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FanFiction => Fan-Fiction Allgemein => Thema gestartet von: CaptainCalvinCat am 19.06.14, 17:05

Titel: Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 19.06.14, 17:05
  Prolog

Manche Menschen verschwinden einfach.
Es war für Leroy Jethro Gibbs eine eindeutige, weil viel zu reale Erfahrung. Wenn er in seinen Jahren als Special Agent des Naval criminal investigative service – kurz N.C.I.S. - eines gelernt hatte, dann war es der Fakt, dass das Leben manchmal die Richtung ändert. Schnell und für immer.
Er erinnerte sich noch daran, dass er vor knapp 5 Jahren auf diesem Dach stand, der dunkelhaarigen ehemaligen Secret Service Agentin aufhalf und sie plötzlich wieder in sich zusammenklappte, mit einem Loch, das in ihrer Stirn prangte.
Vor knapp drei Jahren hatten sie Special Agentin Paula Cassidy verloren, vor zwei Jahren war es Jenny Shephard gewesen, die gestorben war und im letzten Jahr hatte er seinen Mentor Mike Franks an einen Killer verloren.
Irgendwie war es ihm klar, dass das Schicksal noch einen Trick auf Lager hatte, noch etwas, was ihm mal wieder den Boden unter den Füßen wegziehen würde.
Und tatsächlich, so als wären solche Schicksalsschläge eine Lieferung bei einem großen Versandwarenhaus (Fate and Company Incorporated?!) stellte sich nicht nur heraus, dass der Mann, der an der Spitze des NCIS arbeitete, rein rechtlich gesehen noch gar nicht existierte, eine komplette Welt jenseits dessen, was er als Sicher angesehen hatte, tat sich auf.
Gerüchte über Alienlandungen müssten sich jetzt mehrfach reevaluieren lassen, denn – so hatte er vor einigen Tagen gelernt – sie existierten. Und nicht nur eine Rasse, nein, nein, eine ganze Galaxie von Ausserirdischen, Koalitionen und Ränkeschmieden existierte gleich hinter der nächsten Erdkrümmung.
Zeitreisen waren ebenfalls möglich und der Navy Yard war von Offizieren einer Organisation, die sich „Sternenflotte“ nannte unterwandert und – ja, die in „Star Trek“ geschilderten Erlebnisse, die Shannon gerne gesehen hatte, fußten auf realen Geschehnissen. Diese hatten allerdings noch nicht stattgefunden.
Aber auch die Erde in diesem Jahrhundert stand mit Aliens in Kontakt, war sogar ein „geschützter Planet“, den die intergalaktische Planetenallianz der sogenannten „Systemlords“ nicht angreifen konnte, wollte sie nicht im Konflikt mit den Asgard stehen.
Ehrlich, wenn er sich selbst so zuhörte – oder zudachte? – fragte er sich, ob die Ereignisse der letzten Tage nicht unter die Kategorie „langer, verrückter Traum“ abzulegen wären.
Und gerade, als er sich dazu entscheiden wollte, genau dies zu tun, trat die schlanke Gestalt Ziva Davids auf ihn zu.

Er lächelte.
„Hast Du genug Unheil angerichtet, damit die Spurensicherung nichts mehr finden kann?“
Eigentlich war es faszinierend gewesen. In seiner gesamten Dienstzeit war es ihm noch nie untergekommen, dass er einen Tatort zusätzlich hatte verwüsten müssen. Eine „crime scene“ zu sichern, Fotos zu schießen und Beweise zu finden – das gehörte zu seinem täglichen Brot, auch wenn er das rumkrabbeln im Dreck inzwischen eher seinen jüngeren Kollegen überstellte. Aber einen Tatort nachhaltig zu schädigen? Bisher war das noch nie sein Aufgabengebiet gewesen. Aber – es gab für alles ein erstes Mal.
Das schwere Seuzfen der hübschen Israeli brachte ihn wieder in die Gegenwart und so schaute er sie abwartend an.

Ziva David, Tochter des Mossad-Chefs Eli David, wischte sich die Hände an ihrer Hose ab, schaute dann zu Gibbs und schüttelte den Kopf: „Wir haben noch nicht einmal angefangen. Die Wohnung der Stones so zu verändern, dass sie aussieht, als sei sie einer Gasexplosion zum Opfer gefallen – das dauert. Aber – wir haben etwas Interessantes gefunden.“
Damit deutete sie hinter sich, wo McGee im Dreck kniete und sich über etwas beugte.

Seit Tagen hatte es nun schon geregnet und der saubere, penible Vorgarten von Stones Nachbarn glich eher einer Schlammpfütze, als allem anderen. Während Gibbs durch die Regenbände auf seinen Agenten zutrat, dachte er daran, was alles passiert war und wie das alles mit dem Ort, an dem sie sich gerade befanden, zusammen hing.

Captain Thaddeus Stone, gleichzeitig Navy-Captain, aber offenbar auch auf der Gehaltsliste der vereinigten Föderation der Planeten, war umgebracht worden. In seiner Eigenschaft als Zeitkontrolloffizier für das 21. Jahrhundert, war er den Xindi, einer Rasse Ausserirdischer, zu nahe gekommen und umgebracht worden. Das ganze fand durch die Hand des eigentlich toten Killers Ari Haswari statt und gipfelte in einem Kampf in der Ruine der Katzenfutterfabrik „Mad Cow Middleton Inc.“. Was die Sache noch unglaublicher machte, war der Fakt, dass nicht nur Captain Stone, seine Frau, Angela Stone – eine Nachfahrin Angelina Jolies – und ihr Boss, Leon Vance, Sternenflottenoffiziere waren, sondern die beiden höchst merkwürdigen Leute, die sie schon am Anfang ihrer Ermittlung kurz im Fadenkreuz hatten, sich nicht als Verrückte herausstellten, sondern als Sternenflottencaptain Calvin Nathan Cat und XO Commander Agatha Silverbird. Beide waren Offiziere der U.S.S. Dragonfly und hatten ihnen die Situation gleichermaßen erschwert, wie erleichtert.

 Leroy Jethro Gibbs pirschte sich durch die dunklen Gänge des Gebäudes. Hier war wirklich viel Spielraum, um ihm aufzulauern – er als Marine war sich dessen bewusst. Aber, einer seiner Leitsätze war, dass man niemals einen Mann zurückließ und als sie, dem Tricorder folgend, festgestellt hatten, dass da dieser eine Raum war, in dem eine Regelrechte Personenfluktuation stattfand, hatte man sich diesen Raum als Ziel gesetzt. Gerade, als ein riesiges Wesen den Captain vor sich her trieb, waren sie im Korridor aufgetaucht. Dass dies ein riesiger Zufall ist, war nicht nur Gibbs klar, sondern auch dem Autoren. Mit schussbereitgemachten Waffen begann man den Angriff, der darin endete, dass Cal von dem Wesen in einen Raum geschubst wurde, den das Wesen danach betrat und offenbar begann, ihn zu verhören.
Es war überhaupt interessant, dass das Ding sprechen konnte und gerade, als Cal eine besonders pffifige Antwort, die ihm Gibbs tatsächlich mal als solche anerkennen wollte, gab und dafür – dem Geräusch nach zu urteilen – mindestens einen Kinnhaken erhielt, hatte der Special Agent die Tür eingetreten und das Wesen anvisiert.
Das Wesen schaute Gibbs an – aus hasserfüllten Augen – und gerade, als es einen Angriff starten wollte, zersprang das Fenster, vor dem das Wesen stand in seine Bestandteile und Hulks Cousin krachte zu Boden.
Captain und Special Agent schauten verblüfft zuerst zu dem Wesen, dann zum Fenster – und schließlich schluckte der Captain.
„Bilde ich mir das nur ein, oder zielt hier tatsächlich jemand auf mich.“, fragte er, was Gibbs dazu brachte, ihn genauer zu betrachten. Tatsächlich, auf Höhe der Stirn des Offiziers, befand sich ein roter Punkt, wie von einem Laserpointer. Gibbs handelte schnell und effektiv, warf sich gegen Captain und Stuhl und ging mit dem Offizier zu Boden.
Über ihnen rieselte der Putz aus einem ganz frischen Loch.
Beide Chefs ihres jeweiligen Teams schauten sich an.
„Ari“, murmelte Cal.
„Traceless“, murmelte Gibbs.
Beide schauten einander an und sagten, wie aus einem Mund: “So ein Schweinehund.”
Dann versuchte Cal, sich aufzurichten, was spätestens nach dem zweiten Versuch erfolg zeitigte, und er, sowie Gibbs rannten an das zerstörte Fenster.
Sie zielten mit ihren Waffen auf die Flüchtenden, der in diesem Moment hinter einem Bauzaun verschwand.
Gibbs und Cal sahen einander frustriert an.


Stimmt – da war ja noch der Faktor, der alle Logik der ganzen Geschichte in eine Galaxie, weit, weit entfernt verbannte.
„Traceless“, eine Art Fantomas – nur mit dem Unterschied, dass der Franzose Masken benötigte, der Mensch aus der Zukunft jedoch seinen gesamten Körper neu formen konnte.
Beinahe hatte Gibbs Wochen später gelacht, als sie den Fall „Tunney“ auf dem Tisch hatten. Hatte dieser Marine denn niemals Fantomas gesehen? Sich mit einer Maske zu verkleiden war ja nur die halbe Miete, wenn man ein viel zu auffälliges After-Shave trug.
Gibbs schüttelte den Kopf, ging neben McGee, den er gerade erreicht hatte, in die Knie und lächelte ihm zu: „Tolles Wetter haben wir uns ausgesucht, hm?“
„Oh ja, Boss.“, grinste der Computerexperte und deutete auf den Gegenstand im Schlamm: „Interessant. Sieht aus wie ein PADD aus Star Trek.“
„Meinst Du, es könnte von Angela Stone sein?“
McGee zuckte kurz mit den Schultern, starrte abwartend auf den Gegenstand, den man auch gut für ein Kindle halten konnte. Dann schien er zu bemerken, dass Gibbs nun ihn anstarrte und griff nach dem Gerät.
„Das haben wir gleich.“
McGee presste seinen Finger auf eine Taste und blickte zu Gibbs: „Hat mir Gina auf der Dragonfly beige…“
Weiter kam er nicht, denn Gibbs warf ihm einen Blick zu, den der junge Techniker mit einem „Das interessiert dich nicht“ abnickte.
Dann warf er einen Blick auf den Bildschirm und schaute dann wieder zu Gibbs: „Verblüffend.“
Der Chefermittler hob fragend beide Augenbrauen, dann auch noch die Schultern und sein Gesichtsausdruck sagte eindeutig „Spucks schon aus, oder ich prügel es aus dir raus.“
„Das PADD ist beschädigt. Ich konnte nur einen kurzen Blick auf den Startbildschirm erhaschen.“, setzte der Techniker an und schaute dann seinem Boss in die Augen.
Erneut war Ungeduld im Blick des Special Agents sichtbar.
„McGee?“, machte er nur und der jüngere Mann nickte. „Natürlich, Boss.“
Er räusperte sich: „Ich kann dir näheres erst sagen, wenn ich es an einen Computer angeschlossen und die Daten heruntergeladen habe – aber was, ich dir sagen kann, ist, dass es sich hierbei um eine Nachricht handelt.“
„Und an wen?“
Das , Boss, kann ich dir erst sagen, wenn ich die Daten heruntergeladen habe.“
„Kannst Du mir sagen, von wem diese Mitteilung ist?“, fragte der Senior Special Agent und McGee nickte: „Ich konnte einen Namen erkennen. Ich vermute, es ist der Unterzeichnende.“
„Und wer ist es?“
„Calvin Nathan Cat.“
Gibbs hob den Kopf: „Heißt das…“
„Das Cal und seine Crew in Schwierigkeiten sind? Definitiv.“, sagte McGee und steckte das PADD ein.
„Das wäre ja nichts neues“, entfuhr es der hübschen ehemaligen Mossad-Agentin und sie machte sich daran, den Tatort weiter zu verunreinigen.
Gibbs hielt inne. Was mochte da wieder passiert sein? Hatte sich der Captain wieder einmal mit der Zeit angelegt, wie vor ein paar Wochen, als er versucht hatte, seine Freunde, die das legendäre SG-1 bildeten, vor dem Tode zu bewahren?
Er wusste es nicht, aber er ahnte, dass die Schwierigkeiten sich vermutlich nicht gerade gering ausnehmen würden. Ein Seufzen entrann seiner Kehle und zum ersten Mal seit Jahren wünschte er sich eine Zigarette.

 “To be continued”   


  Kapitel 1 Und da sind wir wieder

Eigentlich gab es schlimmere Jobs.
Svetlana McGarrett hatte es eigentlich ziemlich gut getroffen – momentan war die dralle Blonde dabei, die Daten, die sie auf dem Ewigkeitsplaneten gesammelt hatte, in den Computer einzugeben. Auch die archäologische Arbeit dort war etwas gewesen, das andere Personen vielleicht als „extrem langweilig“ bezeichnet hätten – aber wenn es nach ihr ging, gab es nichts Schöneres, als zwischen Säulen auf einer toten Welt zu stehen und sich mit der Frage, was der Wächter der Ewigkeit dieses mal für einen bereit hielt, zu beschäftigen.
Sie hatte schon einiges gesehen, einige Ereignisse beobachten dürfen und diese waren so tiefschürfend gewesen, dass man eigentlich von „Ereignisse der Weltgeschichte“ sprechen sollte. Da der Begriff „Weltgeschichte“ in diesem Rahmen allerdings ein wenig zu „gering“ wirkte, bevorzugte sie den Begriff „Weltallgeschichte“, auch wenn dies kein wirklicher Begriff war. Vielleicht sollte sie diesen Begriff den Wortsammlern aller möglichen Wörterbuchverlage vorschlagen?

Momentan befand sie sich allerdings nicht auf dem Ewigkeitsplaneten, sondern beschäftigte sich mit dem Überspielen diverser Daten auf den Hauptrechner ihres Büros, das sich auf der Raumstation Erd-Aussenbasis 1 befand. Irgendwie gefiel ihr die Bezeichnung nicht. „Erd-Aussenbasis“ – das Wort wirkte zu sperrig, zu lang. Vielleicht konnte man sich auf einen anderen Begriff einigen? Erd-Aussen-Station?
Auch dieses Wort war zu lang. Und wie wäre es mit EAS? Das war kurz, knapp, schön schnell auszusprechen?
Doch – ja: EAS ging. Vielleicht sollte sie auch dieses Wort vorschlagen, um…
Weiter sollte sie nicht kommen, denn von einer Sekunde auf die Nächste verdunkelte sich die Beleuchtung, einige rote Lampen nahmen ihren Dienst auf und  sie wusste, noch ehe das nervende Klaxon zu hören war, was die Stunde geschlagen hatte. Alarmstufe Rot.

Basis-Kommandant Karl Peterson staunte nicht schlecht, als die Sensoren der Erd-Aussenbasis 1 plötzlich verrückt spielten. Er merkte, wie sein Herz schneller schlug und fragte sich, wer nun wieder in den terranischen Sektor einfallen würde. Das letzte Mal, als er diesen Alarm gehört hatte, war er vor 4 Jahren, damals noch ein Lieutenant Commander, Zeuge geworden, wie Schiffe der Jem’Hadar die Erde angriffen. Welchen Krieg hatte er jetzt wieder verschlafen? Wer wollte dieses Mal die Muskeln spielen lassen? Die Klingonen? Kaum – schließlich waren sie ja Verbündete. Gut, das hatte sie beim letzten Mal auch herzlich wenig geschert, im Gegenteil, sie hatten sogar den Friedensvertrag aufgekündigt, als sie vor knapp 6 Jahren Cardassia von Deep Space Nine aus einnehmen wollten. Aber der Dominion-Krieg hatte die Allianz zwischen der Föderation und dem klingonischen Reich doch gestärkt.
Wer konnte als Agressor in Frage kommen?
Vielleicht die Romulaner?
Auch das hielt er, wenn man bedachte, dass die U.S.S. Titan gerade auf dem Weg ins Imperium war und dort versuchte, diplomatische Beziehungen zu knüpfen, eher für unglaubwürdig.
Und dann schluckte er. Es konnte nur wie vor zwei Jahren sein, als die komplette Station in Panik geraten war – gut, nicht die Station, aber das Personal. Damals war eine Transwarpleitung in direkter Erdnähe aufgetaucht und hatte eine Borg-Sphäre ausgespuckt, aus der sich hinterher die Voyager , wie ein Vogel aus einem Ei, freikämpfte. Vielleicht hinkte der Vergleich mit dem Vogel etwas – schließlich war ein Ei das natürliche Habitat eines Jungvogelembryos, bis sich dieser durch den Akt des „Freipickens“ aus dieser Schale befreite. Das konnte man von der Beziehung Voyager - Borgsphäre nicht wirklich behaupten.
Eigentlich war dies auch vollkommen unerheblich, wichtiger war nur, dass damals eine ähnliche Hektik losbrach, wie jetzt. Und dieses Mal war es an ihm, zu entscheiden, ob er den Ruf ins Starfleet-Headquarter entsenden und die schlafende Erde unter sich tatsächlich in einen Albtraum wecken sollte.  Und als er sich entschieden hatte, war der ganze Spuk vorbei.

Im Jahr 2379 blickte Admiral William Husker Adama auf die DRADIS-Anzeigen. Neben ihm tat Commander Tigh das Selbe, schaute dann zu ihm. Auf der Flucht vor der Tyrannei der Zylonen flogen die beiden letzten intakten Raumschiffe der Menschheit, die mächtigen Kampfsterne GALACTICA und PEGASUS , mit einer kleinen Transportflotte von Überlebenden durch das Weltall auf der Suche nach dem blauen Planeten, der Erde. Und sie hatten einen Planeten gefunden, dessen Ähnlichkeit sehr augenfällig war. Laut Sensoren besaß der Planet eine ihnen angenehme Gravitation, sogar die Sauerstoff-Stickstoff-Mischung war mehr als nur „für sie geeignet“. Eigentlich könnte es nicht besser kommen – dann sahen die beiden Offiziere, wie auf dem DRADIS die ersten Schiffe einer unbekannten Flotte auftauchten. Eigentlich hatte Gaeta es ihnen weit vorher gemeldet, ebenso den Fakt, dass die Dragonfly verschwunden war und Adama konnte sich nicht helfen – er musste sich gerade zwei Sachen fragen.
Erstens: Lag die Tatsache, dass die Dragonfly jetzt auch verschwunden war, am Fakt, dass ein Calvin Cat sie kommandierte?
Zweitens: Waren beide Cals eventuell Zylonen?
Gut, Letzteres war wirklich etwas sehr weit hergeholt, aber – eine gewisse Grundmißtrauischkeit konnte man ihm nach all den Erlebnissen nun wirklich nicht verübeln.
Jetzt, wo er die Flotte sah, die sich ihnen näherte, wusste er nicht so richtig, ob sie nicht vielleicht doch in eine Falle gelaufen waren.
Schnell wandte er sich an Dee und Gaeta: „Was ist das für eine Flotte?“
Die attraktive Dunkelhäutige antwortete als Erste, blickte auf ihre Konsole und zuckte mit den Schultern. „Die Konfiguration ist uns unbe…“,setzte sie an, stockte und wandte sich dann, mit einem Lächeln an Adama: „Ich glaube, ich habe eine Idee. Commander Middlegate hatte, kurz bevor er von einigen sehr übereifrigen Mitgliedern des Sicherheitsteams niedergeschlagen wurde, die Datenbank seines Schiffes mit unserer verknüpft. Sollten wir tatsächlich dort sein, wohin wir wollten, müssten diese Schiffskonfigurationen sich auch in der Datenbank des Föderationsschiffes wiederfinden.“
Mit ein paar genau so flinken, wie zielsicheren Griffen tippte die junge Frau auf den Computer ein, suchte die entsprechende Datei heraus und öffnete sie. Zumindest vermutete Adama, dass sie genau das tat – sie konnte natürlich auch jederzeit „Ping“ spielen, das wohl älteste Computerspiel der zwölf Kolonien. Doch als er sah, wie ihre nussbraunen Augen über den Bildschirm fuhren und wie sich ihr sinnlicher Mund weiter öffnete, bis er schließlich komplett erstaunt sperrangelweit offen stand, wusste er, dass sie las.
Sie wandte sich an ihn und lächelte: „Ich glaube, wir sind in Sicherheit, Sir.“
Seine Antwort, ein einfaches, rauhes „Wie kommen Sie darauf?“, ließ sie noch weiter lächeln. „Sir“, sagte sie und warf einen Blick auf die Daten: „Die Schiffe, die sich uns nähern, sind die Defiant , die Voyager , sowie die Calypso . Alle drei sind Schiffe, die der Föderation angehören und, wenn ich das richtig lese, ist die Voyager ein Schiff der Intrepid-Klasse, wie es auch die Dragonfly ist – das bedeutet, dass Captain Cat die Dragonfly entweder von diesen Leuten gestohlen hat oder tatsächlich im Dienst dieser Föderation ist. Aber egal, von welcher Seite wir es betrachten: Die Föderation ist unser Freund.“
„Sagen zumindest die Daten dieses Schiffes.“, merkte Tigh an und Dee konnte sich ein Nicken nicht verkneifen. „Das stimmt“, sagte sie, ehe sie einen Blick auf den Computer warf, „Aber bisher hat uns die Crew  der Dragonfly noch keinen Grund gegeben, uns zu mißtrauen.“
Der Commander blickte sie an und lächelte – wenn auch unaufrichtig, wie Adama fand – ehe er sagte: „Ich beneide Sie um ihren Optimismus.“
Und ehe Adama etwas sagen konnte, stockte Dualla und warf einen Blick auf ihre Konsole: „Admiral? Ich empfange einen Ruf von einem der Schiffe.“
„Stellen Sie mich durch.“

Ereignisse im „tiefen Raum“.
Das klingt im ersten Moment sehr wichtig, aufregend und man möchte es am Liebsten mit dem Wort „uuuuuuuuuhhhhh“ belegen.
Es ist aber alles nur eine Standortfrage. Von Vulkan aus kann Bajor schon „tiefer Raum“ sein,  von Bajor aus ist Deep Space Nine auch nicht so „Deep Space“ und aus Sicht der Wurmlochwesen ist das eigentlich alles egal, weil „Es ist nicht linear“.
Über die „Ereignisse im Nahen Raum“ hat eigentlich bisher noch nie jemand etwas geschrieben – lustigerweise, denn die Ereignisse die direkt vor der Haustür passieren können einen deutlich mehr betreffen, als irgendwas, dass sich hinter der nächsten Ecke ereignet. Natürlich, wenn es auf einen zukommt, wird es früher oder später den eigenen Raum, den „Nahen Raum“ betreffen, aber bis dahin fließt eventuell noch viel Wasser den Rhein hinunter. Oder die Mosel, Ems, Elbe, Lippe, Emscher, Rhône, Saone oder was man so an Flüssen in der Nähe hat. Nicht geeignet für den Spruch sind Kanäle, denn diese sind ja „Stehende Gewässer“, und der Spruch „Es steht noch viel Wasser den Mittellandkanal hinunter“ klingt irgendwie ziemlich unclever.

Jedoch in diesem Fall sind die Ereignisse „im nahen Raum“ von durchaus großem Interesse, denn auf der Erde gingen sämtliche Annäherungsalarmlampen an, die anzugehen in der Lage waren, als die Flotte, die der GALACTICA folgte in den Sektor sprang. Und irgendwie kann man die Panik, die die Damen und Herren des Stabes gerade unheimlich spürten, verstehen. Wenn man sich vorstellt, dass plötzlich, ohne dass irgendwelche Anzeichen dafür ersichtlich wären, im eigenen Vorgarten eine Gruppe von Leuten auftauchen würde – nicht mal reinkommen, sondern zack einfach mal da wären, ist ein gewisses mulmiges Grundgefühl durchaus verständlich.

Und so taten die Damen und Herren des Stabes das, was man, wenn man auf einer Farm wohnt und mehrere Leute anwesend sind, durchaus tun kann, wenn plötzlich merkwürdige Gestalten vor der Haustür auftauchen – man schickt ein paar Leute hin und lässt sie mal höflich fragen, „Wer seid ihr? Was wollt ihr?“
In diesem Fall waren es drei Föderationsschiffe, die entsandt wurden, um die merkwürdigen Besucher mal genauer in Augenschein zu nehmen und Captain Chakotay hatte irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, als er die zerstreute Flotte sah. Verwundert wandte er sich an seinen XO, Thomas Eugene Paris, der das Schiff früher als Navigator geflogen hatte und sah, wie die blauen Augen des blondhaarigen ersten Offiziers eine gewisse Verwunderung annahmen.
„Ich kann mich nicht erinnern, solche Schiffe schon einmal gesehen zu haben.“, murmelte der Commander und warf seinem Captain einen Blick zu, den dieser zuerst mit einem kaum-merklichen Schulterzucken beantwortete und dann mit gerunzelter Stirn die Flotte betrachtete und sich dann an den Asiaten wandte, der an Tuvkos Konsole stand.
‚Nein’, verbesserte sich Chakotay, ‚es ist jetzt Harrys Konsole.’
„Mister Kim?“, fragte er und deutete auf die Flotte: „Wie ist Ihre Einschätzung?“
Lieutenant Harry Kim erlaubte sich einen kurzen Moment der Verblüffung, ehe er seine Finger über die Konsole gleiten ließ und sich die in diesem Moment eintreffenden Daten ansah. Kurz blickte der Asiate auf, wandte sich dann wieder seiner Konsole zu und schüttelte den Kopf: „Die Schiffskonfiguration ist unbekannt, gleichges gilt für Hüllenzusammensetzung und Schiffskennung. Die Registriernummer lautet…“
Er brach ab, schaute erneut auf die Daten und hob dann den Blick: „BSG 75 – Battlestar GALACTICA.“
Tom Paris wandte seinen Kopf zu Harry herum: „Sagtest Du gerade GALACTICA?“
„Ja, wieso?“
Harry Kim war verwirrt, als er sah, wie Tom sich auf seinen Platz setzte und nachdenklich den Kopf schieflegte. Doch er hatte keine Zeit, sich über das Verhalten seines XO und Kumpel Gedanken zu machen, als seine Konsole eine Meldung ausspieh.
Er wandte sich an Chakotay: „Sensoren melden, dass die GALACTICA Atomraketen bereit macht.“
„Schilde hoch.“, war die eher ruhige Antwort des Indianers, ehe er ihn erneut anblickte: „Versuchen Sie, dieses Schiff zu rufen.“
„Aye, Sir.“

„Wir empfangen einen Ruf.“, sagte Dualla in diesem Moment im CIC der GALACTICA und schaute zu Adama herüber: „Ich glaube, dass die Atomraketen ihre Aufmerksamkeit erweckt haben dürften.“
Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen des Kommandanten, ehe er sich der attraktiven Dunkelhäutigen zuwandte: „Stellen Sie mich durch.“
Damit griff er zum Telefon, das er schon so oft verwendet hatte, dass er das Gefühl nicht loswerden konnte, mit ihm verwachsen zu sein.
Sein „Hier ist Admiral William Adama vom Kampfstern GALACTICA“ hallte durch das CIC und er hatte das Gefühl, dass er noch rauher klänge, als er es normalerweise tat.
Eine Reaktion blieb kurzzeitig aus, ehe die sympathisch-klingende Stimme eines Mannes aus dem Telefon hallte: „Admiral Adama, schön ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin Captain Chakotay von der USS Voyager . Darf ich fragen, was Sie in unseren Sektor treibt?“
„Ihr Sektor?“, fragte Adama und klemmte das Telefon zwischen Schulterblatt und Ohr ein, ehe er zu Dualla herübergestikulierte, dass sie die Daten abgleichen sollte.
Die hübsche Frau verstand und ließ ihre zarten Finger, einer Klavierspielerin gleich über die Tasten des Computers gleiten. Es dauerte keine fünf Sekunden, ehe sie die entsprechenden Dateien gefunden hatte, überflog sie schnell, ehe sie zu Adama herübernickte, der ein „Sie meinen… die Erde?“ an seine Frage „Ihr Sektor?“ fügte.
Erneut entstand eine Pause, die in diesem Fall jedoch eher einer gewissen Grundverwirrung geschuldet war, von der sich Adama sicher sein konnte, dass sie auf dem Föderationsschiff herrschte. Auch das „Genau“ von Captain Chakotay zeugte von eben jener Verwirrung, als er fortfuhr: „Sie scheinen nicht aus dieser Umgebung zu sein. Wenn ich fragen darf – wo kommen Sie her?“
„Caprica“, sagte der Admiral leise, was im CIC beinahe nach einem Knurren klang – aber andererseits klang beinahe jeder Satz, den er sagte, nach einem solchen Geräusch.

Plötzlich war Tom Paris auf den Beinen. Nicht dass Chakotay sich irgendwie erschrak oder sich wunderte, aber es verblüffte den Captain schon, dass sein XO wie aus dem Boden gewachsen neben ihm stand, obwohl er sich gerade eben noch auf seinen Platz gesetzt hatte.
Die Worte, die der erste Offizier seinem Kommandanten ins Ohr flüsterte, ließ das Tatoo auf Chakotays Stirn in Folge des Stirnrunzelns ein wenig „zerknautscht“ wirken, als er sich an Paris wandte: „Könntest Du das nochmal wiederholen, Tom?“
Und gerade, als der Angesprochene genau dies machen wollte, piepste Harrys Konsole erneut und der taktische Offizier warf einen Blick auf die Anzeigen.
„Sir“, meldete er, „die Sensoren melden eine Raum-Zeit-Verzerrung hinter der Flotte.“
„Klartext, Harry?“, verlangte Chakotay zu wissen und nachdem Harry erneut den Computer befragte, blickte er entsetzt auf: „Es sieht aus wie eine Transwarp-Leitung.“
Beinahe wäre dem früheren ersten Offizier der Voyager ein Fluch entwichen, als er sich zu Harry umdrehte und ein „Roter Alarm!“ befahl.
Dann räusperte er sich: GALACTICA – ich weiß nicht, in wiefern Sie sich zu verteidigen in der Lage sind, aber ich empfehle ihnen, sich gegen einen Angriff zu rüsten.“
„SIR!“, unterbrach ihn Harry, „Ich empfange hier gerade eine Textbotschaft – die Quelle ist die Raumverzerrung.“
„Was steht da?“, wollte Chakotay wissen und Lieutenant Kim räusperte sich, ehe er das Wort „Geronimo“ vorlas. Irgendwas verriet Tom Paris, dass sein Kumpel Harry genau so verwirrt war, wie er.
Geronimo? Was sollte das?
„Die Verzerrung öffnet sich.“, sagte Harry in diesem Moment und Tom wandte den Blick zum Bildschirm. Tatsächlich – etwas schob sich durch einen gedachten Ereignishorizont einer Raumverzerrung, nahm langsam Formen an und es würde ihn nicht wundern, wenn sich ein oder mehrere Borgschiffe aus dieser Verzerrung lösten.
Doch das Gefährt, dass durch das Verzerrungsfeld glitt, sah weder kubisch noch spährisch aus. Vielmehr erinnerte es ihn an die Voyager – wenn man sie mit Materialien des 20. Jahrhunderts gebaut hätte. Vor seinem inneren Auge flammte ein Bild des ersten Erdschiffes auf, das jemals größer als ein Shuttle gewesen und sich in der Lage gesehen hatte, Überlichtgeschwindigkeit zu fliegen. Er erinnerte sich daran, wie er, nach seiner Rückkehr in den Alpha-Quadranten an einer Konferenz teilgenommen hatte, in deren Verlauf sich sein gesamtes Bild der Menschheit auf den Kopf gestellt hatte.

„Ich lese die Registriernummer des Schiffes“, riss Harry Kims Stimme den Commander aus seinen Erinnerungen. Die Frage, wieso ein Föderationsschiff Konstruktionsähnlichkeiten mit einem frühen Erdenraumschiff aufwies, beschäftigte ihn zu diesem Zeitpunk allerdings immer noch – als er die Registriernummer und den Namen dieses Schiffes hörte, wunderte ihn allerdings nichts mehr.
„U.S.S“, las Harry vor, „ Dragonfly . NCC 0815-A.”
 To be continued  
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 20.06.14, 15:39
  Kapitel 2 – Trautes Heim…
Ein Grinsen lief über Calvin Nathan Cats Züge, als sie endlich die Raum-Zeit-Barriere durchbrochen hatten und zum richtigen Zeitpunkt angekommen waren. Wenn die Berechnungen seines Chefingenieures Sebastian ‚Scotty’ Middlegate auch nur annähernd zutrafen, dann waren sie gerade einmal vier Minuten nach dem Konvoy der GALACTICA und der PEGASUS angekommen und konnten noch Schlimmeres verhindern.
Captain Calvin Nathan Cat bevorzugte es, sich mit „Cal“ ansprechen zu lassen, statt mit „Captain“, war mit 1,83 Metern relativ groß, hatte grüne Augen und kurze, blonde Haare, sowie einen Körperbau, der seine Lebensgewohnheiten (Milchschnitte und Cola zum Frühstück, kaum Mittagessen, dafür abends richtig reinhauen) komplett ad absurdum führte.
Er, sowie sein Zwillingsbruder Richard Nathaniel Cat, hatten die U.S.S DRAGONFLY erdacht, geplant und aus der Taufe gehoben.
Aus diesem Grunde hatte er sich zum Captain ernannt, während sich sein Zwilling, der sicherlich mit seinem 1,0-Schnitt besser geeignet und qualifiziert gewesen wäre, als der 3,2er Kandidat Cal, dann doch lieber versuchte, auf ehrlichem Wege zum Captain zu werden und sich den Rang nicht einfach zu „erschwindeln“.
Das dies zu einer tiefen Kluft zwischen den Gebrüdern führte, dürfte zu verstehen sein, denn „erschwindeln“ war für den Captain honoris causa ein etwas hartes Wort.
Nun jedoch 4 Jahre nach den Ereignissen, die zum Bau der DRAGONFLY, dem damit einhergehenden „Jungfernflug“ und den ersten interstellaren Problemen führten, bewertete selbst Rick, der zur Zeit als Lieutenant auf der U.S.S.Roswell Dienst tat, die Situation ein wenig anders.Ausserdem hatte Cal es geschafft, tatsächlich zum richtigen Captain befördert zu werden.

Agatha war seine erste Offizierin, eine wunderschöne Frau, mit feuerroten Haaren, die ihr bis zu den Hüften herunterreichten, von denen manche sagten, wenn Agatha Bauchtanz lernen würde, wären diese Hüften gefährliche Waffen.  Was diese Leute nicht wussten, war, das Agatha sowieso Bauchtanz erlernte und das diese Hüften nur halb so gefährlich waren, wie der berühmte Killerblick, den sie jedes Mal aufsetzte, wenn ihr jemand dumm kam.
Dann konnte es passieren, das man der Meinung war, der Raum erkalte binnen Nanosekunden auf 0 Grad Kelvin, also immerhin Minus 273 Grad Celsius. Aber Agatha war nicht nur bildschön, eine Wildkatze, wie sie im Buche stand und daher durchaus in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren, sie war auch noch aussergewöhnlich clever. Was eigentlich der Grund sein sollte, weswegen sie die Kommandantin der U.S.S DRAGONFLY hätte sein sollen, aber da Cal dort eine leicht despotische Ader durchblitzen lies, und sich selbst den Captainssessel gönnte, tat er danach sofort das Richtige und machte Agatha zu seiner ersten Offizierin – damit wenigstens der XO wusste, was er tat.

Sie hatten zusammen eine Unmenge von Abenteuern erlebt, von denen einige aber mal sowas unter die Kategorie NC-17 fielen, dass man sie hier nicht mal ansatzweise erwähnen durfte. Aber das waren eher die privateren Abenteuer. Im „All-Tag“ lief es weit gesitteter, wenn auch nicht unbedingt risikoärmer ab. Und hier wogen die Risiken gleich richtig schwer – war das Verletzungsrisiko der privaten Abenteuer vielleicht mal ein verknackster Knöchel oder ein verschobener Wirbel, ging es in den beruflichen Abenteuern wirklich extrem zur Sache.
Da wurde der Captain gern mal als Geisel gehalten, während Agatha sich überlegen musste, wie sie ihren CO (commanding officer) wieder aus dem Schlamassel, den er – da wollen wir fair sein – meistens selbst verursacht hatte, herausbekam. Und meistens funktionierte es.
Nicht so, wie bei dem Auftrag, von dem sie gerade zurückkamen.
Da sollte es eigentlich eine ganz einfache Sache sein.
Hin zum Sternbild der Jagdhunde – gucken, wer sich da meldet.
Problematisch wurde es, als diejenigen, die sich da „meldeten“ zur Rasse der sogenannten „Zylonen“ gehörten.

Zylonen – noch vor ein paar Tagen wäre es Captain, Commander und Crew nicht in den Sinn gekommen, sich mit so etwas mal expliziter herumschlagen zu müssen.
Gut – durchdrehende Borg, randalierende Dalek, rauflustige Klingonen, intrigenspinnende Romulaner und merchandise-erfahrene Ferengi – damit kam man klar. Aber eine Rasse, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Menschheit zu vernichten?
Die Borg wollten die Menschheit assimilieren, also ihrer eigenen Rasse hinzufügen, was zwar auch eine Vernichtung der Menschheit als solcher, aber nicht unbedingt der menschlichen Kultur bedeutete.
Die Dalek wollten zwar auch  E-LI-MI-NIE-REN , wie sie immer skandierten, aber auch hier war es klar, dass die menschliche Rasse irgendwo im All überleben konnte.
Die Klingonen – denen waren die Menschen als solche relativ egal. Als Handelspartner, Kommandanten oder Zielscheiben eigneten sich die Menschen ganz gut, aber als solches – eine wirkliche Bedrohung sahen die kriegerischen Aliens die Menschen nicht an – lediglich als ein willkommenes Mittel mit dem Kriegssäbel zu rasseln, weil man beleidigt worden war – aber nicht als Bedrohung per se.
Gleiches galt für die Romulaner, denen die Menschen als solche auch eher egal waren – und die Ferengi wären schön dämlich, wenn sie sich in der Tötung von Handelspartnern üben würden.

Aber die Zylonen? Das war ein komplett anderer Schlag.
Von den Menschen konstruiert, damit sie ihnen schwere und gefährliche Arbeit abnahmen, taten sie irgendwann das, was jede unterdrückte Spezies tut – sie probten den Aufstand.
Sie probten ihn nicht nur, sie hatten damit sogar Erfolg.
Es war ein blutiger Aufstand, dem ein langer Krieg folgte – dessen Ursachen die meisten Menschen bis heute nicht wirklich begriffen hatten.
Nach einigen Jahren entschloss man sich, einen Friedensvertrag zu schließen – die Zylonen suchten sich einen Planeten, auf dem sie residieren konnten… und alles wäre wunderbar gelaufen.
Man hatte sogar eine Begegnungsstätte für Menschen und Zylonen errichtet.

Doch es kam anders.
Diese Geschichte handelt nicht davon, dass die Sklaven zu ihren damaligen Herren zurückkehrten und feststellten, dass es daheim doch viel schöner war.
Sie handelt auch nicht davon, dass die Menschen zu ihren früheren Zylonensklaven flogen und ihnen sichere Jobs anboten oder ihnen erneut Knechtschaft androhten.
Nein – es kam der Tag, an dem die Sklaven zu ihren ehemaligen Herren zurückkehrten – um sie ein für alle mal auszulöschen.

Diese Geschichte tangiert einen groß angelegten Genozid, eine Geschichte hinter der Geschichte – eine Geschichte voller Liebe, Leidenschaft, Sex, Hingabe, aber auch Verlust, Verrat, Tod und Tragödie.
Fragt Kara Starbuck Thrace, die weiß ein Lied von all diesen Aspekten zu singen.
Doch von ihr und ihren Freunden vom tapferen Kampfstern GALACTICA, einem der letzten Schiffe der Menschheit, wird später berichtet werden.



„Wir haben das Verzerrungsfeld verlassen.“, meldete Jill Menacer – Commander, Freundin, taktischer Offizier – und Cal wandte sich zu ihr herum: „Und, wieviele Schiffe wurden von der Föderation schon platt gemacht?“
Jill ließ ihre blauen Augen über die Konsole gleiten – natürlich nicht die kompletten Augen, sondern nur den Blick aus selbigen – ehe sie sich mit einem zufriedenen Lächeln an ihren Kommandanten wandte: „Keines.“
„Das is schön. Ruf das Föderationsschiff, das am nächsten an uns dran is.“
Kurz betrachtete die TO (tactical officer – in diesem Fall wäre „officeress“ das Wort der Wahl, aber das gibt es, ausser im Film „Falling down“ nicht, aber ‚die tactical officer’ klingt ein bischen komisch) die Konsole (hier passt der weibliche Artikel wieder) und wandte sich mit einem Lächeln an Cal: „Es ist die Voyager.“
Das Lächeln schien von Jills auf Cals Lippen zu wechseln, als er zu Agatha blickte, ihr zuzwinkerte und dann zu Jill nickte: „Dann stell mal durch.“


Tom lächelte. Er erinnerte sich daran, wie er den Kommandanten und das Schiff das Erste mal gesehen hatte.
Aber damals wirkte das Schiff doch noch wie eine Intrepid -Klasse und nicht …
„Wir werden gerufen“, hörte er Harrys Stimme und Chakotay schaute ihn an: „Da bin ich gespannt. Auf den Schirm.“

Die Flotte verschwand vom Bildschirm und machte dem grinsenden Gesicht des Kommandanten der DRAGONFLY platz, der sich gerade das Gesicht rasierte: „Wenn es euch nichts ausmachen würde, fände ich es ganz toll, wenn ihr die Flotte direkt vor euch nicht unter Feuer nehmen würdet. Die sind mit uns unterwegs.“
Chakotay wollte gerade eine Frage stellen, da verschwand der Captain schon vom Hauptschirm. Verblüfft hob Harry den Kopf: „Der hat den Kanal unterbrochen.“
Tom und Chakotay blickten einander an: „Typisch Cal.“



Man schrieb das Jahr 2377. Gerade vor ein paar Tagen war die U.S.S. Voyager von ihrer beinahe sieben Jahre dauernden Odyssee im Delta-Quadranten zurückgekehrt und man hatte sich einerseits an die Reparaturarbeiten und andererseits daran gemacht, sich mit der Umgebung wieder vertraut zu machen.  Und gerade, als Thomas Eugene Paris gedacht hatte, mit seiner Rolle als Familienvater und Ehemann klar zu kommen, riss ihm eine Konferenz in San Francisco den Boden unter den Füßen weg.

Der Konferenzraum wurde aus offensichtlichen Gründen „Roundtable“ genannt – er war nämlich rund. Kreisrund. Data, der Wissenschaftsoffizier der U.S.S. ENTERPRISE – E , stand vor Kopf, hinter ihm befand sich ein großer Monitor und der Androide hatte gerade eine Meldung verlauten lassen, die durch das laute „Bei allem Respekt, das kann nicht wahr sein.“, von Tom höchstselbst gesprochen, noch am Besten kommentiert war. Die Augen Catryn Janeways blickten ihn an und mit einem Hauch von Amüsement und mütterlicher Liebe, aber einem Großteil Strenge sagte sie nur kurz seinen Namen.
„Entschuldigung.“, murmelte Paris und blickte erneut in die Runde. Und was sich hier für eine interessante Gruppierung versammelt hatte.   
Eigentlich war es eine Konferenz für die Captains und die XOs von 6 ausgewählten Schiffen – aber da Commander Chakotay gerade andere Verpflichtungen hatte, von denen Paris lieber nichts Genaueres wissen wollte, war er von Janeway mitgenommen worden. Aber so hatte der Offizier die Möglichkeit, sich mit einigen Captains im selben Raum zu befinden und das war ja auch schon mal etwas wert. Vermutlich würde Harry Kim vor Neid die Wände hochgehen, wenn er von seinem Date mit Libby wiederkam und hörte, dass er – Tom Paris – während Harry die Zeit mit seiner Verlobten verbracht hatte, Captain Jean Luc Picard die Hand gegeben hatte. Dieser zählte mit seinem ersten Offizier – William T. Riker – nämlich zu den anwesenden Offizieren. Die anderen Captains und ersten Offiziere waren ihm eigentlich nur namentlich bekannt, lediglich die Captains Sisko und Kira hatte er vor sieben Jahren einmal getroffen, als er auf die Station Deep Space Nine kam und von dort aus mit der Voyager in die Badlands fliegen sollte. Damals konnte er nicht wissen, dass dies eine sieben jährige Reise werden würde, die ihn auch in den Ehehafen bringen würde. Wie hatte er sich in den letzten Jahren entwickelt, war zu einem durchaus verantwortungsbewussten Mann geworden – ein weiter Weg von dem Kerl, der damals einen Pilotenfehler hatte verschleiern wollen.
Er stockte, als er bemerkte, das er von den anwesenden Offizieren angesehen wurde. Allen voran  Captain Jean Luc Picard, ehe er zu dem goldäugigen Androiden schaute, der sie alle hierher gerufen hatte: „Ich stimme Lieutenant Paris zu, Mister Data. Wir wissen, dass der erste Warp-Flug durch Zephrem Cochrane gestartet wurde.“
„Dieser Fakt ist korrekt.“, sagte der Androide in seiner für ihn typisch leidenschaftslosen Stimme, „Allerdings ist dies nicht der erste Überlicht-Flug, den die Menschheit je erlebt hat. Es liegt mir fern, die Leistungen Professor Cochranes zu schmälern und er ist definitiv der Raumfahrtpionier, dem wir unseren heutigen Antrieb zu verdanken haben…“
„Wie können Sie daher behaupten…“, setzte Paris an und Data bedachte ihn mit einem neutralen Blick: „Ich möchte Sie bitten, mich ausreden zu lassen, Lieutenant Paris.“
Dann wandte er sich Picard zu: „Captain – meine Aufgabe nach Beendigung des Dominion-Krieges war es, die beschädigten Datenbanken der Föderation wieder zu reparieren und dort, wo Beschädigungen zu schwerwiegend waren, eigenhändig Daten einzufügen. Sie wissen, dass mein positronisches Gedächtnis fehlerlos funktioniert.“
„Wie kommt es, dass Sie jetzt diese Daten ausgegraben haben?“, erklang eine Stimme, die deutlich jünger als die Toms war und der Pilot der Voyager wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war – wobei er sich gar nicht viel wenden brauchte, denn die Person, die diese Frage gestellt hatte, saß ihn im großen Rund des Tisches genau gegenüber.

Data musste sich jedoch umdrehen, betrachtete den jungen Mann: „Der dritte Weltkrieg hat nicht nur etliche Leben, sondern auch eine große Menge an Daten gekostet, Captain Cat,  womit ich mich in allererster Linie auf solche beziehe, die als „Streng Vertraulich“ klassifiziert wurden. Diese Daten wurden in Unterverzeichnissen gespeichert und mit einem Verschlüsselungscode versehen, den der Computer der ENTERPRISE zusammen mit mir zu entschlüsseln in der Lage war.“
„Und hierbei stellte sich heraus, dass es weit vor dem dritten Weltkrieg ein sogenanntes „Stargate-Programm“ gab und das erste Raumschiff, dass auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte, die X-303 war?“, fragte Picard.
Data nickte: „Auch bekannt als Prometheus, Sir.“
Der Mann, den Data „Captain Cat“ genannt hatte, beugte sich vor, betrachtete das Gefährt, das nun auf dem großen Monitor hinter Data gezeigt wurde und wandte sich an die Frau, die neben ihm saß. Sie hatte raspelkurze, blonde Haare, blaue Augen und lächelte ihm, Tom, kurz zu, ehe sie sich an den Mann neben sich wandte.

Mehr musste Tom gar nicht wissen. Er sah, dass die rote Uniform, die sie trug und die drei Rangpins sie eindeutig als Commander auswiesen und er vermutete, dass es sich dabei um die XO Captain Cats handelte, der in diesem Moment zu Tom herüberblickte, auf den Monitor deutete und nickte: „Schickes Schiff, was?“
Und ehe er darauf antworten konnte, geschahen zwei Dinge.
Erstens gab Captain Picard einen Laut von sich, der nicht unbedingt angenehm klang, zweitens öffnete sich die Tür, die zu „Roundtable“ führte und eine attraktive Blondine betrat den Raum, gestützt von Chakotay. Sie hielt sich den Bauch, stöhnte einmal und taumelte nach vorne, ehe sie sich an dem Stuhl, der Cat gehörte, festklammerte. Der Captain schien die Blonde sehr genau auswendig lernen zu wollen, was ihm einen Stoß in die Seite seitens der Frau, von der er vermutete, dass sie Cats XO sei, eintrug, ehe sie sich in die Augen griff und zwei gefärbte Kontaktlinsen herausholte. Dann blickte sie Cat an, der grinste und ein sehr deutlich sichtbares: „Ich find deine grünen Augen hübscher, Gathy“ flüsterte, ehe er sich umwandte und Seven of Nine anblickte, die in diesem Moment ihre Schmerzen anscheinend abschütteln konnte.
„Ich wollte nicht stören“, sagte sie in einer angenehmen Stimme und fokussierte Captain Janeway und ihn: „Die Borg…“
Weiter kam sie nicht, denn Picards Kopf ruckte hoch und sein Blick traf den ihrigen: „Sie… sind in die Vergangenheit gereist?“
Seven nickte, ehe ihre vollen Lippen sich zu einem weiteren, gepeinigten Atmen teilten und die Borg Picard anblickte: „Wir müssen sie aufhalten.“
„Das werden Sie.“, setzte Data an und wandte dann seine goldenen Augen dem Captain neben Seven zu: „Um genauer zu sein, die Crews der Voyager und der DRAGONFLY .“
Captain Cat stockte.
„Erm… wieso wir?“
„Das ist vollkommen unerheblich.“, meldete sich Janeway zu Wort und schaute den Captain, der ihr gegenübersaß an, „Wieviel Zeit benötigen Sie, um die DRAGONFLY fertig zu machen?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – ne Stunde?“
Damit blickte er zu Seven: „Wieviel Zeit haben wir denn?“
„Je länger sie benötigen, desto mehr Zeit verlieren wir.“, erwiderte die Borg mit einem eiskalten Blick.
Cal riss die Augen auf: „Okay, dann sind wir fertig.“




Auf der GALACTICA war man inzwischen auf das Schlimmste vorbereitet… Adama sah schon, das ihr Kampf verloren war.
Doch dann meldete sich Cal: „Hi Leute – gute Nachrichten. Die unbekannten Objekte sind unsere Freunde. Ihr seid vorläufig in Sicherheit.“

Was dieser eine Satz ausgelöst hatte, war wirklich beachtlich.
Auf der Brücke herrschte zunächst Totenstille.
Bill Adama fühlte sich wie betäubt, wie vor den Kopf geschlagen.
Es war vorbei? Konnte das wirklich sein?
„Das ist doch ein Trick der Zylonen.“, schoss es ihm durch den Kopf.
Oder?
War es ein Trick der Zylonen?
Adama konnte es sich vorstellen – natürlich, das wäre, wenn man ihn fragen würde, ein probates Mittel, das der Feind anwenden konnte.
Zunächst lullen wir den Gegner im falschen Gefühl der Sicherheit ein und schlagen dann zu.

Den lauten Schrei hörte er in dem Moment, als er losbrach.
Der Kommandant der GALACTICA zuckte zusammen und sah dann mit einem gewissen amüsierten Funkeln in den Augen, wie Gaeta auf Dee zusprang und die hübsche Dunkelhäutige umarmte.
Felix Gaeta – er war schon ein Fall für sich.
Es amüsierte Adama, zu sehen, wie die Worte des Sternenflottencaptains den eigentlich recht beherrschten Offizier zu einem derartigen Freudenausbruch hinrissen.
Und dann gab es kein Halten mehr.
Kara und Lee sprangen sich, lächelnd in die Arme, dann wandte sich Lee seiner Frau und Kara ihrem Mann zu und küssten ihren jeweiligen Partner…

Erneut legte sich ein Lächeln auf Adamas Lippen, das sich verbreiterte, als er Saul Tigh neben sich auftauchen sah, der ihm eine Metalltasse reichte und anschließend mit goldener Flüssigkeit füllte.
Ambrosia.
Das stark-alkoholische Getränk der Kolonien.
‚Zur Hölle, selbst wenn es eine Falle ist – der Schiffsmoral tut es sicher gut.’, dachte sich Adama und gab sich lächelnd dem Gefühl der Sicherheit hin. Er nahm dankend die Tasse und setzte sie an die Lippen an.
‚Wir haben es geschafft.’, schoss es ihm durch den Kopf, als er trank, ‚Bei den Göttern.’

Galen Tyrol konnte nicht anders, er musste lächeln.
Seine Deckgang war gerade offenbar – völlig durchgeknallt.
Eine halbe Stunde, nachdem er zu sich gekommen war, war das Schiff auf taktischen Alarm gegangen.
Tyrol hatte gehört, dass die Flucht vor den Zylonen die entscheidende Phase erreicht hatte und befürchtete nun, da der Alarm ausgebrochen war, dass die Zylonen doch gewonnen hatten.
Der Chefingenieur machte seinen Frieden mit den Göttern – und wartete, mit seiner Frau, Cally, im Arm, auf das Ende.
Doch es kam nicht.
Stattdessen beendete man den Alarm – und Admiral Adamas Stimme raunte durch die Lautsprecher.
Es war wie damals vor drei Jahren gewesen – es war wieder eine kurze Situationsbeschreibung, ein Sit-Rep, wie man es so schön nannte – doch im Gegensatz zum damaligen, geraunten „Von diesem Moment an sind wir im Krieg.“, erklang nun die Stimme des Admirals: „Von diesem Moment an sind wir in Sicherheit.“

PENG.
Das war's.
Nun brachen alle Dämme.
Egal in welcher Position man vorher gewesen war, welchen Rang man vorher bekleidet hatte – nicht das man groß darauf geachtet hätte, nicht mit einem Vorgesetzten zu fraternisieren, mit den Regeln war es nach dem Zusammenbruch der Kolonien verständlicherweise sowieso nicht allzu weit her  -  man lag sich, himmelhoch jauchzend in den Armen.
Der Krieg, der soviele gute Techniker, Nuggets, Piloten, Offiziere – und auch Tyrols Sharon, die man damals Boomer genannt hatte – gekostet hatte, war vorbei.
Schien vorbei.
War vorbei.
Und die Deckgang ergab sich ihres Freudentaumels, dem auch Tyrol sich nicht entziehen konnte – und wollte.


Doch… an Bord ihrer Raptor saß Sharon Valeri und schaute nach draußen.
Der Weltraum… unendliche Weiten – hatte man in dieser Welt Platz für eine Zylonin? War sie von Bedeutung? War sie von Wert?
Oder konnte man sie einfach loswerden?

Naja, wie man sieht – nicht alle waren glücklich… Präsident Baltar gehörte zu dieser kleinen Minderheit, die der Sache nichts Positives abgewinnen konnte… jetzt war er nicht mehr der wichtigste Mann – er war, im Gegenteil, wieder das, als was er angefangen hatte – Zylonenexperte, aber einer, in einer Welt, in der es keine Nachfrage nach Zylonenexperten gab. Im Grunde war er Überflüssig.
„Was kann ich hier noch tun?“, schoss es ihm durch den Kopf und er stöhnte innerlich auf, als er sich selbst die Antwort lieferte: „Nichts – ich bin überflüssig. Ich kann genau so gut…“

Baltar war Wissenschaftler – in seiner Welt gab es keinen Platz für „Überflüssiges Dasein“. Funktionalität bestimmte die Lebensdauer und das Leben als solches. Und Gaius Baltar übte keine Funktion mehr aus – mit einer Anwesenheit in Sicherheit gab es keine Nachfrage für einen Zylonenexperten und noch weniger für einen Präsidenten eines obsoleten Systems.
Die einzige Person, deren aktueller Rang noch unnötiger war, als seiner, war Laura Roslin. Doch die Frau war wenigstens noch Lehrerin, sie erfüllte also einen Nutzen.
Er war ein technisches Genie, keine Frage, nur würde es in dieser Welt auch keine Nachfrage nach technischen Genies geben, denn diese Welt hatte dies alles. Das bewies die DRAGONFLY , sowie die anderen Schiffe, die er nun sah, wenn er aus dem Fenster der Colonial One blickte.
„Nein, mein Leben ist hier völlig überflüssig. Ich kann genau so gut…“


Er hatte es schon zum zweiten Mal gesagt und nun sollten den Worten Taten folgen.
Er griff nach dem scharfen Brieföffner und betrachtete ihn.
Ein Wahlsieggeschenk von Gina Inviere, mit der Aufschrift „In ewiger Liebe G.I.“ – Ironie des Schicksals, dass diese Ewigkeit nicht allzu lange dauerte, im Gegenteil, sie endete als sie, Wochen, nachdem Gaius die Wahl gewonnen hatte, eine Atombombe zündete und die Cloud Nine, an deren Bord sie war, zerstörte.

Baltar überlegte kurz und nahm dann den Brieföffner in die Hand, um sich die Pulsadern aufschneiden – aber die feingliedrigen Hände Natasis, der Frau, mit der alles angefangen hatte, legten sich auf die Klinge. Sie lächelte ihn an, küsste ihn sanft und raunte ihm, mit seinen Haaren spielend, ins Ohr: „Deine Zeit wird kommen, Gaius.“


An Bord der DRAGONFLY war die Situation recht entspannt.
Cal und Agatha saßen einander in ihrem Quartier gegenüber, er war fest entschlossen, das, was vor der Enterung der DRAGONFLY angefangen hatte, fortzusetzen.
Beide Offiziere hatten je ein Glas mit goldener, prickelnder Flüssigkeit in der Hand und Agatha hatte Cal schon, als er ihr das Glas gereicht hatte, überrascht angeschaut.
Wobei „überrascht“ ein krasser Euphemismus ist – „sparsam“ wäre das treffendere Wort der Wahl.
„Du trinkst doch sonst nie Alkohol.“, hatte sie gefragt und Cal hatte gegrinst: „Heute ist einfach ein besonderer Tag.“

Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, wusste er auch wieder, wieso er sonst keinen Alkohol trank, denn dieser Sekt, den er da vom Replikator hatte replizieren lassen, aktivierte alle seine Gesichtsmuskeln im Mund- und Lippenbereich, um alles, was verzogen werden konnte, zu einer Grimasse der Abscheu zu verziehen.
Dieser Alkohol schmeckte einfach nicht. Er war zu sauer, er prikelte im Mund und … er mochte ihn einfach nicht.
Agatha schien da keine größeren Probleme zu haben und trank das Glas, beziehungsweise, den Inhalt des Glases in drei großen Schlucken weg.
Das Agatha „einen Stiefel vertrug“, wie man es damals nannte, wahrscheinlich bezog man sich dabei auf das „Stiefelsaufen“, was man ja wiederrum unter anderem von Klaus Störtebeeker kannte, war ihm, Cal, schon vor Jahren klar gewesen. Schon bei der Weihnachtsfeier, als sie 18 Jahre alt waren und Trinken endlich legal war, hatte es in der Klasse des Captains ein kleines Saufgelage gegeben.
Agatha Silverbird „exte“, wie man im frühen 21. Jahrhundert zu sagen pflegte, 4 große Gläser Gin, Wodka und Whiskey.
Scotty hielt den Gin und Wodka mit, nach dem dritten Glas Whiskey lallte er Unzusammenhängendes und fand sich in inniger Umarmung mit der Tischplatte wieder, gegen die er geknallt war.
Und Cal hatte nach dem ersten große Glas Gin schon zuviel gehabt.
Aber er war noch wach genug geblieben, um zu sehen, wie Agatha nach dem vierten Glas Whiskey „Issmirheiß“ murmelte und begann, am Top zu nesteln.
Dann war auch er in Ohnmacht gefallen.

So war das mit Cal und Alkohol.
Er vertrug nicht viel und trank noch weniger – weswegen er wiederrum nicht viel Vertrug.
Teufelskreis eben.
Doch dem Captain war das heute – naja, egal ist hierbei das falsche Wort, er hatte nicht vor, betrunken in der Ecke zu liegen und zu lallen, wie schön Agatha doch sei, aber er wollte ein wenig feiern.
Und zum Feiern gehörte Sekt nunmal dazu.

Die Beiden tranken also (Cal ein Glas, Agatha zwei) und beschränkten sich darauf, den Tag Revue passieren zu lassen.
So lagen sie in seinem Bett, sein Kopf ruhte in ihrem Schoß und sie erzählten einander, was sie von den aktuellen Geschehnissen hielten.
„Was hat eigentlich das HQ gesagt?“, wollte Agatha wissen und Cal zwinkerte ihr zu: „Ich soll die Tage mal zu einer Besprechung vorbeikommen.“
„Und was wirst Du ihnen erzählen?“
„Na – das was passiert ist. Ich meine, das is so verquer, das glaubt einem keiner. Niemand würde glauben, dass wir in Agrabah waren und mit Aladdin und Jasmin gegen…“
Agatha grinste, packte ihren Kommandanten und presste ihm einen Kuss auf den Mund.
 Gleichzeitig umarmte sie ihn, sie verloren ihr Gleichgewicht und lagen nun wirklich im Bett.
Er schaute in ihre Augen und erlaubte sich, sich in diesen unglaublichen grünen Augen zu verlieren. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er sich ihr hingab.
 to be continued
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 20.06.14, 17:32
  Kapitel 3 Das Hearing


Computerlogbuch der U.S.S. DRAGONFLY , 56944,8. Captain Cat.
Nachdem wir dem Start der Titan zugesehen haben, wurden wir von Admiral Nachayev gebeten, uns auf die Erde zu begeben und einen Bericht über die letzten Abenteuer der DRAGONFLY abzuliefern. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Sache noch sehr amüsant werden kann.


Der Blick in die ausdruckslosen Mienen der Admirale Benjamin Ross, Alynna Nachayev und Edward Jellico verliehen Cal das Gefühl, dass er gerade auf der Anklagebank saß. Gewissermaßen tat er das wohl, nicht zuletzt wegen diverser Eingriffe in die erste und die erste temporale Direktive.
„Captain“, setzte Nachayev an und der Kommandant der DRAGONFLY musste hart schlucken. Die Stimme klang nicht wirklich freundlich – allerdings war das bei ihr Standard, so hatte man ihm zumindest einmal gesagt. Und so guter Dinge er noch gestern abend gewesen war, desto nervöser wurde er jetzt, wo er diese drei mächtigen Admiräle vor sich sah.  Er blickte in die eisigen Augen Nachayevs und versuchte, freundlich zu lächeln, was vermutlich mehr als nur mißlang.
„Ja?“, fragte er und hatte das Gefühl, sich unter diesem Blick zu winden, wie ein Wurm.
Nachayev blieb völlig neutral.
„Captain Cat, würden Sie uns einmal genau schildern, wieso Sie ihre Position im Sternbild der Jagdhunde verlassen haben, erst diese Flotte vorbeischicken und dann auftauchen, als wäre nichts passiert?“
Okay – dass Nachayev einfach nur eiskalt sein konnte, hatte man dem Captain ebenfalls mitgeteilt. Sie hatte einfach diese Disposition, Fakten einfach so ‚rauszuhauen’, sich nicht um die Geschichte hinter diesen Fakten zu kümmern und ein möglichst schlechtes Licht auf die Situation zu werfen.
Cal räusperte sich, versuchte, den Köder nicht zu schlucken und antwortete dann, in einem langsamen, gemessenen und – seiner Meinung nach – perfektestem Oxford-Englisch-Tonfall, den man sich vorstellen konnte.
„Ma’am“, sagte er, wobei er das Wort nicht wie „Mäm“ aussprach, sondern es eher wie „Mam“ klang, was aber vollkommen mit dem britischen Hochakzent, den er gerade sprechen wollte, konform ging. Dann wandte er sich an die beiden Herren.
„Sirs“.
Und erneut fokussierte er Admiral Nachayev.
„Ich stehe zu meinen Berichten – die Hintergründe sind in den Logbüchern zu finden, aber – wenn Sie darauf bestehen, kann ich die Geschichte gerne noch einmal wiederholen.“
Nachayev blickte ihn an, als sich eine vierte Stimme meldete.
Cal wandte sich um, als sich Admiral Kathryn Elizabeth Janeway aus dem Schatten ins Licht lehnte und ihn mit einem mütterlich-warmen Lächeln anblickte: „Bitte, amüsieren Sie uns.“
Der Captain schenkte ihr ein ebenso kurzes, wie schüchternes Lächeln und räusperte sich.
„Wo soll ich anfangen?“
„Am Anfang.“, lächelte Janeway und Cal nickte.
„Okay – am Anfang.“, sagte er und schaute sich um: „Ich beginne am Besten mit den Antagonisten der Geschichte – den Zylonen.“
Damit lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete das komplette Admiralsquartett.
„Die Zylonen wurden von Menschen erschaffen.“, begann er und blickte in die Runde, „Sie entwickelten sich. Sie rebellierten. Sie sehen aus – und fühlen – wie Menschen. Einige sind darauf programmiert, zu denken, sie wären Menschen. Es gibt viele Kopien. Und sie haben einen Plan.“
„Plan, Captain?“, fragte nun Admiral Ross und schaute ihn verblüfft an, „Von welchem Plan sprechen Sie?“
Cal zuckte mit den Schultern: „Gute Frage, Sir – ich weiß es selber nicht. Ich weiß nur, dass immer wieder die Rede davon war, dass sie einen Plan hätten.“
„Und was ist das mit den „Sie sehen aus wie Menschen?““, fragte nun Admiral Jellico. Cal wandte sich ihm zu: „Das habe ich nun selbst erlebt. Offenbar können Zylonen entweder menschliche Lebewesen klonen oder aber sie erschaffen Roboter und überziehen diese dann mit geklonter Haut. Also eines von beiden ist es auf jeden Fall.“
„Captain“, lenkte nun Nachayev die Aufmerksamkeit des Sternenflottenoffizieres auf sich, „Wenn ich ihren Bericht richtig lese, dann wurden Sie selbst geklont und für einige Zeit von eben jenem Doppelgänger als Kommandant ihres Schiffes ersetzt.“
‚oh Oh’, schoss es dem Kommandanten durch den Kopf, als er Nachayev anblickte und kurz – hilfesuchend – zu Janeway schaute, die ihn mit einer undurchdringlichen Maske ansah.
‚Naja, heute is n guter Tach, um den Pöter zuzukneifen’., schoss es ihm durch den Kopf, als er zu Nachayev blickte und mit einem „Das ist korrekt“ nickte.
„Woher sollen wir dann sicher sein, dass Sie nicht der Klon sind?“, fragte Nachayev und Cal zuckte mit den Schultern: „Ma’am, fragen Sie mich was Leichteres. Ich weiß, dass ich mich wie ich fühle, aber das ist so ziemlich das Klischee – ich glaub, jeder Klon fühlt sich, wie man selbst, oder? Ich kann mich daran erinnern, dass ein Klon von Chief O’Brien auch nicht gedacht hat, dass er der Klon wäre.“
„Dies soll keine Anklage gegen Sie sein, Captain.“, erklang nun wieder Janeways Stimme, ehe sie ihn anblickte: „Aber Sie verstehen, dass wir da sehr vorsichtig sein müssen.“
„Natürlich, Ma’am.“, sagte der Captain und zuckte zusammen, als die ehemalige Kommandantin der Voyager kurz einen Blick aufs PADD warf und sagte: „Wieso haben Sie den Convoy um die GALACTICA mitgebracht?“
Der Captain holte tief Luft.
Wo sollte er beginnen?
Am Anfang – schon klar.
„Nun“, setzte Cal an und begann, zu erzählen.


Cal wandte sich auf der Brücke der DRAGONFLY an Scotty Middlegate, der ebenfalls zugegen war: „Sag mal, wie weit sind wir mit dem … Du weißt schon… dem Dings.“
Scotty rollte mit den Augen: „Du meinst doch wohl unsere Möglichkeit, nach Hause zu kommen? In unser Universum? Naja – wir haben es an den Warpkern angeschlossen und – können eigentlich starten, wenn du willst.“
„Dann mach das mal.“, sagte der Captain, „und gib bitte auch der GALACTICA und dem Rest der Flotte Bescheid – Zerhackercode Cat 1“
Agatha warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Cal schüttelte mit dem Kopf: „Nein, Gathy! Das hier ist kein selbsgerechter, arroganter Versuch, seine Freunde zu retten, das hier ist ein selbstgerechter, arroganter Versuch die Menschheit und unsere Vorfahren zu retten, verdammt noch mal.“
„Vorfahren?“, murmelgurgelte Adama vom Bildschirm her, doch Cal schüttelte den Kopf: „Jetzt nicht, Admiral.“
Damit wandte er sich an Apollo : „Ich nehme an, die PEGASUS ist in Sicherheit gesprungen?“
Verblüfft blickte der Kommandant des Kampfsternes zuerst ihn und dann seinen Vater an, doch dann nickte er: „Nein, sie ist nur ausserhalb des Aktionsradius des Basissterns.“
Cal nickte: „Gut.“
Damit wandte er sich an Jill: „Sag der PEGASUS auch Bescheid, Zerhackercode Silverbird 1.“
Mit unerhörter Präzision glitten die Finger der taktischen Offizierin über die Konsole, dann wandte sie sich an ihren Kommandanten und nickte: „Meldung ist abgeschickt. – wir erhalten Bestätigungen von der gesamten Flotte.“
„Das ist sehr gut.“, murmelte der Captain, dann schaute er zu Sebastian herüber: „Meinst Du, dass das klappt?“
Kurz überlegte der Chefingenieur, dann zuckte er mit den Schultern: „Keine Ahnung. Eine kleine Marge für Fehler ist eigentlich bei allem gegeben. Ich nehme nicht an, dass uns großartige Probleme erwarten, aber – wie schon gesagt, mit einer kleinen Fehlermarge muss man eigentlich immer rechnen.“
Dies zu hören, und zu verstummen, war für den Captain eines.

Was, wenn ich mich täusche? Was, wenn ich falsch liege? , schoss es ihm durch den Kopf und man konnte diese Gedanken beinahe sehen. Verdammt – zu viel war schief gelaufen, zu viel hatte er verändern wollen und bei zu vielem hatte er versagt.
Was, wenn dies wieder so ein Punkt war? Was, wenn er erneut falsch lag? Vielleicht würde gerade die Entfernung der Flotte aus diesem Zeitrahmen alles nur noch Schlimmer machen?
Andererseits war es möglich, dass genau diese Handlung das Überleben der Menschheit sicherte.
„Cal?“, riss ihn die sanfte Stimme seiner XO aus den Gedanken. Er schaute auf, blickte in ihr aufmunternd-lächelndes Gesicht und merkte, wie neue Energie ihn durchfloss.
„Danke, meine süße Duracell-Batterie.“, grinste er, sah, wie sie ihn verwundert anblickte – war da eine Spur von amüsierter Verwirrtheit in ihrem Blick, ein „Ich nehm das mal als Kompliment“? – und richtete sich auf.
„Jill?  Schutzschilde hoch, Phaser auf die Zylonen ausrichten – feuern wenn bereit.“
„Cal, meinst Du nicht, das ‚feuern, wenn sie in Reichweite sind’ zweckmäßiger wäre? Du kennst doch Jill, sie ist immer bereit.“, grinste Scotty Cal zu und des Captains Gesichtszüge verrutschten.
„Bitte?“, fragte er und Agatha rollte mit den Augen, bevor sie sich vorbeugte und ihm ins Ohr flüsterte: „Das erklär ich dir später.“
Der Captain hatte zwar keine Ahnung, was sie genau meinen könnte, aber die Wortwahl und der Tonfall ließen ihn darauf schließen, dass es zumindest ein wenig… unpassend für eine Kampfsituation und dazu noch für die Brücke wäre.

„Wir wollten eigentlich alleine in die Gegenwart springen.  Dann begannen die Zylonen mit Nuklearwaffen zu ballern und unsere Verteidigungsmöglichkeiten wurden…“
Cal machte eine Pause, holte tief Luft und schüttelte den Kopf: „Locutusiert.“
Nachayev blickte ihn verdattert an: „Locutu… was?“
„Er bezieht sich auf die Tatsache, dass die Zylonen wussten, was für Waffen die Föderation im Arsenal hatte.“, sagte Janeway und warf Nachayev einen Blick zu, „Wie die Borg wussten, was die ENTERPRISE vorhatte, als Jean Luc Picard in Locutus verwandelt wurde.“
Cal nickte und fuhr fort.



Vor ein paar Sekunden hatte Jill einen Phaserstrahl auf den Zylonenbasisstern abgefeuert und das atomare Feuer hätte die kristallin-wirkende Struktur durchschlagen müssen, wie ein brennender Pfeil Butter durchschlägt.
Hätte.

HÄTTE.
Wie in „hat nicht.“
Stattdessen war der Phaserstrahl an einen grellbunten regenbogenbunten Energiespektakel absolut wirkungslos verpufft.


Der Basisstern schwebte immer noch absolut bedrohlich vor ihnen – und die anderen beiden Basissterne gesellten sich langsam, aber sicher, dazu.
Die Schiffe der Zylonen legten keine übermäßige Hektik an den Tag – im Gegenteil, sie zelebrierten Gelassenheit, Ruhe und Frieden.
Sie hatten ja auch nichts zu verlieren – ein Arsenal von Raketen, von denen mindestens die Hälfte Nuklearraketen waren, eine komplette Miniflotte von Zylonenangriffsjägern und Kaperschiffen und die Gewissheit, beim Sterben in einen neuen Körper heruntergeladen zu werden, wodurch das Sterben lediglich zu einem Prozess der Erfahrensgewinnung, wie man es Nicht macht, verkommt – all dies hatten die Zylonen auf ihrer Seite.

Im Gegensatz dazu die Menschen.
Sowieso schon abgekämpft, die einen von ihrem kürzlich erlebten Abenteuer, die anderen von einer inzwischen Monatelang dauernden Flucht vor den Zylonen.
Material- und Crewermüdung setzte ihnen ebenfalls zu.
Alles in allem waren die Menschen in einem recht desolaten Zustand, während die Zylonen all dies konnten, was die Menschen nicht konnten.


Der Captain zuckte mit den Schultern, als die vier Admirale ihn anblickten: „Wir waren – nun, ich möchte mal so sprechen… wir waren…“
„Am Arsch?“, fragte Janeway mit einem leichten Grinsen, was Cal erwiderte: „Ich meinte eigentlich ‚gepitscht’, aber so geht es natürlich auch.“
Ross räusperte sich: „Wenn Sie bitte zur Sache kommen könnten?“
„Aber gerne, Admiral“, sagte der Captain und schaute in die Runde – er merkte gar nicht, wie seine Erzählung immer mehr Besitz von ihm ergriff und er die Charaktere in ihr versuchte, durch Immitation zum Leben zu erwecken.


Adama fuhr herum und schaute zu Cal, Agatha und Jill, die auf der Brücke der DRAGONFLY eher wenig optimistisch dreinschauten.
„Hey, Captain!“, sagte der ältere Mann dann, „Reißen Sie sich zusammen! Es gibt Menschen, die auf Sie und Ihre Crew zählen! Enttäuschen Sie sie nicht.“

Cal schaute Adama einen momentlang in kompletter Fassungslosigkeit an, nickte dann aber und machte sich auf den Weg zu seinem Sessel.
Dann aktivierte er das Intercom.
„An alle! Hier spricht der Captain. Schnallt euch an und haltet euch fest – es wird gleich ein wenig rumplig. Aber keine Sorge, wir packen das. Wir haben ein cooles Schiff – und Ihr seid eine coole Crew. Ich schließe diese kurze, inspirierende Rede mit den Worten von Jason Nesmith alias Peter Quincy Taggart, gespielt von Tim Allen in Galaxy Quest. Niemals aufgeben, niemals Kapitulieren!“
Damit schloss er den Kanal und wandte sich an Agatha: „Ich hab schon immer darauf gewartet, das zu sagen.“
Er grinste, erhob sich wieder und ging auf den Bildschirm zu.
„Nun denn, Admiral Adama – zwo, eins, Risiko.“
„Du bist nicht Darkwing Duck!“, sagte Agatha hinter ihm und Cal seufzte grinsend.
„Musst Du mir immer in den Rücken schießen?“, fragte er dann.
„Wenn er sich gerade so schön anbietet.“, lächelte die erste Offizierin und Cal rollte mit den Augen.



Cal musste husten, griff nach dem Glas Wasser, das seit Beginn des Hearings neben ihm stand und trank es in einem Zug leer, ehe er sich an die Admiralität wandte: „Entschuldigung, aber Admiral Adama geht sehr auf die Kehle.“
„Vielleicht sollten sie mehr Zeit auf Interpretation verwenden, anstatt auf Immitation?“, fragte Nachayev und der Captain schluckte kurz.
„Ja, natürlich.“, sagte er und fuhr fort.


An Bord der DRAGONFLY schüttelte Jill den Kopf: „Es sterben zuviele. Sie fallen wie die Fliegen, Cal.“
Der Captain schluckte kurz und hart und schaute dann zu Jill.
„Gib ihnen Feuerschutz.“
„Aye, Sir.“, sagte Jill und betätigte die Phasertaste mehrere Male – ebenso feuerte sie einige Photonentorpedos ab, die aber genauso wirkungslos verpufften, wie die Phaser.
„Was können wir nun tun?“, fragte Cal und wandte sich an Scotty: „Kannst Du uns und die GALACTICA in dieses künstliche Dingsbums holen?“
Scotty legte den Kopf schief: „Dazu braucht es einen anderen Energieoutput, einen anderen Vektor – ich versuche es, aber ich kann für nichts garantieren.“
„Tu das.“, meinte Cal und wandte sich dann an Adama: „Bill? Mein Beileid wegen Ihrer Verluste – aber… ziehen Sie sich zurück und machen Sie sich sprungbereit. Wir versuchen, Sie mitzunehmen, aber wenn es nicht klappt, müssen sie selbst hier rausspringen.“

Cal wandte sich an seinen technischen Offizier.
„Wie lange brauchst Du, um das Programm zu starten, Scotty?“, fragte er und der Offizier rechnete: „Nun, wir haben ein wenig zusätzlichen Ballast – ich schätze, ’ne Minute, ´ne Minute zwanzig.“
„Tu es.“, sagte der Captain und Scotty aktivierte das Programm.
Der Warpkern nahm hörbar pulsierend seine Arbeit auf, erinnerte Cal an das Pulsen, das er dann sah, wenn Inuyasha im Holoprogramm an den Baum geheftet, erneut zum Leben erwachte, nachdem die Miko Kikyou ihn, fünfzig Jahre vor den eigentlichen Ereignissen der Serie, mit einem verzauberten Pfeil an den Baum heftete und in magischen Schlaf versetzte.

Das Pulsen wurde schneller, die Energie fiel zuerst komplett aus, dann schalteten sich einige Systeme wieder ein.
Cals Herz begann, im selben Rhythmus, wie ihn das Pulsieren des Warpkerns hatte, zu pumpen.
„Come on – funktioniere.“, dachte er sich und wünschte sich für einen Moment, den Maschinen mit seinem Geist die nötige Kraft geben zu können.

Für Aussenstehende, also die Crews der GALACTICA und der Basissterne, wirkte das, was nun geschah, mit Sicherheit ungemein beeindruckend.
Vom Heck der DRAGONFLY , von den Warpgondeln, die normalerweise blau leuchteten, ging eine grüne Welle aus, die das gesamte Schiff einhüllte und sich dann, nachdem sie sich über das gesamte Schiff ausgebreitet hatte, über die Hülle zum Hauptdeflektor vortastete.

Auf der Brücke sprühten die ersten Konsolen funken – Lichtbögen schlugen in diverse Konsolen ein, EM-Entladungen brachten andere Konsolen zum leuchten. Das Pulsieren des Warpkerns war nun unglaublich laut und schnell hintereiandner zu hören.
Techno.

Für die Loveparade geeignet – für halbnackte Frauen und Männer, die sich im Sommer in einer X-Beliebigen Stadt zu diesen Klängen bewegten.

Für die Brücke der DRAGONFLY – und vor allem für den Kopf des Captains – absolut nicht geeignet, denn das ewig-repetative Bummern verursachte Kopfschmerzen im Captainshirn.
So sank Cal auf die Knie, faste sich an den Kopf, merkte noch, wie Agatha ihn packte und ihm in die Augen sah – und sank in ihren Armen in eine kurze Ohnmacht.


In diesem Moment feuerte der Hauptdeflektor der DRAGONFLY einen konzentrierten Strahl grüner exotischer Energie auf einen bestimmten Punkt im All – woraufhin selbiges aufbrach und den Subraum freilegte.

Das Pulsieren hörte auf, Agatha verpasste dem Captain zwei kurze Ohrfeigen und wandte sich dann an Alexander Strange: „Kurs auf die Anomalie setzen. Voller Impuls.“
In diesem Moment schrie Jill: „RAKETEN!“

„Wir halten fest“, ließ Nachayev das PADD so heftig auf den Tisch knallen, das Cal zusammenzuckte, „Dass Sie bis auf den Fakt, dass sie uns hier Theater vorspielen, nichts neues, Nennenswertes, zu berichten haben.“
Cals Kinnlade klappte herunter, doch dann hörte er Janeways Stimme: „Im Gegenteil, Alynna. Seine Erklärung, warum die DRAGONFLY die GALACTICA mit in unsere Zeit gerettet hat, war deutlich. Die Zylonen wollten die Menschheit vernichten und der Captain wollte dies verhindern.“
Nachayev blickte zu Ross und Jellico und wandte sich dann an Cal: „Gut, das sei Ihnen gewährt. Aber verraten Sie mir, was dann passiert ist?“
Der Captain grinste.
„Dann“, sagte er und machte eine kurze Pause, um zu Janeway herüberzublicken, die wissend nickte: „… wurde es richtig verwirrend.“
 TBC

  Kapitel  4  – Das Leben ist immer noch kein langer, ruhiger Fluss.

Das Gefühl, vor einem Tribunal zu stehen, wurde von Minute zu Minute immer stärker. Und eigentlich hatte Cal keinen Grund, in Panik zu geraten, wusste er doch, dass zumindest eine Admiralin der anwesenden Vier auf seiner Seite war – oder zumindest vermutete er es.
Dennoch war es ihm alles andere als Behaglich, als Nachayev ihn anblickte und fragte: „Verwirrend? Können Sie das eventuell ein wenig spezifizieren?“
Cal schluckte, richtete innerlich sämtliche Stoßgebete, die er aufzusagen im Stande war, an seinen Schöpfer und begann, zu erzählen.


Captain Calvin Nathan Cat schwitzte.
Sie waren hier gerade per Notfalltransport aufgetaucht, da hatte sie der Typ, Marke Kleiderschrank Edelfichte, schon gesehen und sich ihnen genähert.
Die Sprache, der sich dieser Mann, dieser Brocken, dieser Koloss befleißigte, kam ihm irgendwoher bekannt vor, allerdings nicht genug, um ihm antworten zu können. Und dann war da noch eine andere Sache, die ihm auffiel. Wenn der Mann in einer Sprache sprach, die er nicht verstand, musste der Universaltranslator ausgefallen sein.
Cal und Agatha bedachten einander mit einem genau so fragend, wie ehrlich verwirrt-hilflos wirkenden Blick, ehe sich der Captain an den Kleiderschrank wandte.
„Entschuldigung, ich verstehe sie nicht.“
Und in dem Moment, in dem er dies sagte, stellte er fest, dass er hier einem ziemlichen Problem gegenüberstand. Wenn er Kleiderschrank nicht verstand, wie sollte Kleiderschrank ihn verstehen?
Kurz räusperernd wünschte er sich, dass Daniel hier wäre, auch wenn er in seiner Vision – Ausblick – Traum – Halluzination? – gegen den Anthropologen gekämpft hatte. Dennoch gefiel es ihm nicht, ohne Universaltranslator einem Typen gegenüberzustehen, der ihm vermutlich ohne jegliche Anstrengung das Rückgrat brechen konnte. Wobei – das war Blödsinn. Er war nicht Batman und der Typ war nicht Bane.
Erneut kehlte der Mann los, erneut stellte Cal fest, dass er keine Ahnung hatte, was der Typ sagte und zum allerersten Mal stellte der Captain fest, dass seine XO tatsächlich verängstigt wirkte.
Es war nicht das allererste Mal, dass sie Angst erfahren hatte, aber momentan blickte sie drein, wie er, wenn er mal wieder eine Wespe gesehen hatte. Die Augen waren vor Panik aufgerissen und starrten in die Ferne.
Cal wandte sich zu ihr: „Schatz?“
Keine Antwort.
Dafür kehlte es hinter ihm wieder los, doch Cal wusste, dass er hier keine andere Wahl hatte, als unhöflich zu sein. Vielleicht wollte der Typ ja nur nach dem Weg fragen? Wobei, jetzt, wo er erneut einen Blick auf Kleiderschrank warf und feststellte, dass er Klamotten trug, wie sie vielleicht zu Sultans Zeiten als ‚in’ angesehen wurden und das Schwert erblickte, dass in Kleiderschranks Hosenbund steckte, ahnte Cal, dass es nicht nur eine einfache Wegbeschreibung war, die Kleiderschrank haben wollte.
Bestenfalls verlangte er einfach nur nach ihren Personalien, unglücklichenfalls nach ihren Wertsachen, schlimmstenfalls nach ihrem Leben.
Mit einem „Sorry, ich versteh dich immer noch nicht“ wandte sich der Captain nun vollends seiner XO zu, schaute ihr in die weitaufgerissenen, grasgrünen Augen und merkte, wie sein Herz zum Halsansatz wanderte, um dort zu schlagen.
Verdammt – was war mit Agatha los?
„Schatz?“, fragte er – nun zum zweiten, oder dritten Mal – und griff nach ihren Schultern, um sie sachte zu berühren.
Sie blinzelte und der Captain merkte, erleichternd aufatmend, wie Leben in ihren Gesichtsausdruck trat. Ehrliche, offene Verwirrung.
„Liebling?“, fragte er nun, lächelte sie beruhigend an und bedeutete nach hinten, dorthin wo Kleiderschrank stand und wieder kehlte, noch einen kleinen Moment still zu sein, ehe er den Kopf schieflegte, und Agatha neugierig betrachtete.
„Was war los?“
Ein Lachen kroch aus seinem Mund.
Agatha blickte ihn an, ihre grünen Augen leuchteten förmlich im Halbdunkel und sie schüttelte den Kopf: „Das glaubst Du mir eh nicht. Ich hab da gerade etwas gesehen, das nicht wahrsein kann.“
„Und was?“, fragte der Kommandant und zuckte erschrocken zusammen, als direkt neben ihn ein Schwert in den Sand eindrang.
Er warf den Kopf herum und blickte zu Kleiderschrank, der gerade offenbar jegliche Geduld verloren und sein Schwert gezogen hatte, um damit auszuholen.
Man sagte ihm, dem Captain, ja gerne mal nach, dass er kopflos handelte, aber das war dann doch zu wörtlich genommen.
Er hob abwehrend beide Hände, warf sich aus der Schwungbahn des Schwertes, nahm eine Handvoll Sand und warf sie ihm ins Gesicht. Dann griff er sich Agathas Hand, versicherte sich, dass sie am restlichen Körper angebracht war und schaute ihr dann zu: „Schnell weg?“
„Schnell weg.“, sagte sie und dann eilten sie los.


„Moment“, signalisierte in diesem Moment Admiral Edward Jellico Fragebedarf und schaute den Kommandanten der DRAGONFLY an: „Darf ich fragen, wie sie darauf kamen, anzunehmen, dass Ihnen Gefahr drohen würde?“
Cal wollte schon zu einer Antwort ansetzen, stockte dann aber und starrte in die Ferne.
Ja, woher nahm er an, dass dieser Kleiderschrank ihm irgendwie schaden wollen würde?
Kurz überlegte er, den Admiral darüber aufzuklären, das manche Leute sehr stark verallgemeinern, weil sie in einer Welt leben, in der nicht nur ein paar Dutzend Menschen leben, sondern knapp 9 Billionen – und da sind die Ausserirdischen noch gar nicht mit drin – und er sich zwar nicht wirklich sicher war, dass der Typ ihm übel wollte, er es sich aber auch nicht leisten konnte oder wollte, abzuwarten, bis der Typ ihm den Kopf abgeschlagen hatte. Ausserdem hatte der Kerl doch schon mit einem Schwert nach ihnen geschlagen. Welche Beweise wollte Jellico eigentlich noch haben?
Dies schien auch Janeway zu beschäftigen, denn sie blickte den Admiral an und fragte: „Der Mann hat mit einem Schwert nach dem Captain geschlagen. Brauchst Du noch irgendwelche anderen Beweise, Edward?“
Dann wandte sie sich an den Captain und lächelte: „Bitte, fahren Sie fort, Captain Cat.“

 
Das laute Kreischen aus seinem Kommunikator ließ den Captain erstarren und verdattert die Brosche anblicken.
Was zum Henker?
„Das ist ein Peilungssignal, das die DRAGONFLY sendet. Sie hat unsere Kommunikatoren gefunden und das Programm, das Sebastian geschrieben hat, sorgt dafür, dass sie uns auf sich aufmerksam macht. Ich muss jetzt nur mit dem Tricorder die Frequenz klarkitzeln, dann können wir…“
Agatha Silverbird brach überrascht ab, als der Captain sie packte, ihren Körper gegen die nächste Wand und seinen Mund gegen ihre Lippen presste. Er küsste sie so hart, so leidenschaftlich, dass sie dachte, er würde allerhöchstens loslassen, wenn sie beide vor Sauerstoffverlust ohnmächtig werden würden. Innerlich konnte sie nur mit dem Kopf schütteln – das war wieder etwas, das so typisch Cal war, dass man es beinahe in eine Markenpräsentation einbauen könnte. Andererseits – der stürmische Cal entfachte auch in ihr ein Feuer und so tat sie das, was ihr Körper ihr befahl. Sie presste ihren Kommandanten gegen sich und spürte, wie seine Hände über sie glitten.
Mit geschlossenen Augen gab sie sich dieser Hitze hin, bis sie Schritte hörte, die ihren militärischen Geist wieder wachriefen. Sie öffnete ihre Augen und sah den Riesen – zumindest seine Silhouette – an sich vorbeirauschen, wobei er von einigen anderen Leuten verfolgt wurde.
Der Kommandant löste sich von ihr, schaute sie ein wenig verwirrt an und lächelte: „Gute Taktik, oder?“
„Ja, eine der Besten.“, grinste die XO, aber sie ahnte, dass Cal sie nicht aufgrund des alten „knutschende Pärchen stört man nicht“-Tricks geküsst hatte, auch wenn er es gerade so aussehen lassen wollte.
Er lächelte ihr zu: „Eigentlich müssten wir jetzt hier unbeschadet raus…“
Weiter kam er nicht, denn erneut quietschte der Kommunikator los. Schnell richtete Agatha ihren Tricorder auf die Brust ihres Captains, scannte die Frequenz und startete einen Suchlauf, als plötzlich der Kleiderschrank wieder in der Gasse stand.
„Verdammt, wo kommt der her?“, fragte Cal, als der Typ erneut sein Schwert hob und irgendetwas bellte.
Den Kopf schüttelnd trat der Captain auf den Riesen zu und legte eine Hand auf das Schwert – und bevor er zu sprechen ansetzte, wusste Agatha, dass das ganze nichts werden konnte.
„Erstens“, sagte er und bohrte seinen Blick in die Augen des Riesen, „Halt das Ding jemand anderem unter die Nase und zweitens verstehen wir dich nicht , verstehst Du das?“
Die Antwort des Riesen war eine genau platzierte Gerade in Cals Gesicht, die ihn gegen die nächstbeste Wand taumeln ließ, an der er mit verdrehten Augen herunterrutschte.  

„Das war nicht unbedingt klug von Ihnen, Captain.“, erlaubte sich Nachayev eine kleine Bemerkung, die Cal mit einem Nicken bestätigte, „Ja, das war nicht gerade eine meiner Glanzleistungen, das gebe ich gene zu.“
„Eine ihrer Glanzleistungen?“
Nachayev schien sich ein Lächeln nicht verkneifen zu können, als sie ihn anblickte: „Was wäre denn eine Glanzleistung, Captain?“
Cal holte tief Luft, wollte gerade etwas sagen, als er innerlich den Kopf schüttelte und zu sich selbst sagte: „Darauf, lieber Cal, fällst Du nicht rein. Sag ihnen, was sie wissen wollen und dann is die Sache gut.“
Also räusperte er sich und sagte, ganz knapp: „Nun, ich wachte nach ein paar Minuten auf, sah Agatha mit dem Typen reden und griff erst zu und dann ein.“

„Hältst Du das für so eine gute Idee?“, fragte die XO, als ihr auffiel, das Cal, statt geradeaus zu laufen, sehr schlangenlinien-mäßig rannte.
Das gebellte Wort, das der Kleiderschrank von sich gab, verstand ihr Herz nur allzu deutlich: „HINTERHER!“
Und wenn man denkt, blöder geht’s nicht mehr, dann kommt von irgendwo eine typische Cal-Idee her. Sie hinter sich herziehend, schien der Captain einem Weg zu folgen, den entweder nur er sehen konnte oder der sich ihr aus Gründen der noch vorhandenen Rationalität verschloss. Der Weg führte sie durch eine Unzahl von kleinen, verwinkelten Gässchen, vorbei an unzähligen Möglichkeiten, sich neu einzukleiden und somit zumindest für ein paar Minuten unter dem Radar ihrer Häscher hinweg zu tauchen und dann hinauf, auf einen Turm, der auch schon bessere Tage gesehen hatte.  Mit ihren Möchtegern-Fängern und komplett ohne den Dillanger-Roggen im Genick wurde der Captain gleich nochmal so schnell und Agatha konnte sich der Frage nicht erwehren, wo der Mann auf einmal seine Kräfte herhatte? Sie konnte letzendlich nur mutmaßen und schob es darauf, dass er noch einmal alle Reserven mobilisierte, nur um dann, wenn sie dann doch irgendwann in Sicherheit sein sollten, in Ruhe und ungestört zusammenklappen zu können.  Das wäre schließlich nicht das erste Mal. Doch plötzlich stoppte er, wild mit den Armen rudernd und prallte zurück. Sie machte einen Schritt zur Seite und stellte fest, was den Captain so cartoonisch hatte reagieren lassen.

„Das ist nicht das Ende der Welt“, grinste sie, „nur das Ende unseres Fluchtweges, hm?“
‚HÄ?’, schoss es dem Captain durch den Kopf, ‚Wir sind gerade auf der Flucht vor diesen Kleiderschränken und sie nutzt diese Gelegenheit, um einen Witz zu machen?“
Er wandte sich ihr zu, sah, wie sie sich an die Wand presste, eine Hand auf ihre Brust und ihm zulächelte. Die Frau hatte viel zu viel Spaß.
Vermutlich sah er gerade aus, als habe man ihm irgendwo hineingetreten, denn er spürte, dass er seine Gesichtsmuskeln nur noch bedingt unter Kontrolle hatte, als er fragte: „Wie kannst Du dabei noch so gut drauf sein?“
Sie zuckte mit den Achseln, deutete auf die Treppe, die sie gerade hochgerannt waren und von deren ersten Stufen die Schritte Kleiderschranks und seiner Gefolgsleute heraufpolterten.
„Ich nehme nicht an, dass Du diese Raufbolde betäuben willst, oder?“, fragte sie und Cal schaute sie an: „Ich dachte nicht, dass Du es mir erlaubst.“
„Würde ich auch nicht. Wir haben immerhin keine Ahnung, was sie von uns wollen?“
„Wie, was sie von uns wollen? Das kann doch nun alles sein. Räuber, Mörder, durchgeknallte Profi-Wrestler…“
„Palastwachen…“, warf Agatha ein, was ihm nur ein abfälliges Geräusch entlockte, das man in der englischen Sprache als „scoffing“ kennt, „Ja, klar, genau. Von welchem Palast?“
Seine XO deutete hinter ihn: „Von dem da, eventuell?“
Verblüfft drehte sich der Captain um … und erstarrte.
Sie waren sicherlich noch einen knappen Kilometer entfernt, aber dieser Palast war gewaltig. In der Mitte befand sich ein Gebäude, dessen Kuppel ihn an eine Zwiebel erinnerte, die auf dem Kopf stand… und er fühlte sich an ein Märchen aus Tausend und Einer Nacht erinnert.
Sanft lächelnd wandte er sich an Agatha: „Na, meine kleine Sheherazade?“
Die XO hob eine Augenbraue: „Ganz schlechter vergleich, Cal, gaaanz schlecht. Oder willst Du mich nach der Hochzeitsnacht umbringen lassen?“
„Erm“, machte der Kommandant, „Da müsste ich schon ziemlich bescheuert sein.“
In diesem Moment war auch Kleiderschrank da, gefolgt von seinen Leuten, und blickte mißmutig in die Runde, doch ehe er ansetzen konnte, schaute Cal seine XO an: „Jetzt guck dir diesen extem intelligenten Gesichtsausdruck an. Das is nich unbedingt Universitätsmaterial. Ich würde eher sagen, der Mann is zu dämlich, um gerade aus aus dem Busch zu winken.“
Erneut warf ihm der Typ erdolchende Blicke zu – doch die Umgebung hatte Cal gerade in ihrem Griff. Beinahe so, als wäre er Aladdin aus der Disney-Serie, die er auch zwischendurch mal gesehen hatte, kniff er dem Typen in die Wange und wandte sich lächelnd an Agatha: „Jetzt guckt der auch noch so, als ob er mich verstehen würde.“
Doch in dem Moment, in dem er sah, dass Agatha ihn unverständlich anblickte, stellte er fünf Sachen fest – erstens, ein Treffer mit der Faust gegen das Kinn ist eine schmerzhafte Angelegenheit, zweitens ein Treffer mit der Faust gegen das Kinn, durchgeführt von einem extrem wütenden Riesen reicht aus, um einen 75 Kilo-Captain seitwärts gegen eine 65 Kilo-XO zu schleudern, die durch die Wucht gegen eine Wand geschleudert wird, drittens sah Agatha, trotz der Kopfverletzung ziemlich friedlich aus, viertens hatte sie ihn nicht verstanden und fünftens, der grobe Klotz ihn dafür um so mehr.
Schnell wirbelte er herum, hatte seinen Phaser gezogen, ihn aktiviert und fühlte sich bemüßigt, einen weiteren Disneyhelden zu zitieren – oder besser gesagt – ihn an seine Situation anzupassen: „Frei nach Darkwing Duck – siehe Licht, Bösewicht!“
Damit feuerte er, was Kleiderschrank und seine Mannen auf der Stelle erstarren und dann kollabieren ließ.
Erleichtert atmete der Captain aus und eilte dann zu seiner bewusstlosen XO. Er tastete nach ihrem Puls, atmete erleichtert aus, beugte sich vor und tat das, was ein Prinz mit einer Prinzessin tut – er gab ihr einen langen Kuss.
Die schallende Ohrfeige tat noch zwei Stunden danach weh.
Da saßen sie allerdings schon… aber ich greife vor.

Als Agatha die unglaublich grünen Augen aufschlug, war der Captain sofort wie hypnotisiert – ganz ohne Erdbeerparfait, ohne Pendel, ohne Massagen, ohne sonstige Blickfänge, er war einfach nur vollkommen im Bann dieser wunderschönen Frau und merkte, wie er breit lächelte, als sein Kopf ihm zuflüsterte „Das ist deine Freundin.“
Das laute Rauschen, das er dann hörte, tat er zunächst als Blätterwald ab, versetzte sich und Agatha gedanklich in einen grünen Garten, wie den, in dem Sebastian als junger Mann gerne gewerkelt und seine eigenen Projekte gestaltet hatte, wo Linda Layd und Gina Intrupper, bevor sie Bordcounselor und Bordärztin wurden, eine kleine Gemüse- und Kräuterecke betrieben hatten, wo er sich bevorzugterweise mit einem PADD und einem kühlen Getränk in den Schatten gesetzt und wo Agatha gerne sonnengebadet hatte. Ja, so ließ es sich gut leben – aber sie waren nicht in einem Blätterwald, sie waren in einer Stadt in der Wüste und demzufolge konnte das Rauschen auch nicht von Blättern herrühren. Vielleicht war es ja das Meer oder der Lago Maggiore, wo er mit Agatha und Gina mal Urlaub gemacht hatte?
Nein, das Meer war viel zu weit weg.
Dann sah er Agatha an und bemerkte, dass sie einen extrem ungläubigen Gesichtsausdruck spazieren trug.
Verblüfft wandte er sich um und fand seine Nase in den Bommeln eines Teppichs wieder.
„Wer…“, brachte er hervor und bemerkte dann, dass auf diesem Teppich jemand stand. Seine Augen fuhren die strammen Waden hoch, die Hüfte, den freiliegenden Bauch und die Weste, das jungenhaft-lächelnde Gesicht , bis hinauf zum Fez.
„Hör mal, ich weiß ja, das Fezze cool sind, aber… warum trägst Du einen?“
„Vielleicht, weil es ihm einfach nur steht?“, fragte seine XO und Cal blickte sie an: „Erstens: Was? Zweitens: Das hast Du verstanden?“
Sie nickte und grinste: „Ich glaube, als ich mit dem Kopf gegen die Wand geknallt bin, ist der U.T. wieder angesprungen.“
U.T. -  Universaltranslator.
Cal war sich nicht sicher, wer auf die grandiose Idee gekommen war, im Fall einer Gefangennahme oder falls sonstige Unberufene mitlauschen sollten, in Abkürzungen zu verfallen, aber zwischenzeitlich war es ziemlich praktisch.
Ein einfaches „H.D.K.“ war schneller in den Raum gebrüllt, als ein „Halt die Klappe!“, ein „N.R.D.“ deutlich simpler, als ein „Name, Rang, Dienstnummer“. Zumal, wenn man vor Leuten, die sich mit der Thematik nicht auskannten – ja, nicht auskennen sollten – sprach und der Universalübersetzer das, was man die Nasen eigentlich nicht verstehen sollten, übersetzte, die Sache ein wenig unschön werden konnte. Vielleicht war es nicht die Beste der Ideen, den Grund, warum man sich verstand so laut auszuposaunen und zu hoffen, dass nur die Buchstaben U.T. ausreichten, damit nur Sternenflottenoffiziere die Begründung verstanden – aber auch Agatha hatte ein Anrecht darauf, mal in ein Fettnäpfchen zu treten, fand Cal. Das geschah einfach zu selten. Und so toll es auch war, mit einer ebenso schönen, wie athletischen, wie kompetenten, wie cleveren Offizierin zusammenzusein – Abwechslungen waren halt das Salz in der Suppe.
Das ihre Äußerung ein Fehler gewesen war, merkten sie beide, als der unbekannte Fremde lächelte und mit einer sympathisch klingenden Stimme fragte: „U.T.? Was ist das?“
„Oh, großartig“, entwich ein Seufzen der Kehle der hübschen XO, „das kann noch was werden.“
Cal blickte sie an, nickte und warf dann wieder einen Blick auf den Typen, der gerade auf einem Teppich vor ihnen stand. Was eigentlich kein Problem wäre, würde dieser besagte Stofffetzen nicht ungefähr einen knappen Meter in der Luft schweben. Dann legte der Offizier den Kopf schief: „Kein schlechter Trick, dieses … Ding… in der Luft schweben zu lassen. Aber… wie geht das?“
Er betrachtete den Teppich genau, ging in die Knie um unter ihm hindurchzulugen: „Ich sehe keine Streben, die ihn in der Waagrechten halten.“
Damit klopfte er einmal gegen das Produkt feinster Webkunst, was zur Folge hatte, das der Teppich ihm mit dem Bommel auf die Nase schlug.
„Er mag es nicht, geschlagen zu werden.“, sagte der junge Mann, der auf dem Teppich stand, was Cal dazu brachte, ihn anzusehen und bissiges ein „Aber er scheint drauf zu stehen, dass man auf ihm steht“ zurückgab.
Dann stockte er erneut, tastete nach seiner Kehle, machte ein paar Sprechbewegungen und schaute den Mann auf dem Teppich erneut an: „Sag nochmal was.“
„Und was?“, fragte der Junge, was Cal dazu führte, entsetzt zu Agatha zu blicken: „Schatz? Der hat meine Stimme!“
Und dann – als wäre der Blitz der Erkenntnis in ihn gefahren, zückte der Captain seinen Phaser und richtete ihn auf Teppich und Mann: „HA! Hab ich dich, Traceless! Du magst tausend verschiedene Gesichter haben, aber du hast nur einen Kopf. Und es wird der Tag kommen, an dem Du überhaupt keinen mehr hast, dann werde ich ihn nämlich geholt haben, Fantomas. Jaja, wer zuletzt lacht, lacht…“
Er stockte, als zwei unterschiedliche Dinge zum selben Zeitpunkt geschahen. Zuerst schlug der Teppich ihm den Phaser aus der Hand, dann Agatha mit der flachen Hand auf den Hinterkopf, wobei sie grinste: „Cal, du bist nicht Juve! Bringt also nichts, Sprüche aus dem ersten Fantomas-Film mit Louis de Funes zu zitieren. Und ausserdem, ich bezweifele, dass dieser junge Mann Traceless ist.“
„Ich weiß nicht, wovon ihr beiden redet, aber, wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich lieber schnell von hier verschwinden, ehe Razul wieder zu sich kommt.“, lächelte der Junge und streckte seine Hand aus, die Agatha dankbar ergriff.
„Danke“, sagte sie, „vielleicht können Sie uns auch sagen, wo wir uns befinden?“
Cal versuchte, seinerseits den Teppich hochzukraxeln, als er spürte, wie kleine Füße über ihn liefen und sich dann unter lautem Keckern ein Affe seinen Phaser nahm.
„Hey“, rief der Captain, „Lass … nein, gib ihn her.“
Er hatte kurz überlegt, ob es cleverer wäre, den Affen zu bitten, die Waffe liegen zu lassen, aber in Hinblick darauf, was Kirk und seine Mannen schon für einen Trouble erlebt hatten, nur weil jemand ein Buch verloren hatte, bezweifelte er, dass es eine gute Idee wäre, seine hochtechnologische Waffe hier – wer weiß wo – liegen zu lassen.
Das wäre sicher nicht im Sinne der ersten Direktive, wobei er befürchtete, dass hier so einiges nicht im Sinne irgendeiner ersten Direktive verlief – ob nun der temporalen Variante oder der herkömmlichen.
„Wer sind deine Freunde?“, hörte er plötzlich eine angenehm weibliche Stimme, nahm all seinen Mut zusammen und versuchte sich, am Teppich hochzuziehen, als der Affe über seinen Rücken lief und der Teppich plötzlich losflog.
Als dann plötzlich seine Füße in der Luft schwebten, gab es einmal einen kurzen, kräftigen Ruck und das nächste, was er wusste, war, dass seine Hände sehr angestrengt in die Fasern des Flugteppichs fassten und wie die Schwerkraft an ihm zog.
Wenn jetzt noch einer rufen würde „Schau nicht nach unten“, würde er ihn spontan erschlagen. Aber der Klischeesatz fiel nicht, stattdessen hörte er Agathas entsetzten Aufschrei und spürte, wie vier Hände nach seinen Oberarmen griffen. Und irgendwie hatte der Junge viel zu zarte Hände.
Als der Captain dann nach oben blickte, stockte er.
Entweder war der Typ ein Wechselbalg oder aber er hatte die Frau irgendwie übersehen. Sie und Agatha und dann auch der Junge halfen ihm, sich auf den Teppich zu bugsieren, irgendwann spürte er sogar, wie der Affe nach seinen Haaren griff. Und irgendwie wusste er nicht so ganz, was das Tier damit bezwecken wollte. Hatte er tatsächlich vor, ihn zu retten oder einfach nur, ihn zu lausen? Was auch immer der Plan des Affen war, nach ein paar Sekunden der eher bangen Frage, ob er nicht doch noch auf Planet X im Land Y auf dem Marktplatz zermatscht enden würde, befand er sich in aufrecht sitzender Position auf dem Teppich.
Und dieses Wort klang einfach viel zu – abgefahren.
Oder abgeflogen, in dem Fall.
Ein fliegender Teppich, wie bei 1001 Nacht, wie bei Aladdin, wie bei den Abenteuern des Straßenjungen, der sich in die unglaublich schöne Prinzessin Jasmin verliebte und…
Cal umarmte seine XO und nickte dem Jungen und der Frau dankbar zu, ehe er zusammenzuckte.
„Ja bin ich denn Leo?“, fragte er und blinzelte die Beiden an.
Dann schluckte er und merkte, wie er gegen seine Freundin sackte, die ihn besorgt ansah: „Was ist los?“
„D… das…“, stammelte er, deutete auf die beiden Teppichreiter und schaute seine XO an: „Das sind … Aladdin und Jasmin.“
Die Prinzessin bedachte ihn mit einem sanftmütigen Lächeln, nickte ihm zu und hielt ihm die Hand hin: „Sehr erfreut… wer sind Sie?“
Das war der Moment, in dem es wieder Dunkel um Cal wurde.
Für eine sehr lange Zeit.

„Aladdin…“
Die Stimmfärbung der Admiralin machte es dem Kommandanten der U.S.S. DRAGONFLY nicht unbedingt möglich, zu erkennen, ob sie ihm glaubte, ob sie amüsiert war und sich dachte „Was hat der Junge für eine blühende Fantasie?“ oder kurz davor war, den psychologisch-psychiatrischen Dienst der Sternenflotte zu rufen. Cal spürte, wie seine Kehle erste Anstalten machte, sich zu ziehen zu wollen, also schaute er Admiral Nachayev an und nickte: „Ja, Aladdin.“
Nachayev erwiderte seinen Blick, blinzelte kalt und reptilienartig – aber vielleicht bildete der Captain sich das auch nur ein – ehe sie mit einem „Sie wollen mir sagen, dass Sie Aladdin begegnet sind. Dem Aladdin aus 1001 Nacht.“
Der Captain zuckte mit den Schultern. „Eher dem aus der Disney Version. Sie wissen schon.“, sagte er, ehe er in eine kurze Gesangsdarbietung ausbrach: „Komm mit mir, dieses Land bietet Dir allerhand, hier sind Abenteuer furios…“
Keine zwei Sekunden später verstummte er, als er den wütend-entnervten Blick der ehemals blonden Admiralin bemerkte.
Das freche Lächeln, das sich auf Admiral Janeways Lippen gelegt hatte, bemerkte er in dem Moment, als es schon wieder verschwand und sie sich zu ihm wandte: „Was ist passiert, nachdem Sie bewusstlos wurden, Captain?“
Cal räusperte sich: „Bei allem Respekt, Ma’am – das zu erklären, würde einiges an Zeit in Anspruch nehmen.“
„Die haben wir.“, erklang die eiskalte Stimme Nachayevs. Der Captain nickte ihr zu und begann, zu erzählen.


„Wieder zu Sinnen kommen“ – das ist auch ein sehr schöner Begriff. Er beschreibt nicht ein bloßes „Aufwachen aus einem langen Schlaf“, sondern tatsächlich die Rückkehr der Sinne in das Bewusstsein der Person. Calvin Nathan Cat „kam wieder zu Sinnen“. Zuerst war sein Geruchssinn wieder da und nahm seine Arbeit auf.  Wonach roch es hier? Sandelholz? Er konnte es nicht genau bestimmen, denn da war noch eine andere Unzahl von Düften, von denen keiner stark genug war, um ihn bestimmen zu können, aber schwach genug um diese Düfte nicht unangenehm zu finden. Als nächstes schaltete sich sein Gehör ein und er nahm drei Geräusche in seiner Nähe wahr. Da war einmal ein ruhiges Atmen, als würde die Person, die dort atmete, schlafen und dann waren da zwei Stimmen. Die Eine klang professionell, ruhig, sachlich und auch, wenn Cal im ersten Moment nicht verstand, was diese Stimme sagte, so würde er sie definitiv in eine Krankenstation stecken. Diese bestimmte Art und Weise sich auszudrücken, dieses ruhig-sachlich-professionelle, das auch Gina eigen war… es würde ihn nicht wundern, wenn der Besitzer dieser Stimme tatsächlich ein Arzt wäre.
Die andere Stimme war weiblich und klang auf eine gewisse Art und Weise vertraut. Man konnte eine bestimmte „Grundsorge“ hören und Cal fühlte sich sofort an Abby vom NCIS erinnert. Nicht aufgrund des Sprachduktus als solchem, denn Abbys war schnell, hektisch – und es wunderte den Captain, dass die Forensikerin des NCIS nicht den Duktus des Kabarettisten Piet Klocke angenommen hatte. Beide waren schließlich Meister der „sehr schnell fließenden Gedanken“. Doch die Stimme, die er gerade vernahm, hatte nur eine gewisse Ähnlichkeit mit Abby – eben die das man eine gewisse „Grundsorge um alles und jeden“ in ihr hören konnte, das sie warm und herzlich war, sich in das Ohr des geneigten Hörers schmiegte und es sich dort bequem machte.

Wie ein heller Blitz tauchten Erinnerungsfetzen in seinem Kopf auf. Wunderschöne, braune Augen, die vertraut blinzelten. Erneut erinnerte er sich an ein Mitglied des NCIS-Teams, an die bezaubernd-hübsche Ziva David und doch – sie sah ihr zwar ähnlich, die Person aus seinen Erinnerungen, aber es war eben nur eine gefühlte Ähnlichkeit, keine wirkliche.
Kurz hörte er die eher kehlige Sprache der beiden Stimmen, die des Arztes und die der hübschen Frau, ehe sein Universalübersetzer wieder ansprang.
„… eine leichte Gehirnerschütterung. Kein Grund zur Beunruhigung, Prinzessin.“
Das Schöne an Universalübersetzern der zweiten Generation, wie Cal einen besaß, war, dass sie nicht nur die Worte übersetzten, die jemand sagte, sondern auch den gebräuchlichen Kontext. So war es möglich, das der Arzt einen anderen Ausdruck für „leichte Gehirnerschütterung“ verwendete, für Cal würde es immer eine „leichte Gehirnerschütterung“, da der Computer den gedacht-komplett-fremden Fachterminus nicht nur übersetzte, sondern auch deutete.
Die Schmerzen in seinem Kopf bemerkete er in diesem Moment auch und merkte, wie sich seine Gesichtsmuskeln verzogen und er ein „Au, meine Birne“ von sich gab. Er richtete sich auf und fragte sich, ob der Übersetzer das „Au, meine Birne“ ebenfalls kontext-getreu übersetzt hatte. Kurz schirmte er seine Augen vor dem grellen Licht, das durch die Fenster drang, ab, ehe er mehrfach blinzelte und merkte, wie seine Schmerzen weniger wurden.
Dennoch spürte er diese gewisse Benommenheit und wiederholte leise, für sich, die Diagnose des Arztes.
„Leichte Gehirnerschütterung.“
Er wollte die Augen nicht öffnen und wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, drum herum zu kommen, hätte er sie genutzt – aber es gab sie nicht. Mit einem „Alles oder nichts“ kniff er sie zunächst ganz fest zusammen, ehe er sie aufriss und kurz schmerzhaft wimmerte, als das Licht in seine Augen fiel und dort bunt-schimmernd explodierte.
Dann wurde es weniger und er konnte die ersten Umrisse erkennen.

In erster Linie erkannte er hohe Fenster durch die heiße Luft hineinkam, die seinem Kopf auch nicht unbedingt gut tat. Gegen das Licht erkannte er dann zwei Konturen. Die eine ein bischen gedrungener, mit etwas das wie ein überdimensionaler Kopf aussah – wobei das auch gut und gerne ein Turban sein konnte – die andere hochgewachsen, schlank und durchaus kurvenreich. Er grinste. Vermutlich stand gerade Agatha neben irgendeinem ausserirdischen Arzt und beriet über sein Schicksal.
Doch als er das schläfrige „Na, schon wach, Liebling?“ hörte, das Agatha mit der ihr sehr eigenen Stimme aus Sprechen, Hauchen und Schnurren fragte da lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Gar nicht so sehr, weil sie wieder die Stimme, die ihn so in ihren Bann zog, verwendete, sondern, weil sie es direkt neben ihm sprach. Das heißt – oder besser: daraus folgerte: Die Frau, deren atemberaubende Silhouette er da gerade in der Vorstellung, seine Freundin zu sehen, begutachtete, war gar nicht seine Freundin.
Und dann war es mit einem Schlag da.
Er blinzelte und dieses Mal konnte er die beiden Figuren deutlich erkennen.
Da war ein Typ, der genau so klein, wie breit war, eine dicke Knubbelnase aufwies und eigentlich nur sympathisch wirkte – und da war sie.
Die Frau, die er nie gedacht hatte, zu sehen. Die Frau, bei der ihm eigentlich klar war, dass er sie nie sehen würde, schließlich und endlich war sie nur eine Zeichentrickfigur. Die Frau, die eigentlich auf der Figur der Prinzessin Badroulbadour basierte – Prinzessin Jasmin von Agrabah.
Cal betrachtete sie kurz, schaute dann zur schläfrig lächelnden Agatha die – und dafür beneidete der Captain sie – vermutlich schon längst mit allem abgeschlossen hatte und versöhnt war.
„Ja“, sagte sie und zwinkerte ihm frech zu, ehe sie sich aus der Liegenden aufrichtete, „Ja, das ist Prinzessin Jasmin, ja, wir sind in Agrabah, ja, die Walt Disney Verfilmung von Aladdin ist weitaus genauer, als wir gedacht hätten und ja, ich trage ein eben so bauchfreies Kostüm wie Jasmin und du trägst eine Kluft, wie sie Aladdin trägt.“
Sie grinste: „Flipp nicht aus.“
Der Captain hob eine Augenbraue: „Flipp… Flipp nicht aus? Schatz, wir sind in einer Welt… wir… sind…“
Erneut holte er tief Luft: „Schatz, wir sind bei Walt Disney. Was kommt als nächstes? Darkwing Duck?!“
„Entschuldigung?“, hörte er dann die samten-weiche Stimme der Prinzessin neben sich, wandte sich um und sah in ihre genau so schönen, wie neugierig-großen Augen: „Wer ist Darkwing Duck?“
Cal schluckte, ehe er sich aufrichten wollte und bemerkte, das sich seine Kleidung momentan eher durch einen Mangel an Solcher auszeichnete. Errötend blickte er Jasmin an: „Erm… das… ist im moment unwichtig. Wichtiger ist… wo sind wir?“
„In Agrabah, der Hauptstadt der sieben Wüsten.“, lächelte die Prinzessin, was Cal zu einem „Stopp, das wissen wir schon“ nötigte. Nun sprang er doch aus dem Bett, trat ans Fenster und blickte auf die Stadt unter sich, was er mit einem „WHOA!“ kommentierte. Dann wirbelte er um die eigene Achse, schaute Agatha an und deutete hinter sich: „Also, entweder ist das wirklich Agrabah oder aber eine verdammt gute Computersimulation. Und da wir schon eine Menge erlebt haben, bin ich momentan geneigt, beide Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.“
„Simulation?“, fragte Jasmin und Agatha stand nun ebenfalls auf, trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter: „Das erkläre ich später, Prinzessin.“
Dann trat sie auf Cal zu, schaute ihm in die Augen und lächelte: „Du bist gerade ziemlich geflasht, oder?“
Der Kommandant der DRAGONFLY zuckte mit den Schultern: „Hey, was erwartest Du? Ich hab gerade noch gegen Zylonen gekämpft und bin jetzt hier, in… in Agrabah? Erwartest Du von mir, dass ich das anstandslos schlucke?“
Sie kicherte: „Natürlich nicht. Ich habe auch erst gedacht, ich bin in einem langen, verrückten Traum. Aber bevor Du alle Möglichkeiten ausprobierst, herauszufinden, wo wir sind, meinst Du nicht, dass Du dich zuerst einmal deiner Gastgeberin vorstellen solltest?“
Der Captain nickte: „Da hast Du recht.“
Sprachs, trat auf Jasmin zu, ging in die Knie und gab ihr einen Handkuss: „Milady? Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin…“
Er setzte an, etwas zu sagen, doch in seinem Kopf ging in diesem Moment eine Alarmglocke los und vor seinen Augen blitzten Warnsignale auf, die deutlich signalisierten, das dies erneut eine Verletzung der obersten, temporalen Direktive nach sich ziehen würde.

„Wenn ich fragen darf, Captain“, setzte Admiral Janeway an und betrachtete ihn neugierig, „Wie haben Sie sich nun vorgestellt?“
Cal räusperte sich und fuhr zu erzählen fort.


„Sie sind?“, fragte Jasmin in ihrer unglaublich sanften Stimmfärbung und betrachtete den Captain mit Augen, die offenbar auch, wenn sie nicht neugierig-weit-aufgerissen waren, groß waren und die eine Vielzahl von Emotionen offenbarten. Natürlich fand sich auch Neugierde im Mix, aber es war eben nur ein Teil.
Der Captain konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln über seine Lippen kroch, als er sie aus seiner knienden Position ansah, Blickkontakt herstellte.
„Ich bin der Doktor.“, sagte er dann, begab sich aus der Knienden wieder in die Stehende und deutete hinter sich. „Der wunderschöne Rotschopf hinter mir ist meine Frau. Sie heißt… erm…“
Er stockte, um zu überlegen, ehe er sagte „River… River Song.“


„River Song?“, echote Nachayev, „Interessante Namenswahl. Sie nennen sich selbst ‚Doktor’ und verleihen ihrer XO den Namen eines Companions. Das lässt tief blicken.“
Der Captain runzelte die Stirn: „Ma’am? Ich habe nur den erstbesten Namen genommen, der mir in den Sinn kam. Ich hätte mich auch John Smith nennen können.“
„Und Commander Silverbird Pocahontas?“, fragte nun der ehemalige Captain der Voyager ehe Cal sie anblickte: „Sie meinen, nur weil ich schon in einem Disneyfilm war, kann ich auch mehr referenzieren?“
Janeway blickte ihn an, in ihren Augen tanzte der Humor, doch er verschwand, als sie beide das Räuspern von Alynna Nachayev hörten: „Captain, ich darf sie doch bitten, ernst zu bleiben.“
Und dann, völlig „aus der Kalten“, also „out of the blue“: „Ausserdem, wäre in Ihrem Fall der Name Martha Jones für ihre XO besser gewählt.“
Verblüfft blickte der Captain sie an, sah in Nachayevs Augen ein kurzes Auffunkeln von Humor und fragte sich, ob er sie nicht vielleicht doch vorschnell verurteilt hatte. Schließlich war Janeway auch nicht so schlimm, wie SFDebris sagte, da mochte es für Alynna Nachayev vielleicht auch gelten, dass die Meinung des „opinionated Guide“, wie sich der Reviewer nannte, auch revidiert gehörte?
Vielleicht irrte er sich ja auch in allem? Das war ja immerhin möglich. Schließlich waren die „opinionated guides“ das, was der Name schon sagte: „opinionated“, also „meinungsbezogen“ oder „nach eigener Meinung“. Das machte ihn eigentlich den anderen Reviewern gegenüber sogar ein wenig sympathischer, da er seine Meinung als das präsentierte, was es effektiv war: Eine Meinung. Kein absoluter Fakt, den man als das ansehen musste, kein „Gesetz“, sondern eine einfache, eigene Meinung. Dem gegenüber stand die Präsentation manch eines Reviewers, der nur seine Meinung gelten ließ.
„Captain?“, riss ihn die Stimmy Nachayevs aus den Gedanken und der Kommandant schaute sie an: „Ja, Ma’am?“
„Wenn Sie bitte fortfahren würden?“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Och, soviel war da eigentlich gar nicht – wir haben die Astrometrie der DRAGONFLY hochgepowert, haben die Sternkonstellationen verglichen, den Interstellardrift in Betracht gezogen und festgestellt, dass wir weit vor Christi Geburt angekommen waren. Dann haben wir einen Händler gefragt, ob er bald mal nach Theben geht – ja, tat er – dann haben wir ihm eine Mitteilung mitgegeben, die nur Daniel Jackson verstehen würde, haben sie von dem Händler in einem der Müllsammelplätze von Theben verstecken lassen, von dem wir wussten, dass er im Jahr 2009 ausgegraben würde und haben uns dann, in eine Transporterschleife begeben, so wie es auch mein Chefingenieur und der Rest meiner Crew gemacht hatten.“
Er zuckte mit den Schultern: „2009 wurde das PADD gefunden, es machte eine drei Jährige Reise, bis es in die Hände Daniel Jacksons fiel, wir wurden ausgebuddelt, die US-Air Force hat sich sehr kooperativ gezeigt und die DRAGONFLY repariert, wir machten einen Zeitsprung in die Gegenwart und da sind wir.“
Die vier Admirale schauten den einen Captain an und es war deutlich, dass hier einiges an Mißtrauen vorherrschte.
„Wir werden ihre Logbuchaufzeichnungen prüfen lassen, Captain.“, erklärte Nachayev und der Offizier zuckte mit den Schultern: „Ma’am, so leid es mir tut, es gibt keine. Jedenfalls nicht von unserer Zeit in Agrabah, denn das Logbuch ist so ziemlich das einzige, das wir nicht ohne Hilfe von Sebastian reparieren konnten.“

Vielleicht lag es daran, dass Cal wusste, dass er nicht ganz ehrlich gewesen ist, vielleicht lag es daran, dass es vermutlich Möglichkeiten gegeben hätte, einige Eingriffe in die temporale Spur zu verhindern oder daran, dass er sich dieser sowieso schon ein paar Mal schuldig gemacht hatte, aber als er über den Platz vor der Starfleet Academy schländerte und sich umblickte, war ihm alles andere als Wohl.
Sicher – er hatte sich Jasmin als Doktor vorgestellt und Agataha als River Song, aber mal ehrlich, liebe Leser – hättet Ihr geglaubt, dass die Sache so glatt von statten ginge, wie vom Captain beschrieben? Natürlich nicht, da musste er einiges ausgelassen haben.
Und was, das erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 22.06.14, 15:58
  Kapitel 5 – Arabische Nächte   

„Sie sind?“, fragte Jasmin in ihrer unglaublich sanften Stimmfärbung und betrachtete den Captain mit Augen, die offenbar auch, wenn sie nicht neugierig-weit-aufgerissen waren, groß waren und die eine Vielzahl von Emotionen offenbarten. Natürlich fand sich auch Neugierde im Mix, aber es war eben nur ein Teil.
Der Captain konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln über seine Lippen kroch, als er sie aus seiner knienden Position ansah, Blickkontakt herstellte.
„Ich bin der Doktor.“, sagte er dann, begab sich aus der Knienden wieder in die Stehende und deutete hinter sich. „Der wunderschöne Rotschopf hinter mir ist meine Frau. Sie heißt… erm…“
Er stockte, um zu überlegen, ehe er sagte „River… River Song.“
Kurz warf er einen Blick auf die hübsche, erste Offizierin, die einen gefühlten Meter hinter ihm stand und mit den Augen rollte, ehe er sich wieder an die attraktive Prinzessin wandte und den Kopf senkte: “Sie benötigen keiner Vorstellung, Milady.”
Hätte Cal ihr zumindest ins Gesicht gesehen, hätte er bemerkt, dass sie die Stirn verwirrt kraus zog: „Nicht? Ihre Freundin, Doktor, schien dennoch wissen zu wollen, wo Sie sich befinden.“
Der Captain hob den Blick wieder, zuckte mit den Schultern und deutete nach draußen: „Ganz klar.“
Damit trat er auf das Fenster zu, streckte den Kopf hinaus und sah sich suchend um.
„Nun, ich würde vermuten, wir befinden uns in einer Gegend, in der es sehr viel Sand gibt, in der es sehr heiß werden kann und in der das Meer etliche Meilen entfernt ist. Ausserdem haben Sie uns gesagt, dass wir uns in Agrabah befinden, wo sollen wir also sonst sein? In Leer/Ostfriesland, vielleicht?“
„Wo?“, fragte Jasmin und Cal schüttelte den Kopf: „Das ist jetzt eigentlich unwichtig. Interessanter sind eigentlich sie.“
Die Prinzessin runzelte die Stirn, blickte zu der hübschen Rothaarigen und dann wieder zu ihm: „Ich bin schon verheiratet, Doktor.“
„Erm…“, machte Cal, errötete und wandte sich an Agatha, dann wieder an Jasmin, ehe er stammelte: „ja… erm.… und… ich…auch.“
Grinsend trat die XO neben ihn: „Na, das hat aber lange gedauert, bis du dich in das erste Fettnäpfchen setzt, Sweetie.“
„Sweetie?“, echote der Captain und betrachtete die Frau neben ihm mit hochgezogenen Augenbrauen und schiefgelegtem Kopf: „Wieso Sweetie?“
Agatha seufzte, griff den Captain bei den nun sehr frei liegenden Schultern und drehte ihn zu sich rum.
„Schatz“, raunte sie, „Wenn Du mich River Song nennst, ist es dem Gesetz der Serie geschuldet, dass ich Dich mit ‚Sweetie’ anrede.“
Cal schien kurz zu überlegen, blickte in die Ferne, ehe er sie ansah und nickte: „Stimmt, da war was.“
Agatha seufzte.

 Agatha seufzte. Das war übrigens nicht das erste Mal an diesem Tag – das erste Seufzen war ihr entronnen, als Cal – ohne einen ersichtlichen Grund – auf dem fliegenden Teppich kollabiert und mit seinem Kopf in ihren Schoß gesunken war. Wieso der Captain zusammengebrochen war, wusste sie nicht, wenngleich sie sich zwischendurch fragte, ob er dafür tatsächlich einen Grund brauchte. Es war eigentlich immer so, dass der Captain dann kollabierte, wenn er oder der Autor des ganzen Schwachsinns es mal wieder für erforderlich hielten. Mit dem Kopf in ihrem Schoß schaute sie ein wenig verdutzt in die Runde, als sie die Personen, die auf dem fliegenden Teppich saßen, tatsächlich erkannte.
Ja, das war einmal die schöne Prinzessin Jasmin, der ebenso athletische, wie gut aussehende „Straßenköter“ Aladdin, selbst die „Flohtüte“, Abu, das Äffchen, war zugegen. Kurzzeitig fragte sich Agatha, ob nicht sie, anstatt Cals in Ohnmacht gefallen war und nun wirklich abgefahrenes Zeug träumte, aber, der Fakt, dass die Beule, die sie sich bei der Kontaktaufnahme mit der Wand zugezogen hatte, tatsächlich schmerzte, ließ sie von dieser Theorie Abstand nehmen. Dies bedeutete eines: Sie waren tatsächlich in Agrabah – und dies zu Zeiten des nicht näher genannten Sultans.
„Warum ist er ohnmächtig geworden?“, fragte nun Jasmin und blickte sie an. Ja, das war eine gute Frage und Agatha stellte sich erstens genau selbige und zweitens eine weitere – wie würde die XO Jasmin erklären können wer Cal war, wer sie war und wo sie überhaupt herkamen, ohne die Zeitlinie zu beeinflussen?Das war tatsächlich eine verdammt gute Frage, auf die sie momentan nicht die geringste Antwort hatte. Und irgendwie war es auch vollkommen nebensächlich, denn, als sie einen Blick über den Rand des Teppichs warf, stellte sie fest, dass sie flog. Gut, bei einem Ding, das „Fliegender Teppich“ heißt, dürfte man wohl erwarten, dass er genau das tat und alles andere würde unter die Kategorie „False Advertising“ fallen, also „Falsche Werbung“, aber – von einem fliegenden Teppich zu hören und auf ihm zu sitzen, das sind nun zwei Paar Schuhe.
Erneut hörte sie die sanfte Stimme Jasmins, deren Inhaberin, die wunderschöne Prinzessin, sich ihr zuwandte: „Haben Sie keine Angst. Ihnen wird nichts geschehen.“
„Das ist beruhigend.“, schenkte die rothaarige XO der Prinzessin ein Lächeln, fuhr einmal sanft über den Teppich und lächelte: „Der fühlt sich wirklich weich an.“
„Teppich ist ein Qualitätserzeugnis, Made in Agrabah.“, erklang in diesem Moment eine kräftige Stimme und Agatha wandte ihren Kopf nach links, dort, wo plötzlich ein gigantisches, blaues Gesicht aufgetaucht war und sie angrinste.
Erneut nahmen ihre vollen Lippen die Arbeit auf, sich zu einem Lächeln zu verziehen und sie schaute das blaue Wesen an: „Du musst Genie sein, richtig?“
„Na, wer sagts denn?“, fragte der Flaschengeist, „Ich bin berühmt.“
Agatha nickte: „Natürlich bist Du berühmt, Genie. Du bist schließlich der Flaschengeist, nach dessen Abbild alle Anderen geformt sind. Du bist derjenige, mit dem der ganze Flaschengeisthype angefangen hat und der alle Ideen über einen „Genie in a bottle“ beeinflusst hat.“
Sie lächelte: „Lediglich – der Fakt, dass Du sehr blau bist und die Stimme von Mork vom Ork, beziehungsweise Homer Simpson, hast – das ist wäre jetzt eher etwas, von dem ich nicht ausgegangen wäre. Aber ansonsten… die drei Wünsche, die …“
Weiter sollte Agatha nicht kommen, denn von einer Sekunde zur Anderen wurde sie in ein grelles Blitzlichtgewitter getaucht, als plötzlich der Dschinn neben ihr auftauchte und seinen massigen Körper in einen schwarzen Anzug gepresst hatte.
„Danke, Susan“, sagte er im üblichen Tonfall eines Showmasters, „ich möchte Dich nicht unterbrechen, aber neben dir hat gerade der Hauptdarsteller dieser Show platzgenommen. Meine Damen und Herren, Sie kennen ihn alle, Sie lieben ihn alle, hier ist für sie Genie , der Dschinn.“
Und gerade, als Agatha etwas sagen wollte, hob das magische Wesen abwehrend beide Hände und schüttelte den Kopf: „Bitte, keine Presse – keine Presse.“
Damit drückte er ihr ein Buch in die Hand und grinste „Kaufen Sie lieber meine neue Autobiographie ‚The Genie of Agrabah’.“, ehe er hinter vorgehaltener Hand ergänzte: „Wird auch zu Weihnachten im Kino laufen.“
Nun lief ein Grinsen über die ebenmäßig-attraktiven Gesichtszüge der XO: „Ich werde es mir ansehen.“
„Damit würde ich warten.“, hörte sie dann die Stimme des jungen Mannes, der in der Legende über die Wunderlampe und den ihr innewohnenden Flaschengeist gebot. Sie hob den Blick und sah, wie der Teppich auf den Palast zuschwebte und dann, wie eines der modernen Shuttles zur perfekten Landung ansetzte – ganz ohne Positionslichterabfrage und Towerbestätigung. „Wow.“, murmelte die XO, „der Teppich ist wirklich allererste Ware.“

Sofort eilten Wachen auf das fliegende Weberzeugnis zu – wobei hier natürlich kein Erzeugnis aus dem Web gemeint ist, sondern ein Erzeugnis das beim Weben entsteht, also wird das Wort „Web“ natürlich auch nicht „Webb“ ausgesprochen, sondern „Wehb“ – und umstellten es. Aladdin hob abwehrend die Hände, als die Prinzessin sich anmutig erhob und einfach nur ernst in die Runde blickte.
Dann trat sie vom Teppich, deutete auf Agatha und den in ihren Schoß gebetteten Cal und sprach, mit der Würde und der Anmut, wie sie nur einer Prinzessin eigen ist: „Sie gehören zu mir. Es sind meine Freunde und ich bitte euch, sie angemessen zu behandeln.“
Kurz zeigte sich Verwirrung auf den Gesichtszügen der Wachen, dann ließen sie die Schwerter, die sie gezogen hatten, sinken und nickten der Prinzessin zu.
Diese wandte sich wieder an Agatha und lächelte: „Ihr habt mein Vertrauen. Enttäuscht es nicht.“
„Würden wir nie.“, sagte die XO und rollte mit den Augen als Cal ein Geräusch von sich gab, das irgendwo zwischen schläfrig und zustimmend stöhnen anzusiedeln war. Ihr Blick traf sich mit dem verwunderten Blick der Prinzessin und sie zuckte mit den Schultern: „So ist er halt.“




Die hübsche XO musste gar nicht großartig überlegen und lange grübeln – sie wusste, dass der Captain sie verdattert ansehen würde und, tatsächlich, der inzwischen berühmte, nicht unbedingt intelligente Gesichtsausdruck ihres Kommandanten grüßte sie, als sie ihn anblickte.
Er blickte sie an, blinzelte ein, zwei Mal und fragte dann: „Wat?“
„Ja“, nickte Agatha, deutete auf Jasmin und dann wieder auf das Fenster, das den Blick nach draußen freigab, „Wir sind hier in Agrabah.“
Mißmutig blickte Cal seine XO an: „Soweit war ich eigentlich auch schon, aber danke für die Nachhilfe in Geographie. Mich würde viel mehr interessieren, wieso wir hier sind und nicht dort, wo wir eigentlich sein sollten.“

Zum ersten Mal in seinem Leben konnte Cal von sich sagen, dass Agatha Silverbird es geschafft hatte, eine Frage nicht befriedigend zu beantworten. Die Antwort, die ihm die XO auf das „Wie kommen wir hierher“ gab, war ein einfaches Schulterzucken und die Feststellung, dass sie genau so wenig Ahnung hatte, wie er. Einerseits war das ziemlich beruhigend, zeigte es doch, dass auch Agatha nicht alles wusste, aber andererseits musste er festhalten, dass es Situationen gab, in dem die Ahnungslosigkeit der XO ihm besser gefallen hätte – besser als in dieser. Der Tag, an dem er ihr offenbaren wollte, dass er tatsächlich niemand anderen mehr lieben konnte als sie und das sie, wenn sie wollte, in sein Quartier ziehen könne – das war eine solche Situation gewesen, aber damals hatte sie zwischen „Du, Agatha, ich glaub ich muss Dir was sagen“ und „Was hältst Du davon, bei mir einzuziehen?“ die Brücke verlassen – Cal hatte es gar nicht mitbekommen, weil er ihr den Rücken zugewandt und seine so-wohl-geprobte Rede einfach nicht unterbrechen wollte – und war mit gepackten Koffern hinter ihm aufgetaucht.
Auch eine Geburtstagsüberraschungsparty für die XO zu geben, war der Horror. Aber jetzt, gerade hier, wo man wirklich ein „Ach, das ist doch ganz einfach“ hätte gebrauchen können, musste die XO die Waffen strecken. Klasse. .

Vermutlich zählt der folgende Satz zu einem der ältesten Sprüche der Welt: Wenn sich irgendwo eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Und vermutlich hat dieser Spruch seinen Ursprung in genau dieser Situation, wo er noch „Und plötzlich öffnet sich eine Tür“ hieß. Denn – so abgeschmackt es auch klingen mag – plötzlich öffnete sich eine Tür. Irgendwie stellt der Autor nach dem Schreiben und der Leser nach dem visuell-geistigen Verköstigen dieser Zeilen fest, dass es irgendwie nicht spannend klingt und eine „sich öffnende Tür“ noch kein Grund ist, einen solchen Spannungsbogen zu schlagen.
Okay – mag sein, gebe ich zu.
Aber interessant wird es, wenn man überlegt, wer durch die Tür kommt. Hierbei handelte es sich um die Personen, die Cals nächsten Schreck und nächste Glaubenskrise verantwortlich zeichneten – nämlich den Sultan und Aladdin. Und beide sahen genau so aus, wie in der gezeichneten Walt Disney Variante. Gleiches galt übrigens auch für Prinzessin Jasmin – oder wie es mal ein Internet-Reviewer bezeichnete: Sie sieht aus, als wolle sie Jessica Rabbit neidisch machen. Nun, in Metern sah dieses wie folgt aus – Cal schätzte Jasmin auf einen Meter sechzig, also sechs Zentimeter kürzer als seine XO, während er vermutete, dass die Körpergröße Aladdins bei knappen einhundert und siebzig Zentimetern, respektive 1,70 Metern lag. Die Größe des Sultans mochte 1,10 Meter betragen, in die die Höhe des Turbans einrechnete. Der gerade durch die Tür stapfende Riese, den Cal nun als „Razul“ erkannte  - klar, Aladdin hatte ihn ja auch so genannt – mochte ungefähr in seiner Höhe rangieren, also eins dreiundachtzig, wenngleich er sich in einem Anfall von Narzissmus, deutlich besser aussehend fand, als diesen Wachmann, dessen Augen ihn gerade anfunkelten.

„Euer Hoheit“, sagte Razul, mit Stimme und Tonlage, die Cal an DarkWarrior Duck, die bedrohliche Variante des tölpelhaften Erpels Darkwing Duck , erinnerte. Und irgendwie konnte der Captain nicht anders, als festzuhalten, das dies sogar von Razuls Charakter her stimmte. Der Sultan erblickte seinen Hofdiener, nickte so schnell, dass sein Turban die Bewegung mitmachte und beinahe vom königlichen – oder besser: sultanischen – Kopf fiel und sagte nur: „Jajajaja, sprich.“
„Euer Hoheit“, wiederholte Razul den Gruß und stockte, als Aladdin sich zu Jasmin neigte und ein „Das hatten wir schon“ flüsterte. Das mädchenhafte Kichern Jasmins machte einem Klaps ihrer zierlichen Hand gegen seinen Oberarm und einem sanft-gezischten „Pssst“ Platz, was von einem genervten Knurren von Razul untermalt wurde.
„Sprich.“, repetierte der Sultan, was Razul dazu brachte, den Gruß „Euer Hoheit“ zu wiederholen und dann schnell fortzufahren: „Die Delegation aus Theben ist soeben eingetroffen.“
Der Sultan lächelte: „Wirklich? Dann lassen wir sie nicht lange warten. Razul – sag unseren Köchen, sie mögen etwas besonders Leckeres zubereiten, aber keinen wirklich aufwendigen Schnickschnack. Ein kleines Mahl, für sechs Personen.“
„Acht“, korrigierte Jasmin, was Razul zu einem überrascht-protestierenden „ACHT?“ brachte und dazu, die Gästeliste an der Hand abzuzählen, ehe ihm Jasmin auf die Schulter klopfte und ihn freundlich anlächelte: „Du vergisst die Beiden.“
Damit deutete sie auf Cal und Agatha.
„Erm“, machte der Captain der Dragonlfy , „Meinen Sie uns?… Das… können wir nicht…“
„abschlagen“, komplettierte Agatha und zwinkerte Cal zu, ehe sie ihm eine Hand auf seinen Bauch legte: „Ich höre doch, wie dein Magen rumort.“
„Das tut gut.“, grinste der Captain, legte seine Hand auf ihre, sodass sie auf seinem Bauch blieb, ehe er dann zu Jasmin blickte und mit den Schultern zuckte: „Ja – gut – erm… da sin’ma dabei, dat is prima.“
Und so schnell, wie Agathas Hand auf seinem Bauch war, hatte die XO sie dem Captain auch wieder entzogen, ehe sie ein: „Das war der falsche Karnevalsschlager“ wisperte.
„Nun“, sagte der Sultan, „Wenn sie uns diese Ehre erweisen würden, wären wir sehr… erm… geehrt.“
Captain Cat blickte den hohen Würdenträger und Gebieter über die Hauptstadt der sieben Wüsten an, zuckte dann mit den Schultern und hatte nicht nur das Gefühl, mal wieder komplett auf verlorenem Posten zu stehen, sondern diesen auch noch in irgendeinem bekloppten Paralleluniversum zu haben.
„Allerdings würde mich doch interessieren, wie Sie heißen.“
Ja, das war eine verdammt gute Frage.
Erneut zuckte der Captain mit den Schultern und lächelte den Sultan an: „Ich bin der Doctor.“
„Doktor… wer?“, fragte nun Aladdin, was Cal dazu brachte, ihn anzublicken und mal wieder die Schultern zu zucken: „Einfach – der Doctor. Das ist ein Name. So wie Cher.“
„Wer?“, wollte nun Razul wissen, was ihm von Cal ein Grinsen einbrachte: „Das erkläre ich dir nachher, Eddie-Teddie. Nach dem Essen und nach dem…“
Er blickte zu Agatha. „Treffen wir wirklich eine Theb… Thebi… Thebina… ägyptische Delegation?“
„Scheint so.“, zuckte nun die XO mit den Schultern und Cal blickte sie an: „Und Du hast kein Problem damit, dass wir eventuell die TED brechen könnten?“
„TED?“
Dieses Echo kam von Jasmin und Cal zwinkerte ihr zu: „Milady, das zu erklären würde ein bischen länger dauern. Wenn das alles hier überhaupt real ist.“
„Und wie kommst Du darauf“, fragte nun Agatha, „Dass das alles nicht real wäre?“
„Dein ganzes Verhalten, so als ginge dir das alles an deinem hübschen, knackigen Allerwertesten vorbei. So langsam, aber sicher glaube ich nämlich, dass ich nur eine Sekunde vom Leben entfernt bin und vermutlich seit wir mit der GALACTICA fliehen wollten, im Koma liege. Denn es gibt Leben auf dem Mars und wenn das Leben endet, heißt es „Ashes to ashes“.“
Agathas Gesicht hellte sich auf: „AH! Ich verstehe, du denkst also… Schatz, bist Du irgendwie zurück in die 80er gereist oder gefangen in den 70ern?“
„Kann man es mir verübeln?“, grinste der Captain, „Aber Du bist mir eindeutig lieber als Gene Hunt.“
Dann klopfte er ihr auf die Schulter: „Wie siehts aus, Liebling? Gönnen wir uns ein paar schöne arabische Nächte?“
„Wenn sie so sind wie die Tage vorher?“
„Du meinst ‚feurig-brisant auch recht amüsant’?“
„Zumindest erstaunen sie mich sehr.“, grinste die XO, was Cal dazu brachte, sich erneut umzublicken: „Nicht nur Dich, Schatz.“
Dann zuckte er mit  den Schultern: „Kann ich nicht versprechen, aber – gehen wir einfach mal.“Lächelnd hielt er ihr die Hand hin, das sie mit einem ebenso breiten, wie schönen Lächeln ergriff und dann gingen beide los.
Aus dem Raum hinaus, in dem der Captain zu sich gekommen war und hinaus in ein interessantes Leben.

In diesem Moment schüttelt der Autor den Kopf und stellt fest: „Ich hab Fieberträume gehabt, die waren weit weniger abgefahren.“ Und über den Schreibprozess hält er sich an Sophia Petrillo: „Mir ist mal ein Nierenstein abgegangen, das war weniger schmerzhaft.“
Aber der Captain hatte seinen Spaß – wenigstens einer. Wer konnte es ihm verdenken? Er war mit seiner XO, seiner Traumfrau unterwegs und offenbar auch noch entweder in einem Paralleluniversum oder einer Zeitepoche gelandet, die … entschuldigt, aber ich muss es nochmal festhalten. Cal und seine XO waren bei Aladdin.

„Dat is einfach nur ein Traum.“, grinste Cal, als er mit Agatha durch die Gänge des Palastes schlenderte. Und auch wenn die Gänge groß genug waren, um vermutlich sogar zwei Elefanten die Möglichkeit zu geben, parallel nebeneinander herzulaufen, kam der Captain aus dem Grinsen nicht heraus. Wie genial war das? Das einzige, was jetzt noch fehlte, war ein Angriff von Morgana, El Fatal, Mogelrath oder wie sie alle hießen und er wäre tatsächlich in einer Folge gelandet. Und er würde es ihnen schon zeigen. Er hatte einen Phaser und damit konnte er doch den Palast ganz alleine beschü… moment mal.
Nein – das ging nicht. Erstens würde man ihn allein schon wegen des Verstoßes gegen die Temporale erste Direktive zur Rechenschaft ziehen, zweitens hatte er oft genug „last action hero“ geschaut, um zu wissen, was dann passiert, wenn jemand versuchte, aus seinem Wissen eine bestimmte Filmreihe betreffend, Kapital zu schlagen.
Oh nein, das würde er nicht tun.
Zumindest nicht offiziell. Vielleicht konnte er sich ja als nächtlicher Wächter verdingen.

 
Der Dieb war auf der Flucht.
Natürlich, was sollte ein Dieb sonst auch machen? Es steht ja so in seiner Jobbeschreibung, die von einer x-beliebigen Arbeitsvermittlung ausgestellt wird.
„Ihr Aufgabengebiet umfasst:
Stehlen
Fliehen.“
Das Erstere hatte er getan, das zweite folgte nun.
Athlethisch war er eigentlich schon immer gewesen, was ihn dazu befähigte, einige der Abkürzungen zu nehmen, die seine Kollegen nicht nehmen konnten. So balancierte, hüpfte und rutschte der Dieb über Hindernisse und unter ihnen hindurch.
Sein Atem ging hastiger, als er merkte, wer da hinter ihm her war und versuchte, ihn zu fangen. Mit dem Jungen, der früher genau so wie er gewesen war, hätte er reden können – aber die Kante von Typ, die ihm dichtauf folgte war eher seltener für seine Rethorik bekannt.
Obwohl sich schon einiges gebessert hatte, seitdem der Großwesir des Sultans gestorben war.
Vorher war die Strafe für Diebstahl recht drakonisch gewesen und hatte nicht selten im Verlust des Kopfes geendet, aber dies war lange her.

Er huschte noch unter einem Wagen hindurch, presste sich in die Ecke und atmete tief durch. Hier war er sicher, niemand konnte ihn…
„Ich bin das Raumschiff, das den Weltraum durchdringt.“, erklang eine Stimme und der Dieb schaute sich verblüfft um. Wer war das denn jetzt schon wieder?
„Ich bin der Photonentorpedo, der dein Shuttle bei Warp 9 in den Allerwertesten trifft.“
Immer hektischer schaute sich der Dieb um. Und dann sah er auf dem Dach einen Typen. Einen Typen? Einen Koloss. Er trug eine Art Rüstung, ein Cape, eine Maske und schaute ihn aus rot-leuchtenden Augen an, ehe er ein „ Ich bin Spacewing Duck!“ schrie und vom Dach sprang, um direkt neben ihm aufzukommen.
Okay, das war jetzt wirklich ein bischen unheimlich. Also trat er einen Schritt zurück und schaute sein Gegenüber an: „W… wer bist Du?“
Mit einer Stimme, die aus der Hölle zu kommen schien, raunte der Maskierte: „Ich bin Spacewing Duck.
Und dann, in einem normalen, beinahe klagenden Tonfall: „Hast Du mir nicht zugehört?“

Nun schaute der Dieb sein Gegenüber mit einem eher fassungslosen Gesichtsausdruck an: „Wie sollte ich, ich war doch gerade noch auf der Flucht vor Razul.“
„Kenn ich“, nickte Spacewing, zuckte mit den Schultern und wandte sich an den Dieb: „Aber es ist dein Job zu fliehen, und meiner dich zu fassen. Wollen wir dann?“
„Ich glaube nicht, dass ich eine großartige Wahl habe, oder?“
„Nich wirklich“, schüttelte Spacewing den Kopf und wandte sich dann ihm zu: „Also, wie schon gesagt.“
Er packte den Dieb am Kragen: „Ich bin das Raumschiff, das den Weltraum durchdringt.“
Nun zog er ihn näher zu sich, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er sagte: „Ich bin die Transporterschleife, die… erm… Ich bin das Jucken, dass Du nicht kratzen kannst.“
Dann stieß er ihn von sich weg, sodass der Dieb aus der Deckung und Razul vor die Füße stolperte: „Ich bin Spacewiiiing DUCK .“
Der Wachmann, der den Dieb nun ebenfalls am Kragen packte, blickte kurz zu Calvin Nathan Cat, a.k.a. Spacewing Duck, herüber und nickte ihm zu: „Danke, Spacewing.“
„Ich lebe, um zu dienen.“, salutierte der Captain und grinste, als neben ihm Agatha Silverbird auftauchte.
„Oh, Captain,“, hauchte sie, „das hast du gut gemacht.
Cal grinste:“ Naja, man tut, was man kann.“


„Tatsächlich, Cal?“, riss den Captain die Stimme seiner XO aus seiner Superheldenphantasie, was ihn dazu brachte, verwirrt den Kopf zu schütteln und sie dann anzuschauen: „Bitte?“
War das gerade ein Lächeln auf Agathas Lippen, als sie sagte „Och, der Sultan hat eigentlich gerade davon erzählt, dass seine Vätersväter diesen Palast mit ihrer eigenen Hände Arbeit aufgebaut haben und du schießt ein „Man tut, was man kann“ dazwischen. War schon lustig.“

Lustig? Eher Peinlich. Mit errötendem Kopf blickte Cal in die Runde und stellte fest, dass der Sultan nun nach rechts abbog. Ihm folgend, betraten alle den Speisesaal des Palastes und Cal stellte fest,dass er die unglaubliche Schönheit des Saales nicht anders artikulieren konnte, als durch ein „WOW“.  Japp, irgendwie war das wieder peinlich, aber es schien so, als habe ihm sowieso keiner zugehört. Praktisch.

Also konnte man sich die Umgebung genauer ansehen, doch gerade als Cal dies tun wollte, standen vom Esstisch zwei Gestalten auf und traten auf den Sultan zu. Neben ihm holte Agatha überrascht Luft und griff nach dem Arm des Captains. Die Wärme der Berührung sandte Wellen der Entspannung durch Körper und Geist und als er sich zu ihr umdrehte, war es, als würde sie einen Eimer kalten Wassers über seinem Kopf ausschütten. Sie sah ihn mit einem Blick an, in dem Angst, Überraschung, eine Spur Ärger lagen und diese Mischung verwirrte den Captain. Agatha musste dies gesehen haben, denn sie beugte sich vor und flüsterte ihm eine Frage zu.
„Kennst Du die beiden etwa nicht?“
Damit stellte sie sich vor ihren Captain und legte seine Hand auf ihre Schulter. Der verblüffte Blick des Captains traf ihre Augen und sie seufzte leise: „Friemel da irgendwas rum. Hauptsache ist, du starrst nich so offensichtlich zu den Beiden, wenn du sie begutachtest.“
„Schatz, ich hab ne hübsche, halbnackte Frau vor mir, meinst Du, da guck ich mich weiter um?“
„Solltest Du vielleicht tun.“
Cal ließ seinen Blick zurück zu den Gästen gleiten.
„Naja, die beiden sind sehr jung“, stellte der Captain fest, legte den Kopf schief und betrachtete die Delegation aus Theben weiter, „Lass sie mal – was? 15, 16, 17 sein. Und sie trägt ja nun ein sehr schlichtes Kleid.“
„Du bist kein Modeberater.“, grinste die XO ihm zu.
Der Captain ließ seine Hand über die Schultern Agathas zu den Trägern des Stückchen Stoffes, das Hemd zu nennen, sich beinahe schon verbot, gleiten und zog sie gerade, ehe er nochmal kurz zu den beiden Delegierten schaute.
„Nö, sorry, kenn ich nicht.“
Sie seufzte, zwinkerte ihm dann zu und sagte: „Dann – mach dich mal auf eine Überraschung gefasst.“
„… und das sind unsere Gäste“, hörten beide in diesem Moment die Stimme Prinzessin Jasmins, „Prinzessin River Song und Prinz Doktor.“
Cal hob überrascht beide Augenbrauen und blickte seine XO an, ehe er ein ungläubiges „ Prinz Doktor?“ stammelte. Agatha zuckte mit den Schultern, umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Anders hätte ich es nicht hinbekommen, dass sie uns im Palast willkommenheißt. Und – sein wir ehrlich – wenn wir uns hier schon umgucken müssen, dann doch am Besten von oben, oder?“
„Könnte von mir sein, die Logik“, murmelte Cal und machte sich dann von seiner „Frau“ los, um auf die beiden Delegierten zuzugehen.

Die Delegierte in ihrem schlichten Kleid trat auf Cal zu, verneigte sich und sagte: „Ich bin Prinzessin Teti, Tochter des Pharaos Mehren-Re, dem Herrscher der beiden Länder.“
Moment mal, den Namen kannte der Captain dann doch. Überrascht keuchte er auf, schaute blitzartig zu Agatha und das so schnell, dass seine Nackenwirbel protestierten, ehe er sah, wie sie mit den Schultern zuckte. Langsam wandte er sich wieder zu Prinzessin Teti um und verbeugte sich gleichfalls: „Eine Ehre Sie kennen zu lernen.“
Dann deutete Teti hinter sich: „Dies ist mein Verlobter. Sein Name ist …“
Sag es nicht, sag es nicht, sag es nicht , schoss es Cal durch den Kopf, Bitte, lass ihn Hans, Franz, Peter oder meinetwegen auch Alibaba heißen, aber lass ihn nicht…
„Papyrus“, vollendete die Prinzessin den Satz.
Das war mir irgendwie SO klar. , schoss es dem Captain durch den Kopf, als er den Jungen mit dem goldenen Schwert anblickte und ihm höflich lächelnd zunickte. Dann trat er neben Agatha und er merkte, wie seine Lippen ein nervöses Lächeln bildeten: „Kann das sein, dass so ziemlich alles , was an Pharao- und Altertümlichen Serien jemals im Fernsehen gelaufen ist, einen gewissen Wahrheitsgehalt hat?“
„Werden wir dann sehen, wenn die Leibwache von Mehren-Re auftaucht und es sich dabei um Ja-Kal, Rath, Armon und Nefer-Tina handelt.“, seufzte die XO und Cal wandte sich ihr zu: „Du meinst doch wohl nicht…“
„Doch, doch, ‚Mit der Kraft des Ra’.“
Cal grinste: „Na, die Mumien wären momentan aber noch sehr lebendig. Und - da können wir uns eigentlich ziemlich sicher sein, dass dies nicht passieren wird. Immerhin ist Ra ein Ausserirdischer und, wenn ich mir das so überlege, stelle ich fest, dass… erm… wenn die Rebellion gegen Ra erfolgreich war, sämtliche… erm…“
„Ja?“, fragte Agatha, beugte sich vor und lächelte ein leicht-süffisantes Lächeln, „Du hast gerade auch gemerkt, dass wir zwar wissen wo wir sind, aber keinen Anhaltspunkt haben wann wir sind, richtig?“
Cal nickte: „Stimmt – die Regentschaft von Ra könnte rein theoretisch gerade zu diesem Zeitpunkt stattfinden. Oder erst in ein paar Jahren. Vielleicht ist sie auch schon vorbei – keine Ahnung.“
„Und Du kannst keinen fragen, weil weder Du, noch ich, wissen, wieviel von den ausserirdischen Ereignissen, die in Gizeh stattfanden, die Leute in Theben mitbekommen haben.“
„Prinzessin Song und Prinz Doktor? Kommt zu Tisch.“, hörten sie die Stimme des Sultans und Cal warf seiner Frau einen Blick zu: „Dann schlagen wir tut… äh… zu.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf „Übrigens, woran hast Du vorhin gedacht?“
„Das erkläre ich dir später, meine kleine Catwoman.“, zwinkerte er und deutete auf den Tisch: „Lass uns Essen. Mein Magen knurrt.“

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: David am 22.06.14, 16:55
Deine Geschichte liest sich schon mal sehr spannend.
Wird es die auch als PDF geben, wenn sie fertig ist?
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 22.06.14, 17:04
Na aber sicher das. Das kann allerdings noch was dauern - die Story ist noch nicht fertig. ^^
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: Alexander_Maclean am 22.06.14, 18:43
Bei der Delegation aus Theben muss ich mal ganz dezent nachhaken aus welcher serie die sind.

weil bei "Mit der Kraftdes Ra" klingelte ein kleines Glöckchen bei mir, kontne es aber nicht zuordnen.
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 23.06.14, 08:36
Mit der Kraft des Ra entstammt einer Serie, die "Mummies Alive! Die Wächter des Pharaos" genannt wurde - hat nur bedingt etwas mit der Delegation aus Ägypten zu tun, die wir gleich kennenlernen werden und einer komplett anderen Serie entstammen.

  Kapitel 6 – Die fremde Prinzessin

Der Lebensstandard hatte sich verbessert, seit Jaffar nicht mehr unter den Lebenden weilte.
Dieser Satz mag jetzt vielleicht hart und gemein klingen, aber er traf zu. Wenn Prinzessin Jasmin von Agrabah daran dachte, wie die Schere zwischen Arm und Reich vor dem Dahinscheiden des Großvisiers auseinandergegangen war, konnte sie jetzt nur feststellen, dass es jetzt definitiv besser war. Zwar existierte das Armenviertel immer noch und sie würde sich bei ihrem Vater noch sehr für die Rechte der Unterpreviligierten stark machen müssen, aber sie sah Agrabah auf einem guten Wege. Und wer weiß? Vielleicht würde man ja eines Tages von einer Art „Sozialversicherung“ sprechen, die von ihr auf den Weg gebracht wurde.
Vielleicht schaffte man es ja sogar, eines Tages zu einem solide-finanzierten Staat zu werden – wie „Griechenland“, beispielsweise? Vor ein paar Wochen hatte es zwischen Ihr, Aladdin und dem griechischen Helden „Hercules“ ein Treffen gegeben, bei dem sie am Anfang von Hades und Jaffar gegeneinander ausgespielt wurden, sich dann aber zusammenrauften.
„Herc“, wie der Held genannt werden wollte, hatte sie nach Griechenland eingeladen und heute waren sie hingeflogen – zu diesem Zeitpunkt fiel ihr auf, dass sie mit dem fliegenden Teppich schon einmal dorthin geflogen waren – und sie hatten sich umgeschaut.  Griechenland war schon ein interessanter Staat und bot viele Möglichkeiten, sich zu entspannen. 

Nun flogen sie aber wieder in das ein, was Genie scherzeshalber als „agrabah-ischen Luftraum“ bezeichnete. Zwischendurch verstand sie die Anspielungen des blauen Gesellen nicht so ganz und wenn sie sah, wie verblüfft Aladdins Augen dann funkelten, war sie sich sicher, dass auch er noch weniger verstand. Irgendwann musste sie einmal recherchieren, wovon der Flaschengeist sprach. Und das Leben war ein Training. Zwar hatte sie es, durch ihre Tochterschaft zum Sultan vergleichsweise einfach – wenngleich es da anfangs auch ziemliche Komplikationen gab, die sich aber durch das Auftauchen Aladdins mehr oder weniger „in Luft aufgelöst hatten“, wie es der Genie formulierte – aber auch sie wollte ein gewisses Training absolvieren. Ihr Vater hatte es am Anfang nicht gutgeheißen, dass sie sich mit einem Schwert bewaffnete und an den Übungsstunden von Razul teilnahm, aber nachdem sie einmal, gegen den Willen des Sultans,  als Mann verkleidet, mit Razul und seinen Mannen auf eine Mission gegangen war, um Aladdin zu retten und dies mit Bravour erledigte, sah der Sultan dies anders. Er war immer noch nicht sonderlich erbaut darüber, aber er wusste, dass sie die Schwierigkeiten, die damit einhergingen, handhaben konnte.

Inzwischen hatte sie einige Tricks erlernt, war in der Lage, sich zu verteidigen und auch Angriffe zu reiten, sie hatte ihren natürlichen Intellekt zusätzlich geschärft und sich taktisches Wissen angeeignet – aber sie war natürlich auch eine Prinzessin. Das hieß, dass sie mit dem Hofprotokoll vertraut war und im Zweifelsfall in der Lage war, auch die Rolle der Prinzessin zu spielen. Das Leben war Training.

„Was ist denn das?“, schoss es ihr durch den Kopf, als sie, inzwischen zwar immer noch hoch in der Luft, aber innerhalb der Stadtmauern Agrabahs, zusah, wie ein Mann und eine Frau um ihr Leben rannten. Und, als ob das Schicksal ihr eine Antwort darauf liefern wollte, sah sie im nächsten Moment den Grund, warum die beiden flüchteten.

Razul und seine Männer.
Sie eilten, säbelschwingend hinter ihnen her, was bei Aladdin ein Seufzen hervorrief, das zwischen „melancholisch-reminiszent“ und „genervt“ lag. Natürlich wusste sie, dass ihr Mann früher einmal ein Straßenjunge gewesen und mehr als nur ein Mal vor Razul geflohen war. Schließlich ließ der muskulöse Wächter ja keine Gelegenheit aus, ihn darauf hinzuweisen oder ihn mit dem Namen „Straßenköter“ zu belegen. Eigentlich konnte sie sehen, dass es Aladdin nervte, aber sie würde nicht einschreiten. Wenn sie im Laufe ihres Lebens eines gelernt hatte, dann war es, dass man für seine Belange „aufstehen“ musste. Aber hier war es anders. Die Beiden waren auf der Flucht und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie momentan wenig Möglichkeiten hatten, sich für ihre eigenen Belange einzusetzen.
Also tippte sie Aladdin auf die Schulter, deutete auf die Flüchtenden, ehe sie eine Hand auf den Teppich legte und sagte: „Folg ihnen, Teppich, so schnell, wie du kannst.“

Und der Teppich flog. Und wie er flog. Jasmin merkte in diesem Moment wieder, wie sehr sie die ganze Situation inzwischen doch liebte. Seit „Prinz Ali Abwa“ sie damals von ihrem Balkon abgeholt hatte und mit ihr um die Welt geflogen war, wusste sie dass es dieses Leben war, das sie begehrte. Abenteuer, Spaß und warum nicht sogar eine Prise Romantik? „Prinz Ali“ – oder besser gesagt „Aladdin“ – hatte ihr damals gefallen wollen und er hatte es sogar geschafft, dass sie ihr Herz an ihn verlor.

Schnell musste sie den Kopf einziehen, als der Teppich knapp unter einer Brücke herflog und dann eine Linkskurve machte. Jasmins Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. Nicht so sehr, weil der Teppich sie beinahe geköpft oder K.o. geschlagen hätte, sondern weil sie den Ort erkannte, an dem sie gerade angekommen waren. Es war Aladdins alter Unterschlupf,  den er zu dem Zeitpunkt, als er noch ein Dieb war, unterhalten hatte. Hierhin hatte er sie damals mitgenommen, als sie aus dem Palast geflohen war und versucht hatte, sich alleine auf der Straße durchzuschlagen. Es mochte von einer gewissen Naivität ihrerseits gezeugt haben, , damals, als sie aus dem Palast geflohen war, davon auszugehen, dass sie einem Jungen einfach, ohne zu bezahlen, einen Apfel von einem Händler geben konnte, aber diese Lektion hatte sie schnell gelernt. Ausserdem war dies der schicksalhafte Moment gewesen, an dem Aladdin sie gerettet und hierher gebracht hatte. Wobei sie, wie sie während ihrer Flucht unter Beweis stellte, eigentlich keine Hilfe gebraucht hätte. Es war einfach nur der Zusammenstoß der Lebensweisen gewesen, der sie ein bischen durcheinandergebracht hatte.

„Erinnerst Du dich daran, wie wir das erste mal hier waren?“, fragte in diesem Moment Aladdin und sie wandte sich an ihn. Waren seine Augen eigentlich schon immer so groß gewesen, oder lag das an dem Fakt, dass er gerade sehr nah an sie herangerutscht war.
Irgendwie konnte und wollte sie nichts anderes als „Ja“ hauchen, aber in diesem Moment hörte sie Gesprächsfetzen von dem Ort aus, von dem man auf den Palast sehen konnte.
Und Razul und seine Mannen schlossen auf.

Sie klopfte dem Teppich auf den Rücken und als ob dieser wüsste, was gemeint war, machte er sich daran, das Gebäude zu umkreisen.
„Jetzt guck dir diesen extem intelligenten Gesichtsausdruck an.“, hörte Jasmin die Stimme des Mannes, der da auf der Flucht war und blickte kurz zu Aladdin. „Irgendwie klingt er sehr nach dir, findest Du nicht auch?“, fragte sie und ihr Mann nickte, als sie hörten, wie die Stimme, die auch ihrem abenteuerlichen Mann gehörte, fortfuhr:  „Das is nich unbedingt Universitätsmaterial. Ich würde eher sagen, der Mann is zu dämlich, um gerade aus aus dem Busch zu winken.“
Kurz schenkten sich die Prinzessin und der Abenteurer einen besorgten Blick. Razul zu reizen war nie eine gute Idee und in dem Moment, in dem sie genau über dem Versteck Als waren, konnten sie sehen, wie der riesige Wächter seine Rückhand mit der Wange eines jungen Mannes Bekanntschaft machen ließ. Dieser flog, mit schmerzhaft verzogener Miene zur Seite, kollidierte dabei mit einer rothaarigen Frau, die ihrerseits mit dem Kopf gegen eine Steinmauer krachte, schmerzhaft aufstöhnte und erschlafft liegenblieb.

Aladdin merkte in genau diesem Moment einen Stich in seinem Herzen. Es war gar nicht mal so sehr der Fakt, dass die hübsche Frau offenbar verletzt und bewusstlos zu Boden gegangen war – das war eine Sache, die Razul nicht einkalkulieren konnte und daher war ihm auch kein Vorwurf zu machen – aber die beiden Unbekannten wirkten so aufeinander eingespielt, wie er es von sich und Jasmin kannte, dass er ihren atemberaubenden, pluderbehosten Körper anstelle der hübschen Rothaarigen daliegen sah. Er erinnerte sich da an die Sache, als er in den Stein von irgendwas eingesperrt war und Jasmin auf dem Teppich gestanden hatte und versuchte, ihn vor Mogelrath zu retten, was zur Folge hatte, dass der Magier sie mit seinen Kräften vom Teppich holte und sie kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Und wie immer, wenn er dies sah, schmerzte seine Brust. Er wusste nicht so recht, woran dies lag, aber er vermutete, es war der Fakt, dass er Jasmin liebte und sie nicht verletzt sehen wollte.
Offenbar schien der Mann in seinem Versteck ähnliche Gedanken zu haben,
Eine gewisse Portion Geschick konnte der ehemalige Dieb dem Mann auf dem Boden – oder besser gesagt, dem Mann in seinem Versteck – nicht absprechen, denn er wirbelte herum, hatte irgendwas in der Hand und gab einen Spruch von sich, der Aladdin und Jasmin wieder verblüffte Blicke tauschen ließ.
„Frei nach Darkwing Duck – siehe Licht, Bösewicht!“

Wer in El Fatals Namen war „Darkwing Duck“? Und – was tat der Mann in diesem Moment? Von dem Gegenstand, den er in der Hand hatte, spannte sich eine Art Lichtstrahl zu Razul und seinen Mannen, der sie zuerst erstarren und dann – als wären sie Bäume, die gerade gefällt wurden – zur Seite krachen ließ. Dann wandte sich der Typ der rothaarigen Frau zu, tastete nach ihrem Puls, schien zu einem beruhigenden Ergebnis zu kommen und küsste sie auf den Mund.
Aladdin wandte sich Jasmin zu und wisperte: „Soll ich dich, wenn Du von El Fatal mal wieder betäubt wirst, auch so wecken?“

Die Prinzessin schaute ihn kurz erstaunt an.
Wenn er das ernst meinte, war das ja wohl die Höhe. Sie gab sich wirklich Mühe, sie trainierte und… das amüsierte Funkeln in seinen Augen zeigte, dass er sie nur necken wollte. Also hob sie ihre Hand zur Brust und deutete auf sich, eine Maske der Entrüstung auf den ebenmäßigen Gesichtszügen: „ICH? So häufig werde ich doch gar nicht…“
Das Geräusch einer Ohrfeige unterbrach sie, ließ sie erst Aladdin anblicken und dann zu den beiden Unbekannten. Die Rothaarige war wieder aufgewacht.

Und sie schien eine starke Anziehung auf den jungen Mann auszuüben, denn er überhörte den Anflug des Teppichs anscheinend gerade total. Die Rothaarige schien sie dafür viel eher zu bemerken und – was interessant war – Erkennen funkelte in ihren Augen auf. Aladdin legte den Kopf kurz schief, betrachtete sie und wandte sich dann an Jasmin: „Kennst Du sie?“
„Wieso?“
„Nun, von ihrem Aussehen und Auftreten her, würde sich schätzen, dass es sich bei ihr um eine Prinzessin handelt und daher gehe ich mal davon aus, dass Du sie kennst.“
Jasmin  schaute ihn an: „Nur weil sie eine hübsche Frau ist, muss sie noch lange keine Prinzessin sein.“
„Zugegeben“, wiegte Aladdin mit dem Kopf, „aber so wie er“, der Finger des ehemaligen Diebes deutete auf den Mann, den er später als „Prinz Doktor“ kennen sollte, „sie behandelt, würde ich schon sagen, dass sie uns beiden relativ ähnlich sind. Das heißt, vielleicht ist er, genau wie ich, ein Straßenjunge und sie eine Prinzessin.“
In diesem Moment war der junge Mann aufgestanden und mit dem Kopf in den Bommel des Teppichs gelaufen.

Jasmin schüttelte den Kopf, als sie in ihrem Zimmer angelangt war. Was war das für ein interessanter Tag gewesen? Zuerst die Reise nach Griechenland, dann das Zusammentreffen mit der rothaarigen Frau, die von Aladdin für eine Prinzessin gehalten wurde und von der – das konnte Jasmin einfach spüren – keine Gefahr ausging. Was nicht hieß, dass sie nicht in der Lage wäre, sich zu verteidigen. Im Gegenteil. Als der Teppich aufgesetzt war und die Wachen sie umstellt hatten, war ihr der Blick aufgefallen, den die Frau ihrer Umgebung schenkte. Es war nicht der gehetzte „Wie komme ich hier raus“-Blick, den sie bei einigen Situationen in den Augen Anderer gesehen hatte, es war eher ein ruhiges, überlegtes Umsehen, um im Zweifelsfall einen Ausweg zu haben. Auch als die Rothaarige ihr einen Blick schenkte, bemerkte die Prinzessin wie sie gemustert wurde, ob sie im Falle eines Falles als Geisel herhalten konnte – aber Jasmin konnte auch erkennen, dass die Rothaarige dies als allerletztes Mittel anwenden wollte und sie, also Jasmin, lieber nicht in Gefahr brachte. Irgendwie beruhigte dies die Prinzessin, weswegen sie die beiden Unbekannten unter ihren persönlichen Schutz gestellt und den Mann in der Obhut eines Arztes gelassen hatte.

„Ich hatte es ja gleich gesagt, das is ne Schnapsidee.“, hörte sie die Stimme des Papageien Iago, der gerade auf sie zugeflattert kam und sich auf ihre Schulter setzte: „Wenn Du Aladdin beeindrucken willst, flieg mit ihm an den Strand, aber mach keine Kulturreise. Das ist ein ziemlicher Abtörner, wenn Du mich verstehst.“
Es gab Momente, in denen sie sich fragte, wieso sie diesen vorlauten Vogel eigentlich überhaupt noch im Palast duldeten – aber dann sagte er meistens, komplett unerwartet, etwas, das ihn zumindest wieder rehabilitierte.
„Ach Iago“, lächelte die Prinzessin, „Du hast wirklich was verpasst. So schlimm war Griechenland gar nicht.“
Und das war eigentlich genau das, worauf er gewartet hatte und sie wusste, dass er darauf gewartet hatte. Jetzt hüpfte der Vogel von ihrer Schulter auf ihren Nachttisch und begann mit einem lauten „PAH!“, was eigentlich schon wieder zu stereotyp-papageiisch war, eine seiner berühmt-berüchtigten Tiraden, bei denen eigentlich niemand wirklich zuhörte. Und dieses Mal reagierte die Prinzessin sehr schnell, in dem sie ihm den Schnabel zuhielt, den Vogel wütend anblickte und innerlich lächelte, als sie bemerkte, dass dies die gewünschte Wirkung zeitigte.
„Iago“, sagte sie dann, ließ den Schnabel los und setzte ihn wieder ab, „Griechenland ist eine sehr schöne Gegend. Du solltest beim nächsten Mal tatsächlich mitkommen.“
Der Papagei schüttelte den Kopf: „Nein, danke. Ich bin nicht wirklich ein Zugvogel und momentan würde mich mehr interessieren, wer da im Gästezimmer liegt.“
„Das“, zwinkerte sie ihm zu, „geht dich nichts an.“
Kurz blickte der Papagei sie an, schien zu hoffen, dass sie doch noch ein paar Informationen fallen lassen würde, wie diese leckeren Cracker, die sie ihm zwischendurch gab, aber – nein.
„Das ist doch nicht zu fassen“, entwich es dem Schnabel des Vogels, „Da lasst ihr mich hier zurück, macht einen Tagesausflug nach Griechenland – selbst die Flohtüte habt ihr mitgenommen – und wenn ich dann mal eine Information möchte, bekomme ich sie nicht? Wofür bin ich eigentlich hier?“
Erneut zwinkerte sie, dieses mal eine Spur neckischer: „Das frage ich mich zwischendurch auch, Iago.“
„PAH! Dafür bin ich von der Expedition mit Cassim zurückgekommen.“, „machte der Vogel erneut, wandte sich um und flatterte davon, „Ich flieg zu Al, der sagt mir vielleicht, was los ist.“
„Tu das.“, rief ihm Jasmin nach, „Aber dann verpasst Du die Ankunft von Prinzessin Teti und Papyrus, die aus Theben kommen und sicherlich einen großen Schatz dabei haben.“
In Nullkommanichts saß der Vogel wieder auf ihrer Schulter: „Schatz?“
„Ja“, raunte sie ihm in verschwörerischem Ton zu, „Groß und mächtig. Sicherlich eine Menge wert.“
Sie wusste einfach, wie sie den Vogel kriegen konnte.

Der Klang der sich öffnenden Tür ließ Iago und Jasmin herumfahren und die Gestalt, die sich ihnen näherte, ließ zumindest die Lippen der hübschen Prinzessin in einem Lächeln erleuchten.
„Vater!“, strahlte sie und eilte auf den untersetzten Mann zu, der sie in die Arme nahm und ihr ein väterlich-liebevolles Lächeln schenkte: „Jasmin. Es ist schön, dass Du wieder da bist. Erzähl, wie war es in Griechenland? Ist es dort wirklich so schön, wie Hercules gesagt hat?“
„Oh, Vater – es war einfach zauberhaft. Du hättest mitkommen sollen.“
„Klaaar“, meldete sich Iago zu Wort, „Und am besten noch ein paar Staatsanleihen mitbringen.“
Sultan und Prinzessin schauten das in der hauptsache Rot-gefiederte Federtier an und runzelten die Stirn. Was waren jetzt Staatsanleihen? Wovon sprach der Vogel da wieder?
„Wolltest Du nicht auf den Schatz von Teti warten?“, fragte die Prinzessin – und tatsächlich, als hätte sie es geplant (was sie ja auch hatte), der Vogel hob ab und flatterte davon.
Kaum, dass er ausser Hörweite war, wandte sich der Sultan an seine hochgewachsene Tochter: „Aber, mein liebes Kind – die Prinzessin bringt keinen Schatz mit.“
„Ich weiß“,  zwinkerte Jasmin ihrem Vater zu, „Aber Iago weiß es nicht.“
„Wer sind eigentlich unsere beiden Besucher, die Du mitgebracht hast?“, fragte der Sultan nun und die Prinzessin konnte hören, dass eine gewisse Neugierde in seiner Stimme mitschwang.
Jasmin bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick – sie war sich selber nicht so ganz über die Identität der beiden Besucher im Klaren, noch war sie sicher, dass eben diese Vermutung zutraf.


Als Prinzessin und Sultan das Krankenzimmer betraten, in dem der Mann lag, war Jasmin gar nicht allzusehr überrascht, die junge Frau bei bester Gesundheit und vollster Aktivität vorzufinden. Die grünen Augen der Rothaarigen funkelten voller Aufregung und Neugierde, als sie sich umblickte, aus dem Fenster spähte und herumwirbelte, als Jasmin und ihr Vater den Raum betraten.
„Wo bin ich hier genau?“, fragte die Rothaarige und Jasmin lächelte. Die Frau drang direkt zum Kern der Sache vor, das war etwas, das die Prinzessin sehr schätzte und ihr – vielleicht sogar deshalb ? – antwortete: „Im Palast des Sultans.“
„In Agrabah?“, entwich es der Rothaarigen und sie schien tatsächlich ein bischen ungläubig dreinzublicken, was nun Jasmin verwundert die Stirn runzeln ließ. Weswegen schien der Gedanke, in der wohl prachtvollsten Stadt der sieben Wüsten zu sein, so wider die Natur, dass die Frau, deren edele Brosche Jasmin erst jetzt wirklich auffiel, so verblüfft war ?
Nun war es am Sultan, sich einzuschalten und er trat auf die Frau zu, griff kurz ihre Hand und hauchte einen Kuss auf selbige: „Willkommen in meinen Palast.“
„D… danke“, stammelte die Rothaarige und blickte sich dann um: „Es… es ist einfach nicht zu glauben. Ich komme mir vor wie in Tausendundeiner Nacht…“
Kurz stockte die Rothaarige, drehte sich zu dem schlafenden Mann um und grinste: „Sheherazade.“
„Ist das Ihr Name?“, fragte Jasmin und schaute sie an: „Heißen Sie Sheherazade?
Die Frau schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin…“
„Ist die fremde Prinzessin wach?“, erklang in diesem Moment eine jugendliche Stimme und sowohl Jasmin wandte sich kurz um, als sie die bekannten Umrisse Aladdins durch die Tür kommen sah.
Wann immer sie ihn ansah, bemerkte sie, wie er kurz – einen Bruchteil dessen, was Gelehrte später als „Millisekunde“ definieren würden – erstarrte und offenbar versuchte, sich zu fangen. Aber auch ihr Herz schlug immer schneller, wenn sie ihn sah und vermutlich sah er auch in ihren Augen, dass sie sich erst einmal wieder fangen musste.
Mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte sie ihn, kopfnickend und wandte sich dann zu der hübschen Rothaarigen um, die erst ihn, dann sie und dann den Sultan verblüfft anblickte: „Prinzessin?“
Und schon schien es, als müsste nun sie sich fangen – denn Jasmin sah in ihren Augen die Erkenntnis, dass die Rothaarige selbst mit „Prinzessin“ gemeint war.

Ein paar Stunden später hatte sich die Situation nicht gedreht, aber dergestalt geändert, dass man die Rothaarige und den immer noch schlafenden Mann neu eingekleidet hatte, dieser wenig später ebenfalls wieder zu sich gekommen war und sich nun an einem Tisch wiederfand auf dem allerlei leckere Speisen feilgeboten wurden.
Worüber sich der Mann, der sich als „Doktor“ und seine Begleiterin als „River Song“ vorgestellt hatte, mit eben jener Frau unterhielt, verstand die Prinzessin nur am Rande, was in erster Linie daran lag, dass sie sehr leise sprachen. Aber sowohl Prinz Doktor als auch Prinzessin Song schienen Prinzessin Teti und Papyrus zu kennen und sich in ihrer Gegenwart ein wenig unwohl zu fühlen.

