der Commissioner blieb nicht lange, da die ganze Angelegenheit um die Presse bald aufgelöst wurde, und die Aufgabe des Tellariten somit erfüllt war. Der Aufenthalt dieser beiden war also nur von kurzer Dauer, aber es war eine heilende Erfahrung für alle.


Das, lieber Leser, geschah wohlgemerkt im vierundfünfzigsten Parallel-Universum links von unserem. Es gibt einige Gerüchte und Erzählungen darüber, wie genau die Sache in unserem Heimatuniversum weiterging, und vielleicht werden aufmerksame Superwesen, wie auch ihr eines seid, kleinere Schnipsel davon in Form des allgemeinen Crew-Geplänkels auf der ein oder anderen Wahrnehmungsebene noch zu erleben bekommen - vor allem natürlich jene Heilung von Commander Harris, bei der besonders Counselor Levinoi eine entscheidende und vorbildliche Rolle spielte.
(Sofern wir da jetzt nichts durcheinander gebracht haben, heißt das. Gut möglich, dass sich die Dinge auch anders entwickelten. Wir sollten die Propheten befragen.)
Aber gewiss ist, dass auch bei uns die Crew am Ende der Geschichte von allen Zweifeln (außer denen natürlich, die noch für weitere Geschichten benötigt wurden – unsere Beobachtungen sind diesbezüglich etwas vage, und wir möchten uns nicht festlegen) reingewaschen wurde, und zu ihrem nächsten Abenteuer aufbrach.
Man kann aus diesem Grunde davon ausgehen, dass die Ereignisse in unserem Universum ganz ähnlich verliefen – es gibt also keinen Grund zur Widerholung – nur mit Unterschieden im Detail.
Beispielsweise dem, dass es wohl keinen Tadel gab, nicht einmal einen sanften. In unserem Universum wäre der vermutlich auch gar nicht nötig, seien wir ehrlich. Die entsprechenden Offiziere haben bei uns schließlich nichts falsch gemacht. Nicht das Geringste.
Und auch sonst war die Rolle der Ermittler in unserem Universum weitaus kleiner, und jene unserer Helden dafür umso größer und – ganz ehrlich – auch sehr viel kompetenter. Wir Organier sind auf jeden Fall guter Dinge, dass es auch so bleibt und wir harren neugierig der Abenteuer, die da noch folgen werden.
Tellariten, so zeigen alle möglichen Zeitlinien, werden jedoch nicht mehr vorkommen.
Und das, so nehmen wir an, ist eine höchst willkommene Sache.
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