Irgendwann stand Prinz Doktor auf,  verließ mit den Worten „Ich bin gleich wieder da“ den Speisesaal und ließ seine Frau mit ihnen allein.
Jasmin blickte die rothaarige Prinzessin an, stand auf und ging zu dem Platz herüber, der gerade eben noch von Prinz Doktor warmgehalten wurde.
„Ich darf doch?“, fragte sie und ließ sich neben ihr nieder, um sie lächelnd zu betrachten. Die Frage „Sie kommen nicht von hier“ lag ihr förmlich auf der Zunge, aber, sie überlegte und formulierte sie um: „Das Königreich, über das dein Vater gebietet, scheint nicht in diesen Gefilden zu liegen, sehe ich dies richtig?“
Prinzessin Song wandte ihr einen Blick zu und die grünen Augen funkelten mit einer Mischung aus Amüsement, Neugierde, Feuer und Klugheit – nicht nur „normale“ Klugheit, sondern eine Art Weisheit, die sie eigentlich noch gar nicht besitzen sollte. Eine Weisheit weit ausserhalb ihrer Jahre, sozusagen.
„Das ist richtig.“, sagte sie dann und ihre Stimme klang tief und sanft zugleich, ehe Jasmin ihr ihren Becher entgegenhielt: „Nenn mich Jasmin.“
„Agatha“, antwortete die Frau und die Prinzessin runzelte die Stirn: „Nicht River?“
„River ist nur mein Rufname… Song ebenfalls. Ich höre eher auf den Namen Agatha Silverbird.“
„Sil…ver…bird.“, versuchte Jasmin die fremden Laute zu immitieren, was ihr sehr gut gelang, „Silberner Vogel? Ein interessanter Name.“
„Und der Name „Gesang“ irritiert dich nicht?“, fragte Agatha, was Jasmin zu einem verschwörerischen Zwinkern brachte: „Nein – aber im Hinblick auf deinen wirklichen Namen passt er. Schließlich singen Vögel gerne.“

Prinz Doktor schien sich zu verspäten, was Prinzessin „Silberner Vogel“ ein wenig irritierte. Sie blickte immer wieder Richtung Tür und tiefe Sorgenfalten verunzierten ihr hübsches, ebenmäßiges Gesicht. Jasmin blickte zu ihr: „Alles in Ordnung?“
„Hatte der Prinz nicht gesagt, dass er eigentlich nur kurz weg wollte?“
„Machst Du dir Sorgen?“
Die Sorgenfalten verschwanden und machten einem schönen, wenn auch leicht sarkastischem Lächeln platz: „Du hast ja keine Ahnung.“
Und irgendwie hatte Jasmin das Gefühl, als wäre dort mehr zu erzählen, was die hübsche Prinzessin Rotschopf aber mehr als offensichtlich weder vorhatte noch zu wollen schien.
Vielleicht war es besser, wenn man sie nicht drängte.
„Dann sollten wir nach ihm suchen.“
Jasmins Tonfall ließ nicht einmal den Hauch eines Widerspruchs zu und sie sah, wie Aladdin sie zuerst verdutzt anblickte, dann aber mehr als bereit aufstand und ihr zunickte.
„Ich suche aus der Luft.“, sprachs, eilte zum Balkon und pfiff nach seinem treuen Wegbegleiter, den er aus der Höhle der Wünsche befreit hatte. Mit einem Satz über die Balkonbrüstung, den Teti und Papyrus mit einem erschrockenen Aufschrei quittierten, der Prinzessin Agatha, Prinzessin Jasmin und den Sultan nur ein geseufztes „Toller Abgang, Al“ kostete, war er schon auf dem Teppich und wandte sich und das Fluggefährt um.
„Meine Damen, wollt ihr mich begleiten?“
Und ob Jasmin wollte. Es gab eigentlich nichts schöneres, als nach einem guten Essen die Dienste des fligenden Teppichs in Anspruch zu nehmen. Also eilte sie los, winkte noch einmal ihrem Vater zu -  „Warte nicht auf mich“ – und machte ebenfalls einen Satz über die Brüstung, um auf dem Teppich zu landen. Dass zeitgleich mit ihr Prinzessin Agatha dieselbe Idee hatte, war ihr klar und es überraschte sie nicht im Geringsten – wohl eher der Fakt, dass auch Prinzessin Teti auf dem Teppich platz nahm, sich zu dem einzigen männlichen Wesen, das neben dem Sultan am Tisch saß, umwandte und mit einem Kichern in der Stimme rief: „Worauf wartest Du, mein kleiner Fischer?“

Irgendwie war es verblüffend, dass fünf Personen auf dem fliegenden Teppich platz fanden, ohne das Aladdin besorgt wäre. Vielleicht war die Webware ein wenig überfüllt, vielleicht war es bequemer, wenn Aladdin und Jasmin alleine auf dem Teppich waren, sich aneinanderkuschelten und den Geschwindigkeitsrausch des Flugobjektes plus die Einsamkeit in der Luft genossen, aber es machte tatsächlich Spaß, mit mehreren auf dem Teppich zu sitzen und die verblüfften „Oooohs“ und „Aaaaahs“ zu hören, die Teti und Papyrus von sich gaben. Prinzessin Song – Agatha Silverbird – blieb so ruhig und gefasst, wie sie es bei ihrem ersten Flug gewesen war. Nicht einmal Aladdin selbst hatte sich bei seinem ersten Flug mit dem Teppich dem Gefühl entziehen können, dass er gerade etwas Besonderes erlebte und daher fragte er sich, was die rothaarige Prinzessin schon alles gesehen haben musste, das sie ein Flug auf einem fliegenden Teppich nicht mehr schrecken konnte.
Der Ruf „Da unten ist er!“, den Agatha in diesem Moment ausstieß, sorgte dafür, dass sich der Abenteurer verblüfft zu ihr umwandte und als die Rothaarige sanft auf den Teppich klopfte und sagte „Flieg uns bitte hin“ – und das Fluggefährt ihr gehorchte – da wusste der Nun-Prinz: „Die Frau ist genau so unerschrocken wie Jasmin. Wenn Prinz Doktor ihr Mann ist, werden sie beide sehr glücklich sein.“

Sie hielten neben dem jungen Mann, bei dem Aladdin erst jetzt feststellte, dass er Sachen trug, die sehr an seine Damaligen erinnerten und der Abenteurer bemerkte als erster den etwas unsicheren Gang des Prinzen.
Agathas Räuspern ließ den Doktor herumfahren, er schaute in ihre Richtung und trat wankend ein paar Schritte auf die Gruppe zu.
„Sssorry“, sprach er mit schwerer Zunge, „Aber mein Freund, der Vvogel hat mich in diese Taverne geführt, die…“
Weiter kam er nicht, denn Agatha trat mit majestätischen Schritten auf ihn zu, beugte sich vor und flüsterte etwas in seine Ohren, was ihn dazu brachte, in ihre Arme zu sinken.
Dann beugte sie sich über seinen Mund, schnupperte und schüttelte den Kopf. Sich zu Jasmin umdrehend, zuckte sie mit den Schultern: „Voll wie eine Standhaubitze.“
„Eine was?“
„Nicht weiter wichtig. Er ist auf jeden Fall ziemlich angetrunken, ich glaube, wir sollten ihn in den Palast bringen.“
„Hast Du nicht vor, ihn zu bestrafen?“, fragte nun Teti und warf einen Blick zu Papyrus herüber, ehe sie Agatha anblickte: „Ich würde es nicht gutheißen, wenn mein Freund sich einfach so von einem Bankett entfernte, nur um sich in der nächstbesten Taverne zu betrinken.“
Ein leichtes, beinahe schon sadistisches Lächeln legte sich auf die vollen Lippen der Frau, die Aladdin als „Prinzessin Agatha“ kannte und er stellte in Gedanken fest, das er froh war, dass seine Frau sich nicht ebenfalls mißbilligend geäußert hatte. Schließlich wusste sie, dass sie sich auf ihn verlassen konnte und…
„Auch ich würde es nicht gutheißen.“, hörte er in diesem Moment Jasmins Stimme und wandte sich an sie, ehe sie ihm ein süßes – beinahe schon zu süßes – Lächeln schenkte und ein „Aber das würde er ja nie machen, oder?“ anhängte.
Verdammt.
Nein, eigentlich trank er nicht und wenn, dann nicht in einer Taverne, aber…
„Ich heiße es auch nicht gut. Aber ich habe meine Möglichkeiten, den Prinzen zu bestrafen.“, stellte Agatha fest, hievte, mit einer erstaunlichen Kraftanstrengung den erschlafften Körper auf den Teppich, ehe sie zu den anderen blickte.
„Was ist? Wir können.“, grinste sie, “Wenn der Prinz sich an unserer Feier nicht beteiligen möchte…”
Aladdin und Papyrus warfen einander einen Blick zu, in dem eine Mischung aus Freude und Sorge tanzte. Das konnte noch interessant werden.
Sie bestiegen den Teppich und machten sich auf den Weg zum Palast.
 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 23.06.14, 10:39
  Kapitel 7.1 -  Die Wahrheit ist irgendwo da draußen

Der schwarze Dodger hielt in der Tiefgarage des NCIS-Hauptgebäudes in Washington D.C.
Gibbs stieg aus und verspürte eine Art Wehmut. Seit dem 15. September war das Hauptgebäude nicht mehr das Hauptgebäude. Es war nicht mehr – aber auch nicht weniger – als eine Dependance, eine Zweigstelle, des NCIS-HQ, das inzwischen seinen Platz in Quantico hatte. Er und sein Team waren noch hier und vermutlich würde auch Vance zwischen diesen beiden Gebäuden hin und her pendeln, wenn es noch Sachen zu erledigen gab. So wie diese hier.

Die Tür des Dodgers schlug mit diesem charakteristischen Klatschen zu, Gibbs warf erneut einen Blick auf die Tiefgarage und stellte fest, wie leer sie momentan wirkte. Was würde wohl aus dieser Dependance werden, was aus seinem Team? Würde man seine Leute wirklich auseinanderreißen?
McGee hatte am Stone’schen Tatort schon erste Vermutungen in diese Richtung geäußert und vielleicht war es ja auch genau so. Aber wenn Vance auch nur über den Hauch eines Hirns verfügte, dann würde die Sache vermutlich anders ablaufen – nämlich dergestalt, dass das Team zusammenbliebe – als ein Team, als eine Familie, an einem Dienstort, egal ob sie nun am Standort Quantico Verbrechen aufklärten oder am Standort DC.
Vielleicht würde man ihn auch bald Pensionieren, denn so langsam, aber sicher spürte er das Alter in jeder Faser seines Körpers – wenngleich er noch nicht bereit war, tatsächlich aufzugeben. Nein, dafür war er viel zu zäh – er war wie ein alter Wolf, der schon hier und da einige Narben, Kratzer und Wunden hatte, sie aber nicht versteckte, sondern sie als Zeichen der unbestrittenen Anführerschaft und wie eine Art Schmuck trug.

Es gab diese Momente, da konnte der Agent Ziva David vollkommen verstehen, die ebenfalls die Zeichen, dass sie im Kampf war, nicht als Makel trug, sondern als Signum ihres Sieges.
Auch er bevorzugte es, sich stolz und aufrecht zu präsentieren und tat es bei jeder Gelegenheit, wenngleich sein Körper ihm deutliche Signale sendete, dass er eben nicht mehr zu denen gehörte, die wie Rehe herumspringen konnten. Dies mochte in der freien Wirtschaft ein Zeichen von Schwäche sein, aber in seinem Team galt dies als Zeichen von Stärke, von Führungsbewusstsein und von Verbissenheit. Er würde sich niemals jemandem einfach so ergeben. Er nicht. Nichts und niemandem. Er würde weder vor seinem Chef kuschen, noch vor seinem größten Gegner – sich selbst und seinem Alter.

Das leise Ding , mit dem die Aufzugtür hinter ihm zuglitt, ließ ihn kurz aus seinen Gedanken erwachen – und das, obwohl dies gar nicht notwendig war. Den Aufzug bediente er seit Jahren fast schon im Schlaf. Das Büro des Direktors würde er auch recht zügig erreichen, um dem Mann die entscheidende Frage zu stellen. Was wusste Captain / Direktor Leon Vance über das PADD, das sie am Tatort gefunden hatten?  Und war dies eventuell sogar der eigentliche Grund für den Auftrag gewesen?
Gibbs wusste es nicht, ahnte aber, dass er bald ausreichende Antworten erhalten würde – zumindest würden sie so ausreichend ausfallen, wie es im Falle von Vance überhaupt möglich war.

Der Lift trug ihn in den ersten Stock, dorthin, wo bis vor ein paar Wochen noch das Leben gepulst hatte – und als sich die Tür öffnete, traf ihn eine Erinnerung an die Vergangenheit.



Ziva, Abby und Agatha kamen lächelnd aus dem Aufzug und betraten den Bullpen, wo die Herren der Schöpfung sie anblickten.
Cal hob eine Augenbraue, betrachtete seine XO von Kopf bis Fuß und schüttelte amüsiert grinsend den Kopf: „Habt ihr etwa den ganzen Tag verwendet, um Shoppen zu gehen?“
„Naja, wir haben uns noch einen schönen Mädels-Abend gegönnt. Das hab ich auf der DRAGONFLY zu selten.“, sagte Agatha und Cal verschluckte sich beinahe an den Konsonanten: „Zu Sel… Agatha, Gina und Jill sind vielleicht keine Mädels?“
Die XO trat auf ihn zu, küsste ihn und streichelte ihm sanft über den Kopf: „Das erkläre ich dir später. Nachdem ich dir gezeigt habe, was ich mir gekauft habe, bin ich sicher, Du wirst wollen dass ich mit Ziva und Abby öfter mal shoppen gehe.“
Cal räusperte sich: „Vorsicht, sonst werden wir Klischee. Ich würde es nicht gerne haben, wenn wir die Geschichte auf den letzten Metern tatsächlich mit Volldampf an die Wand fahren.“
„Ich übrigens auch nicht.“
Damit betrat Leon Vance den Bullpen, was Cal und Agatha dazu brachte, zu salutieren.
Der afroamerikanische Captain und NCIS-Director schaute die beiden an: „Rühren.“
Dann blickte er in die Runde.
„Das war eine sehr anstrengende Geschichte. Für alle von uns, wie ich anmerken möchte.“
Einer seiner viel gekauten Zahnstocher wanderte im Mund herum, bevor er ihn nahm und in den nächsten Mülleimer verfrachtete, um ihn durch einen neuen auszutauschen. Er wandte seinen Blick Gibbs zu, der ihn vollkommen ungerührt erwiderte.
‚Typisch’, dachte er sich, ‚Als ob sich der große Leroy Jethro Gibbs von so etwas wie ‚Offizieren aus der Zukunft’ beeindrucken lässt.’
„Ich habe auch gleich einen neuen Auftrag für Sie und ihr Team, Gibbs.“
Vance hatte das Gefühl, in den eisblauen Augen seines besten Agenten so etwas wie Amüsement aufleuchten zu sehen, als er in einem professionellen Tonfall, mit einem dennoch vorhandenen Unterton von Irionie, ein „Tatsächlich“ von sich gab.
„Ja.“, sagte Vance, förderte eine Akte zutage und übergab sie dem Grauhaarigen: „Angela Stone. Inoffiziell zurückgekehrt in ihre Zeit – offiziell tot. Sie sollen Spuren verwischen und die Ermittlungen in die Richtung führen, dass es tatsächlich ein Unfall war.“
Die Unterlippe des Chefermittlers zuckte verräterisch und Vance erkannte, dass Gibbs tatsächlich extrem amüsiert war: „Spuren verwischen? Das heißt, wir sollen einen Tatort verschleiern?“
„So in etwa.“, erklärte Vance, ehe er sich an Agatha und Cal wandte: „Und Sie, Captain und Commander, haben auch einen neuen Auftrag. Kehren Sie in Ihre Zeit zurück, nehmen sie Captain Angela Stone und die Leichen ihres Mannes, sowie von Ensign McConnaugh mit. Und dann wäre da noch etwas.“
Damit übergab er ihnen ein PADD, das der Captain studierte. Verwirrt blickte er auf.
„Sir?“, fragte er, „Lese ich das richtig? Kontakt?“
Vance nickte: „Ja – nach allen Anzeichen findet sich im Sternbild der Jagdhunde eine Intelligenz, die Signale aussendet. Fliegen Sie dort hin und nehmen Sie Kontakt auf.“
Nun war es am Captain, zu nicken. „Aye, Sir.“
Damit salutierte er.
Vance schaute ihn an, erwiderte den Salut, ehe er ihm die Hand reichte: „Schön, Sie mal kennen zu lernen, Captain Cat. Ich hätte es mir zwar weitaus weniger chaotisch gewünscht aber …“
„Wat willste machen?“, grinste der Captain und drückte angemessen fest zu.

Die Verabschiedung von Cal und Agatha verlief für Gibbs nach altem, bekanntem Zeremoniell. Es war eigentlich immer angenehm, zu wissen, dass sich manche Rituale auch in Zukunft nicht änderten. Er konnte die leichte Anspannung in Cal erkennen, als Agatha DiNozzo umarmte und ihm einen sanften Kuss auf die Wange hauchte, sah die leicht eifersüchtigen, aber sehr amüsierten Blicke als Ziva das selbe mit Cal tat, worauf der Offizier rot wie eine Tomate wurde und das beinahe schon schweinische Grinsen, als Agatha und Ziva sich umarmten.
So ließ er, einfach aus Gewohnheit, seine flache Hand auf den Hinterkopf seines besten Agenten klatschen. Er würde schon wissen, warum.
Kurz nickte er Cal und Agatha zu, folgte ihnen mit seinem Blick in den Fahrstuhl und kurz, bevor die Tür sich schloss, konnte er erkennen, wie ein blaues Leuchten die Kabine erfüllte.
Er blickte in die Runde, lächelte: „Also dann – ihr habt den Chef gehört. Ein Tatort will verunstaltet werden. Nehmt euer Zeug.“
Die verblüfften Blicke seiner Leute trafen ihn und er rollte kurz mit den Augen, ehe er nachdrücklich zu Tony starrte. Dieser nickte, griff nach seinem Rucksack. Ziva und McGee taten es ihm gleich und machten sich dann, ganz eingespieltes Team, auf den Weg zum Fahrstuhl.

„Moment“, erklang die Stimme Leon Vances, was seine Wirkung nicht verfehlte. Gibbs wandte sich um, schaute seinen Vorgesetzten an und dachte sich ‚Wie sollen wir den Tatort verunreinigen, wenn Du uns nicht losziehen lässt?’. Aber er würde diesen Satz nicht sagen – vielleicht hatte der Direktor ja noch den einen oder anderen Tipp? Schließlich war der Tatort ein Haus, das vermutlich Technologie enthielt, von der selbst McGee, ihr Computerexperte, nur insofern Ahnung hatte, als das er sie im Fernsehen gesehen hatte.
„Ja, Direktor?“, fragte Gibbs daher, in seinem ihm sehr üblichen Duktus, mit dieser kleinen Pause, die allerhöchstens eine Attosekunde dauerte, also 10 Hoch Minus 18 Sekunden, oder 0,000 000 000 000 000 001 Sekunden, die er immer zwischen einem Ja und der Anrede der Person macht.
Leon Vance – sollte er ihn immer noch als Direktor anreden oder als Captain? Durfte er Gibbs überhaupt irgendwelche Befehle geben? Zählte seine Position als Captain als Qualifikation? Und wie war er überhaupt in diese Position gekommen?
Je mehr Fragen sich Gibbs über Vance stellte, desto mehr fragte er sich, ob er dem Mann überhaupt Vertrauen schenken konnte. Und irgendwie hatte er das Gefühl, wieder zur Zeit von Jennys Tod zu leben und erneut den Charakter des „neuen Chefs“ zu evaluieren.
Doch das Räuspern von Vance ließ ihn diese Frage auf später verschieben.  Momentan konnte er sehen, dass in den braunen Augen Vances irgendetwas schimmerte. Es war keine Träne, es war sowas wie Gewissheit. . Anders konnte Gibbs es nicht beschreiben. Es war so, als wüsste Vance mehr, als er seinen Untergebenen zu diesem Zeitpunkt sagen konnte – oder wollte - und Gibbs hatte das Gefühl, als würde in einer Sekunde sein komplettes Leben erneut eine Umwertung erfahren.
Und beinahe so, als wäre diese eine Sekunde ein Universum in sich selbst, wollte sie nicht vergehen.
Einundzwanzig .
Die Sekunde war vergangen, Vance öffnete den Mund und die Welle der Veränderung traf Gibbs mit nur einem einzigen Satz: „Das Hauptquartier zieht ins Quantico.“

Es war wahrlich eine Meisterleistung, Leroy Jethro Gibbs sprachlos zu bekommen und Vance würde sich rühmen können, genau dieses Meisterstück für sich verbuchen zu können. Wie vor den Kopf geschlagen, blickte der Senior Special Agent seinen Vorgesetzten an, hörte hinter sich ein überraschtes Aufkeuchen von Ziva und ein „Das kann nicht wahr sein“ von Tony, ehe er ein „Doch, es ist beschlossene Sache“ von Vance hörte.



Gibbs hatte noch nie die besten Manieren.
Gut, das ist jetzt eine Lüge, aber zu sagen, dass er zwischendurch ein wenig rau sein kann, ist eine durchaus detailgenaue Beschreibung. Und Gibbs hielt sich nicht mit langen Wartereien auf. Er öffnete die Tür, die zu Vances Büro führte, sah, wie der Direktor ihn anblickte und dann auf den Stuhl vor sich deutete.
„Kommen Sie rein, Special Agent Gibbs“, sagte er und der Ermittlerlegende entging der ironische Unterton des Satzes nicht. Das konnte er auch.
Also setzte er sich, fixierte seinen Vorgesetzten mit seinen eisblauen Augen und sagte nur ein Wort: „Danke.“
„Möchten Sie einen Scotch?“
Dies fragen, aufstehen und zum Schrank gehen war für Leon beinahe eine einzige Handlung. Er nahm ein Glas aus dem Schrank, blickte zu Gibbs und holte, nachdem der Special Agent genickt hatte, ein weiteres Glas heraus.
„Eis?“, fragte der dunkelhäutige Sternenflottencaptain-NCIS-Direktor und ließ drei Eiswürfel in sein Glas klirren, ehe er einen Fingerbreit der göldlichen Flüssigkeit aus der Flasche ins Glas laufen ließ.
Dann schenkte er die selbe Menge in das Glas, welches er nun an Gibbs reichte.
Beide Männer standen einander gegenüber, ließen die Gläser aneinanderstoßen und tranken die Flüssigkeit in einem Zug aus.

 
Der Scotch arbeitete sich die Speiseröhre herunter, Vance nahm einen Zahnstocher und klemmte ihn, wie eine Zigarette, zwischen seine Zähne, ehe er zu Gibbs herüberblickte.
„Wie kann ich Ihnen diesmal helfen, Special Agent Gibbs?“
Der Angesprochene ließ das Glas auf den Tisch sinken, blickte Vance an und schüttelte den Kopf: „Wann hatten Sie vor, mir mitzuteilen, dass der NCIS umzieht?“
„Eigentlich ist es seit dem 15. September amtlich. Da waren Sie aber gerade mit dem Hernandez-Fall beschäftigt – und später kam die Traceless-Angelegenheit dazwischen. Sie sehen also, ich konnte ihnen nicht bescheidgeben.“
Gibbs blickte ihn überrascht an  als sein Vorgesetzter seinen Blick über das zerkratzte PADD gleiten ließ, das er ihm in diesem Moment, nachdem sie sich einen Scotch gegönnt hatten, übergeben hatte.
„Faszinierende Technik, nicht wahr?“, fragte der Dunkelhäutige nun, ließ den „Notizblock aus der Zukunft“ auf den Tisch niedersinken und wandte sich dann, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, seinem Untergebenen zu, der mit den Schultern zuckte und dann, mit deutlichem Amüsement in der Stimme, feststellte: „Wirklich, Leon? Ich hab es nicht ausprobiert.“
„Hätte ich mir irgendwie denken können.“
Vance blickte ihn ausdruckslos an, wandte sich dann um und machte sich daran, einige Sachen in einen Karton zu packen.
Gibbs sah ihm einige Sekunden lang zu, trat dann zu ihm und holte einen Stapel Bücher aus dem Regal, um sie in den Karton gleiten zu lassen.Vance blickte auf, Gibbs tat dasselbe, ihre Blicke trafen sich. In einer Slash-Fanfiction würde vermutlich jetzt etwas vollkommen anderes gesagt werden, doch als Gibbs Vance anblickte sagte er nur drei Worte.
„Calvin Nathan Cat.“
Vance runzelte verblüfft die Stirn: „Bitte?“
„McGee sagt, er sei der Unterzeichner dieses PADDs gewesen.“, erklärte der Grauhaarige und sein Vorgesetzter warf einen kurzen Blick auf den zerkratzten Datenträger: „Wie kommt ein PADD mit dem Signum Captain Cats in das Haus der Stones?“
Gibbs schaute ihn an: „Das habe ich mich auch gefragt – ich dachte, Sie hätten darauf eine Antwort.“
„Vielleicht“, vermutete Vance, „verlor der Captain dieses PADD, als er zusammen mit mir und seiner XO das Haus von Captain Stone aufsuchte?“
„Das wäre eine Möglichkeit.“, nickte Gibbs und Vance hob den Blick: „Und eine andere wäre, dass er schon länger mit Stone Kontakt hatte?“
Der Special Agent nickte, trat dann zum PADD, um es in die Hand zu nehmen: „Aber McGee vermutet, dass es sehr alt ist. Sehr alt und sehr beschädigt.“
„Lassen Sie es von Miss Sciuto untersuchen.“, schaute der Direktor den Leiter des Major Response Teams an, der nickte und mit einem gedachten „Na, da wird Abby sich freuen“ das Büro verließ.

 TBC
 Kapitel 7.2
Musik – da wackelt das Labor.
Gut, der Satz heißt eigentlich „Musik, Musik – da wackelt die Penne“ und ist der Filmtitel einer Klamotte aus den 70ern und strenggenommen müsste man hier festhalten, dass das, was da aus Abbys Lautsprechern kam Gibbs Ohren nur sehr vage als Musik ausmachen konnten, aber er stellte jedes Mal fest, dass die junge Frau mit musikalischer Begleitung einfach mehr erreichte. Schon ehe er das Labor überhaupt betreten hatte, waren die Klänge ans eine Gehörgänge gestoßen und am Liebsten hätte er sich im Aufzug versteckt, bis die Vergewaltigung diverser Gitarren vorbei war, aber – was wollte man machen? Wenn Abby „brain matter“ hörte, waren sämtliche Anmerkungen Lautstärkeregelungen bezogen vollkommen überflüssig, da sie sich sowieso nicht drum kümmerte.  Und als Gibbs im Labor stand, sah er, wie Abby einen Purzelbaum hinlegte, dass ihr weißer Kittel sie einmal komplett umrundete, dann auf die Beine kam und nach der Puppe trat, die sie vor ein paar Tagen als „Sh’tu“ aufgestellt hatte.

Ja, der Fakt, dass es Ausserirdische gab hatte Gibbs in eine leichte Sinnkrise gestürzt, Abby hingegen hatte es beflügelt, als habe sie sich den Inhalt von 10 Bechern Caf-Pow intravenös gegeben, um auf das lästige Trinken und Schlucken zu verzichten. Der grauhaarige Mann schaute zu ihr herüber, trat auf sie zu und hielt ihr dann die Hand mit dem PADD hin. Kurz blickte Abby auf, schaute ihn mit einer Spur Desinteresse an und kam dann hoch.
„Hey, danke, dass du mir eine Requisite aus Star Trek mitgebracht hast, Gibbs.“, sagte sie dann, ging in den Teil des Labores, in dem sie für gewöhnlich Waffen testete, kam wieder und hielt ein graues Kästchen hoch, das ungefähr die Größe einer Zigarettenschachtel hatte.
„Hier“, sagte sie, „ich hab einen originalen Tricorder geschenkt bekommen.“
Sprachs, klappte ihn auf und richtete ihn auf Gibbs. Kurz betrachtete sie die Anzeigen und schüttelte den Kopf: „Das gefällt mir aber ganz und gar nicht. Du solltest mehr auf deine Gesundheit achten. Weniger Scotch, mehr Wasser.“
Der Chefermittler betrachtete sie kurz, wollte dann ansetzen, etwas zu sagen, wurde aber von Abby unterbrochen, die nun, in einer erstaunlich guten Gibbs-Parodie das aussprach, was sie dachte, das die Ermittlerlegende sagen würde: “Danke, Abby, aber Du musst dir um mich keine Sorgen machen.“
„Doch, Gibbs, das muss ich, ich mache mir um jeden sorgen.“
„Nicht nötig, Abby.“
„Doch, Gibbs.“
„ABS!“
Das  Interessante an dieser Konversation war, dass sie vollkommen und ausschließlich durch Abby stattgefunden hatte, Gibbs also keinen Ton gesagt hatte. Dennoch hatte er das Zwigespräch-als-Monolog mit großem Amüsement verfolgt, ehe er sich räusperte und den elektronischen Datenblock wieder zu Abby reichte.
Dies tun, und dabei nur das Nötigste sagen – das war Gibbs Lebensmotto und sein Lebensstil.
„Das ist kein Requisit.“
Das war das Nötigste und es reichte, um bei Abby die Reaktion zu erzielen, die er eigentlich sofort von ihr erhofft hatte. Die Augen weiteten sich, sie riss ihm das PADD aus der Hand und betrachtete es – beinahe schon eine Spur zu – ehrfürchtig.
„Wo hast Du das her?“, fragte sie dann und legte das Gerät auf den Labortisch, um es besser untersuchen zu können. Die Kratzer bemerkend, wandte sie sich an Gibbs und schüttelte den Kopf: „Hab ich Dir nicht schon mal gesagt, dass elektronische Ausrüstung pfleglich behandelt werden soll?“
Gibbs war sich nicht sicher, ob das Amüsement in seinen Augen zu sehen war oder ob er es gut verbergen konnte, aber er blickte zu der Labortechnikerin und Vollzeit-Goth, räusperte sich und nickte dann Richtung PADD.
„Kannst Du mir sagen, was damit los ist?“
Abigail Sciuto nahm das Gerät wieder in die Hand und betrachtete es – maß es mit ihren hübschen, dunkelumrandeten Augen millimetergenau aus, kippte es dann und legte es wieder ab.
Sie atmete tief durch, wandte sich so schnell herum, dass es schien, als würde ihr Kittel ersteinmal überlegen wollen, was zu tun wäre, ehe er ihr folgte und stand dann kerzengerade da, die Haltung militärisch, der Blick spottend: „Ich würde sagen, das berühmte Oximoron über Militär und Intelligenz hat mal wieder zugeschlagen.“

Es war durchaus interessant, was sich Abby bei Gibbs erlauben konnte. Ihn selbst überraschte dies immer wieder, denn er hatte Tony schon für weniger eine Kopfnuss verpasst. Wobei er dringend über einen neuen Namen nachdenken musste, denn streng genommen war das, was er machte, keine „Kopfnuss“, eher ein „Headslap.“.
„Ein Schlag ins Gesicht ist eine Beleidigung, ein Schlag auf den Kopf ein Weckruf.“, pflegte er immer zu sagen, wenn er jemanden zum allerersten Mal mit dieser sehr besonderen Tradition vertraut machte. Abby hatte er noch nie einen solchen Weckruf verpassen müssen und wollte es eigentlich dabei belassen. Momentan war die Laborgoth sowieso vollkommen auf einem ganz eigenen Trip und von Nerds-wegen nur bedingt zurechnungsfähig. Und solange sie gute Arbeit ablieferte, war es ihm egal.
Also räusperte er sich einmal kurz, Abby schaute ihn an, schien zu merken, dass ihre Zunge und ihr Herz ihren Verstand nicht nur mal ein wenig überholt, sondern gerade gnadenlos umrundet hatten, senkte den Blick und wirkte von einer Sekunde auf die Andere sehr schuldbewusst.

„Autsch“, machte sie, hob dann den Blick wieder, sagte ein „Sorry Gibbs“ und machte sich daran, das PADD zu untersuchen. Doch da es eigentlich klar war, dass auch hierbei ihr Mund nie wirklich still stand, tat Gibbs genau dies, er blieb still stehen und schaute Abby bei der Arbeit zu. Eigentlich sehr interessant, wenn er sich das so genauer überlegte. Vielleicht sollte er ihr öfter zusehen, so könnte er noch was dazulernen. Wenn da nur nicht diese Ausdrücke wären, die man gemeinhin „Techno-Babbel“ nannte – er verstand kein Wort von dem, was Abby da von sich gab, obwohl es einfache englische Wörter zu sein schienen.
„Abs?“, fragte er, was sie dazu brachte, erneut herumzufahren, ihn anzusehen und zu sagen: „Ich kann dir sagen, dass dieses PADD ziemlich ramponiert, der Arbeitsspeicher bis auf drei Dateien vollkommen leer ist und die Bedienung ziemlich in den Binsen ist.“
Sie schaute Gibbs an: „Dass dieses PADD von der DRAGONFLY ist und von Cal persönlich gegengezeichnet wurde, ist Dir vermutlich schon lange klar, oder?“
Der Grauhaarige nickte, zauberte dann einen Caf-Pow hervor, den er wohlweißlich eingesteckt hatte und gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er sich umsah: „Weitermachen, Abby.“

 TBC
 Kapitel 7.3

Schon seit sie sich endlich in Zivas Mini-Cooper gesetzt hatten, hatte Tony gefühlt, wie seine Augen immer wieder zufielen und am Liebsten geschlossen geblieben wären. Seine Gedanken kamen langsam, aber sicher zur Ruhe und er war sich sicher, dass er, wenn er heute noch einen Bericht schreiben müsste,  diesen mit einer Menge rechtschreibtechnischen Fehlern auf das virtuelle Papier bringen würde. Entweder das, oder der Bericht würde so konfus werden, dass jeder Leser die berühmte WTFMOFU-Frage stellen würde, die Erod gerne stellte.
Seit sie auf Captain Cat getroffen waren – genauer auf die Reviewer „TGWTG“ – hatte McGee keine Gelegenheit ausgelassen, sie mit nutzlosem Hintergrundwissen zu füttern. Dabei hatte er den Reviewer „Erod – the blockbuster buster“ nicht ausgespart und erzählt, dass einer seiner Lieblingssätze „Dabbel-you Tieh Ef, Mo Fu“ war, also „What the fuck, Motherfu...“
Was das letzte Wort heißen soll, wissen wir alle, es muss nicht noch näher beleuchtet werden.
Tony fühlte sich aber so, als könnte er heute keine geraden, englischen Sätze ausformulieren und war deshalb froh, als er die Tür des Coopers hinter sich schloss und sich anschnallte. Kaum, dass die Schließe des Sicherheitsgutes durch das charakteristische „Klack“-Geräusch signalisiert hatte, dass der Sicherheitsgurt von nun an das tun würde, wozu er konstruiert war, nämlich ihn, im unwahrscheinlichen Vorfalls eines Unfalls davon abzuhalten, mit dem Kopf dem Amaturenbrett guten Tag zu sagen, hatte selbiger Kopf gesagt „So, Feierabend“ und mit dem Runterfahren des Körpers begonnen. Die Augen fielen zu und obwohl Tony versuchte, sie zu öffnen, wollten sie ihm nicht gehorchen. Zivas Stimme und Nähe lullte ihn ein, wickelte ihn in eine komfortable Decke und ließ den Wunsch, sich endlich, wenigstens für ein paar Minuten, dem Schlaf hinzugeben übermächtig werden.
Selbst der Fahrstil der Israeli ließ ihn in diesem Moment kalt.

Als Tony neben ihr weggesackt war – gut, weggesackt ist vielleicht ein bischen übertrieben dargestellt – wusste sie, dass er Halbitaliener den Schlaf nachholte, den er so dringend zu brauchen schien. Zwar versuchte Ziva noch ein, zwei Mal, Konversation zu machen, aber das schläfrige „Mhm“, das Tony von sich gab, war doch ein deutliches Zeichen dafür, dass er nicht aufzuwecken wäre. Auch über sie wusch die Welle der Schläfrigkeit, aber sie musste wach bleiben – schließlich fuhr sie.  Da konnte sie sich so etwas wie einen „Sekundenschlaf“ nicht erlauben, zumal der Stunt, den sie mit ihrem Auto hingelegt hatte, als Traceless sie damals angegriffen hatte, ein ziemlich kapitales Loch in ihre Haushaltskasse gerissen hatte. Zwar konnte sie den Wagen noch fahren – was sie nicht gedacht hätte – aber es musste einfach nicht sein, erneut zu Big Mikes Werkstatt zu fahren, um das Dach erneut auszubeulen. Vor allem nicht, wenn es ihre Schuld wäre, weil sie in diesem Fall einfach eingeschlafen wäre und daher den Unfall verschuldet hätte.
Nein – sie fuhr höllisch konzentriert, defensiv und vorrausschauend, sodass sie nach knappen 30 Minuten das NCIS-HQ erreicht hatten.
Tony schlafen zu lassen – das war eine Sache.
Ihn zu wecken, eine komplett andere.
„Tony?“, fing sie an, wohlwissend, dass sie es beim ersten Versuch nicht schaffen würde, den Halbitaliener aus Morpheus Armen zu bugsieren.
Das schläfrige „Mhm?“ gab ihr da recht.
Sie stubste ihn an, was dazu führte, das sein Kopf sich zur Seite drehte und dann gegen das Beifahrertürfenster klatschte.
„Großartig.“, murmelte die Israeli und seufzte, ehe sie sich selbst im Spiegel zuzwinkerte. Das war zwar dämlich, aber sie hatte gerade eine Idee. Schnell schnallte sie sich ab und sagte: „Mir ist es hier viel zu heiß. Ich glaube, ich zieh mir meinen Pullover und meinen BH aus.“
„mhm.“
Typisch – einmal an die niederen männlichen Instinkte appellieren und dann klappte das noch nicht einmal.
Vielleicht funktionierte es ja so: „Hey, da ist ja ne nackte Frau auf der Motorhaube.“
„Mhm:“
Okay das machte einen Stand von zwei zu null.
 Ziva David 0 schlafender Tony DiNozzo 2.
Aber noch war sie nicht am Ende ihrer Kunst. Es gab da noch eine Standardvariante, mit der sie versuchen konnte, Tony zu wecken. Sie nahm Ziel, presste ihren Daumen auf den Knopf und lächelte, als der Halbitaliener erschrocken zusammenzuckte. Das laute Dröhnen der Minicooper-Hupe hallte durch die momentan erschreckend leere Tiefgarage.
„W… wha?“, machte der schläfrige Agent und schnallte sich ab, „Sin… sind wir schon da?“
Es gibt Fragen, die sind so überflüssig – diese gehörte dazu.
Ziva focht gegen ihr inneres Bedürfnis, sarkastisch zu grinsen und zu sagen „Nein, Tony, ich halte nur alle fünf Minuten an und vollführe ein riesiges Rührstück, von dem du die Hälfte verpennst, um dich wach zu bekommen.“.
Stattdessen nickte sie nur, bedeutete ihm auszusteigen und verließ ihren Wagen.


Die Aufzugtür öffnete sich mit eben jenem Ding , das Gibbs inzwischen schon so vertraut in Fleisch und Blut übergegangen war, dass er es vermutlich vermissen würde, wenn sie tatsächlich in Quantico stationiert würden. Aber vermutlich ließe sich da was machen. Er hob den Kopf, sah, wie Tony und Ziva den Aufzug verließen und zu ihrem Sitzplatz herübergingen, um sich kurz zu schütteln und dann hinzusetzen.
Kurz ließ er seinen Blick zum Fenster schweifen und sah, wie eine Menge lauter Regen gegen die Fensterscheiben geworfen wurde.
„Was habt Ihr für mich?“
Die Frage war in purem, geschäftsmäßigen Duktus gestellt worden und er sah, wie Tony und Ziva ihn anblickten und augenblicklich vergessen hatten, wie bescheiden das Wetter draußen doch war. Mit einem Seufzen schaute Ziva ihn an und zuckte mit den Schultern: „Wir haben den Tatort, so gut es geht, verwüstet. Da sollte eigentlich nichts mehr auf das Vorhandensein von Föderationstechnologie hinweisen.
‚Verhandensein von Föderationstechnologie’ – auch so ein Satz, der vor knapp 3 Wochen nicht mal ansatzweise gefallen wäre, zumindest nicht, ohne, dass er von McGee ausgesprochen worden wäre.

Sie hatten den ganzen Tag und die vorherige Nacht darauf verwendet, den Tatort entsprechend zu kontaminieren – irgendwie klang das ganze wesentlich lustiger, als es tatsächlich war und Tony DiNozzo konnte es kaum erwarten, endlich nach Hause zu gehen und sich eine kalte Dusche zu gönnen. Aber – er kannte seinen Boss und wusste, dass er ihn so schnell nicht entlassen würde. Zumal da ja immer noch diese Sache mit ihm und Ziva war, die Gibbs ihm vermutlich immer noch nachtragen würde.
„Hey Boss“; hörte er sich in Gedanken sagen, „Ja, es ist wahr, ich habe eine Beziehung mit Ziva aufgebaut – aber das ist doch immer noch besser als mit EJ – oder mit Jeanne.“
Und während er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass seine Beziehungen tatsächlich nicht unbedingt von großem Erfolg und langer Dauer gekrönt waren. Im Gegenteil. Die Sache mit Jeanne war damals sowieso nur Tarnung gewesen – ein Auftrag von Direktor Jenny Shepard, damit er, DiNozzo, über Jeanne an ihren Vater, den Waffenhändler ‚La Grenouile’ kommen konnte.

Mit EJ war es auch nicht besser – im Gegenteil, die Beziehung zu ihr scheiterte aus durchaus offenslichtlichen Gründen – nicht zuletzt dem, dass er mit Ziva zusammengekommen war. Und Ziva? Zum ersten Mal seit langer Zeit – seit Mandy ihn vor dem großen Tag verlassen hatte – fühlte er sich bei ihr sicher und geborgen. Als könne er in ihrer Gegenwart seine sorgsam zurechtgelegte Maskarade ablegen und nur Anthony DiNozzo Junior sein.
Dies musste er Gibbs allerdings erst einmal klar machen und ob der Ältere tatsächlich davon ablassen konnte, auf seine Regeln zu pochen, das wusste er nicht. Und wenn er so ganz ehrlich zu sich selbst war, würde er – Tony – von seinen eigenen Untergebenen , so er denn mal wieder welche hätte, einfordern, dass sie sich an seine Vorschriften hielten. Aber dies war doch etwas völlig anderes. Oder nicht?

Er konnte sehen, dass Gibbs ihn abwartend anblickte – wollte er jetzt mit ihm über den Verstoß gegen Regel… erm…
Tonys Gedankengang legte eine spektakuläre Vollbremsung hin. Welche Regel besagte nochmal, dass eine sexuelle Interaktion mit seinen Teamkameraden verboten war? Irgendwie fiel es ihm nicht mehr ein. Das hatte natürlich einen unschätzbaren Vorteil, nämlich den, dass er jetzt freiheraus behaupten konnte, dass er keine Idee hatte, von was Gibbs da sprach, wenn sein Vorgesetzter jetzt von den Regeln anfangen wollte.
Und gerade, als Gibbs Luft holen wollte, klingelte das Telefon.

Abby Sciuto „legte gerade auf“. Das macht man heute nicht mehr. Zwar gibt es den Begriff „ich leg auf“ noch, aber eigentlich – streng genommen – müsste man sagen „Ich drück dich mal weg.“
Auflegen – das war ein Satz aus den Zeiten, als das Telefon noch ein Kabel hatte und auf eine Telefongabel „aufgelegt“ werden musste, um die Verbindung zu beenden. Noch schlimmer ist der Begriff „sie hängte auf“. Das tut man schon lange nicht mehr – zumindest nicht in Verbindung mit Telefonen.
Aber sie hatte gerade etwas gefunden, was definitiv interessant war.
Eine der Dateien war leicht zu öffnen gewesen und Abby hatte dies getan, und…
„Was hast Du für mich, Abs?“
Teufel auch – Gibbs war verdammt schnell. Sie hatte die Verbindung doch gerade eben erst beendet.
Andererseits war es kein langer Weg von Gibbs Schreibtisch zum Aufzug und von dort zu ihrem Labor.
Sie drehte sich um, lächelte Gibbs, Ziva und Tony zu und deutete dann auf das PADD.
„Wie schon im vorherigen Kapitelteil festgehalten, ist das Ding sehr ramponiert.“, eröffnete sie und Gibbs blickte sie verblüfft an: „Vorheriger Kapitelteil? Wovon sprichst Du?“
„Komm schon – hast Du nicht auch manchmal das Gefühl, dass Du einfach nur der Darsteller in einer miesen Fanfiction bist, die gerade geschrieben wird?“
„Eigentlich nicht.“, erwiderte Gibbs und legte dann lächelnd den Kopf schief: „Aber wenn ich es wäre, würde ich gerne mit dem Autoren sprechen.“
„Würden wir das nicht alle gerne?“, grinste Abby und deutete wieder auf das PADD: „Aber ich habe hier einige interessante Sachen rausgefunden. Wie schon gesagt – drei Dateien sind auf der Platte. Zwei, die nicht so leicht zu öffnen sind und eine, die sehr leicht aufrufbar ist. Also hab ich sie geöffnet und das, was ich sehen konnte, auf den Bildschirm gelegt.“
Damit betätigte sie eine Taste an der Tastatur ihres Rechners und nickte in Richtung Schirm.

Wenn Gibbs jemand wäre, den man einfach überraschen könne, würde man ihn jetzt mit weit geöffnetem Mund vor sich stehen sehen. So aber blickte er relativ ausdruckslos auf das Geschehnis vor ihm und dann zu Abby: „Sind das…“
„Hierogylphen.“, beendete die hübsche Laborgoth den Satz: „Genau – und nicht nur irgendwelche. Ich habe mir eine Software heruntergeladen, die den Text zumindest annähernd übersetzen kann.“
Erneut betätigte sie einige Tasten und blickte dann zu Gibbs: „Oh Silberfuchs – ich glaube, wir müssen noch einmal mit Colorado Springs telefonieren.“
„Das glaube ich auch.“, murmelte der grauhaarige Ermittler und las erneut, was das PADD sagte: „Holt Daniel Jackson.“

Wären wir hier bei „Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann“ würde die „Opening Narration“ so gehen: „Steve Austin – Astronaut. A man barely alive.“
Da wir aber bei „Der Sechs-Millionen-Dollar-Daniel“ sind, lautet die Narration so: „Daniel Jackson – Anthropologe. Ein Mann mit einer Mission.“
Früher war Daniel Teil eines Teams gewesen, dass sich SG-1 nannte und von Jack O’Neill geführt wurde.

Jack O’Neill, eigentlich Jonathan Jack O’Neill war nicht nur Leiter des Teams SG-1 gewesen, sondern auch kurzzeitig Basiskommandant und danach Chef der „Homeworld Security“. Zu seinen Glanzzeiten hatte SG-1 aus vier Leuten bestanden. Dem damaligen, Colonel Jack O’Neill, der blonden, brillianten und gut aussehenden Majorin Samantha Carter, dem intelligenten, multilingualen Doktor Daniel Jackson und dem stoischen Jaffa Teal’C, der sein Volk, die Jaffa, für die gute Sache verlassen hatte und hoffte, die Goa’Uld zu besiegen und sein Volk, das als Sklaven der Goa’Uld lebte, zu befreien.

Die Goa’uld – in der unendlichen Weite der Galaxis hatte keine Rasse einen so negativen Leumund, ausser natürlich, den Goa’Uld selbst. Wobei sie prinzipiell für ihre ursprüngliche Existenz herzlich wenig konnten. Sie waren Parasiten, die irgendwann im Laufe ihrer Evolution erfahren hatten, dass sie das tun können, was andere Parasiten zu tun pflegen – Wirte besetzen.
Als sie dann auch noch feststellten, dass sie diese Wirte kontrollieren konnten – da machten die Goa’Uld erstmal ein Fass auf. Nun könnte man es den Goa’Uld ja von Herzen gönnen, dass sie sich über ihre Verwundbarkeit erhoben haben und feststellten, wie sie Wirte besetzten – es ginge uns ja im Grunde nichts an.
Jetzt kommt aber die Krux  - die Goa’uld konnten nicht nur die Wirte kontrollieren, was in einer kompletten Teilnahmslosigkeit und in einem geistigen Dahinvegetieren für den entsprechenden Wirt endete – nein, sie hatten auch noch das Glück, auf einem Planeten zu wohnen, der ein Stargate besaß.

Das Stargate wiederrum muss man sich zunächst mal als großen Hohlkreis vorstellen – einen Ring von ungefähr 4 Metern im Radius – der über eine Innenspur, eine Mittelspur und eine Aussenspur verfügte. Innen und Aussenspur waren durch sogenannte Chevrons miteinander verbunden, die Mittelspur war frei drehbar und besaß 39 kleine eingravierte Bildchen.

Nun kann man nicht sagen wie die Goa’uld es geschafft haben, das Stargate funktionsfähig zu machen – manche vermuten, sie besetzten einen zufällig vorbeikommenden Asgard und nahmen ihm sein Wissen – die Asgard sind übrigens jene Rasse von Greys, die seit Jahren in unseren Medien dafür verantwortlich gemacht werden, des nächstens junge Frauen aus den Betten der amerikanischen Nation zu entführen und dort unschöne Experimente mit ihnen zu veranstalten. Lustigerweise sind diese Asgard nicht böswillig, die meisten sind sehr nette Wesen und bestens mit O’Neill befreundet, aber dazu später mehr. Die Vermutung Anderer, zum Thema, wie es die Goa’uld geschafft hatten, das Stargate zum Laufen zu bekommen, ist ein wenig anders gelagert und hört auf den Namen „Brute Force“ Methode.
Sprich: Die Goa’Uld tippten in den Körpern ihrer Wirte einfach mal „auf gut Glück“ irgendwelche Kombinationen in das Anwahlgerät und schauten, was passierte.
Es gibt noch andere Theorien – und keine von denen erscheint einem unglaubwürdiger, als die ersten beiden.
Wie schon gesagt, wie die Goa’Uld es schafften, sich Zugang zum Stargate-Netzwerk zu verschaffen, ist unbekannt…
Wohl aber, wie die Menschheit es schaffte.


Das ist auch wieder Daniel Jackson zu verdanken, dem Doktor und Multilinguisten.
Eines Tages wurde er, nach seiner letzten und wohl desaströsesten Vorlesung überhaupt, die ihn sein Stipendium und seine Wohnung kostete, von einer älteren Dame angesprochen, die sich schon in der Universität in die letzte Vorlesung gemogelt hatte und mit einem amüsierten Grinsen Jacksons Theorien mit angehört hatte.
Theorien, die sich später als Wahr herausstellen sollten, die jedoch für die akademische Welt mehr als Grund genug war, Jackson der selben Welt zu verweisen.

Jackson bekam einen Auftrag.
Der Auftrag war recht einfach – er sollte eine Übersetzung anfertigen.
Man brachte ihn in die Cheyenne-Mountain-Facility in Colorado Springs in Colorado – dorthin, wo auch NORAD, also das North-American Aerospace Defense Command, sprich, das Nordamerikanische Luft- und Weltraumverteidigungskommando seine zentrale Koordinierungsstelle für sämtliche Sensorendaten stationiert hatte. .
Als er in dem unterirdischen ehemaligen Raketensilo auf Ebene UG 28 ankam, war seine erste Amtshandlung ein kräftiger Nieser.
Daniel Jackson war nämlich Reiseallergiker – ein Zustand, der sich in den nächsten Jahren zwar nicht ganz legen, aber wenigstens mildern sollte.
Was Doktor Jackson nämlich noch nicht wusste, war, dass er gleich die Übersetzung seines Lebens machen würde.

Momentan erschien es ihm noch ein wenig albern, das man ihn in einen Militärbunker schleifte, und noch alberner, dass man hier einen gigantischen Abdeckstein aufbewahrte, den er just in diesem Moment zu sehen bekam, als er sich dachte, das es mysteriöser nicht mehr ginge.

Man setzte ihn auf eine altägyptische Textpassage von diesem Abdeckstein an, die sich folgendermaßen übersetzte:
Zitat
Jahr Millionen Himmel Ra Sonnengott
versiegelt und begraben für alle Zeit
Tor zum Himmel
Es klang schon sehr kryptisch und mysteriös: „Millionen Jahre in diesem Himmel liegt Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit.“
Nach genauerer Überprüfung der Übersetzung hatte Daniel auch die Worte ‚Tor zum Himmel’ gestrichen und durch das ersetzt, was die Übersetzung eigentlich hatte sagen sollen:  „Stargate.“

Was sollte dies heißen?
Es fanden sich noch andere Symbole, die Jackson zunächst nicht zuordnen konnte.
Dies geschah zwei Wochen später und sei mal ein Beispiel dafür, wie nützlich es sein kann, manchmal einen Blick in die Zeitung zu werfen.
Die Zeitung, die einer der Wachmänner las, der gerade Wache hatte als sich Daniel den mindestens zehnten Kaffee der Nacht gönnte, hatte einen Artikel über die „Sternenkonstellation der Woche“ – und Daniel fiel sofort eine Ähnlichkeit zu den Zeichnungen auf dem Abdeckstein auf.
Er ‚lieh’ sich die Zeitung, verband die Punkte, eilte zum Abdeckstein und glich die Zeichnungen auf der inneren Kartusche mit der Sternenkonstellation ab.
Sie passte.

Von dort aus war alles einfach.
Es war klar, das in jedem drei-dimensionalen Raum sechs Punkte benötigt wurden, um eine Koordinate festzumachen.
Sechs Sternensysteme, wenn man so wollte, waren nötig, um im Weltall eine Koordinate zu finden – sechs Plus das siebte Symbol, sprich den Ursprungspunkt.
Den Daniel übrigens auch fand… und dann ging es los – die Erkundungsmission führte auf den Planeten Abydos, wo Ra, der Sonnengott, das Volk von Nagada brutal unterdrückte.
Was damals noch keiner wusste: Ra war ein Goa’Uld, der sich den Körper eines Jungen angeeignet hatte, um seinen eigenen Tod zu überlisten.

Ra wurde nach kurzer und heftiger Revolte besiegt, Daniel, der in der schönen und gleichzeitig schüchternen, aber auch kämpferisch-wilden Sha’re von Nagada die Frau seines Lebens gefunden hatte, blieb zurück und wurde für „kia“ erklärt, also für ‚killed in action’ -  im Einsatz getötet.

Die Charade ging ein Jahr lang gut.
Dann, das Stargate war schon eingemottet worden, passierte es:
Die Goa’Uld griffen an.
Sie drangen durch das irdische Tor in die Basis ein, veranstalteten ein ziemliches Blutbad und entführten eine Frau.
Ziel? Nutzen?
Das war noch nicht bekannt.
Man reaktivierte Jack O’Neill, der sich eigentlich vom Dienst zurückgezogen hatte und der von General Hammond erstmal befragt wurde.
„Wie bewerten Sie die Mission?“, war die Kernfrage, und: „Sind Sie sicher, das Ra tot ist?“
Nach einigem Hin und Her erzählte O’Neill seinem neuen Befehlshaber die ganze Geschichte. Das er hiermit einer neuen Mission und einem langfristigeren Engagement im SGC entgegenblickte, konnte O’Neill damals nicht ahnen.

Der erste Verdacht war natürlich, dass die Aliens von Abydos her kamen – deswegen sandte man ein Team dorthin. Doch während des Aufenthaltes griffen die Aliens auch Abydos an, entführten den jungen Krieger Ska’ara, mit dem sich O’Neill schon während seiner ersten Mission befreundet hatte – und Sha’Re.

Durch den Wunsch motiviert, seine Frau zu retten, kehrte Daniel zur Erde zurück, ließ sich in O’Neills Team einteilen und ging mit ihnen nach Chulack, einem Planeten, an dessen Addresse sie durch Major Ferretti gekommen waren, der bei dem Angriff zwar schwer verwundet worden war, sich aber alle sieben Zeichen einprägen konnte.

Auf Chulack wurden Daniels Hoffnungen, die Sache schnell beenden zu können, jäh enttäuscht – Apophis, der Schlangengott, hatte Sha’Re als Körper für seine Frau, Amaunet gewählt.
Aber Daniel schwor sich, Sha’re zu finden und…

So ganz einfach wurde es nie. Im Gegenteil – es fanden sich unterschiedliche Schwierigkeiten, Sha’re wurde getötet, die Machtverhältnisse änderten sich und all das kulminierte in den Ereignissen, die vor knapp 2 Wochen die Leben des SG-1 Teams forderten.
Daniel selbst hatte dabei „Glück gehabt“ – wobei man auch das eher zynisch sehen konnte. Schließlich hatte er – zum zweiten Mal in seinem Leben – die Frau, die er mehr als alles auf der Welt liebte, verloren.

 „Ich bin nicht wütend auf dich, Cal.“
Mit diesem Satz eröffnete der Anthropologe, der in der Leichenhalle auf einem Stuhl neben Sams Körper saß und, obwohl er mit Cal sprach, selbigen nicht anschaute. Stattdessen hatte er sanft eine Hand auf die Schulter seiner Frau gelegt und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. Ein Versuch, der kläglich scheiterte.
Aber es stimmte.
Daniel Jackson war nicht sauer auf den Captain – so merkwürdig dies auch klang. Er war sich sicher, der Offizier hatte alles mögliche getan, um den Tod seiner Frau zu verhindern. Und er war sich ebenfalls sicher, wie das wohl gelaufen sein mochte.
Cal hatte Sam auf die Nase binden müssen, dass es ihr Schicksal war, hier zu sterben und sie hatte dieses Schicksal mit einem leidenschaftlichen Vortrag darüber, dass Schicksale unabänderbar wären und was passieren würde, wenn man tatsächlich die Zeitlinie änderte, angenommen.
Das war so typisch für Sam. Sie konnte selbst über die hahnebüchensten Dinge eine Leidenschaft an den Tag legen, die ihn immer wieder faszinierte.
Und nun war sie tot. Seine Frau. Seine Sam – in deren lebhaften, eisblauen Augen er sich immer wieder verlieren konnte, die Frau, die verblüffenderweise den Drei-Beine-Spagat zwischen Wissenschaftlerin, cooler Frau und Soldatin mit einer Lässigkeit hinnahm, das es nur so eine Freude war.
Und Daniel wusste, wie schwer es sein konnte, diese beiden anscheinend widersprüchlichen Punkte „Wissenschaftler“ und „normaler Mensch“ zu kombinieren.
„Ich hätte sie retten können“, erklang das bebende, brechende Stimmchen Cals und nun wandte er seinen Kopf dem Offizier zu.
„Wir wissen beide, das hättest Du nicht. Sam ist…“
Er stockte, schluckte und korrigierte sich: „Sie war Wissenschaftlerin. Sie kannte die Implikationen dessen, was vermutlich passieren würde, wenn Du sie gerettet hättest.
Neben dem Captain räusperte sich die Bordärztin der DRAGONFLY, Gina Intrupper, und sagte: „Ich lass euch Beiden dann mal alleine.“
Damit wandte sie sich ab und verließ den Raum.
Kaum, dass die Tür geschlossen war, schauten Cal und Daniel sich an, nickten einander zu und setzten sich auf den Fußboden.

„Ich hätte etwas tun können.“, murmelte der Captain der DRAGONFLY und blickte Daniel aus braunen Augen an, in denen Tränen schillerten. Der Antrhopologe hob seinen Kopf, schüttelte selbigen und machte eine wegwerfende Bewegung: „Was hättest Du tun können? Sie hat dich ausgeschaltet. Neben dem, dass sie Wissenschaftlerin ist und wusste, was passiert wäre, wenn Du sie gerettet hättest, war sie Soldatin und wusste, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um jemanden kampfunfähig zu machen.“
Und dann, mit festem Blick: „Es ist nicht deine Schuld.“
„Hast Du eine Ahnung.“, seufzte der Captain und ließ seinen Kopf sinken. Daniel seufzte, als er plötzlich eine Berührung spürte. Überrascht wandt er seinen Kopf und sah die Hand Sams, die auf seiner Schulter ruhte.
Er seufzte. Vermutlich war sie zur Seite gesunken, als die Leichenstarre nachgelassen hatte.
Sich aufrichtend, griff er nach der kalten Hand seiner Frau, führte sie sanft auf ihren Bauch und ließ sie dort sinken.
Daniels blaue Augen füllten sich nun auch mit Tränen, als er sah, wie ruhig und friedlich sie wirkte.
„Wach auf.“; dachte er sich, „Verdammt, wach auf.“
Es war pure Unlogik, die von ihm Besitz ergriff, doch in diesem Moment interessierte es ihn nicht. Der Wunsch, dass Sam doch nicht tot war, so kindisch und doch verständlich, er auch war, bohrte sich in seinen Kopf. Und dann öffnete die Astrophysikerin die Augen
Daniel schluckte.
„S… Sam?“, fragte er, als die hübsche Frau sich aufrichtete und ihn anblickte.
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen: „Ja.“

Und dann öffnete Daniel die Augen.

Er starrte an die weiße Decke seine Appartements, das ihm plötzlich viel zu groß und viel zu leer vorkam. Seufzend richtete er sich auf.
Nur ein Traum.
Der Traum, der ihn seit knapp zwei Wochen verfolgte. Der Traum, der Sam noch lebend zeigte und der von Tag zu Tag, an dem er ihn quälte, immer detaillierter wurde.
Am Anfang waren es nur sie beide gewesen – er und Sam – und sie würde die Augen aufmachen, sich aufrichten und dann würde er aufwachen.
Und wieder in ein tiefes, emotionales Loch fallen.
Nein, Sam würde nicht wiederkommen.
Sie war tot.

Das Klingeln des Telefons ließ Daniel zusammenzucken und er griff nach dem Hörer.
„Ja“, machte er und befeuchtete kurz seine Lippen: „Daniel Jackson hier?“
Die Stimme am anderen Ende kam ihm bekannt vor. Abigail Sciuto vom NCIS.
„Können Sie nach Washington kommen?“, fragte sie und Daniel zuckte mit den Schultern. Er trat zu seinem Kalender, öffnete ihn, ging ihn durch und sagte dann, mit geschäftsmäßiger Stimme: „Natürlich – worum geht es denn?“
„Wir haben eine Nachricht für Sie.“

 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 23.06.14, 13:30
 Kapitel 7.4

Es gibt Momente, in denen man sich einfach nur verarscht vorkommt. Das sind dann solche Sekunden, wie die, die Daniel Jackson einen knappen Tag später erlebte. Er stand im großzügigen Büroraum des NCIS-Headquarters in Washington D.C. und warf einen Blick auf den großen Flachbildschirm, auf dem gerade Hieroglyphen zu sehen waren.
„Holen Sie Daniel Jackson“, las er und schaute verblüfft in die Runde: „Ich habe gerade einen ziemlichen Flashback. Damals, vor knapp 5 Jahren hatte man in einer Nekropole in Ägypten eine Videokamera gefunden, die eine Aufzeichnung enthielt, die uns richtig schlucken ließ. Also, ich meine Sam, Jack, Teal’c und mich. Da hatte sich nämlich herausgestellt, dass wir in die Vergangenheit gereist sind, um Ra ein ZPM zu stehlen… also nicht, wir-wir, sondern zwei Wirs aus zwei verschiedenen parallelen Realitäten.“
„Erinnert mich an eine Geschichte, die ich gehört habe, als ich noch in Israel war.“, warf nun Ziva ein und blickte in die Runde: „Ich weiß nicht, sagt euch der Name John Kaun was?“
McGee hob den Blick: „Kaun? Du meinst den Typen von Kaun ENTERPRISEs?“
„Genau den.“; nickte Ziva, „Als ich noch meinen Militärdienst abgeleistet habe, lernte ich eine Reservistin kennen. Ihr Name war Judith Menez. Sie war Grabungshelferin bei einer Ausgrabung, die von eben jenem John Kaun finanziert wurde. Einer jener Grabungshelfer, ein gewisser Stephen Cornelius Foxx fand angeblich eine Videokamera, die…“
„Stephen Cornelius Foxx?“
Erneut echote McGee einen Namen und hackte dann, wie von der Tarantel gestochen, in seine Tastatur ein. Er blinzelte und wandte sich dann wieder Ziva zu: „ Der Stephen Cornelius Foxx? Der jetzt als CEO für Video World Dispatcher arbeitet und schon mit 19 die erste Millionen gemacht hat?“
Die Ein-Meter-Siebzig Schönheit zuckte mit den Schultern: „Mag sein. Ich hab mir sagen lassen, er kommt aus Maine. Wenn das dieser Foxx ist, dann…“
„Was hat das mit dem aktuellen Fall zu tun?“
Es sind so einfache Situationen, die Unbefangenen deutlich aufzeigen, warum Gibbs Chef ist. „Manchmal muss man halt sein Team wieder auf die richtige Spur bringen.“, schoss es dem Anführer des Teams durch den Kopf, doch als sich Ziva räusperte, da wusste er, dass er sich auf sein Team verlassen konnte.
„Gibbs, die Sache ist die: Du glaubst doch nicht an Zufälle. Und wenn zwei Leute verbuddelte Kameras finden, ist das kein Zufall.“
„Du meinst, da ist eine Verbindung?“, fragte nun DiNozzo, was Ziva zum Schulterzucken brachte: „Ich weiß es nicht – vielleicht ist die Erde auch die größte Postkarte des Universums, aber meinst Du nicht, dass man einer Spur nachgehen sollte?“
Nun räusperte sich Daniel: „Braucht ihr mich dann überhaupt?“
„ja!“, meldete sich in diesem Moment die den Bullpen betretende Abby und hielt ihm das PADD hin: „Erstmal – schau mal, wer dir diese Meldung geschickt hat. Zum Zweiten kannst Du gleich das Rätsel lösen.“
Der Anthropologe nahm den Gegenstand entgegen: „Ein Föderationspadd?“
Und dann, nach genauem Studium: „Gezeichnet von Cal?“

Die Erwähnung des Namens „Cal“, ließ Tony und Ziva einander anblicken und ein Grinsen stahl sich auf die hübschen Lippen der Israeli. Eine kurze Erinnerung blitzte auf.


Es mochte nicht unbedingt eine gute Idee gewesen sein, sich mit zwei Starfleetoffizieren in den nächstbesten Club zu begeben, aber irgendwie hatte Abby Ziva und Tony überredet und die beiden hatten ihrerseits Cal und Agatha dazu gebracht, mitzukommen. Dabei war dieser Veranstaltungsort nun wirklich nicht das beste Etablissement, um zwei Offizieren aus der Zukunft unsere Gegenwart nahezubringen. Zumal Cal sowieso eher an den Tresen gelehnt dastand und seine Cola festhielt. Dies konnte man von Agatha nun nicht unbedingt behaupten, denn kaum, dass die ersten Takte dieses Songs erklungen waren, hatte sich die XO den Captain gegriffen und mit ihm auf der Tanzfläche die Hüften kreisen lassen. Wobei das nun wirklich erotischer klingt, als es aussah. Zwar war die XO tatsächlich eine sehr ansehnliche Erscheinung und wenn sie tanzte, dann tanzte sie. Cals Bewegungsspiel erinnerte den geübten Zuschauer allerdings eher an die Verrenkübungen, die Bill Cosby im Intro der nach ihm benannten Show aufführte.  Und für alle, die sich jetzt fragen, wie das aussieht – hauptsächlich lustig, ziemlich ungelenk, aber alles in allem, nach allem möglichen, nur nicht nach dem, was die XO neben ihm körperlich ausdrücken wollte.

Der zweite Song wurde gespielt, komplett verschwitzt und ausgepowert waren XO und Kommandant von der Tanzfläche gewankt und hatten sich an der Bar niedergelassen.
Und gerade, als das, was bei dem eingespielten Lied euphemistisch als „Refrain“  bezeichnet wurde, erklang, blickten sich Cal und Tony grinsend an.
„Der Typ wird nach Wort bezahlt.“, stellte der Captain fest und Tony nickte: „Vermutlich. Ich nehme an, seine Teilnahme an diesem Stück wurde mit 16 Dollar entlohnt.“
„Wieso 16 Dollar?“, verlangte nun Agatha zu wissen und Tony grinste: „Na, hör dir die Zwischenstöhner doch mal an. „AH, oh, yeah, um, yeah, um, yeah, um, yeah, ah,ah, yeah, um, yeah, um, yeah, um yeah.“ Wir zählen mal mit – welche Worte hat der Refrain? „AH, oh, yeah, um.“ 4 Wörter – veranschlagen wir mal pro Wort 4 Dollar, ist die Produzentin dieses Hits mit 16 Euro Entrichtung an den ‚Künstler’ dabei.“
„Gilt stöhnen überhaupt als Kunst?“, fragte nun Cal, was Agatha zu einem Lächeln hinriss und dazu, ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Ziva konnte die Reaktion des Kommandanten nicht sehen, aber da sie das Lächeln seiner Frau gesehen hatte, konnte sie ahnen, dass Cal vermutlich gerade eine solch liebliche Röte erreicht hatte, dass Tomaten, Erdbeeren und Kirschen sich spontan zu einer Demonstration verabredet hätten und mit den Worten „Wo kommen wir denn da hin, wenn das auch noch die Menschen übernehmen“ eine Versammlung zum „Farbschutz des Rotspektrums“ (FDR) einberufen hätten. Davon hätten Äpfel, Birnen und Bananen Wind bekommen und nach langen, laaangen Verhandlungen wäre aus diesen Verhandlungsgesprächen das IzSdnF hervorgegangen -  das Interessengremium zum Schutz des natürlichen Fruchtfarbspektrums. Sollten doch die Farbstoffe, wie sie für Malerarbeiten verwendet wurden,  sehen wo sie blieben.

Dann trat er auf und sofort wusste Ziva, dass es eine verdammt schlechte Idee gewesen war, Captain und XO einzuladen. Nun gut, „auftreten“ war vielleicht ein bischen hochgestochen. Der Typ war nicht nur mindestens zwei Köpfe größer als Cal, was bei den 1,83 Metern, die der Captain an die Messlatte brachte, schon eine Kunst war, er schien auch plötzlich und aus dem Nichts aufzutauchen. Ziva sah ihn dann plötzlich vor ihr und Agatha stehen und hörte ihn plötzlich, etwas sagen.
„Na, ihr beiden? So alleine hier?“
Wenn es eine Auszeichnung für die wohl häufigsten Klischeesätze geben würde, dann würde diese Type sie erhalten. Nicht nur, dass er den wohl Abgeschmacktesten aller möglichen Anmachsprüche von sich geben musste – nein – er musste sich dabei auch noch „in Positur bringen“.
Ziva konnte an Tonys Blick erkennen, dass er gerade dabei war, etwas monumental-dummes zu tun, etwa in ihre Richtung zu rufen „Hey, ruf das Smithonian an. Falls sie einen entlaufenen Primaten suchen, er is hier.“ Und er verdankte es allein ihrer Reaktionsschnelligkeit, dass er dies nicht tat. Agatha war genau so schnell, legte ihrem Schatz eine Hand auf den Mund und schaute nur in Richtung des Typen: „Nein, wir sind nicht alleine.“
Doch irgendwie schien Cal nicht wirklich auf solche Sachen wie eine sehr deutliche Warnung hören zu wollen, stattdessen ließ er sich sinken, tauchte unter Agathas Hand weg, schüttelte ihre andere Hand, die sie auf seiner Schulter platzieren wollte, ab und trat mit wutfunkelnden Augen auf den Typen zu.
Sie würde nie erfahren, was Cal ausser „Nun pass mal auf, Kollege Fettarsch“ sagen wollte, aber sie wusste eines. Genauergesagt: Sie wusste zwei Dinge. Einen Fremden, der ungefähr die Größe und Statur eines Lou Ferrigno hat, mit „Kollege Fettarsch“ anzusprechen, ist nicht unbedingt clever. Erst recht nicht, wenn Lou Ferrigno schon ziemlich angetrunken ist.  Den zweiten Fakt kannte sie erst ein paar Monate später, als sie sich durch die Programme zappte und auf einem Musiksender hängenblieb. Der Fakt lautete: Der Regisseur des Videoclips zu „Tonight – we are strong“ musste in der Bar gewesen sein, denn die Szene, als der Typ neben der süßen Blonden, die ihr Handy in die Kamera wirft, eben jener süßen Blonden die Flasche mit voller Wucht gegen den Hinterkopf zimmert, so dass Myriaden an Glassplittern ihren Kopf umrahmen wie ein Halo, war eine eins-zu-eins-Kopie davon, was der Typ mit Cal machte… bis auf den Fakt, dass Cal keine süße Blonde ist und auch kein Handy in die Kamera wirft.
Und im Gegenzug zu der Blonden, von der man nach dieser Szene nichts mehr sieht, sahen Ziva, Agatha und Tony, wie der Captain, einer Marionette, der die Fäden durchgeschnitten wurden gleichend, zuerst in die Knie sackte und dann nach vorne fiel.

„Der is für ein paar Stunden k.o.“, konstatierte Ziva und wandte sich an den Typen, den sie mit einem „Okay, die Party ist vorbei, Bundesagenten, keine Bewegung“ ansprach. Doch der Typ – als hätte sie es geahnt – konnte sich durch diese Offenbarung nicht wirklich in den Anschein einer Respektshaltung bringen. Eher im Gegenteil. Ein süffisantes Grinsen erschien auf seinen Lippen und er bedachte Ziva, sowie Agatha mit ebenso heißblütigem, wie offensichtlich schleimig-widerwärtigem Blick, als maß er ihre Körper ab.
„Babe“, sagte er, „Du kennst das Gleichnis von der Mücke, die einen Jumbojet trifft? Ich bin der Jumbo.“
Das Geräusch von klirrendem Glas ließ den Typen zusammenzucken und sich umdrehen. Cal hatte sich eine Flasche genommen und war erstaunlich flink auf den Beinen, griff noch eine Flasche und schlug sie ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Sie zerplatzte, Splitter flogen, das war aber auch das Einzige an Effekten.
„Netter Versuch.“, sagte ‚Jumbo’ und verpasste Cal einen Schlag gegen das Kinn, der ihn zu Boden gehen ließ – nur um ihm einige Sekunden später zu folgen. Das mochte mit dem rötlichen Aufschein zu tun haben, der sich eine Femto-Sekunde vor dem Kollaps des Riesen in der gesamten Bar abgezeichnet hatte und der „unerklärlicherweise“ von Agathas Hand zu kommen schien, die schnell hinter ihren Rücken wanderte, und den Phaser so unauffällig wie möglich wieder wegsteckte.
Dann schaute sie zu Ziva und zwinkerte ihr zu, ehe sie ein „Ich meine, das geht doch nicht.“ von sich gab.


„Ziva?“, fragte Tony in diesem Moment und die Israeli hob den Blick: „Hm?“
„Kommst Du?“, klarifizierte der Halbitaliener, was in diesem Moment nicht wirklich eine „Klarifikation“, sondern mehr eine weitere Verwirrung war. Kam sie? Wohin? Weswegen? Mit wem?
Die Verwirrung schien Tony nun bemerkt zu haben, er trat zu ihr herüber und flüsterte: „Gibbs hat mich gerade beauftragt, ich soll nach Maine fliegen und diesen Stephen Foxx befragen. Du sollst auch mitkommen.“

Daniel blickte kurz zu Ziva, die gerade leicht in irgendwelchen Gedanken zu hängen schien und diese Gedankenfetzen ihr offenbar einigen Spaß bereiteten. Warum nicht? Musste ja nicht jeder so ein Trauerkloß sein, wie er. Schließlich hatten sie ja auch nicht den Menschen verloren, mit dem sie hofften, den Rest ihres Lebens zusammen verbringen zu dürfen… und das gleich Zwei Mal.
Er seufzte, warf einen Blick auf das PADD und las eine weitere Botschaft, die in englischer Sprache auftauchte.
„Tor zum Himmel“ stand dort. Daniel runzelte die Stirn. Was sollte das denn nun? Dann bemerkte er, dass eine Art „Eingabefeld“ aufleuchtete und es dämmerte ihm. Klar – das war eine Passwortabfrage, die so auf Daniel personalisiert war, dass nur der Anthropologe dieses Passwort knacken konnte. Na gut, ganz so „personalisiert“ war es dann doch nicht, schließlich könnte jeder, der die Geschichte kannte, dieses Passwort knacken. Aber es schien, als wäre dies das einzige gewesen, das Calvin Cat eingefallen war und so blickte er zu McGee: „Sag mal, hast Du einen Datenstift?“
Der Computerexperte nickte, warf dem Archäologen den gewünschten Gegenstand zu und sah, wie er etwas eintrug.
„Was machst Du denn da?“
„Lass dich überraschen.“, grinste Daniel und merkte, wie das Wissen eines frisch gelösten Rätsels Adrenallin, Endorphine und körpereigene Opiate freisetzte und ein Hochgefühl auslöste.
„Glückwunsch, Dannyboy.“, erklang in diesem Moment die Stimme Calvin Nathan Cats aus dem PADD und der Anthropologe zuckte zusammen. Das PADD tat das, was losgelassene Gegenstände ob der Schwerkraft tun, landete auf dem Boden – und kommentierte dies mit einem „AUA“.
Verblüfft blickten McGee und Daniel auf den „Notizblock der Zukunft“, als sich die Stimme Agathas einschaltete und aus dem PADD säuselte: „Aua? Wieso aua?“
„Ich nehme einfach mal an, dass Daniel das PADD in der Hand hatte und es nun erschrocken hat fallen lassen.“
„Und wenn er das nicht getan hat?“
„Dann haben wir gerade einen perfekten Witz ruiniert.“, konnte man das freche Grinsen des Captains beinahe hören, ehe er sich räusperte und sein Tonfall geschäftsmäßiger wurde.
„Ich weiß“, sagte er, „dass dies alles auf Vermutungen basiert. Vielleicht wurde das PADD auch Daniel vorher gegeben und vielleicht sind die Anderen auch gar nicht da, aber falls sich alles so abspielt, wie ich denke, dass es sich abspielt, befindet sich dieses PADD zur Zeit in den Händen Daniels, der im NCIS Hauptquartier steht. Vermutlich schauen die Augen von Gibbs gerade mit einer Hauch Fassungslosigkeit drein, wenn ich jetzt „Hallo Gibbs“ sage und wenn das alles nicht zutrifft und mich nur Daniel hört, dann soll er jetzt einfach an die Doktor-Who-Folge „Blink“ denken, wo die Weeping-Angels das erste mal vorgekommen sind. Leider fehlt mir der Luxus eines vorher mitgeschriebenen Skripts. Also – was will ich damit sagen? Hilf uns, Daniel. Mobilisiere das SGC und hilf uns. Du findest uns…“
Und dann brach die Aufzeichnung ab.
Daniel, Gibbs, Abby und McGee schauten einander mehr als nur verdattert an, dann ging der Anthropologe in die Knie und hob das PADD wieder auf.
Der Bildschirm war dunkel, nur ein leises Klopfen war zu hören.
„ist die Mitteilung kaputt?“, fragte nun Gibbs, was Daniel zu einem Kopfschütteln brachte.
„Nein, nein, ganz und gar nicht. Die Mitteilung funktioniert.“, sagte er und grinste: „Dieser Mistkerl hat tatsächlich aufgepasst, wenn ich was erklärt habe.“

Man konnte dem NCIS-Hauptquartier förmlich ansehen, dass die hier arbeitenden Männer und Frauen im Umziehen begriffen waren. Die Stuhlreihen, die schulaulenähnlich aufgebaut waren, sodass derjenige der hinten saß, den höheren Sitzplatz hatte, verliehen dem Raum eine gewisse Kinoatmosphäre – oder würden sie ihm verleihen, wenn sie nicht gerade  mit einer Staub-und-Dreck-Schutzfolie verkleidet wären. Die Dunkelheit, die im Raum vorherrschte, war gespenstisch, erinnerte sie Daniel doch an Fotografien, die er vom SGC gesehen hatte, als es im Zustand der Einmottung begriffen war. Niemand – vermutlich nicht einmal der Fotograf – hätte jemals daran gedacht, dass dieser Ort die erste, letzte und beste Verteidigungslinie gegen Goa’Uld, Replikatoren, Re’etu und sonstigen Abschaum des Universums werden würde und – jetzt klang er schon wie Will Smith.
Daniel hatte das Gefühl, dass er sich gar nicht so sehr wundern würde, wenn Gibbs die Folie nun mit einem heftigen Ruck abzog, sodass sie in die Richtung einer fiktional-angedachten, im Raum positionierten Kamera gerissen wurde. Aber nein, das Einzige, was der Senior Special Agent zu sagen hatte, war: „Machen Sie da keine Flecken. Die Folie wird schließlich noch gebraucht.“
Dann nahm er Platz, so, dass Daniel ihn genau beobachten konnte. Die anderen Teammitglieder suchten sich eine Sitzgelegenheit in der Nähe, aber der fiktiv-angedachte Beleuchter tat einen guten Dienst, in dem er, der Dramaturgie wegen, nur Gibbs sichtbar werden ließ. Gut, in Wirklichkeit lag dies natürlich an dem Fakt, dass von irgendwo her Licht schien, aber irgendwie machte die Vorstellung, dass dort eine Kraft, ein Willen, am Werk war, Daniel mehr Spaß. Weniger, weil er kreationistisch oder sonst wie veranlagt wäre, sondern einfach aus dem Grunde, dass er sich dann vorstellen konnte, eines Tages dieser Person, diesem Willen, ein paar clevere Fragen stellen zu können.
„Doktor Jackson?“, hörte der Antrhopologe nun die Stimme des Senior Special Agents, räusperte sich, sagte „Natürlich“ und begann, seinen Vortrag.

 Irgendwie hatte er genau diese Reaktion erwartet.
Himmel, er würde sich ja selbst nicht glauben, wenn er es nicht erlebt hätte – und wer würde schon jemandem Glauben schenken, der behauptete, er habe einen Spiegel auf einem Planeten berührt und wäre daraufhin in ein paralleles Universum gereist? Jeder normal-denkende Mensch würde spätestens nach dem „Ich bin auf einem anderen Planeten gewesen“  eine mentale Notiz anfertigen: „Memo an mich – die Männer mit den weißen ‚Hab mich lieb’-Westen anrufen.“.
Gut, Sam, Jack, Daniel und Teal’C waren da in der Regel abgebrühter, aber selbst der wackere Colonel, die Astrophysikerin, die so schön, wie intelligent, war und der edele Krieger, waren eher geneigt, Daniels Trip in eine Parallelwelt als Traum, Halluzination oder Vision abzutun. Und als ob sie den Spruch eines ehemaligen Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland gehört hätten – „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ – hatten sie ihn direkt vom Torraum zur Krankenstation gebracht. Oder vielleicht lag das eher an dem Fakt, dass der Teal’C im Paralleluniversum mit der Stabwaffe auf ihn geschossen hatte?

Daniel Jackson erklärte seinen Team-Mitgliedern, die SG-1 bildeten, aber noch weit davon entfernt waren, die heldenhaften Figuren zu werden, die später aus ihnen entstehen sollten, von seiner Reise in das Parallelunivrsum und vor allem den Sprung durch das dortige Erd-Tor – was in etlichen Schwierigkeiten für den Anthropologen endete. Nicht zu letzt der Fakt, dass diese Erde, auf der er war, von den Goa’Uld angegriffen wurde, ließ das Leben dort recht sauer werden. Und alles war mit dieser Meldung losgegangen, die sie empfangen, aber nicht dekodieren konnten.

„Hütet euch vor den Zerstörern“, rezitierte er, sicher in seiner Realität angekommen und in der Krankenstation versorgt, und blickte in sehr skeptische Mienen.
Dieselben skeptischen Mienen, die ihm hier entgegenblickten – komisch, da sollte man eigentlich meinen, dass der Fakt, dass es die Föderation und die Sternenflotte gab, dass Aliens existieren und das es möglich ist, in Nullzeit durch ein ringförmiges Gerät, das „Stargate“ genannt wird, von Planet zu Planet zu reisen, wenigstens ein bischen für die Glaubwürdigkeit des Berichtenden spricht.
Nein – Gibbs blickte sehr skeptisch drein, beugte sich dann vor und nahm nun direkten Blickkontakt zu Daniel auf: „Und was wollen Sie mir mit dieser kleinen Geschichte erzählen?“
Das waren so die Momente, in denen der Senior Special Agent den Anthropologen an eine Person erinnerte, die Jack O’Neill durchaus auch hätte werden können, genauer gesagt, die der Air Force Colonel damals, während der ersten Abydos Mission sogar war.
Und so schoss ihm ein psychologischer Begriff durch den Kopf: „Coping mechanism.“
Zu deutsch: Bewältigungsmechanismus oder Bewältigungsstrategie.
Vielleicht würde es dauern, vielleicht würde es auch nie passieren, aber vielleicht – so vermutete Daniel – würde Gibbs eines Tages auch eher versuchen, seine Probleme mit Humor zu lösen, anstatt mit grimmiger Miene.
Andererseits war diese Bewältigungsstrategie schon an Tony DiNozzo vergeben.

Daniel räusperte sich: „An die Meldung der Aliens damals war auch eine Reihe von Klopfgeräuschen angefügt. Die parallele Sam Carter konnte sie entziffern und stellte fest, dass sie in einer Art „Gruppe“ zusammengefügt und ähnlich wie…“
Weiter kam er schon nicht, denn Gibbs warf ihm einen Blick zu, der ihn kurz verstummen ließ, ehe der Special Agent ein: „Morsezeichen“ in den Raum warf.
Daniel nickte: „In diesem Fall, damals, ergaben die Klopfgeräusche Sternentor-Koordinaten.“
„Sie wollen sagen, dass Cal eventuell auf einem anderen Planeten hockt?“, fragte nun Abby und Ziva zuckte mit den Schultern: „Kann ich mir vorstellen. Ich meine, er hat ein Raumschiff.“
Daniel warf einen Blick auf das PADD: „Ich bezweifel, dass er nur auf einem anderen Planeten ist. Schauen wir uns die Beschaffenheit des PADDs an – es ist alt. Nicht nur ein paar Jährchen, sondern ein paar Jahrtausende. Von daher gehe ich davon aus, dass es nicht nur eine Botschaft von einem anderen Planeten ist, sondern auch aus einer anderen Zeit.“
Und dann, mit einem Blick in die Runde: „Wir sollten uns dringend an die Übersetzung machen.“

Es kam dem Anthropologen wie damals vor, als er von der US-Regierung zur Übersetzung der Decksteine geholt worden war. Die Morsearbeit ging nur langsam und schwerlich voran, weil man die Töne immer wieder zurückspulen musste, um sie zu gruppieren und auch ja keinen Ton zu verpassen. Im Stillen dankte er demjenigen, wer auch immer den ersten Kaffee der Welt erfunden hatte, dafür, dass er ein solches Genie war, denn momentan konnte er sich nur noch durch die nahezu schon intravenöse Zufuhr des koffeeinhaltigen Heißgetränkes wach halten. Kurz warf er einen Blick auf die versammelte Runde und stellte fest, dass ausser ihm noch zwei Leute wach waren und Mitschriften anfertigten – Ziva David und Leroy Jethro Gibbs. Aber wenn er ehrlich war, hatte er gerade von den beiden auch nichts Anderes erwartet, wäre.

Doch auch die Augen der hübschen Israeli wurden immer kleiner, die Pose, in der sie saß, machte deutlich, dass sie mehr als nur müde war und vermutlich würde ihr Kopf auf den Tisch knallen, wenn man den Arm, der eben jenen Kopf stützte, wegziehen würde.
Und Gibbs?
Vermutlich war er in einer Art „Arbeitstrance“ oder so, denn er schien noch der Frischeste der kompletten Kompanie zu sein. Und Daniel selbst? Seine Augen brannten, er sah bunte Punkte und wenn er blinzelte, blieben die Augen gleich mal zu, sein Kopf schmerzte und der Nacken beschwerte sich auch. Warum musste die Nachricht auch so furchtbar lang sein?
Hätte Cal nicht einfach sagen können „Ich bin auf Rügen, es is arsch kalt hier, holt mich sofort rauf“ oder „Ich bin kein Star, aber holt mich dennoch hier raus!“?
Es war ja nicht so, als habe er keine Geduld. Er war Archäologe, von denen verlangte das Stereotyp, dass sie sich mit Übersetzungen die Nächte um die Ohren schlugen. Das sagte ja schon der Volksmund. Er hielt dem gerne den großen Philosophen „Mister Spuck“ entgegen: „Der Volksmund soll sein blödes Maul halten.“

Ziva wusste nicht genau, wann sie aufgehört hatte, auf die Uhr zu blicken, sie wusste nicht genau, wann auch Gibbs die Waffen gestreckt und eingeschlafen war und sie wusste sicherlich nicht, wann sie selbst den Kopf auf den Tisch gelegt und sich geschworen hatte „Nur fünf Minuten.“
Sie wusste nur, dass das Sonnenlicht durch die langen Haare fiel, die ihre Frisur darstellten und das diese fünf Minuten, die sie sich an Entspannung gönnen wollte, irgendwie zu vier Stunden geworden waren.
Ihr Blick fiel auf die Klopf-Kombination, die sie sich aufgeschrieben hatte und sie blinzelte.

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Kurz Lang Kurz Kurz Lang lang lang Lang kurz Lang lang kurz kurz kurz Lang  kurz kurz lang Lang Kurz kurz  Kurz

Das kam ihr bekannt vor – irgendwo hatte sie es schon einmal gehört.
Sie überflog die Punkte und Striche, die sie gemacht hatte, fand Tatsächlich ein S (drei Mal Kurz), ein O (Drei Mal Lang) und noch ein S (Drei Mal kurz) aber nicht in der richtigen Reihenfolge – ein SOS schloss also aus.

Schnell schloss sie andere Kombinationen aus und kam schließlich auf
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Kurz Lang Kurz Kurz  - Lang lang lang -  Lang kurz -  Lang lang kurz -  kurz kurz -  Lang  - kurz kurz lang -  Lang Kurz kurz - Kurz
Kurz schloss sie die Augen, erinnerte sich an ihre Mossad-Ausbildung, in der auch Morsezeichen das Thema war und während sie ihren Kurs erneut durchging, schrieb sie, mit geschlossenen Augen erste Buchstaben auf den auf ihrem Schoß liegenden Zettel.

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Kurz Lang Kurz Kurz  - O -  Lang kurz -  G -  kurz kurz -  T  - kurz kurz lang -  Lang Kurz kurz - E

Die Augen öffnend blickte sie auf die schon eingetragenen vier Buchstaben, stand auf, nahm den Zettel mit sich und ging in den NCIS-eigenen Starbucks, um sich einen Kaffee zu gönnen.

Sie genoss es, am Fenster zu sitzen, und auf den Hafen zu blicken. Der Navy-Yard erwachte gerade zu morgendlichem Leben und es war, als würde ein schlafender Riese zu sich kommen. Erneut betrachtete sie den Zettel, trug noch zwei Buchstaben ein – und zwar ein L (das vor dem O seinen Platz fand), und ein I, das hinter dem G platziert wurde.
LO (Keine Ahnung)GIT(keine Ahnung, keine Ahnung) E.
Dann stockte sie. Moment mal – konnte das sein? War das möglich?
Wenn das Lang, kurz nach dem O und vor dem G ein N war, hatte man schon einmal das Wort „Long“, dem ein IT(frei frei)E folgte. Erneut meldete sich ihr gelerntes wissen – dieses mal weniger das des Mossad, sondern mehr das, des Navy-CIS. Das Wort, das hier zu suchen war, hieß „Longitude“.
Sie ließ ihre Hand auf den Tisch sausen – was eine Starbucks-Bedienung, einen jungen Mann namens Peter, zusammenzucken ließ.
„Sind… Sind sie mit dem Kaffee nicht zufrieden?“, fragte er und Ziva hob den Kopf: „Bitte? Nein – alles in Ordnung. Ich habe nur gerade ein Rätsel gelöst.“
Damit griff sie sich ihren Kaffee und eilte zurück zum Besprechungsraum, wo die Truppe ihr Nachtlager aufgeschlagen hatte.

Ziva schossen Gedankenfetzen durch den Kopf.
Longitude – nördliche Länge… es würde sie nicht wundern, wenn die anderen Klopfzeichen „eastern Latitude“ bedeuten sollten – also östliche Breite . Cal sandte ihnen Koordinaten. Koordinaten, an denen die DRAGONFLY zu finden war? Koordinaten, an denen weitere Hinweise warteten?
Sie wusste es nicht, sie hatte nur das Gefühl, dass es ganz wichtig war, dass sie sich beeilte.

 TBC 


 

 Kapitel 7.5 

Inzwischen saßen sie wieder im Bullpen des NCIS und lauschten angestrengt den Tönen, die aus dem PADD kamen.
Die Klopfgeräusche klangen immer noch nicht sonderlich verständlich, aber nach Zivas erhellender Erkenntnis, dass eines der Worte „Longitude“, also „nördliche Länge“ bedeutete, waren sie einen erheblichen Schritt weiter.
Daniel hatte sich die Klopftöne auf einen MP3-Player geladen und saß nun, die Augen geschlossen, eine Hand auf dem Ohr, in dem der Kopfhörer steckte und notierte die noch nicht „übersetzten“ Morsezeichen. Dann überreichte er den Zettel an Gibbs, der sich räusperte.
„Dank der freundlichen Unterstützung Doktor Jacksons und dem Geistesblitz, den Ziva hatte, konnten wir die Morsezeichen in 10 Gruppen unterteilen. Da einige Gruppen nur sehr kurz sind, andere sehr lang, werden wir je zwei Gruppen zur Übersetzung übernehmen. Ziva, Du übernimmst Gruppe 5 und 6. Da die sechste Gruppe das Wort „Longitude“ ist, hilfst Du bitte den Anderen, wenn sie nicht weiterkommen sollten. Ich tue dasselbe.“
Damit stand er auf und ging zu seinem Schreibtisch, nahm sich 5 Blätter und verteilte vier von ihnen an die anwesenden Agenten und Daniel.

„Gut“, sagte er, blickte in die Runde und schaute Tony an: „Du übernimmst Gruppe 1 und 2. Schreib bitte mit. Gruppe 1 – Gesuchter Buchstabe 1: Kurz, kurz, lang, lang, lang.  Gruppe 1 – Gesuchter Buchstabe 2: fünf mal kurz.“
Tony tat, wie ihm geheißen, blickte auf die Mitschrift und räusperte sich: „Sind das wirklich Buchstaben?“
„Ich weiß es nicht, sag du es mir, DiNozzo.“, kam die Antwort von Gibbs, ehe er ihn anblickte: „Schreib weiter: Gruppe 2 Buchstabe 1: Lang, kurz, kurz. Buchstabe 2: Kurz
Buchstabe 3: lang, lang, kurz. Buchstabe 4: Kurz, lang, kurz, Buchstabe 5: Kurz, Buchstabe 6: Kurz. Buchstabe 7: Kurz, Kurz, Kurz.“
Als er fertig war, die Punkte und Striche aufzuschreiben, blickte der Halbitaliener Gibbs an: „Der letzte Buchstabe ist schon einmal ein S.“
Gibbs blickte ihn kurz an und Tony konnte so etwas wie ein Lob in den Augen seines väterlichen Freundes aufleuchten sehen. 

Die Übersetzung war ein sehr langwieriger und mühsamer Prozess – wie gut, dass ihre Hauptaufgabe, nämlich die Verwüstung des ehemaligen Grundstücks der Familie Stone nicht mehr erledigt werden musste. So konnte man sich auf diesen Roman in Morsezeichen konzentrieren. Und je mehr sie arbeiteten, destomehr merkten sie, dass sie wirklich jede Unze an Konzentration benötigten. Als sie endlich die letzten Klopftöne knacken mussten, war die Sonne schon wieder im Begriff, unterzugehen. Dafür war die Aufgabe fast gelöst.
Gut, es fehlten hier und da noch ein paar Buchstaben, aber der Text war verständlich genug, damit die berühmte Frage „Was wollte der Autor uns damit sagen“ beantwortet werden konnte.

Die von Tony mit der Frage „Sind das wirklich Buchstaben“ bedachten beiden Zeichen der ersten Tongruppe waren nämlich tatsächlich keine Buchstaben, sondern Zahlen. Eine Zwei und eine Fünf um genau zu sein. Die zweite tonale Gruppe war allerdings tatsächlich ein Wort und zwar das schöne englische Wort „Degrees“ – also „Grad“.Zusammen mit dem Wort „Longitude“ lagen den Suchenden schon einmal genug Koordinaten vor, um eine Länge zu bestimmen.
In einem Jointventure von Ziva und McGee war es letzterem gelungen, die 10 kurzen Töne, die eigentlich eine Gruppe aus zwei mal fünf kurzen Tönen war als 55 zu übersetzen und erneut konnte das Wort „Degrees“ als Folgewort bestimmt werden, sodass die Koordinaten der DRAGONFLY als
Zitat
25° X Minuten N , 55° 3′ O
eingetragen werden konnten.
Dies genügte McGee, um in seine Wunderkiste zu hacken und nach ein paar Sekunden des Suchens hatte man eine ungefähre Ortung. Wenn das alles stimmte, befand sich die DRAGONFLY irgendwo im Wüstensand in der Nähe von Dubai.

Ob sie den Captain dort finden würden?
Ziva hatte da irgendwie keine großartigen Zweifel, die Frage war mehr, ob sie den Offizier – sowie seine Crew – noch lebend vorfinden würden. Das wiederrum bezweifelte die hübsche Mossad-Offizierin, denn ein Blick auf das Padd verriet ihr das Alter der Nachricht. Nicht genau auf Jahr, Tag und Stunde, aber in einem ungefähren Rahmen. Das PADD war alt. Richtig alt – sie schätzte es auf ungefähr 5 bis 6000 Jahre. Daher war die Frage, ob man den Captain und seine Freunde noch lebendig vorfinden würde, mehr oder weniger akademisch, es sei denn, sie hätten sich des Tricks bedient, den Scotty in der TNG-Folge „Besuch von der alten ENTERPRISE“ angewandt hatte. Hier war der alte Chefingenieur von Kirks ENTERPRISE auf Picards ENTERPRISE aufgetaucht, da er sich bei einer Bruchlandung der USS Jenolen in eine Transporterdiagnoseschleife gerettet hatte. Der „Besuch von der alten ENTERPRISE“ hatte in den USA im Jahr 1992 Prämiere gefeiert und sie selbst hatte die Episode knappe 15 Jahre später gesehen, als sie 2007 zusammen mit Tony auf der Couch gesessen und in Gedenken an Paula Cassidy zusammen getrunken hatten. Der Halbitaliener war eingeschlafen, sie selbst war noch wach genug, um sich über das amerikanische Fernsehprogramm zu amüsieren und als sie sich über die Leute, die sich bei Jerry Springer zum Viertel-, Halb- oder Vollprimaten machten genug aufgeregt hatte, hatte sie weitergezappt und war in einer Nachtwiederholung eben besagter Folge steckengeblieben.

„U.S.S. ENTERPRISE – no bloody A, B, C or D“, hatte der Mann mit dem deutlich schottischen Akzent schwerzüngig gelallt und war dann in das Holodeck eingetreten, um einen Blick auf das zu erhaschen, was Jahre lang sein Leben gewesen war. Vielleicht war es der Alkohol, der durch ihr Blut rauschte, aber sie konnte es dem Mann nachempfinden. Bis der Auftrag gekommen war, in die USA zu reisen, war ihr Leben zwar nicht wirklich einfach, aber einfacher gewesen. Sie konnte ja zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, was das Leben noch so für sie bereit hielt.

Für sie war es eigentlich nur logisch anzunehmen, dass Captain Cat und seine Crew tot waren. Dieser Gedanke lies ihr Herz gleich viel schneller schlagen und die hübsche Frau merkte erst, was los war, als Tony sie an der Hand fasste und sie anblickte.
„Was ist los mit dir?“, fragte er und seine Stimme klang besorgt. Verblüfft blickte die ehemalige Mossad-Agentin ihn an. „Bitte?“, fragte sie und versuchte, zu lächeln – wusste aber aus ihrem tiefsten, innersten Herzen, dass dieses Lächeln eher eine Karrikatur, als alles andere war.
Tony blickte sie an, sah ihr tief in die Augen und sagte nur drei Wörter: „Du summst. Temptation.“
Und dann war es mit einem Schlag wieder da.
Die Bombenexplosion, die ihren Körper in den Backstage-Bereich schleuderte – das Gefühl, das Bewusstsein zu verlieren, die Schmerzen, die Bombe und Trümmer, die schrapnellartig ihren atemberaubenden Körper trafen, dieser Moment der Halbbewusstlosigkeit, in der sie noch einiges an Worten mitbekam, die im Raum gesprochen wurden. Worte wie „River“ – oder einfache Anweisungen, schmerzhaft hervorgepresst von einer Stimme, die ihr bekannt vorkam: „Schwing deinen Hintern zur nächsten Telefonzelle und ruf die Polizei und den Krankenwagen. Eine lebt noch.“
 
Ziva David wusste, dass sie damit gemeint war. Die Bombenexplosion hatte ihre Ohren zwar klingeln lassen, aber sie verstand diese Worte immer noch gut genug.
Wie hatte dieser Mann die Explosion überlebt? Und war er nicht vorher noch jemand anders gewesen?
Was der Mann als nächstes sagte, bekam sie nicht mehr mit, denn sie die drohende Ohnmacht.. Doch bevor sie versank, sah sie den Mann in eine blaue Polizeinotrufzelle steigen. Und während ihr Bewusstsein schwand, tat es auch die blaue Kiste. Eine „Police Box“?


„Tardis!“, keuchte Ziva, riss den Kopf hoch und schaute Tony entsetzt an, dessen Blick nicht gerade wenig Überraschung verriet und der dieser mit einem einfachen „Eh, bitte?“ Ausdruck verlieh. Die Gedanken der Agentin rasten. Sie hatte in den letzten Wochen einiges an nur sehr schwerverdaulichen Sachen schlucken müssen, hatte einige Informationen, die sie am Liebsten nie erhalten hätte, erfahren und mit Sternenflottenoffizieren und einem Crack-Elite-Team, das in der Gegenwart gegen einige böse Aliens operiert und mit guten Ausserirdischen paktiert und taktiert gegen einen formwandelnden Psychopathen gekämpft. Der Fakt, dass sie anscheinend eine Begegnung mit dem Doktor hatte, war nun etwas, das sie nicht mehr schocken konnte. Vielmehr stellte sich die Frage, warum er sie nicht als Companion hatte haben wollen. Schließlich war sie tough, clever, witzig – was konnte man an ihr nicht mögen?

Gut, das werden dem Autoren vermutlich einige Kate-Fans beantworten können, aber das kann man ihr nicht vorhalten – nur den Autoren der Szene, in der Kate gestorben ist.
Von diesen Überlegungen wusste Ziva David allerdings nichts – schließlich ist sie, wie Ephraim Kishon sagen würde, im Fernseher und nicht auf dem Fauteuil, auf dem der Betrachter sitzt und eventuell im Feuilleton liest, während er darauf wartet, dass der Privatsender, auf dessen Wellen die Abenteuer Zivas und des Restes des Teams laufen, den Werbeblock beendet hat, der den Aufmerksamen darüber informieren würde, wie weich die Wäsche wäre, die mit Olympia gewaschen wurde, dem Weichmacher der Götter.

Zurück zum Thema.
Der Halbitaliener – der übrigens auch nicht auf dem „Faulteil“ sitzt, wie Denny, der Wilde, es in „Die Zwei“ immer nannte – war ob der hastig-hervorgestoßenen Äußerung seiner Freundin ein wenig verblüfft. Dabei hatte alles nett angefangen. Sie hatten herausbekommen, was der Captain mit seiner Klopf-Morse-Zeichen-Nummer hatte sagen wollen, sie hatten die Daten in den Computer eingegeben und der hatte ihnen den Weg nach Dubai gewiesen. Bis dahin – alles kein Problem.
Dann begann jedoch Ziva, starr auf den Monitor zu blicken und ihn sanft, beinahe zärtlich zu berühren und darüber hinaus in ihrer angenehm-sanft-kehligen Stimme eine bekannte Melodie zu summen, die Tony inzwischen sehr deutlich war. Und als er sie darauf hinwies, antwortete sie mit Tardis?
Merkwürdig, mehr als merkwürdig.
Aber – was konnte man machen? Ziva würde ihm schon sagen, was sie hatte, wenn sie es ihm sagen wollte.

„Wir sollten schnell mit einem Hubschrauber hinfliegen.“, sagte Ziva plötzlich und wandte sich an Gibbs, „Ich meine, selbst wenn Cal und seine Leute inzwischen tot sind, vielleicht haben sie Familien, die ein Geheimnis mit sich herumtragen und sich irgendwem anvertrauen möchten?“
Die Mossad-Instinkte erwachten in ihr zum Leben, sie musste einfach wissen, was da los war. Schließlich hatte sie das Gefühl gehabt, Cal und Agatha in der Bar gesehen zu haben, kurz bevor sie ihnen um die Ohren geflogen war. Und was dann passiert war, würde sie auch interessieren. Und natürlich auch, was nun war, wenn Cal und seine Mannen tatsächlich tot waren. Wenn dies zutraf, wer waren die Beiden, die sie in der Bar gesehen hatte?
Sie hatte einiges an Sci-Fi-Serien gesehen und sie wusste eine Sache verdammt genau: Eine Zeitreise kann ziemlich knifflig sein, besonders dann, wenn Ereignisse verändert werden. Was geschah dann? War dies ein Schmetterlings-Effekt und bedeutete dies, dass sich im Zuge dieser einen Veränderung alles veränderte? Und wenn dem so war, was war mit ihr? Sie erinnerte sich an die beiden Look-alikes in der Bar. War sie ein Paradoxon?

Die Nachricht, die McGees Stimme mitteilte, war so ziemlich alles, nur kein rettender Anker.
„Wir können dort nicht hinfliegen.“, sagte er.
Gibbs runzelte die Stirn: „Wieso nicht? Das ist doch Dubai.“
„Korrekt.“, erklärte der Computerfachmann, ehe er die Daten auf den großen Bildschirm legte, „Aber die Koordinaten … sie sind schwer zu erreichen.“
„ist das…“, setzte Daniel an und Ziva nickte.
„Wasser“, sagte sie tonlos.
Der Pfeil der Suchmaschine zeigte genau ins Meer.

 Wird mit Kapitel 8.1 fortgesetzt.   
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 23.06.14, 15:37
  Kapitel 8 A whole new world
Kapitel 8.1.  


Calvin Nathan Cat sah sich im Haus um. Es gibt ja diesen bekannten Spruch „Wenn Steine reden könnten“ – nun, täten sie es in dieser Unterkunft, sie hätten tatsächlich einiges zu erzählen. Doch leider waren sie nicht unbedingt in Redestimmung und Auskunftsfreude war von den steinigen Gesellen auch keine zu erwarten. Wenngleich er eines feststellte: Wenn der Begriff „Steinerne Miene“ auf irgendjemanden zutraf, dann auf potentiell-redende Steine.
Das plötzlich, aus dem Nichts auftauchende Geräusch kam ihm bekannt vor. Er konnte es nicht wirklich benennen – es klang nach einer Mischung aus Trommelschlag und Keuchen, wurde immer und immer wieder wiederholt. Dieser Klang war dem Captain schon oft an die Ohren gedrungen – oft genug, um es als Herold einer Ankunft zu erkennen. Und tatsächlich, ein paar Meter von ihm entfernt begann etwas zu schimmern. Erst langsam konnte man tatsächliche Konturen erkennen – Konturen die sehr vertraut schienen, vielleicht deswegen, weil Cal sie oft genug gesehen hatte. Der Gegenstand pulste – pulsierte – von irgendwoher direkt in das Wohnzimmer des Hauses, in dem sich der Captain befand und plötzlich war es da. Komplett. Das Pulsen hatte aufgehört, das Geräusch war verschwunden und der Gegenstand war komplett materialisiert. Die Augen des Captains fuhren das Ding entlang, als wollen sie es vermessen, sie registrierten die kleine Plakette an der Tür, die blaue Farbe und schließlich das Schild, das diesen Gegenstand als „Police Box“ auswies.
In seinem Gehirn stellte er eine Verbindung her.
„T.A.R.D.I.S.“, hörte er die Stimme eines Mannes mit deutlich schottischem Akzent sagen, „Das bedeutet ‚Time and relative dimensions in space!“
Ja, genau.
Die Tardis materialisiert – das berühmte Gefährt des Doktors.

Die Erinnerung, wann sie das erste Mal gemeinsam ein Holodeckprogramm dieser Kategorie hatten laufen lassen, entzog sich Cal komplett, aber er erinnerte sich daran, was der Grund gewesen war. Die Vorstellung, mit Agatha zusammen ein Abenteuer zu erleben, bei dem er sich so anstellen konnte, wie er wollte, ohne danach die Krankenstation aufsuchen zu müssen, war nun etwas, das ihm sehr zusagte. Hier konnte er sich heldenhaft vor seine XO werfen, ihren atemberaubenden Körper mit seinem schützen – er würde dabei allerdings weniger auf die Idee kommen, seinem eigenen Körper das Attribut „Atemberaubend“ zu verleihen – konnte in Schlägereien geraten, ohne sich ernsthaft darüber sorgen zu müssen, dass man ihn über den Haufen schießen könnte – kurzum, für einen Hobbyhelden, wie Cal, war das Holodeck nun wirklich eine Lokalität, die ihm gefiel.
Eine gewisse Enttäuschung lag auf den Zügen des Kommandanten, als sie ihm erzählte, welche Rolle er dabei spielen sollte. Die Entität des „Doktors“, also des Mannes, von dem er anfangs dachte, dass er auf den Nachnamen „Who“ hörte, war ihm nicht sonderlich geläufig, was ihm von Agatha die Frage „Was bist Du eigentlich für ein Brite?“ eintrug. Zugegeben, obwohl der Doktor eine britische Nationalikone war, wagte es der Kommandant, leise Bedenken anzumelden, ob es nicht ein unerträgliches Stereotyp sei, zu behaupten, dass nun wirklich jeder Brite die Serie „Doctor Who“ kennen würde. Zumal sie nach Ende der Fernsehserie im Jahr 2283 mehr und mehr aus dem kulturellen Bewusstsein der Welt zu schwinden schien. Und doch konnte sich der Captain nicht helfen, er fragte sich, ob ein Großteil der Briten den Doktor tatsächlich kannten.

Als Agatha ihm dann erklärte, welche Rolle sie spielen würde – River Song, die Frau des Doktors – da war der Captain doch deutlich mehr geneigt, mit ihr gemeinsam dieses Abenteuer zu wagen. Wenngleich er sich an diesem Tag ein wenig überrumpelt vorkam, als Agatha ihm für den Start dieses Programmes erklärte, das sie keine wirklichen Partizipanten waren, sondern nur Zuschauer.

 
Die Tür der TARDIS öffnete sich und ein Mann taumelte heraus, stolperte über seine eigenen Füße und blieb liegen, ehe er sich aufrappelte. Der Gegenstand in seiner linken Hand, ein ungefähr stiftsgroßes Ding, dessen vorderes Ende eine Art Diodenkopf aufweis, das von einer Art „Kralle“ festgehalten wurde, pulsierte blau, dann rot, dann grün, ehe die „Kralle“ mit einem leisen „Klack“ aufklappte und die Diode freigab, die zwei Zentimeter vorschnellte.
Agatha und Cal sahen einander an, betrachteten das Ding und nickten, wie Weinkenner, wissend, was das war. Der Sonic Screwdriver. Die Person, die gerade die TARDIS verlassen hatte, war der Doktor.

Die Umgebung, in die der Doktor geplumpst war, war sehr dunkel – vermutlich hatten Programmierer und Regisseur der Folge, die sie gerade ansahen –„Death of a Doctor“ – bewusst diese Beleuchtung gewählt, um eine dunkle, unheimliche Stimmung zu erzeugen. Hätte man Cals Blutdruck und seine Herzfrequenz in diesem Moment untersucht, hätte man festgestellt, dass die Beleuchtung den geplanten Effekt durchaus unterstützte.

Der Captain blickte sich um. Hatte in diesem Haus keiner Ohren? Hatte es niemand gemerkt, dass die TARDIS in ihr Wohnzimmer gepulst war? Oder war es ihnen egal? Das konnte ja durchaus auch sein – vielleicht sagten sich manche Hausbewohner: „Ob nun ein Alien, das seine Jahrtausende auf dem Buckel hat, in unsere Wohnung stolpert, ein Polizist, der aus den 2000ern in die 70er versetzt wurde oder ein einfacher Einbrecher – das kommt aufs Gleiche raus – wir rufen eh John Steed an und der nimmt sie sich dann vor – mit Schirm, Charme und Melone.“

Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen richtete sich der Mann, der nur als Doktor bekannt war, auf und wankte, schweren Schrittes zur Treppe, gegen die er sich lehnte und seine Pein herausschrie. Dies zeitigte Wirkung, denn binnen Sekundenbruchteilen war das Treppenhaus hell erleuchtet, als eine weibliche Stimme rief: „Wer ist da?“
In dem Moment, in dem diese Frage gestellt war, klappte der Mann zusammen, was mal wieder ein Beispiel dafür ist, wie zwei Sachen aufeinander folgen können, ohne etwas miteinander zu tun zu haben. Cal und Agatha warfen einander einen Blick zu, betraten dann ebenfalls das Treppenhaus und sahen, wie aus dem ersten Stock, dort, wo der Kommandant das Schlafzimmer vermutete, der Rotschopf herausgeeilt kam, den er als Amelia „Amy“ Pond kannte.
„Ah“, machte der Captain und schaute seine XO an, „Wir sind also in einer der letzteren Regenerationen. Doc Nummer 11, ja? Gespielt von Matt Smith?“
Agatha zwinkerte ihm zu, lächelte und sagte: „Lass dich überraschen, Liebling.“
Amy ging neben dem Doktor in die Knie, schüttelte ihn und flüsterte ein „Nun los, ‚zerlumpter Mann’, lass mich hier nicht hängen.“
„Sie ist ne tolle Schauspielerin, die gute Karen Gillian.“, stellte Cal fest, trat auf das dreidimensionale Abbild zu, ging neben ihr in die Knie und warf dann einen Blick auf den gefallenen Doktor, als das Geräusch nahender Schritte, seine Aufmerksamkeit erregte. Sein Kopf ruckte hoch – wovon seine Nackenmuskeln nicht unbedingt angetan waren und das Ausbrechen in Begeisterungsstürme ausblieb. Stattdessen machten ihm kurze Schmerzexplosionen deutlich, dass diese Handlung mehr als töricht war. Das leise „Au“ konnte er nicht verhindern, verstummte dann aber, als er sah, wer da die Treppe herunterkam.
„Ja, dat is doch wohl…“, grinste der Kommandant, sprang auf und strahlte seine XO an: „Rory ist wieder da. Ich hatte schon befürchtet, dass die Scheidung der Beiden tatsächlich Bestand hätte.“
Agatha trat ihn zu, legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen und flüsterte ein „Shhh, Spoilers.“, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem die Treppe heruntereilenden Rory Williams – oder Pond – schenkte, der stehenblieb, Amy anschaute und verblüfft zum Doktor blickte.
„Ist das…“
„Wer soll es sonst sein, du großer Dummkopf?“, fragte sie, wobei sie die Worte „großer Dumkopf“ nicht mit Verachtung, sondern mit Liebe sprach – wie eigentlich immer, wenn Rory etwas tat, das für sie nicht unbedingt clever wirkte, aber sie wusste, dass er ein gutes Herz und ein gutes Selbst hatte. Sie blickte ihn an: „Jetzt hilf mir, ihn auf die Couch zu legen.“
Das Wechselbad der Gefühle, das Rory gerade erlebte, konnte man dem Mann durchaus ansehen, denn sein Mimenspiel zeigte eine Mischung aus kurzzeitig aufblitzender Eifersucht (vermutlich inklusive des Gedankens: „Um mich würde sie sich nie so kümmern“), Angst um den Doktor und der geistigen Feststellung „Toll, es geht wieder von vorne los.“.
Dennoch nahm er die Füße des Mannes, nickte Amy zu, die die Schultern griff und mit gemeinsamen Kräften hoben sie den Zeitreisenden an, um ihn auf die Couch zu verfrachten. Dort blieb er liegen.
„Er sieht anders aus, oder?“, fragte Rory, was Cal dazu brachte, sich zu Agatha umzudrehen: „Ich denke, wir gucken eine Episode mit Matt Smith?!“
Mit den Schultern zuckend, blickte die hübsche, rothaarige XO ihn an und sagte: „Ich hab gesagt, lass dich überraschen.“
„Doll.“, kommentierte der Captain, ehe er sich zur Couch begab und den neuen Schauspieler betrachtete, der den Doktor spielte – doch er zuckte zurück, als der Mann sich plötzlich aufrichtete, einen qualvollen Schrei ausstieß und dann wieder auf die Couch sank.
Überrascht blickte Cal Rory, Amy und zuletzt Agatha an: „Wat war datten?“
„Regenerationskomplikationen, und nun halt die Klappe.“, sagte Amy, was Cal dazu brachte, sie verblüfft anzusehen: „Hä? Kannst Du mich hören?“
Die rothaarige Doctors-Companion blickte auf den leblosen Körper ihres väterlichen Freundes, seufzte tief und wandte sich dann an Cal, ihn explizit ansehend: „Was denkst Du, Captain?“
Der angesprochene Offizier schluckte: „W… was war das gerade?“
„Ich habe dich gefragt, was Du denkst, Cal. Denkst Du tatsächlich, ich merke es nicht, wenn jemand direkt neben mir in die Hocke geht und sagt, dass ich schauspielern könne? Denkst Du echt, ich bekomme es nicht mit, dass du dich an Rory vorbeischlängelst, um einen Blick auf den Doktor zu werfen? Und glaubst Du wirklich, ich würde nicht mitbekommen, dass da hinten eine hübsche Rothaarige steht?“
Damit schaute sie zu Agatha, nickte ihr zu und wandte sich wieder an Cal: „Ich habe auch keine Zeit für 20 Fragen, ich will nur eines wissen. Was wollt ihr hier?“
Amy war während ihrer Antwort sehr leise geworden, hatte das „Was wollt ihr hier?“ beinahe gezischt und es hätte eigentlich nur gefehlt, dass sie dem Captain den Finger gegen die Brust gerammt hätte.
Der Kommandant der DRAGONFLY schluckte erneut, blickte hilflos zu Amy herüber und zuckte dann mit den Schultern: „Ich nehme nicht an, dass ihr glaubt, dass dies alles nur ein Holodeckprogramm ist? Also Ihr seid die Traumgestalten, wir sind real?“
„Oh, natürlich glaube ich das.“, sagte Amy, die Stimme vor Sarkasmus triefend, „Ich glaube jedem Fremden, der in mein Haus einbricht und mich dabei beobachtet, wie ich einem guten Freund helfe – im Nachthemd!“
Agatha räusperte sich: „Du musst zugeben, Cal, sie hat einen guten Punkt.“
„Und ich“, meldete sich in diesem Moment eine Stimme, die tatsächlich immer noch den Matt-Smith-Duktus hatte, „habe eine gute Frage. Nein, eigentlich mehrere Fragen, aber wir fangen ganz langsam an.“
Damit richtete sich der Doktor auf, blickte sich um, tastete an seinem Körper entlang und grinste: „Wie komme ich hier her, was mache ich hier und noch viel wichtiger – wie sehe ich aus?“
„Fantastisch.“, grinste Amy.
„Joa, nicht schlecht.“, murmelte Rory.
„Ziemlich verpixelt“, stellte Cal fest, was ihm einen Stoß in die Seite von Amy und Agatha eintrug. Er wandte sich an die beiden Rothaarigen: „Was denn? Ist doch so.“
Damit wandte er sich an den Doktor: „Muss irgendein Darstellungsfehler sein – sehen Sie, Doc, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber ihre Augen sind deutlich zu erkennen, der Rest ist irgendwie sehr unscharf… und eben etwas pixelig. Aber das hat nichts mit der Story zu tun – ich wollte es ihnen nur sagen.“
„Wer sind Sie?“, fragte der Doctor und Cal grinste: „Nennen Sie mich ‚Den Captain’.“
„Captain… wer?“
Cal strahlte – zumindest solange bis Agatha sagte: „Nein, Schatz wir machen keinen Spin-off davon. Wir schreiben keine Fanfiction und wir drehen keinen Fanfilm.“
Das Grinsen tropfte förmlich von Cals Gesicht, als er seufzte und sich dann an den Doctor wandte: „Ist auch egal, wer wir sind. Nehmen Sie uns einfach nicht wahr. Wir sind gar nicht da, wir sind… weg.“
Damit traten die beiden Offiziere in den Hintergrund und betrachteten die Szenerie vor sich.
Amy blickte den Doktor an, der ihr eine Hand auf die Schulter legte und ein „Ich brauche deine Hilfe“ wisperte.
Cal und Agatha blickten einander an – sie konnten sich nun gar nicht an diese Folge erinnern und irgendwie schien auch der Titel nicht ganz passen zu wollen.
„Alles, Doktor. Wie kann ich helfen.“, sagte in diesem Moment die rothaarige Schottin und schaute ihren Mentor an, der den Sonic Screwdriver hob und ihn gegen ihre Hand presste.
„Es wird nicht wehtun“, sagte er, schloss noch ein „Hoffentlich“ an, ehe er den Knopf des Gerätes drückte. Die Hand leuchtete kurz grün auf, Amy stöhnte schmerzerfüllt und ließ sich dann gegen Rory sinken, der sie auffing und den Mann mit dem Screwdriver wütend anblickte: „Was haben Sie mit ihr gemacht, Doctor?“
„Oh, nichts Ernsthaftes, Rory. Sie hat nur einen kleinen Schock erlitten.“
Damit nahm er den Screwdriver, presste ihn gegen seine Hand und betätigte den Knopf. Auch er leuchtete grün auf, ehe goldenes Licht aus seiner Hand schimmerte und dann – als würde es von einem Magneten angezogen – in den Sonic Screwdriver floss.
Agatha stieß Cal aufgeregt in die Seite, was dieser zuerst mit einem „Hey“ kommentierte, dann verblüfft auf den leuchtenden Screwdriver blickte, dessen Kugeldiode nun in Regenbogenfarben schimmerte und dann einen konzentrierten Lichtstrahl in die TARDIS schoss.
Dann kollabierte der Doktor erneut, Amy rappelte sich auf, trat auf ihren gefallenen Kameraden zu, tastete nach seinem Puls und keuchte entsetzt auf.
„Er ist tot!“, brachte sie hervor und es sah so aus, als würde sie sich gleich übergeben müssen.
Rory nahm sie in den Arm, schloss sie ganz fest in eine Umarmung, ehe sich Amy losmachte, zu Cal blickte und auf ihn deutete „Das ist Deine Schuld!“
„Bitte?“, brachte der Kommandant der DRAGONFLY hervor, trat auf Amy zu und hob abwehrend die Hände: „Ich hab damit nix zu tun. Ich hab das Programm nich geschrieben, ich wollte es eigentlich nur schauen!“
Und woher hatte Amy auf einmal die Pistole?
Sie legte auf Cal an, feuerte und der Captain zuckte zusammen.
Verdammt, das tat weh !
Er wandte sich an Agatha, schrie ein „Die Sicherheitsprotokolle sind deaktiviert!“, ehe eine Kugel seinen Rücken traf und er schmerzerfüllt aufschrie. Doch der Schmerz, den der nächste Schuss brachte, war kein Körperlicher. Die Kugel, die nun aus Amys Waffe kam, raste nicht in den Captain, sondern durchschlug die Brust der XO. Mit weit aufgerissenen Augen fiel sie nach hinten, krachte gegen die Wand und rutschte mit blicklosen Augen an ihr herunter.
Der Captain warf sich herum, schrie ein wütendes „NEIIIN!“, als Amy ihn anblickte – doch der erlösende Schuss kam nicht. Stattdessen hielt sie inne und das Pixelmonster, das der Doctor war, richtete sich auf.
„Du bist schuld.“, sagte er, trat neben Amy und nahm ihr die Waffe ab, „Du hast mich in diese Bar gelockt.“
„Wovon sprechen Sie?“, fragte Cal und zuckte zusammen, als der Doctor die Waffe nachlud: „Ich bin ein neuer Mann. Mein altes ich hätte sich nie so gerächt… ich tus.“
Damit richtete er die Waffe auf Cals Kopf – zielte – und drückte ab.


Mit Kopfschmerzen ist das ein Problem – besonders, nachdem man einen sehr lebhaften Traum gehabt hatte. Irgendwie stellt sich die Frage, ob die Kopfschmerzen durch den Traum kommen oder die Kopfschmerzen diesen Traum ausgelöst haben.
Cals Kopf war kurz davor, zu platzen und als er die Augen öffnete, stellte er sich die Frage, ob er diese beiden seeeehr out-of-character-igen Szenen  des Doctors und Amys tatsächlich erlebt – oder doch nur geträumt – hatte.
Zugegeben, es wäre nicht das erste Mal, dass Amy auf jemanden geschossen hatte, um den Doktor zu beschützen. Cal erinnerte sich in diesem Zusammenhang daran, dass die hübsche, junge Rothaarige – in der Folge „Day of the moon“ -  im Jahr 1969 die Waffe von Canton Delaware genommen, auf einen herannahenden Astronauten gezielt und abgedrückt hatte, um den Doctor vor seinem Schicksal am Lake Silencio zu beschützen. Dort, bei einem Picknick im Jahr 2011 hatte der Doctor – in der Folge „The impossible astronaut“ -  nämlich sein Ende durch die Hand eben jenes Astronauten gefunden. Wobei sich auch hier sehr viel später herausstellte, dass …
Das Geräusch von Schwertern, die gegeneinander geschlagen wurden, verstärkten die Kopfschmerzen des Captains, er stöhnte laut auf und öffnete die Augenlider. Agathas hübsches Gesicht kam in sein Blickfeld, lächelte ihn mitleidig an und küsste ihn auf die Stirn. Cal erhob sich, blickte sich um und merkte, wie sich alles drehte.
Sein Körper tat einfach etwas, ohne, dass er sein tatsächliches, gedankliches Einverständnis dafür gab – er stand auf, schlurfte ans offene Fenster und warf einen Blick auf den Hof des Palastes, in dem gerade Razul und seine Mannen mit Schwertern trainierten, natürlich unter lautstarken Befehlen des großen Kerls.
„RÜCKZUG!“, bellte er nun.
Die drei Palastwachen richteten ihre silbernen Schwerter auf drei Holzbohlen, die in den Boden versenkt waren und gingen, die Waffen auf die „Bedrohung“ gerichtet, rückwärts nach hinten. Ein Sonnenstrahl, von einem der Schwerter reflektiert, fand seinen Weg ins Captainsgesicht und der Offizier gab einen schmerzerfüllten Stöhner von sich, ehe er ebenfalls den Rückzug antrat. 
Er spürte die beruhigende Wärme Agathas Nähe neben sich, griff nach ihrer Talie und bettete seinen Kopf auf ihrer Schulter.
„Ugh“, machte er, „Schatz, ich hab einen tierischen Kater.“
„Du ahnst gar nicht, wie recht Du hast.“
Die Ironie in Agathas Stimme ließ ihn kurz den Kopf heben und irgendwie bereute er es schon in diesem Moment, noch bevor die Kopfschmerzen gegen seine Sehnerven brandeten und Bildpunktexplosionen hervorriefen.
Und dann – nachdem er ein paar Nachbilder weggeblinzelt hatte – starrte er auf das, was sich ihm da langsam näherte.
„Ist das…“, brachte Cal mühsam hervor, ehe das Tier einen eleganten Satz hinlegte und Milimeter vor ihm landete.
Agatha grinste: „Das ist Rajah.“
Jasmins Schoßtiger stubste Cals Gesicht sanft an, legte den Kopf schief und schnurrte dann.
Der Kopf des Captains ruckte zu Agatha hoch: „Das heißt, ich hab das alles nicht geträumt?“
„Nein, wir sind tatsächlich in Agrabah.“
„Und haben Kontakt mit Prinzessin Jasmin und Aladdin aufgenommen?“
„Und Papyrus und Teti“, zählte Agatha auf, „Dem Sultan, dem Genie, Abu, Razul – du hast dich sogar mit Iago, Aladdins Papagei angelegt.“
„Das kann doch echt nich wahr sein.“, murmelte der Captain und bettete sein Gesicht in seine Hände.
 TBC   

 Kapitel 8.2   

Prinzessin Jasmin hatte sich um so ziemlich alles gekümmert. Ihre Gäste waren untergebracht, wurden sanft gebettet und bewacht. Im Falle des Prinzen Doktor und der Prinzessin River Agatha Silverbird Song hatte sie ihren Schoßtiger Rajah dazu abkommandiert, die Tür zu bewachen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass diese beiden Besucher Ärger bedeuten würden. Und zwar Ärger von der Sorte, der allumfassend, aber nicht beabsichtigt war.

Nun schloss sie kurz die Augen, seufzte und lehnte sich auf ihrem großen Divan zurück. Ihr langes, schwarzes, schweres Haar folgte ihr und fiel wieder in Position. Das musste sie einem der Hoflaboranten lassen – sie wusste nicht, welche Mittel der Mann verwendet hatte, um diese rätselhafte Rezeptur herzustellen, aber sie wusste, dass sie eine gute Arbeit taten. Ihr Haar glänzte, war nicht strähnig, es war, als wäre sie gezeichnet. Und das alles mit Hilfe der Kopfmassage, die ihr die indische Prinzessin seinerzeit beigebracht hatte und die sie Tscha-Puh oder so nannte. Momentan fühlte sich die Prinzessin einfach nur gut, es war, als könne sie nichts aus der Ruhe bringen…
Ein Gefühl, das keine fünf Sekunden später durch einen höllischen Krach gestört wurde.
„War ja irgendwie klar.“, murmelte sie, öffnete die Augen, richtete ihr Outfit und verließ ihr Gemach – nur um sofort wieder auf dem Rücken zu liegen, mit dem vollen Gewicht von Aladdin auf ihrem Körper.
Sie schaute ihn an, ließ kurz ihre Hände über seine Armmuskeln gleiten und stellte fest, dass die fast-täglichen Eskapaden, denen sie alle ausgesetzt waren, seinem Körper gut taten. Vielleicht würde ein Mann feststellen, dass auch ihr Körper von diesen Eskapaden profitierte – sie fühlte sich fitter, stärker und alles in allem besser.
„Aladdin?“, fragte sie mit sanfter Stimme, schaute in die zerknirscht-dreinblickenden braunen Augen des ehemaligen Straßendiebes, „Was war das?“
Ein peinlich-berührtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als der junge Mann lachte, aufstand und ihr half, sich in die stehende Position zu bringen. „Genie“, begann er, blickte kurz nach unten, ihr dann in die Augen, schüttelte den Kopf und streckte die Hände aus… nur um von dem dienstbaren Geist unterbrochen zu werden, der nun ein Schiedsrichteroutfit trug. Kurz blies er – ohrenbetäubend laut – in eine Trillerpfeife, schaute Aladdin und Jasmin an und schrie: „AUS! Der Ball ist im Aus! Der Affe hat den Einwurf!“
„Ball?“, fragte Jasmin und Aladdin schaute sie verlegen an: „Ja – wir… wir haben ein Spiel gespielt, das Genie erfunden hat. Er nennt es Fußball und – uns fehlen drei Mitspieler und…“
„Dann zieh ich mich mal eben um.“, grinste Jasmin und schaute zu dem „Schiedsrichter“: „Genie, wärest Du so nett?“
„Aber natürlich.“, sagte der Geist, richtete seinen massigen blauen Finger auf Jasmin und ließ sie in blauem Glanz erstrahlen.
„Herzlich Willkommen bei einer neuen Ausgabe von Shopping Queen.“, verkündete er dann, schnippte mit den Fingern und die magischen Energien umrundeten den kurvenreichen Körper der Prinzessin.
Der silberne Einteiler, den sie trug, wurde von Genie mit einem Kopfschütteln und einem „Nein, das Outfit geht ja gar nicht.“ Weggeschnippt, ebenso der Anzug, in dem sich Jasmin ein paar Sekunden später wiederfand. „Zu Men in Black.“, urteilte das magische Geschöpf, zauberte, schnippte, maß und einige Sekunden später war er sich sicher. Kurz erleuchtete ein magisches Feuerwerk ihren Körper, dann war anstelle ihres Outfits aus Oberteil und Pluderhosen ein enganliegendes Trikot und eine kurze Sporthose getreten.
„Sie kommt aus Agrabah, ihre Nummer ist die 1 und sie hat eine Tortrefferquote von 55. Prinzessin Jaaaaaaaaas-min!“, verkündete Genie, wobei er sich eines Duktus bediente, der seine Stimme tiefer, voller und dröhnender werden ließ und der einem Zuschauer aus Deutschland vermutlich allein schon deshalb bekannt vorgekommen wäre, weil er klang wie Michael Buffer, wenn er „Henryyyyyyyyyyyy Maaaaaaaaaaaaaaaaaskaaaaaaaaaaaaa“ ankündigte.
Und tatsächlich umschmeichelte das rote Spieleroutfit den Körper der Prinzessin so, als sei sie darin eingenäht worden. Jasmin sah an sich herunter, strahlte kichernd und fragte, mit einer ziemlich gut immitierten Klein-Mädchen-Stimme: „Darf ich mitspielen?“ was Aladdin zu einem geschluckten „Ja,… klar“ hinriss.
Dann blickte sich der junge Mann um und seufzte: „Aber uns fehlen noch zwei Mitspieler.“
„Eigentlich nur noch einer.“, erklang in diesem Moment die Stimme Prinzessin Thetis. Sie trat auf die „Spieler“ zu, lächelte Jasmin an und sagte: „Diese Kleidung steht dir.“
Keine zwei Sekunden später trug sie ein ähnliches Kostüm und wurde von Genie mit ähnlichen Worten angekündigt, wie Jasmin vorher.
„Da war es nur noch einer.“, sagte der ehemalige Flaschengeist, schaute sich um und zuckte mit den Schultern: „Aber es scheint keiner mehr Interesse haben zu wollen.“
Erneut begab er sich in die Maskerade eines Schiedsrichters, räusperte sich und fing an, zu sprechen: „Also, ick erklär euch ma, wie det Spiel läuft, wa.“
„Weißt Du, warum Genie immer den Berliner Akzent rauskehren muss?“, unterbrach den Geist in diesem Moment eine Stimme und das amüsierte „Keine Ahnung“ von Cal ließ ihn herumfahren.
Er schwebte auf den Sternenflottencaptain zu, legte den Kopf schief und fragte: „Kenne ich dich?“
Der Offizier zuckte mit den Schultern, nickte dann in Richtung Agatha und sagte: „Ich glaub, sie will auch mitspielen. Und mal unter uns, es wäre eine Schande für die Mannschaft von Prinzessin Jasmin, wenn sie Prinzessin Silver… ich meine Song, nicht nehmen würde.“
„Prinz Doktor, wollen Sie uns Gesellschaft leisten?“, fragte in diesem Moment Jasmin und Cal schaute sie an, ehe er mit den Schultern zuckte: „Nein, nein, ich bin kein guter Spieler. Da würdet ihr einen Gyrossieg eringen.“
„Bitte?“, fragte Jasmin und Agatha grinste ihr zu: „Er meint einen Pyrrhus-Sieg. Also ein Sieg, der mit so hohen Verlusten errungen wurde, dass er beinahe schon als Niederlage zu werten ist.“
„Ja, meine Taktik ist nicht sonderlich…“, setzte Cal an, stockte dann aber, als lautes, protestierendes Geschrei erklang.
Jasmin blickte in die Runde: „Habt ihr das auch gehört?“
„LASST MICH DURCH!!!“, erklang die Stimme erneut und Cal blickte die Prinzessin an: „Also ich schon.“
„IHR SOLLT MICH DURCHLASSEN!“
Aladdin und Agatha nickten und sagten beide, beinahe wie aus einem Munde: „Ich auch.“
Der Captain zuckte erneut mit den Schultern: „Da hat wohl einer ein Problem mit den Palastwachen. Vermutlich stehen sie da und sagen „Ey, kummst hier nit rein.“.“
Mehr brauchte Jasmin nicht zu hören. Sie war die Prinzessin und wenn jemand zu ihnen wollte, dann wollte jemand zu ihnen.
Sie wandte sich an Genie: „Ich muss wieder etwas vorzeigbarer sein. Kannst Du vielleicht…“
„Oh, natürlich.“, lächelte das Zauberwesen – erneut umhüllte magische Energie ihren Körper und das Trikot, sowie die Hose verwandelten sich in ihr Obeteil und die Pluderhose zurück.
In diesem Moment hörte man das Zuklappen eines Kiefers.
Agatha nahm den Finger von Cals Kinn weg und grinste: „Mund zu, Schatz, Herz wird kalt.“
„Hauptsache, Herz is gut.“, grinste der Kommandant der DRAGONFLY und sah, wie die Prinzessin, elegant wie immer, an ihm vorbei ging.
Dann wandte er sich an seine XO: „Interessiert uns das oder spielen wir Fußball?“
„Du willst ihr doch nur nachschauen, Cal, gibs zu.“, erschien nun ein Grinsen auf den vollen Lippen Agathas.

Die Bewachung des Palasteinganges mit „streng“ zu bezeichnen, wäre ungefähr genau so, als würde man den Ozean als „feucht“ titulieren. Razul und seine Mannen waren wie Kampfhunde auf mögliche Eindringlinge abgerichtet und es Unberufenen unmöglich machen, den Palast zu betreten. Und genau dieser Aufgabe kamen sie nach, als ein Mann auf die Palasttore zugerannt kam, dessen Kleidungsstil mit „zerrupft“ noch geschmeichelt umschrieben war. Die drei Wächter gaben ihm gar keine Chance, sich zu erklären, sprangen auf ihn zu und hatten ihn schon unter sich begraben, als er seinen Kopf unter dem Haufen Männer hervorstreckte und laut zu zetern begann.

Als ob Razul ihm das durchgehen lassen würde. Er, der bisher jeden Angriff auf den Palast abgewehrt hatte – naja, fast jeden. Er, der in der Gunst des Sultans so hoch stand, dass er den Posten des „Hauptmanns der Wache“ bekommen hatte. Er, der bisher noch mit jedem Angreifer fertig geworden war. Ausgerechnet er sollte sich von einem abgerissenen, zerrupften kleinen Wicht sagen lassen, was er zu tun und zu lassen habe? Er hatte schon damit Schwierigkeiten, dem Straßenköter einen gewissen Grundgehorsam entgegenzubringen – wobei er zugeben musste, dass er den jungen Mann nicht mehr ganz so übel fand, wie vorher. Sie würden nie wirklich gute Freunde sein, aber tief in seinem Herzen gab es eine Ecke – oder auch zwei – die Aladdin einen Grundrespekt zollten. Immerhin hatte er oft genug bewiesen, dass er nicht nur mit der Prinzessin verheiratet war, weil er auf ihre Reichtümer aus war. Was die Prinzessin jedoch bewogen hatte, den Straßenjungen zu ehelichen, das wusste er bis heute nicht. Zugegeben, er hatte schon die eine oder andere Heldentat vollbracht, er hatte Agrabah vor dem Zauberer Jaffar gerettet und alles in allem war er nett. Aber dennoch – sollte eine Prinzessin nicht auf ihren Stand in der Gesellschaft achten? Wo kam man denn da hin, wenn sich jetzt diejenigen, die niederen Standes waren, in Prinzessinnen verliebten? Verlieben – das war ja noch okay – aber auch gleich heiraten? Da konnte er sich auch gleich eine Prinzessin aussuchen und …
„Razul, lass ihn los.“
Die Stimme Jasmins riss ihn aus seinen Gedanken – mist, gerade jetzt, wo er sich vorgenommen hatte, selbst auf die Suche nach einer atemberaubenden Prinzssin zu gehen.
Der Hauptmann hob seinen Blick und schaute auf die Versammlung, die sich dort im Eingangsbereich postiert hatte. Da waren ja alle mit dabei. Die fremden Prinzessinnen, die gestern gekommen waren, hatten zusammen mit Jasmin Front gemacht, Position bezogen und den Hauptmann angeblickt. Verstärkt wurden sie dabei von ihren Männern, die sich ebenfalls zusammengerottet hatten und dem Mann finstere Blicke zu warfen.
„Prinzessinn…nen“, setzte der Hauptmann der Wachen an, „Dieser Mann wollte einfach eindringen und…“
„Lass ihn los, Razul.“, sagte Jasmin noch einmal, immer noch mit sanfter Stimme – aber man konnte deutlich hören, dass sie es nicht noch einmal so freundlich sagen würde.
Der Hauptmann nickte, erhob sich und gab den Blick auf den unter ihm liegenden Mann frei.
„Der ist ziemlich platt.“, stellte der Typ, den sie alle „Prinz Doktor“ nannten, lakonisch fest, trat auf den Gestoppten zu und ging neben ihm in die Hocke, um zwei Finger an den Hals des Verletzten zu legen.
Dann blickte er zu Jasmin, nickte und sagte: „Mhm, ich würde sagen, er lebt noch.“, ehe er fortfuhr..“Aber es ist faszinierend, wieviel er aushält. Ich meine er hier…“, er blickte zu Razul, „wiegt doch mindestens ne halbe Tonne. Da ist die Anzahl der Verletzungen, die unser neuer Gast hat, ja verschwindend gering.“
„Sag noch einmal, dass ich dick bin und Du bist der nächste, der geplättet wird.“, dachte sich Razul, besann sich aber eines besseren. Er würde garantiert nicht gegenüber eines Würdenträgers ausfallend werden.

Cal konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das war doch einfach nur genial. Da hatten sich die drei Stooges der Palastwachen, Razul und seine beiden Handlanger, mit voller Wucht auf den Typen geworfen und das addierte Gewicht von Schmalhans Küchenchef, Razul und „Dicke Trumm“ hatte ihm nicht sonderlich geschadet. So langsam, aber sicher, fragte er sich, ob es nicht tatsächlich eine Art „Paralleluniversum“ war, in dem sie gelandet waren. Vielleicht eines, in dem die Physik von Cartoons existierte? Für ihn, Cal, wäre das natürlich ganz ausgezeichnet. Aber…
„Hilfe.“
Cal stockte. Hatte der Mann gerade gesprochen?
„Hilfe.“, erklang es aus dem Mund des Geplätteten und der Captain der Sternenflotte trat auf ihn zu: „Was ist los?“
Der Mann schlug die Augen auf, blickte ihn an und stieß einen entsetzten Schrei aus, der Cal dazu brachte, einen gefühlten Kilometer nach hinten zu springen und etwas zu tun, für das er sich im Nachhinein verfluchte. Er zog seine Waffe, zielte auf den Typen und schoss.

Das er dies getan hatte, bemerkte er erst, als Razul sein Schwert gezogen und gegen seine Kehle gehalten hatte. Das geschockte Aufkeuchens Jasmins, ließ den Captain herumfahren und den Phaser heben.
„Keine Sorge, keine Sorge.“, stieß er hastig hervor, „Er schläft nur. Ich – ich hab mich erschrocken und ihn mit diesem Ding hier schlafen geschickt.“
Und schon spürte er, wie er die Augen schloss, als aus seinem Inneren eine Idee hervorbrach wie der Unglaubliche Hulk aus dem armen Doktor David Bruce Banner.
„Agatha“, sagte er und schaute sie an, „Du erinnerst dich an unsere Beweisführung bei Zivalein?“
Die XO schloss nun ebenfalls die Augen, schüttelte den Kopf und blickte ihn dann an: „Du hast nicht ernsthaft wieder vor…“
„Sonst glaubt uns Darkwarrior hier doch nicht.“, sprach der Captain und nickte in Richtung Razul.
Jasmin blickte Agatha an und flüsterte ihr etwas zu. Der Sternenflottenoffizier merkte, wie die Idee immer mehr Formen annahm und auch wenn er keine Lust hatte, den Großteil der Geschichte wieder ohnmächtig zu sein, merkte er doch, dass ihm irgendwie die Argumente fehlten, das Ganze ohne seine Betäubung durchzuziehen.
„Razul, lass ihn los.“, sagte Jasmin und Cal sah, wie sie irgendetwas flüsterte. Vielleicht „Ich hab eindeutig den einfacheren Text, diesmal?“
Der Riese kam dem Befehl mit der zu erwartenden Widerwilligkeit nach, ließ das Schwert sinken und blickte Cal an. In seinen Augen funkelte Wut, doch die Haltung verriet, dass er zu etwas, was er sich selbst geschworen hatte, stehen würde. Der Captain nickte Razul zu, schaute zu Jasmin, verbeugte sich, wobei er mit dem Zeige- und dem Mittelfinger der rechten Hand seine Stirn berührte.
‚Und dabei bin ich nicht Jack Sparrow.’, schoss es ihm durch den Kopf, wenngleich er sich in diesem Moment fragte, wie der Pirat seine Dankbarkeit sonst ausdrückte. Das war doch eine ganz spezifische Bewegung.
Er kriegte es nicht hin. Egal.

Die Rechte, mit der er gerade eben noch seine Stirn berührt hatte, glitt zu der Waffe, umfasste sie und schleuderte sie zu seiner XO, die sie festhielt und nicht auf ihn richtete, sondern wegsteckte.
Verblüfft richtete sich der Captain auf, blickte sie an und fragte: „Wat wird datten? Planänderung?“
„So ähnlich.“
Zu seiner Verwunderung kam dieser Satz nicht von Agatha, sondern von Jasmin, die auf ihn zutrat und ihn anlächelte: „Sie müssen sich nicht, nur um was zu beweisen, anleuchten lassen.“
Cal betrachtete sie kurz, lächelte dann und wollte schon „Danke, Prinzessin“ sagen, als sie kurz nachdenklich innehielt und ihn dann anblickte: „Wobei eine gewisse Erleuchtung Ihnen nicht schaden könnte, Prinz Doktor.“
Das Lächeln Cals verrutschte.
„Na Tüll – äh – toll. Jetzt finden schon Zeichentrickfiguren, dass ich se nich mehr alle an der Waffel habe.“, dachte er sich, nickte der Prinzessin jedoch nur zu und trat dann neben den Bewusstlosen, neben den er sich kniete. Jasmin tat dasselbe, legte ihm eine warme, weiche Hand auf seinen Arm und schaute ihn an: „Wenn er jetzt schreit, lassen sie ihn am Leben.“
Sprachs und lächelte.
Der Captain atmete tief durch und murmelte ein „Ja, nee, is klar.“

Aladdin wusste nicht, wie lange sie schon im Eingangsbereich darauf warteten, dass der Mann wieder zu sich kam, er wusste nur, dass in dieser Zeit zwei Mal von der Küche bereitgestellte Speisen und Getränke vorbeigebracht wurden. Und während er seinen Saté-Spieß in die Erdnusssoße tunkte – ein Rezept der indischen Prinzessin – hörte er, wie auf der Wiese zwei Stimmen überrascht anfingen, zu keuchen. Die des Prinzen Doktors und die der Prinzessin Jasmin. Aladdins Herz schlug schneller, als er den Spieß in die Soße sinken ließ und den Kopf hochriß, beinahe schon vermutend, dass beide Hochwohlgeborenen bewusstlos oder verletzt am Boden lagen. Aber stattdessen war der Prinz einen Schritt nach hinten gegangen, Jasmin hatte ihn angeblickt und sich dann über den Verwundeten gebeugt. Kurz tauschten sie einige Worte, dann brachten zwei Bedienstete den Verwundeten fort. Jasmin stand auf und blickte zu Aladdin herüber. Und er merkte, dass ihr Gesicht Sorgenumwölkt war.

Schnell lief er zu ihr, sie schlang ihn in die Arme, bettete ihr Gesicht an seinen Hals und keuchte entsetzt auf.
„Was ist, Jasmin?“, fragte er besorgt. Sie reagierte, in dem sie ihn küsste, dann sanft seine Arme entlang fuhr und ihn dann anblickte.
„Mechanikles – er ist auf dem Weg hierher.“
Aladdin schluckte. Mechanikles? Das war nicht gut.

 TBC   
 Kapitel 8.3   

Der Name „Mechanikles“ schien wie ein Damokles-Schwert in der Luft zu hängen.
„Vermutlich ist er so ein genau so listiger Gegner, wie es Aker in Ägypten ist.“, vermutete Papyrus leise für sich und trat neben seine Prinzessin. Diese schien ebenfalls denselben Gedanken gefasst zu haben und blickte ihn sorgenvoll an. Die Spuren ihres sanften, sonnigen Gemütes waren aus ihren ebenmäßigen Zügen gewichen und an ihre Stelle war bloße Sorge getreten. Der Fischer konnte es verstehen – wo waren sie da nur wieder reingeraten? Aber es war ja eigentlich immer so. Kaum, dass sie sich einigermaßen wohl fühlten und akklimatisiert hatten, passierte irgendwas, das sie wieder so sehr alarmierte, dass sie sich nicht entspannen konnten.
Sich räuspernd trat nun Theti nach vorne, neben Prinzessin Jasmin und blickte sie fragend an: „Wer ist dieser ‚Mechanikles’?“
Jasmin hielt inne, blickte ihre „Amtskollegin“ dann nachdenklich, aus großen, vor Sorge verdunkelten braunen Augen an und seufzte.
„Einer unserer Feinde“, erklärte sie, „Er ist davon besessen Agrabah zu erobern, Aladdin zu töten und seine Freunde ebenfalls zu bestrafen. Hauptsächlich verlässt er sich auf seine handwerklichen Kenntnisse und verwendet mechanische Gerätschaften. Als wir ihn das erste Mal getroffen haben, hatte er die sogenannte ‚Goldene Plage’ auf ein Dorf am Rand der Wüste losgelassen.“
„Ein anderes Mal hatte er versucht, die Wüste mit einem gigantischen, feuerspeienden Tausendfüßler in Glas zu verwandeln und Agrabah zu vernichten.“, ergänzte Aladdin.
Auch der Genie schien etwas anbringen zu wollen: „Mich hat er damals in eine Buddelflasche gesteckt.“
„Und dann war da noch die Sache mit den Psychosteinen, die mich ganz trunken vor Liebe in eine Zweibeinerin machten.“, krähte der Papagei, der sich in diesem Moment auf Jasmins Schulter niederließ, dabei das Wort „Zweibeinerin“ aber so betonte, als wäre es etwas Ekliges.
Jasmin blickte ihn finster an: „Auf alles und jeden neidisch zu sein, war auch nicht gerade das Wahre.“
Komisch. Diese Leute schienen tatsächlich eine lange Leidensgeschichte hinter sich zu haben – vielleicht auch mit weniger „Leidens“ und mehr „Geschichte“. Wenn Papyrus so daran dachte, was er für Schwierigkeiten mit dem Gott Seth, dem „Herrn von Omboss“ erlebt hatte und seinen Handlangern – allen voran natürlich der teuflisch-geniale Aker – … er selbst hatte…
Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Ägypters: „Wenn ich euch helfen kann, tu ich das gerne. Das Schwert des Horus kann ihn sicher vertreiben.“
Und dessen war er sich sogar sicher – schließlich hatte er mit diesem Schwert schon etliche Male gegen Seth gekämpft.

Aladdin legte nachdenklich den Kopf schief, wandte sich an Jasmin, die mit den Schultern zuckte und dann lächelte: „Jede Hilfe ist willkommen.“
„Sagtes Du ‚jede’?“, hörte er Prinz Doktor strahlen und sah, wie er sich die Ärmel hochkrempelte. Prinzessin Song schien von dem spontanen Hilfsausbruch ihres Mannes wenig begeistert, sie griff ihn am Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Prinz erstarrte, kratzte sich nachdenklich am Kopf und blickte dann zu ihr: „Gutes Argument.“
Mit einem verschämt entschuldigenden Lächeln blickte er zu Jasmin, kratzte sich erneut verlegen am Kopf und sagte dann: „Erm. Ja, sorry, da… ich kann beim ersten Initiativangriff nicht dabei sein. Aber – wenn ihr mich später noch mitspielen lasst…“
„Natürlich, Prinz Doktor.“, erwiderte die hübsche Prinzessin mit einem sanften Lächeln, ehe sie sich an Aladdin wandte: „Kannst Du mit Teppich und Genie Sand holen?“
Sand? Natürlich, das war einfach – schließlich funktionierten Mechanikles „Spielsachen“ auf dem alten Prinzip des Aufzugmotors. Streute man Sand ins Getriebe, gab jenes binnen kürzester Zeit den Geist auf. Er spürte, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildete: „Habe ich Dir heute schon einmal gesagt, wie intelligent Du bist, meine Prinzessin?“
„Heute noch nicht.“, zwinkerte sie ihm neckisch zu.

Cal sah dem davonfliegenden „Straßenköter“ hinterher, wandte sich seiner XO zu und blickte sie verblüfft an: „Ich verstehe das nicht. Warum darf ich nicht mithelfen? Ich meine – wir kennen den modus operandi Mechanikles, wir wissen, wie seine Schwachstellen aussehen und wir haben eine kleine, niedliche Überraschung auf unserer Seite.“
Damit trat er auf sie zu und legte eine Hand auf die Stelle ihrer Hüfte, an der der Phaser steckte. Sie schaute ihn an, ihre Lippen verzogen sich zu einem ironischen Grinsen: „Irgendwie wusste ich, dass Du genau das vorhaben wirst. Und genau das geht nicht – du weißt doch: Oberste temporale Direktive. Ich muss dich nicht an die letzten Male erinnern, an denen du dich mit dieser Ordnung angelegt hast und das wir hauptsächlich deswegen hier sind?“
Mist. Da hatte seine hübsche XO mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber konnte er sich einfach so zurücklehnen und die anderen ihre Arbeit machen lassen? Zumal er doch jetzt die Identität eines Prinzen angenommen hatte? Und nicht nur irgeneines Prinzen, sondern auch noch des Prinz Doktors?
„Aus welchem Land kommst Du eigentlich?“, meldete sich in diesem Moment der Genie und der Captain blickte ihn verblüfft an: „Bitte?“
„Aus welchem Land du kommst. Ich kenne fast alle Prinzen der sieben Wüsten und dich kenne ich nicht.“
Damit verwandelte sich das magische Wesen in einen Typen, der in einer blechernen Rüstung steckte und ein futuristisches Visir trug. „Ich bin“, bellte er, „das Gesetz! Und ich will wissen, wer Du bist.“
Cal hob die Augenbrauen. Judge Dredd? Ernsthaft?
„Bekommst Du gerade Allmachtsfantasien?“, fragte der Kommandant, legte den Kopf schief und betrachtete den „Gesetzeshüter“ von oben bis unten. Dieser erwiderte seinen Blick – zumindest vermutete das der Captain – er konnte auch hinter dem Visir die Augen verdrehen, sie geschlossen halten oder Jasmin in den Ausschnitt starren – und murmelte ein leises „Ich wusste genau, dass er das sagt.“
Damit richtete der Genie seinen Finger auf Cal, der sich in diesem Moment in eine Schusswaffe verwandelte – der Finger, nicht Cal – was diesen zum Hart schlucken animierte – Cal, nicht den Finger.
Dann schaute der Judge Genie Dredd an und zuckte mit den Schultern: „Ich bin der Prinz von Fiktivistien.“
„Noch nie von gehört.“
„Liegt neben Imadeitupistan in einem der Randgebiete.“, log der Captain und seufzte leise.
Fiktivistien – Imadeitupistan…. , schoss es ihm durch den Kopf, Cal deine Kreativität lässt langsam sehr arg nach. Vielleicht solltest Du dich tatsächlich nicht mit diesen Problemen befassen, sondern dir eine schöne Auszeit gönnen. Überleg mal. Du und Agatha, am Strand, Du in ner Badehose, sie in weniger als wenig…“
Der Captain schüttelte den Kopf, als er plötzlich etwas hörte.
Es kam aus der Ferne und schien vom Wind über die weite Ebene getragen zu werden, die die Wüste darstellte.
Wieso hatte er gerade ein bestimmtes Bild vor Augen?


Im Hof des Penalty Stately Prison war es wieder einmal Zeit für die tägliche Leibesertüchtigung. Aus Sicht eines Sportlehrers wäre das Equipment sicherlich für Zirkeltraining und Cooper-Test geeignet und es wurde auch von einigen Insassen verwendet.
Einige spielten Basketball, andere sprangen Seil und wieder andere versuchten sich an Bankdrücken. Die Hauptattraktion waren jedoch die beiden Sträflinge, die sich ein Match im Armdrücken lieferten.
Sträfling Nummer 1 hörte auf den wenig fantasievollen Namen Peter Scott. Er war im Penalty State, weil er sich einiges hatte zu Schulden kommen lassen – und nichts von all dem viel unter „Geringfügigkeit.“. Was sein Gegenüber ausgefressen hatte, wusste Scott nicht – es war ihm auch eigentlich egal. Er wollte ihn nur besiegen. Und die Chancen, dass es ihm gelänge, standen recht gut. Sein Gegner hatte zwar Kraft und die braunen Augen verrieten auch eine gewisse Verbissenheit, aber er bezweifelte, dass gerade er es schaffen würde, ihn, Scott, zu schlagen.

Dann setzte das Geräusch ein.
Es erinnerte ihn an einen Düsenjet, so wie den, den er damals, im Vietnamkrieg geflogen hatte – oder an einen der Hubschrauber, den sein Kollege, Theodore Calvin einst geflogen hatte. Wann immer er hier rauskam, musste er sich mit seinen alten Kumpels von damals treffen und über die alten Zeiten quatschen. Besonders die Folterung durch Ivan hatte ihm damals zugesetzt und…

Was war das?
Die Haltung seines Gegenübers hatte sich arg geändert. Er wirkte nicht mehr nur noch verbissen, in seinen Augen tanzte eine Selbstgefälligkeit und die Realisierung, dass er nicht mehr lange hinter diesen Mauern sein würde.
Aber wie kam er darauf? Nur wegen des Geräusches?
Sein Gegner stieß einen Schrei aus und ehe Scott sichs versah, lag er auf dem Betonboden des Gefängnisses, während der Andere aufstand und einen Schritt auf die Mauer zutrat.

Das Geräusch war in der Zeit noch näher gekommen und über das inzwischen schon unerträgliche Heulen wurde nun das noch unerträglichere Heulen einer Alarmsirene hörbar. Zu diesem Moment wurde auch dem Dümmsten klar: Hier war ein Ausbruch im Gange.
Auf den Gefängnismauern brachten Polizisten ihre Gewehre in Stellung und Schüsse wurden hörbar. Doch man schoss nicht auf sie, die Gefangenen, man schoss auf das, was auch immer da von draußen auf das Gefängnis zurasen mochte.

Einer der Wächter trat an den Mann heran, gegen den er gerade noch gekämpft hatte und machte Anstalten, ihn in den Zellenblock lotsen zu wollen – doch mit den Worten „Du kleine Wanze“ verpasste der Typ dem Wächter einen Schlag, der ihn zu Boden gehen ließ, als plötzlich etwas gegen und dann durch die Wand krachte.

Scott glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Da kam eine gigantische Zugmaschine auf ihn zu, drehte und hielt nun auf den Typen zu, gegen den er gekämpft hatte. Erst nachdem der Spuk vorbei war und sie alle in ihren Zellen saßen, fragte er einen der Wärter, was das denn gewesen sei.
„Hast Du das nicht mitbekommen?“, fragte der Wärter und schaute ihn bedeutungsschwer an: „Garthe Knight ist aus dem Gefängnis entkommen.“



So oder so ähnlich stellte sich Cal diese Szene aus der für ihn legendären Knight Rider Folge „Goliath kehrt zurück“ vor. Die Sequenz hatte ihn damals in ihren Bann gezogen – nicht wegen der Kerle, aber dieses eine Bild, das er seit dem immer wieder versuchte, zu finden, hatte ihn fasziniert. Er war sicher, dass es diese kurze Szene gab, in der der Truck Goliath, der Garthe Knight aus dem Gefängnis befreien sollte, zuerst von einer staubigen Seitenstraße auf die Straße fuhr, die auf das Gefängnis zu führte.
Dessen war er sich sicher und darauf würde er Stein und Bein schwören.

Und so, wie damals, wie er schon wusste, dass dieser Punkt, der später Goliath werden sollte, Ärger bedeutete, wusste er, dass dieses Geräusch, das in der Luft lag, nicht gut war. Kurz blickte er sich um, eilte zur Palastmauer und versuchte, sie emporzukraxeln.
„Kann ich Ihnen helfen?“, sprach plötzlich eine vornehme Stimme – die Stimme des Genie – und Cal spürte, wie man ihn am Hemdkragen griff und auf der Mauer absetzte.
„Danke, genie.“, grinste der Kommandant und blickte dann in die Ferne.
Sein Grinsen verschwand, als er diesen grell blinkenden Lichtpunkt sah, der aus der Ferne in einer imaginären Linie gerade auf sie zuhielt.
„Goliath.“, murmelte Cal, ehe er sich im Geiste korrigierte, in den Palasthof blickte und die Hände zum Trichter formte.
„ER KOMMT!“, schrie er,  „MECHANIKLES KOMMT!“
Okay – eigentlich war es einfach. Er musste nur zwei Sachen erledigen. Erstens – er musste an seinen Phaser kommen und zweitens musste er hier herunter kommen.
Kurz blickte er sich um, als ihn die Realisation traf: Wie kam er hier herunter?
 TBC   

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 23.06.14, 18:07
 Kapitel 8.4

Jasmin riss ihren Kopf hoch, als sie sie Stimme des Prinzen Doktor hörte. Mechanikles kam tatsächlich – und so, wie die Dinge lagen, so wie sie sich an die bisherigen Konfrontationen mit dem griechischen Erfinder erinnerte, würde es vermutlich alles andere als einfach werden.
Sie seufzte leise, ehe sie losrannte und versuchte, auf die Mauer zu kommen. Sie wusste, dass es da diese eine Rosenranke gab, die sie selbst gerne und oft hochgeklettert war. Hoffentlich hatte Razul sie nicht, in einem Anfall von Arbeitswut, entfernt.
Ihre Füße hämmerten auf den Boden, als sie ihr Tempo steigerte und dann sah sie zufrieden, dass die Ranke doch noch vorhanden war. Schnell und behende griff sie nach ihr und spannte ihre Muskeln an, um sich hoch zu ziehen. Dass Prinzessin Song und Prinzessin Theti ihrem Beispiel folgten, überraschte sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.  Binnen weniger Sekunden war sie auf der Anhöhe, balancierte die Mauer entlang, bis sie bei Prinz Doktor angelangt war und nickte ihm zu.
Interessanter weise schien er wenig überrascht.
Stattdessen lächelte er leise, zwinkerte und streckte dann seinen Arm aus, um in die Richtung zu zeigen, in der er glaubte, etwas gesehen zu haben.

Tatsächlich. Da, in der Ferne der Wüste, gleißte kurzzeitig etwas auf, wie ein Spiegel, der das Sonnenlicht reflektierte. Was auch immer sich der Wissenschaftler ausgedacht hatte, es war vermutlich – wie immer – metallisch. Sie blickte zu ihren beiden Kolleginnen und sah – zu ihrer Überraschung .- zwei sehr unterschiedliche Reaktionen.
Prinzessin Theti aus Theben: Sorge
Prinzessin River Agatha Song Silverbird aus Fiktivistien: kämpferische Ruhe.
Sie selbst merkte, wie eine Woge der Zuversicht ihr Bewusstsein traf. Sie konnten es schaffen – natürlich. Schließlich waren sie Prinzessinnen. Und sie wusste nicht, wie es bei ihren beiden Amtskolleginnen aussah, aber sie selbst hatte schon sehr früh darauf bestanden, zumindest grundlegende Kampfmanöver zu erlernen, um sich im Notfall zu verteidigen. Und entgegen der Befürchtung ihres Vaters hatte sie zwar das nötige Wissen erworben, war jedoch nicht weniger weiblich und vor allem weniger treusorgend geworden.
Wobei sie sich bei Prinzessin Song-Silverbird  sicher wahr, dass sie ebenfalls ein solches Training durchlaufen hatte. Prinz Doktor neben ihr räusperte sich und sie blickte ihn an: „Ja, mein Prinz?“
Die braunen Augen des royalen Mannes trafen sie und sie sah tatsächliche Sorge in ihnen. Sorge um sie, Sorge um den Palast, Sorge um seine Frau und Sorge um Agrabah. „Warten wir auf eine Extra-Einladung oder wollen wir die Bevölkerung gar nicht evakuieren?“
Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, legte ihm beide Hände auf je eine Schulter und zwinkerte ihm zu: „Keine Sorge, darum wird sich gekümmert.“
Und tatsächlich – kaum, das sie dies gesagt hatte, wurde die Luft von einem röhrenden Geräusch erfüllt, das seine Quelle keine 10 Meter hinter ihnen hatte.
Erschrocken wirbelte Prinz Doktor herum, verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe die Mauer heruntergefallen, wenn Jasmin und Theti nicht schnell reagiert und ihn festgehalten hätten.
„Woa!“, machte der Prinz und man konnte ihm ansehen, dass auf ihn genau der selbe Gemütszustand zutraf, wie auf die Prinzessinnen – er war zu Tode erschrocken.
„Ja, pass auf, Cal“, hörte Jasmin die Stimme der rothaarigen Prinzessin Song-Silverbird neben sich, die neben Panik und Sorge nun auch noch echte Wut zeigte: „Was meinst Du, was passiert wäre, wenn Du die Mauer heruntergesegelt wärest?“
„Vielleicht wär ich ja als Mauersegler wiedergeboren worden.“, schnappte der Mann und schaute die drei Prinzessinnen an.
Dankbarkeit stand in seinen Augen. „Uff.“, machte er und sagte dann ein Wort, das so ähnlich wie „Tendjubeerenmatsch“ klang. Tendjubeeren? Wie lange ist das her, seit sie diese kleinen, blauen Köstlichkeiten das letzte Mal gegessen hatte?
Nein – sie wollte sich gerade nicht daran erinnern, dass es Tendjubeeren, eine Delikatesse aus den sanften, grünen Hügeln, die sich an die Hochebene des siebten Wüstenreiches anschlossen, das letzte Mal gegeben hatte, kurz bevor ihre Mutter…
Sie spührte, wie Tränen in ihre Augen stiegen und wie sie den Kopf schütteln musste, um wieder zu Verstand zu kommen.
„Hast Du ja toll hingekriegt, Cal.“, zischte Prinzessin Song-Silverbird und man konnte die Verblüffung in Prinz Doktors Stimme wirklich hören: „Ja – ich hätte daran denken können, dass Englisch noch nicht die große Weltsprache ist.“
Dann spührte sie die im Vergleich zu ihren beinahe prankengleichen Hände des Prinzen auf ihren Oberarmen und als sie den Blick hob, sah sie wieder in seine braunen Augen, die zerknirscht dreinblickten: „Erm… ich weiß nicht, was ich gesagt habe, aber… es kommt nicht wieder vor. Ich wollte mich eigentlich bedanken, also ‚Danke vielmals’ sagen, aber irgendwie muss das wohl falsch rübergekommen sein.“
„Schon gut.“, hauchte Jasmin. Er konnte ja nicht wissen, was dieses Wort für sie bedeutete.
Erneut dröhnte ein Gongschlag und dieses Mal hielt sich der Prinz tatsächlich fest, ehe er verblüfft zu ihr blickte. „Was zum Henker ist das?“

Was auch immer Jasmin vorher durchgemacht haben musste – und Agatha erkannte subtiles Mimenspiel, wenn sie es sah – schien nun wieder von ihr abzufallen, denn sie wischte sich einmal mit dem Handrücken über die Augen, so als wolle sie Tränen wegwischen und lächelte dann mit kämpferischer Siegesgewissheit in ihre Richtung: „Das, Prinz Doktor, ist der Evakuierungsgong.“
Damit deutete sie auf die Stadt und Agatha konnte tatsächlich sehen, wie etliche Passanten ihre Güter stehen ließen und in die Häuser eilten.
Jetzt könnte man bösartig sein und festhalten, dass es vermutlich nichts bringen würde, aber es war besser, die Moral hoch zu halten.
Und dann war es der XO zum ersten Mal möglich, einen genaueren Blick auf das angreifende „Ding“ zu werfen. Zwar hörte sie förmlich die Sicherheitsaufzeichnung aus dem Transporterraum der neu-ausgerüsteten ENTERPRISE NCC 1701, in der Doktor Leonard „Pille“ McCoy seinen alten Freund Admiral James Tiberius Kirk fragte „Wieso wird eigentlich alles, was wir nicht kennen, als Ding bezeichnet“, könnte aber im Fall einer ähnlichen Frage keine andere Antwort geben, als sie der Admiral gegeben hatte: „So ist es halt.“
Wobei – hier war es anders. Das „Gefährt“, dessen Mechanikles sich bediente, war ein gigantischer Skorpion.

Wenn sich Cal jemals, seid er mit Agatha verheiratet war, gewünscht hatte, eine andere Frau neben sich zu haben, dann war es jetzt. Und wenn auch nur aus dem einfachen Grund, dass es Ran Sato wäre, die vermutlich gerade jetzt von ihrem Ur-ur-ur-ur-Opa erzählen würde – dem Geheimagenten. Er erinnerte sich, dass Ran ihm gerne die Geschichte erzählt hatte, wie einer ihrer Ahnen im Amerika der 1980er sein Geld als Spielwarendesigner verdiente. Aber im ehrenamtlichen Nebenberuf  war er Lastwagenfahrer – und nicht nur irgendein Lastwagenfahrer, er fuhr, laut Ran seinerzeit den berühmten Rhino, der eines der Fahrzeuge des Mobile Armored Strike Kommand war und zwischen den Einsätzen im M.A.S.K.-Hauptquartier „Boulder Hill“ geparkt war.
Nachdem in den 90ern die Organisation V.E.N.O.M (Vicious Evil Network of Mayhem) besiegt worden war (obwohl einige Quellen behaupteten, dass einige Teile dieses kriminellen Syndikates die Auflösung ihres Vereines überdauert hatten), wurde das Hauptquartier der M.A.S.K im Boulder Hill zur Touristenattraktion und seine Helden wurden weltweit bekannt.
Einer dieser Helden war Bruce Sato und er war Teil einer stolzen Ahnenreihe, die nicht nur die Kommunikationsoffizierin der ENTERPRISE NX-01, Hoshi Sato, hervorbrachte, sondern auch Miwako Sato, eine der besten Polizistinnen im Tokyoter Stadtteil Edogawa, damals, in den Zeiten nach der Jahrtausendwende.
Dieser Ahnenreihe entsprang auch Ran Sato und sie würde sich vermutlich mit den Worten „Skorpion? Das ist ne schlechte Gute-Nacht-Geschichte“ äußern.
Wenn Cal so darüber nachdachte, wäre das vermutlich der einzige Beitrag gewesen, den Agatha nicht von sich hätte geben können. So blickte er auf das in der Ferne aufragende Ungetüm und sagte diesen Satz mit äußerster Überzeugung.
Und als er ihn ausgesprochen hatte, bemerkte er, dass seine Mitkombatantinnen ihn ein wenig sparsam anblickten.
„Wieso ‚Gute-Nacht-Geschichte’?“, fragte Jasmin und blickte ihn an: „Wir haben helligten Tag.“

„Das ist unerheblich“, meldete sich in diesem Moment Prinzessin Theti. Und sie fand, dass sie Recht hatte. In den letzten Jahren, in denen sie sich an ihren Freund, den Fischer Papyrus angenähert hatte, waren sie beide in genug Katastrophen verstrickt gewesen. Sie wusste, dass es hier um mehr ging, als nur um merkwürdige Redewendungsanwendungen. Sie hatten ein dringendes Problem – ein großer, metallischer Skorpion näherte sich ihnen und sie mussten versuchen, ihn zu stoppen. Ob das „Schwert des Horus“ gegen diese mechanische Kreatur bestehen konnte? Sie wusste es nicht, sah aber, wie Papyrus sein Schwert griff und es in Stellung brachte.
Eigentlich sollte man es nicht für möglich halten – sie waren hier, um diplomatische Beziehungen einzugehen, eine Handelsroute festzulegen und nun waren sie hier – mal wieder in einen Kampf um einen Palast gefangen. Es war ja nicht das erste Mal, dass ihnen so etwas wiederfahren wäre, aber normalerweise geschah es im Reich der beiden Länder. Ob der Seth, der Herr von Omboss, den sie beide zu bekämpfen suchten, um Horus, den Falkengott zu befreien, seinen Einflussbereich selbst ins ferne Agrabah ausstreckte? Warum nicht, schließlich hatte er seine Jünger überall – sogar auf Kreta hatte es eine Begegnung gegeben.
Vielleicht war dieser Mechanikles ja ebenfalls ein Jünger Seths. Sie warf einen Blick zu Papyrus, der sie abwartend ansah.
Sanft schüttelte sie den Kopf. Noch nicht.

Und dann hörten sie alle das Geräusch.
Zuerst klang es wie eine Substanz, die man später als „Knäckebrot“ kennen würde, dann wurde es lauter und steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Rumpeln.
Jasmin war sich sicher, dass nicht nur ihr Gesichtsausdruck entsetzt war, als sie sahen, wie am Stadteingang ein Haus in sich zusammenfiel.
Sie merkte, wie ihr Herz schneller schlug und hoffte, dass Aladdin sich beeilte. Wenn der Metallskorpion sich weiter dem Palast näherte, würde er Chaos und Vernichtung über die Stadt bringen. Plötzlich hielt der Skorpion inne.

Würde man das Gefährt nun mit einem tatsächlichen Tier vergleichen, würde man sagen, dass die Kieferklauen unter großer Dampf- und Geräuschentwicklung auseinanderglitten und etwas aus ihm herausschoss. Dabei handelte es sich um einen kleinen Zylinder, etwa Zwei Meter in der Länge und einen Meter dreißig in der Breite messend. Das Ding feuerte seinerseits Dampf ab, um die Landung weicher zu machen und schlidderte bis ans Tor des Palastes.
Dann öffnete sich der Zylinder und eine Person entstieg ihm.
„Warum eine Ausflugskapsel, höre ich die Leute fragen. Darauf antworte ich: „Warum nicht?“, sagte sie, ehe sie ihre Tunika betrachtete.
„Oh, ich bin ja ganz verknittert.“
Dann stoppte die Person, warf einen Blick gen Himmel und nun konnte man die beeindruckende Halbglatze, die zur Seite gezwirbelten, langen Haare und das Monokel erkennen.

Cal warf einen kurzen Blick über die Mauer, zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und wandte sich an Agatha: „Das is also Mechanikles? Erinnert mich eher an einen deiner Vorfahren. Wie hieß er gleich? Der hatte auch eine ähnliche Frisur, ein Kabarett-Theater in Aschaffenburg und…“
Der Captain stockte, als er Jasmins Blick bemerkte. Oha, den kannte er. Vermutlich würde sie sich zu einer jugendlichen Dummheit hinreißen lassen. Als sie dann nach vorne trat, jeder Zoll ihres Körpers hochwohlgeborene Prinzessin und ihre Stimme erhob, war Cal verblüfft.
„Mechanikles! Als Tochter des Sultans und damit stellvertretende Gebieterin über die agrabahische Armee, befehle ich Dir, dich zurückzuziehen.“
Die Blicke des Captain und er XO trafen sich, sie nickten einander zu, stumme Anerkennung in den Augen. Das war wirklich eine gute Einlassung, ein  „Verzieh dich oder trag die Konsequenzen“, aber nicht explizit und trotzdem weniger im Disney-Style als Cal es vermutet hätte.
Doch die Rede der Prinzessin schien nun ihrerseits den Griechen nicht sonderlich zu beeindrucken.
„Interessant“, kam es von unten, nachdem er herzhaft und ausgiebig gegähnt hatte, „Ich mache dir einen Gegenvorschlag. Du begibst dich freiwillig in meine Gewalt, lässt dich von mir zu einem willenlosen Sklaven umbauen und tötest Aladdin und dann dich. Als Belohnung lass ich Agrabah in einem Stück.“
Erneut warfen sich Agatha und Cal einen Blick zu. Das klang nun überhaupt nicht mehr nach Disney. Dies schien auch Prinzessin Theti zu spüren, sie trat neben Jasmin und zog sie ein bißchen vom Mauervorsprung zurück, ehe sie einen Blick über selbigen warf.
„Unter der Order des Pharaos Mehrenre, dem Herrscher der beiden Länder, gebiete ich, Theti von Theben, Dir, von diesem Land abzulassen.“
Dann warfen sie und Jasmin Agatha einen Blick zu. Diese stockte, deutete auf sich, zuckte mit den Schultern und fügte sich in ihr Schicksal.
Sie trat an die Mauer: „Und mit der Macht des Landes von Fiktivistien gebe ich Dir die selbe Order.“
Unten lachte es höhnisch: „Ein Prinzessinnentreffen, wie niedlich. Backt ihr, kocht ihr und spielt Ihr Teeparty? Oder redet ihr darüber wie süüüüüüüüüüüüß doch der kleine Hofdiener ist und wie schön es mit Aladdin war?“
„Oh for crying out loud!“, kam es nun von Cal und er blickte den Erfinder an: “Es is ja eine Sache, dass Du Agrabah angreifst. Ich bin sicher, das steht in deinem Arbeitsvertrag. Es is auch verständlich, dass Du einen Groll gegen Al hast, aber wenn Du anfängst, das Disneyversum auseinander zu nehmen, dann is schluss mit Lustig!“
„Da kann ja jemand sprechen!“, grinste Mechanikles und Cal legte eine Hand auf die Hüfte, um nach dem Phaser zu tasten.
Dann stockte er und warf einen Blick zu Agatha: „Ähm, Schatz?“
„Vergiss es. Du hast Dich mit ihm angelegt, dann mach auch was dagegen.“, sagte sie knapp und Cal zuckte mit den Schultern: „Okay, warum nicht.“
Dann räusperte er sich: „Hör mal, Mechanikles. Was soll das eigentlich alles? Bist Du vertraglich zu Schandtaten verpflichtet? Oder hast Du heute einfach nur einen miesen Tag?“
„Wieso willst Du das wissen?“
„Nun, es gibt andere Möglichkeiten, die Du in Betracht ziehen könntest. Mach einen Gyrosstand auf, tanze Sirtaki, werde Philosoph oder kaufe griechische Staatsanleihen. In knapp – lass es mal 7012 Jahre sein – kann man die wirklich brauchen.“
Er stockte, als Agatha ihn anblickte: „Ernsthaft? Das is alles, was Du dir so ausdenken kannst? Stereotype und Staatsanleihen?“
Damit griff sie nach seinem Phaser und warf ihm die Waffe zu: „Hier, nimm das, da fährst Du besser mit.“
„Danke.“, grinste der Captain und schaute den Erfinder an: „Also – wie ist deine Antwort?“
„So!“, erwiderte Mechanikles und Cal merkte, wie ihn etwas mit voller Wucht traf. Er wurde von den Beinen gerissen, fiel von der Mauer und krachte auf den Boden – eingewickelt in ein Netz.
„Hat der mich gerade…“, setzte Cal an und stockte, als Jasmin, Theti und Agatha neben ihm landeten, ebenfalls eingewickelt wie die Rollbräten.
Der Captain blickte seine XO an: „Ich glaube, das war nicht sonderlich gut, oder?“
„Nein, nicht wirklich.“
Dann bebte der Boden.

 TBC mit Kapitel 9


  Kapitel 9 Einfach so?

Kapitel 9.1

Jasmin seufzte. Wenn es eine Situation war, die vollkommen stereotypisch war, dann war es diese. Sie lag – gefesselt – auf dem Boden, die Mordmaschine des wahnsinnigen Erfinders war auf dem Weg zu ihr und der Held ließ sich nirgends blicken. Dies alles waren Zutaten aus einem Klischee, das es noch gar nicht gab. Sie konnte ja nicht wissen, dass in Jahrtausenden die Menschen von einer „Damsel in Distress“-Situation sprechen würden. Aber auch sie erkannte, dass dies viel zu typisch war, um nicht bemerkt zu werden. Aber noch würde sie nicht aufgeben. Sie stemmte sich mit aller Macht gegen ihre Fesseln an, versuchte, sich zu befreien und wünschte sich in diesem Moment lange, scharf-gefeilte Fingernägel, mit denen sie die Seile vermutlich durchschneiden könnte. Theti neben ihr schien mehr Glück zu haben. Die hübsche Ägypterin brachte ihre Lippen vor eines der Seile und versuchte, es durchzubeißen.

Nach einigen Versuchen gelang dies sogar. Nun stemmte sie sich mit aller Kraft gegen die vorgeschädigten Fesseln und konnte sie nach einigen weitern Versuchen sogar sprengen. Jasmin blickte anerkennend zu ihr hinüber, was sie mit einem Nicken kommentierte. Dann eilte sie zum ihr entgegenkommenden Papyrus, wechselte einige Worte mit ihm, die Jasmin aufgrund der Entfernung und der fremden Sprache, die die Frau verwendete, nicht verstand. Doch Thetis Begleitung schien es verstanden zu haben, eilte mit enstschlossenem Gesichtsausdruck auf sie zu und – fand sich von Razul und seinen Wachen umstellt.
„Wohin willst Du, Jungchen?“, fragte der Hauptmann der Wachen.
Damit hatten die Wachmänner ihre Schwerter gezogen und hielten sie dem jungen Ägypter drohend vor die Nase.

„Razul!“
Dieser empörte Ausruf kam von Jasmin, die sich in diesem Moment aus der gefesselt-liegenden in die gefesselt-sitzende Position stemmte. Sie war sich sicher, dass ihre Augen vor Zorn funkelten, aber das ging nun wirklich nicht. Erstens gab es weitaus wichtigere und dringlichere Probleme, wie beispielsweise einen großen Skorpion, der durch die Stadt auf sie zu marschiert kam und auf seinem Weg alles verwüstete, was zu verwüsten war. Zweitens – was sollte die ägyptische Welt von ihnen denken, wenn sie erfahren würden, dass man einen ihrer Abgesandten mit einem Schwert bedroht hatte.
„Du lässt ihn jetzt sofort hier herüberkommen und uns mit seinem Schwert befreien!“, schimpfte sie. Dies schien Wirkung zu zeigen, als der stämmige Hauptmann der Wachen sein Schwert sinken ließ und beschämt zu Boden blickte.
Vielleicht war dies ein wenig zu extrem gewesen?
Jasmin veränderte ihre Stimmmodulation, so dass sie wieder wie die sanftmütige Prinzessin klang, die sie eigentlich war: „Razul, wir wissen, dass Du uns nur schützen willst. Aber es bringt nichts, wenn Du jeden angreifst, der sich uns nähert. Wenn Du dich nützlich machen willst, hindere Mechanikles daran, hier einzudringen. Ich weiß, dass Du das kannst.“
Es ist immer verblüffend, zu sehen, wie schnell Worte wirken können. Razul schien plötzlich weniger wie ein Schluck Wasser in der Kurve da zu stehen, vielmehr schien Kraft und Selbstvertrauen ihn zu durchströhmen. Er wandte sich an seine Mitstreiter.
„Los, dem zeigen wir es.“
Und mit gezogenen Schwertern eilten sie zum großen Massivholztor.
Lächelnd blickte Jasmin den dreien nach, als der Schatten Papyrus über ihr Gesicht fiel. Mit schnellen Hieben hatte der junge Fischer sie aus dem Netz befreit und machte sich dann daran, den anderen Beiden zu helfen. Und kaum, dass Prinz Doktor und Prinzessin Song befreit waren, eilten sie aufeinander zu, nahmen sich in die Arme und küssten sich inniglich.
Jasmin merkte, wie ihr Herz schmerzte. Es war ein süßer Schmerz, ein Gefühl, das sie am liebsten mit „Ach, wie niedlich!“ kommentiert hätte, ohne dabei dem „niedlich“ eine sarkastische Färbung zu geben. Es war tatsächlich „niedlich“, wie der Prinz und die Prinzessin einander umarmten und froh waren, dass sie in Sicherheit waren. Es erinnerte sie an sich und Aladdin.
Und wo sie gerade gedanklich bei ihm war, stellte sie sich die Frage „Wo beibt er?“
Dann hörte sie ein leises Rauschen und wirbelte herum, als sie von Prinz Doktor ein „Da!“ hörte.
Sie folgte seinem ausgestreckten Finger, der auf einen bestimmten, dunklen Punkt am Himmel deutete.
„Das ist ein Vogel.“, sagte sie und schüttelte den Kopf.

Cal grinste und Agatha sah das er grinste. Natürlich – Jasmin hatte ihm, ohne es zu wissen, eine perfekte Steilvorlage gegeben.
Ihr abschätziges „Das ist ein Vogel“ kommentierte Cal mit einem begeisterten „Es ist ein Flugzeug!“ und nun konnte Agatha nicht an sich halten und flüsterte ein „Das ist Superman“. Und während sie das tat, kam sie sich zwar unsäglich albern vor, aber irgendwie hatte sie Spaß. Es war eine besondere Art von Vergnügen, die in ihr pulste – sowas wie ein „Ich weiß, dass die Situation gerade komplett unlogisch ist, aber ich hab meinen Spaß!“. Ein bischen wie Rose in der Doctor Who Folge „Böser Wolf“, als sie sich plötzlich im Set von „Der Schwächste fliegt“ wiederfand auch nichts anderes tun konnte, als sinnlos und herzhaft zu giggeln. Die ganze Atmosphäre, der körnige Sand, den sie fühlte, der Geruch, der so schwer zu beschreiben war und der in der Luft hing, das alles sagte ihr, dass die Situation, so verrückt sie auch sein mochte, kein Traum, sondern Realität war. Sie befand sich in Agrahbah und obwohl sie mit diesem Fakt schon lange „to terms“ gekommen war, ihn also akzeptiert und verarbeitet hatte, war es einfach nur irre. Sie waren in einem Zeichentrickland und das, obwohl die Personen aus Fleisch und Blut bestanden und nicht gezeichnet wirkten.
Und dann sauste der Teppich im Tiefflug über sie hinweg.

Cal war gewillt, die Melodie des Batman-Films aus dem Jahr 1989 zu pfeiffen um die Stelle zu untermalen, an der der Batwing auf der 200-Jahr-Parade von Gotham aufgetaucht war, sich die Giftgas-versprühenden Ballons geschnappt und sie in der Ferne entsorgt hatte – nur um wiederzukehren und auf den Joker zuzufliegen. So war es auch hier. Der Captain war sich sicher, dass Aladdin im Tiefflug durch die Hauptstraße Agrabahs auf den Skorpion zufliegen würde, dann so knapp, dass kaum noch ein Blatt Papier zwischen Skorpionaussenhülle und Teppich passte, über den Skorpion gleiten und an einer besonders exponierten Stelle den Sandbeutel in den mechanischen Roboterskorpion fallen lassen würde. Dann würde er umdrehen und auf Mechanikles zufliegen, der ihn mit irgendeiner Art „Waffe“ abschießen würde.

Hoffentlich irrte er sich mit letzterem Plot.
Er nickte Papyrus und Agatha zu, eilte zum großen Tor, das von Razul und seinen Mannen bewacht wurde und schaute den Hauptmann an: „Gibt es irgendeine Möglichkeit, mir von der Situation ausserhalb der Mauern ein Bild zu machen?“
„Natürlich.“, sagte der Angesprochene, „Aber das würde bedeuten, dass Sie nach draußen müssten. Und das können wir momentan nicht zulassen.“
„Habt ihr keine Fenster?“
„Damit man einsteigen kann?“
Cal merkte, dass dies ein ziemlich gutes Argument war.
Was tun?

Aladdin grinste.
Dies würde relativ einfach werden, vielleicht gäbe es hier und da einige Komplikationen, aber eigentlich war er gut vorbereitet. Er flog in Bodenhöhe auf den großen, mechanischen Skorpion zu und hoffte, dass die großen Scheren ihn nicht erwischen würden. Aber selbst wenn – er hatte einige Asse in der Hinterhand. Gerade eben hatte er den Palast überflogen, erleichtert festgestellt, dass es Jasmin gut ging und war sich nun sicher, auch mit Mechanikles fertig werden zu können.
Würde er? Möglich wäre es auf jeden Fall, wobei man ihn nicht unterschätzen durfte. Gerade ob seines eher merkwürdigen Aussehens und seiner recht exzentrischen Lebenseinstellung, besonders was übertriebene Reinlichkeit anging, neigte man dazu, ihn als „nicht sonderlich gefährlich“ einzustufen. Das war aber ein Fehler. Der Mann war – das musste man ihm ohne weiteres lassen – ein mechanisches Genie und es würde Aladdin nicht überraschen, sollte der Name „Mechanikles“ ein einfacher Spitzname sein. Und Mechanikles hatte sich im Laufe ihrer Begegnungen als ein gefährlicher Gegner herausgestellt.
Im Zweifelsfall musste sich der junge Agrabahner eben auf seinen Intellekt und seine Straßenschläue verlassen.
Das Grinsen wich von Aladdins Gesichtszügen, als er zum zweiten Mal über den Skorpion flog und nach einer Stelle suchte, in die er seinen Sandbeutel werfen konnte, diese aber nicht fand.
Kurz warf er einen Blick zu Mechanikles, der immer noch vor den Toren des Palastes stand und schon eine Siegerpose angenommen hatte. Er wusste, dass dieser Skorpion nicht zu schlagen war.
Dann spannte sich von der Mauer des Palastes ein grellorange-roter Lichtstrahl zum Skorpion. Aladdin hatte dieses Wunder schon einmal gesehen – es kam aus dem merkwürdigen Ding, das Prinz Doktor sein Eigen nannte. Kurz traf der Strahl den Skorpion, dann war der Strahl erloschen, nur um wieder aufzuflammen, zu erlischen, erneut zu leuchten und wieder zu erlöschen.
Unter sich hörte er ein leises Geräusch, ein Klong , als ob ein…
Auf Aladdins Lippen legte sich ein Lächeln. Er blickte unter sich und sah, dass der Rücken des Skorpions ein veritables Loch aufwies.
Und vor dem Tor blickte Mechanikles ungläubig drein, stieß einen lauten Schrei aus, der verdächtig nach einem „NEIN!“ klang, dann ließ Aladdin den Sandbeutel in das Sinnere des Gefährtes fallen.
Es knirschte unschön – dann blieb der Skorpion stehen.
Teppich trug ihn zum Erfinder, er verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte den Griechen mit einem amüsierten Blick: „Das Spiel ist aus, Mechanikles.“

Auf der Mauer des Palastes atmete Cal beruhigt aus. Wie er es nun geschafft hatte, tatsächlich auf diese Anhöhe zu kommen, warum mehr als nur ein Rätsel, aber er war rechtzeitig gekommen, um zu sehen wie Aladdins Plan offenbar einige Schwierigkeiten hatte.

 Schnell blickte er nach unten, zu Agatha, die ihm zunickte, sich ebenfalls nach oben begab und dann ihren Tricorder zog. Es waren Momente wie diese, an denen er merkte, dass es seine Bestimmung war, mit dieser wunderschönen Rothaarigen zusammenzusein.
„Ich weiß was Du vorhast.“, murmelte sie, „und halte es für keine gute Idee.“
„Aber Du hilfst mir trotzdem?“
„Klar – was ist denn die Alternative? Agrabah draufgehen lassen? Nicht in einer Millionen Jahre.“
Damit legte sie sich neben ihn auf die Mauer und hielt ihren Blick auf den Tricorder gerichtet: „Der Skorpion ist aus normalem Metall gefertigt. Zwar reflektiert er das Sonnenlicht, aber wenn Du in einem präzisen Winkel schießt, dürfte der Strahl nicht zurückkommen.“
Cal zwinkerte ihr zu: „Präzise Winkel sind meine Spezialität.“
Damit griff er nach seinem Phaser und stellte ihn auf „Volle Stärke.“ Dies würde entweder den Skorpion komplett auflösen oder aber ein Loch in die Armierung fräsen.
Offenbar schien der Spruch mit den präzisen Winkeln Agatha nicht wirklich zu behagen, denn sie machte durch simples Augenrollen mehr als deutlich, dass sie der Meinung war, dass ihm ein bischen mehr Bescheidenheit besser zu Gesicht stünde.
Sie scannte.
„Am Besten triffst Du den Skorpion hier.“, sagte sie und hielt dem Captain den Tricorder unter die Nase. Cal grinste und entsicherte den Phaser. Nun musste er wirklich ruhig bleiben, hier war äußerste Präzision gefragt. Wenn er auch nur einen Millimeter von der Marke abwich, die er sich gedanklich gesetzt hatte, konnte das eventuell schwerwiegende Folgen haben. Der Captain atmete tief durch. Konnte er das schaffen?
Eigentlich hatte er bisher noch immer gut schießen können, aber… vielleicht war es gerade jetzt…
Er spürte, wie sein Atem immer schneller ging und wie die Hand, die den Phaser hielt, immer mehr ins Zittern geriet. Und dann fühlte er eine sanfte Berührung. Die wohlige Wärme, die von Agathas Hand ausging, breitete sich von seiner Schläfe aus, durchströhmte seinen Körper und ließ ihn noch einmal tief durchatmen. Dann zielte er und schoss.

Erleichtert musste er zugeben, dass die Treffer, die er dem Skorpion beigebracht hatte tatsächlich den zweit-gewünschten Effekt erzielt hatten und Aladdin eine Öffnung geschaffen hatten. Lieber wäre es ihm natürlich gewesen, wenn das Metallungetüm sich einfach aufgelöst hätte, aber – man konnte nicht alles haben. Und als Aladdin zu Mechanikles ging und das Spiel als beendet deklarierte, konnte sich Cal von seiner Position ein verwundertes „Na, dat ging aber schnell“ nicht verkneifen.

Es hätte gar nicht besser gehen können.
Mechanikles wurde von den Palastwachen abgeführt, der Skorpion stand vor der Stadt und wurde vermutlich in den nächsten Tagen von neugierigen Kindern als Spielplatz gute Verwendung finden. Wobei man vielleicht die sensiblen Teile wie eventuelle Waffensysteme vorher ausbauen sollte, so fand Jasmin. Aber an und für sich hätte es nicht besser gehen können. Oder irrte sie sich?
Irgendwas gefiel ihr nicht. Es war zu einfach. Vielleicht lag es daran, dass sie es gewöhnt war, dass Mechanikles auf Aladdins „Das Spiel ist aus“ eine clevere Antwort von sich gab und dann meistens verschwunden war und eigentlich hatte sie genau damit gerechnet. Vielleicht war es aber auch nur das Grinsen, das sie auf dem Gesicht des Griechen gesehen hatte, als man ihn an ihr vorbeigeführt hatte.
Das Spiel war nicht aus. Zumindest nicht mit Mechanikles.
Sie trat auf Aladdin zu, warf noch einmal einen nachdenklichen Blick auf den abgeführten Erfinder und lächelte ihm zu, um ihm dann in die Arme zu fallen.
Vielleicht war das Spiel nicht aus, aber es war auf jeden Fall pausiert.

Im Kerker des Palastes hatten Razul und seine Mannen den griechischen Erfinder an die Wand gefesselt. Er hatte keinen Widerstand geleistet, als sie seine Hände gehoben und dann mit schweren, eisernen Ketten an die Wand gebunden hatten, doch zu jeder Sekunde dieser Aktion war ein stilles, widerspenstiges Lächeln auf seinen Lippen zu sehen gewesen.
Kaum, dass die Wachen gegangen waren, ließ er seinen Kopf langsam gegen die Wand sinken, schloss die Augen und atmete tief durch.
Dann brach ein Lachen aus ihm empor.
Oh, diese niedlichen Bewohner Agrabahs – das Chaos würde noch sehr bald über sie hereinbrechen.

 TBC

 

 Kapitel 9.2

Cal hatte sich immer gefragt, was die Helden machten, nachdem der Bösewicht besiegt, das Monstrum tot oder die Prinzessin gerettet war. Was geschah mit den Charakteren, wenn der Abspann durchgelaufen war und der Film oder das Programm geendet hatte? Und allein an diesen Fragen merkt man, dass Realismus eine ziemlich öde Sache sein kann. Realistisch müsste man antworten: „Es passiert nicht mit den Charakteren, sie sind nicht real und sie werden es auch nie sein.“
Langweilig. Märchen hatten immer diesen schönen Satz „Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“  Himmel, selbst Asterix hatte noch den Anstand und einen kleinen Gag am Lagerfeuer zu gönnen, mit einem am Baum festgebundenen Troubardix und irgendeiner Art von „Wrap up“. In so manchen Filmen sah man dies nicht. Das ist halt der Nachteil einer klassischen Drei-Akt-Struktur, in der die Meisten Filme erzählt sind und die lediglich drei Akte kennen: Einleitung – Hauptteil – Schluss. Und noch nicht mal der Schluss ist in manchen dramaturgischen Erzählweisen ein solcher. Der Höhepunkt einer Geschichte, die nach diesem Muster erzählt wird, ereignet sich meist auf den letzten paar Minuten, nur um dann in eine schnelle Auflösung zu münden. Irgendwann kam ein cleverer Kerl mal auf die Idee, dass Filme genau so gemacht werden mussten und auch bei der Walt Disney’schen Aladdin-Verfilmung konnte man dies bemerken. Wirklich kritisch wird die ganze Sache ja erst, wenn Jaffar seinen Zug macht, den Papageien Iago die Lampe stehelen lässt und sich dann mit der Kraft des Genies zum mächtigen Zauberer emporschwingt. In einer schlecht erzählten Geschichte könnte man quasi alles von dem Moment, an dem man die Charaktere aufeinander hat treffen lassen, bis zu dem Moment, an dem der Bösewicht seinen Zug macht rausstreichen, man würde plotmäßig nichts verpassen.

Das wird dem einen oder anderen Leser / der einen oder anderen Leserin dieser Fanfiction ebenfalls bekannt vorkommen.

Cal, der zu diesem Zeitpunkt allerdings in Agrabah sitzt und nicht vor dem Computer, um diese Zeilen zu schreiben, kommt gedanklich nur bis zu der Feststellung, dass man in einigen Geschichten einen Zeitpunkt herausstreichen könnte. Hier, in der aktuellen Situation, in der er sich befand, hatte er allerdings das große Glück, das zu erleben, was im Film vermutlich schon ein Fall für die Endcredits wäre – die Feier, nachdem der Bösewicht besiegt wurde.
Und der Sultan hatte sich nicht lumpen lassen.
Der Captain der DRAGONFLY warf einen Blick auf die aufgetischten Leckereien, fragte sich, was davon er zuerst essen sollte und fand sich im nächsten Moment mit einem goldenen Kelch in der Hand wieder. Eine rote Flüssigkeit wurde eingeschenkt. Die Captainsnase nahm ihre Arbeit auf, roch ein buntes Potpourri an Aromen, unter ihnen Kirsche, Cassis und Vanille, probierte und verzog das Gesicht. Wein. Und dann noch ein sehr herbes Getränk.
Also musste er sich wieder an die Speisen halten, denn er bezweifelte, dass es in dieser Zeit schon Cola gab und selbst wenn, wollte er seine Gastgeber nicht in irgendwelche Verlegenheiten bringen. Also stellte er den Kelch vorsichtig an die Seite und betrachtete die aufgefahrenen Speisen.
„Interessant, was die Küche alles so hergibt, hm, Gathy?“, fragte er. Keine Antwort.
Verblüfft hob der Captain den Kopf, wandte sich um und fand die atemberaubende Figur seiner Frau, die mit dem Kelch bewaffnet an einer der Säulen lehnte und auf die Stadt Agrabah blickte.
Er trat zu ihr, schaute erst sie und dann die Stadt an und stellte fest, dass es inzwischen dunkel geworfen war. Das Wrack des Skorpions wurde gerade demontiert, Späher waren ausgeritten, um weitere Bedrohungen auszukundschaften und …
Silbernes Mondlicht fiel auf Agathas bloßgelegten Bauch.
Eigentlich war es egal, was um sie herum passierte, oder?
Cal hob seinen Blick, sah in ihre verzaubernden, grünen Augen und stellte fest, dass sie nicht nur in die Ferne reichten, sondern der gesamte Gesichtsausdruck seiner Frau melancholisch wirkte.
„Schatz?“, fragte er und sie blinzelte, schien sich in die Realität zurückzufinden und blickte ihn verblüfft an. Ein unsicheres Lächeln erschien auf ihren Lippen: „Hey, wo kommst Du denn her?“
„Von da.“, sagte Cal und deutete auf den Tisch mit den Köstlichkeiten der sieben Wüsten, „Der Sultan hat einiges aufgefahren – das solltest Du sehen.“
Die XO  machte ein kurzes „Mhm“, ehe dem Captain ihren Kelch in die Hand drückte, auf den Balkon trat und sich auf die Brüstung stützte. Cal folgte ihr, tat ihr fast alles gleich (zugegeben, das mit dem Kelch wäre ein wenig sinnfrei) und schaute ebenfalls in die Ferne.
Stille legte sich über die Beiden.

Zum selben Zeitpunkt standen zwei weitere Personen auf einem anderen Balkon und blickten auf den metallischen Skorpion, der im Mondlicht schimmerte.
Jasmin hob den Blick, als sie das leise Schnurren Rajahs hörte, der aus ihrem Zimmer über den großen Balkon auf sie zu kam.
Mit einem sanften „Na?“ auf den Lippen ging sie vor ihr in die Knie, streichelte den Kopf der Tigerdame und wandte sich dann zu Aladdin um: „Mir gefällt das alles nicht. Es ist zu… zu einfach.“
Der angesprochene Held drehte sich um und schenkte ihr ein Lächeln: „Meine liebe Prinzessin – was soll noch kommen? Wenn Mechanikles’s Plan darin bestand, Agrabah mit einem metallischen Riesenskorpion zu verwüsten, dann haben wir ihn gestoppt.“
Schon war Jasmin wieder auf den Beinen, blickte ihren Geliebten und Ehemann an und breitete die Arme fragend aus: „Aber – hat er nicht immer wieder bewiesen, dass er nicht nur einen, sondern gleich mehrere Pläne hat, für den Fall, dass sein Hauptplan nicht funktioniert?“
Und sie konnte an Aladdins Mimik feststellen, dass er darüber tatsächlich nachgedacht hatte.
Aha! Also war die Sache nicht nur ihr zu einfach. Doch die Miene des Abenteurers erhellte sich nach ein paar Sekunden wieder: „Er ist im Gefängnis. Wir haben ihn dieses Mal wirklich gefangen nehmen können. Wie will er aus dieser Lage wieder herauskommen?“
Jasmin musste zugeben, dass dies eine ziemlich logische Begründung war. Wie sollte er aus einer gesicherten Zelle wieder ausbrechen können? Und doch – nach dem was Aladdin ihr erzählt hatte, gab es einen geheimen Gang, der es gestattete aus eben jener Zelle entkommen zu können. Zwar hatte man sofort die besten Steinmetze Agrabahs darauf angesetzt, eben jene Fluchtmöglichkeit zu beseitigen, aber sie war sich sicher, dass es, wo es einen Geheimgang gab, noch andere geben musste. Das war ein Gesetz der Serie.
„Jas…“, setzte Aladdin in diesem Moment an, wie immer, wenn er glaubte, dass sie beiden ungestört waren. Er kam auf sie zu, nahm ihre zierliche Hand in Seine und schenkte ihr erneut ein Lächeln: „Wenn es dich beruhigt, können wir nachher einen Blick in die Zelle werfen.“

Auch hier konnte die Prinzessin nicht anders, als einzusehen, dass dieser Argumentationsgang eine gewisse Logik beinhaltete. Und vielleicht – aber auch nur vielleicht – übertrieb sie. Allerdings, wenn sie überlegte, dass sie die Schurkengalerie, mit der sie es im Laufe ihrer Abenteuer oft genug zu tun bekomkmen hatten, ziemlich gut kannte und weiterhin in Betracht zog, dass ja nicht nur ein wahnsinniger, griechischer Erfinder, sondern eine Katzengöttin, ein schwachsinniger Dieb und der ein oder andere wahnsinnige Zauberer in jener Galerie zu finden waren – irgendwie bezweifelte sie, dass sie übertrieb.

Und nun waren ja auch noch neben den zwei königlichen Gesandten, die sich ohnehin angekündigt hatten, diese beiden anderen Hochwohlgeboren aufgetaucht. Das Chaos würde nicht lange auf sich warten lassen, dessen war sie sich einfach sicher – es war wie ein schwerer, schwarzer Klumpen, der in ihrem Bauch lag und dort rumorte.

Dennoch – vielleicht konnte sie sich doch entspannen? Vater hatte die Feier ihnen zu Ehren gegeben und es wäre eigentlich eine Schande, diese Feier zu verschmähen. Und vielleicht übertrieb sie es wirklich.
Zwar sträubte sich ihr kompletter Verstand und ihr kompletter Körper gegen die Vorstellung, dass Mechanikles tatsächlich sicher in Gewahrsam war, aber sie konnte sich nicht helfen. Später würde sie nachsehen gehen – jetzt musste sie auf der Feier anwesend sein und Präsenz zeigen.
„Aladdin?“, leitete sie ein und als der Mann sie anblickte, lächelte sie sanft: „Geh schon mal vor – ich muss mich eben umziehen und folge dann.“

Papyrus betrachtete die angerichteten Köstlichkeiten und fragte sich, wer – bei Horus – das alles essen sollte. Die Palastküche hatte tatsächlich sehr schöne Speisen aufgefahren und er fand es schade, dass sein Magen schon nach zwei Gängen mehr als nur genug hatte. Was ihn aber mehr beschäftigte, war das Ding vor den Toren der Stadt und er fragte sich, warum sie nun feierten – sie könnten sich auch um diesen Skorpion kümmern, ihn demontieren und damit für alle sicher machen. Und wenn er auch nur den Hauch eines Funkens Menschenkenntnis besaß, so sah er, dass Theti ähnliche Gedanken durch den Kopf huschten. Das war doch eigentlich verrückt. Welchen Sinn hatte es, jetzt schon zu feiern? In seinen Augen war dies verfrüht.
Theti ließ ihren Satéspieß sinken, blickte zu Papyrus und trat auf ihn zu: „Du machst Dir auch Gedanken, oder?“
„Ja – wenn das alles zutrifft, was uns über Mechanikles erzählt wurde, dann würde ich vermuten, dass er einen Plan hat, um hier herauszukommen.“
Die Prinzessin nickte. „Ich sag dir was, mein kleiner Fischer. Wir werden uns nach der Feier mal in den Kerker begeben, um zu überprüfen, ob Mechanikles noch da ist.“
„Das klingt nach einer guten Idee.“, mischte sich in diesem Moment die Stimme des Mannes ein, den man nur „Prinz Doktor“ nannte. Er nahm sich ebenfalls einen, der auf dem Tisch dargebotenen Satéspieße und zuckte mit den Schultern: „Ich weiß auch nicht. Irgendwie is in der Party der Wurm drin.“
Und dann blickte er Theti an: „Sagen Sie, Prinzessin…“
Er stockte, schien etwas formulieren zu wollen, schüttelte dann den Kopf und schaute die Beiden wieder an: „Nicht weiter wichtig. Genießt die Feier.“
Damit wandte er sich um und ging zu seiner Prinzessin.
Papyrus und Theti blickten ihm nach.
„Ein sehr merkwürdiger Mensch“, stellte die ägyptische Thronfolgerin fest.
Papyrus nickte.

Cal erreichte die grübelnde XO wieder, hielt ihr den Satéspieß hin und lächelte: „Ohne Erdnusssoße. Ich weiß, die magst Du nicht.“
Sie wandte sich ihm kurz zu, lächelte für den Bruchteil einer Sekunde, hauchte ein „Danke“, ehe sie den Spieß nahm und ins Fleisch biss. Dann starrte sie wieder in die Dunkelheit, die der Nachthimmel über Agrabah war.
Einige Sekunden hüllte die Nachtruhe sie in Schweigen. Agrabah schlief den Schlaf der Gerechten, das Wetter war toll – was konnte man nicht mögen?
Der Captain seufzte behaglich, trat neben seine Frau und bettete seinen Kopf auf ihre Schulter.
„Heimweh?“, fragte er dann und wandte seinen Blick wieder ihr zu. Ihre grünen Augen leuchteten im Mondenschein und eine einzige Träne kullerte über ihre Wange.
Sie lächelte kurz und freudlos, ehe sie den Kopf schüttelte: „Nein. Ich bin zu Hause. Ich bin auf der Erde. Es ist eher ein ‚Zeitenheimweh’.“
Der Captain schluckte hart, ließ seinen Blick dann wieder über die Stadt schweifen: „Das kenne ich. Ich möchte auch am Liebsten wieder im 24. Jahrhundert sein. Besser jetzt als gleich. Zumal mich interessieren würde, ob es Adama und Konsorten in unsere Gegenwart geschafft haben.“
Agatha Silverbirds Körper versteifte sich, dann wandte sie sich ihm zu: „Du weißt, dass dies eigentlich deine Schuld ist? Wenn Du nicht versucht hättest, die Menschen vor den Zylonen zu retten, wäre das alles gar nicht passiert.“
„Wollen wir ernsthaft, jetzt, hier, unter dem schönsten Mondenschein über diese Hilfsaktion reden? Du weißt, dass ich dazu stehe?“
Seine XO holte Luft, atmete einmal durch und schaute ihn dann an: „Ja, aber deine Taten haben Konsequenzen. Ich weiß nicht – begreifst Du das nicht?“
„Was hätte ich machen sollen? Ignorieren, dass die Zylonen die GALACTICA beinahe aus dem All gepustet hätten? Ignorieren, dass sie ansonsten gestorben wären?“
Kurz stieß Agatha die Luft aus, so, als ob sie abfällig schnauben würde, warf die Arme in die Luft und wandte sich dann wieder dem Panorama zu.
Der Captain betrachtete sie und machte keine Anstalten, wegzugehen.
Und er konnte sehen, dass sie genervt war, denn sie schloss die Augen, atmete noch einmal tief durch, als müsse sie sich beherrschen, nicht zu explodieren. Dann widmete sie ihm ihre gesamte Aufmerksamkeit.
„Ich kann verstehen, warum Du das getan hast – aber ich hoffe, Du verstehst, dass es falsch war. Oder besser – wenn schon nicht falsch, dann wenigstens riskant.“
„Riskant ist eine Menge.“, stellte der Kommandant fest, trat auf sie zu und blickte sie an: „Und ich werde nie aufhören, riskante Sachen zu tun. Dafür bin ich der Captain. Und für sowas habe ich meine genau so wunderschöne, wie unglaublich clevere, XO.“
Damit zwinkerte er ihr zu: „Ich hab dich nicht nur wegen deiner roten Haare zu meiner Stellvertreterin gemacht.“
„Nein“, sagte sie und dieses Mal war das Lachen, dass aus ihrer Kehle emporstieg, nicht freudlos, „Weil ich die eigentlich richtigere Wahl gewesen wäre.“
Das Grinsen auf Cals Lippen hatte eine Nuance von Spott: „Oh, wie Du bescheiden bist, mein Liebling.“
Damit nahm er sie in den Arm und küsste sie.
Sie erwiderte den Kuss und stockte, als sie merkte, dass er nach dem Satéspieß griff.
„Mistkerl.“, grinste sie, „hast Du es nur auf diese Hühnerbrust abgesehen?“
„Darauf“, zwinkerte Cal ihr zu, „Antworte ich lieber nicht – am Ende wird’s noch NC-17.“
Ihr amüsiertes „Dummkopf“ konterte er mit einem amüsierten Zwinkern, ehe er mit dem Kopf Richtung Tisch nickte: „Wollen wir dann jetzt zur Party gehen? Oder machen wir nachher unsere eigene Feier?“
„Wie war das mit dem NC-17?“, kicherte Agatha und nahm ihn dann bei der Hand, um ihn zurück in den Bankettsaal zu führen.
Aladdin trat auf sie zu, grinste und fragte: „Ärger im Paradies?“
„Das Paradies ist wieder da.“, erwiderte Cal und stockte, als die Tür aufging und Prinzessin Jasmin hereinkam.
„Al“, sagte er dann, „Ich glaube, das solltest Du dir ansehen.“

Der junge, ehemalige Dieb drehte sich um und erstarrte.Seine Frau war ja in ihrer normalen Kleidungswahl schon wunderschön, aber nun schien sie das alles noch überbieten zu wollen. Offenbar hatte sie magische Hilfe vom Genie gehabt, denn dieses Kleid war ihm bisher nicht aufgefallen. In der Hauptsache war es rot, lang und an den richtigen, strategisch nicht unbedingt wichtigen Stellen, durchsichtig. Es verfügte über einen Schleier, der momentan offenstand und Aladdin konnte von sich mit Sicherheit behaupten, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Irgendwie schien auch Prinz Doktor elektrisiert und Aladdin fragte sich, woran das liegen mochte.

Cal stubste seine XO an, die kurz einen Blick auf die Frau warf und dann ebenfalls erstarrte.
Trug sie wirklich…
Sie wandte sich an Cal: „Schatz, träum ich oder wach ich?“
Der Captain schaute seine Frau wie betäubt an, blickte dann wieder zu Jasmin und sein Blick verlor sich im schimmernden Diadem, das ihre lange, zur kunstvollen Lockenpracht gesteckte, Frisur an Ort und Stelle hielt.
„Nein“, hauchte er, „Das ist tatsächlich einer.“
Aber wie kam er dahin?
Der Captain wusste es nicht, er wusste nur, dass der blaue Edelstein, welcher als Blickfang im Diadem zu finden war, vermutlich unter Schmucksammlern keinen großen Wert erzielen würde – wohl aber unter Ingenieuren der Sternenflotte.
Es war ein Dilithium-Kristall.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 24.06.14, 14:26
 Kapitel 9.3

Der Captain der DRAGONFLY betrachtete fasziniert, wie die blauen Reflexe, die der Dilithium-Kristall warf, über Haare und Haut der Prinzessin von Agrabah tanzten, ehe er verblüfft zu seiner XO blickte. Auch sie schien wie hypnotisiert von dem Widerschein zu sein und irgendwie überraschte es ihn nicht. Ein Gruß aus der Zukunft, hier in der Vergangenheit der Erde? Natürlich hatte es Dilithiumabbau auf der Erde gegeben – wie sonst hätte Zephrem Cochrane ansonsten zu seinem legendären Phönix-Flug aufbrechen können und Cal konnte sich schon vorstellen, dass der erste Kristall, der verwendet wurde, vorher ein eher unscheinbares Leben entweder als Schmuckstück oder aber im Schoß der Erde geführt hatte, aber hier in dieser Umgebung, dieser Disney-Fikation des Orients, die sich verblüffenderweise als relativ realistisch herausgestellt hatte, über einen Gegenstand zu stolpern, den sie vermutlich brauchen konnten, war etwas, das ihn mehr als nur überraschte.
Und wenn er ehrlich war – genau sowas konnte er jetzt brauchen.

Zumal er sich langsam, aber sicher fragte, wie er zu seinem Schiff kommen sollte. Bisher hatte es andere Prioritäten gegeben: Man hatte sich eine gewisse Identität aufbauen müssen, hatte zeigen müssen, wer man war, ohne zu zeigen, wer man war und man war – mehr oder weniger – gezwungen gewesen, mitzuspielen. Morgen allerdings, aber das hatte er Agatha erst später sagen wollen, wollte er sich auf den Weg in die lebensfeindliche Umgebung der Wüste machen, um die bruchgelandete DRAGONFLY zu finden. Zwar bezweifelte er, dass es leicht werden würde – andererseits war bekannterweise nichts, das sich lohnte, wirklich einfach.

Er trat auf die Prinzessin zu, schenkte ihr ein freundliches Lächeln, ehe er mit dem Kopf Richtung Kristall nickte.
„Das ist ein schönes Diadem, das sie da haben, Prinzessin.“, eröffnete er die Unterhaltung, was sie mit einem „Danke sehr“ beantwortete.
„Darf ich fragen, von wem Sie es haben?“
‚Neugierig sind wir so gar nicht.’, schoss es dem Captain durch den Kopf und er fragte sich, ob sie seine doch sehr intime Frage beantworten würde – doch dazu sollte es nicht kommen. Das laute Klatschen des Sulatns riss ihn in die Gegenwart zurück.

Es gab wenige Momente, in denen der Sultan tatsächlich „scheinen“ konnte, an denen er in der Lage war, zu zeigen, zu welchen wirklich großen Taten er fähig war. Jasmin selbst sah ihn als ihren Vater an, als jenen Mann, der ihr in all den Jahren als Freund, Mentor und Gegenspieler gleichermaßen gewesen war und den für den sie einfach unbändige töchterliche Liebe empfand. Der Gedanke, dass er eines Tages nicht mehr da wäre, um die Geschicke Agrabahs zu lenken oder um ihr Vater zu sein, machte sie immer wieder traurig. Und doch – es war eine Unabwendbarkeit. Noch war er allerdings der Sultan und die Momente, in denen er zeigen konnte, als welchem Holz er geschnitzt war, waren die, in denen er tatsächlich etwas zu tun bekam. Über das Königreich von Agrabah zu herrschen war etwas, das sich zwischenzeitlich sehr nach einem Prinzip ausnahm, das man heutzutage als „Stille-Post-Prinzip“ bezeichnen würde. So war die Palastwache eigentlich angewiesen gewesen, für Ordnung zu sorgen, was im Falle der Beziehung zwischen Aladdin und Razul seinerzeit zu sehr unschönen Szenen führte.

Hier konnte der Sultan jedoch zeigen, das er eigentlich ein guter Herrscher war. Er hob seine Stimme und begann dann, mit melodischer Stimme zu sprechen.
„Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Jasmin, mein lieber Schwiegersohn Aladdin. Zum zweihundersten Mal innerhalb von drei Jahren haben es mein Schwiegerson, seine Frau und ihre Freunde geschafft unsere schöne Stadt Agrabah vor Unheil zu bewahren. Dies ist ein besonderer Anlass, der nach einer weiteren Feier ruft. Ich danke euch, dass Ihr so zahlreich erschienen seid.“
Dann blickte er in die Runde, lächelte und deutete mit dem präzisen Timing eines Zeremonienmeisters auf die große Tür, durch die Aladdin seinerzeit auf dem Rücken des zu einem Elefanten transformierten Abu geritten war. Knarrend öffnete sie sich und gab den Blick auf mindestens ein gutes Dutzend Musikanten und Tänzerinnen und Tänzer frei.
Letztere hüpften mit anmutigen Schritten den Musikanten voran, die es sich nicht nehmen ließen, reißerische Rhythmen aus ihren Instrumenten klingen zu lassen.
„Die Festivitäten können hiermit beginnen.“, rief der Sultan und klatschte erneut in die Hände.

Seit wievielen Stunden sie nun auf den Beinen waren und ihre Körper den heißen Rhythmen überließen, die die Musikanten ihren Instrumenten entlockten, wusste der Captain nicht und es war ihm auch eigentlich egal. Entgegen seiner eher medioker-anmutenden Erfahrung im Nachtclub, die je nach Sichtweise erst stattfinden würde oder schon stattgefunden hatte, hatte er hier die Hände seiner XO gegriffen und sich den Klängen ergeben. Sie wirbelten einander übers Pakett, nahmen zwischendurch Blickkontakt zu den anderen Tänzerinnen und Tänzern auf, Cal sah das blaue Glitzern des Dilithiumkristalls und stellte in dem Moment, in dem Agatha sich an ihn schmiegte fest, dass es momentan egal war. Er ließ seine Hand über ihren Rücken gleiten, sah, wie sie erschlaffte und sich nach hinten sinken ließ, nur gehalten von seinen Armen – nach aussen hin mochte das wirklich unglaublich elegant und beinahe erotisch aussehen, Cal stellte nur fest, dass es faszinierend war, dass ein so leichter, stromlinienförmiger und zierlicher Körper dennoch eine gewisse Schwere aufweisen konnte, wenn er nur durch zehn Finger gehalten wurde, die an neuralgischen Punkten saßen und das Gewicht von 60 Kilo auf eine Fläche von ungefähr 15 x 22 Zentimetern  - also ungefähr der Größe eines Taschenkalenders – verteilt wurde.
Was war Cal froh, dass sie sich dann wieder nach vorne katapultierte und in seine Arme flog.
Andererseits war es ihm auch egal, denn wenn es Momente gab, die er genoß, dann waren es Momente wie solche.  Er lächelte, gab sich noch mehr Mühe, ließ ihren Luxuskörper noch einmal herumwirbeln und zog sie dann wieder zu sich, vollkommen verloren im Moment und vollkommen gebannt von ihren grünen, vor Leidenschaft funkelnden Augen.
Man sagte nicht umsonst, dass Tanzen der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens war – und selbst wenn der Spruch auch nur zu 10 Prozent zutreffen würde, war sich Cal bewusst, dass das Klischee verlangt hätte, dass danach mindestens eine Zigarette fällig gewesen wäre.
Das war aufgrund von drei Faktoren nicht der Fall. Erstens rauchte Cal nicht, zweitens rauchte Agatha nicht und drittens, selbst wenn, war sich der Sternenflottenoffizier nicht sicher, ob die Zigarette überhaupt schon erfunden war.

Und dann geschah es.
Der Raum verdunkelte sich komplett.
Nein, so kann man das nicht beschreiben.
Von der Tür des Bankettsaales schien – zunächst unbemerkt, wie Rauch, dann aber immer mehr sichtbar – Dunkelheit in den Raum zu tropfen.
Cal bemerkte sie, als sie, schlangengleich, an Agathas Fuß entlangglitt, was sie zu einem überraschten Keuchen animierte. Der Captain blickte seine XO überrascht an, die ihm zunickte und ihren Tricorder zog. Inzwischen verdichtete sich die Schwärze im Raum, was sowohl den Musikern, als auch den Tänzern, jegliche Lust am Fortfahren ihrer Profession und Darbietung nahm und dazu führte, das jeder im Raum die Schwärze gebannt beobachtete.
Der Captain fühlte, wie ein Schauer über seinen Rücken lief, aber nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben, wie sich jener Schauer dann aufbäumte und in sein Genick bohrte, nur um sich drei mal um seinen Kopf zu wickeln und dann von der Schwärze angesaugt zu werden.
Was war das denn?
Er erinnerte sich an einen Bericht, den er einmal gelesen hatte. Kirk. Die Totalität. War sie etwa in die Vergangenheit gereist und hatte…
Cal stockte, als er sah, wie die Schwärze zu einer perfekten Kugel wurde, die obsidian-schwarz schimmerte und vermutlich sogar so schwarz gewesen wäre, das man sich in ihr hätte spiegeln können. Diese Form hielt allerdings nur ein paar Sekunden an, ehe mit einem lauten, metallisch-kreischenden tsching   eine Art Enterhaken aus der Kugel in den Boden geschossen wurde und sich dort verankerte. Ein weiteres Tsching später war ein anderer Schwarzer-Kugel-Enterhaken in die Decke eingeschlagen und setzte sich dort fest.
Verblüfft warf der Captain einen Blick zu Agatha, die den Tricorder vor sich hielt und das Ding scannte. Dann ließ sie das Gerät sinken und schüttelte den Kopf. Agatha wusste anscheinend genau so wenig, was hier vor sich ging, wie alle anderen, die dem Geschehen wie gebannt und hypnotisiert folgten.
Dann stieß das Ding einen lauten, schrillen, ohrenbetäubenden und trommelfellzerreißenden Schrei aus, dem Stille folgte.

Jasmin nahm die Hände als Erste von den Ohren. Was auch immer das für ein Gegenstand war – sie war diesem Ding gegenüber zwigespalten. Einerseits bezweifelte sie, dass es wegen Mechanikles hier war. Dazu schien es zu wenig mechanisch, sondern wirkte auf eine gerade zu ekelerregende Art und Weise Organisch. Doch zu glauben, dass es sich bei der Gefangennahme des Griechen und dem Auftauchen dieses Gegenstandes um zwei Ereignisse handelte, die nichts miteinander zu tun hatten, erschien ihr ein wenig blauäugig. Zwar gab es Zufälle, aber diese beiden Gegebenheiten erschienen ihr dann doch zu un-zufällig, um nichts aufeinander bezogen zu sein.
Aber was war es? Irgendeine Waffe? Hatte der Grieche den Palast jetzt mit dieser schwarzen Kugel unter seine Kontrolle gebracht?
Wenn sie so darüber nachdachte, dass sie selbst einmal auf alles und jeden neidisch gewesen war, nur, weil einer von Mechanikles kleinen Käfern in ihr Haar gekrochen war und sie mit einem von El Fatal erbeuteten Psychosteinen unter seine Kontrolle gebracht hatte, konnte man die Fähigkeit des Wissenschaftlers und Erfinders, teuflische Waffen zu konstruieren, gar nicht genug betonen. Bestes Beispiel dafür war der Skorpion, der vor den Toren demontiert wurde.
Ob das Ding von dort gekommen war?
Ein lautes „Ihh, was ist das denn?“, das eine der Tänzerinnen von sich gab, erweckte ihre Aufmerksamkeit. Sie schaute zu ihr, folgte ihrem Blick und stellte fest, dass der ganze Boden inzwischen obsidianschwarz schimmerte. Was war das? Hatte diese Kugel den Boden manipuliert?`
„Ich kann mich nicht bewegen.“, stellte ein anderer Tänzer fest. Jasmin wandte sich um und sah, wie er versuchte, die Beine zu heben, aber vom Boden zurückgezogen wurde. Eine hauchdünne Schicht schwarzer Masse hielt ihn fest.
Sie wechselte einen besorgten Blick mit Aladdin und stellte fest, dass er sich verfluchte, gerade kein Schwert dabei zu haben.
Der in ihrer Nähe stehende Prinz Doktor versuchte ebenfalls, einen Schritt nach vorne zu machen, wurde aber vom Boden wieder in die normal stehende Position gezogen und murmelte ein „Das ist wie Kaugummi unter den Sohlen, nur tausendmal schlimmer“. Jasmin konnte dem nur zustimmen. Sie hatte von Harzen gehört, die genießbar waren und die man kauen konnte.
Und dann merkte sie, wie die Schwärze ihren Körper hochglitt. Erst einige Zentimeter, sodass ihre Füße im Boden zu stecken schienen, dann schleimte sie ihre durchtrainirten Beine empor, bis zur Hüfte. Kurz warf sei einen Blick rundherum und stellte fest, dass jeder im Saal in der Selben Zwickmühle steckte und dass diese Masse, was auch immer sie war, nicht sonderlich viel auf die Kunst zu geben schien, die ihre Lehrer ihr als „Physik“ vorgestellt hatten. Das gesamte Spektakel spielte sich im Saal ab, doch die Substanz floss nicht durch die großen Fenster nach draußen. Hier musste irgend ein Wille am Werk sein, irgendeine Magie, die den Schleim, die Substanz, die Schwärze, kontrollierte.
Prinz Doktor förderte den seltsamen Gegenstand zu Tage, mit dem er heute schon auf den Mann geschossen hatte, der sie vor dem Skorpion hatte warnen wollen und auf den Skorpion selbst. Erneut sandte das Ding einen Lichtstrahl aus, der die Schwarze Kugel in der Mitte traf. Die Energie, die in diesem Lichtstrahl steckte, wurde von der Kugel absorbiert und dann in die schwarze Masse gesandt, in der sie alle steckten. Jasmin spürte, wie sie von dem Licht im Bauch getroffen wurde, wie es sich ihre Muskeln hocharbeitete, ins Hirn vordrang und …

Aladdin spürte, wie er im Rücken getroffen wurde, wie sich irgendwas durch seinen Körper fras, Schmerzen verursachte und seine Sinne zu rauben drohte. Als der junge Mann aber sah, wie seine Frau schmerzerfüllt aufstöhnte, erst nach vorne sackte, um sich dann aufzubäumen und kurzzeitig nach hinten zu sinken, sodass ihr Zopf einen perfekten Bogen umschrieb, wurden Urkräfte in ihm wach. Mit einem lauten „JASMIN!“ machte er sich daran, aus der Masse herauszuspringen, doch anstatt, dass er dies schaffte, fiel er nach vorne in die Schwärze und…

Cal sah, wie die Energie, die er in die Kugel geschickt hatte, auf die Fläche umgeleitet wurde und auf ihn und alle anderen Gefangenen zuleckte. Die Tänzer und Musikanten schrien und erschlafften kurzzeitig, dann war die Energie bei ihm. Milisekunden, bevor sie ihn traf, wandte er seinen Blick zu Agatha, die ihm beruhigend zulächelte. Dann brandete die Energie gegen seine Neuronen – Schwärze folgte.

Genie wusste nicht, wie lange er sich daran gemacht hatte, die Demontage des Skorpions zu begleiten. Er wusste nur, dass seine halb-phänomenalen, fast kosmischen Kräfte dafür einfach gut geeignet waren. Und wenn man eine Arbeit erledigte, dann bitteschön mit Stil. Schnell hatte er sich, vor den Augen der Wachen, verwandelt, trug nun einen Bauarbeiterhelm, ein kariertes Hemd, eine blaue Latzhose und wandte sich an die Wachen: „Dann wollen wer ma, wa?“
Er liebte den Berliner Akzent, mochte es, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit einzusetzen, auch wenn Aladdin, Jasmin und auch Teppich nicht viel damit anzufangen wussten. Selbst Iago, seines Zeichens Papagei und weitgereist, war noch nicht zu diesem Flecken gekommen, den man später Deutschland nannte und hatte nie die berühmte „Berliner Schnauze“ hören dürfen – er selbst, der er mehr oder weniger ausserhalb von Raum und Zeit lebte, war da schon priviligierter gewesen.
Und wie er es liebte, mit Eden durch Raum und Zeit zu schweben. Aber das gehörte nicht hier her – auch nicht der Fakt, dass es ihn traurig machte, der einzige befreite Genie zu sein. Dafür, dass andere Flaschengeister weit weniger Glück hatten und von ihren Meisterinnen und Meistern nicht befreit worden waren – auch Eden war dies nicht vergönnt, wenngleich sie es mit ihrer jungen Meisterin eigentlich ganz gut getroffen hatte – konnten die Bewohner von Agrabah nichts.

Gut - bei Eden verstand er es. Sie konnte das junge Waisenmädchen Dhandi nicht einfach alleine lassen. Andere Flaschengeister hatten nicht soviel Glück und es verärgerte ihn und machte ihn traurig, dass nicht alle Menschen so verständnisvoll seiner Spezies gegenüber waren, wie Al.
Irgendwann würde er sich darum kümmern. Vielleicht müssten die Flaschengeister aus dem kollektiven Bewusstsein der Menschen verschwinden, vielleicht bestand die Möglichkeit, ein eigenes Kontinuum…
Aber das war ja Blödsinn.
Und es half nichts. Wenn Dhandi starb, wären er und Eden zwar zusammen, aber nur solange, wie niemand anderes die Flasche der schönen Flaschengeistin fand.
Manchmal gab es Tage, an denen er versucht war, die Bewohner von Agrabah ihrem Schicksal zu überlassen – aber nicht heute.
Lächelnd ließ er seine Magie spielen, zauberte einen großen Presslufthammer herbei und begann damit, den Metallskorpion, den Mechanikles gesandt hatte, zu traktieren. Dieser schien davon wenig begeistert zu sein.
„Hm, ein harter Gegner“, konstatierte der Flaschengeist, verwandelte seine Form und sagte: „Aber ich bin John Spartan. Ich bin der Demolition Man.“
Mit seine Magie beschwor er eine Pumpgun herauf – natürlich in der Genievariante, sprich lächerlich groß und blau – zielte auf den Skorpion und sagte, mit typisch, stallone-iger, schiefhängender Lippe: „Adrian!“
Dann schüttelte er den Kopf, verwandelte sich in ein Abbild von Arnold Schwarzenegger, sagte „ich meine natürlich“, ehe er in englisch-österreichischem Akzent ein „Asta la vista… baby“ von sich gab.
Er schoss – und auch dies schien den Skoropion wenig zu kümmern. Im Gegenteil. Die Magie des Flaschengeistes wurde von irgendetwas reflektiert, kam zu ihm zurück, wie ein großer Boxhandschuh, traf ihn und verwandelte ihn erneut – dieses Mal in Rocky, der gegen eine Wand taumelte und mit einem „Ich bin ausgezählt“ an ihr herabsank.
Wenn es nicht schon passiert ist,  merken die Leser an dieser Stelle, dass es einfacher ist, die visuellen Anspielungen, die der Genie zu bieten in der Lage ist, zeichnerisch darzustellen, als schriftlich festzuhalten. Aber das hat den Autor dieser Zeilen ja noch nie gestört.
Genau so wenig, wie der kleine Rückschlag den Genie störte, denn er war wieder auf den Beinen und begann, den Skorpion mit einem großen Vorschlaghammer zu bearbeiten.
So ging es den ganzen Abend.

Das laute Heulen, das seinen Ursprung im Palast hatte, schienen die Wachen besonders enervierend zu finden, die gingen in die Knie, pressten die Hände auf die Ohren und schrien. Genie hielt mitten in der Bewegung inne, der Hammer blieb genau über seinem Kopf stehen und ehe er Schaden anrichten konnte, verschwand er in einem Aufpuffen von Magie.
Fasziniert hob der Flaschengeist seinen Blick und sah, wie der Palast von Blitzen erhellt wurde.  „Da gucken wir doch lieber ma nach, wa?“, sprach er, immer noch im Berliner Duktus und hob ab, um auf den Palast zuzufliegen.
Kurz blickte er zu den Soldaten, die gerade wieder auf die Beine kamen und ihm zuwinkten.

Auf dem Balkon, der zum Thronsaal gehörte und der gerade zum Bankettsaal umgewandelt worden war, setzte nach ein Paar Sekunden Flug Genie auf, wobei er sich den Habitus von Iron Man zum Vorbild nahm – nur eben in Blau. Gut, Comic-Kenner würden jetzt sagen „Hey, passt doch, Tony ist doch meistens blau“ und würden sagen „Allegorie zur wirklich guten Story ‚Demon in the Bottle’?“. Hierzu könnte ich natürlich sagen „Ja, klar“, aber das wäre gelogen. Es ist einfach Genies Interpretation von Tony Stark. Mit langen, kraftvollen Schritten trat er auf die großen Fenster zu und stockte, als er sah, dass der komplette Raum bis zur Decke mit einem schwarzen „Schleim“ gefüllt war. Plötzlich veränderte sich etwas – als wollte eine geheimnisvolle Macht Genie einen Einblick gewähren, hellte sich der Schleim auf, die undurchdringliche Schwärze wich einer Klarheit, sodass er in den Saal spähen konnte. Dort standen Menschen, wie Insekten im Bernstein, eingefroren in der Zeit.
Genie schluckte, als er die vertrauten Formen Aladdins und Jasmins erkannte, die ebenfalls gefangen schienen.
Genie verwandelte die Iron-Man-Rüstung erneut, ließ sie in einen Hammer metamorphieren, den er mit großer Wucht gegen die Masse schnellen ließ – was keinen Effekt zu zeitigen schien.
Was war hier los?
Der Flaschengeist spähte erneut in die Masse. Keiner der Eingesperrten hatte sich bewegt, was bedeutete, dass sie entweder tatsächlich in der Zeit eingefroren waren – oder er aber nur noch ihre Leichen sehen konnte.
War Al tot?
Er wusste es nicht, er hoffte nur, dass es nicht so war und sank an der Masse herab, um den Kopf in die Hände zu stützen.
Was konnte er tun?
 TBC

 Kapitel 9.4
Der Dschinn wusste nicht, wie lange er schon da gesessen hatte und darüber nachsann, welche Schritte möglich wären. Wenn er ehrlich war, interessierten ihn solche Kleinigkeiten auch nicht, er war nur daran interessiert, seine Freunde aus diesem Gefängnis befreien zu können. Es war magisch – soviel war dem Flaschengeist klar und bewusst, aber er wusste nicht, wie er die Magie, die hier im Spiel war, am Besten umgehen konnte. Die Wachen, deren polternde Schritte er wahrnahm, würden vermutlich auch nichts ausrichten können, aber er kannte Razul. Er würde es versuchen wollen, würde vermutlich sogar einen „Mutigen Vorstoß“ machen, entweder das Schwert gegen die Masse führen oder versuchen, sie mit der Hand zu berühren. Er kannte den Mann, der als Hauptmann der Wachen verantwortlich war, einfach zu gut. Und er kannte die Magie zu gut. Gut genug, um zu wissen, dass diese Aktion kein willkürliches Aufflackern magischer Energie war, sondern ein wohl kalkulierter Angriff.
‚Erinnerst Du dich noch daran, als der schlimmste Angriff gegen deine Freunde durch einen Comedy-Effekt von Dir, in der Regel ein einfaches ‚in Puzzle-Teile zerspringen’ abgewendet wurde?’, schoss es ihm durch den Kopf und er musste lächeln. Klar erinnerte er sich daran – das war doch erst gerade eben passiert.

Genie seufzte. Was konnte er tun?
Diese Frage hatte er sich mindestens ein halbes Dutzend Mal gestellt und jetzt, wo die Wachen auftauchten und Position bezogen, wusste er, dass die Situation sich bald sehr unschön entwickeln würde.
„Was ist hier passiert?“, hörte er die Stimme des Hauptmannes der Wachen, Razul. Die Antwort, die ihm auf der Zunge lag – ein „Das würde ich auch gerne wissen“ – schluckte er herunter und beschränkte sich auf ein „Ein magischer Angriff, den ich nicht abwenden konnte.“. Das traf zumindest zu. Razul schien das ebenfalls zu denken, steckte das Schwert, das er gezogen hatte, wieder in die Schlaufe seiner Pluderhose und betrachtete den Genie mit einem Gesichtsausdruck , den dieser schon lange nicht mehr gesehen hatte.
Es war wieder dieses „Frownen“, also das Verziehen des Gesichts, zu einer Miene des bloßen Mißtrauens. Genie konnte durchaus sehen, was im Kopf des Wachmannes vor sich ging, sah, dass Razul sich hauptsächlich zwei Sachen fragte und auf keine der beiden eine befriedigende Antwort wusste.
Frage 1) Wenn dieses Ding, das den Ballsaal umschließt, magisch ist, müsste dann Genie nicht zu einem Hauptverdächtigen werden?
Frage 2) Wenn dieses Ding, das den Ballsaal umschließt, magisch ist, müsste dann Genie nicht eigentlich helfen können?
Dem schloss sich die dritte Frage, ob man Genie überhaupt trauen konnte, an.
Kurz durchdachte Razul diese Fragen, kam dann zu dem für ihn absolut unbefriedigenden Ergebnis, dass er keine der Fragen beantworten konnte und auf sein Bauchgefühl angewiesen war.

Bei anderen Ermittlern mochte dies eine gute Nachricht sein, Razul hatte jedoch über den Zeitraum von knappen 3 Jahren herausgefunden, dass sein Bauchgefühl ihn zwischendurch ziemlich in die Irre führen konnte. Er seufzte. Was war nun die angemessene Wahl?
Konnte er…
Kurz stockte Razul – was überlegte er eigentlich? Wenn es darum ging, Sultanat und Sultan zu retten, war jedes Mittel recht. Er wandte sich an Genie, straffte seine Gestalt und blickte ihn ernst an. „Ich weiß nicht, ob ich Dir vertrauen kann, Flaschengeist.“, leitete er ein und betonte das Wort „Flaschengeist“, wie Genie fand, ziemlich unnötig-herablassend. Dann blickte er kurz zu Boden, schüttelte den Kopf und riss seinen Blick wieder hoch, sodass er dem Genie in die Augen blickte: „Du bist unser einziger Magier hier – und ich brauche einen guten Magier, um den Sultan zu befreien. Tu was du tun musst, ziehe hinzu, wen du hinzuziehen musst – ich gebe dir eine Woche und wenn der Sultan bis dahin nicht frei ist, probiere ich meinen eigenen Trick aus und der sieht vor, dass die Magie verschwindet, wenn der Genie tot ist.“

Der Flaschengeist schluckte. Das war eine vollkommen logische, nachvollziehbare Argumentation, die der Hauptmann der Wachen da hingelegt hatte und irgendwie konnte sich Genie ihr nicht entziehen. Er schaute zu Razul und nickte nur, ehe er sich auf den Weg machte, in der Zwischenwelt Fachliteratur zu wälzen.

Warten ist immer am Schlimmsten, wenn man dabei nur unproduktiv sein kann . Und einen Palast mit Leuten zu bewachen, von denen man nicht weiß, ob sie überhaupt noch leben oder schon tot sind, anstatt nach dem Schweinehund zu suchen, der die Leute im Palast in diese Situation gebracht hat, ist zwar mehr oder weniger nützlich, zehrt aber dennoch an den Nerven. Razul beobachtete, wie die Sonne langsam, unendlich langsam über den Horizont kroch. Er wünschte sich, in der Lage zu sein, etwas zu tun – und es war ihm, als hörte er die Stimme von Prinzessin Jasmin, die aufmunternd „Aber du tust doch etwas. Du passt auf uns auf“ gluckste. Es war ihm inzwischen klar, dass es sich hierbei einfach nur um eine Halluzination handelte, aber momentan war er über jedes Lob dankbar, auch wenn es nur eingebildet war.
Verdammt – was war geschehen? Er war doch nur kurz weg gewesen, hatte sich um seine Familie gekümmert und hatte den Arm um seine zierliche Frau gelegt, um ihr einen Kuss zu stehlen. Nicht einmal seine Untergebenen wussten, dass er Familie hatte – aber das war in Ordnung. Das Berufsleben und das Privatleben trennte er bevorzugterweise, so konnte es keine Komplikationen geben. Heute hatte er sich einmal ein paar Stunden gegönnt, um den Geburtstag seines ältesten Stammhalters zu feiern – und warum auch nicht? Der Skorpion war besiegt, der Erfinder saß im Gefängnis und die Feier war sowieso nicht für Seinesgleichen. Seine Stellvertreter würden ihn schon würdig bei der Wache vertreten – er hatte sie gut ausgebildet und hatte eigentlich bezweifelt, dass heute etwas passieren würde. Aber – so war es halt. Es hatte ihn nicht großartig verwundert.

Wenn nur nicht die Sonne so langsam wäre. Wenn er endlich von seinem Posten abrücken könnte und selbst investigativ werden. Aber nein – seine beiden Stellvertreter hatte er nach Hause geschickt, schließlich mussten sie die Spätschicht übernehmen – das bedeutete, dass er derjenige welche war. Er war derjenige, der auf dem Posten bleiben musste.

Das leise Klingeln hörte er dann, als es schon wieder weg war. Er fuhr herum und stockte, als er Genie sah, der ihn erschrocken anblickte.
„Ruhig Blut, Razul.“, sagte das magische Wesen und trat nun an das Magische Dings heran.
Die Waffe, die Razul gezogen hatte, blieb immer noch auf den Flaschengeist gerichtet, als dieser in die Knie ging und das – was immer es war – abklopfte.
Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich an den Hauptmann: „Razul, du kannst mich Köpfen, wenn Du willst, aber es ändert nichts an den Fakten. Alleine komme ich dagegen nicht an. Ich könnte noch zwei andere Zauberer herbeirufen, vielleicht können die ja helfen.“
„Du hast eine Woche Zeit.“, erläuterte Razul erneut, „Danach geht es dir schlecht.“
Und mit einem „Danke, sehr freundlich“ war der Genie verschwunden.
Und er blieb es – für eine ganze Stunde.

Dann erschien er wieder, kam aber nicht allein. In seiner Begleitung befand sich ein grüner Flaschengeist, der die Figur einer wunderschönen Frau hatte und die die Gelegenheit nutzte, sich umzusehen.
„Schön ist es hier.“, stellte sie fest.
Der Wächter seufzte. Noch mehr Dschinns? Das konnte noch lustig werden.

Raum und Zeit waren für Genie relativ. So nahm er zwar wahr, dass er für die Aussenwelt gerade einmal eine Stunde verschwunden war, aber er selbst hatte das Gefühl, als wäre er Tage unterwegs gewesen. Was er mehr oder weniger auch war. Eden zu finden, das war nicht schwer. Eden davon zu überzeugen, ihnen zu helfen, war auch kein großes Hinderniss gewesen. Mit ihr unterwegs zu sein, glich einem Traum und er war versucht, jede Millisekunde auszukosten, die er mit ihr verbrachte.
Edens wohlgeformte Beine nahmen Kontakt zum Boden auf, als sie kniete und ihr Ohr gegen das magische Feld presste. Sie blickte zu Genie empor, zuckte mit den Schultern, schüttelte mit dem Kopf und stand auf: „Frag mich etwas Leichteres. Ich glaube, es ist ein Chaos-Feld, aber ich bin mir nicht sicher. Vielleicht solltest Du einen weiteren Magier fragen.“
„hast Du wen im Auge?“; fragte der blaue Flaschengeist und sein grüner, weiblicher Gegenpart nickte: „Aber es wird dir nicht gefallen.“

Der junge Mann mit dem Turban blickte das magische Chaosfeld ungläubig an. Seine braunen Augen blitzten amüsiert auf, als er sich wieder umdrehte und sah, dass sich nichts geändert hatte. Diese tumben Gestalten, die sich der Sultan als „Wachen“ hielt, hatten ihre Schwerter immer noch auf ihn gerichtet.
Er wusste, dass es gerade jetzt unpraktisch wäre, einen entsprechenden Kommentar abzusondern, also räusperte er sich kurz und blickte zu Genie und Eden, die nebeneinander standen und sie sich an den großen Flaschengeist zu klammern schien.
„Da ist kein Durchkommen.“, erklärte er und hob seine Hände. Die linke, immer noch behandschuhte Hand legte sich auf eines der Schwerter und schob es zur Seite, dann trat er nach vorne, lächelte die Wachen an und sagte: „Wenn ihr mir die Schwerter nicht ganz so nahe ins Gesicht halten würdet, wäre ich euch sehr verbunden.“
Anschließend wandte er sich Genie zu: „So, ihr habt meine Meinung, jetzt will ich eure Gegenleistung haben. Ihr habt versprochen, dass ihr euch in meine Dienste stellt. Und ich habe genau die richtige Aufgabe für euch.“
Genie schien zu wachsen.
„Mogelrat!“, sagte er mit Schärfe und Empörung in der Stimme, „Du hast noch nicht einmal versucht, irgendetwas am magischen Feld zu machen.“
Der junge Zauberer lachte: „Ach? Meint Ihr im Ernst, dass, wenn ihr mit euren halb-phänomenalen, fast kosmischen Kräften gegen dieses Kraftfeld nicht ankommt, schaffe ich es?“
„Du bist ein Zauberer der schwarzen Magie!“, meldete sich nun Eden zu Wort, „Du verwendest Rituale, die wir aus ethischen Gründen nie anwenden würden.“
„Und das ist der Punkt, Herzchen.“, lachte der Magier, ehe er auf das Feld hinter sich deutete: „Dort ist viel mehr zu holen, als nur der Dienst zweier Genies an drei Tagen.“
„Und an was hast Du gedacht?“
Mogelrat wandte sich zu Razul um, hob beide Hände und lachte vergnügt: „Ein Geschäftsmann. Wie nett. Schön zu sehen, dass auch in einem so muskelbepackten Körper ein Rest von betriebswirtschaftlichem Sachverstand zu finden ist.“
Dann hob er beide Hände, ließ eine magische, grell-schimmernde Kugel erscheinen und begann, sie zu jonglieren: „Für mich ist es einfach. Ihr habt eine Nachfrage, ich habe ein Angebot. Ihr seid auf mich angewiesen, für mich dreht sich die Welt weiter, wenn Aladdin und seine Prinzessin mir nicht dauernd in die Quere kommen. Dass ich meinen ärgsten Rivalen aus diesem Schlamassel befreie, muss sich für mich lohnen und ihm wehtun.“
Damit wandte er sich an Genie: „Ich wünsche mir eure Dienstbarkeit – für einen längeren Zeitraum.“
„Und was heißt ‚länger’?“, knurrte Razul.
Das Lächeln auf Mogelrats Lippen wurde breiter: „Für immer.“

Razul atmete tief durch.
Er erinnerte sich daran, wie er als junger Frischling zur Wache kam und wie er auf den Schutz des Sultans vereidigt wurde. Dieser kam zuerst und wenn es einen Moment gab, an dem er erkannte, dass er – Razul – diese heilige Pflicht sträflich vernachlässigt hatte, dann war es der Moment, an dem dieses ganze Spektakel losgegangen war. Er durfte sich dieses Mal keine Pannen erlauben.
Er blickte zu den beiden Flaschengeistern, die einander schützend in die Arme nahmen und ihm zunickten.
Es war ein Verständnis über Stände, Rassen und die Logik der Magie hinweg.
Erneut atmete er durch, schloss seine Augen und widmete seine ganze Aufmerksamkeit wieder Mogelrat.
Und in diesen Augen sah er, dass Mogelrat wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Der Magier wusste, dass er die Dienste Genies und Edens in Anspruch nehmen konnte und er wusste, dass ihm – Razul – keine verdammte Wahl blieb. Er musste dieses Geschäft abschließen.
„Na gut“, sagte er, streckte die Hand aus, um sie Mogelrat zu reichen, als ein ohrenbetäubend-lauter Knall ertönte. Sein Ursprung war der Ballsaal und wenn er den Gesichtsausdruck des jungen Magiers richtig interpretierte, dann hatte Mogelrat mit diesem Knall nichts zu tun.
Verblüfft blickten die Wachen einander an, wirbelten dann herum und eilten zum Ballsaal, gefolgt von Mogelrat, dem Flaschengeistpärchen und Razul.

Als sie auf der Terrasse ankamen, von der aus eine Treppe zum Balkon des Sultans führte, ertönte ein weiterer, noch lauterer Knall, was dazu führte, dass Razuls Ohren klingelten und er sich taub fühlte. Ob dieser Zustand sich bald ändern würde, wusste er nicht und momentan war es ihm auch egal. Was auch immer dort passierte, es passierte nicht ohne Grund. Razul beschleunigte seine Schritte, als die Erde erbebte – sicherlich ein neuer Knall – und er nun sehen – oder besser: fühlen -  konnte, wie etwas aus den großen, türfreien Bogen, die vom Balkon zum Thron- und Ballsaal führten, eruptierte. Luft?
Er war gerade auf Höhe des Eingangs angekommen, als erneut Luft aus dem Raum gestoßen wurde. Und dann war die Geräuschkulisse wieder hörbar. Das Klingeln in Razul Augen war fort und er hörte, wie die Menschen in Agrabahs Straßen panisch aufschrien und davon rannten. Und dann glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Das „Feld“ – was immer es war – war fort. Aber das war nicht das Überraschende. Das sah er erst, als er näher kam. Denn das der Sultan einen Blick zur Decke warf, war schon ungewöhnlich – dass jeder andere der Anwesenden ebenfalls nach oben blickte, das war schon überraschender.
Neugierig warf er einen Blick nach oben und stockte. An der Decke des Thronsaals schwebte eine nachtschwarze Gewitterwolke, die von Blitzen durchzogen wurde. Mit viel Fantasie konnte man die Blitze sogar als Adern und die Wolke als Hirn betrachten.
Was war hier los?
Er wusste es nicht, er wusste aber, dass er keine Zeit zu verlieren hatte.
Mit einem schnellen Griff hatte er sein Schwert in der Hand und brüllte „ALLE MANN RAUS!“
Und kaum, das er das getan hatte, hörte er das Singen eines gezogenen Schwertes, spürte, wie Metall gegen Metall krachte und sah, wie Funken flogen. Überrascht riss er die Augen auf, als er sah, wie der Mann, den er als „Prinz Papyrus“ in den Palast gelassen hatte, sein goldenes Schwert erneut zum Angriff hob und auf ihn zustürmte.
Die nächste Überraschung war, dass der junge Mann zwar relativ zierlich war – man konnte auch „schmächtig“ sagen, aber dafür einen verdammt harten Angriff führte.
„Razul!“; hörte er die Stimme Edens und sah, wie sie auf Papyrus zuflog, um ihn festzuhalten, „Sieh! Seine Augen!“
Tatsächlich.
Er wusste nicht, welche Augenfarbe Papyrus normalerweise hatte – aber rot waren sie definitiv nicht.

 TBC

 Kapitel 9.5

Genie staunte nicht schlecht, als die Gesetze dessen, was später als „Physik“ bekannt werden würde, plötzlich auf den Kopf gestellt zu sein schienen. Er mochte Papyrus – wobei er sich fragte, ob man bei einer Person, die man gerade erst ein paar Tage kannte, tatsächlich von „mögen“ sprechen konnte – aber er kannte sich mit dieser ominösen Kraft, die „Physik“ genannt wurde aus. Rein theoretisch sollte Papyrus nicht in der Lage sein, auch nur den Hauch einer Chance gegen Razul zu haben. Genau das war aber der Fall. Sehr zur Überraschung des Letztgenannteren. Und dann, als er dachte, das es gar nicht mehr komplizierter werden konnte, hörte er Edens entsetztes Aufkeuchen. Er wandte sich ihr zu und sah, wie sie auf den Thronsaal deutete. Und dann erkannte er, warum Eden entsetzt aufgekeucht hatte. Aladdin, Jasmin, Prinz Doktor, Prinzessin Theti und Prinzessin Song hatten im Palast Stellung bezogen, verschränkten die Arme vor der Brust und blickten die anrückenden Soldaten mit leuchtend roten Augen an.

   

Wollten sich diese lächerlichen Urzeitmenschen tatsächlich mit ihnen anlegen? Wie albern war das denn? Hatten sie, die Sternenflottenoffiziere nicht genug unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage waren, gegen die Wachen von Agrabah anzugehen? Sie sollten nur kommen, er würde es ihnen schon zeigen.
Cal zog seinen Phaser, stellte ihn auf volle Stärke und legte auf Razul an.
Der Fettklos sollte ja nicht auf die Idee kommen, seinem Kumpel Papyrus auch nur ein Haar zu krümmen. Wo käme Cal denn da hin, wenn er dies gestattete? Die erste, temporale Direktive konnte ihn doch mal gern haben. SG-1 hatte er nicht retten können – und zwar wegen dieser ersten, temporalen Direktive. Wenn er Sam davon nichts erzählt hätte, hätte sie eventuell ihr Glück annehmen können und nicht diesen Tod finden müssen, den er wirklich niemandem wünschte.
„Fettklops!“, rief der Captain und richtete den Phaser auf Razul, „Lass die Finger von Papyurs, sonst geht es dir schlecht, hast Du verstanden?“
Aber entweder war Razul genau so blöd und brettern, wie Cal ihn einschätzte oder aber er gab nicht viel auf Befehle Anderer.
Kurz warf er einen Blick zum Sultan und dann zu Jasmin: „Ist es mit Razuls Gehorsam eigentlich immer so wenig weit her?“
Die Prinzessin blickte ihn an, zuckte mit den Schultern und sagte dann: „Keine Ahnung. Ich finde ihn nur schlichtweg nervig. Wenn Du dich seiner entledigen willst – bitte sehr. Dann lässt er vielleicht meinen Aladdin in Ruhe.“
„Echt?“, fragte der Captain und Jasmin nickte: „Klar, mach ruhig.“
Doch Cal schoss noch nicht, wandte sich erst zu Agatha, die ihn anblickte und mit den Schultern zuckte: „Nach all dem, was er uns angetan hat – tu dir keinen Zwang an.“
„Großartig.“, grinste Cal, riss seine Waffe hoch und schoss.


Vertraglich gesehen ist ein Dschinn dazu verpflichtet, die Wünsche seines Meisters – drei an der Zahl – zu erfüllen. Es gibt drei große Ausnahmen – so ist ein Flaschengeist nicht in der Lage, jemanden zu töten, jemanden per Magie in den Meister / die Meisterin verliebt zu machen oder jemanden von den Toten wieder auferstehen zu lassen. Alles andere ist mit dem, was Genie als „halb-phänomenale, fast kosmische Kräfte“ bezeichnet, durchaus zu erreichen und zu stemmen. Flaschengeister haben aber auch die Möglichkeit, ihre Meister/Meisterinnen vor Ungemach zu schützen, sei es durch die katastrophalen Folgen eines Wunsches oder vor anderen Dingen. Bei einem „normalen“ Flaschengeist geht dies allerdings nur über das Mittel eines weiteren Wunsches – ein Flaschengeist, der allerdings, wie Genie „frei“ ist und keinem Meister dient,  ist es allerdings auch möglich, dass er beschützt, wen er/sie seines/ihres Schutzes als würdig erachtet.
Und Flaschengeister haben schneller Reflexe.
So sah der Genie zwar, dass Cal den Abzug betätigte, bewegte sich aber schneller als das Licht, und warf sich vor Razul.

Und hier sehen wir den Unterschied zwischen normaler Physiologie und Flaschengeistphysiologie. Der Phaser war auf „volle Stärke“ eingestellt – sprich „volle Pulle“, alles was drin ist. Bei einem Standardphaser des Typs II, wie ihn beispielsweise Riker und Troi bei sich führten und der in der Föderation intern auf den Namen „Kobrakopf“ getauft worden war, ist die höchste Einstellung Stufe 16 – oder auch „Explosive Auflösungseffekte“. Auf einen menschlichen Körper – wie den von Razul – hätte dies verheerende Auswirkungen. Da noch Kinder zulesen könnten -  zusehen klingt in diesem Zusammenhang einfach komisch – und ob des ominösen Bildungsauftrages, den der Autor dieser Fanfictionreihe schon einmal als Notausgang gewählt hatte, steht hier nun nicht, wie genau diese verheerenden Auswirkungen aussehen mögen. Das können sich die Leser erstens selbst denken und zweitens muss man auch nicht alles schreiben. Es sollte ausreichen, festzuhalten, dass es ein unschönes optisches Ergebnis gewesen wäre.

Bei Genies Physiologie funktionierte es allerdings anders. Kaum, dass der Flaschengeist getroffen wurde, leuchtete sein kompletter, massiger, blauer Körper, fluoriszierend blau auf, Feuerwerkskörper schienen in seinem Inneren zu explodieren, er verwandelte sich kurzzeitig in einen Springbrunnen, ehe er seinen Körper in die normale Form zurückzwang und steif, wie ein Brett, nach hinten weggkippte, nur um von Eden am Aufprallen gehindert zu werden.
Die Gesichtszüge des blauen Flaschengeistes unterlagen ebenfalls einer Metamorphose. Ob er normalerweise einfach nur ausdruckslos dreinblickte, nachdachte oder gar las – es war immer eine Aura des Frohsinns um ihn herum wahrnehmbar. Ein Auge lachte immer, ein Mundwinkel zuckte immer verräterisch – doch nun, in diesem Moment, war sein Gesichtsausdruck ernst und beinahe eine Maske. Edens schaute auf ihren Freund herab, schluckte und richtete dann ihren Blick auf den Captain.
Dieser blickte sie herausfordernd an: „ Was denn, She-Hulk? Trauerst Du um Fantomas? Ich bitte dich, er hat sich sein Ende effektiv selbst ausgesucht.“
Damit hob er den Phaser erneut, richtete ihn auf sie, die schöne Flaschengeistin und lächelte:  Und wenn Du nicht genau so enden willst, verziehst Du dich besser dahin, wo du hergekommen bist.

Eden kochte.
Was bildete sich dieser kleine Mann ein? Genie – ihr Genie – war einer der mutigsten Dschinns gewesen, die sie je gesehen hatte. Er hatte sein Leben förmlich für Razul geopfert, damit dieser noch ein paar Sekunden gegen den besessenen Papyrus durchhalten konnte und auch wenn sie in den Augen dieses anderen Mannes sah, dass auch er unter dem Zauber von – was auch immer stand – er hatte ihren Freund erschossen.
Die Augen der Flaschengeistfrau verengten sich zu Schlitzen, sie metamorphierte ihren kurvenreichen Körper in einen Bogen, ihren Kopf in einen Pfeil, an dessen Spitze ein Boxhandschuh zu sehen war und schoss sich selbst auf den Mann ab.
Dieser schien – Millisekunden vorher – zu begreifen, was los war, schluckte einmal und sagte nur  „Oh … shit. .“
Dann kollidierten sie. Sie traf ihn frontal, sein Kinn, holte ihn von den Beinen und krachte mit ihm in die nächste Wand. Dann war der Zauber vorbei und wenn jemand anderes dies beschreiben müsste, würde er folgendes sagen: „Zwei Bewusstlose – oder stark benommene  - Personen lehnten an einer Wand.“

Die Bewusstlosigkeit der Dschinnfrau hielt nicht allzulange an, sie kam zu sich, schüttelte den Kopf und rappelte sich dann hoch. Kurz blickte sie zu dem jungen Mann, der nun ebenfalls blinzelte und sie aus braunen, verwirrten Augen anblickte.
„Was ist denn jetzt los?“, murmelte er, stand auf, taumelte und hielt sich an der Wand fest.
Eden musterte ihn genauer. Das konnte immerhin alles Masche sein – ein Trick, sie in Sicherheit zu lullen.
Doch der Mann stand auf, blickte auf das Ding in seiner Hand und hob eine Augenbraue: „Wann hab ich denn geschossen?“
Dann schien er sie zu realisieren, blinzelte und fragte: „Und seit wann bist du grün… und weiblich?“
So langsam, aber sicher bezweifelte sie, dass dies ein Trick war, aber sicher war sie sich nicht.
Lächelnd erhob sich der Mann, hielt ihr die Hand hin und sagte: „Wenn Sie nicht Genie sind, dann muss ich mich wohl vorstellen. Ich bin Cap…“
Abrupt hielt er inne, als müsse er sich zusammenreißen, etwas anderes zu sagen und schüttelte den Kopf: „Ich meine Doktor. Prinz Doktor. Aber meine Freunde nennen mich Cal.“
„Nicht Cap?“
Prinz Doktor Cal schüttelte den Kopf: „Nein, der kommt erst später. Und auch wenn wir hier den „star sprangled man with a plan“ gut gebrauchen könnten – ich bin nur ein Prinz.“
Erneut stockte er und schien sich des Chaos um sich herum bewusst zu werden.
Eden blickte ihn verblüfft an, als er den Kopf schieflegte und fragte: „Was zum Henker ist hier eigentlich los?“

Razul fand, dass dies entweder ein schlechter Scherz war, oder definitiv eine magische Sache. Vermutlich würden er und Papyrus nie wirklich gute Freunde werden, aber er erkannte einen mutigen Kämpfer mit einem noblen Herzen, wenn er einen sah. Allein, dass er sich vermutlich im Alleingang gegen den Skorpion gestellt hätte, machte ihn mutig. Und Papyrus bewies, dass er diesen feinen Grad zwischen Mut und Torheit durchaus erkannte. So war es mutig, mit gezücktem Schwert den Palast zu verteidigen, aber es wäre töricht gewesen, zu glauben, dass er mit diesem Schwert und ohne genauen Plan einfach auf den Metallskorpion hätte zustürmen können. Nur – wenn er bedachte, dass er gerade jetzt von eben jenem „mutigen Kämpfer“ angegriffen und beinahe besiegt wurde, konnte er nicht anders, als dies für einen schlchten Scherz halten. Die Angriffe des Jungen kamen wie schnelle Blitze, er konnte sie kaum abwehren. Dazu wirbelte Papyrus auchnoch herum, griff zuerst von links, dann von rechts an, unternahm Anstalten seine Beine zu treffen oder seinen Kopf. Wer auch immer des Ägypters Schwertkampflehrer war, er, Razul, würde ihm später gratulieren müssen, einen so guten Kämpfer ausgebildet zu haben.
Allerdings konnte er dies nur machen, wenn er den Kampf überlebte – und er ahnte nicht, dass er um eine Haaresbreite daran vorbeischrammte, dies nicht zu tun.  Dies bemerkte er erst, als dieses laute Zischen zu hören war und der Flaschengeist vor ihm zu leuchten begann. Er wusste nicht, was mit Genie passierte, er merkte nur einen Stich in seinem Herzen. Und die Ursache dieses Schmerzes war nicht etwa darin zu suchen, dass Papyrus ein Schwert herumwirbelte, sondern mehr darin, dass der Hauptmann merkte, das Genie sich für ihn geopfert hatte.

Eigentlich war sich Razul über die Ehrenhaftigkeit des Flaschengeistes mehr als nur klar. Spätestens, seit sich Eden und Genie erboten hatten, für die Befreiung ihrer Freunde in die Dienste des schurkischen Mogelrat zu gehen, war ihm klar, dass der Dschinn ehrenhafte Motive hatte. Und dieser Flaschengeist wurde getroffen. Razul wusste nicht, ob er tot war oder nicht, sah aber, dass sich Eden schon um den Täter – Prinz Doktor, soso wieso überraschte ihn das nicht? – kümmerte. Das ließ ihm mehr Zeit, sich gegen Papyrus zu erwehren – doch gerade in diesem Moment erhellte ein weiteres, grelles Blitzen sein Sichtfeld und er sah, dass der Thebener – wie von einer Axt gefällt – einfach umfiel. Das ließ ihm Zeit, sich um den Sultan, die Prinzessin und Aladdin zu kümmern. Er wandte sich gerade um, da trat Theti neben ihren gefallenen Freund, nahm das Schwert und machte sich zum Angriff bereit – nur um wenige Sekunden später ebenfalls zu Boden zu fallen.

Gut, das war nun ein mehr oder weniger großer politischer Eklat, aber momentan war das einfach nicht seine Sorge. Die galt der Königsfamilie. Und als er auf Jasmin zutrat und sie sich in eine Kampfposition begab, sah er – wenn auch nur aus den Augenwinkeln, wie Prinz Doktor – dessen Augen nicht mehr rot glühten – neben seiner Frau auftauchte, ihr etwas ins Ohr flüsterte und den Körper, der plötzlich zusammensackte, als habe man ihm die Fäden durchgeschnitten, auffing. Dann stahl der Prinz seiner Prinzessin einen Kuss und richtete sich auf, um mit gezückter Waffe zu Aladdin zu schauen.

Cals Herz sank, als er Agathas Schultern umfasste, ihr „Alpha Prime“ ins Ohr flüsterte und sie auffing, als sie kollabierte. Er hatte eigentlich gehofft, diesen Trick nie anwenden zu müssen, aber innerlich dankte er Gina dafür, dass sie ihm den Trigger verraten hatte. Und er hatte ihn anfangs gar nicht wissen wollen. Aber nachdem sie ihn ebenfalls ausgeschaltet hatte, musste sie ihm wohl den Trigger – für solche Situationen – gegeben haben. Woher seine CMO allerdings wusste, dass er irgendwann einmal gegen Agatha kämpfen musste, überstieg mal wieder den Verstand des Kommandanten.
Kurz küsste er sie auf den Mund, murmelte ein „Ich hoffe, wenn Du wach bist, bist du wieder auf unserer Seite“ und zog dann seinen Phaser.
Ihn auf „Betäuben“ stellend, zuckte er mit den Schultern und lächelte dem Mann zu, der die Prinzessin geheiratet hatte. „Sorry, Al – wenn meine Theorie zutrifft, würde ein Nickerchen uns der Kontrolle von dem Ding da oben entziehen.“
Sprachs, deutete mit der Hand, mit der er den Phaser hielt, auf die Decke und die schwarze Wolke, ehe er auf Aladdin zielte.
Und dann feuerte er.
Ohne Waffe. Denn bevor Cal auch nur richtig hatte zielen können, war neben ihm ein Schemen aus sonnengebräunter Haut, blauem Stoff und schwarzen, langen Haaren aufgetaucht und hatte ihm mit einem gezielten Kick die Waffe aus der Hand getreten.
Dies schien der Captain erst zu bemerken, als er schon nicht mehr Herr seiner Pistole war. Verblüfft starrte er auf die leere Hand und dann auf Prinzessin Jasmin, die sich gerade, wie eine anmutige Kämpferin aus der gekauerten in die stehende Position begab und Kampfhaltung annahm. Oh – das Prinzesschen war sauer.
Und dies war für Cal Grund genug, sich unter dem nächsten Schlag wegzuducken – leider war er dadurch in einer Position, die es Jasmins Knie ermöglichte, des Captains Kinn zu treffen. Sternesehend ging er zu Boden und kam wieder zu sich, als die Prinzessin auf ihm hockte und mit zornesrot-leuchtenden Augen ihre zartfingrige Hand zur Faust geballt hatte und immer wieder gegen seine Nase führte.
„Du gehörst nicht mehr zu uns!“, kreischte sie furienartig, sie hörte auf, ihn zu schlagen, legte stattdessen ihre Hände um seinen Hals und drückte zu.
Punkte begannen am Rand von Cals Sichtfeld zu tanzen und er wusste, dass er einen Weg finden musste, von dort zu entkommen. Aber Frauen schlagen – das ging einfach nicht.
„Razul!“, hörte er die Stimme Edens, „bring dich in Sicherheit.“
Dann verwandelte sich die hübsche Flaschengeist-Lady in einen Doppeldecker – wer weiß, wo sie diesen Trick her hatte – und flog eine großzügige Runde über das ganze Schlachtfeld. Glitzernder Staub senkte sich.
Jasmin blickte den Captain an, die Verblüffung wirkte, in Kombination mit den roten Augen extrem amüsant und begann, zu gähnen, als die ersten Staubkörner auf ihren Körper fielen.
Sie schien zu merken, was los war, erhob sich und versuchte, zum Ausgang zu gelangen.
Cal warf einen Blick zu Agatha, stand auf, ging zu ihr, setzte sich neben sie und bettete ihren Kopf in seinen Schoß. Wenn auch nur 10 Prozent von dem, was er sich da zusammenspann, zutrafen, würde der Staub sie in Schlaf versetzen und dieses Gefühl der Wut – wo auch immer dies herkam – verbannen. Er veränderte seine Position, kuschelte sich an Agatha und ergab sich dem Schlaf.

Razul hatte rechtzeitig den Raum verlassen können, sah, wie Jasmin und Aladdin zuerst gähnten und dann kollabierten, wie der Sultan in seinen Thron sank und die Tänzerinnen und Tänzer, jeder Wut beraubt, zu Boden sanken um zu schlafen. Glitzernder Staub senkte sich über den Eingang, wie ein Schleier, der sich keine fünf Sekunden später öffnete, um Eden freizugeben. Sie wirkte wie eine Kriegsgöttin, wütend, schön, stark, so als wolle man sich einfach nicht mit ihr anlegen. Mit gemessenen, eleganten Schritten trat sie auf Razul zu, lächelte sanft und sagte: „Wartet ein paar Minuten. Dann könnt ihr sie aufwecken.“
Damit wandte sie sich ab und ging zu Genie, der immernoch reg- und leblos am Boden lag.

Mogelrat blickte aus einem Versteck auf die Szene und beschloss, dass dies ein idealer Zeitpunkt wäre, um das Weite zu suchen und zu finden. Langsam und lautlos drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit der Schatten.

Inzwischen hatte Eden den reglosen Flaschengeist erreicht. Erschüttert sank sie neben ihm in die Knie. War er tot? Hatte er in einem finalen, letzten, ultimativen Opfer für seine Überzeugungen und seine Freunde sein Leben gegeben?
„Bitte, sei am Leben.“, hauchte die schöne Flaschengeist-Frau und bettete seinen Kopf in ihren Schoß. Der Flaschengeist-Mann zeigte keine wie auch immer geartete Reaktion und Eden merkte, wie ihre großen Augen sich mit Tränen füllten.
„Bitte“, wiederholte sie, „bitte sei am Leben.“
Und dann presste sie ihm einen Kuss auf den Mund.
„Kontinuum.“, hörte sie die gehauchte Stimme ihres Freundes. Sie hob den Blick, fixierte ihn und sah, wie er langsam, aber sicher zu sich kam: „Bitte?“
„Kontinuum.“, wiederholte er und setzte sich auf: „Vielleicht sollten die Flaschengeister in ein Kontinuum wechseln, wo jeder seine Fähigkeiten frei entfalten kann.“
Nun rannen Edens Tränen vollkommen ungehemmt über ihre Wangen, sie lachte, sie weinte, sie schlang die Arme um ihren Geliebten und gab ihm einen Kuss: „Genie, manchmal erzählst Du einen ziemlichen Schwachsinn.“

Agatha Silverbirds Kopf drohte zu platzen, als sie die Augen öffnete – aber nur solange, wie sie damit kämpfte, nicht wieder in das eigene Traumreich abzudriften. Als sie die Augen endlich komplett geöffnet hatte, waren die Kopfschmerzen weg und es ging ihr wieder gut. Langsam richtete sie sich auf, sah, dass alle Teilnehmer der Party wie hingestreckt am Boden lagen und der Gedanke „Das muss ja eine höllische Party gewesen sein“ drängte sich ihr auf. Wenn da nicht diese Erinnerung wäre. Sie hatte Cal die Erlaubnis gegeben, Razul zu erschießen. Nicht nur sie, auch Jasmin hatte dies getan und sie fragte sich, was sie da gerade geritten hatte. Neben ihr stöhnte es und Agatha sah auf den Körper ihres Freundes herab, der gerade wieder zu sich kam und sie dann aus braunen Augen verwirrt anblickte: „Wir sind tatsächlich immer noch in Agrabah? Das ist kein Traum im Traum im Traum im Traum?“
Agatha schüttelte den Kopf: „Wir sind hier ja nicht bei Inception, sondern immer noch bei Aladdin. Und frag mich nicht, was uns da geritten hatte.“
Cal blickte nach oben, an die Decke, die immer noch von der unheilvoll pulsierenden Wolke dominiert wurde.
„Ich glaube“, sagte er und deutete auf das Ding, „das unser Kontrollverlust damit zu tun haben könnte.“
Und kaum, dass er diese Vermutung ausgesprochen hatte, schoss ein schwarzer Strahl von der Decke hinunter in die Kugel. Dann formte sich aus der Kugel etwas.
Cal schluckte. Er kannte diese atemberaubende Figur und besonders diesen Katzenkopf.
Agatha neben ihm legte den Kopf schief: „Ist das…“
„Nun, wenn schon Mechanikles real ist – warum sollte es dann nicht auch die Chaosgöttin sein?“
Dann wandte er sich zu dem Wesen: „Hallo, Mirage. Machst Du es dir hier bequem?“
Das Wesen lachte.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 24.06.14, 16:30
  Kapitel 10  -   Mirage
Kapitel 10.1     


Als Aladdin wieder zu sich kam, stellte er zwei Dinge fest. Erstens, dieser unmenschliche Hass, der Besitz von ihm ergriffen und ihn dabei hatte zusehen lassen, wie Cal auf den Dschinn schoss, war verschwunden. Zweitens: Mirage war da.
Fast unwillkürlich ballte er seine Hand zur Faust. Es war also ihr teuflisches Werk gewesen, das sie alle hatte durchdrehen lassen?
Das sanfte „Ahh“ neben sich ließ ihn sich umdrehen. Jasmin kam gerade wieder zu sich, rappelte sich auf und der Prinz konnte nicht verhindern, festzuhalten, dass es vermutlich keine einzige Situation gab, in der sie nicht großartig aussah. Selbst als besessene Wahnsinnige hatte sie eine fabelhafte Figur gemacht und ob nun besessen oder nicht – Aladdin kam nicht umhin, dass sein Herz übervoll war.
Sie stand wieder aufrecht, stark und schön und sah ihn mit diesem vermutlich von ihr erfundenen Blick an. Er – Aladdin  - wusste nicht so recht, was dieser Blick eigentlich zu bedeuten hatte, merkte aber, dass sein Herz immer schneller pochte und als sie sich in Bewegung setzte und auf ihn zukam, war er schon da, nahm sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
„Was ist passiert, Aladdin?“, fragte die Prinzessin in ihrer unnachahmlich-sanften Stimme und der ehemalige Straßenjunge deutete auf die Gestalt der Katzengöttin hinter sich.
Er musste nur ein „Mirage“ seufzen – gut, eigentlich wollte er noch mehr sagen, aber da fiel ihm auf, das sie noch weiteren Besuch hatten. Ein Lächeln stahl sich über sein Gesicht, als er die hübsche Flaschengeistlady sah.
„Hey“, sagte er zu Jasmin und deutete auf Eden, „Schau mal wer da ist.“
Die Prinzessin wandte sich um, nickte Eden kurz zu, ehe sie sich wieder der Katzengöttin zuwandte und auf sie zu trat. In diesem Fall passt – obwohl es negativ klingt – das Wort „stapfen“ besser. Sie bohrte die Hacken förmlich in den Boden, als sie auf Mirage zukam.
Millimeter vor der felinen Frau blieb sie stehen, verengte die Augen zu Schlitzen und zischte: „Wie kannst Du es wagen? Agrabah hat Dir nie etwas getan. Wir sind ein friedliches Land… wie rechtfertigst Du diesen Angriff auf unser Hohheitsgebiet und das Herz dieses Landes, den Palast?“
Die hübsche Katzenfrau lachte höhnisch auf, legte eine Hand vor den Mund und lachte so heftig, dass ihr Bauch zuckte.
Dann fokussierte sie die Prinzessin mit ihren Katzenaugen: „Du hast ja wieder Temperament, Prinzessin.“
Jasmin merkte, wie irgendwas in ihr aussetzte – und fand sich festgehalten von Aladdin, Razul und Prinzessin Song wieder.
Dies kommentierte die Göttin mit einem süffisanten Lächeln, ehe sie sich umblickte, ihr Ziel fand und auf Prinz Doktor zuschwebte.
„Genau der Mann mit dem ich sprechen wollte.“, sagte sie und betrachtete den Prinzen von oben bis unten.

Cal wusste, dass Jill auf der Erde einige Katzen hielt. Die Tiere waren extrem niedlich, sehr anhänglich, schnurrten, wenn man sie nur schief anguckte und konnten so süß dreinblicken, dass man spontan einen Zuckerschock erleiden konnte. Er mochte diese verrückte Viererbande, wenngleich er mit diesem Geschnüffel nicht so ganz warm wurde. Auch dass Tony, Jills ältester Kater sich immer auf seinen Schoß setzte und sich dann auch durch gutes Zureden nicht aus der Ruhe bringen ließ, störte ihn. Und nun einer Katzenfrau gegenüber zu stehen… das war doch ein anderes Kaliber.
Kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen, denn er konnte sich der Assoziation zum Anime-Trend des „Catgirl“ nicht erwehren, aber das Lächeln verschwand, als sie ihn mit diesen grünen Katzenaugen anblickte.
„Was gibt es zu grinsen?“, fragte sie.
Der Captain zuckte die Schultern: „Bessere Frage: Was gibt es zu bereden?“
Und schon hatte der Captain die Hand der Katzengöttin auf der Schulter: „Sie haben heute etwas vollbracht, das sie eigentlich noch gar nicht können sollten.“
Cal hob die Augenbrauen: „Wovon sprechen Sie? Vom kleinen Ein mal eins?“
Mirages Augen verengten sich weiter: „Versuchen Sie gerade, witzig zu sein?“
Der Ruf von Aladdin „Vorsicht, sie ist hinterhältig!“ wurde von Mirage mit einem Augenrollen, von Cal mit einem „Firma dankt!“ quittiert, dann verschränkte der Sternenflottenoffizier die Hände hinter dem Rücken: „Hören Sie, ich weiß gar nicht wovon Sie reden.“
Und er hoffte, dass auch die Anderen diese Story so zu bestätigen wussten.
Doch seine Hoffnung erlosch, als er das dünnlippige Lächeln der Katzenfrau sah und dann miterlebte, wie sie aus purer Luft eine Art „Fernseher“ entstehen ließ. Faszinierend, vielleicht sollte die Frau in die Flachbildschirmfabrikation gehen – denn der Monitor, den die feline, feminine Furie dort hatte entstehen lassen, war nicht einmal einen Mikrometer dick – so hatte Cal zumindest das Gefühl.
Dafür war er mit roten Flammen umrandet, was vielleicht gerade den Einsatz im Haus ein bischen verkomplizieren mochte.
Und dann erschien auf dem Bildschirm die Szene, die er selbst erlebt hatte – allerdings aus einem anderen Winkel.

Hier sah er aus der Luft, wie er den Phaser zog, mit Agatha den richtigen Winkel bestimmte und schoss.
Und wenn er bisher alles irgendwie erklären konnte, würde die Waffe nun wirklich schwer zu erklären sein.
„Darf ich Ihnen sagen, was besonders interessant ist, Prinz Doktor?“, fragte Mirage und Cal zuckte zusammen: „Woher kennen Sie meinen Namen?“
„Oh, ich kenn noch mehr.“, lächelte die Frau und trat ganz nah zu ihm, beugte sich vor um ihm ins Ohr zu flüstern: „Ich weiß wie Sie wirklich heißen – nicht wahr, Captain Calvin Cat?“
Der Captain schluckte, zuckte zurück und blickte die Katzengöttin wie betäubt an: „Wo… woher wissen Sie das?“
Das Lächeln der Frau wurde noch breiter: „Aber aber, wie werde ich denn gleich meine Quellen preisgeben.“
Und dann fuhr sie fort.

Jasmin wusste nicht, wovon die Beiden – also Prinz Doktor und Mirage – im Einzelnen sprachen, aber was sie ihm ins Ohr flüsterte, schien den Prinzen sehr zu entsetzen. Die Augen waren schreckensweit aufgerissen, er schien spontan erbleicht zu sein und blickte in ihre Richtung. Wobei er natürlich an ihr vorbei auf seine Frau, die Prinzessin Song, blickte, aber sie konnte die Panik, die in Doktors Herz pochte, förmlich spüren.
„Hast Du eine Ahnung, was sie gerade gesagt haben?“, fragte Aladdin und sie schaute zu ihrem Mann: „Nein. Aber es scheint alles Andere als erfreulich zu sein, wenn wir Prinz Doktors Gesichtsausdruck betrachten.“
„Du hast Recht.“
Aladdins Stimme war Zeugnis davon, dass ihm die Sache sehr unheimlich und unangenehm wurde. Und die Prinzessin konnte ihren Mann in diesem Punkt sehr gut verstehen – wenn Prinz Doktor, jemand, der mit einem merkwürdigen Gegenstand einen Lichtstrahl auf einen Skorpion abfeuern kann, von etwas so erschrocken ist, dass er spontan erbleicht, ist die Situation ernst.

Agatha merkte, wie ihr Herz pumpte. Sie war versucht, zu Cal zu rennen, ihm beizustehen, aber sie wusste, dass Mirage sie vermutlich in dem Moment, in dem sie sich in Bewegung setzte, entweder mit Magie fällen oder in einen Frosch oder so verwandeln würde. Und darauf, Fliegen zu verspeisen, hatte sie keine Lust. Auch konnte sie sich Jasmins Argumentationsgang nicht entziehen und ahnte, dass das hiesige Prinzenpaar sicherlich inzwischen das eine oder andere ahnte. Wenngleich nicht alles. Vermutlich würden die fortschrittlichen, technologischen Mittel, über die sie verfügten, als Magie abgetan – was auch nicht unbedingt besser war. Schon gar nicht, in einer Welt, in der Magie tatsächlich existierte. Gegen Mirage hatte sie nicht einmal den Hauch einer Chance.
Als die Katzengöttin dann einen Schritt zur Seite trat und Cal loseilte, um zu ihr zu kommen, merkte sie, wie ihr Herz noch schneller schlug. Hoffentlich konnte der Captain sie – also Agatha – rechtzeitig erreichen, bevor Mirage zuschlug. Und Cal eilte. Er flog – vor allem mehr als einmal auf dem mehr als glatten Boden auf die Nase. Es war eher ein schnelles Stolpern, denn ein behendes Eilen, aber er erreichte seine XO, die ihn festhielt und anblickte.
„Schatz, was ist denn los?“
Cals Brustkorb hob und senkte sich in rascher Frequenz, als er tief durchatmete: „Das – erzähl ich dir gleich.“
Damit schnappte er noch einmal Luft, blickte dann zu Mirage und schaute sie an: „Das kann einfach nicht ihr Ernst sein.“
„Doch doch“, kicherte die Katzengöttin, „Ich will diesen Palast und ich will das ganze Land drum herum. Mit allem. Mit Hunden, Katzen, Menschen, Flaschengeistern. Am Liebsten würde ich die Stadt selbst in einer Flasche verschwinden lassen.“
„Wir sind nicht Kandor!“, schrie Cal, ehe er merkte, was er getan hatte, stockte und bleich wurde.
Mirage grinste: „Einen Fehltritt lasse ich Ihnen, Prinz Doktor. Beim nächsten wird Ihr Land leiden.“
Agatha horchte auf.
Land? Welches Land? Fiktivistien?
Oder hatte die Verrückte etwa…
Sie blickte zu Cal, der ihren Blick zu spüren schien, den Kopf zu ihr drehte und langsam nickte. Und da merkte Agatha, dass das Sprichwort „Mir rutscht das Herz in die Hose“ durchaus eine zutreffende Analogie war. Verdammt. Hatte diese Verrückte die DRAGONFLY ?

 TBC

 
 Kapitel 10.2

Cal konnte eigentlich nicht glauben, was da gerade passierte. Hier war er, wurde von einer fiktiven Figur aus einer Zeichentrickserie erpresst – so würde sie, wenn er ihre Forderungen nicht erfüllte, sein Schiff zerstören, das irgendwo in der Wüste rund um Agrabah lag.
Der Captain konnte jetzt schon die sehr zweifelnden Gesichtsausdrücke seiner Vorgesetzten sehen, die sich entweder fragen würden, ob er sie zum Besten halten wollte oder ob er die nächsten Tage nicht doch lieber in der Geschlossenen von Haus Sonnenschein verbringen sollte.

Und wenn Cal ehrlich war – er wusste es auch nicht. So attraktiv der Gedanke, dies alles wirklich, tatsächlich und wahrhaftig zu erleben auch wahr, so lautstark und nörgelnd meldete sich eine kleine, innere Stimme mit den Worten „Hey, ich bins – dein Realismus. Du hast schon viel zu lange nicht mehr auf mich gehört“.
Und dann hielt er ja noch nicht mal mehr seine Klappe. Die Stimme in seinem Kopf begann zu zetern und zu salbadern.
„Glaubst Du im Ernst, dass Du in Argabah bist? Denkst Du wirklich, dass dies alles der Realität entspricht? Wäre es nicht weitaus realistischer, dass Du dir einfach nur einen Mords-Knockout eingefangen hast und irgendwo, auf irgendeiner Krankenstation vor dich hin träumst? Erzähl mir doch nix. So blöd kannst nicht mal Du sein, dass du das hier als real ansehen willst. Das ist alles ein Traum oder vielleicht sogar eine miese Fanfiction.“
Das Problem mit dieser kleinen Stimme war, dass sie sich absolut ungefragt einmischte und nicht einmal ansatzweise daran dachte, sich ein wenig zurückzuhalten.
„Und wo wir gerade dabei sind“, zeterte es für die anderen Leute unhörbar in Cals Kopf weiter, „glaubst Du tatsächlich, dass eine so heiße Rothaarige wie Agatha auf dich steht, weil Du so ein netter Kerl bist?“
Der Captain seufzte, tippte sich einmal sanft gegen die Stirn, murmelte ein „Jetzt halt deine Klappe.“, ehe er Luft holte und zu Mirage blickte.
„Genau“, hörte er die Stimme seiner Stimme, „Rede lieber mit dieser Zeichentrickgestalt.“
Schnell zischte Cal ein „Is gut jetz!“, schaute die Zauberin dann an und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
„Das sind sehr interessante Informationen, die Sie da haben wollen.“, sagte er und trat auf Mirage zu, „Ich nehme an, Sie haben auch Beweise für ihre Theorien?“
Jetzt galt es nur, genug Unverfrorenheit und Kaltschnäuzigkeit aufzubringen und alles, was Mirage sagte, als Null und Nichtig abzutun. Egal, wie real es sein mochte.
Doch die Katzengöttin schien diesen Plan durchaus im Vorfeld erkannt zu haben. Erneut lachte sie amüsiert: „Soso – Spielchen will er spielen?“
Sie schloss kurz die Augen, legte den Kopf schief, öffnete die Augen wieder und bohrte ihren Blick in die Augen des Captains: „Gut, ich bin einverstanden.“
„Einverstanden?“, echote Cal und schaute sie verdattert an: „Womit?“
„Wir werden ein kleines Spiel spielen.“, schnurrte die Katzengöttin, schnippte einmal mit den Fingern und verblasste dann, „Aber die Regeln müsst Ihr selbst herausfinden.“
Und schon war sie verschwunden.

Captain und XO warfen einander besorgte Blicke zu, dann wandte sich Cal an Aladdin. Wenn einer wusste, wie diese Katzenfrau wirklich tickte, dann war es doch wohl Aladdin, oder?
Also trat er auf den Prinzen zu und wollte gerade etwas sagen, als sich die beiden Agrabahnischen Würdenträger in spe zu ihm umdrehten und ihn besorgt ansahen.
Cal schluckte: „Könn… Könntet Ihr mir vielleicht sagen, worauf ich mich da gerade eingelassen habe?“
Der ehemalige Straßenjunge seufzte.
„Das weiß man bei Mirage nie so genau.“, sagte er, „Sie hat sich schon ein paar Spielchen einfallen lassen. Ich weiß leider auch nicht, was ihr heutiges Spiel sein könnte.“
Cal schaute ihn an und schluckte: „Das sind ja wunderbare Neuigkeiten.“
Damit drehte er sich um, trat auf den Balkon und blickte auf die Stadt unter sich.

Aladdin sah dem Prinzen hinterher, warf einen fragenden Blick zu dessen Prinzessin, die mit den Schultern zuckte. Dann schaute er zu Jasmin, die ihm aufmunternd zulächelte: „Ich glaube, es wird Zeit für ein Gespräch unter Männern, hm?“
Damit stubste sie ihn leicht, auffordernd an, zwinkerte ihm noch einmal zu und hauchte „Komm, zeig mir deine Magie, du starker Prinz.“, ehe ihr Blick zu den beiden Ägyptern glitt, die gerade wieder zu sich kamen. „Ich kümmere mich um die beiden.“, sagte sie dann, drehte sich noch einmal kurz zu Prinzessin Song um und deutete auf die Speisen, die immer noch aufgebahrt dastanden: „Nimm dir was. Die Satéspieße sind köstlich.“
Dann stockte sie, überlegte kurz und setzte ein „Vielleicht“ hinter ihren vorhergegangenen Satz. Dies schien Prinzessin Song zu amüsieren und sie nickte seiner Frau zu.
Aladdin sah, wie sich Jasmin erhob, an ihm vorbeiging und zu Papyrus und Theti trat. Nun erhob auch er sich, schritt auf den großen Balkon, auf dem Prinz Doktor ins Leere blickte.
Wenn er daran dachte, dass seine Frau selbst noch gesagt hatte, dass sie dem Frieden mißtraute – aber daran, dass Mirage angriff, hatte ja keiner denken können.
Vielleicht war ja genau das auch der Plan gewesen? Vielleicht arbeiteten Mechanikles und Morgana ja zusammen?
Aber wieso? Wo war die Logik?
Er hatte die Brüstung erreicht, beschloss, sich später darum zu kümmern. Jetzt galt es einen Prinzen aufzuheitern, der irgendwie so aussah, als ob er genau das brauchte.
Und im Gegensatz zu den anderen Prinzen, die Al im Laufe der Zeit kennengelernt hatte, war ihm dieser aus irgendeinem Grund sympathisch. Also lehnte er sich an die Balkonbrüstung, warf einen Blick auf die Stadt unter sich und drehte sich dann zu Prinz Doktor um.
Aber wie sollte man einen Dialog anfangen?
Kurz überlegte er, dann fiel sein Blick auf den anderen Balkon, den, auf dem er seinerzeit Jasmin den Hof gemacht hatte.
Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.
„Flieg mit mir um die Welt.“, setzte er an.
Einige Sekunden geschah nichts und Aladdin merkte, wie seine Hoffnung sank.
Dann hörte er die Stimme des Doktors: „Bitte?“
Okay – die Dialogaufnahme war geglückt. Vielleicht konnte er den anderen Prinzen tatsächlich in ein Gespräch verwickeln. Die Hohe Kunst war, ihn jetzt nicht wieder zu verschrecken. Also sollte er zunächst mal mit allgemeinem Geplänkel anfangen.
„Ich hab nur laut gedacht.“, sagte Aladdin und blickte zu Doktor herüber: „Ich konnte nicht umher, einen Blick auf den anderen Balkon dort oben zu werfen.“
„Aha.“
Die Antwort Prinz Doktors „Einsilbig“ zu nennen ist eine Beleidigung dieses Wortes. Zumal „Aha“ sowieso zwei Silben hat. Der Held aus Tausend und einer Nacht merkte, dass er hier nicht weiterkam, ließ erneut einen Blick über die Stadt schweifen und schaute dann zu Doktor herüber. Vielleicht konnte er ihn ja tatsächlich irgendwie neugierig machen? Vielleicht war es möglich, eine Kommunikation aufzubauen?

Cal seufzte.
Er konnte Aladdin nicht sagen, was los war. Das wäre ein noch größerer Verstoß gegen die erste temporale Direktive, als er ihn sowieso schon durch seine Anwesenheit begangen hatte. Zugegeben, er hielt sich nicht wirklich an diese Vorschrift, schließlich gab es bei jeder Regel irgendeine Ausnahme, irgendein Schlupfloch und auch wenn Captain Kirk seinerzeit die erste Direktive (und damit bei ihrer Erweiterung auch die erste temporale Direktive) als eines der heiligsten Prinzipien der Föderation ansah, stellte sich die Frage, was man in dieser konkreten Situation tun sollte. Vielleicht wäre da „sich einfach begraben lassen“ der Weg der Föderation?  Und die Benutzung des Phasers war in einem „Setting“, das magische Wesen wie Flaschengeister, Zauberer und schwebende Aale hervorzubringen vermochte, auch nicht unbedingt etwas, das den Lauf der Geschichte verändern würde. Ausserdem hatte er seine Waffe beim zweiten Mal für einen guten Zweck eingesetzt.

Der Captain holte tief Luft und warf einen Blick über seine Schulter. Agatha lächelte ihm sanft und aufmunternd zu, ehe sie sich zu Jasmin, Theti und Papyrus begab und anscheinend versuchte, sich nützlich zu machen. Er konnte nicht verhindern, dass in seinen Mundwinkeln verräterisch zuckte und wenn er sich selbst ausserhalb seines Körpers sehen würde, so wäre er sich sicher, dass in seinen Augen die unabdingbare Liebe stand, die er Agatha gegenüber empfand. Da mochte eine Prinzessin Jasmin noch so schön sein – er würde sie sehen, registrieren, vielleicht Anziehung ihr gegenüber empfinden, bis zur Grenze des Gefühls, das der anglophile Mensch „crush“ nennt – aber am Ende des Tages tauchten in seinen Träumen immer wieder rote Haare, ein wunderschöner, flacher Bauch oder Agathas bezauberndes Lächeln auf.  Gut, hin und wieder hörte er Ginas aufregenden, italienischen Akzent, aber in 99,9 % der Fälle war es Agathas Gesicht, das ihn bis in den Schlaf verfolgte.
Und wenn Agatha lächelte, dann merkte er wie sein Herz schneller schlug, wie seine Synapsen immer schneller arbeiteten und dass sein Körper wie unter Strom war.
Schnell wandte er sich an Aladdin.
„Sorry, worüber sprachen wir gerade?“
Der Prinz aus Agrabah schaute ihn verwundert an, schüttelte den Kopf und lächelte: „Du bist unglaublich, weißt Du das?“
„Erzähl mir was Neues.“, konnte sich Cal ein Grinsen nicht verkneifen und nahm dann direkten Blickkontakt zu Aladdin auf. Ein kämpferisches Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Also – wie treten wir Mirage in den Allerwertesten?“

Jasmin kniete am Boden, half Theti, sich aufzusetzen und schaute sie mit einem beruhigenden Blick an: „Na, wieder bei uns?“
„Ungh“, stöhnte die Prinzessin aus Theben und hielt sich den Hinterkopf, „Ich… daran werde ich mich, glaube ich, nie gewöhnen.“
„Was ist denn passiert?“
Die agrabahnische Prinzessin war sich sicher, dass man die Neugierde in ihrem Blick deutlich lesen konnte und eigentlich verdammte sie sich dafür – aber so war sie halt. Wann immer es etwas gab, das ihre Neugierde erweckte, musste sie nachschauen. So konnte sie die Wunder der Welt deutlich erkennen.
Theti schien ihr Wissensdurst entweder nichts auszumachen – oder sie hatte ihn geflissentlich ignoriert. Langsam und vorsichtig erhob sie sich, wandte sich dann zu Papyrus, der immer noch wie hingestreckt da lag und nickte dem goldenen Schwert zu, das neben ihr zu Boden gefallen war.
„Das Schwert des Horus“, erklärte sie, „Es ist nur für den bestimmt, der den Willen der Götter ausführt. Wenn sich jemand gegen die Götter richtet oder ein großes Unrecht begehen will, wird er den Zorn dieser Götter erfahren.“

Agatha konnte sich nicht helfen. Das war nun wirklich zu faszinierend. Wie konnte ein Schwert erkennen, ob eine Tat mit oder ohne Konsens der Götter erfolgte? Eigentlich wäre es für sie logisch, anzunehmen, dass es keine Götter gab. Sie hatte oft genug mit gottgleichen Wesen zu tun gehabt, die lediglich eine Weiterentwicklung des Modells „Humanoid“ waren. Aber hier stieß wissenschaftliches Gedankengut an seine Grenzen. Zwar hatte sie von Waffen gehört, die auf eine bestimmte Person geeicht waren und andere Lebewesen, die diese Waffen nutzen wollten, niederstreckten – und dies würde sich hier auch irgendwie logisch erklären lassen – aber die Person dann niederzustrecken, wenn sie eine Tat begehen will, die in diesem Fall objektiv schlecht war, das setzte eine gewisse lenkende Intelligenz voraus. Entweder war das Schwert doch weiterentwickelter als gedacht – eventuell durch einen Computer im Inneren gesteuert – oder aber es gab tatsächlich, zumindest zu diesem Zeitpunkt – eine Art kontrollierende Instanz, die im Zweifelsfall die Person, welche das Schwert in der Hand hielt, schockte.

Und während Jasmin nur ein „Ich verstehe“ von sich gab, musste sich Agatha auf die Lippe beißen, um nicht allzu neugierig nachzufragen. Schließlich konnte die Frage „Wie funktioniert das denn nun tatsächlich?“ ziemlich blasphemisch wirken. Das musste nun nicht wirklich sein. Also beschloss sie, zu schweigen und sich irgendwann, zu einem späteren Zeitpunkt damit auseinander zu setzen.

Papyrus merkte nur eines, als er erwachte  - sein Kopf schmerzte höllisch.
„Bei Horus“, murmelte er, „die Erfahrung, wie es sich anfühlt, durch die Götter und das ‚Schwert des Horus’ zu Fall gebracht zu werden, hätte ich auch nicht machen müssen.“
Damit öffnete er seine Augen, sah, wie Theti sich ebenfalls aufrappelte und wandte sich ihr zu: „Bist Du in Ordnung, Theti?“
Sie nickte, hielt sich den Hinterkopf, schloss die Augen und stöhnte schmerzvoll.
„Tut dir der Kopf weh?“, fragte er und er hatte das Gefühl, dass die Frage gar nicht überflüssiger hätte sein können. Die Antwort von ihr ein „Nur wenn ich lache“ war in diesem Zusammenhang verdammt deutlich.
Langsam kam er auf die Beine, richtete sich komplett auf und reichte Theti die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
Sie blickte ihn an, schenkte ihm ein kleines Lächeln und ein gehauchtes „Danke, mein kleiner Fischer“ – und er merkte, wie sein Herz schneller schlug. Dann blickte sich der „kleine Fischer“ um. Prinzessin Jasmin warf ihm einen fragenden Blick zu und er zuckte mit den Schultern. „Vermutlich waren wir von Seth besessen.“, mutmaßte er. Als der Name von Prinz Doktor fragend wiederholt wurde, blickte er den Mann an der Balkonbrüstung an.
„Entschuldigen Sie, sagten Sie gerade ‚Seth?’“ Damit hatte sich Prinz Doktor umgedreht und war auf ihn zugekommen, ihn nicht aus den Augen lassend.
„Setek? Seth?“, fragte er dann und blickte alarmiert zu seiner Gefährtin, die mit den Schultern zuckte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, was Papyrus nicht hören konnte. Dafür konnte er die Auswirkungen sehen. Prinz Doktor schien plötzlich ein wenig weniger angespannt zu sein, betrachtete ihn und die Prinzessin aber immer noch neugierig.
„Sagen Sie“, setzte er dann an, „treten eure Götter eigentlich physisch in Erscheinung?“
Gerade, als Theti Luft holte, um zu antworten, verpasste Prinzessin Song ihrem Prinzen einen Stoß in die Rippen, den sie mit einem gezischten „Kümmer Dich lieber erst einmal um eine Baustelle.“ untermalte.
Papyrus hatte keine Ahnung, was da zwischen den Beiden vorging, aber er hatte das Gefühl, dass die Frage dem Prinzen und der Prinzessin zwar wichtig schien, sie sie aber nicht zu diesem Zeitpunkt beantwortet wissen wollten. Zumindest war dies bei der Prinzessin so.
Jasmin richtete sich auch auf, schaute fragend zum Prinzen Doktor der zuerst Prinzessin Song, dann Theti und letzten Endes Jasmin anblickte: „Tut mir leid, aber wenn ich bei einer Sache nicht weiterkomme, muss ich mich halt einer anderen Baustelle widmen.“
Dann wandte er sich an Aladdin: „Du hast gesagt, dass man mit Mirage weder verhandeln noch koalieren kann. Das heißt – wann immer sie ein Spiel spielt, ist man entweder in ihrer Hand oder muss drei Züge im Vorraus denken?“
„Richtig“, nickte der angesprochene Mann und trat auf Doktor zu: „Ich erinnere mich nur daran, dass sie einmal Agrabah mit einem Schlafzauber belegt hatte und alle Einwohner mich und Jasmin töten wollten.“
Er stockte: „Und dann fiel Jasmin diesem Zauber auch noch anheim.“
Die Prinzessin von Agrabah schüttelte sich, schlang ihre Arme um ihren Bauch und ließ den Kopf sinken, als würde sie in diesem Moment diese schreckliche Erinnerung erneut durchleben. Dann hob sie den Blick wieder und schaute den Prinzen an: „Aber ja. Das ist doch eine Idee.“
Prinz Doktor schaute sie verdattert an: „Und was?“
„Das wirst Du gleich erfahren.“

 TBC

 Kapitel 10.3

Cal richtete seinen Blick auf die Prinzessin von Agrabah.
„Ich bin kein Freund dieses Shhhh – Spoilers -Geredes… auch wenn ich Prinz Doktor bin.“, sagte er und fragte sich, worauf die hübsche Prinzessin wohl hinauswollte. Dass er damit ein verwirrtes „Bitte?“ von Jasmin erntete, merkte er in dem Moment, als er eine perfekte River-Song-Immitation, komplett mit neckischem Unterton und leichtem Lächeln, hingelegt hatte. Er schluckte, lächelte in die Runde und kratzte sich dann nachdenklich am Kopf.
„Was ich damit…“, setzte Cal an, doch Agatha schnitt ihm das Wort an: „Was der Prinz damit meinen wollte, ist, dass er doch bittet, dass Du ein bischen präziser wirst, liebe Jasmin.“
Gott, es gab diese Momente, da liebte er sie noch mehr, als er es sowieso schon tat. Und während er darüber nachdachte, fiel ihm einer der ersten Flüge der USS DRAGONFLY ein.

 
Computerlogbuch der USS DRAGONFLY , Captain Cat. Sternzeit  52311.7. Dies ist die erste Mission der DRAGONFLY , einem Schiff, dessen Crew, und darauf lege ich größtmögliche Betonung,  tatsächlich so etwas wie ein „Recycling-Projekt“ ist. Ursprünglich hieß dieses Schiff U.S.S. Yorktown und war ein Schiff der Intrepid-Klasse. Gleich bei ihrem ersten Einsatz gegen das Dominion wurde sie schwer beschädigt und für „können wir vergessen“ eingestuft. Dies war das Schiff, auf das wir vom Projekt „Teen Squadron“ gewartet hatten. Unser Auftrag ist es, Botschafter Root nach Remus zu bringen. Root wird der Abgesandte der Föderation bei einer Friedenskonferenz mit den Romulanern sein. Allerdings werden keinerlei Probleme erwartet. Ich muss mich hier übrigens bei Admiral Angler dafür bedanken, dass wir die neue DRAGONFLY schon so früh einsetzen konnten. Der Dominion-Krieg ist gerade erst ein paar Stunden her und die Tinte unter dem Vertrag ist kaum trocken – aber wir dürfen mit der DRAGONFLY kühn dorthin gehen, wo noch nie ein zum Captain honoris causa beförderter Lieutenant Commander zuvor gewesen ist.

Calvin beendete seinen Logbucheintrag und starrte sinnierend zu einem Punkt irgendwo über Alexander Stranges Kopf, als plötzlich eine Lampe blinkte und Agatha Silverbird ihrem Freund und Captain den Ellbogen in die Seite rammte.
„Sir, wir werden gescannt.“, sagte sie.
Keuchend blieb Calvin keine andere Wahl als zu sagen:
„Lieutanant Worth, Analyse.“
Ethan erledigte seine Aufgabe so schnell, wie kompetent.
„Es ist eine zufällige Subraumfluktuation.“, berichtete er.
Calvin, der sich inzwischen von dem Stoß erholt hatte, sagte nur knapp: „Kurs konstant.“
Ethan gehorchte, als plötzlich Jill Menacer von ihrer Konsole aufblickte.
„Sir ?“ erhob sie ihre Stimme, „Wir werden gerufen.“
Calvin stand auf und versuchte eine heroische Pose einzunehmen. Es gelang ihm nicht. Also blieb er so stehen, wie er stand und zeigte auf Jill. Er befahl in einem geschäftsmäßigen Tonfall, den er auch nicht traf,: „Auf den Schirm.“
Das Bild, das öde Sterne zeigte, wechselte. Statt der Sterne sah man nun einen blutenden Romulaner. Er erhob seine leicht angekratzte Stimme und sagte röchelnd: „ Hier ist der romulanische Frachter „Khen’Sha“ unter Commander Mah’Pohl.
Wir sind in einem Ionensturm gefangen. Wir kommen hier nicht mehr raus und erbitten Hilfe. Ich wiederhole………“
Doch, aus zwei Gründen sollten Captain Cat und seine wackeren Mannen nicht in den Genuß kommen, diesem Hilferuf zum zweiten Mal zu lauschen. Der erste Grund war der, das der Ionensturm die Subraumantenne des Frachters beschädigte, jedenfalls glaubte man das, und der zweite Grund war, dass ich keine Wiederholungen schreibe. Sinnlose Rückblenden – das ja – aber keine Wiederholungen. Captain Cat rieb sich die Hände. Endlich etwas zu erledigen und endlich ein Grund um sich mit Agatha zu zoffen, die ja eh eine andere Meinung hatte als er sie vertrat.
„Äh, Ethan, wie lauten die Koordinaten der „Khen’Sha“ ?, fragte er, schon darauf lauernd, dass sich Agatha zu Wort meldete. Aus diesem Grund hatte er sie zu seinem ersten Offizier ernannt, da dieser eigentlich immer gegen die Meinung des Captains zu opponieren hatte, wenn es einen logischen Grund dazu gab. Und ein Captain ohne ersten Offizier würde Selbstgespräche anfangen, was wiederum das Hinzuziehen eines Counselors nachsichziehen würde. Kurz, ein Captain brauchte einen ersten Offizier und Agatha füllte diese Rolle gut aus. Sie nörgelte, wenn es was zu nörgeln gab, sie gab ihm Rückendeckung, falls es notwendig war, so stellte er es sich jedenfalls vor. Ob es sich tatsächlich irgendwann so abspielen würde, werde die Zukunft zeigen, beschloß Calvin.
Alexander Stranges Bericht schleuderte ihn aus seinen Gedanken.
„Die „Khen’Sha“ liegt beinahe 12 Lichtjahre von hier.“, sagte er.
Calvin musterte ihn verwirrt. Weswegen hatte Alex sich
gemeldet ? Da fiel es ihm wieder ein. Alex war sein Steuermann.
Calvin nickte und sagte, das man einen Kurs setzen solle und auf Maximum Warp zu gehen habe. Agatha protestierte mit einem überraschten „Captain !“, worauf Calvin mit dem knappen Satz „Sie haben Ihre Befehle.“, reagierte. Er ging in seinen Raum, wohlwissend, das Agatha ihm folgen und ihm diese paar Sekunden zur Hölle machen würde.

Kaum hatte sich Calvin gesetzt, betrat Agatha den Raum und stützte sich auf seine Tischplatte, um ihm direkt in die Augen zu sehen. „Captain, ich möchte gegen Deine Entscheidung protestieren.“, sagte sie. „Wir müssen Botschafter Root zeitplangemäß abliefern.“
„Ach, das wußte ich ja gar nicht.“, sagte er in gespielter Verblüffung. „Das ist mir ja total unbekannt.“
Agatha grinste, und Calvin ließ sich von dem Lächeln anstecken. Doch plötzlich wurde er wieder ernst und sagte: „Commander, wir sind in einer diplomatischen Mission. Der Botschafter wird sicher noch ein paar Minuten warten können, bis wir die „Khen’Sha“ evakuiert haben.“
Agatha hob wieder an, um zu protestieren, doch da setzte der Captain noch einen drauf: „ Wir sind Starfleet-Offiziere, es ist unsere Pflicht Leben zu retten.“
Das brachte Agatha richtig zur Weißglut und sie eruptierte: „Wieviel Leben stehen denn auf dem Spiel, wenn wir zu spät zu den Verhandlungen eintreffen, hä?“
Calvin, der sie gut kannte, und wußte, das diese Eruption eine unweigerliche Folge seiner eigenen Blödheit war, hatte er ihr doch genügend Zündstoff gegeben, blieb ruhig und sachlich.
„Wir fliegen zuerst zur „Khen’Sha.“, bestimmte er.
Agatha brachte wieder ihr schrilles „Captain“ zum Einsatz, doch Calvin reagierte kurz und knapp. „Weggetreten!“, sagte er.
Kaum hatte Agatha wütend Calvins Büro verlassen, grinste der Captain. Er wußte, das Agatha ihren Job nur zu gut machte. Und er hatte etwas Weitsicht um gewisse Unstimmigkeiten zwischen sich und Agatha nicht auf der Brücke auszutragen. Andererseits wußte er, das Agatha ihre täglichen Streitrationen dringend brauchte, um wieder einen Grund zu haben, ein Holodeck zu besuchen, und sich in Kampfsport zu versuchen. Calvin verdrängte die Gedanken und betrat ebenfalls, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, die Brücke.

Auf der Brücke sitzend, hatte Calvin alles im Blick. Er wartete nur darauf, herauszufinden, wer den Frachter angegriffen hatte, zu dessen Rettung sie nun eilten. Dann drehte sich Alex von seinem Pult um und sagte: „Sir, wir erreichen nun die Koordinaten des Frachters.“
Calvin gab per Handzeichen den Befehl unter Warp zu gehen, doch dann stockte er. Er sah erst bunte Sterne, die sogenannten Warpsterne, dann jedoch sah er nur das All. Nichts. Kein Frachter. Calvin fühlte sich verschaukelt
„Wo ist die „Khen’sha“?“, fragte er, erhielt aber nur Achselzucken als Antwort. Dann schließlich meldete Agatha:
„Sir, ein großes Schiff kommt jetzt an.“
Calvin: „Was ?“
Agatha prüfte ihre Anzeigen, dann drehte sie sich zu Calvin um und sagte: „ Es ist ein Borg-Schiff.“
Es folgte eine betäubende Stille. Jeder verstummte und wendete seinen Blick zum großen Hauptschirm, wo das Borgschiff zu sehen war. Auf die Stille folgte Gegacker, wie in einem Hühnerstall.
Calvin stand auf und sagte zu Alex: „Alex, bring uns hier weg.“
Doch Alex sagte, er könne nicht. Calvin war verwirrt. Was war mit diesem Schiff los.
Dann meldete Ethan, dass sie sich in einem Traktorstrahl befänden.
Ehe Calvin einen Gegenbefehl geben konnte, flackerte etwas. Der Kommandant der DRAGONFLY glaubte, es wäre die Brückenbeleuchtung, doch dann manifestierten sich auf der Brücke zwei Gestalten. Maschinenmenschen. Eine Frau und ein Mann. Doch die beiden unterschiedlichen Gestalten, die unterschiedlichen Rassen zugehörig waren, starrten nur auf den Kommandanten und den Ersten Offizier. Agatha stand auf und hob die Hand zu ihrem Kommunikator. Doch plötzlich zischte es. Agatha hörte ein betäubendes Summen und dann verschwand die Anspannung aus ihrem Körper. Doch es war nicht nur die Anspannung, die aus den Zügen des ersten Offiziers der USS DRAGONFLY entwich. Es war auch die Kraft überhaupt etwas zu tun. Plötzlich verschwamm die komplette Umgebung.



Cal konnte nicht anders, als zu lächeln. Diese Erinnerung, so schrecklich sie in diesem Moment auch gewesen sein mochte und so wenig epicht er darauf war, sie zu wiederholen – sie zeigte ihm, warum er seine XO so liebte. Verdammt, sie hatte einfach recht. Und wenn das mal nicht so war, dann machte es auch nichts.

Und in diesem Moment merkte er, dass auch Jasmin lächelte – wenngleich es bei ihr eher ein sehr irritiertes Lächeln war.
„Erm – Prinz Doktor? Was ist? Warum grinsen Sie?“
Der Captain schüttelte den Kopf, fand sich in die Realität zurück und zuckte dann mit den Schultern, als sei nichts gewesen. „Mir geht’s gut, ganz ehrlich.“
Zwar blickte Jasmin ihn an, als würde sie ihm nicht das Geringste glauben, aber sie zuckte dann ebenfalls mit den Schultern, ehe sie ihren Blick intensivierte und von ihm zu Agatha und dann zu Aladdin schaute. Sie sagte nur ein Wort: „Phasir.“

Verdammt. Die Frau war auch wieder schlauer als Razul erlaubte. Natürlich. Phasir konnte die Lösung sein. Aladdin lächelte ihr zu und überlegte dann. Wie konnte er diesen alten, blinden Eremiten, der irgendwo unter der Stadt lebte, finden? Bis jetzt hatte er sich immer dann gezeigt, wenn er gebraucht würde. Zwar hoffte er, dass dies auch jetzt passierte, aber irgendwie wusste der Prinz, dass es dieses Mal nicht so einfach sein würde. Besonders dann nicht, wenn Mirage vorhatte, ein Spiel mit ihnen zu spielen. Bei der Sache mit den sie im Schlaf angreifenden Dorfbewohnern, hatte sich Phasir als anfällig für ihre Magie erwiesen.
Hoffentlich wurde er nicht von der bösen Königin des Chaos aufgehalten? Wobei – wenn er ehrlich war: Das würde ihn wenig überraschen.

Cal warf einen verblüfften Blick zu Agatha und trat zu ihr. Leise flüsterte er ihr ein „Hab ich gerade richtig gehört? Kvasir? Seit wann hatte Jasmin Kontakt zu den Asgard?“
Seine XO warf ihm einen Blick zu und er hatte das Gefühl, sich in ihren grasgrünen Augen zu verlieren, als er die Welle der Ironie merkte, die ihm entgegenschwappte. „Wasch Dir die Ohren“, flüsterte sie, „Sie hat deutlich ‚Phasir’ gesagt.“
Der Captain zuckte mit den Schultern und blickte Jasmin an: „Wer ist Phasir und wie finden wir ihn?“
„Das ist das Problem“, sagte nun Aladdin, „Wir wissen es nicht.“
Cal seufzte. „Das wird ja prima.“

 TBC


 
 Kapitel 10.4

Plötzlich änderte sich die Atmosphäre. Um genauer zu sein – der Himmel, gerade eben noch strahlend-blau, verdunkelte sich und aus der Ferne war ein Rumpeln hörbar, das zuerst zu leise war, um es überhaupt wahrnehmen zu können, sich dann aber multiplizierte und schließlich so laut wurde, dass Aladdin sich die Hände auf die Ohren pressen musste. Jasmin neben ihm ging in die Hocke, stöhnte auf, als würde ihr dieses Geräusch körperliche Schmerzen zufügen und ehe er sich versah, hatten auch seine Beine nachgegeben und er presste nicht nur seine Hände auf seine Ohren sondern sich auf den Boden.

Auch Agatha konnte sich diesem Gefühl nicht entziehen. Schmerzen rasten durch ihren Körper, es war, als wären sämtliche Nervenbahnen in Flammen stehend, als würden sämtliche Muskeln und Sehnen zerreißen und als würde ihr das Hirn aus Ohren und Nase heraustriefen. Gerade, in dem Moment, als sie den unmenschlichen Schrei gehört hatte, merkte sie, dass er ihrer Kehle entronnen war. In ihrem Kopf tauchte dieses eine Wort auf und machte sich immer präsenter: „ FLIEH!

Ihren Mitprinzen und Mitprinzessinen schien es nicht anders zu gehen, denn plötzlich – und dafür bewunderte Agatha ihn – schaffte es Aladdin in einem unglaublichen Akt der Stärke, aufzustehen, sich gegen diese Wogen der Schmerzen und des Kraches anzustemmen, Jasmin hochzuhelfen und mit ihr in den Palast zu taumeln. Und ehe sie realisierte, was geschah, hatte Cal sie auf seinen Armen gebettet und trug sie in Sicherheit. Verdammt , schoss es ihr durch den Kopf, Wenn dieser Krach mich schon an den Rand des Wahnsinns bringt, was wird denn dann erst mit ihm?
Sie wandte ihren Kopf ihm zu und stellte fest, dass Genie und Eden sich in Kopfhörer verwandelt hatten. Einer hatte sich über des Captains Ohren gestülpt, der andere schlüpfte gerade aus dem Palast, wo er zweifelsohne Aladdin vor dem Krach beschützt hatte und setzte sich nun auf die Ohren von Prinzessin Theti. Diese stemmte sich empor, griff die Hüfte ihres „kleinen Fischers“ und half ihm in die Stehende. Kaum, das Cal den Palast betreten hatte, lösten sich die grünen Eden-Kopfhörer, huschten zu Papyrus und nahmen Kontakt zu seinen Ohren auf. Mehr konnte die XO nicht sehen, da Cal sie schnell gegen die nächste Wand presste, sich vor sie und sie mit seinem Körper vor weiterem Lärm abschirmte. Dazu presste er seine Hände auf ihre Ohren, was sie damit erwiderte, mit ihren Händen die Captainsgehörgänge vor diesem Lärm zu beschützen. Kurz warf sie einen Blick zu einer anderen Wand, wo Aladdin und Jasmin sich auf selbe Weise gegen den Lärm zur Wehr setzten.
Und nun, wo der ohrenbetäubende Krach einem dumpfen Brummen im knapp-hörbaren Bereich gewichen war, konnte Agatha auch wieder klarer denken. Allem in allem stellte sich die Frage, was das für ein Krach war.
Also beugte sie sich vor, so dass ihr Mund an Cals Ohr angelangt war, lüftete kurz ihre Hände, sodass Cal wirklich nur sie hören konnte und fragte: „Weißt Du, was das ist?“
Schnell verschloss sie die Gehörgänge ihres Geliebten wieder, der sie anblickte. In seinen braunen Augen konnte sie erkennen, dass auch er keine Ahnung hatte, was das nun war, aber mehr als neugierig. Sie nickte ihm zu – doch sie fragte sich, wie sie sich wohl bewegen konnten, ohne erneut diesem Geräusch zum Opfer zu fallen.

Und in diesem Moment – man könnte fast meinen, dass das Geräusch das Drehbuch gelesen hätte – hörte es auf.
Aladdin und Jasmin warfen einander einen verblüfften Blick zu, schauten einander in die Augen und merkten, dass es ihnen eigentlich egal war, was um sie herum passierte. Die Hände von den Ohren nehmend, beugte er sich vor und stahl ihr einen Kuss. Sie lächelte.
„Kann es sein, dass Du mich gerettet hast?“, fragte sie, so unschuldig wie möglich.
Aladdin blickte kurz zu Boden, ehe er seinen Kopf hob und sie anblickte. „An… anscheinend.“, sagte er und gab sich Mühe, nicht allzu nervös zu klingen, obwohl sein Herz in diesem Moment so lautstark pochte, dass er sich sicher war, dass sie es ebenfalls hören würde. Er schaute sie an, holte Luft und setzte an: „Flieg mit mir um die Welt.“
Jasmins Augen weiteten sich, auch sie holte Luft und ließ ihre sanfte Stimme erklingen: „… sie gehört mir, ich weiß schon.“
Damit griff sie den Kopf ihres Mannes, zog ihn zu sich und küsste ihn lange und leidenschaftlich.
Die Stimmen des Prinzen Doktors und Prinzessin Song drangen an ihre Ohren, aber sie ignorierte sie.

„Die beiden sollten sich echt ein Zimmer nehmen.“, grinste Cal, als Agatha ihre Hände von seinen Ohren nahm und sich zu ihm umdrehte. „Schatz“, sagte sie, „Sie haben den ganzen, verdammten Palast.“
„Auch wieder wahr.“
Damit nickte der Captain in Richtung des offenstehenden Balkons, machte sich auf den Weg und hörte neben sich ein leises, doppeltes Klingeln. Kurz wandte er seinen Kopf in die Richtung des Geräusches und sah Genie und Eden, die ebenfalls neugierig um die Ecke lugten.
„Ich frag mich, was das für ein Krach war.“, wisperte der Flaschengeist, als wollte er die Leidenschaft, die gerade in Al und Jasmin emporkroch nicht stören.
Der Captain zuckte mit den Schultern. „Würde mich auch interessieren“, sagte er raunend, ebenfalls die Gefühle von Prinz und Prinzessin respektierend, „Wenngleich ich mich auch frage, weswegen unsere beiden Lovebirds da drüben“ – er deutete auf Aladdin und Jasmin – „nicht einfach in ein Zimmer gehen. Der Palast hat doch genug.“
„Vielleicht wollen sie auch einfach nur gleich zur Stelle sein?“, bot Eden flüsternd ihre Meinung an und stockte, als sie ein genervt-lustvolles Seufzen Jasmins hörte und dann den Satz „Ihr wisst schon, dass wir euch noch hören können?“
Cal hob den Kopf und wandte seinen Blick dem Liebespaar zu: „Wie schon gesagt – nehmt euch ein Zimmer.“
Die Prinzessin von Agrabah lächelte ihm zu, machte sich von Aladdin los, richtete ihre Garderobe und trat dann auf den Sternenflottencaptain und die beiden Flaschengeister zu.
„Was macht Ihr da eigentlich?“
Nun war es am Captain, etwas zu richten. Und zwar sich selbst in eine aufrecht stehende Position.
Er straffte seine Gestalt und blickte die Prinzessin an: „Nun, wir wollten eigentlich nur wissen, was das gerade für ein Krach…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment geschahen zwei Dinge aufeinander. Erstens wurde ein genau so lauter, wie trommelfellzerreißender Knall hörbar, der Cal so erschreckte, dass er zweitens ein „YIKES!“ ausstieß und in Jasmins Arme sprang.
„Cal?“, hörte der Captain die Stimme seiner XO und machte sich von Jasmin los.
Dann blickte er zu Agatha und schluckte: „Hast… hast Du das auch gehört?“
Sie nickte: „Wenn Du deine neue Freundin loslässt und herkommst, dann zeige ich dir auch, was das war.“
Damit deutete sie auf den Balkon.
Cal drehte sich um und sah, dass die Balkonbrüstung in einer Art „Schatten“ lag, so als würde etwas die Sonne verdunkeln. Und dieser Schatten kroch immer weiter auf sie zu.
„ist das wieder der Obelisk?“, fragte Jasmin hinter ihm und eilte auf die Aussichtsplattform, gefolgt von Aladdin, Genie und Eden.

Dass Prinz Doktor seiner Frau plötzlich in die Arme gesprungen war, war etwas, worüber er mit dem Prinzen noch reden musste. Momentan schien es aber andere Probleme zu geben, denn wenn der Obelisk, der vor knapp 2 Jahren Agrabah schon einmal fast zum Verhängnis wurde, wieder von Mirage bemüht wurde, dann war es keine großartige Herausforderung. Man wusste ja, wie man diesem Ding entgegenwirken konnte. Doch, als sie auf dem Balkon standen und sich suchend umblickten, hörte er neben sich Jasmin hauchen: „Ich sehe den Obelisken nicht.“
Aladdin trat an die Brüstung und berührte sie: „Hm… sie ist noch da, sie verschwindet nicht – das ist nicht der Obelisk.“
„Ja“, meldete sich nun der Flaschengeist Genie zu Wort, „Aber was wirft einen so präzisen Schatten. Ich meine – schau mal – ganz Agrabah ist in Dunkelheit gehüllt.“
„In einem sehr quadratischen Schatten.“, stellte nun der Prinz Doktor neben ihm fest, ehe er nachdenklich einen Blick gen Sonne warf und sein Gesicht vor der Helligkeit abschirmte.
„Was wirft einen quadratischen Schatten?“, fragte nun Jasmin, was Genie dazu veranlasste, Eden anzustubsen. Sie nickte, verwandelte sich in eine große Taschenlampe und strahlte auf die Palastwand. Dann metamorphierte Genie in ein Quadrat und postierte sich vor der Taschenlampe. Er blickte zu Jasmin: „Ich würde vermuten, eine quadratische Fläche.“
„Oh nein.“, sagte der Prinz Doktor, „Kein Quadrat.“
Damit deutete er gen Sonne, von wo sich ein gigantisches Objekt abzeichnete, das aus der Sonne zu kommen schien und genau auf Agrabah zuhielt.
Prinz Doktor schluckte: „Ein Würfel – ich glaubs nicht.“

Das konnte doch echt nicht wahr sein.
Sah er das wirklich? Bildete er es sich nicht nur ein? Kam dort tatsächlich, aus der Richtung der untergehenden Sonne, ein Borgschiff? Was wollten die kybernetischen Cyborgs hier? Und automatisch traf ihn die Erinnerung, wie es damals, bei ihrer ersten Borg-Begegnung gewesen war:


Cal, der sich schon mit den schlimmsten Befürchtungen trug (seelenlos im All herumzugaukeln und Leuten ebenfalls die Seele auszusagen, kann man ja getrost als schlimm bezeichnen) wurde von Agatha auf eine Kleinigkeit hingewiesen, die er aber irgendwie auch selbst hätte feststellen können. „Sir, wir sind nicht festgebunden.“, sagte sie. Da fiel Cal tatsächlich auf, das sie nicht festgebunden waren. Probehalber trat er aus und tanzte in seinem Alkoven herum, dass es ihm schräge Blicke von Agatha und Scotty eintrug. Cal stellte sich lässig in den Alkoven und eine Idee formierte sich in seinem Kopf. Agatha schien sie ebenfalls zu haben, schlug vor, nach vorne zu stürmen, sich die Borg zu schnappen und………
Der Captain rannte los und wurde wieder von dem Paralysestrahl getroffen. Er erschlaffte.
 
Was dann geschah, wusste er nicht mehr, er kam erst wieder zu sich, als er im Alkoven stand und von einem Borg mit einem Waffenarm bedroht wurde.
„Ich nehme an, das soll heißen, dass ich mitkommen soll?“, fragte er und schluckte, als der Borg seine Waffe auf ihn richtete. Borg und Waffen – eigentlich waren Pistolen und ähnliches unnötig, schließlich waren Borg selbst beinahe sowas wie Waffen. Allerdings musste Cal dem Kollektiv zugestehen, dass es keine blöde Idee war – so konnten die Borg ein fliehendes Opfer betäuben und es später assimilieren. Ziemlich effizient.
Und da er keine Lust hatte, erneut bewusstlos zu werden, hob er gehorsam die Hände und setztes sich in Bewegung.
Kurz warf er einen Blick zu Scotty und Agatha, die ihm mit ihren Augen das selbe sagten: „Abhauen is ja okay – aber wir brauchen einen Plan.“

Sie marschierten einen klaustrophobisch engen Korridor entlang, eine Borg vor ihnen, eine hinter ihnen. Dann war Cal bei Alkoven 19 von 21 angelangt und wurde hineingeschubst. Aus der Wand fuhr urplötzlich ein Waffenarm. Cal erkannte den taktischen Vorteil. Gehorsam steckte er seinen Arm in den Waffenarm, riß sich dann jedoch aus dem Alkoven heraus. Er legte auf die beiden Drohnen an, die Agatha und Sebastian festhielten und feuerte. Die erste Drohne ging ohnmächtig zu Boden, die Zweite wurde auch getroffen, aber sie reagierte nicht. Doch, sie drehte sich um und sah Cal analysierend an. Das war für Scotty die Chance. Er schlug zu.
Am Kopf getroffen ruckte das Kinn der Drohne nach hinten, ihr Körper fiel mit einem lauten Knall auf das Gitter, das dieses Geschoss des Würfels von dem nächsten trennte.

Eine weitere Drohne näherte sich, was Agatha dazu nutzte, sich in eine Verteidigungsposition zu begeben und mit zwei, drei schnellen Karatetritten und – hieben den Borg aus seiner Laufbahn zu befördern.
„KLASSE!“, rief Cal und nickte Sebastian zu, ehe er merkte, dass der Arm, der in der Borgrüstung steckte, sich plötzlich, wie von einem eigenen Willen beseelt, bewegte.
Er richtete sich auf den Torso seines Chefingenieurs aus und nahm ihn ins Visir – respektive: würde ihn ins Visir nehmen, wenn er eines hätte.

Captain, XO und Chefingenieur erkannten, was die Stunde geschlagen hatte, dennoch konnte sich Cal den verzweifelten schrei „Ich kann es nicht kontrollieren“ nicht verkneifen, ein roter Strahlenblitz aus dem Waffenarm schoss. Dieser hüllte den Chefingenieur in einen Kokon aus lähmender Energie ein, das dazu führte, dass er sang-, klang- und wortlos in sich zusammensackte.

Dann positionierte sich der Arm neu, nahm die Brust seiner XO ins Visier und feuerte. Diese duckte sich unter dem Blitz hinweg, ging in die Hocke und katapultierte sich mit voller Wucht gegen den Captain. Der fiel zu Boden, doch der Arm richtete sich wieder auf Agatha aus.


„Du, Cal, das tut mir leid.“, hauchte die XO und Cal blickte sie verblüfft an: „Was tut dir leid?“
„Das.“, sagte sie und trat mit voller Wucht nach dem Arm. Dieser wurde zur Seite gerissen. Cal knirschte mit den Zähnen, als er das Knirschen hörte und irgendwie vermutete er, dass das Kugelgelenk aus seiner Pfanne gesprungen war.

Als dann Funken sprühten, blickte der Captain überrascht auf den Arm und stellte fest, das ein kleiner, viereckiges Mikrochipchen von dem dafür vorgesehenen Steckplatz getrennt worden war. Der Arm machte noch einmal Anstalten, etwas zu tun, erschlaffte dann aber, was Cal erneut ein schmerzhaftes Stöhnen entlockte.
Agatha beugte sich über ihn, küsste ihn auf die Nase und hauchte ein „Entschuldigung, Sweetie.“, ehe sie ihm etwas ins Ohr flüsterte.

Der Captain hatte keine Ahnung, was sie gesagt hatte, aber er merkte, dass die Schmerzen, die sich explosionsartig in seinem Arm bemerkbar machten, in den Hintergrund traten. Er blickte hoch, lächelte Agatha an und merkte, als sie sein Lächeln erwiderte, das sein Herz schneller schlug. 
Hier konnte ihm nichts passieren, er war mit Agatha zusammen, die…

Gerade in diesem Moment von einem Borg am Kragen gepackt und mühelos vom Captain gepflückt wurde.
Moment, so ging das aber nun wirklich nicht.
Cal richtete sich auf und bewegte den Waffenarm auf den Borg zu. Zugegeben, eine Art dumpfes Pochen in seiner Schulter erinnerte ihn daran, dass er eine Verwundung hatte, die sich Gina mal ansehen sollte, aber momentan gab es wichtigere Dinge.
Der Borg blickte ihn an, Cal zwinkerte ihm zu und sagte etwas, das er selber nicht ganz verstand: „Provoziere niemals einen hypnotisierten Captain.“


Es war schon großartig, was Erinnerungen zu leisten in der Lage waren. Allein diese Situation erinnerte ihn daran, dass sie vermutlich alles zu schaffen in der Lage waren, wenn sie nur zusammenblieben. Ob nun Cal, Agatha und Sebastian, Cal, Agatha und Gina oder Cal, Agatha und Ziva – oder Cal, Agatha, Jasmin, Aladdin, Theti, Papyurs, Razul, Genie und Eden – wenn sie alle zusammenblieben, konnte man es schaffen. Da konnte man auch eine Borg-Invasion zurückschlagen, die etliche Jahrtausende zu früh stattfand.

Das grünliche Schimmern neben ihm schreckte ihn in diesem Moment nicht mehr und er merkte, wie sein Körper auf Automatik umschaltete und sich von Lebensrettenden Reflexen leiten ließ. Er wirbelte herum, schlug dem Borg mit voller Wucht auf die Nase, trat ihm dann gegen den Solar-Plexus, schlug noch einmal gegen den Kehlkopf, wirbelte erneut um die eigene Achse und trat zu. Das kybernetische Wesen taumelte gegen die Brüstung und fiel hinunter in die Tiefe.
„Sehr gut“, grinste Cal, wirbelte herum um sich gegen den nächsten Borg zu werfen.
Irgendwann hörte er ein „AIIIEEEE!“ von Jasmin, wirbelte herum und sah, wie sie von einem Borg gepackt und assimiliert wurde. Kaum, dass die Röhrchen ihren anmutigen Hals, zwei Vampirbissen gleich, punktiert hatten, ließ der Borg von ihr ab und sie fiel, wie von einem Magneten angezogen, zu Boden.
„NEIN!“; schrie der Captain und wirbelte herum, als er hinter sich einen Schatten sah. Seine Kinnlade klappte herunter.
„Ich glaub, ich spinne.“

Tatsächlich, da kam Razul auf ihn zu, das Schwert erhoben, das beide Augen durch Okkularimplantate ersetzt, die ihn wirken ließen, als trüge er entweder eine extrem unmodische Brille oder Insektenaugen, aus dem Ohr ragte eines der Dinger, die Cal bei den Borg schon oft gesehen hatte, die er aber als relativ zwecklos erachtete – ein roter Laserpointer.
„Widerstand ist zwecklos!“, dröhnte die Razul-Drohne und schlug zu. Cal warf sich zur Seite, rollte sich über den Boden und kam vor Agatha zum Stehen.
„Uff“, keuchte er, richtete sich auf und deutete auf Razul: „Wir müssen hier…“
Weiter kam er nicht, denn als er sich umdrehte, sah er dass auch seine Freundin inzwischen im anderen Team mitspielte. Ihre grünen, hypnotischen Augen waren erloschen, starrten ihn blicklos an, die freiliegende Haut war einfach nur grau, respektive ziemliche fleckig und alles in allem hatte Cal das Gefühl, dass ihm gleich übel wurde.
„NEIN!“, schrie er erneut, als die Borg-Frau ihn packte …

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 25.06.14, 12:45
 Kapitel 10.5

Der Griff, mit dem die Agatha-Borg seinen Kragen festhielt, war schraubstöckern. Cal merkte, wie sein Herz schneller pumpte, wie sämtliche Überlebensinstinkte in seinem Körper aktiviert wurden und konnte förmlich das Rauschen hören, mit dem das Adrenallin durch seinen Körper schoss. Was konnte er tun?
Die sanfte Stimme seiner XO hatte der Captain noch nie gleichzeitig so ruhig, bestimmend und gleichzeitig unheimlich erlebt, wie in diesem Moment, als sie den Erkennungssatz der Borg sprach: „Wir sind die Borg – sie werden assimiliert werden. Widerstand ist zwecklos.“
„Widerstand ist zwecklos? Na, das wollen wir doch mal sehen.“, schoss es Cal durch den Kopf, als er all seine Kraft anstrengte, um sich von Agatha zu befreien. Schnell stieß er seine Hände gegen die Schultern der XO und sie damit zu Boden. Gleichzeitig taumelte er einen Schritt zurück, atmete erleichtert durch.

Sie würden ihn nicht assimilieren. Es reichte schon, dass sie es auf dem Borgschiff versucht – und später, bei der Sache in Ret’tang auch beinahe geschafft – hatten.
Eine Art Gänsehaut kroch über seinen Körper, als er daran dachte, wie er damals assimiliert worden war und die schuldige Person auch noch seine XO, Commander Agatha Silverbird, gewesen war. Andererseits: Dies fiel unter die Kategorie „PP – Persönliches Pech“. Er hätte auf die entsprechenden Ärzte hören sollen, die nach einer De-Assimilation Agathas immer noch nicht Entwarnung gegeben hatten.

Alles in allem war es eine sehr unangenehme Erfahrung gewesen und Cal konnte sich wirklich Schöneres vorstellen, als ausgerechnet diesen Teil der Ret’Tang-Mission zu wiederholen. Lieber würde er…

Seien Gedanken kamen ins Stocken, als er hinter sich einen Körper spürte, der schnell seine Arme um ihn schlang. Kurz wandte er seinen Kopf… verdammt. Irgendwie war es ihm ja zu dem Zeitpunkt klar gewesen, was die Stunde geschlagen hatte, als er gezwungen war, mit anzusehen, wie Prinzessin Jasmin zur Drohne wurde. Und diese Drohnenprinzessin hielt ihn nun fest. Was konnte er tun? Vielleicht konnte man mit ihr ja noch diskutieren?

„Prinzessin“, brachte er hervor, „ich schlage eigentlich keine Frauen – wenn Sie mich loslassen würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“
Ihre Antwort ein „Sie werden assimiliert werden“, genau so leidenschaftslos gesprochen, wie es Agatha schon getan hatte, brachte ihn dazu, zu seufzen.
„Also gut“, murmelte er, „Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“
Damit ballte er seine Hand zur Faust und stieß den Ellbogen in die Magengrube der ehemaligen Prinzessin. Diese ließ ihn los, taumelte nach hinten und hielt sich den Bauch.
Hatte sie doch Schmerzen? War eventuell noch etwas zu retten?
Er ging auf sie zu, vor ihr in die Knie und blickte sie an: „Prinzessin, sind Sie da?“
„Prinz Dok…tor.“, keuchte die Frau, hob ihren Blick und Cal sah, dass ihre Augen wieder eine gewisse Lebendigkeit hatten. Ein Lächeln legte sich auf des Captains Lippen. „Sie sind noch irgendwo da drinnen?“, fragte er und seufzte innerlich. Einen ähnlichen Dialog hatte er doch irgendwo schon mal gehört?
„Prinz Doktor“, sagte die Prinzessin erneut, dieses mal mit fester Stimme und einem Blick, der sich tief in seine Seele bohrte: „Prinz Dok…“
Weiter kam sie nicht, schien irgendetwas zu bemerken, zu sehen, denn ihr Blick veränderte sich. Sie wirkte gehetzt: „Prinz Doktor, es ist nötig, dass Sie mir jetzt ganz genau zuhören. Sie sind…“
Jasmin brach ab, ihr Kopf sackte kraftlos auf ihre Brust.
Verdammt. Was wollte sie ihm sagen? Was war er?
Die letzte Rettung der Stadt? Der neue Prinz? Ein riesiger Vollidiot? Alles drei?
Der Kopf der Prinzessin ruckte hoch, ihre Augen waren wieder seelenlos und sie fauchte: „ Widerstand ist zwecklos.
Mit einem lauten „WHOA!“ ließ sich der Captain nach hinten fallen, rollte sich auf den Bauch und rappelte sich hoch, um loszurennen – doch vor ihm stand Papryus, das Schwert des Horus erhoben und ihn aus ausdruckslosen Augen anstarrend.
Das war ja noch schlimmer als in jedem Horrorfilm mit Zombies!
Wobei – strenggenommen – gab es eine bessere Beschreibung für einen Borg? Konnte man einem Nicht-Starfleetler besser erklären, was ein Borg ist? Schließlich waren beide seelenlose Automaten, die ihren Dienst apathisch versahen. Und eventuell konnte man sogar über die Definition des Wortes „Untot“ spekulieren.

Kurz blickte er zu Agatha, die sich das ganze Geschehen – für eine Drohne, die ihn assimilieren wollte, viel zu ruhig – betrachtete. Sie verschränkte sogar die Arme vor der Brust und dies verlieh ihrer Gestalt ein mehr oder weniger gelangweiltes Aussehen.
Zugegeben, das war eine ziemlich unübliche Borgpose, aber allein schon der Fakt, dass einige Borg seit einigen Jahren Waffen hatten, war ein unübersehbares Zeichen für den Wandel der Zeit im Kollektiv.

Cal betrachtete Papyrus kurz und zuckte mit den Schultern: „Tut mir leid, Papyrus von Borg – aber ich will nicht assimiliert werden.“
Damit verpasste er dem jungen Mann einen Schlag gegen das Kinn, der ihn leblos zu Boden gehen ließ. Der Gedanke „Irgendwie ist das zu einfach“ schoss dem Captain durch den Kopf, aber ein nicht gerade geringer Teil seines Selbst wollte sich in diesem Moment mit solchen essentiellen Fragen nicht beschäftigen – er wollte einfach nur weg. Und wenn er es geschafft hatte, die DRAGONFLY zu finden, würde er auch Agatha heilen können.
Er würde sie hier zurücklassen müssen, um sie wiederzufinden – und er würde sie wiederfinden und heilen – und wenn es das Letzte war, das er im Leben tat. Dazu musste er nur eines schaffen – nicht assimiliert werden.

Kurz blickte er sich um, sah, dass Jasmin wieder bedrohlich nah an ihn herangetreten war. Er wirbelte herum, erkannte, dass hinter ihr die Aladdin-Drohne aufgetaucht war und trat in Aktion. Nach vorne preschend, schubste er die ehemalige Prinzessin gegen ihren ehemaligen Mann, zog dann den Phaser und stellte ihn auf „Lähmen.“
„Entschuldigung.“, keuchte er, „Ich wäre gerne euer Freund.“
Damit drückte der Captain ab. Jasmin und Aladdin leuchteten rot auf, gaben einen Seufzer von sich – eventuell Erleichterung? – und kollabierten. Jasmins Oberkörper kam auf Aladdins Bauch zum liegen und eigentlich sahen die Beiden aus, als haben sie sich nach einem Picknick einfach nur zum Verdauungsschläfchen hingelegt.

Doch der Schuss schien die anderen Borg nun wirklich wütend gemacht zu haben. Schnell stellte der Captain seinen Phaser auf „Volle Stärke“, richtete ihn auf die Person, die ihn gerade angreifen wollte.  Leider war dies Agatha, die versuchte, ihn erneut zu greifen. Der Captain wich aus, richtete seinen Phaser erneut aus… Cals Phaser fauchte zornig auf, als sich der heiße, orange-roter Strahl direkt in den Boden vor seiner XO bohrte und eine Staubwolke entstehen ließ. 1„Vergib mir, Gathy-Chan.“, hauchte er, „ich bin bald wieder da. Kämpf solange gegen die Programmierung – ich weiß, du kannst es.“
Damit wirbelte er herum und eilte los, die Treppe zum Palastgarten herunter.

Es war faszinierend, wieviele Borg auf dem Schiff gewesen waren – denn der Garten war voll von ihnen. Zwar schoss dem Captain die Frage durch den Kopf, ob dies alles nun mal wieder ein Verstoß gegen die Temporale Erste Direktive war oder ob die Borg tatsächlich schon einmal vor langer Zeit eine Invasion der Erde versucht hatten – aber es war ihm momentan egal. Genauso wie sein komplettes Training, denn er wusste zwar, dass die Borg nur dann angriffen, wenn sie jemanden als Bedrohung erachteten, aber momentan war ihm auch dies egal. Diese Mistkerle hatten nicht nur einen Eingriff in die Geschichte vorgenommen, sie hatten Leute assimiliert, die er zwar noch nicht so lange kannte, die ihm aber sympathisch waren, die er – im Fall von Jasmin – sogar sehr süß fand – und die er – im Fall von Agatha – mehr liebte als sein eigenes Leben. Diese Leute musste er zurücklassen – und dafür sollte kein Borg zahlen? Kein Stück. Seine Hand glitt wieder zum Phaser, er stellte ihn auf „starke Betäubung“ – vielleicht konnte man diesen Drohnen ja noch helfen - , nahm Ziel und wunderte sich nicht, dass schon die erste Drohne auf ihn zielte und feuerte.
„Netter Schuss.“, kommentierte er die Versuche, ihn zu treffen und schoss.

Die kinetische Wucht des Einschlages riss den Torso nach hinten und die an ihm angebrachten Extremitäten, sowie der Kopf, folgten. Damit hatte er die komplette Aufmerksamkeit der Drohnen, die sofort ihr Feuer auf ihn eröffneten. Cal warf sich in Deckung und schüttelte den Kopf. Irgendwie hatte er das alles ein wenig zu wenig durchdacht. Irgendwie konnte er sich nicht helfen und stellte fest: „So ähnlich musste sich Aladdin gefühlt haben, als Mirage die Stadt unter ihre Kontrolle gebracht hatte.“
Sofort durchzuckte eine Idee ihn wie eine elektrische Entladung. Vielleicht – vielleicht war es ja Mirage, die die Stadt unter ihre Kontrolle gebracht hatte? Vielleicht hatte Mirage die Kontrolle über das Borg-Kollektiv?  War dies möglich? Er hatte bei Mirage keine Implantate gesehen, keine Schläuche, die sich über ihren Körper gezogen hätten, keine Anzeichen, dass sie eine Borg – oder vielleicht gar eine Borg-Königin – wäre. Oder war es ein Zufall, dass die Kyberwesen ausgerechnet jetzt hier auftauchten? Irgendwie konnte der Captain sich das nicht so ganz vorstellen und…

Das laute Dröhnen eines Antriebs, dicht über ihm, ließ ihn zusammenzucken. Er hob den Kopf – direkt über sich sah er Genie schweben – in der Gestalt eines Borgwürfels - , ebenfalls assimiliert, ebenfalls auf der Suche nach ihm.
„Widerstand ist zwecklos“, bellte der Flaschengeist und doch klang er weniger befehlend, weniger mechanisch, sondern eher besorgt. Verflucht, was war hier los?
Die auftauchende Eden hatte sich ebenfalls in ein Borgschiff verwandelt – eine Sphäre, die auf ihn zuflog und ebenfalls das Borgmotto rezitierte.
„Hier sind eindeutig zu viele Borg in der Geschichte“, murmelte der Captain, rappelte sich aus seiner Deckung und eilte los, eine neue zu finden – begleitet vom Geräusch der Borg-Waffen, die sich entluden. Vor und hinter ihm spritzte die Bausubstanz des Palastes auf, ausgelöst von Treffern aus Waffen, die sich in den Palast bohrten.
Cal merkte, wie sein Herz immer schneller schlug. Schaffte er es, rechtzeitig Deckung zu finden? Mehr oder weniger bezweifelte er es, da er über sich schon wieder den nunmehr sphärenartigen Schatten von Eden sah. Verdammt.
Seine Füße hämmerten auf den Boden, er versuchte, so schnell wie möglich fortzukommen, eilte über die Kieselsteine auf einen Busch zu, ging in die Knie und schlidderte in Deckung. Momentan war das Adrenallin noch da und bewahrte ihn davor, sofort Schmerzen zu empfinden, aber er war sich sicher, das dies bald der Fall sein würde. Besonders, wenn er sich die aufgeschrammten Oberarme ansah. Langsam, aber sicher, wurde eine kleine Stimme in seinem Kopf immer lauter.
„War es das?“, hörte er sich fragen, gefolgt von einem „Sollte es das schon gewesen sein?“ Kurzzeitig stahl sich sogar der Satz „Ich bin doch noch soooo jung.“ in seine Gedanken – oder, wie man zur Zeit der (aus Cals Sicht) letzten Jahrtausendwende (1999/2000) , sagte: „Seine Denke.“
Einer der größten Kabarettisten des Landes, das der britische Captain immer zu portraitieren suchte, erzählte da gerne die Anekdote, das man ihm mal gesagt habe „Da haben Sie eine andere Denke als ich“ – worauf hin dieser konterte: „Da habe ich aber eine Staune.“
In Cals „Denke“ erschien also kurz der Satz „Ich bin doch noch sooo jung“ wurde aber alsbald von einem, beinahe schon pseudo-buddhistisch-zen-ig angehauchten „Aber du hast verdammt viel erlebt“ abgelöst. Und das stimmte nun wirklich. Er hatte nicht nur in seiner Zeitlinie, sondern auch noch im 20. und 21. Jahrhundert Freunde gefunden und nun offenbar noch irgendwann mehrere Jahrtausende vor Christi Geburt. Eigentlich hatte er es gar nicht so schlecht getroffen. Im Gegenteil. Und könnte der Fanfictionautor die Story mit einer Melodie unterlegen, so würde er jetzt den Song einspielen, den meine Leser vermutlich kennen und vermutlich sogar wissen, wie er heißt. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, er beginnt mit einem Gitarrensolo und dann damit, dass jemand „WOOOHOOOOO!“ schreit. Und dieses „WOOOHOOO!“-Liede würde jetzt gespielt werden, denn um Cals Lippen tauchte ein Grinsen auf. Er richtete sich auf, zog seinen Phaser, bereit, falls man auf ihn schoss, zurückschießen zu können und sprintete los – auf die Mauer zu, die Unberufene davon abhalten sollte, aus Agrabah in den Palast zu kommen. Oder – in seinem Fall – aus dem Palast zu entfliehen. Eine der Borg-Palast-Wachen schien seinen Plan zu erahnen, eilte ihm entgegen, mit erhobenem Schwert. Schnell riss der Captain seinen Phaser hoch und feuerte. Die Wache leuchtete kurz rot auf und kollabierte.
Eigentlich müsste er jetzt fliehen können, eilte weiter und zuckte zusammen, als direkt neben ihm Erde sengendheiß hochspritzte und wirbelte herum. Der Captain riss seine Arme – sein Gesicht schützend – hoch und wirbelte dann in die Schussrichtung. Er musste kein Genie sein – weder ein Flaschengeist, noch ein besonders cleverer Kopf – um zu wissen, von wo der Schuss kam. Tatsächlich. Agatha Silverbird stand immer noch auf dem Balkon, ihre Augen blicklos auf ihn gerichtet – ebenso der Phaser.
„Ergeben Sie sich Captain.“, sagte sie sanft, aber unheimlich-mechanisch und starrte ihn an, „Wenn Sie sich ergeben, werde ich eine schmerzlose Assimilation garantieren.“
‚Na, das wollen wir doch erstmal sehen’, schoss es dem Captain durch den Kopf, als er sämtliche Optionen durchspielte. Es sah relativ grimm aus - und damit meinte Cal nicht „märchenhaft“.

 To be continued

 Kapitel 10.6

Er konnte versuchen, Agatha und seine anderen neugewonnenen Freunde mit einem gezielten Schuss auf „Starke Betäubung / Fächerstrahl“ schlafen zu schicken. Dies funktionierte allerdings nur, wenn sie alle an einer präzisen Position Platz nahmen, was vermutlich nicht wirklich klappen würde. Eine weitere Möglichkeit wäre, den Phaser auf volle Stärke zu stellen und jeden Borg zu erschießen, der ihm zu nahe kam. Wenn gar nichts mehr ging, konnte er auch entweder den Phaser verwenden, um sich selbst zu erschießen – in diesem Falle tat es eigentlich ein Schuss auf „Betäubung“, direkt gegen die Schläfe, wie er aus einem Bericht von Doktor Leonard McCoy wusste, den dieser während der Gorkon-Angelegenheit angefertigt hatte. Sein Phaser bot auch die Möglichkeit, auf „Überladung“ gestellt zu werden und dann als Granate entweder große Verwüstung in den Feindesreihen zu verursachen oder aber zum „Abtritt mit einem großen Knall“. Aber alles, was in irgendeiner Art und Weise den Tod entweder der Eigenen oder anderer Personen nach sich zog, war in Cals Regelwerk nicht unbedingt hoch angesehen.  Und wieder traf ihn ein unvorbereitetes Flashback – damals hatten sie sich zum zweiten oder dritten Mal mit einer Rasse namens „Scribe-De-Ianer“ angelegt.

  Es war eigentlich eine Routinemission gewesen, ein paar Siedler sollten
von Ceti Gamma evakuiert werden, doch dann, aus dem Nichts, erschien dieses
gewaltige Schiff.
Die Crew wusste, wer der Aggressor war, schließlich war man sich im Laufe
der Zeit des Öfteren über den Weg gelaufen..
Die Scribe-de-ianer.
Ob sie nun per Zufall in dieser Region des Weltalls unterwegs waren, oder ob
sie absichtlich dort gewartet hatten – keiner vermochte es zu sagen.

Das erste Kräftemessen hatte sehr schnell stattgefunden.
Lichtpunkte, Laserwaffensysteme waren von dem beängstigend großen
Scrib-schiff auf das Schiff unter dem Kommando Cals gesandt
worden und eingeschlagen.
Die Brücke hatte gebebt – Funken waren aus verschiedenen Konsolen gestoben.
„Das Schiff ist nicht sonderlich sicher gebaut.“, hatte sich Cal gedacht,
und den Schlagabtausch durch den Befehl „Alle Waffensysteme, Feuer Frei!“
erwidert.
Der taktische Offizier, der DRAGONFLY , Lieutenant Commander  Jill Menacer,  führte den
Befehl aus.
 Sie war groß, blond, durchtrainiert, was eben von Vorteil ist, wenn man
eventuell die Crew vor überraschend hineinbeamenden Gegnern schützen muss.
Ihr Finger war  zur Konsole geglitten, sie hatte  zwei Knöpfe, den einen für
die Phaser, den anderen für die Quantum-Torpedos, betätigt, dann hatte es
einen mörderischen Ruck, der Agatha Silverbird, Cals ersten Offizier, fast
zu Boden gerissen hätte, wenn Cal nicht schnell ihr Handgelenk gegriffen und
sie festgehalten hätte, gegeben und die DRAGONFLY war frei gewesen.
„Alex, volle Wende, und dann Warp 9.“, hatte sich Cal an seinen
Navigationsoffizier gewandt, doch dieser war nur knapp angebunden gewesen
und hatte mit dem Kopf geschüttelt: „Das geht nicht.“
„Warum nicht?“
“Unser Warpantrieb ist beschädigt worden. Das einzige, was ich die
anbieten kann, ist voller Low-speed.“
Cal hatte mit den Augen gerollt: „Was auch immer, Hauptsache, wir kommen von
den Scribs weg, oder?!“
„Volle Wende, voller Impuls.“,  hatte Alex  gesagt und die DRAGONFLY
hatte den Befehlen des Navigators gehorcht.


Die Schadensinventur war sehr schnell gelaufen.
Der Captain warf einen Blick auf den Palm-PC, auf dem der Statusbericht des
Schiffes abgerufen wurde.
Er seufzte.
„Das Schiff ist schwer beschädigt.“, sagte Sebastian, richtete sich zu
seiner stattlichen Größe von ungefähr 2 Metern auf,  ging zum Monitor des
Besprechungsraumes, in dem sie zur Zeit saßen, und aktivierte ihn.
Ein schematischer Grundriss der DRAGONFLY erschien darauf,  ein, für
uneingeweihte heilloses durcheinander aus Drähten, Korridoren, Zimmern,
Leitungen und was sonst noch alles zu sehen war.
Cal hob eine Augenbraue und besah sich das Gebilde auf dem Monitor.
„Und, was sagt uns das jetzt?“
Sebastian deutete auf die diversen roten Punkte, die auf dem Bildschirm zu
sehen waren.
„Wir haben Hüllenbrüche, Austritt von Antriebsplasma und – als ob das nicht
schlimm genug wäre, einen Ausfall der Lebenserhaltungssysteme in den
Gästequartieren. Zum Glück ist aber niemand dort.“
Der Captain nickte und wandte sich dann, mitsamt seines Stuhls, zur
medizinischen Leitung, Gina Intrupper um.
„Und, wie siehts bei Dir aus?“
Gina räusperte sich, stand dann auf, strich ihren Doktorenkittel glatt und
ging schließlich ebenfalls nach vorne.
„Medizinisch gesehen haben wir Glück gehabt.“, sagte sie. Die verrußte
Kleidung, die sie trug verriet jedoch, das das ja nicht so ganz der Wahrheit
entsprach, doch sie fuhr fort, „Keine schweren Verletzungen, ein Wunder, bei
dem Höllenritt, den die Scribs und da wieder durchmachen haben lassen.“
Nun schaltete sich Jill ein: „Sag mal, Cal, wie lange wollen wir das
Spielchen noch treiben?“
Cal runzelte die Stirn: „Lieutenant?“
“Naja.“, zuckte sie mit den Schultern, „die Scribe-de-ianer drängen uns
immer mehr in die Defensive. Wir müssen bald etwas tun.“
Der Captain lächelte: „Gute Idee, nur was sollen wir tun, Jill?“
„Kurz bevor wir den Auftrag zur Evakuierung von Ceti Gamma bekommen haben,
haben wir doch diesen Planeten entdeckt, der, so sagte zumindest unsere
Intel, einen nicht unwichtigen Faktor in der scribe-de-ianischen Ökonomie
stellt. Dort wird ein Mineral abgebaut, mit dem die Scribs ihre Schiffe
betreiben. Wir könnten dort hingehen und das Mineral entweder selbst
abbauen, oder aber es unbrauchbar machen.“
Cal runzelte die Stirn: „Wie stellst du dir das vor?“
“Eine MAG 5-Atombombe.“, sagte Jill, ohne zu zögern.
Die Kinnlade des Captains war damit beschäftigt, nach Erdöl zu graben, eher
er sich wieder unter Kontrolle hatte.
„W... Was war das gerade?“, fragte er.
Jill nickte: „Du hast mich genau verstanden.“
„Wenn ich das richtig verstanden habe, dann schlägst du vor, eine Atombombe
auf dem Planeten zu zünden und somit das Mineral zu verstrahlen?“
„Ja.“
„Aber ist das a) überhaupt möglich und b) nicht viel zu viel Overkill?“
Die schöne Offizierin nickte: „Es ist eine Menge Overkill, da gebe ich dir recht. Aber, es ist auch unsere einzige Chance - es stellt das dar, was wir endlich brauchen. Einen Sieg.“
Cal wiegte nachdenklich den Kopf, bevor er sich an seine taktische Offizierin wendete: „Haben wir keine anderen Optionen?“
„Ich weiß nicht, was du dir erhoffst, Cal?“
„Na, vielleicht etwas, was weniger nach ‘taktischer Großangriff’ klingt? Etwas, ich weiß auch nicht, was ‘eine Nummer kleiner’ ist.“, sagte der Captain und schaute zu Agatha.
Diese sah ihn an, nickte.
Die Tatsache, das man plante, dieses Mineral zu verstrahlen, also eine Atombombe zu zünden undl sogar anderen Lebensformen zu schaden, ob sie es verdient hatten, oder nicht, wobei die Frage, ob sie es verdient hatten sowieso eher eine Definitionsfrage war, denn alles anderes, das alles ließ ihren Atem schneller gehen und sie hatte das Gefühl, auf ihrer Brust parke eine Dampfwalze. Es gefiel ihr nicht.
Und Cal konnte dies sehen.
Er schüttelte den Kopf: „Die Idee mit dem Abbauen gefällt mir wesentlich besser. Wir könnten unseren eigenen Antrieb damit sicherlich verbessern.“


Natürlich gefiel dem Captain die Idee mit dem Abbauen besser – zumindest solange, bis sie am Planeten abgekommen waren und sich plötzlich einem gigantischen Scrib-Schiff gegenübersahen, das sie rief.

 
Die Stimme war dunkel, verzerrt und zeugte dennoch von einer gewissen
Resthöflichkeit,  so höflich wie man sein konnte, wenn sein Schiff unter
Beschuss geraten war.
„Oberst Cat.“
Cal kam von der taktischen Konsole zu seinem Kommandosessel herunter: „Te’
Exwe – ich heiße ‚Captain Cat’, aber so pingelig wollen wir ja nicht sein, nicht wahr?“
Es klang tatsächlich ein bisschen erfreut, ihn zu sehen.
„Was tun Sie in dieser Gegend?“, fragte er Starfleetoffizier.
„Das selbe könnte ich Sie fragen.“, war die gleichmütige Antwort des Mannes,
den man auf der Erde nur noch ‚die wandelnde Tagesdecke’ nannte.
Er trug ein langfallendes Gewand, das nicht nur die Hände, sondern auch das
Gesicht komplett verdeckte.
Aus welchem Grund er das tat, war niemandem ersichtlich, vermutlich noch
nicht mal seinen eigenen Leuten.
Te’exwe Ynos Ni’lopo war jedoch jemand, der zwar äußerlich der
Lächerlichkeit preisgegeben war, aber er innerlich und darüber hinaus sowohl
offiziell, als auch inoffiziell, die Fäden in der Hand hatte. Er war, so
erinnerte sich Cal, der eine Videodokumentation über ihn gesehen hatte, der
Botschafter des Planeten Scribe-de, aber gleichzeitig auch ein bedeutender
Anführer. Er hatte Carte Blanche im Universum und wo immer Te’exwe Ni’lopo
den Befehl „Spring“ gab, war die Klischeeantwort die Gegenfrage „Wie hoch?“.
Der Scribe-de-ianer war eine beeindruckende Erscheinung, bedingt durch sein
Gewand, das ihm einen mysteriösen und unheimlichen Aspekt verlieh.

Cal ließ sich auf seinem Sessel nieder und schaute Te’exwe an: „Wir sind nur
auf der Durchreise hier.“
‚Meine Güte, ich kann auch lügen, ohne rot zu werden.’, dachte sich der
Captain.
Te’exwe lehnte sich in seiner Sitzmöglichkeit zurück: „Und sie reisen durch,
indem sie das Feuer auf uns eröffnen?“
Eine Spur Ironie in der Höflichkeit.
„Er ist angesäuert.“, dachte sich Cal, „Wundert mich gar nicht, ging mir vor
ein paar Tagen genau so.“
Der Oberst erhob sich wieder und machte sich mit langsamen, bedächtigen
Schritten auf den Weg zu Jill.

Damals war es ihnen gelungen, ohne großes Blutvergießen aus der Sache rauszukommen. Und der Captain hoffte, dass es hier ebenfalls gelingen würde.
„Ergeben Sie sich“, echote seine XO, die Borg, und Cal stellte fest, dass dies nur halb so sehr nach Seven of Nine, der blonden Ex-Borg, klang, wie er im ersten Moment gedacht hatte.
Der Captain räusperte sich: „Sie versprechen mir eine schmerzlose Assimilation?“
Kurz schien die Borg zu überlegen, dann nickte sie.
Auch in Cals Hirn ratterten die Räder. Leben? Tod? Leben? Tod?
„Here goes nothing.“, murmelte Cal, stellte seinen Phaser auf “lähmen”, richtete ihn auf Agatha, murmelte ein „Vergib mir, mein Liebling“ – er hatte keine Zeit, er musste weg, musste seine Geliebte vor den Borg retten -  , schoss… und seufzte, als der Phaser nicht feuerte.
Kurz warf er einen Blick auf die Ladungsanzeige – wer immer erzählte, dass Phaser unendlich Energie hatten, log ganz einfach. Wo sollte sie auch herkommen? Und wäre es dann nicht einfacher, die Energiequelle, die einem Phaser zu Grunde läge, in einem Raumschiff als Antrieb zu verwenden?
Aber nein – auch Phaser konnten sich komplett entladen und so war es auch bei der Waffe, die Cal auf seine XO gerichtet hatte. Er rollte mit den Augen, warf das Ding zu Boden, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und ging in die Knie.
Der Phaserstrahl, der herangesaust kam, traf ihn und fegte seine Gedanken bei Seite.

Noch eine Lüge. Phaserbetäubungen sollen angeblich komplett risikofrei sein.
Wenn es einen gab, der wusste, dass dies eine fette Lüge war, dann war es Cal, denn als er die Augen öffnete, hätte er sie am liebsten wieder geschlossen. Sein Kopf drohte zu explodieren, als er sich aufrichtete und die ganze Borg-Bagage vor sich sah. Allesamt Leute, die er eigentlich mochte und im Spezialfall Agatha sogar liebte.
Verdammt. Es war tatsächlich aus. Sein Phaser war leer, die Möglichkeiten extrem eingeschränkt und so seufzte er, stand auf und schaute Agatha an.
„Versprichst Du mir, dass es schnell geht? Ich möchte nicht meine letzten Sekunden als Cal damit verbringen, noch mehr als Bangebuchse rumzulaufen, als ich es normalerweise tue.“
„Dieses Versprechen kann gegeben werden.“, ratterte Agatha. Der Captain zuckte mit den Schultern, trat auf die XO zu und nahm sie in die Arme.
„Dann mach.“, seufzte er und schloss die Augen.

 To be continued

 
  Kapitel 11 – Rück- und Ausblicke

Kapitel 11.1.


Ihre sanften Lippen berührten die seinigen.
Okay, das war definitiv einmal eine andere Art und Weise der Assimilation, das konnte der Captain nicht abstreiten Als sie ihn losließ, sank er zu Boden, hörte, wie die Nanosonden durch seinen Körper eilten, spürte, wie die ersten Implantate entstanden, warete darauf, dass einer dieser sinnlosen Laserpointer aus seiner Schläfe brechen würde und…

Von einer Sekunde auf die Andere war Captain Calvin Cat nicht mehr. Seine Haut verfärbte sich, wurde grau, seine Augen starrten blicklos geradeaus und seine Haltung wurde mehr und mehr mechanisch, als er sich aufrichtete. Wenn es noch einen Cal gegeben hätte, hätte er vermutlich festgehalten „Irgendwie fühlt sich das gleichermaßen erschreckend und cool an.“ – doch es gab ihn nicht mehr.

Die Beobachterin merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Gerade eben war sie noch rechtzeitig angekommen, um zu sehen, wie sich Cal ergab und stellte erschrocken fest, dass Agatha eine Borg war. Als der Captain sich freiwillig von seiner XO assimilieren ließ, war das etwas, was sie gleichermaßen als „extrem blödsinnig“ und „extrem rührend“ ansah. Es erinnerte sie in Grundzügen an die Folge „Amys Entscheidung“, die sie im Zuge des Doctor-Who-Marathons gesehen hatte, als…

Hinter sich hörte sie lauthalses Protestieren, fuhr herum und wich einer Razul-Drohne aus, die starr-gerade-aus-igen Blickes den kleinen Sultan von Agrabah vor sich her schob.
„Ja… Ja… Jasmin?!“, brachte er entsetzt hervor. Doch die Prinzessinnendrohne starrte ihn nur unverwandt an: „Diese Einheit hört nicht mehr auf den Namen Jasmin, Prinzessin von Agrabah. Ihre neue Benennung ist One of Seven. Das Kollektiv wird um zwei weitere Einheiten wachsen. Namensumstellung komplett. Die neue Benennung dieser Einheit ist One of Nine.“
Die Beobachterin konnte sehen, wie im Kopf des Sultans einige Räder anfingen, sich zu drehen. Dann schaute er die Prinzessin – One of Ten – an: „Nein. Du bist meine Tochter. Du bist Prinzessin Jasmin von Agrabah. Das ist deine Benennung. Das ist deine Bestimmung.“
One schien kurz zu überlegen, als wäre noch etwas von Jasmin in ihr, sie trat auf den Sultan zu und ging vor ihm in die Knie. Und als sie sprach, merkte die Beobachterin, wie ihr Herz vor Freude hüpfte.
„Vater.“
Das war ein gutes Zeichen – wenn die Prinzessin wieder zu sich finden würde, konnte man eventuell auch die Anderen retten.
Der kleine Sultan blickte sie an: „Jasmin? Bist Du das?“
Sanft lächelnd nickte die Frau und nicht nur die Beobachterin musste zugeben, dass dies gleichermaßen schön, wie verstörend, aussah.
„Vater – ich bin beides. Ich bin Jasmin und One of Nine.“, sagte sie und schaffte es damit, die Hoffnung mit nur drei einfachen Worten („Ich bin beides“) zu nichte zu machen. Doch irgendwie hatte die Beobachterin die Gewissheit, dass dies nicht der einzige „Mindfuck“ war, der hier vor sich ging.
Tatsächlich hatte sie sich nicht mit der mechanischen Art und Weise der Borg vorgestellt, sondern sprach mit der leidenschaftlichen, sanften Stimme Prinzessin Jasmins, so, als habe kurzzeitig ein Kampf um die Vorherrschaft des Körpers stattgefunden und Jasmin wäre so stark gewesen, dass die Borg in ihr sich dazu hinreißen ließ, die Persönlichkeit nicht zu unterdrücken, sondern sich mit ihr zu vermischen.
Irgendwie erinnerte sie das ganze sehr an Ilia aus „Star Trek – The Motion Picture“ oder an Locutus aus der Doppelfolge „Best of both Worlds“ von Star Trek – The next generation“.
Der Sultan riss die Augen auf und stammelte entsetzt ein „WAS?“ als Jasmin ihm ihre feingliedrigen Finger auf die Lippen legte und ihn anlächelte: „Es ist großartig. Ich habe das Wissen von Millionen von Lebewesen in meinem Kopf. Ich bin – alles. Ich bin der Anfang und das Ende.“
Irgendwie gefiel der Betrachterin der Szenerie der Ausgang eben selbiger absolut nicht.
Sie kannte diese Worte, sie hatte sie schon einmal gehört, als sie Star Trek – First contact zusammen mit…
„Sie wird die Borg-Königin.“, hauchte die Zuschauerin und presste sich die Hände auf den Mund, als der Sultan seine Tochter anblickte und den Kopf schüttelte: „Nein, Du bist…“
Weiter sollte er nicht kommen, denn die Theti-Drohne war hinter ihm aufgetaucht und hatte ihm die Assimilationsröhrchen in den Nacken gestoßen.
Der Sultan gab einen erstickten Schrei von sich, sackte dann, wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, in sich zusammen, nur um von Jasmin – One of Nine – mit einem erschrockenen „NEIN!“ aufgefangen zu werden. Sanft fuhr sie über den Kopf des Monarchen: „Entspann Dich, Vater. Es … es wird alles wieder gut.“
Der Sultan nickte, keuchte ein „Ich liebe Dich, Jasmin“ und schloss die Augen.
One of Nine erhob sich majästetisch, blickte die ehemalige Prinzessin der Beiden Länder an und zischte ein „Das hat noch ein Nachspiel“ ehe ein Zucken durch ihren Körper lief. Sie atmete tief durch, schloss die Augen, öffnete sie, als sich hinter ihr der ehemalige Sultan aufrichtete.
„Neue Person zum Kollektiv hinzugefügt.“, sagte One of Nine – plötzlich wieder wie eine Borg und nicht wie eine Prinzessin – „Neue Bennenung: One of Ten.“

Die Augen waren das Schlimmste.
So stellte die Betrachterin fest, als sie sich umblickte, scheinbar ohne das man von ihr Notiz nahm. Das beruhigte sie, so konnte sie versuchen, Pläne zu schmieden und hier herauszukommen. Doch plötzlich änderte sich alles.

Die Cat- und die Agatha-Drohne hoben plötzlich ihren Blick und starrten sie an – und die Beobachterin kam nicht umhin, in den Augen von Cal und Agatha „Erkennen“ sehen zu können. Verdammt – sie erkannten sie. 
„Ihre Benennung ist Ziva David.“, identifizierte 9 of 10 (Cal) sie und trat auf sie zu. 8 of 10 (Agatha) folgte ihm, betrachtete die hübsche Israeli mit jener wissenschaftlichen Neugierde, die man allem Neuen entgegenbringt und sprach, in gleichem monotonen Duktus, wie ihn Cal verwendete: „Ihre Anwesenheit hier ist unlogisch. Sie sind noch gar nicht geboren. Nennen Sie ihre Intentionen.“
Die Jasmin-Drohne drehte sich zu ihr um, starrte sie unverwandt an und intonierte ebenfalls: „Nennen Sie Ihre Intentionen.“
„Nennen Sie ihre Intentionen“, kam es auch von Aladdin, Razul, dem Genie, Eden und dem Sultan.
Ziva wollte gerade antworten, mit der wohl offensichtlichsten und verständlichsten Antwort („Ich habe keine Ahnung, wie ich hier her gekommen bin!“), als sie eine harte Berührung ihrer Schulter spürte und merkte, wie sie jemand zu sich umdrehte.
Die ehemals blauen Augen Tony DiNozzos starrten sie an.
„Du wirst assimiliert werden.“, sagte er mit der gleichen Monotonie, die den Borg eigen war, „Widerstand ist…“


„AUA!“
Die Stimme Tonys war von einem Moment auf den anderen nicht mehr monoton, stattdessen sehr laut und sehr vorwurfsvoll. Er hielt sich die Nase und wischte sich Blut ab, das von seiner Lippe tropfte. „Das ist das letzte Mal, dass ich dich so wecke.“, sagte er und schaute Ziva David verblüfft und mit einer minimalen Beimengung von Vorwurf an.
Die Israeli blinzelte und fand sich in die Realität zurück. Sie erinnerte sich daran, zusammen mit Tony, Gibbs, McGee und Daniel in das Flugzeug – die Privatmaschine, die Tonys Dad ihnen hatte verschaffen können -  gestiegen zu sein, das sie von Washington direkt nach Dubai bringen sollte. Kurz, nachdem die Maschine gestartet war, hatte ihr Kopf Kontakt mit dem wirklich bequemen Kopfteil des Sitzes aufgenommen und sie hatte sich entspannt. Es galt einen Tag zu überbrücken und vermutlich würde auf den ersten paar Stunden nicht viel passieren. Sie würden im silbern-metallern-glitzernden Vogel majestätisch über den Ozean fliegen und da war eigentlich nichts Spannendes zu sehen. Und da sie sowieso nicht wirklich gut geschlafen hatte – in einem der Arbeitsdrehstühle, die der NCIS seinen Mitarbeitern spendiert, zu schlafen ist nicht wirklich bequem – hatte sie einiges an Nachholbedarf. Besonders, wenn sie bei der Ankunft nicht am Jetlag erlahmen wollte.

Also hatte sie sich zurückgelehnt und ihre Gedanken schweifen lassen.
Sie hatten sich nach einigen Unterhaltungen schlussendlich geeinigt, doch zu den Koordinaten zu fliegen, schließlich hatte Captain Cat selbst via Nachricht um Bergung gebeten und dies hatte sogar Leon Vance überzeugt.
Leon Vance – der selbst Starfleetcaptain war.

Sie erinnerte sich daran, wie diese Enthüllung sie seinerzeit überraschend getroffen hatte.

„Er ist was?“, fragte Ziva David eine amüsiert dreinblickende Agatha Silverbird, „Unser Chef arbeitet eigentlich für…“
„Die Sternenflotte.“, grinste die junge Rothaarige und zuckte mit den Schultern, „Ist nicht so, dass wir uns das groß ausgesucht hätten, aber… seinerzeit haben gewisse temporale Schwierigkeiten die Einsetzung von Sternenflottenpersonal in diversen Zeitebenen notwendig gemacht.“
Damit schaute sie entschuldigend zu Gibbs. „Es tut mir leid, wenn wir Ihnen das nicht eher sagen konnten, aber… es gibt da sowas, das sich temporale Erste Direktive nennt. Nur gegen die verstößt er hier“, sie nickte in Richtung Cal, „Ja mit großer Vorliebe.“
„Hey, ich hab den temporalen kalten Krieg nicht angezettelt. Und ich bin sicher, auch die Xindi, die Florida angegriffen haben… angreifen werden… angegriffen haben werden worden wollen sein.“
Sofort richteten sich fünf Augenpare auf ihn und in allen war sowas wie Verwirrung zu erkennen.
Sich nachdenklich am Kopf kratzend, räusperte sich der Sternenflottenoffizier und grinste verlegen: „Versucht Ihr mal die korrekten Tempi zu bilden, wenn ihr von etwas sprecht, das aus eurer Sichtweise schon ein alter Hut ist, für andere aber noch Zukunftsmusik.“
Vance schaute ihn an: „Was meinen Sie, Captain, wofür es sowas wie die Temporale erste Direktive gibt. Da wird nicht nur die Zeitlinie gewahrt, auch so schöne Sachen wie die Sprache…“
Tony räusperte sich und schaute Cal abwartend an: „Du sagtest doch, du hättest eine ungefähre Ahnung, was Traceless uns sagen wollte?“
Der Captain nickte: „Stimmt. Also…“
Damit schaute er in die Runde und nahm erneut den Zettel hervor, den Traceless ihm offenbar zugesteckt hatte.
Er räusperte sich und las vor: „Tataaa – ihr werdet es nicht glauben. Richtig – ich geb euch Hinweise.Aber sie werden nicht leicht sein, chancenlos wäret ihr allerdings ohne sie.
Es erfordert eine gewisse Kombinationsgabe. Lauscht meinen Instruktionen. Er, der hier Chaos stiftet, wird euch genannt. Sucht in der Stadt nach meinen Zeichen.  Seht mich auf der Straße. Tipp: Wir beginnen links.“
Dann legte er den Zettel wieder hin und schaute erneut in die Runde.
„Zum einen handelt es sich hierbei wieder einmal um einen Ac… Acro… Agatha, wie heißt das Ding?“
Die hübsche Rothaarige seufzte: „Acrosstic, Schatz. Arcrosstic. Hierbei wird die Kernaussage in den ersten Buchstaben einer jeweiligen Zeile getroffen. Es ist eine Visitenkarte des Maskenträgers. Unterstreichen wir die ersten Buchstaben einer jeweiligen Zeile, kommen wir auf den Namen ‚Traceless.’. Das ist seine Signatur.“
„Moment mal.“, sagte in diesem Moment McGee, „Ich habe eine ähnliche Botschaft auf meinem Computer gefunden. Das war … das war kurz bevor wir angegriffen wurden und Petty Officer McConnaugh starb.“
Entsetzt riss Agatha den Kopf hoch: „Laura ist tot?“
„Jetzt sagen Sie bloß, die kennen Sie auch.“, murmelte Tony leise und Cal schaute ihn an: „Klar. Sie ist doch die Nummer zwei unseres anderen Top-Agenten hier. Eben jenes verstorbenen Captain Thaddeus Stone.“
Ja, da war durchaus sowas wie Verblüffung in Zivas Augen zu sehen: „Captain Stone ist ebenfalls ein Sternenflotten-Offizier?“
„Klar, was meinen Sie, mit wem Captain Vance dauernd in Kontakt stand?“, grinste Cal und schaute sie an: „Ach übrigens, bevor Sie sich Sorgen – nein, Sie und Ihre Familie kommen aus dieser Zeit. Ihr Vater ist kein Offizier der Sternenflotte.“
Ziva war sich nicht ganz sicher, wie sie darauf reagieren sollte. Es hätte ja auch eigentlich keinen Unterschied gemacht, welchen Rang Eli nun in der Realität – oder was man so euphemistisch „Realität“ nannte – bekleidete. Wichtig war doch nur, wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte und da war es doch schon ein wenig grenzwertig.
Kurz suchte sie Blickkontakt zu Tony, fand ihn und fragte sich, wie es nun weitergehen sollte. Wer würde sich noch als Agent aus dem 24. Jahrhundert herausstellen? Der Präsident? Oder war der gelbe Sportwagen, der regelmäßig vor ihrer Haustür stand, in Wirklichkeit ein ausserirdischer Kampfroboter?


Sie fragte sich das ehrlich gesagt immer noch und blickte Tony an, der sich vorwurfsvoll die Lippe hielt.
„Entschuldigung“, sagte sie und lächelte, „Ich hatte einen sehr lebhaften Albtraum.“
In Tonys Augen blitzte Amüsement durch, so als habe sie…
Okay, hatte sie irgendwas im Traum gesagt?
Verblüfft blickte sie zu DiNozzo, der ihr nur ein Lächeln schenkte und sich dann zu ihr neigte: „Keine Sorge, ich sage es nicht weiter.“
„Moment“, blickte sie Tony an, „Was…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment schlug irgendetwas hart gegen den Flugzeugboden – vermutlich der Asphaltboden des Flughafens Dubai.
Das „Fasten seatbelt“-Zeichen erlosch, der Halbitaliener schnallte sich ab und stand auf.
„Moment!“, machte Ziva, schnallte sich ebenfalls ab und folgte ihrem Partner, ein „Tony, bleib hier!“ zischend.
Es gab diese Momente, da kam sie sich bei ihm vor, als wäre sie die Mutter und er ein kleines, neugieriges, vorlautes Kind, das einfach nur seinen eigenen Kopf durchsetzen wollte.
Die erste Amtshandlung, die Tony DiNozzo vollführte, als er aus dem Flughafengebäude auf den Gehsteig der Wendeschleifenstraße, die das Gelände mit dem Rest von Dubai-City verband, trat, war, seine Sonnenbrille aus der Jacke zu fördern.
Die würde er hier brauchen, so hatte er das Gefühl.
Neben ihm kam Ziva zum Stehen, in ihrem Top und den kurzen Khaki-Hosen, die für dieses Wetter wie gemacht schienen, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und atmete genießerisch seufzend durch.
Dann drehte sie den Kopf zu ihm, die Augen immer noch geschlossen, ehe sie sie öffnete und ihn anschaute: „Du siehst aus, als würde es Dir hier nicht gefallen.“
Das war eine Feststellung, keine Frage.
Tony zuckte mit den Schultern: „Gibt mir ein paar Minuten – ich muss mich erst einmal akklimatisieren.“
„Tu das und dann geht es zum Hotel.“, erklang die Stimme von Gibbs hinter ihm und der Senior Special Agent Anthony DiNozzo Junior zog in Erwartung eines „Headslaps“ den Kopf leicht ein.
Doch die Kopfnuss kam nicht. Stattdessen ließ der Chefermittler neben ihm den großen Koffer sinken, den er mit sich schleppte.
Tony fragte sich, was Gibbs mit ins Land gebracht hatte. Wenn er daran dachte, was sein Chef in der Freizeit tat, so vermutete er entweder einen Satz Messer, Feilen und Sägen zur Anfertigung komplizierter Holzarbeiten – oder ein Scharfschützengewehr für den Notfall.
Letzteres war aber, ob der Natur der Mission, die beinahe schon „Undercover“ zu nennen war, relativ unrealistisch. Ein echter „Undercover Agent“ brachte kein Scharfschützengewehr mit ins Land – vermutlich würde er unter Annahme einer anderen Identität eines direkt vor Ort kaufen.
Plötzlich erstarrte der Senior Special Agent und merkte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief.
„Brrr“, machte er und Ziva blickte ihn an.
Die Verblüffung in ihrer Stimme war beinahe hörbar, als sie fragte: „Ist Dir kalt, Di…“
Sie brach ab – vermutlich wegen des strengen Blicks, den Gibbs ihr zuwarf und den er – Tony – beinahe durch sich hindurchrasen spüren konnte.
„Schatz.“, beendete die hübsche Israeli.
Um die Lippen des Halbitalieners legte sich ein Lächeln.
Stimmt – sie waren ja alle mehr oder minder undercover hier und Gibbs hatte ihnen eingeschärft, solange es ging auf die Nennung ihrer wirklichen Identität zu verzichten. Das war kurz, bevor sie den NCIS verlassen hatten. So hatte Tony einen geschlagenen Tag Zeit, sich irgendwelche Decknamen zu überlegen, die er annehmen könnte.

Während sie über dem Kölner Luftraum geschwebt waren, um dort zu landen und nachzutanken – leider nur ein kurzer Zwischenstopp, keine Zeit um die Innenstädte von Köln oder Düsseldorf zu bewundern, was er eigentlich schon immer zusammen mit Ziva tun wollte – hatte er seine Auswahl auf fünf Decknamen eingegrenzt.
Sollte er als reicher Industrietycoon „Charles Carmichael“ auftreten? Ziva hatte ihm von der Serie „Chuck“ erzählt und dass der Protagonist „Charles ‚Chuck’ Bartkovski“ genau diesen Decknamen gerne verwendete.  Vermutlich nicht, das wäre zu auffällig. Der Name „James Bond“ verbot sich schon aus praktischen Gründen, wenngleich er gerne im Hotel die „Mein Name ist Bond – Jamesch Bond“-Masche abgezogen hätte, komplett mit dem zum Zischlaut gewordenen S, das sein Lieblings-Bond, Sean Connery, verwendete.
Auch Rory Williams erschien ihm nicht unbedingt passend., ebenso wenig wie Al Hadin, das wäre nämlich schon sehr auffällig. So blieben am Schluss die beiden Namen „Ludovic Cruchot“ und „David Day“ übrig. Wie ein Ludovic sah Tony einfach nicht aus, also hatte auch dieser französische Polizist, kongenial dargestellt durch den viel zu früh verstorbenen Komiker Louis De Funes seine Dienstzeit als Deckname beendet, ehe er sie überhaupt angefangen hatte. Also blieb nur „David Day“ übrig, was den unschätzbaren Vorteil einer sehr einfachen Signatur, nämlich „DD“ hatte.

Also beugte er sich zu Ziva herunter, gab ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte: „Mein Deckname ist David Day – wie ist deiner?“
Sie lächelte und wisperte: „Amelia. Und wieso hast du gerade so gezittert?“
„Ich weiß es nicht.“, sagte der Halbitaliener, holte tief Luft und schaute sie dann an: „Aber ich glaube, dass wir beobachtet werden.“

 TBC  

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 25.06.14, 15:36
 Kapitel 11.2

Das Taxi fuhr sie zu dem großen Gebäude, das ihnen Tonys Dad am Wärmsten empfohlen hatte. Er war hier letztes Jahr abgestiegen, um mit Prinz Omar von Saudi Arabien irgend ein wichtiges Geschäft zu regeln. Der Sohn Anthony DiNozzo Seniors konnte sich den überraschten Laut nicht verkneifen, als das cremefarbene Fahrzeug auf die Parkschleife des Hotels zufuhr und der Fahrer sie mit einem freundlichen Lächeln und einem ebenso freundlichen Trinkgeld aus seinem Service entlies.
Wenn er den Begriff „Wolkenkratzer“ nicht einem sinnvollen Kontext zuordnen hätte können, wäre die Frage vermutlich berechtigt gewesen, unter welchem Stein Tony bis jetzt gehockt hatte, aber dieses Gebäude war kein Wolkenkratzer, sondern eher ein „in-die-Wolken-hineinrager“. Er hatte recherchiert – das größte Hotel in Dubai maß 828 Meter in die Höhe. Dieses Hotel jedoch war mindestens nochmal eine Etage höher. Wie man es geschafft hatte, dieses Ding hinzusetzen, ohne Onkel Wiki Pedia über die neuen Umwertungen zu informieren, überraschte ihn wirklich.

Er und Ziva teilten sich ein Zimmer, teilten sich eine Anreise, also war es nur recht und billig, dass sie gemeinsam das Foyer betraten. Und auch hier kam der Senior Special Agent, der gedacht hatte, alles an Protz und Prunk schon gesehen zu haben, aus dem Staunen nicht heraus. Was weniger an Protz und Prunk lag, sondern mehr an der restlichen Inneneinrichtung. Er hatte ja schon viele unfähige Phantomzeichner gesehen und bei seinem letzten, durch Chaplain Faith Coleman aufgezwungenen, Besuch im Kindergarten schon viele Ausgeburten einer albtraumhaften Fantasie – und manchmal alles zusammen – aber, was er hier sah, schlug nicht nur dem Fass dem Boden aus, sondern dem Fass die Krone mitten durch das bekannte Gesäß. Wer auch immer das „Blue Eyes“ – Hotel entworfen und konzeptioniert hatte, erwieß sich als Freund diverser Statuen, die mitunter sehr abstrakt anmuten konnten. So fiel Tony eine Statue einer Frau auf, deren Gesichtszüge extrem süß und deren Proportionen extrem sexy waren. Wer auch immer diese Figur entworfen hatte, musste einen guten Tag gehabt haben. Aber da war auch die Statue eines gewaltigen, weißen Drachen, die in der Mitte des saalartigen Eingangsbereiches thronte. Aber irgendwie kam ihm dieses Gebilde bekannt vor. Noch vor knapp sieben Jahren, als McGee sein erstes Jahr im NCIS-Hauptquartier hatte – war dieses Kartenspiel ein großer Renner gewesen,  das ähnliche Figuren zeigte. Er kam nur gerade nicht auf den Namen. Und als er einen Blick auf den Rezeptionisten warf, der sie anstarrte, verschwand und hinter einer Tür verschwand, an der „Geschäftsführerin“ stand, war es ihm egal. Weswegen machte ein Rezeptionist so einen Aufstand? Er hatte definitiv zu ihnen herübergesehen, zu ihm und Ziva.

Der Rezeptionist hatte sowieso schon einen schlechten Tag gehabt. Seine Chefin hing ihm in den Ohren, was er ihrer Meinung nach alles falsch machte, der Kopf nervte und der Hals kratzte. Es gab Tage, da sollte man lieber im Bett bleiben. Auch die drei Japaner, die vor ein paar Minuten eingecheckt hatten und die er aus den internationalen Presseorganen kannte, hatten ihn nicht sonderlich interessiert, waren mehr ein Hindernis und eine „Annoyance“, als alles andere.

„Heute wird das Schicksal anklopfen.“, hatte seine Chefin ihm gesagt und er konnte nicht umhin, festzustellen, dass sie heute mal wieder das war, was der durchschnittliche Amerikaner vermutlich einen „Nutjob“  - oder einen „Fruitcake“ – nennen würde. Dies schien sie gemerkt zu haben, denn die Frau, von der er objektiv feststellte, dass sie eine wunderschöne, ägyptische Frau war, schaute ihn aus ihren nussbraunen Augen an und begann, zu erklären, wonach er heute Ausschau halten sollte. Besonders die Beschreibung der Frau, die heute ankommen sollte, war interessant. Und als er sie dann sah, in Khaki-Hose und hautengem, der Großwetterlage entsprechend geschnittenem Top, tat er das, was er tun sollte. Er ging zu seiner Chefin.

Diese hängte genau in dem Moment, als er klopfte und den Raum betrat, das Telefon ein, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und bedachte ihn mit einem neugierig-amüsierten Blick.
„Und, hat sich das Schicksal erfüllt?“, fragte sie mit sanfter, volltönender Stimme. Als er nickte, erhob sie sich. Anmutig wie eine Prinzessin ging sie an ihm vorbei, lächelte ihm zu und flüsterte ein „Ich übernehme die Beiden.“. Dann schloss sie die Tür und lies ihn allein.

Ziva David blickte die Frau, die sich gerade an die Rezeption begeben hatte, abschätzig an. Kurz „scannte“ sie ihren Körper mit ihren Augen, überlegte, ob sie eine Bedrohung darstellte und trat dann, zusammen mit Tony zu ihr an den Rezeptionstresen.
Die Augen der Israeli huschten einmal kurz zum Namensschild, das die Frau trug und bannten den Namen in ihr Gedächtnis.
Tonys „Schönen guten Tag, mein Name ist David Day, dies ist meine Frau Amelia und ein Freund von uns hat Sie empfohlen“ wurde mit einem sanften Lächeln und einem „Mein Name ist Isis, ich bin die Geschäftsführerin des Blue Eyes “ erwidert.
Soso, die Geschäftsführerin.
Aber wieso sollte ausgerechnet die Geschäftsführerin eine solch herkömmliche Aufgabe, wie das Einchecken von Neukunden übernehmen?
Erneut rief sie sich den Namen der Frau ins Gedächtnis. Isis. Isis Ishtaaru.
Kurz schenkte sie der Geschäftsführerinrezeptionistin ein freundliches Lächeln und sah ihr zu, wie sie ihre schönen, braunen Augen auf den Computer richtete und ihre wohlmanikürten Finger über die Computertastatur tanzten.
Der abgehackte Rhythmus verriet ihr, dass die Rezeptionistin gerade eine Serie von Kürzeln in den Rechner gab und fragte sich, was dies wohl alles zu bedeuten hatte.
„Möchten Sie die Honeymoon-Suite 4?“, fragte Isis und blickte abwechselnd von Ziva zu Tony, „Unser Pärchen Nummer 4 ist gerade abgesprungen und wir haben nur noch eine begrenzte Auswahl an Executive Suites und Junior Executive Suites.“
„Dann nehmen wir die Honeymoon Suite Nummer 4“, erläuterte Tony und schaute zu Ziva herüber, die sich an ihn wandte und sich augenscheinlich erlaubte, sich in seinem Blick zu verlieren. Doch beide nahmen aus den Augenwinkeln die Frau namens Isis war, welche die notwendigen Eintragungen im Computer vornahm.
„Wenn ich fragen darf“, unterbrach die Ägypterin dann nun doch und Tony hob den Blick, um ihr in die Augen zu sehen: „Ja?“
„Könnten Sie mir verraten, wer Sie uns empfohlen hat?“
Tony nickte ein „Natürlich“, griff dann in die Jacke seines zweireihigen Anzuges, um eine kleine Visitenkarte zu Tage zu fördern. Er überreichte sie Isis mit einem Lächeln, sagte „Es war einer ihrer besten Kunden. Anthony D.DiNozzo Senior“ 
Isis blickte in den Computer, schaute dann zu Tony und lächelte: „Anthony DiNozzo Senior? Ungefähr Eins Achtzig groß, graue Haare, sehr sympathisches Gesicht?“
Der Halbitaliener erwiderte ihren Blick und nickte dann einfach. Man musste ja nicht direkt darauf rumreiten, dass er sein Vater war. Schon gar nicht, wenn man sich für jemand anderen ausgab.
„Hier, ihre Schlüsselkarte.“, sagte Isis in diesem Moment, überreichte ihm ein kleines Plastikkärtchen, das ungefähr 10 * 5 Zentimeter groß sein mochte. Vielleicht auch 9,5 mal 6,5 Zentimeter – aber wer fragt nach Details?
Tony jedenfalls nicht. Er griff nach der Karte, nahm sie an und wollte sich gerade verabschieden, als Isis ihn anblickte: „Ach übrigens – es könnte dennoch eine recht laute Angelegenheit werden. Sehen Sie, wir haben vier Hochzeitssuiten und drei von ihnen sind an eine Gruppe von Japanern vergeben, die eine Tripple-Hochzeit gefeiert und nun Tripple-Flitterwochen verbringen wollten.“
„Das kann ja noch nett werden.“, murmelte der Halbitaliener und griff nach seinem Koffer, um ihn zum Lift zu tragen.

Als sich die Tür des Aufzugs hinter ihm und Ziva schloss, blickte die Israeli ihn verblüfft an. Er merkte, dass allein dieser Blick dazu geeignet war, ihm einen Zuckerschock zu verpassen, versuchte, sich mit anderen Sachen zu beschäftigen, aber irgendwann konnte er nicht mehr. Sie anblickend, fragte Tony nur ein Wort: „Was?“

Sie hatte ihn.
Wenn es eine Sache gab, die ihr wirklich Spaß machte, dann war es ihren Tony durcheinander zu bringen. Auch, wenn sie sich zwischenzeitlich in den Haaren hatten, bedeutete dies nicht, dass sie einander nicht zugetan waren.
Ihr fiel da spontan die Situation ein, als sie entgegen besseren Wissens auf ihre körperlichen Bedürfnisse gehört hatten, denn auf Gibbs… wobei – sie würde es nicht missen wollen.
 Es war eigentlich nicht Zivas Naturell zu schreien, doch sie merkte erst, dass er es getan hatte, als er es getan hatte.
Die Angst um den vor ihr ausgestreckten DiNozzo raubte ihr den Atem. Verblüffender weise floss zwar kein Blut aus dem durchtrainierten Körper des Halb-Italieners, aber die Gestalt lag hingestreckt dort und gab kein Lebenszeichen von sich.
„Verdammt.“, fluchte sie, ging neben ihm in die Knie und tastete nach seinem Puls. Er war vorhanden, aber er raste, wie ein ICE auf freier Strecke.
„Verdammt, DiNozzo, tu mir das nicht an.“, knurrte sie und…

In diesem Moment krachte die Tür aus den Angeln und mit schussbereit gemachten Waffen standen zwei Personen im Raum. Ein Mann und eine Frau – beide kamen ihr bekannt vor.
„Wer…“, setzte sie an und fand sich im nächsten Moment von ihm angesprungen und auf den Boden gepresst wieder.
„Agatha, Ziel sichern…“
Weiter kam der Mann nicht, in diesem Moment hatte Ziva einen Kampfschrei ausgestoßen und ihr Knie in die Lendenregion des Mannes gestoßen.
Dieser reagierte so, wie sie es von einem Mann vermutet hatte.
Er gab ein „GNNNNGH“ von sich, lies sich von ihr fallen und hielt sich die schmerzende Region.
„Ungh.“, machte er, „Das tat… weh.“

Cal rollte sich auf den Rücken, die Hände in in Schutzhaltung auf die nun vor schmerz pochenden Körperteile gelegt und staunte nicht schlecht, als plötzlich die dunklen Augen Ziva Davids – die er eigentlich nur hatte Schützen wollen – mit Amüsement, Schalk und einer Spur Mißbilligung funkelten, während sie die Waffe, die man durchaus auch als Baretta hätte identifizieren können, griff und sie auf ihn richtete.
„Eine Frau einfach so zu Boden zu reißen? Ganz schlechter Stil, Mister.“, sagte sie mit einem Hauch von Spott in der Stimme.

Jetzt, wo sie jemanden hatte, an dem sie ihre Agressionen ausleben konnte, war die Sorge um DiNozzo zwar noch vorhanden, aber das Gefühl der Ohnmacht, das sie empfunden hatte, war verschwunden.
Und dann, als sie Cal und Agatha anschaute, grinste sie ironisch.
„Sie sind … dieser Verrückte, oder?“
Cal schluckte.
„Sag mal.“, räusperte er sich dann und wandte sich, obwohl er auf den Lauf der Waffe blickte, an Agatha, „Hast Du ihnen nicht die neue Binford 4600 Amnesiegranate verpasst?“
Die angesprochene Frau lachte: „Schatz, offenbar ist Zivas Geist sehr – widerstandsfähig.“
„Man kann auch Stur sagen.“
„Okay,“, sagte Ziva, hob die Waffe und richtete sie auf Cals Stirn, „Captain, was zum Scharfrichter passiert hier?“

Hörbar schluckend schaute der Captain der USS DRAGONFLY zu Ziva herüber und die hübsche Israelin hatte das Gefühl, dass dieser Blick leicht gehetzt wirkte, als wüsste er nicht, was er ihr sagen könne, oder dürfe, aber der Gedanke „Wenn Sie mir nicht den Kopf wegblasen soll, lass ich mir besser eine glaubwürdige Erklärung einfallen“ war definitiv in diesem Blick zu erkennen. Dem gegenüber stand der Blick, den die hübsche Rothaarige dem Mann zuwarf, wenngleich dieser ihn nicht wirklich sehen konnte, da er ja Augenkontakt mit der Frau aus Israel hielt.
„Miss David.“, begann Cal und versuchte ein Lächeln, das aber mehr in Richtung „Karikatur“ ging, „Ich… ich weiß, dass Sie sich um Mister DiNozzo sorgen, aber – glauben Sie mir, es wird sich alles aufklären.“
Damit presste Ziva dem jungen Mann die Mündung des Phasers gegen die Stirn. „Ich warte.“, knurrte sie, mit zu Schlitzen verengten Augen.
„Er… er ist nur betäubt.“, sagte der Mann, der sich ihr als Cal vorgestellt hatte, hastig , „Er wird in einer Stunde wieder aufwachen.“
„Wollen Sie mich verarschen?“, zischte die Frau, packte ihn am Kragen und zog ihn mit sich auf den Boden: „Tasten Sie nach seinem Puls.“
Verwundert blickten die braunen Augen des jungen Mannes in ihre, was sie dazu nötigte, ihrer Forderung mit mehr Druck und einer größeren Lautstärke nahe zu kommen: „ TASTEN SIE NACH SEINEM PULS!!!“
„Agatha?“, fragte der Mann, dem sie die Waffe gegen die Stirn hielt, mit einer Stimme, die nichts Befehlsgewohntes mehr an sich hatte und die Frau, die im Türsturz stand und mit etwas in der Gegend herumfuhrwerkte, das sie von der Größe an eine Zigarettenschachtel erinnerte, zuckte mit den Schultern. Ohne aufzublicken sagte sie: „Vermutlich ist sie gerade gedanklich in ihrem Mossad- Ablauf. Was erwartest Du, wenn man vor ihren Augen ihren Freund abknallt?“
Mit zitternden Händen tastete der junge Mann nach dem Puls Tonys und schaute sie dann an: „F… für einen Phasertreffer ist dieser Puls vollkommen normal. M… meiner würde auch so rasen.“
„Beweisen sie’s.“
Cal schaute die Frau an: „Bitte?“
„BEWEISEN SIE’S!“, donnerte die Frau und Cal zuckte zusammen. Wenn sie deutlich hinsah, könnte Ziva schwören, dass in seinen Augen sogar kleine Tränen schillerten. Ob sie nun aus Angst, Zorn, oder Trotz dort auftauchten, wusste sie nicht.
„Okay, okay.“, machte der Mann, stand auf und ging zum Bett, drehte sich zu Agatha um und nickte: „Mach mal.“
„Bist du verrückt?“, war die Frage der hübschen Rothaarigen und der Captain zwinkerte ihr zu: „Ja  - und?“
„Okay, auf deine Verantwortung. Du bist der Chef.“
Damit hob sie den Phaser und zielte auf seine Brust.
„Schatz?“, sagte er und lächelte schief: „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
Damit drückte sie ab.

Kaum, dass Cal von der Wucht des Treffers auf das Bett gefallen war, war Ziva auf den Beinen und tastete nach dessen Puls.
Agatha schüttelte den Kopf und lächelte: „Der Mann ist echt bekloppt.“
Dann fixierte sie Ziva: „Und, was sagen Ihre medizinischen Kenntnisse, Agent David?“
„Sein Puls rast.“
„Sagt er doch.“, meinte Agatha, steckte die Waffe weg und ging auf den am Boden liegenden Tony zu. Dann kniete sie sich neben ihn, tastete nach seinem Puls und nickte. „Japp – Phaserbetäubung, Stärke Drei. In knapp 40 Minuten wird er wieder wach werden – dann hat er zwar einen mordsmäßigen Kater, aber – es wird sich alles auflösen.“
Dann ging sie zu Ziva, tastete nach dem Puls des bewusstlosen Captains und lächelte befriedigt: „Sein Puls rast genau so – ich würde sagen, in spätestens einer Stunde kann ich mit ihm hier abhauen.“
Ziva schaute sie an: „Mo… moment mal, Sie können nicht einfach so abhauen. Wieso schießt jemand auf Tony und warum betäubt er ihn für eine Stunde?“
Agatha zuckte mit den Schultern: „Da fragen Sie mich was.“


Das leise „Ding“, vom Aufzug verursacht, brachte Ziva dazu, sich wieder in die Gegenwart zu begeben und nun machte sie sich daran, „ihrem Mann“ in die Hochzeitssuite Nummer 4 zu folgen. Dennoch konnte sie sich einen kurzen Ausflug in die eigene Gedankenwelt nicht ersparen. Was ging hier wohl vor sich? Sie konnte es nicht genau verorten, nicht „ihren Finger drauflegen“, sie stellte nur fest, dass irgendetwas hier nicht stimmte. Besonders in Kombination mit Tonys Feststellung, dass er glaubte, dass sie beobachtet wurden und dieser merkwürdigen Szene im Foyer, an der Rezeption, kam sie um das Gefühl, dass die komplette Welt um ein gutes halbes Grad gekippt war, nicht herum.
Es war immer noch ihre Welt, die Welt in der das Gras grün war und Blut rot, die Welt in der die Vögel zwitscherten und die Krokodile „roar“ten, die Welt in der sie eigentlich zu Hause waren. Und doch war es irgendwie – sie konnte es nicht anders sagen – „verschoben“. Seit ihrer Begegnung mit Sternenflottenoffizieren und Stargate-Reisenden, seit sich herausgestellt hatte, dass ein Schiff der Föderation irgendwo im Persischen Golf, vor der Küste von Dubai, im Wasser versunken lag.

Die Kollision merkte sie erst, als sie schon auf ihrem Allerwertesten saß. Ihr gegenüber rappelte sich ein junger Japaner auf, dessen Haare wirr in drei von vier Himmelsrichtungen abstanden, kratzte sich verlegen am Kopf und sagte etwas auf Japanisch, das vermutlich eine Entschuldigung sein sollte.
„Kein Problem.“, lächelte Ziva, rappelte sich hoch und reichte ihre Hand dem Jungen, der sie griff und sich wieder in die Stehende wuchtete.
„Sie sprechen englisch.“, stellte er fest, „Entschuldigen. Mein Englisch nicht so gut.“
Und die Israeli konnte dies Nachempfinden. Ihr ging es zwischendurch nicht anders. Diese Anglizismen und Colloquismen, die Tony und McGee gerne verwendeten – zwar hatte sie einige davon schon gelernt und sie hatte einen langen Weg an Entwicklung hinter sich - von der Frau, die sich fragte, warum man Fische in einem Fass erschießen würde oder ein Stachelschwein (zu Englisch: Porcupine) zu einem Porcupig oder Porcuswine machte, zu einer Frau die jetzt schon sehr geübt in der raffinierteren Anwendung der englischen Sprache war.

Sie schenkte dem jungen Mann ein aufmunterndes Lächeln, sagte erneut „Kein Problem“, als plötzlich eine knapp 23-jährige, junge Japanerin aus der Hochzeitssuite Nummer 2 kam und den jungen Mann anschaute. Dieser schien plötzlich sehr zu erröten und in Zivas Kopf machte es klick, als sie die Eiswürfel sah, die auf dem Boden vor sich hinschmolzen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass der junge Mann einen Kühlbehälter transportiert hatte.
„Sie müssen meinen Mann entschuldigen.“, sagte die junge Frau in einem nahezu perfekten, dialektfreien Hochenglisch, „Wir … wir haben heute geheiratet und wollen…“
Sie brach ab, errötete ebenfalls und griff nach der Hand des jungen Mannes.
Irgendwie kam die Frau ihr sogar bekannt vor.
Sie schüttelte den Kopf: „Egal.“
Damit machte sie sich auf den Weg in Suite Nummer 4.

Er hatte gar nicht mitbekommen, überhaupt eingeschlafen zu sein.
Als Tony wieder zu sich kam, lag er im weichen, komfortablen Bett der Hochzeitssuite und bemerkte erst, dass es schon abend war, als er einen Blick aus dem Fenster warf.
Auf die Beine kommend, trat er an das Fenster und schaute auf das Nachtleben, das knappe dreihundert Meter unter ihm pulste. Er hob den Blick, sah eine dunkle Fläche in ein paar Metern Entfernung – das dürfte wohl das Meer sein – und lächelte, als er in der Reflektion des Fensters die Silhouette Zivas sah. Sie trat auf ihn zu, lächelte: „Du bist wach“, und wandte sich dann zum Tisch um.
„Ich habe uns etwas zu Essen bestellt. Gibbs, McGee und Jackson werden auch gleich kommen.“
Damit warf sie ihm einen Blick zu, betrachtete ihn von oben bis unten und zwinkerte dann: „Ich würde an deiner Stelle etwas anderes anziehen. Du willst doch nicht, dass Gibbs vermutet, dass dich ein kleiner Anfall von Jetlag schon umhaut, oder?“
„Du Glückliche.“ , schoss es Tony durch den Kopf, „Du hast ja schon im Flugzeug dein Schlafpensum gehabt.
Aber – sie hatte recht. Das wollte er wirklich nicht.
Also nestelte er an seinem Sakko, zog es aus und stieg dann aus der Hose. Anschließend ging er an Ziva vorbei zur Dusche.
Schließlich war das nichts, was sie nicht schon gesehen hätte.

Gibbs seufzte.
Isis hatte him eine der Executive Suiten zugesprochen und er hatte die Freuden dieser Unterbringung genossen. Eine schöne kalte Dusche, ein Nickerchen im bequemen Bett und ein wirklich sensationeller Ausblick ließen Gibbs beinahe vergessen, dass er einen Auftrag hatte. Beinahe. Ein Blick auf das Meer, in dem gerade die Sonne versank – was den Ozean blutrot wirken lies – erinnerte ihn daran, dass irgendwo dort die DRAGONFLY war.
Gleich morgen würden sie einen Erkundungsgang durch die Stadt erledigen.
Dann stockte er und warf einen Blick auf die Straßenschlucht unter ihm. Nein, es wäre viel zu abwegig, dass eine Person, die dort unten, knappe 280 Meter unter ihm einen so guten Blick auf ihn hätte, dass sie ihn tatsächlich erkennen konnte. Nicht einmal mit einem Scharfschützengewehr wäre das zu schaffen – und wenn, dann garantiert nicht inmitten einer vielbefahrenen Straße. Und doch – er kam nicht umhin, zu denken: „Ich glaube, wir werden beobachtet.“

 TBC
 Kapitel 11.3

Die ganze Situation erinnerte Tony, bei genauerem Hinsehen, eher an eine Pokerrunde mit alten Freunden, denn an wirkliche Arbeit. Wobei auch Pokerrunden harte Arbeit sein konnten. Die ganze Veranstaltung zu planen konnte ein ziemlicher „Pain in the ass“ sein. Aber wie wunderbar war dann die Belohnung. Mit seinen alten Freunden vom Revier da zu sitzen, zu versuchen, herauszufinden, ob vielleicht gerade Parker, der sonst nie bluffte, sich gerade an genau dieser Kunst versuchte, die Spannung, die einen ergriff, wenn man nicht wusste, ob das Gegenüber ein besseres Blatt hatte als man selbst und die Erleichertung, die ein gekonnter Bluff mit einem lakonischen „I’ll fold“ von Parker oder Mayers kommentiert wurde. Chips standen dann in der Mitte, die Biere neben ihnen und es war das, was Tim Allens Figur „Tim Taylor“ als „Männerabend“ bezeichnen würde. Hier wurden die niederen Instinkte bedient, hier ging es nicht nur um Karten, sondern auch darum, seine Position als „Alpha-Männchen“ deutlicher auszuspielen. Und den Neid zu spüren, wenn man selbst ein besseres Blatt hatte, als der Andere, wenn man tatsächlich nicht geblufft und tatsächlich gewonnen hatte, das war etwas, was ihm, obwohl diese Leute seine Freunde waren, tatsächlich Spaß.

Diese Situation hier erinnerte Tony an genau das – jedoch mit wesentlich weniger Spaß.
Zugegeben, die Begleitung war anregend. Ziva hatte sich, offenbar nachdem sie erfahren hatte, wo sie absteigen würden, eines ihrer besten Kleider mitgenommen und es umschmeichelte ihre atemberaubende Figur, wie ein Lufthauch. Auf ihn wirkte sie in diesem Kleid aufreizend, erotisch, bildnerisch, wie die Venus von Milo, seine eigene Göttin der Lust und der Leidenschaft, Misses…
„DiNozzo“, riss ihn die Stimme Leroy Jethro Gibbs aus den Gedanken. Langsam, fast schon wiederstrebend, fand er sich in die Gegenwart zurück und blickte auf den Tisch. Hier lagen - sorgsam sortiert – mehrere Dossiers, allesamt mit dem Logo des Stargate-Command versehen. Sie hatten die Akten gelesen, sich auf den neuesten Stand gebracht und der Halbitaliener konnte sich nicht helfen – egal wie klar, real und deutlich die Sache mit Captain Cat und Konsorten auch war, er erwartete immer, hereingelegt zu werden. Er erinnerte sich daran, damals als 19-jähriger, junger Mann dazu gezwungen worden zu sein, auf den fünfjährigen Sohn eines Geschäftspartners seines Vaters aufzupassen. Der Mann war Deutscher und hatte seinem Kind eine deutsche Hörspielkassette geschenkt, die der Fünfjährige mit nahezu religiöser Hingabe hörte. Und während Tony sich anfangs schwer tat, die Sprache genauer zu verstehen, so hatte er nach dem dritten Durchlauf den Großteil verstanden und konnte auch heute noch den Introtext der Kassette auswendig hersagen.
„Knight Rider“, würde er, wenn gefragt, intonieren, „Die Abenteuer des Michael Knight. Er kämpft für die Unschuldigen, die Hilflosen, die Machtlosen. An seiner Seite: KITT. Ein Auto, ein Computer, ein Wesen?“ Allein schon dieses ominöse Fragezeichen hinter „ein Wesen“ hatte dafür gesorgt, dass der fünfjährige Rotzlöffel immer die Decke ein klein wenig höher zog, als unbedingt notwendig.
Und in dieser deutschsprachigen Hörspielkassette zur Folge „Der Schwarze Teufel taucht wieder auf“ fand sich eine Textzeile, die Tony seinerzeit irritierte.
So fragte der Protagonist „John“: „Ist das ein Gag? Ist hier irgendwo ein… ein Kassettenrekorder eingebaut? Kommt gleich Kurt Felix an und fragt mich, ob ich Spaß verstehe?“
Ihm ging es da eher genau so, wie dem „Schwarzen Teufel“ K.A.R.R., dem bösen Doppelgänger von K.I.T.T, als er fragte „Wer ist Kurt Felix?“
Erst Jahre später, als er Zugriff auf Wikipedia hatte, hatte sich seine Neugierde durchgesetzt und er hatte erfahren, dass Kurt Felix ein schweizer Moderator war und eine deutsche Fassung von „Candid Camera“ moderiert hatte – in Deutschland: „Verstehen Sie Spaß?“ Es hatte noch eine andere Variante von „Candid Camera“ gegeben, die tatsächlich „Vorsicht – Kamera!“ hieß und die von einem Mann namens Chris Howland moderiert wurde.

Aber so wie John in der Folge „Der Schwarze Teufel taucht wieder auf“ fühlte sich Tony immer, wenn er über „Sternenflotte“ und „Erste Temporale Direktive“ las.
Er lehnte sich zurück, bedachte seine Kameraden und Doktor Jackson mit einem langen, durchdringenden Blick und legte dann den Kopf schief, ehe er aufstand und auf das Fenster zuging.
„Wenn die DRAGONFLY sich tatsächlich irgendwo dort im Ozean befindet, müssen wir eine Möglichkeit finden, sie zu bergen.“
„Schlau gedacht, DiNozzo.“, meldete sich Gibbs zu Wort, erhob sich und trat ebenfalls an das Fenster – aus Tonys Perspektive sah es so aus, als würde sich Gibbs aus dem Dunkel schälen, einfach – in Ermangelung eines besseren Wortes -  „materialisieren“.
Sein Chef bezog neben ihm Position, bettete seine Stirn gegen das kalte Glas des Fensters und blickte hinaus, in das Dunkel der Nacht über Dubai. Wie sollte man das Föderationsraumschiff bergen – dazu musste man es logischerweise zunächst finden und ob ihnen das gelänge, war eigentlich immer noch…

„Jebel Ali.“
Die Stimme Ziva Davids erklang im Raum und Tony wandte sich zu ihr um. „Bitte?“
Ziva erhob sich, trat nun ebenfalls auf das Fenster zu und deutete in die Ferne: „Dort – eine knappe Autostunde von uns entfernt – liegt Jebel Ali. Hierbei handelt es sich um eine Freihandelszone und um einen großen Hafen.“
Gibbs hob den Blick und man konnte ihm ansehen, dass er sich ärgerte, erst jetzt auf die Idee zu kommen: „Natürlich. Jebel Ali – immerhin liegt dort einer unserer Kreuzer vor Anker.“
„Schön und gut“, meldete sich nun Daniel, dessen blaue Augen im Glas des Spiegels erschienen und dessen Pose eine leichte Ungeduld verriet, „Aber was bringt uns das?“
„Wir können doch den Captain des dort vor Anker liegenden Schiffes bitten uns eine kleine Demonstration des Hubschraubers, den sie an Bord haben, zu geben.“, sagte McGee mit einer ungeheuren Leichtigkeit in den Raum hinein, was Daniel dazu brachte, sich zu ihm umzudrehen und dann zu Ziva, Tony und Gibbs zu blicken.
Ein leicht melancholisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
Irgendwie erinnerte ihn die gesamte Kombination an sein Team – an SG 1.

Und dann erinnerte er sich daran, das er die Frau, die ihnen heute als Empfangsdame gedient hatte, schon einmal gesehen hatte. Kurz versuchte er sich daran zu erinnern, wann dies gewesen sein mochte – und vor allem wo?


 „Daniel Jackson? Ich habe von Ihnen gehört… sie haben doch die These aufgestellt, das die großen Pyramiden als Landebasen für außerirdische Raumschiffe gedient haben, richtig?"
„Landebasen für außerirdische Raumschiffe? Ich bitte dich, Mausebein, wer glaubt denn an so was."

Wo hatte er diesen Satz schon einmal gehört? Und vor allem – wer hatte ihn ausgesprochen? Kurz schloss er die Augen, neigte den Kopf nach hinten und horchte in sich hinein, während die Unterhaltungen zwischen Ziva und Tony, Tony und McGee oder McGee und Gibbs zu einem Hintergrundgemurmel wurden, zu einem störenden Geräusch, das er mit einem einfachen Seufzen ausblendete. Wo hatte er diese Worte schon einmal gehört? Wer hatte sie ausgesprochen?
Kurz sah er – wie von Stoboskopscheinwerfern erleuchtet – die hübsche Empfangsdame, Isis Ishtaaru, entfernte gedanklich die Dienstuniform des Hotels und legte über den rassigen Körper der Frau ein weißes Beduinenoutfit. Es passte und er wusste, dass er sie schon einmal woanders gesehen hatte. Aber wo?
Erneut atmete er tief durch und öffnete dann die Augen.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
Er wusste wieder, wo er Isis schon einmal gesehen hatte und hauchte nur ein Wort: „Ägypten.“

Ziva drehte sich um, als sie das Wort hörte, trat zu Daniel und schaute ihn an: „Sind Sie in Ordnung, Doktor Jackson?“
Eigentlich wollte sie es nicht, aber sie konnte nicht verhindern, dass Besorgnis in ihrer Stimme hörbar wurde. Der Anthropologe schien ihren Widerwillen gar nicht zu bemerken, schaute sie an, lächelte freundlich und sagte: „Mir geht es gut, Agent David. Machen Sie sich um mich keine Sorgen.“
Er ging zur Tür: „Ich muss nur kurz mit jemandem etwas besprechen.“
Damit drehte er sich noch einmal um: „Ach – wann treffen wir uns morgen?“
„Wie kommen Sie darauf, dass Sie mit dabei sind?“, fragte Gibbs und Daniel zuckte mit den Schultern: „Ich dachte nur, dass wir uns nicht allzu sehr aufteilen sollten, wenn wir sowieso draußen unter Beobachtung stehen.“
Nun schaute Gibbs ihn an, bohrte förmlich seinen Blick in Daniels Augen: „Woher wollen Sie wissen, dass wir unter Beobachtung stehen?“
„Ach kommen Sie.“, setzte Daniel an, stockte, als lausche er verwirrt seinen eigenen Worten und zuckte dann die Schultern. Leise sagte er ein „Ich hab zuviel Zeit mit Jack O’Neill verbracht“, ehe er die Hände in die Hosentaschen stieß und zu Gibbs herüberkam: „Ist das nicht offensichtlich? Sie Alle haben es doch bemerkt, seit wir den Flughafen verlassen haben, oder?“
McGee wandte sich ihm zu, nickte dann und deutete nach unten, irgendwohin, knappe dreihundert Meter unter ihnen: „Da ist er.“
„Ich glaube eher, es ist eine Sie.“, korrigierte Ziva und zuckte mit den Schultern: „Fragt mich nicht wieso – vielleicht ist es weibliche Intuition – aber, ich bin mir fast sicher, dass unser ‚Observer’ eine Frau ist.“
Tony blickte in die Runde.
„Könnte es nicht unsere rattenscharfe Empfangsdame Schrägstrich Hotelchefin sein?“
„Nein“, schüttelte Gibbs den Kopf, nur unterbrochen von einem amüsierten „Rattenscharf, soso“ seitens Ziva.  Auch Daniels Kopfschütteln war mehr als deutlich: „Nein, Special Agent DiNozzo – Isis hat mit der Sache nichts zu tun.“
„Und woher wissen Sie das?“
Der Anthropologe zuckte mit den Schultern: „Ich hab sie vor acht Jahren in Ägypten kennengelernt. Damals war sie Mitglied eines antiken Kultes – merkwürdig, definitiv, aber nicht feindselig. Und überwachend“ damit deutete er nach draußen, „schon mal gar nicht.“
„Antiker Kult?“, hob nun McGee den Blick und schaute zu ihm herüber; „Welche Art von antikem Kult?“
„Schon mal etwas von sogenannten Milleniums…“, setzte Daniel an, unterbrach sich dann aber, als er den Blick von Gibbs wahrnahm. Wenn der Senior Special Agent auch nur halb so reagierte, wie Jack, dann war er kein Freund langer Vorreden. Also blickte der Anthropologe wieder zu McGee und lächelte: „Erzähle ich Ihnen später, Special Agent McGee. Jetzt würde ich gerne erst einmal mit Isis reden.“
Er konnte Gibbs und seinen Konsorten ansehen, dass sie über diese Entwicklung nicht sonderlich glücklich waren und zuckte mit den Schultern: „Wenn Sie möchten, kann mich ja jemand von Ihrem Team begleiten, Gibbs.“
Und gerade, als er noch etwas sagen wollte, traf ihn erneut ein Flashback.


Die Verachtung des Mannes, die er für die Theorie Daniels hatte, war mehr als nur offenkundig und als die Frau, die der Mann „Mausebein“ genannt hatte, etwas sagte, steckte sich der Typ eine Zigarette an.
„Mausebein“ blickte zu ihm – Daniel: „Ja, ich habe gehört, diese Theorie hat Sie Ihre Reputation gekostet, richtig?"
„Das stimmt… und wer sind Sie, wenn Sie schon so viel über mich wissen?"
Ein freundliches Lächeln legte sich auf die Lippen der jungen Frau:  „Ich bin Ran Mori, und das ist mein Vater…"
Daniel war starr: „Sagen Sie nicht… ihr Vater ist der berühmte Meisterdetektiv Kogoro Mori."
Kogoros Gesicht machte eine Metamorphose durch. Hatte man vorher noch einen Gesichtsausdruck gesehen, der an einen Biss in eine Zitrone erinnerte, sah man jetzt ein freundliches Lächeln.
„Sieh an, Daniel. Machst Du dir Freunde?"
Kogoro drehte sich um. Von einer Sekunde zur anderen schien es in seinen Augen zu funkeln, wie bei einem Frischverliebten.
Direkt vor ihm stand eine attraktive, blonde Frau in Top und Shorts.
Die junge Frau reichte dem Privatdetektiv die Hand und sagte mit einem strahlenden Lächeln: „Guten Tag, mein Name ist Samantha Carter."
Kogoro kicherte, was Ran zum Intervenieren nötigte. Sie stieß ihrem Vater den Ellbogen in die Rippen.
„Das ist Ran Mori, das ist ihr Vater Kogoro, seines Zeichens Privatedetektiv…"
„Ja, is’ ja nu` ganz Nett, das wir uns alle vorgestellt haben.“, meldete sich der Mann an der Rezeption, rollte mit den Augen und drehte sich zu Daniel und Sam um. Doktor Jackson konnte nicht verhindern, dass ihm die Kinnlade herunterklappte. War das nicht…?
„Mund zu, Herz wird kalt.“, grinste die Frau an der Rezeption im zu, „Ja, wir sind es.“
Sam und Daniel blickten sich überrascht an. Die ersten Worte, die Daniel zu der Situation fand, beschrieben sie immer noch am Besten: „Du bist alt geworden, Cal.“
Meisterdetektiv Mori blickte den Starfleetcaptain verblüfft an: „Was, den kennen Sie auch?“
Der Mann, der tatsächlich aussah, redete und sich bewegte, wie Captain Calvin Cat, allerdings ein paar Jahre älter, zuckte mit den Schultern, zwinkerte Mori zu und sagte: „Ich sagte doch – ich bin weit rumgekommen.“
„Als Agent der Traceless-Task-Force?“, fragte der Privatdetektiv und blickte den Captain ein bischen mißtrauisch an, so, als ob er ihm nicht glauben würde, „Oder sind Sie jetzt doch Journalist bei der DEJ-Press? Oder arbeiten Sie doch beim DKA, dem deutschlandweiten Kriminalamt?“
Die Überraschung, die in Sams grau-blauen Augen geschrieben Stand, wurde noch größer. Traceless-Task-Force? DEJ-Press, die deutsch-englisch-japanische Presseagentur, die für so weltbewegende Journale wie die Frau im Bruchglas oder die Ticketblume verantwortlich zeichnete? Oder das deutschlandweite Kriminalamt? Von dieser Organisation hatten weder Daniel noch Sam jeh gehört.


Daniel konnte sich nicht helfen – die komplette Situation mit Cal, Agatha und unterschiedlichen Treffen zu unterschiedlichen Zeiten im persönlichen „Timestream“ – das alles erinnerte ihn sehr an den Doktor und River. Andererseits blieb das Leben so immer spannend. Und was für eine fantastische Geschichte sich nach der Situation in Ägypten ereignet hatte? Damals hatte Traceless Anschläge auf Conan Edo…
Daniel stockte.
Moment mal, waren nicht in der Hochzeitsstuite ebenfalls 6 Japaner abgestiegen?
Er wandte sich an Ziva: „Ich weiß, die Frage mag ein wenig merkwürdig sein, aber – habt Ihr rein zufällig einige der Mitbewohner dieser Etage kennengelernt?“
Ziva nickte: „Ja – einen Jungen, der ungefähr 16 sein mochte und eine knapp 23-Jährige Schönheit von Frau.“
Kurz überlegte der Anthropologe, zog dann sein Handy hervor und begann, nach Bildern zu suchen. Er blickte über den Rand seines Mobiltelefones hinweg zu Ziva und lächelte: „Es hat Vorteile im SGC zu arbeiten. Wir haben die ganzen coolen Sachen schon Monate, bevor sie im Handel sind – oder auch sogar Jahre.“
Damit drehte er das Handy zu Ziva um, damit sie einen Blick auf das Display werfen konnte.
Dort fand sich ein „Group Shot“ – also eine Gruppenaufnahme – von ihm, Sam, einer wunderschönen rothaarigen Frau, die Agatha sein könnte, wenn sie 10 Jahre älter wäre, ein Mann, der unter den gleichen Vorzeichen als Cal durchgegangen wäre, ein großer, beinahe schon schlacksiger 40-jähriger Mann in pflaumenblauem Sakko, eine junge 16 Jährige Frau, mit einem 6-Jährigen Kind auf dem Schoß, das irgendwie gar nicht glücklich war, fotografiert zu werden – und die 23-Jährige Frau als Teenagerin.
„Ja – das ist sie.“, sagte Ziva knapp.
Daniel lächelte: „Wisst Ihr, mit wem ihr auf einer Etage wohnt?“
„Nein“, zuckte die Israeli mit den Schultern, „Müssen wir die kennen?“
„Nicht wenn das Kultspiel von vor 8 Jahren an euch vorbeigegangen ist  -Duel Monsters.“
Damit deutete er auf das Display: „Diese Frau heißt mit bürgerlichem Namen Anzu Mazaki. Dann ging sie aber in die USA, um dort Schauspielunterricht und Tanzausbildung zu genießen. Sie wurde auch ziemlich berühmt, aber ‚Ääänssuu’ schien niemand aussprechen zu können. Also benannte sie sich um und heißt jetzt „Thea Gardner“ – und offenbar hat sie hier heute geheiratet.“
„Ja, einen Mann mit einer sehr eigenwilligen Frisur.“, nickte Ziva und Daniel legte den Kopf schief: „Haare in drei Richtungen abstehend und in drei unterschiedlichen Farben?`“
„Ja?“
„Was ist denn los?“, fragte nun Gibbs und trat an die Beiden heran, „Wollen Sie nun zur Rezeption, Doktor Jackson, oder nicht?“
„Schon, aber erst einmal würde ich gerne in der Hochzeitssuite von Thea Gardner vorbeischauen und ihr gratulieren – schließlich hat sie ihn geheiratet.“
„Wen?“, fragte nun Tony und kam ebenfalls näher.
„Den König der Spiele.“, lächelte Daniel,  „Yugi Muto“
 To be continued
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 25.06.14, 17:57
 Kapitel 11.4
“Yugi Muto?”, echote McGee, hatte sich nun verblüfft umgedreht und war zum Rest der geselligen Runde geschlendert, „ Der Yugi Muto?“
Daniel konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es hätte ihn überrascht, wenn er, Timothy McGee, über die ganzen Geschehnisse nicht im Bilde gewesen wäre. Und tatsächlich, auf Gibbs leicht genervtes „Wer ist Yugi Muto“ wandte sich McGee an ihn und zuckte mit den Schultern: „Der König der Spiele, Boss. Ins Besondere des sogenannten „Duel Monster“-Spieles.“
Damit blickte er zu Ziva: „Erinnerst Du dich daran, wie wir den Waffenhändler Arnold Richard Matthew Sven Dealer verhaftet haben?“
Ziva richtete ihre nussbraunen Augen auf den Agenten: „Wenn Du damit den Typen meinst, A.R.M.S.dealer meinst, der dann aussagte, dass seine Initialen die perfekte Begründung dafür wären, ein Waffenhändler zu sein, dann ja.“
„Genau den meine ich“, nickte McGee, „Aber er hatte ja nicht nur ein nettes Arsenal an Waffen in seinem Versteck, sondern auch gleich mehrere gefälschte Tradingcards. Erinnerst Du dich?“
Die Israeli legte den Kopf schief: „Dunkel – mehr als Dunkel. Aber ich glaube es Dir, wenn Du es sagst. Aber eines würde mich brennend interessieren.“
Damit wandte sie sich an Tony: „… nämlich, warum Du dich ausgerechnet David Day genannt hast.“
Ein leises Pruste McGees, das sich einem nich minder leisen „Das erinnert mich jetzt sehr an River in der Doktor Who-Folge „The big bang“ anschloss, wurde durch einen wütend-vernichtenden Seitenblick Zivas und Tonys erstickt, ehe der Halbitaliener sich räusperte.
„Das heit einerseits mit den Initialen zu tun. D.D: kann man sich halt sehr einfach merken.“
Daniel blickte ihn an: „Und kann es sein, dass dies ein Pseudonym ist, bei dessen Entstehung man ein wenig um die Ecke denken muss?“
Stolz nickte Tony, ehe er sich an Ziva wandte, seinen Rücken durchdrückte, wodurch er ein wenig größer wirkte und zu ihr herablächeln konnte.
„Aber es macht nichts, dass Du es nicht verstehst – ich bin gerne bereit, Dir zu helfen.“
Ziva zuckte mit den Schultern: „Lass mich raten. Um die Ecke denken, also – einerseits einen Teil ins Gegenteil verkehren. Zu David fällt mir kein Gegenteil ein – aber zu „Day“. Das Gegenstück zu Day ist Night. Wenn Du jetzt Gabriel Day genommen hättest, wäre ich eventuell auf den Erzengel Gabriel gekommen. Ein weiterer Erzengel ist natürlich Michael… also wäre es vielleicht Michael Night – oder Michael Knight. Und da Michael Knight von David Hasselhoff gespielt wird, wäre auch klar, wie Du auf David gekommen bist.“
Erneut zuckte sie mit den Schultern: „Es könnte natürlich auch sein, dass Du das David auf die englische Aussprache meines Nachnamens zurückgeführt hast und mir somit eine Referenz erweisen wolltest. Aber ich bleibe bei dem aus Day werdenden Night, respektive Knight.“
Das fassungslose Schweigen von Tony wurde von einem klatschenden Geräusch abgelöst, das entstand, als Gibbs der israelischen Frau mit voller Wucht und vollem Respekt auf die Schulter klopfte. Anerkennend nickte er ihr zu, sie blickte zu Daniel, zwinkerte kurz und wandte sich dann an McGee: „Also – was war das jetzt mit den Duel-Master-Karten?“

 Als Anzua wieder zu sich kam, hatte man sie an eine Wand gelehnt. Sie streckte ihre langen Beine und rappelte sich auf.
„Yugi, was war das?", fragte sie den Jungen, hoffte auf eine Antwort… doch da durchzuckte es sie wie ein Blitz.
Yugi hatte sich in die Schussbahn geworfen. Wahrscheinlich war er sogar tot.
Ihre Beine gaben wieder nach, sie sank auf die Knie, ihre braunen Augen füllten sich mit Tränen.
Sie schluchzte. Ihr Yugi war tot… und nun begann sie, die Einsamkeit zu fühlen. Normalerweise wäre er jetzt erschienen, hätte ihr die Hand auf die Schulter gelegt, aufmunternd gelächelt, und mit volldröhnender Stimme gesagt: „Keine Sorge, Thea, wir werden ihn retten."
Er allerdings war jetzt nicht mehr in der Lage, sie aufzumuntern. Er war schließlich zusammen mit Yugi gestorben.
Die Trauer über den Tod ihrer beiden Freunde packte Anzu und zwang sie zu einem hemmungslosen Schluchzen.
Von Trauer geschüttelt kauerte sie am Boden, in der kleinen ägyptischen Gasse.
Und im Höhepunkt ihrer Trauer, als sie die Welt zerstört glaubte, legte ihr jemand die Hand auf die Schulter.
„Yugi, du bist nicht…?", setzte sie freudig an, sprang auf und drehte sich um… doch da war nur dieser kleine Junge aus dem Flugzeug.
„Was ist passiert?“

Anzu Mazaki öffnete die Augen und fand sich in der Realität wieder. Die Sonne Dubais schien in ihr Hotelzimmer, sie spürte den nackten Körper ihres Geliebten, ihres Ehemannes neben sich und kuschelte sich noch einmal gegen seine Brust, ehe sie seufzte und dem Bett entstieg. Dem schlafenden Yugi Muto einen Blick zuwerfend, begann sie damit, ihre Blöße mit Unterwäsche zu bedecken. Sie schüttelte den Kopf.

Yugi Muto, der Spitzenduellant vergangener Tage und nun selbst erfolgreicher Spieletester der Kaiba Corporation, die ihren Geschäftshauptsitz in Domino hatte, war nun endlich ihr Mann. Sie hatte seit sie sich im Kindergarten das erste Mal gesehen hatte, eine starke Affinität für Yugi, eine Leidenschaft die zunächst rein platonischer Natur war. Doch seit der Sache mit dem Ausbrecher 777, der sie in der Burger World Filliale in Domino, in der sie seinerzeit noch gejobbt hatte, um sich ihr Tanzstudium in New York zu finanzieren, schwelgte sie in stiller Liebe für ‘den Jungen mit der Stimme’, wie sie ihn nannte.

Ausbrecher Nummer 777 hatte sich, nachdem er das Domino-Gefängnis verlassen hatte, auf die Art, wie man es von seiner Bezeichnung her erwartete, durch den Domino-Wald geschlagen und war schließlich bei Burger World gelandet. Er nahm Anzu Mazaki als Geisel, verpasste ihr eine Augenbinde, und, als sie Yugi warnen wollte, ihr und dem Ausbrecher nicht zu nahe zu kommen, schlug er sie nieder. In diesem Moment setzte sich bei Yugi eine Transformation in Gang, was weder von Anzu, noch von Yugis bestem Freund Jonouichi bemerkt wurde. Yugi hatte die Welt verlassen, und an seine Stelle war ein altes Geschöpf getreten, das seid einigen tausenden von Jahren auf der Welt wandelt - der Geist eines Weltenlenkers, eines Pharaos des alten Ägypten.
Dieser Geist wurde von Anzu, durch ihre Augenbinde bedingt, als ‘der Junge mit der Stimme’ betitelt. Er hatte sie damals mit einem ‘Spiel’ gerettet, eigentlich eine fast wahnsinnige Mutprobe, die daraus bestand, das der bewaffnete Ausbrecher 777 und ‘der Junge mit der Stimme’ einander gegenübersaßen und nur einen Finger bewegen durften.


Der bewaffnete Ausbrecher wählte seinen Zeigefinger, er wähnte sich durch seine Bewaffnung in Sicherheit. Der Effekt verstärkte sich, als ‘der Junge mit der Stimme’ den Daumen als seinen Finger wählte, den er bewegen wollte. Nummer 777 hielt den Jungen für völlig irre, hatte er doch eine Waffe. Die Tatsache, das er mit der linken Hand sein Glas mit Alkohol, 90%igem Wodka, füllte wurde ihm zum Verhängnis. ‘Der Junge mit der Stimme’ ließ ein Feuerzeug aufschnappen und Nummer 777 glaubte sich sicher und ließ sich erstmal in aller Seelenruhe von Yugi/’Dem Jungen mit der Stimme’ seine Zigarette anzünden. Und nun wurde der Haken sichtbar, denn in einer schnellen Bewegung platzierte Nummer 777’s Widersacher das Feuerzeug auf dem Handrücken der Hand, die der Ausbrecher benutzte um das Glas mit Wodka zu befüllen. Die glühende Zigarette im Mund, der Revolver in der Hand und das Feuerzeug auf dem Handrücken - das alles reichte für ein klassisches Schachmatt. Und als dann die Zigarette des bis zuletzt siegessicheren Ausbrechers den Alkohol entzündete und den Kriminellen in eine Flammenseule verwandelte, deren Spuren auch heute noch von Anzu, in ihrer Position als Leiterin der Filliale in Ehren gehalten wurden, hatte ‘Der Junge Mit der Stimme’ Anzus Hand erfasst und sie mit sich gezogen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich in den ‘Jungen mit der Stimme’ verliebt und es wurde ihr immer präsenter, das dieser Junge dann auftrat, wenn sie in Schwierigkeiten steckte. Beim sogenannten Death-T-Tournier, einer wahnsinnigen Ralleye durch das Innere des Kaiba-Towers, inszeniert und organisiert von Seto Kaiba, dem Multimediamagnaten, gestand Yugi seinen Freunden Jonouichi und Anzu, das er seit er das Milleniumspuzzle gelöst hatte, immer wieder das Bewusstsein verlor - und das diese ‘Bewusstseinsverluste’ immer dann auftraten, wenn sich ‘der Junge mit der Stimme’ zeigte. Nun wusste Anzu, das Yugi sie sowohl bei dem Vorfall mit Ausbrecher Nummer 777, als auch bei dem Vorfall mit dem „Wahrsager“ Kokurano, bei dem sie chloroformiert und halbbewusstlos in der Ecke lag, gerettet hatte. Nun eigentlich nicht Yugi, sondern Yami, wie man ihn alsbald nannte, da er während seiner ersten Erscheinungen eine sehr finstre Seite zeigte, was verständlich ist, wenn man einige tausend Jahre in einem Artefakt verschlossen ist und erst nach Ablauf dieser Frist seine Macht wiedererhält.


Was war in den letzten Jahren nicht alles passiert? Da waren die ganzen Duelle, in denen sie gekämpft und meistens als Sieger hervorgegangen waren – allen voran natürlich Yugi selbst. Er war der König der Spiele, hatte bislang noch jedes Spiel – egal ob auf dem Computer oder Analog – nach kurzer Eingewöhnungsphase so beherrscht, dass er zu einer fast unbesiegbaren Kraft wurde und hatte seinen Titel als Duel-Monster-Champion nicht nur einmal gegen Leute wie Seto Kaiba verteidigt. Das alles war zwar mithilfe eines antiken, ägyptischen Pharaonengeist, der in der Zeit der Pyramiden auf den Namen „Atem“ hörte, bewerkstelligt worden, aber im Laufe der Jahre hatte sich Yugi selbst zu einem großartigen Spieler entwickelt, der die Hilfe des Pharaos nicht benötigte. Genau 8 Jahre war es nun her, seit Yugi im Duell gegen Atem obsiegt und es dem Pharao ermöglicht hatte, ewigen Frieden zu finden.

Sie, Anzu, hatte zwar eine schwache Stelle in ihrem Herzen für Yugi reserviert, wirklich interessant fand sie allerdings den Pharao, weil dieser so düster und geheimnisvoll war. Es dauerte dann erst ein paar Jahre, ehe sie sich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass der Pharao nun endgültig nicht mehr wiederkam. Diese Zeit hatte sie in Amerika verbracht. In New York hatte sie ihre Ausbildung zur professionellen Tänzerin abgeschlossen und ihre ersten Auftritte absolviert. Den Namen Anzu konnte sie allerdings schlecht vermarkten, also musste sie sich einen Namen zulegen, der mehr „amerikanisch“ wirkte – vielleicht kam sie über die Kunst der freien Assoziation zu einem entsprechenden Künstlernamen?

In dem Restaurant, in dem sie gerne nach den Proben ein paar kühle Getränke zu sich nahm, benetzte sie ihre Lippen gerade mit einem eiskalten Eistee, als sie stutzte. Das Getränk war lecker, aber besonders fiel ihr die Geschmacksrichtung auf. „Geschmacksrichtung Pfirsich“, grinste sie. Das passte ja. Ihr Name – Anzu – bedeutete Pfirsich. Also schrieb sie den Namen des Getränkes auf „Ice Tea Peach“ und ging am nächsten Tag zu ihrer Agentur.

Die freundliche Dame erklärte ihr, das Peach ein geschützter Markenname für eine Prinzessin aus einem Videospiel sei – peinlich, gerade das hätte sie wissen müssen – und der Name „Ice Tea“ an einen Rapper vergeben war. Ice Tea Peach erschien ihr zu lang. Aber Tea Peach gefiel ihr irgendwie, wenngleich auch hier die Frau am Schalter meinte, dass dies kein guter Name wäre. Nichts desto Trotz setzte sie sich am nächsten Tag in die Bar, in der sie die Eistee-Begegnung gehabt hatte und wechselte ein paar Worte mit dem mal wieder anwesenden Dauergast, der über einem Schreibblock gebeugt saß und über Namenskombinationen grübelte. Das tat er zum vierten Mal in dieser Woche.

Die beiden kamen ins Gespräch und es zeigte sich, dass er die selben Namensfindungsprobleme hatte, wie sie. Irgendwie schien er einen Narren an den Namen „Storm“ gefressen zu haben, aber alle Vornamen, die er ihr aufzeigte, wurden mit einem Kopfschütteln der hübschen Asiatin quittiert. Dann blickte sie ihn an und sagte knapp: „Nehmen Sie doch Derek.“
Erst sehr viel später sollte sie wissen, was aus ihrer Namenslaune Derek in Kombination mit dem Nachnamen „Storm“ geworden war. Dafür hatte der junge Mann auch einen Tipp für sie.
„Thea gefällt mir“, hatte er gesagt, „Aber Peach – ich weiß nicht. Das ist zu einfach, zu gradlinig. Doch, wo wachsen Pfirsiche für gewöhnlich? Auf einer Plantage oder im Garten. Und wie nennt man einen Mann der im Garten arbeitet? Gärtner. Versuch es mit Thea Gardner.“
Anzu hatte den Kopf schiefgelegt und festgestellt, das „Thea Gardner“ tatsächlich nach etwas klang.

Anzu zog sich gerade den Rock über die Beine und schloss den Knopf, als es an der Tür klopfte.
„Wer kann das sein?“, murmelte sie und wusste, dass sie nur dann eine Antwort erhalten würde, wenn sie nachschaute. Also machte sie sich auf den Weg, zu tun, als wie es ihr vom Schicksal geheißen wurde. Sie öffnete die Tür und blickte in zwei blaue Augen, die zu einem europäisch- oder amerikanisch anmutenden Gesicht mit Kurzhaarfrisur gehörten. Ein paar Sekunden musste sie überlegen, woher sie die Person kannte, dann grinste sie: „Doktor Jackson? Was tun Sie denn hier? Vor allem – so weit ab von Ägypten oder Dallas?“

Der Mietwagen rollte in einem angemessen-schnellen Tempo über die Straßen Dubais, auf der Straße, die die Passagiere zum Freihandelshafen führen sollte. Im Inneren konnte sich McGee gar nicht an den vorbeiziehenden Hochhäusern, Wolkenkratzern und Mega-Gebäuden sattsehen. Rein aus architektonischer Sicht waren die hier entstandenen Gebäude eine Meisterleistung und wenn er ehrlich war, würde er gerne einmal wirklichen Urlaub in einem dieser Hotels machen – am Liebsten hoch oben, mit einem wunderschönen Rundumblick auf Dubai. Gestört wurde die ganze Atmosphäre dadurch, dass auf dem Beifahrersitz Anthony DiNozzo Junior das Radio des Leihwagens nach einem Sender durchsuchte, der ihm gefiel. So wurden selbst wunderschönstes, arabisches Liedgut zu einer nicht enden wollenden Kakophonie. Auch Radiomeldungen, die eventuell interessant sein könnten, wurden übersprungen.

Das ging solange, bis Gibbs seinem Stellvertreter einen seiner berühmt-berüchtigten, mörderisch-genervten Seitenblicke schenkte, woraufhin die Hand des Halbitalieners vom Sendestationsuchlaufknopf zurückschreckte, als sei der Knopf plötzlich mehrere Millionen Grad heiß geworden.
McGee konnte sich nicht verkneifen, wenigstens zu denken dass das Tony vermutlich sogar recht geschähe und es wunderte ihn eigentlich gar nicht mal so sehr, dass sowohl Tony, als auch Gibbs in den Rückspiegel blickten. Wieso konnte sich der Romancier den Gedanken nicht verkneifen, dass seine beiden Vorgesetzten zum Gedankenlesen in der Lage waren, wenngleich sie es eigentlich nicht sein sollten? Er blickte zur neben ihm sitzenden Ziva, die sich ganz bequem auf ihren Platz der Rückbank hatte sinken lassen, die Beine übereinandergeschlagen und ebenfalls aus dem Fenster schauend.
Ob auch sie seine Gedanken lesen konnte?
„Ziva“, dachte er, „Du bist, wenn Du so da sitzt, wunderschön.“
Das war noch nicht mal irgendein Trick, es stimmte. Ziva David war einfach eine wunderschöne Frau, aber – anscheinend – war sie mit Tony zusammen und er bezweifelte, dass er irgendwelche Chancen bei ihr haben könnte. Und da sie sich nicht zu ihm umdrehte und ihn fragte, was das gerade war, konnte zumindest sie keine Gedanken lesen. Tony anscheinend auch nicht, denn ansonsten hätte es wieder böse Seitenblicke gehagelt.
Also konnte er sich in aller Ruhe an der herrlichen Aussicht erfreuen, die einmal in der schlanken Gestalt Zivas vor sich bestand und dann an der, nun in der Ferne auftauchenden, sogenannten „Dubai Pearl“, eines noch in Bau befindlichen Gebäudes, das ein „Hochhauskomplex“ werden sollte. Folgte man dieser, sich nun bildenden, Abzweigung und fuhr auf die Perle und den Kreisverkehr zu, blieb man im Kreisverkehr und fuhr nach der zweiten Möglichkeit weiter geradeaus, kam man auf die erste der sogenannten „Palm Islands“, die vermutlich sogar Lex Luthor erfreut hätten. Hier wurde dem Ozean Land abgerungen und als Palmeninsel aufgeschüttet und für unterschiedliche Zwecke verwendet, beispielsweise als Villen für Superreiche. Vermutlich würde sogar Tonys Dad eine Villa dort haben – wenn auch nur eine kleine.
Und nun, da sie diese Palmeninsel und die „Pearl“ passiert hatten,  wuste er, dass es nur noch eine halbe Stunde dauern würde, bis sie am Freihafen angekommen waren.



Yugi öffnete die Tür zu Schildkrötenspiele, dem Laden seines Großvaters, einem sehr versierten Mann, wenn es um Spiele aller Art ging - leider hatte er nicht nur einen versierten, sondern auch leicht verrückten Aspekt.
„Opa? Ich bin zu Hause! Ich wollte nur sagen… Opa? Opa wo bist du?“

Yugi schritt die Treppe zur Wohnung von Sugokoro Muto hinauf - die Wohnung war seltsam ruhig. War etwas passiert?
Yugis Herz raste - normalerweise saß Opa Muto noch vor dem Fernseher und schaute entweder Detective Conan oder Magnum oder was auch immer zu so später Stunde noch über den Fernsehsender SIN flimmerte.
„Opa? Bist Du hier?“

Dann passierte es. Mit der Agilität einer Gazelle schoss eine wohlbekannte Gestalt aus dem Wohnzimmer auf Yugi zu.
Großvater Muto.
„Yugi, Humho, was tust du hier?“
„Opa, hast Du mich erschreckt. Warum hast du nicht bescheid gesagt, das du noch…“
Yugi warf einen Blick auf den schlaffen Körper. Der Körper beschrieb einen Bogen, sodass der Kopf mit starren Augen auf dem Teller lag.
Er kannte ihn… Professor Athur Hopkins.
Yugi deutete auf den Zusammengesunkenen: „Geht es Professor Hopkins nicht gut?“
Sugokuro Muto zuckte zusammen.
„Arthur ist nur etwas müde geworden und hat sich hingelegt.“
„Mit dem Kopf im Meißener Porzellan?“
Sugokuro Mutos Reaktion war zweifelsohne ungewöhnlich. In seinen Augen funkelte es zunächst zornig, dann, anschließend, machte sich eine Wärme in diesen Augen breit, die Yugi schon lange nicht mehr bei seinem Großvater gesehen hatte.
„Weißt du, pro Liter Heidelbeerwein nehme ich ein Quentchen Arsen, ein bischen Zyankali und eine Idee Laudanum.“
Yugi war fassungslos.
Er hatte eigentlich mit allem gerechnet. Damit das Ryo Bakura eingebrochen war und Professor Hopkins mit seinem Milleniumsring in eine Spielfigur verwandelt hatte - und gleichzeitig seinen Großvater mit eben diesem Ring nun fernsteuerte. Genau, das musste es sein.
Schnellen Schrittes trat er in die Küche, suchte nach dem auffälligen Haarbüschel, doch… da war nichts.
„Habe ich das Richtig verstanden, Großvater?“, fragte Yugi baff, „Du hast Professor Hopkins umgebracht?“
„Naja - nicht wirklich umgebracht. Er hatte noch genug Zeit, zu bemerken, wie köstlich das Mahl war, bevor der Herr ihn zu sich holte. Du musst wissen, Athur war sowieso todkrank und da dachte ich, das ich ihn erlöse.“
Das war zuviel für den gestandenen Duellanten Yugi Muto - der sonst mit allem fertig wurde. Er bekam aus den Augenwinkeln nur noch mit, wie auch Anzu den Raum betrat, einen Schrei tat und bleich wie eine Wand wurde - dann wurde es dunkel um ihn.

Als er wach wurde, drang ein Gedanke durch sein Gehirn.
„Bitte lass das alles nur einen bösen Alptraum gewesen sein.“
Die Tatsache, das er neben seiner Frau lag, bekräftigte ihn in diesem Glauben. Er konnte nicht umher, ihre Figur zu bewundern, wie sie sich unter der Decke abzeichnete. Diese Decke - er kannte sie. Nein, das war unmöglich, sie waren gestern, nachdem sie in den Laden gegangen waren und Großvater Muto von der Hochzeit erzählt hatten, noch in Richtung Niagarafälle davongerauscht, waren in dem Hotelzimmer gelandet und hatten eine rauschende…
Klick.
Stopp. Zurück die ganzen Gedanken. Das stimmte nicht. Sie waren nicht zu den Niagarafällen gefahren. Wie auch, die waren ja schließlich in Amerika und er befand sich noch in Japan, der Einrichtung des Zimmers nach zu urteilen.
Nun erwachte auch Anzu aus ihrem Schlummer.
„Was’n los?“, fragte sie verschlafen und sah Yugi an, dessen Gesicht steinhart und ernst geworden war.
„Wie kommen wir hierher?“
Anzu überlegte: „Nun, das letzte, das ich weiß, war, das dein Großvater und ich dich in dein Zimmer gebracht haben und er mir noch einen Schlummertrunk brachte.“
Sie streckte sich: „Und der wirkte wohl sofort. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Aber jetzt fühle ich mich wieder wie neu geboren.“
‘Neu geboren - um neu geboren zu werden, musste man erst tot sein.’, schossen Yugi Geistesblitze durch den Kopf. Dann traf ihn die Erkenntnis.
‘Tot - verdammt. Das war kein Alptraum.’
Schnell stand er auf und schoss in Richtung Tür.


Die Augen des Mannes öffneten sich schlagartig und er fuhr hoch. Seidenbettwäsche kitzelte seinen Körper und er erinnerte sich daran, was sie hier in Dubai gemacht hatten. Wieso hatte ihm sein Unterbewusstsein einen derart schrägen Streich gespielt und ihn träumen lassen, dass er seinen Opa dabei erwischt hätte, seinen ältesten und besten Freund zu töten?
Das musste an dem Film liegen, den sie auf dem Flug nach Dubai gesehen hatten – „Arsenic and old lace“. Zwar war der Film eine unglaublich unterhaltsame Geschichte gewesen, aber irgendwie schien er einen sehr merkwürdigen Einfluss auf seine Träume gehabt zu haben. Allein schon die Idee, dass er mit Anzu zu den Niagara-Fällen wollte… Zugegeben, die Idee hätte ihren Reiz, wenngleich einen hoffnungslos-romantisch-verklärten Reiz und er wollte die Idee mit der Dreifachhochzeit und den Dreifachflitterwochen auch nicht missen. Andererseits – vielleicht hätten es gerade diese paar Tage sein können, in denen sich Anzu und er intensiv mit sich selbst beschäftigten?

Zugegeben, zusammen mit Katsuya und Hondo, sowie Shizuka und Mai, in den Urlaub zu fahren – das war etwas, das er gerne tat. Doch Katsuya und Mai, sowie Hondo und Shizuka, hätten doch das Privileg gehabt, eine eigentständige Hochzeit zu planen, oder? Aber nein – es war mal wieder eine Idee gewesen, die aus einer Bierlaune entstanden und von der später keiner erst gewusst haben und später auch nur einen Millimeter abweichen wollte.
Allein schon die Dreifachhochzeit war faszinierend und es war sogar einigermaßen amüsant gewesen, zu wissen, wie sehr der Pastor vermutlich ins Rotieren gekommen war, um eine Möglichkeit zu finden, eine Ansprache zu halten, die allen drei Paaren gleichermaßen gerecht wurde. Aber – das musste man ihm lassen – er hatte es geschafft.
„Hey, Du bist wach“, hörte Yugi die Stimme von Anzu und sah, wie sie ins Schlafzimmer ihrer Flitterwochensuite blickte. Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln: „Ich würde Dir raten: Zieh dich an. Wir haben einen Besucher.“

Daniel hatte sich auf dem weißen Leder der Couch der Honeymoonsuite Nummer 4 niedergelassen, trank einen Tee aus einer Tasse und blickte über die Stadt, die sich unter ihm abzeichnete. Gibbs und das Team vom NCIS war nun auf dem Weg zum Port Al Jebel und eigentlich hatte er mitkommen wollen, den Gedanken aber verworfen, als er erfahren hatte, wer hier auch abgestiegen war. Immerhin hatten sie ebenfalls ihr Abenteuer erlebt und Daniel hätte es als unschicklich empfunden, ihnen nicht hallo zu sagen.
Und als der junge Duellant aus dem Schlafzimmer kam – jeder Zoll erfolgreicher Spieletester – da konnte Daniel nicht anders, als daran zu denken, wie er ihn damals erlebt hatte. Oder zumindest den Pharao.


„Nimm die Waffe runter, Dummkopf.“, donnerte Yamis verzerrte Stimme durch den Thronsaal.
Cals 9 Milimeter war immer noch auf den Kopf des Pharaos gerichtet.
„YUGI!!!“, Anzu verließ den Helikopter und trat auf ihren Freund zu.
Entsetzt zog die junge Duellantin Luft ein: „Yugi, was ist mit dir?“
„Der Pharao hat Besitz von ihm ergriffen.“, sagte Cal mit Seitenblick zu Agatha, die immernoch leicht benebelt wirkte.
Daniel trat einen Schritt vor.
„Yugi, tu nichts überstürztes.“
Den Schlag hatte der Anthropologe nicht kommen sehen, spürte dafür aber um so deutlicher die Schmerzen im Kiefer, als er neben Agatha am Boden liegend aufwachte.
„Jetzt bin ich nicht mehr amüsiert.“, murmelte Daniel bitter, dachte daran, wie Ra dies ebenfalls schon einmal gesagt hatte und rappelte sich hoch. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung. Anzu trat an ihm vorbei, trat auf Yugi zu, mit Entschlossenheit, die in ihren Augen flammte.
„Yugi.“, sagte sie mit einer Festigkeit in der Stimme, die Daniel so nur von Sam Carter kannte,  „Ich weiß, das du da drin bist. Hör mir zu, wir sind doch Freunde. Erinnerst du dich an das Band der Freundschaft? Den Smiley?“
Cal verdrehte die Augen, als er die Waffe weiter auf den Pharao richtete: „Dieses Freundschaftsgesabbel hilft dir nicht!“
Yamis Augen glühten in typischem Goa’Uld-Gelb auf.
„Freunde“, murmelte er verächtlich, „ein Gott braucht keine Freunde.“ Damit hob er seine linke Hand, nicht in der Absicht, Anzu eine Ohrfeige oder einen Kinnhaken zu verpassen, sondern um die Hand über ihre Augen zu halten. Das wäre an sich noch kein Problem. Gemein wurde es nur dadurch, dass in Yamis – oder wie er später wissen würde: Pharao Atems – Hand ein sogenanntes Kara'kesh, seinen Platz hatte. Hierbei handelte es sich um eine Gerätschaft, die aussah, als sei sie ein Handschuh aus gesponnenem Gold, in dessen Mitte (zwischen Herz- und Kopflinie) ein roter Energiekristall eingesetzt war, der wie ein großes, wütendes, rotes Auge wirkte. Dieser Kristall leuchtete kränklich-weiß-gelblich auf, Energie „floss“ aus ihm heraus und brandete in die Augen der jungen Duellantin, deren Körper sich versteifte. Die Augen weiteten sich, Anzus Blick wurde leer und sie starrte an der Welt vorbei. Trance.

Doch der Kontakt wurde unterbrochen, als plötzlich Ran aus dem Helikopter geschossen kam, jede Unze Kraft ein Zeugnis jahrelanger Karateerfahrung. Sie wirbelte um die eigene Achse und rammte dem Pharao den Fuß gegen die Brust, was diesen nach hinten taumeln lies.
Als habe man einer Marionette Fäden abgeschnitten sackte die junge Duellantin zu Boden, wurde jedoch von einer herannahenden Ran aufgefangen und daran gehindert, mit dem Kopf auf den Steinboden aufzuschlagen.


Cals Waffe ruckte erneut hoch: „Keine Bewegung ‘allmächtiger Pharao’.“
Yami bedachte ihn mit einem Blick, der besagte ‘Wer bist du, du kleiner elender Wurm, das du dich mir in den Weg zu stellen wagst.’
„Ich schicke Dich ins Reich der Schatten, Pharao!“
Der Zeigefinger des Starfleetcaptains krümmte sich um den Abzug und drückte ihn durch.
Die Kugel schoss auf Yami zu, jedoch prallte sie am millisekunden vorher auftauchenden, gelblichen Kraftfeld ab.
„Ohh, Reich der Schatten ja? Warum sagst Du nicht ‘Ich kill Dich!’, wie du es Dir denkst?“
„4kids!“, sagte Cal lapidar.

„Cal!“, hörte Daniel die Stimme Sams, deren Inhaberin gerade ebenfalls aus dem Hubschrauber kraxelte. Was war das hier? Das Einfligen der Girlfriends? Das konnte doch eigentlich nicht sein – Sam war ja nicht seine Freundin. Wobei, wo er sie so betrachtete und bedachte, wie wohl er sich in ihrer Nähe fühlte…
„Langsame Objekte!“, rief die Astrophysikerin dem Captain zu, der die Waffe hob und erneut einen Schuss auf Atem abgab. Dann blinzelte er verblüfft: „Hä?“
Daniel rollte mit den Augen: „Hast Du die Missionsberichte je gelesen, Cal? Langsame Objekte durchschlagen das Kraftfeld!“

Cal nickte: „Langsame Objekte ja? Woher jetzt ein langsames Objekt nehmen?“
„Wie wäre es hiermit?“, fragte Sam, nahm ein Messer und warf es in Richtung Yugi.

Das Messer traf den Pharao in der Brust. Ein tiefes Grollen verließ die Kehle des Geistes des Führers eines ganzen Volkes, der den Körper des Kartenspielers mit der Sturmfrisur besetzt hielt. Eigentlich verließ das tiefe Grollen die Kehle des Kartenspielers, jedoch der momentane Inhaber war ja bekannterweise der Pharao. Atem taumelte zu Boden - das golden-schimmernde Schutzschild brach zusammen. Binnen Sekunden waren Ran und Kogoro bei ihm.
„Vorsicht!“, riet Cal und trat neben die beiden benommenen Frauen - die Duellantin und die Agentin, „Wir wissen nicht, ob er nicht vielleicht noch einen Trick in der Hinterhand hat.“


Daniel hob seinen Blick und lächelte.
„Gut siehst Du aus, Yugi.“, stellte er fest, trat näher und reichte ihm die Hand.
Der Duellant legte den Kopf schief, ergriff die angebotene Hand und schüttelte diese: „Danke. Aber… wenn ich mir diese Bemerkung gestatten darf – auf Sie trifft das nicht zu.“
„Yugi!“, machte Anzu ermanend doch Daniel schüttelte mit dem Kopf: „Ist schon in Ordnung. Eigentlich… wollte ich nicht darüber reden, aber ich glaube, Sam hätte gewollt, dass Ihr es auch wisst.“
Der Kopf der japanischen Schauspielerschönheit ruckte hoch: „ Hätte ?“
„Ja“, nickte Daniel, „Hätte. Sie ist vor ein paar Tagen bei einem Zwischenfall gestorben.“
Die Duellantin gab einen erstickten Laut von sich und sackte auf den Sessel, auf dem sie vorhin schon gesessen hatte.
„Sam ist…“, keuchte auch Yugi und kurz sah es aus, als wäre ihm übel, ehe er sich fing, Anzu eine Hand auf die Schulter legte und sie beruhigend dort lies. Er blickte zu Daniel: „Mein Beileid.“
„Danke.“, erwiderte der Anthropologe knapp.
Dann legte Yugi den Kopf – erneut – schief: „Ich glaube aber nicht, dass dies der einzige Grund deines Hierseins ist, Daniel Jackson.“
„Nein, ist es nicht.“, nickte der Wissenschaftler, stand auf und blickte auf das Meer, das in der Ferne blau zu sehen war.
Er wandte sich dann wieder zu den beiden Duellanten um: „Was würdet Ihr sagen, wenn ich euch sagte, dass vor der Küste von Dubai ein Schatz vergraben liegt?“
„Ich würde sagen – wenn er wieder einen Milleniumsgegenstand hat, darf Anzu ihn dieses Mal anlegen.“, grinste Yugi, was ihm ein Stubser in die Seite einbrachte.
Daniel blickte ihn über den Rand seiner Brille an: „Wir wissen nicht, ob ein Milenniumsgegenstand dort versteckt ist – aber wir wissen, dass er aus der Zukunft kommt. Ihr erinnert euch an Cal? Sein Schiff ist dort.“
Anzus Kopf ruckte hoch: „Nicht er schon wieder – bitte.“
Yugi schaute sie an, legte sich eine Hand auf die Brust und schloss kurz die Augen, ehe er den Anthropologen anlächelte: „Wie können wir helfen?“

 To be continued

 
 Kapitel 11.5 – gepostet am 26.10.2012 für den 24.10.2012

Der Mietwagen entsprach nicht unbedingt Leroy Jethro Gibbs Vorliebe für Autos, aber was wollte er machen? Es war ja nicht so, dass er die große Auswahl gehabt hätte. Zwar gab es genügend Mietwagen, aber er hatte ein relativ beschränktes Budget -  nicht allein deshalb, weil sie mehr oder weniger „Undercover“ waren. Wie sollte man auch bei einer solchen Mission, die sie gerade hinter sich zu bringen anstrebten, Direktor Vance gegenüber etwaige Kosten rechtfertigen? Wobei – bei Vance sah Gibbs weniger das Problem. Das sah er bei den Erbsenzählern, die in der Regierung Gelder für den NCIS bewilligten. Und er wollte nicht Schuld sein, wenn in einem knappen Jahr, bei den drei Präsidentschaftsdebatten Mitt Romney den US-Präsidenten Barack Obama zu fragen in der Lage wäre, warum man den Etat so überzogen hatte.

Das Absteigen im Blue Eyes – Hotel fiel unter die Kategorie „Muss“, da es recht zentral lag und auch noch den unglaublich-taktischen Vorteil bot, eines der höchsten Häuser in Dubai zu sein. „Da kann man schon morgens erkennen, wer Abends zum essen kam“, hatte Tonys Dad Gibbs den Rat gegeben, nachdem sich beide Gentlemen kurz über das Thema „Dubai“ unterhalten hatten. Und ein Blick aus dem Fenster hatte Gibbs darin bestärkt, das richtige getan zu haben. Also musste man bei anderen Ausgaben sparen, weswegen sich der Mietwagen recht einfach ausnahm. Zwar hatte er witterungsbedingte Zugeständnisse – etwa eine Klimaanlage, die die gefühlten 40 Grad, die draußen vorherrschten, auf angenehme 20 Grad herunterkühlten – aber Gibbs hatte beim Kauf auf jeglichen unnötigen Schnickschnack verzichtet. Klima-Anlage und Navigationsgerät, um irgendwo hinfahren zu können – mehr nicht.

„Sie haben Ihr Ziel erreicht.“, riss die Stimme des Navigationssystemes den Agenten aus seinem Zustand, den man eventuell als „Fahr-Trance“ bezeichnen könnte und der dergestalt aussah, dass die Fahrreflexe zwar komplett eingesetzt hatten, man aber so konzentriert fuhr, dass der Großteil aller, nicht für das Fahren konzipierten Reflexe, „ausgeschaltet“ waren.
So konnte Gibbs nun das erste Mal den Freihafen sehen und war beeindruckt.
Den Hafen einfach nur als „groß“ zu bezeichnen, wäre eine kollossale Untertreibung und der Special Agent fühlte sich plötzlich an die Geschehnisse im Washingtoner Hafen, als Ziva und Tony verschwunden waren, erinnert. Wie hatte er sich damals um seinen Stellvertreter gesorgt und es nicht gezeigt. Nachdem sie einige Minuten lang suchend über das Hafengelände gefahren waren, hatten sie auch den Navy-Teil erreicht und Gibbs schaltete den Wagen ab, als er sah, dass ein Marine auf ihn zukam. Sofort hatte sich wieder die Professionalität seines Geistes bemächtigt. Gibbs ließ das Fenster herunter und blickte den Sergeant an.
„Was führt Sie hierher?“, fragte der Mann und der grauhaarige Special Agent förderte seine Dienstmarke zu Tage. „Gibbs, NCIS“, sagte er und wunderte sich nicht, als der Marine sagte „AH – natürlich. Unser Chef erwartet sie.“

Daniel Jackson schlenderte durch die Malls und sonstigen Shoppingmöglichkeiten, die Dubai bot und war mehr als nur überrascht. Was gab es hier eigentlich nicht? Sogar ein Aquarium, das mit Meerwasser befüllt war und in dem Haie ihre Bahnen zogen, hatte der Anthropologe gefunden. Dabei wollte er doch einfach nur einen Blick in die örtliche Buchhandlung werfen, aber es hätte ihm klar sein sollen, dass den interessierten Vertreter der Gattung „Litera vermis“ – zu Deutsch: der gemeine Bücherwurm – hier ein wahres Mekka an Literatur erwarten würde. Interessant war die internationale Bücherecke, die so ziemlich jeder „Bookstore“ sein eigen nannte, allemal. Und dann sah Daniel ihn und kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Der Pappaufsteller war einen Meter siebenundachtzig groß, die Person, die darauf abgebildet war, hatte kurze braune Haare, klare, blaue Augen und trug ein nahezu arrogantes Lächeln auf den Lippen. Jackson erinnerte sich daran, ihn seinerzeit gesehen zu haben, als er – kurz vor der Krise, welche die DRAGONFLY- und Voyager -Crew mit ihnen zusammentreffen hatte lassen – im Stargate Command gewesen war, um sich Inspiration für sein neuestes Werk zu holen. Er verwandte damals zwar den Namen „Jack Potter“, aber Daniel hatte ihn gleich erkannt. Nun stand ihm ein Pappaufsteller von „Jack Potter“, respektive Richard Alexander Castle, gegenüber und warb für sein neuestes Werk „Heat Rising“.

Der Anthropologe hob das gebundene Werk hoch, betrachtete das Cover – ein Sonnenaufgang (oder war es ein Untergang), die Skyline einer Stadt, welche durch eine sogenannte „Hundemarke“ der Polizei als „New York City“ klarifiziert wurde, sowie die Silhouette eine Frau, die eine Pistole, vermutlich entweder eine Glock 19 oder eine Sig Sauer, in der Hand hielt. Beide Pistolenvarianten fanden bei der New Yorker Polizei Einsatz. Er selbst hatte in seiner aktiven Dienstzeit beim SG-Kommando, Zug 1, bevorzugterweise auf die Verwendung von Schusswaffen verzichtet, wenn es jedoch gar nicht anders ging, hatte er jedoch die FN-P90 oder die Beretta 92 (Respektive: M9) verwendet – noch lieber allerdings den Goa’uld Zat’n’kitel, respektive die Zat, welche den Vorteil hatte, dass der erste Schuss, der mit dieser Energiewaffe abgegeben wurde, sein Opfer nur betäubte. Allerdings war er oft genug in eine Entladung geraten, um zu wissen, wie sich dies anfühlte. Wie schon gesagt – er bevorzugte die Nicht-Agressive Unterhaltungstechnik, sprich: Die ohne Waffen.

„Wünschen Sie, sich das Buch signieren zu lassen?“, erklang die Stimme eines Verkäufers und Daniel riss sich in die Gegenwart zurück. Er blickte den Mann verblüfft an und schüttelte dann den Kopf: „Nein, danke, ich…“
Der Anthropologe stockte, murmelte ein „Ich habe schon ein Exemplar“ und ließ es vorsichtig auf den Buchstapel sinken, ehe er sich ganz langsam umdrehte.
Gerade eben hatte er ein merkwürdiges Gefühl gehabt – so, als ob man ihn beobachten würde.
Doch als er sich komplett umgedreht hatte, war da niemand. Bildete er sich das Ganze einfach nur ein? Auch das war möglich – schließlich hatte er in den letzten 12 Jahren genug an merkwürdigem Zeugs erlebt, dass es ihn verwunderte, dass er nicht eher Anzeichen einer gewissen Störung zeigte. Und doch – irgendwie hatte er das Gefühl, als würde man ihn beobachten. Er seufzte. Verdammt – offenbar hatten es Anzu und Yugi doch nicht geschafft, die Person, die ihn und die NCIS-Leute beobachtete, abzuschütteln. Das musste er unbedingt weiterleiten – doch dazu musste er sich zunächst einmal in Sicherheit begeben. Schnellen Schrittes verlies der Anthropologe die Buchhandlung und sah sich um. Welcher Weg war der Sicherste? Wie kam er hier am Besten raus, ohne großartiges Aufsehen zu erregen? Er war kein James Bond, der vermutlich durch das Aquarium mit den Haien geschwommen wäre und am anderen Ende von einer wunderschönen Agentenpartnerin abgeholt würde. Nein – er war Daniel Jackson und konnte sich noch nicht einmal leisten, im Zweifelsfall fortgebeamt zu werden.

Tim McGee wusste wieder, weswegen er kein großer Freund von Hubschrauberreisen war. Die dicken Kopfhörer, die eine Kommunikation verständlich machen sollten, drückten auf die Ohren, sorgten dafür, dass sie heiß wurden und brachten – besonders mit der Beimischung des dumpfen Rotorgeräusches, das man dennoch hörte, Kopfschmerzen. Der Agent seufzte. Warum hatte er sich gleich breitschlagen lassen, mitzukommen? Er hätte die Zeit besser nutzen können, beispielsweise in dem Buch schmökern, das sich in Laura McConnaughs Nachlass befunden hatte.Da konnten sich einige interessante Prophezeihungen finden, die er noch entschlüsseln musste.  Was mochten diese bedeuten?
Was konnte „Wenn die Götter wiederkehren, wird die Reisenden mit ihren Gefährten vereint sein.“ heißen?
Und wie sah es mit den anderen Prophezeihungen der weißen Berghexe aus?

Zitat

2) Wenn die Reisenden der Versuchung nachgeben, werden sie in Flammen vergehen.
3) Der, dessen Weg nicht greifbar ist,  greift vier Jahre nach der Zwillinge Tod und sechs Jahre vor der Flut nach der Macht auf Nippon.
4) Der Diebstahl des letzten Bildes wird durch die rechtmäßigen Erben enthüllt werden.

Einige Theorien hatte er schon entwickelt, wenngleich er die Hinweise nicht alle verstand. Wer waren diese Reisenden und was bedeutete, dass sie in Flammen aufgehen würden? Eine Idee bezüglich der „Zwillinge Tod“ hatte er allerdings schonb. Die Assoziation von „Zwillingen“ zu „Zwillingstürmen“ – also dem World Trade Center -  hatte er damals schon gezogen und damit war ihm klar, dass die Berghexe sich hier auf ein sehr spezifisches Datum bezog: 11. September 2001. Allerdings war er sich keines Machtumschwungs auf Nippon – also im Japanischen Raum – bewusst, der sechs Jahre nach dem 11. September stattgefunden hatte. Dies war so mit einer der einzigen, wirklich logischen, Schlüsse, die er aus dem Text ziehen konnte. Und gerade jetzt, als er darüber nachdenken wollte, konnte er nicht, weil diese Hubschrauberrotoren ihn beim Denken störten. Dies hätte er sogar noch im Hauptquartier des Navyteils von Jebel Ali gemacht, aber er musste mitkommen, dabei zusehen wie man eine Boje an Ort und Stelle versenkte, um die Stelle zu markieren. Warum er mitmusste, fragte er sich dabei allerdings auch. Es war nicht so, dass diese Aufgabe für drei NCIS-Agenten so schwer war, dass ein vierter Agent erforderlich war. Eigentlich konnten diese Aufgabe zwei Agenten erledigen und selbst dann waren beide zu überqualifiziert.

Aber gut, Er wollte sich nicht beschweren, half artig mit und hielt sich fest, als das Fluggefährt eine Drehung machte, um zurück zum Hafen zu fliegen. Und die ganze Strecke über kam er sich relativ nutzlos vor. Eigentlich wäre es seine Aufgabe, sich in irgendwelche Systeme zu hacken, irgendwelche Viren zu finden oder eine Firewall zu knacken. Darin war er gut, das konnte er und er hatte nicht umsonst einen MIT-Abschluss. Aber hier, genau an dieser Stelle, kam er sich relativ nutzlos vor. Die Hitze, die Bläue des Meeres, das Hubschrauberrotorrattern, all das attackierte seinen Kopf, wie mit Fausthieben und er hoffte, dass die Kopfschmerzen bald vorbei waren. Aber als der Hubschrauber erneut drehte und das Sonnenlicht auf den Ozean fiel – und direkt in seine Augen reflektiert wurde –schloss er sie instinktiv und gab einen Schmerzenslaut von sich. Nein, die Schmerzen wurden nicht besser.
„Agent McGee, sind Sie okay?“, hörte er die sanfte Stimme der Pilotin, einer Brünetten mit der angenehmen Sprachstimme und dem Aussehen einer Jeri Ryan – wenn Jeri Ryan brünett wäre.
„Ungh“, stöhnte der Agent, presste sich die Hände auf die Augen und wartete, bis er sich besser fühlte, ehe er ein mattes „Jaja, geht schon – sicher das Klima“ von sich gab. Er spürte die beruhigende Hand Gibbs auf seiner Schulter und wandte sich kurz zu ihm. Der Senior Special Agent schenkte ihm eines seiner seltenen, aufmunternden Lächeln und sagte: „Wir sind auf dem Rückweg, Elfenkönig. Dann kannst Du zeigen, was Du drauf hast.“
Das leicht-spöttische „Hey, nur keinen Druck hier, ja?“ konnte sich McGee nicht verkneifen, aber er merkte, wie er wieder gebraucht wurde. Irgendwie beruhigte ihn das.

Daniel Jackson war auf dem Weg zurück zum Hotel. Dabei nahm er den langen Umweg, den er sich vorher ausgeguckt hatte, um festzustellen, ob er sich nicht geirrt hatte. Dieser „lange Umweg“ führte ihn an einigen, netten, kleinen Geschäften vorbei, wie sie an eigentlich jeder Strandpromenade zu finden waren. Den Shop, der Handykarten verkaufte, sah er schon aus der Ferne und strebte auf ihn zu – in Wirklichkeit hatte er jedoch ein anderes Ziel Hinter dem Handyshop war ein kleiner, unscheinbarer Laden situiert, der Kleidung verkaufte. Es war ihm irgendwie klar, dass es sich bei den hier feilgebotenen Produkten weniger um High-End-Qualitätsware halten würde, aber eigentlich ging es ihm auch weniger um die bunten Hawaiihemden, die dort offeriert wurden. Stattdessen nahm er einen der Sonnenbrillenständer ins Auge, setzte sich eines der wohl prominenteren Exemplare auf und betrachtete augenscheinlich sich selbst im Spiegel.
Eines vorneweg: Eine kreischend pinke Brille war weit weniger Daniels Gusto. So eine hatte er nicht einmal aufgesetzt, als sie ins Jahr 1969 gereist waren und dort „undercover“ aufgetreten waren. Und schließlich bedeutete „auf der Flucht vor dem Establishment“ zu sein, nicht, dass man auf einen gewissen Geschmack verzichten musste. Hier war die pinke Plastiksonnenbrille auch deswegen nur das probate Mittel der Wahl, da es die erste Brille war, die er genommen hatte.
Die weitaus wichtigere Feststellung war jedoch die, dass er tatsächlich verfolgt wurde.
Sein Verfolger war weiblich, erinnerte ihn ein bischen an Gabrielle Anwar, Joanna Lumley oder gar Diana Rigg, und schien erst in diesem Moment zu bemerken, dass er sie bemerkt hatte. Allerdings war dies weder Fiona von Burn Notice, noch war dies Emma Peel oder Purdey aus der britischen Reihe „Mit Schirm, Charme und Melone“. Dies machte sie mehr als deutlich, als sie nicht das vermutlich richtige tat und einfach an ihm vorbeiging, sondern stehen blieb, in den Spiegel glotzte und sich dann umdrehte, um wegzurennen.
Daniel steckte die Sonnenbrille wieder an den Ständer und blickte der davoneilenden Frau hinterher. Sie schien nicht wirklich furchteinflößend zu sein – warum hatte er dann das Gefühl, dass sie gefährlich war?
Eine innere Stimme raunte ihm eine Warnung zu – besonders die, sie nicht zu unterschätzen, aber, als er sah, wie sie davoneilend verschwand, schüttelte der Anthropologe den Kopf und machte sich wieder auf den Weg zum Hotel. Es war nicht weit – allerhöchstens zwei Blocks entfernt.

Als der Hubschrauber gelandet war, hatten sich die Kopfschmerzen McGees schon wieder erledigt. Er öffnete die Augen, blinzelte und merkte, wie sein Kopf begann, sich leicht zu fühlen. Besonders aber spürte er, dass der Rest seines Körpers wie unter Elektrizität stand und wie Tatendrang von ihm Besitz ergriff. Besonders, als er einen Blick zu Gibbs warf, der ihm zunickte. Schnell entstieg er dem Fluggefährt und machte sich, begleitet von der Pilotin, die sich gerade den Helm abnahm und dann mit der Hand durch ihre raspelkurzen, braunen Haare fuhr und den Kopf schüttelte.
„Sie geleiten mich zum Computerraum?“, fragte McGee und blickte Jeri Ryan – in Brünett – an. Diese nickte und beschleunigte ihre Schritte militärisch-zackig. McGee schüttelte den Kopf in purem Unglauben, ehe er ihr folgte.

Die braunen Augen Isis Ishtaarus ruhten auf Daniel, als er zur Rezeption ging, sie freundlich anlächelte und dann die Chipkarte zog. „Ich wollte mich nur wieder anmelden. Daniel Jackson, Zimmer 163.12.“
Die Ägypterin lächelte: „Eine Anmeldung ist unnötig, Doktor Jackson. Wir sehen, dass Sie wieder da sind, wenn Sie die Chipkarte ins Schloss einführen.“
„Ich weiß – ich… ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Kennen Sie das Gefühl, fremdbestimmt zu sein. Als wären Sie nur eine Figur in einer Geschichte, deren Autor momentan den Überblick verloren hat?“
„Das Gefühl ist mir bekannt.“, stellte Isis fest, „Aber machen Sie sich keine Sorgen, ich bin sicher der Autor hat einen Plan.“
„Mhm. Wollen wir es hoffen, Miss Ishtaaru, wollen wir es hoffen. Es würde mir persönlich schon reichen, wenn ich erführe, dass der Autor geschlampt hatte und meine Mit-Hauptpersonen einen Blödsinn wie ‚das höchste Hotel in Dubai ist 333 Meter hoch’ hätte sagen lassen. Dabei ist das höchste Hotel 828 Meter hoch.“
„Auch das stimmt nicht mehr.“, lächelte Isis und hob belehrend einen Finger: „Wir sind das höchste Hotel – das Blue Eyes, aufgestellt durch Multimediamagnat Seto Kaiba persönlich. Deswegen auch die ganzen Statuen von diversen Duel Monstern.“
Daniel hob den Kopf: „Lassen Sie mich raten – Kaiba hat noch mal einen drauf gelegt?“
„Ja.“
Das Nicken der Ägypterin sprach Bände. Er – Daniel – wollte gar nicht en detail wissen, wieviel Stockwerke dieses Hotel nun hatte, er wusste allerdings, dass er relativ hoch über Dubai thronte.
„Übrigens“, riss ihn die Stimme der Hotelchefin aus seinen Gedanken, „Momentan halten wir ein Pilotprojekt ab – die „Eure Lieblingsfilme auch hier“- Wochen. Ich habe mir die Freiheit genommen, einige Filme auf den Hotelserver zu laden, den Sie ganz bequem von ihrem Fernseher aus anwählen können. Heute darf ich mich freuen, Ihnen Aladdin zu präsentieren – in der Walt-Disney-Fassung. Auf Wunsch sind die Songtexte – etwa ‚In deiner Welt’ – zuschaltbar und für Sprachbegabte bietet sich auch die Möglichkeit, Aladdin in einer anderen Sprache zu erleben.“
Daniel legte den Kopf schief: „Danke – aber ich wollte nachher noch ausgehen und…“
Er stockte, sein Kopf ruckte hoch und er suchte aus seinen Augenwinkeln nach einer reflektierenden Oberfläche. Er hatte wieder das Gefühl, von Fiona Tara Emma King-Peel beobachtet zu werden. Hatte sie ihn hier gefunden?
Und als er sich umdrehte, sah er sie vor sich sitzen, die Beine übereinandergeschlagen und ihn anlächelnd: „Na, landschaftlich schönere Strecke genommen?“
Er hörte hinter sich Isis scharf Luft einsaugen und hart schlucken.
Hatte die Ägypterin Angst vor der Frau? Wenn ja, warum? Wer war sie?
Daniel straffte seine Gestalt. Es wurde Zeit, genau das herauszufinden.

 To be continued


Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 26.06.14, 13:52
  Kapitel 12 – Momente der Erkenntnis –

Kapitel 12.1. 

Den Blick erhoben, beobachtete Leroy Jethro Gibbs, wie sein Computerfachmann sich, zusammen mit einer attraktiven Brünetten, auf den Weg zum Computerraum machte.
„Zeig mir deine Magie.“, dachte der Chef des NCIS-Major-Response-Teams mit nur mangelhaft verborgenem Vaterstolz. Nicht, dass er der Vater des Mannes gewesen wäre, aber er fühlte sich zwischendurch so. Eigentlich hatte er diese väterlichen Gefühle für sein komplettes Team, inklusive Abby. Bei Ducky war die Sache anders gelagert – hier fühlte er sich wie ein jüngerer Bruder. Und nach all dem, was sie vor gerade einmal ein paar Tagen alles erlebt hatten, konnte sich Gibbs den Wunsch, dass McGee auf sich achten möge, nicht verkneifen. Damit meinte er weniger gesundheitliche Schäden, die ihn hier ereilen konnten, sondern eher den Fakt, dass McGee gerade eben eine Person verloren hatte, zu der er tatsächlich eine Beziehung hätte aufbauen können. Er erinnerte sich daran, wie er seinen Computerexperten von dem Verhör mit Cal hatte abziehen müssen.


McGee schaute seinen Boss entsetzt an, der gerade etwas gesagt hatte, was er am Liebsten nochmal zu hören einfordern wollen würde. Hinter ihm floss der breite Anacostia-River in einem ruhigen Tempo dahin – wenn auch nicht wirklich. Wenn man überlegte, dass sie in einem Holodeck waren… es machte einen die Realität anzweifeln.
So wie jetzt, in diesem Moment.
„Bitte, könntest Du das nochmal wiederholen, Boss?“
Der Senioragent schaute seinen Computerexperten aus diesen eisblauen, weisen Augen an und nickte: „Ich möchte, dass Du jetzt nach Hause gehst.“
„Aber – Ihr könnt mich beim Verhör gebrauchen. Ich… ich kann das. Ich habe geübt, ich habe mit Abby und Ziva geübt, ich…  ich kann das.“
Gibbs legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bezweifele nicht, dass Du in der Lage wärest, ein Verhör durchzuführen, ich bezweifele, dass Du in der Lage wärest, dieses Verhör durchzuführen.“, erläuterte sein Chef und McGee hatte das Gefühl, zu fallen.
„Wenn es um Kate geht… ich bin darüber hinweg.“
Gibbs schüttelte den Kopf.
„Es geht nicht um Kate – das weißt du.“
„Und um wen dann?“
Es mochte sein, dass die Frage ein wenig trotzig geklungen hatte und die Ermittlerlegende Leroy Jethro Gibbs durchbohrte ihn beinahe mit seinen Blicken.
„McConnaugh hat Dir etwas bedeutet.“
Kurz holte der Computerexperte Luft, schaute Gibbs an und blickte kurz zu Boden. Er nickte.
„J… Ja. Aber – ich bin in der Lage, das auszublenden.“
Ein leichtes, fast mitleidiges Lächeln war in Gibbs Gesicht zu erkennen, als er seinen jüngsten Agenten anblickte.
„Ich weiß, das glaubst Du. Ich dachte auch, dass ich in der Lage wäre, den NIS seine Arbeit tun zu lassen, als…“
Er brach ab. Zwar sprach Gibbs in der Regel nie über Shannon und seine Tochter, aber es gab diese Momente und wem konnte man sich dann besser anvertrauen, als einer verwandten Seele? Tim ahnte, dass sein Chef genau wusste, dass Laura McConnaugh – obwohl es ihnen nur sehr kurz vergönnt war, sich zu kennen – für ihn, McGee, zumindest eine gute Kandidatin auf den Posten der ‚einen’, der besonderen Frau, gewesen war.
Der junge Agent holte tief Luft und schaute seinen Boss an.
„Wir wissen nicht, ob Ari für den Tod Lauras verantwortlich ist. Ich weiß das. Es könnte auch jemand Anderes sein und ich will verdammt sein, wenn ich mich …“
„Ich kenne das alles.“, sagte die Ermittlerlegende und schüttelte den Kopf: „Glaub mir… jetzt bist Du sicher, dass du nicht ausflippen wirst. Aber wenn du das Schwein siehst, wenn du siehst, wie er unbekümmert im Auto sitzt und… wie er sich im Verhörraum auf dem Stuhl aalt. Du wirst ihm das Gesicht einschlagen wollen. Glaub mir, ich habe es erlebt.“
McGees Blick traf den von Gibbs.
Und er sah, dass in den Augen seines Chefs kalte Wut funkelte. Es war nicht so, dass dort tatsächlich Zorn lodern würde, es war eher sowas wie extreme, glitzernde Kälte.
Da wusste er, dass er keine Chance hatte, sich gegen seinen Chef durchzusetzen. Nicht in dieser Angelegenheit und nicht hier. Aber einen kleinen Trost hatte er – Ari würde bezahlen. Da war er sich sicher. Gibbs würde ihn so hart durch die Mangel drehen und keiner würde hereinkommen, und ihn davon abhalten, es zu tun. Vermutlich würde man noch Eintrittskarten verkaufen müssen.  Er sah es schon vor sich, wie Ari immer wieder in die Ecke gedrängt wurde – sowohl metaphorisch, als auch real, und er gönnte es dem Schweinehund.
Vermutlich war es auch besser, dass er nicht anwesend sein würde.

Wieso sich McGee gerade, als er in den Computerraum eintrat, an die Szene im Holodeck der DRAGONFLY erinnerte, wusste er auch nicht, nahm dies aber als guten Aufhänger, seine Energie zu bündeln. Er musste jetzt nur die Boje genau anpingen, schon konnten sich Tony und Ziva mit einem Boot zu diesen Koordinaten begeben. Eigentlich war dies simpel. Eigentlich. Denn Ströhmungen konnten die Situation zum Nachteil seiner Freunde verändern – also musste er darauf aufpassen, dass die Boje an Ort und Stelle blieb und – weiterhin – eine Möglichkeit bereitstellen, Tony und Ziva – so sie das Föderationsschiff unter Wasser finden würden – mit einem Lageplan zu versorgen. Also wandte er sich zu seiner Begleiterin.
„Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Miss…“
„Hanson.“, sagte sie und lächelte, „Jessica Hanson.“
Auch McGee konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Jessica Hanson? Na, wenn das mal kein Zufall war. Sie sah schon aus wie Seven of Nine, deren menschlicher Name „Annika Hanson“ war und dann ähnelte sie der Borg sogar so sehr, dass von den fünf Silben, aus denen sowohl der Name „Annika Hanson“, sowie „Jessica Hanson“ bestand, drei (nämlich“ka Hanson“) zutrafen. Drei von fünf Treffern.
„Jessica Hanson?“, fragte der Computerexperte dennoch, einfach um sicher zu gehen. Sie lächelte, sagte leise „Ja – meine Freunde nennen mich Jessi.“, und schaute ihn dann diensteifrig an.
McGee hob seinen Blick: „Nun, Jessi – ich muss hier meine Freunde im Auge behalten, aber ich brauche jemanden, der mir bei den Bauplänen hilft.“
„Baupläne?“, fragte Three of Five und Tim schaute sie an. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Erkläre ich Ihnen gleich. Sie müssten im Internet nur nach den Bauplänen der U.S.S Voyager schauen.“
„Bitte?“
Jessi riss die Augen überrascht auf und legte neugierig den Kopf schief: „Meinen Sie nicht, dass Sie Privatvergnügen und Job voneinander trennen sollten?“
Ob McGees Augen tatsächlich diesen Ausdruck von Willensstärke, Befehl und dem Satz „Mach es, oder es klatscht – aber keinen Beifall“, den Gibbs gerne verwendete, wirklich transportieren konnte, wusste der jüngere Agent nicht, aber, als er ein „Jessi, bitte!“ sagte, nickte sie, nahm neben ihm platz und begann, mit grazilen Fingern auf die Tastatur einzuhämmern.

Daniel schaute sein Gegenüber an.
Diese hob in diesem Moment den Blick, schaute zum Kellner, der an ihr vorbeiging und sagte, in fließendstem Arabisch: „Mein Begleiter nimmt einen Kaffee. Ich hätte gerne eine eiskalte, weiße Schokolade mit Schlagsahnehäubchen.“
Mit einem servilen Nicken verneigte sich der Kellner, entschwand im Restaurant, um die Bestellung in die Tat umzusetzen.
Kurz blickte der Anthropologe hinter ihm her, ehe er sich an seine Begleiterin wandte.
„Wer sind Sie?“, fragte er.
Natürlich – was hätte er auch sonst fragen sollen? Die einfachsten Fragen, die „straight“ – also geradeheraus – gestellt wurden, waren immer noch diejenigen, die am ehesten Beantwortet wurden.
Normalerweise.
Denn die Frau, die vor ihm saß und sich nun zurücklehnte, den Kopf nach hinten neigte und versuchte die Sonne auf der Aussichtsterasse des Blue Eyes -Hotel zu genießen, brach plötzlich in schallendes Gelächter aus. Ihr Kopf wandte sich wieder zu Daniel, sie setzte die Sonnenbrille ab und zwinkerte ihm zu.
„Cleveres Kerlchen, Doktor Jackson. Sie kommen gleich zum Punkt. Meine Hochachtung dafür.“
Daniel zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, ich wäre ein schlechter Wissenschaftler, wenn ich mich mit ‚herumfabulieren’ beschäftigen würde.“
Sein Gegenüber nickte, stand auf und ging dann, mit schwingenden Hüften, zum Balkon, auf dessen Geländer sie sich lehnte.
Seit einer knappen halben Stunde versuchte er, aus ihr Informationen herauszukriegen. Warum sie ihnen folgte – beispielsweise. Aber sämtliche Fragen, die der Anthropologe stellte, wurden entweder durch ein Lachen, eine Gegenfrage oder sonstige Verzögerungstaktik in den Bereich der „Nichtbeantwortung“ gedrängt. Und nun musste er ihr lassen, dass sie zumindest eine gewisse Cleverness hatte. War diese Nummer vor dem Handyladen nur gespielt gewesen? Hatte sie versucht, herauszufinden, wie lange sie ihn unerkannt beschatten konnte?
„Sir?“, riss ihn die Stimme des Kellners aus den Gedanken, der ihn nun in feinstem Hochenglisch ansprach, „Ihr Kaffee.“
Damit stellte er das Heißgetränk auf den Tisch, ließ die eiskalte Schokolade folgen und entfernte sich.
„Miss?“
Daniel hob den Kopf und blickte sich um. Von der Frau war nichts mehr zu sehen.
„Na, immerhin hat sie die weiße Schokolade da gelassen.“, murmelte der Anthropologe und überlegte, ob er sich nach dem heißen, eher herzhaften Kaffee doch noch die kalte, weiße, sehr süße Schokolade gönnen sollte. Was sollte es? So wie die Sache lag, hätte er das Getränk sowieso bezahlt.

Jessica Hanson – Three of Five – hatte gerade die Verbindung zum Internet hergestellt und in der Suchmaske den Befehl „Blueprint Voyager“ eingegeben und dann gelacht.  „Ungefähr 1.020.000 Ergebnisse“, las sie vor, „Ich hoffe, Sie haben ein bißchen Zeit mitgebracht, Special Agent McGee.“
Timothy wandte sich zu ihr um, stellte in diesem Moment fest, dass die Kombination raspelkurze, braune Haare und verzaubernd-strahlend blaue Augen extrem faszinierend war und riss sich mit einem Kopfschütteln in die Gegenwart zurück. Dann deutete er auf die extra-aufrufbare „Bilder-Suchfunktion“ und nickte befriedigt, als er die ersten drei Bilder sah. Sie alle zeigten eine Intrepid-Klasse. Er ließ sein Handy aufschnappen und sandte Gibbs eine SMS, die nur zwei Wörter enthielt: „Wir können.“

 To be continued

 Kapitel 12.2

Keine Zwölf Minuten später röhrte ein motorbetriebenes Gummiboot aus dem Hafen los.
An Bord: Ziva David und Tony DiNozzo. Beide waren gerade dabei, letzte Vorkehrungen zu treffen, in dem sie die Reißverschlüsse ihrer Taucheranzüge zuzogen. Während DiNozzo den Zipper hochzog, fragte er sich, weswegen die modernen Anzüge so hauteng sein mussten. Nicht dass er etwas dagegenhätte – im Gegenteil, wenn er Ziva vor sich sah, stellte er fest, dass ihr dieser Anzug besonders gut stand, aber im Generellen fragte er sich, ob der Fakt, dass sich der Anzug wie eine zweite Haut an einen schmiegte, ästhetisch motiviert oder mit einem tatsächlichen, praktischen Hintergrund versehen war. Er hatte keine Ahnung und fragte sich, warum es ausgerechnet sie beide waren, die mal wieder auf eine der „gefährlicheren“ Missionen gehen mussten. War dies eine kleine Rache von Gibbs, dafür, dass sie beide sich nicht an eine seiner obersten Regeln hielten? Oder lag es doch daran, dass Ziva, wie sie einmal erzählt hatte, einige gute Leistungen im Tieftauchen erzielt hatte, im Umgang mit dem Messer gewandt und bewandert war und wenn man einmal „Tomb Raider – die Wiege des Lebens“ gesehen hatte, wusste, was man mit einem solchen Messer als heiße Brünette alles anstellen konnte?  Tony hatte keine Ahnung und nachdem sie den Hafen verlassen hatten, war es ihm eigentlich vollkommen egal. Er war mit seiner Freundin alleine auf einem Boot. Ein Mann, eine Frau, ein Boot, zwei Taucheranzüge unter denen beide nichts trugen – das war der Stoff für Fanfics mit mindestens einer erotisch motivierten Szene – oder für Filme, die rein gar nichts mit Erotik zu tun hatten, sondern ihre Teilnehmer in ihrer Verwundbarkeit zeigten. Und in welche Richtung diese Story, in der sie waren, auch immer gehen mochte, er würde seine Liebe bis zum letzten Tropfen Blut verteidigen.

Seine Hände glitten über das Steuerrad des Bootes und er fragte sich, was sie am Ende ihrer kleinen Bootsreise finden würden. Tatsächlich eine versunkene DRAGONFLY ? Noch vor ein paar Wochen hätte er die bloße Existenz von Aliens in das Reich der Fabeln verwiesen, aber inzwischen wusste er es besser. Das mochte an seiner eigenen Erfahrung mit den sogenannten „Asgard“ liegen oder auch an dem Fakt, dass er in Washington – von allen möglichen Städten in Washington D.C. – keine 5 Kilometer vom NCIS-Hauptquartier, in einen Kampf mit sogenannten Xindi geraten war. Auch die Tatsache, dass sein oberster Chef, Direktor Leon Vance, bei der Sternenflotte war, half bei dieser geistigen Aufgeräumtheit, die er nun erreicht hatte.
„Zehn Grad Backbord!“, hörte er die Stimme Zivas und griff nach dem Steuerrad, um dem Boot die notwendige Kurskorrektur zukommen zu lassen, ehe er die hübsche Israeli anschaute.
„Was sagt McNavi?“, schrie er gegen den Motorenlärm an und stellte in diesem Moment fest, dass es eigentlich intelligenter gewesen wäre, entweder Ziva ans Steuer zu lassen, oder selbst das „Earpiece“ zu tragen. Unter „Earpiece“ verstand man den kombinierten Ohrhörer mit Minimikrophon, das mit einem Funkgerät verbunden werden konnte.
Ziva blickte ihn an: „Er sagt, dass ich dir in deinen kleinen Pelzarsch treten soll, wenn Du ihn noch einmal mit solchen Spitznamen belegst.“
„Tat er nicht.“, schüttelte Tony den Kopf. Das dachte sich Ziva doch aus. Bisher hatte McGee nie Anzeichen gezeigt, dass ihn seine nett-gemeinten Frotzeleien in irgendeiner Art und Weise störten.  Die Agentin zuckte mit den Schultern, sagte ein „Denk was du magst“ und wandte sich dann dem Meer zu, wobei sie auf den Bug des Bootes zuging, jedoch so, dass sie über ihre Schulter zu ihm blicken und ihm zulächeln konnte.

„Danke, Ziva.“; lächelte in dem Moment Timothy McGee und wandte sich vom Bildschirm ab. Er streckte sich und schaute dann zu Jeri Ryans Zwillingsschwester in Brünett, die ihm einen verblüfften Blick schenkte.
McGee legte den Kopf schief. Was hatte die Frau? Lag es daran, dass er Ziva gerade gesagt hatte, dass sie Tony in den Hintern treten solle, wenn er weiterhin so frech zu ihm wäre? Irgendwann platzte einem mal der Kragen und Ziva benahm sich zwischendurch wie spekulative feste Freundin seines spekulativen großen Bruders, der Tony DiNozzo war. Also – warum sollte man diese Konstellation nicht nutzen? Andererseits…
Er lächelte Three zu: „Keine Sorge, Miss Hanson. Ich kann meine Kämpfe schon alleine ausfechten.“
Jessica Hanson schenkte ihm nun ebenfalls ein leichtes Lächeln: „Das hoffe ich doch, Special Agent McGee.“

Ein Lächeln legte sich auf Zivas Lippen. Ihr Kollege, Technikfreund und Computergeek Timothy McGee hatte gerade komplett vergessen, den Kontakt abzubrechen, so konnte sie hören – und vor allem, dies aber mehr durch Vorstellungskraft, denn durch tatsächliche übersinnliche Fähigkeiten – förmlich sehen, wie Tim die hübsche Frau, die mit ihm ihm Computerraum saß, verdattert anschaute. Vermutlich fragte er sich gerade, was Jessica damit meinte und wie er diesen Satz zu interpretieren habe. Doch auch Tonys Blick war ein wenig verdattert – besonders, als er sie anstarrte.
„Was lächelst Du so?“, fragte er und Ziva schaltete schnell das Funkgerät, das an einem Gürtel, an ihrer Hüfte ruhte, aus. Ob dies Tim gestört haben mochte?
Das wäre sehr schade, denn, besonders nach der Sache mit McConnaugh konnte er ein wenig Aufmunterung sehr gut gebrauchen. Sie schenkte Tony einen wütenden Blick.
Gut, der Blick war nicht wirklich „wütend“, sondern eher eine Mischung aus Wut und Amüsement, als sie sagte: „Wenn McGee nachher immer noch so eine gute Laune wie vorhin hatte, kannst Du aber was erleben.“
Und sie konnte Tony ansehen, dass er nicht den Hauch einer Idee hatte, worüber sie sprach, als er langsam nickte und ein „Ah, Okay“, von sich gab.


Daniel Jackson hatte sich währenddessen von seinem Sitzplatz aus umgesehen. Die Frau war weg. Einfach so – verschwunden. Wenn das mal nicht unheimlich war? War dies ein Einstieg in den Fakt, dass dieses Kapitel am 29. Oktober herauskommen wird und damit eine großartige Möglichkeit liefern würde, das Mittwochskapitel des 31. Oktobers zu einem Halloween-Kapitel zu machen, komplett mit Zombies und Mumien? Irgendwie bezweifelte Daniel dies. Stattdessen gönnte er sich einen Schluck Kaffee, stellte fest, das man hier wusste, wie man dieses Zeug machte  und murmelte: „Besser als im Stargate Center.“
Das Stargate Command hatte jedoch einen Vorteil, den nicht einmal vier-Sterne-Restaurants hatten.
Blauen Wackelpudding. Normalerweise kannte er ihn in den Farben „Grün“ (Waldmeister), Rot (Kirsch), Gelb (Zitrone) oder Schwarz (Cola). Aber im SGC hatten sie sogar einen Wackelpudding (oder wie man im englisch-sprachigen Raum sagte: „Jell-o“), der blau war und nach Waldbeeren schmeckte. Das interessiert zwar keinen, müsste aus Daniels Warte allerdings mal losgeworden werden. Aber interessanter ist doch nun wirklich, wie es weitergeht.
Daniel trank also erneut einen Schluck Kaffee, stellte wieder fest, dass er nicht schlecht schmeckte und nutzte die Zeit, einen Blick auf die Terasse zu werfen. Sie war ziemlich leer. Also nahm er seinen Kaffee in die eine Hand, die kalte Schokolade, die die Frau bestellt hatte, in die andere Hand, erhob sich und machte sich auf den Weg zu einem Sitzplatz nahe der Balkonbrüstung. So konnte er einen Blick auf die Stadt unter sich werfen und dennoch einen schönen Kaffee genießen.
Und mehr passierte in den folgenden Minuten auch nicht. Daniel trank Kaffee, Daniel blickte über die Stadt, trank noch etwas Kaffee und blickte über die Brüstung, auf die Stadt unter sich. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sich daran erinnerte, das er vor knapp 8 Jahren beinahe eine wichtige Prüfung versaubeutelt hätte.



Potztausend.
Gerade eben waren sie noch an der frischen Luft Cimmerias gewesen – gut, so frisch war sie momentan auch nicht, wenn man bedachte, dass sie von Goa’uld übernommen war – jetzt waren sie, durch ein Teleportationsgerät, an einen Ort gebracht worden, der auf jeden Fall mehr der Definition einer Halle entsprach.
Thors Halle der Macht?
Handelte es sich dabei tatsächlich um eine Möglichkeit, die Goa’Uld zurückzuschlagen? Gaerwin hatte sie zu einem Obelisken geführt und ihn als „Tors Halle der Macht“ deklariert. Auf Daniels überraschten Gesichtsausdruck hin, hatte sie gefragt, was sie sich denn erwartet hätten. Die Antwort des Anthropologen war so einfach wie klar: „Naja, eine Halle?“

Nun waren sie zumindest in einem Raum. Das war schon mal ein kleiner Fortschritt.
So hatte Daniel auch die Situation geschildert und sich dann am allgemeinen Sport der Stunde, dem „Synchronumschauen/Einzeln“ betätigt.
Samantha Carter, jeder Zoll militärische Wissenschaftlerin, holte tief Luft, ehe sie sich mit einem „Ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl dabei“ zur Situation äußerte. Daniel blickte sie kurz an – das blonde Haar, das ihren Kopf zierte, trug sie momentan im modischen Militärschnitt, was ihr ein amazonenhaftes Aussehen verlieh. Aber nicht nur sie wirkte wie eine Sagengestalt aus dem antiken Mittelalter. Gairwyn, die sie damals schon zur Heilerin Kendra geführt hatte, war ebenfalls eine vortreffliche Kriegerin – dies hatte sie schon mehrere Male bewiesen. Und dennoch kam Daniel nicht umher, sich in der „Exposition“, also der Situationsbeschreibung, zu üben und sie noch zu vertiefen.
„Ich verstehe es nicht“, sagte er, „Hier gibt es keine Innschriften, keine ausserirdischen Gerätschaften und keinen Weg nach draußen.“
„Warte!“, sagte Sam und hob ihre Taschenlampe an, um sie auf einen kleinen Obelisken auszurichten, der dem ähnelte, der sie hierher teleportiert hatte. Offenbar war der Obelisk lichtempfindlich, denn kaum, dass Sam ihn beleuchete hatte, begann ein Mann in Wikingerkleidung zu materialisieren.

Seine Vorstellung bedurfte keiner weiteren Erklärung.
„Ich bin Thor“”, sagte er “Ihr seid mutig, vor mir zu erscheinen.”
Daniels Augenbrauen schossen nach oben. Thor? Der wirkliche? Der echte? Vermutlich nicht – eher eine Art von holographischer Botschaft. Aber das möge man mal einer Schildmaid erklären, für die plötzlicher Donner ein Zeichen des Götterwillen war. Andererseits – so fragte sich Daniel – wie würde es wohl sein, wenn man ihn – den Anthropologen – plötzlich mit Mächten konfrontierte, die für seinen Verstand nur in die Richtung „Wunder“ gehen konnten.
Die neue Entwicklung brachte Daniel und Carter dazu, sich verblüfft anzusehen. Wenn sie damals schon gewusst hätten, was noch alles so an Aufgaben auf sie zu kam, wenn sie damals schon gewusst hätten, dass er in knapp 4 Jahren für eine kurze Zeit tatsächlich sterben würde, hätten sie sich vermutlich schon ein bischen gelassener gefühlt. Hier wussten sie von den ganzen Hintergründen noch nichts und fragten sich tatsächlich, ob sie verrückt seien, oder Gairwyn,  die in diesem Moment mit einem „Oh mächtiger Thor, wir brauchen deine Hilfe“ vortrat. Der Wickinger blieb von dieser Äußerung einer seiner Anhängerinnen denkbar unbeeindruckt und dies verstärkte in Daniel den Gedanken, dass es sich hierbei um eine Art Aufzeichnung handelte.  Das plötzliche Verschwinden bestätigte ihn in seiner Vermutung, doch Sams tröstendedes und abgeklärtes „Es ist nur eine holografische Aufzeichnung, projeziert durch das Loch in der Decke“ auf Gairwyns „Warum hat Thor mich verlassen?“ ließ einen leichten Zweifel in Daniel aufkommen.
Was, wenn es doch wahr war?

Sie sollten sich also als „Würdig“ erweisen. Nur stellte sich die Frage, wie dies zu bewerkstelligen sei. Die Antwort zeigte sich, nachdem plötzlich ein Erdbeben durch die Struktur, in der sie sich befanden, ging. Als sich der Staub gelegt hatte, war der Großteil des Bodens in die Tiefe gefallen – lediglich der Teil, auf dem sie standen, ein schmaler Steg und der Obelisk waren noch nicht der Schwerkraft gefolgt.

Und als Daniel einen kurzen Blick über den Abgrund warf, musste er hart schlucken. Er blickte zu Sam: „Ist dies ein schlechter Zeitpunkt, meine Höhenangst zu erwähnen?“
Die hübsche Astrophysikerin zuckte mit den Schultern, schürzte die Lippen und streckte den Hals – etwas, das Daniel bei ihr immer mal wieder beobachtet hatte. Sie tat es, wenn sie nervös war. Mit einem „Ich musste im Grundtraining über weitaus Schlimmeres laufen“, das genau so aufmunternd, wie mysteriös war, wandte sie sich um, breitete ihre Arme aus und ging langsam, vorsichtig und ein Musterbeispiel an perfekter Balance über diesen kleinen Steg, der wirklich kaum breiter als Sams Armeestiefel war. Links und rechts ein tiefer Abgrund, aber Sam schien ihren Blick auf den Obelisken fokussiert zu haben und alles andere auszublenden. Ziemlich Clever. Als nächstes war Gairwyn dran, die – als sie auf der Hälfte der Strecke war – von einem plötzlichen Erdbeben niedergeworfen wurde. Die junge Cimmerianerin klammerte sich an den Steg, um nicht herunterzufallen und das „Ich hol dich!“ von Sam wurde durch ein lautes „Nein, Sie sind schon dort, das muss ich machen“ seitens Daniel abgebrochen. Er schluckte und machte sich auf den Weg. Vorsichtig. So wie Carter es getan hatte. Nicht nach unten sehen, nicht nach links, nicht nach rechts blicken, einfach nur einen Schritt vor den Anderen machen, zu Gairwyn kommen und sie retten. Mehr nicht. Keine Extratouren.
Mit einem “Okay, Du wirst mir deine Hand geben“, näherte er sich, und sprach in einem beruhigenden Tonfall, den er sich eigentlich momentan emotional gar nicht leisten konnte. Aber er wusste, dass er nicht nur Gairwyn beruhigen wollte, sondern auch Sam – von der er wusste, dass sie eigentlich keine Beruhigung brauchte – und vor allem, sich selbst.
Also sprach er langsam, in einem beruhigenden Singsang, davon, dass er ihr helfen würde und dass sie dann diese Sache gemeinsam beenden würden. Er ging in die Knie, griff nach ihrer Hand, als plötzlich der Steg bröckelte und Gairwyn ihren Halt verlor. Daniel griff nach ihr, wurde mitgezogen und sah schon vor seinem inneren Auge, wie er in die Tiefe segeln würde.
Er fiel – knappe Zehn Zentimeter – und nicht tief, sondern weit. Verblüfft auf dem Rücken liegend, starrte er zu Sam herüber, die erschrocken nach vorne gesprungen war und jetzt genau so ungläubig dreinblickte, wie er es vermutlich tat.

Jetzt, im sonnigen Dubai, konnte er Thor eigentlich nur dafür danken, dass er ihm geholfen hatte, seine Höhenangst anzugehen. Es hatte einige Trainingssitzungen benötigt und mehrere Ausflüge, die er zusammen mit Sam, Janet und Janets Pflegetochter Cassandra zum Kletterwald in Colorado Springs unternahm. Über die Zeit hinweg hatten sich diese Ausflüge zu einem festen Bestandteil in Sams und Daniels Leben entwickelt und auch wenn Janet Fraiser mal keine Lust hatte oder Cassie der Sinn nach anderen Vergnügungen stand, waren sie beide, Sam und Daniel, immer mal wieder über den Wipfeln von Colorado unterwegs. So war er seine Höhenangst losgeworden und hatte etwas anderes, nämlich die Liebe zu Sam Carter gefunden. Und vermutlich würde Sam auch Dubai interessieren. Er musste unbedingt…
Der Gedankengang des Archäologen stoppte von einem Moment auf den nächsten. Er musste unbedingt was ? Wem konnte er von Dubai erzählen? Einige seiner Freunde waren vor kurzem gestorben, andere mit ihrem Raumschiff verschütt gegangen und wieder andere waren hier, um sie zu suchen. Mit wem konnte er sich unterhalten?
„Warum sitzen Sie hier?“
Die Stimme einer Frau riss ihn aus seinen Gedanken  und er musste sich sofort korrigieren. Es war nicht „eine“ Frau, es war „die“ Frau. Die, die gerade eben noch verschwunden war.
Daniel hob seinen Blick und konnte sich ein ironisches Lächeln – er war wirklich zu lange mit O’Neill unterwegs gewesen – nicht verkneifen: „Oh, ich dachte mir, dass Sie vielleicht lieber hier sitzen würden.“
Gut, das war jetzt nicht unbedingt Ironie, noch nicht einmal Sarkasmus, aber es wirkte. Die Frau setzte sich ihm gegenüber, setzte ihre Sonnenbrille ab und lächelte sanft: „Darf sich Frau nicht mal kurz frisch machen?“
Zwei Dinge schossen Daniel in diesem Moment durch den Kopf.
Einmal, dass man normalerweise in diesem Fall bescheid sagt, dass man sich frisch macht.
Zweitens: Er musste unbedingt Gibbs bescheid geben.
Seine linke Hand glitt unter den Tisch, er griff in seine Hosentasche und förderte sein Handy zu tage. Blind versuchte er den Text „Mysteriöse Frau ist hier, erbitte Hilfe“ zu tippen, doch die zierliche Hand schoss unter den Tisch und griff nach seinem Mobiltelefon.
Sie blickte aufs Display und schaute ihn dann an: „Was heißt ‚Nwrteqhlre eqpg’?“
Daniels Kopf ruckte hoch. Stirnrunzelnd stand er auf, trat hinter sie und warf einen Blick auf das Display.
Nun stand auch sie auf, lächelte ihm zu und fragte, mit einer leichten Spur Unschuld in der Stimme: „Kann das sein, dass blind-sms-tippen nicht unbedingt ihre Stärke ist, Doktor Jackson?“
Damit warf sie ihm sein Handy zu, wandte sich zur Brüstung und blickte hinunter: „Aber eines muss man Ihnen lassen. Sie haben ein Gespür für Ausblicke.“
Nicht wissend, was er sagen sollte, beließ es der Anthropologe bei einem Schweigen, begann, die Nachricht „Mysteriöse Frau ist hier, erbitte Hilfe“ erneut zu tippen, dieses Mal jedoch mit auf das Handy gerichteten Blick. Die Frau drehte sich um und lächelte ihn an.
„Sagen Sie Gibbs auch, er soll ein bischen vorsichtig sein. Ich glaube nicht, dass Tony und Ziva es mögen würden, versehentlich das Zerstörungsprogramm der DRAGONFLY zu aktivieren.“
Erneut ruckte Daniels Kopf zu der Frau herum und er verengte seine Augen zu Schlitzen: „Woher wissen Sie das jetzt wieder?“
Sie lachte, hielt sich die eine Hand auf ihren Brustkorb und die andere vor den Mund, was ihr eine merkwürdige Haltung verlieh, ehe sie sagte: „Oppa hat schon gesagt, dat sie ein merkwürdigen Vogel sein würden.“
‚Dieser Dialekt!’, schoss es dem Wissenschaftler durch den Kopf und er legte selbigen schief – den Kopf, nicht den Dialekt: „Woher kennen Sie mich?“
„Haben Sie es immer noch nicht raus?“
„Was soll ich raus haben?“
„Ich bitte sie.“, lächelte die Frau, „Sie keinen meinen Ur-ur-ur-ur-ur-ur-watweißichnoch-oppa.“
„Jetzt sagen Sie nicht“, setzte Daniel an, doch die Frau nickte lachend und verbeugte sich: „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Felicity Cat. Zu Ihren Diensten.“

 TBC





 Kapitel 12.3
Sie saß ihm gegenüber und Daniel hatte das Gefühl, dass sie sich fragte, warum er sie so verblüfft anstarrte. Dabei musste man nicht einmal ein Physiknobelpreisempfänger sein, um dies herauszubekommen. Als seine Kinnlade endlich wieder normal arbeiten wollte, räusperte er sich zuerst und blickte sie dann an.

 „Felicity Cat“, sagte er und in seiner Stimme klang die Fassungslosigkeit mit, die er gerade empfand. Er schüttelte den Kopf: „Tut mir leid, das fällt mir irgendwie schwer, genau dies zu glauben?“
Sie zuckte mit den Schultern, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und blickte ihn mit ihren grau-grün-braunen Augen an. „Grau-grün-braune Augen?“, schoss es Daniel durch den Kopf, „Das ist mal eine sehr interessante Farbkombination.“ Nun lehnte auch er sich zurück, hob sein Handy und blickte „Felicity“ an: „Sie haben doch nichts dagegen, oder?“
Die Frau beugte sich vor, lächelte und zuckte dann mit den Schultern: „Warum sollte ich etwas dagegen haben, Doktor Jackson? Solange Sie mein Foto nicht in irgendwelchen sozialen Netzwerken posten, habe ich kein Problem damit.“
„Warum sollte ich das tun?“, fragte Daniel und Felicitys durchaus attraktives Gesicht hellte sich mit einem freundlichen Lächeln auf: „Dann fotografieren Sie mich so Oft sie wollen, Doktor Jackson. Sie können es auch ihren Freunden im NCIS schicken, damit sie mich durch die AFIS-Gesichtserkennung laufen lassen können.“
Als sie das Knipsen hörte, lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, wandte ihr Gesicht der Sonne zu und sagte: „Nicht, dass es was bringen würde.“
Daniel, dessen Finger schon den „Senden“-Knopf gedrückt hatte, nickte. Natürlich, warum sollte die in der Datenbank erfasst sein. Schließlich war sie eine Nachfahrin von Cal, was bedeuten musste, dass sie aus noch weiterer Zukunft stammen musste, als es der Sternenflottencaptain tat.
Nach seiner Tasse Kaffee greifend, blickte er sie an. Jetzt, wo sie sagte, dass sie mit Cal und vermutlich Agatha verwandt war, fiel ihm die Ähnlichkeit tatsächlich auf. Die Augenfarbe des Captains mit der Agathas vermischt, plus einer Spur Grau – wo immer das herkam – sorgten für ein faszinierendes Farbspektakel und als sie lächelte, kam sowohl das freche Grinsen, das Cal zwischendurch draufhatte, als auch das schöne, sehr zurückhaltende Lächeln Agathas, das er bei ihrem ersten Treffen an ihr bewundert hatte, deutlich durch. Und während er daran dachte, erinnerte er sich daran, was Sam erzählt hatte – ihr wirkliches, ihr allererstes Treffen hatte er eher am Rande mitbekommen, da er am Anfang unter einer Art Amnesie gelitten hatte. Woher er diese hatte, wusste er auch heute, knapp 7 Jahre später, immer noch nicht. Damals war es mit einer Warnung losgegangen. .


Die Frau erhob die Stimme: „Ich bin Captain Kathryn Janeway, vom Föderationsraumschiff Voyager.“ Der Jugendliche mischte sich jetzt ebenfalls ein. „Und ich bin Captain Calvin Cat von der USS DRAGONFLY. Wir sind aus dem vierundzwanzigsten Jahrhundert und haben eine Warnung an Sie alle.“

Einige Minuten – und einen Aufenthalt auf der Krankenstation -  später hatte man sich im Besprechungszimmer eingefunden und harrte der Dinge, die da kommen würden. Allen voran blickte Jack O’Neill ein wenig mißmutig und amüsiert drein, was Sam ihm nun wirklich nicht verübeln konnte. Mißmutig, weil er gerade versucht hatte, sie zum x-ten Male zum Angeln zu überreden, als der Ruf „Unbekannte Aktivierung von Außen“ die komplette Basis in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Das Amüsement war auch nachzuvollziehen. Die „Unbekannte Aktivierung von Außen“ wurde von der Sternenflotte durchgeführt. Das war etwas, worüber man sich erst einmal klar werden musste – hier mit ihnen im Besprechungsraum saßen Personen die äußerliche und personelle Charakteristika von Figuren der Serie „Star Trek: Raumschiff Voyager“ hatten. So saß dem Colonel Captain Kathryn Elizabeth Janeway gegenüber. Entweder war sie es tatsächlich, oder aber eine ausserirdische Lebensform hatte ihre Gestalt angenommen. Die Möglichkeit, dass Schauspielerin Kate Mulgrew für einen derart elaborierten Scherz zur Verfügung stand, hielt Sam für unwahrscheinlich. Zumal General Hammond ihr nie wirklich als großer Spaßvogel vorgekommen war. Der eine oder andere Scherz oder ein Bonmot entfleuchte zwar auch ihm, aber so etwas würde der General nicht machen. Und wie hätte man Jensen Ackles, Kirsten Dunst und Allison Mack – die zum damaligen Zeitpunkt noch relativ unbekannt war -  dazu kriegen können, sich ebenfalls in Starfleetuniformen zu werfen? Wobei die Mister Ackles die Rolle des Scherzkekses schon sehr gut in „Dark Angel“ verkörpern konnte. Momentan widmete der Mann seine Aufmerksamkeit jedoch eher dem Schoß Misses Dunsts. Was machten die Beiden, die ihr und Teal’C gegenübersaßen, da?
Ackles – Calvin Cat, wie sich Sam im Geiste korrigierte – schien ihren fragenden Blick zu bemerken, lächelte ein Lächeln, das sie hin und wieder gesehen hatte, wenn er – respektive Jensen Ackles – es Jessica Alba in Dark Angel zuwarf und zuckte mit den Schultern: „Wir versuchen nur, gerade herauszufinden, in welchem Zeitabschnitt wir genau sind. Sie wissen schon – erste Temporale Direktive und so.“
„Cal!“, stieß Kirsten Dunst den Mann in die Seite, „Musst Du alles ausplaudern?“
Nun schenkte der „Captain“ Dunst ein Lächeln: „Hey, das is lebende, atmende Geschichte. Ich meine, das ist Samantha ‚Fucking’ Carter! Agatha, begreifst Du die Implikationen?“
„Ich begreife in erster Linie“, hörte Sam das Captain Janeway sich in die Unterhaltung einschaltete, „dass Sie ziemlich vorlaut sind, Captain Cat.“
Das sah man nun wirklich nicht alle Tage. Kate Mulgrew saß ihnen gegenüber und machte, zusammen mit Kirsten Dunst, Jensen Ackles verbal nicht nur einen, sondern gleich mehrere Köpfe kürzer.
Der Kommandant schien den Kopf tatsächlich ein stückweit einzuziehen und schuldbewusst die Tischplatte auswendig zu lernen.

Nun wurde es interessant, denn die Tür öffnete sich und General GEORGE HAMMOND schob bewegte seinen massiven Körper nicht ohne eine gewisse Leichtfüßigkeit zu dem Stuhl, den er vor langer Zeit als seinen deklariert hatte. Er setzte sich und blickte in die Runde, als auch Janet Fraiser dazukam und sich hinter dem General positionierte. Offenbar hatten die beiden gerade noch miteinander gesprochen.
„Doktor Fraiser hat mir einen vollständigen Bericht gegeben. Nach ihrer Ansicht sind Sie“ – damit warf er einen Blick zu den ‚Sternenflottenoffizieren’ – „das, was sie vorgeben zu sein. Menschen.“
Janet hob den Blick, schaute zu der Frau herüber, die die Verkörperung von „Seven of Nine – tertiäres Mitglied von Unimatrix 01“ perfekt beherrschte und mit einem eher unterkühlten Blick in die Runde sah.
„Bei Ihnen“, sagte die Ärztin und nickte in Richtung der blonden Borg, „haben wir sogar Borg-Nanosonden gefunden.“
Janeway schaute verblüfft zu Janet und Hammond herüber: „Sie scheinen sehr gut informiert zu sein.“
„Das zu erklären“, schnitt Sam ein, bevor die Sache zu weit gehen konnte, „würde Zeit brauchen.“
Cal hob den Blick, schaute sie an und lächelte: „Genau – und die haben wir nicht.“
Damit stand er auf, gegen den überraschten Protest von Janeway, ehe er die Hände hinter dem Rücken verschränkte und im Raum auf und ab ging und ein lakonisches  „Die Goa’Uld werden die Erde angreifen.“ in den Raum feuerte.
Jacks Kopf ruckte hoch, die grauen Augen, so konnte Sam sehen, taxierten den „Captain“, als er sich mit einem „Das wissen wir schon und haben es schon verhindert“ an der Konversation beteiligte.
„Jahaaaa!“; machte Cal, wirbelte um die eigene Achse, um schließlich so zu stehen, dass er nur auf Jack deuten musste: „ aber dieses mal haben sie Verstärkung im Schlepptau.“
Die Klarifizierung, welches diese Verstärkung sein mochte, kam durch Seven of Nine: „Die Borg werden die Erde zusammen mit den Goa’Uld angreifen.“
„Das hat Washington gerade noch gefehlt. Ich höre schon wieder Kinsey meckern.“, seufzte Jack, was irgendwie keine großartigen Heiterkeitsausbrüche bei SG-1, General Hammond oder den Gästen hervorrief. Einzig Cal schmunzelte, doch ersetzte die amüsierte Miene durch eine Ernste, als sich Agatha zu Wort meldete: „Ich glaube, Ihnen ist die Gefahr einer Borg-Invasion nicht deutlich genug, oder?“
 „Also, das ging ja nun wirklich zu weit. Dieser Dreikäsehoch will mir einen von Gefahr durch Invasion erzählen!“, schoss es unter Hochdruck aus dem Colonel heraus, der sich, kaum, dass er sich geäußert hatte, für diese Meldung verfluchte, „Ich weiß nicht, ob im 24. Jahrhundert, sofern ihr wirklich von dort kommt, der Name SG 1 ein Begriff ist, aber wir haben mit einem Minimum an Risiko eine Attacke der Goa’Uld abgewehrt.“
„Natürlich kennen wir die Geschichten von SG 1. Sie befanden sich wirklich allein auf diesem Schiff? Nur Apophis und einige Wachen? Da haben Sie aber leichtes Spiel gehabt.“, sagte Calvin.
„Bitte was?“, fragte Carter verwirrt.
„Die große Samantha Carter. Der bedeutende Daniel Jackson. Der Shol’va, der kein Shol’va bleiben sollte. Wir mussten alles über die SG1-Missionen lernen.“, erklärte Agatha und lächelte, „Aber ich fürchte, mein Captain hier ist immer, wenn es wirklich wichtig wurde, eingeschlafen. „
O’Neill sah sie verständnislos an.
„Sie sind mitten in unseren spannendsten Geschichten eingeschlafen????“, fragte er, verschmitzt grinsend.
„Stimmt genau.“, erklärte Calvin, ebenfalls mit einem leichten Anflug von Spott.

Dann kam Daniel Jackson aufgeregt in den Besprechungsraum gestürzt.
O’Neill drehte sich zu ihm um.
„Was gibt es, Danni-Boy?“, wollte er wissen.
„Das solltest Du Dir ansehen, Jack. Die Goa’uld sind auf dem Weg hierher. Teams die auf 10 verschiedenen Welten im Einsatz waren, haben von einer seltsamen Basis berichtet, von der Goa’Uld und irgendwelche Maschinenmenschen auf dem Weg zur Erde sind.“, keuchte er und sah sich im Raum um. Er beugte sich zu Fraiser.
„Äh, Doktor? Haben all diese Stars eine Sonderfreigabe für die SGC-Tour?“, fragte er sie.
„Sie waren doch dabei, als unsere Besucher durch das Sternentor kamen.“ Fraiser war verblüfft. Die Frau, die Sam später als Doktor Gina Intrupper kennenlernen sollte,  praktizierte einen medizinischen Tricorder aus ihrem blauen Arztkittel, den Sam schon einmal bei Beverly Crusher gesehen hatte, und richtete das Scanning Device auf Jackson. „Hmm, spontane Amnesie.“, diagnostizierte er.
Daniel sah die hübsche Blonde verwirrt an. „Seltsam, ich fühle mich gut.“ , sagte er, nur um sich Sekunden später eigenhändig eines besseren zu belehren. Denn er sackte in sich zusammen, als ob man die Fäden einer Marionette durchgetrennt hätte.
Die beiden Ärzte, also Fraiser und Intrupper kümmerten sich um den benommenen Anthropologen.
Sam sprang schockiert auf und war in drei Sätzen bei ihrem Freund und Kollegen. „Daniel, alles klar?“, fragte sie ihn. Kurz blickte sie über ihre Schulter und sah zu O’Neill, dessen Gesichtsausdruck äußerte Bestürzung verriet.
Neben ihr hieb die hübsche Blonde – Gina Intrupper – auf den Kommunikator und schrie in das kleine Schmuckstück: „Hier Intrupper – Nottransport auf Krankenstation DRAGONFLY. Code 2-A-10.“
Und augenblicklich war Daniel Jackson, zusammen mit Gina Intrupper, in einem Farbspektakel aus bunter – vornehmlich blauer – Energie verschwunden.



An mehr hatte sich Daniel seinerzeit nicht erinnert und was ihm Sam danach erzählt hatte, war schon mehr als nur abenteuerlich. Aber er schien zuzutreffen, denn der Captain, der das Gesicht von Jensen Ackles hatte, wurde alsbald ein fester Bestandteil des SGC, ging mit SG-1 auf Missionen und erlaubte sich das zu haben, was bald ein lebensrettender Bestandteil der Missionen war – eine Menge Spaß. Bis er eines Tages von Agatha Silverbird wieder in sein Raum-Zeit-Gefüge abberufen wurde.
Als die Frau vor ihm etwas gesagt hatte, musste sich Daniel erst einmal wieder in die Gegenwart zurückfinden und warf Miss Cat einen Blick zu.
„Eine gewisse Ähnlichkeit ist wirklich da.“, stellte der Archäologe fest und Felicity lächelte: „Wirklich? Das freut mich. Man sagt mir immer, dass ich sehr nach meinem Ur-Oppa komme.“
Daniel zuckte mit den Schultern: „Wenn ich ehrlich bin, ist auch eine Menge ihrer Ur-Ur-Ur-Ur… wieviel Ur?“
„17:30 Uhr.“, grinste Felicity und erhob sich: „Hören Sie, ich würde wirklich gerne näher mit ihnen plaudern – es gibt da nur ein kleines Problem.“
Irgendwie klang das nicht gut. Der Kopf des Anthropologen ruckte hoch und er fokussierte die Cat-Nachkommin mit scharfem Blick: „Problem?“
Die Frau nickte: „Sehen Sie – es gibt Sachen, die ich hier, in aller Öffentlichkeit nicht ausplaudern darf.“
Kurz versicherte sich Daniel des Faktes, das niemand anderes hier war und blickte die Frau dann an, ehe er einen Tonfall bemühte, der beinahe schon Jack O’Neill zu Ehre gereicht hätte: „Wir sind alleine hier!“
„Oh“, machte Felicity und ein wissendes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, „Die Wände haben Ohren. Ich würde mich nicht so sehr darauf verlassen, dass niemand anderes lauscht. Und – nach all dem, was ich so gehört habe, möchte ich gerne mit Ihnen an einem sicheren Ort sein.“
Die letzten Worte Felicitys wurden von einem nähernden Geräusch beinahe übertönt. Daniel schloss die Augen, legte den Kopf schief und lauschte. Sirenen.
„Ist das unsere Mitfahrgelegenheit?“, fragte der Anthropologe, erhob sich und warf einen Blick über das Geländer. Tatsächlich. Da hielt ein Krankenwagen, zwei stämmige Pfleger stiegen aus, machten eine Trage rollfertig und eilten ins Hotel.
Und da dämmerte es Daniel. Er wandte sich zu Felicity, die gerade ein kleines Fläschchen in ihr Dekolletée praktizierte.
Er seufzte: „Ernsthaft? Wollen Sie mich betäuben, damit ich nicht sehe, wohin wir fahren?“
„So ähnlich. Ich könnte Ihre Sicht auch einfach nur mit einer Binde oder einem Sack behindern, aber Sie würden sich vermutlich auf ihre anderen Sinne verlassen und daher eine genaue Straßenkarte im Kopf haben, ohne jemals etwas zu sehen.“
„Ich bin nicht Sherlock Holmes.“, sagte Daniel und schaute sie an.
Felicity zuckte mit den Schultern: „Ich bin hier gleich raus. Entweder Sie kommen mit – dann zu meinen Bedingungen – oder aber sie bleiben hier und erfahren nie, was sie erfahren könnten.“
In seinem Inneren hörte er förmlich Sam schreien, dass dies eine Falle wäre. Wobei – wusste er es?
In einem Anfall von autorengeschuldeter Idiotie setzte sich der Anthropologe und nahm einen Schluck Kaffee.
Schnell zog er sein Handy, tippte noch ein „Frau nimmt mich mit – wenn ich mich in 4 Stunden nicht melde: sucht mich“ und erhob sich, als er die „Pfleger“ auf die Terasse kommen sah. .

Er trat auf sie zu und lies sich auf die Trage nieder. Er wusste, dass – wenn Gibbs von seiner Entführung erfuhr, dieser Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, ihn zu finden. Oder vielleicht war das auch nur der immer schwächer werdende Widerstand gegen das Betäubungsmittel, das sie ihm verabreicht hatte?  Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er bald nichts mehr wusste.

  TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 26.06.14, 16:27
 Kapitel 12.4

Gibbs warf einen fassungslosen Blick auf das Display seines Handys. Was dachte sich der Anthropologe? Da würde er nun da sitzen und gepflegte Konversation mit einer Frau machen, die nach den Angaben des Archäologen „Mysteriös“ war? Gut, jedem wie er mochte, aber der Fakt, dass Jackson das Bild an ihn und auch an Abby Sciuto geschickt hatte, ließ ihn doch sehr bezweifeln, dass hier einfaches „Flirten“ in der Absicht des Anthropologen stand.
Als dann, wenige Minuten später die Meldung „Frau nimmt mich mit – wenn ich mich in 4 Stunden nicht melde: sucht mich“ auf seinem Handy auftauchte, konnte sich Leroy Jethro Gibbs nur noch an den Kopf fassen. Ob der Anthropologe seinen früheren Vorgesetzten, Jack O’Neill auch durch solch hirnlos-impulsive Handlungen in den Wahnsinn getrieben hatte? 

In diesem Moment klingelte sein Handy. Gibbs warf einen Blick auf das Display, las den Namen des Anrufers – Abby Sciuto – und nahm das Gespräch mit militärisch knappen „Ja? Rede mit mir!“ entgegen.

Private first class Jessica Hanson hatte einen sehr interessanten Tag. Eigentlich hätte sie sich so etwas nicht träumen lassen – aber andererseits, wann erfuhr man schon einmal, dass der NCIS offenbar in den Gewässern vor Dubai nach einer bruchgelandeten Intrepid -Klasse suchen würde.
„Warum suchen wir nicht dann noch die bruchgelandete Defiant ?“, schoss es ihr durch den Kopf, aber sie würde sich hüten, etwas zu sagen. Vor ein paar Tagen war Halloween gewesen, vielleicht war dies eine verspätete Racheaktion, die sich Martin – ihr Mitbewohner – ausgedacht hatte, nachdem sie die Schaumgummiratten im Kühlschrank gesehen hatte. Zugegeben, das laute Kreischen war durchaus die Mühe wert gewesen, aber dass Martin dann doch soweit gehen würde und ihr das Hauptteam des Naval Criminal Investigative Service auf den Hals hetzte, um nach etwas zu suchen, das eigentlich gar nicht da war, weil es der Fiktion von Drehbuchautoren entsprungen – oder in diesem Fall eher: entflogen – war… das schoss den Vogel ab. Aber, sie würde mitspielen. Warum auch nicht? Was machten sie denn Schlimmes? Sie – Jessica – hatte das NCIS-Team zu einer bestimmten Stelle geflogen, sie hatten eine Boje abgeworfen und nun dirigierte Tim McGee seine Kollegen Tony und Ziva zu eben jener Stelle. Alles halb so schlimm.  Und das sie die Baupläne der Voyager hatte aufrufen sollen, war so übel auch nicht. Sie würde mitspielen.
„Korrigiert euren Kurs um weitere 5 Grad Backbord.“, teilte McGee gerade seinen Kollegen mit und wandte sich dann ihr zu, um sie neugierig anzuschauen.
Vermutlich wartete er darauf, dass sie ihn fragte, was das ganze Spielchen solle? Nicht mit ihr. Sie würde einfach mitspielen. Also holte sie tief Luft, verschränkte die Arme vor der Brust, ehe sie mit einer Hand auf den Monitor deutete, der den Voyager -Bauplan zeigte.
„Ich würde ja lieber versuchen, über die hintere Shuttlebucht in das Schiff zu kommen. Der Zugang dürfte sicherer sein, als sich, beispielsweise über die Hauptbrücke einen Zugang verschaffen zu wollen.“, sagte sie und schaute den Special Agent an, der ihren Blick fassungslos erwiderte. Man hatte ihr inzwischen schon einige Male gesagt, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit zu Jeri Ryan hätte, die bei „Star Trek – Raumschiff Voyager“ die Borgdrohne Seven of Nine spielte und deren Name „Annika Hansen“ lautete. Auch der Name barg eine gewisse Ähnlichkeit, aber was hieß das schon? Ein befreundetes Ehepaar hieß Stephans, sie hieß Samantha, er hieß Darrin und dennoch war sie keine Hexe. Wobei – jedes Jahr zu Halloween hatte sie richtig Spaß und konnte ihr „Verliebt in eine Hexe“-Alter Ego voll ausspielen. Nichts desto Trotz – es mochte wirklich augenfällige Ähnlichkeiten zwischen ihr, Jessica Hansen und Annika Hansen geben, dennoch war sie keine Borg. Zumal eine Voyager sowieso nicht existierte.
Und doch kam sie nicht umher, Special Agent Timothy McGee gegenüber ihre Haltung zu verändern, sich mehr „borg“-ig zu positionieren. Der Rücken wurde durchgestreckt, die Hände hinter selbigem verschränkt und sie versuchte, ihre Augen kalt und analytisch über den Bildschirm huschen zu lassen. Dann holte sie Luft und brachte – was sie selbst mit stolz erfüllte – genügend „borg-Ton“ in ihre Stimme um „Alles andere wäre Ineffizient, Special Agent McGee“ zu sagen.
Ja, manchmal überraschte sie sich selbst.

Tim schaute die Frau verblüfft an. Vor einigen Sekunden war Jessica Hansen noch eine junge Navy-Offizierin gewesen, die sich vermutlich fragte, was das alles war, jetzt gerade schien sie eine Metamorphose in Seven of Nine zu vollziehen. Ehe er realisierte, was geschehen war, stand er auf den Beinen, hatte seine Arme um die zarten Schultern der Frau gelegt und starrte sie an: „Seven? Sind… sind Sie das?“
Die analytische Kälte wich einer Mischung aus Verwirrung, Amüsement und Angst, als sich Jessica losmachte und ihn anblickte: „Nein, natürlich nicht.“
Und dann, noch ein paar Schritte nach hinten tretend, fragte sie „Was ist eigentlich Ihr Problem?“
Dann fielen von draußen Schüsse.

Das laute Röhren des motorbetriebenen Gummibootes verstummte abrupt, als sie die Boje erreicht hatten. Ziva ging in die Hocke, griff nach ihren Zivilklamotten und förderte einen Tricorder zu Tage. Den fassungslosen Blick Tonys registrierte sie, wandte sich an ihn und lächelte: „Abby hatte ihn mir gegeben – damit wir die DRAGONFLY auch wirklich finden.“
Der verblüffte Gesichtsausdruck Tonys wich einem leichten Lächeln, als er nach seiner Sauerstoffflasche griff.
„Wollen wir?“
Ziva griff ebenfalls ihre Sauerstoffflasche: „Wir wollen.“
Und damit glitt sie ins Wasser.

Das Erste, was Tony DiNozzo bemerkte, als er Ziva David folgte, war, dass ihre Bewegungen unter Wasser noch viel eleganter wirkten. Sie erinnerte ihn an eine Meerjungfrau, die hier endlich wieder in ihrem angestammten Territorium war und … in seinem Kopf konnte er die Musik von Ariel beinahe hören, inklusive eines leidenschaftlich, aber falsch gesungenem „Unter dem Meer.“
Wobei der Hinweis gar nicht so verkehrt war. Sie waren unter dem Meer und machten sich auf den Weg in die Tiefe, um einen Schatz zu bergen, den es eventuell noch nicht einmal mehr gab. Wie groß waren die Chancen, dass ein Föderationsraumschiff den Druck in mehreren tausend Metern unter dem Meeresspiegel ohne Weiteres überstehen würde? Er wusste es nicht, aber er hoffte. Er hoffte, dass sie entweder nicht umsonst auf dem Weg in die Tiefe waren – oder aber, dass sie rechtzeitig wieder an die Obefläche kamen, ehe ihnen die Luft ausging. Er sah sich förmlich schon, wie er eine erschlaffende Ziva griff und mit ihr gen Wasseroberfläche strebte, um ihr wieder frischen Sauerstoff einzugeben. Zivas schöne Augen würden sich öffnen, sie würde ihn verliebt-benommen anlächeln und sie würden…

Plötzlich versteifte sich Tony. Nicht nur gewisse Körperpartien, die gerade mit Blut geflutet wurden, weil der Kopf sich Sachen vorstellte, die er mit Ziva auf dem Boot tun konnte, sondern der komplette Körper. Diese Reaktion hatte noch nicht einmal im Entferntesten mit der Erotik zu tun, die in seinem Kopf für den Bruchteil einer Millisekunde aufflammte und dann – wie mit einem Messer – gekappt wurde, sondern mit dem Fakt, dass diese Gedanken von anderen Gedanken verscheucht worden waren, wie eine Gruppe von kleinen Fischen vor Haien. Und das war das Bild, das er gerade vor Augen hatte. Was, wenn es hier Haie gab? Er war kein Experte darin, diese possierlichen Tierchen zu bekämpfen und wenn er eine Wahl hätte, würde er dies am Liebsten jemand Anderem überlassen – aber im Zweifelsfall konnte Ziva auf ihn zählen. Und dennoch war er kein Freund der Vorstellung, sich mit Jaws Cousins anzulegen.
Andere Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Es war nicht einmal dieses „Stell dir vor, du kannst Ziva nicht retten“-Syndrom, es war viel mehr dieses „Ich hab das Gefühl, ich bin hier Hals über Kopf drin und hab mehr abgebissen, als ich kauen kann“-Syndrom. Wieso hatten sie sich der Suche nach Cal angeschlossen? So gut war der Captain mit ihm, Tony, nun auch nicht befreundet. Aber andererseits – auch wenn er kein Soldat war, hatte er dieses Motto „Never leave a man behind“ ebenfalls voll internalisiert.

Dazu müsste man diesen „man“, den man niemals „behind“ „leaven“ würde, allerdings erst einmal finden. Und hier wurde es kompliziert. Zwar hatte er gelesen, dass Dubai auf einem sogenannten „Schelf“ lag, der Meeresboden also nicht allzu tief war, dennoch wurde es ihm mulmiger und mulmiger, je weiter sie in die immer dunkler werdende Tiefe tauchten. Kurz blieb er an Ort und Stelle, erlaubte sich, sich einmal um die eigene Achse zu drehen und sich zu vergewissern, dass sie immer noch die Boje über sich hatten, ehe er sich wieder zu Ziva herumdrehte. Kurz blieb sein Herz stehen, als er sich umblickte, und die hübsche Israeli nicht mehr sehen konnte, dann blinzelte er und erkannte, langsam in der Dunkelheit verschwidend, ihre Silhouette. Tony schwamm schneller, um sie nicht zu verlieren. Und während er das tat, fiel ihm diese Magnum-Folge ein.
„Home of the Sea“ war ihr Titel und in ihr war Magnum am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, aufs Meer gepaddelt, um ihn alleine für sich begehen zu können. Im Zuge dessen wurde er von einem rüpelhaften, achtlosen Motorbootfahrer angerempelt, verlor den Halt und fiel ins Wasser. Um zu überleben, musste er Wasser treten und hielt tatsächlich einen kompletten Tag aus, wobei er am Schluss von Higgins gerettet wurde. Tony wollte es nicht beschwören, aber es kam ihm so vor, als wäre diese Episode – die erste der vierten Staffel – die Letzte gewesen, in der man Magnums Gedanken – als Off-Sprecher – hören konnte. Ihm war es so, als sei genau dieser Teil von Magnum im Wasser des Molokai-Kanals – einer Seeströmung – gestorben. Vielleicht irrte er sich auch, aber der Gedanke, so musste er zugeben, hatte was.

Was auch etwas hätte, wäre, wenn man sich nicht so leicht ablenken ließe. Erneut blinzelte Tony und paddelte schneller mit seinen Schwimmflossen, um die athletische Ex-Mossad-Agentin zumindest ansatzweise einholen zu können.

Die Umgebung wurde immer dunkler und immer dunkler, auch die Kälte nahm zu, die sich durch den Neoprenanzug biss und Tony sich wünschen ließ, dass sie bald am Ziel wären – oder umkehren könnten. Und dann sah er in der Ferne etwas. Es mochte ungefähr noch gute 10 Meter entfernt sein, aber es schimmerte in der Dunkelheit wie ein Schatz, der nur darauf wartete, von Piraten geborgen zu werden. Wenn sie wirklich Glück hatten, schwammen sie tatsächlich auf die DRAGONFLY   zu und kollidierten nicht mit einem auftauchenden Unterseeboot. Ziva schien ähnliche Gedanken zu haben, hielt kurz inne, schien zu schweben und legte den Kopf schief. Er tauchte neben ihr auf, blickte sie an und sah, dass sie sich das Selbe fragte, wie er. Doch diese Unsicherheit währte nur ein paar Sekunden – dann bedeutete sie ihm, weiter zu schwimmen. Und die Melodie des „Mannes aus Atlantis“ im Kopf folgte er ihr, um nachzusehen, was auch immer dort in der Tiefe war.


Abigail Sciuto hatte Spaß. Aus den Lautsprechern ihrer Boombox röhrte die Musik, der sie gerne lauschte, es störte sie niemand und sie konnte in Ruhe arbeiten. Spuren an der „Stone-Crime-Scene“ wollten immer noch verunstaltet werden und wen konnte man mit solchen Aufgaben besser beschäftigen, als sie. Sie wusste ja auch, wonach man zu suchen hatte. Und gerade, als sie Bilddaten richtig schön durcheinandergebracht hatte, so dass niemand sie finden konnte, wenn er nicht sie war, meldete ihr Handy eine einkommende MMS.
Sie warf einen Blick auf den Absender.
„Doktor Jackson?“, fragte sie leise in den Raum und merkte erst in diesem Moment, wie laut diese Frage doch in einer solchen Situation sein konnte, obwohl sie vom Lärm der Musik hätte übertüncht werden müssen . Lässig lies die Forensikerin das Handy aufschnappen und warf einen Blick auf das Bild, das sie begrüßte.
Verblüfft runzelte Abby die Stirn. Zugegeben, die Frau war hübsch, weswegen Daniel ihr dieses Bild schickte, war ihr für den Bruchteil einer Millisekunde nicht klar. Dann dämmerte es ihr. Natürlich – der gute Doktor wollte einen Abgleich mit der Gesichtserkennungsdatenbank.
Das wollte er, das sollte er bekommen.

Nun muss man über die Gesichtserkennung eines sagen – manchmal geht so etwas sehr, sehr schnell. Vor einigen Tagen hatten sie beispielsweise versucht, einen Mann auf einem Foto mit der Gesichtserkennung abzugleichen – und es hatte sofort funktioniert, mit einer Fehlertoleranz von 5 Prozent. Und dann gab es langwierige Suchläufe – beispielsweise den, den das Programm gebraucht hatte, um Ari Haswari zu identifizieren. Abby stellte sich auf eine sehr lange Wartezeit ein, war gerade dabei, ein anderes Programm zu öffnen, als…
Zitat
Match Found. 100 % Accuracy.
Die hübsche Forensikerin blinzelte, warf einen Blick auf den Bildschirm und schüttelte den Kopf. Schnell nahm sie ihr Handy und wählte die Nummer von Leroy Jethro Gibbs an.
Dieser ging mit einem militärisch knappen „Ja? Rede mit mir“ ans Telefon und Abby erklärte ihm die Zusammenhänge und stellte ihm eine wichtige Frage, die Frage, die sie selbst seit ein paar Sekunden beschäftigte.
Warum interessierte sich Daniel Jackson für Felicity Jones, eine Grundschullehrerin aus Minnessota?

Gibbs ließ sein Handy zuklappen und fluchte in Gedanken. Eine Grundschullehrerin aus Minnessota? Das konnte nicht ganz stimmen, denn keine Grundschullehrerin konnte sie so geschickt ausspionieren, ihnen einen so starken Schauer über den Rücken jagen, ohne irgendwie in Geheimdiensttechniken trainiert zu sein – es sei denn natürlich, man hatte sich komplett geirrt und die Person, die sie observierte, war gar nicht diese Frau.

Den schwarzen Jeep, der gerade vor ihm hielt, sah er in dem Moment, in dem er hielt und sich die Türen öffneten. Einige Männer in schwarzen Kampfanzügen – mit schwarzen, offenbar Schusssicheren, Westen- stiegen aus und einer der Männer richtete die Waffe sofort auf Gibbs. Das war sein Fehler, denn wenn es eine Regel gab, dann die, dass man ihn nicht bedrohte. Gibbs griff nach der Waffe, schaffte es, sie dem Typen zu entwenden, zielte und bemerkte, wie merkwürdig sich die Pistole in seiner Hand anfühlte. Dann wurde das Feuer eröffnet und Gibbs warf sich in Deckung.

 TBC

 Kapitel 12.5

Kugeln sirrten querschlägerartig über seine Deckung hinweg – der Wagen, in dem sie gekommen waren. Kurz betrachtete der Special Agent die Waffe in seiner Hand, stellte fest, dass sie eine merkwürdige Modifikation aufwies – eine Art rötlich-schimmerndes DING , das an der Baretta engebracht worden war. Gibbs hatte keine Ahnung, worum es sich dabei handelte und wenn er ehrlich war, wollte er es auch gar nicht wissen. Ihn interessierte nur eine Sache. Konnte er damit schießen? Kurz versuchte er, die Magazinauswurftaste zu betätigen, doch anscheinend war das Magazin an der Waffe befestigt worden. Vielleicht ein Resultat des rötlich-schimmernden Kristalls, der am Magazingriff befestigt war? Der nächste Querschläger ließ an der Motorhaube Funken sprühen.
Verdammt. Sie näherten sich und schossen sich auf seine Position ein.
Kurz ging der ehemalige Marine – „Jethro, so etwas wie einen Ex-Marine gibt es nicht!”, rief er sich zur Ordnung -  seine Optionen durch und stellte fest, dass diese verdammt überschaubar waren.

So konnte er seine Position hier und jetzt gegen eine unüberblickbar große Armee von Feinden – oder sagen wir besser erstmal: Gegnern -  verteidigen. Viel Feind, viel Ehr’? Nicht so sehr – schließlich war die Chance, dabei zu Fallen – oder besser: angeschossen und ausser Gefecht gesetzt – zu werden, relativ groß.

Er konnte natürlich auch versuchen, all sein Glück zu riskieren, sich mit voller Wucht nach vorne zu werfen, in das Hafenwasser zu gelangen und dann in Sicherheit zu schwimmen. Dabei stellte sich dann allerdings die Frage, was aus seinem Team wurde. Er würde niemals seine Leute aufgeben und sie niemals in Feindeshand fallen lassen.

Also blieb ihm nur die Option des Bleibens und Kämpfens, so sehr ihm sein militärischer Instinkt auch sagte, dass dies vermutlich eine Falle war. Aber Gibbs würde seine Leute nie opfern, damit er fliehen konnte und an einem anderen Tag weiterkämpfen.

Immer mehr Blei prasselte auf den Wagen ein, immer mehr Kugeln mussten das Gefährt durchsieben und Gibbs konnte sich des kurzen Gedankens, dass er die Kaution, die er für das Auto gezahlt hatte, nun komplett abschreiben konnte, nicht verwehren.  Die Gegner näherten sich. Gibbs grinste, atmete tief durch und warf sich aus der Deckung.

Die heisernen Schüsse hallten über das komplette Hafengelände. Im Computerraum hoben McGee und Hansen die Köpfe und starrten verblüfft zur Tür, mit deren Öffnung jemand in diesem Moment beschäftigt schien. Pure Instinkshandlungen ergriffen Besitz von Special Agent und PFC. Beide griffen nach ihrer Hüfte, an der sich normalerweise das Halfter befand. Hanson zog ihre Baretta, überprüfte sie auf Ladung, nickte und lies das Magazin wieder einrasten, McGee seufzte in diesem Moment und stellte leise fest: „Verdammt, als Privatperson ist das Mitführen von Waffen ja nich gestattet. Ganz vergessen.“
Hanson lächelte ihm sanft zu: „Wenn Sie sich in meine Obhut begeben, Mister McGee, kann ich für ihre Sicherheit garantieren.“

Timothy McGee merkte, wie sein Herz schneller schlug. Nein, er würde sich nicht nochmal in eine Person verlieben, die ihm so sympathisch vorkam, besonders nicht, nachdem er erst kürzlich Laura hatte sterben sehen. Aber Jessica Hanson war so… er konnte sich nicht helfen, seine Fantasie ging mit ihm durch und er sah, wie sie vor seinen Augen die Waffe wegsteckte und sich um die eigene Achse zu drehen begann, ehe ihre Kleidung sich verwandelte und einem roten Büstier und einer kurzen, blauen  Hose mit weißen Sternen Platz machte, die einerseits für diese Wetterverhältnisse weitaus besser geeignet waren und andererseits einen hohen Ikonizitätsfaktor hatten. Besonders einprägsam war das W, das sich auf der Brust des Büstiers befand, sowie die blau-weiße Farbe der Hose und das goldene Lasso, das sich locker an ihrer Hüfte befand.
Und Wonder Woman machte sich daran, auf die Tür zuzurennen, sie zu öffnen und den Angreifer, einen 25-jährigen Russen mit ihrem „Lasso der Wahrheit“ zu fesseln und zu fragen „Was wollt ihr hier?“

Doch stattdessen fragte sie: „Kommen Sie, Special Agent?“
Tim fand in die Realität zurück. Sie war nicht Wonder Woman, sie war Private First Class Jessica Hanson und sie war verdammt gut . Sie packte ihn am Kragen, zog ihn hinter sich her, presste sich neben der Tür in den Schatten, um denjenigen, der sich gerade daran machte, die Tür zu öffnen, einen bleiernen Empfang zu bereiten. Zumindest blickte sie kämpferisch drein.

Die Tür öffnete sich und Jessica Hanson ging kurz ihre Optionen durch. Eine Person ausschalten – das war kein Problem. Allerdings wusste sie nicht, wieviele von den Strolchen hier noch rumlungerten und das stellte dann sehr wohl ein Problem dar. Wobei das Wort „Problem“ hierbei durchaus als Euphemismus zu werten wäre.  Die temperaturneutrale Waffe ihn ihrer Hand verlieh ihr ein beruhigendes Gefühl. So konnte sie – das war ihr bewusst – die ersten sechs Gegner ausschalten, die das Unglück hatten, diesen Raum genauer untersuchen zu wollen. Sie hatte geübt, hatte Schusstraining absolviert und man hatte ihr gesagt, dass sie verdammt gut war. Aber würde sie auch mit mehreren fertig werden? Da war sie sich eigentlich sogar ziemlich sicher. Ihr Kampftraining hatte Früchte getragen, sie wusste, dass sie sich mit mehreren dieser Strolche gleichzeitig anlegen konnte, das Problem war, dass sie keine genauen Daten und Fakten hatte, nicht wusste, wieviele „Banditen“ genau unterwegs waren, wonach sie suchten und wie sie positioniert waren. Ein weiteres Problem stellte der Mann neben ihr dar. Konnte McGee sich im Zweifelsfall verteidigen? Sie hatte gehört, dass er damals in eine ziemliche Katastrophe geraten war, als er …
 
Dann hatte die Person den Raum betreten, hob das Maschinengewehr mit der montierten Taschenlampe an, ließ suchend ihren Blick schweifen. Jessica wusste nicht, wonach die Person suchte und es war ihr auch egal. Sie lehnte sich aus ihrem Versteck, hob sie Waffe, richtete sie auf die Hand des Gegners aus und war bereit, zu schießen, als sich die Person umdrehte und den Raum verließ. Jessica warf einen Blick zu Tim, der erleichtert auszuatmen schien.
„Was ist los?“, wisperte sie.
Der Agent zuckte mit den Schultern: „Ich bin in nicht-offizieller Funktion hier. Könnte ziemliche Probleme geben, wenn ich hier…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment quäkte, mit beinahe ohrenbetäubender Lautstärke das Funkgerät im Raum los.
Zivas Stimme erscholl: „McGee, bist Du da? Melde dich!“
Jessica merkte, wie ihr Herz schneller pumpte, wie sie ihren Kopf langsam und leise gegen die Wand lehnte, die Augen nach oben verdrehte und einen Seufzer ausstieß. Verdammt. An das Funkgerät hatte sie gar nicht gedacht.
„Ich geb dir Deckung.“, sagte sie, nickte dem Special Agenten zu, als er loseilte, zu dem Funkgerät und es leiser stellen wollte. Er hatte das Gerät fast erreicht, als der Typ im Raum stand und das Feuer eröffnete.

Dieses Geräusch war ohrenbetäubend, gellte durch den Raum, ließ McGee mitten in der Bewegung erstarren, um sich die Hände auf die Ohren zu pressen und einen kurzen Schmerzenslaut von sich zu geben – nur um dann festzustellen, dass er mehr oder weniger taub war. Ein lautes Klingeln überdeckte alles, wurde dann von einem Rauschen abgelöst. Egal – er hatte keine Zeit für weitere Unannehmlichkeiten, hieb auf den Rufknopf des Mikrophones, stieß ein „RÜCKZUG, ZIVA!“ hervor und zuckte zusammen, als er hinter sich weitere Schüsse hörte.

Er wirbelte herum.
Im Türrahmen – gefallen – lag ein Soldat. In seiner Hand ruhte eine Maschinenpistole. Blut trat aus seiner Wange aus. Hatte Jessica ihm in den Kopf geschossen? Kurz betrachtete er die Person und stellte fest, dass er auch noch aus einer Wunde am Arm blutete und sein Kiefer leicht verrenkt wirkte.
Vermutlich hatte ihm Jessica zuerst in den Arm geschossen und dann gegen das Kinn getreten und die Wunde an der Wange ging von einer Bekanntschaft mit einer scharfen Metallkante aus, gegen die er dann gefallen sein mochte.
Tim wandte sich zu ihr, reckte seinen Daumen nach oben und lächelte, als sie ihn anblickte und ihm zunickte. Perfekt. Sie war also nicht…

In diesem Moment war ein weiterer Soldat da, betrachtete die Bescherung und brauchte keine Millisekunde, um zu reagieren. Er richtete das Maschinengewehr auf Jessica aus und feuerte. Die Frau erstarrte, tastete nach ihrer Brust und fiel in sich zusammen.
Aus McGees Mund drang ein gequälter Schrei, dann ließ er seinen Blick schweifen und griff nach dem erstbesten Gegenstand, den er finden konnte. Es war eine – nicht angeschlossene – Maus, aber das war ihm egal. Er nahm sie und schleuderte sie mit aller Wut, die er aufbringenkonnte, dem Mann ins Gesicht. Dieser taumelte, hielt sich die Nase, doch da war Tim schon bei Jessica, ging neben ihr in die Knie und tastete nach ihrem Puls. Er raste.
„Laura, bitte.“, stammelte er, „Bitte, bitte, komm zu dir. Lau… Jessica! Halt DURCH!“
Es war ihm egal, dass er direkt vor einer Maschinengewehrmündung kniete – es war ihm egal, dass dies vermutlich sein Ende bedeutete, er wusste nur, dass er verdammt sein wollte. Er hatte es schon wieder geschafft, eine Person, für die er tatsächliches Interesse empfand, an dem Tag zu verlieren, an dem er sie kennengelernt hatte.
Wer war er? Black-Widow-McGee?
Wäre sein Leben eine Serie – würden Fans auf diversen Seiten, in diversen Fanboards, ihm diesen Namen geben?
Dann spürte er, wie der Puls Jessicas aussetzte.
Jetzt war ihm alles egal. Er blieb in der Knienden, blickte zu dem Soldaten empor und sagte nur: „Tun Sies doch endlich!“

Gibbs hatte den Computerraum erreicht, sah, wie er von Maschinengewehrfeuer erhellt wurde und beschleunigte seine Schritte. Er griff das Gewehr eines gefallenen Soldaten und hieb es dessen Kollegen, der in der Tür stand und das Feuer auf jemanden eröffnete, über den Kopf. Das Gewehr verstreute unzählige Kleinteile und als der Typ zu Boden sank, folgte Gibbs ihm mit den Augen, ehe er ein „Das war es dann mit der Garantie“ murmelte. Wo kam das her? Vielleicht war er ja – so wie die Charaktere aus Star Trek, die hier regelmäßig auftauchten und die sie nun suchten – ebenfalls ein Produkt der Fiktion und jemand hat gerade vollkommenen Schindluder mit seinem Charakter betrieben?
Doch diese Gedanken verblassten, wie mit einer scharfen Klinge durchgeschnitten, als er die beiden Personen sah, die am Boden lagen. McGee und Hanson, beide entspannt, Augen geschlossen, nebeneinanderliegend – aber nicht so, als seien sie friedlich nebeneinander eingeschlafen.
Der Special Agent seufzte, ging neben der Leiche seines besten Mannes in die Knie und schüttelte den Kopf. Warum? Warum er? Warum jetzt? McGee hätte noch soviel vor sich haben können, noch soviel, was zu erforschen gewesen wäre.
Er musste sich eingestehen, sich selbst schon oft in Träumen gesehen zu haben, wie er Abby als Ersatz-Brautvater den roten Teppich hinunter zum Altar geführt hatte, wo Ziva mit McGee auf sie wartete. Tony hätte in der ersten Reihe gesessen und Schwierigkeiten gehabt, zu wissen, welche Emotion er momentan verkörpern sollte – Melancholie, weil seine Hochzeit mit Ziva nun schon ein paar Jahre her war oder doch eher Schadenfreude, weil jetzt auch McGee unter der Haube war – oder doch eher ein „Nä, was ist das schön?“.
Nun würde es niemand mehr wissen.

Tief durchatmend ging Gibbs zum Funkgerät, schaltete es an und hörte, wie Zivas Stimme erklang: „Alpha Pappa Bravo, McGee, kannst Du mich hören?“
Der Special Agent betätigte den Rufknopf: „Hier Gibbs.“
Er wusste, dass die nächsten Worte schwierig waren.

Das Boot war immer noch da, als Ziva und Tony auftauchten. Ziva war einerseits froh, andererseits war sie sich nun sicher, eine endlos lange Litanei von Filmzitaten zu hören, die sich mit dem Thema „Menschen auf Hoher See“ befassten. Sie kannte Tony einfach und war sich sicher, dass dies kommen würde. Um dies sofort im Keim zu ersticken, trat sie zum Funkgerät und aktivierte es.
„McGee, bist Du da? Melde dich!“, sagte sie und wartete. Naja, nach dem, was sie vor ihrem Tauchgang gehört hatte, fragte sie sich, ob sie vielleicht nicht gerade etwas unterbrochen hatte, was dem Special Agent eventuell sogar sehr gut bekommen wäre – also die Sache als solches, nicht das Unterbrochen werden – und sie warf einen Blick zu Tony herüber, der mit dem Rücken zu ihr stand und zum entfernten Hafen blickte. Zugegeben, sie waren sechs Kilometer entfernt, aber ein bischen was konnte man schon erkennen.
„Gib mal das Fernglas.“, sagte Tony in dem Moment, als aus dem Funkgerät eine panisch klingende Stimme erscholl – die McGees.
„RÜCKZUG, ZIVA!“, schrie der Informatiker – dann war die Leitung unterbrochen. Nur ganz kurz war eine Maschinengewehrgarbe zu hören – dann war es Stille.
Tony erstarrte, wandte sich um und ließ sich sinken, sie erschrocken anblickend. „Hast… hast Du das auch gehört?“
Ziva konnte gar nicht antworten, denn sie hatte das Gefühl, dass Übelkeit ihr die Kehle zuschnürte und das Tränenkanäle ihre Arbeit aufnahmen. Dann riss sie sich zusammen, schaute zu Tony und nickte: „Ja – ich habe es auch gehört – und wir sollten uns an das halten, was McGee sagte!“

Tony DiNozzo stellte gerade einmal mehr fest, dass es vermutlich in seiner Branche weitaus besser war, keine Beziehungen zu Kollegen zu unterhalten. Keine Freundschaft, keine Sympathie, kein gar nichts. Diese Leute arbeiteten mit ihm, er teilte Acht Stunden eines Wochentages mit ihm, aber die restlichen 16 Stunden eines Wochentags, plus zwei mal 24 Stunden an einem Wochenende, gehörten ihm. Und wenn man von einer gesundheitlich-ratsamen Schlafenszeit von 8 Stunden je Tag ausging, blieben Tony 8 Stunden, in denen er sich auf die Suche nach Freunden begeben konnte, mit denen er nicht arbeitete. Der Fakt, dass McGee vermutlich angeschossen – oder vielleicht sogar tot – war, bestärkte ihn in seinem Glauben. Er warf einen Blick zu Ziva, atmete tief durch und fragte sich, wie er ihr dies beibringen sollte. Aber momentan gab es einfach Wichtigeres. Der Rückzug, den McGee angeordnet hatte – oder vielleicht besser: geraten. Der Anglo-Italiener atmete tief durch. Wohin sollte man sich zurückziehen?
Die Antwort kam, als er einen Blick in Richtung Hafen warf. Von dort waren zwei schwarze Punkte auf dem Weg zu ihnen und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese zwei schwarzen Punkte nicht Abfangjäger oder ähnliches wären. Er wandte sich an Ziva, die schon bereit stand, den drahtigen Körper zum Sprung bereit. Tony warf einen Blick auf das Funkgerät, doch Ziva schüttelte den Kopf: „Das bekommt einen Langen, wenn wir mit ihm ins Wasser tauchen und das Wasser durch das Gehäuse tropft.“
„Du meinst einen Kurzen, Ziva“, verbesserte er sie und sie zwinkerte ihm zu: „Gernonimo, Tony.“
Damit sprang sie. Keine Sekunde zu früh, denn die Flugobjekte waren da – es waren Hubschrauber – und eröffneten das Feuer.
Tony sprang und sah kurz, dass dort, wo er vor einer Millisekunde noch gestanden hatte, ein Loch im Schlauchboot war. Dann schlug er im Wasser auf und begann, zu tauchen.

Kugeln drangen ins Wasser ein, zischten links und rechts an ihr vorbei und sie kam sich vor, als wäre sie tatsächlich in einem schlechten Film gefangen, in der Szene, in der Held und Heldin drohenden Maschinengewehrsalven durch abtauchen in einen Fluss oder einen See – oder in diesem Fall in den persischen Ozean – entgingen. Das Problem war – es war kein schlechter Film, es war – wenn überhaupt – eine schlechte Fanfiction und sie würde sich nicht so einfach davon abhalten lassen, nach der DRAGONFLY zu suchen. Nach all dem, was sie erlebt und über Funk mitgehört hatten, war dies das Einzige, was sie noch tun konnten. Schließlich hatten sie das Schiff tatsächlich gefunden, wie es, einem gigantischen Schatz gleich, im Meer lag. Die Salven hatten nach einigen Minuten aufgehört – also nahmen die Schützen wohl an, dass sie tot waren.
Sehr gut. Sie schwamm weiter, strebte der Tiefe entgegen, in der sie die DRAGONFLY gefunden hatten, wandte sich noch einmal zu Tony, um per Handzeichen die Strategie zu besprechen, als sie sah, dass er nicht da war. Sie drehte sich um – Tony driftete der Wasseroberfläche entgegen, schien leblos und getroffen.
Es war ihr nicht bewusst, dass ihre Beine schmerzten, als sie sie zum schnelleren Schwimmen in Bewegung setzte.

Ihr Kopf durchbrach die Wasseroberfläche, sie erreichte den leblosen Körper ihres Partners und tastete nach einem eventuell-vorhandenen Puls. Erleichtert stellte sie fest, dass er vorhanden war – zwar raste, aber vorhanden war.
„Komm schon, Tony.“, machte sie und atmete erleichtert aus, als seine Augenlider flatterten und er versuchte, wieder zu Bewusstsein zu kommen.Sie zerrte sich an Bord des Gummibootes, das einige Treffer eingesteckt hatte, aber dennoch erstaunlich schwimmtüchtig blieb, hievte den leblosen – und nun schwereren – Körper Tonys an Bord und nahm das Funkgerät. Jetzt ging es nicht mehr darum, Funkstille zu wahren oder einen Rückzug zu machen, hier ging es darum, ihren Partner in ein Krankenhaus zu schaffen.
„Alpha Pappa Bravo“, stieß sie hervor und dann, mit dem Hauch Hoffnungsschimmer in der Stimme: „McGee, kannst Du mich hören?“
Kurz drang nur statisches Rauschen aus dem Funkgerät und die attraktive Israeli merkte, wie ihr Herz immer schneller schlug. Hoffentlich war McGee noch rechtzeitig rausgekommen, hoffentlich war die Maschinengewehrgarbe, so er den Agenten denn getroffen hatte, nur ein Streifschuss gewesen. Auch um Gibbs und Tony machte sie sich sorgen. Von Gibbs hatte sie nichts gehört und Tony hatte gerade offenbar eine unheimliche Begegnung der dritten, vierten und fünften Art mit einer Kugel aus einem Maschinengewehr hinter sich.
Das Knacken im Funkgerät, Zeichen, dass jemand auf der anderen Seite den Rufknopf betätigt hatte, ließ Zivas Herz einen Sprung machen. McGee? Lebte er noch?
„Hier Gibbs.“, erklang die Stimme ihres Chefs aus der Leitung. Okay, nicht McGee, aber immerhin war Gibbs da. Das war ein gutes Zeichen.
„Gibbs!“, hauchte sie und hieb auf den Rufknopf des Funkgerätes. „Agent am Boden. Ich wiederhole, Agent am Boden. Tony ist verletzt, er wurde offenbar angeschossen.“
Stille am anderen Ende.
Einzig das Rauschen der Wellen drang an ihr Ohr, vermischte sich mit dem Rauschen des Funks.Wieso, wusste sie nicht, aber ihre Tränenkanäle nahmen wieder Arbeit auf und pumpten heiße Flüssigkeit aus den Augen.
„GIBBS!“; schrie sie ins Funkgerät, in der Hoffnung ihn zu erreichen.
 „Kannst Du mich hören? Melde dich, verdammt!“, fügte sie an den Schrei an und ließ eine Reihe hebräischer Flüche folgen.
Nicht auch noch er.
„Agent am Boden.“, hörte sie dann die Stimme von Leroy Jethro Gibbs – und sie bemerkte erst jetzt ein Zittern in selbiger, „Ich wiederhole: Agent am Boden. Tim…“
Sie hörte, wie er Luft holte und wusste schon, bevor er es sagte, was er sagen wollte: „Tim ist tot.“
Und dann – sehr viel sanfter und dennoch befehlender: „Rückzug, Ziva. Zieht euch zurück. Die Sache ist gelaufen. Ich verlasse mich auf dich. Komm nicht – ich wiederhole: komm NICHT zurück, um mich zu finden. Ich melde mich bei dir, wenn ich hier raus…“
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment ertönte ein „Wer sind sie?!“ aus dem Funkgerät – definitiv nicht von Gibbs gesprochen – gefolgt von Maschinengewehrsalven.

Wie mit einem Gummihammer getroffen, sackte Ziva David in sich zusammen. Sie ließ sich fallen, kam neben der Lenksäule des Gummimotorbootes zum Liegen, holte tief Luft und erlaubte sich – für ein paar Sekunden – Trauer und Wut zu spüren.
Dann – als sie das Dröhnen von Rotorblättern hörte, die sich näherten, richtete sich auf, griff sich DiNozzo, legte seine Arme über ihre Schultern und flüsterte ein leises: „Halt dich fest“ – ehe sie ins Wasser sprang.
Sie spürte, wie Tony genau das tat, wie er ihrer Bitte nachkam und schwamm auf die DRAGONFLY zu. Das war nun ihre Mission. Sie würde das Schiff betreten und sämtliche Instrumentarien nutzen um Gibbs und die Leiche von McGee zu finden. Ein Föderationsschiff hatte etliche Gerätschaften, die man heute noch als reine Spinnerei abtun würde – da würde sich doch sicherlich etwas finden.

Sie tauchte und tauchte, tauchte immer tiefer in die allumfassende Schwärze des Ozeans, bis sie an der silbern-schimmernden Hülle des Föderationsschiffes angekommen war.
‚Toll’, dachte sich die Agentin, ‚Wie komm ich da jetzt rein?’
Es half ja nichts – einen Blick auf ihre Sauerstoffanzeige werfend, stellte sie fest, dass sie noch für maximal 10 Minuten Luft hatte, also schwamm sie an der Hülle entlang. Es würde soch sicherlich eine Luftschleuse – oder sowas – geben. Davon war sie überzeugt und lächelte zufrieden, als sie nach einigen Minuten endlich eine solche gefunden hatte. Aus einer Eingabe heraus hob sie den mitgebrachten Tricorder, stellte überrascht fest, dass er funktionierte, und richtete ihn auf die Luftschleuse, die sich mit einem Geräusch, das wie ein „Blöööp“, klang, öffnete.

Die Kammer, die sich hinter der Luftschleuse auftat, beschwimmend – betretend klingt in diesem Zusammenhang nicht unbedingt logisch – schloss die Agentin das Schott wieder. Was nun? Erneut richtete sie den Tricorder aus, betätigte einen Knopf und augenblicklich wurde das Wasser aus der Schleuse gepumpt. Wieder festen Boden unter den Füßen habend, betrachtete Ziva den Tricorder und hoffte, dass die Luft atembar war. Aber sie hatte keine andere Wahl, nahm die Maske ab und atmete tief durch.

 TBC


 Kapitel 12.6

Als Daniel Jackson die Augen öffnete, stellte er fest, dass er entweder „blindfolded“ war, also eine Augenbinde trug und daher nichts sehen konnte oder sich in einem dunklen Raum befand. Wobei – das heftige Rumpeln und die gelegentlichen Schläge, die er gegen Rücken und Hinterkopf spürte, ließen ihn sehr an dieser Theorie zweifeln. Und als er versuchte, sich aufzurichten, wurde er von etwas festgehalten und so war ihm klar, wo er sich befand. Man hatte ihn, nachdem er bewusstlos geworden war, auf der Trage fixiert. Dies machte auch irgendwie Sinn, schließlich könnte er ansonsten vermutlich einfach fliehen. Und eine „Entführung“ – auch, wenn es im engeren Sinne keine wirkliche Entführung war – machte wenig Sinn, wenn der Mehr-oder-Weniger-Entführte nach geglückter Verschleppung einfach aufstand und sich dann mit einem markigen Sprüchlein á la „Machs gut, woll?“ oder auch „Machs gut, aber nicht zu oft!“ von seinem Häscher verabschiedete. Nein, nein, wenn man ihn tatsächlich von A) nach B) bringen wollte und dabei solche Unannehmlichkeiten für ihn und auch für sich selbst in Kauf nahm, dann hatte man definitiv vor, ihn etwas länger als Gast willkommen zu heißen.

Daniel konnte sich des Gedankens „Die tun heute auch wirklich alles, um Kunden abzuwerben“ nicht erwehren und wagte leise Zweifel an der tatsächlichen Identität seiner Häscherin. Felicity Cat? Eine Nachkommin von Cal und Agatha? Nun ja – es gab Zeichen, die darauf hindeuteten, etwa die Haare, die Sam Cal, dessen natürliche Haarfarbe ein dunkleres Blond – oder helleres Braun -  damals in einer Nacht- und Nebelaktion, als kleine Rache, in ein honigblond umgefärbt hatte und die der Captain während seiner ganzen Zeit im SGC danach in dieser Farbe ließ. Die Augen Felicitys waren eine faszinierende Mischung aus dem Braun des Captains und dem hypnotisierenden Grün, das Agatha ihr eigen nannte. Die Gesichtsform – beinahe katzenartig, wie auch sonst – könnte tatsächlich entstehen, wenn man die Gesichter von Cal und Agatha mischte, aber das wäre vermutlich nur bei Nachfahren erster Generation so. Aber – der Anthropologe würde ja bald herausfinden, was die Stunde geschlagen hatte. Er merkte, wie die Schläge der Huckelpiste, auf der der Wagen, in dem er lag, unterwegs war, aufhörten und der Krankenwagen –  wobei Daniel das Auto eher auf einen umgebauten Lieferwagen schätzte -  auf ein besseres Pflaster wechselte.
Dann hielt der Wagen an und Doktor Jackson beschloss, das zu tun, was ihm Jack damals, vor knapp 7 Jahren geraten hatte, als sie dieses Trainingscamp der Ausserirdischen gefunden hatten, die sich darauf vorbereiteten, als SG-Einheit die irdischen Teams zu infiltrieren.
„Ruhig Blut, Dannyboy.“, hörte er die raue, aber dennoch amüsierte Stimme Jacks beinahe neben sich, „Einfach nur tot stellen.“
Teal’Cs noch ruhigeres „In der Tat“ schoss ihm danach quasi automatisch durch den Kopf. Es war schon eine verdammt interessante Zeit gewesen, die er mit SG1 hatte verbringen dürfen. Nun hatte er ein paar Wochen Urlaub und fragte sich, was dann auf ihn wartete. Ein neues Team? Landry hatte ihm gesagt, dass er dem Opfer SG-1 zu ehren erst einmal darauf verzichten wollte, einem neuen Team dieses Signum zu verleihen. In welches SG-Team er nun kommen würde, wenn überhaupt, hatte ihn vor ein paar Tagen einfach nicht interessiert, aber nun, - um mal ein paar Worte von Schiller zu leihen und umzutexten – „festgezurret auf der Tragen“ hatte er beinahe das Gefühl, als beschäftige ihn nichts anderes. Er war blind und hatte keine Ahnung, wo er war. Was sonst sollte ihn da interessieren? Er konnte nichts anderes tun, als seinen Gedanken nachhängen.
„Du bist ein Dummkopf“, hörte er die sanfte Stimme Sams, die die Worte nicht in harschem, sondern in liebevollem Tonfall aussprach. Vor seinem inneren Auge sah er Sam, gekleidet in ein weißes Hemd und weiße Hosen – beides aus Baumwolle – die sie, wenn seine Frau real wäre, hier definitiv schwitzen lassen würde. Aber ihr Kleidungsstil erinnerte ihn an sich selbst – damals, als er ein Jahr lang ein Aufgestiegener war. Und irgendwie machte das sogar Sinn. Was war, wenn ein Antiker die Mitglieder jener schicksalhaften SG-Mission hatte aufsteigen lassen? Und wenn es jemand verdient hatte, dann waren es seine Freunde – wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass Jack O’Neill in aller Ruhe diesen Zyklus, der zum Aufsteigen gehörte, durchziehen konnte. Er würde mindestens einmal in einem genervt-amüsierten Tonfall gefragt haben „Dauert’s noch lang?“ Und er konnte sich wirklich vorstellen, wie die Unterhaltung mit einem potentiellen Antiker und Jack verlaufen würde.
Der Antiker – eine Art „Vorstufe“ des Menschen, wie sie heute existieren, aber dennoch weiter entwickelt – würde, in seiner unendlichen Weisheit etwas sagen, das vermutlich nach einem Kalenderspruch klänge, sowas wie „Wenn du sofort erkennst, dass das Kerzenlicht Feuer ist, wurde das Mahl vor langer Zeit bereitet.“ Und er wusste, was die Antwort wäre, die Jack ihm gäbe: „Obwohl eine Kerze in meinem Haus brennt, ist niemand zu Hause.“ Daniel musste es wissen, er hatte diese Szenerie mit Jack schon einmal erlebt.

Dies war aber momentan unerheblich und es interessierte ihn nicht, ob Sam, die sich gerade sanft lächelnd über ihn beugte, tatsächlich eine Antikerin war oder nur ein „Figment of his imagination“ – also eine Ausgeburt der eigenen Fantasie. Er konnte mit ihr sprechen und sei es nur, dass sie nicht real war.
„Ich“, schluckte er, „Ich … es tut mir leid. Ich hätte da sein sollen, ich hätte…“
Sam legte einen Finger auf seine Lippen, lächelte ihm sanft und gütig zu und küsste ihn dann. Daniel schloss die Augen, war bereit sich dieser Vorstellung hinzugeben, als er merkte, dass sie sich zurückzog und ihn aus blauen Augen ernst anblickte.
„Deine Zeit ist noch nicht gekommen, Daniel.“, sagte sie und er konnte sehen, dass in ihren Augen nun auch Tränen zu schillern begannen, „Ich kann nicht zurück, aber ich konnte dich nicht einfach so zurücklassen, ohne wenigstens noch einmal ‚Auf Wiedersehen’ zu sagen.“
Das „Dafür hast Du dir aber auch sehr viel Zeit gelassen“ konnte sich Daniel nicht verkneifen – Sams Reaktion war eines ihrer berühmten 1000 Watt-Lächeln, das dieses Mal allerdings von Tränen verwässert wurde, obwohl sie bei dem nun folgenden „Ich weiß, Daniel“, tatsächlich amüsiert klang.

Dann brachen sich Tränen Bahn, in Sams Gesicht und auch in seinem. Sie schloss die Augen, wischte sich über ihr schönes Gesicht, schüttelte den Kopf und murmelte dann ein „Oh Gott, ich kann nicht glauben, dass ich wirklich hier bin.“
Das Geräusch, das von draußen kam, lenkte Daniel kurz ab, er warf einen schnellen Blick Richtung angedachter Seitentür des Wagens, in dem er lag, und als er wieder zu Sams Position blickte, war der blonde Engel Samantha Carter, verschwunden. Stattdessen bemerkte er, dass seine rechte Hand nicht mehr festgebunden war. Hatte er sich das tatsächlich nicht eingebildet? Irgendwie würde es ihn verwundern, wenn sich am Ende des Tages herausgestellt hätte, dass genau das geschehen war und er sich ihre Unterhaltung tatsächlich nur eingebildet hatte. Dafür war er zu sehr mit der Materie vertraut und wusste, dass diese Unterhaltungen zwischen ihr, Sam, und ihm, Daniel, vermutlich auf wenig Gegenliebe im Antiker-Kontinuum stießen.

Probehalber bewegte er seine Hand und wollte sich dann daran machen, seine andere Hand zu befreien, um sich besser bewegen zu können, als er die Geräusche, die er von draußen hörte, tatsächlich zuordnen konnte. Da fielen Schüsse.
Verdammt – wo hatte man ihn hingebracht?
„Die Flanke sichern!“; hörte er einen dumpfen Befehl, der von draußen, vor dem Wagen zu kommen schien, als jemand die Tür öffnete und in den Wagen blickte. Es war Felicity. Und da Daniel gerade dabei gewesen war, sich zu befreien, konnte er sich natürlich nicht totstellen, also beschränkte er sich auf ein freundliches Lächeln, legte den Kopf schief, blinzelte kurz und fragte: „Na, gibt’s Probleme?“
Felicity schloss die Tür, blickte Daniel an und sagte: „Wenn Sie sowieso nicht bewusstlos sind, können Sie mir eigentlich auch ein bischen Platz machen.“
Und als Daniel sich erhob, nahm die attraktive Frau neben ihm auf dem Bett platz, schaute ihn von oben bis unten an und nickte.
„So.“
Mehr nicht. Felicity sagte „So“ und wartete offenbar darauf, dass der Anthropologe antwortete. Dem Wunsche konnte entsprochen werden.
„So?“, echote der Anthropologe daher, blickte sie an und hob die Augenbrauen, „So, was nun?“
„Wir warten.“, erklärte die Frau, legte beide Hände auf ihre Beine und schaute erst ihn an, ehe sie der Umgebung gewahr wurde.
Sie zuckte mit den Schultern: „Ja, es ist nicht gerade das Ritz und auch keine Limosine.“
„Das ist noch untertrieben.“
Von draußen dröhnten immer mehr Gewehrschüsse, Befehle wurden gebellt, Todesschreie erklangen.
Daniel blickte zu ihr: „Wollen Sie nicht raus und den Wagen wegbringen?“
„Nein“; schüttelte sie den Kopf, „Der Wagen ist da, wo er hinsoll. Wir müssen nur noch ein bischen aufräumen.“
Was mochte das bedeuten? Irgendwie hatte Daniel das Gefühl, die Situation noch nicht ganz ausgestanden war. Er schluckte hart, als er von draußen erneut Maschinengewehrsalven hörte, wie Männer und Frauen getroffen aufschrien oder vor Schmerzen stöhnten.
Doch Felicity neben ihm blieb ruhig, etwas, das aus tiefstem Herzen beunruhigte. Warum? Das wusste er auch nicht, er hatte nur ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Und dann öffnete sich die Tür, durch die schon Felicity hereingekommen war und eine Frau schaute ihn an, überrascht aufatmend.
„Doktor Jackson!“, keuchte sie und schluckte, ehe sie sich an Felicity wandte: „Ma’am – wir sind soweit fertig.“
„Danke, Satterfield.“, erwiderte die Angesprochene, erhob sich, einer Prinzessin gleich und setzte sich in Bewegung, den Wagen zu verlassen. Dann wandte sie sich an Satterfield: „Bringen Sie Doktor Jackson doch bitte mit.“
„Ja, Ma’am.“
Damit begab sich die Soldatin in den Wagen, machte Daniels andere Fessel los und reichte ihm die Hand. Der Anthropologe schaute sie wie betäubt an. Er kannte Satterfield. Die hübsche Asiatin war damals Teil eines der ersten Teams gewesen, das sie durch die Fußangel-Simulation gejagt hatten, SG-1 und er.

Bei der Fußangel-Simulation handelte es sich um ein einfaches „Planspiel“, bei dem die Probanden das Stargate-Center einnehmen sollten, nachdem es angeblich von Goa’Uld übernommen worden war. In dieser speziellen Simulation, in der Satterfield dabei war, hatte er die Rolle des Evil Alien Overlords übernommen und wurde nicht nur von ihr betäubt, sondern auch vor einer etwaigen Explosion geschützt.
Und da fiel ihm etwas auf, was er in der Situation komplett verdrängt hatte. Das Maschinengewehrstakkato, das er gehört hatte, klang vertraut. Nicht terristrisch-vertraut, sondern wie auf einer seiner unzähligen Sternentorreisen gehört.
Satterfield hatte ihm gerade die Hand gereicht, dass er aussteigen konnte, als er einen lauten Knall hörte und sah, wie die Asiatin in sich zusammensackte. Schnell sprang er vor, fing sie auf, bevor sie mit dem Kopf gegen den Boden des Wagens schlagen konnte und setzte all seine Kraft ein, um die Frau in den Wagen zu zerren. Erneut gellten Schüsse auf, allerdings nicht von einem Maschinengewehr, sondern von einer Baretta.

Purer, lebensrettender Instinkt ergriff Besitz von Daniel, er griff nach der Waffe, die Satterfield bei sich hatte, bemühte sich gar nicht, auf das Magazin zu schauen, murmelte ein „Erst Sam und jetzt Satterfield“, warf sich aus dem Wagen, zielte auf das graue Schemen, das sich näherte und feuerte.

Die Kugeln drangen in die Brust des Mannes, der auf den Wagen zukam, erstaunt blickte er an sich herunter, sank in die Knie und dann gegen den Wagen. Sein Körper erschlaffte komplett und Daniel, der über die rauchende Mündung der Waffe blickte, merkte, wie ihm übel wurde.


„Wer sind Sie?!“
Leroy Jethro Gibbs wirbelte herum, als er die fremde Stimme hörte. Er sah einen der mysteriösen Männer in Schwarz im Türrahmen stehen, sah, wie er sein Maschinengewehr schussbereit machte und ließ sich fallen, als die Kugeln losflogen und Millimeter über ihm in den Lautsprecher des Funkgerätes einschlugen. Das schien der Apparat eher weniger zu mögen, machte seinem Unmut durch ein lautes, hochfrequentes Kreischen lautstark Luft. Der Mann vor ihm presste sich, mit einem lauten Schmerzensschrei, die Hände auf die Ohren, wobei er seine Maschinenpistole um seinen Hals baumeln ließ. Gibbs – der schon weitaus schlimmere Geräusche gehört hatte -  schüttelte kurz den Kopf, ignorierte das Klingeln in seinen Ohren, riss die Waffe hoch und feuerte. Der Mann ging getroffen zu Boden.
„Ich muss hier raus“, schoss es Gibbs durch den Kopf und im Nu machte er sich – wie von der Tarantel gestochen – auf den Weg, das Gebäude zu verlassen. Er sprintete, eilte zum nächsten möglichen Versteck und fand es hinter einem Ölfass. In der Hoffnung, dass es leer war, ließ er sich hinter selbigem nieder, streckte die Beine aus und griff nach seinem Handy.
Schnell wählte er die letzte, angerufene, Nummer an – Abby – und hoffte, dass sie schnell den Ruf entgennahm

Es tutete, tutete und tutete. Dann knackte es in der Leitung und die Stimme, die aus dem Telefon kam, ließ ihn die Stirn runzeln.
„Was haben Sie gemacht, Gibbs?“, raunte Leon Vance ins Telefon, „Ich habe Sie doch gebeten, die Sache diplomatisch zu lösen.“
Gibbs wusste nicht, woher der Gedanke kam, der sein Rückgrat hochkroch, aber er kam lauthals. Will der mich verarschen? , dachte er sich und schüttelte den Kopf. Das würde er nicht sagen.
Stattdessen beschränkte er sich auf ein knappes: „Code 3 vierzehn. Team unter Beschuss, zwei Agenten am Boden. Timothy McGee und Anthony D. DiNozzo Junior. Zustand des Letztgenannten unbekannt. Zustand des Erstgenannten: vermutlich tot. Ich empfehle eine Posthume Belobigung für ausserordentlichen Mut.“
„Diese Belobigung können Sie aussprechen, wenn Sie hier sind, Special Agent Gibbs“, erwiderte Vance, „Wir werden Sie abholen und nach DC bringen.“
Verdammt – das war zu einfach.
Vor allen Dingen würde ihn interessieren, wieso er plötzlich mitten in einem Kriegsgebiet steckte.
„Sagen Sie Abby, dass es eine Ehre war, mit ihr zu arbeiten. Ich werde hier nicht mehr rauskommen.“
Damit klappte er das Telefon zu, öffnete das Batteriefach, nahm die SIM-Karte aus dem Gerät, steckte sie ein, verfuhr ebenso mit der Speicherkarte, warf den Akku in die Eine und das Gerät selbst in die andere Richtung, ehe er den Kopf schüttelte.
„Ich kündige.“, sagte er – mehr zu sich selbst und wartete.

Während er so dasaß und nachdachte, fragte er sich, worauf er eigentlich wartete und die Antwort zeigte sich, als nach ein paar Minuten das Geräusch von Maschinengewehrsalven verstummte und dem Klang einer sich öffnenden Rollschiebetür platz machte, die irgendwo – nicht weit – hinter ihm, geöffnet wurde. Vorsichtig lugte er über das Fass hinweg und sah, wie eine Frau in einen Krankenwagen einstieg, der geparkt hatte.
Kurz atmete der Special Agent durch, als er hinter sich das Klacken einer sich entsichernden Maschinenpistole hörte.
„Wer sind Sie?“, erklang eine Stimme und Gibbs drehte sich langsam um. Der Mann, der ihn da bedrohte, mochte gerade einmal 20 sein und heute sein steinernes „Mach mich nicht an“-Gesicht zu tragen.
Gibbs schenkte ihm ein freundliches Lächeln, sagte „Hey“, ehe er die Waffe hob und abdrückte. Der Mann wurde getroffen und der Schuss hallte betäubend-laut über die weite Ebene.
Erneut kamen Soldaten aus ihren Verstecken, nahmen die Position von Gibbs unter Feuer und schossen sich ein. So langsam, aber sicher, stellte sich die Frage, wer diese Leute waren und warum sie so versessen darauf waren, sie alle zu töten.
Der Special Agent hob seine Pistole, zielte und feuerte. Sein Ziel, eine knapp 23 jährige, durchtrainierte, Blonde, seufzte schmerzerfüllt auf, sank dann in die Knie und fiel nach hinten. Gibbs riss die Waffe herum, feuerte auf einen weiteren Soldaten, der getroffen zu Boden ging und stellte in diesem Moment fest, dass das Magazin nicht leerer zu werden schien.
Erneut betrachtete er den rot-glühenden Kristall am Magazin, duckte sich unter einem Schlag eines muskulösen Soldaten hinweg und hieb ihm den Griff der Waffe gegen den Kopf, ehe er ihm einen Kinnhaken verpasste. Dann machte es in Gibbs Kopf „klick“ und all seine Wut brach sich bahn.

Er hatte das Gefühl, der letzte, noch stehende, Mann zu sein. Um ihn herum lagen Soldaten. „Nicht schlecht für einen alten Mann“, dachte er und warf sich in Deckung, als er eine Bewegung wahrnahm. Mit einer Nonchalance und der Nichtbeachtung der Toten um sie herum, trat eine attraktive Asiatin auf den Krankenwagen-Lieferwagen zu, den die andere Frau gerade eben betreten hatte. Es folgte ein fliegender Wechsel, denn die Frau, die gerade den Wagen betreten hatte, verließ ihn wieder und ging zu einem der Gebäude der Hafenanlage.
Gibbs blinzelte. Konnte es sich bei dieser Frau tatsächlich um die Frau, die Daniel Jackson gesucht hatte, handeln? Um „Felicity Jones“? Wenn ja – dann war sie mehr als nur eine gewöhnliche Grundschullehrerin.

„Felicity“ wandte sich um, rief der Asiatin zu, dass sie Doktor Jackson befreien sollte und verschwand dann in der Anlage.
Gibbs rechnete sich kurz seine Chancen aus, zur Asiatin zu kommen, sie daran zu hindern, mit Daniel in die Anlage zu gehen und kam zum Schluss, dass die Erfolgschancen nicht sehr groß waren. Er hob die Waffe, zielte haarscharf an ihr vorbei, sodass sie den Luftzug der Kugel spüren musste und drückte ab. Das würde ihm sicherlich Aufmerksamkeit verschaffen.
Dass die Kugel ihr Opfer dennoch traf, merkte er erst, als sie in sich zusammensackte.
„Verdammt“, fluchte Gibbs, „Ein Treffer in die Schulter.“
Plötzlich katapultierte sich ein Schemen aus dem Krankenwagen, war auf den Beinen und schoss, ohne zu zielen. Gibbs spürte, wie die Kugel in seine Brust eindrangen und krachte gegen den Wagen. Überraschung musste sich auf seinem Gesicht zeigen, als er nach unten sah und feststellte, dass er nicht blutete.
Die Frage „Wie ist das möglich?“, beschäftigte ihn, bis ihn eine erlösende Dunkelheit umfing.

Daniel Jackson keuchte, als er sah, wie Gibbs in sich zusammensackte. Schnell kontrollierte er die Waffe, mit der er geschossen hatte und atmete erleichtert auf. Der rote Kristall verriet ihm eine Menge. Es war ein…
Es war ein lauter Schuss, der in seinen Rücken eindrang und ihn nach vorne katapultierte. Er taumelte, sank gegen Satterfields Körper und konnte sich noch umdrehen. Er sah die verblüffte Felicity auf sich zueilen, die neben ihm in die Knie ging und ein „Entschuldigung, ich dachte, sie wären der Feind“ murmelte. Er lächelte ihr zu und nickte in Richtung ihrer Waffe.
Sie hob die Pistole an und sagte nur das eine Wort, ehe Dunkelheit ihn schluckte.
„Intar.“

 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 26.06.14, 18:44
 Kapitel 13 Back in time

Kapitel 13.1

Ihre sanften Lippen berührten die seinigen.
Okay, das war definitiv einmal eine andere Art und Weise der Assimilation, das konnte der Captain nicht abstreiten Als sie ihn losließ, sank er zu Boden, hörte, wie die Nanosonden durch seinen Körper eilten, spürte, wie die ersten Implantate entstanden, warete darauf, dass einer dieser sinnlosen Laserpointer aus seiner Schläfe brechen würde und…

Stockte als nichts dergleichen passierte.

Er blinzelte, richtete sich auf und schaute zu Agatha-Borg, die…
„Ich glaube, ich spinne.“, murmelte der Captain, als er sah, dass Agatha genau so wenig Borg war, wie Aladdin, Jasmin, Razul oder die Wächter, die ihn alle ein wenig mißtrauisch anblickten.
Den Kopf schieflegend trat der Captain auf Agatha zu, blinzelte und fragte: „Was ist hier los?“
Lächelnd trat die XO auf ihn zu, nahm ihn in die Arme und küsste ihn nochmal, ehe sie ein „Das will ich dir gerne erzählen“ wisperte.

Und erneut stellen wir bei der Lektüre der nun folgenden Zeilen fest, dass diese Szenerie visuell vermutlich verdammt vielversprechend und interessant gewirkt hätte – aber niedergeschrieben verliert sie doch an Imposanz. Denn die Szenerie lässt sich mit einem einzigen Satz beschreiben: Nun spulen wir zurück – dorthin, wo das Borgschiff aufgetaucht war.

Agatha Silverbird, momentaner Codename „Prinzessin Song“, trat auf den Balkon, hörte wie Genie und Aladdin sich über die Quelle des merkwürdig-viereckigen Schattens unterhielten.
„Ja“, meldete sich nun der Flaschengeist Genie zu Wort, „Aber was wirft einen so präzisen Schatten. Ich meine – schau mal – ganz Agrabah ist in Dunkelheit gehüllt.“
„In einem sehr quadratischen Schatten.“, stellte nun Cal neben ihm fest, ehe er nachdenklich einen Blick gen Sonne warf und sein Gesicht vor der Helligkeit abschirmte.
Agatha merkte, wie ihr kalt wurde. Ein quadratischer Schatten? Dazu musste sie noch nicht einmal großartig grübeln – es konnte nur ein Borgschiff sein. Verdammt, wie kamen sie hierher?
Die kleine optische Darbietung von Genie und Eden interessierte die XO in diesem Moment nicht, zwar registrierte sie sie und fand sie ganz nett und sympathisch, doch keiner von den Temporaleinheimischen wusste, dass soch dort eine große Bedrohung näherte.

Sie wusste es – und sie brauchte nur eine Jahreszahl und einen einzigen Ort, um die Gefährlichkeit dieser Wesen zu beweisen.
Das Jahr wäre 2367 – der Ort: Wolf 359, eine der wohl schrecklichsten Schlachten, die zwischen Föderation und neuem Feind geschlagen wurde. Sie selbst – ein 2354er Baujahr – hatte im Alter von 13 Jahren ihren Cousin verloren, der auf der Saratoga seinen Job gemacht hatte. Dazu kam noch die eigene Assimilation bei Ret’Tang und die Unfähigkeit, die Assimilation Cals zu verhindern, wobei er daran ja nun wirklich mehr selbst Schuld hatte, als jeder andere.

„Was wirft einen quadratischen Schatten?“, riss Jasmins samtene Stimme die XO aus ihren Gedanken, bevor Cal mit seinem Satz „Oh nein, kein Quadrat“ die Theorie des Genie zerstörte. Dann deutete er gen Sonne, aus der ein gigantisches Objekt auf Agrabah Kurs nahm – und schrumpfte.
„Ein Würfel – ich glaubs nicht.“, schluckte neben ihr Cal und Agatha wandte sich ihm zu, schaute dann nochmal zu dem Objekt, das immer noch näherkam, immer noch schrumpfte und schließlich nur noch eine geschätzte Größe von 2 mal 2 Zentimetern hatte. Die Oberflächenstruktur des Objektes veränderte sich. Es wurde silbern, reflektierte das Licht, allerdings nicht als gebündelten Strahl, sondern als Myriaden von Lichtpunkten, die hypnotisierende Reflexe warfen. Agatha fand sich selbst fasziniert von diesem Ding, das sie einfach nicht begreifen konnte. Es war, als handelte es sich hierbei um eine Diskokugel, die allerdings quadratisch und platt war, aber dennoch Reflexe in unterschiedliche Richtungen warf. Sie spürte, wie ein Lichtstrahl auf ihren Bauch fiel – fühlte, wie dieser Lichtstrahl ein unglaublich gutes Gefühl verbreitete, so als wärmte er sie und als er nach oben wanderte, tat es auch das Gefühl der Wärme. Es krabbelte über ihren Körper, den Hals, Lippen, Nase und blieb schließlich an der Stirn stehen.
Sie fühlte sich müde, unendlich müde. Bleischwere Lider glitten nach unten und sie hatte das Gefühl, als würde sie gleich fallen – aber sie blieb aufrecht stehen.

Wie das wohl von aussen aussehen mochte? Vermutlich, als sei sie betrunken und würde von einer unsichtbaren Macht daran gehindert, umzukippen, als wäre sie erschlafft, nahezu knochenlos und würde doch schweben. Dann riss sie die Augen auf. Irgendwas stimmte nicht – sie merkte, wie etwas über ihren Körper gebieten wollte, wie etwas sie benutzen wollte um … irgendetwas zu tun.
Nein, sie würde sich nicht so einfach übernehmen lassen.
Jede Unze Willensstärke, die sie auftreiben konnte, wandte sie gegen diesen Eindringling in ihrem Körper auf, biss die Zähne aufeinander.
„Mich“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „kriegst Du nicht!“
Und dann war ihr „Gast“ weg. Wurde – wie von einer Art Traktorstrahl – aus ihr herausgezogen. Ihr Körper gab nach, fiel zu Boden und sie brauchte mehrere Sekunden, ehe sie wieder vollständigen Besitz über ihre Gliedmaßen hatte. Sie richtete sich auf, sah, dass Theti, Papyrus, Aladdin, Jasmin und Razul sich ebenfalls aufrichteten und konnte sich der Vermutung nicht erwehren, dass ihnen genau das selbe passiert war, wie ihr.
Sie wandte sich an den Captain: „Nun Doktor…“
Doch weiter kam sie nicht.
Ihr Freund richtete sich nicht auf. Stattdessen wurde er in ein Licht getaucht, hob beide Hände schützend vor sein Gesicht, schrie… und plötzlich war alles vorbei.
Er sank zu Boden, keuchte und blickte zu Agatha.
„Was…“, brachte er hervor, ehe er sein Gesicht schmerzvoll verzog und sein Körper in Zuckungen verfiel. Die Hände des Captains öffneten und schlossen sich krampfartig.
Agatha merkte, wie die Angst ihr Herz umklammerte und wie sie mit sich ringen musste, etwas zu sagen. Dann aber war ihre Stimme wieder da.
„Kämpf dagegen an!“, schrie sie, wobei ihr Tonfall weniger flehend, sonder mehr befehlend war. Wo kam man denn auch hin, wenn sich hier jeder einfach so einer Übernahme durch Ausserirdische ergab?
Sie richtete ihre Augen auf Cal und merkte, wie ihre Wut und ihre Authorität aus ihr hervorbrachen: „Prinz DOKTOR! Du wirst Dich gefälligst zusammenreißen und dich diesem Einfluss nicht ergeben, hast Du verstanden?!“

„NEIN!“, kam es aus der Captainskehle, aber irgendwie wirkte Cal weniger trotzig, sondern mehr ängstlich. Er sprang auf die Beine und begab sich in eine Verteidigungshaltung, die er und sie und Jill oft geübt hatten. Der Captain riss die Augen auf – und Agatha erschrak. Das war nicht der Gesichtsausdruck, den Cal hatte. Stattdessen hatten Gesicht und Körperhaltung eine merkwürdige – sogar angsteinflößende – Dissonanz. Sprach die Körperhaltung Bände – nämlich, dass, sollte jemand auf die Idee kommen, ihn körperlich angreifen zu wollen, er mit diesem Jemand den Boden aufwischen würde – traf dies auch auf den Gesichtsausdruck zu. Es war, als wollte er sagen „Ich bin gerade in der Mittagspause“ -  und Agatha hatte das Gefühl, dass dies sogar zutraf. Was auch immer sie hatte zu übernehmen versucht, hatte beim Captain Erfolg gehabt.

Razul trat einen Schritt auf den Offizier zu.
„VORSICHT!“, schrie Agatha, „Er steht unter irgend einem Zauber und ist gerade sehr gefährlich.“
Auch Razuls Gesichtsausdruck war eindeutig: Eindeutiger Unglaube.
„Er und gefährlich? Das halbe Hemd hat gegen mich keine Chance.“, sprachs und trat auf den Captain zu. Seine Hand griff nach dem Schwert, das er bei sich trug und er lächelte: „Komm schon, Prinz Doktor. Gib mir nur einen Grund.“
Die Antwort des Captains bestand aus einem gezielten Tritt dorthin, wo es bei einem Mann am Schmerzhaftesten ist, dann rollte er sich über seine Schulter ab und kam vor Agatha zum Stehen.
„Cal, bitte!“, sagte sie und legte eine Hand auf seine Schulter, „Bitte, komm zurück.“
„NEIN!“, schrie der Captain, aber erneut so, als wäre es kein Ausserirdischer, der in ihm wäre, sondern eher so, als habe sie in seinen Ohren etwas vollkommen Anderes gesagt.

Etwas vollkommen anderes? Borgschiffe?
Agatha überlegte kurz, ließ beide Gedanken parallel nebeneinander laufen und blickte den Captain entsetzt an.
Oh gott. Dachte er etwa gerade…
„Cal… Doktor!“, verbesserte Agatha sich schnell, schaute ihren Geliebten an und atmete tief durch: „Ich bin immernoch ich. Wir sind nicht verflucht. Komm zurück!“
„Widerstand ist zwecklos?“; lächelte der Captain mit abgehaktem Atem, als hyperventiliere er. Hektisch blickte er sich um: „Das wollen wir doch mal sehen!“
Damit stieß er sie von sich.
Agatha taumelte ein paar Schritte und stellte erstaunt fest, wieviel Kraft dem Körper des Captains doch innewohnte – vermutlich lag es daran, dass er gerade dachte, dass jeder, ausser ihm, ein Borg sei und er nun fliehen müsste.

“Prinz Doktor.”
Die Stimme Jasmins war sanft und freundlich, aber Agatha hatte das Gefühl, dass sie im Zweifelsfalle die Beine, die in der Pluderhose steckten, einsetzen würde um entweder davon zu laufen oder aber…
„Prinzessin“, brachte Cal keuchend hervor, „ich schlage eigentlich keine Frauen – wenn Sie mich loslassen würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“
„JASMIN!“, schrie Agatha, „GEH…“
Weiter kam sie nicht, da Cal der hübschen Oriantalin in diesem Moment den Ellbogen in die ungeschützte Magengrube rammte.
Jasmin tat einen Schmerzensschrei aus, taumelte zu Boden, hielt sich den Magen und Agatha hoffte, dass sie ihre Bauchdecke angespannt hatte, ansonsten würde es zu unschönen Komplikationen kommen. Und dann erstarrte sie. Der Captain trat auf Jasmin zu – verdammt, was hatte er vor? Ihre Hand war schneller an ihrem Phaser, als sie es sich gewahr wurde, hatte die Waffe gezogen und auf den Captain gerichtet. Eine falsche Bewegung und sie würde ihn in das Reich der Träume schicken, in dem Cals Geist vermutlich gerade schon war. Doch Cal ging vor der Prinzessin in die Knie, blickte sie an und sagte einen Satz, der sie verblüffte.
 „Prinzessin, sind Sie da?“
Agatha hob beide Augenbrauen. Das klang nicht nach der fremden Entität, die gerade mit Cal Spielchen spielte, das war ihr Captain.
„Prinz Dok…tor.“, keuchte Jasmin. Die XO der DRAGONFLY schluckte hart und sie erinnerte sich an einen Bericht, den sie von Kirk gelesen hatte. Damals – oder besser gesagt: in ferner Zukunft – hatte etwas Gary Mitchell und Dr. Elizabeth Dehner so verändert, dass sie zu einer Art „Supermenschen“ würden. Kirks Antwort auf dieses Problem bestand darin, das zu tun, was Kirk am Besten tat, wenn er nicht gerade mit Frauen flirtete – er schlug auf den Supermenschen Mitchell ein und setzte dann auf den Einsatz von Phasergewehrähnlichem schweren Gerät. Dies sorgte dafür, dass Mitchell kurz aus seinem „Zustand“ gerissen wurde… aber eben nur kurz.
Sollte es hier so ähnlich sein? Sollte Cal tatsächlich einen kurzen Moment der Klarheit haben?


Die Schmerzen im Bauch waren kurzzeitig wirklich unerträglich gewesen und Jasmin hatte kurz das Gefühl gehabt, das Bewusstsein zu verlieren. Aber sie kämpfte gegen die Nebelschwaden, die nach ihrem Wachzustand tasteten an. Als der Prinz dann vor ihr in die Knie ging und eher wieder wie der Prinz, den sie kennengelernt hatte, wirkte, als wie ein wütender Berserker, hatte sie momentan dennoch nur die Option, seinen Namen zu wiederholen und zu versuchen, ihm beizustehen. Sie fokussierte ihren Blick auf die braunen Augen ihres Gegenübers, versuchte ihm zu vermitteln „Ja, ich bin hier – ich kann dir helfen!“ – als sie Prinzessin Songs Stimme hörte.
 „Sagen dass er derjenige ist, der übernommen wird – nicht wir!“, schrie die Hoheit.
Ein Lächeln erschien auf den Lippen des Prinzen, ein ehrlich gemeintes, beinahe beruhigtes Lächeln: „Sie sind noch irgendwo da drinnen?“,
Erneut versuchte Jasmin, jede Unze an Willensstärke in sich zu mobilisieren und sie in diesen „Ich helf dir“-Blick zu leiten, als sie merkte, dass seine Augen sich veränderten. Nicht dramatisch, aber leicht nuanciert. Das Braun wurde kurzzeitig ein bischen heller.
Verdammt. Vielleicht musste sie…
 „Prinz Doktor,“, schrie sie, „es ist nötig, dass Sie mir jetzt ganz genau zuhören. Sie sind…“
Dann war der Prinz weg. Der Gesichtsausdruck änderte sich, Sorge und Mitgefühl verschwanden, die Augen wurden heller, beinahe Silbern.
Verdammt.
Direkt vor ihren Augen verwandelte sich der Mann in eine Art Monster – und sie war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Sie war in guter Distanz, um sein erstes Opfer abzugebn.
„NICHT!“, schrie sie, was den Prinzen zu einem lauten „WHOA“-Ausruf brachte. Er schien sich aus ihrer Gefahrenzone begeben zu wollen und tauchte neben Papyrus auf, der nach seinem Schwert griff.

Agatha hob beschwörend beide Hände.
„Papyrus!“, rief sie ihm zu, „Was auch immer Du tust, reize ihn nicht.“
Der Ägypter warf ihr einen Blick zu: „Keine Sorge, Prinzessin. Ich werde ihn nicht angreifen – aber ich werde ihn auch nicht entkommen lassen.“
Cal betrachtete Papyrus kurz und zuckte mit den Schultern: „Tut mir leid, Papyrus von Borg – aber ich will nicht assimiliert werden.“
Die XO schluckte, als sie sah, wie der Captain den Ägypter mit einem präzisen Schlag – wie in der Kampfausbildung gelernt – dessen Ziel dieser spezifische Punkt am Kinn war, von den Beinen holte.
Verdammt – das war ein Albtraum. Von den Auswirkungen auf Zeitlinie und eventuelle politische Bande ganz abgesehen – ein fremdes Wesen hatte den Captain übernommen und ließ ihn gerade Amoklaufen, im Gedanken, alle um ihn herum, wären Borg.. Erneut zog sie ihren Phaser, stellte ihn auf Betäubung und richtete ihn auf Cal aus.
Doch offenbar schien der Captain eine ähnliche Strategie zu verfolgen, hob seine Waffe, richtete sie auf Jasmin und Aladdin.
 „Entschuldigung.“, keuchte er, „Ich wäre gerne euer Freund.“
Agathas lautes „NEIN!“ erreichte ihn nicht mehr – Cals Finger hatte den Abzug durchgedrückt und das arabische Prinzenpaar war mit einem Seufzen in Ohnmacht gefallen.
„DOKTOR!“, rief sie, als sie merkte, dass sie so ziemlich allein war, ehe der Captain herumwirbelte und noch einen betäubenden Schuss auf Theti abgab. Die XO seufzte, schüttelte den Kopf und richtete die Waffe wieder auf den Captain.
„CAL!“
Nun, da alle, die nicht mehr wissen durften, wer die beiden waren, ohnmächtig darniederlagen, brauchte sie auch nicht mehr darauf zu achten, wie sie den Captain ansprach. Und mit Genie und Eden konnte sie im Zweifelsfall fertig werden.

„CAPTAIN CALVIN CAT, SIE KOMMEN JETZT ZU SICH! DAS IST EIN BEFEHL! “, schrie die XO. Und es schien zu wirken. Der Captain blieb stehen und schaute sie an.
„Ja“, schoss es Agatha durch den Kopf, „so ist es gut. Nur noch ein bischen. Lass den Phaser fallen, lass mich dich triggern und dann überlegen wir uns, wie wir dich aus diesem Zustand bekommen.“
Doch ein Blick in seine Augen, aus denen sie irgendwas Fremdes anstarrte, versicherte ihr, dass es nicht so einfach werden würde. Besonders nicht, als der Captain plötzlich auf den Boden richtete und feuerte.
Die Waffe ließ eine Staubwolke vor ihr erscheinen – eine Wolke aus heißem Gestein. Agatha riss ihre Arme hoch, spürte wie die Hitze sie umhüllte und dann wieder freigab. Sie atmete tief durch. Verdammt – sie musste etwas tun.
 „Vergib mir, Gathy-Chan.“, hauchte der Captain, „ich bin bald wieder da. Kämpf solange gegen die Programmierung – ich weiß, du kannst es.“
Damit wirbelte er herum und eilte los, die Treppe zum Palastgarten herunter.
Agatha blickte ihm hinterher.
„Du verdammter Idiot“, murmelte sie, „nicht ich bin die Programmierte.“
Damit wandte sie sich um, eilte zu Jasmin, um sie zu wecken. Genie tauchte neben ihr auf: „Ich glaube, wir sollten dringend reden.“
„Stimmt“, nickte die XO, „aber nicht jetzt. Vielleicht könntest Du Cal verfolgen?“
„Wird gemacht“, salutierte der Flaschengeist, metamorphierte in einen Polizeihelikopter – woher hatte er diese Tricks eigentlich? – und flog los.
Kurz blickte die XO ihm hinterher und wandte sich dann wieder der bewusstlosen Frau vor ihr zu. Sanft tastete sie nach ihrem Puls und stellte fest, dass er schon wieder relativ kräftig war – also hatte Cal nur eine leichte Einstellung verwendet. Das war beruhigend.
Mit einem leisen „Anhhh“ öffnete Jasmin ihre hübschen Augen und blickte Agatha verblüfft an.
Sich aufrichtend, ließ sie die XO jedoch nicht aus den Augen.
„Prinzessin Song, wir müssen uns dringend über ihren Mann unterhalten.“
Agatha grinste und stand ebenfalls auf. „Sagen Sie mir was Neues. Aber wir unterhalten uns darüber.“
Und dann, mit den Worten „Meine Hand drauf“, reichte sie der Prinzessin eben selbige.

 Zum vierzigsten Mal: To be continued. ^^

 
 Kapitel 13.2

Er wusste nicht, welche Magie der Prinz gegen ihn eingesetzt hatte, er wusste nur, dass sie ihm nicht gut bekam. Als Aladdin die Augen öffnete, musste er sie instinktiv gegen den Himmel abschirmen, der gerade viel zu hell und viel zu blau seine Augen malträtierte. Die Unmutsbekundungen, die Razul neben ihm von sich gab, konnte er auch durchaus verstehen, schließlich hatte Prinz Doktor ihm mit voller Wucht dorthin getreten, wo es nicht nur Razul am Meisten wehtat. Und obwohl die Augenlider mit zwei besonders schweren Bienenstöcken behangen zu sein schienen und obwohl in seinem Kopf vermutlich die mietberechtigten Parteien dieser Bienenstöcke hausten, summten und brummten, hatte er das Gefühl, dass er aufstehen musste. Also rappelte er sich in die Sitzende, sah wie Jasmin und Prinzessin Song sich die Hand reichten und fragte sich, welchen staatstechnisch hochgradig-wichtigen Pakt die beiden da gerade abgeschlossen hatten – aber effektiv war es ihm eigentlich egal. Den Staatsmann musste er früher oder später sowieso geben, momentan befand er sich mehr oder weniger in der Ausbildung, da musste er die gehobenen Feinheiten der diplomatischen Geflechte noch nicht ganz herausarbeiten.
Er richtete sich nun komplett auf und stellte fest, dass die Kopfschmerzen sich verflüchtigt hatten. Kurz streckte er sich und nickte dann Jasmin und Agatha zu: „Ich werde dann mal unseren Prinzen einfangen.“
Sprachs, wandte sich um und wollte losrennen, als er die Hände Prinzessin Songs spürte, die seinen Oberarm ergriffen.
„Halt!“, sagte sie und er drehte sich verblüfft um.
Prinzessin Song räusperte sich, dann blickte sie erst ihn und dann Jasmin an: „Wenn ihr einen guten Tipp wollt – jagt ihn nicht. Momentan ist er zu allem fähig und ihr habt gesehen, welche magischen Spielchen er drauf hat. Und wer auch immer ihn da gerade in seinen Bann geschlagen hat, versteht es offenbar sein Kampftraining abzurufen und auf 11 zu stellen. Das heißt – momentan ist mit dem Mann kein Verhandeln, kein Reden, nicht einmal ein ‚Keine Bewegung, stehen bleiben’. Seine Antwort wird ein Schuss Magie sein und seine Gegner werden schlafen.“
Jasmin schaute die Prinzessin mit einem sorgevollen Blick an: „Und wie fangen wir ihn dann?“

In der Tat, das war eine gute Frage. Agatha hatte keine Ahnung, wie man das nun am Besten anstellen konnte. Ihren Cal konnte sie manipulieren, wenn sie wollte, aber dieses Wesen, das sich des Captains bemächtigt hatte und nun für Chaos sorgte, das war etwas, mit dem sie erst einmal klar kommen musste. Zwar hatte sie, seit sie davon gesprochen hatte, dass Cal im Bann einer anderen Person stand, eine ungefähre Ahnung, wie sie diesen Zustand beenden könne, aber alles Andere – das konnte sie eigentlich nicht beeinflussen, nur hoffen. Sie konnte nur hoffen, dass noch genug Cal im Captain war, um wenigstens ein bischen vorhersehbar zu agieren. Sie trat an die Brüstung des Balkons, was ihr einen Blick auf den großen Garten unter ihr ermöglichte und sah, wie ein Wachmann, mit einer Armbrust bewaffnet, auf eine Person zielte und dann von einer Phaserentladung getroffen wurde. Zumindest hatten sie Cals Position schon einmal, das war doch was.
Und wie es für gut auf einander eingespielte Wachleute so üblich ist, hatten sie in genau dem Moment ihre Armbrust gezogen, als der erste Wachmann bewusstlos zu Boden ging, nahmen Ziel und feuerten. Pfeile flogen auf einen Punkt, einige hundert Meter unter ihr zu und Agatha schüttelte den Kopf. Das war so typisch Cal – sich immer gleich mit jedem anlegen.
Das plötzlich vor ihr stattfindende Auftauchen Genies, in der Gestalt eines Hubschraubers aus der Eurocopter-Serie, überraschte sie jetzt weniger, auch nicht, als der Hubschrauberflaschengeist mit einem leichten Lispeln in der Stimme „Hier ist AK-1, haben Verdächtigen gesichtet, Rubelli, mach die Impulskanone scharf!“ von sich gab. Und die neben Heli-Genie auftauchende Eden, welche die Gestalt eines Apache-Hubschraubers angenommen hatte und die auf Genies Sermon mit einem „Hier ist Blue Thunder“ antwortete, war auch nichts wirklich Verblüffendes. Wohl aber, dass Cal – einige Meter unter ihr – ein lautes „WOOHOOO!“ ausstieß und dann eine Querfeldeinrunde hinlegte, die einen Parcours-Künstler neidisch gemacht hätte.
Und er rannte genau auf Hakim zu, den schmachthannes-igen Untergebenen von Razul, der sein Schwert erhob und ein „Hey, sie können hier nicht raus“ von sich gab. Gut, er wollte „Hey, sie können hier nicht raus“ sagen, kam aber nur bis zum „Hey, Sie können…“ ehe ein Phaserstrahl aus der Waffe des Captains ihn abrupt und effektiv – und aus verständlichen Gründen – am Weitersprechen hinderte.
Agatha seufzte, hob ihre Waffe, stellte sie auf volle Stärke und gab einen Schuss neben Cal ab. Wie kalkuliert spritzte der Boden neben ihm auf, was den Captain zum Stoppen und in ihre Richtung wirbeln, nötigte.
Schnell stellte die XO ihre Waffe wieder auf Betäubung, ehe sie wieder auf den Captain anlegte.
„Cal, komm zurück!“, rief sie, „Wir tun dir doch nichts.“
„Ich schon.“, murmelte Razul neben ihr, was ihm ein „Razul, STILL“ und einen bösen Blick von Jasmin eintrug. Dann wandte sich die Prinzessin an Agatha: „Meinst Du wirklich, er kann dich hören?“
Hören schon.“, sagte die XO, „Wie es mit verstehen aussieht, das ist eine vollkommen andere Sachlage.“
Sie ließ ihren Tricorder aufklappen, richtete ihn auf Cals Phaser und betätigte eine Taste, welche es ihr ermöglichte, sich in die Waffe zu hacken und sie zu deaktivieren.
„Cal!“, rief sie, „Ergib dich!“
„Sie versprechen mir eine schmerzlose Assimilation?“, rief der Captain.
Agatha schluckte. ‚Also doch’, schoss es ihr durch den Kopf, ‚genau, wie ich es mir gedacht habe. Er denkt, dass wir Borg sind.’
Langsam nickte die XO und dies schien Cal dazu zu bringen, zu überlegen, ehe er etwas murmelte, die Waffe hob und sie auf Agatha richtete.
Kurz zuckte die rothaarige erste Offizierin zusammen, atmete dann erleichtert aus, als nichts geschah und schüttelte den Kopf, als Cal den Phaser fallen ließ und sich, mit hinter den Händen verschränktem Kopf, hinkniete.
„Sorry, Cal“, murmelte Agatha, zielte und schoss.

Das Kollabieren des Prinzen Doktor ließ Jasmin schnell zu River blicken.
„Warum haben Sie das getan? Er hatte sich doch ergeben?“, verlangte sie zu wissen. Die Prinzessin steckte ihre „Waffe“ wieder weg, blickte Jasmin aus ihren unendlich grünen Augen, in denen eine kleine Träne funkelte, an und zuckte mit den Schultern: „Es gibt Situationen, in denen sind solche Handlungen notwendig.“
Sie lächelte ihr zu, legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: „Es tut mir leid, falls wir eure Allianz mit Theben torpediert haben sollten.“
Damit trat sie an ihr vorbei und machte sich langsamen, gemessenen Schrittes auf den Weg zum Prinzen.
Jasmin blickte ihr kurz hinterher und wandte sich dann an Aladdin.
„Verstehst Du das?“, fragte der frühere Straßenjunge.
„Ja“, nickte sie, „Ich glaube, es liegt daran, dass sie sich nicht sicher sein kann, dass er seine Magie nicht doch noch gegen sie verwendet - so wie Razul sich bei unserem Erwachen vor ein paar Stunden nicht sicher sein konnte, dass wir ihn nicht doch angreifen.“
Damit blickte sie der Prinzessin erneut hinterher und schüttelte den Kopf: „Es ist diese verdammte Morgana, die uns zwingt, so etwas zu tun. Ich weiß einfach, dass uns die Beiden nie ohne einen bestimmten Grund angreifen würden – also Doktor und River.“
„Und wenn“, meldete sich nun Razul zu Wort, „beide nur glauben einen guten Grund zu haben?“
„Willst Du mein Wort anzweifeln, Razul?“, fragte die Prinzessin und der Wächter hob abwehrend beide Hände: „Nein, das würde ich mir nie herausnehmen.“
Jasmin trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Warum nicht? Es gibt Momente, in denen irrt man sich.“
„Dies zu bemerken, ist nicht meine Aufgabe, Prinzessin.“
„Du bist ein guter Hauptmann der Wachen.“, lächelte Jasmin, „Du machst eine gute Aufgabe. Aber, wenn Du meinst, dass Dir etwas merkwürdig vorkommt, sage es uns.“
Damit zwinkerte sie ihm zu, wandte sich ab und ging zu Theti und Papyrus. Letzterer rappelte sich gerade wieder auf.
„Zwei mal niedergeschlagen innerhalb nur eines Tages“, murmelte er und schüttelte den Kopf, ehe er das Kinn bewegte.
Jasmin ging neben ihm in die Knie: „Ich hoffe, es geht dir gut?“
„Jaja“, nickte der Schwertträger, richtete sich auf und blickte zu Theti, die mit den Schultern zuckte: „Und zwei mal innerhalb eines Tages schlägt jemand zu, der wie Seth ist und unsere Freunde gegeneinander aufhetzt.“
„Das heißt“, fragte Jasmin, „ihr macht weder Prinz Doktor, noch uns, für dieses Chaos verantwortlich?“
Theti schüttelte den Kopf: „Nein, wie kommst Du jetzt darauf? Wir haben ja vorher auch niemals anstalten gemacht, die Schuld bei euch zu suchen. Ihr könnt nichts dafür, ihr seid, genau wie wir anderen auch, Opfer der Umstände.“
„Dann sollten wir dass Prinzessin Song auch sagen.“, lächelte Jasmin und richtete sich auf, „Sie ist auf dem Weg zum Doktor.“

Agatha hatte in den letzten Wochen nie wirklich Gelegenheit gehabt, etwas festzustellen. Normalerweise war ihr Freund immer ein Feuerwerk der guten Laune – wenn auch Meister der miesesten Wortwitze – und hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Doch jetzt, wo er betäubt da lag, neben sich einen Phaser und das Gesicht, durch seine Bewusstlosigkeit, glatt, ohne Lächeln, sondern mit steinern-ernster Miene, fiel ihr auf, dass ihm diese ernsten Momente auch sehr gut zu Gesicht standen. Zwar mochte sie ihren „Happy-Cal“, aber dieser Anblick gefiel ihr ebenso. Langsam ging sie neben ihm in die Knie, ihre nackten Beine wurden kurz vom kühlen Gras gepiekst, dann spührte sie die Kühle der Vegetation und schüttelte den Kopf.
„Oh Cal“, murmelte sie, „Wir haben uns viel zu tief hineingeritten.“
Sanft beugte sie sich vor, streichelte sanft über seine Wange und küsste sie, ehe sie sich wieder aufrichtete: „Ich hätte es uns gar nicht erlauben sollen, es uns hier gemütlich zu machen, aber – es war einfach eine zu große Versuchung. Aber – sobald Du zu Dir kommst, reisen wir ab.“
„Wo wollt ihr hin?“, fragte plötzlich die Stimme von Jasmin. Agatha fuhr hoch und blickte die Prinzessin an: „Es – es tut mir leid. Wir hätten früher abreisen sollen. Wir haben zu viele diplomatische Zwischenfälle verursacht, wir…“
Und plötzlich fand sich die 25 Jährige XO von der rund sieben Jahre jüngeren Prinzessin umarmt.
Wo kam das denn her? Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass die nächsten Worte ihr Herz schneller schlagen ließen.
„Ihr habt nichts verursacht – Theti und Papyrus sind auf euch gar nicht wütend. Wie kommst Du überhaupt auf die Idee?“
„Nunja“, murmelte Agatha, als sie sich wieder aus der Umarmung befreite, „Ich dachte… schließlich hat mein Mann Papyrus niedergeschlagen, und…“
„Du hast in den letzten Tagen aber auch nicht mitbekommen, dass sich nicht alles um dich dreht, oder?“, grinste Jasmin, „Ihr könnt nichts dafür. Der Angriff Morganas erfolgte nach der Attacke Mechanikles – wobei ich bezweifele, dass beide etwas miteinander…“
Sie stockte und wirbelte herum: „Razul? Schau im Kerker nach, ob Mechanikles noch da ist.“
„JAWOLL!“; salutierte der Mann dienstbeflissen und eilte los, im Lauf nach seinen Untergebenen rufend.
Jasmin wandte sich wieder an Agatha: „So, das wäre geklärt. Razul ist schließlich einer der Fähigsten. Und du…“
Damit deutete sie auf den Captain, der gerade mit einem lauten „Unnngh“-Laut wieder zu sich kam, sich umblickte und dann laut seufzte.
„Versprichst Du mir, dass es schnell geht? Ich möchte nicht meine letzten Sekunden als Cal damit verbringen, noch mehr als Bangebuchse rumzulaufen, als ich es normalerweise tue.“
Agatha nickte: „Wenn sich das so abspielt, wie ich denke, dann…ja.“
 „Dann mach.“, seufzte er und schloss die Augen.
Binnen Sekunden hatte die XO die Distanz zwischen sich und Cal übewunden, umarmte ihn und presste ihre Lippen auf die Seinen.
„Ich liebe dich“, hauchte sie und trat dann einen Schritt von ihrem Captain zurück, als er in die Knie sackte und kurz aufleuchtete. Aus seinem Körper zischte ein Energiestrahl in den Himmel davon, Cal blinzelte, richtete sich auf und murmelte „Ich glaube, ich spinne.“
Razul war wieder aufgetaucht und schien ein „Mechanikles ist noch da, aber können wir dem da trauen?“ zu Jasmin zu murmeln und bei „Dem da“ auf Cal zu deuten.

Einige Minuten später, nachdem Agatha dem Captain erklärt hatte, was in Wirklichkeit passiert war, blickte der Offizier seine Freundin verblüfft an.
Dann wandte er sich an Jasmin und Aladdin: „Ich hab euch… umgehauen?“
„Mich auch!“, meldete sich Papyrus, der mit einem grimmigen Blick, aber einem alles verratenden Lächeln, auf den Captain zutrat, ehe er ihm auf die Schulter klopfte: „Der Haken war übrigens nicht von schlechten Eltern.“
Cal schluckte: „Erm… danke, glaube ich.“
Damit blickte er verblüfft in die Runde: „Und würde einer von euch mir mal erklären, was das war?“
„Was das war?“, mischte sich eine Stimme ein, die sowohl alt, als auch neu klang, sowohl verspielt, als auch bedrohlich und dann durch ein lautes Fauchen ihre Identität deutlich machte.
Die Gruppe fuhr herum, als hinter ihr zwei gigantische, grüne Katzenaugen aufleuchteten und sich dann zur kurvenreichen Katzenfrau Morgana formten: „Das war ein kleines Spiel, dass ich mir erlaubt habe, mit euch zu spielen.“
„Morgana“, stieß Aladdin wütend hervor und trat auf sie zu, „Es reicht! Wir haben dich besiegt. Verlass Agrabah auf der Stelle.“
Die Katzendame lachte.
„Ihr – mich besiegt?`“, grinste sie, „Oh Aladdin, soviel in den Muskeln und so wenig im Hirn. Ihr habt mich nicht besiegt. Ihr besiegt mich nie. Ich erlaube euch, zu gewinnen, weil es mir mehr Spaß macht, ihr anmaßenden Sterblichen.“
Sie blickte zu Cal: „Und Du – Du hast noch nicht einmal angefangen, zu leiden. Deine Zeit wird kommen, Prinz Doktor. Und du wirst brennen. Glaube mir, ich habe es gesehen. Du wirst brennen.“
Damit war sie verschwunden.
Cal schluckte: „Mag… mag mir das einer erklären?“

Der Abend war schneller da, als es irgendeiner erwartet hätte. Zwar unterhielt man sich noch einige Minuten, aber nachdem Theti mehr als einmal herzhaft gegähnt hatte und Jasmin eingefallen war, hatte man sich darauf verstiegen, die Besprechung am nächsten Morgen abzuhalten.
Agatha Silverbird lag im Bett und betrachtete ihren Freund, der gerade zur Tür hereinkam und zwei Ensembles in der Hand hielt, die eine Art „längere Version dessen, was sie gerade trugen“ darstellten. Er lächelte: „Jasmin hat mir diese gerade noch gegeben, als ich mich von ihr und Al verabschiedet habe. Warum bist du eigentlich nicht mitgekommen?“
Die XO seufzte, nahm ihre Kleidung an und zog die Pluderhose über ihre langen Beine.
„Würde es dir etwas ausmachen, dich umzudrehen?“, fragte sie, als sie auch ihr Top gegen die längere Variante austauschte.
Cal wandte sich abrupt um und begann, sich umzuziehen, als er ein leises Pfeifen hinter sich hörte. Er drehte sich wieder um und stellte fest, dass Agatha schon fertig war und ihn betrachtete.
Ein leises Lächeln kroch über seine Lippen: „Erstens: Ich darf dich nicht beim umziehen betrachten und zweitens – schickes Outfit.“
„Ja und danke.“, grinste sie und zuckte mit den Schultern: „Und jetzt mach weiter – oder willst Du in den Straßenklamotten schlafen?“
Mit einem „Nein, natürlich nicht“, entledigte sich der Captain seiner „Weste“ und zog sich sein Schlafhemd an, ehe er zu seiner XO ins Bett kroch und sich an sie kuschelte.
„Sag mal?“, fragte er, seine Hand auf Ihrer, „Woher wusstest Du eigentlich, dass der Kuss funktionieren würde?“
Sie kicherte, küsste seinen Nacken und fuhr sanft über seinen Rücken: „A true loves kiss.“
Der Captain wandte sich ihr zu und grinste dann: „Du meinst – wenn wir schon bei Disney sind, probieren wir wirklich alles aus, was damit zu tun hat?“
„So ungefähr.“, erwiderte sie, mit einem strahlenden Lächeln und küsste ihn: „Und das Andere, weswegen ich gerade so abweisend zu Jasmin war… es ist nicht weiter wichtig. Ich glaube, wir können noch ein paar Tage hierbleiben, ehe wir uns auf die Suche nach der DRAGONFLY machen.“
„Meinst Du?“
Sie fing seinen Mund mit ihrem ein und nickte: „Ganz sicher, mein Liebling.“
„Das ist schön – ich fing gerade an, mich hier wohl zu fühlen.“
„Aber nicht zu wohl, verstanden?“, grinste sie und legte eine Hand auf seine Hüfte, „Wir müssen hier weg.“
Er küsste sie: „Irgendwann?“
Sie nickte: „In ein paar Tagen – wenn wir Informationen haben.“
„Das klingt schön.“, lächelte er und küsste sie erneut.

Der nächste Morgen schien durchs Fenster und die braunen Augen Cals betrachteten die Frisur des Captains im Spiegel.
„Man, ich bin zerzaust wie ein Suppenhuhn“, stellte er fest, erhob sich und trat ans Fenster. Nur weil man auf dem Kopf aussah, als habe man den berühmten Yoga-Witz des Colonia-Duetts („Eimer Wasser, Füße rein, Finger in die Steckdose – Durchblutung, Verstehste?“) wörtlich genommen, hieß das nicht, dass man sich eines wunderschönen Ausblicks verweigern musste. Agrabah lag friedlich vor ihm – naja, weniger „friedlich“-friedlich, mehr „relativ konfliktbefreit“. Und nach seinem Albtraum von Gestern konnte die Stadt froh sein, dass sie noch stand. Wenn die Borg hier eingefallen wären, der Schaden wäre noch größer geworden, als damals bei Wolf 359. Kein ins Kollektiv eingegliederter Picard, der ihnen im letzten Moment sagen konnte, welches das richtige Passwort ist, keine Phaser, keine Photonentorpedos, die ihnen wenigstens ein bischen Zeit kaufen konnten – hier waren Pfeile, Bögen, Armbrüste und Schwerter Trumpf und die waren gegen Borg ziemlich ineffizient.
Und seit dieser Nacht wusste Cal wieder eines – er war froh, dass sie nicht assimiliert worden waren.
Langsam ließ er seinen Blick schweifen und stellte fest, dass Agathas ‚Tagesoutfit’ erneut eine tragende Rolle übernahm – denn es war verschwunden. Also beschloss auch er, sich umzukleiden und trat, keine 10 Minuten später, frisch gewandet und geduscht, das Licht der Öffentlichkeit. Er zog seine Weste richtig und wollte sich gerade auf den Weg machen, seine XO zu suchen, als er die melodiösen Stimmen Jasmins und Thetis wahrnahm.
„Prinz Doktor – wir wollten Sie gerade abholen. Ihre Frau ist schon beim Frühstück im Thronsaal.“

Frühstück?
Calvin Nathan Cat und Frühstück? Der Mann, der morgens gerne mal eines der Produkte verspeiste, die in der Werbung des 21. Jahrhunderts mit den Worten „Schmeckt leicht und belastet nicht“ angepriesen wurden – was Cal zu einem „Aha, also zu Deutsch: ist für den Hohlen Zahn“ hinriss – und in Wirklichkeit aus mehr Fett und Zucker bestanden, als eine Sachertorte, sollte normal „frühstücken“ gehen? Ablehnen konnte er aber auch nicht bringen, das würde Jasmin und den Sultan enttäuschen und Cal wollte weder das eine, noch das Andere. Zumal ihm Agatha vermutlich alle möglichen Höllen heißmachen würde, inklusive der, die von Shepard Book aus „Firefly“ für Raubkopierer und Leute, die während der Theateraufführung reden, reserviert war.
Er seufzte und beschloss dann, den beiden Frauen zu folgen. Vielleicht war es ja doch ganz appetitlich, was des Sultans Köche so zusammengewürfelt hatten.

 to be continued

 Kapitel 13.3 

Wie würde Bernd Stelter vermutlich sagen?
„Das war kein Wohnwagen (…) Das war eine geräumige Wohnstadt.“, schrieb er in seinem Buch „Nie wieder Ferienhaus“ – hier würde er vermutlich etwas Ähnliches von sich geben. Sowas wie. „Das war kein einfaches Frühstück. Das war ein Frühstücksbuffet für ein komplettes Hotel – und damit meine ich ein komplettes Hotel von der Größe eines Maritim oder gar eines Hilton, seit mindestens 12 Generationen im Familienbesitz und mit mindestens genau sovielen Zweigstellen in unterschiedlichen Ortschaften.“
Oder – wie Alfred Tetzlaff sagen würde: „Damit kannste ganz Nordrhein-Westfalen versorgen.“
Und die beiden Herren hätten recht. Cal war mehr als nur fassungslos, als er sah, was da alles aufgetischt war. Gut, es war jetzt nicht sein Lieblingsfrühstück, was er an Bord der DRAGONFLY gerne zu sich nahm, aber dafür schien es verdammt lecker zu sein. Also näherte er sich vorsichtig, betrachtete die aufgetischten Speisen und beschloss, sich an die Zusammenstellung eines Müslis zu wagen, wobei er nicht wusste, ob das überhaupt schon erfunden war. Aber egal – er nahm sich eine Schüssel, füllte ein paar Flocken hinein, dann Nüsse, Obst und goss etwas, was die Anglophilen unter den Lesern vermulich als  „liberal dose“ – also eine großzügige Dosis – Milch über sein geschmackliches Experiment. Na – da war er ja mal gespannt.

Sich umblickend begab er sich auf die Suche nach Agatha, stellte dabei fest, dass Theti und Jasmin sich schon neben ihre jeweiligen Partner gesetzt hatten und runzelte die Stirn. Wo war seine XO?
„Ach, da bist du ja.“, hörte er hinter sich die Stimme dieser Frau, die er liebte wie niemand anderen sonst auf dieser Welt. Er wandte sich um und stellte fest, dass Agatha ein anderes Outfit ausgewählt hatte. In der Hauptsache war es rot. Zwar änderte sich nicht viel an Schnitt und Stoff der Kleidung – sprich, es war noch immer eine Kombination aus Pluderhose und besserer Entschuldigung für einen BH  - aber ihr Outfit hatte einen anderen Farbstich. Und dann auch noch in Cals Lieblingsfarbe.
Vermutlich hatte er wieder so ein typisch-männliches, weil dämliches, Grinsen im Gesicht, dass Agatha langsam auf ihn zutrat, ihn anblickte und hauchte: „Gefalle ich dir?“
„Was denkst du?“, flüsterte der Captain in ihr Ohr und sie schlang beide Arme um: „Das willst Du lieber nicht wissen.“
Sie machte sich los, nachdem sie ihm einen Kuss auf den Mund gegeben hatte, nahm mit einem „Hey, danke“ das Müsli an sich und ging – mit schwingender Hüfte – zum Platz neben Jasmin. Aladdin, der ihr entgegen kam, nickte ihr kurz zu und wandte sich dann an Cal.
„Prinz Doktor, wollen sie was essen oder hier stehen bleiben?“
„Hm?“, versuchte der Captain sich aus seiner Starre zu lösen, ehe er sich wieder Aladdin zuwandte: „Oh – möchtest Du hier ans Buffet?“
„Ja, ich hab mir noch nichts genommen.“
Damit machte sich der Mann, den Cal so eigentlich nur aus dem Fernsehen kannte, daran, so etwas Normales zu machen, wie „sich an die Zubereitung eines Frühstücks zu begeben“. Der Captain blickte den Mann vor sich einfach nur verblüfft an.
Du bist ein Dummkopf, Cal , schoss es ihm durch den Kopf , Was hast Du denn gedacht, wie ein typisches Frühstück mit Aladdin läuft? Denkst du wirklich, er geht morgens los, begeht zwei, drei Heldentaten und das reicht, um ihn zu ernähren?
Das musste der Captain seiner inneren Stimme wirklich zugestehen – offen und ehrlich war sie schon.
„Und Sie?“, fragte nun der Held und blickte ihn an, deutete auf das aufgebaute Buffet. Cal zuckte mit den Schultern: „Ich glaube, ich nehm mir ein Müsli, das müsste reichen.“
Damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder voll Aladdin zu: „Sagen Sie mal…“
„Ja?“, ließ der Angesprochene seinen Teller sinken und schaute ihn fragend an: „Wie kann ich Ihnen helfen, Prinz Doktor?“
„Mich würde interessieren, was Sie noch so über Morgana wissen.“
Aladdin lächelte: „Darüber sprechen wir gleich.“
Damit warf er einen Blick auf die leere Schüssel, nach der Cal griff und sah zu, wie er sich ein Müsli zusammenstellte.
Dann klopfte er ihm auf die Schulter: „Kommen Sie – gehen wir zum Frühstück.“

Das Eine musste man den Chefköchen lassen – sie holten wirklich das frischeste Obst. Als Agatha ihren Löffel in das von Cal zubereitete Müsli versenkte und probierte, stellte sie fest, dass es wirklich lecker schmeckte und sie fragte sich, ob man den Bordcomputer der DRAGONFLY nicht eventuell so programmieren könnte, dass er genau so ein Müsli ausgab.  Wobei es vermutlich an Bord ihres Schiffes auch nicht besser schmecken konnte als hier – schließlich waren die Zutaten verdammt frisch. Frischer wären sie eigentlich nur noch, wenn man sie direkt auf dem Acker äße.
„Und, habt ihr gut geschlafen?“, fragte Jasmin in die Runde und Cal, der sich gerade setzte und zu Essen begann, zeigte Anzeichen, sein Müsli quer durch den Saal spucken zu wollen. Und so, wie sie ihn kannte, lag es nicht daran, dass ihm seine Kreation nicht schmecken würde, sondern daran, dass er mit sich kämpfte, jetzt nichts Dummes zu sagen. Sie legte ihrem Freund die Hand auf die Schulter – in diesem Moment sagte Theti, dass sie sehr gut geschlafen hätten – dann wandte sich die XO an die Prinzessin und lächelte: „Es war traumhaft.“
Das neben sich langsam errötende Nicken des Captains übersah sie dabei geflissentlich. Dann wandte sie sich an Jasmin: „Und was steht heute auf dem Programm?“
„Ich dachte mir“, lächelte die Prinzessin, „dass wir uns einen Trainingstag gönnen.“
„Trainingstag?“, echote es von Theti und Cal simultan, die sich anblickten und kurz lächelten.
Auch Agatha legte ihre Stirn in Falten. ‚Trainingstag’? Was meinte die hübsche Prinzessin damit?
Doch irgendwie klang das sogar ziemlich spannend. Sie lächelte Jasmin zu: „Da bin ich dabei.“
„Gut“, strahlte es aus dem agrabahnischen Gesicht, ehe sich die Prinzessin Theti zuwandte, die kurz überlegte und dann nickte. Anschließend wandte Jasmin ihre Aufmerksamkeit Aladdin zu, der gar nicht großartig überlegen brauchte und mit einem „Ich bin dabei“ sein Einverständnis gab. Auch Papyrus nickte.
Neben Agatha knusperte es im Müsli und schwieg ansonsten. Irgendwie war das klar – Sport war noch nie Cals große Leidenschaft gewesen.
Doch als alle Anderen anfingen, ihn fragend anzublicken, verpasste die XO ihrem Captain einen Stoß in die Seite. Dieser hob kurz den Kopf, schluckte das Müsli runter und schaute verblüfft in die Runde.
Agatha wandte sich ebenfalls zu ihm und flüsterte: „Du weißt schon, dass sie wissen wollen, ob du mitmachst, oder?“
„Ich weiß nicht“, murmelte Cal und schaute sie fragend an: „Wollen wir?“
„Wir können auch sofort abhauen.“
„Okay, wir wollen.“, schluckte Cal schnell und blickte seine XO mit zusammengekniffenen Augen an, ehe er sich daran machte, sein Müsli weiter zu verputzen.

Ernsthaft.
Training? Hier, jetzt in der Hitze? Gut, sie alle trugen ja mehr oder weniger sonnennahe Klamotten, aber dennoch – er konnte sich wirklich Angenehmeres vorstellen, als verschwitzt in der Sonne zu liegen, weil man vorher mindestens 3000 Situps machen musste, um sich aufzuwärmen. Wobei – vielleicht kannte man hier das Prinzip des Aufwärmens ja gar nicht?
Cal legte nachdenklich den Kopf schief, während er sich an seinem Müsli zu schaffen machte.
Das Knacken, das die knusprigen Flocken hervorriefen, ließ ihn zwischenzeitlich taub für seine Umgebung werden und er blickte dann fragend zu Agatha, als Jasmin, Aladdin und Theti aufstanden.
Als auch Papyrus und Agatha selbst sich erhob, folgte der Captain lieber schnell nach und seufzte, als Jasmin sich zur Tür umdrehte und loslief. Vermutlich kannte man das Prinzip des Aufwärmsprints auch hier.

Eine Stunde später war der Captain schon der Meinung, nicht mehr weiter zu können. Schweiß lief in Sturzbächen seinen Körper herunter, aber auch die XO neben ihm wirkte reichlich verschwitzt, was ihn nicht überraschte. Seit einer guten halben Stunde waren sie – angemessen auf- und vorgewärmt – daran, in der königlichen (oder besser Sultanischen) Folterkammer, will sagen, im Trainingsareal, entsprechende körperliche Verausgabungen zu tätigen. Neben ihm kam gerade Agatha zu einem Situp wieder hoch, der schöne, gebräunte Oberkörper schweißnass, die Haare, die normalerweise rot leuchteten, ihr als chaotische Masse auf dem Kopf sitzend und alles in allem sehr fertig aussehend – aber mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.
Cal sackte neben ihr hin, atmete tief durch und schüttelte den Kopf, als sie ihn anblickte. „Schon fertig mit der Welt?“
„Du auch.“
Agatha grinste: „Ich?“
Sprachs und atmete tief durch: „Ich bin noch fit genug um gleich noch ne Runde zu Joggen. Bist du dabei?“
Und zum allerersten Mal war Cal froh, dass seine XO keine Betazoidin war oder sonst wie Gedanken lesen konnte. Denn der Gedanke „Over my rotting corpse“ schoss dem Briten durch den Kopf.
So beließ er es bei einem gekeuchten „Das sehe ich nicht so“ und ergab sich dem Gedanken, wie fertig er doch selbst war.
„Prinzessin Jasmin?“
Auch Jasmin war verschwitzt, aber glücklich und beugte sich in Cals Gesichtsfeld.
„Ja?“, strahlte sie.
Wie konnte jemand so glücklich sein? Vielleicht lag es tatsächlich daran, dass Sport Endorphine freisetzt, also Glückshormone? Vielleicht sollte er es doch mehr versuchen?
Doch als er daran dachte, auch nur noch einen weiteren Sit-Up machen zu müssen, begannen seine Bauchmuskeln spontan zu streiken. Er seufzte, blickte die Prinzessin an und schüttelte den Kopf: „Ich bin fertig mit der Welt. Ich kann nicht mehr.“
„Das kann ich verstehen.“, lächelte Jasmin, „Bleib einfach noch ein bisschen liegen und wenn du meinst, dass Du gleich nochmal mitmachen kannst, rappel dich auf.“
‚Da ist wahrscheinlicher, dass irgendwer die DRAGONFLY findet.’, dachte sich Cal, sagte es aber nicht.

„Ich werde morgen so einen Muskelkater haben.“, grinste Agatha, als sie, in ein Handtuch gewandet aus der Dusche herauskam und Cal zunickte: „Du kannst übrigens.“
„Danke.“, sprachs, nahm sein Handtuch und betrat die Dusche.
Agatha hatte gerade ihr Oberteil angezogen und sich vorgebeugt, um nach der Hose zu greifen, als sie schon erste, leichte Stiche im Magen merkte. Ja, ihre Bauchmuskeln würden ihr morgen etwas erzählen. Und während sie sich weiter anzog, schob sie diese Gedanken weg. Eigentlich war dieses Training toll gewesen.

Es klopfte und Jasmin lugte durch die Tür, die das Zimmer vom Korridor trennte.
„Kann ich hereinkommen?“, fragte sie und Agatha nickte: „Klar, warum nicht. Prinz Doktor ist zwar gerade unter der Dusche, aber – ich kenn ihn inzwischen, das wird etwas dauern.“
„Gut.“
Damit betrat Jasmin ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett: „Können wir reden?“
„Warum nicht? Worüber?“
Die Prinzessin seufzte, verschränkte die Hände vor dem Bauch und blickte Agatha an.
„Ich weiß nicht so recht, wie ich fragen soll.“
Das ‚Oh Oh’, das Agatha dachte, klang viel zu sehr nach Cal, um es nicht zu sein. Doch der Captain duschte noch.
„Nun“, lächelte die XO, „Am Besten in einer klaren und verständlichen Frage.“
Die Prinzessin nickte: „Guter Einwand. Das Problem ist, die Sache klingt viel zu…“
Sie will es wissen, sie will es wissen, sie will es wissen , sie will es wissen , sie will es wissen , sie will es wissen, schoss es der XO durch den Kopf und sie seufzte innerlich. Ja – diese Fragen mussten ja irgendwann mal gestellt werden: Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Was macht Ihr tatsächlich?
Irgendwie hatte Agatha schon früher damit gerechnet, dass Jasmin hinter ihre Maskerade kommen würde. Prinz Doktor und Prinzessin River Song – was hatte sie geritten?
Vielleicht war es wirklich nur die überlegung, dass man von keinem besseren Ort die Ermittlungen, wo das Schiff heruntergegangen war, leiten konnte, als von der Spitze aus? Mochte es daran liegen, dass sie selbst ein kleines Faible dafür hatte, sich dieser Fantasie hinzugeben? Mochte es daran liegen, dass der Captain ihr mehr als nur einmal ein Ohr abgekaut hatte, was Disney und besonders die Disney Renaissance anbelangte?
Sie erinnerte sich daran, dass Cal sogar einmal in einer diplomatischen Verhandlung versehentlich etwas eingebaut hatte: „Ja, aber seht ihr denn nicht ihr Potential? From the first day, they arrive on the planet – and blinking, step into the sun. There’s more to see, than can ever be seen, more to do that can… - Oh, Entschuldigung. Das ist aus dem König der Löwen”.
Ein paar Wochen später hatten sie dann eine Doktor Who-Folge nachgespielt – es war “Die Weihnachtsinvasion” gewesen und dort hatte sich eine ähnliche Szene abgespielt.
Cal war manchmal sehr merkwürdig.  Und lag es vielleicht daran, dass sie diese Nummer gebracht hatte?
Agatha seufzte, ließ den Kopf sinken und blickte dann die Prinzessin an: „Stellen Sie Ihre Frage, Prinzessin.“
Jasmin seufzte.
„Mich würde eigentlich nur interessieren… Fiktivistien…“
Das innere „Oh mein Gott“ wurde immer lauter. Was wollte sie sagen? Wollte sie festhalten, dass sie von diesem Land noch nie gehört hatte?
„ist es ein schönes Land?“
Agatha schluckte.
Hatte die Prinzessin gerade ernsthaft gefragt…
„Bitte?“, blinzelte die XO verwirrt und Jasmin zuckte mit den Schultern: „Ich habe mich nur gefragt, ob es dort schön ist. Ich meine, vielleicht könnten wir ja auch mit eurem Staat Handelsbeziehungen eingehen.“
„Sicher“, nickte Agatha und schluckte erneut. Momentan kam sie sich vor, als habe sie einen Rollentausch mit Cal vollzogen, ehe sie sich fing.
Dann lächelte sie: „Natürlich können wir Handelsbeziehungen eingehen. Ich meine: Agrabah ist ein faszinierendes Land, die Leute sind nett… warum nicht?“

Wasser auf seinem Kopf.
Calvin Nathan Cat hatte eigentlich nicht gedacht, dass er heute dieses einfache Glück nochmal erfahren dürfte, sondern war eher davon ausgegangen, dass ihn die „antreibende Peitsche der Zuchtmeisterin“ Jasmin – respektive das „Kommen Sie, Prinz Doktor, eine Runde schaffen wir noch“ – sekündlich näher an den Herzinfarkt bringen würde. Und während er immer mehr zu japsen begann, hörte er das amüsierte Kichern Agathas neben sich, die ein „Na, platt?“ grinste. Nun aber war die ganze Sache vorbei – wenigstens für zwei Tage. Und Cal hoffte, dass diese zwei Tage, diese 48 Stunden länger sein würden, als normal. Er schlang sich sein Handtuch um die Hüften und betrat sein Quartier, das er mit Agatha teilte – nur um einen Schocklaut auszustoßen und wieder ins Bad zu huschen.
Dann spähte er vorsichtig durch die Tür.
„Hallo, Prinzessin.“, lächelte er, „Geht’s’n so?“
Kaum gesprochen, schon biss er sich dafür auf die Lippe.
‚Sehr geschickt, Cal’, schoss es dem Captain durch die Denkstube, ehe er seine Aufmerksamkeit der Prinzessin widmete.
Sie schenkte ihm ein Lächeln: „Es freut mich, dass Du wieder Scherze machen kannst, Prinz Doktor. Ich hatte schon befürchtet, dass wir einen Arzt für dich rufen müssten.“
„Och, das bisschen Sport. Auf der Akademie hab ich Siebenkämpfe bestritten!“
Und erneut war er versucht, sich selbst einen Gibbs zu geben.
„Akademie?“, fragte Jasmin neugierig.
Cal schluckte: „Erm… ja, auf der Prinzen-Akademie. Eine sehr… sehr… seeeeeeeeeeeeeeeeehr royale Sache.“
Innerlich schüttelte er den Kopf. „Verrat ihr doch gleich, dass du Starfleetoffizier bist. Ich bin sicher, sie versteht das.“, hörte er wieder die kleine Stimme in seinem Kopf und er wusste, dass diese kleine Stimme dieses Mal recht hatte. Vielleicht…
Die Stimme des Genie riss ihn aus seinen Gedanken.
„ICH HAB WAS!“, bölkte das magische Wesen und kam durch das Fenster geschwebt, wobei er eine Metallplatte in der Hand hatte.
„Hier“, sagte er, „Das habe ich aus dem mechanischen Skorpion geborgen.“
Damit übergab er das Metallstück der Prinzessin, die es kurz betrachtete.
Nach dem, was Cal sehen konnte, handelte es sich dabei um eine Platte – ungefähr 30 mal 30 Zentimeter groß – mit mehreren Eingravierungen.
Die Prinzessin legte den Kopf schief, fuhr sanft mit den Fingern über die Platte und schaute dann zu Agatha und ihm: „Wir treffen uns in 10 Minuten im Thronsaal.“
Damit wandte sie sich um und ging.
Cal atmete aus, verließ das Badezimmer und trat zum Bett, wo er seine Kleidung ausgezogen hatte.
„Hmm“, machte er, ließ das Handtuch fallen und machte sich an das Geschäft des Anziehens, „Was könnte wohl auf der Platte gestanden haben?“
Agatha blickte ihn an: „Keine Ahnung – wir haben 10 Minuten, um uns umzuziehen und zum Thronsaal zu gehen. Also, ich bin fertig, wie isses bei dir?“
Cal zog sich gerade die Weste über seinen nackten Oberkörper: „Also, auch wenn Aladdin so rumläuft, ich fühl mich da immer noch ziemlich nackt mit.“
„Mir geht es mit diesem Oberteil auch nicht anders – aber offenbar ist das hier so, also müssen wir uns daran halten. Ich glaube, Prinzessin Jasmin wäre sehr enttäuscht, wenn wir ihre Höflichkeiten ablehnten.“
Die Antwort des Captains bestand aus einem Schulterzucken: „Zumal mir die Kleidung an dir ausserordentlich gut gefällt.“
„Schleimer.“, grinste Agatha, „Dafür haben wir jetzt keine Zeit, wir müssen zur Besprechung.“
Er trat auf sie zu und nahm sie in die Arme: „Fünf Minuten müssten wir haben.“

Jasmin blickte auf, als sich die Tür öffnete und Prinz Doktor und Prinzessin Song den Raum betraten. Ein verschmitztes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen: „Schön, dass ihr es wenigstens geschafft habt, euch nicht eine komplette Stunde zu verspäten.“
Prinz Doktor errötete und grinste dann verschmitzt: „Ich… ich musste noch was mit meiner Frau besprechen.“
„Natürlich.“, nickte Jasmin und wandte sich an ihren Geliebten: „Solche Begründungen fürs zu Spät kommen müssten wir  uns auch mal einfallen lassen.“

Agatha runzelte die Stirn. Sie konnte nun wirklich nichts dafür, dass Cal tatsächlich eine halbe Stunde brauchte, um mit ihr über die Feinheiten der ersten Temporalen Direktive zu diskutieren und wie sie hier anzuwenden waren, aber sie kam nicht umher, zu vermuten, dass Jasmin eine komplett andere Begründung für ihr späteres Auftauchen annahm.
‚Drecksau’, grinste sie in Gedanken, ‚Das sollte man auch nicht glauben, dass gerade Prinzessin Jasmin solche Gedankengänge hatte.’
Dann räusperte sie sich, trat näher an die Gruppe heran und legte den Kopf schief: „Was haben wir denn schönes?“
„Nun“, hob Jasmin den Kopf und fixierte sie mit diesen schönen, nussbraunen Augen, die Agatha immer mal wieder an Ziva erinnerten, „Der Genie hat mir diese Platte oder Plakette gebracht. Sie ist eingraviert mit merkwürdigen Symbolen und wir konnten sie bis jetzt nicht entziffern.“
„Darf ich mal einen Blick drauf werfen?“
Es war immerhin besser, nachzufragen, als genau das nicht zu tun.
„Natürlich“, lächelte die Prinzessin, „Bitte sehr.“
Damit deutete sie auf die Platte. Agatha las und schluckte.
‚Du meine Güte’, schoss es ihr durch den Kopf, dann winkte sie dem Captain zu.
„Prinz Doktor?“, fragte sie und Cal blickte sie überrascht an, verschränkte dann die Hände hinter dem Rücken und kam auf die Versammlung zu.
Die feingliedrigen Finger der XO deuteten auf die Platte: „Was sagst Du dazu?“
„Unglaublich“, murmelte Cal, „Steht da wirklich …“
Agatha nickte. Auf der Plakette stand „U.S.S. DRAGONFLY .“

 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 27.06.14, 15:29
 Kapitel 13.4. 

„Ihr seht aus, als ob Ihr die Schriftzeichen kennen würdet.“
Die Stimme Jasmin erinnerte Cal gerade an die liebenswerte, alte Omi, die er in den Sicherheitsaufzeichnungen der Erlebnisse von Kirk und Spock im San Francisco der achtziger Jahre gesehen hatte. Damals waren sie auf der Suche nach Buckelwalen gewesen und hatten sich ins Meerwasseraquarium in Sausalito begeben, um die beiden Exemplare George und Gracy zu treffen. Um mit einem der beiden Wale in Kontakt zu treten, war Kontakttelepath Spock in das Wasser des Aquariums getaucht und hatte mit Buckelwaldame Gracy eine Geistesverschmelzung durchgeführt. Kirk – damals Admiral – hatte gehofft, dass niemandem der Mann im Aquarium auffiele, als plötzlich, schräg vor ihm, eine ältliche Frauensperson auf die Feststellung, dass die Menschen in diesem Zeitalter noch nicht wussten, welchem Sinn die Walgesänge dienten, mutmaßte: „Vielleicht singt er diesem Mann etwas vor?“

Kirks Kopf war damals so schnell zur Frau herumgeruckt, wie es nun Cals Kopf tat und Jasmin anstarrte.
Okay, nun mussten sie wohl wirklich Farbe bekennen.
Wobei sich da nun die Frage stellte, wie man dies am Gescheitesten tat. Einfach sagen „Hallo, wir sind Sternenflottenoffiziere und kommen aus dem 24. Jahrhundert, sprich wir sind knappe 29 Jahrhunderte jünger als ihr alle zusammen“ würde entweder einen Lachflash bei Jasmin, Aladdin und Konsorten auslösen und dafür sorgen, dass man sie als komplett wahnsinnig erachtete – oder aber Jasmin würde sich verraten fühlen und wie das ausging, wollte der Captain gar nicht wissen. Also schaute er hilfesuchend zu Agatha, die Jasmin zunickte: „Stimmt , wir können diese Schrift lesen.“
„Bitte was?!“ , schoss es Cal durch den Kopf, als er sich verblüfft zu seiner XO herumwandte. Was war das denn jetzt für eine Nummer? Hatte sie vor, sich und ihn an den nächstbesten Pranger zu bringen? Oder wollte sie auf diese Art und Weise sichergehen, dass sie aus dem Königreich geworfen wurden und sich auf die Suche nach ihrem Schiff begeben konnten? Zugegeben, man war inzwischen seit guten 13 Kapiteln -  oder (mit Unterkapiteln) 43 Kapitelteilen, 228 Seiten und (bis zum Wort „und“ gezählten) 114.900 Wörtern, 728.951 Zeichen (mit Leerzeichen), sowie 615.327 Zeichen (ohne Leerzeichen) – an der Geschichte dran, da sollte man sich langsam, aber sicher einmal dran machen, die DRAGONFLY auch tatsächlich finden zu wollen, aber so, wie es Agatha vermutlich gerade versuchte, war dies ganz, ganz, gaaaanz schlechter Stil.
„Tatsächlich?“, riss die Stimme Thetis den Captain aus seinen Gedanken und er sah, wie Agatha bestätigend nickte: „Ja – das ist das sogenannte „fiktivistische Alphabet“ und diese Plakette gehört zu einem unserer Handelsschiffe – der USS Libelle .“
„Die Libelle?“, echote Jasmin erstaunt, „Das ist ein sehr interessanter Name. Darf ich erfahren, was…“
„Wie die Plakette in den Skorpion kommt?“, schnitt ihr Agatha das Wort ab und ließ ein Schulternzucken folgen: „Wenn ich das mal wüsste.“
Cal schaute sie an: „Da weiß ich mehr.“
„Wirklich, mein Prinz?“, fragte die XO und der Captain konnte ihr ansehen, dass sie gerade ein wenig überrascht war. Jetzt galt es nur, die Fassade aufrecht zu erhalten, sich eine glaubwürdige Story auszudenken und bei ihr zu bleiben. Wenn alles gut ging, würde niemand der hier Anwesenden – Captain und XO ausgeschlossen – erfahren, dass Cal sich da gerade eine Lügengeschichte de Luxe einfallen ließ.

Also wandte sich der Captain an Agatha: „River, erinnerst Du dich daran, dass Du mal für eine Woche so krank warst, dass Du die Staatsgeschäfte nicht mehr leiten konntest? Während dieser Angelegenheit in Ret’Tang?“
„Die Angelegenheit in Ret’tang“ – wie meine Leserinnen und Leser inzwischen wissen -  hat nicht viel mit einer „Krankheit“ zu tun, die Agatha daran gehindert hätte „Staatsgeschäfte“ zu leiten, mehr mit dem Fakt, dass sie in jenem kleinen, beschaulichen, romulanischen Ort assimiliert worden war. Da Cal jedoch irgendwelche Namen brauchte, um die ganze nun folgende Geschichte mit irgendwelchen Pseudo-Fakten zu unterfüttern, nahm er diese Situation und verwandelte sie in eine „Krankheit.“
„Du meinst“, schaute ihn seine XO an, „das eine mal, wo ich so krank war, dass ich dich angesteckt habe, weil Du nicht auf den Rat der Ärzte hören wolltest?“
Cal nickte: „Genau. Vorher kam mir ein Bote entgegen und berichtete davon, dass eines unserer Handelsschiffe, die Khen’sha, von einer Mission nicht zurückgekehrt war. Ich habe die Libelle ausgesandt und sie kam ebenfalls nicht zurück.“
Tief Luft holend schaute Agatha ihren Freund an, verschränkte die Arme vor ihrer Brust, verengte die Augen zu Schlitzen und schüttelte den Kopf: „Warum hast Du mir das nicht vorher gesagt?“
‚Wow!“’, schoss es dem Kommandanten der DRAGONFLY durch den Kopf, Mann ist sie gut!’
Doch das konnte er ihr momentan aus verständlichen Gründen schlecht sagen. Stattdessen kanalisierte er all seine Schauspielkunst – von der irgendjemand mal gesagt hatte, er wäre nicht so gut wie Captain Picard, sondern eher so „gut“ wie Captain Kirk – warf sich vor ihr auf die Knie – „AU, das tat weh!“, dachte er sich – und presste beide Hände in anbetender Form aufeinander.
„Bitte“, keuchte er, „bitte vergeben Sie mir, meine Prinzessin. Ich dachte nur ich… ich könnte es Ihnen nie sagen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Libelle ihr Lieblingsschiff war.“
Erneut überraschte es ihn, wie schnell sich Agatha an eine Rolle anpassen konnte. Sie ging neben ihm in die Knie, bettete seinen Kopf an ihre Schulter, streichelte ihn beruhigend und sagte so leise, dass es tatsächlich nur für seine Ohren bestimmt schien, aber so laut, dass es eigentlich jeder hören konnte, der daran interessiert war: „Und Du meinst, mein dummer Ehemann, dass ich das nicht inzwischen herausgefunden hätte?“
Der Captain schaute sie „verblüfft“ an: „Ich dachte… ich wusste nicht…“
„Es ist in Ordnung, Doktor. Und wir haben die Libelle ja gefunden.“
„Teile von ihr“, korrigierte Aladdin und deutete auf die Plakette.
Cal blickte zu seiner XO - konnte sehen, dass auch sie denselben Gedanken hatte: „Meine Güte – wo der Mann recht hat, hat er Recht.“
„Vielleicht“, so ließ sich nun Jasmin vernehmen, „weiß ja Mechanikles, wo euer Schiff ist?“

„Mechanikles?“
Cal hob fragend eine Augenbraue und Agatha kam nicht umher, festzustellen, dass er sie gerade ein wenig an Spock erinnerte. An einen emotionalen, im Vergleich zum Original ziemlich dummen und sehr unlogischen Spock, ohne spitze Ohren und mit einem komplett anderen Gesicht, aber – wenigstens kriegte er die Spock-Augenbrauen hin. Sie schüttelte innerlich den Kopf. Nein, er war wirklich nicht gerade ein gutes Spock-Lookalike und würde auf einem Ähnlichkeitswettbewerb vermutlich nicht einmal in die Kategorie „Ehrenhafte Erwähnungen“ geraten.
Und sie musste feststellen, dass die Prinzessin da tatsächlich einen guten Verdächtigen gefunden hatte. Gerade, als sie es erklären wollte, erhob Jasmin wieder ihre samtweiche Stimme und betrachtete den Captain aus ihren großen Augen.


„Wenn euer Schiff Libelle heißt und wenn die Plakette der Libelle im Metall des Skorpions zu finden war, liegt die Vermutung ziemlich nahe, dass Mechanikles zumindest eine Ahnung haben könnte, wo das Metall herkam.“, zuckte Jasmin mit den Schultern.
Der „Straßenjunge“ Aladdin konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen stahl. Das war seine Frau. Schön, jung, klug, kämpferisch – was wollte man mehr?
„Ich werde ihn verhören.“
Die Stimme Razuls zeugte wieder einmal von mehr als nur geschäftsmäßigem Tonfall – manchmal hatte Aladdin das Gefühl, als würde der Hauptmann der Wachen seinen Job viel zu sehr genießen.
Also räusperte er – Aladdin – sich und blickte Razul an: “Wir beide werden Mechanikles verhören, wenn es Dir nichts ausmacht.“
Ja, das war schon eine Mischung aus Überraschung, Resignation, einem „Mach doch, was Du willst“ und einem „Pfusch nicht in meine Kompetenzen rein, Straßenköter!“, das in den Augen von Razul aufleuchtete. Der agrabahnische „Prinz“ genoß es.
Und dann räusperte sich der Sultan.
Natürlich – er war die letzte Instanz, er war die entscheidende Kraft, an ihm hing es.

Razul knurrte.
Gut, er hatte nicht damit gerechnet, Mechanikles allein verhören zu dürfen, aber dass nicht nur Aladdin, sondern auch Prinz Doktor und Prinzessin Song ihm bei dem Verhör Gesellschaft leisten durften, war etwas, was ihm weniger behagte. Was wussten diese beiden Hochwohlgeborenen denn über so etwas wie Verhörprotokolle?
Als er die Tür öffnete, ruckte Mechanikles Kopf hoch und er lächelte.
„Soso, Aladdin, Razul und mein Lieblingsrollbraten kommen mich besuchen.”
Zugegeben, es war nicht sonderlich respektvoll, aber Razul konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass Prinz Doktor, in diesem Netz, tatsächlich wie ein Rollbraten ausgesehen hatte. Dennoch, das sagte man nicht. Und er – Razul – würde Mechanikles schon entsprechendes Benehmen einbläuen, wenn man ihn ließe. Hier ging es nicht darum, dass er Prinz Doktor sowieso nicht leiden konnte, hier ging es darum, dass man sich mit jemandem gegenüber, der einen gewissen Stand hatte, einfach nicht so benahm.
Die Ohrfeige, die Razul dem Griechen darauf hin verpasste, ließ den Kopf des Mannes gegen den nächsten Stein knallen.

Neben sich machte Agatha ein „Autsch, das tut ja schon vom Zusehen weh“ und Cal schluckte hart.  Er wusste nicht, ob dieses Erlebnis nun schon drei oder doch eher so anderthalb Tage her war, aber vor seinem inneren Auge blubberte eine Erinnerung hoch.


Doch in dem Moment, in dem er sah, dass Agatha ihn unverständlich anblickte, stellte er fünf Sachen fest – erstens, ein Treffer mit der Faust gegen das Kinn ist eine schmerzhafte Angelegenheit, zweitens ein Treffer mit der Faust gegen das Kinn, durchgeführt von einem extrem wütenden Riesen reicht aus, um einen 75 Kilo-Captain seitwärts gegen eine 65 Kilo-XO zu schleudern, die durch die Wucht gegen eine Wand geschleudert wird, drittens sah Agatha, trotz der Kopfverletzung ziemlich friedlich aus, viertens hatte sie ihn nicht verstanden und fünftens, der grobe Klotz ihn dafür um so mehr.
Schnell wirbelte er herum, hatte seinen Phaser gezogen, ihn aktiviert und fühlte sich bemüßigt, einen weiteren Disneyhelden zu zitieren – oder besser gesagt – ihn an seine Situation anzupassen: „Frei nach Darkwing Duck – siehe Licht, Bösewicht!“
Damit feuerte er, was Kleiderschrank und seine Mannen auf der Stelle erstarren und dann kollabieren ließ.
Erleichtert atmete der Captain aus und eilte dann zu seiner bewusstlosen XO. Er tastete nach ihrem Puls, atmete erleichtert aus, beugte sich vor und tat das, was ein Prinz mit einer Prinzessin tut – er gab ihr einen langen Kuss.

Er wirbelte zu Agatha herum, nahm sie in den Arm und zuckte zurück, als er ihren entsetzten Gesichtsausdruck wahrnahm.
„Was ist?“, fragte er, „Hab ich ne Wespe im Haar?“
„Das nicht, aber was war das gerade?“
Cal schluckte. Er hatte vor seinem inneren Auge gesehen, wie er versehentlich Agatha ausgeknocked hatte und hatte gespürt, wie die Wut in ihm emportgekocht war. Niemand verletzte Agatha und kam damit ungestraft davon.
Niemand – auch kein Typ, der aussah, als wäre er ein Profiwrestler.
„Entschuldigung, Prinzessin Song.“, murmelte er gegen ihre Lippen, „Aber – ich hatte mich gerade daran erinnert, wie dieser Brutalinski hinter mir dich …“
Er schluckte, spürte, wie sie ihn anlächelte und den Kopf schüttelte: „Es ist doch alles in Ordnung gekommen. Und jetzt Augen nach vorne, mein Liebling.“
Der Captain nickte und wandte sich in dem Moment um, in dem Razul die Plakette der DRAGONFLY vor Mechanikles auf den Boden fallen ließ.
„Wo kommt das her?“

Irgendwie erinnerte Cal die gesamte Situation gerade an einen Film. Verdammt, er hatte Tony doch gerade erst einmal ein paar Tage gekannt und schon zuviel Zeit mit ihm verbracht. Der Film, an den den Captain die Situation erinnerte, hieß „The Dark Knight“ und er kam sich gerade so vor, als wäre er Police Comissioner Gordon, der gerade Batman ein Verhör durchführen ließ. Das würde den guten Razul zu Batman und Mechanikles zum Joker werden lassen – eine Charakterisierung, die den Captain nicht sonderlich überraschte.
Mechanikles warf einen abschätzigen Blick auf die DRAGONFLY- Plakette, ehe er mit den Schultern zuckte: „Kenne ich nicht.“
„Es ist aus deinem Skorpion“, erklärte Razul und bohrte seinen Blick in den des Griechen, was dieser durch ein amüsiertes Lächeln quittierte: „Ich bitte dich, Muskelprotz – glaubst Du ernsthaft, ich würde Dir etwas sagen? Ich, Mechanikles, das Genie?“
„Zumindest der Mann mit den wenigsten Minderwertigkeitskomplexen.“, stellte der Captain fest und trat neben Razul.
Mechanikles musterte ihn: „Ja, Rollbraten?“
Cal räusperte sich.
Nein, er würde diesen Köder nicht schlucken, er würde sich nicht provozieren lassen. Also trat er einen Schritt zurück und nickte zum Hauptmann der Wachen herüber: „Bitte, fahr fort.“
Ein grimmiges Nicken seitens Razul, dann wandte sich der muskelbepackte Wächter wieder an den Griechen. „Wie kommt dieses Ding in deinen Skorpion?“
„Ich habe es aus dem Altmetallmüll?“, lächelte Mechanikles dünnlippig. Der Captain gab einen abfälligen Laut von sich: „Klar – besonders weil das Recycling schon erfunden und die Preise für Kupfer so hoch sind, nicht wahr?“
Dann trat er auf den Griechen zu, stieß beide Hände auf den Tisch und funkelte Mechanikles an: „Diese Plakette kommt von einem unserer Schiffe. Ich will wissen, wie, wann und wieso Du in den Besitz dieses Dings gekommen bist.“
Die Antwort Mechanikles bestand aus einem lauten Lachen.
Verblüfft blickte der Captain zu seiner XO und dann zu Razul: :“Weiß einer von euch, warum er lacht?“
 TBC
 Kapitel 13.5 

Irgendwie war Theti nicht sonderlich wohl zu Mute. Zwar unterhielt sich Prinzessin Jasmin mit ihr und zeigte ihr einige Nettigkeiten des Palastes – beispielsweise das Spielzeugzimmer des Sultans – aber sie konnte sich nicht ganz konzentrieren. Diese komplette Sache kam ihr merkwürdig vor. Agrabah war zwei mal angegriffen worden, den einen Angreifer hatte man verhaftet, die Angreiferin in die Flucht geschlagen. Fall abgeschlossen, Abenteuer vorbei. Oder? Sie konnte sich nicht helfen – es war viel zu einfach. Und „einfach“ ließ ihre Alarmglocken immer klingeln. So wie damals, als man Ratofer - der treuen rechten Hand des Pharaos - nachgesagt hatte, dass es sich bei ihm um einen Verräter handelte. So wie damals, als sie in das Labyrinth des Seth eingedrungen waren, um den goldenen Sarkophag zu finden, in dem Horus eingesperrt worden war. So wie damals, als Papyrus und sie gemeinsam festgelegt hatten, dass sie nicht mehr sein wollten, als gute Freunde – und wie toll das funktioniert hatte, konnte man nun sehen. Seit knapp zwei Jahren waren die Beiden ein Paar – und glücklich obendrein. Natürlich hatte es ein paar Probleme gegeben und Mehren-Re hatte ihr mehr als einmal gedroht, sie zu enterben, aber letzendlich hatte sich das als einfache Besorgnis eines Vaters herausgestellt.
Nun hatte sich also alles wieder zum Guten gewandt. Oder?
Theti war sich nicht sicher, wobei sie sich momentan relativ sicher fühlte.  So sicher, wie im heimischen Palast in Theben.

Theben. Wie gern würde sie dorthin zurückkehren und sagen, dass sie es geschafft hatte, einen Handelsvertrag mit Agrabah zu schließen. Schließlich waren die Güter, die aus dieser Stadt – einer der Prachtvollsten der sieben Wüsten, wenn nicht gar die Prachtvollste – von auserlesener Qualität. Selbst der Transport durch die unwirtliche Umgebung der Wüsten machte den Gütern nichts aus. Vielleicht sollte man ein neues Verb erfinden, um diese Fähigkeit herauszustreichen? Sowas wie „unverwüstlich“, oder so?
Ausserdem hatte Argabah eine der fortschrittlichsten Bibliotheken – weit umfassender, als die des untergegangenen Alexandriens.

Aber sie brauchte den Nil – ihren Strom – die bunten Hütten am alten Markt und die „echte“ Art der Beiden Länder.  Und sie brauchte ihre Freunde. Gut, Papyrus hatte sie immer dabei und er vertrieb ihr die Langeweile, die sie manchmal überkam, so gut es ging. Aber sie vermisste auch Ratofer, den Berater des Pharaos, mit seiner weisen, unendlich gütigen Art, die freche Räuberprinzessin Tiya, mit der sie schon den einen oder anderen – mehr oder weniger spaßig gemeinten – Disput ausgefochten hatte, Imotep, der als Schreiber und Krieger, als Architekt tätig gewesen war und der nun – so wie sie erfahren hatte – ernsthaft darüber nachdachte, ins Hohepriesteramt zu wechseln. Sie konnte es eigentlich nicht fassen. Imotep, einer der lebenslustigsten Männer, den sie kannte, wollte ins Hohepriesteramt wechseln. Ob dies eventuell mit der jungen Frau zu tun hatte, der er auf dem Markt begegnet war und die ihre Absicht, sich als Leibwächterin des Pharaos zu bewerben, deutlich gemacht hatte? Wie hieß sie gleich? Anck-su-namun oder so ähnlich.Interessanterweise hatte sich auch Setos, einer ihrer jüngeren Cousins, am Amt des Pharaos interessiert gezeigt, aber bis er die Staatsgeschäfte leiten konnte, vergingen noch ein paar Jahre.

 „Entschuldigung, was hast Du gerade gesagt?“, wandte sie sich dann an Jasmin, die sie verblüfft anschaute und dann amüsiert lächelte: „Du bist mit deinen Gedanken wohl gerade in Theben?“
War sie tatsächlich so leicht zu durchschauen?
Ein leicht verlegenes Lächeln huschte über ihr schönes Gesicht, als sie sich Jasmin nun komplett zuwandte: „Ich bitte um Entschuldigung, ich bin … ein wenig nervös.“
Die Prinzessin von Agrabah nickte, stand auf und ging zum Balkon ihres Zimmers. Theti folgte ihr, um sich neben ihr auf die marmor-weiße Oberfläche der Balkonbrüstung zu lehnen.
„Ich kann es dir nicht verdenken“, lächelte Jasmin und warf einen Blick auf die Landschaft unter sich, den Park, den man künstlich angelegt hatte, um wenigstens ein bischen Grün in der Wüste zu haben., „Die Sache mit Morgana und mit Mechanikles kann einen ziemlich durcheinanderbringen, nicht wahr?“
„Oh ja“, nickte Theti und wandte sich dann um, sich rückwärts an die Brüstung lehnend: „Aber in Theben ist es auch nicht anders. Papyrus und ich kämpfen regelmäßig gegen eine Gottheit namens Seth, die unser Land vernichten will.“

„Seth?“, fragte Aladdin und brachte sein Schwert in Verteidigungsposition. Es kollidierte mit der Waffe des Ägypters, schlug Funken. Der Mann aus Agrabah stemmte seine Waffe gegen die von Papyrus, stieß sich dann weg, vollführte eine Pirouette und lächelte den Besucher an.
Dieser nickte anerkennend, hob das Schwert an und begab sich in eine Verteidigungsposition. „Dein Angriff, edler Aladdin.“, lächelte er, ehe er mit den Schultern zuckte und dann nickte: „Und ja – Seth. Er will uns vernichten. Warum – das weiß ich auch nicht.“
„Vielleicht können wir helfen?“
Aladdin hob sein Schwert an und stürmte zu einem Angriff los – wobei er ins Leere stieß, als sich Papyrus plötzlich zur Seite warf und den Blick auf eine Säule freigab, mit der der Junge aus Agrabah kollidierte und an ihr herunterrutschte.
„Autsch“ murmelnd richtete er sich auf und fand sich, auf das golden-schimmernde Schwert Papyrus’ blickend, wieder.
„Ergibst Du dich, Diener Seths?“, fragte dieser und Aladdin hob beide Hände: „Ja und ich schwöre auf Ewig Seth ab.“
Damit grinste er, stand auf und legte den Kopf schief: „Wenn ich das richtig sehe, führten wir beide, ehe wir unsere Prinzessinnen trafen, mehr oder weniger das selbe Leben, oder?“
„Mehr oder weniger“, lächelte der Ägypter schräg, „Ich war ein einfacher Fischer, ich habe nie gestohlen.“
„Wenn die Mäuse fehl’n, muss man eben stehl’n“, zuckte Aladdin mit den Schultern, „Ausserdem habe ich diesem Lebensstil schon vor Jahren abgeschworen.“
Papyrus nickte: „Was auf deine Freunde nicht ganz zutrifft, kann das sein? Ich hab deinen Affen gestern dabei erwischt, wie er sich an der Kette Thetis zu schaffen machen wollte.“
Der ehemalige Straßenjunge verschränkte die Arme vor der Brust: „Hey, Abu würde soetwas nie…“
„Tun?“, grinste Papyrus, „Du klingst wie Tiya, die Räuberprinzessin. Sie ist eine gute Freundin von mir und wohnt in einem zerstörten Sphinxkopf mit toller Aussicht auf die Stadt.“
Aladdin seufzte: „Erinnert mich an meine ehemalige ‚Unterkunft’. Ich hatte auch einen tollen Ausblick auf die Stadt, aber…“
„Geschenkt.“
Der Mann aus Theben steckte sein Schwert wieder in die dafür vorgesehene Scheide, die er auf den Rücken gebunden hatte, ehe er sein agrabahnisches Pendant ansah: „Ich wollte dich nur necken. Ich bin sicher, du hast ein entbehrungsreiches Leben geführt und – das verbindet uns.“

Jasmin schaute die thebische Prinzessin an und schmunzelte: „Wie hast Du deinen Mann eigentlich kennengelernt?“
Schulterzuckend blickte Theti sie an: „Nun – so genau weiß ich das gar nicht mehr. Ich erinnere mich daran, dass Aker mir eine Medizin gab, die mich betäubte. Und als ich wieder zu mir kam, hatte Papyrus mich gerettet. Wie war es bei Dir?“
„Ich war auf dem Markt und habe einen Apfel geklaut.“
„Bitte?“
Theti verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihre Amtskollegin spöttisch-amüsiert an: „Prinzessin Jasmin von Agrabah muss stehlen?“
„Wenn die Mäuse fehl’n, muss man eben stehl’n.“, zuckte die Frau mit den Schultern und blickte Theti dann an: „Ausserdem wusste ich nicht, dass ich stahl. Ein kleines Kind wollte einen Apfel haben und ich habe – in einem Anfall von Naivität – diesen Apfel genommen und ihm dem Jungen gegeben. Dass der Apfelverkäufer damit nicht ganz einverstanden war, dürfte klar sein. Und da ist dann Aladdin eingesprungen, hat mich als seine schwachsinnige Schwester ausgegeben und – naja - ich hab mitgespielt. Es war schon ein sehr interessanter Tag.“
„Das glaube ich dir.“, grinste Theti und schüttelte den Kopf: „Du machst ja Sachen.“
„Hey, ich bin damals aus dem Palast abgehauen, weil ich es nicht ertragen konnte, dass alle Entscheidungen für mich getroffen wurden. Ich dachte, ausserhalb des Palastes ist die Welt anders. Wie anders konnte ich damals ja nicht ahnen.“
Sie lächelte eine Spur melancholisch. Es waren tatsächlich etliche Sachen passiert, die ihr zeigten, wie das Leben in dieser Welt, abseits des Palastes, war und dennoch – sie war viel zu freigeistig, um sich in diesen strikten Regeln des Palastlebens zu ergeben.
Kurz schossen ihr die Ereignisse der letzten Tage durch den Kopf und sie konnte nun, ein wenig abseits des Protokolles, nicht anders, als festzuhalten, dass diese Situationen mal wieder komplett nach ihrem Geschmack waren. Sie liebte es, wenn es ein wenig chaotischer war, wenngleich ihr die „Gefahr für Leib und Leben“ nicht ganz behagte. Aber hin und wieder ein kleines Abenteuer erleben, eine kleine Eskapade, das hielt den Geist wach. Und nicht umsonst beinhaltete das Wort „Eskapade“ das Wort „Escape“ – also Flucht. Sie grinste. Des Genies Wörterbuch sei dank.

„Das Leben in der ‚Realität’ ist wirklich ein wenig anders, nicht wahr?“, riss sie Thetis sanfte Stimme aus den Gedanken und sie konnte nicht anders, als Nicken. Stimmt. Ausserhalb der Palastmauern war das Leben damals ein Kampf gewesen – ein Kampf ums Überleben. Und so sehr sich die Situation auch gebessert hatte, so sehr war sie auch beim Alten geblieben. Wenn sie – Jasmin – wüsste, dass in knapp 7000 Jahren jemand singen würde „The more things change, the more they stay the same“, sie würde diesen Satz einfach nur unterschreiben.

„Ich glaube, das gilt auch für eure Bösewichte“, erklang die Stimme Prinzessin Songs von der Tür. Sie taumelte auf den Balkon, hielt sich mit einer Hand ein Auge und stützte mit der anderen Hand einen ziemlich ramponiert aussehenden Prinz Doktor.
Kurzzeitig huschte so etwas wie Panik durch Jasmins Körper, sie konnte sich ein entsetztes Aufkeuchen nicht verkneifen, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte und den Kopf schüttelte: „Mit wem habt ihr euch diesmal angelegt?“

Jasmin hatte schon etliche Male Aladdin verarztet. Der Mann ertrug es mit stoischer Gelassenheit und machte aus seinen Verletzungen keine große Sache. Prinz Doktor allerdings war von einem vollkommen anderen Schlag. Als sie einen kühlen Lappen auf sein blaues Auge legte, reagierte er mit einem Geräusch, das nach einer Mischung aus Zischen und Stöhnen klang. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich dann zu Agatha, die neben Cal auf dem Bett der Prinzessin lag und den kühlenden Lappen mit einem dankbaren Seufzen entgegennahm.
Dann wandte sich Jasmin den blauen Flecken an Prinzessin Songs Bauch zu.
„Wie ist das passiert?“
„Dein Razul ist durchgeknallt.“, sagte der Prinz, rappelte sich in die Sitzende und wurde sofort von Theti wieder ins Bett gedrückt, was sie mit einem „Liegenbleiben“ kommentierte.
Der Prinz blickte zu Theti, gab ein protestierendes „AU!“ von sich und murmelte „Deine Krankenmanieren sind auch nicht ganz astrein“, ehe sich Prinzessin Song ihm zuwandte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Prinz Doktor schaute sie an, dann erschlaffte er.
So etwas hatte die Prinzessin noch nicht gesehen, rieb sich verwundert über die Augen und schaute Song dann an: „Was war das?“
„Sagen wir einfach, ich habe ihn gerade ein wenig verzaubert.“
Sprachs und beugte sich vor, um die blauen Flecken zu begutachten.
„Sieht schmerzvoll aus.“, murmelte sie, tastete danach und sog dann kurz die Luft ein, ehe sie sich mit einem „Japp und tut weh“ zurück ins Bett sinken ließ.
Jasmin konnte sich nicht helfen, in ihr kam sowas wie „Schwesterlichkeit“ empor. Sanft griff sie nach Prinzessin Songs Hand und lächelte sie an: „Wir kriegen dich wieder hin.“
Damit legte sie die Hand der Prinzessin in die des bewusstlosen Prinzen neben ihr und nickte mit dem Kopf Richtung Theti, die nickte.

Wenn Razul wirklich ‚durchgeknallt’ war – um einen Ausdruck des Prinzen Doktors zu gebrauchen – dann war die Situation mehr als nur verzweifelt. Der Hauptmann der Wachen kannte jede Ecke des Palastes, wusste, wie das Muster aussah, nach dem die Wachen Partrouille liefen – kein Wunder, es waren ja seine eigenen Männer – und er wusste, wie man schnell und effizient an den Sultan gelangen konnte. Jasmins Füße hämmerten über den Boden, als sie sich beeilte, den Thronsaal zu erreichen.
Sie musste schneller als Razul sein, schluckte hart, als sie in Sichtweite der Tür kam und die Wachen sah, die dort Position bezogen und beschleunigte ihre Schritte. Die Wachen mussten sie durchlassen, sie war die Tochter des Sultans und sie würde verdammt sein, wenn sie nicht durchkam.
„Lasst mich durch“, keuchte sie, näherkommend und lächelte, als die Wachen genau das taten. Sie kam in den Thronsaal, schlidderte auf den Sultan zu und blieb stehen.
Der kleinwüchsige Mann blickte auf, runzelte die Stirn und schaute sie fragend an: „Was ist los, Jasmin?“
„Razul“, keuchte sie, „Er… er ist…“
Weiter kam sie nicht, da sie in diesem Moment die mächtige Pranke des Hauptmanns der Wachen auf ihrer Schulter spürte: „Was ist mit mir?“
Jasmin fürchtete, sich eine Milisekunde des Entsetzens nicht verkneifen zu können, ehe sie sich an den Muskelprotz und elendigen Verräter wandte: „… immer ein bischen zu spät dran.“
Sie schluckte und hoffte, dass der Mann ihr diese Einleitung glauben würde. Kurz bemerkte sie, wie er sie forschend anblickte, eine Handlung, die sie ihm gleichtat. Sie konnte in seinen Augen keine Spur von irgendeiner Besessenheit erkennen – also fragte sie sich, warum Prinz Doktor und Prinzessin Song gesagt hatten, dass er – Razul – durchgedreht war.
Doch ihr Vater wusste von all diesen Ereignissen nichts, lächelte ihr und Razul zu und wandte sich dann wieder zu seinem Spielzeug um.
„Prinzessin Jasmin, kann ich Sie kurz sprechen?“

Der Kopf Jasmins ruckte zu Razul herum. Moment, was war das? Sie hatte schon oft genug in solchen Situationen gesteckt, um zu wissen, dass er sie jetzt vermutlich fangen und umdrehen wollte, sodass sie auf seiner Seite stand.
Aber wie kam sie aus der Nummer wieder heraus?
Schnell blickte sie sich um, doch sie fand keine Möglichkeit sich der Sache zu entziehen. Also nickte sie: „Natürlich, worum geht es denn?“
„Vielleicht sollten wir dies draußen besprechen?“
Jasmin schluckte, folgte dem Hauptmann und hoffte, dass sie eine Möglichkeit fand. Warum hatte sie Theti bei Doktor und River gelassen? Und kaum, dass Razul die Tür hinter sich schloss, wusste sie, dass es keine Möglichkeit gab, ihm zu entkommen. Keine, ausser einer.
Sie wirbelte herum, trat Razul dorthin, wo es am Meisten schmerzte – „Danke, Prinz Doktor“, grinste sie – und eilte los. Sie kam keine zwei Meter weit, wurde niedergeworfen von Hakim und Karif und in die Stehende gebracht. Razul kam auf sie zu, keuchte schmerzerfüllt und sie sah sich schon, wie er ihr eine Ohrfeige verpassen würde, die sie vermutlich in die dunklen Schleier der Ohnmacht riss.

Oder?
 to be continued

  Kapitel 14 Kapitalflucht

Kapitel 14.1

Aladdin hatte die Schreie gehört und machte sich auf den Weg. Jasmin – seine Jasmin – in Schwierigkeiten? Er würde nicht zulassen, dass ihr hier etwas geschähe. Also eilte er mit gezücktem Schwert auf die Quelle der Schreie zu und sah, wie Hakim und Karif die Prinzessin festhielten, die sich in ihren harten Griffen wandt und Razul auf sie zukam.
Er musste gar nicht großartig überlegen, wollte sich schon auf den Riesen werfen, als er hörte, was selbiger sagte: „Prinzessin, was stimmt mit ihnen nicht?“

„Prinzessin, was stimmt mit Ihnen nicht?“
Verblüfft hob Jasmin ihren Blick, den sie in Erwartung der, ihr alle Sinne nehmenden Ohrfeige, gesenkt hatte und schaute den Mann, der diese Worte gesprochen hatte, verblüfft an. Razul klang weniger wie ein Schurke, der seine Rolle spielte und Besorgnis vortäuschte – wie es damals Jaffar getan hatte – sondern tatsächlich so, als würde er sich um sie sorgen.

Konnte es sein, dass ihre Gäste, Prinz Doktor und Prinzessin Song gelogen hatten? Warum nicht? Die Möglichkeit bestand. Zwar würde sie es den Beiden niemals zutrauen, aber sie durfte nicht ausser Acht lassen, dass beinahe Jeder irgendwann in seinem Leben log. Die Frage, die sich dann stellte, war allerdings: „Warum?“
Warum sollte das Prinzenpaar sie anlügen? Welche Ziele hätten sie? Vielleicht … vielleicht hatten sie vor, zusammen mit Mechanikles und Morgana Agrabah zu übernehmen? Irgendwie konnte sie sich genau das nicht vorstellen. Schließlich war Prinz Doktor selbst unter den Zauber von Morgana geraten. Und einen Angriff durch Mechanikles hatten sie mitgeholfen, zu verhindern. War es daher nicht unlogisch, ihnen in dieser Hinsicht zu mißtrauen?

Und wenn Razul nur den Ahnungslosen spielte? Diese Möglichkeit musste sie auch in Betracht ziehen. Obwohl sie ihm genau das nicht zutrauen würde, flüsterte ihr eine kleine, innere Stimme Zweifel zu und sie musste der Stimme recht geben.  Schließlich hatte sie Razul ja mehrfach ausser Augen lassen müssen – und so wäre es möglich, dass für ihn das galt, was sie gerade noch dem Prinzen Doktor angedichtet hatte, unter den Zauber von Morgana gefallen zu sein.
„Razul?“, hörte sie die überraschte Stimme Aladdins, der auf sie zutrat und ihr einen besorgten Blick schenkte. Sie schüttelte sanft den Kopf, Zeichen dafür, dass ihr nichts passiert war und wandte sich dann wieder dem Hauptmann der Wachen zu, ehe sie ihren beiden Häschern einen Blick schenkte und ein „Lasst mich los“ zischte – oder  zischen wollte, denn in diesem Moment erstrahlten die beiden Wachen in einem roten Schein und fielen – steif wie zwei Bretter – nach vorne. Und in einem Anflug einer Ahnung, was da gerade geschah, warf sich Jasmin zu Boden. Keine Sekunde zu früh, denn sie spürte, wie etwas über ihren Körper raste, hörte ein lautes Zischen und dann einen überraschten Aufschrei von Razul. Dieser fiel dort, wo er stand, in sich zusammen.

Die Prinzessin warf einen Blick über ihren Rücken, musste kurz den Kopf schütteln, damit ihr schweres, dunkles Haar nicht im Weg war, und sah dann die Ursache des Kollapses. In geduckter Haltung, mit dem merkwürdigen Gegenstand in der Hand, mit dem er schon auf den Skorpion geschossen hatte, stand dort Prinz Doktor und gab nun seine Haltung auf. Er richtete sich zur vollen Größe auf, lockerte einmal seine Schultern und steckte den Gegenstand weg, ehe er auf Jasmin und Aladdin zutrat, beide mit einem „Na, alles klar?“ anlächelnd.
„Danke, uns geht es gut.“, lächelte die hübsche Prinzessin und richtete sich auf, als Doktor und Aladdin auf sie zutraten und ihr die Hand reichten. Dies mit einem weiteren „Danke“ und einem Lächeln quittierend, umarmete sie dann Aladdin und warf dann einen Blick auf die Männer, die am Boden lagen.
Prinz Doktor schaute kurz zu ihr, schenkte ihr ein amüsiertes Lächeln und schüttelte den Kopf: „Keine Sorge, sie sind alle drei nur betäubt. Als ob ich eure drei Top-Guys komplett umlegen würde.“
Damit ging er neben Hakim in die Knie, tastete nach seinem Puls und nickte. „Japp, einfach nur ausgeknocked.“
„Und was sollte dieser Auftritt?“
Diese Frage brodelte in Jasmin, schon seit der Prinz die drei Herren schlafen geschickt hatte. Sie stemmte die Hände in die Hüften, betrachtete den Prinzen von oben bis unten und schüttelte mißbilligend den Kopf: „Du hättest ja auch einen Ton sagen können.“
„Mhm“, nickte der Angesprochene, „Klar – damit Omar Sharif hier“ – er nickte zu Haikim- „sein Pittermesser zieht und es Dir an den Hals hält und dann einen Spruch á la „Wenn Du näherkommst, ist sie tot“ absondert?“
Erneut schüttelte der Prinz den Kopf: „Nee, nee – soweit kommt das noch.“
Sprachs und hob plötzlich die Hände.
„Und nun wirf die Waffe weg.“, hörte Jasmin die Stimme der Prinzessin Song hinter Prinz Doktor und trat einen Schritt zur Seite, um besser sehen zu können, was da vor sich ging. Tatsächlich. Auch die Frau, die sich ihr gegenüber als Agatha Silverbird vorgestellt hatte, besaß einen solchen magischen Gegenstand und presste ihn nun dem Prinzen Doktor in den Rücken. Sie konnte sehen, wie der Mann bleich wurde.

„Sch… Sch… Schatz?“
Cal konnte spüren, wie seine Stimme mehrere Oktaven nach oben kletterte, ein Fakt, für den er sie verdammte. Weiterhin verdammte er sich selbst dafür, sich nicht daran erinnern zu können, was geschehen war, nachdem sie die Arrestzelle, in der Mechanikles saß, betreten hatten – oder besser: nachdem er dem Griechen auf den Kopf zugesagt hatte, dass er wissen wollte, woher dieser die Plakette der DRAGONFLY hatte. Danach war er wohl ohnmächtig geworden und kam erst wieder zu sich, als er zusammen mit Agatha im Bett lag – und zwar nicht in seinem.


Die Augen aufgeschlagen konnte er nicht ganz glauben, wo er war. Das Bett, in dem er lag, war definitiv nicht das, in dem er die letzten beiden Tage aufgewacht und die gesamte Situation immer mal wieder als ‚Verrückten Traum, aber ich spiel dennoch mit’ abgetan hatte. Gerade er, der schon mit SG-1, Zylonen und Borg gekämpft hatte, erachtete eine Reise um knappe 7400 Jahre in die Vergangenheit für unrealistisch. Tse. Wie würde E-Rod sagen? „Wrap your head around that.“

Aber jedes Mal, wenn er wieder in Agrabah zu sich kam, warf er einen Blick auf seine zauberhafte Begleitung, sah, wie selbstverständlich sie mit der Umgebung umging und interagierte und stellte jedes mal fest „Ach, leck mich doch, ich spiel halt mit.“
So auch jetzt. Er spürte die Schwere der XO neben sich und hoffte, dass sie niemals erfahren würde, dass er in diesem Moment ihr zierliches Gewicht von 65 Kilo als „schwer“ bezeichnet hätte. Und ein Blick auf ihre mehr als offenherzige Kleidung bestätigte ihn darin – nein, schwer war sie nun wirklich nicht.

Sein Blick wanderte über ihren Oberkörper – die schönen Brüste und den flachen Bauch, hinunter über die langen Beine und er gönnte sich diesen einen Moment der wirklich primitiven Gedanken, ehe er den Kopf schüttelte. Nein, dies war immer noch keine NC-17 Fanfiction und selbst wenn, er würde eine schlafende Agatha garantiert nicht dadurch wecken, dass er sich auf sie legte. Einmal hatte er dies getan und hatte festgestellt, dass die Reflexe der XO verdammt schnell waren – genau so wie ihr Knie an einer für ihn sehr schmerzhaften Stelle.

So blickte er sich um, suchte nach etwas, mit dem er seine Freundin wecken konnte, ohne unromantisch zu sein und ihr einfach ein „MORGEN“ ins Ohr zu brüllen. Und ausserdem – wenn es eine rothaarige Frau mit Modelmaßen bei ihm aushielt, wollte er ihr dafür auch mehr als nur einen Grund geben.

Von draußen flatterte ein Papagei herein und blickte ihn an.
„Du bist nicht Aladdin“, stellte der Vogel überflüssigerweise fest, „Also schwirr ab, ehe ich die Palastwachen rufe.“
Das war ja wohl die Krönung. Drohte dieser komische Vogel ihm gerade?
Cal erhob sich, stellte fest, dass die Kleidung, die er trug, ein wenig verrutscht war, knüpfte seine Weste zu und trat auf den Vogel zu.
„Hallo“, lächelte er und legte den Kopf schief: „Hast Du ’N Namen?“
Nachdenklich schien das Tier ihn zu betrachten und der Captain konnte innerlich über die These mancher Menschen, dass Tiere keine Seele hätten, nur den Kopf schütteln. Wenn dieser Vogel keine Seele hatte, was dann?
„Mein Name ist Iago.“, sagte der Papagei und flatterte aufs Bett, „Und ich muss schon sagen, Du hast einen guten Geschmack was Frauen betrifft. Aber… mal ehrlich – hier in Prinzessin Jasmins Zimmer?“
Okay – Iago war anscheinend sehr frech. Kurz überlegte der Captain, wie er mit diesem Tier klarkommen sollte und entschloss sich, sehr zu seiner eigenen Überraschung, dazu, eine diplomatische Lösung zu wählen.
„Die Prinzessin hat uns hier reingelassen“, sagte er, was dem Vogel ein lautes „Klaaaaar“ entlockte. Cal merkte, wie ein leichtes, amüsiertes Zucken seine Mundwinkel erfasste und strich sich leicht über einen nicht-vorhandenen Bart, um dieses Zucken zu kaschieren.
Dann trat er auf den Vogel zu, setzte sich aufs Bett und lächelte: „Du kannst mir übrigens einen Gefallen tun, Iago.“
„Einen Gefallen?“, echote der Papagei mißtrauisch und verengte seine Augen zu Schlitzen, „Welchen Gefallen?“
„Oder besser: Ein Opfer.“, grinste Cal und gab sein Bestes, so diabolisch wie möglich dreinzublicken – zwischendurch gab es einfach nichts Besseres, um sich eine gute Laune zu verschaffen, als sich mit…
Damit griff er nach dem Vogel – und zog.

Die Feder machte ihren Weg über die durchtrainierten Bauchmuskeln der XO, als Cal seinen Blick zum Papagei schweifen ließ, der sich immer noch über die Behandlung monierte.
„Mir einfach so die Schwanzfedern herauszureißen. Ich werde mich bei Jasmin über dich beschweren. Jawohl!“
„Eine“, korrigierte der Captain, „EINE Schwanzfeder – und Du hast ein gutes Werk getan.“
Tatsächlich. Die Bauchmuskeln Agathas zuckten und sie schlug die Augen auf – was den Papagei zu einem Schrei und zum Wegflattern animierte.
Cal blickte dem Vogel hinterher und schüttelte den Kopf: „Ein Komischer Kauz.“
„Eigentlich ist das ein Papagei“, grinste seine Freundin und fing seinen Kopf mit beiden Händen ein, um ihm einen Kuss zu geben: „Danke übrigens für das Aufwecken.“
Er löste sich, ließ sanft eine Hand über ihren Arm gleiten und schaute sie an: „Immer gerne, immer gerne. Dafür bin ich doch da.“
Sprachs und nahm sie in die Arme, um mit ihr zusammen ins Bett zu sinken.
„Uhhh, Cal“, grinste die XO, „Was hast Du vor?“
„Der Papagei hat mich gerade auf eine Idee gebracht“, murmelte der Captain und küsste sie auf den Mund. Seine Hand glitt über ihren Rücken, zu den langen, dichten, roten Haaren und glitten zu den Haarwurzeln.
„Sag mal, was ist eigentlich mit uns passiert?“
Die Frage, die da plötzlich in Cals Kopf aufpoppte, war eigentlich berechtigt und er wandte seine Aufmerksamkeit kurz nicht dem halbnackten, auf sich liegenden Körper zu, sondern der berechtigten Frage.
„Nun“, setzte er an, sich selbst zu antworten, „Wir sind… wir… wir sind…“
Agatha küsste sie ihn, ließ ihre Hände über seinen Oberkörper gleiten.
„Wenn Du mich weiter küsst, kann ich mich nicht konzentrieren.“, murmelte der Captain gegen ihre Lippen. Sie lächelte – wild, verführerisch, schön – und hauchte: „Vergiss die Frage doch einfach.“
„Man könnte meinen, du wärest nicht du.“, stellte der Captain fest. Kurz pausierten Beide.
Und Cal merkte, wie sein Herz immer schneller schlug – und das nicht wegen der erotisierenden Nähe seiner XO, sondern ob des Faktes, dass sie ihn nur ausdruckslos anstarrte. Langsam versuchte er, unter ihr herauszurutschen und zuckte erschrocken zusammen, als sich dieser atemberaubende Körper verformte – in einen, mit nich minder atemberaubenden Proportionen gesegneten, weiblichen Körper, der allerdings einen Katzenkopf aufwies.
„M… Morgana?“, schluckte Cal und sie lachte: „Ja, Captain. Übrigens – nett, wie Du mit Mechanikles umgegangen bist und wie Du dich mit Razul angelegt hast.
Der Captain schrie entsetzt auf, nahm all seine Kraft zusammen, um die Katzengöttin von sich zu stoßen und eilte los. Wo war Agatha?

Er hatte sich auf die Suche nach seiner XO begeben und gemerkt, dass Jasmin offenbar gerade von Razul, Hakim und wie auch immer der andere Wächter hieß, abgeführt werden sollte. Da sollte es doch mit dem Gehörnten zugehen, wenn Cal da nicht helfen konnte. Was lag also näher, als die drei Auf-Kravall-Gebürsteten mit einem gezielten Phaserstoß auszuschalten?
Doch als er nun den Phaser in seinem Rücken spürte und die sanfte Stimme seiner XO hörte, schossen ihm einige zweifelnde Gedanken durch den Kopf.
„Sch… Sch… Schatz?“, stammelte er und war versucht, kurz einen Blick über seine Schulter zu werfen, doch der Druck des Phasers in seinem Rücken überzeugte ihn davon, dass dies eine mehr als nur dumme Idee war und das laute „Halt den Mund“, das Agatha beinahe schrie ließ ihn dann tatsächlich für ein paar Sekunden daran zweifeln, ob sie ihm nicht sofort einen Schuss verpassen würde. Und ein Phaser – selbst, wenn er auf „leichte Betäubung“ eingestellt ist – kann aus nächster Nähe extrem unschöne Konsequenzen für den Angeschossenen bringen.
Er schluckte, schaute hilfesuchend zu Jasmin und Aladdin, die jedoch ebenso erschrocken und geschockt dreinblickten, wie er es vermutlich tat.

 “Cal, ich werde dich jetzt ganz deutlich fragen.“ , hörte er die Stimme seiner XO und schluckte. Deutsch? Jetzt sprach sie Ruhrdeutsch mit ihm?
”Warum hast Du mich gerade betäubt”?
Die Verwirrung, die nicht nur Aladdin und Jasmin befallen hatte, als Agatha in die Sprache ausbrach, die für sie eine Art unverständliches Kauderwelsch sein musste, erfasste auch ihn. Nicht so sehr wegen des Kauderwelsch-Faktes, sondern wegen dem, was Agatha gesagt hatte.
Er stockte und wandte sich zu ihr: „Ich hab dich betäubt?“
Sie nickte. “Ja.“
Und dann begann sie, zu erzählen.


 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 27.06.14, 17:19
 Kapitel 14.2


 „Weiß einer von euch, warum er lacht?“

Irgendwie war die Frage Cals zu diesem Zeitpunkt zwar berechtigt, aber Agatha hatte keinen großartigen Gedanken daran verschwendet. Immerhin war er ein Filmbösewicht und vermutlich war es von ihnen vertraglich verlangt, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in ein schallendes Gelächter auszubrechen. Besonders, wenn es Mechanikles war, der ja in den Episoden – die offenbar auf realen Begebenheiten fußten – immer mal wieder in selbiges ausbrach.
Sie seufzte und blickte ihren Kommandanten an.
„Ich glaube“, versuchte sie ihre Gedanken, die sie gerade gefasst hatte, entsprechend zu verbalisieren, „der is eigentlich immer so.“
„Huhuhu, ohhh, da irrst Du dich aber.“, lachte es von griechischer Seite her und die XO blickte ihn verblüfft an, als er sie angrinste: „Ich hab überall meine Leute.“
Damit wandte er sich an Aladdin, der die ganze Zeit über still in der Ecke gestanden hatte.
„Nicht wahr?“
Und plötzlich klingelten Agatha Silverbirds Alarmglocken. Sie wusste nicht wieso, sie hatte nur das Gefühl, eine ähnliche Szene schon einmal erlebt zu haben. Aber woher? Irgendwie kam ihr der richtige Bezug nicht ganz in den Sinn, aber sie war sich sicher – sie hatte so eine ähnliche Szene schon einmal entweder erlebt, gehört oder gesehen.
Und als sich dann Aladdin mit einem Grinsen an Razul wandte, schrieen ihr sämtliche Schutzheilige Erster Offiziere, die man auftreiben konnte, in die Ohren, dass die Sache sehr unschön enden konnte.
Dessen war sie sich spätestens zu dem Zeitpunkt sicher, an dem Razul in die Knie ging, nachdem Aladdin ihm einen Schlag in den Magen verpasst hatte.
Nun wusste sie auch wieder, woher sie diese Szene kannte – sie hatte sie in „Ein Quantum Trost“ gesehen und riss ihren Phaser aus dem Halfter. Cal war währenddessen auf den Beinen, warf sich auf Aladdin, doch der Mann aus Agrabah machte mit dem Captain aus England einen kurzen und beinahe schmerzlosen Prozess, in dem er ihm erst einen Kinnhaken verpasste, dann beide Hände gegen seinen Hals rammte und die zusammensinkende Gestalt dann mit einem Fußtritt nach hinten taumeln ließ.
Als das Schussfeld endlich frei war, schrie die XO den Namen des Mannes.
„ALADDIN!“
Diese Stimme war zwar die ihre, aber sie war durch Panik so verfremdet, dass sie sie nicht wieder erkannte.
Verblüfft wandte sich der Abenteurer und Nun-mehr-oder-weniger-Prinz ihr zu und bedachte sie mit einem ironischen Lächeln, ehe er auf die Waffe in ihrer Hand schielte: „Vorsicht, damit könntest Du jemandem ein Auge ausschießen.“
„Komm mir zu Nahe und ich schieß dir ein Auge aus.“, zischte die XO, stellte ihren Phaser auf Betäubung und nahm Ziel.
Sie musste nur genau treffen – und hier gestaltete sich ein Problem. In der Beziehung Cal-Agatha war letztere die Überlegende, die Ruhige, die Moderierende, die sich zwar auch ihrer Haut gut erwehren konnte – aber wenn es ums Schießen ging, war Cal der Bessere von Beiden. Zwar schoss sie jetzt nicht Kilometer weit daneben, wenn es darauf ankam, aber ihre Trefferquote war nicht annähernd so beeindruckend wie die des Captains. Jenes Offizieres, der da gerade halbbewusstlos am Boden lag und gerade erst wieder zu sich kam.

Doch als sich Aladdin auf sie zubewegte, sah sie rot. Ihr Finger krümmte sich um den Abzug, die Waffe entlud sich in die Brust des Abenteurers – und raste hindurch. Die Reaktion Aladdins bestand in einem kurzen, überraschten Blick auf seine Brust, ehe er lächelte, seine Hand nach ihr ausstreckte und – sie wusste nicht mehr so genau, was dann passiert war, nur, dass sie sich am Boden wiederfand.

Cal, der neben ihr kniete, schüttelte den Kopf, so als müsse er gegen irgendetwas ankämpfen, dann lächelte er, packte sie und verpasste ihr einen Schlag auf den Kopf. Dunkelheit wogte heran.

Verblüfft blickten sich Cal und Aladdin an.
„Das war ich nicht.“, schüttelte der junge, agrabahnische Abenteurer den Kopf und der Captain zuckte mit den Schultern: „Ich kann mich an diese Begebenheit mal so gar nicht erinnern.“
Damit wandte er sich um, schluckte, als Agatha ihren Phaser anhob und die Mündung auf sein Gesicht deutete und hob gehorsam die Hände.
„Schatz, ich – ich wüsste nicht, dass ich dir eine verpasst habe. Im Gegenteil, als wir beide in Prinzessin Jasmins Bett zu uns kamen…“
Er stockte, legte den Kopf, seinen eigenen Worten lauschend, schief und schüttelte dann die Denkstube: „Nee, das klingt irgendwie… komisch. Also, Ich meine, als ich wach wurde, in Prinzessin Jasmins Bett liegend…“
Erneut unterbrach sich der Kommandant, blickte über seine Schulter die Thronerbin an und kratzte sich am Kopf.
Ja, wie sagte er es am Besten? Das war ja sowieso immer wieder eine der besten Fragen, die man stellen konnte: „Wie sag ichs meinem Kinde?“
Vielleicht konnte Jasmin ihm ja helfen?
Doch sein hilfesuchender Blick schien nicht wirklich zu fruchten, denn die Prinzessin blickte ihn genau so ratlos an, ehe sie sich an Agatha wandte: „Ihr Beide, Du und Prinz Doktor, seit in mein Zimmer gekommen und der Prinz war sofort kollabiert. Ich habe euch dann mein Bett zum Ausruhen angeboten und habe anschließend erfahren, dass Razul euch so zugerichtet habe. Also bin ich zum Thronsaal gekommen, um Vater vor dem Hauptmann zu warnen.“
Damit wandte sie sich an Cal: „Aber er schien nicht so bösartig, wie Du gesagt hast, bis ich fliehen wollte.“
„Wat, wie, wer?“
Der Captain blickte die Prinzessin verblüfft an und deutete auf sich: „Ich? Ich weiß noch nicht mal, was passiert ist, nachdem ich in den Kerker gegangen bin.“
Damit stockte er und blickte verblüfft in die Runde: „Moment mal.“
Dann trat er auf Agatha zu.
„Du sagtest“, schaute er ihr tief in die Augen, „dass Aladdin uns angegriffen hatte?“
„Ja.“, nickte die XO, was durch ein „Moment mal, alles Lüge“, seitens des Abenteurers abgebrochen wurde, „Ich war mit Papyrus im Nebensaal und habe eine Fechtstunde gehabt.“
Cal drehte sich zu ihm um und kam auf ihn zu: „Und ich bin sicher, Papyrus kann das bezeugen?“
„Natürlich. Wir haben uns über allerlei Mögliches unterhalten. Über die Sache mit Seth, beispielsweise, der dauernd versucht, Theben zu übernehmen.“
In Cals Hinterkopf klingelte ein Alarmglöckchen. Seth? Aber war dieser nicht…
Er stockte und schüttelte den Kopf. Dafür war jetzt einfach keine Zeit.
„Am Geschicktesten wäre natürlich“, sagte er dann und nickte in Richtung des bewusstlosen Riesen Razul, „wir würden warten , bis dieser wieder zu sich kommt.“
„Das halte ich jetzt für keine allzu clevere Idee.“, merkte Agatha an und Cal hob die Augenbrauen: „Warum nicht?“
„Vielleicht weil er sauer sein könnte, dass Du auf ihn geschossen hast?“; schlug Jasmin vor und grinste: „Das heißt, du hast ihn schon zwei Mal von den Beinen geholt.“
„Echt?“
Der Captain legte kurz, grübelnd, den Kopf schief, ehe er ihn erneut schüttelte und sich an Agatha wandte: „Okay, entweder lügst Du oder aber er lügt.“
Damit deutete er über den Rücken auf Aladdin, ehe er beide Hände hob und von XO zu Abenteurer blickte: „Ich weiß ich weiß – ihr würdet sowas nie machen. Das Problem ist, entweder lügt einer von euch oder hier gehen Sachen vor, die ich nicht ganz verstehe.“
Das leise „Als ob die Sache besser wäre, wenn Du es verstehen würdest“ von Agatha überhörte der Captain dann wohlweißlich, ehe er sich auf den Boden setzte.
Sachte massierte er seine Schläfen und murmelte ein: „Ich krieg Hirnverstopfung.“


 To be continued

 Kapitel 14.3

„Er kann einem schon Leid tun“, stellte Jasmin fest, als sie den Mann, den sie als Prinz Doktor von Fiktivistien kennen gelernt hatte, auf dem Boden sitzen und sich die Schläfen massieren sah. Aber die Sache war auch nicht einfach. Log hier einer oder logen hier alle? Konnte sie sich überhaupt vorstellen, dass ihr Aladdin sie belügen würde? Nicht, dass er es nicht schon einmal getan hätte. Allein ihr Aufeinandertreffen – ihr zweites Aufeinandertreffen, wie sie sich im Geiste korrigierte -  basierte auf einer Lüge. Damals hatte sich Aladdin als „Prinz Ali A Babwa“ ausgegeben, um ein würdiger Kandidat zu sein, um ihre Hand anzuhalten. Diese Charade hatte er nicht nur ihrem Vater, sondern auch ihr Gegenüber bis beinahe zum bitteren Ende, vorgespielt, solange bis Jaffar sie beendet hatte. Noch heute hatte sie das Lied im Ohr.
„Prinz Ali hatte noch nie die besten Manieren – erkennt Ihr denn nicht die Parodie?“
Und für einen Bruchteil einer Sekunde war sie tatsächlich geneigt, ihm diese Tat ernsthaft übel zu nehmen, aber bevor es dazu kommen konnte, wurde er von einem, nun mit allmächtigen Kräften ausgestatteten Großwesir Jaffar „ins Exil“ geschickt. Es ist eigentlich überflüssig zu erwähnen, wie die Sache ausgegangen war.

Und dennoch – Aladdin hatte es manchmal nicht so wirklich mit der Wahrheit. Sei es, weil er im schlimmsten Fall lediglich sich selbst, im Besten Fall alle anderen Involvierten, schützen will und er es manchmal wider besseres Wissen tut – oder aber dass er es selbst nicht besser weiß.  Aber Aladdin zu unterstellen, dass er erst Razul angriff und eigentlich nur einen gezielten Schlag brauchte, um den Riesen zu Boden zu schicken, Prinz Doktor niederzuschlagen und dann auch noch Prinzessin Song zu attackieren – das erschien ihr irgendwie unglaubwürdig.

Zugegeben, manchmal log Aladdin, aber er würde niemals Razul ohne Grund angreifen.
Und doch konnte sie sich ein „Würde er doch nicht – oder?“ in Gedanken nicht verkneifen und nicht verhindern, dass sie einen mißtrauischen Seitenblick auf den Mann warf, der neben ihr stand und Prinzessin Song aus weit-aufgerissenen braunen Augen, die ins Schwarze changierten, fassungslos anblickte. Fragte er sich gerade, was er Prinzessin Song getan hatte, das er ein solches Mißtrauen von ihr verdiente – oder wie sie es wagen konnte, ihn vor Jasmin bloß zu stellen – oder fragte er sich, wie er seine schändliche Tat so darstellen konnte, dass er sich aus sämtlichen Schwierigkeiten herauslavierte ?

Jasmin wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie ihrem Prinzen eigentlich und vollkommen traute. Und in ihrem Kopf, in ihren Gedanken, formte sich eine Art Idee. Vielleicht war es der Weltgrößte Strohhalm, den sie je gesehen hatte, aber – es war ihr egal. Sie klammerte sich an selbigen und sprach ihren Zweifel aus.

„Und wenn es nur jemand war, der wie Aladdin aussah?“
Der Knoten, der sich da um Cals Kopf legte, platzte. Er sprang, wie von einer Sprungfeder abgeschossen, von der sitzenden in die stehende Position, wirbelte um seine eigene Achse, sodass die Weste wild herumtanzte und schaute dann die Prinzessin an: „Wie war das gerade?“
Fragte es und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Erstens musste er vermutlich gerade so aussehen wie Matt Smith als Doctor Who, was besonders amüsant sein durfte, wenn man bedachte, dass man ihm selbst nachsagte, eher wie ein Schauspieler namens Jensen Ackles auszusehen. Zum Zweiten grinste er über seine eigene, himmelsschreiende Dämlichkeit. Zum Dritten war er froh, dass überhaupt jemand den Gedanken hatte und viertens amüsierte es ihn nicht gerade wenig, dass seine XO mit genau dieser Überlegung nicht einmal ansatzweise aus dem Gebüsch gekommen war.
Jasmin blickte ihn an und in ihren hübschen Augen konnte der Captain eine Art Verwunderung, gepaart mit Mißtrauen, funkeln sehen.
„Und wenn es nur jemand war, der wie Aladdin aussah?“, wiederholte sie die Frage, verengte die Augen zu Schlitzen, verschränkte die Arme vor der Brust und schenkte ihm einen Blick, der nicht nur Verwunderungsmißtrauen beinhaltete, sondern dies durch ein langsam in sie hineinkriechendes Amüsement toppte.
Cal lachte.
Dann wandte er sich um: „Aga… ich meine, River – wie konnten wir so dämlich sein?“
‚River’ schaute ihn an und schüttelte den Kopf: „Ernsthaft? Dein geliebter Erzfeind?“
„Erzfeind?“, echote Aladdin und schaute dann ebenfalls zu Cal: „Du hast auch sowas?“
„Jeder hat sowas, oder?“, zuckte der Captain mit den Schultern und wandte sich dann wieder an seine XO: „Ja, oder hältst Du das für kompletten Mimputz – äh – Mumpitz?“
„Das nicht.“
Auch Agatha Silverbirds Gesicht war ein einziger Ausdruck des Zweifels, als sie nach ihr „Das nicht“ ein „Aber dafür haben wir keine Beweise“ nachschob, ehe sie den Kopf nachdenklich schieflegte: „Obwohl…“

Jasmin konnte sehen, dass Prinz Doktor das „Obwohl“ seitens seiner Frau nicht ganz geheuer schien. Er blinzelte sie verwundert an. „Obwohl?“, echote er und die hübsche Frau aus Fiktivistien
Und dann sah sie den Prinzen auf einmal sehr unbehaglich schlucken und den Kopf schütteln.
„Nein, A… River, das kann nicht dein Ernst sein.“
Die Prinzessin aus Fiktivistien lächelte ein teuflisches, aber kleines Lächeln, trat auf den Prinzen zu und nahm ihn in den Arm: „Schatz, Dir wird nichts passieren, das weißt Du doch.“
Jasmin wusste nicht so ganz, was Agatha River Song Silverbird vorhatte, sah aber, dass Prinz Doktor kurz überlegte und seiner Frau dann ein Lächeln schenkte: „Okay, wir machen es mal wieder.“
Damit wandte er sich an sie – an Jasmin – und schenkte auch ihr ein Lächeln: „Wenn Ihr uns entschuldigen wollt? Wir müssen ein bischen was rekonstruieren.“
„Moment mal!“
Das war die Stimme von Aladdin, der nun an ihr vorbei auf Prinz Doktor und Prinzessin Song zutrat: „Wenn Ihr meint, dass ich mich einfach so beschuldigen lasse, dann denkt noch einmal nach.“
Und dann, mit einem Griff nach Jasmins Hand, als wolle er sich vergewissern, dass sie immer noch hinter ihm stand: „Bei der Rekonstruktion wollen wir dabei sein.“
Die Agrabahnische Prinzessin konnte sehen, wie das Prinzenpaar aus Fiktivistien einander anblickte und zumindest Prinzt Doktor zweifelnd den Kopf hin und her wiegte, ehe er sich seiner Frau zuwandte.
Diese murmelte etwas gegen seine Ohren – und Jasmin vermutete, dass es sich dabei um die Worte „Deine Entscheidung“ handelte. Der Prinz mit dem merkwürdigen Namen „Doktor“ warf ihr – Jasmin – dann einen Blick zu, ehe er mit den Schultern zuckte und nickte.

„Gut – dann… vielleicht wollen ja auch noch Papyrus und Theti zuschauen.“
Manchmal gibt es Sätze, für die man sich im Nachhinein irgendwo hin beißen könnte. Dieser war so ein Satz. Cal schüttelte innerlich den Kopf, als er den Satz ausgesprochen hatte und den leichten Stubser in seinen Rücken spürte. Natürlich – wie… wie konnte er so blöd sein?
Hier werden sich einige Leserinnen und Leser vermutlich verwirrt die Köpfe kratzen und ein „Ist das jetzt eine Fangfrage?“ murmeln, aber – Cal fragte sich in diesem Moment wirklich, wieso seine intellektuelle Kapazität nicht ausgereicht hatte, um alle möglichen und unmöglichen Faktoren in Betracht ziehen zu können. Oder zu deutsch: Er fragte sich, wie er so blöd sein konnte.
Die Frage wurde dadurch noch getoppt, dass Aladdin nickte: „Das ist eine gute Idee.“
Der Captain blickte über die Schulter zu seiner XO: „Ich glaube, wir brauchen ein größeres Zimmer.“

Sie bekamen ein größeres Zimmer, fanden sich nämlich alle in Jasmins Gemach ein. Zum ersten Mal diese Räumlichkeiten mit wachem Verstand betretend, ließ der Captain seinen Blick wandern und kam zum Schluss, dass die Prinzessin nun wirklich nicht schlecht wohnte. Hier konnte man ja beinahe untervermieten. Allein schon der Balkon wäre ein Festessen für jeden Markler und das luxuriöse Bett ließ auch keine Wünsche offen. Hier konnte man es vermutlich genießen, Abend für Abend in Morpheas Arme zu sinken.
„Und was habt Ihr nun vor?“, fragte Jasmin und riss den Captain damit aus seinen Mietwohnungsfantasien.
Betreten blickte er zu Boden, überlegte, wie er es am Besten erklären würde, doch Agatha kam ihm zuvor.
„Ich werde meinen Mann jetzt hypnotisieren und in Gedanken die ganze Episode im Kerker noch einmal erleben lassen.“
Der Captain riss seinen Kopf hoch und er war sich sicher, dass eine Spur Fassungslosigkeit in seinen Augen zu sehen sein würde.
„Manchmal wünschte ich, du wärest weniger schonungslos.“, schluckte er, zuckte dann mit den Schultern und ging aufs Bett zu, um sich auf die Kante zu setzen. Dann blickte er zu seiner XO: „Los komm schon – knock mich aus. Wir wissen beide, es führt kein Weg dran vorbei.“
Lächelnd trat Agatha auf ihn zu, nahm hinter ihm Platz und massierte seinen Nacken.
„Heute machen wir es mal ganz zärtlich.“, sagte sie und zog den Captain gegen sich.
Er spürte, wie sich seine Augen beinahe schon reflexartig schlossen und lächelte, als er die angenehme Wärme spürte, die ihr Körper ausstrahlte. Ja, hier konnte man sich wirklich fallen lassen. Langsam zogen ihre zarten Finger auf seinen Schläfen Kreise, ehe sie sich vorbeugte, seinen Nacken küsste und das Wort „Erdbeerparfait“ hauchte. Und – als wäre er ein Roboter – schaltete sich sein Verstand ab.

Jasmin beobachtete mit einer gewissen Faszination, wie der Mann, den sie als Prinz Doktor kannte, plötzlich gegen seine Frau sackte und einfach liegen blieb. Dabei wirkte er weniger wie ein Liebhaber,  eher wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Die Frau fuhr fort, mit ihren Fingern die Schläfen des Prinzen zu massieren, während sie ihm weitere Sätze ins Ohr flüsterte.


Dunkelheit umfing ihn. Die Stimme, die er hörte, drang klar wie Glockenhall an seine Ohren und bat ihn, sich noch mehr zu konzentrieren, „tiefer zu gehen“ – was auch immer das bedeuten mochte. Aber es interessierte ihn momentan nicht, er fühlte sich gut. Die Augen geschlossen, der Körper geflutet mit innerer Wärme, die sanfte Stimme Agathas in seinen Ohren – es interessierte ihn nicht, was seine XO sagte, bis sie ihm ein Wort ins Ohr hauchte.
„Jetzt“.

Calvin Nathan Cat öffnete die Augen.
Er wusste nicht, wann und wieso er geschlafen hatte, er wusste nur, dass er es getan haben musste. Oder zumindest „gedöst“, wie man so schön sagte. Mit einem Kopfschütteln versuchte er, die Schläfrigkeit, die sich seiner Sinne bemächtigte, zu vertreiben, spürte, wie sein Körper dennoch nachgab, sein Kopf auf die Brust sank und sein Hirn auf Stand-by geschaltet wurde…
Solange bis neben ihm jemand schrie.

Die Augen aufgerissen, warf der Sternenflottencaptain einen Blick auf die Situation vor sich. Aladdin hatte einen Kampfschrei ausgestoßen und sich auf Razul geworfen.
Verdammt, was tat der Junge da?
Er – der Captain – konnte es nicht wirklich sehen, aber er sah die Auswirkungen. Razul – der um mindestens einen Kopf größere Razul – brach plötzlich zusammen.
Und plötzlich durchzuckte Energie den Körper Cals. Er musste Aladdin stoppen, er musste ihn davon abhalten, etwas monumental-dummes zu tun, er…
Er selbst tat etwas monumental-Dummes, warf sich auf den Jungen aus Agrabah, der ihn schnell und kompromisslos mit erst einem Kinnhaken, dann zwei Handkantenschlägen gegen den Nacken und einem Fußtritt in die Magengrube fertig machte. Benommen ging der Captain zu Boden, hörte zwar das laute „Aladdin!“ das Agatha rief und sah, wie sie auf den Jungen feuerte, doch er fühlte sich zu schwach, um zu reagieren.

Das änderte sich, als Aladdin seine Hand nach Agatha ausstreckte und die gesamte Energie, die der Phaserstrahl auf ihn übertragen hatte und ihn eigentlich hätte betäuben sollen, auf die XO zurückfeuerte. Getroffen stöhnte sie auf, taumelte zu Boden und blieb liegen.

Das war der Moment, in dem Kampfgeist in Cal erwachte. „Scheiß was auf die Schmerzen“, dachte er sich, rappelte sich hoch und eilte zu seiner XO. Als seine Hand nach dem Puls suchte, merkte er, wie sein eigener Herzschlag vermutlich gerade in sehr ungesunde Frequenzbereiche wechselte.
Verdammt. Was sollte er tun, wenn er sie hier verlieren würde? Er wusste es nicht, er wusste nur eines – was auch immer Aladdin (oder wer immer das war) seiner Freundin angetan hatte, er würde ihn dafür bluten lassen.

Cals Hand griff nach dem Phaser der XO, ergriff die Waffe und überprüfte die Ladung.
Dann richtete er die Gerätschaft auf den jungen Mann aus, der wie Aladdin aussah, es aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht war. Und erst jetzt fiel ihm das enervierend laute Lachen auf, das Mechanikles von sich gab.
„Du nervst.“, murmelte er, zielte auf den Griechen und drückte ab. Betäubt sank der Mann in seiner Sitzposition in sich zusammen, ehe Cal wie Waffe wieder zu „Aladdin“ herumschwenken ließ.
„So, jetzt reden wir doch mal offen.“, sagte er, hob den Phaser und betrachtete sein Gegenüber: „Wer sind wir denn?“
„Captain Cat, dass Sie das bis jetzt nicht herausgefunden haben…“
Damit wurde der Körper des jungen Prinzen von Agrabah einer atemberaubenden Verwandlung unterworfen. Die Brust wurde deutlich ausgeprägter und weiblicher, die Hüften schrumpften, das Becken wurde jedoch wieder breiter, sodass eine Art „Sanduhrfigur“ entstand. Die Gesichtszüge des Prinzen wurden durch die einer wunderschönen Frau ersetzt – die aber leider ziemlich behaart wirkte und alles in allem sehr einer Katze ähnelte.
Nach ein paar Sekunden war dieser Aladdin verschwunden und hatte Mirage/Morgana Platz gemacht.

Cals Phaser ruckte hoch:“Okay, Pussy, keine blöde Bewegung oder ich puste Dir ein Loch in deinen schönen Oberkörper.“
Morgana lachte.
„Sag mal, hast Du nicht mitbekommen, das deine Freundin auch versucht hat, auf mich zu schießen? Das Resultat war ja nun nicht wirklich überzeugend.“
Damit legte sie den Kopf schief: „Aber gut, da nun so ziemlich alle – ausser uns – bewusstlos sind, können wir wirklich offen sprechen, meinst Du nicht auch, Cal?“
„Mich würde einfach nur mal interessieren, woher Du das weißt?“
Ein Zwinkern lief über die Augen Morganas und sie lächelte: „Vielleicht verrate ich es Dir – irgendwann.“
„Und vielleicht lasse ich Dich – irgendwann – laufen.“
Damit legte er wieder an: „Aber nicht heute.“
„Süß.“, quietschte die Katzenfrau voller Amüsement, „Wenn Du meinst, Du bist schneller als ich, dann – versuch dein Glück. Und nicht vergessen, ich hab deiner Freundin wehgetan – das willst Du mir doch sicherlich irgendwie heimzahlen, oder?“
„Darauf kannst Du Gift nehmen“, zischte Cal und fügte noch ein „Fahr zur Hölle“ an, ehe er abdrückte.

Der Captain grinste, als er sah, dass Morgana von einem grellbunten Farbspektakel eingehüllt wurde. Zwar bezweifelte er, dass sein Phaser genau das tun konnte, aber momentan war er froh, dass der Schuss überhaupt was gebracht hatte, es hätte ja auch sein können, dass…
Weiter kam des Captains Gedankengang nicht, denn „evil incarnate“ – Morgana – begann plötzlich eine Hand auf den Strahl zu legen, der aus der Waffe kam, und schien ihm – dem Captain – entgegen zu wachsen.
Zu diesem Zeitpunkt merkte er, dass die Waffe doch eigentlich nur einen kurzen Strahl hätte abgeben sollen, aber der Strahl noch immer aus der Waffe kam – und spürte, wie er zwar versuchte, den Schuss zu beenden, aber seine Hände sich nicht rührten.
„Was zum Henker…“, schoss es ihm durch den Kopf, als Morganas Hand plötzlich auf der seinen lag und das Gesicht der Katzenfrau Millimeter vor ihm auftauchte.
Dann berührte sie ihn, er fühlte eine Art Stromschlag, der durch seine Nervenbahnen eilte und hörte in seinem Kopf ein „Soviel Platz – hier gefällt es mir“. Und ehe alles dunkel wurde, wusste er, was geschehen war.

Der laute Schrei erschreckte ihn am Meisten. Er kam aus der Liegenden in die Sitzende und schrie noch immer, lauthals, panisch, als habe man ihm eine Biene in die Haare gesetzt. Cal spürte die Berührungen Agathas, hörte, wie sie etwas sagte und merkte, wie seine Panik von ihm abfiel. Erneut sank er in ihren Schoß, schaute sie an und lächelte. Vermutlich hatte Agatha ihm noch einen Trigger verpasst, der Emotionen ins Gegenteil verkehrte – denn die Panik, die er gerade hatte, war verschwunden und machte einem Wohlgefühl platz. Er streckte sich, rollte sich auf den Bauch und schaute seine Freundin an. Kurz stahl er ihr einen Kuss und flüsterte dann: „Ich weiß, was geschehen ist.“
„Und was?“
Sanft streichelte er ihr über das Gesicht, was die folgenden Worte ziemlich „out of Place“ wirken ließ: „Ich war von Morgana besessen.“

 To be continued

 Kapitel 14.4
“Ich war von Morgana besessen”.
Wenn Aladdin für jedes Mal, wenn er diesen Satz gehört hatte, ein Goldstück bekommen würde, hätte er … gut, er hätte ein Goldstück, denn Morganas Modus Operandi war normalerweise nicht auf so etwas ausgelegt. Allerdings sollte man sowas ja auch nicht komplett ausschließen. So erinnerte sich der ehemalige Dieb und jetzige Abenteurer daran, dass die Magierin ihn, Jasmin, Iago und Abu einmal in einer Art „Illusion“ gefangen hatte und jeden, der diese Illusion durchschaut hatte, nach und nach gefangen nahm. Ihm selbst war es erst aufgefallen, als Jasmin, die sich bisher zu sämtlichen Geschehnissen in dieser „Illusion“ mit einer gewissen – und wie sich nachher herausstellte: gerechtfertigten – Portion Skepsis gegenüber gestanden hatte. Und wie ihm seine Prinzessin nachher verraten hatte, besaß Morgana die Fähigkeit, sich in andere Personen zu verwandeln, ein Fakt, der ihm selbst auch hätte klar sein sollen, nachdem sich eine Würdenträgerin, die drei Tage in Agrabah gastiert hatte, vor seinen Augen in Morgana verwandelt hatte. Warum sollte es also nicht möglich sein, dass sie in andere Personen fahren konnte und sie nach ihrem Gutdünken handeln lassen?  Wenn dies allerdings so war – musste man dann nicht besonders vorsichtig sein, was man tat, wem man traute?
Der Gedanke hallte in seinem Kopf wieder, als die tür aufflog und Razul, zusammen mit Hakim und Karif im Raum standen, die Schwerter gezückt und auf Prinz Doktor gerichtet.
„Prinz Doktor von Fiktivistien.“, knurrte der große Hauptmann der Wachen, „Sie stehen unter Arrest.“

Jasmin wirbelte herum.
Die Hände in die Hüften gestemmt, betrachtete sie die drei Eindringlinge und schüttelte den Kopf. „Razul!“, zischte sie, „Ist das etwa eine Art, so in das Gemach der Prinzessin von Agrabah einzudringen?“
„Entschuldigung“, kam es von Razul, „Aber ich kann hier keine Sonderbehandlungen zulassen. Momentan ist dieses Quartier genau so zur Festnahme geeignet, wie jedes Andere.“
Und dann mit einem zerknirschten Blick in Richtung Jasmin: „Tut mir Leid, Prinzessin.“
Damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Prinz Doktor zu, der sich ganz gelassen aufrichtete.
„Hey, Yo, Määän, was’n der Deal?“, sagte er und bermerkte in dem Moment, in dem er dies gesagt hatte, offenbar selber, dass diese Worte ein wenig merkwürdig klangen. Neben ihm richtete sich Prinzessin Song auf, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie fing seinen zusammensackenden Körper, stabilisierte ihn und ließ ihn los, als der Prinz den Kopf schüttelte und sich aufrichtete.
Dann, den Kopf schiefgelegt, schaute er den Hauptmann an: „Entschuldigung, falls dich meine Magie umgehauen hat. Ich dachte, Du wolltest Prinzessin Jasmin angreifen und da hab ich gehandelt, ohne vorher nachzudenken.“
Er ging auf Razul zu und hielt ihm die Hand hin: „Friede?“
Sein Gegenüber betrachtete die dargebotene Hand kurz, überlegte, nickte und ergriff sie.
„Friede.“
Erleichtert drehte sich Prinz Doktor um, als Razul ihn am Kragen griff und ein „Aber ich muss dich trotzdem festnehmen.“
„Und wieso?“
Die Frage brannte Jasmin nun wirklich unter den Nägeln. Wenn sich Doktor entschuldigt hatte – oder Cal – oder wie auch immer er nun wirklich heißen mochte – weswegen hatte Razul dann vor, ihn festzunehmen?
Sie trat näher, legte dem Riesen eine Hand auf den Oberarm und blickte ihn abwartend an.
Dieser erwiderte ihren Blick und sie sah in ihm Wut, Zorn, Bereitschaft alles zu tun, um sie und die Königsfamilie, um Agrabah und die sieben Wüsten zu beschützen, Hingabe an seinen Beruf… und Unnachgiebigkeit. Sie wusste, dass er diese Verhaftung durchziehen würde, egal, ob sie es ihm erlaubte oder nicht, egal ob sich Prinz Doktor Cal entschuldigte oder nicht. Nur – weswegen Razul diese Verhaftung machen wollte, das verstand sie nicht.
Erst, als er es sagte und sie in seinen Augen Ehrlichkeit sehen konnte, da verstand sie es.
„Ihr Prinz Doktor hat Mechanikles befreit.“

„Wie oft soll ich es eigentlich noch sagen? Morgana hatte von mir Besitz ergriffen. Vielleicht hat sie so den Griechen befreit, was weiß denn ich?“
Vielleicht mochte es sein, dass Cal ein wenig genervt klang – das dürfte aber in allererster Linie daran liegen, dass er tatsächlich genervt war . Seit einer gefühlten Ewigkeit, vermutlich allerdings erst seit knapp zwei Stunden, saß er im Kerker, mit Seilen festgemacht an denselben Kettenhaltern, die auch Mechanikles hatten halten sollen und auf den selben Steinen sitzend. Razul hatte ihn zuerst eingesperrt und allein gelassen – dann war er nach einigen Minuten wiedergekommen und hatte seine Interrogation begonnen.  Und Cal kam nicht umher, eine gewisse Ähnlichkeit zu Gibbs, Tonys oder Zivas Verhörstil zu sehen.

Ach – wie einfach doch das Verhör durch Ziva war, damals als sie sich kennengelernt hatten.

Dämlich, dämlich, dämlich.
Er hatte sich einfach so, ohne jegliche Gegenwehr festnehmen lassen. Selbst Agatha hatte dies nicht glauben können und ihn darauf angesprochen, aber was sollte er tun? Die hübsche Brünette vor ihm hatte eine Waffe auf ihn gerichtet. Und nicht nur irgendeinen Phaser oder so – das war er ja inzwischen gewöhnt – sondern eine verdammte PISTOLE. Also hatte er sich widerstandslos festnehmen lassen. Zwar fragte er sich, wie sich das mit der ersten temporalen Direktive deckte, aber – was war die Alternative? Zwar sagte man über sie, dass es die heiligste Pflicht eines jeden Sternenflottencaptain wäre, sie zu schützen, aber wenn er die Optionen gegeneinander laufen ließ, sich eine Kugel in den Kopf jagen zu lassen oder irgendwelchen Deppen etwas zu verraten, womit sie im Zweifelsfall sowieso nix anfangen konnten, dann war die Lösung klar.  Und ausserdem wurden sie durch die Verfassung geschützt. Das war doch hier das Jahr 2014, oder?

Als man ihn im Verhörraum platziert hatte und die hübsche Brünette hereinkam, dachte sich Cal, dass der Tag durchaus seine Sonnenseiten haben konnte. Sie war schnell, effizient – er würde hier nicht allzu lange sitzen. Im Gegenteil.
Als sich die Frau, die er später als Ziva kennenlernen würde, vorbeugte und dann fragte, ob er den Miranda-Akt kenne, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Ja – das Miranda-Protokoll. Und ja – ich kenne Red Heat.“ Wo kam man denn auch da hin? Am Ende brach sie ihm irgendwas – oder so.
Ziva seufzte, schaute ihr Gegenüber ein wenig ungehalten an, ehe sie sich räusperte.
„Ich habe Durst und hol mir was zu trinken.“, informierte sie ihn, „Kann ich Ihnen etwas mitbringen?“
Huchikowski? Was war das denn jetzt? Der NCIS goes Dienstleistung? Ja, wenn es weiter nichts war? Allerdings – vielleicht kam sie ja auf die grandiose Idee, ihm ein Wahrheitsserum unterzujubeln. Andererseits, wenn er so darüber nachdachte, kratzte seine Kehle schon ein wenig und der Gedanke, sie mit einem kühlen Getränk zu feuchten, war doch sehr verlockend.
„Okay“, sagte er nach einer kurzen Sekunde des Schweigens, „Wenn Sie zu diesem Kaffeeanbieter im Erdgeschoss gehen, hätte ich gerne eine…“
Er überlegte, legte die Hand an das Kinn, ehe er wieder zu Ziva blickte: „Einen Iced White Café Mocha – aber ohne Kaffee – und eine große Schlagsahnehaube oben drauf. Größe? Die Elefantennummer – groß, größer, am größten. Muss passen. Und wenn es keine Umstände machte, bitte ohne Wahrheitsserum drin, ja?“
„Wo denken Sie hin.“, lächelte Ziva und ging dann.

Sie kam nach ein paar Minuten wieder, einen weißen und einen durchsichtigen Becher in der Hand haltend. „War gar nicht so einfach zu bekommen – aber für Sie mache ich das gerne.“, erklärte sie, mit einem der freundlichsten Lächeln, das man sich vorstellen konnte.
Ja, nee, is klar. Als ob die Frau ihm irgendetwas Gutes tun wollte. Das war einer der Ältesten der möglichen Verhörtricks – get to a common ground. Schaff eine Vertrauensbasis.
„Wird nicht funktionieren.“, erklärte er, trank einen Schluck seiner eiskalten weißen Schokolade mit Sahne und schaute dann zu ihr: „Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen, aber … wissen Sie, erstens brauch ich das gar nicht, weil ich mich keiner Straftat schuldig gemacht habe und zweitens…“
Er stockte, trank erneut einen Schluck und lächelte sie entschuldigend an: „Miss… Sie sind wirklich freundlich. Ich mag sie – ehrlich. Aber… Sehen Sie, ich unterstehe einer Verpflichtung, einem Eid, der mich dazu zwingt… ich darf es nicht sagen.“
Zivas hübsches Gesicht verfinsterte sich.
Irgendwie hätte sich Cal, wenn er damals schon gewusst hätte, wer sie war, denken können, dass sie vermutlich gerade zu dem Zeitpunkt mit dem Gedanken gespielt hatte, ihn in irgendeiner Art und Weise nach Mossad-Stil zum Reden zu bringen.  War ja alles möglich und was wusste der Captain schon, das einer hübschen Ex-Mossad-Agentin durch den Kopf ging? Soweit, sie zu kennen, war er allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auch wenn er sich fragte, wer da Informationen über ihn erfahren wollte.

 „Also … Entschuldigung, Miss… ähm… Miss?“, räusperte er sich und betrachtete sie dann. Ein Grinsen erschien auf seinen Lippen: „Eine Unsitte ist das hier. Sie erwarten von mir, dass ich mich vorstelle, aber ich weiß nicht, wer die Person hinter diesen hübschen, nussbraunen Augen ist, die da dieses Detail über mich wissen möchte.“

Sie schüttelte verwirrt-amüsiert den Kopf: „Moment mal, jetzt fragen Sie mich aus?“
Cal trank einen Schluck weiße Schokolade und zuckte lächelnd mit den Schultern.
„Ziva David.“, stellte sie sich vor – und keine Sekunde später hatte sich die köstliche weiße Schokolade in einen Sprühnebel verwandelt, als Cal wie wieder ausspieh. Er war sich sicher, dass in seinen Augen purer Unglaube zu sehen war, als er aufsprang:

„Das… das ist ja…“, stammelte er und hielt ihr dann die Hand hin: „Ich bin Calvin Cat – einer ihrer größten Fans. Ich meine, wie Sie die Bombe entschärft haben… einfach nur … genial.“
„Cahaaaal“ rief er sich innerlich zur Ordnung, „komm mal wieder runter. Das ist nur Ziva David, die Frau die…  die Frau die ihr Leben für Vaterland und Amerika gibt, die Frau, die sich später in Anthony DiNozzo Junior verlieben wird, die Frau, die es schafft, massive Arschtritte zu verteilen und dabei Sexy wie die Hölle auszusehen – wobei ich nicht weiß, wo der Spruch wieder herkommt – die Hölle sieht ja nicht sexy aus. Und jetzt reiß dich zusammen, Cal.
 „Von… welcher Bombe reden Sie eigentlich?“, schaute sie ihn fragend an.
„Na, die Bombenentschärfung am Memorial Day… 2014… Sie wissen schon.“
„Ich weiß nicht wovon Sie reden, aber … wir haben definitiv erst den 27. September 2011.“
„W… was? Wir h… haben 2011?“
Hat einer mein Herz gesehen? Ich glaube, es ist mir in die Hose gerutscht!“
Er schluckte: „Heiliges Temporales Paradoxon, Batman.“
„Temporales Paradoxon?“, echote Ziva und Cal schaute sie lächelnd an: „Nichts… hat nichts zu sagen…“
Er grinste: „Sagte ich gerade Bombe und Memorial Day 2014? Ist quatsch… ich erzähl hier nur rum, damit Sie mich nicht weiter mit Fragen behelligen.“
„Mister Cat…“
Okay, sie glaubt mir nicht, dass ich n Schuss habe. Also, Zeit zum Spielen. Wie wäre es mit der ‚verliebter Schuljunge’-Nummer? Ich sag dir alles, wenn Du mich mit nach Hause nimmst?“ , schoss es dem Captain durch den Kopf.
Agatha wird mich umbringen. “, dachte er und grinste dann: Also, los geht’s.“
, setzte Ziva an, doch Cal, der sich nun ganz wie ein verliebter Schuljunge grinsend auf dem Tisch niederließ und zu Ziva vorneigte, schnitt ihr das Wort ab: „Nennen Sie mich Cal – das tun alle meine Freunde.“
„Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihre Freundin bin?“, fragte Ziva mit hochgezogener Augenbraue.

Nein, die Nummer war im NCIS-Hauptquartier nicht sonderlich gut gelaufen, Zwar hatte Traceless versucht, als Gibbs zu ihm und Ziva zu kommen und Cal hatte ihn durch gezielte Schüsse davon abgehalten, aber es hatte alles nicht sonderlich viel gefruchtet. Im Gegenteil, der NCIS wurde dadurch nur noch mehr in einer Angelegenheit gezogen, die seine Chefs ihn lieber Intern erledigen hatten lassen wollen.
Hier konnte er sich solche Patzer nicht erlauben – zumal er nicht mit Razul flirten wollte. Das sollte mal schön Agatha machen.
Oder so.
Der Hauptmann der Palastwache blickte ihn an und er erwiderte seinen Blick.
„Wie oft soll ich es eigentlich noch sagen? Morgana hatte von mir Besitz ergriffen. Vielleicht hat sie so den Griechen befreit, was weiß denn ich?“, fragte er erneut und Razul rollte mit den Augen.
„Das ist eine sehr schöne Geschichte, die Du mir da erzählst, Prinz. Aber – nehmen wir mal an, ich würde dir nicht glauben.“
„Was Du sowieso nicht tust, weil Du niemandem glaubst?“, schoss der Captain dazwischen und verdammte sich im selben Moment schon dafür. Die Ohrfeige, die seinen Kopf rumriss, spürte er nicht mehr, weil er sich dafür schon gewappnet hatte. Er spuckte Blut, schaute dann wieder zum wütend dreinblickenden Razul und schluckte.
„Mal im Ernst – würde ich dich wirklich anlügen?“; fragte der Captain dann, „Ich meine, du bist zwei mal so groß wie ich, hast soviele Muskeln wie ein Berufsboxer, wie ein blödgeschlagener…“
Erneut biss er sich auf die Lippen und schloss die Augen in Erwartung der Ohrfeige, die auch wie bestellt geliefert wurde.
Sterne tanzten vor seinen Augen der Captain merkte, wie er kurz davor war, in die Dunkelheit der Ohnmacht abzudriften, als er die Stimmen Jasmins, Thetis und Agathas hörte.
„Razul!“
„STOPP!“
„WARTE!“
Die drei Stimmen, die da an sein Ohr klangen, drangen durch den dichten Nebel der Ohnmacht, die ihn zu konsumieren drohte und fungierten als sein Rettungsanker.
Langsam, unendlich langsam öffnete er die Augenlider – verdammt, waren die eigentlich schon immer so schwer gewesen? – und zwang seinen Denkapparat – und war er schon immer so unerträglich lahm gewesen? Vielleicht wollte er darauf keine Antwort – wieder, richtig zu arbeiten.
Um ihn herum wurde alles viel klarer. Razul stand – über ihn gebeugt – die massige Pranke zum Schlag erhoben und schaute zu den drei in der Tür stehenden Prinzessinnen.
„Ihr wisst, dass ich hier völlige Handlungsfreiheit habe?“
„Natürlich“, nickte Jasmin und trat auf ihn zu, „Wir würden Dir auch niemals in dene Kompetenzen reden, aber – ich frage mich, ob Du dich hier nicht eher von deiner Sympathie oder Antipathie leiten lässt.“
Razul blickte zu ihr und knurrte.
Dann schüttelte er den Kopf: „Nein, ich bin vollkommen objektiv.“
Theti nickte: „Deswegen hast Du dich mit Prinz Doktor so schnell es ging ins Verließ zurückgezogen und hast begonnen, ihn auf deine Art zu verhören?“
„Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist.“
„Ich bin kein Eisen.“
Schon wieder so eine Dummheit, für die sich Cal später verdammen würde. Die Pranke Razuls krachte erneut gegen sein Kinn, riss seinen Kopf mit sich – der Captain hatte das Gefühl, dass sein Kopf komplett vom Rumpf getrennt wurde. Statdessen folgte der komplette Körper der Bewegung des Kopfes und sorgte dafür, dass er auf dem Boden landete. Die Stirn nahm Kontakt zum Boden auf – Bilde ich mir das Geräusch einer hohlen Kokosnuss einfach nur ein? – und erneut drohte die Dunkelheit über ihn zu sinken. Doch er spürte die grasgrünen Augen Agathas, die sich wie Scheinwerfer auf ihn richteten.
„Bleib wach, Cal!
Es war, als konnte er diesen Wunsch – diesen Befehl – diese Bitte – beinahe hören.
„R…zu…l“, keuchte er, spuckte Blut aus und blickte dann zu dem Riesen über sich hoch: „Ich bin auf eurer Seite. Verstehst Du das nicht?“
„Ich verstehe nur, dass Du es geschafft hast, Prinzessin Jasmin und unsere Gäste aus Theben für dich zu gewinnen, Prinz Doktor.“
Damit packte der Hauptmann den Captain am Kragen – spätestens bei einer eventuellen Übersetzung könnte der Satz hier kompliziert werden,  denn dann wüsste man nicht, welcher Captain welchen Captain am Kragen packte – und zog ihn in eine aufrecht-stehende Position.
Der Agrabahner förderte ein Messer zu Tage, hielt es Cal kurz vor die Augen, murmelte ein „Wenn Du irgendwelche Dummheiten machst, ramm ich es Dir bis ans Heft in den Hals und schau zu, wie du elendig verblutest.“ – und führte die Klinge dann gegen die Seile, um sie durchzutrennen.
Captain und Hauptmann blickten einander an, dann nickte der Kommandant der DRAGONFLY seinem Pendant aus der agrabahnischen Zeit zu und legte ihm dankbar eine Hand auf die Schulter: „Vielen Dank.“
„Pfoten weg, oder ich brech Sie dir.“
„Verstanden.“

Cal und drei Frauen.
Der Kommandant des Föderationsschiffes hätte niemals gedacht, dass er einmal mit drei Frauen aus einer Schlacht kommen würde – dann lernte er Gina, Agatha und Jill kennen. Drei wunderschöne Frauen, die er – Angedenk einer alten Fernsehserie für eine kurze Zeit „Drei Engel für Calvin“ nannte. Doch nachdem die drei Mädels ihm mehr oder weniger deutlich zu verstehen gaben, dass sie mit dieser Namensfindung ganz und gar nicht einverstanden waren, hatte er davon abgelassen – aber dennoch, zwischenzeitlich kam er nicht umhin, festzustellen, dass diese drei Frauen – und insbesondere Agatha – einfach nur …
Vielleicht sollte er in diesem Moment aufhören – oder besser: Sollte der Autor aufhören, ansonsten überquert er diese Linie, die Fanfic-Autoren nicht überqueren sollten. Als Fanfic-Autor eine Mary Sue schreiben? Geht gar nicht. In anderer Literatur ist dies schon möglich – schaut euch Twilight an . Auch Angus McGyver hat hier und da ein paar Gary Stu – ähnliche Züge , ist also eine männliche Mary Sue -  schließlich kann der Mann alles, weiß der Mann alles und hat darüber hinaus noch einen Schlag bei den Frauen. Auch Wesley Crusher aus Star Trek war in den ersten Folgen sehr Mary Sue lastig – aber das ist alles in Ordnung, die Autoren werden dafür bezahlt. Als Fan so etwas zu erfinden? Big no no.
Belassen wir es dabei, dass Cal von den Fähigkeiten Jills beeindruckt und von Gina und Agatha in schöner Regelmäßigkeit mehr als nur fasziniert ist.

Hier verließ gerade das Angel Squad B (Agatha, Jasmin und Theti) den Kerker, nachdem sie Cal herausgeholt hatten. Gut, vielleicht nicht wirklich wie es die Engel bei „Drei Engel für Charlie“ getan hätten und vielleicht ist dies auch alles nur auf Zufällen basiert und auf Nettigkeit, aber als Agatha den Captain vorsichtig aus der Dunkelheit des Kerkers ins Licht führte, konnte dieser nicht anders, als Lächeln, als er im Gegenlicht der Sonneneinstrahlung zu sehen glaubte, wie die drei Frauen, die ihn gerade herausgeholt hatten, von Halos umhüllt waren.
Konzentration, Captain., schoss es ihm durch den Kopf, Morgana will dich isolieren – und das lässt Du doch nicht mit dir machen, oder?“
Natürlich ließ er das nicht mit sich machen. Aber wie wollte er das Gegenteil beweisen?
Er stoppte – das war die Idee.
„Cal?“
Agathas samtweiche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Erm? Ja?“
„Alles in Ordnung?“
“Klar”, nickte der Kommandant, “Ich hatte nur gerade eine Idee.”
„Und welche?“, wollte nun Jasmin wissen.
Der Captain lächelte ihr zu: „Wie wäre es damit? Wir holen uns Al und Papyrus, nehmen dann den fliegenden Teppich und fangen den Mistkerl, der uns abgehauen ist?“

 To be continued
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 29.06.14, 16:53
 Kapitel 14.5

Der Teppich flog in luftiger Höhe und Aladdin konnte feststellen, dass der Mann, der sich selbst „Prinz Doktor von Fiktivistien“ nannte, nicht ganz glauben konnte, dass er sich auf einem fliegenden Teppich befand. Immer wieder schaute er nach links und nach rechts, versuchte, das Geheimnis des Persers zu ergründen.
„Es ist Magie.“, lächelte der ehemalige Straßenjunge und klopfte dem Mann aus Fiktivistien auf die Schulter, „Glauben Sie mir, ich verstehe auch nicht ganz, wie er fliegen kann – aber er tut es.“
Prinz Doktor hob den Kopf, schaute Aladdin kurz verblüfft an, ehe er mit den Schultern zuckte.
„Momentan glaube ich alles. Ich wurde von einer Katzengöttin übernommen, man hat mich beschuldigt, Mechanikles frei gelassen zu haben, ich wurde mehr als nur einmal gehirngewaschen – und das im gründlichen Schleudergang – nenn mir einen Grund, warum ich jetzt anfangen sollte, Sinn in dieser Sache zu suchen.“
Damit warf er einen Blick zu seiner Frau, die ein Gerät anstarrte, das ungefähr 10 mal 10 Zentimeter groß war und piepsende Geräusche von sich gab.
„Ich scanne nach seinen Lebenszeichen“, sagte die hübsche Rothaarige und Aladdin konnte sich gedanklich nicht daran hindern, die Frage zu stellen: „Wie genau funktioniert das denn?“
Das fiktivistische Prinzenpaar blickte den agrabahnischen „Amtskollegen“ zuerst entsetzt und dann ratlos an, wenngleich der junge Mann nicht verstand, was an dieser Frage nun so entsetzenswert gewesen wäre.
Dann – so als ob sie sich irgendeine Begründung ausdenken müssten, legte die Rothaarige überlegend den Kopf schief und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn.
„Das wäre schwer zu erklären“, sagte sie dann, wandte sich an ihren Mann und zuckte mit den Schultern. Dieser blickte sie an – auch in seinem Gesicht zeichnete sich Ratlosigkeit ab – und ein Gefühl, das er schon seit sie sich vorgestellt hatten, spürte, meldete sich immer lauter.
Mißtrauen.
Zwar war diese Empfindung den Fiktivistianern gegenüber nicht so stark, dass er sie umgehend vom Teppich hinunterscheuchen wollte, allerdings meldete sich schon ein kleines Stimmchen in seinem Kopf, das ihm einflüsterte: „Du weißt nicht, wer sie wirklich sind. Sie könnten dir einfach nur etwas erzählen.“
Das stimmte. Genie hatte mehr als deutlich gemacht, dass ihm ein Land namens Fiktivistien nicht bekannt vorkam und Feinde, die Agrabah böses wollten, gab es auch zu genüge. Beispielsweise Mechanikles, auf dessen Fährte sie waren, Morgana, die das ganze mehr oder weniger angeleiert hatte – wenngleich Aladdin sich fragte, wieso die Katzengöttin des Chaos dem mechanischen Genie half - , Mogelrath, der – so hatte es Genie ihm erzählt – tatsächlich für eventuelle Hilfsleistungen dem Palast gegenüber den Dienst von Eden und Genie selbst einforderte. Aber die Schurkengalerie war noch länger, etwa durch den unfähigen Dieb El Fatal ergänzt. Von daher war es nicht unbedingt unlogisch, anzunehmen, dass – wenn gewisse Fakten mit der Geschichte kollidierten, die einem erzählt wurden – die Leute, die sich hier als Hochwohlgeborene ausgaben, genau das nicht waren und ihnen eventuell sogar feindlich gesonnen.

Wie allerdings schon festgehalten, war diese mißtrauische Stimme eher ein „Stimmchen“, das sich langsam, aber sicher zu Wort meldete. Zwar hatten Prinz Doktor und Prinzessin Song bisher immer im Mittelpunkt des Trubels gestanden, allerdings brauchte es Beweise, um festzustellen, ob sie diesen Trubel sogar inszeniert, forciert oder provoziert hatten. Und wenn er daran dachte, wie häufig man ihm alles Schlechte dieser Welt nachgesagt hatte…
Er wollte einfach nicht glauben, dass die Beiden – die ihm sogar relativ sympathisch vorkamen – nicht das waren, was sie vorgaben zu sein.

Von dem ganzen Tohuwabohu hatte Papyrus nur am Rande etwas mitbekommen. Zwar war Theti in den Trainingssaal gestürmt und hatte, mit rasendem Puls, Bericht erstattet, aber so wirklich vermochte sich der der Mann aus Theben keinen Reim aus der Sache zu machen. Warum sollte Razul Prinz Doktor angreifen? Und warum sollte letzterer den Griechen freilassen, den festzunehmen er selbst mitgeholfen hatte.
Die sowieso schon hochgradige Unlogik der gesamten Geschichte nahm minütlich zu.
Und diese Feststellung will etwas heißen, wenn man selbst den Namen Papyrus trägt und auf eine Vita zurückblicken kann, in der „Prinzessinnen retten“ und „Theben vor dem bösen Gott Seth und dessen Diener Aker, einem mächtigen Zauberer, sowie seinen Lakeien, schützen“  zu finden war.

Wie war es nun tatsächlich gewesen? Das konnten eigentlich nur die Personen wissen, die dabei gewesen waren – wobei sich hier das Problem auftat, dass Prinzessin Song, Razul und Prinz Doktor komplett unterschiedliche Geschichten erzählt hatten. Allerdings schien die Frau des Doktors nach einem interessanten Trick, den sie „Hypnose“ nannte und in dem er glaubte, das griechische Wort „Hypnos“ – also Schlaf – zu bemerken, gewillt zu sein, der Geschichte des Prinzen Doktors Glauben zu schenken.  Und jetzt, wo er sich den geistesabwesenden Blick des Prinzen zu diesem Zeitpunkt, sowie dessen sehr emotionslosen, ja gerade zu „flachen“  Duktus, ins Gedächtnis rief, erinnerte es ihn sehr an Thetis Gesichtsausdruck, als sie ihn damals unter dem Befehl irgendeines Seth-Lakaien hatte umbringen sollen.

Das Wort für diesen Zustand musste er sich merken. „Hypnose“ – nur für den Fall, dass jemand in seiner Gegenwart sich noch einmal merkwürdig verhielt – und wenn es eine Sache gab, auf die er sich in der Heimat verlassen konnte, dann war es die, dass, solange die beiden Länder unter dem Kommando von Pharao Mehrenre standen, eben jene beiden Länder unter konstanten Attacken seitens Seth und seiner Diener zu leiden haben müssten. Und solange diese Situation eintrat, musste sich Papyrus auf alles mögliche einstellen.

So auch hier. Was war mit dem Prinzenpaar aus Fiktivistien? Wo lag dieses Land überhaupt? Oder war es vollkommen frei ausgedacht? Quasi…
Er stockte.
Ratofer, der weise, ältliche Berater des Pharaohs hatte ihm, im Zuge seiner Erziehung zum Gemahl der Prinzessin und damit Anwärter auf den Thron des Pharaohs höchstselbst, einen kleinen Kurs in „Ausdrucksweise“ erteilt. . Es waren nur ein paar Lektionen, die er absolvieren konnte, ehe er nach Agrabah aufgebrochen war und eigentlich hatte er, wenn er ehrlich war, die Meisten dieser Wörter schon wieder vergessen. Aber jetzt, wo er über das Wort „Ausgedacht“ nachdachte…
Das Wort „Fiktiv“ hatte schon eine sehr frappante Ähnlichkeit zu „Fiktivistien“. War dies ein Zufall? Oder waren an Bord des Teppichs Hochstapler?
Dies würde die Zukunft zeigen müssen, wenn sie den Mechaniker eingeholt und wieder eingefangen hatten.
Und wenn er ehrlich war – ein Teil von ihm wollte einfach nicht glauben, dass Prinz Doktor und Prinzessin Song ihnen Böses wollten.

Offenbar schien auf Wüsten ein Satz zuzutreffen.
„Hat man eine gesehen, hat man alle gesehen“.
Eventuell gab es hier und da einige Unterschiede in Beschaffenheit der Dühnen, Farbe des Sandes oder zwischenzeitlich auftauchenden Felsen – aber eigentlich unterschied die Agrabahnische Wüste fast nicht von der Wüste, die sich hinter der Hauptstadt der beiden Länder erstreckte.
Prinzessin Theti lehnte sich zurück. Der Flug auf dem Teppich war schön ruhig, entspannend und so konnte sie ihre Gedanken wandern lassen.


„Theti, ich habe einen Auftrag für dich.“, klang die Stimme des Pharaohs wohlmeinend durch den Thronsaal. Sie ging vor ihrem Vater in die Knie, verneigte sich kurz und blickte ihn dann abwartend an.
Mehrenre, der Herrscher der Beiden Länder, jeder Zoll eben solcher, blickte aus dunklen Augen auf sie herab und gestattete sich ein leichtes Lächeln, ehe er anhob, zu sprechen:
„Unsere Erkundungspartrouille nach dem letzten Angriff von Seth hat uns in Kontakt mit einer Handelskaravane gebracht, die aus einem fernen Land kommt.“
Die Prinzessin spitzte die Ohren. Interessant, wobei sie sich schon vorstellen konnte, dass erneut das Standard-Prozedere abgespuhlt würde. Man lud das Staatsoberhaupt nach Theben ein und entweder kamen Oberhaupt samt Familie oder man entsandte, wie schon einmal geschehen, die Tochter, auf dass sich Theti selbst in der diplomatischen Kunst üben konnte. Das war prinzipiell nicht schlecht, aber wurde auf die Dauer langweilig.
„Daher habe ich mich entschlossen“, setzte Mehrenre an und betrachtete seine Tochter, „dass Du – gemeinsam mit Papyrus – in dieses Land reist und den ersten diplomatischen Kontakt herstellst.“
Theti konnte spüren, wie sie ihre Augen aufriss und ihren Vater komplett fassungslos anblickte. Allerdings nur kurz, dann konnte sie ein Lächeln nicht zurückhalten.
„Danke, Vater.“, sprach sie, erhob sich und konnte schwören, dass sie in dem Moment, in dem sie sich erhob, ein leichtes, sanftes, väterliches Lächeln auf seinen Lippen erkennen konnte. Aber als sie wieder hinsah, sah sie nur das typisch-steinerne Gesicht, das von einigen Fackeln erleuchtet wurde.
„Deine Aufgabe wird die Anbahnung diplomatischer und Handelskontakte sein. Begleite die Prinzessin – ihr Name ist Jasmin – bei ihren täglichen Aufgaben und lerne sie besser kennen.“
Erneut verneigte sie sich.


Sie lächelte.
In den Wochen der Vorbereitung hatte sie allerhand über Jasmin, Aladdin und ihre Freunde gelesen und empfand es als richtig , ihrerseits den Fischer Papyrus mitzunehmen. Schließlich hatten er und Aladdin eine ähnliche Aufgabe und ein ähnliches Leben.
Das Auftauchen der anderen beiden Royalen hatte sie ein wenig verwirrt und aus der Bahn geworfen, ebenso der Angriff Mechanikles und die damit verbundenen Schwierigkeiten – dennoch war sie sich sicher, die Geschäfte zu einem erfolgreichen Abschluss bringen zu können und eine Freundschaft zwischen Agrabah und den beiden Ländern zu etablieren. Von ihr aus gab es da keine Probleme.
Sie mussten nur den entflohenen Griechen finden und dann …
Das Sprichwort „Wenn man vom Teufel spricht“ war zwar damals noch nicht bekannt, wenn es das gewesen wäre, hätte es sicherlich Verwendung gefunden.
Denn im Sand, einige Meter vorraus, sah sie jemanden fliehen.
Sie richtete sich auf, tippte Aladdin auf die Schulter und deutete auf den Flüchtenden.
„Könnte das unser Mann sein?“, fragte sie.

Da kann man doch auch noch als Starfleetcaptain etwas lernen. Er war eigentlich sicher, dass sie mit ihrer High-tech-Ausrüstung Mechanikles relativ schnell finden würden, doch dass es ausgerechnet Theti war, die diesen Fund machte, wobei sie ohne entsprechende Hilfsmittel wie Phaser und Tricorder auskam, machte ihn schon staunen. Verwundert blickte der Captain zu seiner XO herüber, die ihn schulterzuckend ansah. Vermutlich wusste sie auch nicht, wieso Technik aus dem 24. Jahrhundert nach Christus den guten Augen einer Prinzessin aus dem er-hatte-nicht-den-geringsten-Schimmer-Jahrtausend vor Christus unterlag – aber effektiv war es auch egal. Sie würden jetzt Mechanikles einfangen, erfahren, wo der Mann die Plakette der DRAGONFLY her hatte, das Schiff finden, reparieren, die Crew befreien und… irgendwie klang das alles viel zu einfach.
Und wenn ihn die Erfahrung im Laufe der Zeit eine Sache gelernt hatte, dann war dies „Einfach gibt es nicht einfach so.“
Toller Satz. Den musste er sich doch definitiv ausdrucken und quer über den Spiegel hängen.
„Einfach gibt es nicht einfach so.“ – wobei er sich sicher war, dass es diesen Satz sicherlich schon gab, dass ihn irgendjemand schon vor ihm mal ausgesprochen hatte. Entweder einer der Philosophen aus der Blütezeit der Philosophie – Descartes, Kant, Proust – oder vielleicht doch der große Philosoph des frühen 21 Jahrhunderts, mit dem Namen „Facebook“?
Cal wusste es nicht und es war ihm momentan auch relativ egal.
Der Captain zog seinen Phaser, stellte ihn auf „starke Betäubung“ und lächelte grimmig zu Agatha: „Das sollte den Mistkerl für ein Paar Stunden Fuffzig ruhigstellen.“

Die sanfte Berührung, die Agatha auf seinem Oberarm vollführte, ließ ihn seufzen, sandte ein wohliges Gefühl durch seinen Körper. Er blickte zu ihr, als sie ihn zweifelnd ansah: „Schatz, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist.“
„Wieso nicht? Der Typ hat Agrabah angegriffen und ist jetzt auf der Flucht. Also bringen wir ihn wieder zurück. Damit dürfte er allerdings relativ wenig einverstanden sein – also müssen wir ihn erst einmal schlafen schicken. Das ist doch logisch.“
Sprachs und zielte.
Und drückte nicht ab.
„Teppich, wenn du uns noch ein paar Meter ranbringen könntest, kann ich garantieren, dass er tatsächlich getroffen wird.“
Und als ob der fliegende Perser ihn gehört hatte – was er wohl auch getan haben wird – schoss das Weberzeugniss auf den Griechen zu.
Noch 10 Meter – 9 – 8 – 7
Cal atmete tief durch. Noch weitere 6 Meter und er könnte einen guten Treffer absetzen.
5 – 4- 3
„Prinz Doktor?“
2-1 –
“Gute Nacht, Mechanikles.”
0.
Der Teppich war an den Griechen herangekommen und von Cals Phaser spannte sich ein kurzer, grelloranger Lichtstrahl, der den Flüchtling traf und…
Auf den Teppich reflektiert wurde.

Als unter sich der Teppich begann, sich zu verkrampfen, wusste Aladdin dass die Sache kein gutes Ende nehmen würde. Er riss seinen Kopf zu Jasmin herum, wollte nach ihr greifen, doch plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen und stürzte der Wüste entgegen.
Das Letzte, was er wahrnahm, war, wie er auf den harten Sand aufschlug und in einem Gewirr von Armen und Beinen – alles seine eigenen – die Düne hinunterrollte. Dann war da Dunkelheit.

„ALADDIN!“
Jasmins Stimme überschlug sich, als sie sah, wie ihr Mann, Freund und Geliebter vom Teppich fiel und dann unaufhaltsam gen Boden strebte. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie der Teppich sich umwandte, auf den Fallenden zuschoss und ihn wieder auffing. Sie würde ihre Arme um ihn schließen, er würde ihr in die Augen schauen, lächeln und sie küssen und…
Aber der Teppich wandte sich nicht um. Stattdessen strebte er einem bestimmten Fixpunkt entgegen, der Jasmin momentan gar nicht interessierte. Wenn die Webware sich nicht bewegte, würde sie es tun müssen. Zweifelnd blickte sie über den Rand des Teppichs, legte den Kopf schief. Würde sie es schaffen können, herunterzuspringen, ohne sich sämtliche Knochen zu brechen?

„Der Teppich ist ge… ARGH!“
Neben ihr erschlaffte Cal, vermutlich ebenfalls von der lähmenden Energie getroffen.
Agatha Silverbird tastete nach dem Puls des Captain, seufzte, murmelte ein „Hab ichs nicht gesagt?“ und fuhr dann erschrocken herum, als sie hinter sich Jasmins schrilles „ALADDIN!“ hörte.
„Jasmin?!“, keuchte die XO, „WO… wo willst du hin?“
„Ich muss Aladdin retten.“, keuchte die hübsche Orientalin, war im nu aus der Sitzenden in eine Stehende Position gekommen und schien selbst zweifelnd, ob das so eine gute Idee sein dürfte.
Doch Agatha konnte darauf keine Rücksicht nehmen. Wenn die Prinzessin jetzt auch noch sprang – was passierte dann? Wenn sie tatsächlich in einer Art „Disneyversum“ waren – dann nicht viel. Sie würde unten aufschlagen, im schlimmsten Fall das Bewusstsein verlieren und dann – nach der Werbepause – zu sich kommen. Es sei denn, dies wäre eine Story, die ihren Hintergrund beleuchtete, dann konnte es sein, dass sie ein paar Minuten vor sich hin fantasieren würde und der Zuschauer merkte, wieso Jasmin so war, wie sie war.
Aber – dem stand immer ein Happy End am Schluss gegenüber. Das heißt – egal welche Qualen man auf sich nahm, am Schluss würde sie in den Armen ihres Aladdin liegen, sich an ihn schmiegen und die Kamera würde abblenden.
Allerdings nur, wenn dies wirklich ein „Disneyversum“ war.
Sollte dies die harte Realität sein, mit Konsequenzen, dann hätte Aladdin mit seiner Landung auf der Düne Glück gehabt, Jasmin würde sich bei einem Sturz von hier allerdings die Beine oder mehr brechen.
Also packte sie die Prinzessin, riss sie zu sich herum und legte ihr beide Arme auf die Schulter: „PRINZESSIN JASMIN!“
Eine Ohrfeige, die den Kopf der hübschen Brünetten herumriss, später wandelte Agatha ihren strengen Kommandantentonfall in eine besorgte Stimmfärbung: „Jasmin – ich… ich kann verstehen was Dir durch den Kopf geht. Aber… wenn Aladdin noch lebt, dann wird er uns nur finden, wenn wir…“
„Wenn wir zusammenbleiben.“, nickte Jasmin – wobei ihre Stimme Nachdenklichkeit, Traurigkeit und Hoffnung ausdrückte -  und hielt sich die Wange, „Ich weiß schon.“
Ein Lächeln kroch über Agathas Lippen. Vielleicht könnten sie dann jetzt…
Agatha kam zu sich, als sie neben Cal lag und der Teppich immer noch stur gerade aus flog. Über sich stand, nun mit einem Ausdruck der Wut im Gesicht, Jasmin und hielt sich die Faust.
„Ich mag dich, Prinzessin Song. Aber wenn Du mich noch einmal schlägst, werde ich ungemütlich.“
„Junge, hast du Feuer.“, murmelte die XO und bewegte probehalber ihr Kinn.
Dann verlor der Teppich rasant an Höhe, stürzte auf die Erde zu und schlug auf. Agatha merkte, wie ihr Körper einmal kurz den Halt zum Teppich verlor, klammerte sich dann an den bewusstlosen Cal – so war er in diesem Zustand wenigstens zu etwas gut – und spielte kurz mit dem Gedanken, die Augen zu schließen.
Nein – sie wollte sehen was da auf sie zu kam.
„Sand“ – dachte sie, dann wurde alles dunkel.

 To be continued
 
 Kapitel 14.6

Natürlich war sie mit unterschiedlichen Spielarten der Sexualität vertraut und natürlich hatte Agatha Silverbird während ihrer Jugendzeit die eine oder andere Sache probiert, die sie nicht jedem auf die Nase binden musste. Das Gefühl, nackter Haut auf der Eigenen – das war etwas, das sie kannte, auch das Gefühl, nicht nur einen Partner im Bett zu haben, war etwas, von dem sie zumindest einmal gehört hatte. Doch zwei Frauen und einen Mann im Bett – und auch noch mehr oder weniger auf sich – liegen zu haben, war nun wirklich etwas zu viel des Guten. Ihre Nasenflügel nahmen die Arbeit auf – sie identifizierte den klar-erkennbaren Körpergeruch ihres Captain, vermutlich hatte er während seines Duschens von irgendwoher ein Duschgel gezaubert. Aber da lagen noch andere Düfte im Raum und als Agatha die Augen öffnete, sah sie als erstes einen großen Schleier über sich, der alles Licht schluckte.
Was war geschehen? Ihre letzte Erinnerung hatte den Absturz des fliegenden Teppichs betroffen und …
Sie versuchte, sich zu bewegen, aber das Gewicht Cals – und wer noch auf ihr lag – war zu hoch, um dagegen anzukommen. Dann hörte sie ein leises Stöhnen – eine Frau – und ein Seufzen neben ihrem Ohr.
„Aladdin.“, atmete die Frau neben ihr, „Aladdin, was ist passiert?“
Sie musste nicht mehr großartig überlegen, wer der Grund für den schwarzen Schleier war. Wenn sie sich das alles richtig zurechtdachte, waren alle, die noch auf dem Teppich gewesen waren, an Ort und Stelle in Ohnmacht gefallen und in der Position liegengeblieben, in die der Unfall sie verstrickt hatte. Daher vermutete sie, dass der Kopf, der auf ihrem Bauch ruhte, dem Captain gehörte, der Kopf, auf ihrer Schulter der von Jasmin war, es sich bei dem Besitzer des Körpers, der ihre Beine beschwerte um Papyrus handelte und die feingliedrigen Hände, die einerseits an ihrem linken Fuß, andererseits auf ihrem Bauch lagen, mussten – demzufolge – die von Theti sein.
Ihr linker Arm war frei, das heißt, sie konnte mit ihrer Hand die langen, schwarzen Haare Jasmins von ihren Augen bringen und sich wenigstens ein bischen umsehen.

Dunkelheit – abgelöst von flackerndem Feuer. Sie war in einer Höhle, soviel konnte sie sagen.
Agathas grüne Augen schauten sich um. Sie war immer noch nicht in der Lage, sich zu erheben, weil sie nicht wusste, wo sie waren und weil sie es nicht riskieren konnte vier Leute wie die aufgescheuchten Hühner herumlaufen zu lassen und sich potentiellen Gefahren auszusetzen. Selbst Cal konnte sie in diesem Zusammenhang nicht vollkommen vertrauen. Wer wusste schon, was auf sie zukam und beim letzten Mal, als der Captain die Entscheidung hatte treffen sollen, die DRAGONFLY oder die Flotte der Menschen zu retten, hatte er die Cheatcodes aktiviert und die Flotte versucht, in die Gegenwart mit zu nehmen. Was daraus geworden war, wussten sie nicht, da sie aus dem Zeitsprung gerissen worden und von Goa’Uld abgeschossen worden waren. Dies brachte sie zu einer Frage.
Waren die Goa’uld überhaupt noch da? Wenn, dann fragte sie sich, ob dies der Grund war, warum man die Plakette der DRAGONFLY gefunden hatte. Wenn nicht, fragte sie sich, wer das Schiff geborgen hatte.
„Mhhhm“, stöhnte es neben ihr. Die sanfte Stimme Jasmins klang schläfrig, als sie – mit geschlossenen Augen – ein „Was ist passiert, Aladdin?“ murmelte.
„Still.“
Der Befehl der XO war gezischt, aber sie war sich sicher, dass Jasmin sie gehört hatte.
Zumindest schwieg es von ihrer Schulter her.

Aladdin öffnete die Augen.
Warum tat sein Körper so weh?
Lag es tatsächlich an der Landung im Sand?
„Du bist ein Idiot“, murmelte er und richtete sich langsam – sehr, sehr langsam, auf, da jeder Muskel seines Körpers, jeder Knochen, vor Schmerz protestierte.
Er erinnerte sich an den Sturz, daran gesehen zu haben, wie Jasmin – seine Jasmin – ihre wunderschönen Augen entsetzt aufriss und nach ihm schrie – so laut, dass er es trotz der Entfernung hören konnte. Dann war er aufgeschlagen, konnte sich an nichts mehr seit dem erinnern.
Als er die Augen tatsächlich wieder aufgestemmt hatte, stellte er fest, dass er Dunkelheit sah. Kurz blinzelte er – seine Augen stellten sich scharf – und er sah den Agrabahnischen Nachthimmel. Ob es jetzt wirklich der Nachthimmel über dem Sultanat Agrabah war oder eher ein paar Distanzeinheiten nördlicher – das wusste er nicht. Er erkannte nur gewisse Sternenkonstellationen, von denen der Genie ihm erzählt hatte, am Nachthimmel wieder.
Und er fror. Verdammt, warum war es ihm in all den Jahren, in denen er in der Wüste gewesen war, nie so wirklich offensichtlich gewesen, dass in der Wüste die Temperatur nachts auf empfindliche Minusgrade herunterkühlen konnte?  Vielleicht lag es auch daran, dass er bis jetzt immer mit seinen Freunden unterwegs gewesen war und diese ihn wenigstens im Herzen warm gehalten hatten? Nun aber – da er sich sicher war, dass Jasmin sich irgendwo befand, nur nicht bei ihm – fühlte er nicht nur den Jammer und das Elend der Welt, sondern auch die Eiseskälte, die ihm in den entblößten Körper biss. Welcher Idiot kam auf die Idee, sich nur eine Weste anzuziehen, wenn er hinaus in die Wüste ging?
Andererseits – was wäre die Alternative gewesen? Zum Zeitpunkt seines Sturzes waren es Temperaturen gewesen, die jedes Gramm an Wäsche mehr quasi schon verboten hätten.

Aladdin richtete sich auf.
Sein Körper tat weh, aber inzwischen wunderte ihn das nicht mehr. Es war auch egal – er musste Jasmin finden. Den griechischen Erfinder konnte man später immer noch suchen und fangen, aber er wollte ohne seine Prinzessin gar nicht mehr nach Agrabah zurückkehren. Da würde er lieber auf ewig durch die Wüste laufen – dazu verdammt, als ruheloser Geist die Wüste zu durchqueren, auf der Suche nach seiner Geliebten.
Es war sowieso eine idiotische Idee gewesen, Jasmin mitzunehmen – aber andererseits, das sagte er sich immer, wenn ihr auf ihren Abenteuern etwas passierte. Das Problem war – es war eigentlich egal, ob sie mitkam oder nicht. In Agrabah konnte ihr genau so etwas zustoßen. Was wäre die Alternative? Sie irgendwo einzusperren?
Nein, das würde er nicht fertig bringen. Nicht seine Jasmin.
Kurz versuchte er sich daran zu entsinnen, in welche Richtung der Teppich davongestrebt war, seufzte und schloss die Augen. Vor seinem inneren Auge nahm die Situation erneut gestalt an. Er fiel, der Teppich flog stur geradeaus – zwischen zwei sich erhebenden Sanddünen hindurch. Die Augen des Abenteurers flogen auf.
Es musste doch möglich sein, die beiden Dünen zu finden, oder?
Schnell blickte er sich um, ließ seinen Blick über das Terrain gleiten und fand die gesuchten Änderungen in der Tropographie der Wüste.
„Zumindest habe ich jetzt eine ungefähre Richtung.“, murmelte er und marschierte los.
Das er nicht wissen konnte, ob der Teppich danach weiter gerade aus geflogen war oder eine Kurve geflogen hatte, ob die Dünen nicht in eine Richtung gewandert waren oder ob er einfach nur in eine elaborierte Falle lief, störte ihn nicht. Er wollte darüber nicht nachdenken. Aladdin von Agrabah hatte jetzt nur noch ein Ziel – seine Prinzessin zu finden.
Und er würde jeden, der sich ihm in den Weg stellte, bitter dafür bezahlen lassen.

Das Kitzeln , das Agatha Silverbird in der Nähe ihres Bauchnabels fühlte, erinnerte sie an Fliegenbeine, deren Inhaber sich auf ihren Bauchmuskeln sportlich austopten. Doch sie musste den Kopf nur kurz heben, um festzustellen, dass es sich dabei um die Wimpern des Captains handelte. Er blinzelte mit den Augen, hob den Kopf und wollte sich komplett aufrichten, als sie den Kopf schüttelte und ein „Nein!“ zischte.

Es würde den Kommandanten der DRAGONFLY nicht verwundern, wenn sie in seinen Augen Verwirrung sehen konnte. Er war verwirrt. Nicht mal so sehr darüber, dass er mit dem Kopf auf ihrem Bauch geruht hatte, sondern mehr über den Fakt, wo sie waren. Cal wandte den Kopf nach links und rechts, nahm die Höhle war, in der sie sich befanden, die leblosen Körper Papyrus und Thetis neben sich und die langen Beine Jasmins, die auf seinem Hintern ruhten.
Irgendjemand spielte hier eine merkwürdige Partie Mikado. Aber wie auch bei diesem Spiel wäre es vermutlich so, dass derjenige, der sich allzu lange und auffällig bewegte, verlor.
Der Captain schluckte und ließ sich vorsichtig wieder auf den nackten Bauch der XO nieder, wobei er den Kopf so drehte, dass er in ihr Gesicht schauen konnte.
Sie schaute ihn an, er zuckte kurz mit den Schultern – nein, er hatte nicht den geringsten Hauch einer Ahnung, wo diese merkwürdige Höhle war.
Vorsichtig zog er eine Hand an – versuchte, niemanden damit anzustoßen und hatte immer noch die Mikadoassoziation. Einer durfte sich bewegen, aber wehe, man bewegte jemand Anderen.
Seine rechte Hand legte er auf den Bauch seiner XO und schloss kurz die Augen. Wie war das denn nochmal?
Kurz und hart tippte er dann auf die Stelle, an der seine Hand lag, ließ dann zwei – vergleisweise sanfte – Tipper folgen, machte eine kurze Pause und tippte dann drei mal sanfter auf den Bauchmuskel.

Agatha konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Vermutlich musste man Cal ein paar mal auf den Kopf hauen, damit er ein paar sinnvolle Ideen hatte. Sie wusste, was die Berührungen auf ihrem Bauch zu bedeuten hatten, also streckte sie sanft und vorsichtig ihre Hand nach seiner aus und sie schaffte es, ihre Hand auf seine zu legen.
Die Frage, die der Captain ihr gestellt hatte, per Morsezeichen, war eigentlich einfach gewesen. Kurz lang lang – Pause – Lang, lang, lang – das war W O.
Sie ließ einen kurzen Rhythmus auf den Handrücken des Captain prasseln.
Lang kurz lang – Pause – kurz lang.
K A.
Keine Ahnung. Sie wusste es tatsächlich nicht. Und sie fragte sich, wie sie im Zweifelsfall mit einem Captain, der irgendwie fast schon unter fremden Körpern begraben war, gegen – wen auch Immer – zu Felde ziehen sollte.
Kurz überlegte sie, ob es sinnvoll wäre, Papyrus zu wecken und sicherlich wäre dies eine alternative Möglichkeit, aber sie hatte keine Ahnung, wer hier der Gegner war.
Handelte es sich dabei tatsächlich um Mechanikles? Und wenn ja, wie hatte er den Phaserstrahl reflektieren können?
„Prinzessin Song?“, wisperte es neben ihr und Agatha wandte sich um.
Jasmins Gesicht war keine 10 Millimeter von ihr entfernt und vermutlich – so konnte sie es sich nach ihrem Ausflug ins Washington des 21. Jahrhunderts denken – würden sicherlich einige der sogenannten Fanfiction-Autoren, die Idee „Jasmin und Agatha liegen nebeneinander im Bett und haben keine Ahnung, wie sie in diese Situation gekommen sind“ in eine vollkommen andere Richtung spinnen.
„Morgen Prinzessin.“
Die Stimme der XO verriet nichts ihrer eigenen Gedanken, sondern bloße Professionalität.
Und Agatha würde es bevorzugen, es dabei zu belassen.

Dann erklang eine bekannte Stimme von irgendwo aus der Höhle.
„Ah, ihr seid wach. Das ist doch gut.“
Dieser Aussage folgte ein Lachen, dass der ein oder andere anglophile Mensch als „maniacal“ bezeichnen würde – also als durch und durch wahnsinnig.
Cal hob den Blick, wenngleich ihm die Aussicht, die sich in Richtung Agatha bot, weit mehr interessierte.
Als er nach geradeaus – also in Richtung „Quelle des Lachens“ -  blickte, schälte sich aus dem Dunkel eine Gestalt.
Und irgendwie überraschte den Captain nicht, den Mann zu sehen, der da auf sie zukam.
„Tach, Mechanikles.“, sprachs, richtete sich dann zu einer stehenden Position auf und bedachte den Mann mit einem mitleidigen Blick.
„Okay, meine… Magie hast Du zurückwerfen können, Mechanikles, aber gegen einen einfachen Faustkampf hast Du doch keine Schnitte.“
Mechanikles grinste. „Dann zeig mal, was du drauf hast.“
„Du hast es so gewollt.“
Cal krempelte die Ärmel hoch, machte sich zum Sprung bereit, hörte nur ein „CAL, NICHT!“ und ein „PRINZ DOKTOR, NICHT!“ – und kam auf dem Rücken liegend zu sich.
Die Gesichter Agathas und Jasmins schwebten über ihm.
„Ich sehe Weihnachtsengel.“, murmelte der Kommandant gegen seinen Willen und zuckte zusammen, als die XO ihm eine schallende Ohrfeige verpasste.
Er richtete sich auf und schüttelte den Kopf: „War das…“
„Elektrizität. Du bist gegen ein Kraftfeld gesprungen.“, nickte die XO und wandte sich dann an Jasmin: „Ich glaube, wir müssen euch etwas sagen. Wir sind in Wirklichkeit…“
„… immer noch Gefangene.“, sagte die Prinzessin von Agrabah und schaute die XO an: „Es gibt für alles einen Ort und eine Zeit. Jetzt – hier – ist es ein bischen unpraktisch. Aber wenn Du es mir verraten willst, wenn wir hier rauskommen, kannst Du es gerne tun.“
„Huhuhuhu, köstlich.“
Die Stimme Mechanikles machte Anzeichen, sich überschlagen zu wollen: „Als ob ihr jemals wieder zusammen reden könntet. Es sei denn, meine Käufer kaufen das komplette Set.“
‚Käufer?’
Cals Kopf ruckte so heftig herum, dass seine Nackenmuskeln sich beschwerten.
Sorry Kumpels. Ihr wisst doch, Beschwerden nur in dreifacher Ausfertigung und zu Händen der Geschäftsleitung.
„Haben Sie gerade ‚Käufer’ gesagt?“, fragte der Kommandant fassungslos und Mechanikles nickte: „Ich muss mich auch mit ein paar größeren Aufträgen über Wasser halten. Und ich habe das Gefühl, dass zwei Hohheiten aus Fiktivistien, eine Hohheit aus Agrabah, eine aus Theben und ein kleiner Fischer ein wunderbares Komplettpaket abgeben.“
Cal schluckte.
„Sie wollen uns…“
Mechanikles nickte.
Das konnte ja noch heiter werden.

 To be continued with Chapter 15.1  
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 30.06.14, 13:50
  Kapitel 15 - Pläne

Kapitel  15.1  

Es war sehr interessant, zu erfühlen, wie die eigenen Instinkte erwachten. Kommandoroutinen, irgendwann vor Jahren geprobt und dann vergessen, krochen aus den Winkeln von Cals Bewusstsein und versammelten sich irgendwo in der gedachten Mitte seines Hirnes.
„Komm, Cal, Du hast Gelegenheit einmal zu beweisen, dass Du ein fähiger Kommandant bist. Handel entsprechend.“, schoss es ihm durch den Kopf und er war sich nicht sicher, ob ihm dies sein Unterbewusstsein oder seine XO eingeflüstert hatte.
Vielleicht hatte er sich in den letzten Jahren auch viel zu sehr darauf verlassen, im Zweifelsfall von seinen Crewmitgliedern herausgehauen zu werden? Jetzt waren sie in einer Situation, in der zwar Agatha – aber ansonsten keiner seiner Crew – dazu in der Lage war. Und seine Freundin, Geliebte und XO wollte er um alles in der Welt schützen. Wo kam er denn dahin, wenn er sie in die nächstbeste Falle laufen lassen würde?
Der Captain atmete tief durch, legte kurz den Kopf schief und wiederholte für sich diesen Satz. Der Captain . Verdammt, er war nicht irgendein Redshirt, das in eine Falle laufen konnte, er war der Kommandant der DRAGONFLY und musste sie hier herausbringen. Schließlich war ihr Gegner zwar Mechanikles und damit eigentlich Aladdins und Jasmins Baustelle, aber das griechische Genie verwendete offenbar Sternenflottentechnologie.
Und damit war er für heute das Resort von Cal und Agatha.

Der Captain setzte sich auf, warf einen Blick auf seine Kampftruppe, die er nicht einsetzen wollte und stellte fest, dass Papyrus und Theti immer noch bewusstlos waren.
Besorgt tastete er nach dem Puls der Ägypterin, stellte fest, dass er stark war und sie eigentlich schon längst bei Bewusstsein hätte sein müssen. Kurz warf er einen Blick zu seiner XO, die die Bitte in seinen Augen „Kümmer dich um Theti“ offenbar schon verstanden hatte. Sie nickte ihm zu,schlängelte sich an ihm vorbei – dem Captain wurde in diesem Moment klar, dass ihr Gefängnis nicht unbedingt groß war – und nahm neben der bewusstlosen Ägypterin platz. Erneut warf sie dem Captain einen Blick zu und nickte.
Dieser rückte näher an das Kraftfeld, das er – einer imaginären Linie folgend, die das Areal, in dem sie sich befanden auf zwei mal einen Meter beschränkte – beinahe sehen konnte.
Natürlich nicht wirklich, aber er stellte es sich vor.

„So“, setzte Cal an und begann, Mechanikles in einen Dialog zu verwickeln. Agathas Finger tasteten derweil nach dem Puls Thetis, die in diesem Moment die Augen aufschlug und die XO der DRAGONFLY mit einem warnenden Blick anschaute. Hatte die Prinzessin etwa einen Plan? Dazu müsste sie sich eigentlich mit dem Ohr an ihren Mund begeben, das könnte allerdings in diesem Moment sehr auffällig werden. Also stieß sie einen Seufzer aus, ließ ihren Körper erschlaffen und kam so zum liegen, wie sie es geplant hatte. Sie spürte die sanften Finger Jasmins auf ihrer Halsschlagader, öffnete dann kurz die Augen und nickte ihr zu. Die braunen Augen Jasmins zeigten Verständnis für den Plan – etwas anderes hätte Agatha auch gewundert – und sie stieß einen entsetzten Keuchlaut aus, ehe sie sich an Cal wandte: „Prinz… Prinz Doktor?“
Der Angesprochene drehte sich um, warf sich neben sie und tastete nach ihrem Puls.
„SCHATZ!“, schrie er, „SCHATZ? BIST DU IN ORDNUNG?“
„Nicht so laut, du Hirni“, zischte Agatha leise und schaute ihn dann ganz kurz an, „Uns geht es gut, du musst ihn nur ein wenig hinhalten, während wir uns einen Plan ausdenken.“

Plan?
Hier wurde ein Plan geschmiedet? Na dann war es ja gut.
Der Captain konnte sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen und zuckte zusammen, als sowohl Agatha (unauffällig) als auch Jasmin (auffälliger) ihm in die Seite stießen. Das „erleichterte Seufzen“ wurde mit einem „Ohhh, mein Gott“ überspielt und er fragte sich, was er noch tun konnte. Aber er sollte ja sowieso ablenken. Also wandte er sich wieder Mechanikles zu, der gerade dabei war, irgendwas – was wusste Cal auch nicht – zu reparieren.
„Soooo“, lächelte der Captain und schaute den Griechen an, der sich ihm mit einem genervten Seufzen zuwandte: „Sooo – was?“
„Sie haben vor, uns zu verkaufen?“
Mechanikles nickte: „Blitzmerker, hm? Das habe ich Dir gerade schon verraten.“
Nun war es am Captain zu nicken. Das stimmte alles, der Grieche hatte ihnen seinen genialen Megamastersuperplan schon verraten und der Captain fühlte sich damit alles andere als zufrieden.
„Und… einen Kunden haben Sie auch schon?“
„Wieso fragst Du das?“
„Och“, zuckte der Captain mit den Schultern, „Ich hab mich nur gefragt, ob ich demnächst unter der Knechtschaft des brutalen Herrschers Arge-Hartz des Vierten meinen Lebensunterhalt verdiene.“
Mechanikles blinzelte ihn verständnislos an: „Wer soll das sein?“
Eine abwehrende Handbewegung vollführend, legte der Captain den Kopf schief: „Mal was Andreas.“
„Das heißt: mal was anderes.“, verbesserte Mechanikles ihn und seufzte: „Warum erlernt Ihr eigentlich nie die korrekte Aussprache? Was seid Ihr? Revoluzzer? Wollt ihr gegen alles, was gut und sauber und anständig ist, angehen?“
Der Winkel, in dem Cal den Kopf geneigt hatte, veränderte sich: „Erm – nein, eigentlich ni…“
Weiter sollte er nicht kommen, denn erneut stieß ihn Jasmin in die Seite.
Au – wenn sie bei Aladdin auch so rabiat war, durfte sich dieser aber regelmäßig auf eine Sonderbehandlung beim Arzt freuen.
Dennoch warf er ihr einen Blick zu und hob fragend eine Augenbraue. Den Hinweis, dass ihm keine Dukaten aus dem Allerwertesten fielen, egal wie sehr sie ihm in die Seite stieß, unterschlug er dabei.

Vielleicht hätte man Prinz Doktor auf einige Sachen hinweisen sollen – etwa wie Mechanikles tickte. Jasmin wusste, dass sie es dem Mann nicht vorwerfen konnte – schließlich kannte er diesen Griechen nicht so gut, wie sie es tat, hatte im schlimmsten Fall gerade erst heute von ihm gehört. Also stieß sie ihn an und zuckte beinahe zurück, als sie sah, wie er zu ihr herumfuhr und in seinen Augen eine Art der Wut eruptierte, die sie so von ihm nicht kannte. Doch der Ausbruch währte nur kurz – eventuell die Zeit, die man später eine „Milisekunde“ nennen würde.
Dann legte der Prinz seinen Kopf fragend schief, sie beugte sich vor, soweit sie konnte und flüsterte ihm ein „Er hat einen Sauberkeitsfimmel“ ins Ohr, „Nutz das.“
Damit beugte sie sich wieder zu Agatha River Song Silverbird, um die pflegende Prinzessin zu spielen, während Theti der hübschen Rothaarigen ihren Plan verriet.


Es war Nacht. Die Sterne, die da am Himmel wetteifernd blinkten, brachten dem Mann, der sich durch die Wüste schlug, weder großartige Erleuchtung noch sonst eine Hilfe. Die Kälte biss in seine Muskelpartien, Aladdins Zähne schlugen, vor Kälte bibbernd, aufeinander. Er hatte sich mit seinen Armen umschlungen – so gut es ging – und versuchte, die Wärme in sich zu speichern. Doch mit jedem Schritt den er tat, wusste er, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit sein würde, bis die Kälte ihn fertig machte. Momentan tat sie schon ganz gute Dienste.

Jeder Milimeter seines Körpers, jede Faser seines Seins, riet ihm, aufzugeben, sich in die nächste Düne zu legen, sich so klein wie möglich zu machen und somit die Wärme zu halten, bis die Sonne aufgegangen war. Und doch sah er, wann immer er blinzelte, in diesen Millisekunden, sie seine Augen geschlossen waren, Jasmin vor sich, die ihn entsetzt ansah.
Nein – er würde nicht aufgeben, würde diese braunen Rehaugen nicht verraten. Es war, als wären Körper und Geist zwei unterschiedliche Entitäten – die Eine riet ihm zum Aufgeben, die Andere spornte ihn noch weiter an. Und auf Letztere würde er hören.  Er gab nicht auf. Nicht er, nicht Aladdin. Es war ihm egal, wie lange er durch die Wüste laufen würde, wie lange er ziellos war – er würde erst in der Kälte der Wüste liegen, wenn er tot oder bewusstlos war. Vorher würde er nicht aufgeben, vorher würde er nicht ruhen, nicht rasten, nicht…

Den harten Schlag auf den Hinterkopf spürte er gar nicht mehr – aber wenn er mit sich selbst ehrlich war, spürte er sowieso nichts…

Cal schüttelte den Kopf.
Er betrachtete das Kraftfeld – respektive, die imaginäre Linie – und rief sich das ins Gedächtnis, was Jasmin ihm gerade per Zeichensprache verständlich machen wollte.
Wenn Mechanikles tatsächlich so einen Reinlichkeitsfimmel hatte, dann musste man diesen natürlich ausnutzen.
„Mechanikles!“, rief er und blickte den Griechen herausfordernd an, der sich umdrehte und eher interesselos dreinsah.
Gut, jetzt hatte er die Aufmerksamkeit, aber was sollte er sagen?
„Weißt du eigentlich, dass …“
„Was?“
Der Captain überlegte. Ja – was eigentlich? Was konnte er dem Griechen sagen? Lass uns raus oder Du trägst die Konsequenzen? Wie? Durch seine Crew, die er nicht finden konnte oder durch die fantastische fiktive fiktivistische Armee?
Er musste irgendwas sagen, konnte dieses ominöse „irgendwas“ aber nicht in Worte fassen.
Und wenn er jetzt schon versuchte, die Schmutz-Karte zu spielen? Eher nicht. Einen Trumpf zu früh auszuspielen, das wusste er, war nicht unbedingt ein cleverer Zug.
„Was willst Du mir sagen?“, fragte in diesem Moment der Grieche.
Cal schluckte sich – jetzt galt es. Verdammt, er war doch der Einzige, der momentan einen gewissen Handlungsspielraum hatte. Die Anderen berieten sich oder gaben vor, ohnmächtig zu sein – also musste er die Sache schaukeln.
Ein kurzes Räuspern, dann schloss der Captain kurz die Augen, gestattete sich, einen minimalen Moment der Meditation, ehe er die Augen öffnete und seinen Blick fest in den Mechanikles’ bohrte.
Er musste irgendetwas sagen, also entschließ er sich für den klassischen Bluff.
„Mechanikles, lass uns raus – oder Du trägst die Konsequenzen.“
Wie der Captain das bewerkstelligen wollte, sagte er natürlich nicht – zumal er dafür nicht wirklich viel Spielraum hatte, um genau zu sein: eigentlich gar keinen.
Aber hier ging es ja auch nur darum, den Griechen so lange zu beschäftigen, bis die Grazien und Papyrus auf eine entsprechende Idee gekommen waren, wie man ihn tatsächlich schlagen konnte.
Mechanikles schien davon wenig zu wissen, lachte und schaute den Captain dann an: „Tatsächlich? Na, das will ich doch mal sehen.“
„Dein Schlachtfeld, meine Herausforderung, meine Konditionen.“
Verdammt, wieso hatte Cal das wieder gesagt?
Die Augen des Griechen leuchteten erfreut auf: „Oh, aber ich bestimme, gegen wen Du antrittst.“
War es zu spät, sich von der Idee zu distanzieren? Anscheinend, denn plötzlich hörte Cal sich selbst sprechen: „In Ordnung.“
Und eigentlich stimmte das sogar. Es war ihm egal, wie die Konditionen aussahen, solange Agatha und die Prinzessinnen, sowie Papyrus, Zeit genug hatten, sich einen Schlachtplan auszudenken.
Das Kraftfeld fiel in sich zusammen.
Nun wäre eigentlich ein guter Zeitpunkt, um es den Ostfriesen gleichzutun und Neuland zu gewinnen, aber das Problem war natürlich, dass momentan, nur zwei Personen „bei Bewusstsein“ waren – er und Jasmin. Und der Grieche würde doch nicht Jasmin gegen ihn antreten lassen, oder?
Die hübsche Prinzessin neben ihm schien denselben Gedankengang zu haben, denn sie legte ihm eine Hand auf den Oberarm. Überrascht blickte er zu ihr, sah in ihre braunen Augen und darin, dass sie bereit war, im Zweifelsfall genau dieses Opfer zu bringen.
Der Vorteil bei einem Kampf gegen eine potentiell freundliche Partei bestand darin, dass man vorher die ganzen Manöver mehr oder weniger absprechen könnte oder aber sich im Zweifelsfall darauf verlassen, dass die Schläge, die ausgeführt wurden, einem Wrestling-Match gleich, in letzter Konsequenz doch nur „gespielt“ waren. So würde das ganze einem Tanz gleichen, den Cal und Prinzessin miteinander ausführen würden.
Und er war bereit, genau diesen Tanz mit ihr zu tanzen.
Er hatte gesehen, wie sie – zwar unter dem Einfluss eines Zaubers, aber nichts desto trotz kompetent – die Fähigkeiten und die Kraft hatte, sich ihrer Haut zu erwehren.
Gegen Jasmin zu kämpfen, das war etwas, das ihm im Traum nicht einfiel. So zu tun, als ob er mit ihr kämpfen würde – das war wiederum etwas, das er sich in dieser Situation sehr gut vorstellen konnte, zumal er spürte, dass er ihr vertraute.
Zwar würde er diesen Showkampf lieber mit seiner XO machen, die genau wusste, wie er sich im Zweifelsfall verhielt und welche Manöver beide einsetzen konnten – aber er war sich sicher, dass er und Jasmin zwar ein paar Glückstreffer, oder in diesem Fall besser: „Pechtreffer“, landen würden – aber er war sich sicher, dass sie größtenteils unbeschadet aus dieser Sache herauskommen würden.
„Worauf warten Sie noch, Mechanikles?“, fragte der Captain und richtete sich auf, „Ich kenne doch solche Typen wie Sie. Auf die Idee, jemanden aus Ihren eigenen Reihen einzusetzen, kämen Sie nie. Lieber würden Sie es sehen, wie ich und die Prinzessin uns halb-bewusstlos schlagen würden.“
Das Lachen aus der Kehle des Griechen verunsicherte den Kommandanten.
„Sie haben Recht“, haha-te und huhu-te Mechanikles, zuckte dann aber mit den Schultern, „Aber ich weiß auch, dass sie vermutlich mit der Prinzessin absprechen würden, wie dieser ganze Kampf aussehen würde. Nein, nein.“
Damit trat er auf Cal zu, packte ihn am Kragen und zog ihn aus dem Kraftfeld.
Mit den Fingern schnippend begab sich der Grieche wieder auf seinen Platz und lächelte: „Viel Spaß, Prinz Doktor.“
Dann kam ein Riese aus dem Schatten auf den Captain zu.
Und es würde ihn nicht überaschen, wenn in seinem Gesicht die Frage „Auf was habe ich mich da nur eingelassen“ zu lesen sein würde.

„Bobo, das war eine dumme Idee.“
„Ich dachte, er wollte uns ausrauben.“
Die Unterhaltungsfetzen drangen an Aladdins Ohr, als er erwachte – und er wusste sofort, wem er die Kopfschmerzen zu verdanken hatte, die ihn gerade plagten. Bobo – welch kreativer Name.
Kurz spielte der jetzt-Prinz von Agrabah mit dem Gedanken, die Augenlider zu öffnen, aber nachdem er sie nur eine Idee aufgestemmt hatte, beschloss er, sie wieder zu schließen. Grelles Licht schoss ihm in die Netzhaut. Hatte er tatsächlich bis zum nächsten Morgen geschlafen?
Nein. Die Temperatur, die zwar ein wenig höher als vorhin war, hatte sich dennoch nicht sonderlich verändert. Immernoch biss die Kälte in die Nase und Wangen, aber er merkte, dass man ihm etwas Anderes angezogen hatte. Vielleicht war es kein kompletter Kleidungswechsel, aber er spürte die Wärme und Schwere eines Mantels auf seinem Oberkörper.
„Er hat uns aber nicht ausgeraubt.“, erklang die Stimme eines älteren, gesetzteren Herren und Aladdin erkannte sie sofort.
Vater.
Nun riss er die Augen dennoch auf, versuchte die Kopfschmerzen, die ihn nun heimsuchten und die er mit einem Kopfschütteln zu vertreiben – nicht sonderlich effektiv, wie er fand – und blickte dann in das langsam klarer werdende Gesicht von Karim, der der Herr der vierzig Räuber war – und sein Vater.
Aladdin merkte, wie sein Herz schneller schlug. Vater hier?
„Wie kommst…“
„… du hier her?“
Es war interessant, dass zwei Männer genau denselben Gedanken in genau die selben Worte fassen konnten.
Andererseits – wieso überraschte Aladdin dies? Er und sein Vater waren – obwohl ihnen nur eine kurze Zeit der Interaktion beschienen war – doch genau das. Vater und Sohn. Warum sollten sie sich nicht ähneln?
„Du zuerst.“, stöhnte der junge Mann, der früher am liebsten immer „one jump ahead“ gewesen wäre – also den anderen, genauer gesagt: den Wachen „einen Sprung vorraus“.
Karim nickte – Al konnte sich nicht helfen, er hatte das Gefühl, dass es ihn weise und gütig aussehen ließ, aber vielleicht war dies auch nur dem Fakt geschuldet, dass dieser Mann sein Vater war.
„Gerne“, nickte Karim erneut und schaute ihn an, „Wir sind auf der Suche.“
„Auf der Suche nach einem neuen Schatz?“
„Nein, nein.“
Das Lächeln, das seinem Vater über das Gesicht lief, war offen und ehrlich – der Mann verbarg ihm gegenüber nichts. Zumindest in diesem Falle nicht.
„Wir sind auf der Suche nach einem neuen Versteck. Unser Altes wurde von seltsamen Soldaten eingenommen.“
„Seltsame Soldaten?“
„Ja“; nickte der Herr der vierzig Räuber, „Sie kamen eines Tages einfach so aus dem Nichts und haben uns vertrieben – mit Magie. Dein Flaschengeist hätte uns da helfen können, aber ich will mich nicht beklagen.“
Er zuckte mit den Schultern: „Wir haben gut gekämpft, wenn ich das von mir sagen darf. Leider wurden wir dennoch geschlagen.“
„Und was sind das für Soldaten?“
Erneut zuckte Karim mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Sie sprechen in einer Sprache, die ich nicht verstanden habe und ihre Rüstungen sind… merkwürdig. Einer meiner Männer hatte am Anfang das Gefühl, dass sie lebende Dämonen seien, mit Köpfen wie Falken. Aber es stellte sich doch heraus, dass diese Tierköpfe nur Helme sind.“
„Ich kann euch helfen.“
„Nein!“
Karims Stimme war Zeugnis davon, dass dieses „Nein“ endgültig war. Anscheinend wollte er nicht einmal die Möglichkeit in Betracht ziehen.
Und dann – als wolle er diesen Eindruck noch bestärken – schaute er Aladdin an: „Und was treibt dich so allein in die Wüste? Irgendeine agrabahnische Todesprüfung, der Du dich während der Ehe unterziehen musst?“
Aladdin schüttelte den Kopf, was er sofort bereute. Das Gefühl, sein Gehirn käme ihm gleich entweder zu den Ohren oder durch den Mund hinaus, wurde kurz übermächtig, also schloss er die Augen, atmete tief durch und öffnete sie dann wieder.
„Nein nein. Nichts dergleichen.“
Und so begann er, zu erzählen.

Das war eine verdammt dumme Idee gewesen.
Dessen war sich Cal in dem Moment klar, als die Faust des Riesen ihn erneut traf und er nach hinten taumelte. Momentan meldete sich sein gesamter Körper. Die Ohren klingelten, die Nase stach, als wäre sie gebrochen, der Kopf brummte, die Lippen bluteten fröhlich vor sich hin und von anderen Körperteilen reden wir lieber nicht.
Der Riese hatte nicht einen einzigen Kratzer abbekommen.
Was war nochmal die Strategie des Captains gewesen? So lange mit dem Kinn vor die Faust des Riesen schlagen, bis sie bricht? Kein toller Plan, wie er merkte, als der Typ ihn packte und ihm erneut einen Kinnhaken versetzte, der ihn rückwärts gegen die Wand taumeln ließ.
Hoffentlich hatten die Anderen die Zeit genutzt und sich auf einen Plan verständigt, denn so langsam, aber sicher wurde der Captain wirklich wütend.
Unter dem nächsten Fausthieb duckte der Offizier sich weg und versenkte – als so ziemlich ersten Treffer seinerseits – seine Fäuste im Magen des Angreifers. Dieser keuchte einmal auf, aber das war es schon an Reaktionen. Stattdessen riss er sein Knie hoch, das den Captain am Kinn traf – Kniescheibe gegen Kinn, kein guter Wettstreit – und den Kopf des Kommandanten wieder nach oben beförderte. Dann schnellte die mächtige Pranke nach vorne, pinnte den Captain mühelos an die Wand und machte sich daran, seinen Adamsapfel ein bischen platter werden zu lassen.
Die andere Hand wollte nun den Gefallen, den Cal seinem Bauch getan hatte, an den Captain zurückzahlen.
In Erwartung des Schmerzes schloss Cal die Augen, doch dann schnitt die Stimme Mechanikles durch den Raum.
„GENUG!“
Es war interessant, wie sich eine normalerweise recht tiefe Stimme in ungeahnte Höhen schrauben konnte.
Der Riese hielt inne, ließ den Captain los, der zu Boden ging und nicht verhindern konnte, zu keuchen.
„So, damit haben Sie bewiesen, wie gut – oder besser: wie schlecht – Sie sind, Rollbraten.“, sprach der Grieche und trat auf ihn zu: „Wenn mein Käufer nicht gesagt hätte, dass alle Hochwohlgeborenen am Leben bleiben sollen, hätte ich meinem Freund hier gesagt, dass er sie erledigen soll.“
„Aber Blut macht doch so Flecken.“, keuchte Cal unter einem Lächeln und richtete sich auf, ehe er auf den Boden deutete, „Nicht wahr?“
Der Schreckenslaut, den der Grieche da von sich gab, war genug, um Cal zum Grinsen zu bringen. Er deutete auf das Kraftfeld: „Ich… werde dann mal, nech?“
Das Kraftfeld fiel, Cal taumelte hinein und sank neben Agatha zu Boden.
„War das klug, Prinz Doktor?“, hörte er die Stimme Jasmins über sich. Er öffnete die Augen und schaute sie an.
„Keine Ahnung.“, flüsterte er, „Auf jeden Fall dürftet ihr Zeit genug gehabt haben, euren Plan zu verfeinern. Und darauf kommt es an, oder?“

Aladdins Vater hob fragend eine Augenbraue.
„Lass mich das klarstellen“, sagte er und blickte seinen Sohn an, „Ihr wart auf der Suche nach Mechanikles und als ihr ihn gefunden hattet, feuerte Prinz Doktor von Fiktivistien – einem Land, von dem ich noch nie etwas gehört habe – einen Schuss Magie auf Mechanikles. Dieser Schuss wurde reflektiert und Du fielst vom Teppich?“
Der angesprochene Mann nickte, rappelte sich dann in die Stehende Position auf und richtete seine Kleidung.
„So war es, Vater.“, erklärte er dann.
„Nun“, setzte der ältere Anführer der vierzig Räuber an, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und legte nachdenklich den Kopf in den Nacken: „Ich weiß nicht, wohin der Teppich mit einen Freunden geflogen sein könnte, aber ich würde vermuten, dass die Magie, die zurückgeschleudert wurde, ihn auch beeinflusst hat.“
„Das würde bedeuten, dass die Chance besteht, dass meine Freunde in die Hände Mechanikles geraten sind.“
Diese Erkenntnis traf den jungen Abenteurer wie ein Blitz und er schaute zu seinem Vater: „Du hast doch sicherlich Informationen, wo sich jemand wie Mechanikles verstecken könnte, oder?“
Karims Lippen umspielte ein Lächeln: „Natürlich.“
Erst jetzt hatte Aladdin Gelegenheit, sich genauer umzusehen und einen Eindruck der Umgebung zu gewinnen. Sie waren in einer Art Höhle, soviel war ihm schon von der Akustik her klar gewesen. Der orange Widerschein etlicher Fackeln erhellte den Teil der Höhle, in dem sie sich befanden, sowie einen Gang, den der junge Prinz aber nicht genau einsehen konnte. Aus diesem Gang dröhnten Stimmen an sein Ohr, deren Besitzer sich irgendwo in einem weitreichenden Labyrinth von Höhlengängen, Sackgassen und Kreuzungen verbergen mussten.
„Natürlich“, schoss es dem jungen Abenteurer durch den Sinn, „Vierzig Räuber – wenn jeder von denen eine Privathöhle hat, muss das ein sehr großer Berg sein, in dem wir uns gerade verstecken.“
Die braunen Augen Aladdins fixierten nun den Herren der Vierzig Räuber.
„Was denkst Du? Wo könnte sich Mechanikles versteckt haben?“
Aladdin merkte, wie sein Herz begann, schneller zu schlagen. Wenn sein Vater eine Idee hatte, wo sich Mechanikles versteckte, dann könnte er sicherlich auch Jasmin und die Anderen finden. Oder?
Er wusste es nicht, er wollte aber auch nicht aufgeben. Aufgeben? Das war etwas für Leute, die beschlossen, dass es das alles nicht wert wäre. Und ausserdem – was war schon einfach?
Nichts, was sich lohnte war so einfach, oder?
Und ausserdem bedeutete es ja nicht, dass Karim gleich alle möglichen Verstecke kannte.
Aber der Junge aus Agrabah war sich schon sicher, dass er seine Geliebte finden würde.


Jasmin war sich sicher, dass Aladdin nichts unversucht lassen würde, sie zu finden. Während sie sanft immer wieder abwechselnd nach Thetis, Agathas, Papyrus und Cals Puls tastete – so häufig, wie die Frau, die sich selbst Agatha nannte, Prinz Doktor mit „Cal“ ansprach, war sie sich ziemlich sicher, dass „Prinz Doktor“ nicht ganz der richtige Name war -  und versuchte, die Sorge um vier „Bewusstlose“ glaubhaft darzustellen, hielt sie sich an diesem Gedanken immer wieder fest.
Aber sie würde nicht aufgeben. Dieser Charakterzug war ihr fremd, wenngleich sie oft genug an die Grenze dessen getrieben wurde. Oft genug war sie kurz davor, festzustellen, dass alles keinen Sinn hatte. So war es damals gewesen, als sie aus dem Palast geflohen war, so war es gewesen, als Jafar die Macht ergriffen hatte und so war es gewesen, als die Prophezeihung die Zerstörung Agrabahs vorhergesagt hatte.  Und jedes Mal war sie an einen Punkt gelangt, an dem sie sagte „So geht es nicht weiter.“
Deswegen war sie aus dem Palast geflohen, deswegen hatte sie Jafar gezeigt, was sie wirklich von ihm hielt und deswegen hatte sie sich schützend vor das kleine Kind geworfen, als ein Turm bei der Zerstörung Agrabahs über ihm zusammengebrochen war.
Und deswegen würde sie auch hier nicht aufgeben. Deswegen würde sie auch hier zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt war.
Die grünen Augen „Prinzessin Songs“ öffneten sich und sie nickte ihr zu.
Jasmin stieß einen erleichterten Laut aus – der nur teilweise geschauspielert war -  und beugte sich dann vor.
„Prinzessin Song!“, keuchte sie, „Bist Du in Ordnung?“
Und sie kam nicht umher, das schauspielerische Talent der Prinzessin zu bewundern, als sie sich träge erhob, ihre Hand gegen ihre Stirn bettete und ein „Annnh, nicht so laut. Es dreht sich noch alles“ stöhnte.
Beide Prinzessinnen warfen einander einen Blick zu, nickten und richteten sich dann auf.
Jasmin mit pfeilgeradem Rücken, Song – Agatha – wie auch immer – ließ sich gegen die Wand sinken, die sich hinter ihnen befand und sackte ein wenig in sich zusammen, jedoch so, dass sie immer noch stehen konnte.
„Was… wasis passiert?“, lallte sie mit schwerer Zunge und Jasmin trat auf sie zu, ihr sanft eine Hand gegen die Stirn legend: „Nicht sprechen, Prinzessin“
Nun konnte sie nur hoffen, dass man ihr die Besorgnis, die sie zu verkörpern suchte, abnahm, als sie erneut kontrollierend ihre Hand von der Stirn nahm und an die Pulsfühlpunkte legte, wie man es ihr seinerzeit beigebracht hatte. Natürlich war Prinzessin Agatha-River Silverbird-Songs Puls stark und kräftig, aber sie musste natürlich so tun, als wäre dem nicht so.
Sie keuchte entsetzt auf, umfasste die Hüfte der Frau und sagte nur „Ganz ruhig. Setz dich lieber.“
Und damit half sie ihr, sich zu setzen und sah mit einem entsetzten Gesichtsausdruck mit an, wie River neben ihren Prinzen sank.
Nun wurde es Zeit für ihren Auftritt. Sie wirbelte herum, schaute zu Mechanikles und ging in die Knie.
„Bitte!“, stieß sie hervor, „Bitte, ich flehe dich an, Mechanikles, bei allem, was Dir heilig und anständig ist – lass sie gehen. Oder bring sie wenigstens in Sicherheit. Ich bleibe als Pfand bei dir.“
Das laute Lachen, das Mechanikles ausstieß, war beinahe schon wieder zu sehr Klischee, aber wenn sie ehrlich war, hatte sie gar nichts anderes erwartet. Zumal sie sich sowieso sicher gewesen war, dass der Grieche auf diese Idee nicht eingegangen wäre. Also – alles kein Problem. Die Mädels und die beiden Prinzen wurden in den Plan eingeweiht und nun musste sie die Ablenkung spielen.
Und plötzlich geriet der „bewusstlose Körper“ Prinzessin Songs in Zuckungen.
Jasmin konnte sich ein Lächeln gerade noch verkneifen – es wurde Zeit, den Plan auszuführen.

Mechanikles war gerade dabei, die Blutflecken, die der Prinz hinterlassen hatte, zu entfernen, als der Sauberkeit seiner Behausung neues Ungemach drohte. Eigentlich kaum zu fassen, da hatte er sämtliche Spinnen vertrieben, sämtliche Woll-, Staub-, und Real-Lebende-Mäuse durch neueste High-Tech aus diesem Versteck gejagt – da kam Prinz Doktor und begann, alles vollzubluten. Wo kam man denn da hin? Was kam als nächstes? Schweißflecken auf dem Boden? Speichel? Igitt.
Andere Körperflüssigkeiten, über die wir hier lieber nicht sprechen wollen, vielleicht isst der eine oder andere noch?
Warum konnten sich andere Menschen nie so reinlich verhalten, wie er? Nein. Sie schwitzten, sie husteten, sie röchelten – und überall waren Bazillen. Vielleicht sollte er nachdem er die Hochwohlgeborenen an den Käufer verkauft hatte, mal kurz feucht durchwischen?
Als dann auch noch die Prinzessin, die er eigentlich gar nicht auf dem Auftragszettel hatte, sie aber aus Komplettierungsgründen dennoch mitnahm, begann, zu zucken und vermutlich dadurch auch noch ihren Schweiß verteilte, schüttelte sich der Grieche, trat an das Kraftfeld und schrie: „RUHE!“
Die Antwort war ein noch lauterer Schmerzensschrei der unbekannten Prinzessin.
„Das kann doch wohl nicht wahr sein. Jetzt muss ich da auch noch putzen!“
Dies murmelnd und das Kraftfeld abschalten, war für Mechanikles eines.
„Los, kommt raus, damit ich da feucht durchwischen kann.“
Jasmin schaute ihm in die Augen: „Wirklich, Mechanikles, Du lässt uns einfach so raus?“
„Natürlich, wo solltet Ihr sonst hin? Es ist ja nicht so, als wäre ich in einer der Höhlen, die in der Nähe von Agrabah sind.“
Und dann, mit Blick auf den Boden: „Verdammt, das bin ich ja.“
„Und noch was anderes.“, sagte Jasmin und Mechanikles blickte sie an: „Ja, was denn?“
„Unglaublich Blöd!“, kam es von dem leblosen Körper des unbekannten Prinzen, dann schoss dessen Hand hoch, krallte sich um den Kehlkopf des Griechen und drückte einmal kurz zu. Mechanikles bekam kurzzeitig keine Luft und dann einen Stoß, der ihn zu Boden gehen lies.

Cal griff nach Agathas Hand, als er sich aufrichtete und dann zu Papyrus herübergrinste, der sich ebenfalls hochrappelte: „Schnapp ihn Dir, Tiger.“
„Mit dem größten Vergnügen.“
Sprach der Ägypter und war auf den Beinen, um zu Mechanikles zu gehen.
Der Captain bekam davon relativ wenig mit, er wandte sich erneut zu seiner XO, die nun ganz ruhig da lag – und stahl ihr einen Kuss, ehe er ihr in die Seite piekst: „Komm hoch, Schatz, wir müssen.“
Agatha öffnete die Augen, schüttelte ungläubig den Kopf und stand auf. Sie blickte zuerst zu Theti, dann zu Jasmin und anschließend zu Cal: „Ich hätte nie gedacht, dass dieser Trick funktioniert. Ich meine, der hat doch eigentlich einen Bart.“
„Naja, wir haben ihn halt rasiert.“
Ausserdem, aber das wusste ja eigentlich – ausser Agatha – nur Cal: Sie waren in der Vergangenheit. Das heißt natürlich, dass alte Tricks hier noch relativ neu sind.
Ein weiteres Plus: Sie waren im Disneyversum und hier klappten die alten Tricks immer noch am Besten. Der Captain stand nun auf, deutete hinter sich auf den Kampf zwischen Mechanikles und Papyrus, der relativ einseitig war – aber was wollte man erwarten. Mechanikles war nun mal ein Erfinder, kein Kämpfer.
„Wollen wir?“, fragte er die versammelte Prinzessinnenbrigarde. Wie eine Frau nickten die Ladies, Agatha zwinkerte ihm zu und sagte: „Lass uns wollen.“
Der Captain drehte sich um, Agatha hakte sich bei ihm ein, von der anderen Seite tat es der XO Jasmin gleich, während sich Theti bei Agatha einhakte.
„Dann wollen wir mal.“, sprach der Captain und setzte sich in Bewegung.
„Komm Papryus“, rief Theti in diesem Moment, „Ich glaub, er hat genug.“
Erst jetzt fiel Cal auf, dass Mechanikles überhebliches Gebaren fehlte, als Papyrus von ihm ablies.
Hatte da einer seine Lektion gelernt?
Irgendwie wagte der Captain dies zu bezweifeln, als… ihnen ein Ding, eine mechanische Konstruktion, vor die Füße rollte.
Cal legte den Kopf schief. Ein Roboter, hier?
„Oh nein“, keuchte Jasmin neben ihm auf, „Schaut ihm nicht in die Augen, es ist…“

Gregarius.
Jasmin fluchte in Gedanken und schloss die Augen.
Schon einmal hatte sie mit diesem Geschöpf zu tun gehabt. Es war – von Mechanikles, natürlich, von wem sonst? – in den Palast geschickt worden und hatte sofort angefangen, zuerst Aladdin, dann den Sultan und schließlich sie selbst in einen Zustand zu bringen, in dem sie jedem Vorschlag zugänglich waren.
Hatte Prinzessin Song sowas nicht vor ein paar Stunden „Hypnose“ genannt?
Wie auch immer dieser Trick hieß, sie wusste nur, dass sie dem Geschöpf nicht in die Augen schauen durfte.
Und dann merkte sie, wie neben ihr der Mann, der Prinz Doktor genannt werden wollte, stehenblieb.
Bei allem, was ihr heilig war.
„Prinz Doktor? Prinzessin Silverbird?“
Nichts.
„Papyrus? Theti?“
Wieder nichts.
Verdammt – Gregarius – oder Greg, wie er genannt werden wollte – hatte die anderen mit einem schnellen Schlag erwischt.
Schnell machte sie sich vom Prinzen los, begann zu Rennen und öffnete die Augen, als sie sicher war, aus Gregs Dunstkreis entflohen zu sein.
„Steht nicht so dusslig da!“, rief Mechanikles, plötzlich wieder oben auf, „Fangt Sie!“
Jasmin rannte schneller, sie wusste, dass mit Papryus, Theti und Silverbird nicht zu spaßen war – dies hatte sie schnell genug mitbekommen.
Hoffentlich fand sie eine Möglichkeit, schnell zu entkommen.

 „Steht nicht so dusslig da! Fangt Sie!“
Mechanikles merkte, wie seine Stimme einen ungeduldigen Klang bekam. Merkwürdig war das nicht – nachdem was Papyrus ihm angetan hatte, würde vermutlich mit dessen Bazillen und Krankheitserregern übersäht sein.
Igitt.
Dabei hatte er doch so eine sensible Haut, die vom ewigen Waschen angegriffen wurde.
Wie gut, dass er seinen getreuen Roboter Gregarius repariert hatte. Eigentlich müsste man diese Kreatur nicht großartig kennen, sie war nur eine Fußnote in seinem Krieg gegen Agrabah und dessen Bewohner – aber eine Effektive.
Dafür, dass Morgana ihm gezeigt hatte, wie diese Kreatur einen eigenen Willen entwickeln konnte, aber gleichzeitig keine Allmachtsfantasien ihm gegenüber hegte, war er der Hexe aus der Zwischenwelt bis heute noch dankbar. Und dabei war sie einfach so, aus dem Nichts, erschienen, war mit schwingenden Hüften auf ihn zugekommen und hatte ihn berührt. Eine Katzenfrau? Igittigitt. Wer weiß, ob sie Flöhe hat?
Aber laut ihr war es eigentlich einfach gewesen, diesen Roboter zu konstruieren. Dieser Situationsanalyse war der Grieche mehr als nur gewillt, zuzustimmen, nachdem er es versucht hatte und es auf den ersten Anlauf gelungen war.
Greg zu reparieren, nachdem der Genie ihn beschädigt hatte – das war auch vergleichsweise einfach. Das Einzige, was man dazu brauchte, war Geduld. Und diese Tugend hatte Mechanikles – sowie von ihr mehr als nur genug.

Und wie dankbar er Greg war, als dieser sich den Flüchtlingen angenommen hatte. Die Einzige, die sich immun gezeigt hatte, war Prinzessin Jasmin, aber irgendwie hatte ihn dies nicht sonderlich überrascht. Wohl aber, dass die Brigarde um das Prinzenpaar Theti und Papyrus keinerlei Anstalten zu machen schien, der fliehenden Jasmin zu folgen.
Stattdessen standen sie, wie vom Donner gerührt, da, starrten aus Augen, deren Augenlider auf Halbmast hingen,  stumm, dumm, geradeaus.
Der Grieche trat näher.
„Ich sagte: Steht nicht so dusslig da! Fangt Sie!“
Nichts. Keine Reaktion.
Verdammt, was war da wieder nicht richtig gelaufen? Hatte Gregarius sie zur Untätigkeit hypnotisiert?
Nun trat Mechanikles noch näher, so nahe, dass sich seine Nase und die des Mannes, der sich selbst „Prinz Doktor“ nannte,  beinahe berührten.
„Ich sagte“, wiederholte er und wurde im Folgenden so laut, dass seine Stimme sich beinahe überschlug: Steht nicht so dusslig da! Fangt Sie… aaaaaaaargh. !“
Der letzte Laut rührte daher, dass Prinz Doktors Hand nach vorne geschnellt war, den Kehlkopf Mechanikles gefunden und zugedrückt hatte.
Die Augen des Prinzen, die vorher noch braun und unintelligent in die Ferne gestarrt hatten, bohrten sich nun mit unversöhnlichem Hass in seine eigenen.
Und mit einem „Fang sie selber“ hieb er zu, traf den Griechen mitten im Gesicht – so hart, dass Mechanikles beinahe befürchtete, Prinz Doktor habe ihm einen Zahn ausgeschlagen.
Zu Boden taumelnd, tastete er nach der Nase, die plötzlich sengendheiß schmerzte und zuckte zusammen, als er etwas heißes, flüssiges ertastete, das aus seiner Nase schoss.
„Na?“, grinste Prinz Doktor, „Blutet’s?“
Und damit traf ihn die Sohle des Mannes im Gesicht. Kurz umfasste Dunkelheit Mechanikles.

Jasmin merkte, wie ihr Atem schneller ging.
Ihre innere Stimme riet ihr, sich zu beeilen. Wohin? Eigentlich egal, hauptsache weg von hier. Hauptsache weg von Mechanikles und seiner Höhle, hauptsache weg von den Anderen, die nun in den Diensten des Griechen stehen mussten.
Die durchtrainierten Beine der Prinzessin taten dabei gute Arbeit, ihre Geschwindigkeit zu erhöhen, sie eilte, hetzte und flitzte, über kleine, aber scharfkantige Felsen, die sie übersprang, unter Felsformationen hindurch, die ihr nur einen kleinen Platz zum Kriechen ließen. Sie hatte keine Zeit, sich genauer einzuprägen, in welche Richtung sie eilte – alles war besser, als in dieser Höhle zu bleiben. Vorbei an Felsen, die von der Decke herabhingen und an solchen, die aus dem Boden wuchsen, einfach nur raus aus diesem engen Höhlengang, der wie ein Schlauch einfach nur geradeaus führte.
Das Herz der Prinzessin begann, immer schneller zu schlagen, immer mehr zu pumpen und sie hörte in ihren Ohren, wie das Blut rauschte. Sie würde nicht aufgeben, denn sie wusste, dass irgendwann eine Höhle auch einen Ausgang haben musste. Das Licht, das – zunächst nur unscheinbar, dann aber immer unignorierbar – vor ihr schien, wurde immer heller und heller und es war Jasmin klar, dass dies der Ausgang sein musste.
Sie musste diese Öffnung erreichen und würde nicht aufgeben, bis sie entweder Aladdin gefunden oder Agrabah erreichte. Dann würde sie eine Armee zusammenstellen, wieder zurückkehren und Mechanikles fangen, sowie Gregarius zerstören, auf das die beiden Prinzenpaare wieder sie selbst waren.
Und nicht vorher würde sie sich Ruhepausen gönnen, die länger als maximal fünf Minuten waren.
Ihre Füße hämmerten auf den Boden, trieben sie vorran und das Licht des Höhlenausgangs – oder Höhlenmundes – wurde immer heller. Es würde nicht mehr lange dauern und sie wäre frei.

Die Finger schnippten und Leben kehrte in Agatha Silverbirds hübsches Gesicht zurück. Sie fand sich in einer Reihe stehend wieder, neben Theti und Papyrus, die beide jetzt in die Gegenwart zurückfanden. Es schien sich einiges geändert zu haben, während sie in Trance gewesen war – der Grieche lag bewusstlos am Boden und der Roboter, der sie hypnotisiert hatte, war relativ kopflos, spieh Funken und lag, auf die Seite gekippt, ebenfalls am Boden. Nur der Kopf, der ebenfalls Funken sprühte, lag – in seine Fregmente zerschmettert – vor ihr und über ihm stand, schwer atmend und mit einem scharfkantigen Felsenstück in der Hand, Cal.
„Wurd auch Zeit, dass Du wach wirst, Agatha.“, grinste er und ließ den Felsen erneut auf den Roboterkopf niedersausen.
„Nenn mich Greeeeee“, brachte der Hypnotiseur noch einmal zustande, ehe ihn seine Fähigkeit, die zur Kommunikation, verlies.
Die XO schaute ihren Captain verblüfft an.
 „Klarnamen, Cal?“ , fragte sie dann und sah, wie der Captain nickte und ohne sich die Mühe zu geben, eine andere Sprache zu wählen, sagte „Klarnamen, Agatha.“
Damit wandte er sich an Theti und Papyrus: „Erfreut, euch kennen zu lernen. Mein Name ist Cat – Calvin Nathan Cat. Ich bin der Kommandant der USS DRAGONFLY. Dies“ – er deutete auf Agatha – „ist meine erste Offizierin und Freundin. Und bevor ihr fragt – ja, mehr oder weniger sind wir Prinz und Prinzessin.“
Damit zuckte er mit den Schultern und schaute zum Griechen, der gerade wieder zu sich kam und durch laute Unmutsbekundungen auf diesen Zustand aufmerksam machte.
Mit einem Grinsen auf den Lippen fuhr der Captain zu Mechanikles herum, trat auf ihn zu und packte ihn am Kragen.
„Also“, bellte er und Agatha hatte das Gefühl, dass seine Stimme nichts Menschliches mehr hatte, „Wie kommst du an die Plakette der DRAGONFLY?![/b]
Verblüfft hob die XO die Augenbrauen und trat neben den Kommandanten, ihm eine Hand auf die Schulter legend.
„Cal?“, fragte sie und blickte ihn an – vermutlich, aber dessen war sie sich schon beinahe sicher – konnte man in ihren Augen Sorge um den Mann sehen. Und wer konnte es ihr verdenken, schließlich verhielt er sich gerade sehr OOC.
„Cal?“, wiederholte sie und zuckte zurück, als der Captain den Griechen fallen lies und zu ihr herumfuhr. Der Blick, mit dem ihr Freund sie ansah, wirkte nun alles Andere als nett.
Sicherlich, sie hatte ihn hier und da schon mal angesäuert erlebt – oder auch mal komplett wütend – aber das, was jetzt da in Cals Augen funkelte, waren keine warmen Lichter, wie man sie eventuell von einem Adventskranz erwarten würde, sondern purer Hass.
„Du mischt dich viel ein, XO.“, knurrte er, „ist das alles, was Du kannst?“

Und dann kam Hilfe von einer Stelle, die Agatha so nicht gedacht hätte.
Mechanikles brachte ein schnelles „Vorsicht, er hat auf die Hypnose durch Gregarius anders reagiert!“ hervor, ehe der Captain herumfuhr und ihm mit dem Fuß gegen die Schläfe trat. Mit einem schmerzvollen Schrei sackte der Grieche wieder in sich zusammen.
Cal hatte seine Pirouette währenddessen vollendet, blickte Agatha an und lächelte, als sie merkte, dass ihr Gesichtsausdruck vermutlich sehr überrascht war.
„Was?“, fragte der Captain, in einer – beinahe schon übertrieben- liebenswürdigen Tonlage: „Agatha, wie kann ich Dir zu behufe sein?“
„Erdbeerparfait!“, sagte die XO – sie wusste, dass der Captain auf diesen Trigger reagierte und gleich in ihre Arme sinken würde… und keuchte entsetzt auf, als dieser den Kopf schräg hielt und dann den Kopf schüttelte.
„Klappt irgendwie nicht, hm? Aber meiner klappt.“
Damit schnippte er und sagte irgendwas – ehe es Dunkel wurde.

Calvin Nathan Cat fing die in sich zusammensinkende Agatha auf, lächelte sanft, als er sie niederlies und schaute dann zu Papyrus und Theti, die ihn verblüfft anblickten.
„Was?“, fragte er, stand auf und zuckte mit den Schultern: „Ich fürchte, Agatha ist nicht auf unserer Seite. Darum werde ich mich nachher kümmern.“
„Ihr werdet euch nicht erst nachher um diese Sache kümmern. Ihr werdet Agatha Silverbird in eure Gruppe integrieren, damit ihr Jasmin verfolgen und fangen könnt.“
Diese Worte wurden mit einer gewissen Rauchigkeit in der Stimme gesprochen und Cal fuhr herum. Es überraschte ihn nicht, in das feline Gesicht von Morgana zu blicken, die neben Agatha kniete und ihre Hand auf die Stirn der XO bettete.
„Darf ich mal erfahren, warum ich Dir zu Diensten sein sollte, Morgana?“
Ein leicht-amüsiertes Kichern entrann der Kehle der Magierin, ehe sie von Agatha ablies und auf Cal zutrat.
Der Captain merkte, wie sein Herz immer schneller schlug. Diese Katzenfrau machte keine Späße – eigentlich hätte er sich daran doch erinnern müssen. Aber momentan fragte er sich sowieso, was mit ihm los war. Er fühlte sich gut – angeknipst. Nicht wie ein willenloser, hypnotisierter Lakai, sondern wie jemand, der plötzlich und unerwartet eine neue Identität bekommen hatte. Jemand der…
Oh Gott.

Jasmin rannte immer noch und hatte inzwischen eine Veränderung der Umgebung festgestellt.
Würde man mit einer Person aus der Jetztzeit sprechen, hätte sie gesagt, dass seit sie knapp 140 Metern ,   von dieser Höhle aus zurückgelegt hatte, die Umgebung angefangen hatte, sich zu verändern. Welche Terminologie die agrabahnische Prinzessin dafür verwendete, mag nun jedem selbst überlassen sein. Fakt ist – sie rannte und inzwischen sah die Höhle anders aus. Sie war nicht mehr so dunkel wie vorher, war auch nicht mehr so metallern. Dies war ihr sofort aufgefallen, als sie gerannt war – hier hatte jemand eine Art Stollen in den Berg getrieben. Warum, weshalb, wieso? Das wusste sie nicht, sie kannte nur die Fakten. Und diesen Stollen hatte sie verlassen. Zwar hatte sie noch eine Art „Decke“ eines Berges über sich, aber sie sah, dass es nicht mehr all zu lange dauerte, bis sie den Berg, in dem sie sich befand, verlassen hatte.
Und sie würde Aladdin finden – und wenn es ihr Leben kosten würde.

„Bin…“, stammelte Cal und blickte Morgana erschrocken an, „Bin ich ein Zylone?“
Die Katzengöttin lachte: „Wenn Du dich als solchen sehen willst, bitte – ich sage nicht ja, aber ich sage auch nicht nein. Natürlich, es könnte sein. Aber warum sollte ich Dir Gewissheit geben?“
„Weil ich dich inständig darum bitte?“, sprach der Captain – oder Zylone? Vielleicht Zylone in Teilzeit? Gab es sowas überhaupt? Wurde das vom Arbeitsamt gefördert?
Der Captain wusste es nicht, er wusste nur, dass er in die Knie ging und den Kopf neigte: „Meine Gebieterin, befiele.“
Verdammt, was war das denn? Jetzt klang er schon wie Darth Vader – und das nur, weil er dachte, dass er ein Zylone war? Das war doch noch gar nicht bewiesen?
Cals Kopf ruckte hoch.
„Moment mal“ – und damit schaute er Morgana an – „Du versuchst mich hier gerade zu verwirren.“
Morgana lächelte: „Schlaukopf! Aber – ich möchte nur eine Sache von Dir. Fang mir Jasmin.“
„Warum?“
„Weil ich es dir befehle.“
Sprachs, schnippte mit den Fingern und hatte ihr Kleid gegen eine rot-schwarze Starfleetuniform getauscht, an der fünf Rangpins zu sehen waren.
Cal schluckte und nahm Haltung an: „Verstanden, Admiralin Morgana.“
Dann schüttelte er mit dem Kopf: „Du machst mich noch Kirre!“
Morgana lachte.
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 30.06.14, 16:47
Sie rannte und rannte. Ihr Körper hatte auf Autopilot geschaltet, sodass sie sich über Fragen, wie etwa „In welche Richtung renne ich eigentlich“ gar keine Gedanken machte. Weg von hier – nur das war wichtig. Einem inneren Kompass folgend war sie sich sicher und hoffte, dass am Ende des Weges, den sie gerade auf sich nahm, Aladdin warten würde – vielleicht sogar mit der agrabahnischen Armee, einer der Besten ihrer Zunft. Zugegeben, Razul mochte brutal sein, unfair gelegentlich – aber sie wusste, dass auf dieser Mann im tiefsten Grunde seines Herzens nur das Beste für Agrabah wollte. Und aus diesem Grunde konnte sie ihm vertrauen – ihm und dem Rest der Armee.
Neben ihr spritzte Staub, Sand und Dreck auf, hochgewirbelt von einer Explosion.
Sie wirbelte herum – war sich sicher, dass man ihr ansehen konnte, dass sie geschockt war. Nun wandte Mechanikles noch die Magie des Prinzen Doktors gegen sie an.
Und sie wusste, dass die diesem Mann aus dem Königreich Fiktivistien keinn großartigen Vorwurf machen konnte – er befand sich unter dem Zauber des Gregarius und war ihm somit willenlos ergeben. Wasimmer dieses Wesen dem Prinzen befahl – er würde es ausführen. Und wenn dieser Befehl vorsah, sie, Jasmin, durch Magie zu töten, dann würde es so kommen.
Erneut sausten rötliche Blitze heran und die Prinzessin warf sich – auf alte, antrainierte Reflexe vertrauend – zu Boden. Sie spürte Hitze, die über ihren Körper leckte und so schnell an ihr vorbeirauschte, wie sie gekommen war.
Es war an der Zeit, Diplomatie als Waffe zu verwenden.
„PRINZ DOKTOR!“, rief Jasmin, richtete sich auf, straffte ihre Gestalt und bemühte sich, ihrer Haltung und Stimme einen neutralen Ausdruck zu verleihen.
Der Magiebeschuss hörte auf und aus dem Höhleneingang schälten sich die Gestalten Papyrus, Thetis, des Prinzenpaares Doktor und River.
Während die beiden Hochwohlgeborenen aus Theben die Arme vor der Brust verschränkten und sie herausfordernd anblickten, hatten sowohl Prinz Doktor als auch Prinzessin Song ihre merkwürdigen Waffen entsichert und richteten sie auf sie.
„Prinz Doktor, Prinzessin Song, überlegt, was ihr tut!“
Die Stimme Jasmins hallte über den Fleck Wüste, den sie zwischen sich und die Höhle gebracht hatte, aus der sie gekommen war. Und erst jetzt, als sie sich diesen Berg genauer betrachtete, erkannte sie ihn.
Es war der Nf’y-Berg, der keine 3 Kilometer von Agrabah aus empor ragte.
Oft genug hatte sie diesen Berg gesehen und hatte sich gefragt, wie die Natur es geschafft hatte,ein derart großes Plateau entstehen zu lassen, eine Art „Teller“, der sicherlich seine 100 Meterin die Luft hineinragte. Oft genug hatte sie ihren Vater gefragt, der nur mit dem Kopf geschüttelt  und sich in seinen typischen Väter-Antworten ergangen hatte. Seine liebste Antwort war: „Das erfährst Du, wenn du groß bist.“
Nun, sie war groß, sie hatte die Welt bereist, sie hatte ihre Antwort nie erhalten. Zwar wusste sie, dass es Berge gab, die durch Unterspülungen von Flüssen eine bestimmte, charakteristische Form annahmen, aber in Agrabah, in der Wüste, hatte sie noch nie einen Fluss gesehen, der in der Nähe des Nf’y-Berges entlanggeflossen wäre.
Es half nichts – der Nf’y-Berg war eines der größten Mysterien der Menschheit.

Und nun stand sie, vor dieser geschichtsträchtigen Kulisse, die Füße und dazugehörigen Beine fest und stark auf den Boden gestellt, den Rücken pfeilgerade aufgerichtet und versuchte, ihren Gegenübern mit nur einem einzigen Blick sämtliches Interesse an einem Kampf zu nehmen. Sie versuchte das zu zeigen, was ihr Vater ihr immer eingebläut hatte: Stärke.
„Überlegt, was ihr tut.“, sagte sie erneut, holte tief Luft und – es war, als würde ein Regisseur eine Szene drehen – Wind kam auf und wehte ihre Haare hinter sie.
Sie würde nicht mehr weichen, sie würde hier stehenbleiben und die Angreifer wenn nötig zu Tode argumentieren.
„Euer Tun kann künftige Handelsbeziehungen mit dem agrabahnischen Königreich gefährden.“, sagte sie und versuchte, ihrer Stimme genug Kraft und Entschlossenheit zu verleihen, „Das wäre sicherlich nicht im Sinne eurer Väter.“
Damit blickte die Prinzessin zu Papyrus und Theti: „Oder was würde dein Vater, Mehren-Re, der Herrscher der beiden Länder, sagen, wenn ihr keinen Handel mit Agrabah treiben könnt?“
Das schien zu fruchten.
Thetis Haltung änderte sich – zuerst wirkte sie arrogant-desinteressiert, nun hatte Jasmin das Gefühl, als würde im Kopf der Frau aus Theben ein Überlegungsprozess in Gang gesetzt werden. Auch Papyrus schaute erst sie verblüfft an, dann Theti.
Einzig Prinz Doktor und Prinzessin Song schienen unbeeindruckt. Beide fixierten Jasmin mit einem Blick, ehe Prinz Doktor kurz zu Theti und Papyrus blickte: „Konzentriert euch! Sie will uns nur entzweien!“
Dann fixierte er wieder Jasmin über den Lauf seiner merkwürdigen Waffe hinweg.
„Nein!“, rief Jasmin über die Ebene hinweg, „Ich habe nur das Beste für die Bevölkerung Thebens im Sinn. Unsere beiden Länder können gute Geschäfte miteinander tätigen – doch dazu wird es nicht kommen, wenn ihr helft, mich hier in der Wüste umzubringen.“
„Wer sagt was von Umbringen?!“
Die Stimme des Prinzen Doktor schien ein einziges Gebell zu sein, als er die Waffe hob und auf Jasmins Brust zielte, „Bleib da stehen und lass Dir helfen!“
Also das war ja wohl die größte Unverschämtheit, die sie je gehört hatte.
„Helfen, ja?“, fragte sie, „Mit einer Waffe, die auf mich gerichtet ist?“
„Wir müssen ja dafür sorge tragen, dass Du keine Dummheiten machst.“, rief Prinzessin Song, „Schließlich wünschen wir alle einen erfolgreichen Ablauf dieser Operation.“
Jasmin durchzuckte es.
Irgendwas war da mit der Stimme Rivers. Sie kam ihr vertraut vor – nicht wie „ferngesteuert“ und „mit fremden Gedankengängen versehen“, sondern so, als wäre es tatsächlich und wirklich Prinzessin Song.
„Erfolgreicher Ablauf?“, fragte sie und blickte die Prinzessin fragend an. Diese nickte, dann riss sie ihre Waffe hoch und feuerte.

Deanna Troi hatte ihm damals eine Geschichte erzählt. Sie hatten sich im zehn Vorne zusammengesetzt – er hatte ein Praktikum auf der ENTERPRISE gemacht und sie war mehr oder weniger die Ansprechperson gewesen. Man unterhielt sich über dies und über jenes und der Mann, der später einmal Captain werden würde, warf einen sehnsüchtigen Blick auf eines der lächerlich-bunt gefärbten Getränke, die die Barfrau Guinan ausschenkte. Deanna hätte für die Feststellung, dass der damals 15 Jährige Cal mit dem Konsum von Alkohol liebäugelte, keine Betazoidin sein müssen und sie erzählte ihm von einer Begebenheit während ihres ersten Jahres auf der ENTERPRISE-D. Damals hatte ein Virus sie alle verrückt gemacht und sie hatte sich an Will gelehnt und wie betrunken vor sich hingemurmelt, dass sie alle Empfindungen fühlen könne.
Wieso dem Captain dies jetzt in den Sinn kam, wusste er nicht, er wusste nur, dass er am liebsten genau jetzt Deanna Troi eine Subraumbotschaft geschickt hätte, mit dem einfachen Inhalt, dass er sie verstand. Denn jetzt fühlte er sich wie trunken. Die ganzen widersprüchlichen Emotionen, die er empfand, die auf ihn einprasselten, diese Ahnungslosigkeit, ob er nun tatsächlich ein Zylone war oder nicht, diese Panik, was wäre, wenn er ein Zylone wäre – im nächsten Moment war ihm das alles egal und er wollte sich seiner Meisterin, der wunderbaren Morgana, seiner Göttin der Sonne und der Liebe, zu Füßen werfen, dann wollte er ihr eine verpassen, weil sie ihn komplett verrückt machte und dann dachte er an seinen Vorsatz, niemals eine Frau zu schlagen.
Das alles machte ihn trunken vor Verwirrung – und noch nicht mal im positiven Sinne.

Cal hörte ein Schnipsen. Morgana blickte ihn lächelnd an und er merkte, wie er Haltung annahm.
„Ich befehle Dir“, sagte die Hexe mit einem Schnurren in der Stimme, das bei einer anderen Person, nämlich seiner XO, und zu einem anderen Zeitpunkt, nämlich ihm und Agatha im Bett, sicherlich dafür gesorgt hätte, dass… - sagen wir mal: Dass nicht nur er strammgestanden hätte.
Aber dies war Morgana und Cal hatte es nicht so mit Furrys. Wer darauf stand – bitte. Seine Baustelle war dies nicht.
So schaute er sie an, legte abwartend den Kopf schief, wobei er sich eigentlich schon sicher war, was genau Morgana ihm nun befehlen würde. Und tatsächlich, seine Ahnung hatte ihn nicht mal einen Millimeter weit getrogen. Der Befehl war klar formuliert – holt euch Prinzessin Jasmin und sorgt dafür, dass sie auf unserer Seite ist.
Na, wenn es nicht mehr war.
Der Captain salutierte, ging zu der Werkbank, auf der Mechanikles seinen Phaser hatte liegen lassen, nahm sich die Waffe und überprüfte sie auf Ladung.
Befriedigt nickte er, nahm dann den Phaser Agathas, überprüfte diesen auch, machte kurz eine kleine Zielübung, indem er die beiden Waffen vorrucken ließ und auf Thetis und Papyrus Oberkörper zielte – dann nickte er und steckte seine Waffe weg, ehe er zu Agatha ging.
Er hockte sich neben sie, tastete nach ihrem Puls und nahm sie dann in die Arme.
„Schatz“, sagte er – aber ohne jegliche Panik in der Stimme, dass sie dem folgenden Befehl nicht nachkommen würde – „Wach auf. Bitte.“
Er hörte, wie sie neben ihm atmete, sanft, schläfrig stöhnte und ihn dann verwirrt anblinzelte.
„Cal, was ist…“
Er hielt ihr den Phaser hin: „Darüber reden wir gleich, Schatz, okay? Zunächst mal – bist Du bereit, Prinzessin Jasmin zu jagen und dafür zu sorgen, dass sie wieder bei uns mitmacht?“
Die Antwort darin bestand aus einem Phaserstoß, der aus der Waffe der XO kam und der in den Griechen fuhr – und sein Bewusstsein somit wieder in die tiefsten Tiefen der Ohnmacht verbannte.
Die XO zwinkerte ihm zu, küsste ihn – hart und wild – und nickte dann: „Klar, so bereit wie es nur geht.“

Als der Schuss die Waffe Agathas verließ und sich auf den Weg zu Jasmins Körper machte, war er sich sicher, sein eigenes „ NEIIIIIN! “ in Stereo zu hören. Das lag daran, dass in diesem Moment nicht nur er selbst schrie – sondern auch ein plötzlich auf der Bildfläche auftauchender Aladdin, der, heldenhaft wie eh und jeh, Anlauf nahm und mit pantherhafter Agilität – Michael Mittermaier sei für diesen Ausdruck gedankt – gegen Jasmin sprang. Das schützte die Prinzessin davor, betäubt zu werden, das Problem war, dass der junge Abenteurer nicht soviel Glück hatte. Überrascht seufzend sank er gegen die Prinzessin, die es geistesgegenwärtig schaffte, sich so zu drehen, dass sie – ihren Helden schützend – auf ihm lag. Sie riss den Kopf hoch und funkelte Agatha an.
„Na los, versuch es nochmal.“, zischte sie – „Bitte, gerne.“, nickte Agatha – und ging, von einem Strahl in die Brust getroffen, zu Boden, wo sie, neben Aladdin liegen blieb.
„Toll, ein Pärchen im Sand.“, sagte Cal und wandte sich zu seiner XO, „Erinnert mich an mich und Gina, damals auf Risa, im See der…“
„Die Story hast du schonmal erzählt und der Mist wird auch durch Wiederholung nicht besser.“, schnitt ihm Agatha das Wort ab und schaute ihn an: „Ich hab getan, was getan werden musste. Was willst Du, Captain, die Aufgabe ist erfüllt. Gibt es noch was, was ich tun kann?“
Der Kommandant der DRAGONFLY schluckte hart. Zugegeben, diese Agatha -  sie hatte was, aber … wenn er ehrlich war, sehnte er sich nach der anderen XO, die Widersprüche gab, zurück.
Seufzend schüttelte der Captain den Kopf: „Nein, wenn… wenn Du willst, kannst Du die Beiden noch in die Arrestzelle bringen und dann… naja, was auch immer du machen möchtest, tun.“

„Irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt.“, murmelte Papyrus neben ihm und Theti bedachte ihn mit einem neugierigen Blick: „Ach ja? Und wie?“
Der Ägypter zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – vielleicht mehr so, dass wir Prinzessin Jasmin durch die Wüste jagen, sie ihren Aladdin trift und sich beide in einer Höhle verstecken müssen. Dann würde Cal etwas von sich geben, wie „Juhu… Jasmihiiin. Es ist alles in Ordnung wir wollen dir nichts tun.“.“
Der Mann, der sich nun als Captain Cat vorgestellt hatte, blickte Papyrus aus dunklen Augen an und der kleine Fischer konnte eine Mischung aus Überraschung, einer kleinen Menge Wut und hauptsächlichem Amüsement sehen.
„Juhu… Jasmihiiin. Es ist alles in Ordnung wir wollen dir nichts tun.“, wiederholte der Captain dann und blickte zu Theti: „Seh ich denn wirklich wie so ein verrückter Typ aus, wie er bei – keine Ahnung – beim Texas Chainsaw Massacre rumläuft?“
„Bei was?“
Papyrus konnte bei seiner Prinzessin dieselbe Verwirrung feststellen, wie bei sich. Er hatte keine Ahnung, von was Prinz Captain Doktor Calvin Cat da redete – aber er sprach diese Worte mit einer solchen Selbstverständlichkeit aus, dass sie schon irgendeine Bedeutung haben mussten.
„Ob ich wie ein Irrer aussehe, wollte ich wissen.“
Der Fischer legte den Kopf schief: „Willst Du darauf eine ehrliche Antwort, Cal?“
„Was soll denn das heißen?“
Theti lächelte: „Nicht wirklich wie ein Irrer – aber irre-merkwürdig bist Du schon. Zumindest manchmal.“
„Na, wenn dat nich  beruhigt.“, schmunzelte der Mann und zuckte dann mit den Schultern: „Hat eigentlich irgendeiner von euch eine Idee, wie wir Jasmin und Aladdin dazu bringen, dass sie uns helfen?“
In der Tat, das schien nicht einfach zu sein. Besonders nicht, wenn man das einzige Medium, wie dies wirklich funktioniert hätte, mit einem Felsbrocken zerschlagen hatte. Aber vielleicht konnte ja Morgana helfen.
„Ich habe keine Ahnung.“, sagte Papyrus, „Aber wir können uns Gedanken ma…“
Weiter kam er nicht.
Er sah eine rötliche Magiewelle angerast kommen, die ihn und Theti voll erwischte und ihnen den Boden unter den Beinen wegzog.
Dunkelheit umfing sie.

Cal warf sich aus der Schussbahn, wirbelte dann herum und sah zu den beiden – wie gefällt daliegenden – Ägyptern.
Na super.
Was war das denn jetzt? Und wieso hatte er das Gefühl, dass Papyrus und Theti zu den eher unterentwickelten Figuren dieser Geschichte gehörten?
Er zog seinen Phaser, stellte ihn auf Betäubung und wartete.
Worauf? Das würde er auch gern mal wissen – schließlich waren Jasmin und Aladdin ausser Gefecht und Agatha war auf seiner Seite.
Oder?

Er hob seine Waffe und trat auf die Stelle zu, an der die beiden Ägypter lagen. Sein Finger fand die Pulspunkte der Beiden – der Puls raste, war aber da. Typisch nach einer Phaserbetäubung.
„Agatha?“, fragte er und hob seine Waffe, „Schatz, was hast Du vor?“
Die Antwort bestand aus einem Phaserstoß, der seine eigene Waffe traf und sie ihm aus der Hand katapultierte.
Verdammt – da hatte jemand geübt.
Und dann warf sich die XO aus dem Dunkel der Höhle auf ihn, mit der Wildheit einer Raubkatze.
Schnell war der Captain in die Defensive gedrängt, steckte Tritte, Fausthiebe, Ohrfeigen ein und taumelte rückwärts. Und dann kam der Kinnhaken – es wurde Dunkel um ihn.

 Kapitel 16 A little bit of revelation. (Das erste Kapitel im neuen Jahr).

Kapitel 16.1 

Als Papyrus wieder zu sich kam, war sein erster Gedanke und Reflex, sich wieder umzudrehen und weiterzuschlafen. Was auch immer ihn getroffen und gefällt hatte, war in seinen Kopf eingedrungen und machte sich in Form extremer Kopfschmerzen bemerkbar. Vor seinen Augen explodierten Bildmuster, als er blinzelte und in seinen Ohren rauschte das Blut. Innerlich musste er das gesamte ägyptische Pantheon um Kraft anflehen, nicht wieder zurück in die dunklen Schleier der Ohnmacht zu sinken – aber dies dauerte nur ein paar Sekunden. Spätestens, als er das sanfte Murmeln Thetis neben sich wahrnahm, war er wieder voll einsatzbereit, schoss hoch – Au, das würde sein Kopf ihm heute nicht so schnell verzeihen – und wandte sich zu der Prinzessin um, die gerade wie hingestreckt im Sand lag und langsam wieder erwachte.
Kurz musste er überlegen, was genau vorgefallen war, dass sie hier im Sand lagen und – fand heraus, dass er keine großartige Ahnung hatte. Sie hatten irgendeinen Auftrag gehabt, aber sein Hirn wollte ihm gerade partout nicht verraten, welchen. Er richtete sich auf und hielt der Prinzessin die Hand hin.
„Danke, mein kleiner Fischer.“, murmelte diese und zog sich mit seiner Hilfe in die Stehende, ehe sie sich umblickte: „Wo genau sind wir?“
Das war die nächste Frage, die seinen Kopf beschäftigte – und er musste zugeben, dass er nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Seine letzte Einnerung betraf diese kleine, komische Gestalt, deren Augen plötzlich ein Spiralmuster aufwiesen, das ihn immer tiefer und tiefer in sich hineinzog. Und dann?  Dann waren sie hier im Sand aufgewacht.

Theti kannte sich mit Sand aus – sie wusste ja nicht, dass später in einem Film der Satz fallen würde „Der kriecht überall hin – in jede Ritze.“, aber sie wusste, dass sie zumindest ein bischen Sand geschluckt haben musste , denn es knirschte in ihren Zähnen. So wirklich begeistert war sie davon nicht, aber was wollte man machen? Ausserdem gab es wirklich wichtigere Dinge, denen man sich widmen musste. Beispielsweise: Wie kamen sie genau hierher?
Und sie konnte Papyrus ansehen, dass sich ihr kleiner Fischer genau dieselbe Frage stellte.
Ein paar Meter vor ihnen sah sie Commander Agatha Silverbird … moment mal, was dachte sie denn da? So hieß die hübsche Rothaarige doch gar nicht. Ihr Name war Prinzessin River Song. Und der Mann, vor dem sie kniete, hieß auch nicht Captain Calvin Nathan Cat, sondern nur „Doktor“ – er war der Prinz eines kleinen Landes namens Fiktivistien.
Und dieser Prinz kam gerade mit einem „Au, meine Birne“ wieder zu sich und Theti war beinahe geneigt, ihm mitfühlend zuzunicken.  Sie – Theti aus dem Land, das später „Ägypten“ heißen würde, nahm die Unmutsäußerung des fiktivistischen Prinzen wahr und beschloss dann, sich dem jungen Mann zuzuwenden, mit dem sie nach Agrabah gekommen war. Papyrus, der ihr gerade eine helfende Hand bot.
Er war halt doch ihr kleiner Fischer und sie würde sich immer an den Tag erinnern, an dem sie ihn zum allerersten Mal gesehen hatte. Wie war er ihr damals unsympathisch gewesen – wie arrogant und beinahe schon überheblich. Aber das mochte einfach nur daran gelegen haben, dass sie vorher von Aker betäubt und in einen Sarkophag gesperrt worden war – und da wird man halt ein wenig ungehalten. Jeder, der diese Situation schon einmal miterlebt hat, wird sie ihr nachempfinden können.
Im Laufe der Kämpfe gegen Aker waren sie zu einem funktionierenden Gespann zusammengewachsen, einem Konstrukt aus Einzelindividuen, das man später, sehr englisch „Team“ nennen würde, wobei hier der ein oder andere zynisch veranlagte Mensch – oder derjenige, der den Spruch kennt – sagen würde „Team heißt nichts anderes als : ‚Toll, ein anderer machts.’“.
So war es bei Papyrus und Theti aber nicht. Beide hatten ihre Momente, beide hatten ihre zugewiesenen Aufgaben und ihren Kompetenzbereich und beide waren in der Lage, im Zweifelsfall über sich hinauszuwachsen. Papyrus – ihr kleiner Fischer – hatte sie schon oft genug aus Schwierigkeiten herausgeholt, aber gleiches galt ebenfalls für sie. Sei es, dass sie ihn aus dem Labyrinth der Träume wieder herausgelotst hatte oder dass er bei ihr geblieben war, als sie diese Selbstmordmission durchgeführt hatte, aus der Beide ohne bleibende Blessuren wieder herausgekommen waren – wann immer sie einen Auftrag erledigt, Aker zurückgeschlagen oder das Königreich der beiden Länder gerettet hatten – ihr wurde immer stärker klar, dass sie den Fischer liebte. Und – aber das erfuhr sie erst später – ihm ging es nicht anders.

Theti erhob sich, strich sich den Sand vom weißen Gewand und blickte sich um. Sie fragte sich, wie genau sie hierhergekommen waren, aber sie beschloss, keine großartigen Fragen zu stellen. Warum auch? Was würde es bringen? Sie hatte so ein Gefühl, dass sie die wahren Umstände, weswegen sie an diesem Ort zu sich gekommen war, gar nicht so genau wissen wollte.
Sie ahnte ungefähr, was dazu geführt hatte, dass sie hier waren, erinnerte sich daran, an ihre Kopfschmerzen nach der ersten Begegnung mit des Prinzen Magie und wusste dass sie erneut Bekannschaft mit eben jener Magie geschlossen hatte – auch wenn sie darauf gut und gerne hätte verzichten können.

Die Prinzessin konnte nun einen ungefähren Grundriss ihrer momentanen Umgebung zeichnen. Sie befanden sich in einer Art großen Höhle – weitaus größer als die, in der Mechanikles sie eingesperrt hatte – die einen sandigen Boden aufwies, aber ein Blick nach oben machte deutlich, dass sie immer noch nicht im Freien waren. Zwar hing die Höhlendecke nicht direkt, stattdessen etliche Meter über ihnen und sie wies eine eigenartig-gräuliche Färbung auf, aber es war definitiv eine Höhlendecke.
„Wo sind wir?“, fragte Theti und zuckte ein wenig zusammen, als sie die sanfte Stimmfärbung Prinzessin Jasmins wahrnahm, die aus dem Schatten trat.
„Das ist das Nf’y-Gebirge.“, sagte sie und breitete die Arme aus, eine allumfassende Geste, die dem Ort galt, „Wir sind keine 3 Kilometer von Agrabah entfernt.“
Zugegeben, Jasmin sagte nicht Kilometer, sie verwandte einen Ausdruck, den Theti ebenfalls verstand, aber da der Autor  die entsprechenden Längeneinheiten sowohl im Agrabahnischen, als auch im Altägyptischen Raum nicht kennt, müssen entsprechende Kompromisse eingegangen werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang nur, dass sich Theti und Jasmin verstanden. Sie waren in relativer Nähe von Agrabah.



Jasmin erwachte und merkte, dass ihre Brust brannte. Sie stand nicht wirklich in Flammen, aber es juckte und fühlte sich unangenehm an – allerdings nur einige Sekunden. Dann war das Gefühl verschwunden. Die agrabahnische Prinzessin richtete sich auf und blickte schockiert auf den jungen Mann herab, der neben ihr lag und wie tot wirkte.
Entsetzt sog sie die Luft ein, keuchte ein „Aladdin“ und zuckte zusammen, als dieser die Augen öffnete und sie verblüfft anstarrte.
„Was… ist passiert?“, murmelte der junge Abenteurer und hielt sich den Kopf, als er sich aufrichtete und die Umgebung abschätzig betrachtete, „Und wo sind wir?“
„In einem Stollen im Nf’y-Gebirge.“, erläuterte die Prinzessin und nahm ihren Mann dann in die Arme: „Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.“
„Das gleiche dachte ich auch.“, nickte dieser zustimmend und fing ihre Lippen mit den seinigen ein.
„Habt ihr es dann bald mal?“
Die Stimme Prinzessin Songs klang ein wenig genervt und als Jasmin zu ihr herüberblickte, sah sie, wie die hübsche Rothaarige die Arme vor der Brust verschränkt hatte und sich gegen eine der Höhlenwände lehnte – was ihr eine gewisse Lässigkeit verlieh. Die Genervtheit erkannte die Agrabahnerin dennoch und schaute die fiktivistische Frau an. Kurz spürte sie, wie in ihr Wut hochkochte und wie sich ihre Fäuste verkrampften. Am liebsten würde sie…
Die Arme Aladdins schlangen sich um ihre Taille und sie hörte ein leises: „Shhh, mach lieber keine Dummheiten, Liebes.“, das ihr Geliebter ihr ins Ohr flüsterte – und obwohl sie es eigentlich besser wissen müsste, als sich in den nächstbesten Faustkampf zu stürzen, konnte sie sich kurzzeitig genau dieses Gedankens nicht erwehren.
„Sie … haben uns niedergestreckt!“, zischte Jasmin dennoch und merkte, kaum, dass sie dies gesagt hatte, wie ihre Wut sie wieder verließ. Prinzessin Song blickte sie an, nickte und zuckte dann mit den Schultern: „Ja – erm… tut mir leid. Ich musste die Maskerade aufrecht erhalten, sonst… sonst wäre es zu unschönen Szenen gekommen.“
Irrte sich Jasmin oder sah sie in den grünen Augen der hübschen Rothaarigen sowas wie ein verlegenes Funkeln?
„Maskerade?“, fragte nun Aladdin und lenkte die Aufmerksamkeit der Prinzessin damit auf die Sache selbst. Agatha River Silverbird Song nickte: „Ja – seht ihr… der Prinz… also Prinz Doktor… er ist momentan ein wenig… wie sage ich das jetzt am Einfachsten?“
„Mit klaren und verständlichen Worten?“, schlug Jasmin vor und merkte, wie sich – beinahe gegen ihren Willen – ihre eigenen Mundwinkel die Vorbereitungen zu einem Lächeln trafen, diese elendigen Verräter. Sie würde nicht grinsen, sie war sauer und…
Hatte sie doch gelächelt.
Naja, so konnte es kommen.
Auch die Frau aus Fiktivistien – wie auch immer sie nun heißen mochte, war ihr beinahe auch schon wieder egal – schenkte ihr ein Lächeln, kratzte sich dann nachdenklich am Kopf und zuckte mit den Schultern: „Nun,  Prinz Doktor ist mal wieder – oder immer noch, das könnt ihr euch aussuchen – unter einem Zauber.“
„Wann ist er das mal nicht?“, fragte Jasmin und erneut stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen, „Ich meine, Morgana war schon zwei mal in seinem Kopf, Du hast eine gewisse Macht über ihn, jetzt waren es vermutlich Mechanikles und Gregarius…“
„Findest Du nicht auch, dass das wie ein Comedy-Duo klingt?“, grinste nun River – und vermutlich überraschte es sie nicht wirklich, dass sie damit bei Aladdin und ihr – Jasmin – nicht wirklich punkten konnte.
Doch Jasmin verzichtete auf ein verwirrtes Stirnrunzeln und die Frage „Was ist ein Comedy-Duo?“ und blickte sie stattdessen an: „Zur Sache, Prinzessin. Du hast uns mit Magie lahmgelegt, damit Prinz Doktor keinen Verdacht schöpft, richtig? Damit du ihn aus dem Hinterhalt angreifen kannst?“
„So in etwa.“, nickte ihre Amtskollegin aus dem fernen Fiktivistien, „Es tut mir leid.“
„Muss es nicht.“
Jasmin wandte sich über ihre nackte Schulter ihrem Mann zu: „Du kannst mich jetzt übrigens wieder loslassen.“
Und obwohl sich die Nähe des Mannes, den sie liebte, so gut anfühlte, war der Gedanke, wieder freier atmen zu können, durchaus attraktiv. Nachdem Aladdin sie freigegeben hatte, trat sie auf Agatha zu, hielt ihr die Hand hin und zwinkerte: „Ein guter Plan. Und was hast Du nun vor?“
„Abwarten.“, grinste die Frau, hob ihre Waffe und eilte an Jasmin und Aladdin vorbei auf den Höhleneingang zu.




Jasmin lächelte Theti beruhigend zu, als sie neben die Prinzessin aus Ägypten trat – und sie konnte spüren, wie die Sorge, die kurzzeitig vom Geist Thetis Besitz ergriffen hatte, begann, sich aufzulösen. Und wirklich – es gab keinen großartigen Grund zur Sorge. Oder – sagen wir mal so: relativ wenig Grund dazu. Mechanikles war in der Höhle – das heißt: Wenn er entkommen wollte, musste er an ihnen vorbei, Gregarius, der Roboter, war ausser Gefecht … gut, der Riese, gegen den Prinz Doktor gekämpft hatte, war vielleicht noch in der Höhle, aber dieser schien ebenfalls dem Kommando Mechanikles zu gehorchen und dieser war anscheinend nicht gewillt oder nicht in der Lage, entsprechende Befehle zu geben.
Also waren sie sicher… relativ.
Dann hörte Jasmin das Geräusch.
Sie schloss die Augen, legte den Kopf schief und lauschte. Es wurde durch den Wind über die Ebene getragen, die vor dem Eingang zu dieser Höhle lag und erinnerte sie an nahenden Donner. Sie trat näher auf den Höhleneinang zu, ließ ihren Blick über die weite Ebene schweifen und tatsächlich sah sie eine Wolke, die sich näherte – aber es war keine schwarze Gewitterwolke, die am Himmel pulste und Blitze spieh, sondern eine Staubwolke, die aus der Ferne auf sie zukam.
Reiter.
Und, wenn sie dieses Geräusch richtig interpretierte, waren dies nicht nur zwei bis drei Pferde, sondern eine komplette Armee, die sich dort näherte.
Sie drehte sich um und sah in das lächelnde Gesicht Aladdins.
„Keine Sorge, Prinzessin“, sagte er mit seiner ihm typischen Wärme in der Stimme, „Ich habe mir erlaubt, Verstärkung zu holen.“
Nun kroch auch über ihre vollen Lippen ein Lächeln: „Du meinst…“
„Ja.“

Karim konnte eigentlich nicht glauben, dass er sich jemals erneut nach Agrabah gewagt hätte, aber er hatte es getan. Während er seinem Pferd, das auf den klangvollen Namen „Blitz“ hörte, die Sporen gab, bemerkte er neben sich einen weiteren Reiter, dessen Pferde in langgestrecktem Galopp über die Ebene eilte.
„Wenn ich dir einen Rat geben dürfte, Razul…“, lächelte der Räuber und der Hauptmann der Wachen warf ihm einen Blick zu, der deutlich irgendwas zwischen „Verreck einfach und fall vom Pferd“ oder „Geh und spiel im Verkehr!“ sagte, ehe er ein „Was?“ knurrte.
„Du solltest nicht so sehr auf deinen Zossen eindreschen. Das mag er nicht.“
„Mein ‚Wind’ ist das schnellste Pferd in den sieben Wüsten – es ist deshalb so schnell, weil ich es antreibe. Du kannst mit deinem Flohfänger kuscheln, so sehr du willst, ich bevorzuge Ergebnisse!“
Karim zuckte mit den Schultern: „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
Damit klopfte er auf die Seite seines Pferdes, murmelte ein „Wenn Du mich noch ein bisschen schneller tragen würdest, Blitz, wäre ich dir sehr dankbar“ und lächelte, als sein Freund, Partner und Tragetier wieherte und sich anstrengte, schneller zu laufen. Beide – also „Wind“ und „Blitz“ – waren gleichschnell, gleichstark und gleich-ausgeruht, also würde es ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden, wenn man sich die Zeit für sowas nehmen wollen würde.
Und nach ein paar Metern blickte „Blitz“ zu „Wind“, gab ein wieherndes Geräusch von sich  - und plötzlich lag Razul am Boden.
„Ich hab dir gesagt, dass dein Pferd nicht erfreut sein wird, wenn Du es schlägst, Razul.“, murmelte Aladdins Vater und duckte sich weiter gegen „Blitz“, um dem entgegenkommenden Wind – nicht dem Pferd, sondern tatsächlich Luftmolekülen in erhöhter Anzahl -  ein kleineres Profil zu bieten.
Razul richtete sich auf, schüttelte den Kopf und stieß einen schrillen Pfiff aus, welcher seinen „Wind“ dazu veranlasste, kehrt zu machen und zu ihm zu kommen. Soweit kam es noch. Er würde sich garantiert nicht vor seinen Leuten eine solche Blöße geben und ganz besonders nicht durch den Vater von Aladdin, diesem Straßenköter. Allein schon Teil einer solchen Rettungsmission zu sein, war etwas, das seinen Magen beinahe revoltieren ließ. Er, ein essentieller Bestandteil bei der Rettung von Aladdin? Das Unangenehme an der Situation war, dass mehr oder weniger „gezwungen“ war, dies zu tun. Schließlich war Aladdin ein eingeheirateter Prinz, der Thronerbe von Agrabah und der Mann von Prinzessin Jasmin. Mit den ersten beiden Faktoren konnte er sich arrangieren, der Fakt, dass Jasmin ihm dann vermutlich ernsthaft übel wollen würde, war etwas, das er so nicht akzeptieren konnte. Schon gar nicht, wenn er bedachte, dass er damals, als Jasmin und er noch Kinder waren, als Sohn des Hauptmannes der Wachen, die Gelegenheit hatte, mit ihr zu spielen – bis beide in die „Das andere Geschlecht ist doof“-Phase eintraten und das frühe Versterben von Jasmins Mutter und die daraufhin wechselnde Politik, das mehr auftretende Standesdenken, etc. einem weiteren „Wiederaufleben“ dessen, was eine tolle Freundschaft hätte werden können, ersteinmal im Weg standen. Dies änderte sich erst nach dem Tod von Jaffar – aber auch erst langsam.

„Wind“ war bei ihm, Razul schwang sich auf den Rücken des weißen Schimmels und gab ihm mit einem lauten „HA!“ die Sporen, ehe er leise murmelte: „Lass dir das ja nicht nochmal einfallen, Wind.“

Karim war nicht wenig überrascht, dass „Wind“ und sein Reiter Razul direkt neben ihm auftauchten und zumindest der Hauptmann der Wachen ihm einen finsteren Blick zuwarf.
Und eigentlich würde er dem Mann nur allzugerne sagen, was er ihn konnte – doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass dies vermutlich dazu führen konnte, dass die agrabahnische Armee, die ihnen folgte, eventuell den Rückzug antrat – und das konnte er nicht zulassen.
Dennoch konnte er sich ein „Na, auch wieder da, Razul?“ und ein leichtes Zwinkern nicht verkneifen, ehe er in Richtung des Gebirges nickte, dem sie sich immer weiter annäherten.

Das Nf’y-Gebirge – wie häufig hatte er es schon gesehen und wie oft hatte er sich gefragt, wie die Natur es geschafft hatte, eine so präzise Form in den Berg zu schlagen. Es erinnerte ihn immer wieder an eine Pfeilspitze oder an eine Art Speer, spitz-zulaufenden Spaten oder eine kleine Schaufel, die falsch herum lag.
Aber gerade die erste Interpretation – eine Pfeilspitze – hatte dem Nf’y-Gebirge, oder besser dem Nf’y-Berg, den Namen „Himmelspfeil“ gegeben.
Und es war nicht mehr weit, bis er seinen Sohn, der schon vorausgeeilt war, wiedersehen würde.
„Du gehst nach Agrabah und holst Razul und seine Armee“, hatte der Vorschlag Aladdins gelautet, „Ich werde zum Nf’y-Gebirge gehen und Jasmin holen.“
Eigentlich war es das pure Glück und pures Ausschlussverfahren, wie sie auf die Idee gekommen waren, wo Mechanikles Jasmin verstecken konnte – gut, die Mithilfe Genies, der Aladdin in der Gestalt eines großen, blauen Spürhundes gefunden hatte, zählte ebenfalls dazu.
Karim erinnerte sich daran, wie der Flaschengeist, mit Pfeiffe, Sakko, einem Hut, den man später als „Deerstalker“ bezeichnen würde und einem Vergrößerungsglas bewaffnet, auf und abging und in einem merkwürdigen Akzent sprach.


„Wenn man alle denkbaren Möglichkeiten ausschließt, muss das, was übrig bleibt – und sei es noch so unwahrscheinlich – die Wahrheit sein.“
Die Stimme des Genies klang sehr professionell. Der großgewachsene Flaschengeist – wobei man bei Genie nicht wirklich von ‚gewachsen’ sprechen konnte – schritt auf und ab, warf mit seinem Vergrößerungsglas einen Blick auf den Boden und steckte es dann weg, um, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, zu Al zu blicken.
„Was wissen wir? Erstens – Mechanikles hat Agrabah mit einem mechanischen Skorpion angegriffen. Zweitens, er ist am helligten Tag in brennender Wüstensonne entkommen. Drittens, der Teppich flog, nach deinen Angaben, Al, nach Süden, ehe du ihn aus den Augen verloren hast. Zwei der wichtigen Bestandteile um einen mechanischen Skorpion zu betreiben, der auf Dampfbasis operiert, sind Öl und Wasser. Weiterhin ist uns bekannt, dass es in einem Metallskorpion sehr heiß werden kann, das Wasser daher in einer spezifischen Menge eingefüllt werden muss. Dies bedeutet, dass der Skorpion einen sehr begrenzten Aktionsradius hat – ich würde vermuten nicht mehr als 4 Kilometer. Legt man einen vier Kilometer Radius um Agrabah stellen wir fest… die Gebirgskette, die Agrabah umschließt dürfte ein gutes Versteck sein. Doch wir wissen ebenfalls, dass diese Berge keinen geeigneten Unterschlupf bieten – bis auf einen.“
„Das Nf’y-Gebirge?“, fragte Aladdin und Genie nickte.

Sie würden sie finden – die Armee und die vierzig Räuber würden nicht ruhen, nicht rasten, bis sie die Entführten gefunden hatten. Dessen war sich Karim sicher – und nichts würde sie aufhalten.

Jasmin blickte in die Ferne.
Die Staubwolke, Rösser und Reiter, die Agrabahnische Armee und die vierzig Räuber, Razul und Karim, kamen näher und die Prinzessin war sich sicher – den Abend würde sie wieder in Agrabah verbringen können. Sie konnte Aladdins Vater und Razul schon erkennen – bald würde es soweit sein. Und sie merkte, wie sich ihre Beine in Bewegung setzten – nur weg von diesem Ort, nur weg…

Plötzlich schien der Himmel nicht mehr blau zu sein, sondern grün.
„Was ist das?“, brachte sie hervor und warf einen Blick zu der Rettungskaravane – und erstarrte.
Karim und Razul waren auf ihren Pferden die einzigen, die auf sie zukamen, der Rest schien von ihnen abgeschnitten.
Und plötzlich erschien direkt vor ihr ein kleines Wesen – und sie erkannte es.

Karim warf einen entsetzten Blick zurück, als er merkte, das niemand seinem Kommando nachfolgte.
„BRR!“, rief er und sein getreues Pferd, der gute „Blitz“, gehorchte aufs Wort.
Neben ihm kam auch Razul zum Halten, sprang von seinem Pferd ab und wandte sich dann Aladdins Vater zu: „Was ist?“
„Ich muss nur ein kleines Wort mit dem Autoren wechseln.“, sprach Karim, warf dann seinen Kopf in den Nacken und rief: „Hey, Schreiberling! Ich heiße CASSIM! Merk dir das endlich!“
Dann atmete er durch, lächelte und schaute zu Razul: „So, das tat gut. Wir können weiter.“
Sein Gegenüber warf ihm einen verwunderten Blick zu und deutete auf die Armee und Cassims Räuber: „Und was ist mit denen?“
„Nur Hintergrundgestalten. Wir sind die Nebendarsteller, wir packen das.“, grinste der Anführer der vierzig Räuber in einem Anfall von Selbstreferenz und klopfte „Blitz“ auf die Seite: „Komm, ‚Blitz’, lass uns losreiten.“



Aziz.
Der kleine Gnom vor ihr hieß Aziz.
Und er war ein häßlicher Gruß aus Aladdins Vergangenheit.
Damals, als der heutige Prinz noch obdachlos war und seinen Lebensunterhalt getreu dem Motto „Wenn die Mäuse fehl’n, muss man eben stehl’n“ verdingte, traf er auf eine Gruppe von drei Jahrmarktartisten, die nebenbei ebenfalls der Profession des Stehlens nachgingen. Genauer gesagt hatten sie dafür den Affen Abu abgerichtet, der sich aus den Taschen der durch die artistischen, arkobatischen Aktionen der drei Jahrmarktskünstler abgelenkten, staunenden Massen bediente. Gold, Schmuck, Juwelen – das alles war von den haarigen Pfoten des Affen nicht sicher. Aziz, der Feuerspucker, war ein Teil der Jahrmarktstruppe.  Fatima, die Schöne und Minos, der Starke, komplettierten das trio infernale. Alsbald wurde auch Aladdin Teil der Truppe und beschäftigte sich, wie Abu, damit, staunende Passanten auszunehmen, wie – der aktuellen Jahreszeit nicht mehr ganz angemessenes – Federvieh. 
Und als sie dann ein mystisches Artefakt, den Stein von Sowieso, stehlen wollten, sog selbiger die drei Jahrmarktsartisten ein – nur Aladdin und Abu blieben frei und konnten entkommen und hakten die Sache als „Erledigt“ ab.

Jahre vergingen.
Aladdin hatte sich inzwischen ins Herz von Jasmin geschummelt, als der Stein von Sowieso seine Gefangenen freigab. Minos war in eine Art menschlichen Stier verwandelt worden,. Fatima in eine Harpye und der feuerspuckende Aziz verfügte über ein inneres Feuer. Gut, das hatte er auch vorher schon unter Beweis gestellt – nämlich dergestalt, dass er sehr gerne und sehr gründlich „in die Luft ging“, wie man später sagen würde. Und da half auch keine Zigarette. Aziz inneres Feuer konnte der Artist sogar multifunktional anwenden. So verfügte er über die Gabe, Leute mit seiner Flamme in Stein zu verwandeln, sie aneinander zu fesseln oder gar Flammen in Schwerter umzufunktionieren.
Dies erfuhr Minos am eigenen Leib, als er – beinahe schon zu spät – erkannte, dass der kleine Gnom nicht unbedingt der beste Umgang war. Da hatten sie Jasmin schon entführt und wollten sie als Druckmittel für Aladdin verwenden, der auch prompt in die entsprechende Falle tappte. Doch zuerst erkannte Fatima, was sie im Begriff waren, zu tun, dann erleuchtete diese Erkenntnis auch den großen Hünen Minos.

Aziz war damit weniger zufrieden, spuckte ein Schwert auf Fatima, die von Minos zu Boden gestoßen und dadurch gerettet wurde. Nur Minos erhielt einen tödlichen Treffer – was sich jedoch relativierte, als der mystische Stein von Sowieso und Hassenichgesehen den griechischen Hünen wiederbelebte und ihn, sowie Fatima ihr menschliches Aussehen wiedergab. Nur Aziz blieb bestraft.

Jahre später ergab sich erneut eine Konfrontation, die in der scheinbaren Vernichtung des Gnomes endete.
Und nun stand er vor Prinzessin Jasmin, lächelte gehässig und legte den Kopf schief: „Überrascht, mich zu sehen, Prinzesschen? Ich war auch verblüfft, als ich von Morgana wieder zum Leben erweckt wurde.“
Damit warf er einen Blick auf die Umgebung und sein gehässiges Lächeln wandelte sich in ein noch gehässigeres Grinsen: „Nette Umgebung.“
„Was willst Du hier, Aziz?“, fragte Jasmin, jeder Zoll stolze Prinzessin Agrabahs, mit vor der Brust verschränkten Armen und starrte ihn wütend an.
Sie erinnerte sich noch gut an ihre letzte Begegnung, bei der er sie in Stein verwandelt hatte.
„Oh, ich dachte mir, nachdem unser letztes Treffen so unerquicklich verlaufen ist, würdest Du es gerne wiederholen wollen.“
Damit holte er tief Luft und Jasmin wusste schon, was auf sie zukam. Sie warf sich zu Boden, die grüne Flamme leckte in ihre Richtung, verfehlte sie aber. Erneut nahm er sie ins Visier, sie war auf den Beinen, rannte und… kollidierte mit Prinz Doktor, der mit einem lauten „NICHT“-Aufschrei gegen sie sprang und sie mit sich zu Boden riss. Sie spürte die Hitze der grünen Flamme – aber ansonsten nichts, ausser, dass Prinz Doktor ihren Körper mit seinem bedeckte und sie so vor weiteren Angriffen schützte.

Im Lauf der drei vergangenen Fanfics haben wir festgestellt, dass es Sätze gibt, die sich immer mal wieder wiederholen. Das mag vielleicht schlechter Stil sein, aber besser geht es halt nicht. Einer dieser Sätze ist „Er wusste nicht so ganz, was ihn geritten hatte, das zu tun, was er getan hatte.“ – respektive etliche Variationen dieses Satzes.
Und für diese Floskel wird es jetzt auch mal wieder Zeit, denn Cal fragte sich gerade ernsthaft, wer ihn da geritten hatte, sich einfach so auf Prinzessin Jasmin zu stürzen und sich noch – so gut es ging – um sie zu wickeln. Und wenn er ehrlich war, hatte er es so weder gemerkt, noch geplant, er wusste nur dass er mit Kopfschmerzen zu sich gekommen war und das Donnern der entfernten Hufe als kühlendes Gewitter fehlinterpretiert hatte. Als dann Agatha entsetzt aufgekeucht und in eine bestimmte Richtung gedeutet hatte, hatte sich der Captain aufgerappelt und gesehen mit was die Prinzessin da gerade kämpfte. Und ab da war sein Körper in den Autopilotenmodus verfallen. Nun kam er richtig zu sich, starrte überrascht in die braunen Augen der Prinzessin, die ihn mindestens genau so überrascht zurückanstarrten und er konnte die Frage „Knall ich ihm jetzt eine oder sage ich artig ‚Danke’?“ förmlich in Jasmins Kopf sehen.
Dann war sein Kampfinstinkt geweckt, als er hinter sich das Atmen Aziz’s wahrnahm. Schnell wirbelte er das Bein, das gerade noch um Jasmins Hüfte geschlungen war, herum und er hoffte- „AUA!“ –
Cal grinste.
Er hatte es tatsächlich mal geschafft, ohne hinzuschauen und ohne sich großartig leiten zu lassen, seinen Gegner zu treffen.
Schnell rappelte er sich auf, stand fest auf beiden Beinen und schaute zu dem Zwerg herab, der sich gerade seine Schläfe hielt.
„Das wirst Du büßen!“, knurrte Aziz und holte tief Luft. Nun war es an Cal, sich zur Seite zu werfen, um die Flamme ins Leere laufen zu lassen.

Jasmin blickte den Prinzen verblüfft an, als dieser aus der Stehenden in die Liegende wechselte, grinste dann aber. Das war eigentlich kein schlechter Plan – vorausgesetzt, der Prinz hatte einen Plan und ließ sich nicht nur von seinen Impulsen leiten.
Also zog sie ihre Beine an und stieß sie dem Gnom mit all ihr zur Verfügung stehenden Kraft in den Rücken, ehe sie sich aufrichtete.
Sie sah zu Prinz Doktor, der ihr einen Blick zuwarf, ihr zuzwinkerte und anerkennend nickte. Dann rappelte er sich auf, betrachtete seine Hand – Aziz hatte sie in Stein verwandelt – und seufzte.
„Ja, bin ich denn Hellboy?“, murmelte er und schüttelte den Kopf, ehe er sich nach vorne beugte und Aziz am Kragen packte: „Hör mal, Stanley Beamish, du kleiner Gnom. Die Pille machte dich vielleicht zum Phantom, aber ich schätze es nicht, wenn man mich in eine Comic-Figur verwandelt.“
Die Prinzessin kam mal wieder nicht umher, festzuhalten, dass sie auch hier keine Ahnung hatte, wovon der Prinz da gerade sprach, aber sie war sich sicher, dass es irgendwas wichtiges sein musste.
Aziz schien vom Gefühlsausbruch Doktors nicht unbedingt beeindruckt zu sein, grinste und zuckte mit den Schultern: „Was soll ich jetzt machen? Soll ich deine Hand wieder zurückverwandeln? Oh nein, so einfach nicht, mein Guter.“
Und damit schnippte er mit den Fingern.

Razul hieb seinem Pferd die Sporen in die Seiten, was dieses Tier zum protestierenden Wiehern brachte.
„So nicht, mein Freund.“, murmelte der Hauptmann der Wachen und hieb noch einmal nach, „Wir müssen uns beeilen!“
Und schon – als könne das Pferd Gedanken lesen – wechselte es in gestreckten Gallopp. Cassim neben ihm holte auf, wieder lagen beide Pferde Nüster an Nüster – und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie am Zielort ankamen. Die grüne Energieglocke über ihnen nahmen sie zwar wahr, beschlossen aber, ihre Gedanken auf die Rettung der Hochwohlgeborenen und Aladdin zu konzentrieren.
„HIYA!“, rief Razul und sein Pferd bäumte sich kurz auf, nur um noch schneller zu werden.
Und dann tauchten vor ihnen Wesen auf.

Aladdin, der in dem Moment aus der Höhle kam, als er die Kampfschreie Doktors und Jasmins mitbekommen hatte, zuckte entsetzt zusammen, als er erkannte, gegen wen die Beiden kämpften – und als Aziz mit den Fingern schnippte.
Plötzlich war der Gnom verschwunden – doch um sie herum, wie mit einem Zirkel gezogen – tauchten Kreaturen auf. Aladdin erinnerte sich an sie.

El Katib – die Mordmafia.
Sie entstanden aus Kindern, die das wahre Böse in sich trugen – was ein Beweis für die Mittermeier’sche Theorie der Arschlochkinder wäre. „Es gibt ja“, so der bayrische Philosoph, „Kinder die kommen zur Welt und die siehst Du an und denkst: ‚Nah, geh weg, mit dir will ich nicht spielen.’“
Und wir alle kennen das aus dem normalen Alltag. Es gibt Menschen, die sind uns sofort – und ohne, dass sie etwas dafür können – unsympathisch. Die kommen auf einen zu und sagen nur „Hallo“ und man denkt sich „Oh, toll. Noch so einer.“
Wir alle haben solche Leute kennengelernt, wir alle haben Leute kennengelernt, die das selbe System auf uns angewendet haben, wir wissen, dass es unfair ist, Leute nach dem ersten Eindruck zu beurteilen – und wir tun es meistens trotzdem. Arschig? Ja. Menschlich? Auch.
Aber dann gibt es jene Leute, die tatsächlich und objektiv gesehen “böse” sind. Wir denken an den Charakter des Traceless zurück und wir müssen dabei noch nicht einmal fiktional werden. Denken wir an Diktatoren, denken wir an Menschen, die meinen, dass ihre Meinung mehr gilt, als die Anderer, denken wir an all jene Leute, die es schaffen, durch die Buchstabenkombination TTV (Täuschen, Tarnen und Verziehen) durchs Leben kommen – und dies regelmäßig, ohne schlechtes Gewissen und wenn man sie darauf anspricht, auch noch ungehalten werden können. Solche Leute können – auch hier, ohne schlechtes Gewissen – unter dem Prototyp „Arschloch“ subsumiert werden und solche Leute würden wahrscheinlich auch heute noch in ihrer Kindheit von Morgana zu „El Katib“ eingezogen, wenn es sich hierbei nicht a) um eine Geschichte aus der Vergangenheit handelte und B) sie nicht pure Fiktion wäre.

Aladdin – um einen weiteren großen Komiker und Kabarettisten zu zitieren: „Und do wore m’r jrod dra“ – hatte selbst schlechte Erfahrungen mit der sogenannten Mordmafia gehabt.
Damals, als die Bezeichung „Straßenjunge“ noch sehr akkurat war – er lebte auf der Straße und er war 7 Jahre alt, also per definitionem ein Junge -  hatte er drei Dinge. Seine Kleidung, einen starken, moralischen Kodex („Stehle nur soviel, wie du brauchst, um zu leben.“)  und einen besten Freund, namens Amal.
Dieser hatte mit Aladdin drei Sachen gemein. Er war ein „Straßenjunge“, er war Aladdins bester Freund und er trug Kleidung. Gut, Letzteres müsste nicht großartig erwähnt werden. Was Amal von Aladdin unterschied: Das Fehlen eben jenes Kodex’s. Amal stahl das, was er haben wollte, nicht das, was er brauchte – auch wenn da hier und da einige Überschneidungen zu finden sind. Aber – Amal stahl auch aus Freude. Oder sagen wir es mal so: Wenn man die Adjektiv-Nomen-Kombination „diebische Freude“ im Lexikon hätte verewigen wollen, man hätte ein Foto von Amal dazugereicht. Und einige Zeit lang ging diese Freundschaft gut – wie ja auch manche Freundschaften, die einem eher zweifelhaften Millieu entspringen, anfangs sehr gut laufen.
Amal brachte Aladdin eine gewisse Gerissenheit bei, die er für die Ausübung seiner Diebesprofession durchaus brauchen konnte und Aladdin versuchte, Amal ein moralischer Kompass zu sein. Dies ging nicht unbedingt gut und endete damit, dass in einer Vollmondnacht Amal spurlos verschwand.

Was Aladdin nicht wusste – Amal war in Morganas Falle getappt, die dem Dieb Macht und Unsterblichkeitversprach – und ihn in einen Katib verwandelte, eine Kreatur des Schattens und der Unterwelt. Rein optisch sehen die Katib relativ beeindruckend aus – wenn man eine Hauskatze-Fledermaus-Mischung auf Steroiden beeindruckend findet. Und diese Wesen waren alles Andere als freundlich und nicht unbedingt zahm.

Als Aladdin nun die schwarzen Felle der Katib im Sonnenlicht erblickte, musste er hart schlucken. Mit diesen Kreaturen wollte man sich nicht anlegen, man tat es nur, wenn man keine andere Wahl hatte.

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 01.07.14, 00:33
Und dann sah er, wie eines der Biester mit vor Geifer laufendem Mund Anlauf nahm und auf Jasmin zusprang.
„JASMIN!“, rief er und merkte, wie seine Stimme sich übeschlug.

Die Prinzessin hörte den Schrei und reagierte sofort. Sie wusste nicht, wieso Aladdin schrie, sie hörte nur, dass er panisch klang und dass ihn etwas erschreckte – etwas das hinter ihr war.
Also überließ sie ihren Körper der Schwerkraft, sackte in sich zusammen und sah wie ein tiefschwarzer Schatten über sie hinwegzog, mit pantherhafter Eleganz landete und sich umdrehte. Gelbe Augen starrten sie an.
Das war definitiv etwas Anderes als Rajah, ihre Schoßtigerin. Dies war gefährlich und würde sie vermutlich am Liebsten sofort zerfleischen.
Das Wesen schaute sie an, knurrte einmal leise, so dass sie die Resonanz im Kehlkopf des Geschöpfes hören konnte und brüllte dann. Ihr schlug eine Woge von Hitze, Gestank und Verwesung entgegen. Doch wer war sie, dass sie sich davon würde einschüchtern lassen?
Ihre allererste Lektion im Umgang mit Rajah war gewesen, dass ihr späteres Haustier vermutlich Angst würde wittern können und sie daher ruhig und beherrscht sein musste. Sie durfte sich keine emotionale Regung erlauben, die ihre Position der Tigerin gegenüber schwächen würde. So war es auch hier.
Obwohl Jasmin auf ihrem Hintern saß, erhob sie sich langsam und vorsichtig, schwang die Beine hinter sich und ging vor dem Katib auf alle Viere. Sie bohrte ihren Blick in die gelben Augen des Albtraumgeschöpfes und bemühte sich, nicht zu schwitzen.
Du wirst mich nicht angreifen. “, dachte sie und senkte den Kopf, was ihre Augen noch größer machte, „Du wirst mich in Ruhe lassen.
Der Katib schien davon anfangs nur mäßig beeindruckt, brüllte erneut und zuckte dann zu Prinz Doktor herum, der – wie Jasmin aus den Augenwinkeln sah – seine Waffe gezückt hatte und sie auf das Wesen richtete.
Kurz blickte sie – nur mit den Augen – zum Prinzen und sagte, mit fester Stimme: „Nein. Stecken Sie das Ding weg.“
„Prinzessin?“, die Stimme des Captain schien ungläubig.
„JETZT!“, sagte die Prinzessin mit Schärfe in der Stimme.
Der Katib reagierte, zuckte zu ihr herüber und war nun daran, ihr in die Augen zu starren.
Zwar war es lächerlich, dass sie ihn verstehen würde, aber der Blick sagte anfangs alles.
„Was willst Du mir? Du bist nur Beute, bist nur Fleisch.“
Die folgenden Worte hören sich eventuell merkwürdig unpassend an, aber sie sind eine akkurate Beschreibung.
Jasmin krabbelte langsam auf den Katib zu und schaffte es, dieser Bewegung eine Würde und Hoheit zu verleihen. Dann blickte sie erneut in die Augen des Wesens.
„Lass uns in Ruhe.“, dachte sie und hoffte, dass dieser Befehl bei dem Geschöpf ankam.
Nein, sie würde nicht zurückweichen, sie würde hier und jetzt ihren Willen gegen dieses Wesen durchsetzen.
„Lass…“, begann sie zu sprechen, „… uns“, und ihre Stimme war dabei ein Zeugnis von gleichzeitiger Ruhe und Befehlsgewalt, „in Ruhe.“
„FLEISCH!“ , schien der Katib zu brüllen, doch als Jasmin dann urplötzlich  ein „SITZ!“ bellte und immer noch in die Augen des Wesens blickte, trat dieses ein paar Schritte zurück, nahm dann Anlauf und sprang über Jasmin hinweg.
Dann trat das Tier auf seine Kameraden zu, brüllte etwas und verschwand – gefolgt von den anderen Tieren.
Der Prinz schien dem Abgang des Katib mit den Augen zu folgen, Jasmin drehte sich – immer noch auf allen Vieren – um und erhob sich dann langsam.
Doktor trat neben sie, legte ihr eine Hand auf die nackte Schulter und nickte anerkennend: „Woher wusstest Du, dass das klappt?“
Die Prinzessin zuckte mit den Schultern: „Ich hab einen Schoßtiger, wie Du weißt. Übung.“
„Und wenn das nicht geklappt hätte?“
„Dann wären wir gefressen worden.“, lächelte die Prinzessin dem Prinzen zu und genoß es, zu sehen, wie er kurzzeitig die Fassung verlor.
Dann drehte sie sich um und trat – wie eine Prinzessin, die sie wahr – gemessenen Schrittes auf Aladdin zu.
Dieser nickte ihr zu: „Gut gemacht, Jasmin.“
Sie lächelte: „Danke.“
Als auch Prinzessin Theti und Prinzessin Song auf sie zukamen, nickte sie ihnen zu und hakte sich bei ihnen ein.

Cal blickte der Prinzessin verwundert hinterher.
Respekt, das musste er der Frau aus Agrabah wirklich lassen – andererseits: Was hatte er erwartet? Kurz ließ er seinen Blick über die drei Frauen schweifen, die in der Höhle standen – Jasmin, Agatha, Theti – und schüttelte den Kopf. Keine dieser drei Frauen war geneigt, aufzugeben. Sie würden niemals, dem billigen Klischee folgend, erst eine große Tat vollbringen und dann ohnmächtig werden. Das wäre eigentlich eher sein Ressort.
Aber Jasmin hatte es tatsächlich geschafft, einen Angriff dieser komischen Flederkatzenviecher abzuwenden.
Und warum auch nicht? Wenn sie die Erfahrung hatte, die sie aus dem Training mit Rajah bezog? Wenn das alles klappte?
Tatsächlich verzogen sich ein Katib nach dem Anderen und der Captain konnte sich den Gedanken „Was für ein billiger Cop-Out“ nicht verkneifen. Vermutlich – so dachte er sich – hatten die hiesigen Produktionsstätten nicht genügend Geld „auf Tasche“ um eine beeindruckende CGI-Schlacht hinzukriegen.
Dann sah er die beiden Rösser und die Reiter, erkannte zumindest den einen von ihnen und trat auf ihn zu.
„Razul.“, grinste er, „Hätte nie gedacht, dass ich mal so froh sein würde, dich zu sehen.“
Der Hauptmann der Wachen blickte ihn an und deutete dann hinter sich: „Ich bin ein Gefangener, genau wie Sie, Prinz Doktor.“
„Das stimmt, aber Du bist ein Gefangener, der ernsthaft Ärsche treten kann.“, grinste der Captain, klopfte dem Hauptmann auf die Schulter und wandte sich dann zur Höhle um. Kurz warf er einen Blick auf den Berg, in den die Höhle eingelassen wurde – ein großer, massiver Felsen, der ihm jedoch irgendwie …
Cal schüttelte den Kopf.
Das war doch alles Quatsch und überhaupt nicht wichtig.
Er machte sich auf den Weg zur Höhle, als er hinter sich ein animalisches Knurren hörte, herumwirbelte und sich unter einem fliegenden Katib hinwegduckte.
Dieser krachte gegen den Berg und rutschte daran herunter.
„SIE KOMMEN WIEDER!“, schrie Cal und eilte zum Eingang der Höhle, seinen Phaser ziehend: „PRINZESSIN SONG! VERTEIDIGUNGSMUSTER ALPHA!“

Agatha Silverbird konnte gar nicht fassen, was sie da auch sich zukommen sah. Eine gewaltige Armee von merkwürdigen Wesen, die durch Aladdin als „Katib“ identifiziert wurden. Wenngleich sich die hübsche XO nicht so ganz zurechtlegen konnte, wer oder was die Katib waren, geschweige denn, was sie vorhatten, so war das entsetzte Aufkeuchen des jungen Prinzen Agrabahs ein ziemlich gutes Indiz. Der Captain kam auf sie zugehechtet, rief ihr zu, dass sie Verteidigungsposition Alpha einnehmen sollte und sie fügte sich diesem Befehl. Ihre Bewegung wurde militärisch-präzise, sie zog ihre Waffe und richtete sie auf den Eingang.
„Wer immer da gleich durchkommt…“, keuchte Cal und schaute sie an.
„Wird noch sein blaues Wunder erleben.“, komplettierte die XO den Satz, nickte ihrem Captain zu und stellte ihren Phaser auf „Betäubung“. Dem Verteidigungsmuster Alpha zufolge, würde sie versuchen, die Angreifer, die in Cals totem Winkel lagen, zu treffen. Stellte man sich die Höhle, in der sie sich befanden, die zu einer großen Felswand gehörte, als gerade Linie auf dem Boden vor und positionierte sowohl den grünen Energiehorizont, als auch die feindliche Linie der Katib so, dass sie einen Halbkreis zu der Grundlinie bildeten, hatte man einen Aktionsradius von 180 Grad. Der Höhleneingang lag so, dass man, schösse man einen Strahl geradeaus auf den Energiehorizont zu, den 180 ° Bogen genau in der Mitte teilte, sodass zwei 90 ° Bögen entstünden. Cal würde sich nun allen Angreifern rechts der gedachten Halbierungslinie annehmen, Agatha demzufolge die linke Seite betreuen.
Captain und Commander warfen einander einen Blick zu, dann grinste Cal: „Weißt Du, wir hätten uns auch einfach nur ein paar schöne Tage in Agrabah machen können.“
„Wäre doch zu einfach gewesen.“, zwinkerte die XO ihm zu, was den Captain zum nicken brachte. Dann wandte er sich an Aladdin, Jasmin, Theti und Papyrus.
„Okay, was auch immer hier gleich abgeht, ihr werdet euch nicht von der Stelle rühren. Das is unsere Show, kapiert?“
Dann begann der Angriff.

Die Katib spurteten los. Ihre durchtrainierten Klauenfüße gruben sich in den Sand, wirbelten ihn auf, als sie ihre pulsierenden Waden anstrengten und beschleunigten. Aus den geöffneten Mäulern dröhnte ein unheimliches Geräusch, ein nahezu unmenschlicher Kampfschrei, der das Blut in den Adern der Menschen in der Höhle gefrieren lies.

Agatha wartete, bis eines der Wesen nahe genug war, zielte dann und drückte ab. Ein goldener Lichtstrahl spannte sich vom Emitter des Phasers bis zur Brust des Tieres, ließ das Wesen erstrahlen und dann zu Boden fallen. Immer mehr Lichtstrahlen schossen aus der Höhlenöffnung zu den Wesen, ließen sie aufjaulen und zu Boden gehen, doch je mehr Wesen zu Boden gingen, desto mehr Katib kamen als Nachschub. Ihr fiel einer der Berichte ein, die sie seinerzeit im Stargate Command gelesen hatte – die erste Mission, die SG-1 zum Jaffa-Planeten „Chulak“ führte und die beinahe auch die letzte Mission des SG-1-teams gewesen wäre. Damals, unter dem Feuer der am Himmel partroullierenden Udajeet-Kampfgleitern (von Jack O’Neill später „Todesgleiter“ genannt), hatte Sam Jack einen Satz zugeworfen, den Agatha auch jetzt bemühen wollte: „Colonel, wir sind ein ideales Ziel!“
Und es stimmte. Zwar hatten sie Deckung, aber wenn man bedachte, dass immer mehr dieser Katib auftauchten und ihre betäubten Kameraden ersetzten, immer mehr Katib immer näher kamen, so war es sicher, dass diese Wesen diese Stellung irgendwann überrennen würden.
Sie blickte zu Cal und sah in seinen Augen, dass auch er wusste, was die Stunde geschlagen hatte.

Verdammt, verdammt, verdammt.
Vielleicht gab es ja noch eine andere Möglichkeit? Hatte sein Phaser noch genügend Energie um einen Fächerschuss abzugeben?
Der Captain warf einen Blick auf seine Waffe und spürte, wie die Entmutigung ihn beinahe selbst betäubte – wenn auch nur seinen Geist, den dafür mit Faustschlägen lahmlegend.
Natürlich hatte er nicht genügend Energie, um diesen Trick durchzuführen.
Das wäre ja auch viel zu einfach gewesen.
Und er konnte in den grünen, hypnotischen Augen Agathas sehen, dass sie genau das selbe Szenario gedanklich durchspielte.
„Hypnotisier mich!“, rief er ihr zu, riss seine Waffe hoch und feuerte auf einen Katib, der ihnen schon verdammt nahe gekommen war. Das Wesen kollabierte. Agatha blickte ihn verblüfft an, zielte dann auf einen anderen Angreifer und schickte ihn zu Boden, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihm widmete: „Bitte?“
„Auf dem… Schiff hast du mich getriggert und aus mir eine Kampfmaschine gemacht. Das könnten wir jetzt brauchen.“, schrie Cal gegen das immer lauter werdende Brüllen der Katib und das Fauchen ihrer beiden Waffen an.
Die XO schüttelte den Kopf.
„Momentan ist das nicht anzuraten.“, rief sie, lehnte sich aus ihrer Deckung und feuerte auf eines der Katzenwesen, ehe sie sich wieder in den Schutz der Höhle presste und Cal anschaute.
„Warum nicht?“
„Egal.“, erklang plötzlich die Stimme Papyrus, der nun sein Schwert zog und es golden aufglitzern lies.
Cal erhob sich und trat auf den Ägypter zu: „Ich habe gesagt, dass Ihr in Deckung bleiben sollt.“
„Ich werde nicht in Deckung gehen“, sagte der Angesprochene und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ihr seid unsere Alliierten und wir werden euch verteidigen.“
Cals Reaktion bestand aus einem Augenrollen, dann einem gemurmelten „Is ja süß´“, ehe er Papyrus anblickte: „Hör mal, ich weiß, Du hast nur Gutes im Sinn, aber momentan haben wir hier die überlegenen Waffen.“
Damit hob er seinen Phaser kurz an, damit der Ägypter ihn sehen konnte, ehe er die Waffe wegsteckte: „Und damit will ich hier nicht die ‚Ich hab den Längeren’-Karte ausspielen, sondern einfach nur festhalten, dass ihr momentan wesentlich besser fahrt, wenn ihr uns unseren Job tun lasst.“
„Du willst nicht mit uns kämpfen, Prinz Doktor?“
Cal legte dem Ägypter eine Hand auf die Schulter: „Unter normalen Umständen wäre nichts eine größere Ehre – naja, abgesehen davon, Picard die Hand zu schütteln.“
Das verwirrte „Wem?“ seitens Papyrus wischte der Captain mit einem kurzen „Nicht so wichtig“ beiseite, ehe er ihn ansah: „Wie schon gesagt, nichts wäre eine größere Ehre, aber mit denen da“ – er deutete auf den Ausgang – „können wir mit diesem hier“ – er hob den Phaser – „definitiv besser besser in den Arsch treten.“
Kurz betrachtete der Prinz ihn, nickte dann und sagte: „Vielleicht hast Du recht.“
Der Captain seufzte erleichtert. Er würde nicht noch einmal die Geschichte verändern, in dem er andere Leute seine Kämpfe ausfechten lies, nicht noch ein…
„Prinz Doktor? Ich muss mich noch für eine Sache revangieren.“
Was meinte der Mann aus Ägypten damit?
Cal blickte ihn verblüfft an: „Bitte?“
„Hierfür.“, sprach Papyrus – und als Cal wieder klar denken konnte, lehnte er neben Agatha an der Felswand.
Sie blickte ihn an, wischte ihm kurz das Blut von der Lippe und grinste: „Ja, er hat dich k.o. geschlagen.“
„Wundert mich nicht.“

Gut, die Faust tat weh, aber einerseits hatte es sich gut angefühlt, zum anderen hatte er darauf gewartet, Prinz Doktor den Kinnhaken heimzahlen zu können und zum Dritten war dann niemand da der versuchte, den Helden zu spielen. Das heißt – niemand ausser ihm. Und – bei Horus – er würde diese Katib zumindest zurückschlagen.
Mit einem „Jetzt“ katapultierte sich Papyrus aus der Höhle, ließ das „Schwert des Horus“ gekonnt herumwirbeln und führte es in das entsprechende Ziel – die Brust eines Katib. Die Lebensform keuchte auf und ging zu Boden. Papyrus folgte ihr, zog das Schwert aus der Brust, wischte es ab und machte sich daran, ein neues Ziel zu finden.

Hinter ihm leuchtete es golden auf und Papyrus wusste, dass Prinzessin Song ihm mit ihrer Magie Rückendeckung gab, auf die Katib einschoss, die er nicht attackieren konnte oder verpasst hatte. Sicherlich war es ein Himmelfahrtskommando, alleine, gegen eine ganze Armee zu kämpfen, aber Papyrus war sich sicher, aus dieser Sache siegreich hervorgehen zu können. Dann hörte er die vertraute Stimme seiner Frau, Prinzessin Theti, die Kampfschreie ausstieß. Kurz wirbelte der Junge herum, sah, wie Theti sich mit einem Katib einen Faustkampf lieferte und musste grinsen. So kannte er seine Prinzessin. Seitdem sie in ständiger Angst leben mussten, dass Seth, der Gott des Chaos und der Unterwelt, der Herrscher von Omboss, eventuell heute den entsprechenden Schlag gegen sie ausführte, hatten sie trainiert. Das hatte dazu geführt, dass Beide eine annehmbare Kondition aufgebaut hatten.
Der Gestank nach Verwesung, der aus dem Maul eines Katib kam, riss Papyrus wieder in die Gegenwart zurück – er wirbelte herum, führte seine Klinge gegen die Kehle eines der Angreifer und machte sich dann auf, den nächsten Gegner zu bekämpfen.

Einer der Katib grub seine Klauen in den Sand, setzte zum Sprung an und eilte los. Er sprang über etliche seiner Kollegen, über einen Stein, erfasste sein Ziel und sprang, wie von einer Sprungfeder abgeschossen, ab. Im Flug fuhr er seine Krallen aus – es würde ein Vergnügen sein, jene Krallen in die Brust des Opfers zu versenken und das weiße Gewand, das sie trug, in rotes Blut zu tauchen. „Kämpf nur, du Opfer!“, dachte er sich, als er aus seinen Augenwinkeln etwas Goldenes wahrnahm. Und ehe er verstand, was sich ihm dort näherte, spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust. Das Letzte, was er wahrnahm, war das erschrocken-grimmige Gesicht des Mannes, den man Papyrus nannte, als er das Schwert aus der Brust des Katibs zog.

Aladdin betrachtete das Gemetzel, das der Ägypter da anrichtete, nicht ohne gewissen Zweifel. Die Katib – das waren eigentlich Menschen, im Grunde. Zwar waren sie von Grund auf Böse, aber dennoch konnte er dies nicht gutheißen. In diesem Moment spürte er eine mächtige Pranke auf seiner Schulter. Er wandte sich an Razul, der ihm zunickte: „Ich kann mir vorstellen, was in dir vorgeht, Straßenköter. Es muss sein. Es gibt keinen anderen Ausweg. Es heißt wir oder die. Willst Du hier sterben, nur damit dort kein Mensch sterben muss? Denkst Du, Morgana würde auch nur mit der Wimper zucken?“
Der Prinz von Agrabah wusste nicht wieso, aber dieser Argumentationsgang ließ sein Blut kochen. Er schlug die Pranke Razuls weg: „Und? Verdammt, Razul, wir sollten besser sein, als das da.“
Anklagend deutete er auf die Ereignisse ausserhalb der Höhle, „Wir sollten besser sein, als das, was wir da tun.“
„Sollten wir“, sagte Prinz Doktor und erhob sich, „Sind wir aber nicht. Waren wir nie, werden wir nie sein.“
Und Aladdin hatte das Gefühl, dass der Prinz da aus Überzeugung sprach.

Cal schlug die Hände klatschend ineinander.
„Verdammt, Aladdin. Ich bin auch kein Fan dieses Gemetzels dort – und ich würde auch lieber Blumen pflücken und mich meiner XO – ähm – Prinzessin hingeben. Fakt ist, dass wir das momentan nicht können. Und eigentlich weißt du das.“
Verdammt, eigentlich müsste der Prinz in den Pluderhosen genau das wissen – er war Aladdin, einer derjenigen, der aufstand und kämpfte, wenn es notwendig war.
„Du hast recht, Prinz Doktor“, nickte der Junge aus Agrabah, „Ich weiß, dass es keine Alternative gibt. Aber ich muss es nicht mögen.“
„Das stimmt – das musst du nicht.“, sagte Cal und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter – und hoffentlich fragt nicht in ein paar Jahren der Leser (und vielleicht sogar der Autor selbst) „Ist das nich eine Menge unnötiges Drama, was du da gerade rein gebracht hast?“
Vielleicht, aber vielleicht braucht es das auch mal – wobei es dann nicht mehr in die Kategorie „unnötiges Drama“ fallen würde.

Papyrus spürte plötzlich einen harten Schlag. Verdammt, einer war durchgekommen und war mit ihm kollidiert. Der Prinz aus Ägypten rappelte sich auf, blickte sich suchend um und stellte fest, dass er entwaffnet war.
Plötzlich war Theti neben ihm, das Schwert des Osiris in der Hand – ohne von den Göttern gefällt zu werden – und schwang es gegen den Angreifer.
Dieser duckte sich unter dem Schwertstreich hinweg und begab sich in eine Kampfposition. Theti tat es ihm gleich, ließ das Schwert gekonnt rotieren – Papyrus kam nicht umhin, festzuhalten, dass sie unglaublich gut dabei aussah und fragte sich, wann sie das geübt hatte.
„Papyrus, wenn ich jetzt sage, duckst Du dich.“, hörte er dann die Stimme Prinzessin Songs und nickte, ehe er ein „THETI, lass dich FALLEN!“ rief.
Die Prinzessin gehorchte, als der Katib Anstalten machte, sie anzufallen – was darin endete, dass das Wesen einen Satz über sie machte und ein wenig irritiert stehen blieb.
„JETZT!“, schrie Prinzessin Song und der Ägypter ließ sich ebenfalls fallen. Goldene Energie schoss über ihn, traf den Katib und brachte ihn dazu, in sich zusammenzusinken.
Am Boden liegend warf der Prinz einen Blick zu Theti, die ihm sanft zulächelte: „Und, wie gefällt dir der diplomatische Ausflug, mein kleiner Fischer?“

Aladdin und Jasmin sahen einander besorgt an, ehe der junge Prinz aus Agrabah Razul das Schwert entwendete – was dieser mit einem verblüfften „HEY“ kommentierte – und dann ebenfalls losstürmte. Stimmt, er musste es nicht mögen, die Katib zu besiegen, aber anscheinend gab es keine andere Wahl.
Vielleicht würden sie hier und heute ihr Ende finden – niedergemacht von den Horden Morganas Mordmafia – oder sie würden obsiegen. Aladdin wusste es nicht, er wusste nur, dass er nicht abseits stehen durfte, wenn Papyrus und Doktor die Horden zurückschlugen.

Cal seufzte.
Jetzt lief auch noch Aladdin mitten ins Gefecht. Hoffentlich waren sie klug genug, ihm nicht dauernd vor der Phasermündung rumzuturnen, denn dies war eigentlich sein Ressort. Und sowieso war dies seine Aufgabe, er hatte die Waffe, die auf Distanz funktionierte, die beiden Prinzen hatten, verglichen damit, nur Stöcke zur Verfügung. Gut – glänzende, goldene, scharfe, sehr schmerzvolle Stöcke, mit denen man Leute absolut effektiv aufpieksen und die Eingeweide durcheinanderbringen konnte – aber im Vergleich zu einem Phaser waren dies einfache Stöcke.
Der Captain warf einen Blick zu Agatha, die ihre Waffe sinken ließ und mit den Schultern zuckte. „Jetzt haben beide Königreiche einen gemeinsamen Feind.“
„Wenn Seth nicht sowieso mit Morgana gemeinsame Sache macht.“
Diese Vermutung kam von Prinzessin Jasmin, die sofort im nächsten Augenblick mit einem Kampfschrei Cal den Phaser aus der Hand trat, die wirbelnde Waffe auffing und auf einen Katib abfeuerte, der es geschafft hatte, die Verteidigungslinien zu durchbrechen.
Der Inhaber der Sternenflottenstandardwaffe schluckte hart und warf einen Blick zur Prinzessin, die mit den Schultern zuckte: „Razul hat mich gut trainiert. Ist eigentlich auch nicht schwerer handzuhaben, als eine Armbrust.“
Sprachs, riss die Waffe erneut hoch und feuerte auf einen weiteren Angreifer.
‚Ja’, schoss es Cal durch den Kopf, ‚Aber eine Armbrust löst in der Regel eher weniger Leute auf. So’N Phaser tut das gern mal, wenn man ihn falsch einstellt.’
Agatha nickte: „Okay, hier hast Du meine Waffe. Beidhändig feuern geht ja auch, oder?“
„Natürlich.“
„Gut, sieh nur zu, dass diese Anzeige hier“, sie deutete auf den Energieintensitätsindikator, „im grünen Bereich bleibt. Verstell da bitte nichts.“
Agatha klopfte der Prinzessin auf die Schulter und ging zu Cal. „Übrigens, ich muss dir noch was zeigen.“
Damit wandte sie sich um und ging zurück in die Höhle. Der Captain folgte ihr.

 

Irgendwie fühlte es sich nicht unbedingt wie eine gute Idee an, die Schlacht zu verlassen. Das komplette Training, das er doch irgendwo in seinem Kopf abgespeichert hatte, meldete sich gerade in diesem Moment und flüsterte ihm zu: „Hey, psst, komm mal her, Cal – das is ne extrem bescheuerte Idee.“, aber momentan fühlte er sich wie Agathas Vorfahre im Kabarettprogramm, wenn er als eine der Politikerinnen des 21. Jahrhunderts von sich gab „Aaaaber… tralalala – hmpf…. Alternativlos.“
Und irgendwie traf genau dies zu.

Es war alternativlos. Es war eigentlich alles alternativlos. Sie waren hier, bruchgelandet – notgelandet? Bruchnotgelandet? Notbruchgelandet?! – in Agrabah und bevor er sich mit solchen Problemen wie etwa „Wie zum Henker kommen wir hier wieder weg?“ beschäftigen konnte, musste er sich erst einmal einer anderen Frage widmen: „Wo, zum Donnerwetter, ist die DRAGONFLY ?“ Sie hatten zwar einen vielversprechenden Hinweis – im Skorpion des griechischen Terroristen Mechanikles hatte der Genie die Bordplakette seines Raumschiffes gefunden (des Föderationsraumschiffes, nicht des Genieraumschiffes, der hatte ja keines, nur eine magische Lampe) -  aber der erste Verhörversuch des Griechen war darin geendet, das Morgana Aladdins Stelle eingenommen und dem Griechen zur Flucht verholfen hatte, der Versuch, Mechanikles einzufangen, hatte sie in diese Situation gebracht, also mussten sie ersteinmal aus dieser Situation rauskommen, ehe sie das Verhör erneut beginnen konnten.
Und dazu mussten sie an der Front sein. Schließlich hatten sie als Starfleetoffiziere Zugang zu hochentwickelter Waffentechnologie.

Zugegeben, die Waffentechnologie war so hochentwickelt, dass eine Traumgestalt aus dem Jahr „Keine Ahnung vor Christus“ sie verwenden konnte, aber das sprach nur für die einfache Bedienbarkeit. Im Grunde war ein Phaser ja auch nichts anderes, als eine normale Waffe – zielen und abdrücken, mehr nicht. Gut, eventuell sollte man vorher nochmal erklären, welche Einstellungen okay sind und welche man nicht jeden Deppen ausprobieren lassen sollte, aber erstens war Jasmin kein Depp und zweitens war sie gut.

Drittens waren sie im Disneyversum – das heißt: „Gute Menschen töten nicht.“
Ausser man heißt Papyrus, aber der findet ja nicht im Disneyversum statt, sprich: Er muss sich nicht an diese Regeln halten. Und wo wir gerade bei Regeln sind – Cal war zwar nicht unbedingt glücklich mit seiner neuen Tarnidentität, aber er musste sie solange aufrecht erhalten, bis er aus diesem Disneyalbtraum raus war.
Zugegeben, die Idee, einen Prinzen zu spielen, hatte was für sich.
Auch der Gedanke, mit Aladdin, Jasmin, Papyrus, Theti und allen voran natürlich Agatha, Abenteuer zu erleben, sagte ihm zu. Schließlich kannte er die ersten vier als Figuren aus alltäglicher Holounterhaltung und mit ihnen zusammen zu arbeiten war für den Captain ungefähr so ehrenhaft, wie die Zusammenarbeit mit einer der größten Legenden der Föderation.
Und sein wir mal ehrlich: „Prinz Doktor“ war immerhin noch ein besseres Alias als „Charlie Monrose“ oder „H-25-nochwaskirchen“.

Das Schlachtengetöse – gut, da war nich viel Schlachtengetöse, mit dem man arbeiten konnte, ausser den Kampfschreien der El Katib und dem lauten Auffauchen der Phaser, der Kampfschreie Aladdins, Thetis, Papyrus, Cassims, Razuls, dem Singen von Papyrus Schwert der Götter -  doch, wenn man ehrlich war, gab es schon einiges an Schlachtenlärm.
Dieser wurde also sukzessive leiser, je weiter Cal und Agatha den Stollen entlanggingen, den jemand in diesen Berg gehauen hatte. Beeindruckt von der Handwerkskunst, die dabei an den Tag gelegt wurde, blickte sich der Captain um, nickte ein paar Mal anerkennend und sagte: „Besser hätten es meine Vorfahren auch nicht gekonnt.“
Agatha stoppte, drehte sich um und schüttelte grinsend den Kopf: „Cal, du kommst nicht aus dem Ruhrgebiet. Und das weißt du. Du bist so britisch wie Fischstäbchen und Vanillepudding.“
„Lass mir doch meinen Spaß. Ich weiß doch nur ein paar Sachen über den Ruhrpott. Und wenn ich mich nach Aussen hin, wie einer „von da weg“ benehme, möchte ich auch hier und da ein bischen was entsprechendes sagen können.“
„Du weißt schon, Schatz, dass Du damit sehr klischee-ig wirst?“, fragte die XO und zwinkerte ihm dann zu, „Aber keine Sorge, ich werde es nicht verraten.“
Cal zuckte mit den Schultern: „Na, das’s ja man beruhigend.“
Dann legte er den Kopf schief und schaute seine XO an: „Was wolltest Du mir eigentlich zeigen?“
Und plötzlich grinste Agatha wie ein Honigkuchenpferd.
Nein, das stimmt nicht ganz. Im Vergleich zu der Süße, die in diesem Grinsen lag, das es schaffte so breit wie möglich zu sein, ohne dabei unheimlich zu wirken, war ein Honigkuchenpferd eine verdammt saure und bittere Angelegenheit.
Was wäre wohl ein perfektes Äquivalent?
Erdbeeren in weißer Schokolade?
Nein, nicht wirklich – die sind zwar süß und für den Captain wären sie sicher genau so verführerisch wie Agatha (ob nun mit weißer Schokolade bestrichen oder nicht, das überlasse ich meinen Lesern, ich schreibe ja keinen Schweinkram) , aber dieses Grinsen war noch süßer.
Er hatte mal den Satz gehört „Du grinst wie ein Pfannekuchen“ und noch nicht mal das war akurat genug.
Auch nicht, wenn der Pfannekuchen zusätzlich noch karamelisiert wäre…. Aber …
Er hatte es.
Agatha grinste wie ein karamellisierter Pfannekuchen, überzogen mit Ahornsirup und weißer Schokolade.
Also so süß, dass man spontan seinen Zahnarzt anrufen wollen würde und sagen „Doc, ich glaub ich hab n paar Löcher.“

Dieses süße Grinsen zeigte nun seine XO und deutete hinter sich.
Cal verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf in die andere Richtung schief, schloss ein Auge und versuchte, aus diesem Bild irgeneinen Sinn zu erkennen.
Er scheiterte.
„Hättest Du was dagegen, mich in den Grund deiner extrem guten Laune einzuweihen?“
„Nein“, schüttelte sie den Kopf, warf sich gegen ihn und küsste ihn: „Schatz – wir sind da. Wir haben die DRAGONFLY gefunden.“
Erneut betreten wir die fabelhafte Wunderwelt der Sprachen.
Jemand aus Deutschland würde vermutlich fragen „Wie kommst Du darauf?“.
Alternativ auch „Wie kommst’n auf dat schmale Brett?“
Oder in der Zeit des Internets: „What the fuck?“
In englisch übersetzt sich die Frage „Wie kommst Du darauf?“ nicht in „How do you come on that?“,  sondern in „What makes you say that?“
Aber Cal entschloss sich für die kürzeste Frage, die er in diesem Moment stellen konnte – auch er hatte zwischendurch die Momente, in denen er mit seiner Zeit so effizient wie möglich umgehen wollte und wenn sich seine rothaarige Freundin an ihn heranoperiert und ihn küsst, stellt er garantiert keine elaboriert-langen Fragen.
Also kein „Kommst n auf Dat?“, kein „What the fuck?“ auch kein „Was macht dich dies sagen?“ sondern ein einfaches Wort, das aus zwei Buchstaben besteht und in höchster Effizienz anzuzeigen vermag, dass der Fragesteller nicht ein Wort verstanden hatte.
Die Frage, die Cals Mund entfleuchte lautete: „Hä?“

Zugegeben, der Umgang mit der Armbrust war streckenweise dann doch ein wenig schwieriger gewesen. Hier hatte Jasmin die Möglichkeit, so häufig zu schießen, wie es notwendig war, ohne nachladen zu müssen. Das musste man der transportablen, fiktivistischen Magie lassen – sie war effizient und extrem einfach zu Handhaben. Sie zielte auf einen Katib, feuerte, und die Kreatur fiel – wie gefällt – um. Zwar stapelten sich die gefallenen Kreaturen langsam aber sicher, es gab für die Angreifer aber immer noch genug Möglichkeiten, über die gefallenen Genossen herüberzuklettern.
Verdammt – wenn man mit dieser Magie doch nur eine Möglichkeit hätte, die Gegner einfach verschwinden zu lassen.
Aber darüber durfte sie sich momentan keine Gedanken machen. Erneut näherte sich ein Katib, sie hob die Waffe, feuerte, das Wesen ging zu Boden – und wurde sofort durch ein Nächstes ersetzt, das auf sie zusprang.
Elegant auf allen vieren landend schüttelte es sich kurz, ehe es Jasmin anblickte und herausfordernd knurrte.
Jasmin blickte das Wesen an.
„Weswegen attackiert ihr uns?“
Die grellgelben Augen des Katib funkelten sie an, er fauchte und trat erneut einen Schritt auf sie zu.
Kurz schloss die Prinzessin die Augen, atmete tief durch und verbannte den Schlachtenlärm aus ihrem Kopf, ehe sie die Augen wieder öffnete und den Katib anblickte.
„Nenne mir den Grund für eure Attacke.“
Das Wesen kreischte und sie hatte das Gefühl, ein Wort in seinen Augen zu sehen. .
Gehorsam!
„Wem gegenüber?“
Morgana .“
Es war definitiv faszinierend. Von aussen mochte sie aussehen wie jemand, der mit einem Tier sprach und hoffte, verstanden zu werden – doch in ihrem Inneren wusste sie, dass der Katib sie wirklich verstand.
„Morgana zwingt euch, dies zu tun?“, fragte sie und kurz setzte ihr Herz aus, als das Wesen sie anblickte, erneut kreischte und einen weiteren Schritt auf sie zutrat. Wenn der Katib sie nun attackieren würde, wäre alles aus. Niemals könnte sie die Waffe schnell genug in die richtige Position bringen, um abzudrücken. Vermutlich würde stattdessen die Magie über das Feld zischen und bestenfalls unnütz verpuffen – schlimmstenfalls würde sie damit jemanden aus ihrer eigenen Gruppe treffen. Vielleicht sogar Aladdin.
Aber sie hatte keine andere Wahl.
Erneut besann sie sich darauf, wie sie mit Raja trainiert hatte, sank auf die Knie und blickte dem Katib in die Augen.
Als das Wesen antwortete – nicht mit Worten, sondern mit Gedanken, Gefühlen, Zisch- und Knurrlauten – verstand sie es.
„Ja. Morgana hat den, der mit dir gesprochen hat, bestraft. Sie tötete ihn und warf seine Leiche aus ihrem Reich.“ .
‚Das muss der Katib gewesen sein, der über Prinz Doktor hinwegflog.’, schoss es der Prinzessin durch den Kopf.
Sie nahm eine Hand von der Waffe und streckte sie nach dem Katib aus. Das Wesen gab kurzzeitig einen agressiven Zischlaut von sich, dann, als könne es ebenfalls in ihre Seele blicken, blieb es stehen und ließ zu, dass sie es am Kopf berührte.
„Ganz ruhig.“, sagte Jasmin und ließ ihre Stimme in einen Singsang verfallen, mit dem sie hin und wieder schon einmal mit kleinen Kindern sprach: „Ich werde dir nichts tun.“
Damit glitten ihre Finger über das dichte Fell des ehemaligen Menschen. Der Katib erinnerte sie immer mehr an Raja und instinktiv kraulte sie dem Wesen das Fell.
Sie blickt es an: „Hast du einen Namen?“
„Namen sind bei uns überflüssig. Wir sind Katib.“ , antwortete das Wesen, erneut in dem es keine wirkliche Sprache verwendete, sondern anscheinend Gedanken projezierte.
 Die Prinzessin nickte und ihre Finger kraulten weiter, was anscheinend beim Katib die selben Reaktionen hervorrief, wie bei Raja. Es gab ein Geräusch von sich, das Uneingeweihte vermutlich bestenfalls als fremdartig-unheimlich, schlimmstenfalls als hochgradig aggressiv deuten würden. Doch Jasmin erkannte ein Schnurren einer großen Katze, wenn sie es hörte.
Ein leichtes Lächeln lief über ihre Lippen, sie konnte sich des Gedanken ‚Wie bei Raja’ nicht erwehren.
„Was ist ein Raja?“
Zugegeben, dass der Katib ihre Gedanken irgendwie spüren konnte, wunderte sie nun nicht mehr.
„Raja ist mein Schoßtiger. Und bevor du fragst – ich behandele ihn gut.“
Damit zwinkerte sie dem Katib zu und kraulte ihn weiter, ehe sie den Kopf hob, und das Gemetzel sah, das vor ihren Augen stattfand.
„Könnt ihr euch gegen Morgana auflehnen?“
„Nein.“
Jasmin nickte.
„Ja, das habe ich befürchtet.“
Langsam stand sie auf, ließ den einen Phaser da liegen, wo er lag und trat einen Schritt nach hinten.
 „Das heißt, du wirst zulassen, dass meine Freunde niedergemacht werden?“
Auch der Katib merkte, dass ein Umbruch in Jasmins Stimmung stattfand. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Du musst das verstehen. Ich habe keine Wahl. Wenn ich den Angriff aufhalte, wird ein anderer kommen. So sind die Befehle. Wir haben keine Wahl.“
Jasmin hob ihre Waffe.
„Ich habe auch keine. Ich möchte meine Freunde nicht sterben sehen, ich hoffe, das verstehst du.“
Die Kreatur senkte den Kopf kurz und – wie Jasmin fand – erhaben. Es erinnerte sie viel zu sehr an Raja.
„Ja – ich verstehe. Du musst die Deinen schützen und ich muss die Meinen schützen.“ , projezierte ihr der Katib in den Kopf.
„Gut.“
Damit feuerte sie.
Das Wesen leuchtete orange auf und kollabierte.
Jasmin trat neben den Gefallenen, legte ihm sanft eine Hand auf die Stirn und tätschelte sie sachte, ehe sie nach dem Phaser griff und eine Träne, die in ihrem Auge blitzte, wegzwinkerte.
Sie richtete die Waffen wieder auf die Katib aus.
Verdammte Morgana.

„Würde es dir ausmachen, ein wenig deutlicher zu werden?“
Agatha Silverbird grinste.
Wann immer Cal vor unfassbaren Tatsachen stand, wurde er entweder sehr britisch oder aber immitierte irgendjemanden aus Film, Funk, Fernsehen und Internet. In diesem Fall tat er sogar beides zusammen, denn er intonierte nicht nur einen distinguierten britischen Akzent, sondern immitierte damit sogar Edward Mulhare, besser bekannt als Captain aus „The Ghost and Mrs. Muir“ – oder aber in diesem Fall besser bekannt als Devon Miles aus „Knight Rider“.
„Wir haben die DRAGONFLY gefunden.“, wiederholte die rothaarige XO mit Engelsgeduld – was sonst sollte sie tun?
Je eher der Captain diese Tatsache in seinen Dickschädel bekam, desto besser.
„Und wie kommst Du auf das schmale Brett?“
Dem Grinsen nach zu urteilen, das Cal nun auf seinen Lippen spazieren trug, hatte er vermutlich Minuten gewartet um diesen Spruch anbringen zu können. Aber gut, irgendwie würde sie es ihm noch begreiflich machen.
„Du erinnerst dich daran, dass ich Jasmin und Aladdin betäubt hatte, um zu beweisen, dass ich zusammen mit Dir, Papyrus und Theti unter der Kontrolle von Morgana stand?“
„Ich stand unter der Kontrolle von Morgana? Mal wieder?“
Agatha rollte mit den Augen.
Hatte er das tatsächlich mal wieder vergessen?
„Ja, standest du.“, seufzte sie „Und du wolltest mich dazu bringen, dass ich mithelfe, Jasmin zu fangen. Also habe ich solange mitgespielt, wie ich musste – das beinhaltete, Jasmin und Aladdin zu betäuben.“
„Ahhhh“, machte der Captain, „Ich hab mich schon gewundert, wo er herkam.“
Das zweite Seufzen, dass der Kehle der XO entrann, war so leise, das Cal es nicht hören konnte. Manchmal fragte sie sich, ob der gute Captain nicht einfach nur eine Aufmerksamkeitsspanne von 5 Minuten besaß und dann alles wieder vergessen hatte.
Oder lag das an den unzähligen Schlägen, die er sich in den Abenteuern der DRAGONFLY eingefangen hatte – ob es nun EM-Entladungen waren, die ihn in Stasis versetzten, ob es nun Phaser waren, die ihn von den Beinen holten, ein kleiner Kampf mit Xena, der Kriegerprinzessin, die ihn so „besoffen“ boxte, dass er nur noch ein „Kein Buchungssatz ohne Beleg“ als sogenannten „Non Sequitur Thud“ von sich gab, ehe er kollabierte, ob es nun ihr „Erdbeerparfait“ war, das ihn betäubte – vielleicht hatte das alles irgendwann dazu geführt, dass er das Wissen, das er auf der Academy besaß, einfach mehr oder weniger vergessen hatte.
Oder war er einfach nur ein Depp, aber ein lieber?
Sie wusste es nicht.
Und sie hatte auch momentan keine Zeit, darüber nachzusinnen – wobei sie es ja gerade gemacht hatte. Sagen wir es so – sie hatte keine Zeit elaborierte Thesen aufzustellen. Das war sowieso eher der Job von Bordcounselor Linda Layd oder von Doktor Gina Intrupper, die momentan ziemlich „unavailable“ waren.
„Also“, sagte die XO, griff den Captain bei den Schultern und wandte ihn zu ihr: „Jetzt versuch bitte, mir zuzuhören, okay?“
„Ich bin kein fünfjähriges Kind, Agatha.“, sagte Cal und nun war es an ihm zu seufzen: „Denkst Du, ich lauf jetzt einfach durch die Höhle wie das Urmele? Ich hab mich nur gewundert, wo Al herkam. Also, weiter im Text. Wieso denkst Du, dass wir die DRAGONFLY gefunden haben?“
„Jasmin kam als erste wieder zu sich. Sie und Aladdin vollführten das übliche Prozedere – du weißt schon, ein ‚Wo bin ich’ gefolgt von einem ‚Ich dachte, ich hätte dich verloren’, gefolgt von einem ‚sich einander in die Arme werfen und kurz der Leidenschaft hingeben’ – also so ziemlich das, was wir auch machen, wenn wir beide ausser Gefecht gesetzt werden und an einem anderen Ort wieder zu uns kommen.“
„Ich verstehe.“, nickte Cal.
Dann verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und blickte seine XO abwartend an: „Und der Part wo du erklärst, woher du weißt, dass wir die DRAGONFLY gefunden haben?“
Agatha grinste und machte eine Geste die der Höhle galt: „Jasmin nannte dies einen – und ich zitiere  - ‚Stollen im Nf’y-Gebirge.’“
„EnF-Ih?“, echote der Captain und legte den Kopf schief: „En Ef Ih?“
„Enfi.“, nickte Agatha, „Ich hab mir dann mal zeigen lassen, wie man es schreibt. Großes N, dahinter ein F, ein Apostroph und dann ein Y. Und was kommt dir da in den Sinn?“
Cal zuckte die Schultern.
„Erm…. Naja… erm.“, machte er und legte den Kopf schief: „Nich viel?“
„Schatz!“; rollte die XO mit den Augen, „Schatz überleg mal… welche Buchstaben haben wir hier?“
„Naja, ein N, ein F und ein Y.“
„Jaaa?“, machte Agatha und legte den Kopf schief: „Und weiter? Was suchen wir?“
„Na, die Dragon…“, setzte Cal an – ehe er stoppte und Agatha ansah: „Du meinst – ‚Ich schoss einen Pfeil in die Luft’?“
Die XO nickte: „Vejur, V’jur, V’ger, Voyager 6 – genau.“
„Das heißt“, setzte Cal an, ehe er Luft holte, „Scheiße – das heißt die DRAGONFLY ist dieser Berg?“
Er legte eine Hand auf die Höhlenwand: „Computer?“
Nichts geschah.
„Computer?“
Wieder keine Reaktion.
Agatha grinste: „Schatz – ich meinte nur, dass die DRAGONFLY ein signifikanter TEIL des Gebirges ist – nicht das gesamte Gebirge selbst.“
„Stimmt“, nickte der Captain, „Das hätte man dann ja auch von draußen gesehen.“
„Eben. Aber was ich mir schon denke, ist, dass die Höhle, in der wir von Mechanikles eingesperrt worden waren, zumindest mit Föderationstechnologie betrieben wurde – wenn es nicht sogar eine Arrestzelle der DRAGONFLY war.“
„Aber das hätten wir doch gemerkt.“, widersprach der Captain, „Ich meine, Föderationszellen ändern sich doch nicht.“
„Es sei denn, eine Menge Staub, Dreck et cetera, verändert die Umgebung nachhaltig.“
„Ja, aber soviel Staub kann doch gar nicht entstanden sein. Wir sind doch erst vor ein paar Tagen hier eingetroffen.“
Die XO nickte: „Darüber muss ich mir nochmal Gedanken machen.“
„Gut, aber das machen wir nachher. Wir gehen jetzt erstmal zur Waffenkammer, holen dort die nächstbeste BFG und dann zeigen wir den Katib mal, was ein Hammer ist.“
Damit drehte sich der Captain um und sprang entsetzt einen Satz nach hinten, hinter ihm plötzlich Mechanikles stand und ein Messer zog.

Aladdin duckte sich unter einem der Katib hinweg, hieb nach oben und wusste nicht, ob er dort irgendewelche Körperteile traf, die das Wesen langfristiger ausser Gefecht setzen würden – aber er hoffte es. Erneut wirbelte er herum, verpasste dem nächsten Wesen einen Tritt und sprang zurück, als einer der Katib dort landete, wo er gestanden hatte.
Um ihn herum – die Schlacht.
Der Prinz fühlte sich nicht sonderlich wohl dabei, aber er wusste, das es da keine großartige Alternative gab. Dennoch würde er lieber versuchen, mit den Wesen zu reden.
Plötzlich erweckte etwas ausserhalb seines Aufmerksamkeitsbereiches sein Interesse.
Auf einer der zahlreichen Dünen, die sich dem Nf’y-Gebirge entgegenwölbten, schimmerte etwas. Es war nur einen kurzen Bruchteil einer Sekunde zu sehen, dann war es wieder verschwunden.
Vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet.

Vielleicht bildete sich Theti das Geräusch auch nur ein, dass sie meinte, über den Kampfeslärm hinweg zu hören. Es erinnerte sie an irgendwas – aber sie konnte es nicht so ganz zuordnen. Bei Osiris, es waren inzwischen knappe 4 Tage, an denen sie in Agrabah weilten und sie wurden seit 4 Tagen mit Ereignissen bombadiert . Nicht mal ihrem Heimatland gab es mehr als nur eine Krise innerhalb einer Woche. Ob sich Seth, der Herr von Omboss und sein Gefolgsmann Aker dabei an Wochenenden oder Tarifverträge hielten wusste sie nicht, es war aber ein Fakt.
Schnell musste sich die Prinzessin unter einem wütenden Hieb eines Katib hinwegducken, ehe sie ihm einen Schlag auf die Schnauze verpasste. Dies schien das Wesen nicht unbedingt gut zu heißen, aber das genügte ihr um sich an der – aus dramaturgischen Gründen direkt hinter ihr befindlichen – Felsenwand nach oben zu ziehen und die Sohle ihrer Sandale erneut in die Schnauze des Katib zu versenken. Dieser jaulte auf und fiel. Er krachte auf seinen Rücken, jaulte erneut, rollte sich auf die Beine, schüttelte sich und begann, sich ein einfacheres Opfer zu suchen.
Theti lächelte, zog sich weiter empor, bis sie ein Plateau erreicht hatte, von wo aus sie einen Blick auf die Ebene unter sich hatte. In der Ferne konnte sie den charakteristischen Zwiebelturm des Sultanpalastes erkennen und lächelte. Sie waren also gar nicht so weit von Argabah entfernt. Und gerade, als sie einen Blick nach unten werfen wollte, um ihren Freunden aufmunternde Worte zuzurufen, sah sie ein metallenes Gleißen, dass sie erkannte.
Der Skorpion kehrte zurück.
Theti formte ihre Hände zu einem Trichter,  rief „ACHTUNG!“, ehe sie einen harten Schlag auf den Hinterkopf spürte und vornüber in die Dunkelheit fiel.


Cal blickte auf die Spitze des Messers, das auf ihn gerichtet war.
„Hahahaha“, kicherte der irre Grieche, packte nach Agathas Arm und zerrte sie vor sich, um ihr das Messer an die Kehle zu halten: „Habt Ihr gedacht, Ihr könnt mir entwischen?“
„Wenn ich ehrlich bin, der Gedanke ist mir gekommen.“, murmelte der Captain und zuckte dann einen Schritt zurück, als Mechanikles ein lautes „SCHWEIG!“ schrie.
Vielleicht war das wirklich besser. Schließlich wollte er Agatha nicht in unnötige Gefahren bringen.
Er trat einen weiteren Schritt zurück, als Mechanikles nach vorne trat, das Messer drohend an die Kehle seiner XO gehalten.
„Ihr werdet jetzt ganz ruhig zur Höhle hinausgehen und euren Freunden sagen, dass sie sich ergeben sollen. Meine Mordmafia…“
„Deine?“, grinste Agatha und Cal schaute sie entsetzt an. Wieso riskierte sie jetzt eine Dicke Lippe?
„Ja, gut, okay“, nickte der Grieche, „Morganas Mordmafia.“
Damit presste er die XO fester an sich und schnitt einmal leicht über die Kehle. Nicht schwer, aber so, dass ein leicht-rosaner Strich zu sehen war.
„AGATHA!“
Die Reaktion Cals mochte ein wenig überzogen sein, sonderlich verhältnismäßig war sie auf keinen Fall. Der Schrei des Captains hallte durch die Höhle und im nächsten Moment hatte sich Cal auf den Griechen geworfen und bearbeitete ihn mit Fäusten.
„DU“, schrie er und hieb auf das Gesicht ein, „Wirst“, dann war der Magen dran, „dich“, erneut ein Hieb auf die ohnehin schon angeknackste Nase, „entschuldigen“ und dann die Knie dorthin getrieben, wo es für einen Mann wirklich am Lustigsten war.
Dann stand er auf, grinste zu Agatha herüber, die ihn verblüfft anstarrte, ehe er mit den Schultern zuckte: „Und, wie war ich?“
„Gut“, sagte die XO und deutete auf seinen Bauch: „Aber wie geht es dir?“
„Gut, wieso?“
Dann gaben seine Knie nach.

Inzwischen waren die El Katib schon in beeindruckenden Stärken aufgelaufen. Jasmin riss die Waffe hoch und zuckte zusammen als nichts geschah. Der Phaser gab ein gluckerndes Geräusch von sich – mehr nicht. Verdammt – was war das?
Und dann sprang einer der Katib auf sie zu, landete vor ihr und knurrte.
„Bereite dich darauf vor, zu sterben.“

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 01.07.14, 15:29
  Kapitel 17 – Dawn of the Dead –

Kapitel 17.1


„Was haben Sie für mich, Miss Sciuto?“
Die Frage war relativ einfach gestellt und sollte eigentlich auch relativ einfach zu beantworten sein. Eigentlich.
Als sich Abigail Sciuto zu dem Mann umdrehte, der diese Frage gestellt hatte, bemerkte sie – zu ihrer eigenen Verwunderung – tiefe, innere Unsicherheit.
Und wenn sie ehrlich war – wie konnte sie dies nicht?
Director Leon Vance war ein Mann, der jetzt nicht durch eine beeindruckende Größe aufwarten konnte – er war zwischen zwei und fünf Zentimetern kleiner als „The Man“, Leroy Jethro Gibbs, Abbys allerhöchste Authorität – aber er war der Mann, dem Gibbs „antwortete“. Darüber hinaus war er in seinem Direktorenposten der Mann, der ihre Gehaltschecks unterschrieb und mit diesen Leuten sollte man sich gut stellen.
Ausserdem wies er eine ungeheuerlich-gute Karriere auf, beginnend mit seiner Ausbildung, die er 1991 mit dem Eintritt in den NIS – den Vorläufer des NCIS – abschloss. Interessant war jedoch, dass bis zu diesem Zeitpunkt keine großartigen Daten über den Mann mit der schokoladenbraunen Haut zu finden waren.
Damals, als sie ihn kennengelernt hatte, hatte dies Abby ein wenig verunsichert – jetzt war ihr klar, wieso wichtige Informationen fehlten.
Leon Vance war ein Zeitreisender, ein Captain der Föderation, was ihn ungleich cooler machte. Aber wie konnte sie diesem Mann nun begegnen?
Schließlich hatte sie nun einen unumstößlichen Beweis, dass diese ganze Welt, die in „Star Trek“ geschildert wurde, den Tatsachen entsprach.

Abby fuhr herum, verfluchte sich in dem Moment, in dem sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass das Bild von Felicity Jones immer noch vom Monitor glotzte.
Vance sah es ebenfalls, legte den Kopf schief und trat auf sie zu.
„Wieso interessieren Sie sich für eine Grundschullehrerin aus Minnesota?“, fragte er mit seiner ihm eigenen Stimme, die eine gewisse Tiefe aufwies.
Die Forensikerin blickte ihren Chef an: „Sie ist eine Augenzeugin im … Desilu-Fall?“
Innerlich schloss sie die Augen und seufzte. Sie war keine gute Lügnerin – das hatte sie nie beherrscht und fand es eigentlich, wenn sie ehrlich war, nicht nur unhöflich, sondern auch unschicklich.
„Desilu-Fall?“
Die Stimme Vances verriet mißtrauen:  „Wer bearbeitet den?“

Gut, nun wurde es Zeit, zu zeigen, dass sie das Talent zum Lügen hatte – wenn sie es nur hätte. „Erm… erm….“, setzte Abby an, überlegte, wem sie den Schwarzen Peter in die Schuhe schieben konnte, wen sie für diese Nummer verantwortlich machen konnte – und fand erschreckenderweise heraus, dass sie dazu nicht in der Lage war. Nicht einmal Masterton, der nie den Kaffee in der Kaffeemaschine nachfüllte, was Gibbs schon ein paar mal auf die Palme gebracht hatte oder Caulder, der den Kopierer im Gang immer auf das letzte Blatt ausreitzte, sich aber nie die Mühe machte, neue Blätter einzulegen oder bescheidzusagen, wenn ein „schwerer Fehler“ aufgetreten war – nicht einmal diesen wirklich sehr unsympathischen Nebencharakteren konnte sie diesen Auftrag zuschanzen.
Also schwieg sie.

Vance blickte sie an: „Miss Sciuto? Für wen recherchieren Sie gerade?“

Beharrliches Schweigen. Sie würde nichts sagen – sie würde Daniel nicht verraten, zumal sie keine Ahnung hatte, welche Konsequenzen dies für sie, für den guten Doktor, für Vance oder den Rest des Teams hatte.

„Miss SCIUTO!
Vances Stimme wurde schneidend scharf. Der Mann wusste, wie man sich Gehör verschaffte und wusste vor Allem, dass Abby ihm gerade etwas verschwieg. Und er hatte den Kaffee auf.
Dabei hatte der Captain der Sternenflotte eigentlich nichts gegen einen Aufenthalt in dieser Zeitebene – im Gegenteil.
Eigentlich fand er es sogar sehr faszinierend, wie wenig sich Herangehensweisen änderten.

 Als Vance von der Starfleetacademy abging und seinen ersten Posten – Wissenschaftsoffizier auf der U.S.S. Al-Batani - antreten wollte trat eine junge Frau auf ihn zu, die er schon einige Male gesehen hatte. Sie trug, genau wie er, die Uniform der Sternenflottenacademy – er hatte es noch nicht geschafft, sich entsprechend neu einzukleiden -  und blickte ihn aus großen, grasgrünen Augen an. Dann salutierte sie: „Fähnrich Vance“
Es war ein simpler Automatismus, der sich in den letzten Jahren in sein Hirn gefräst hatte. Kaum das jemand salutierte, salutierte er zurück. So auch hier: „Fähnrich… Fähnrich.“
Der Mann, der später einmal Direktor des NCIS werden würde, fühlte sich gerade informationstechnisch sehr im Nachteil.
Sie lächelte ihn an: „Stone mein Name. Angela Stone.“
Er erwiderte ihr Lächeln und legte den Kopf schief: „Wie kann ich ihnen helfen, Fähnrich Stone?“
„Es geht um eine Mission, für die Sie auserwählt wurden.“
„Mission? Jetzt schon? Das ist doch unmöglich – ich muss heute um Dreizehn Hundert an Bord der Al-Batani sein.“
Stone lächelte: „Ich weiß. Dieser Auftrag wurde einem anderen Wissenschaftsoffizier zugeteilt. Captain Paris ist über den Wechsel informiert worden und wünscht Ihnen bei Ihrer Mission alles Gute.“
„Das hätte ich gerne von ihm selbst gehört.“, meinte der Fähnrich, doch Stone zuckte mit den Schultern: „Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt. Sie haben einen anderen Job.“
„Und welchen?“
„Sagen wir einfach“, grinste Angela, „dass Sie eine Verabredung mit der Ewigkeit haben – da möchten Sie doch nicht zu spät kommen.“
Vance hob die Augenbrauen: „Bitte?“
„Wir beide machen uns jetzt auf den Weg zum Ewigkeitsplaneten. Ihre Freundin und mein Freund warten dort schon auf uns. Näheres erfahren Sie am Treffpunkt.“
„Ja, aber moment mal…“, setzte Vance an, doch Stone schüttelte den Kopf: „Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“
Sie betätigte ihren Kommunikator: „Stone an die Leroy Jethro Gibbs ?“
Gibbs hört.“
„Beamen Sie uns hoch. SCIS Security Code 734.“
„Code bestätigt. Willkommen an Bord, Fähnrich Stone.“
Damit löste sich die gesamte Umgebung in Pixel auf.

Zugegeben, der Ansatz, dem Stone damals gefolgt war, war doch ein wenig rabiater gewesen, als der, den Special Agent Sharp wenige Wochen später, aber etliche Jahrhunderte früher, bei ihm anwendete, um ihn nach Amsterdam zu bewegen. Wenigstens hatte man ihn damals nicht vom Militärcollege entführt – wobei ihn das irgendwie wunderte. Nach dem, was er gelesen hatte, war der NCIS – und ganz besonders der unerschrockene Leroy Jethro Gibbs – nicht sonderlich zimperlich. Das Team, das Gibbs um sich geschart hatte, war – so hatte er schon an der Academy erfahren – so berühmt gewesen, wie seit dem kein anderes Team mehr. Kein Wunder, dass der SCIS, die Sternenflottennachfolge des NCIS , seine Schiffe nach eben jenen berühmten Mitgliedern benannte.

„Doktor Jackson hat mich gebeten, dieses Gesicht zu finden.“, riss ihn die leicht geknickte Stimme Abigail Sciutos wieder aus seinen Gedanken. Daniel Jackson? Der Mann vom Stargate-Command? Wieso würde er Informationen über eine junge Frau haben wollen?
Sein „Wieso?“konterte Abby mit einem „Hat er nicht gesagt.“ – sein „ Wann hat er sie gebeten?“ beantwortete die junge Laborgoth mit einem lapidaren: „Per Handy.“
Vance merkte, wie seine Ungeduld sich wieder meldete. Er wusste nicht wieso, er hatte keine Ahnung, woher diese Ungeduld kam, er wusste nur, dass sie da war und ihn nervte. Eigentlich hätte er sein Eliteteam gar nicht erst nach Dubai schicken sollen. Vielleicht wäre es besser gewesen, die DRAGONFLY an Ort und Stelle verrosten zu lassen. Aber das ging ja nicht. Abgesehen davon, dass dies ein Eingriff in die Zeitlinie wäre, musste man auch festhalten, dass man Sternenflottenoffiziere nicht einfach so zurücklies.

Nicht einmal bei der Voyager , die sieben Jahre im Delta-Quadranten verschollen gegangen war, hatte man sofort nach den ersten Wochen gesagt „Tja, Pech gehabt, schlechten Tag erwischt. Das Schiff is verschütt und wir finden es nicht mehr wieder.“
Dazu hatte es schon ein paar Jahre gebraucht. Und wie konnte man hier sagen „Gut, lassen wir das Schiff auf dem Meeresgrund rumliegen?“ Nein – das ging nicht.
Er hatte Gibbs den Auftrag erteilt, allerdings mit der Bitte, die Sache so diplomatisch wie möglich zu regeln.

Dass nun Daniel Jackson allerdings den NCIS-Eigenen AFIS dazu einspannte, eine Frau zu identifizieren, das machte ihn dann doch mißtrauisch.
„Darf ich die MMS sehen?“, fragte er daher und nickte Abby dankbar zu, als sie ihm das Mobiltelefon überreichte. Der Director-Captain warf einen Blick auf die Bild-und-Textnachricht und legte den Kopf schief: „Hier ist noch ein Anruf an Special Agent Gibbs.“
„Ja“, nickte Abby,  „ich wollte auch wissen, ob er weiß, wieso…“

In diesem Moment erklang ein lautes Geräusch.
Vance erkannte den Klang, er musste gestehen, selbst schon oft genug ein solches Geräusch verursacht zu haben und er wusste von Abby, dass sie ein Nilpferd hatte, dass diesen Klang ebenfalls verursachte. Aber weder hatte die Laborgoth ihren Bert in Händen, noch hatte er seinen Körper nicht unter Kontrolle. Und Abby schien sich ebenfalls keiner Schuld bewusst.
Erneut dieses Geräusch – und dieses Mal erkannte Vance, dass ihr Handy diesen Klang hervorrief.
Die Labortechnikerin warf eine Mischung aus leicht-beschämtem und sehr amüsiertem Blick zur Seite, als das Handy erneut …
Vance warf einen Blick auf das Display. Die Caller-ID tat ihren Dienst und identifizierte den Anrufer als niemand geringeren als Leroy Jethro Gibbs.
„Miss Sciuto – können wir sehen, wo sich Gibbs gerade befindet?“
„Natürlich, Director… ähm… Captain… ähm…“
Vance konnte sich das Grinsen, dass sich gerade in seine Mundwinkel einarbeitete, nicht verhindern. Dass es Leute geben würde, die Schwierigkeiten mit seiner Identität hätten, war ihm in diesem Moment klar. „Bleiben wir doch beim Director.“, sagte er, ehe er einen Blick auf den großen Bildschirm warf, auf dem gerade das Bild von Felicity Jones – Grundschullehrerin aus Minnesota – durch eine Satellitenaufnahme ersetzt wurde. Gibbs hatte sich hinter einem Faß versteckt und war unter Beschuss.
„Mein Gott…“, raunte Abby.
Vance drückte auf den grünen Knopf, der den Anruf annahm.

„Was haben Sie gemacht, Gibbs?“, raunte Leon Vance ins Telefon, „Ich habe Sie doch gebeten, die Sache diplomatisch zu lösen.“
„Code 3 vierzehn. Team unter Beschuss, zwei Agenten am Boden. Timothy McGee und Anthony D. DiNozzo Junior. Zustand des Letztgenannten unbekannt. Zustand des Erstgenannten: vermutlich tot. Ich empfehle eine Posthume Belobigung für ausserordentlichen Mut.“
„Diese Belobigung können Sie aussprechen, wenn Sie hier sind, Special Agent Gibbs“, erwiderte Vance, „Wir werden Sie abholen und nach DC bringen.“
Pause am Anderen Ende. Gibbs schien zu grübeln, raunte dann ein  „Sagen Sie Abby, dass es eine Ehre war, mit ihr zu arbeiten. Ich werde hier nicht mehr rauskommen.“in den Apparat und legte auf.

Vance seufzte. Das war alles andere als gut, was da passierte.
„Silberfuchs wird das Ding rocken.“, sagte in diesem Moment die Labortechnikerin mit jeder Menge Vertrauen in den Special Agenten des NCIS. Und eigentlich war der Director gewillt, ihr zu glauben. Schließlich wusste er aus den Akten, wann Gibbs eigentlicher Todestag war – und dieser lag noch weit in der Zukunft. Allerdings stand in den Akten auch nichts von einem Kampf gegen Traceless, daher stand er dieser Tatsache eher mit einer gesunden Portion Skepsis gegenüber. Papier war letztenendes geduldig. Aber hier war er sich eigentlich sicher. Gibbs würde nicht sterben.

Minuten später hieb Vance wütend auf die Tastatur ein.
Das „T“ seiner Computertastatur liebte es mal wieder, ihn zu ärgern, ihm zu zeigen, dass er nicht der Boss war und nach dem, was er gerade gesehen hatte, fühlte er sich innerlich leer.
Vielleicht sollte er seiner Frau sagen „Schatz, wir packen die Koffer und reisen wieder in unsere Zeit. Es hat hier alles keinen Sinn mehr. Die Welt, wie wir sie kennen, hat sich gerade verschoben.“
Vermutlich würde seine Frau ihn fragen, woher er das wieder wüsste und er konnte nur diesen einen Satz sagen: „Leroy Jethro Gibbs ist tot.“

 TBC

 Kapitel 17.2


„Ich dachte schon, ich müsste erst sterben, bevor mir DiNozzo ein Komp…“
Dieser Satz wurde abrupt abgebrochen, durch eine Kugel, die scheinbar aus dem nichts kam und Caitlynn Kate Todd mitten in die Stirn traf.
Leroy Jethro Gibbs erinnerte sich.
Er hatte damals auf dem Dach gestanden, sie hatten einen terroristischen Anschlag vereitelt und dennoch ein Mitglied ihres Teams, die eingangs erwähnte Kate Todd verloren.
Und er wusste, dass er damals nichts hätte tun können. Die Kugel hatte seine Agentin in dem Moment getötet, in dem sie in die Stirn getroffen worden war.
Und die ganze Zeit über, seit sie Ari gejagt hatten, hatte er Flashbacks, Erinnerungsfetzen oder Hirngespinste, die ihm eine wütende Kate zeigten. Wütend, weil sie für ihn ihr Leben gegeben hatte.
Doch statt jetzt umzufallen, blickte sie ihn an, schloss kurz die Augen und seufzte.
„Ich glaube, ich krieg Migräne.“, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Es gab nicht viele Momente, in denen Gibbs so offen erstaunt war, dass er es zeigte, aber dies musste einer von diesen Momenten sein. Er spürte, wie sein Kinn locker nach unten baumelte – die Amerikaner nennen diesen Zustand ‚slack jawed’ – und seine Augen mindestens einen Meter aus ihren Höhlen traten.
Kate lächelte, fuhr sich einmal über die Stirn, sodass das Loch verschwand und zuckte mit den Schultern: „Sie sehen aus, als hättest Du einen Geist gesehen, Gibbs.“
Einen Geist? Natürlich – irgendwie machte das auf beinahe beängstigende Art und Weise Sinn.
Dann fing er sich wieder.
Natürlich, das war doch alles logisch.
Er erinnerte sich daran, wie er in der Freihafenzone unterwegs gewesen und in eine Schießerei geraten war.

Plötzlich katapultierte sich ein Schemen aus dem Krankenwagen, war auf den Beinen und schoss, ohne zu zielen. Gibbs spürte, wie die Kugel in seine Brust eindrangen und krachte gegen den Wagen. Überraschung musste sich auf seinem Gesicht zeigen, als er nach unten sah und feststellte, dass er nicht blutete.
Die Frage „Wie ist das möglich?“, beschäftigte ihn, bis ihn eine erlösende Dunkelheit umfing.

Gibbs öffnete die Augen, hörte sich selbst entsetzt aufkeuchen, als deutliche Realisation in seinem Kopf zu dräuen begann.
Es gab keine andere Möglichkeit, keine andere Erkenntnis.
Er – Leroy Jethro Gibbs – musste tot sein.
Von einem Schemen, das sich aus einem Krankenwagen katapultiert hatte, erschossen.
In Dubai.
„Hey“, hörte er die Stimme Kates und warf seiner ehemaligen Mitarbeiterin einen Blick zu.
Diese drehte sich um und blickte auf ihre eigene Leiche hinab, ehe sie mit den Schultern zuckte: „Hm – ich bin in diesem Moment seit Jahren gefangen und ich verstehe immer noch nicht, wie meine letzten Worte „Ich dachte schon, ich müsste erst sterben, bevor mir DiNozzo ein Kompliment macht“ sein konnten.“
„Eigentlich war es mehr ein „Ich dachte schon, ich müsste erst sterben, bevor mir DiNozzo ein Komp…“.“, sagte Gibbs mit schiefem Grinsen und die ehemalige Secret Service Agentin legte den Kopf schief, ehe ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht lief: „Schämen Sie sich, Senior Special Agent Gibbs. Sie verulken gerade meine letzten Worte. Sie reden gerade schlecht über eine Tote.“
Schultern zuckend warf der Boss der Major Crime Unit einen Blick auf das Szenario um ihn herum.
„Wenn ich das richtig sehe, bin ich ebenfalls tot.“
„Und das beunruhigt Sie nicht, Gibbs?“
Erneut tauchte ein Lächeln in den Mundwinkeln Jethros auf – ein leises, ein ironisches Lächeln: „Nein, sollte es? Was mich mehr erschreckt ist, dass mein Hirn meint, mir meine Fehler vorhalten zu wollen.“

„Fehler?“
Diese Frage wurde mit einer anderen Stimme gestellt. Tatsächlich hatte sich das gesamte Szenario gewandelt – Gibbs befand sich nun in einem Raum, der gerade von einer Explosion erhellt wurde.
Direkt neben ihm, die Hände mit entsetztem Gesichtsausdruck erhoben, sie dann sinken lassend, stand Special Agent Paula Cassidy und schaute ihn mit verzaubernd-blauen Augen an.
„Sie sehen meinen Tod als Fehler an?“
Der Senior Special Agent nickte: „Ja, er hätte nicht sein müssen.“

Direkt neben ihm richtete sich nun Jenny Shephard auf – und erneut bemerkte Gibbs, wie sich die Umgebung verändert hatte. Sie waren in dem kleinen amerikanischen Diner, das William Decker gehört hatte.
„Und was ist mit meinem Tod?“
Gibbs atmete durch.
„Jen…“, setzte er an, wie eigentlich immer, wenn er und sie alleine gewesen waren, „Jen… dein Tod war …“

„Sag nicht, er war unausweichlich, Frischling.“
Erneut ein Szenenwechsel, dieses Mal kniete er in der verregneten Straße vor seinem Haus, bettete den Körper Mike Franks in seinen Armen, der gerade vom P2P-Killer ermordet worden war.
Doch Mikes Augen verrieten eine Lebendigkeit, die er so nie gesehen hatte – jedenfalls nicht bei Toten.
Aber es stimmte – sowohl Mikes als auch Jennys Tod waren unausweichlich gewesen. Beide hatten eine tödliche Krankheit und so traurig ihr sehr zeitiges Dahinscheiden auch war – ihre Tage waren, im Gegensatz zu denen Kates und Paulas gezählt gewesen. Oder im Gegensatz zu McGee.

Erneuter Szenenwechsel, dieses mal stand er im Computerraum des Navy-Stützpunktes in der Freihandelszone. Vor ihm lagen McGee und Hanson, beide – wie er sich sicher war – tot.
Und eigentlich hatte er das Gefühl, etwas sagen zu müssen, wenn sein Hirn ihn schon an diese Orte führte – aber alles, was er feststellen konnte war, dass alles seine Zeit hatte. So wie er.
So wie er jetzt – der er vermutlich in seinem eigenen Blut lag und in der Realität verblutete.

„Sie sind aber dramatisch.“, hörte er eine amüsierte Stimme und wandte sich um.
Am Funkgerät – oder besser gesagt, an dessen Überresten – saß, in eine weiße Uniform gekleidet, Calvin Nathan Cat und grinste ihn an.
Gibbs legte den Kopf schief, was Cal dazu veranlasste, das selbe zu tun: „Sie sehen mir wenig erschrocken aus, Gibbs.“
Es war eine Feststellung, keine Frage und als der Captain sich erhob, verschränkte Gibbs die Arme vor der Brust: „Glaubt mein Unterbewusstsein tatsächlich, wenn ich mich schon mit meinem Ausbilder, meiner ehemaligen Liebschaft und Chefin und zwei Untergebenen – von denen eine direkt vor meinen Augen gestorben ist – anlege, dass ein Captain der Sternenflotte, den man gut und gerne als Milchbubi bezeichnen könnte, mich dazu bringt, in die Knie zu sinken und um Vergebung zu bitten?“
Gibbs grinste: „Nein. Da musst du schon besseres auffahren, Unterbewusstsein.“
Der Captain legte nun seinerseits den Kopf schief: „Okay, ich erkläre Ihnen mal kurz, wie das Spiel funktioniert. Sie – Gibbs – sind von einem Intar getroffen worden. Das ist so eine Art „Betäubungskanone auf Elektroimpulsbasis“ – extrem schmerzhaft, sorgt auch dafür, dass man ohnmächtig wird, aber nicht tödlich. Sie, Senior Special Agent, sind nicht tot. Und ich bin nur ein Fragment ihrer Einbildungskraft, dass ihnen versucht, das, was sie in einem Bericht des SG-Kommandos gelesen haben, als sie Traceless gejagt haben, zu vergegenwärtigen. Machen Sie sich also keine Sorgen – Sie kommen wieder zu sich.
Und zwar genau… jetzt.“


Die eisblauen Augen Gibbs flogen auf. Gut, eigentlich hoben sich die Augenlider, die Augen selbst flogen natürlich nicht auf, aber die Nachricht, die die Vision – oder was auch immer – Cals ihm mitgeteilt hatte, schien zuzutreffen. Er war nicht tot.
Kurz atmete er tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Es war eine Sache, vor seinem Team den harten Hund zu geben, aber wenn er tatsächlich alleine sein sollte, durfte er sich einigen Sekunden des Schocks hingeben. Und wenn man bedachte, dass er angeschossen worden war und im Traum all die getroffen hatte, die unter seinem Kommando gefallen waren, durfte man sich einige Sekunden des Schocks ruhig gönnen.

Kurz atmete er durch, warf einen Blick auf die Umgebung, in der er sich befand, ehe er ein Gefühl verspürte, das er so das letzte Mal im Irakkrieg verspürt hatte. Er erkannte eine Krankentrage, wenn er eine sah oder – wie in diesem Fall – spürte. Auf seinen Oberkörper und auf seine Kniescheiben wurde ein bestimmter – sich sehr vertraut anfühlender – Druck ausgeübt und er musste gar nicht großartig überlegen, um seine Situation genauer zu vergegenwärtigen. Man hatte ihn auf eine Krankentrage gelegt und festgebunden, um ihn später am Aufstehen zu hindern.

Er hob den Kopf, schaute sich um – und seufzte. Es war de facto viel zu dunkel, um überhaupt irgendetwas erkennen zu können. Aber er war sich sicher, dass er, wenn der Raum, in dem er sich befand, hell erleuchtet worden wäre, ebenfalls nicht unbedingt glücklich mit seiner Situation wäre.

Ein vertrautes Geräusch drang an seine Ohren – das Öffnen einer Tür.
Schnellen Schrittes näherte sich jemand, packte seinen Kopf, drehte ihn zu sich und – Gibbs starrte überrascht in das vertraute Gesicht eines Mannes.
„Gunny, ich will verdammt sein, was machen Sie denn hier?“
Die Person, die diese Worte ausgesprochen hatte, grinste und griff nach einem Klappstuhl, auf den sie sich dann setzte.
Der Senior Special Agent runzelte kurz fragend die Stirn, ehe er sein Gegenüber anblickte. „Robert Makepeace?“,  fragte er und hob dann eine Augenbraue: „Das Gleiche könnte ich Sie fragen. Das Letzte, was ich von Ihnen gehört habe, war, dass sie ins Gefängnis gegangen sind, nachdem man Sie irgendwelchen Schmugglereien überführt hatte.“
Makepeaces Gesicht verdunkelte sich: „Dieser verdammte O’Neill.“
O’Neill?, schoss es Gibbs durch den Kopf, Etwa Jack O’Neill?
„Dieser Bastard hat mir eine Falle gestellt. Hat mich für seine Verbrechen ins Kittchen gehen lassen.“, zischte Gibbs Gegenüber und schüttelte dann den Kopf: „Aber – ich bin wieder frei. Ich wurde zu elf Jahren verurteilt, weil ich an etwas geglaubt habe.“
Makepeace erhob sich – nicht nur sich, sondern beide Arme, richtete sie dem Himmel entgegen legte den Kopf in den Nacken, um die nächsten Worte an die Decke zu schleudern:
„Aber die wahren Schuldigen, die, die unseren Planeten“, Speichel verlies, als feiner Sprühnebel seinen Mund, als er das Wort ‚Planet’ ausspieh, „ihrem Schicksal überlassen haben, sind frei und dürfen gehen. Ein großartiges Beispiel unseres Rechtssystemes.“
Nun beruhigte sich der Mann, trat hinter den Klappstuhl und stützte sich auf die Lehne, wobei er Gibbs einen Blick zu warf: „Sie. Sie hätte ich gebrauchen können.“
Erneut stieß er sich vom Stuhl ab, kam nun auf Gibbs zu und legte den Kopf schief: „Sie sind ein Navy Cop. Sie hätten meine Unschuld beweisen können.“
„Ich bin beim NCIS. Sie sind zur Air Force gegangen, da habe ich keine Weisungsbefugnis.“, erwiderte der Festgebundene und blickte Makepeace an, ehe er den Kopf schüttelte: „Was ist nur aus Ihnen geworden? Sie waren ein Mann voller Initiative und Ambitionen – sie waren bereit, Risiken einzugehen. Und jetzt? Erst werden Sie wegen Schmugglerei angeklagt und dann geben Sie hier den großen Zampano. War es tatsächlich Ihr Ziel uns hierherzulocken, damit Sie mich fangen konnten? Weil ich Ihnen nicht geholfen habe?“
„Von uns eingenommen sind wir aber gar nicht, oder?“, kicherte Makepeace und setzte sich wieder: „Ich wusste selbst nicht, dass Sie hier sind – ich habe Sie nur gesehen, als man ihren bewusstlosen Körper hier reingeholt hat. Und wenn ich Ihnen noch einen Tipp geben dürfte, Gibbs? Vertrauen Sie hier niemandem. Nicht einmal Jackson.“
Er machte eine Pause und grinste: „Oh, ganz besonders nicht Jackson.“
Gibbs legte den Kopf schief: „Sie kennen Doktor Jackson?“
„Kennen?“, lachte der andere Mann und schloss kurz, sich erinnernd die Augen, „Ich habe mit ihm zusammengearbeitet. Er, Sam Carter, Teal’C und ganz besonders Jack O’Neill haben mich in diese Situation gebracht.“
Er lächelte: „Ich war tatsächlich ein Mann voller Ambitionen. Wollen Sie wissen, wie ich Hierher gelangt bin?“

Wie gut, dass Gibbs seine Augen unter Kontrolle hatte, ansonsten würde sein Blick vermutlich sagen „Klar, erzähl mir ruhig deine Lebensgeschichte, es ist ja nicht so, als ob ich hier gefesselt wäre, oder so.“. So aber atmete er tief durch und schaute Makepeace an: „Natürlich, schießen Sie los.“

 To be continued.

 Kapitel 17.3
Tonys erstes mal war der Mann mit den Schwimmshorts gewesen. Diese Information genommen und fröhlich aus dem Kontext gerupft, lässt die Sache in einem komplett anderen Licht erscheinen. Fakt ist: Das erste Mal, als Tony eine Serie aus purer Verdrängung heraus schaute, war es die Serie „Der Mann aus Atlantis“ gewesen. Auch Jahre später hatte er ein unglaublich nostalgisches Gefühl, wenn er die Melodie hörte, sie summte oder gar einen Film mit Patrick Duffy sah, der damals den Mark Harris – den titelgebenden Mann aus Atlantis – spielte. Diese Stunde, die mit sinnlosem Camp (also Kitsch) ‚vergeudet’ wurde, war eine der Glücklichsten in seinem Leben. Das hing aber mit den Umständen zusammen.

Dem Konsum dieser, seiner, ersten „Mann aus Atlantis“-Folge ging der Fakt voraus, dass es genau in jener Nacht war, in der Tonys Mutter ihn und seinen Vater verlassen hatte. Und da mit Dad über sowas nicht zu reden war („Ein DiNozzo verspürt keinen Schmerz!“), hatte er sich in seiner Wut, Trauer und seinem Schmerz vor den großen Röhrenfernseher in seinem Zimmer gesetzt und versucht, seine Gedanken abzulenken.

Diese erste Folge begann schon mysteriös, nämlich in einer stürmischen Nacht – genau so einer stürmischen Nacht wie die, die gerade draußen herrschte. Und im Gegensatz zu dem immer wieder ans Fenster klopfenden Ast, dessen unheimlichen Schattenspielereien sich der Halbitaliener künftig komplett alleine stellen musste, schien die stürmische Nacht im Fernsehen der hübschen Blondine hinter der Glascheibe des Gerätes die genau richtige Umgebung um einen Strandspaziergang zu machen. Sich tief in ihre blaue Jacke gekuschelt, lief sie den Strand einer unbekannten Stadt entlang, ehe sie etwas ausserhalb des „Frames“, also ausserhalb dessen erblickte, was die Zuschauer sehen konnten. Was dies war, wurde durch ein schnelles Auszoomen der Kamera etabliert: Ein Mann, der nur in eine Badehose bekleidet, das Gesicht vorraus, im Sand lag.

Und in späteren Folgen erläuterte der Erzähler die Handlung eben jener Szene.
Bei einem Sturm wurde ein Mann gefunden. Doktor Elizabeth Merril (die hübsche Blonde)  machte sich an Reanimierungsarbeiten, scheiterte jedoch. Da kam ihr die rettende Idee. Sie bringt den Mann zurück ins Meer, woher er kam.
Der Gerettete beschließt, da er keine Ahnung hat, wie er heißt, bei Merril und ihren Kollegen des Meeresinstitutes zu bleiben. Man nennt ihn Mark Harris – und der Erzähler ist so freundlich, uns seine Vorzüge aufs Butterbrot zu schmieren:
„Er schwimmt schneller als ein Delphin, kann tiefer als jedes U-Boot tauchen und entwickelt unter Wasser erstaunliche Kräfte.“

„Schneller als ein Delphin.“, dachte sich Tony, „Sowas hätten wir bei der Suche nach der DRAGONFLY auch gebrauchen können.“
Und in dem Moment, in dem ihn diese Erkenntnis traf, bemerkte er, dass es in seinem Bewusstsein gar nicht so dunkel war, wie vor ein paar Minuten noch.
Oder war es inzwischen Stunden her?
Dunkel war es zwar vor seinen Augen, aber das mochte damit zu tun haben, dass er dieselbigen noch geschlossen hatte.
Die Lider hochgestemmt, nahm er zwei ebenso bezaubernde, wie besorgt dreinblickende braune Augen wahr, die ihn musterten.
„Alles okay?“
Das war eine merkwürdige Frage, aber sie gehörte vermutlich zu einem Fragenkatalog, der immer dann gestellt wurde, wenn jemand aus dem Reich derer, die Ohnmächtig waren, wieder in die Welt der Lebenden zurückfindet.
Meistens folgt ihr der obligatorische Test – eine bestimmte Anzahl von Fingern wird vor die Augen des zu Bewusstsein kommenden gebracht und die Frage gestellt „Wieviel Finger sehen Sie?“

Dies ist dazu gedacht, um herauszufinden, ob jemand unter einer Gehirnerschütterung leidet und wurde in diesem Falle auch angewandt. Ziva zeigte ihm drei Finger, stellte die dazu gehörende Frage und Tony antwortete, mit einem leichten Grinsen: „Freitag, Samstag, Sonntag.“
Damit zwinkerte er ihr zu, richtete sich auf und blickte sich um.
Er bemerkte, wie sie mit seiner Antwort nicht sonderlich zufrieden wirkte – als ob ihn das großartig überraschen würde. Seufzend suchte er danach, seine Hände in die Hosentaschen zu stecken, scheiterte aber am nicht Vorhandensein selbiger, verschränkte die Arme stattdessen vor der Brust, anstatt sie nutzlos links und rechts herunterbaumeln zu lassen, holte noch einmal tief Luft und schenkte Ziva dann wieder volle Aufmerksamkeit.
„Du zeigst drei Finger.“, sagte er und er war sich sicher, dass sein Tonfall nicht unbedingt Spaß verriet. Wie konnte er auch, wenn er dieses Gefühl momentan einfach nicht empfand. Stattdessen fühlte er sich ein wenig desorientiert, besonders, als er daran dachte, was seine letzte Erinnerung war.
Wie war das noch gewesen?

Tony DiNozzo stellte gerade einmal mehr fest, dass es vermutlich in seiner Branche weitaus besser war, keine Beziehungen zu Kollegen zu unterhalten. Keine Freundschaft, keine Sympathie, kein gar nichts. Diese Leute arbeiteten mit ihm, er teilte Acht Stunden eines Wochentages mit ihm, aber die restlichen 16 Stunden eines Wochentags, plus zwei mal 24 Stunden an einem Wochenende, gehörten ihm. Und wenn man von einer gesundheitlich-ratsamen Schlafenszeit von 8 Stunden je Tag ausging, blieben Tony 8 Stunden, in denen er sich auf die Suche nach Freunden begeben konnte, mit denen er nicht arbeitete. Der Fakt, dass McGee vermutlich angeschossen – oder vielleicht sogar tot – war, bestärkte ihn in seinem Glauben. Er warf einen Blick zu Ziva, atmete tief durch und fragte sich, wie er ihr dies beibringen sollte. Aber momentan gab es einfach Wichtigeres. Der Rückzug, den McGee angeordnet hatte – oder vielleicht besser: geraten. Der Anglo-Italiener atmete tief durch. Wohin sollte man sich zurückziehen?
Die Antwort kam, als er einen Blick in Richtung Hafen warf. Von dort waren zwei schwarze Punkte auf dem Weg zu ihnen und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese zwei schwarzen Punkte nicht Abfangjäger oder ähnliches wären. Er wandte sich an Ziva, die schon bereit stand, den drahtigen Körper zum Sprung bereit. Tony warf einen Blick auf das Funkgerät, doch Ziva schüttelte den Kopf: „Das bekommt einen Langen, wenn wir mit ihm ins Wasser tauchen und das Wasser durch das Gehäuse tropft.“
„Du meinst einen Kurzen, Ziva“, verbesserte er sie und sie zwinkerte ihm zu: „Gernonimo, Tony.“
Damit sprang sie. Keine Sekunde zu früh, denn die Flugobjekte waren da – es waren Hubschrauber – und eröffneten das Feuer.
Tony sprang und sah kurz, dass dort, wo er vor einer Millisekunde noch gestanden hatte, ein Loch im Schlauchboot war. Dann schlug er im Wasser auf und begann, zu tauchen.

Kugeln drangen ins Wasser ein, zischten links und rechts an ihm vorbei und ihm fielen viel zu viele wirklich schlechte Filme ein, die eine exzessiv-lange Tauchsequenz beinhalteten, während über den Tauchenden ein Schütze eines Hubschraubers das Magazin in den Ozean, den See oder den Fluss – oder durch was auch immer man sonst tauchen konnte – entlud.
Und während er seine Muskeln anspannte, um sich im Wasser fortzubewegen, merkte er, wie ihn eine Kugel im Rücken traf. Silberhell explodierten dort Schmerzen, er konnte sich einen Schrei gerade  noch verkneifen – da ihm eine innere Stimme (wobei sie wie Ziva klang) zuzischte: „Wenn du jetzt schreist, bist Du tot.“
Und dann wurde es dunkel um ihn – er merkte noch, wie sein Körper erschlaffte und er entgegen der Richtung, die er eigentlich tauchen wollte, vom Auftrieb des Wassers erfasst und nach oben getrieben wurde – und dann war da nichts mehr.

Aber für einen Angeschossenen fühlte er sich gerade verdammt prächtig. Er erinnerte sich daran, in einem früheren NCIS-Fall einmal eine Kugel abbekommen zu haben – und erinnerte sich vor allem an die Schmerzen, die er noch Tage später hatte.
Momentan hatte er aber keine.
Gut, sein Kopf dröhnte ein wenig, aber im Gegensatz zu der Pain, die er damals, als man ihn angeschossen hatte, verspürte – war dies verdammt wenig. Viel zu wenig. Nicht, das er sich beschweren würde, aber – merkwürdig war die Sache schon.
Er blickte zu Ziva, deren dunklen Augen ihn zu vermessen schienen.
Dabei war nur der Kopf ihm wirklich zugewandt, der Rest ihres atemberaubenden Körpers konnte er im Profil erkennen – und stellte fest, dass sie immer noch den Neoprenanzug trug. Was ihn nicht verblüffte.
„Was?“, fragte er.
Ziva atmete tief durch: „Ich habe gesehen, wie Du getroffen wurdest, DiNozzo.“
„Ja, soweit war ich auch schon.“
Er bemerkte erst in diesem Moment, dass Zivas Gesicht vor Nässe glitzerte.
Wasser?
Oder waren es Tränen, weil sie dachte, dass er verletzt, schlimmstenfalls sogar tot war?
Ein Teil von ihm wollte auf sie zugehen, wollte sie umarmen und ihr zuflüstern, dass alles in Ordnung war, aber momentan hatte er so eine Ahnung, dass sie nur eiskalte Professionalität aus dieser Situation herausholen würde.
Er atmete tief durch, hob den Kopf und schenkte dem Raum, in dem sie sich befanden, erstmals volle Aufmerksamkeit.
In der Hauptsache war dieser Raum eines, nämlich dunkel.

„Tony, wir sind an Bord der DRAGONFLY .“
Ziva konnte nicht anders, sie empfand eine eigenartige Mischung aus Wut, Freude, Genervtheit und sie fragte sich, ob sie aus diesem Gefühlsmix jemals schlau werden würde. Vermutlich nicht – vermutlich genau so wenig, wie aus dieser gesamten Situation.
Denn – wie sie in den letzten paar Stunden, in denen sie sich hier in diesem Raum umgesehen hatte, feststellen konnte, war die DRAGONFLY nicht fabrikneu abgestürzt. Eher im Gegenteil. Das Schiff, auf dem sie sich befanden, hatte schon ein paar Jahre auf der Schulter. Oder sagte man Buckel?
Das war eigentlich auch nicht zu glauben, da war man nun schon seine knapp sechs bis sieben Jahre in den Vereinigten Staaten, hatte die amerikanische Staatsbürgerschaft und war richtiger Agent des NCIS – und stolperte dennoch über Details der Sprachbarriere. Aber andererseits – man sagte ja nicht umsonst, dass der Teufel im Detail steckte.
Das Interessante – so hatte sie es empfunden – war der Fakt, dass dieses Föderationsraumschiff vor der Dubaischen Küste notgewassert war und diese Landung nun auch schon eine Zeitlang her war, wenn man die Ergebnisse die Abby erbracht hatte, in Betracht zog.
Sie schenkte dem Raum um sich herum ebenfalls einen Blick, als sie erkannte dass Tony sie erstaunt anschaute. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren vollen Lippen und sie streckte die Arme aus, um eine allumfassende Geste zu machen, die dem Raum galt: „Ich vermute, das hier ist eine Luftschleuse. Wir sind durch diese tür gekommen“ – sie deutete nach Links – „und durch diese Tür“ – sie deutete nach rechts – „müssten wir eigentlich die an Bord gehen können.“
„Und warum tun wir es nicht?“
Die Frage war mit einer dermaßenen Professionalität gestellt worden, dass es Ziva verwundern würde, wie schnell – relativ gesehen -  Tony sich mit der ganzen Sache doch abgefunden hatte.
„Schnikedi-Schnick, die Zeit hat n Knick“ – genau dieses Doctor Who-Zitat konnte sie sich gerade noch so verkneifen. Aber es traf zu. Wenn ein Raumschiff aus der Zukunft schon seit tausenden von Jahren auf der Erde lag, dann war diese Situationseinschätzung des werten Doktors, dessen Namen man immer noch nicht kannte, definitiv zutreffend. Wobei es sie nicht wundern würde, wenn irgendwie tatsächlich der berühmte Timelord in der Sache drinhing. Andererseits war das viel zu sehr fanfiction-klischee-ig, wenngleich sie den Gedanken auf den Doktor zu treffen jetzt gar nicht mal so schlecht fände. Vielleicht würde er sie, Tony, Gibbs und McGee als Companions mitnehmen? Interessant wäre es schon.

„Ziva?“
Die Stimme Tonys riss sie wieder aus ihren Gedanken. Eigentlich schade – sie hatte sich schon an der Kontrollkonsole der legendären blauen Kiste gesehen, die innen größer war als aussen. Aber – nun gut.
Sie hob ihren Blick, warf ihn zu Tony und schaute ihn fragend an: „Ja?“
„Also?“
„Also was?“
„Warum gehen wir nicht einfach durch diese Tür?“
Ziva lächelte.
„Weil diese Tür“, sprach sie, trat näher und tippte gegen das Schott aus Nicht-transparent-Aluminium und Duraplast, „nicht aufgeht.“
Damit wandte sie sich zu dem Halbitaliener um: „Und ja – ich kann deine nächste Frage schon mit ja beantworten. Wir sind gefangen.“

 TBC



 Kapitel 17.4

Wäre er ein Androide, würde er jetzt eine Checkliste durchgehen. Zuerst schaltete sich sein Geruchssinn ein und nahm eine ganze Reihe von Düften war, die sein wie durch einen elektrischen Schlag lahmgelegtes Hirn komplett überforderten und ihn verunsicherten.
Was roch er da?
Nackte Frauenhaut, Schweiß, Parfum, Deo und noch etliche andere Düfte, die dann doch gnädigerweise in den Hintergrund traten und ihm doch nur eine kreative Auswahl überließen, aus denen er sich nun ein Umgebungsbild basteln konnte. Auch sein Tastsinn kam wieder zum Einsatz. Er spürte dass die Eigentümerin der nackten Frauenhaut auf ihm lag, dass er selbst ebenfalls keinen Fetzen Stoff am Leibe trug und dass sie sich in einem Bett befanden, dass mit Satinbettwäsche bezogen war.
Nun meldete sich sein Gehör und übermittelte das tiefe, regelmäßige Atmen dieser Frau, gemischt mit einem schläfrigen Stöhnen.
Und dennoch – summa summarum – kam er nicht umher, sich die Frage zu stellen „Timothy McGee, wie kommst Du hierher?“
Dann – die große Enthüllung. Seine Sehfähigkeit kehrte wieder zurück, Tim blinzelte und stellte dann fest, dass die Nackte, die da auf ihm rumlag, ihm gerade einen ziemlichen Schrecken einjagte. Seven of Nine lag auf ihm? Ohne jegliche Kleidung? Was würde da wohl Commander Chakotay sagen?
Kurz blinzelte er, stellte dann – zu gleichzeitiger Erleichterung und Verwirrung – unterschiede zwischen der Frau auf ihm und der Borg fest. Erstens – diese Frau war dunkelhaarig und zweitens war sie nicht nur nackt, sondern sehr nackt – sprich, es fanden sich, nach dem, was er sehen und spüren konnte, keine Borgimplantate. Zumindest nicht auf ihrem Körper.
Und dann blitzte der Name auf.
Jessica Hanson.
Natürlich. Er erinnerte sich wieder.

 
 
Dieses Geräusch war ohrenbetäubend, gellte durch den Raum, ließ McGee mitten in der Bewegung erstarren, um sich die Hände auf die Ohren zu pressen und einen kurzen Schmerzenslaut von sich zu geben – nur um dann festzustellen, dass er mehr oder weniger taub war. Ein lautes Klingeln überdeckte alles, wurde dann von einem Rauschen abgelöst. Egal – er hatte keine Zeit für weitere Unannehmlichkeiten, hieb auf den Rufknopf des Mikrophones, stieß ein „RÜCKZUG, ZIVA!“ hervor und zuckte zusammen, als er hinter sich weitere Schüsse hörte.

Er wirbelte herum.
Im Türrahmen – gefallen – lag ein Soldat. In seiner Hand ruhte eine Maschinenpistole. Blut trat aus seiner Wange aus. Hatte Jessica ihm in den Kopf geschossen? Kurz betrachtete er die Person und stellte fest, dass er auch noch aus einer Wunde am Arm blutete und sein Kiefer leicht verrenkt wirkte.
Vermutlich hatte ihm Jessica zuerst in den Arm geschossen und dann gegen das Kinn getreten und die Wunde an der Wange ging von einer Bekanntschaft mit einer scharfen Metallkante aus, gegen die er dann gefallen sein mochte.
Tim wandte sich zu ihr, reckte seinen Daumen nach oben und lächelte, als sie ihn anblickte und ihm zunickte. Perfekt. Sie war also nicht…

In diesem Moment war ein weiterer Soldat da, betrachtete die Bescherung und brauchte keine Millisekunde, um zu reagieren. Er richtete das Maschinengewehr auf Jessica aus und feuerte. Die Frau erstarrte, tastete nach ihrer Brust und fiel in sich zusammen.
Aus McGees Mund drang ein gequälter Schrei, dann ließ er seinen Blick schweifen und griff nach dem erstbesten Gegenstand, den er finden konnte. Es war eine – nicht angeschlossene – Maus, aber das war ihm egal. Er nahm sie und schleuderte sie mit aller Wut, die er aufbringenkonnte, dem Mann ins Gesicht. Dieser taumelte, hielt sich die Nase, doch da war Tim schon bei Jessica, ging neben ihr in die Knie und tastete nach ihrem Puls. Er raste.
„Laura, bitte.“, stammelte er, „Bitte, bitte, komm zu dir. Lau… Jessica! Halt DURCH!“
Es war ihm egal, dass er direkt vor einer Maschinengewehrmündung kniete – es war ihm egal, dass dies vermutlich sein Ende bedeutete, er wusste nur, dass er verdammt sein wollte. Er hatte es schon wieder geschafft, eine Person, für die er tatsächliches Interesse empfand, an dem Tag zu verlieren, an dem er sie kennengelernt hatte.
Wer war er? Black-Widow-McGee?
Wäre sein Leben eine Serie – würden Fans auf diversen Seiten, in diversen Fanboards, ihm diesen Namen geben?
Dann spürte er, wie der Puls Jessicas aussetzte.
Jetzt war ihm alles egal. Er blieb in der Knienden, blickte zu dem Soldaten empor und sagte nur: „Tun Sies doch endlich!“


Und dann? Was war geschehen? Er hatte sich hingekniet, Jessica für tot befunden und – ein greller Blitz, der aus der Waffe kam, hatte sämtliche Gedanken mit einem Schlag verbannt.
Und nun war er hier.
Mit einer Frau auf ihm, die Jessica zu hundert Prozent ähnelte – mit dem Unterschied, dass diese Frau lebte. Allerdings, wenn man ihn betäubt hatte, vielleicht war dies auch mit Jessica passiert?
Aber worin war der Nutzen, zwei Leute ihrer Kleidung zu berauben und sie aufeinander zu platzieren?

Timothy McGee stellte fest, dass seine persönliche Logik für die Angreifer und Kidnapper anscheinend viel zu logisch war. Aber wenigstens fehlten ihnen keine Körperteile, keine Niere, die man ihnen rausgeschnitten hatte, wie in diesen „urban legends“.
Oder?
Der Special Agent fühlte sich nun doch bemüßigt, zumindest einmal kurz die Bettdecke zu lüften, um nachzusehen, ob irgendwo Blut zu erspähen war.
Und er war nicht gerade wenig stolz auf sich, dass sich seine Professionalität gerade eingeschaltet hatte.

McGee ließ die Decke wieder sinken, dann den Kopf in die weichen Kissen, und lächelte. Keine Wunden, keine verschwundenen Nieren, kein gar nichts… nur zwei hypnotisierend-blaue Augen die ihn anstarrten.
Jetzt erkannte der Special Agent erst, dass Jessica den Kopf gehoben hatte und ihn neugierig anschaute. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen.
„Na, du?“
Tim runzelte die Stirn.
‚Na, du?’?
Das war so mit die merkwürdigste Art und Weise einen „Wie kommen wir hierher und wieso sind wir nackt?“-Dialog zu eröffnen – vor allem, was sagte man darauf?
„Gut geschlafen, Perfect?“, fragte sie und Tim merkte, wie er nun nicht nur die Stirn so kraus zog, dass er vermutlich als Klingonen-Cosplayer durchgehen konnte, sondern auch dass sein Blutdruck stieg.
„P… Perfect?“, echote er – vermutlich wirkte er gerade sehr unintelligent – und zuckte zusammen, als Jessica sich an seinen Brustkorb kuschelte: „Ich kann dich auch weiter Elflord nennen oder Alain, aber – nach dem was gestern war, ist Perfect doch ein schöner Name.“
Dies war der Zeitpunkt, an dem dem erfahrenen Romancier das erste Mal seit langer Zeit die adäquaten Worte fehlten.
Es waren keine Worte, die seinen Mund verließen – jedenfalls nicht im traditionellen Sinne – eher sowas wie ein „Jaaberermuhisdasheißermwiewaswowarum?“
Und er konnte das freche Lächeln, das sich über Jessicas schöne Lippen legte, beinahe hören.
„Bringe ich dich um den Verstand?“
Die Frage verriet ihre Amüsiertheit und als dann ihre Hand über seine Brust wanderte, sah er für sich eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder er gab sich ihr jetzt hin, egal wie verwirrend die ganze Situation war – oder er versuchte, zu fliehen.
Und so wie schon Harry Kim es bei Seven Of Nine gemacht hatte, stieß er einen überraschten Laut aus und rutschte unter seiner Seven weg und taumelte aus dem Bett.
Die blauen Augen Jessicas musterten ihn mit einer gewissen Verspieltheit, die – da war er ganz Mann – ihn durchaus zu erregen verstand. Sie lächelte – ein schönes, wildes Lächeln: „Spielen wir heute Spielchen, ja, Special Agent Hansen?“
McGee stockte.
„W… wie war das?“
„Oh“, machte Jessica und ihre Stimme verriet Sorge: „ Du hast es also schon wieder vergessen, hm?“
Damit legte sie eine Hand auf ihre, durch die Decke vor Blicken Unberufener geschützte, Brust: „Ich bin Jessica Hansen – wir haben uns vor einigen Monaten in der Freihandelszone Jebel Ali kennengelernt und wir wurden beide von Aufständischen verletzt. Du hast Dir einen Schuss in den Kopf – genauer gesagt: einen Streifschuss – eingefangen und leidest seit diesem Tag an einer Art sporadisch auftretender, alles löschender Amnesie. Aber keine Sorge, Senior Special Agent David hat mir gesagt, das ich – wenn das passiert – mit ihm sprechen soll.“
„Senior Special Agent David?“, blinzelte McGee – oder Hansen? – verblüfft und hob eine Augenbraue. Die Offizierin, die mit ihm Bett und offenbar nun auch Tisch und Appartement teilte, nickte, ehe sie kurz mit den Augen rollte, ein „Verdammt“ murmelte und dann mit den Fingern schnippte, als habe sie etwas vergessen.
Sie blickte McGee an: „Ich habe gute Nachrichten für dich – aber auch schlechte.“
Kurz pausierte sie, seufzte und ließ ihren Kopf zurück in die Kissen sinken, die Haare eine lange, braune Kaskade, die über das Bett floss.
„Es gibt auch leider keinen diplomatischen Weg, das alles zu erklären. Also – Timothy… Perfect…. Wir haben gestern geheiratet.“
Tim stockte, legte den Kopf schief und schüttelte ihn dann: „Bi… bitte was?“
„Du bist seit knapp 8 Stunden Mister Timothy Hansen. Und ja – du hast dich bereit erklärt, meinen Namen anzunehmen. Vielleicht weil bei Thom E. Gemcity’s Werken keinen großen Unterschied macht, wie Du in Wirklichkeit heißt.“
Der Special Agent schluckte, setzte sich auf einen Ledersessel (verdammt, wann hatte er die denn gekauft) und schreckte wieder hoch, als er durch die Kälte schmerzhaft daran erinnert wurde, dass er immer noch nackt war.
Sein Gegenüber, Jessica, schien mit einem Lächeln zu kämpfen und diesen Kampf gloriös zu verlieren, denn sie brach in schallendes Gelächter aus. Das Problem, dass sich nun McGee ergab, war ein Einfaches: Wie sollte er reagieren?
Nicht wegen der Sache mit der Heirat, sondern wegen der Sache mit seiner sporadischen Amnesie und vor allem damit, dass er einer fremden Frau gegenüberstand.
Er konnte sich ja nun nicht einfach umdrehen und anziehen, das – das wirkte albern. Oder?
Andererseits – Jessica würde es verstehen.
Also griff er nach seiner Unterhose und zog sie an, ehe er die Aufmerksamkeit wieder seiner – anscheinend ganz persönlichen – Seven of Nine zuwandte: „Du… Sie…“
„Bleiben wir beim Du, wenn es recht ist. Wir sind verheiratet.“
„Ja, genau, richtig. Also – Du sprachst von einer schlechten Nachricht?“
Jessica nickte, entstieg ebenfalls dem Bett, griff nach ihrer Unterwäsche und bedeckte ihre Blöße, ehe sie Tim anblickte: „Leroy Jethro Gibbs ist tot. Er starb vor knapp 5 Monaten, während der Sache in Jebel Ali.“
McGee wandte sich um, neigte den Kopf nach unten um die sechs Zentimeter Höhendifferenz zwischen sich und seiner ihm-ohne-dass-er-sich-daran-erinnern-könnte-angetrauten-Ehefrau zu überbrücken.
Sein Mund wurde schlagartig trocken: „W… was?“
Die blauen Augen Jessicas blickten ihn ernst an, als sie nickte und ihn dann in den Arm nahm: „Es tut mir so leid, Schatz.“

 TBC
 17.5
„Ich hätte etwas tun können.“, murmelte der Captain der DRAGONFLY und blickte Daniel aus braunen Augen an, in denen Tränen schillerten. Der Antrhopologe hob seinen Kopf, schüttelte selbigen und machte eine wegwerfende Bewegung: „Was hättest Du tun können? Sie hat dich ausgeschaltet. Neben dem, dass sie Wissenschaftlerin ist und wusste, was passiert wäre, wenn Du sie gerettet hättest, war sie Soldatin und wusste, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um jemanden kampfunfähig zu machen.“
Und dann, mit festem Blick: „Es ist nicht deine Schuld.“
„Hast Du eine Ahnung.“, seufzte der Captain und ließ seinen Kopf sinken. Daniel seufzte, als er plötzlich eine Berührung spürte. Überrascht wandt er seinen Kopf und sah die Hand Sams, die auf seiner Schulter ruhte.
Er seufzte. Vermutlich war sie zur Seite gesunken, als die Leichenstarre nachgelassen hatte.
Sich aufrichtend, griff er nach der kalten Hand seiner Frau, führte sie sanft auf ihren Bauch und ließ sie dort sinken.
Daniels blaue Augen füllten sich nun auch mit Tränen, als er sah, wie ruhig und friedlich sie wirkte.
„Wach auf.“; dachte er sich, „Verdammt, wach auf.“
Es war pure Unlogik, die von ihm Besitz ergriff, doch in diesem Moment interessierte es ihn nicht. Der Wunsch, dass Sam doch nicht tot war, so kindisch und doch verständlich, er auch war, bohrte sich in seinen Kopf. Und dann öffnete die Astrophysikerin die Augen
Daniel schluckte.
„S… Sam?“, fragte er, als die hübsche Frau sich aufrichtete und ihn anblickte.
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen: „Ja.“

Daniel schluckte, wischte sich die Tränen aus den Augen und blickte seine Frau verblüfft an.
„Wie… wie ist… wie kann…“
Er schaute zum Captain, der nicht minder verblüfft dreinblickte, blinzelte und dann das tat, was ein Captain in diesem Fall immer tut – er aktivierte seinen Kommunikator.
„Cat an Intrupper?“
„Intrupper hört?“
Daniel konnte sehen, wie ein leichtes Lächeln sich auf die Lippen des Kommandanten der USS DRAGONFLY stahl: „Hast Du Superärztin nicht vorhin gesagt, SG-1 sei tot?“
„Sind sie auch, wieso?
„Nun, momentan schaut mich Sam an und scheint sehr lebendig zu sein.“
Damit beendete er die Kommunikation, blickte zu Daniel und klopfte ihm auf die Schulter: „Wenn Du mich entschuldigst – ich glaube, du hast sowieso noch ein bischen was mit deiner Freundin – Frau – whatever – zu bequatschen.“
Damit wandte er sich um, wollte gerade gehen, als Daniel die Stimme Sams hörte: „Warte!“
Sie hüpfte vom Bett, trat auf den knapp 5 Zentimeter größeren Cal zu und lächelte ihn an.
„Danke für die versuchte Rettung.“
Cal beugte sich vor, küsste sie auf die Stirn: „Wie könnte ich mir den Tod meiner guten Freundin Sam Carter vergeben?“
Damit hob er den Blick und schaute ihn, Daniel, aus braunen Augen an: „Oder wie könnte einer meiner anderen Freunde mir das vergeben.“
Der Anthropologe konnte sich ein Zwinkern nicht verkneifen und als sich der Captain dann abwandte und den Raum verließ, trat er – Daniel – auf Sam zu, legte beide Arme um sie und atmete tief durch, als sie sich an ihn lehnte und leise seufzte.

Und dann erklang eine Stimme in seinem Kopf.
Mooooment.
In der Tat – moment. Hier stimmte was nicht. Aus dem tiefsten Grunde seines Herzens und Hirnes hörte und spürte er, wie eine Warnung emporblubberte.
Ja, er hatte diese Szene, wie er und Cal in der Leichenkammer der DRAGONFLY saßen schon oft genug geträumt, hatte schon oft genug gewünscht, gefleht , dass Colonel Sam Carters Tod ein Irrtum vom Amt gewesen war, dass sich Gina vertan hatte und Sam wieder zu den Lebenden zurückkehrte. Und bisher war er aus jedem Traum, der sich so verhielt, aufgewacht.
Vermutlich hatte er sich unwillkürlich versteift, denn Sam sog tief Luft ein, wandte sich über ihre Schulter zu ihm um, neigte ihren Kopf nach oben, um die 8 Zentimeter Höhenunterschied zu überbrücken, die beide voneinander trennte und schaute ihn fragend an.
„Was ist los, Daniel?“
Das musste er seinem Traum, seiner Vision oder Halluzination lassen – die Stimme Sam Carters klang heute extrem realistisch, nicht so wie beim letzten Mal, wo er beinahe das Gefühl hatte, mit Sha’re, seiner ersten Frau, gesprochen zu haben.
„Nein“, schüttelte der Anthropologe den Kopf, „Das ist nicht real. Ich wurde von einem Intar betäubt und träume jetzt. Aber es sind wenigstens schöne Träume.“
„Träume?“
Sams Gesichtsausdruck verriet erst Unglauben, dann Amüsement.
Sie trat auf ihn zu, ließ eine Hand über seine Bauchmuskeln gleiten und küsste ihn dann, heiß, leidenschaftlich, innig.
Als sich die Astrophysikerin dann von ihm los machte, grinste sie: „Fühlte sich das wie ein Traum an?“
Und obwohl er es eigentlich gar nicht wollte, lief ein Lächeln über seine Lippen: „Zugegeben – es ist ein sehr schöner Traum, aber es ist nichts desto trotz ein Traum.“
Damit trat er einen Schritt zurück und blickte Sam an: „Ihr seid tot. Gestorben auf Dakara.“
Die blonde Frau verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief: „Das glaubst Du wirklich, oder?“
Und dann, mit einem ihrer berühmten „Naja“s, legte sie ihren blondbehaarten Kopf in die andere Richtung: „Es mag möglich sein, dass der Transporter der DRAGONFLY mit der Waffe auf Dakara reagiert hat und uns für ein paar Sekunden wie tot hat wirken lassen. Aber ich verspreche dir, ich bin echt.“
Sie überbrückte die Distanz zwischen ihnen, griff nach seiner Hand, legte sie in ihre und drückte sie dann an ihre Wange.
„Daniel, spürst Du das? Spürst du die Wärme, die von mir ausgeht? Fühlt sich eine Leiche wirklich so an?“
Und der Anthropologe musste zugeben, dass sich die Wärme, die von ihrer Wange in seine Hand kroch, wirklich real anfühlte.
Kurz hob er beide Augenbrauen, betrachtete dann die Blonde vor ihm: „Und wie erklärst Du dir die letzten paar Tage?“

Es gibt diesen Spruch „to blind someone with Science.“, der eigentlich nichts weiter bedeutet, als jemanden durch pseudowissenschaftlichen Unsinn von seiner Fährte abzubringen. In Sams Fall ist dieser „Unsinn“ natürlich nicht nur pseudowissenschaftlich und dass sie jemanden ganz gut durcheinanderbringen kann, wusste Daniel, da er unterschiedlichen Unterhaltungen zwischen ihr und Jack beigewohnt hatte, die meistens mit einem „Arrrgh, Carter, ist ja gut!“ endeten.
In diesem Fall wusste Daniel nicht, ob es pseudowissenschaftlicher Unsinn war, der da gerade Sams Mund verließ oder tatsächliche Wissenschaftsfakten, welche die gute Sam in einer Art Brainstorming vortrug.
Was er wusste, war, dass Colonel Samantha Carter innerhalb von weniger Minuten knapp 10 Theorien aufgestellt hatte, nachdem sie erfahren hatte, was Daniels Erlebnisse der letzten Tage waren, die mit ihrem Tod begonnen hatten.
Unter den populärsten Thesen war eine Reise in ein paralleles Universum, die durch einen Schuss durch ein Intar beendet wurde, ein Traum, eine Halluzination – oder das er dies hier träumte und tatsächlich ge-intar-t wurde.
„Das ist ja wie in Total Recall.“, grinste Daniel und stockte, kaum, dass er diesen Satz von sich gegeben hatte. Seufzend wandte er sich an Sam: „Ich hab definitiv zu viel Zeit mit O’Neill verbracht.“
Nun war es an Sam, zu grinsen, ehe auf ihn zutrat: „Aber gefällt dir diese Gesellschaft hier nicht wesentlich besser?“
„Darauf kannst Du dich verlassen.“, sagte der Anthropologe, nahm sie erneut in die Arme, beugte sich vor und… seufzte, als ein Beben durch das Raumschiff ging.
Sam hob ebenfalls den Blick und er konnte in ihren Augen die Leidenschaft, die sie gerade dabei war, in sich heraufzubeschwören, verebben sehen. Dann wurde es kurz dunkel um sie – zumindest solange bis das Schiff auf Alarmstufe Rot sprang.
Seufzend schaute Daniel zu seiner Gefährtin: „Wollen wir auf die Brücke?“
„Warum nicht? Das Andere können wir auch noch nachher tun – oder auf der Erde.“
Sie küsste ihn, die sanfte Berührung ihrer Lippen ein Versprechen, das sie mit einem gehauchten „Ich kenne einen Ort, an dem uns niemand stört“ noch verstärkte.
Dann griff sie nach seiner Hand, die beiden Fingerpaare verschlungen sich ineinander, sie eilte los, er folgte ihr mit einem Lachen. Es wurde wieder Zeit.

Kaum, dass die Turbolifttür zur Brücke aufglitt, standen Tränen in Daniels Augen. Nebens ich hörte er Sam husten und wusste auch, weswegen. Das komplette Nerven- und Kommandozentrum der DRAGONFLY war mit Rauch gefüllt. Flammen züngelten empor, die Dunkelheit war hier noch allumfassender und das Rot der Alarmsignale schien kaum bemerkbar. Dennoch taumelte er, seinen Arm schützend vor das Gesicht gebracht und gefolgt von Sam, auf die Brücke und warf einen Blick auf das Chaos.
Neben ihnen erhob sich Jill Menacer, warf einen Blick auf flackernde Eingabefelder und seufzte.
„Phaserbanken 1, 3, 4,5 und 6 sind zerstört, Photonentorpedolauncher 1 und 2 feuern nicht mehr. Die Sensorenphalanx ist ebenfalls beschädigt, wir haben nur noch Kurzstreckenscanner.“
Es kam keine Antwort vom Kommandantenposten.
„Captain?“, fragte sie und Sam blickte sie an: „Commander, was ist passiert?“
„Ich habe keine Ahnung.“
Jills Ratlosigkeit war ehrlich. Sie blickte kurz noch einmal in die Dunkelheit, ins Ungefähre, dorthin wo Cals Posten gewesen war, rief noch einmal den Rang und als keine Antwort kam, blickte sie zu Sam: „Plötzlich wurden wir angegriffen. Wir hatten nicht einmal mehr Gelegenheit, die Schilde rechtzeitig zu heben.“
Und erneut: „CAPTAIN!“
Keine Reaktion.
„Also wir wurden einfach so aus dem Dunkel in den Arsch getreten?“
Die Stimme, rau, aber dennoch sympathisch, kam von einem anderen Brückenzugang. Jack O’Neill blickte sich aus grauen, kriegsgewohnten Augen um und warf dann einen Blick zu Sam und Daniel.
„Schön dich auch am Leben zu wissen, Jack.“
Die Stimme des Anthropologen verriet ein gewisses Maß an Amüsement, wie eigentlich immer, wenn er mit dem General sprach, aber es war dieses Mal eher eine Nuance. Mehr Ernsthaftigkeit lag in der Stimme, als er erneut ins Dunkel blickte.
Immer noch kam vom Captain keine Antwort und irgendwie überraschte ihn das recht wenig. Schließlich war es Cal und das konnte eigentlich nur bedeuten, dass der Captain von dem Angriff überrascht und dann ausgeknocked worden war.
Eigentlich kein Grund zur Panik.
„Wer auch immer uns angegriffen hat – er schickt ein Begrüßungskommitee.“, stieß in diesem Moment Jill aus, als sie alle ein rasch schnellerwerdendes Piepsen hörten.
„Auf Einschlag vorbereiten.“, stieß Sam aus, als die DRAGONFLY hart zur Seite kippte.
Und Traum oder nicht, er würde nicht zulassen, Sam ein weiteres Mal zu verlieren. Als er merkte, dass sie beide den Halt verloren, packte er seine Freundin und klammerte sich so fest an sie, dass er als Kissen oder Auffang diente, sollten sie aufschlagen und – tatsächlich. Sie schlugen auf.
Dies taten sie so grundlegend, dass Daniel im ersten Moment ein Knacken hörte und dann sengendheißen Schmerz spürte, der in seiner linken Armgelenkpfanne pulste.
Moment mal – er spürte Schmerz?
Aber – wenn man träumt spürt man keinen Schmerz.

Sam schaute ihn an, keuchte ein „Oh Gott“ und rappelte sich dann wieder hoch, bellte ein „Feuer mit den Phasern erwidern“, ehe sie sich an Daniel wandte: „Schatz, geht es Dir gut?“
„Ich…“, stammelte er gegen silberhellen Schmerz in seinem Arm an, „Ich glaub, ich hab mir das Gelenk ausgekugelt und den Arm gebrochen.“
Und gegen seinen Willen musste er grinsen: „Das heißt – ich träume nicht.“

 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 01.07.14, 18:43
  Kapitel 18 – Vorder- und Hintergründiges

Kapitel 18.1

 „Fähnrich Vance?“
Der Mann, der ihm gegenüberstand, maß einen Meter dreiundsiebzig, trug das blonde Haar militärisch kurz und schaute aus blauen Augen nicht unbedingt optimistisch in die Zukunft.
Ein Lächeln konnte Leon weder in seinen Augen, noch in seinem Gesicht erkennen. Irgendwie kam er ihm sowieso ein wenig unfreundlich vor.
Dennoch nickte er, hielt ihm die Hand hin, die sein gegenüber ergriff und nur zwei Worte sagte, als wären diese komplett selbsterklärend: „Luther Sloan.“
Vance hatte noch nie von einem Luther Sloan gehört und empfand es als merkwürdig, dass sein Gegenüber seinen Namen so aussprach, als müsse man gleich in ehrfürchtige Verehrung verfallen.
Sloan schien das zu merken, legte den Kopf schief und lächelte dann. Es war kein ehrliches, sondern eines der verschlagenen, falschen Lächeln, die Leon später noch öfter zu sehen bekommen sollte.
„Ich habe einen Blick in Ihre Akten geworfen, Fähnrich. Sie sind gut.“
Auch der Tonfall, den Sloan angeschlagen hatte, war alles andere als freundlich und schon gar kein Zeichen, dass man diesem Mann vertrauen sollte.
Daher ließ es Vance bei einem leichten Nicken bewenden, ehe er sich umschaute.

Die U.S.S. LEROY JETHRO GIBBS , benannt nach dem Senior Special Agent, der den Ruf als harten Hund zementiert hatte und dessen Karriere so turbulent wie einzigartig war. Sein selbstloser Tod 2045 hatte sich vor einem Jahr zum 310sten Mal gejährt,  war ein Stoff für Legenden und selbst die Klingonen waren mit dieser Sagengestalt vertraut und sangen ruhm- und, wenn wir ehrlich sind, auch rumreiche Schlachtlieder über den grauhaarigen Mann, der sich selbst gerne in der Rolle des „Bastard“ gefiel. Zugegeben, der Rum war dann meistens Blutwein, aber wen scheren schon Details?

Doch die LEROY JETHRO GIBBS , an deren Bord sie sich befanden, war selbst sowas wie ein eiskalter Bastard. Eine Constitution-Klasse – ein Schiff von zeitloser Eleganz – und beinahe baugleich mit einem der berühmtesten Föderationschiffe, die jemals die sieben Galaxien unsicher gemacht hatten… mit der ENTERPRISE, die seinerzeit von Kirk kommandiert wurde.

Es gab keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, was es nun zu tun galt, plötzlich setzte sich Luther Sloan in Bewegung und – als wäre es ein Drang – wurde von Stone und ihm, Vance, verfolgt.
„Haben Sie jemals einen Blick in die Akten des SCIS geworfen?“, fragte Sloan und Vance nickte – das der Andere das nicht sehen konnte, merkte er erst, als er erneut gefragt wurde.
„Erm…“, machte Vance und sagte dann deutlich und klar: „Ja, Sir. Ich habe einige Akten gelesen. Ich verstehe nur nicht ganz, was das mit dieser Sache zu tun hat?“
Sloan stoppte, drehte sich um und schaute ihn an: „Wir werden Sie in diese Zeit zurückversetzen.“
Damit machte er sich wieder auf den Weg, ließ einen Vance stehen, der kurz verblüfft zu Stone blickte und dann wieder zu Sloan aufschloss: „Wie meinen Sie das? Was – was haben Sie vor?“
Dieses mal stoppte Sloan nicht, im Gegenteil, er beschleunigte sein Tempo: „Sie können das noch nicht wissen und wir werden Sie erst mit allen Einzelheiten vertraut machen, wenn Sie die Mission wirklich annehmen – aber soviel können wir jetzt schon sagen: Sie sind ab sofort kein Sternenflottenoffizier mehr.“
Erneut blieb Vance stehen, setzte sich dann aber wieder in Bewegung: „Mo… moment mal, wie meinen Sie das?“
„Ab sofort ist es ihre Aufgabe, Veränderung des Raum-Zeit-Gefüges in ihrer Zeitebene aufzuzeichnen, zur Meldung zu bringen und zu überwachen.“, sagte Sloan und erreichte eines jener großen Schotten, hinter dem sich ein Frachtraum verbarg. Er trat hindurch, gefolgt von Stone und Vance, die beide verblüfft stehen blieben.


Vances Augen öffneten sich und er lauschte in die Dunkelheit hinein.
Was hatte ihn geweckt?
Bewegte sich irgendwas in ihrem Haus? Attentäter? Aliens? Mäuse? Er lauschte erneut und merkte, wie er sich entspannte. Was auch immer ihn geweckt hatte, schien nicht mehr so bedrohlich.
Neben ihm hörte er das beruhigende, leise Schnarchen seiner Frau, Jackie.
Und dennoch konnte er sich nicht entspannen. Irgendwas berunruhigte, beschäftigte ihn und er brauchte keine fünf Sekunden, um zu wissen, was das war.
Und so richtete er sich auf, seufzte und beugte sich nach vorne. Sein Gesicht unter den Händen vergraben, atmete er erneut durch, bis er die sanften Hände seiner Frau auf seinem nackten Rücken spürte.
„Leon?“, fragte sie und er reagierte. Zuerst hob er den Blick, dann wandte er sich seiner Frau zu.
„Schlaf weiter, Liebes.“, hauchte er und sie schüttelte den Kopf: „Ich kann nicht. Nicht, wenn du wie ein lebender Vorwurf da sitzt.“
Nun richtete auch sie sich auf, schwang ihre nackten Beine aus dem Bett und legte einen Arm um ihren Mann: „Ist es die Arbeit?“
„So kann man es auch sagen.“, raunte er, ehe er seufzte: „Schatz, ich hab noch nie in meinem Leben so dringend eine Zigarette gebraucht.“
Und er konnte sehen, wie sie mitfühlend nickte.
„Es sind die legendären Vier, nicht wahr? Gibbs, Tony, McGee und Ziva?“
Er nickte, stand auf und verließ das Schlafzimmer. Sie folgte ihm, fingerte noch nach ihrem Morgenmantel, zog ihn an und blieb in der Tür stehen, die ihr Schlafzimmer von der Küche trennte.
Sie sah Leon dort werkeln und wusste, dass er ihr und sich ein Rührei zubereiten würde.
Und Vance wusste, dass sie ihn dabei beobachtete, wie er das Küchenmesser in den Champignons versenkte, um sie zu kleinen, perfekten Streifen werden zu lassen.
Er drehte sich um und sie bekam etwas zu sehen, was niemand anderes zu sehen bekam, nicht einmal Cynthia.
Angst, die in Leons Augen funkelte und schillerte, wie heiße Tränen.
„Was… was wird jetzt aus der Zeitlinie?“, fragte er und seufzte. Dann trat er an einen Küchenschrank heran, öffnete ihn, zog eine Schublade aus der Halterung und legte seine Hand auf einen in der Schublade grün aufleuchtenden Handabdrucksscanner.
„Handabdruck überprüft. Handabdruck mit Leon Vance identisch. Vorbereitung auf DNS-Extraktion.“
Jackie hasste das, was nun passierte. Eine kleine, feine Nadel würde Blut aus Leons Handinnenfläche entnehmen und somit seine DNS abgleichen.
„DNS-Vergleich positiv. Herzlich Willkommen, Captain Vance.“
„Computer“
Leon war plötzlich wieder jeder Zoll das, was er nach aussen hin darstellen sollte – ein Mann, der „in charge“ war, also die Verantwortung trug.
„Analyse und Hypothese. Wäre ein anderes Team genau so erfolgreich, die notwendigen …“

Vance brach ab.
Es war sinnlos. Gibbs musste diese Verhaftungen machen, sein Team musste die nächsten Fälle lösen, Gibbs höchstselbst musste in knappen 32 Jahren diesen Heldentod sterben. Es gab keine Alternative. Und wenn Gibbs tot war, starb auch diese Hoffnung.
Wobei – es gab noch eine Andere.

Die Tür zu seinem Büro stieß Vance mit jugendlichem Elan auf.
Das alles war zwar nur ein Langzeitspiel, aber vielleicht konnte es funktionieren. Dazu benötigte er nur eine Sache, genauer gesagt: eine Person. Und diese Person zu finden, das dürfte sich als kompliziert erweisen, aber nicht als unmöglich. Schließlich hatten sich ihre Wege schon vorher ein paar Mal gekreuzt.

Vance atmete tief durch.
„Beruhige dich, Leon“, schalt er sich selbst, ehe er einen Blick auf seinen Schreibtisch warf – und merkte, wie seine Gesichtszüge verrutschten.
Es gab eine Sache, die er noch erledigen musste.
Eine Sache, die er noch mit Abby klären musste und eine Sache, die er noch…
Er griff nach dem Hörer und ließ sich mit Port Jebel Ali verbinden.

 TBC

 Kapitel 18.2

Leroy Jethro Gibbs stellte wieder einmal fest, dass es Momente gab, in denen es durchaus ratsam war, ruhig zu sein. Eigentlich kannte er diese „Halt die Klappe“-Momente ziemlich gut, aber hin und wieder war dem nicht so. Colonel Robert Makepeace dazu aufzufordern, „loszuschießen“, war vielleicht mal wieder ein „Halt-die-Klappe“-Moment, den er ignoriert hatte. Und nun zahlte er dafür, denn der Colonel begann, ohne Punkt und Komma, draufloszuschwadronieren – über seine Kindheit (ja, wir alle haben eine verkorkste Kindheit, Robert, erzähl mir was neues.), über seine Karriere (Ja, auch das haben wir alle erlebt – bester der Besten der Besten, mit Auszeichnung, harte Arbeit im Corps, dann Beförderung zu einer anderen Dienststelle.) und dieses mal war Gibbs klug genug, den „Halt-die-Klappe“-Moment zu erkennen, der sich hier anbot, nämlich nicht zu sagen: „Jaja, alles wahnsinnig spannend, aber komm endlich zum Punkt.“

Nein, das tat er nicht. Stattdessen hörte er zu und fragte sich, ob das, was der Colonel da erzählte, wirklich so zutraf. Was Gibbs nicht weiß, der geneigte Zuseher der Abenteuer des SG-1 Teams vor ihrem tragischen Dahinscheiden jedoch schon ist, dass diese Geschichten der Wahrheit entsprachen.  Jedenfalls großteils.

„Meine erste Mission im Stargate-Center“, setzte Robert Makepeace an, „führte uns zu einem Planeten, dessen eine Seite komplett im Dunkeln lag und dessen andere Seite ein sonnendurchflutetes Paradies war.“



„Wir gehen vor.“
Jonathan ‚Jack’ O’Neill sagte dies mit einer Bestimmtheit die ihm, Robet Makepeace, dem jüngeren Colonel nicht nur Respekt, sondern auch gleich Gehorsam abnötigte. Er salutierte, warf dann einen Blick zum langhaarigen Anthropologen Daniel Jackson, der ihn anblickte und den Kopf schüttelte. Jeder Andere mochte dies als ein „Sie brauchen vor Jack nicht zu salutieren, Robert“ interpretieren, er sah aber die pure Verachtung, die dieser Mensch, dieser Friedensfreund, ihm gegenüber empfand aus seinen Augen herauseruptieren und den Hass in seinen Augen lodern, wie das Glühen, das – laut Beschreibung – einen Goa’Uld-Wirt als solchen verriet. Er sah und verstand die Haltung des Wissenschaftlers ihm gegenüber sofort.
Jackson war kein Freund des Einsatzes von Waffen – und so, wie er ihn gerade angesehen hatte, war er auch kein Freund davon, diese Waffen dann einzusetzen, wenn es ihm potentiell das Leben retten konnte.

„Sie zählen bis Zehn und folgen dann.“, sagte O’Neill, trat durch das Stargate und er konnte sehen, wie Daniel dem Colonel hinterherblickte und vermutlich, kaum, dass sie auf der Anderen Seite waren, Jack fragte „Können die überhaupt zählen?“
Makepeace warf einen Blick zu seinem Team, jeder der Marines hatte den Körper unter äußerster Anspannung und war bereit, loszuschlagen.
Der Colonel von SG-3 zählte, 8…9…10… , nickte seinem Team dann zu und trat als erster auf die ringförmige Vorrichtung zu, die sie in ihre Moleküle aufspalten und durch das Universum pusten würde.
Ein Schritt noch, dann war er auf einem anderen Planeten.
Makepeace schritt durch das Tor, spürte wie sein Körper sich auflöste, fühlte, wie er beschleunigte, quasi wie von einer Rakete abgeschossen wurde, auf einer genau festgelegten Bahn auf einen bestimmten Punkt zuraste und kam am anderen Ende ohne nennenswerte Beschleunigung heraus.

Und sah, dass SG-1 in Gefahr war.
Sam Carter, die blonde Wissenschaftlerin, wurde von einem primatenähnlichen Wesen niedergeschlagen und über die Schulter geworfen, Daniel lag bewusstlos in einer Ecke – vermutlich hatte ihn die erste Welle der Angreifer schon ausgeknocked – allein Teal’C und O’Neill wehrten sich und ließen Tod und Verderben aus ihren Waffen auf die Feinde sprühen.
Makepeace nickte seinem jungen Scharfschützen, einem gewissen Airman Green, zu, dieser hob seine Waffe, zielte auf den flüchtenden Primaten und feuerte. Die Kugel folgte präzise der Flugbahn, traf den Flüchtenden in den Kopf und ließ ihn zu Boden gehen.
„Person am Boden, Sir.“, meldete Green und machte sich auf, die ohnmächtige Sam Carter aus der Gefahrenzone zu bringen.



„Und natürlich wurde es so, wie es war, nicht geschildert.“
Makepeace seufzte, warf die Arme hoch und wandte sich Gibbs zu, der ihn aus eisblauen Augen leidenschaftslos anblickte und ein einfaches Wort fragte: „Sondern?“
„Na“, der ehemalige Colonel gab ein abfälliges Geräusch von sich, „so, als ob SG-1 zwar Probleme gehabt hätte und wir sie retten mussten, aber nicht in dem Umfang, in dem es tatsächlich geschehen war.“
Vorsicht, Gibbs. “, schoss es dem Chefermittler durch den Kopf, „ Du weißt nicht, bei welchen Aussagen er lügt und du hast leider keine Beweismittel, mit denen du ihn festnageln könntest.
Also blickte Gibbs Makepeace an und legte leicht die Stirn in Falten: „Das heißt?“
„Nun, das heißt im Klartext, dass im Bericht steht, dass sich SG-1 in der Klemme befand und wir sie dadurch vertrieben haben, dass wir mit unseren Gewehren eine Menge Krach verursacht haben.“
„Und von dem Schuss, der den flüchtigen Primaten erledigt hat, wird nichts erwähnt?“
„Nichts.“
Irgendwas stimmte hier nicht. Vielleicht hatte Gibbs Probleme damit, dass das Team, das er als sehr kompetent kennengelernt hatte, in einem eher fragwürdigen Licht –wenn nicht sogar einem negativen Licht (wobei Gibbs das immer noch klassisch als „Dunkelheit“ bezeichnen würde) -  dargestellt wurde, vielleicht lag es daran, dass Makepeace für seine Thesen keine Beweise hatte oder es lag daran, dass ein Teil von ihm, sein legendäres Bauchgefühl, sich gerade bemerkbar machte – er hatte das Gefühl, als würde Makepeaace lügen. Wenngleich es ihm nicht besser erging als Makepeace – er hatte für seine Thesen keinerlei untermauernde Fakten.

Der Unterschied zwischen ihm und dem ehemaligen Marine – „Gibbs, so etwas wie einen Ex-Marine gibt es nicht“, rief er sich zur Ordnung – war, dass sein Gegenüber wilde Anschuldigungen von sich gab, er selbst seine Thesen für sich behielt. Machte es das besser? Vielleicht nicht. Vielleicht sollte er tatsächlich einmal einen objetiven Blick für die Sache haben – andererseits tanzten seine Gedärme gerade Rhumba, was er nicht unbedingt dem Lammcurry von gestern Abend zuschrieb, sondern der Geschichte, die Makepeace ihm hier auftischen wollte.

„Bitte, fahren Sie fort, Makepeace.“
Gibbs hatte keine großartigen Möglichkeiten, musste sich, solange man ihn hier gefesselt hatte das anhören, was Makepeace so erzählte und gleichzeitig Optionen Ausschau halten.
Der Colonel fuhr mit seiner Geschichte fort:
„Die größte Unverschämtheit, die man sich an diesem Tag mit uns erlaubt hatte, war, dass man mir die Rolle des ersten „Berührten“ zukommen ließ.“
Gibbs hob die Augenbrauen: „Berühte?“
„Steht alles im Bericht – Berührte waren von einem Virus infizierte Menschen. Dieses Virus ernährte sich von Histaminen und aktivierte dabei die sogenannte „Broca“-Zone im Hirn…“
„Makepeace?“
Der Colonel stockte und nickte: „Klar, kurz und knapp.“
Er setzte sich und begann, weiterzuerzählen: „Zu Deutsch: Wir alle wurden zu primitiven Wilden, eben zu jener Art primitiver Wilder, die wir im „Land der Dunkelheit“ auf P3X-797 gesehen haben.“
Vermutlich der Name des Planeten. , schoss es Gibbs durch den Kopf, aber er beschloss, Makepeace nicht zu unterbrechen, selbst, wenn das gegen eine seiner Regeln – „Nimm nichts als gegeben hin, überprüfe die Fakten zwei Mal“ – verstieß.
„Auch ich verwandelte mich in einen dieser Wilden – aber der Erste, der sich verwandelte, war Daniel Jackson. Er wurde zu einer Art Tier, wollte Samantha Carter verführen und…“
„Und man schrieb diese Rolle in den offiziellen Berichten Ihnen zu?“, unterbrach Gibbs nun doch. Makepeace legte den Kopf schief: „Nicht ganz, Gibbs. Die Rolle Daniels wurde mehr oder weniger aufgeteilt und grundlegend verändert. Sehen Sie, aus mir machte man den Trottel, der Teal’C angriff, während man Sam Carter die Rolle einer Frau in einem knappen Top zuschrieb, die Jack O’Neill verführen wollte und ihm die Rolle eines Mannes, der Daniel Jackson –dem harmlosen, ach so harmlosen Anthropologen, der sich nur um Samantha sorgte – ansprang, zu Boden riss und mehrfach auf ihn einschlug. Daniel erhielt dann die Tochter des Obrsten von P3X-797.“

Gibbs beschloss, sich seinen Teil zu diesen Geschehnissen zu denken. „Es wird ja wohl sicherlich irgendwelche Kameraaufzeichnungen des SGCs geben, mit denen man sich einen objektiven Blick verschaffen kann.“, schoss es ihm durch den Kopf und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Colonel zu: „Und weiter? Weswegen sind Sie nun im Gefängnis gewesen?“
Makepeace holte Luft: „Das zu erklären, wird ein wenig Zeit in Anspruch nehmen.“
Und er begann, zu erzählen.

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 Kapitel 18.3
Es waren diese drei Worte, die Tonys Herz zum Schnellerschlagen brachte. „Wir sind gefangen.“
Zugegeben, der Gedanke, dass er und Ziva es noch ein bischen länger in dieser behaglischen Atmosphäre aushalten würden, hatte schon viel Schönes für sich. Wenn da nicht der Faktor „Luft“ mit reinspielen würde und diese würde ihnen hier vielleicht schneller ausgehen, als ihnen lieb war. Bildete er es sich ein, oder begann er schon, sich schwummrig zu fühlen?
Tony konnte sich nicht helfen und das Ganze nicht als „faszinierend“ bezeichnen. In ihm brandete ein Widerspruch der Gefühle auf. Zivas Nähe elektrisierte ihn, ließ sein Gehirn in den nächsten Gang schalten und ihn Überlegungen anstellen, wie sie hier herauskamen. Die Umgebung – respektive der Mangel an Sauerstoff – hingegen betäubte ihn und er hatte das Gefühl, als sei alles in seinem Körper mit Blei gefüllt. Blei, das Material, von dem sein Physiklehrer ihm scherzhaft erklärt hatte, warum man diesen Stoff im Periodensystem mit PB abkürzte. PB für „Plumbum“ und als der Lehrer das Stück Blei auf den Boden fallen lies, traf es tatsächlich mit einer Art „Plum-Bum“-Geräusch auf.
Selbiges „Plum-Bum“ wollte er gerade nachstellen, denn am Liebsten wäre er hier, an Ort und Stelle, in sich zusammengesunken, wäre vermutlich erst auf die Knie gesagt (Plum) und dann nach vorne aufs Gesicht – oder nach hinten auf den Hinterkopf – gesunken (Bum). Die Situation begann, ihn an den Frachtcontainer im Hafen zu erinnern, in den er mit Ziva eingesperrt gewesen war.

Und dann, ehe er verstand, weswegen, hatte er die letzten Zentimeter, die ihn von Ziva trennten, überwunden, er hatte sie gepackt und ihr seine Lippen auf den Mund gepresst – nur um sich zu Boden geschubst wiederzufinden. Ziva schüttelte den Kopf, ihre langen Haare machten jede Bewegung mit, als sie ihn aus braunen Augen fassungslos anstarrte.
„Was ist los mit Dir, DiNozzo?”
Das war eigentlich eine gute Frage. Er rappelte sich auf, schüttelte seinerseits den Kopf und atmete tief durch: „Ich… ich weiß es nicht, ich…“
Weiter kam er nicht, als er merkte, dass in seinem Inneren eine Art von Euphorie ausbrach. Er konnte diesen Zustand nicht genau beschreiben, er wusste nur, dass er sich gerade unglaublich gut fühlte und konnte gegen das verräterische Zucken seiner Mundwinkel auch nicht angehen.
„DiNozzo, reiß dich zusammen.“, sagte die hübsche Israeli und er musste erneut den Kopf schütteln, um wieder klar zu werden.
Und irrte er sich, oder sah er da tatsächlich eine Spur „Besorgnis“ in ihren Augen, als sie sich vorbeugte und ihm zwei, drei sanfte Schläge auf die Wangen gab.
So genau konnte er das nicht sagen, weil er momentan echte Schwierigkeiten hatte, die drei Zivas – Ziven? Zivi? Zivasse? – auseinanderzuhalten und zu erkennen, auf welche er sich nun konzentrieren sollte. Ein Hinweis konnte sein, dass die Ziva in der Mitte deutlich schneller als die beiden „Aussenseiterinnen“ war.  Dies bedeutete – rein theoretisch konnte nur die Ziva in der Mitte die echte Israeli sein – oder?

Ziva seufzte.Auch sie begann, die Auswirkungen des Sauerstoffmangels zu fühlen – Hitze, Schwindel, merkwürdige Euphorie und (ja) sie spürte ein nahezu widersinniges Verlangen, sich gerade jetzt den Zärtlichkeiten des Halbitalieners hinzugeben, der vor ihr saß und mit Augen, deren Augenlider auf Halbmast hingen und die selbst Schwierigkeiten zu haben schienen, sie zu fokussieren – nach seinem Schielen zu urteilen. Natürlich hätte das was. Natürlich wäre dies eine interessante Todesart – McGee würde sagen „Death by Jamaharon“, also „Tod durch Jamaharon“, wobei Jamaharon ein Wort aus dem Star Trek – Universum ist und nichts anderes als „Sex“ bedeutet. Wir sind ja soooooo hip.
Würde sie diesen Tod einem anderen Tod vorziehen? Klar – wenn sie überlegte, welche anderen Arten und Weisen es gab, sein Leben auszuhauchen – eventuell mit der ein oder anderen Kugel im Körper, oder gar so, wie ihre Vorgängerin aus dem Leben geschieden war, per Kopfschuss – erschien ihr die Vorstellung, den Tod hier zu finden, in den Armen des Mannes, den sie tatsächlich liebte, an ihn gekuschelt und nie wieder aufwachend, eigentlich gar nicht so fremd und recht verlockend.

Würde sie dieser Verlockung nachgeben?
Auf gar keinen Fall.
Dazu hatte ihr Vater – an den sie in letzter Zeit immer mal wieder sporadisch denken musste – viel zu sehr zur Kämpferin erzogen, als dass sie einfach so aufgeben würde. Sie war viel zu sehr Soldatin, um sich einfach auf die Seite zu legen und zu sterben, wenn die Umstände ihr das rieten. Und sie würde kämpfen – würde um jeden Atemzug ringen, in dem sie ihre Lungen mit Sauerstoff füllen konnte. Wenn sie schon die Bombenexplosion in Marokko, von der sie wirklich dachte, dass sie sie nicht überlebte, nicht langfristiger zu Boden schickte, wollte sie verdammt sein, wenn sie ihr Leben in einem Raumschiff der Föderation aushauchen würde.

Es gibt die Theorie, dass Gedanken Einfluss auf das Wohlbefinden des Körpers haben. Und dieser Theorie mag jeder geneigt sein, zuzustimmen, dem sein Geist schon einmal gesagt hat, dass er einen „tierischen Brand“ hat, der von einem entsprechenden Getränk gelöscht werden möchte. Vermutlich ist es sogar möglich, sich selbst mental so sehr anzufeuern, dass der Körper kräftemäßig „wahre Wunder“ vollbringen kann. Vielleicht war es bei Ziva mehr so eine Art „letztes Aufbäumen“ vor der allesumfassenden Ohnmacht – so genau wusste die hübsche Israeli es nicht – sie wusste nur, dass sie merkte, wie ihr Körper vor Energie und Tatendrang förmlich „brannte“.
Ihre Hände schnellten vor, packten Tonys Kragen und rissen den Mann in eine stehende Position.
„Verdammt, DiNozzo“, zischte sie, „Streng dich jetzt an und reiß dich zusammen!“
Damit verpasste sie ihm noch eine Ohrfeige, dieses mal wesentlich stärker und auch lauter. Der Kopf des Halbitalieners wurde herumgerissen und gerade, in dem Moment, in dem Ziva befürchtete, dass der Mann von der Wucht der Ohrfeige einfach wieder zu Boden gehen, bewusstlos werden und somit unnützer Ballast sein würde, straffte sich sein Körper, er drehte den Kopf zu ihr herum und leckte sich einmal über die Wunde an der Unterlippe.
Er legte den Kopf schief, schaute sich um und nickte dann.
„Sehen wir zu“, lallte er, „dass wir hier herauskommen.“

Eines musste Tony Ziva lassen – der Schlag hatte ihn geweckt und er spürte genügend Kraft in sich pulsen, um dieser Todesfalle zu entgehen. Doch er merkte, wie diese Energie von Sekunde zu Sekunde weniger wurde, wie seine Augen erneut anfingen, sich anzufühlen, als habe man Bleigewichte an ihnen befestigt und wie sein Körper eindeutig zuviele Muskeln aufzuweisen schien, die sich alle entspannen wollten. Am Schlimmsten war sein Kopf, der ihm durch immer stärkere Schmerzen in immer kürzeren Intervallen zeigen wollte, wer hier der Boss im Ring war. „Verstand über Materie? Hier haben wir den Beweis.“, dachte sich der Halbitaliener, ehe er seinen Blick durch die Luftschleuse schweifen lies.
Und was er sah, ließ ihn seufzen.
Entweder war sein Genius – von dem jetzt der Ein oder Andere die Frage „Welches Genius“ stellen konnte – durch die Müdigkeit, die in ihm war, so erschöpft, dass er das Offensichtliche nicht mehr wahrnahm – oder aber hier gab es wirklich nichts, mit dem sie ausbrechen konnten. Wobei…
„Ich habs!“, grinste Tony und wankte, schweren Schrittes, auf die Sauerstoffflaschen ihrer Taucherausrüstung zu.

Ziva betrachtete fasziniert, was der Halbitaliener da tat – er griff sich eine Sauerstoffflasche und begann sie, hinter sich her zu schleifen.
„Darf ich fragen, was Du vor hast?“
„Das wirst du gleich sehen.“, grinste Tony und wenn es jemals Momente gegeben hatte, in denen sie dachte, dass ihr Very Special Agent Anthony D. DiNozzo Junior „bekifft“ gegrinst hätte, musste sie das revidieren, denn das war ein „bekifftes Grinsen“. Das mochte vielleicht damit zusammenhängen, dass ihnen immer mehr Sauerstoff ausging, aber… moment mal. Sauerstoff?
Warum hatte sie nicht gleich dran gedacht? Hatte der Sauerstoffmangel ihr Hirn schon so erweicht?
Und gerade, als Tony zu dieser Flasche wanken wollte, trat sie vor und schüttelte den Kopf.
„Nein.“, sagte sie, „Diese verwenden wir anders.“
Sprachs, nahm einen Zug und spürte, wie sie immer belebter wurde.
Schnell nahm sie die Sauerstoffmaske ab und drückte sie Tony auf Mund und Nase, der einen kurzen Atemzug tat und dann nickte.
„Danke.“, sagte er, nachdem sie die Flasche wieder auf den Boden gestellt hatte.
„Ja“, erwiderte sie dann, mit einem zweifelnden Blick auf den Sauerstoffanzeiger: „Allzu viel ist aber nicht mehr drin. Wir sollten wirklich versuchen, hier rauszukommen.“
Der Halbitaliener lächelte, deutete auf die Flasche an der Tür und sagte: „Und da hab ich schon eine Idee. Kennst Du ‚Der weiße Hai`?“
„Tony“, rollte die Israeli mit den Augen, „Das ist jetzt keine gute Gelegenheit für eine Nachhilfestunde in Filmgeschichte.“
„Professor DiNardo ist gerade sehr enttäuscht. Also, vor der Küste von Amity, einer kleinen Stadt irgendwo an der Ostküste – kann auch die Westküste sein…“, setzte Tony an und Ziva konnte sich ein „Typisch, da will er mal glänzen und weiß es selber nicht“ nicht verkneifen – zumindest in Gedanken. Sie hörte den Ausführungen des „Professors für Filmgeschichte“ zu, dessen Identität Tony bei einer Undercovermission angenommen hatte, fragte sich aber, was bei allem, was einem heilig sein konnte, die Geschichte des „Weißen Hais“ und des mutigen Sherrifs Brody mit ihrer aktuellen Situation zu tun hatte.
„Also“, sagte in diesem Moment Tony, „ließ Brody den Hai eine Sauerstoffflasche schlucken, sagte ‚Smile, you son of a bitch’ und feuerte. Die Sauerstoffflasche wurde getroffen, der Sauerstoff expandierte schlagartig und tötete den Hai.“
Zivas Verstand meldete sich zu Wort und sie schüttelte den Kopf: „Das wird nicht klappen, DiNozzo.“
„Probieren wir es aus, Zivaaaa.“, sagte er in dem Duktus, der sie immer auf die Pinie, Palme oder Petunie – egal, irgendein Gewächs mit P, dessen war sich Ziva sicher – brachte und schob ein „Was haben wir schon zu verlieren?“ hinterher.
In der Tat, was hatten sie schon zu verlieren. Ausser, dass einer von beiden von Querschlägern getroffen wurde.
„Muss ich dich tatsächlich an unsere Nacht im Container erinnern?“, fragte sie und er schüttelte den Kopf: „Das ist vollkommen anders. Hier haben wir eine echte Chance.“
Er zog seine Pistole, lud sie durch und zielte auf die Sauerstoffflasche.
„Smile, you son of a bitch.“,raunte er, grinste dann zu Ziva, “Wollte ich schon immer mal machen” – und feuerte.
Die Kugel traf die Flasche und sirrte als Querschläger davon.

Tony seufzte und er war sich sicher, dass der Gesichtsausdruck, den er gerade spazieren trug, von seiner großen Enttäuschung zeugte. Er steckte die Waffe wieder weg.
„Im Film hats geklappt.“, murmelte er und wandte sich entschuldigend an Ziva – zumindest dorthin, wo sie gerade noch gestanden hatte.
„Zi…“, setzte er an, als er merkte, wie sein Herz aussetzte. Ziva lag am Boden, auf dem Bauch und regte sich nicht.
Der Halbitaliener wusste nicht, ob er das „Oh mein Gott“ gekeucht, gedacht, gemurmelt, gelallt, geflüstert oder geschrien hatte, er wusste nur, dass es in seinem Kopf laut wie eine Explosion wiederhallte. Schnell war er neben ihr auf den Boden gesunken, hatte nach ihrem Puls getastet und gefühlt, wie regelmäßig er ging. Erleichtert atmete er auf, ehe er bemerkte, dass die drahtige Israeli zu zucken begann.
Was mochte das sein? Ein Anfall? Eine Panikattacke? Schluckauf? Was?
Er wollte sie gerade berühren, als sie noch mehr zuckte und dann brach es aus ihr heraus.
Nein, kein Alien, ein lautes Lachen.
Tony zuckte zurück, starrte sie an, die die Augen öffnete und mit einem schelmischen Grinsen ein „Du solltest dein Gesicht sehen“ kicherte.

Der „Very Special Agent“ bemerkte, wie eine Achterbahnfahrt der Emotionen in ihm losbrach. Erleichertung, Wut, Amüsement, Sorge, Panik und wieder Erleichterung.
„Das…“, stammelte er und schaute sie an, selbst mit sich ringend, nicht zu lachen, wobei er merkte, wie seine Mundwinkel hochrutschten, „… war nicht witzig.“
„Du grinst.“, stellte sie fest, erhob sich und trat auf ihn zu, um ihn zu umarmen, zu küssen und ihm dann frech entgegenzugrinsen: „Ich hab doch gesagt, dass es nicht klappt.“
Dann hörten sie ein lautes Pochen.
Und es kam von der anderen Seite der Tür.
 TBC

  Kapitel 18.4  

McGee starrte die hübsche Brünette, deren aufregende Kurven in der Unterwäsche mehr als deutlich abzeichneten, verdattert an.
Das musste ein Scherz sein, anders konnte er es sich nicht erklären. Gibbs war tot? Na aber sicher.
Er merkte, wie gegen seinen Willen ein Lächeln über seine Lippen kroch.
„Soso, Gibbs ist tot, hm?“, fragte er und bohrte seinen Blick in die hübschen, blauen Augen der Frau, die ihn an Seven of Nine erinnerte: „Und wir sind verheiratet. Und das ganze seit 8 Stunden. Und wir sind 5 Monate in der Zukunft?“
Hansen nickte, machte sich von ihm los und beugte sich vor, um nach ihrer Jeans zu greifen, in die sie nun schlüpfte.
Der Blick des Computergeeks glitt kurz über den Körper vor ihm, ehe er tief Luft holte und dann den Kopf schieflegte: „Du kannst mir nicht zufällig sagen, wie die Hochzeit war und wer alles da war?“
Seufzend richtete sich Jessica auf, verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte ihn mit einem leicht-genervten Blick. „McGee“, setzte sie an und ihre Stimme erschien, trotz der Genervtheit in ihrem Blick sanft und sorgend: „Ich weiß, dass Du mir momentan nicht traust. Wir haben diese Situation schon etliche Male durchlebt und – wir wissen nie, wann der nächste Schub kommt. Aber – eines kann ich dir versichern: Ich bin nicht dieser Traceless – und wir haben vorgesorgt.“
Damit trat sie an ihm vorbei und verließ das Schlafzimmer. Erst jetzt hatte McGee – Hansen – oder wie auch immer er sich gerade nennen wollte – Gelegenheit und Muße, sich genauer umzusehen. Kurz erkannte er die Details der Umgebung. Das Schlafzimmer war – durch einen kleinen Durchgang – vom Wohnbereich abgetrennt, wies zwei zusätzliche Türen auf, die vermutlich in zwei seperate Badezimmer führen würden Kurz warf er einen Blick hinter sich und erstarrte. Hinter ihm befand sich ein Fenster und durch dieses Fenster hatte er einen guten Blick auf das weiße Haus.
Und gerade, als er wirklich komplett zu sinnen kam, kam ihm auch ein Gedanke: „Hoffentlich hat die First Lady nichts gesehen.“
Langsam ging er den Teppichboden in Langflorqualität entlang, der in diesem Zimmer ausgelegt war, verließ das Schlafzimmer der Suite und näherte sich dem hellen, freundlichen und geräumigen Wohnbereich.
Die Sonne schien hell in das Zimmer, machte es zu einem lichtdurchfluteten Wohnerlebnis, das eine cremefarbene Sitzgruppe der Firma Brolf Enz zierte, die er von seiner Position aus sehr gut sehen konnte. Er trat näher an einen Schreibtisch, auf dem er Briefpapier erkennen konnte. Bald würde er wissen, wo er war – wobei er sich darüber keine großartigen Gedanken machen musste. Die Fakten sprachen für sich, aber noch wollte er es für sich beweisen. Ein Blick auf das Briefpapier bestätigte ihm, , was seine Sinne ihm schon verraten hatten – er war im Adams Hotel, gegenüber des Weißen Hauses – um genauer zu sein in der Präsidentensuite. 

Er spürte die Wärme eines Körpers hinter sich, eines, im Vergleich zu ihm, kleineren Körpers, drehte sich um und musste seinen Kopf nach unten neigen, um Jessica in die Augen zu blicken. 
Sie war gut 14 Zentimeter kleiner als er und schaute ihn mit Bestimmtheit im Blick an, als sie eine DVD hochhielt.
„Hier“, sagte sie und in diesem Moment klang ihre Stimme derart rauchig, dass er sich an diverse Szenen aus Star Trek – Raumschiff Voyager – erinnert fühlte. Auch dass sie sich umdrehte und jeden Schritt, den sie tat effizient zu planen schien, ließ ihn mehr daran denken, tatsächlich Seven of Nine geheiratet zu haben, als Jessica Hansen.
„Schau Dir die DVD an, es wird sich alles erklären.“
„Gerade jetzt würde ich lieber mal meine Kollegen anrufen.“, erwiderte McGee, doch die schöne Brünette schaltete ungerührt den Fernseher ein und spielte die DVD ab.
„Hi Timothy“, hörte er eine Stimme – seine Stimme – und das Handy, dass McGee gerade eben noch genommen hatte, entglitt seiner Hand und landete klackernd auf dem Boden. Tim schluckte. Das konnte doch nicht wahr sein. Er trat auf den Fernseher zu, von dem aus er sich selbst ansah und weitersprach:  „ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll, aber Du wurdest von einem INTAR getroffen. In die Stirn“
Der McGee im Fernseher berührte die Mitte seiner Stirn, dort, wo gerade Kopfschmerzen zu pulsen begannen.
„Hierhin“, sagte der Fernseh-McGee und Tim spürte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und er in die gar-nicht-mal-so-überraschenderweise-starken Arme der Militärfrau Jessica Hansen sackte, die ihn festhielt und ein „Schatz, bist Du in Ordnung“ von sich gab, ehe die 14 Zentimeter mehr sich bemerkbar machten und er mit ihr auf den Boden plumpste. Jessica – Musterbeispiel an schnellen Reaktionen – spreizte die Beine, damit Tim nicht auf sie fallen und sie verletzen konnte, verschränkte sie dann hinter seinem Rücken,  fingerte nach der Fernbedienung, drückte die „Pause“-Taste und der McGee auf dem Bildschirm erstarrte mitten in der Bewegung. Timothy Hansen hingegen gönnte sich einen kurzen Moment der … er wusste nicht was… ließ sich gegen Jessica sinken und atmete tief durch. Es tat gut, ihre Wärme zu spüren, ihr Parfum zu riechen und zu merken, wie sie ihm sanft über die Stirn fuhr.
„Mein armer McGee.“, hauchte sie und küsste ihm dann in den Nacken: „So hart hat es dich noch nie erwischt.“
Er schluckte, schaute sein Selbst auf dem Bildschirm an, das sich immer noch gegen die Stirn tastete und warf dann einen Blick über die Schulter: „Das ist meine erste Nachricht an mich selbst.“
Sie lächelte: „Nein, eigentlich nicht.“
Dann beugte sie sich vor, und küsste ihn auf die Stirn: „Ich kann dir erzählen, was Du wissen musst.“
McGee – Hansen – wer auch immer er gerade war – schüttelte den Kopf: „Ich glaube, wenn ich mir schon Mühe gebe, mich selbst aufzuzeichnen, dann werde ich mir auch was zu sagen haben.“
Sie seufzte, zog ihre Beine unter ihm weg, richtete sich auf und half ihm hoch.
„Ich bring dich noch eben zur Couch.“, sagte sie, half ihm, sich auf das cremefarbene Faulteil sinken zu lassen und reichte ihm die Fernbedienung.
„Dann lass ich dich mal mit dir allein.“, zwinkerte sie ihm zu und trat an ihm vorbei zur Tür: „Wir sehen uns zum Honeymoon-Brunch mit den Resten der Hochzeitsgesellschaft. Nicht vergessen. Punkt 1 Uhr.“
„Okay, Liebling.“, nickte er und kaum, dass die Tür geschlossen war stockte er. Hatte er gerade wirklich ‚Liebling’ zu Jessica gesagt? Tse – wie schnell das doch ging.
Innerlich mit den Schultern zuckend, griff er nach der Fernbedienung und schaltete sich selbst auf „Play“.
„Hierhin.“, führte der Tim auf dem Bildschirm aus.
Wenn das alles zutraf und er tatsächlich mit Jessica verheiratet war und tatsächlich ihren Namen angenommen hatte, war eine Unterscheidung zwischen dem sich auf der Couch und dem sich auf dem Bildschirm definitiv möglich. Er würde sich jetzt Tim nennen, den auf dem Bildschirm „McGee.“
„Ein Intar… gott, Sam könnte es dir besser erklären – oder Daniel“ – McGees Gesicht zerfurchte sich mit einem zweifelnden Blick, etwas, das Tim ihm gleichtat, als er den Rest des Satzes hörte, der „ aber Daniel ist vor knapp 5 Monaten verschwunden.“ lautete.  Daniel Jackson war verschwunden? Und dann auch noch in genau dem Zeitfenster, in dem nicht nur angeblich Gibbs gestorben, sondern auch er sich seinen permanenten Gedächtnissprung -nein, das Wort klang nicht schön. Perm-Amnesie vielleicht?  -  zugezogen hatte? Durch einen INTAR-Treffer?
„Du bist verheiratet“, sagte McGee auf dem Bildschirm, „– diese Botschaft wurde am Tag vor deiner Hochzeit aufgenommen und … wie soll ich dir das sagen? Lass es dir einfach von Jessica erklären.“
Sprachs, nur um sich an eine nicht im Raum befindliche Jessica Hansen zu wenden, und ein „Jessica, Liebling, könntest Du uns bitte alleine lassen? Danke.“ zu sagen, - ein nutzloses Unterfangen, schließlich war Jessica schon längst weg, ausser Jessica hatte diese Aufnahme gemacht und sollte etwas nicht mitbekommen -  ehe er sich wieder an Timothy Hansen wandte: „Also pass auf, die Sache ist wie folgt.“
So, jetzt wurde es spannend. Was war in den letzten 5 Monaten passiert?
„Du bist nicht mehr beim NCIS.“
Tim schluckte. Vielleicht war es besser, dass er auf der Couch lag und nicht neben ihr stand, ansonsten wäre er vielleicht wieder umgekippt. Das waren ja gute Nachrichten – was tat er dann, wenn er nicht beim NCIS arbeitete?
„Der Intartreffer in die Stirn hat dein Gehirn beeinträchtigt.“, klarifizierte McGee – the ghost of work past – auf dem Bildschirm:  „In zufälligen Intervallen verlierst Du Erinnerungen. Das gilt für beides – die Intervalle, in denen du Erinnerungen verlierst und die Zeitintervalle DIE du verlierst. Kann sein, dass Du nur ein paar Sekunden verlierst, ein paar Stunden, Tage oder gar Monate. So wie jetzt. Deshalb sitzt Du hier und schaust dir dieses Video an.“
Hansen blickte seine Vergangenheit auf dem Bildschirm an: „Ich liege hier.“
Kaum, dass er dies gesagt hatte, fragte er sich, wieso er dies gesagt hatte. War es tatsächlich so, dass er das letzte Wort haben musste, selbst sich selbst gegenüber? Oder hatte die Arbeit mit DiNozzo ihn so sehr verändert, dass er – wann immer es passte – blöde Sprüche reißen musste?

„Dies beeinflusste deine Arbeit beim NCIS so stark, dass Du den Job dort verloren hast. Du bist zwar noch da – aber nicht in offizieller Position. Du bist eine Art Berater in Cybercrime-Angelegenheiten und schreibst weiter an „Deep Six“ – Vance sieht es als gute PR-Geschichte und Marketing-Projekt.“

Aha. Er war also in beratender Funktion tätig und bekam nun offizielle Genehmigung, die „Deep Six“ Romane zu schreiben? Dies schien Hansen so absurd, dass selbst McGee dessen bewusst wurde und mit den Augen rollte. Oder gefiel ihm die Aussicht, nur auf beratende und schreibende Funktion reduziert zu sein, nicht? „ Du bist in die Aktuellen Fälle Aktenlesenderweise involviert – unterhältst dich mit Ziva, Tony – Tony ist übrigens der neue Chef des Teams -  Ach ja – und da ist Maura. Maura ist deine Nachfolgerin, die neue „Bambina“ und wenn Du dachtest, dass Tony dich schlimm behandelt hat, hast Du bei Maura noch nichts gesehen.“
McGee pausierte, schien zu überlegen und Tim merkte, dass es ihm erschreckend leicht fiel, diesen Überlegungen zu folgen. Natürlich, wenn ihn ein Intar, also eine Waffe, die auf Energie basierte und den Körper durcheinanderbrachte, in den Kopf traf, würde vermutlich die elektromagnetische Resonanz – oder was auch immer – sein Gedächtnis mehr als nur gründlich durcheinanderbringen. Dass er so keine Hilfe für den NCIS war, war auch klar. Zumindest nicht ermittelnd. Seine Kenntnisse über Cybercreme schien er nicht verloren zu haben, genausowenig wie seine Fähigkeiten als Autor. Und anscheinend schien er dies sogar so gut zu beherrschen, dass Leon Vance, der Mann, der bisjetzt allem möglichen widersprochen hatte, die „NCIS-Fanfiction“, wie er sie gerne selbst nannte und bei der er nur dem folgte, was jeder gute Autor tat, nämlich über das zu schreiben, was er kannte, in großem Stil zu publizieren.

„Ach übrigens“, brachte sich McGee wieder in Erinnerung - und das bei einem beinahe amnesischen Mann, da kann man nur gratulieren - , „wenn Du das hier siehst, lagst Du mit einer wunderschönen Frau im Bett und weißt gar nicht, warum, respektive Wie. Wie schon gesagt – du hast geheiratet. Glückwunsch von mir.“
Hansen konnte sich ein „Ja, erm… danke?“ nicht verkneifen, ehe McGee fortfuhr: „Und du heißt jetzt Timothy Hansen – und ich glaube nicht, dass ich dich dran erinnern werde müssen, aber falls doch: Ja, Du hast ihren Namen freiwillig angenommen.“
Ein leichtes Lächeln erschien auf Hansens Lippen – er konnte sich den Gedanken, dass er sich mit Jessica tatsächlich darüber gestritten hatte, wer wessen Namen annahm, eigentlich auch gar nicht vorstellen.

„Aber da ist noch eine Sache“, meldete es vom Bildschirm her und Tim konnte sehen, dass McGees Gesicht sehr ernst wurde: „das ist der Grund, weswegen ich Jessica rausgeschickt habe. Wir beide wissen, dass Du noch für eine andere Frau schwärmst – naja, eigentlich für zwei.  Keine Sorge, Abby geht es gut, sie ist inzwischen mit einem Beamten zusammen – ich weiß, das hätte keiner von uns beiden je gedacht, aber, sie hat ihn vor 3 Monaten kennengelernt und „uns freigegeben“, sozusagen.
Bleibt noch eine andere Frau.
Du kennst ihren Namen und ich kenne ihren Namen.“

Tim konnte sich ein Schlucken nicht verkneifen – ein sehr, sehr hartes Schlucken. Und wenn er bisher jeden Gedanken daran, dass dies real sein könnte, mit einem Hauch gewisser Grundskepsis gesehen hatte, merkte er, in dem Moment, in dem Tim sich selbst in die Augen sah, dass diese Person am anderen Ende des Fernsehers tatsächlich er selbst war. Er kannte sein dunkles, sein so tiefsitzendes Geheimnis, dass eigentlich niemand darüber tatsächlich Bescheid wusste. Nicht einmal Abby und mit ihr teilte er so gut wie jedes Geheimnis.
Und kaum, dass er – Hansen - den Namen geflüstert hatte, nickte McGee.
„ Genau – wir wissen beide, dass Du für sie schwärmst. Und da ist nichts verkehrt dran. Sie ist eine wunderschöne Frau, aber sie und Tony sind ein Paar – japp, du warst Tonys Trauzeuge, er ist unter all dieser harten Schale doch ein anständiger Kerl, aber das wissen wir beide ja auch. Und du hast Ziva einmal in einem Zustand alkoholischer Zuspitzung ihre Gefühle gestanden – und sie sagte, dass sie dich auch toll findet und wenn Du nur ein paar Jahre früher gekommen wärest, wäret ihr beide jetzt zusammen.“

War McGee gerade eben schon ernst geworden, blickte Hansen nun ein Timothy McGee an, den er so noch nie gesehen hatte. Das gewisse Grundamüsement, das er sich selbst gerne zuschrieb, war verschwunden und Hansen wusste, dass das, was jetzt kam, toternst gemeint war: „ Und nein – Egal was du jetzt denken magst, Jessica ist kein Lückenbüßer für die arschtretende israelische Kampfmaschine, die Du nicht haben kannst. Und wenn du tief in dich hineinhörst, weißt du das eigentlich auch.“
Tim überlegte kurz, wurde dann aber von weiteren Informationen überrollt, die McGee für ihn Parat hielt:  „Sie ist übrigens Jessicas Brautjungfer gewesen und hat den Posten gern übernommen und – das hat Jessica mir , also Dir, lächelnd verraten, hat gedroht, dass sie, also Ziva, wenn Jessica Dir jemals wehtun würde, mal wieder ihre alten Büroklammern herausholen würde – und Abby hat gesagt, dass sie dann wegsehen würde.

Und übrigens, falls Du dich das fragst – nein, Du hast Jessica auch nicht geheiratet, weil Du Laura gegenüber… oh, das Band ist gleich voll.

Da ist noch was – ich werde morgen heiraten. Die Hochzeitsbänder werden beiliegen und – noch ein anderes Band, falls Du am Hochzeitsmorgen aufwachst und nicht weißt, wo du hinsollst. Ja, das ganze ist sehr wie „Total Recall“ oder „Blackout – ein Detektiv sucht sich selbst.“, aber – das ist wirklich wichtig. Wir lieben Jessica. Und jetzt wird es Zeit für mich eine Drohung an Dich auszustoßen. Behandel Jessi gut – ansonsten tauche ich in deinen Träumen auf und werde dich jagen.“
Ein Grinsen erschien auf McGees Lippen, aber nicht nur auf seinen. Auch Tim konnte sich selbst lächeln fühlen – ja, das schien sehr nach ihm zu klingen.
„Ich wünsch dir einen schönen Hochzeitsmorgen und auch von mir nochmal „Alles Gute zur Trauung, Mister Timothy Hansen“.
Keine Sorge, Tim. Es wird alles gut. Bye bye“
Damit verschwand er selbst vom Bildschirm und machte einem DVD-Auswahlmenü platz. Tatsächlich – wer auch immer diese DVD erstellt hatte, er hatte eine Fotoshow und sogar zwei, drei Hochzeitsvideos mit auf die Scheibe gebrannt.
Tim wählte eines aus und sah es sich an.

Die Tür zur Präsidentensuite öffnete sich und McGee – nein, Timothy Hansen – verließ seine Unterkunft. Er trug einen Smoking – genau die Kleidung, die ihm anscheinend Jessica herausgelegt hatte – und folgte Instruktionen, die er, auf kleine Karten geschrieben, in seiner Anzugjackentasche gefunden hatte. So stieg er in einen Aufzug und fuhr hinunter in das Erdgeschoss, folgte einem roten, auf dem Boden kleibenden Band, das zu einem Schild führte auf dem „Honeymoon-Brunch – Hansen-Wedding“ geschrieben stand.
Wer um alles in der Welt hatte genügend Geldmittel zur Verfügung, ihnen ein Hochzeitswoche im Adams-Hotel zu finanzieren? Selbst mit den Einnahmen aus seinen Tantiemen, seinem Lohn beim NCIS und dem Sold, den Navy Lieutenant Jessica Hansen bezog, kombiniert konnte man sich so etwas nicht leisten, ohne auf Nennenswertes verzichten zu müssen. Mit den Geldmitteln, die ihnen zur Verfügung standen, konnte es entweder eine Hochzeitswoche in einem eher billigeren Hotel sein, oder aber ein Wochenende im Adams – aber so?
Und kaum, dass er sich das gefragt hatte, spürte er einen kräftigen Schlag auf die Schulter.
„Hey“, hörte er die Stimme Gibbs, fuhr herum und stellte fest, dass der Mann, der ihm gerade die Hand auf die Schulter gelegt hatte, nicht Gibbs war, sondern Anthony D. DiNozzo Senior.
„Stehen wir hier nicht draußen rum. Lass uns reingehen. Ich bin sicher, Junior erzählt schon wieder irgendwelche peinlichen Geschichten über dich.“
„J… ja.“, gab Hansen verwirrt von sich, trat einen Schritt auf die Tür, die zum Empfangsraum führte, zu und stockte, als er in der Glasscheibe der Tür, die Reflexion von Gibbs sah, wie er mit verschränkten Armen am Aufzug stand und ihn wartend ansah.
Hansen – McGee – wer auch immer – drehte sich erneut um, doch Gibbs war verschwunden.
Bildete er sich das alles nur ein?
Schließlich hatte Jessica gesagt, dass Gibbs gestorben war.
Er musste es sich einbilden, welche anderen Möglichkeiten gab es denn? Vielleicht ein Holodeck? Das war nun wirklich lächerlich. Andererseits, ein Intar-Treffer in den Kopf, der einem das Gedächtnis kurzzschloss, war auch nicht sonderlich plausibeler.
„Was ist los?“, fragte Tonys Vater und Mc… Hansen zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, Mister DiNozzo. Ich glaube, ich muss nochmal hoch, zu meinem Laptop und sagen Computer? Programm beenden..“
Nichts.
Es passierte nichts. Kein Holodeckgitter tauchte auf, keine Computerstimme, die sagte, dass der Befehl nicht ausführbar war – kein gar nichts.“
Nur der ihn verwirrt anblickende Anthony D. DiNozzo Senior, der vermutlich gerade sehr am Verstand des Jüngeren zweifelte.
„Alles in Ordnung, mein Sohn?“, fragte er und Tim nickte: „Mir geht es gut, Sir. Lassen Sie uns reingehen.“
Sprachs, schritt durch die Tür und warf noch einmal einen Blick in Richtung der Aufzüge. Nein, Gibbs war nicht mehr da.
Vielleicht war es doch eine Halluzination?`
Vermutlich.
Sämtliche Gedanken waren wie weggeblasen, als er Jessica sah, die gerade Ziva umarmte und dann zu ihm herüberlächelte.
„Vergiss die Realität.“, grinste Hansen und trat auf die Frau – seine Frau – zu.

 TBC  
 Kapitel 18.5

Schmerzen.
Daniel Jackson spürte tatsächlich Schmerzen. Silberhell, höllisch und so stark, dass er zwar versuchen konnte, sie zu ignorieren, er aber wusste, dass er nur scheitern konnte – und er konnte nicht anders… er musste lächeln. Wenn er wirklich Schmerzen verspürte, wenn er tatsächlich die Pein einer ausgekugelten Schulter verspürte… dann war dies real. Oder?
Zumindest war es so real, wie es sein konnte.
Und kaum, dass er diesen Gedanken gedacht hatte, konnte er sich nicht helfen. Er schüttelte den Kopf: „Was für ein Klischee.“
Ein Klischee, das nicht besser wurde, wenn er bedachte, wie häufig seine Schulter durch die Treffer, die das Föderationsraumschiff einsteckte, schlingerte, bockte und bebte.
Daniel Jackson stellte sich gerade vor, wie die DRAGONFLY flog – wie sie pfeilgleich vor dem floh, was sie gerade zu zerstören suchte. Vor seinem inneren Auge sah er, wie das majästetische Schiff der Intrepid- Klasse goldene Lichtstrahlen und Lichtkugeln spuckte und sich gegen den unbekannten Angreifer verteidigte.
„Feuere Phaser und Photonentorpedos ab“, schrie Jill Menacer, taktische Offizierin, gegen den Schlachtenlärm an, betätigte die dazu erforderlichen Schaltflächen auf der taktischen vorderen Konsole, warf dann einen Blicka uf einen, in selbige Konsole eingelassenen Bildschirm und rief: „FESTHALTEN!“.
Der Ruf kam keine Sekunde zu früh, denn von einem Moment auf den Nächsten bockte und buckelte das 344 Meter lange Schiff, sprühten Funken von der Decke, wurde die Dunkelheit der Brücke noch allumfassender. Licht fiel aus, nur die treuen, roten Lampen, welche „Alarmstufe Rot“ verkündeten, blieben erhalten.
Die Schulter des Anthropologen meldete sich mit silberhellen Schmerzimpulsen, die ihn stöhnen und mit den Zähnen knirschen ließen, ehe er die vertraute Hand Sams neben sich spürte, deren blau-graue Augen er trotz Mangelbeleuchtung immer noch gut erkennen konnte.
Und er wusste, was sie vorhatte.
„Tu, was du tun musst.“, keuchte er und erlaubte es sich, sich in ihren Augen zu verlieren, zu sehen, wie sie verzaubernd funkelten – zumindest bildete er sich das ein, denn sein Sinn für Realismus flüsterte ihm in diesem Moment böse zu, dass die Augen nicht verzaubernd funkelten, sondern – beinahe schon im Gegenteil – besorgt dreinblickten, als sie die Schulter ergriff und…
Daniel schloss die Augen.
Er war nicht hier.
Er war mit Sam am Strand von Hawaii, beide tranken Cocktails und die Hitze ließ ihre Körper in Schweiß glänzen, ohne, dass sie sich sportlich betätigt hätten. Einer der Tropfen, der sich in Sams kurzen Haaren bis zur Haarspitze vorgekämpft hatte, tropfte herunter, an ihren Augen, den Lippen und dem langen Hals entlang, vorbei an den vom Bikinioberteil verdeckten Brüsten, hinauf auf den durchtainierten Bauch, dessen Muskeln AAAAAAAAAAAAAAAAAARGH .
Hatte er tatsächlich geschrieen? Oder hatte er das nur gedacht?
Langsam, aber sicher kämpfte er sich durch die Wogen des Schmerzes, die durch sein Schultergelenk rasten. Er würde nicht aufgeben, würde nicht ohnmä…

Die Geräuschkulisse hatte einen Sprung.
Jackson wusste nicht, wie lange er tatsächlich ohnmächtig gewesen war, er wusste nur, dass es so gewesen sein musste, denn – wie schon gesagt – die Geräuschkulisse hatte einen Sprung. Das bedeutet, dass ihm von den Geräuschen, die ihn umgaben, den taktischen Berichten, die Jill von sich gab, ohne das irgendjemand zuzuhören schien, das beruhigend-einschläfernde „Shhhht, Daniel, es wird alles gut“ von Sam und das „Bericht, Carter?“ von O’Neill mindestens drei, wenn nicht gar fünf Silben fehlten.
Aber – das musste der Wissenschaftler zugeben – die Schmerzen waren weg. Nicht ganz, sie waren nur nicht mehr so prominent. Und, wenn er ehrlich war, konnte er sich momentan eigentlich keine bessere Position vorstellen können. Sam hatte seinen Kopf in ihren Schoß gebettet, streichelte ihm sanft das Haar – und eigentlich war er sich sicher, dass seine Frisur gerade ein ziemliches durcheinander war -  und er spürte ihre Wärme und Nähe und merkte, wie beruhigende Lethargie durch seine Muskeln floss, seine Arme schwerer werden ließ, genau wie seine Augen, wie eigentlich so ziemlich alles.
Am Liebsten würde er sich diesem Gefühl jetzt gleich hingeben, sich einfach fallen lassen und erst wieder aufwachen, wenn alles vorbei war und er auf der Krankenstation des Föderationsschiffes von Doktor Intrupper zurechtgemacht und zusammengeflickt wurde.
Und plötzlich war alles vorbei.
„Feind zieht sich zurück!“, meldete Jill, an niemand speziellen gewendet und Daniel hörte, wie er erleichtert aufatmete. Es war vorbei. Wer – oder was – auch immer sie da ärgern wollte, er – sie – es hatte das Interesse verloren und beschloss nun, sich anderen Gegnern zuzuwenden. Ihm konnte es egal sein. Sie waren nun auf dem Weg zurück zur Erde, der NCIS, der an Bord war, würde seinen Fall aufklären und er würde sich um die Beerdigung von Sam und…
Aber Sam und SG-1 waren gar nicht tot. Im Gegenteil, sie waren sehr lebendig und daher konnte er an die Zukunft denken, die er mit Sam geplant hatte. Vielleicht war es ein bischen zu sehr „Spießer“-Glück, was er sich vorstellte – Hund, Zaun, Kinder, Bäume (nicht zwangsläufig in der Reihenfolge)  -  aber Sam schien auch diesen Traum nach Normalität zu haben. Und irgendwie überraschte es Daniel wenig bis gar nicht. Wenn man einen gewissen Teil – nahezu ein Drittel seines Lebens – damit verbracht hatte, bösen, tyrannischen, Goa’Uld in den Allerwertesten zu treten, das Universum zu retten oder sonst irgendetwas Abgefahrenes zu tun, dann – ja, dann war das Spießerglück tatsächlich der willkommene Ausgleich. Und wenn er ehrlich war … warum auch nicht? Er konnte sich schon vorstellen, wie Sams 60 Jähriges Ich – in Ehren ergraut – mit ihm, der auch hier und da Falten hatte, auf der Terasse saß und den Enkelkindern beim Spielen zusah.
Und sie würden…

Dann hörte er die beiden Worte, die ihn elektrisierten. Jill Menacer sprach sie aus und sie zeugten von einer inneren Getriebenheit und Dringlichkeit.
„Captain? Commander?“

Daniels Kopf ruckte hoch.
Tatsächlich. Während des gesamten Gefechtes waren die beiden Kommandanten der DRAGONFLY ruhig geblieben. Gut, bei Cal war das sowieso kein großes Problem, der Mann hatte von taktischen Manövern keine Ahnung und hielt sich daher meistens im Hintergrund, dem schönen Sprichwort folgend: „Es ist besser, für einen Narren gehalten zu werden und zu schweigen, als den Mund aufzumachen und jeden Zweifel zu zerstreuen.“
Aber Agatha war in der Regel bereit, einzuspringen und war sogar eine gute Kombattantin. Von ihr nichts zu hören, war schon befremdlich.
Dann ging das Brückenlicht wieder an.
Cal und Agatha saßen nebeneinander und schienen sich nicht zu rühren. Aus irgendeinem Grund spürte, wie Daniels Herz zu pumpen begann, als er sich erhob und das Brückengeländer umrundete, das die hintere Sektion der Brücke, dort, wo bei Voyager Kim und Tuvok arbeiteten, von den Plätzen des Captains und des XO trennte. Langsam trat er die Stufen herunter und schluckte.
Die braunen Augen Cals starrten blicklos in die Ferne, in seiner Brust steckte ein Metallschrapnell, das wohl beim ersten Treffer heruntergekommen sein musste. Auch Agathas Augen waren in die Ferne gerichtet, vorbei an Alexander Strange, vorbei am Bildschirm, der – so stellte Daniel gerade fest – momentan kein Bild zeigte, sondern ein Gegrissel, wie man es sonst nur von Fernsehapparaten mit schlechtem Empfang kannte.Auch in ihrem Körper steckte Metall. Vermutlich hatten beide Offiziere weder gesehen, was da auf sie zu kam, noch hätten sie, wenn sie es gewusst hätten, eine Möglichkeit gehabt, ihrem Verderben zu entkommen.

„Daniel?“, hörte er die Stimme Sams und schluckte hart, als er in ihre blauen Augen blickte.
Er schlug die Lider nieder, schüttelte langsam und sachte den Kopf, ehe er sich an Jill Menacer wandte:
„Nimm bitte ins Logbuch auf, dass Captain Calvin Nathan Cat und Commander Agatha Silverbird im Einsatz gefallen sind.“
Jill blickte ihn an – wie vor den Kopf geschlagen – ehe sie ihren Kommunikator betätigte: „Gi… Gina?“
Daniel konnte hören, wie ihre Stimme brach.
‚Verständlich’ -  schoss es ihm durch den Kopf – ‚Cals Politik war ja darauf ausgelegt, Freunde und keine Mitarbeiter an Bord zu haben.’
Die samtene Stimme mit diesem leichten italienischen Unterton, die zu Gina Intrupper gehörte, meldete sich: „Jill? Alles in Ordnung? Was war das gerade, ich habe hier einen Haufen Verletzte.“
„Komm bitte sofort auf die Brücke. Wir haben hier zwei medizinische Notfälle.“, hauchte Jill und Daniel hatte das Gefühl, dass sie die Fassade der coolen Soldatin nicht mehr lange aufrecht erhalten würde können.
„Es wäre besser, wenn man mir die Beiden runterbeamen würde.“
Da hätte die Ärztin recht – wenn da noch etwas zu machen gewesen wäre. Das Problem war – Daniel erkannte leb- und blicklos in die Ferne starrende Augen, wenn er sie sah. Und auch, wenn es sich beiden beiden Toten um Agatha und Cal handelte, zwei Personen, die er sehr schätzte und sogar als Freunde erachtete, durfte er hier die Professionalität nicht schleifen lassen. Und ehe er wusste, was geschah, war Sam neben Jill, legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter und sprach dann selbst: „Gina? Hier Carter. Wenn da noch etwas zu machen sein sollte, dann dürfen die Beiden nicht bewegt werden.“
„Gut, dann beamt mich auf die Brücke.“
Kurz hörte Daniel noch ein „Special Agent Gibbs, sie sind in Ordnung. Kümmern Sie sich um den Rest der Patienten.“, fragte sich dabei, wie Gibbs wohl mit der Nachricht, dass er jetzt als Krankenschwester Einsatz fand, klar kam und sah dann, im nächsten Moment die Umrisse Gina Intruppers in Säulen Energie materialisieren.
Als sie die beiden Leichen sah, weiteten sich kurz ihre Augen, Schock ergriff Besitz von ihr, dann atmete sie tief durch und nickte Daniel zu: „Wenn Sie mir bitte helfen wollen, Doktor Jackson?“
„Natürlich, Gina.“

SFDebris nennt es den „Magic Meetingroom“, also den „Magischen Besprechungsraum“, weil hier alle Analogien, die der geneigte Drehbuchautor gewillt ist, seinen Figuren in den Mund zu legen, zur Realität werden.
Sessel mit Zusatzpolstern sorgen für einen komfortablen Sitz und das Dekor ist – zumindest auf der Voyager – ziemlich spartanisch. Auf der DRAGONFLY sieht so manches ein wenig anders aus, in diesem Fall jedoch nicht. Und momentan wäre es auch eigentlich egal.
Daniel Jackson saß links von dem Platz am Kopfende des Tisches, dort, wo eigentlich Calvin Nathan Cat saß, und blickte zu der Person in der gelben Uniform der ausführenden Offiziere.
Jill Menacer seufzte, drehte sich zu Daniel und wollte etwas sagen, verstummte aber.
Der Anthropologe lächelte ihr aufmunternd zu, sah, wie sie einmal kurz durchatmete und dann einen Knopf an dem Panel, dass sich auf des Captains Seite des Tisches befindet, betätigte.
„Carter“, sagte sie, „Schaltung aufs Schiff.“
„Schaltung erfolgt.“
Die hübsche Blonde holte tief Luft und setzte an.
Daniel war klar, dass die nächsten Sätze schwer werden würden.
„An alle, hier spricht acting Captain Jillian Menacer.“
Vor dem inneren Auge des Anthropologen sah er, wie Crewmitglieder der DRAGONFLY verwirrt und überrascht ihre Tätigkeiten unterbrachen, innehielten, der eine oder andere vielleicht sagend „Jill? Was is aus dem Trottel geworden?“
„Um 14:55 Ortszeit wurde die DRAGONFLY von einem unbekannten Angreifer attackiert.“, leitete Jill ein, ehe sie tief Luft holte: „Im Zuge der Kampfhandlungen sind mehrere Offiziere verletzt und zwei Kommandooffiziere getötet worden.“
Erneut eine Pause, ehe Captain Menacer die folgenden Worte mit ihrer ihr typisch-militärischen Kaltschnäuzigkeit vortrug: „Die Gefallenen – Captain Calvin Nathan Cat, Commander Agatha Silverbird – werden in zwei Tagen, nachdem wir in unsere Zeit gereist sind, mit allen militärischen Ehren beigesetzt werden. Ich danke führ Ihre Aufmerksamkeit.“
Damit hieb sie auf den Knopf, den sie gerade eben noch gedrückt hatte, blickte zu Daniel und schluckte kurz, ehe sie sich ein Lächeln abrang: „Das… ging überraschend gut.“
Und er konnte sich ein zustimmendes Nicken nicht verkneifen.
 TBC  
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 02.07.14, 16:45
  Kapitel 19 – Rätsel noch und noch

Zu sagen, dass sie geschlafen hätte, wäre eine Lüge. Abigail Sciuto hielt sich seit sie diese verdammten Aufzeichnungen gesehen hatte, mit „CafPOW!“ wach, der Erfrischungsbrause mit einem hundertfachen Koffeeingehalt und dem so einprägsamen Markennamen. „Caf-POW!“ – die Koffeeinexplosion die so gewaltig war, dass sie das Ausrufezeichen hinter dem W durchaus rechtfertigte. Und zu denken, dass sie Charakterzüge mit Abdul Sulman oder wie auch immer der Typ hieß, der seinerzeit Ziva gefangen genommen und gefoltert hatte, drehte ihr den Magen um.
Ziva.
Seit einigen Stunden kreisten ihre Gedanken nur um ihr Team. Sicher, sie war die Forensikexpertin des gesamten NCIS-Hauptquartieres, aber das Major Crime Response Team, geleitet von Leroy Jethro Gibbs, das war IHR Team. Das waren die Leute, mit denen sie freundschaftliche (und bei einigen nicht nur freundschaftliche) Bande knüpfte, die Leute, die ihr besonders am Herzen lagen und die Leute die…
Abby seufzte.
Es war das Team, das vor knapp 8 Stunden in Dubai gefallen war.

Sie wusste, wie schnell sich manchmal Dinge ändern konnten – wie schnell der Tod jemanden aus ihrer Mitte riss. Abbys Gedanken rasten zu jenem schicksalhaften Tag, als Ari Haswari – der Schweinehund – dies an Catelynn ‚Kate’ Todd demonstriert hatte. Und Jahre später war der Tod von Paula Cassidy genau so überraschend wie grausam gewesen, ebenso der von Director Jenny Shepherd oder der erst kürzlich erlittene Verlust durch Mike Franks. Und wie häufig ihr durch den Kopf gegangen war: „Das ist es. Das ist die letzte Mission von Gibbs.“, wenn ihr Silberfuchs und sein Team, der ebenso kluge wie herzensgute Timothy McGee, die warmherzige, eiskalte, wunderschöne Killerin Ziva David und ihr Tiger, Tony DiNozzo Junior, sich auf den Weg machten, irgendwen zu stellen… und dennoch kamen sie immer wieder. Hin und wieder zwar mal ein einem etwas lädierten Zustand – sie erinnerte sich da an den Port to Port Killer, der Ziva in ein Hotelzimmer gelockt und dann von hinten bewusstlos geschlagen hatte (der feige Hund), oder an Gibbs, der bei einer Ermittlung beinahe in die Luft gesprengt worden war -  aber sie kamen wieder.

Und dann das.
Dann die Situation, der sie nie beiwohnen wollte und sich vermutlich doch nicht vergeben hätte, wenn sie sie verpasst hätte: Der Tod ihrer Freunde.
Mit dem Tod ist es sowieso so eine Sache -  besonders mit dem Tod von Freunden oder Verwandten. Man will ihn eigentlich nicht miterleben, wünscht sich, seine Liebsten doch so im Kopf zu behalten, wie man sie zuletzt gesehen hat – aber man hat doch ein unglaublich schlechtes Gewissen, wenn man sich diesen Anblick „aus purem Egoismus“, wie man dann geneigt ist, zu denken, „erspart“ hat. Aber man weiß natürlich, dass es irgendwann unvermeidbar ist, dass man sich mit diesem Thema auseinandersetzt und beschäftigt. So auch Abby.
Sie wusste eigentlich, dass es eine Frage der Zeit war, dass erneut ein Mitglied des NCIS-Teams Nummer 1 (geführt von Gibbs) fallen – sterben – nie wieder kehren würde.
Es war ihr bewusst und sie fürchtete sich jeden Tag davor.
Andererseits wusste sie auch, dass dies zu diesem Job gehörte und man nicht jeden Tag in Angst leben kann.
Aber wer hätte gedacht, dass es genau dieser Tag gewesen wäre?
Dieser Tag, an dem sowieso schon alles irgendwie merkwürdig war.

Es war doch eigentlich ganz harmlos losgegangen – eine MMS Doktor Daniel Jacksons hatte um Identifizierung einer fremden Frau gebeten und Abby hatte diesen Auftrag gerne ausgeführt. Den AFIS zu füttern, war etwas, dass sie gerne mal tat, damit dieses Programm „in der Übung blieb.“ Ja, sie wusste auch, dass es sich hierbei nur um ein Computerprogramm handelte, aber sie arbeitete lieber mit Menschen zusammen, als mit Maschinen. Aus diesem Grund nannte sie den Kasten, der die Meiste Arbeit erledigte auch gerne „Major Massenspektrometer“ – wobei man hierbei sagen muss: Eigentlich heißt Major im Deutschen ja nix anderes als „groß“, „gigantisch“, „gewaltig“, „Mehr“- wie in Mehrheit.
Also das große Massenspektrometer von Abby – respektive der „Major Massenspektrometer“ wurde genauso mit entsprechenden Proben gefüttert, vermenschlicht – also, wenn sie gerade Zeit hatte.
Und AFIS auf das – zugegebenermaßen – recht attraktive Gesicht einer Fremden anzusetzen und zu gucken, was dabei rauskam, war etwas, was …
Sie verwirrte.
Wieso wollte Daniel eigentlich etwas über eine Grundschullehrerin wissen?
Ab da begann der Tag, wirklich schräg zu werden – besonders als Direktor Vance hereinkam und Neuigkeiten über die Tatortverunreinigung an der Stone’schen „Crime Scene“ haben wollte.

Und dann hatte ein Anruf Gibbs die Sache noch komplizierter werden lassen – und dennoch wäre Abby froh, wenn es dabei geblieben wäre. Nein.
Über Sicherheitsaufzeichnungen hatte die hübsche Laborgoth gesehen, wie Gibbs erschossen worden war – und hatte auch den Schützen identifiziert. Doktor Daniel Jackson höchstselbst.
Was danach passiert war, wusste sie so genau gar nicht mehr. Die letzten paar Stunden waren wie in einem Rausch der Wut vorrübergegangen, sie hatte sich versucht, mit Schusswaffen auf dem Schießstand abzulenken –was daran gescheitert war, dass der Schießstand geschlossen hatte. Auch der Caf-POW!-Automat war nicht unbedingt in Spendierlaune, was ein Kunststück war, wenn man das Ding konstant leerkaufte – und der NCIS-eigene Starbucks hatte ebenfalls schon lange geschlossen.

Es war Nacht, das war ihr aufgefallen – und sie fühlte sich alleine. Und das, obwohl die Nachtschicht ihren Dienst tat. Abby schlich sich aus dem Labor und fuhr mit dem Aufzug zum Bullpen, dort, wo Gibbs und Konsorten gearbeitet hätten. Hier war momentan nicht viel los, die paar Agenten, die das Los der Nachtschicht gezogen hatten, nickten ihr kurz verwirrt zu, doch sie bekam das alles gar nicht mit und stand dann plötzlich in der Mitte des „Gibbs-Bereiches“ des Bullpens, also dort, wo McGee und Tony mit dem Rücken zur Treppe saßen, die nach oben führte und somit zum MTAC und dem Büro des Directors.
Sie blickte sich um – noch wusste niemand, dass die Inhaber der paar persönlichen Utensilien, die auf den Bürotischen des Gibbs-Teams standen und in McGees Fall sogar kreatives Chaos zeigten, nicht wieder kommen würden.
Kurz schluckte sie, merkte, wie ihre Unterlippe bebte, aber sie würde dem Drang, zu weinen nicht nachgeben. Stattdessen schloss sie die Augen, atmete tief durch und …


„Hey, Abby. Magst Du mein neues Spiel sehen?“
Die Angesprochene öffnete die Augen, konnte beinahe sehen, wie eine geisterhafte Erscheinung, quasi ein McGee in semitransparent, blauleuchtend, aus dem Aufzug geschwebt kam und ihr zulächelte.
Sie grinste.
„Nein, danke, Tim. Aber schön, dass Du wieder da bist.“

„Wo sollte ich sonst sein? , fragte das Geisterwesen, schwebte neher und berührte mit seiner blau-semi-transparenten Hand das Tal zwischen ihren Brüsten:  „Ich bin immer hier. In deinem Herzen.
„Mein Herz schlägt aber links.“, lächelte die hübsche Laborgoth und blinzelte rasch die Tränen weg, als aus dem Aufzug drei weitere Geistererscheinungen schwebten.
Transparentoptik-Gibbs blickte sie an, legte den Kopf schief und schien das Loch in seiner Brust gar nicht wahrzunehmen.
 „Was machst Du hier eigentlich, Abby? Solltest Du nicht unten im Labor sein?“
„Das war soooooooooooooooooo typisch für Gibbs.“, schoss es der Forensikerin durch den Kopf, „Nicht mal im Tod kann er auf seine militärische ‚Time is money’-Art verzichten.“
Dann schaute sie ihn an, als er auf sie zugeschwebt kam und ihr einen Kuss auf die Stirn gab.

„Geh nach Hause, Abs. Es ist schon spät. Wir sind auch morgen noch hier.“
Sprachen die Geister, nahmen ihren Platz ein und – verschwanden.
Jetzt gab es kein Halten mehr.
Sie spürte die erste Träne, die ihre Wange herunterrann, atmete einmal keuchend ein und – verlor die Kontrolle. Sie kam erst wieder zu sich, als der Tag schon dämmerte und ein junger Mann sie anlächelte.
„Na, wieder bei uns?“
Jimmy Palmers ewig-optimistisches Lächeln schwebte vor ihr und sie hatte noch nie in ihrem Leben – respektive der Zeit, in der die Beiden beruflich miteinander zu tun gehabt hatten – so sehr den Wunsch verspürt, ihm dieses Lächeln aus dem Gesicht zu prügeln.
Aber sie würde es auch dieses mal nicht tun – so hoffte sie.

Leon Vance seufzte, als er den Telefonhörer sinken ließ.
Die letzten drei Stunden hatte er mit Dubai telefoniert, mit der amerikanischen Botschaft, der Polizei, der Verwaltung der Freezone – und immer wieder war er von Hinz nach Kunz weiterverbunden worden, immer wieder war die Antwort gewesen „Darüber kann ich keine Auskunft geben.“
Verdammt, war das denn so schwer?
Er warf einen Blick auf seinen Kalender -  Anfang November 2011. Gibbs Todesdatum war der 15.03.2045 – jene berühmten zweiten „Iden des März“. Waren die ersten „Iden des März“ mit dem Tod von Gaius Julius Cäsar untrennbar verknüpft, erinnert der 15.03.2045 an den großen Kampf bei Isny, einer Stadt im deutschen Allgäu, wo 2045 eine Sicherheitskonferenz stattfand. Jene Konferenz war Ziel eines Anschlags, den Gibbs in Überlebensverachtendem Heroismus vereitelte.
15.03.2045 – das war das Todesdatum Gibbs, das in Stein gemeißelt war.

Was ihn genauso frustrierte, war, dass auch er, der ein bekennender Fan des Spieles, das seit knapp 5000 Jahren den Titel „Spiel des Jahres“ abräumen müsste, war – nämlich „Bürokratie für Fortgeschrittene – Ein Spiel für 2 bis 45 Mitspieler“ – und daher auch wohl geübt in den gänigen Floskeln war, dennoch nicht die entsprechenden Schritte beschleunigen konnte, respektive niemanden fand, der sich „zuständig“ fühlte.
Niemand fühlte sich zuständig, niemand war gewillt, irgendwelche verbindlichen Aussagen zu machen und das Schlimmste war – er konnte die Behörden voll und ganz verstehen. Er würde es vermutlich auch nicht anders machen. Den Einzigen, den er einigermaßen verpflichten hatte können, war der Sicherheitschef der Freihandelszone gewesen und dieser hatte ihm lediglich Videoaufzeichnungen zukommen lassen können. Aber das war immerhin etwas.

Auch der Anruf bei General Landry vom Stargate Command, der seinen Sitz auf einem Sessel im Cheyenne Mountain Complex, in den Rocky Mountains bei Colorado Springs hatte, war – verständlicher weise – wenig berauschend verlaufen und war darin geendet, dass Landry in ein paar Stunden bei ihm auf der Matte stehen würde.
Erneut seufzte der dunkelhäutige Mann, erhob sich dann von seinem Sessel, trat auf die Zimmerbar zu und gönnte sich einen Schluck Whiskey, ehe er einen Blick auf das Poster warf, das einen Boxer zeigte.
„Auf Dich.“, sagte er, trank erneut einen Schluck und stellte das Glas wieder an seinen Platz. Er wandte sich um, trat auf die Tür zu seinem Vorzimmer zu und öffnete sie.
Cynthias Kopf ruckte hoch und er hatte das Gefühl, als habe er sie bei etwas gestört. Langsam legte er den Kopf schief, sie nickte ihm zu – ein Musterbeispiel an nonverbaler Kommunikation.
Glückliche Cynthia – sie wusste noch nichts von der Meldung, die gleich den gesamten NCIS lahmlegen würde.
„Director Vance?“, fragte sie und er schüttelte den Kopf: „Nicht weiter wichtig. Was lesen sie da?“
„Och, nur etwas aus der Klatschpresse.“, sagte sie und schloss das Fenster – doch Vance konnte noch drei Wörter entziffern: Wimbeldon, Indiana und Sydney.
Irgendwie regte sich eine Erinnerung in seinem Kopf, wischte sie aber weg. Es gab wesentlich Wichtigeres, dem man sich widmen musste.
Also blickte er die hübsche Sekretärin an, holte tief Luft und begann, ihr den Boden unter den Füßen fortzureißen.



Es tut weh.
Den Boden unter den Füßen fortgerissen zu bekommen, ist eine sehr schmerzhafte Angelegenheit.
Leon Vance blickte den Mann, der sich selbst Luther Sloane nannte, verblüfft an: „Könnten Sie das nochmal wiederholen?“
Und das tat der Angesprochene mit der Präzision und der Leidenschaftslosigkeit eines Computers.
„Sie,“ sagte er und deutete auf Fähnrich Vance, „Sie sind kein Nachfahre.“
Immer noch konnte sich der Sternenflottenfähnrich keinen Reim darauf machen und schüttelte den Kopf: „Das… das muss ein Mißverständnis sein.“
„Das ist keines.“, erläuterte Sloane und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, „Sehen Sie – wir haben Nachforschungen angestellt, haben die Leiche exhumiert und DNS-Analysen durchgeführt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Sie kein Nachfahre des Director Leon Vance vom NCIS sind, der im 21. Jahrhundert die Behörde leitete. Vielmehr…“
„Vielmehr bin ich dieser Vance?“, fragte der Mann in der Kadettenuniform und schüttelte erneut ungläubig den Kopf, ehe er Sloane anblickte: „Und was heißt das jetzt?“
„Das heißt, dass Sie Ihr Leben in die richtige Bahn lenken müssen. Deswegen fliegen wir zum Wächter der Ewigkeit.“
Vance schluckte.
Er war dieser Leon Vance, dessen Karriere er so inspirierend gefunden hatte – so sehr, dass er eine Bewerbung an den SCIS gesendet hatte, den „Starfleet Criminal Investigative Service“? Da stimmte doch etwas nicht. Das war doch eine enorme Verladung.
Oder?
Vance blickte zu seiner Frau Jackie, die gerade die Hände auf den Mund presste, als sei ihr entweder Übel geworden oder würde das Gefühl empfinden, einen lauten Freudenjauchzer unterdrücken zu wollen.
Auch Angelina und Thaddeus Stone schauten ihn verblüfft an und er blickte in die Runde: „Hey, ich hab nichts damit zu tun. Ich kann doch nicht wissen, dass ich tatsächlich dieser Vance bin.“
In der Tat klang das Ganze viel zu Abgehoben, als dass er sich darauf wirklich verlassen könnte. Schließlich hatte auch dieser Vance, dessen Rolle er jetzt vermutlich annähme, Eltern, Freunde aus Kindertagen, die ihn als Schwindler identifizieren könnten…
Es sei denn, die Sternenflotte würde eine Menge an Geld bezahlen – was Vance nicht großartig überraschen würde. Schließlich war Geld in der damaligen Form etwas, dass die Sternenflotte als „obsolet“ abtat.
Sowieso wurden Kontrolloffiziere mit aller größter Sorgfalt in die jeweilige Zeitebene eingewoben. Und dennoch – da konnte was nicht stimmen.

Und dennoch verließ er die Leroy Jethro Gibbs nicht und empfand sowas wie Neugierde, als das Schiff der Constitution-Klasse immer weiter der Welt des Wächters entgegenstrebte. Wie würde es im 21. Jahrhundert wohl sein?



Dieser Gedanke – diese grenzenlose Naivität – nervte Leon Vance heute nur noch. Damals, als er mit der Gibbs gen Ewigkeitsplanet gestrebt war, hatte er gedacht, er könne alles erreichen – und heute?
Heute reichte er der Frau, die seine Sekretärin war, ein Taschentuch, damit sie ihre Trauer daran ablassen konnte. Aber er würde dafür sorgen, dass das, was auch immer da unten in Dubai geschehen war, aufgeklärt würde – das schwor sich Vance bei den Tränen Cynthias – und wenn er dabei draufging.

Es ist eine Sache, einen Fall zu lösen, wenn man ein komplettes Team zur Seite stehen hat. Sicher – es gab Momente, das wollte Gibbs auch gar nicht beschönigen, in denen einem die Teamkameraden mehr nervten, als das sie ihm halfen. Beispielsweise, wenn McGee anfing, von irgendwelchem Technokram zu erzählen, den er zwar soweit verstand, als das er den Kontext kapierte, aber wenn es dann ans Detailwissen ging, scheitern musste. Zugegeben, er sah sich noch lange nicht beim vielzitierten „Alten Eisen“, aber er musste zugeben, dass er vermutlich nicht mehr in der Lage wäre, einen so komplizierten Vortrag, wie Tim McGee ihn gerne einmal hielt, in seiner Gänze zu verstehen. Wie gesagt – die Kurzfassung, sicherlich, den groben Handlungsabriss, auf jeden Fall, aber die technischen Details – auf keinen Fall.

Nichts desto trotz wünschte er sich gerade hier und jetzt eher diese Ablenkung, einen Tim McGee, der ihm irgendeinen Computerschwachsinn erzählte, als sich durch diese Akten zu wühlen, die ihm Robert Makepeace gebracht hatte.
Oh, er würde sein bestes tun, um den Fall des Colonels von allen Seiten zu beleuchten und er würde sich garantiert nicht voreingenommen präsentieren. Wenn man ehrlich war – was wusste man (und ganz besonders er: Jethro) schon über das Team SG-1?

Er hatte mit ihnen genau einen Einsatz absolviert und hatte sie eigentlich als sympathisch befunden – allerdings: So sehr er auch seinem Bauchgefühl vertraute, konnte er auch die Anklägerseite nicht einfach abbürsten und sagen: „Das ist alles gelogen.“
Nein, sowas musste ganz präzise und genau durchgearbeitet werden.

„Ich brauche mein Team.“
Das war der erste Satz, den Gibbs seit den letzten Stunden von sich gegeben hatte und seine Stimme klang rau.
Die Antwort Makepeaces war ihm irgendwie klar gewesen – sein Team war nicht da, konnte nicht aufgetrieben werden. Irgendwie ließ dies Gibbs Herz schneller schlagen, bedeutete dies nämlich, dass einige Mitglieder seines Teams noch am Leben waren. Wenn er in diese Gleichung einbezog, dass er selbst auch angeschossen worden war und den Treffer genau in die Brust gespürt hatte – dann war vielleicht auch McGee, den er gedanklich schon abgeschrieben hatte, ebenfalls nicht tot? Aber wer wusste das schon? Er sicher nicht, denn er hatte ja noch nicht einmal eine Idee, was mit ihm passiert war.
„Haut ziemlich rein, oder?“, lächelte Makepeace in diesem Moment und blickte ihn an. Verdammt, hatte der Colonel einen Einblick in seine Gefühlswelt erhalten? Hatte er seine Maske sinken lassen?
Jetzt galt es, den Ahnungslosen zu spielen.
„Bitte?“, fragte er daher und Makepeaces Lächeln wurde eine Spur breiter: „Sie fragen sich sicherlich, wieso sie nicht tot sind, oder?“
„Ich sehe Ihnen an, dass Sie das umtreibt.“, grinste Makepeace und räusperte sich: „Des Rätsels Lösung heißt Intar. Es ist ein Kristall, der jede Waffe immitieren kann und der das Opfer entweder verwirrt oder für Stunden ausser Gefecht setzt.“
‚Interessant’, dachte sich Gibbs, ‚Vielleicht sollte man das mal Vance vorschlagen, wenn es mal wieder an einen simulierten Einbruch geht.’
Erinnerungen an die Sache vor zwei Jahren quollen in ihm empor – damals hatten sie eine undichte Stelle im NCIS finden müssen, einen Maulwurf und hatten zuvor einen Einbruch in eine Sicherheitseinrichtung inszeniert. Es wäre sehr interessant gewesen, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn die Sicherheitskräfte …
Er stockte innerlich und schüttelte den Kopf.
Darum ging es hier doch gar nicht. Und dennoch konnte er sich nicht helfen – sein Herz schlug schneller. Wenn McGee noch lebte, befand er sich vielleicht auch irgendwo hier, in diesem Gebäude, wo auch immer er war. Und vielleicht konnten sie alle hier rausspazieren, wenn… ja, wenn er Makepeace dazu bewegen konnte, ihm sein Team zur Verfügung zu stellen.

Also tat er etwas, das er normalerweise nie tat.
Er wiederholte ein Anliegen.
„Um diesen Fall lösen zu können, brauche ich mein Team.“
Makepeace blickte ihn an: „Ich habe Ihnen gerade schon gesagt, dass Ihr Team nicht zur Verfügung steht.“
Der Satz war mit einer dermaßenen Ehrlichkeit dahingesagt, dass Gibbs sich fragte, ob der Colonel ihm nicht tatsächlich die Wahrheit sagte. Vielleicht war sein Team entkommen? Das wäre natürlich die Beste aller Möglichkeiten.
Wenn sein Team nicht hier war, wenn sie geflohen waren, wenn Ziva und Tony sich totgestellt und dann McGee und Jessica Hansen mitgenommen hätten, dann waren sie jetzt auf dem Weg nach Dubai und von dort aus war es doch nur ein Katzensprung nach Washington. Schließlich stand die von Tonys Dad gemietete Maschine immer noch dort und war vermutlich sofort bereit, zu starten.
Rasch machte Gibbs einen gedanklichen Überschlag. Ein Flug nach Washington – wie lange mochte er dauern? 12 Stunden? 20? Einen Tag? Dann wäre sein Team aber in Sicherheit und konnte in Washington agieren und diesem Ort – wo auch immer er sich befand – die Hölle heiß machen.
Er musste eigentlich nur einen oder zwei Tage aushalten. Das war zu schaffen. Im Irak hatte er weit länger im Schützengraben gelegen, hatte sich mit entsprechenden Medikamenten aufgeputscht, hatte sich – wenn gar nichts mehr ging – mit dem Gedanken an seine Familie, die zu Hause auf ihn wartete, wach und am Leben gehalten – da würde er doch zwei Tage in der Gesellschaft Makepeaces aushalten. Zumal Ziva David, damals, als sie in Saleem Igor Ulmans Gefangenschaft war, weit aus mehr ausgehalten hatte.

Vermutlich würden sich Gibbs und Ziva in Bälde genauer über solche Unterhaltungen austauschen können, wenngleich er bei Makepeace weniger das Gefühl hatte, dass er ihm bei einer Antwort, die ihm nicht passte, eine Kugel in den Kopf jagen würde.
Wobei – wer wusste es schon?
Erneut seufzte der Senior Special Agent und warf einen Blick auf die Akte.
„ Colonel Harry Mayborne ”, las er und runzelte die Stirn. Er hatte diesen Namen irgendwo schon einmal gehört, konnte ihn aber nicht zuordnen. Er überflog die Schriftstücke mit seinen blauen Augen, blätterte in anderen Akten nach und erinnerte sich daran, wie Maybourne ihn mit den Worten „Sie kommen hier eh nicht raus“ losgemacht hatte. Und Gibbs war viel zu klug, um es tatsächlich auszuprobieren… zumindest jetzt.
Nun blickte er zu Makepeace: „Was soll ich jetzt beweisen?“
„Beweisen Sie, dass ich einzig und allein zum Wohle der Erde gehandelt habe. Sie haben die Unterlagen, sie sind ein schlauer Fuchs, Sie können das.“
Ein sarkastisches „Oh, ja aber sicher“ konnte sich Gibbs verkneifen, doch er wusste, dass diese Überlegung, dass Makepeace tatsächlich unschuldig war, nicht unbedingt auf solidem Fundament stand. Wie würde der Colonel wohl reagieren, wenn er ihn nicht entlasten konnte?
Gibbs wusste es nicht – aber er wusste, dass es vermutlich kein anderes Urteil als einen Schuldspruch geben konnte. Sein Bauchgefühl riet ihm da zur Vorsicht.

Und so widmete sich Gibbs wieder den Akten.

In jedem Horrorfilm gibt es diese oder eine ähnliche Szene. Die Guten, von denen man sich schon von mindestens 50 % der Gruppe verabschieden kann und davon ausgeht, dass sie als „Monsterfutter“ enden werden, sind in einem Raum, es gibt kein Entkommen, zwei Türen, eine führt in den sicheren Tod und die andere – vermeintlich – in Sicherheit. Eigentlich ist es dann gar nicht so schwer, sich zu entscheiden, welche Tür man nehmen soll. Das ganze wird dadurch mehr als nur relativiert, dass es an der Tür beginnt, zu klopfen. Nicht sanft, nicht vorsichtig, sondern mit voller Wucht. BAMM! .

Im Kinosaal sind sicherlich hier und da ein paar erschrockene Laute erschrockener Leute zu hören und einige Jungs legen in Demonstration ihrer beschützenden Männlichkeit ihre Arme um das zarte Geschlecht neben ihnen, dass gerade gekeucht hat. Und dann gibt es zwei Möglichkeiten, nämlich einmal dass sich das Mädchen lächelnd in die Arme des sie beschützenden Mannes kuschelt und daraus eine Romanze entsteht, aus der später Opern und Arien geschmiedet worden wären, wenn – ja, wenn – man über so was überhaupt eine Oper machen könnte.
Die andere Möglichkeit ist die, dass das Mädchen sich losmacht und den Typen anschaut, als wolle sie sagen „Behalt mal schön deine Griffel bei dir.“
Es gibt natürlich auch noch die andere Spielweise, nämlich die, dass sich der Typ schutzsuchend in die Arme der Frau begibt.

Im Fall von Tony und Ziva ergab sich bei dieser Situation nur ein Problem. Dies war kein Film.
Sie waren in einer kleinen Schachtel von Raum gefangen, einer Luftschleuse eines Föderationsraumschiffes, der eine Ausgang führte in den sicheren Tod durch Ertrinken und der andere Ausgang hätte durch eine Explosion eines Sauerstofftankes freigelegt werden sollen, was er aber nicht tat. Dafür klopfte es. Laut, mit voller Wucht.
Bamm .
Und im Gegensatz zum Horrorfilm waren sich die beiden NCIS-Agenten noch nicht einmal sicher, ob auf der anderen Seite überhaupt ein menschenfressendes Monstrum auf sie wartete. Vielleicht war es ein Mitglied der Crew, das in einer Art „Transporterstasis“ gesteckt hatte? Wenn ja – wieso machte es sich nicht daran, die Lebenserhaltung wieder zu aktivieren?
Wenn nein – wer oder was war es dann?
Konnte es sich dabei vielleicht um etwas handeln, was die Crew von ihrem letzten Abenteuer mitgebracht hatte? In Tony DiNozzos Hirn schaltete sich sofort die „Filmreferenzdatenbank“ ein – und er konnte sich nicht helfen, er sah vor seinem inneren Auge auf der anderen Türseite McCready von „Das Ding“, der gegen die Tür hämmerte und dauernd „Watch the skies“ rief. 
Und gerade, als er beruhigend und beschützend einen Arm um Ziva legen wollte, stellte er fest, dass sie nicht mehr da war – stattdessen ging sie langsam und vorsichtig und wie in Trance auf die Tür zu.
„H… hey, Ziva.“, brachte der Halbitaliener hervor, „Mach keine Dummheiten, wir wissen nicht, wer da…“
Diesem spontanen Ausbruch an tatsächlicher Gedankenarbeit begegnete die Israelin mit einem scharfen, verärgerten „Shhh“ und entsprechenden Handbewegungen. Er wollte noch etwas anderes sagen, da hatte Ziva die Tür erreicht und presste ihr Ohr lauschend an sie.

„Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand.“
Ziva kannte das Sprichwort, auch wenn sie es momentan eher mit der Stimme von Tony hörte und in Gedanken den Satz mit „Da es aber eine Tür ist, an der ich lausche, ist dieser Kommentar hinfällig“ ergänzte. Interessant war jedoch, dass sie etwas gehört hatte. Geräusche, genauer gesagt, Worte. Noch genauer gesagt – ein Gespräch zweier Frauen, die gerade über sie diskutierten.
 „Was tust Du da?“, fragte die eine Frauenstimme, die einen eher amerikanischen Dialekt hatte, ihr aber irgendwoher bekannt vorkam. Gleiches galt für die Frau, der die Stimme gehörte, die sich nun mit  „Wonach siehts aus? Ich helfe“ zu Wort meldete und dabei einen sehr schön ausgeprägten, deutlichen britischen Akzent verwendete, der vermutlich irgendwo aus der Nähe von London kam. Und auch diesen Akzent hatte sie schon einmal gehört und sie wollte verdammt sein, wenn es sich hierbei tatsächlich um…
„Du weißt doch gar nicht, wer da hinter der Tür ist.“, stritt die Amerikanerin weiter, wurde aber von der Frau aus London mit einem  „Sie sind hier draußen auf jeden Fall besser dran“ auf die Notlage Tony und Zivas hingewiesen.
„JA!“, rief Ziva und hieb gegen die Tür, „Wir sind HIER DRIN!“
„Ziva?“
Die Israeli konnte bei beiden Frauen, die die Frage zur selben Zeit und im selben Duktus gestellt hatten, deutliche Überraschung feststellen und nickte befriedigt, als sie hörte, wie der „Dialog-im-selben-Duktus“ weiterging.
„Du kennst Sie auch?“
„Ich war mal in Israel.“
„Wer war da nicht?“
„Stimmt auch wieder.“
Warum der Autor hier keine Hinweise gibt, wer welchen Satz von sich gab? Es macht keinen Unterschied, beide Frauen, die Amerikanerin und die Britin verwendeten dieselben Wörter, denselben Duktus und sprachen die Wörter nur Millisekunden hintereinander aus.
„Könntet Ihr euch später darüber unterhalten, woher ihr mich kennt und uns rausholen?“, fragte nun Ziva und in diesem Moment merkte selbst sie, dass ihr israelisch-gefärbter Dialekt gerade starke Oberhand gewann.
Tony räusperte sich: „Kennst Du die beiden?“
Oh stimmt. Der Halbitaliener war ja auch noch da.
Mit einem „Mach dich auf eine große Überraschung gefasst“ wandte sich Ziva um und zuckte nicht einmal zusammen, als etwas mit großer Wucht und großer kinetischer Energie in die Fuge zwischen den beiden Schotten, die Ziva und Tony von dem Korridor, dessen hörbare Aktivitäten ein gewisses Maß an „Mehr Sauerstoff“ versprachen, trennten.

Und Ziva hatte nicht untertrieben, wie Tony in diesem Moment herausfand. Von draußen ertönten Geräusche körperlicher Anstrengung, ein „FESTER“ in britischem Akzent und ein „Ich geb mein Bestes“ –ebenfalls in britischem Akzent, allerdings mit leicht amerikanischer Stimmeinfärbung – und dann glitt das Schott einige Zentimeter weit auseinander. Sofort geschahen zwei Dinge. Erstens hatte der Halbitaliener das Gefühl, dass frischer Sauerstoff – einer Welle gleich – in den Raum schwappte, was vielleicht gar nicht so abwegig war und auf seine Sinne eine nahezu belebende Wirkung hatte, zweitens konnte er sehen, wie sich durch diesen Spalt Arme streckten und sich anstrengten das Schott aufzustemmen.
Es war nur eine Frage von Sekunden, ehe auch Ziva, sowie Tony an der Tür waren und ebenfalls ihre ganze Kraft in das Öffnen des Schottes investierten.
Es gelang – allerdings mühsam und Milimeter für Milimeter. Mindestens einmal sah sich Tony schon von den wieder zuschnappenden Schotten enthauptet, sein Kopf mit entsetzt-blicklosen Geleekugeln, die früher einmal seine Augen waren, über den Boden kullernd, als wäre er ein Nebendarsteller bei dieser unsäglichen Final-Destination-Reihe.
Es war schon keine Kleinigkeit, sich mit dem ganzen Körpergewicht gegen Schotten aus Duraplast oder Durastahl oder was auch immer anzustemmen und mehr als einmal verfluchte er sich dafür, diesen Tripp gemacht zu haben. Vielleicht hätte er lieber mit dieser Brünetten, die er im Hubschrauber gesehen hatte, im Computerraum des Komplexes bleiben sollen und hätte darauf bestanden, dass McGee und Ziva den Tauchgang machen. Schließlich konnte Probie die Übung brauchen, er…
Probie.
In seinem Inneren verkrampfte er sich. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor und dennoch …
 „Agent am Boden.“
Dieser Satz drang durch sein Schmerzvernebeltes Hirn und er fragte sich, wie er diesen Satz überhaupt hören konnte. Seine letzte Erinnerung betraf sich selbst, wie er mit einem – wie er fand – formvollendeten Kopfsprung ins Wasser eingetaucht war und wie plötzlich Kugeln anfingen, um sie herum ins Wasser einzudringen.

Er hatte sich wie einer der Helden aus einem Film gefühlt – eventuell True Lies, mit Arnold Schwarzenegger, einem der besseren Filme aus dessen Oevre, wie er auf der Flucht vor der arabischen Terroristengruppe Crimson Jihad ins Wasser vor den Florida Keys tauchte und unter Beschuss genommen wurde.
Innerlich hatte Tony nur mit dem Kopf schütteln können. In den 90ern waren arabische Terroristen noch etwas gewesen, worüber man sich lustig machen konnte. Haha, der Handlanger des Anführers war nicht in der Lage vorher zu checken, ob der Camcorder – allein schon der Camcorder war damals noch ein lächerlich-großes Ding gewesen – überhaupt noch genügend Akkuleistung hatte. In den 90ern, knapp nach dem kalten Krieg, war das alles kein Problem gewesen. Und heute? Er erinnerte sich daran, dass Gibbs erzählt hatte, wie er sich übergeben hatte, nachdem Mike Franks ihm…
Konzentrier dich, Tony! “, war es ihm durch den Kopf geschossen und er hatte sich für den Bruchteil einer Sekunde als den strahlenden Helden gesehen, der zusammen mit seiner wunderschönen Kriegerprinzessin hinunter zum Schatz taucht, um ihn zu…
 SCHMERZ
Schmerzen waren in seinem Rücken explodiert, silberhell und alles verzehrend und…

„Agent am Boden.“
Gesprochen mit der Stimme von Leroy Jethro Gibbs.
Tony glaubte, hören zu können, wie die Stimme seines Anführers – des Silberfuchses, den eigentlich so schnell nichts anficht – zitterte: „Ich wiederhole: Agent am Boden. Tim…“
Kurz machte Gibbs eine Pause, holte tief Luft und schien sich sammeln zu müssen, ehe er die fatalen Worte sagte: „Tim ist tot.“

Verdammt“, schoss es Tony durch den Kopf, ehe er bemerkte, dass die Welt um ihn herum immer dunkler wurde, „Nicht Tim.
Nicht die Person, die er als seinen kleinen Bruder, den er nie hatte, erachtete. Den Tod Kates und Paulas hatte er schon schwer verwunden, ebenso den Tod Jenny Shepherds oder den vermeintlichen Tod Zivas, als sie …

Nein , schoss es DiNozzo in der Jetztzeit durch den Kopf, denk nicht dran.

Die Tür war offen.
Tony atmete tief durch und reichte den Helferinnen die Hand: „Danke, dass Sie uns geholfen haben.“
Dann stockte er, wandte sich an Ziva und deutete, mit einem Kopfnicken, auf die beiden Frauen, die sich gerade den Schweiß von der Stirn wischten: „Sind das…“
Ziva nickte, als die Frau mit dem deutlich britischeren Akzent Tonys Hand ergriff, sie angemessen fest drückte und sagte: „Sie sind der Sohn von Anthony D. DiNozzo Senior? Freut mich Sie kennen zu lernen. Einige der Expeditionen meines Vaters und auch einige von meinen wurden durch ihn finanziert.“
Tony schluckte. Dad kannte Lara Croft?

Tim konnte nicht verhindern, dass er sich in den schönen Augen seiner Frau verlor.
Frau. “, schoss es ihm durch den Kopf und erst jetzt, wo er einen Blick auf die Gäste warf, die da in dem Saal platz genommen hatten, konnte er es endlich, wirklich selbst fassen.
Er war verheiratet. Verheiratet mit einer wunderschönen Frau, deren weißes Kleid ihr wie eine zweite Haut stand. McGee – Hanson konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wie sollte es auch sonst sein? Natürlich stand ihr jede Kleidung wie eine zweite Haut – dies war eine brünette Seven of Nine.
Und gerade, als er diesen Gedanken gedacht hatte, erfassten seine Augen an einem der Gästetische eine Bewegung, erhob sich dort eine Frau, die tatsächlich Seven of Nine sein könnte. Es traf alles zu, die Größe, die Augen, die Haare – und sie kam auf ihn zu.
Die Bewegungen präzise, knapp, beinahe schon militärisch, erreichte sie ihn, umarmte ihn und flüsterte ein: „Verletz meine Schwester und du wirst große Schmerzen erleiden dürfen.“
Überrascht machte sich McGee los, sah in die blauen Augen von Seven und bemerkte, wie der Schalk in ihnen funkelte. Ihre steinerne Miene verzog sich zu einem Lächeln, erneut umarmte sie ihn und sagte lauter: „Willkommen in der Familie, Timmy.“

Offenbar musste er genau so verwirrt ausgesehen haben, wie er sich fühlte, denn plötzlich stand Jessica neben ihm, legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte kurz zu Seven herüber, ehe sie sich Tim widmete: „Das ist meine Zwillingsschwester.“
Diese machte einen formvollendeten Knicks – wieso eigentlich, man war doch nicht bei Königins – neigte ihren Kopf leicht nach vorne und sagte dann: „Annika Hansen.“
„Annika?“, fragte Tim und er konnte sehen, wie sie mit den Augen rollte: „Ja – genau. Und nein, du brauchst dich nicht zu genieren, dass Dir der Gedanke durch den Kopf gegangen ist – ich kenn die Witze. Ja, ich weiß, ich sehe aus und heiße wie Seven of Nine. Widerstand ist zwecklos.“
Ein humorloses Lächeln erschien auf ihren vollen Lippen, als sie ein trockenes „Ha ha ha“ von sich gab.
Dann ließ sie sich auf den Stuhl nieder, von dem sie sich gerade eben erst erhoben hatte und nahm einen Schluck Wein, ehe sie sich wieder an Tim und Jessica wandte und dem Bräutigam ihrer Schwester ins Gesicht blickte.
„Hey“, sagte sie, mit einem diesmal-ehrlichen Lächeln auf den Lippen, „Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich nehm dir das nicht übel, es ist nur – ich hab diesen Satz seit meinen Uni-Zeiten gehört. Irgendwann ist es einfach nicht mehr witzig.“
„Dabei hat sie sich zur Comic-Con immer gerne als Seven verkleidet.“, grinste nun Jessica, was ihr ein „Jetzt fang nicht damit an“ von Annika bescherte.
„Jaja.“, machte die brünette Seven und hob entschuldigend, wenn auch mit einem leicht-ironischen Grinsen die Hände:  „Ich sag ja schon nichts mehr.“
Beide Hansen-Zwillinge zwinkerten einander zu, die gute Laune deutlich sichtbar, als Tim plötzlich von etwas angesprungen wurde.
Mit einem „UFF!“ stellte er fest, dass er geschätzte 50 Kilo weißgekleideter Laborgoth in den Händen hielt.
50 Kilo lächelnde Laborgoth, die einen Ring vor seinen Augen hin und her schwenkte.
„Hier, schau dir das an.“, grinste sie, „er hat mir heute einen Neuen gekauft.“
Irgendwie konnte sich Tim ein Lächeln nicht verkneifen. Das war so typisch Abby – das hier jemand gerade seine Hochzeit feierte? Egal. Dass der Bräutigam selbst von der Sache extrem überrascht war? Auch egal.
Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er sie anlächelte und dann den Ring genauer betrachtete.
„Hey, der ist wirklich schick.“, stellte er fest und reichte den zierlichen Goldring, der mit einem blauen Stein – Tim musste gar nicht groß überlegen, es war sicherlich Zirkon – bestückt war, an Jessica weiter: „Schick, nicht wahr?“
Seine bessere Hälfte strahlte: „Ja – aber der hier ist auch schön.“
Damit hielt sie ihm ihre ringbesetzte Hand hin, die er betrachtete und für sich feststellte, dass er sich so einen Geschmack gar nicht zugetraut hatte.
„Ich muss dir noch danken“, meinte Abby neben ihm und wandte sich nun Jessica zu: „Dass Du mit Rudi gesprochen hast.“
Tim warf ihr einen Blick zu: „Wer ist Rudi?“
„Eigentlich heißt der Rudiger“, sagte die hübsche Laborgoth mit einem ihrer häufigen, strahlenden Lächeln und begann immer schneller zu sprechen, wie eigentlich immer, wenn sie sich für etwas interessierte. Es war für den Romancier immer wieder ein Faszinosum, dass diese Frau es schaffte, Fakten in einer Geschwindigkeit abzuspuhlen, die selbst Scott Speed – der us-amerikanische NASCAR-Fahrer nicht mehr einholen konnte und bei denen Sebastian Vettel aus dem Formel-1-Rennzirkus ebenfalls nur noch die Flagge streichen konnte.
„Noch eigentlicher heißt Rudiger Rudiger“, sagte sie, stockte und schüttelte den Kopf, ehe sie versuchte, sich der Tücken des Objektes anzunehmen. „Rüdiger“, korrigierte sie sich, pausierte und grinste: „Das Ü ist ein Umlaut. Auf jeden Fall ist er ein deutscher Beamter und hat gleich mal seine ganzen Freunde aus seiner Wirkungsstätte eingeladen. Wenn Du willst, stell ich sie dir vor.“

„Was?“, schoss es Tim durch den Kopf, „Aber… ich weiß nicht, wann ich aus diesem Traum aufwache. Ich möchte mich jetzt noch mit Jessica glücklich fühlen.“
Seine Frau schien das zu bemerken, küsste ihn auf die Wange und nickte Abby zu: „Natürlich möchte er die Freunde deines Mannes kennenlernen.“
Und ehe er eine Möglichkeit hatte, sich großartig Gehör zu verschaffen, dass er genau das eigentlich gar nicht wollte, hatte ihn Abby schon mitgezogen und stand dann vor einem Tisch, an dem vier Personen saßen und sich die Umgebung besahen.

Nicht sonderlich ungewohnt war es, dass Tim, kaum, dass er in den Wahrnehmungsbereich der Vier gekommen war, unterschiedliche Reaktionen erntete. Ein Mann, der knapp 35 sein mochte, richtete sich auf, trat cool – fast schon zu cool – auf den Romancier zu, sagte ein knappes „Hi“ und hielt die Hand hoch, als warte er darauf, dass Tim ihn „abklatschte“. Und da er keine Anstalten machte, die Hand herunter zu nehmen, oder aufzuhören, den Mund sperrangelweit offen zu halten und sich das vermutlich erst dann ändern würde, wenn Tim ihm den Gefallen tat, ergab er sich seufzend in sein Schicksal und schlug mit seiner Handinnenfläche gegen die des 35-Jährigen.
„Ich bin Rüdiger.“, sagte sein Gegenüber und kaute auf etwas herum, was Tim erst jetzt als Kaugummi identifizieren konnte.
Der Romancier konnte sich ein inneres Augenrollen nicht verkneifen – naja, jede Hochzeit hatte ihren Vollprimaten, der darauf bestand, sich zu genau selbigem zu machen, das war anscheinend ihrer.
Irgendwie schienen das auch die drei Anderen zu finden, die mit ihm zu sprechen begannen – auf Deutsch – ehe sie sich an ihn, Tim, wendeten.
Der Älteste der deutschen Runde – er mochte um die 50 sein – erhob sich und der Romancier konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass dieser Typ wohl einen Stock derart tief im Allerwertesten stecken hatte, dass dieser zu einem zweiten Rückgrat mutiert war.
„Hallo“, sagte er in unbeholfenem Englisch: „Ich bin Hagen Krause, der Leiter des – des…“
Er blickte zu einer der beiden Frauen herüber, die ihn ansah, als würde sie am liebsten im Boden versinken:  „Ulla, was heißt Bauamt auf englisch?“
„Planning department and building control center.“, warf die Frau links neben der “Ulla” genannten ein, was den Mann, der sich selbst Hagen nannte, zu einem Augenrollen und zu einem Blick hinreißen lies, den Tim nur allzugut vom Empfängerende her kannte.
Der Gedanke „Klugscheißer“ erschien sicherlich gerade in Hagens Hirn, ehe er ein  „Ist ja gut, Fräulein Schäfer!“  von sich gab, was diese mit einem genervt klingenden  „Frau Schäfer!“ kommentierte.
Und interessanterweise war es gerade der kaugummikauende Mann, dem Tim aus irgendeinem Grund instinktiv gewillt war, nicht allzuviel IQ zu attestieren, der zu seinen Kollegen blickte und einen Satz von sich gab, dessen Wortwahl Hansen – so langsam aber sicher gewöhnte er sich daran, von sich als „Timothy Hansen“ zu denken – nicht ganz verstand, wohl aber dessen Intention:  „Hey, Hagen, Nadja,  streitet euch nicht. Wir sind hier bei Tims Hochzeit! “
Die Frau, die Hagen „Fraulein Schafer“ genannt hatte – ja, Tim hatte selbst gedanklich Probleme mit dem Umlaut und fragte sich was erstens ein Schafer oder Schaefer sein sollte und zweitens wie Abby damit zurecht kam – richtete sich auf und lächelte. „Ich bin Nadja Schäfer“, stellte sie sich in einem Englisch vor, das beinahe perfekt und akzentfrei war, ehe sie auf ihre Kollegin deutete, die ihm, Tim, kurz zuwinkte: „Das ist Ulla  Herbst – Herbst  wie in „Autumn“ oder „Fall.“
 „Was hast Du da gerade gesagt?“  
Offenbar begehrte die Frau, die Nadja Schaefer gerade Ulla Autumn genannt hatte, zu wissen, was ihre Kollegin gerade gesagt hatte und …

Dann tippte jemand auf seine Schulter.
Tim drehte sich um und erstarrte.
Was tat er denn hier?
Was tat dieser Mann hier? Von allen, die er hier jemals zu sehen gedacht hatte, war es ausgerechnet sein Onkel, der ihn hier überraschen wollte.
„Ausgerechnet sein Onkel“ war gut. Der Mann, der das schwarze Schaf der Familie war – und der Mann, der offenbar irgendwie dafür verantwortlich war, dass er – Tim -  mit dem Schreiben anfing. Er erinnerte sich daran, wie er ihn besucht hatte, damals, in den Achtzigern. Sein Onkel war damals schon als „komischer Kauz“ verschrien, der seine journalistische Karriere in den Orkus gegeben hatte, nachdem er – wie er selbst sagte – etwas gesehen hatte, was nicht wahr sein durfte.
Tim hatte ihn damals, als er sechs Jahre alt war, die Geschichte erzählen lassen und erinnerte sich nicht ohne eine gewisse Gänsehaut daran. Aber die Sache war so abgefahren – kein Wunder, dass man ihm nicht glaubte.
Ein Monster in einem Labor hatte ein Feuer entfacht und war dann mit einem Doktor entflohen – oder so.
Jahre später hatte auch Tim den Ausführungen seines Onkel Jack nicht mehr Gehör geschenkt – und jetzt stand er vor ihm.
„Glückwunsch zur Hochzeit.“, sagte er knapp und reichte ihm die Hand.
Tim stockte und fragte sich selbst gerade, wieso soviele widersprüchliche Emotionen in ihm emporkrochen. Eigentlich sollte er sich freuen, dass seine Familie da war – in der Ferne sah er seinen Vater und Sarah – seine Schwester – auf sich zukommen und hoffte, dass Jack McGee nicht auf dumme Gedanken kam, hoffte, dass es keinen Eklat geben würde und griff nach der Hand seiner Frau, die gerade auf ihn zukam und zog sie zu sich. Hier konnte sie ihm rettenden Halt bieten.
„Jessica, darf ich Dir meinen Onkel vorstellen?“, sagte er daher, als sie ihn verblüfft ansah, deutete dann auf den ehemaligen Journalisten und lächelte: „Jack McGee – damals National Register.“
„Jack McGee?“, erklang die Stimme Hagen Krauses hinter ihm und dann ein Schwall von Worten, die der Romancier nicht verstand – aber auch nicht verstehen brauchte. Die abwertende Haltung, die der deutsche Beamte seinem Onkel gegenüber einnahm, sagte schon alles. Und dann fiel dieses eine Wort.
Dieses eine Wort, dass Jacks Karriere ein für alle mal zerstört hatte.
„Hulk.“
Tim atmete durch. Das konnte noch was werden.
Ja, Jack McGee war damals bekannt geworden, weil er eine Kreatur namens „Hulk“ durch die Staaten gejagt hatte, was für jeden Comic-Fan besonders lustig war, dar es die Geschichten über einen Doktor Robert Bruce Banner als Comicbücher zu kaufen gab. Das man daher davon ausgegangen war, dass Jack – als er diese Gestalt gesehen haben mochte – einfach nur zu tief ins Glas geschaut hatte, war verständlich. Aber dennoch – sein Onkel glaubte an die Geschichte.
Und Tim hatte inzwischen viel zu viel Verrücktes gesehen, sogar herausgefunden, dass die Sternenflotte existierte, dass er inzwischen gewillt war, auch die Existenz des Hulk in Betracht zu ziehen.
Oder?
Vielleicht müsste er das ganze einfach mal mit Sternenflottenoffizieren besprechen – allerdings gab es dabei ein Problem. Die DRAGONFLY war – zumindest nach seinem Kenntnissstand irgendwo auf dem Meeresgrund vor Dubai und…
„Entschuldigung, kann ich mal durch?“, fragte in diesem Moment ein Kellner. Tim Hansen hob den Blick, sah in ihm bekannte, braune Augen, sah ein Lächeln und dann war der Mann wieder verschwunden.
Nun legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und er drehte sich um, dem Cal-ner nachschauend.
Es gab also immer Möglichkeiten?
Vielleicht – Botschafter Spock, der vulkanischste der vulkanischen Vulkanier, wies immer wieder darauf hin.

Der Löffel klirrte laut gegen den feinen Kristall, aus dem das Glas, das der Mann in der Hand hielt, bestand.
„Wenn ich kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte?“, fragte eine italienisch-angehauchte Stimme und die Hochzeitsgemeinde kam ins Stocken und schwieg.
„Danke.“, lächelte Anthony D. DiNozzo Junior gewinnend in die Runde, ehe er sich an Tim widmete.
„Als Chef des Teams…“, setzte er an und gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich. Der Romancier brauchte gar nicht groß zu überlegen, wusste eigentlich, dass dies die bezaubernde Brünette gewesen sein musste, die in einem blauen, rückenfreien Traum von einem Kleid saß und Tony gerade auf den Fuß getreten hatte.
Der Halbitaliener verzog kurz das Gesicht, seufzte dann und korrigierte sich: „Als stellvertretender Chef des Teams möchte ich ein paar Worte verlieren.“
Dann verlagerte er seine Haltung, stellte sich so hin, dass sein Rücken kerzengerade war, begann, zu erzählen – wobei er von Nadja ins Deutsche übersetzt wurde.
„Mein Vater hat sich erboten, diese Hochzeit hier auszurichten.“, sagte er und blickte zu dem Senior herüber, der kurz den Kopf schüttelte, abwehrend die Hände hob und sagte: „Das habe ich gern getan. Ihr könnt es brauchen.“
„In der Tat.“, fuhr Tony fort, blickte zu Tim – der erschrak.
Und zwar nicht in einem „Horror-Jump-Scare“-Moment, wie er in jedem guten Psychoschocker gegeben würde, sah nicht etwa dass Tonys Gesicht nun einem Totenschädel glich, was ihn dazu bringen würde, mal wieder die Realität anzuzweifeln, in der er sich befand – sondern auf tiefe, emotionale Art und Weise.
In den Augen des Halbitalieners glitzerten kleine Tränen.
„Das letzte Jahr war schwer – für so ziemlich alle von uns.“, erläuterte er, „Gibbs, Jackson… die Zerstörung des Flugzeugträgers, deine Verletzung in Dubai.“
Tim merkte, wie sein Herz schneller pumpte. „Flugzeugträger“ fungierte in der Öffentlichkeit als Codewort für die DRAGONFLY , so hatte es Gibbs, bevor sie losgeflogen waren, festgelegt – damals, als sein Gedächtnis noch in Ordnung war.
Die DRAGONFLY war zerstört worden? Aber wer war dann der Cal-ner?
Eventuell Traceless?
Hatte er vor, sich für die letzte Niederlage zu rächen?
Er wusste es nicht, zuckte zusammen, als Jessica ihn anstubste und ihm zunickte und alle in Synchronklatschen verfielen. Schade – er hatte nicht mitbekommen, wie Tony dem jungen Glück alles selbige wünschte und vielleicht war es auch besser so – schließlich war er sich immer noch nicht sicher, ob das alles real war. Und selbst wenn – er kannte Tony. Vielleicht würde er die Story aufgewärmt haben, wie er damals in die Kloake gesprungen war, um die Waffe zu bergen. Das musste man sich wirklich nicht anhören.
Aber die Sache mit der DRAGONFLY irritierte ihn dann doch.
Ob…
Weiter kam er nicht.
Er spürte einen Blick auf sich liegen, wandte seinen Kopf von Jessica ab, versuchte dem Starren quasi mit seinen eigenen Augen zu folgen und erstarrte.
Hinter der Glastür, die zum Foyer führte, stand Leroy Jethro Gibbs und schaute ihn warnend an.

Die Bestattung des Captains und des ersten Offizieres  wurde mit dem üblichen militärischen Pathos inszeniert, Jill verlor in ihrer Eigenschaft als ‚acting captain’ ein paar Worte und man konnte gerade der Seniorcrew ansehen – allen voran Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, Gina Christine Intrupper und eben Jillian Abigail „Jill“ Menacer – wie sehr sie der Verlust tatsächlich mitnahm. Und auch Daniel konnte sich ein leichtes Schlucken nicht verkneifen.
Erinnerungen an 1998 kamen in ihm hoch, als der Kommandant der USS DRAGONFLY das erste Mal – durch einen Stabwaffentreffer in die Brust – getötet wurde. Damals wurde er allerdings durch die Tatsache gerettet, dass sie in einer Jaffa-Basis waren und dort ein Sarkophag vorhanden war, der ihn wiederbelebte.

Beim Leichenschmaus wurde es dann ein wenig lockerer, man unterhielt sich über die Geschichten, die man mit Captain und XO erlebt hatte – unter anderem darüber, wie Cal im bolivischen Dschungel ein Shuttle bruchlandete, daraufhin mit seiner Crew von einem wahnsinnigen Terroristen als Geisel gehalten worden war und SG-1 zusammen mit zwei Agenten des CIA anrücken musste, um die Sternenflottenoffiziere dort herauszuholen. Das war übrigens das zweite Mal, das Daniel miterlebte in dem der Captain für tot gehalten wurde, weil der Terrorist dem Sternenflottenoffizier mit einer Baretta in die Brust schoss. Überhaupt war dann, wenn Cal beteiligt war, der Schnitter, Freund Hein genannt, offenbar geneigt, Überstunden um Überstunden zu schieben.
Da war die Sache mit der Fahrt nach Lyon gewesen – eine Klassenfahrt, die Cals Nemesis Traceless dazu nutzen wollte, eine Seite aus dem „Skynet-Handbuch für angewandte Eliminiertung von Widerstandszellenanführern“ herzunehmen und zu versuchen, den Urahn des Captains zu liquidieren. Dieser fuhr gerade mit seiner Klasse nach Lyon, was dazu führte, dass sowohl Captain, XO, CMO, als auch SG-1 in Gestalt von Klassenneuzugängen und Vertretungslehrern an der Fahrt teilnahmen. Traceless nutzte an einem Tag die Gunst der Stunde, beraubte Captain, XO und CMO des Bewusstseins, steckte sie in einen Schrank und koppelte ferner zu einem späteren Zeitpunkt den Speisewagen ab, in dem gerade des Captains Ahn mit großem Genuss ein Schnitzel mit Pommes verzehrte. Dass Traceless – in Gestalt des Kellners – dem Ahn keine Kugel in den Kopf jagte, war den schnellen Reaktionen Sams und Jacks zu verdanken, von denen sich „Miss Carter“ vor den verblüfften Augen des Ahns eine Kugel in die Schulter einfing und „Mister O’Neill“ in die Brust geschossen wurde. Doch, wie wir schon aus den „Schweinehunden“ wissen, ist ein Brustschuss mit einem Föderationsschiff, das im Orbit schwebt, nur noch ein kleines Problem. Und da war natürlich Daniels eigener Tod, den er einer Naquadria-Strahlungs-Vergiftung zu verdanken hatte.

Ein paar Stunden später, als Sam und Daniel nebeneinander im Bett des ihnen zugewiesenen Quartieres lagen und sie die Ereignisse des Tages Revue passieren ließen, konnte der Anthropologie spüren, wie Sam neben ihm den Kampf gegen etwas verlor, gegen das sie die ganze Zeit anfocht. Tränen.
Sanft legte er eine Hand auf ihre Schulter und – als sie sich an ihn kuschelte – nahm sie dann in den Arm. Er platzierte einen Kuss auf ihren blonden Schopf, schaute ihr dann in die unglaublichen blauen Augen und wischte ihr eine Träne von der Wange.
Und er wusste – verdammt noch mal – nicht, was er sagen sollte. Irgendwie fehlten ihm die Worte. Ihm, dem Anthropologen und Gelehrten – der eigentlich mit Wörtern umgehen können sollte, wie andere mit Jonglierbällen oder mit P-90 Maschinenpistolen aus der Fabrique Nationale in Belgien -  fehlten die Worte, zu sagen, was er sagen wollte.
Colonel Sam Carter schniefte neben ihm – „zog die Nase hoch“, wie Cal sagen würde – und schaute ihn an. In ihren Augen standen immer noch Tränen und eine Verwundbarkeit, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte.
„Es tut mir so leid.“, brachte der Anthropologe jetzt hervor und er fragte sich, ob dieser Satz aus seinem Wirbelwind der Gedanken, der gerade durch seinen Kopf tobte, der Richtige gewesen war. Schließlich hatten sie genügend Beileidsbekundungen sowohl gegeben als auch empfangen.
Sam schloss kurz die Augen, nickte dann und stellte den Blickkontakt wieder her.
Und er konnte sehen, dass sie diesen einen Satz immer wieder innerlich wiederholte: „Wir sind Soldaten – der Tod gehört zum Geschäft und wird irgendwann auch die treffen, die wir mögen.“
Aber war das fair?
War das einem knapp 25-Jährigen gegenüber fair?
Und wenn man schon einmal dabei war – war es eigentlich einer Person –gleich welchen Alters – gegenüber fair?
Daniel wusste es nicht und als er sich erneut Sams Augen vergegenwärtigte, die ihn nun nicht mehr ansahen, sondern hinter Augenlidern verschwunden waren, weil sie mit ihrem Kopf auf seiner Brust eingeschlafen war, bemerkte der Anthropologe, dass auch sein Bewusstsein langsam zu schwinden begann. Es war ein harter Tag gewesen und er würde…



Daniel Jackson rannte um sein Leben. Um ihn herum explodierte die Welt, Jaffa rissen Stabwaffen hoch und gaben gezielt Schüsse auf ihn und die Leute um ihn herum ab. Dreck spritzte hoch, der Anthropologe riss seine Waffe in die Höhe, feuerte, brachte Tod und Verderben über die, die diese Behandlung ansonsten ihm angedeihen würden, sah, wie Jaffarüstungen Funken sprühten – Querschläger, die aus seiner Waffe oder aus anderen P-90ern, M 16ern oder Barettas auf sie abgegeben wruden – und dennoch zu Boden fielen. Binnen Sekunden, seit sie aus dem getarnten Jumper gekommen waren, waren sie mit Dreck besudelt. Direkt neben ihm kam Airman Matthies auf, starrte mit leblosen Augen in die Ferne und an ihm vorbei.
Eines der ersten Opfer in diesem sinnlosen Krieg.
Neben ihm landete Sam auf ihrem Hosenboden, betrachtete kurz den Zustand ihrer Kleidung und schüttelte den Kopf. „Tanzen fällt damit flach.“, stellte sie flapsig fest, klopfte Daniel auf die Schulter und deutete in Richtung der Tempelruinen.
Der Anthropologe nickte seiner technisch-gesehen-vorgesetzten-Offizierin zu, hörte dann das Auffauchen einer Stabwaffe und stieß sie zur Seite. Direkt neben seinem Ohr ging die P-90 Carters los, spuckte Kugeln auf den Jaffa, ließ ihn zu Boden gehen und Daniel kurzzeitig taub werden. Aber es war nicht notwendig, zu hören, was sie sagte, denn ihr Blick verriet ihm, wie der Befehl lautete. „Auseinanderstürmen und neu gruppieren.“

Und Daniel gehorchte dem Befehl. Er rannte, rannte so schnell, wie es seine Beine hergaben.
In seinen Ohren pochte der Puls, er hörte seinen Atem, nahm war, wie es um ihn herum rauschte, Explosionen donnerten, spürte sengendheiße Erde neben sich aufspritzen und rannte weiter. Die Tempelruinen waren nicht mehr weit entfernt. Es musste zu schaffen sein.

„Meine Damen und Herren“ – er glaubte, sich das einzubilden, aber in seine Ohren drang die Stimme General Hank Landrys, „Ich bedauere, Ihnen allen mitteilen zu müssen, dass General Jonathan „Jack“ O’Neill, Colonel Samantha Carter, Teal’C, Colonel Cameron Mitchell und Vala, heute gefallen sind. Sie waren die Ersten, die dieses Tor in regelmäßigen Missionen durchschritten, sie waren die Wegbereiter und sie waren das große Aushängeschild dieses Kommandos. Ich möchte Sie nun bitten, eine Schweigeminute einzulegen.“

Der Anthropologe wusste nicht, welch Narretei sein Geist da wieder ausbrütete, er wusste nur, dass er Sam gerade eben noch gesehen hatte und…
Verdammt, er musste zu diesen Tempelruinen. Es war nicht mehr weit, es war nur noch…
Ein grelles, blendendes Licht schoss aus den Ruinen, auf ihn zu, traf ihn frontal und er spürte, wie er sich auflöste…


Es ist übrigens eine Lüge, dass der Mythos des „Aufschreckens nach einem Albtraum“ nur ein Mythos ist. Dies stellte Daniel in dem Moment fest, als er sich schwer atmend und aufrecht sitzend im Bett wiederfand. Sein Brustkorb hob und senkte sich, er merkte, wie ihm vom Hyperventilieren schwindlig wurde und er versuchte, seine Atmung zu regulieren – aber das Gefühl, gestorben zu sein, ließ ihm keine Möglichkeit.
Neben sich hörte er ein schläfriges Murmeln, blickte in die müden Augen Sam Carters, die ihn aus Augenlidern, die auf Halbmast hingen, anschauten und eine Mischung aus Sorge und Verständnislosigkeit signalisierten.
„Was ist denn los?“
Auch die Stimme Sams zeugte von Schläfrigkeit und davon, dass sie sich am Liebsten sofort umdrehen würde und weiterschlafen.
Verdammt, ihm ging es auch nicht anders.
Seine Augenlider wurden auch immer schwerer, fielen immer wieder zu und schließlich ließ er seinen Körper auf die weiche Matraze des Sternenflottenbettes sinken.
„Nichts, schlaf weiter.“, nuschelte schläfrig, nahm ihren Oberkörper wieder in seine Arme und ließ den Kopf langsam gegen ihre Halsbeuge sinken.

Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung war, registrierte eine weiße Sternenflottenuniform, die sich am Fußende des Bettes postierte, ehe er sich der Müdigkeit hingab, in die Dunkelheit fiel, hinab in das Vergessen sackte …

Und nach ein paar Sekunden die Augen wieder aufriss.
Eine weiße Sternenflottenuniform?
Kurz hob der Anthropologe den Kopf, merkte, wie dieser schmerzte und meldete „Bist Du bescheuert? Ich will pennen!“ und ließ einen kurzen Blick durch den Raum schweifen. Nein, da war nichts.
Daniels Stirn nahm Kontakt mit Sams Halsbeuge auf und er fiel in einen von nun an traumlosen Schlaf.

Das Aufwachen war immer etwas, das er eigentlich verabscheute. Eigentlich. Zwar konnte man ihn durchaus als „Morning Person“ ansehen, jedoch brauchte auch er einige Minuten, ehe er in den neuen Tag fand. Sam war dagegen – meistens – noch mehr „Morning Person“ als er.
Meistens war sie, wenn er noch schlief, schon wach und gerade dabei, zu duschen, so dass sie ihn, wenn er dann – meistens um 7.30 Uhr – aufwachte, schon mit einem breiten Lächeln und einem großen Angebot an Leckereien zum Frühstück begrüßte. Ja, zwischendurch war auch Colonel Samantha Carter eine Hausfrau. Wenn sie dann von ihrem Einsatz heimkam, wartete er allerdings schon mit dem Abendessen auf sie, sodass man sagen kann, dass sich beide wirklich ihre Hausarbeiten teilten. Morgens war sie die Hausfrau, abends war er der Hausmann – das war clever durchdacht und nutzte die Zeitpunkte, wenn jemand zu Mehrleistungen in der Lage war auf effiziente Art und Weise.

Auf einem Starfleetschiff war die Sache ein wenig anders gelagert, hier gab es keine Wasserdusche, in der man es sich romantisch machen konnte, sondern Schall, der die Körperporen reinigte. Das war schnell, effizient, konnte auch seine Vorteile haben, aber auch bei weitem weniger romantisch, als der Anblick, wenn Wassertropfen einen athletischen Körper herabperlten.  Und heute merkte Daniel, als er die Augen aufschlug, dass kein Geräusch einer sonischen Dusche ihn weckte. Stattdessen lag Sam neben ihm, immer nich in tiefen Träumen gefangen.

Es gab wenige Momente, in denen sich Daniel eines solchen Anblickes erfreuen konnte: einer schlafenden Samantha Carter, die nicht mitbekam, was um sie herum passierte, die einfach nur den Schlaf der Gerechten schlief. Und es war ein viel zu seltener, viel zu kostbarer Anblick, um ihn gleich wieder zu ruinieren. Nach einigen Minuten richtete sich Jackson dann doch auf, entledigte sich seiner Hose und seinem Shirt und trat den Gang zur sonischen Dusche an – heute war er der Erste.

Auch das Frühstück war heute einfach gehalten, aber dafür hatte es Charme. Gut, stellt sich die Frage, wie ein Frühstück Charme haben kann, aber das war Daniel spätestens in dem Moment egal, als Sam ihm gegenüber saß und sich daran machte, ihr Spiegelei zu verzehren.
„Geht es dir gut?“, fragte er, während auch er sich dem Kampf mit den Nahrungsmitteln zu stellen suchte. Sie blickte ihn an, nickte, aber in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie immer noch verletzt war. Es wunderte ihn nicht, vermutlich ging es ihm nicht anders – schließlich waren beide mit Cal befreundet gewesen.

Nach dem Essen gingen sie auf die Brücke. Sam hatte kommissarisch den Posten der XO eingenommen, Jack den des taktischen Offiziers, da Jill das Schiff momentan kommandierte. Er selbst bevorzugte es, sich in der Schiffsbibliothek zu vergraben und ein paar Blicke in die Vergangenheit zu werfen.

Es war interessant, zu lesen, was die Bibliothek so herzugeben hatte und fast hätte sich Daniel in diesen ganzen PADDs verloren, wenn – ja, wenn nicht plötzlich eine Art Windhauch durch die Bibliothek geweht wäre.
Daniel hob den Blick.
Ein Windhauch? Hier?
„Das bildest Du dir ein, Jackson.“, murmelte er und streckte seine Hand nach dem PADD, das mit „Die Religion in Mesopotamien“ beschriftet war aus, nur um im selben Moment wieder zurückzuzucken. Ihm wurde kalt und er hatte das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte.
Irgendwie spührte er einen fremden Blick auf sich, der sich in seinen Rücken brannte, wie ein Phaser. Herumwirbelnd ließ er seine Augen den ganzen Ort wahrnehmen und erstarrte.
An einem der Regale lehnte, in eine weiße Sternenflottenuniform gekleidet und bläulich leuchtend Captain Calvin Cat.
Und er grinste.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 03.07.14, 15:13
  Kapitel 20 – Enthüllungen Part 1
 
Director Leon Vance saß in seinem Sessel und schüttelte einmal mehr den Kopf.
„Seien Sie ja diplomatisch.“, hatte er dem Mann mit den eisblauen Augen gesagt, der ihm ein leicht-ironisches Lächeln geworfen und den Raum verlassen hatte, ohne ihn einer Antwort zu würdigen. So war Leroy Jethro Gibbs gewesen, so hatte man ihn gekannt. Und irgendwie hatte er sich an die Art des Marines gewöhnt – dieses Freche, dieses Unverschämte, das ihm vermutlich, wenn er an Bord eines Föderationsschiffes gewesen wäre, mindestens ein Disziplinarverfahren eingebracht hätte, hier war es geduldet worden, weil Gibbs der Mann war, der Ergebnisse brachte.

„Seien Sie ja diplomatisch“, wiederholte er jetzt für sich, in die Stille hinein und wünschte sich, die Zeit zurückdrehen zu können, wünschte sich, Gibbs den Einsatz in Dubai zu verbieten. Warum musste es ausgerechnet der NCIS sein, der dort tätig wurde? Hätte nicht auch das Stargate-Center gereicht? Schließlich war das Aufspüren verschwundener Raumschiffe deren Ressort. Oder vielleicht sollte er der Sternenflotte bescheid sagen? Aber die würden vermutlich ihm die Aufgabe übertragen, sagen „Ja, das Schiff is im Wasser – Wasser ist gleich Navy, Navy ist gleich Ihre Aufgabe“ – oder so.

Konnte dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden? Abgesehen davon, dass sein Computer mal wieder spann und die Tastatur beschloss, ihm das große „T“ als Buchstaben beim Schreiben im Zehn-Finger-Blind-System zu verweigern und ihm erst immer ein kleines „T“ vorzusetzen? Abgesehen davon, dass er sich fragte, wie die Welthistorie weitergehen würde, ohne Gibbs, der 2045 sein Leben im heldenhaften Kampf gegen die Bösen ließ?
Abgesehen davon, dass sie jetzt vermutlich in einer parallelen Zeitlinie waren, so wie er es vor knapp zwei Jahren im Kino gesehen hatte?
Oh, er erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal davon erfahren hatte, dass die Abenteuer von Captain Kirk als Fernsehserie liefen, dass es um die Sternenflotte selbst ein riesiges, sogenanntes „Fandom“ gab. Es hatte ihn komplett überrascht und…

Ein Klopfen störte seine Gedanken.
„Ja!“, rief er, ein kurzes, befehlendes Bellen und fragte sich in dem Moment, ob er nicht vielleicht ein wenig zu harsch gewesen war.
„Director Vance?“
Die Stimme der Person, die da gerade in der Tür erschienen war, schien gar nicht großartig beeindruckt zu sein, hörte sich stattdessen so an, als habe sie selbst  schon viele Befehle gegeben und würde sich von niemandem „anpinkeln“ lassen.
Leon Vance schaute hoch und blickte den Mann an, der im Türrahmen stand.
„Ja, bitte?“, fragte er dann und legte den Kopf in die Andere Richtung schief, als er sah, dass dieser Mann von der Air Force stammte.
„General Hank Landry“, stellte er sich vor.
Vance nickte: „Kommen Sie rein.“

Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
Sie wollte gerade niemanden hören, niemanden sehen und sich mit niemandem beschäftigen. Es war ihr eigentlich egal, wieviele CafPOWs sie heute würde trinken müssen um wach und konzentriert zu bleiben – sie würde heute einfach nicht schlafen gehen. Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen und über-übermorgen schon gleich zwei mal nicht. Gut, es mochte sein, dass ihre Freunde tot waren, aber wer war sie, dass sie ihnen nicht zumindest eine Beerdigung auf heimischem Grund und Boden ermöglichen würde? Abigail Sciuto ließ ihre Freunde niemals im Stich.
Schnell fuhr sie Major Massenspektrometer hoch, den sie eigentlich heute schlafen lassen wollte und der ihr die Behandlung vermutlich übel nähme. Auch den Computer und die AFIS-Datenbank nahm sie sich vor, den Gesichtsscanner und was auch immer noch in ihrem Büro hochgefahren werden musste. Ihre Freunde waren im fernen Dubai gefallen und sie würde sie wieder zurückholen.
Dazu war es nur wichtig, die…
Abbys Gedanken stockten.
„Komm schon“, schoss es ihr durch den Kopf, „Das ist nicht all zu schwer. Du hast sowas schon tausende von Malen gemacht, du kommst damit klar. Du musst nur die…“
Ja, die „was“ eigentlich?

Irgendeinen Schritt musste sie machen – irgendetwas… aber was?
Ihr Kopf meldete sich.
„Abby, Du solltest wirklich schlafen gehen.“, hörte er ihre Gedanken, formuliert in der sonoren Stimme von Leroy Jethro Gibbs und schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre Zöpfe ins Fliegen gerieten.
„Nein, nein, nein.“, sagte sie zu sich selbst und sie wusste, dass sie alleine war und dass es ihr nichts ausmachte, mit der Luft zu reden. Normalerweise bildete sich gerne ein, dass sie, wenn sie mit jemandem sprach, dieser jemand auch vorhanden war. Dieses mal war es ihr egal. Es hätte genau so gut ein kleiner Grey im Labor sein können und sagen „Ich will deinen Körper.“ – sie hätte sich ihn gepackt und ihm erzählt, was ihr gerade durch den Kopf ging.
„Ich werde euch heimholen, Gibbs, dass verspreche ich.“
Sprachs und begab sich daran, die notwendigen Erledigungen zu machen.
HA! Sie wusste wieder, was zu tun war.
Schnell begab sich die hübsche Laborgoth an ihren Computer, ihre Finger berührten die Tastatur…
Verdammt, was wollte sie noch machen?
„Du solltest schlafen.“
Erneut die Stimme von Gibbs und sie merkte, wie ihre Augen diesem Wunsch nachkamen. Schwer, bleischwer sanken sie zu und sie spürte, wie ihr Kopf dem Gewicht folgte, sich weiter nach unten neigte, ihr Kinn – ebenfalls mit Steinen gefüllt – den Rest nach unten zog, bis es fast das Tal zwischen ihren Brüsten berüh…
„WACHBLEIBEN!“
Die Stimme – ihre Eigene – hallte durch den Raum, klingelte in ihren Ohren, ihr Kopf ruckte hoch, meldete sich mit kleinen, fiesen Schmerzimpulsen und für einen Moment fühlte sie sich, als habe sie eine eiskalte Dusche genommen.
Aber eben nur einen Moment lang.
„Ich muss nur die…“, begann sie und erneut entwichen ihrem Geist die nötigen Schritte. Sie war wirklich viel zu müde – das merkte sie erst jetzt.
Vermutlich müsste sie sich doch den ersten CafPOW des Tages gönnen.

„Darf ich erfahren, was mein Anthropologe bei einer ihrer inoffiziellen Missionen im arabischen Raum zu suchen hat?“, fragte General Hank Landry und schaute den dunkelhäutigen Director des NCIS an. Dieser zuckte mit den Schultern: „Mir wurde hinterbracht, dass Sie über diesen Einsatz informiert und mit ihm einverstanden seien.“
„Mir wurde gesagt, dass Doctor Jacksons Aufgabenbereich in der Übersetzung zwischen arabischer und englischer Sprache liegt. Weswegen er sich dann allerdings mit Leroy Jethro Gibbs ein Duell liefert, das kann ich mir nicht erklären.“
Vance runzelte die Stirn. Sie hatten sich gerade die Aufzeichnungen von diesem Überwachungssatelliten angesehen, hatten gesehen, wie Gibbs und Daniel aufeinander schossen, wie der Special Agent getroffen gegen den Wagen krachte und wie Daniel von einer anderen Entladung niedergestreckt wurde – und den Director überraschte die eindeutige Kaltschnäuzigkeit seines Gegenübers.
Beinahe unwillkürlich fiel ihm dabei Luther Sloane ein, mit dem er auf der Gibbs Richtung Ewigkeitsplanet geflogen war.
„Darf ich Sie bitten, dass Sie sich respektvoll gegenüber der Verblichenen äußern?“
„Verblichene?“
Vance hob überrascht eine Augenbraue, denn Landry schien tatsächlich ein wenig verwundert, als der Director von „Verblichenen“ sprach.
„Sie wurden von Schusswaffen niedergestreckt.“, erklärte Vance, was nun zu seiner großen Überraschung einen großen Heiterkeitsausbruch bei Landry hervorrief.
„Bis gerade eben habe ich tatsächlich gedacht, dass einer meiner Leute in Dubai gefallen wäre“, erläuterte er dann und deutete auf den Bildschirm, ehe er Vance anblickte: „Ich meine, sie haben es doch gesehen, oder?“
„Was?“
„Die rötliche Energiekugel, die sowohl die Waffe ihres Special Agents und meines Anthropologen verlassen hat?“
Erneut konnte Vance fühlen, wie man ihm den Boden unter den Füßen hinwegzog.


Es war eine lange Reise von der Erde zum Ewigkeitsplaneten, aber eine, die sich lohnte. Nach einigen Tagen konnte sich Leon Vance sogar vorstellen, diesen Posten, den man ihm gerade angeboten hatte, anzunehmen und – wenn er die Theorie in Betracht zog, dass alles, was geschieht aus Vergangenheitsbezogener Sicht auch geschehen wird, weil es geschehen muss, stellte er fest, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er war der Leon Vance, der Mann, der den NCIS in eine goldene Zeit führen sollte, der Leon Vance, der als Visionär und Vordenker in die Geschichte eingehen würde. Andererseits hielt er sich da mehr an die unsterblichen Worte von Helmut Schmidt – oder war es Harald Schmidt gewesen? – der sagte „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“
Nein, es gab keine andere Möglichkeit, Zeit blieb zwar eine Variable, aber auch eine Konstante. Was geschehen war , wird geschehen, weil es geschehen musste . Oder?



Wieso ihm gerade diese Überlegung durch den Kopf ging, wusste er nicht – er hörte nur wie beinahe betäubt zu, als Landry ihm erklärte, dass ein Intar eine kristalline Waffe war, die sämtliche gängigen Pistolen, Gewehre und wie sie alle hießen, immitieren und nachahmen konnte – dafür allerdings nur betäubten.
So wie ein Phaser. , schoss es ihm durch den Kopf.
Aber wenn das stimmte…
Vance erhob sich. Wenn das zutraf, wenn Gibbs nicht gestorben war, wenn weiterhin die Chance bestand, dass alle Gefallenen nur mit Intars beschossen worden waren, dann war die Chance groß, dass niemand von seinem Team tatsächlich gestorben war. Kurz stoppte der Direktor des NCIS und wiederholte seinen Gedankengang langsam.
Den Kopf schüttelnd stellte er fest: „Verdammt, ich habe viel zu wenig geschlafen.“
Aber dafür gab es nun auch keine Gelegenheit. Er griff nach seinem Telefon, wählte sein Vorzimmer an: „Cynthia? Buchen Sie mir bitte einen Flug nach Dubai. Muss nicht Erste Klasse sein.“
Er würde nach Dubai fliegen und er würde sein Team suchen.
Die Vergangenheit hatte gute Aussichten darauf, die Zukunft zu werden.


„Schlaf endlich.“, hörte sie innerlich die Stimme Gibbs und schüttelte erneut wild den Kopf: „Nein, ich werde nicht zulassen, dass Ihr mich… ich meine, das ich…“
Ja, was meinte sie eigentlich?
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihre Sinne gerade vorhatten, ihr einen Streich zu spielen oder sie sonst wie zu foppen.
Sie spürte die kräftigen Hände Direktor Vances, die sie packten, starrte in seine braunen Augen, hörte wie er ein „gute Nachrichten, Miss Sciuto“ sagte – und hörte dann eine Weile nichts mehr.

Leroy Jethro Gibbs war mit seinem Leben eigentlich relativ zufrieden. Er hatte Rache für den Tod seiner Frau und seiner Tochter genommen, die Sache war inzwischen verjährt und man stand hinter ihm. Wenn man das ganze so schreibt, könnte man fast meinen, dass Gibbs der Bösewicht der Story wäre, aber – wir wissen, es macht ihn nur zu einem dunkleren Charakter, nicht gleich zu einem Bad Guy.

Er war ein Mann, der des Rätsels Lösung schon wusste, wenn andere noch rätselten, aber er würde niemals sein Team mit der Nase auf die Lösung stoßen. Was für einen pädagogischen Effekt hätte dies denn?
Alles in allem kann man aber sagen, dass er mit seinem Lebensstil momentan relativ zufrieden war. Sein Job machte ihm Spaß, füllte in aus, ließ ihn die Dinge so erledigen, wie er es für richtig hielt – was konnte man daran nicht mögen?

Momentan jedoch wünschte er sich, jemand anderes zu sein.
Eventuell Remington Steele, der diese ganze Situation, in der er sich befand, mit einer Menge Filmzitaten aufpeppen und auffüllen konnte. Da würde er dann jetzt sagen…
Ja, was würde er sagen?
Er war zwar nicht mehr gefesselt, befand sich aber zusammen mit einem vollkommen Bekloppten in einem Raum, der ihn zwang, sich durch diese Akten zu wühlen – und dieser rettungslos-Bescheuerte war noch nicht mal der Autor der ganzen Chose, sondern Robert Makepeace der – wie er jetzt gerade durch das Lesen der Akten erfuhr – eben nicht deshalb im Gefängnis gelandet war, geschmuggelt hatte, sondern weil er eine Reihe von Diebstählen beging, die beinahe die intergalaktische Allianz, in der sich die Erde befand (auch das war neu für Gibbs) beendete.

Robert Makepeace – nicht mehr und nicht weniger als ein einfacher Dieb?
Das mochte Gibbs gerade nicht glauben. Er erinnerte sich daran, wie er ihn kennengelernt hatte und wie er ihn noch vor ein paar Stunden bezeichnet hatte – als Mann voller Ambitionen, voller Initiative, Energie – bereit Risiken einzugehen. Und so ein Mann verstieg sich aufs Stehlen?
Der NCIS-Chefermittler, die Ermittlerlegende, der Altmeister, schüttelte den Kopf:  „Ich kann das nicht glauben – noch weniger verstehen.“
Sein Gegenüber, der Mann, der Robert Makepeace war und an der Wand gelehnt hatte, kam auf ihn zu, nahm den Klappstuhl, stellte ihn vor Gibbs – so gründlich und nachhaltig, dass der Knall von Metallstreben des Klappstuhles auf Betonboden deutlich hörbar waren und es Gibbs überraschte, dass nicht noch ein paar Funken flogen, was Pech wäre, für die Kuh Elsa – und setzte sich rittlings auf die Sitzgelegenheit. Blitze zuckten aus seinen Augen.
„Sie haben ja keine Ahnung.“, begann Makepeace leise und erhob sich dann wieder, was Gibbs dazu brachte, sich zu fragen, warum der Mann den Stuhl überhaupt geholt hatte, „Keine Ahnung, wie es da draußen, im Weltall aussieht.“
Oh, wenn Du wüsstest. , schoss es dem Chefermittler durch den Kopf, der sich allerdings hüten würde, sich zu äußern.
Stattdessen ließ er Makepeace erst einmal reden, um darüber nachzudenken, wie er aus der Situation herauskam.

„Keine Ahnung, von den Gefahren, die dort draußen lauern.“, fuhr der Colonel – oder ehemalige Colonel – fort und deutete nun auf die Decke über ihnen und damit, per Erweiterung des Fingers ins Unendliche – natürlich nur gedanklicher Erweiterung, reale Erweiterung wäre relativ schmerzhaft -  in die gestirnte Unendlichkeit des Weltenalls.
„Ich“, setzte Makepeace fort und zuckte dabei auf Gibbs zu, wobei er einen Zischlaut von sich gab, „Ich habe das alles gesehen. Goa’Uld, Re’etu-Rebellen, Pflanzen, Viren denen wir alle nichts entgegenzusetzen haben und gegen die nur fortgeschrittene Technik helfen kann. Aber – die Überlebenden der vier großen Arten – also die Asgard, Furlinger und die Nox, - sowie die Re’etu-Imperative,  die Tok’Ra und die Tollaner, waren nicht gewillt uns irgendwelche fortschrittlichen Technologien zu verkaufen. Sie berufen sich dabei darauf, dass sie sich nicht in die Belange „weniger-entwickelter“ Kulturen einmischen. Währenddessen sterben da draußen unsere Soldaten – Jack – in einem sinn- und endlosen Kampf gegen die Goa’uld oder die Ori, weil diese da keine Skrupel kennen, ihre überlegene Technologie gegen uns einzusetzen und uns damit in den Arsch zu treten.“
„Jack?“
Innerlich hob Gibbs eine Augenbraue. Wieso redete er ihn mit Jack an? Makepeace hatte eindeutig in seine Richtung geblickt und eindeutig mit dem Finger auf ihn gezeigt – er meinte ihn. Aber wieso sprach er ihn mit Jack an?
„Robert?“, setzte er an und zuckte beinahe zurück, als er sah, wie Makepeace ihn anblickte: „Komm mir nicht mit deinem ‚Wir sollten besser als das sein’-Mist, Jack. Das ist Bullshit und das weißt du auch!“
Okay, gerade wünschte er sich wirklich der wortgewandte Remington Steele zu sein, der sich jeder Situation, gleich wie kompliziert sie war, nach einer kurzen Angewöhnungsphase anpassen konnte und der sogar verkaufen könnte, dass man gegen etwas war, wobei man sich gerade noch dafür ausgesprochen hatte.
Aber andererseits – er hatte einen festen Standpunkt und er würde sich dessen nicht entledigen. So weit kam es noch.
Kurz räusperte er sich: „Fahren Sie fort, Makepeace.“
Ja, da war ein leicht-irrsinniges Funkeln in den Augen des Angesprochenen und nach dem, was er sich gerade so anhören durfte, wunderte es ihn nicht.
„Sie wissen, dass wir überlegene Technologie brauchen – und sie haben sich dem in den Weg gestellt, als wir das getan haben, was getan werden musste.“
Junge, geht es vielleicht noch ein bischen kryptischer? , schoss es dem NCIS-Agenten durch den Kopf, ehe er 1 und 1 zusammenzählte. Er hatte die Diebstähle nicht im Alleingang begangen – und auch nicht aus Spaß an der Freude – sondern weil er das tat, was andere nicht tun konnten.
Gibbs schüttelte innerlich den Kopf.
Es stimmte – einerseits hatte Makepeace das getan, was er für richtig gehalten hatte, hatte seine Überzeugungen vertreten, war ihnen gefolgt und hatte – aus seiner Sicht – seinem Land, seinem ganzen, verdammten Planeten , einen riesigen Gefallen getan, während die, die sich dagegen aussprachen, nicht nur dafür gesorgt hatten, dass die Erde immer noch relativ unverteidigt darstand, sondern gleich dafür gesorgt, dass das, was Makepeace als gut und anständig erachtete, mit Füßen getreten wurde.
Allerdings – das muss man auch sagen: Wenn das, was in den Akten stand, wirklich zutraf, dann hatte er gestohlen, beinahe eine Allianz verhindert oder gestört – das heißt er war der Böse. Das alles waren zu viele Graustufen, als das man sie überblicken konnte.
Graustufen – Shades of Grey, vielleicht sogar fünfzig davon… ach was dachte er sich da wieder?

Dann öffnete sich die Tür.
Makepeace, der abgehärtete Militär, drehte sich um, nahm Haltung an und Gibbs wusste, dass jetzt die Person den Raum betreten würde, die für all dies verantwortlich war.
Und tatsächlich – sie trat langsam ein,  , mit schwingenden Hüften, betrat langsam den Raum, sodass die Lampe, die auf der anderen Seite der nun geöffneten Tür stand, nur langsam aber sicher dafür sorgte, dass ihr Körper erhellt wurde. Kurz blieb sie stehen, Füße, durchtrainierte Beine, die in einem paar kurzer Hosen steckten, bis hin zum Busen im Licht, von der Brust an bis zur Nase im Schatten und dann – ein nahezu unglaubliches Licht, das quer über die Augensektion ihres Gesichtes fiel, sodass quasi ein Schlaglicht auf die Augen gerichtet war, während der Rest im Dunkel steckte. Sie schaute ihn aus gefärhlich-funkelnden, grünen Augen an und lächelte dann zu Makepeace herüber, ehe sie anfing, mit einem gewissen Akzent, zu sprechen:  „Rooobert… wat machst Du hier?“
Der Kopf des Senior Special Agents ruckte hoch.
„Wat?“
Kurz verdammte er sich dafür, damals, als er zum Militär gegangen war, nicht auch noch einen Kurs in Sprachwissenschaften belegt zu haben, aber dieses „Wat“ klang merkwürdig. Er hatte es vor allem schon einmal gehört – und zwar immer dann, wenn er dann doch mal, entgegen aller Gewohnheiten, fern sah und irgend ein alter Kriegsfilm lief. Dieses „Wat“ erinnerte ihn sehr an einen schlecht immitierten, deutschen Akzent.

Gibbs blickte zur Drahtzieherin und erkannte das Gesicht in dem Moment, in dem sie komplett ins Licht trat. Der Senior Special Agent richtete sich auf und legte den Kopf schief.
„Sie sind auch hier?“
Sein Gegenüber lächelte, blickte dann zu Robert Makepeace und legte den Kopf schief: „Hättest Du was dagegen, uns alleine zu lassen? Ich möchte mit Special Agent Gibbs ein paar Worte plaudern.“
„Aber“, stetzte Makepeace an, „ich…“
„Rooooooooobert … gemma inne Karibbik.“
Die Worte mochte sie eventuell sogar mit einer Spur von Humor in der Stimme gesprochen haben, doch ihr Blick sagte alles andere, sodass Makepeace erbleichte und sich schleunig empfahl. Mit einem „Sie bringen meinen Fall doch noch vor, oder?“ in der Tür verschwand er und Gibbs schüttelte sachte den Kopf, ehe er sich der Frau zuwandte, die gerade eingetreten war.
„Also, wer genau sind sie?“, fragte er und sein Gegenüber lachte: „Oh, ich bin sicher, man hat schon einiges über mich herausgefunden, hm?“
„Einiges schon, aber noch nicht den Grund, warum eine Grundschullehrerin aus Minnesota einen Air Force Soldaten herumscheuchen kann, Miss Felicity Jones.“

„Jones, ja?“, fragte in diesem Moment jemand hustend vom Eingang her. Die Stimme klang alt und doch für Jethro sehr vertraut – und tatsächlich. In der Tür stand jemand. Langsam, leise hustend, und auf einen Krückstock gestützt, trat dieser Jemand ein, blickte ihn aus braunen Augen an, während sein schlohweißes, schulterlanges Haar seinen Kopf einrahmte  - wahlweise wie ein Halo oder eine Löwenmähne.
„Hallo, Jethro.“, lächelte er und setzte sich auf den Makepeace’schen Klappstuhl, „hätte nicht gedacht, dass wir uns nochmal sehen. Aber es ist schön, dass wir es tun.“
Leroy Jethro Gibbs legte den Kopf schief, hob eine Augenbraue und zuckte dann mit den Schultern: „Wenn Ihr mich so nett einladet, kann ich doch schlecht nein sagen, oder?“
„Das ist wahr, das ist wahr.“, hustete sein Gegenüber, ehe er auf Felicity deutete: „Hab ich dir schon meine Ur… Ur… frag mich nich wat Enkelin vorgestellt?“
Die hübsche Frau, deren Ähnlichkeit er jetzt tatsächlich erkannte, lächelte erst zu ihm, verbeugte sich mit einer Hand auf der Brust so tief wie es ging und es gelang ihr dabei, sogar maximalst-erhaben zu wirken, ehe der Mann mit den weißen Haaren und den Falten im Gesicht sie auf eine derart bekannte, beinahe schon jungenhafte Art angrinste, dass Gibbs gar nicht umherkam, festzustellen, dass er tatsächlich der Mann war, der er vorgab zu sein.
„Nur der Name Jones stimmt nicht so ganz.“, grinste Gibbs dann und erhob sich, „Aber eines müssen Sie mir erklären. Wieso sind Sie hier? Nein – nochbesser: Wieso sind Sie so alt, Captain Cat?“

„Mund zu, Herz wird kalt.“, grinste Ziva, als sie zu ihrem halbitalienischen Arbeitspartner herüberblickte, der gerade damit beschäftigt war „slackjawed“ zu „gawken“, wie der eine oder auch andere anglophile Mensch sagen würde – zu Deutsch, er starrte mit beinahe schon cartoonig-lächerlich herausspringenden Augen und einem Kinn, dass damit beschäftigt war, nach Erdöl zu graben, die beiden Frauen an, die ihnen da gerade zu Hilfe geeilt waren.

Tony riss seinen Blick zu ihr herum, schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Ja, natürlich. Entschuldigung.“
Und plötzlich war es ihm wirklich peinlich, die beiden Archäologinnen so angestarrt zu haben – andererseits, wenn er bedachte, wer da vor ihm stand…
Lara Croft und Sydney Fox, die beiden Frauen, die auch schon für diverse Mode- und Männermagazine abgelichtet wurden, meistens mit der Bildunterzeile „Jetzt wird Archäologie wieder richtig scharf“ versehen, standen ihm gegenüber und zumindest die Britin aus Wimbeldon – oder war es Wembley? Tony warf die beiden Städte immer durcheinander – war mit seinem Dad bekannt. Und er hatte es nicht für nötig befunden, sie ihm vorzustellen? Natürlich nicht – warum auch. Auf seinen Siegelring, den er zum 21 Weihnachtsfest erhalten sollte, wartete er bis heute noch. Und er hörte in seinem Geiste immer wieder die wohl fadenscheinigste Entschuldigung aller Zeiten: „Man hat mir den Ring gestohlen.“

Das dezente Räuspern der hawaiianischen Schönheit – Sydney Fox, wie sich Tony erinnerte – riss ihn wieder in die Gegenwart zurück. Dann schaute er die beiden Frauen an und verschränkte die Arme vor der Brust: „Und… darf ich fragen wie Sie hergekommen sind?“
„Getaucht?“, fragte Lara lächelnd und deutete auf ihren Zopf, von dem Tony erst jetzt feststellte, dass er tropfnass war und genau das tat – nämlich tropfen.
Gleichzeitig bemerkte der Halbitaliener, dass der atemberaubende Körper der Britin in einem Taucheranzug steckte und warf einen Blick zu Sydney Fox herüber, die ebenfalls das neueste Modell aus der Reihe „Tieftauchermode für abenteuerlustige Archäologinnen“ trug , ein silbernes Neoprenimmitat, dass sich an ihren Körper schmiegte wie eine zweite Haut.
Der einzige Mann in der Runde unter Wasser lächelte. Hahn im Korb. Na das hatte doch Vorteile, oder?
Allerdings merkte er den Blick von Ziva, der sich erst in seine Seele bohrte und dann zu den anderen beiden Frauen herüberglitt.
„DiNozzo, wo denkst Du ausserdem wieder hin?“ , schalt er sich im Geist.

„Ich nehme an, ihr habt auch den Seeweg genommen?“
Die Stimme Lara Crofts wies einen starken, britischen Akzent aus und verriet darüber hinaus Neugierde. Ziva lächelte, fuhr sich durch ihre, ebenfalls feuchte Haarpracht und schob sich eine der normalerweise existenten Locken hinter ihr rechtes Ohr.
„Ja – wir… wir wollten dieses Schiff finden.“, erklärte sie und schaute die beiden Frauen an, die nun verblüfft die Augenbrauen hoben.
„Ihr kennt die Dragonfly ?“, fragte nun Sydney Fox und Ziva spürte, wie ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Woher wussten diese beiden Archäologinnen von diesem Schiff?
„Und ihr?“
Zivas Frage war mit einem leicht-ironischen Lächeln ausgesprochen worden, „Seid ihr ebenfalls mit diesem Raumschiff vertraut?“
„Mit ihm“, beantwortete Lara nun die Frage, die ebenfalls wie ein Elefant im Raum stand, „Und mit dem ihn kommandierenden Captain.“
Und Lara begann, zu erzählen.


„Ladies, seit ihr dann mal fertig?“
Die Stimme des Mannes in der merkwürdigen Uniform, die Lara Croft zwar schon einige Male gesehen hatte, allerdings nur hinter einer Fernsehscheibe, verriet eine gewisse innere Unruhe. Die britische Archäologenlady spürte, wie die Unruhe auf sie abfärbte und gerade das konnte sie zu genau diesem Zeitpunkt nicht gebrauchen. Sie atmete tief durch,  ihr Odem passierte ihre vollen Lippen, während sie ihre braunen Augen kurz schloss, ehe sie sie wieder öffnete und weiter mit dem Pinsel die Erde bearbeitete, die sie vor sich hatte.  Neben ihr, in einem Top und Hotpants, Sydney Fox, die sich mit einem Archäologensieb daran machte, den Sand durch die Maschen rinnen zu lassen, auf dass irgendwas von Wert sichtbar wurde.
„Cal.“, hörte sie sich selbst sagen, legte den Pinsel zur Seite und wandte sich dem Captain der Sternenflotte zu, „Ich weiß, Du willst hier schnellstens wieder weg, aber – wir haben hier gerade den Durchbruch erzielt. Wir brauchen noch ein Weilchen.“
Diesem Satz setzte sie ein charmantes Lächeln zu und wandte sich wieder ihrer Arbeit entgegen. Das blaue Augenpaar Daniel Jacksons fixierte sie, sie hob den Kopf und zwinkerte ihm zu. Dieser nickte: „Militärs. Ich weiß genau was Du meinst, Lara.“

Damit versank die Angesprochene wieder in ihrer Arbeit, von der sie immer wieder fand, dass sie etwas zutiefst meditatives hatte. Sand sieben, Fundstücke mit dem Pinsel bearbeiten, zur Seite legen, ein Foto machen, Sand sieben, Fundstücke mit dem Pinsel bearbeiten, zur Seite legen, ein Foto machen, Sand sieben… irgendwann wurde die Arbeit monoton und Lara lief auf Autopilot. Diese Zeit nutzte sie, um ihre Gedanken schweifen zu lassen, über Aufbau und Struktur von den Vorträgen nachzudenken, die sie am Trinity-College halten wollte oder welchen Auftrag sie nach dieser Expedition annehmen sollte.

„Captain?“, riss sie das Knacken aus dem Funkgerät aus ihren Gedanken und sie hörte, wie der junge Mann neben ihr sich räusperte: „Ja, Colonel?“
„Erinnern Sie sich noch daran, dass ich Ihnen sagte, sie sollen sich bei diesem Tempel beeilen, wir wollten dort weg sein, ehe die ankommen, die dort angebetet werden?“
Lara gefiel die Richtung, die das Gespräch nahm, gar nicht und als sie den Sternenflottenoffizier neben sich unbehaglich schlucken hörte, wusste sie auch gleich, wieso.
„Lassen Sie mich raten“, murmelte der Captain in seinen nicht vorhandenen Bart, „Die Worshippees sind auf dem Weg?“
Kurz wart es Stille im Funk. Dann hörten sie das leise, geraunte Flüstern des Mannes mit dem Minnesota-Akzent: „Bestätigt. Wir sehen hier Bewegungen an der Baumlinie.“
Die braunen Augen Laras fanden sich von den Augen Cals angeblickt: „Packt zusammen – die Goa’uld kommen.“


Ziva hob den Kopf.
„Die Goa’uld?“
Sydney nickte: „Ja – wir waren mitten in ihrem Feindesgebiet, auf P5C-629 und…“

Feuer loderte um sie herum auf.
Sydney Fox duckte sich unter dem energetischen Rotationsellipsoiden, der deutlich ihrer Brust gegolten hatte, hinfort und warf sich im nächsten Moment in Deckung. Kurz hob sie den Kopf, um einen Blick auf ihren Gegner zu werfen, der ihr gerade wie eine kranke Mischung aus mittelalterlichem Ritter, etwa dem „dollen Jobst von Schloss Strünkede“ und einem Falken vorkam, nach dem Helm zu urteilen. Und dieser Falke sah sich gerade mit einem wild nach vorn preschenden Starfleetcaptain konfrontiert, der mit einem Kampfschrei losstürzte und mit einem gezielten Schlag den Bauch des Gegners bearbeitete – nur um seine Faust mit schmerzverzerrtem Gesicht von der Stelle zu nehmen, gegen die er gerade geschlagen hatte, angehoben zu werden und neben ihr, Sydney, zu landen.
Er rappelte sich auf, blickte sie an – sie konnte in seinen braunen Augen deutlich Schmerz funkeln sehen, als er seine Hand probehalber bewegte.
„Sind Sie in Ordnung?“, fragte Syndey, musste gegen das Gefauche der Waffen anschreien, die ihre Gegner da abfeuerten.
Ihr Gegenüber nickte – immer noch brannte Schmerz in seinen Augen – ehe er seinen Phaser hob: „Nichts, was Janet Fraiser nicht heilen könnte.“
Damit rollte er sich auf den Bauch, warf einen Blick über die zerstörte Mauer, die ihnen als Deckung galt und versuchte – so glaubte sie – die Entfernung abzuschätzen.
Kurz warf er noch einen Blick auf den reglos daliegenden Archäologen, neben dem sich gerade Lara aufrichtete: „Wie geht’s Daniel?“
„Von dieser Laserwaffe betäubt.“, rief Croft ihm entgegen, der nickte und ein „Die heißen Zat!“ von sich gab, ehe er sich wieder dem Soldaten, einem „Jaffa“, wie sie in der Missionsbesprechung gehört hatte, zuwandte.
„Und?“, grinste er dann, stellte an seiner Waffe etwas ein und blickte dann zu ihr herüber: „Haben Sie sich ihre erste Ausgrabung auf einem anderen Planeten so vorgestellt?“
Ein Lächeln schlich über ihre vollen Lippen: „Wenn ich ehrlich bin – es überrascht mich wenig.“

„Lass mich mal machen.“
Lara Croft zog ihre beiden Pistolen, begann, dem Gegner ein paar feurige Grüße entgegen zu schicken und duckte sich dann, als dieser das Feuer erwiderte. Der orangene Widerschein des Waffenfeuers erhellte ihr Gesicht und zeigte, dass sie – trotz ihrer oberflächlichen Selbstsicherheit – arge Zweifel daran hatte, ob sie aus dieser Situation herauskämen.
„Lara!“
Sydney sah, wie der Captain sich neben ihr aus seiner Deckung erhob, den Phaser auf den Gegner richtete und ihn unter Feuer nahm, währenddessen er versuchte, in die Nähe der Lady zu kommen.
Der Soldat, gegen den sie kämpften, schien dem Phaserstrahl zwar relativ wenig entgegenzusetzen zu haben, allerdings wurde er gleich durch einen weiteren Ritter-Falken-Typen ersetzt, der in irgendeiner fremdartigen Sprache etwas sagte. Entweder gab er Befehle von sich oder versuchte, zu verhandeln.
Dem gegenüber stand jedoch die gezückte Waffe, die Sydney Fox an einen der Stäbe erinnerte, die sie im tiefsten Ägypten während einer ihrer Expeditionen gefunden hatte.
Cal war inzwischen bei Lady Croft angekommen, warf sich in Deckung, rappelte sich dann hoch und begann in kurzen Intervallen Phaserschüsse auf den Soldaten abzugeben.
„MISS FOX!“, brüllte er, „Kommen Sie her!“
Irgendwie war das ein sehr verführerischer Gedanke.
Dann begann das Konzert.

Stabwaffensalven erklangen wuchtig und mit großem Getöse, während über ihnen – über der Wolkendecke des Planeten ein lautes Fauchen verriet, dass etwas – Sydney wusste nicht so ganz was – sich ihrer Position näherte. Phasersalven sangen in einem hohen Ton, zischten über sie hinweg, während ihre Füße rhythmisch auf den Boden hämmerten und sie weitertrugen.
Und wenn sie in die braunen Augen des Sternenflottenoffiziers blickte, wusste er, was dieses Geräusch verursachte und schien panisch zu sein. Dann stieß es durch die Wolkendecke.
„TODESGLEITER!“, schrie Cal, warf sich herum, riss seinen Phaser hoch und feuerte. Die Energie zerbarst an dem Gefährt, ohne nennenswerten Schaden zu hinterlassen.


„Und wie habt Ihr euch kennen gelernt?“, fragte sie attraktive Israeli
Die „Tomb Raider“in lächelte Ziva zu, klopfte ihr kameradschaftlich auf die Schulter: „Das erzähl ich euch gleich. Erstmal müssen…“
„Lara, bitte melden.“, unterbrach eine Stimme die attraktive Britin, die mit den Augen rollte und nach ihrem Funkgerät griff: „Ja, Zip, wir sind sicher angekommen und machen uns gleich auf den Weg. Aber wir haben jemanden gefunden.“
Damit reichte sie das Funkgerät an Ziva weiter, die grinste: „Hey, Zip. Schön mal wieder von dir zu hören.“
„Z… Ziva?“, erklang die britische Stimme eines Mannes und Tony hob verwundert den Kopf. Die hübsche Israeli wandte sich him zu, schenkte ihm ein Zwinkern und ein Lächeln und sagte dann: „Lara und Zip haben mal in Israel gegraben, so wie Sydney und Nigel.“
Dann aktivierte sie das Funkgerät: „Ist eigentlich auch Nigel bei dir?“
Eine weitere britische Stimme begann, zu sprechen: „Hey, schön dich zu hören, Ziva.“
Das Grinsen Zivas wurde breiter: „Wenn wir hier rauskommen, lade…“
Weiter kam sie nicht, denn plötzlich war Tony bei ihr, presste ihr die Hand auf den Mund und schaute sie mit einem scharfen, eindringlichen SHHHT-Laut an.
„Niemals sagen, was du machen würdest, wenn du hier rauskommst. Das ist doch die erste Regel des Filmes.“, zischte er ihr zu und sah dann, dass Lara ihre beiden Pistolen auf ihn gerichtet hatte.
Über die Mündung zu ihm blickend, lächelte sie: „Tony DiNozzo – kann es sein, dass Sie mit Captain Cat verwandt sind?“

„Wieso?“
Irgendwie hatte Tony das Gefühl, gerade etwas ziemlich unintelligentes gesagt zu haben, aber – er und Cal verwandt? Nein, das konnte er sich so nicht vorstellen. Und überhaupt – Ziva und die Männer von Sydney und Lara… wo kam er denn da hin?
Irgendwie spürte er gerade eine leichte Eifersucht in sich aufsteigen, wenngleich der rationale Teil von ihm sagte, dass es dazu keinen Grund gab. Ziva liebte ihn – dessen war er sich sicher.
Sydney hob den Blick, legte den Kopf schief und lächelte.
„Könnte aber auch Verwandtschaft von Nigel sein – aber Cal und Nigel sind sich ja streckenweise auch sehr ähnlich.“, sagte sie, ehe Ziva die hübsche Hawaiianerin wieder anblickte: „Ihr wolltet uns erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt.“
Erneut quäkte das Funkgerät, das offenbar das Drehbuch gelesen hatte, auf: „Lara, Sydney, Ziva? Wir haben die Koordinaten eures Schatzes herausgearbeitet und schicken es auf dein Navigationsgerät, Lara.“
„Danke, Zip.“, lächelte die hübsche Tomb-Raiderin und schaute dann zu ihrer Kollegin, der Relic Hunterin: „Möchtest Du es erzählen?“
„Gerne.“


Sie hätte nicht gedacht, dass dieser Tag, dieser 15. März, so interessant werden würde. Betrachtete man allerdings das Datum – 15. März, die Iden des März, der Tag, an dem Brutus zusammen mit anderen Mitverschwörern Gaius Julius Cäsar auflauerten und ihn mit 42 Messerstichen eliminierten -  hätte man allerdings drauf kommen können, dass es kein allzu gewöhnlicher Tag werden würde.
Noch lief allerdings alles seinen normalen Gang. Sie hatte sich in ihrem Büro einen Kaffee gegönnt, las noch einmal im Plan nach, was sie ihren wissbegierigen, jungen Studenten heute beizubringen hatte, als es plötzlich in der Tür klopfte und Nigel sie aus braunen Augen anblickte: „Syd? Du sollst zum Dekan kommen.“
Verblüfft runzelte sie die Augenbrauen. Was konnte Dekan Meyers von ihr wollen? Lag es etwa an ihrer letzten Expedition, die sie ins tiefe Ägypten geführt und von der sie mit einer Vase wiedergekehrt war, die alles, was es bisher zu glauben galt, auf den Kopf stellte?
Sie wusste es nicht, folgte aber der Bitte ihres Vorgesetzten.

Nachdem sie an der Tür geklopft hatte, betrat sie das Büro und sah sich – zu ihrer Überraschung – nicht nur mit dem Dekan konfrontiert, sondern auch mit ihrem Doktorvater, der sie aus lebenslustig-funkelnden Augen anblickte, ihr zuzwinkerte und mit einer kehlig-klingenden Stimme ein „Setz Dich doch“ sprach, wobei er auf den gepolsterten Sessel deutete, der vor ihm stand.
Wieso war ihr Doktorvater hier? Es war ja nun nicht so, als habe sie unsauber zitiert oder abgeschrieben und man würde ihr ihre Dissertation aberkennen. Sie konnte sich die Augenbrauen heben fühlen, trat auf den Sessel zu und ließ sich nieder.
Professor Henry ‚Indiana’ Jones Junior lächelte ihr zu.
„Schön, dich zu sehen, Syd.“, sagte er. Da sie nicht wusste, wie sie auf den alten Fuchs reagieren sollte, zuckte sie mit den Schultern, lächelte – wie sie hoffte – so ehrlich, wie es ihr gerade möglich war, zurück, stand dann auf und nahm ihn in den Arm.
Sich lösend, ließ sie sich wieder in den Sessel fallen: „Professor Jones?“
„Indy. Bitte, ich bestehe drauf.“
„Gut“, zuckte Sydney mit den Schultern, „Indy – wie kann ich Dir helfen?“
Das Professor Jones nicht mehr der jüngste war, war allgemein bekannt. Doch jetzt ergriffen ungeahnte Lebensgeister Besitz von ihm. Er stand auf – tatsächlich, ohne sich auf irgendwas zu stützen – und ging langsam, aber sicher, einen Schritt vor den nächsten setzend, auf den Schreibtisch des Dekans zu, der ihn verblüfft anblickte: „Professor, hätten Sie doch was gesagt. Ich hätte ihnen den…“
„Ich bin kein Krüppel, Phil!“
Dieser Satz wurde mit einer solchen Schärfe gesprochen, dass Dekan Meyer es nicht wagte, ihm zu widersprechen.
Sydney kannte diesen Tonfall sehr, sehr gut. Obwohl Indiana Jones durch die ganze Welt gereist war, Artefakte um Artefakte heimgebracht hatte, war er – was die Mitarbeit in seinem Studienfach anging – geradezu erschreckend konservativ. Oder besser: Man durfte schon seine Meinung sagen – wenn sie allerdings nicht zu der des Professors passte, konnte es passieren, dass man angeblafft wurde. So war es ihr und ihrer besten Freundin und „Dormmate“ Lady Lara Croft hin und wieder ergangen und es leuchtete ihr ein, dass sich Lara diesem Druck nicht unterwerfen wollte. Dazu war sie viel zu sehr Freigeist und da kam ihr der Deutsche Werner von Croy gerade recht, der sie unter seine Fittiche nahm.
Sydney Fox blieb am College, promovierte unter den strengen Augen Henry Jones Junior und übernahm später seinen Posten und – mehr oder weniger symbolisch – sogar die Peitsche.

Als Indy zurückkam, hielt er einen Kristalltotenschädel in der Hand.
Sydney betrachtete das Ding, zuckte mit den Schultern und sagte: „Einer der zwölf Kristalltotenschädel der Mayas?“
Kaum, dass sie dies gesagt hatte, konnte sie in Indys Gesichtsausdrücken eine Veränderung erkennen, ein nuanciertes Mimenspiel, als würde er in Gedanken etwas durchleben, das er am Liebsten niemandem erzählen wollte.
„Mehr oder weniger. Gefunden in Belize von einem engen Freund von mir.“
Sydneys Kopf ruckte hoch.
„Doktor Nicolas Ballard?“, fragte sie und Jones nickte. Sie kannte die Geschichte, wusste, dass Ballard nach dem Fund des Schädels als Verrückt abgestempelt wurden war und, dass er vor einigen Tagen aus dem Sanatorium, in dem er sich befunden hatte, entlassen worden war.
Verblüffenderweise auf Geheiß seines Enkelsohnes – der, genau wie sein Großvater, in der Welt der Archäologen über Nacht zur Persona non grata wurde.
Als Syd hinter sich ein Räuspern hörte, drehte sie sich um und sah in die babyblauen Augen des Mannes, der Doktor Ballard aus dem Sanatorium geholt hatte. Doktor Daniel Jackson – der gerade den Raum zusammen mit Lara Croft betreten hatte.
Kurz blickten die beiden Archäologinnen einander an, Syd nickte ihrer besten Freundin zu, was diese mit einem kaum wahrnehmbaren Zwinkern quittierte.
Dann wandte sich Sydney an Daniel, schaute ihn kurz von oben bis unten an, streckte dann die Hand aus und sagte „Doktor Jackson – ihr Ruf eilt Ihnen voraus.“
„Ja, was das angeht…“, setzte Daniel an und schien etwas sagen zu wollen, schwieg jedoch, als er aus dem Büro der Dekanssekretärin eine empörte Frauenstimme hörte, die ein „Ohne Termin kann ich sie nicht durchlassen!“ von sich gab, ehe sich die Tür erneut öffnete und eine wunderschöne Blonde, ein grauhaariger, beinahe schon gelangweilt dreinblickender Kerl, ein hochgewachsener Afroamerikaner mit einer Fedora auf dem Kopf, sowie ein freundlich, aber nicht wirklich intelligent wirkender Mann mit militärischem Bürstenschnitt im Raum standen.
Der junge Mann blickte zu ihr herüber, nickte kurz, ehe er sich an Daniel widmete: „Haben wir es dann?“



„SG-1 ist echt in kompletter Kompaniestärke bei Dir aufgetaucht?“
Ziva wusste nicht so ganz, ob das nun Verblüffung war, die sie empfand oder der Gedanke „Das war mir irgendwie so klar“ durch ihr Denkstübchen spukte. Sie waren auf dem Weg zu – was auch immer – und die Israeli kam nicht umher, festzustellen, dass die Dragonfly irgendwie ramponiert wirkte.
„Ich sag dir, so war das.“, grinste Sydney und warf einen Blick zu Lara, die auf ihr Navigationsgerät sah und dann ebenfalls lächelte: „Am Anfang hielt ich ihn ja für einen verrückten Cosplayer. Für einen totalen Spinner – wie er auf mich zukam, mir zunickte, seine klar-als-solche-erkennbare Spielzeugpistole hob und mit diesem optimistischen Grinsen sagte ‚Keine Sorge, Lady Croft. Kommen auch bessere Zeiten.’“
„Ein Cosplayer?“
Die Stimme des Halbitalieners verriet eine gewisse Ratlosigkeit und er blickte zu Ziva herüber, die ihn anlächelte.
„Ein Cosplayer, mein kleiner Pelzarsch“, setzte sie zur Erklärung an, „ist jemand, der sich auf einer Convention verkleidet und für die Dauer dieser Convention oder auch nur die Dauer eines Auftrittes eine bestimmte Rolle spielt.“, ehe sie sich dann an Sydney und Lara wandte: „Weswegen seid Ihr nun eigentlich hier?“
Lara lachte: „Oh – wir suchen nur nach dem Captain oder der XO – nach irgendwas, das uns helfen kann, die Dragonfly zu heben.“

So langsam aber sicher fragte sich der nicht-mehr-Special-Agent-Timothy-Mc-Gee-der-eigentlich-Timothy-Hansen-hieß, ob er durchdrehte. Eigentlich war für ihn alles klar – er hatte genug schlechte Star Trek Episoden gesehen und wusste , dass er sich nur in einem Holodeck befinden konnte . Dabei musste es sich aber um ein sehr fortschrittliches Holodeck-System handeln, wenn es ihm eine so detaillierte und vor allem so persönliche Situation vorspiegeln konnte.
Kurz hielt er inne.
Das Geplapper um ihn herum, der falsche Hochzeitsempfang der vom falschen Tony Senior falsch finanziert und vom falschen Tony Junior falsch zelebriert wurde, den er im falschen Adams House mit seiner falschen Frau abhielt – wenn er so darüber nachdachte, klang das fast ein wenig paranoid – trat in den Hintergrund und er begann, eine Faktensammlung anzulegen.
Was wusste er?

Eigentlich nicht viel – um ihn herum reagierte jeder so, wie man es in einem schlechten Psychothriller erwartete. Man gab sich ausgesprochen ausgelassen – wie es der Situation wohl auch in der Realität geschuldet wäre – aber er hatte das Gefühl, dass, wenn er nach den Ereignissen die zu dieser Situation führten, fragen würde, keine zufriedenstellende Antwort bekäme.
Es war für McGee eigentlich sowieso klar, dass er in dieser Traumwelt, die ihm wer-auch-immer anbot nicht all zu lange verweilen würde können und der im Türrahmen stehende, ihn warnend anblickende Leroy Jethro Gibbs war ein mehr als nur deutliches Zeichen.  Er musste aufwachen, so sehr ihn das auch schmerzte. Wenn er ehrlich war gefiel ihm diese Traumwelt, die ihn zusammen mit Jessica Hanson als Bräutigam und Braut platzierte. Das hatte doch wirklich was Schönes, aber -  leider, leider – war das alles nur ein Traum.
Und Träume sind Schäume und mussten enden, platzen wie Seifenblasen, die auf Schaumkronen tanzten. Es gab keinen anderen Ausweg.
Also holte er tief Luft, wandte sich an seine ihm-doch-nicht-angetraute-weil-nicht-reale-Ehefrau, küsste sie auf die vollen Lippen, was von anderen genau-so-wenig-realen Zuschauern mit einem großen Gejohle und einem Riesen-Hallo kommentiert wurde, erhob und verneigte sich formvollendet, ehe er in die falschen, hübschen blauen Augen Jessicas blickte.
„Schatz“, sagte er und lächelte sie an, „Ich muss dich jetzt verlassen.“

Wer auch immer für die Programmierung des Holodecks zuständig war – er wusste, wie man mit Frauen sprach, wie Frauen reagierten, was man von McGee nicht behaupten konnte.
Für einen Mann, der sein Brot mit Fallermittlungen verdingte, war das eigentlich kein Problem. Für einen Mann, der seinen Brotaufstrich jedoch damit verdiente, als Autor die richtigen Worte zu finden, ist dies schon peinlich. Andererseits ist es ja nicht gegeben, dass derjenige, der von Berufswegen Worte verwendet um sie in gut klingende Satzkonstrukte (möglicherweise gar noch mit Inhalt gefüllt) zu metamorphieren, in spontanen ad hoc Unterhaltungen ein ebensolches Musterbeispiel an Eloquenz und Esprit ist. McGee war jetzt wortfindungstechnisch kein Stümper, den genialen Formulierungskonstrukten eines Thom E. Gemcity hatte er jedoch wenig entgegenzusetzen.
Dass Timothy Hansen-oder-Nicht-Hansen nun mit Anlauf und Füße voraus in das größte Fettnäpfchen gesprungen war, dass da so rumstand, dürfte klar sein und auch, wie die Ehefrau, die Verwandtschaft und die Bekanntschaft auf diesen Satz reagierte.
Erst legte sich Stille über den Saal wie ein Leichentuch, dessen Bleiche mit der Haut der guten Jessica konkurieren konnte,  Tim spürte die Blicke des gesamten Saales – ach was -  von ganz D.C. auf sich ruhen, ehe er schluckte und ein „Ich muss auf… ich muss wohin.“ stammelte, dass seine Wirkung, ein erleichtertes, lauthalses Lachen nicht verfehlte.
Jessicas Haut, die in ihrem Kleid mehr als deutlich zu sehen war, gewann merklich an Farbe zurück, in ihren Augen funkelte eine leise, nicht ganz ernst gemeinte, Drohung aus der Schiene „Komm Du mir erst mal nach Hause“, dann entließ sie ihn mit einem ebenso gütigen, wie erhabenen, Nicken.
Und gerade, als er die Tür zur Eingangshalle erreicht hatte, von wo aus er eigentlich in „sein Zimmer“ gehen wollte und sich nach eventuellen Hinweisen, dass hier gerade ein Betrug in ganz großem Stil vor sich ging, dass er in einem Holodeck war und nur noch keine Möglichkeit gefunden hatte, es abzuschalten, sah er, wie sich Tony DiNozzo Junior erhob und auf ihn zukam.
Großartig.

Das Einzige, was er jetzt nicht gebrauchen konnte, war eine Unterhaltung mit einem Tony DiNozzo Junior, der sich so verhielt wie der echte, von dem er – McGee -  aber sicher war, dass er eine Kopie, ein Hologramm war, dafür aber nicht bereit war, sein komplettes 13. Jahresgehalt zu verwetten und das Bedürfnis zu befriedigen, das er schon seit Jahren spürte, wenn er Tony sah – den Wunsch, etwas mit ihm zu tun, das komplett abseits jeglicher Regeln war und – bevor die Tony/McGee-Shipper hier jubeln – ich spreche von dem Wunsch, dem Halbitaliener eine reinzuhauen.
Aber  - DiNozzo Junior hielt Kurs auf ihn, nickte unterschiedlichen Personen, die sie beide kannten, freundlich zu, sagte Gemeinplätze wie „Wir müssen uns gleich weiter unterhalten, aber ich muss mich jetzt mal um den Bräutigam kümmern“ und war schließlich bei ihm angekommen.
Toll – jetzt stand halt wirklich nur noch der Gang zur Toilette an.

Tony stand am Urinal, er selbst hatte sich in eine der Kabinen verzogen. Bald würde es kommen – bald würde dieses Gespräch…
„Du scheinst nicht begeistert von deiner Hochzeit zu sein.“
Japp, da war der Gesprächsanfang. McGee fluchte in Gedanken. Er hätte in dieser Traumwelt lieber Lotto spielen sollen.
„Das ist es nicht.“, sagte er und hoffte – betete – dass der falsche Tony ihn in Ruhe lassen würde, obschon er wusste, dass genau das nicht eintreten würde.
Und es trat nicht ein.
„Deine Gattin-Gemahlin ist eine wunderschöne Frau.“, hörte er die Stimme DiNozzo Juniors und rollte mit den Augen. Gattin-Gemahlin? Verwendet diese Worte heute überhaupt noch jemand? Und wenn er als Autor das nicht wusste…
„Ich weiß.“, erwiderte er und es war ihm eigentlich egal, ob Tony nun real oder irreal war – eigentlich wollte er weg und fragte sich, ob es einen Weg gab, sich aus dieser Nummer herauszustehlen. Und wenn er ganz ehrlich war, fragte er sich, wo genau diese Einstellung herkam? Brauchte er tatsächlich nur das Bild eines mürrisch-warnend dreinblickenden Leroy Jethro Gibbs, der eigentlich schon tot sein sollte, damit er das, was er vor sich sah, als irreal abstempelte? War er so versessen darauf, tatsächlich unglücklich zu sein?
Hier – wenn diese Welt real war – hatte er Freunde, die für ihn ein großartiges, gigantisches Hochzeitsfest ausgerichtet hatten. In dieser anderen Welt hatte man ihm gerade in den Kopf geschossen und das konnte er eigentlich nicht überlebt haben. Vielleicht ging es ihm auch wie DCI Alex „Schampusschlüpfer“ Drake aus der britischen Serie „Ashes to Ashes – Zurück in die 80er“? Vielleicht war die Kugel in seinen Kopf eingedrungen und er war zwischen Leben und Tod gefangen? Vielleicht war dies auch seine Belohnung, sein Himmel dafür, dass er immer sein Bestes gegeben und Recht und Ordnung verteidigt hatte?
Wer war er, dass er sich gegen eine so übermächtige Realitätsimmitation auflehnte, die eventuell sogar realer war, als die Realität?

„Machen wir doch mal eine Faktensammlung.“, murmelte er, was von Tony mit einem verblüfften „Was?“ quittiert wurde.
„Nicht wichtig.“, rief der Informatikfachmann zurück, „Wenn Du mich bitte jetzt allein lassen würdest? Ich bin gleich fertig.“
Ein paar Schritte, die verstummten, später, legte McGee den Kopf schief.
Machen wir den Überschlag.
Was steht auf der Pro-Seite, was ist in der Contra-Abteilung vorzufinden?
Dafür, dass dies die Realität war, sprach eigentlich recht wenig – um genau zu sein: Fast gar nichts.
Was bedeutete dies im Umkehrschluss? Die Beweislast, dass sich McGee in einer Umgebung befand, die mit der Realität, wie er sie kannte, nicht viel gemein hatte, war überwiegend und erdrückend.
Hier war er mit dieser wunderschönen Frau verheiratet, wieder zurück in Washington und hatte die, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte, getroffen – hauptsächlich seinen Onkel Jack McGee, den alle als Spinner abgetan hatten.
Das war doch eigentlich typisch für solche Geschichten, die davon handeln, dass jemand aus der rosa-roten Fantasiewelt wieder in die harsche und grimme Realität zurückkehren sollte.
McGee seufzte und zuckte zusammen, als es an die Toilettentür klopfte.
„Ich bin gleich fertig!“, rief er und dachte im selben Moment, dass dies wohl die blödesten letzten Worte gewesen wären, wenn ihn jemand auf dem Gewissen zu haben plante.
Dafür gab es aber keinen Hinweis.
Seufzend betätigte er die Spülung, öffnete die Tür und blickte in die eisblauen Augen Gibbs.
„Wach auf, Tim.“, sagte er nur, berührte seine Stirn und…

Timothy McGee schreckte hoch.
In was er sich befand, konnte er gar nicht beschreiben, es erinnerte ihn an eine Art Mischund aus „Sessel“ und „im 45 Grad Winkel stehende Trage“, aus der – und hier klang es fast wie in einem dieser sehr merkwürdigen Animes – eine Art Tentakel herauswucherten, ihn festgeschnallt hatten und sich nun zurückzogen. Seine Schläfen pochten und er setzte all seine Kraft ein, um von diesem Ding wegzukommen. Er sprang, taumelte, strauchelte, schlug hart auf und blinzelte. Desorientierung machte sich in ihm breit, als er sich aufrichtete und versuchte, herauszufinden wo er war. Er merkte wie ihm übel wurde und konnte nicht verhindern, dass die Natur ihr Recht forderte. Ein Mülleimer wurde ihm hingehalten, den er dankbar verwendete, ehe er die Person anblickte, die ihm den Eimer hingehalten hatte.
Gibbs legte den Kopf schief, hielt ihm die Hand hin und sagte: „Dann komm mal hoch, McGee.“
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 03.07.14, 17:44
 Kapitel 20.5.

Das bläulich-leuchtende Etwas, dass da gerade Calvin Nathan Cats Gesichtszüge spazieren trug, grinste immer noch. Eigentlich wäre es von einer gerade zu infarmen (ein- oder andernorts auch unamerikanisiert in-bauernhof-en) – und ja auch der Autor weiß, dass es erstens „Infam“ heißt und zweitens nichts mit der „Farm“ zu tun hat, aber, um den Joker zu zitieren: „Why so serious?“ - Unnötigkeit, noch einmal auf das hinzuweisen, was den geneigten Leser bei der letzten Geistigverköstigung des letzten Daniel-Pitels dazu bewogen hat, das nächste Kapitel überhaupt in Angriff zu nehmen. Allerdings liegen zwischen dem letzten Daniel-Pitel und diesem, dessen der Leser nun im Begriff ist, sich anzunehmen mehrere Wochen, sodass man schon mal ein bischen auffrischen kann.
Eine Erscheinung, die optisch Calvin Nathan Cat glich, stand, wenngleich bläulich-leuchtend in einer weißen Variante der Sternenflottenuniform gekleidet, an eines der Regale der Sternenflottenbibliothek des Sternenflottenschiffes USS DRAGONFLY und sah den ihn erschrocken erblickenden Doktor Daniel Jackson von SG-1 mit einem Grinsen auf den Lippen an.

Das Daniel da ins Schlucken geriet, dürfte nicht großartig überraschen. Dass er danach seinerseits in ein leichtes Lächeln ausbrach, auch nicht wirklich.
„Du machst einen schlechten Antiker, Cal.“, sagte er und legte das PADD, dass sich mit der mesopotamischen Religion beschäftigte, zurück in das entsprechende Schubfach, aus dem er es herausgeholt hatte.
Der Geist legte den Kopf schief und schien dann enttäuscht: „Wie – du kreischt nicht ‚AAAAAAAH, HILFE, EIN GESPENST, EIN GESPENST!!!!“?“
Seines Gegenübers Reaktion immitierend, verschränkte der Anthropologe die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief – in die andere Richtung – und blickte den Geistercaptain mit einem amüsierten Lächeln an.
Dieser hob die Augenbrauen: „Nich mal ein sich erschrocken die Hand aufs Herz pressen und ‚Was hast Du mich erschreckt!’ keuchen?“
Er seufzte: „Ich muss eine wirklich miese Figur als Geist abgeben.“
„Du scheinst ja auch nicht gerade der typische Geist zu sein.“, replizierte Doktor Jackson, was Cal dazu brachte, den Anthropologen zu betrachten und den Kopf erneut schief zu legen: „Ach, du meinst, wenn ich mehr auf die „Spooky-Schiene“ gehen würde?“
Damit hielt er die Hände vor die Brust, wedelte mit ihnen herum und gab das typische Geistergeräusch, ein gesungen-gejaultes „Buhhhhhuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhhh – ich werde dich kriegen und in deinen Träumen verfolgen, buhuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu“ von sich.
Dass dies wenig Erfolg zeitigte, dürfte irgendwie einleuchtend sein. Zwar eruptierte aus Daniel ein kleiner Achtungslacher, dann wurde der Anthropologie wieder ernst und schaute zur glühenden Gestalt herüber.
„Gibt es irgendeinen Grund, warum Du mich heimsuchen willst und nicht irgendwen anders?“
„Ach, dat hat doch mit Heimsuchen nix zu tun. Ich wollte nur mal zeigen, wat ich kann.“
„Was nicht all zu viel ist.“, schoss Daniel dazwischen, was der Captain mit einem lauten „HEY! Entschuldige bitte, das ist mein erster Auftritt als Geist. Ich ÜBE noch.“
quittierte.
Daniel konnte sich nicht helfen, irgendwie hatte der Captainsgeist oder Geistercaptain gerade fast das Originalzitat aus dem Loriotfilm „Papa ante Portas“ gebracht und gerade das brachte ihn – den Wissenschaftler – wieder zu einem dünnlippigen Lächeln, ehe er sich wieder zusammenriss und Cal anblickte.
Für jemanden, der gerade mit einem Geist redete, empfand er seine Konversation und seine Gedankengänge doch recht… stringent.
„Also, was möchtest Du von mir, Cal? Soll ich dir einen Androidenkörper basteln, damit du die DRAGONFLY noch aus dem Sarg kommandieren kannst?“
Der Captain legte den Kopf schief: „Bin ich Sargon?“
„Das wohl nicht und wir sind hier auch nicht bei ‚Geist sucht Körper’.“
„Heißt das nicht ‚Frauer sucht Bau’?“
„Cal! Könntest Du dich bitte konzentrieren? Um mal einen Großen zu zitieren: „Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier.“.“
Der Captain nickte. „Stimmt – also, was wollte ich? Erm… spukiges Auftreten kann man abhaken.“
Und mit einem Mal schlug er sich gegen die Stirn, dass es nur so klatschte. „German facepalm. KLAR! Ich weiß wieder, was ich wollte.“
Damit wandte er sich Daniel zu: „Ich wollte Dir danken, dass Du mit SG-1 an der Beerdigung teilgenommen hast. War wirklich nett. Auch die Musikwahl.“
„Wir fanden ‚Niemals geht man so ganz’ ziemlich passend. Auch wenn ich Jack erst erklären musste, worum es in dem Lied geht.“, erklärte Daniel, was wieder von Cal mit einem Nicken quittiert wurde: „Naja, irgendwas von Dir bleibt hier. Schönes Lied. Trude Herr – viel zu jung gestorben.“
Dann sprang das Schiff auf Alarmstufe Rot.

Der Vorteil, wenn man nicht zur Sternenflotte gehört, ist der, dass, wenn das Schiff auf Alarmstufe Rot springt, man nicht auf eine bestimmte Position eilen muss. Da kann man auch einfach dort bleiben, wo man war, oder aber sich irgendwo hinbegeben, wo man sich einbildet, sicher zu sein. Man muss hier schon von „Einbildung“ reden, bedenkt man, dass, im Zweifelsfall, das Schiff, auf dem man sich befindet, zerstört werden kann. Sicher ist man da nirgendwo, noch nicht mal in den Rettungskapseln, die – wenn der Angreifer besonders mies drauf ist – auch noch zerstört werden könnten. Daher machte auch niemand Doktor Jackson Vorhaltungen, als er sich, entgegen des Stromes derer, die zu ihrer Arbeitsstation gingen, um das Schiff verteidigungsbereit zu machen, bewegte und scheinbar in Gedanken war.
Dies traf natürlich nur dergestalt zu, dass der gute Doktor im geistigen Zwigespräch mit dem Geistercaptain stand, der neben ihm herging und jedem, ihm entgegenkommenden, Crewmitglied zusalutierte.
„Meyer.“
„Müller.“
„Schmidt.“
„Banner.“
Irgendwann schien auch Cal zu merken, dass man ihm nicht zurücksalutierte, also blieb er stehen, wandte sich um und brüllte ein ebenso lautes, wie eigentlich komplett sinnloses „EY IHR PASTINAKEN!“
Daniel blieb ebenfalls stehen, schüttelte stumm den Kopf und seufzte.
Erstens, was war „Pastinaken“ bitteschön für ein Schimpfwort? Eine Pastinake war immerhin eine Art Gemüse. Zweitens – selbst wenn der Captain ein anderes Wort verwendet hätte, dass sicherlich mehr als Schimpfwort geeignet wäre (VollHonKs, Vollidioten, Deppen, A****geigen – um nur vier zu nennen)  - er wäre immer noch ein Geistercaptain und allein der Fakt, dass sie ihm nicht zurücksalutierten, zeigte, dass sie ihn nicht sehen konnten.
Also blickte auch keiner verblüfft in seine Richtung, als er Cal ein „Komm jetzt!“ zuzischte.
Der Cal-Geist bemerkte ihn jedoch, stapfte auf ihn zu, zupfte missmutig an seiner nun sehr-weißen Uniform herum, schien sie erst jetzt zu bemerken und seufzte.
„D’oh!“
Daniel blickte ihn an, legte den Kopf schief, wusste es aber besser, als mitten im Gang jemanden zu fragen, der wohl nur für ihn zu sehen war.
Cal hob den Kopf, deutete auf seine Uniform und seufzte: „Ich vermisse das Rot.“
Dann seufzte er, deutete auf die Tür, vor der sie standen und grinste: „Ich lade dich in mein Quartier ein.“
Damit trat er einen Schritt durch die geschlossene Tür.
Daniel blieb stehen, holte tief Luft und sagte nichts.
Das war ihm irgendwie klar, dass Cal vergessen hatte, dass er ein Geist war und einfach so durch eine Wand schlurfen konnte. Kurz schüttelte er den Kopf, seufzte leise und betätigte dann den Türsummer.
„Was gibt es denn?“, lugte Cals Kopf durch die geschlossene Tür, „Komm doch rein, no need to make a fuss.“*
Der Anthropologe seufzte und murmelte ein leises: „Hallo? Ich bin vielleicht noch stofflich?“
Auf dem Gesicht des Captains fand eine Transformation statt. Erst schien er verwirrt ob der Aussage zu sein, dann erhellte sich sein Gesicht: „OH! Na-tür-lich. Gib die 345-555-16789 auf dem Eingabepanel neben der Tür ein.“
Daniel tat wie ihm geheißen, betrat dann das Quartier und als sich die Tür hinter ihm schloss, wandte er sich an den Geistercaptain: „Tolles Wortspiel übrigens. Na-tür-lich. Was Schlechteres ist dir nicht eingefallen?“
„Sorry.“
Cal blickte gen Boden und in diesem Moment – wieder einmal ein Beispiel für zwei Geschehnisse die im selben Satz zu nennen sind, aber nichts miteinander zu tun haben – fiel Daniel etwas am Fenster auf.
„Wir sind im Erdorbit.“, sprach er und trat auf die Scheibe zu. Cal folgte ihm: „Weißt Du, wie oft ich hier gestanden habe, Agatha neben mir, und mich einfach so an das Fenster gelehnt?“
Sprachs und – um zu demonstrieren, was er meinte, lehnte er sich an die durchsichtige Platte aus Transparentaluminium – nur um im nächsten Moment durch selbige zu fallen und – mit einem Ausdruck ehrlicher Verblüffung ausserhalb der DRAGONFLY zu schweben.
Der Anthropologe schloss die Augen und wiederstand dem Drang, sich selbst mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen.
„Was machst Du da?“, fragte er daher lieber gegen diese Scheibe aus Transparentaluminium, durch die Cal gerade wieder hindurchschritt und den Anthropologen schulterzuckend anblickte, als wolle er sagen „Erm… ups?“
„Erm… ups?“
‚Tatsächlich’, schoss es Daniel durch den Kopf, ‘Er hat es gesagt. Er hat sogar die Stirn es zusagen. Obwohl er ein Geist ist, zeigt er ein ziemlich geistloses Verhalten.’
Kurz stoppte er seinen Gedankengang und schüttelte kurz den Kopf: „Ich bin definitiv zu lange mit Jack O’Neill in einem Raum.“
Damit hob er seinen Blick und wandte sich wieder an den Captain: „Sag mal – wieso warst Du kurz draußen?“
„Du … pfff… frag mich was Leichteres. Ich wundere mich ja sogar, dass ich hier, in diesem Raum, auf dem Boden steh…“
Die abrupte Endung des Satzes ist dem plötzlichen durchsacken durch den Boden geschuldet, der Cal gerade zu verschlucken schien. Schnell griff er nach dem Boden und Daniel dachte noch „Das wird nichts“ – wurde aber überrascht, da sich der Boden in diesem Fall für den Captain als erstaunlich griffsicher erwies.
Der Geistercaptain spannte alle Geistermuskeln an und zog sich wieder empor, bis er wieder aufrecht stand. Kurz vollführte er das zweite Picard-Manöver, also die Straffung der Uniform über dem Oberleib, was bei einem Geist relativ sinnlos ist, da sowohl die Uniform als auch Oberleib lediglich eine Manifestation dessen ist, was die Ghostbusters wohl als Ectoplasma bezeichnen würden. Aber – selbst als Geist möchte man doch bitteschön tadellos herumlaufen und nicht mit einem Hemd, das nicht nur auf Halb 8, sondern gleich auf halb 12 hängt.
Soviel Zeit muss sein.
„Vielleicht“, mutmaßte Daniel und brachte die Aufmerksamkeit des Autors aber auch des Lesers wieder auf den Geistercaptain zurück, „Hängt es ja auch mit der Konzentration zusammen. Also – vielleicht konzentrierst Du dich gerade darauf, vor mir zu stehen.“
„Hm, könnte sein.“, murmelte der Geistercaptain in seinen nicht vorhandenen Geisterbart und zuckte, genau wie der fleischliche Daniel zusammen, als sich die Tür öffnete, zwei Sicherheitsoffiziere und Sam Carter den Raum betraten und Daniel verblüfft anschauten.
In diesem Moment geschahen wieder zwei Dinge die nichts miteinander zu tun haben, aber sich zeitlich – wie schon geschrieben – im selben Moment ereigneten.
Erstens fiel Daniel ein „Stimmt. Selbst bei Star Trek III – Auf der Suche nach Mister Spock – hatte ein Sicherheitsalarm gemeldet, dass sich ein Eindringling in den Quartieren des damals zeitweise toten Wissenschafts-, ersten, respektive kommandierenden Offiziers der USS ENTERPRISE NCC 1701 befand. Hätt ich eigentlich drauf kommen können.“
Das zweite Ereignis konnte wieder nur Daniel wahrnehmen, als sich der Geister-Cal an Sam wandte, ihre Uniform betrachtete und ein „Hey, das steht ihr gu…“ von sich gab. Den Endlaut des Wortes „Gut“ – das T – verschluckte der Boden, durch den Cal gerade wieder fiel.

Daniel blickte in die grau-blauen Augen seiner Freundin und momentanen XO der DRAGONFLY , die ihn anblickten und in denen sich etwas zeigte, das mit „vorsichtige Verständnislosigkeit“ noch zu wenig beschrieben wäre.
Deutlicher wurde es dann im sprachlichen Duktus, als ein „Verdammt, Daniel, was machst Du hier?“ aus den Stimmbändern Sams herrausschoss.
Und das war nun wirklich eine gute Frage, denn – wie sollte Doktor Daniel Jackson Colonel – momentan Commander – Samantha Carter auseinandersetzen, dass er den Geist Cals in der Bibliothek getroffen hatte und dann in einem Anfall von autorendiktiertem Schwachsinn mit ihm in das Quartier eingebrochen war?
Nicht so einfach.
„Boah“, erklang es – nur für Daniel hörbar – unter dem Fußboden, „Peter Andpaul hat FC Bayern Bildchen! Er hat sogar einen handsignierten Netzer. Is ja mal cool.“
Der Anthropologe schloss die Augen und seufzte. Wenn er wüsste, dass er Teil einer Story ist, die eigentlich sogar relativ dramatisch werden könnte, wenn der Autor nicht sofort am Anfang jedes Potential dafür verschenkt hätte und wenn er weiterhin wüsste, dass in diesem Moment McGee dachte, fünf Monate in der Zukunft mit Jessica Hanson – seiner Three of Five – verheiratet zu sein und Tony, Ziva, Sydney Fox und Lara Croft durch die wassernasse DRAGONFLY stapften, würde er sich denken „Toll – und ich krieg wieder den Clown ab.“
So aber stampfte er einmal auf, zischte ein „Reiss dich zusammen, Cal“, was ihm von Sam einen sehr merkwürdigen Blick eintrug.
Erneut erklang ein „BOAH!“ aus unter dem Fußboden und Daniel rollte mit den Augen. Das war nicht zu fassen, dieser Typ war noch schwerer zu hüten als Vala Mal Doran, die ihn mit schöner Regelmäßigkeit in die Weißglut trieb. „Daniel, ist alles in Ordnung?“, hörte er Sams besorgte Frage und so langsam, aber sicher stellte er sich die Frage, ob diese Frage nicht eventuell berechtigt war.
Erneut ein „BOAH!“, dieses mal hinter ihm, gefolgt von einem „Kumma au’m Fenster!“, das im schönsten Ruhrpottesperanto von sich gegeben war. Und als er Sams entsetztes Gesicht sah, drehte auch er sich zum Fenster um.
Cal stand da, blickte durch die Scheibe und deutete auf einen Fixpunkt, der ausserhalb Daniels Sichtbereich war. Und da Cal sowieso gerade ein Geist war, tat er noch einen Schritt und „stand“ ausserhalb des Raumschiffes – quasi so, als habe er den Ego-Shooter „Voyager Elite Force“ gespielt und dabei den Cheatcode „noclip_1“ eingegeben.
Neben sich hörte er Sam atmen, sah, wie sie auf das Fenster zeigte und ihn fragend anblickte: „Ist das Cal?“
„Oh“, machte Daniel und zuckte mit den Schultern, „Ja, klar. Übrigens, ihm hat unsere Grabrede sehr gefallen.“
Sam blickte ihn an und er konnte in ihrem Gesicht keine eindeutige Regung festmachen und als sie ein „Na, wenigstens etwas“ von sich gab, wusste er nicht so ganz, wie er das zu nehmen hatte.
Sie traten, Seite an Seite, an das Fenster und schauten dorthin, wo der Captainsgeist hindeutete. Vor ihnen rotationsellipsoierte die Erde vor sich hin.
Daniel blickte die Frau an seiner Seite an, hielt ihr die Hand hin, welche sie gleichermaßen zart wie stark ergriff, küsste sie und sagte „Eigentlich ein wunderschöner Anblick, oder?“
„Danke, Daniel, dass Du so über mich denkst.“
„Ich meinte die Erde, Cal, nicht dich.“
„Tschuldigung.“
„Mich nicht?“, fragte Sam und Daniel lächelte, streichelte ihr über die Wange und sagte: „Nein. Du bist nicht so schön wie die Erde – Du bist dreitausend… ach was… eine Millionen mal Schöner als die Erde.“
Und schon hatte Sam seine Lippen mit dem Mund eingefangen – ein Augenblick, der nur allzu schnell dadurch verging, dass sich von jenseits des Fensters Cal räusperte: „Ich unterbrech euer Geturtel ja nur ungerne, aber ich meinte auch eigentlich nicht die Erde, sondern eher, das was davor rumschwebt.“

Daniel musste „mit den Augen knibbeln“, also die Augen fest zusammenkneifen, um überhaupt erkennen zu können, was der Kapitänsversuch da meinte – dann fiel es ihm aber auf. Es schwebte ein Schiff im Erdorbit, das ihn irgendwie an zwei drei-armige, kristalline Seesterne erinnerte, die aufeinanderlagen. Dieses „Seesternschiff“ richtete sich mit dem Rumpf zur Erde aus – und plötzlich schoss ein gewaltiger, grellroter Energiestrahl aus der Mitte des Schiffes heraus, traf die Erde und lies sie – einer Seifenblase gleich – zerplatzen.
Der Anthropologe schluckte. Hatte er gerade das Ende der Welt überlebt?
 TBC


  Kapitel 21. Enthüllungen Part 2

Kapitel 21.1

My heart longs to be completed.
I want you to be near me.
My solitudal energy is nearly depleted

Leon Vance seufzte.
Er saß jetzt schon am vierten Entwurf seines romantischen Gedichtes an seine Frau und er kam nicht sonderlich weit.
Vor allem – wie kitschig klang das denn?
Sein Herz sehnte sich danach, komplettiert zu werden.
Seine „einsame Energie“ war beinahe aufgebraucht.
Einsame Energie? Solitudal? Gab es das Wort überhaupt?

Noch vor knapp drei Stunden hatte er Jackie gesehen und schon vermisste er sie. Zumal er wusste, dass die Sache – zumindest aus der Warte eines Temporaleinheimischen – kein gutes Ende nehmen würde. Er hatte schon einmal vorgefühlt, hatte sich – wie River Song aus dem Doctor-Who-Fandom sagen würde“ – „shhhh… spoilern“ lassen: Die Datenbank des NCIS gab ihn ab 2013 als Witwer an – genauer gesagt hatte ein Mann auf den sich bei ihnen zu Besuch befindlichen Eli David geschossen und dabei den Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad tödlich getroffen. Leons Frau Jackie wurde jedoch ebenfalls von einigen Kugeln niedergestreckt und starb – so der offizielle Bericht – auf dem Operationstisch. Und da er wusste , was passiert war, konnte er natürlich versuchen, beides zu retten – seine Frau und die Geschichte. Vielleicht ließ sich Jackie ja in seine Gegenwart, die Mitte des 24. Jahrhunderts beamen? Wie gut, dass man den Kindern nichts davon erklären musste – man hatte sie ja recht zeitig in die Fakten der eigenen Familienchronik eingeweiht.

„Eigentlich auch unglaublich, oder?“, schoss es dem Afroamerikaner durch den Kopf, „Man stelle sich vor, die eigenen Eltern holen einen zu einem Gespräch zu sich und eröffnen: „Ihr seid eigentlich gar nicht von hier.“
Und damals, vor knapp 3 Jahren, hatten sie sich zusammengesetzt – Jackie und er – und darüber nachgedacht, ob die Kinder es eigentlich jemals wissen mussten. Schließlich waren die Lebensläufe, mit denen sie die Sternenflotte ausgestattet hatte, mehr als nur wasserdicht.
Aber, wenn er ehrlich war, machte genau diese Art von Familienhistorie sie, die Familie Vance aus und so wollte er verdammt sein, wenn er seinen Kindern diese besondere Wahrheit vorenthalten würde. Schließlich sollten die Kinder auch verstehen, warum sich besonders ihr Vater wieder einmal so aufregte, wenn er eine Star Trek-Episode sah und sich darüber echauffierte, wie Kirk damals eigentlich jemals weiter gekommen war, als bis zum Jupiter.

Neben ihm schnarchte es leise.
Vance warf einen Blick zur Seite, dorthin wo Abigail Sciutos Kopf schon vor 10 Minuten Kontakt zur Glasscheibe hergestellt hatte. Irgendwo zwischen blauem Wasser und mehr blauem Wasser hatte sie den Kampf gegen die Müdigkeit verloren, ihre Augen waren nach oben gerollt und sie war eingeschlafen.
Die Glückliche.
Vance konnte verstehen, wie sie sich fühlte. Die letzten paar Stunden waren für ihn der absolute Albtraum gewesen – nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf politischer Ebene.
Was war er froh, dass sich die Meldung, dass Gibbs tot sei, dann doch nur als Fehlinformation herausgestellt hatte, als berühmter „Irrtum vom Amt“.
Hoffentlich würde dieser Metallvogel, der gerade gen Düsseldorf strebte, um dort aufzutanken und dann nach Dubai weiterzufliegen, rechtzeitig kommen.
Metallvogel?
Vance grinste, nahm ein weiteres Blatt und begann zu schreiben.
„Metallvogel, du in der Luft.
Viel zu lange standest Du in der…“
„Gruft.“, murmelte Abby neben ihm schläfrig und blickte auf das Papier.
Vance hob den Blick, schaute sie an, sein Gesicht gespielter Ernst: „Hat man Ihnen nicht gesagt, dass es sich nicht schickt, dem Chef über die Schulter zu gucken, Miss Sciuto?“
Auch Abbys Gesicht machte eine Metamorphose durch – sie schenkte ihrem Chef einen gespielt-verängstigten Blick, murmelte ein schüchternes „Entschuldigung“, ehe er ihr zuzwinkerte: „Gruft passt wirklich zu Luft.“
Der Metallvogel, der zulange in der Gruft stand und nun in der Luft schwebt und dabei bebt und lebt oder webt und strebt flog weiter Richtung Düsseldorf.

Stunden später hatte man die entsprechenden Hotelzimmer in Dubai bezogen und der Flug von Düsseldorf nach Dubai war extrem uninteressant gewesen, hatte aber dennoch die Möglichkeit geboten, sich tatsächlich einmal einem entspannenden Schlaf hinzugeben. Business Class fliegen hat was für sich.
Zwar musste Vance festhalten, dass es keine bessere Art des Transportes gab als ein Transporter – sprich gebeamt zu werden schlägt „zu fliegen“… aber „zu fliegen“ schlägt „mit dem Schiff nach Dubai tuckern“. Soviel Zeit hatten sie schließlich nicht.
„Gut“, schoss es Vance durch den Kopf, als er die Koffer abstellte, es sich in einem schönen, mit Leder bezogenen Stuhl bequem machte und diesen so drehte, dass er einen Blick auf die Stadt erhaschen konnte, die unter ihm pulsierte.
Wenn nicht eine Bank seinerzeit den Slogan „the City never sleeps“ für sich verwendet hätte und ferner „the city, that never sleeps“ eine Synonymfixgröße für „New York“ wäre (neben Big Apple, natürlich), dann müsste man diese  Stadt ebenfalls mit diesem Attribut belegen. Es war ja nun egal, ob und wann man sich in die heißen Straßen begab – hier war ja immer was los.
Das war Dubai. Eine wunderschöne, interessante Stadt, eine Begegnung von Tradition und Neuem, von Kultur und Natur.
Aber es war nicht nur eine Stadt von Tradition und Moderne – sondern auch die Stadt, in der seine Leute das letzte Mal lebend gesehen worden waren, bevor sie nach Jebel Ali aufgebrochen waren. Also wurde es Zeit, sich mal ein wenig umzuhören.

Die Frau, die ihnen gegenübersaß, sah wirklich nicht unbedingt wie eine Hotelmanagerin aus – eher wie ein Supermodel auf Urlaub. Aber – das Namensschildchen an ihrer Brust wies sie als „Ishizu Isthaaru“ aus und in Abby Sciutos Kopf klingelte ein kleines Glöckchen. Den Namen hatte sie schon einmal gehört, sie war sich nur nicht mehr sicher, wo. Doch als sie dann – auf einem Überwachungsmonitor - diesen jungen Mann an der Rezeption auftauchen sah, einen Typen, der aussah, als habe er einen Igel auf dem Kopf – oder noch besser: ein Stachelschwein um seine langen Stacheln gebracht und sie in drei Farben gefärbt – da wusste sie erstens wie diese Type hieß (Yugi Muto) und wusste zweitens, woher sie den Namen Ishizu Isthaaru kannte.
Sie legte den Kopf schief.
„Sie haben früher Duel Monsters gespielt, oder?“, fragte sie und Ishizu, die gerade noch festgehalten hatte, dass ihr die Vertraulichkeit zwischen Hotelpersonal und Kunden sehr wichtig war und daher nicht wirklich kommunikativ sein würde, ginge es um ihre Kunden, schaute die Laborgoth an, lächelte und nickte.
„Ja, ich habe damals ‚Duel City’ als Drittplatzierte gewonnen.“
Abby nickte. „Habe ich gesehen. Also – wie Sie da gespielt haben, einfach nur einmalig. Ich habe selbst mal versucht, mich mit diesem Kartenspiel zu befassen, aber – das ist ja ein Fass ohne Boden. Einmal mit angefangen – und ich meine wirklich angefangen, nicht nur mal so an der Oberfläche gekratzt – kommt man ja nicht mehr raus, aus der Nummer.“
Sie spürte, wie Vance sie ein bischen verblüfft anschaute, dann aber nickte und sich zurücklehnte. Ihm schien klar zu sein, was sie vorhatte.
Leider auch Ishizu.
Sie legte den Kopf schief: „Kann es sein, dass Sie versuchen, eine Vertrauensebene aufzubauen, sodass ich bereit bin, mehr über die von Ihnen gesuchten preiszugeben?“
Verflixt, da hatte jemand gute Menschenkenntnis.
Abby seufzte, lehnte sich ebenfalls zurück und schaute Ishizu dann an: „Mag sein. Aber ich habe einen guten Grund.“
„Da bin ich gespannt.“
Und was Abby nun sagte, war noch nicht einmal geschauspielert – das muss man hier der Fairness halber wirklich zugestehen.
„Sie waren doch damals auch bei dem großen Endschaukampf auf dem Zepelin dabei, richtig?“
Auf das Nicken von Ishizu hin, lehnte sich die hübsche Laborgoth wieder nach vorne: „Und Sie erinnern sich daran, wie Mai Kujaku gegen Ihren Bruder verloren hatte und ins Koma gefallen war?“
Erneut ein Nicken.
„Ich erinnere mich daran, dass ihr jetziger Ehemann, ein Mann der sich im englischsprachigen Raum Joseph Wheeler nennt, ausgesagt hatte, dass er damals kurz davor war, sich auf ihren Bruder zu werfen und ihm – Zitat: Die Fresse zu polieren.“
Ishizu legte den Kopf in die andere Richtung schief und schien sie aus ihren merkwürdig-violetten Augen genauer analysieren zu wollen.
‚Vorsicht Abby – schau ihr nicht zu sehr in die Augen. Wer weiß, vielleicht werden die gleich Spiralen und du findest dich dämlich grinsend und hypnotisiert wieder.’, gemahnte sich die hübsche Laborgoth zur Besinnung und schüttelte den Kopf. Hatten ihre Mundwinkel schon angefangen, zu zucken?
„Worauf wollen Sie hinaus?“
Die Stimme Ishizus war leiser, tiefer, sanfter und volltönender geworden.
Abby räusperte sich: „Wir haben einige unserer Freunde hier verloren. Genau die Personen, die wir suchen. Und ich wäre bereit, jedem ‚die Fresse zu polieren’, der mich davon abhält.“
Ein leichtes Lächeln umspielte die vollen Lippen der Ägypterin, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte, sich in ihren Sessel sinken ließ und dann nickte: „Ich kann Sie verstehen.“
Und dann mit einem kurzen Blick auf den Computermonitor hinter sich:  „Lassen Sie mich sehen, was ich für sie tun kann.“

Irgendwie war das „was ich für sie tun kann“ mehr gewesen, als sich Abby jemals erträumt hätte, das Miss Ishtaaru in der Lage wäre, tun zu können.
Nicht nur, dass sie ihnen gesagt hatte, wie Daniel von der Restaurantterasse im 5. Stock nach Jebel Ai gekommen war, nicht nur, dass sie mit dem Hauptmann der Wachen in Jebel Ali, jenem Marik Isthaaru, der ihr Bruder war, gesprochen und sie angekündigt hatte, sie hatte ihnen auch eine Limousine zur Verfügung gestellt, die sie mehr als nur standesgemäß in die Freihafenzone chauffierte.
Und wäre sie nun einer dieser Hobbygärtner, von denen ihr Cal irgendwann zwischen den Szenen der Schweinehunde erzählt hatte, dass sie auf einem Privatsender im Beet stehen würden und zwischendurch große Volksreden halten würden, würde sie mit einem zufriedenen Nicken sagen „Dat is schon ne coole Sache. So haben wir dat gerne.“
Zwar war sie keiner von diesen Hobbygärtnern, konnte sich des Grundgedankens dieser Sentenz jedoch nicht entziehen.

Marik Ishtaaru, der Hauptmann der Wachen, war jung.
Mochte seine Schwester Ishizu eine knappe Sonnen-Erd-Umrundung von der Dreißig entfernt sein, war das bei ihm noch ein paar Jahre hin. Abby schätzte den jungen Mann, dessen Uniform ihn als Militär auswies, auf knappe 26 ein.
„Folgen Sie bitte dem Mann mit dem Fahrrad, der wird sie zu ihrem Parkplatz geleiten.“, sagte er mit einer Stimme, die sie aus irgendeinem Grund an Geordi LaForge aus Raumschiff ENTERPRISE – das nächste Jahrhundert – erinnerte. Oder an Ben Browder aus Farscape.
„Hat er gerade Fahrrad gesagt?“, fragte Vance in diesem Moment und Abby konnte sehen, dass er sich sehr zusammenreißen musste, als er den Private First Class sah, der auf einem Rad hergeradelt kam, in dessen Gepäckträger eine lange, aufgerichtete Stange steckte, die mit einer Fahne bewaffnet war.
Was den Parkplatzanweisern auf Volksfesten recht ist, ist Parkplatzanweisern anders wo billig.
Sie folgten dem sich in der Sonne abstrampelnden armen Mann und Abby konnte sich den Gedanken „Komm zur Armee, haben Sie gesagt – hier erlebst Du Abenteuer, haben sie gesagt – und was mach ich? Ich radel Parkplätze ab – in gleißender SONNE!“ nicht verkneifen.
Irgendwie war sie froh, dass die Limousine, in der sie unterwegs waren, über eine Klimaanlage verfügte.
Als sie die Tür öffnete traf sie zuerst einmal ein volles Hitzebrett.
Diese Sekunden der Akklimatisierung zwischen einem auf angenehme 20 Grad heruntergekühlten Auto und einer Aussentemperatur von knapp 35 bis gar 40 Grad, waren für sie immer unangenehm, weswegen sie gern ein paar Sekunden zwischen den Klimazonen verweilte.
Sie entstieg dem Fond des Wagens, Vance tat es ihr gleich, und sah sich um.

Die Sonnenbrille war irgendwie doch eine Notwendigkeit gewesen. Gerade, wenn der gelbe Lebensspender über dem Meer stand und sich die wogenden Wellen nicht blau, sondern silberhell präsentierten, war Vance froh, dass er seine Augen vor den einfallenden Lichtstrahlen schützen konnte. Im Stillen dankte er dem Erfinder der Sonnenbrille, als er sie sich aufsetzte und seinen Blick über das Terrain schweifen lies.
Neben ihm deutete Abby auf eine Person, die sich gerade aus einem der Gebäude näherte und dies mit militärisch-zackigen Schritten tat.
„Na, da bin ich ja mal gespannt.“, murmelte Vance und schob sich einen Zahnstocher zwischen die Zähne. Abby nickte: „Ich auch.“

Nach ein paar Minuten hatte der Mann sie erreicht, salutierte und nahm Haltung an: „Sie sind die beiden Personen, die mir angekündigt wurden?“
„Na Donnerwetter.“, schoss es Abby durch den Kopf, „Der Mann ist ja Einstein. Ich bin schwer beeindruckt.“
Neben ihr räusperte sich Vance, nickte und erwiderte den militärischen Gruß: „Direktor Leon Vance, NCIS. Das ist meine Labortechnikerin, Abigail Sciuto.“
„Sehr angenehm.“
Die Frau hielt dem Neuankömmling die Hand entgegen, der sie erst anblickte, und dann doch ergriff.
„Robert Makepeace.“, stellte er sich vor und lächelte beiden zu.
„Willkommen in Jebel Ali.“

Kaum, dass er das gesagt hatte, explodierte das Meer.

 TBC

 Kapitel 21.2

Um sie herum brannte alles. Leroy Jethro Gibbs rappelte sich auf, nachdem eine gewaltige Explosion den Komplex erschüttert und ihn, Felicity, Cat-Senior und McGee zu Boden geworfen hatte.
„McGee?“, mag sich nun der ein, oder andere Leser fragen, „Wie kommt der hierher? Ich dachte, wir wären in der Zukunft.“
Nun, wie genau McGee dahin kommt, wird im nächsten Kapitel ein wenig ausführlicher beleuchtet.
Gibbs ließ seine eisblauen Augen über das Chaos vor sich schweifen. Die Explosion – was auch immer es war – hatte den Komplex nicht nur erschüttert, sondern auch dafür gesorgt, dass  sich die Decke an manchen Stellen den überwältigenden Ruf der Schwerkraft gehört hatte und zu Boden gefallen war.
Sein Blick wanderte zum am Boden liegenden Cal, der, die Augen geschlossen, da lag und aus einer Platzwunde an der Stirn blutete. Felicity kniete neben ihm, schien relativ unversehrt zu sein, und tastete nach dem Puls ihres Ahnen.
„Er – er wird wieder.“, murmelte sie, erhob sich und ergriff einen, der hier zahlreich herumlaufenden Sanitäter am Arm: „Holen Sie eine Trage für den Captain.“
„Jawohl, Ma’am.“, salutierte der Typ und rannte los.
Gibbs wandte sich an McGee, der sich gerade wieder hochrappelte: „Bist Du in Ordnung?“
Erleichterung durchpulste ihn, als er sah, wie der Technikfreak nickte und sich dann wieder suchend umblickte.
„Suchen Sie jemanden, Special Agent?“, fragte Felicity und McGee nickte: „Ich suche… meine Frau.“
„Deine WAS?“
Gibbs hob überrascht die Augenbrauen. Er hatte ja schon von Vegas-Hochzeiten gehört und auch davon, dass man im Chat heiraten konnte – da war das ganze aber eigentlich mehr so als Scherz gedacht, respektive wurde dann durchgeführt, wenn man extrem betrunken war. Er selbst war nur um ein Haar um eine Vegas-Hochzeit mit Jenny Sheppard herumgekommen – ein Fakt, das er heute irgendwie bereute.
„Sie meinen Airman Hansen? Warten Sie, ich bring sie zu ihr.“ Damit erhob sich Felicity, nahm McGee bei der Hand und eilte davon.
Gibbs blieb zurück und blickte auf den bewusstlosen Captain hinab.



Das greise Gesicht Captain Calvin Nathan Cats blickte den Senior Special Agent an und die braunen Augen, die – als Gibbs den Captain zuletzt gesehen hatten – vital funkelten, hatten einiges an Strahlkraft verloren.
Auf einen Stock gelehnt saß er im Klappstuhl, den vorher noch Makepeace – der Durchgeknallte – okkupiert hatte, versuchte, sein Gewicht und sein Gesicht zu wahren und holte einmal tief Luft.
„Jethro“, setzte er an – Gibbs verzichtete darauf, ihn zu fragen, wann   er ihm das „Du „ angeboten habe, dazu war die Sache irgendwie zu faszinierend – „Warum ich so alt bin, kann ich dir erklären. Nach unserem letzten Treffen wurden wir von der Sternenflotte gebeten, im Sternbild der Jagdhunde einen ersten Kontakt mit einer dort lebenden Spezies herzustellen. Es waren…“
Cal stockte, legte nachdenklich den Kopf schief und wandte sich an Felicity: „Wat waren das gleich für Figuren?“
Die falsche Grundschullehrerin aus Minnesota zuckte mit den Schultern: „Frag mich was Leichteres. Du hast die Namen dieser Aliens nie genannt.“
„OH!“, machte der Captain und Gibbs konnte sich ein „Typisch Cal“ nicht verkneifen. Zumindest sagte er es in Gedanken, er war ja nicht so unbesonnen,  eventuell möglichen Zorn auf sich zu ziehen.
„… jedenfalls“, hob der alte Captain wieder an und Gibbs blickte zu ihm herüber, „… wie soll ich sagen. Wir gerieten in einen interstellaren Konflikt, dessen Details hier eigentlich nichts zur Sache tun – Interessant ist nur, dass wir im Zuge dieser Geschichte in die Vergangenheit gezogen wurden und schließlich auf der Erde – aber eben immer noch in der Vergangenheit – landeten.“
Er zuckte mit den Schultern.
„Wir landeten in dieser Zeit – kann man eigentlich keinem erzählen – genauer gesagt in Agrabah. Japp, Land existiert, Stadt existiert, Bewohner, auch Aladdin, existieren – oder besser: alles existierte – und es sah fast aus wie bei Walt Disney.“
„Disney?“
Gibbs hob verblüfft die Augenbrauen.
„Naja, sie kennen das doch, oder? ‚Eine Party steigt in Agrabah, da wollen wir doch alle hin. Nur leider macht auch dieses Lied nicht unbedingt viel Sinn.’.“
Tatsächlich war Gibbs mit den Disneyfilmen vertraut  - wer auch nicht, wenn er in den frühen 90ern Vater war.
Allein der Gedanke an diese Filme versetzte dem Special Agenten einen Stich ins Herz.
Und ganz besonders der Gedanke an Aladdin.
 „Dad“, hörte er im Geiste die Stimme seiner Tochter Kelly,  „in der Zeitung steht, dass Robin Williams den Genie sprechen wird. Können wir uns den Film ansehen? Bitte, bitte, bitte.“
Damals hatte Gibbs dem Wunsch seiner Tochter noch nicht nachgegeben. Schließlich war Kelly Gibbs zum damaligen Zeitpunkt 7 Jahre alt gewesen und Zeichentrickfilme waren doch eher was für ganz kleine Kinder. Doch nicht für seine Kelly.
Er erinnerte sich daran, dass sich daraus sogar ein handfester Streit entwickelt hatte, dem Leroy Jethro Gibbs, der Besonnene, dadurch den Wind aus den Segeln nehmen konnte, dass er sich dann doch dazu bereit erklärt hatte, am Prämierentag mit ihr in diesen Film zu gehen – ein Versprechen, das er nie würde einlösen können.
„Bist Du in Ordnung, Jethro?“, fragte in diesem Moment die alte Version des Captains. Der Special Agent hob den Kopf und sah in den Augen seines Gegenübers tatsächlich Mitfühlen aufflackern.  Der Mann, mit den kurzen, grauen Haaren sah sein Gegenüber mit der weißen Löwenmähne an und nickte. Er wusste nicht, ob Cal in seinen Augen die Wunde sehen konnte, die durch den Tod Kellys und Shannons entstanden und nun wieder aufgerissen worden war – aber es war ihm auch egal.
Stattdessen runzelte er die Stirn, versuchte, seine Stimme nicht zittern zu lassen, als er fragte „Und was ist dann passiert?“
Als Cal begann, zu erzählen, konnte man in seinen Augen ebenfalls sehen, wie geistige Verletzungen, die inzwischen nicht komplett geheilt, aber immerhin gut vernarbt waren, wieder aufrissen.
Gibbs hörte zu.

Soso – der Captain war also in der Vergangenheit auf Aladdin, Jasmin und wie sie alle hießen, gestoßen, hatte sich mit Verbrechern geprügelt und dann zusammen mit Agatha einen Nachkommen gezeugt, der die Aufgabe überantwortet bekam, darauf zu achten, dass die DRAGONFLY gefunden wurde. Offenbar hatte sich daraus – ob das möglich war? – eine Art „Kult“ entwickelt, eine Geheimgesellschaft, die auf dieses bruchgelandete Föderationsschiff achten sollte. Cal selbst hatte sich in Stasis begeben um – alle 18 Jahre wieder, wenn der jüngste Stammhalter des Cat-Klans im Alter war, seine Pflichten zu übernehmen, aufgetaut zu werden und ihn zu initiieren. Bei einem der letzten Treffen hatte jedoch ein Erdrutsch die Stasiskammer zerstört, weswegen der Captain tatsächlich in dieser Epoche gefangen war.
Und wenn Gibbs in den Augen des Captain richtig lesen konnte, dann war er von seinen Artgenossen – will sagen: den Menschen – immer mehr enttäuscht.

„Und was ist das hier?“, fragte Gibbs, nachdem Cal geendet hatte. Dieser holte tief Luft, um etwas zu sagen, allerdings wurde er durch einen Hustenreiz schnell und effektiv unterbrochen.
Felicity griff nach der Schulter des Kommandanten, der schüttelte nur den Kopf und hob abwehrend die Hand.
„Ich bin kein Krüppel!“, hustete er und blickte seine Ur-Ur-Ur-Ur-sonstwas-Enkelin erzürnt an. Diese nickte und trat in den Hintergrund, ehe der Captain Gibbs aus braunen Augen anblickte.
Dann hob er den Kopf und schaute sich um: „Toll, was?“
„Ich bin begeistert.“, erwiderte der Special Agent und machte sich gar nicht erst die Mühe, seinen Sarkasmus zu verbergen – was beim Captain einen gewissen Heiterkeitserfolg zeitigte. Lächelnd nickte er: „Ich weiß genau, was Du meinst, Gibbs. Aber – lass mich in Ruhe erklären.“
Damit deutete er nach oben, an die Decke des Raumes, in der sie gerade saßen: „Mag aussehen, als wären wir – wie im Stargate Center -  28 Stockwerke unter der Erde. Sind wir aber nicht.“
Damit erhob er sich, hustete erneut und stemmte sich nun auf seinen Gehstock, um das Gleichgewicht zu halten.
„Folge mir.“, sagte er dann, machte sich auf den Weg. Gibbs bemerkte, dass er erst jetzt feststellte, wie sehr die Stimme des Mannes, den er als – vielleicht -  25 Jährigen gesehen hatte, sehr an einen alten Herren gemahnte. Wenn er jetzt noch was über „die Jugend von heute“ sagte oder „verdammte Kinder, verzieht euch von meinem Rasen“, dann war er tatsächlich in dieser Alterskategorie angekommen.
Und tatsächlich hob Cal den Kopf und grinste: „Verdammte Kinder, verzieht euch von meinem Rasen.“
Dann wandte er sich um, blickte Gibbs mit schalk-flackernden Augen an und grinste: „Das wolltest Du doch gerade sicherlich hören, oder?“
Gibbs sagte nichts. Warum auch?  Das war ja das Schöne daran, Leroy Jethro Gibbs zu sein – die Leute wussten einfach, was man sagen und wie man reagieren würde.
Also folgte der erfahrene Agent dem Cat-Senior durch einen Korridor.

„Wir haben hier eigentlich eine sehr lockere Operation am laufen.“, erklärte Cal und Gibbs hob die Augenbrauen: „Lockere Operation? Sie nennen die Entführung von Bundesagenten der Vereinigten Staaten von Amerika eine ‚lockere Operation’?“
Der auf den Krückstock gestützte Sternenflottencaptain, der paradoxerweise momentan sehr viel Älter war als Gibbs, obwohl Gibbs eigentlich der Ältere von ihnen sein müsste, hielt so abrupt inne, dass Felicity beinahe in ihn gelaufen wäre.
Er drehte sich um.
„Was wissen Sie schon? Glauben Sie nicht, dass wir nicht genau wüssten, was hier los ist?“
Gibbs legte den Kopf schief.
‚Sie’?
Nach all dem „Du“ kam er jetzt wieder aufs „Sie“ zu sprechen?
Der Senior Special Agent räusperte sich: „Ich muss zugeben, ich frage mich tatsächlich, weswegen Sie uns gekidnapped haben.“
Nun richtete sich der ehemalige Captain des noch ehemaligeren Schiffes zu seiner vollen Körpergröße auf, wodurch er Gibbs um um ein paar Zentimeter überragte.
„Versuchen Sie nicht, hier Ihre ‚Ich bin der große, böse Gibbs“-Karte zu spielen, Senior Special Agent.“,  zischte der Mann nun und funkelte den NCIS-Mitarbeiter aus braunen, Augen an,  in denen Wut zu lodern begann, „Ich habe mich Jahre lang aufgeopfert, um meine Crew zu retten – wann haben Sie etwas ähnliches schon einmal getan?“
Eigentlich hätte dieser Gefühlsausbruch des Captain ihn vermutlich irgendwie bewegen sollen, ihn irgendwie dazu bringen müssen, sich zu entschuldigen, aber – Gibbs fühlte nichts dergleichen. Stattdessen kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob Cal wusste, wie ungeheuer selbstgerecht er da gerade klang – und weiterhin, ob er wusste, was er – Gibbs – damals alles getan hatte, um seine erste Frau und seine Tochter zu rächen. Aber der Special Agent würde den Köder nicht schlucken. Er würde sich gar nicht erst auf das Niveau des Captain herablassen und ihn durch eine Antwort nur noch mehr bestätigen.
Stattdessen blickte er ihn an, legte den Kopf schief und deutete dann in die Ferne: „Wo geht es dahin?“
Erneut konnte er in den Augen Cals sehen, wie dieser ihm am Liebsten eine verpasst hätte, aber er konnte auch sehen, dass der Captain mehr als nur genau wusste, dass er dieser Aufgabe nicht so ganz gewachsen war. Was sollte er auch machen? Gibbs mit dem Gehstock verhauen?
Zugegeben, das war möglich und sicherlich auch schmerzhaft, aber die ganze Sache stand und fiel mit dem Gehstock. Sprich – wenn sich Cal nicht darauf stützen konnte, würde er ganz fürchterlich auf die Nase fallen. Und Gibbs wusste, dass Cal das wusste. Es würde daher nicht zu einer Rauferei kommen – immerhin war Gibbs Gentleman genug (und das, obwohl er von sich sagte, dass das zweite B in seinem Namen für Bastard stand) um einem alten Mann nicht seine Gehhilfe wegzunehmen.

Sein Gegenüber, der sehr-viel-jüngere, sehr-viel-ältere Sternenflottenoffizier atmete tief durch und wandte sich dann wieder ab, um den Gang entlangzuhumpeln. Gibbs folgte ihm.
„Das da?“, fragte der Captain dann und nickte geradeaus, „Das ist unser Virtual-Reality-Raum. Ich kann Dir“ – wieder kehrte der Captain zum informellen Du zurück – „einen Einblick geben und vielleicht wirst Du sogar überrascht sein, wen wir da drin haben.“

Überraschung war nicht unbedingt das richtige Wort.
Es war mehr sowas wie unendliche Wut, die da in Gibbs aufstieg, als er den, an eine Art „Liege“ gebundenen Timothy McGee sah.
„Was ist das?“, fragte er und deutete anklagend auf den liegenden Mann.
Cal blickte auf: „Das? Das ist ein männliches Exemplar der Spezies Homo sapiens sapiens. Ich dachte, das wüsstest Du.“
Gibbs fuhr herum. Er würde sich nicht an einem alten Mann vergehen – nein, das würde er nicht! Aber das wusste der Captain ja nicht und als er auf ihn zutrat und seine Nase ganz dicht vor die des Sternenflottenoffiziers brachte, konnte er durchaus die Frage in den braunen Augen aufflackern sehen „Haut der mir jetzt ernsthaft eine rein?“.
Natürlich nicht – aber das war auch nicht notwendig.
Der alte Mann, der einst Calvin Cat gewesen war, schluckte unbehaglich und schaute dann zu Felicity herüber, die einmal kurz nickte.
„Das, teurer Freund, ist eine Virtual Reality Pod. Die näheren Details, wie sie funktionieren sind unerheblich und – wenn ich ehrlich bin – hab ich damals, als Sam es mir erklärt hatte, nicht wirklich zugehört.“
„Sam?“, fragte Gibbs nun und in seiner Stimme schwang Überraschung mit: „Sam Carter?“
Cal nickte.
„Ja, schau – diese Kapseln wurden auf einem Planeten gefunden, wo sie in eine Art Virtuelle Realität … wie soll ich das erklären?“
„Unerheblich.“, zischte Gibbs, „Wie krieg ich meinen Mann da wieder raus?“
„Deinen Mann? Ich glaube, ein paar MIBBS-Fans werden jetzt einen Fangasmus kriegen.“
Sprach der Captain und schluckte erneut unbehaglich, als er sah, wie Gibbs ihn wütend anfunkelte.
„Das Computerpanel, da – eine Eingabe vornehmen, McGee dazu bewegen, die ganze Sache in Frage zu stellen und dann den Hebel da drüben ziehen.“
Gibbs nickte und tat, wie ihm geheißen – und zeitigte damit Erfolg. Denn nach ein paar Minuten taumelte Timothy McGee aus der Gerätschaft, erleichterte seinen Magen auf den Fußboden – Kommentar Cal und Felicity (unisono) „ DAT mach ich nich wech!“ – und erhob sich, als ihm Gibbs die helfende Hand feilbot. Dann erbebte der Komplex das erste Mal.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 04.07.14, 14:26
 Kapitel 21.3
Sydney Fox konnte den Unglauben in den Stimmen Tonys und Zivas wirklich hören.
„Ihr habt was vor?“
„Die DRAGONFLY heben“, grinste Lara, „Sprechen wir Swaheli?“
Immer noch waren die beiden Mitglieder des NCIS ziemlich „dumbfounded“, wie man es in englisch nannte, also komplett verblüfft. Tony fand als erster seine Stimme wieder: „A… aber wo… woher?“
Gut, ich hab nur gesagt, dass er die Stimme wiedergefunden hat, ich habe nicht gesagt, dass das, was er sagt, auch Sinn macht – respektive: Sinnvoll ist.
Dieses mal war es an Sydney zu lächeln.
„Wir waren eigentlich auf einer ganz anderen Ausgrabung“, fing sie an zu erzählen…


Ägypten kann wirklich ein wunderbares Land sein – ein Ort der Kultur, ein Ort der Mythen und der Moderne. Aber in Ägypten kann es auch Tage geben, an denen es so heiß ist, dass man eigentlich am liebsten nirgendwo hingehen möchte.
Als Archäologe hat man jedoch wenige Optionen, also hatte sich Sydney Fox mit BH, Tanktop, kurzen Hosen und Schuhen bewaffnet, um der Hitze wenigstens ein bisschen trotzen zu können. Auch an eine Trinkwasserflasche, sowie lange Gewänder hatte sie gedacht, für den Fall dass man sich so lange in der Wüste aufhielte, bis sie von der Dunkelheit verschluckt würde. Dann konnte es dort nämlich empfindlich kalt werden. Momentan schien die Sonne aber vom blauen Himmel herab und die archäologische Ausgrabung lief auf vollen Touren.
Nigel und Sydney, sowie Lara hatten sich unter die Ausgrabungshelfer gemischt und halfen fleißig mit, katalogisierten und taten das, was gute Archäologen und deren Assistenten so taten.

„Lady Croft! Professor FOX!“
Die aufgeregte Stimme eines der Grabungshelfer ließ die beiden Frauen verblüfft von ihrer Arbeit aufsehen.
Mit einem charmanten Lächeln blickte die Lady dem sich nähernden 18 Jährigen entgegen, der über eine Düne gewetzt kam, stolperte und vor ihr im Sand liegenblieb.
„Ich liebe es, wenn die Männer mir zu Füßen liegen.“
Sydney rollte mit den Augen. Gab es eigentlich kaum einen Tag, an dem die Tomb Raider kein schlechtes Wortspiel einfiel? Und das war besonders bei Matthew Milhouse nicht sonderlich nett, einem ihrer vielversprechendsten Studenten.

Matthew Milhouse hatte sich schon in den Vorbereitungskursen als ein sehr helles Köpfchen erwiesen und er war Sydney sogar sehr sympathisch, wenngleich sie sich natürlich nie von Sympathien oder Antipathien leiten lassen würde, wenn es um Notenvergabe ging, darum wer sie auf Forschungsreisen begleiten würde und überhaupt.
Den jungen Mann mit dem blonden Flaum am Kopf, den Frisur zu nennen, sich fast verbot – aber auch nur, weil viel zu wenig davon da war, um es überhaupt als Frisur deuten zu können -  der da gerade vor Lara im Sand kniete, die Körner ausspuckte und sich dann wieder in die Stehende brachte, erinnerte sie viel zu sehr an Nigel, ihren Forschungsassistenten und festen Freund – genauer gesagt, an den jungen Nigel, der ihr damals fast vor den Speer gelaufen war, als sie in der Klasse – knapp bekleidet – einen rituellen Kriegstanz aufgeführt hatte.
Und Nigel-in-Jung schaute nun, nach Luft schnappend, zuerst zu Lara, dann zu Sydney und zu Nigel.
„Ich – ich hab was entdeckt!“


Tony DiNozzo blickte die Hawaiianerin verblüfft an.
„Ich hab was entdeckt?“
Zugegeben, ihrer einschmeichelnden Stimme zuzuhören, wie sie Welten entstehen ließ, wie sie die Atmosphäre ausschmückte und wie sie den Charakteren durch leichte Variationen in ihrer Stimme eine eigene – sehr deutlich zu unterscheidende – Persönlichkeit verlieh, war faszinierend – aber „Ich hab was entdeckt“ war irgendwie der Satz, der ihn aus dieser Zuhörer-Trance holte, gerade weil er so typisch Klischee war und in jedem Film mit Entdeckungsauftrag dafür sorgte, dass die ganze Sache erst in Gang gesetzt wurde.
Mit „Ich hab eine Entdeckung gemacht“ fing etwa der Film „Vergessene Welt – Jurassic Park“ an und auch, wenn Tony vielleicht einer der wenigen war, die diesen Film tatsächlich amüsanter fanden, als den ersten Teil kam er natürlich nicht umher, zugeben zu müssen, dass jemand wie der Nostalgia Critic, recht hatte, wenn er davon sprach, dass die Performance von Jeff Goldblum hin und wieder ein wenig hölzern werden konnte. Dem Spaß, den er an dem Film hatte, tat dies natürlich keinen Abbruch.

Den Stoß in die Seite, dem ihn Ziva verpasst hatte, bemerkte er erst, als sie den Ellbogen schon wieder weggenommen und ein „Shht, sei Leise, ich will das hören“ gezischt hatte.
Gut, also wollte Ziva auch wissen, was diese Entdeckung war – und wenn er sich gegenüber mal brutal ehrlich sein durfte: Es interessierte ihn schon.
Also zuckte er mit den Schultern, gab ein „Entschuldigung“ von sich und war bereit, sich wieder von der Stimme Sydneys umwickeln zu lassen, wie Mogli von Kaa.
Nur, dass die Hawaiianische Professorin nicht „Hör auf mich, glaube mir“ sang.
Sydney blickte ihn an, nickte ihm kurz lächelnd zu und wandte sich dann an ihre weibliche Begleitung: „Laralein, magst Du vielleicht ein bischen erzählen?“
„Du machst das so toll.“, grinste die Britin und sah sich dann weiter um: „Einer von uns beiden muss ja die Drecksarbeit machen und nach einer Stasis-Kapsel suchen, oder so.“



Die Fackel vermochte das Areal nur ungenügend zu erleuchten. Milhouse hatte sie zu einer Art Höhle geführt, über deren Eingang er im wahrsten Wortsinne „gestolpert“ war, als er nach einem Ort gesucht hatte um sich zu erleichtern.
Sydney beschloss, sich später noch einmal mit ihm zu unterhalten, nun galt es, einen genaueren Blick auf die Höhle zu werfen.

Das Blitzlicht mochte nicht unbedingt gut für eventuell-hochempfindliche Zeichnungen sein, aber notwendig war es allemal, wollte man auf den Bildern etwas erkennen – und das hatte man hier auf jeden Fall vor. Zwar hatten diese Bilder damit keinen nennenswerten künstlerischen Wert, dies war aber im Fall einer archäologischen Ausgrabung nebensächlich. Interessant war, was die Bilder und natürlich auch die Hieroglyphen zeigten.
Sydney und Lara betrachteten selbige, blickten sich ganz kurz an und schüttelten synchron den Kopf.
Nein, das war nicht möglich. Das – das ging einfach nicht.
Die Wandzeichnung zeigte eine Pyramide – soweit, so gut und in Ägypten nicht ganz ungewöhnlich. Auch die andere Zeichnung hatte ihre Entsprechung in der Realität – wenngleich es Sydney nun nicht bewusst wäre, dass es diese Tiere in Ägypten gab. Aber warum nicht? Warum sollte es in Ägypten keine Libellen geben? Dennoch -  irgendwie hatte Sydney bei der Betrachtung ein unangenehmes Gefühl. War dies vielleicht nur daran geschuldet war, dass der Magen der hübschen Hawaiianerin das Drehbuch der Geschichte gelesen hatte? Oder lag es daran, dass das englische Wort für Libelle „DRAGONFLY“ war und es so zu diesem Starfleetcaptain passen würde, sich in die Vergangenheit zu verfliegen und sich mit ägyptischen Pyramiden anzulegen, weil er sie für Goa’Uld-Ha’taks (also Pyramidenschiffe) hielt?
„Syd?“
Nigels Stimme klang dunkel und belegt, als er seine Fackel hob und damit die Wand vor sich ausleuchtete: „Ich glaube nicht, dass dir das gefallen wird.“


Wie recht Nigel behalten sollte, wusste er spätestens an diesem Abend.
Sie und der Brite lagen zusammen in einem Zelt, hatten es sich gemütlich gemacht und er betrachtete ihren, nur von einem weißen Tanktop verhüllten, kurvenreichen Körper. Dies bemerkend, verschränkte sie die Arme vor der Brust, hob eine Augenbraue, ihr linker Mundwinkel zuckte leicht verräterisch auf und sie sagte: „Früher hattest du wenigstens noch den Anstand, dir die Hand vor die Augen zu halten und zwischen deinen Fingern durchzulinsen, wenn du mich mit deinen Augen ausgezogen hast.“
Und ja – sie konnte sehen, wie dieser Satz ihn komplett unvorbereitet traf und er erst einmal dasaß, als müsse er sein Hirn neu hochfahren. Diese Zeit nutzte Sydney, um sich ihrer schweren Stifel zu entledigen und sich dann neben ihn in den Schlafsack zu begeben.
„Findest Du, dass ich zu…“, setzte er an, sie schüttelte den Kopf und küsste ihn: „Natürlich nicht, Liebling.“
„Oh, Syd.“
Er erwiderte den Kuss und – in ihr machte es Klick.
Sie löste sich von Nigel, stand auf und trat auf den Klapptisch zu, auf dem der Laptop thronte.
Das Gerät aufklappend, fuhr sie ihn hoch, was ein leichtes Seufzen von Nigel zur Folge hatte, ehe sich dieser ebenfalls erhob und neben sie trat.
„Syd“, fragte er und küsste ihre Halsbeuge. Gut, zugegeben, ihr Freund wusste schon, was ihr gefiel, aber Dienst war Dienst und Sex war Sex. Und momentan galt es dieses Rätsel zu lösen.
Also drehte sie sich zu ihm um, presste ihn an sich und ihre Lippen fest auf die seinen und ließ ihren Körper seinem Geist ein Versprechen geben. Und als sie sah, wie Nigel – fast wie betäubt und vor den Kopf geschlagen – auf den Klappstuhl sank und starr, mit einem in die Ferne reichenden Blick und einem nicht sonderlich intelligenten Grinsen, vor sich hin blickte, konnte sie sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Der Computer meldete, dass das Hochfahren beendet war und diese Lautäußerung ließ auch Nigel wieder ins Hier und Jetzt finden, wie Sydney erfreut feststellte. Dann  drehte sie den Monitor des Laptops so, dass sie beide einen Blick auf die Bilder werfen konnten, die sie heute nachmittag geschossen hatten.

„Diese Hieroglyphen sind in einem merkwürdigen Syntax zusammengekritzelt worden“, murmelte ihr Helfer, Liebhaber und Freund neben ihr – was sie zu einem Nicken nötigte: „Stimmt – das ist ein ziemlich interessanter, aber sehr obskurer Dialekt. Aber – einige Sachen erkenne ich.“
Damit deutete sie auf eine Reihe von Zeichen: „Hier.“
Kurz setzte sie ihre Brille auf, runzelte die Stirn und machte sich an die Übersetzung, von der sie nach einigen Minuten wieder aufblickte:  „Die ersten Worte lauten Millionen Jahre in diesem Himmel.“
Und in dem Moment, in dem Nigels Kopf zu ihr herumfuhr und sie in seinem Gesicht lesen konnte, dass ihm diese Worte bekannt vorkamen, erinnerte sie sich daran, wo sie diese Wörter schon einmal gehört hatte.Kurz betrachtete sie den Rest der Zeichen, nickte dann und lächelte: „Das ist nicht zu fassen – wir haben eine Replik der Hieroglyphen, die auf dem Langford-Objekt zu finden waren.“
„Du meinst, das Objekt, von dem man offiziell bis heute nicht weiß, was es ist, obwohl es der Abdeckstein dessen war, was Daniel Jackson als Sternentor bezeichnete?“
Sydney nickte: „Korrekt.“



Auch wenn sich Tony sicher war, niemals etwas von einem Abdeckstein gehört zu haben, nickte Ziva so ernst und Konzentriert vor sich her, dass er es niemals wagen würde, sie in irgendeiner Art und Weise durch sowas wie „Dumme Fragen“ abzulenken. Aber – andererseits: Es gab keine dummen Fragen, es gab nur dumme Antworten.
Dennoch wollte er sich der hier anwesenden weiblichen Archäologiegesellschaft plus israelischem Anhang, der darüber hinaus noch seine Freundin war, nicht unbedingt die Blöße geben, anscheinend als einziger NICHT zu wissen, was hier gespielt wurde.
Vermutlich würde er nachher, wenn sie aus der DRAGONFLY herauskamen, doch mal mit Daniel Jackson sprechen – schließlich war dieser Name gerade auch gefallen.

Inzwischen waren sie doch erstaunlich weit in die Struktur des Föderationsschiffes vorgedrungen und der Halbitaliener konnte es sich nicht nehmen lassen, die Situation mit einem Mordfall zu vergleichen. Dieser Ort erzählte eine Geschichte – und vermutlich war es keine besonders Schöne. Wenn er einen Blick auf die deformierten Träger warf, welche die Decke oben und den Fußboden unten halten sollten, wurde ihm wieder einmal schmerzlich bewusst, dass sie eigentlich nur von einer Aussenhaut, so dünn wie Alufolie, vor der Atmosphäre – in diesem Fall: dem Meer und dessen Inhabitanten – geschützt waren.

Sydney schien das nicht zu stören. Sie blickte den Halbitaliener an, schaute dann nach oben, gen Decke und grinste: „Keine Sorge. Agatha hatte mir mal erzählt, dass dieses Schiff einiges aushalten kann.“
„Aber nicht über mehrere Jahrtausende hinweg, oder?“, fragte Tony und konnte sich ein verblüfftes „gawken“ nicht verkneifen, als er sah, wie Sydney mit den Schultern zuckte und dann zu Lara blickte: „Hey – was sagt dein Navi? Wie weit ist es noch zur Krankenstation?“
„Von hier?“
Die Britin blieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und legte nachdenkend den Kopf schief: „Zehn Meter geradeaus und dann nochmal ein Deck nach oben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Aufzüge funktionieren.“
„Also eine kleine Tour durch die Jeffriesröhren?“, fragte die Hawaiianerin und Lara nickte: „Ja.“
Auch das noch. Auf eine kleine, sportive Tour durch dieses Höllenlabyrinth von Röhren, die noch enger waren, als diese Korridore in denen er stand und ihn vermutlich noch eher zerquetschen würden – oder in denen er ertränke, weil das Wasser plötzlich durch irgendeinen Hüllenbruch in eine Jeffriesröhrenöffnung schoss und das gesamte Schiff unter Wasser setzte – hatte er, aus verständlichen Gründen, keine Lust.
Etwas verblüfft blickte er Ziva an, als sie ihm einen leichten Klaps auf die linke Pobacke gab und ihm dann zuzwinkerte: „Komm schon, mein kleiner Pelzarsch. Je eher wir die Krankenstation finden, desto eher können wir hier raus.“
Dann schaute sie ihn mit diesen unglaublichen, wunderschönen, ausdrucksstarken Augen an: „Oder hast Du Angst?“
„Angst? Ich? PFFF!“
Es gab immer mal wieder Momente, in denen Tony sich dafür verfluchte, schneller zu sprechen, als er zu denken in der Lage war – dies war so ein Moment. Denn nun hatte sie ihm erneut zugezwinkert, sich auf ihre Zehenspitzen gestellt, ihm einen kleinen Kuss gestohlen und ein „Na, dann auf geht es“ gegrinst.
Gut – dann ging es eben auf.
„Aber nicht ohne die Fortsetzung von Sydney zu hören!“, rief der Halbitaliener, ehe er der – in Trab verfallenden – Israeli folgte.

Eigentlich war der Plan wasserdicht gewesen – jemand, der schnell lief, atmete auch heftiger, das heißt, eine Konversation war – zumindest, wenn er, Tony, rannte, nicht unbedingt gegeben. Legendär war sein „Stopp – keuch – ich hab Laufschuhe an!“, als er das erste Mal auf Leroy Jethro Gibbs getroffen war. Und als er mit Cal ein Lauftraining absolviert hatte, damals als sich Agatha, Ziva, Gina und Abby einen Mädelsabend gegönnt hatten, hatte er festgestellt, dass auch Cals Konversationsfähigkeit antiproportional zu seiner körperlichen Anstrengung ausgeprägt war. Sprich: Wenn Cal rannte, keuchte er, hielt aber ansonsten die Klappe.
Bei Frauen schien das irgendwie anders zu sein. Ziva war, obwohl sie jeden Morgen ein strammes Laufpensum abhielt, während diesem Lauf noch zu Lautäußerungen jenseits „Ich will – keuch – sterbäääähn “ in der Lage. Und wenn Tony ehrlich war, bewunderte er sie dafür. Auch Lara und Sydney schienen über diese Gabe zu verfügen, sodass Sydney trotz eines doch sehr annehmbar-schnellen Lauftempos weitererzählen konnte.



Lara Crofts Blick verriet, dass sie genau so zweifelnd war, wie Sydney Fox selbst.
„Das ist nicht wahr.“, murmelte die britische Archäologenabenteurerin und warf einen Blick auf die Hieroglyphen, die auf dem Bildschirm zu sehen waren.
Sydney konnte die Skepsis ihrer Kollegin nur zu gut verstehen – diesen berühmte Satz „Millionen Jahre in diesem Himmel liegt Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit“ hatten sie beiden schon einmal gehört. Damals hatte Daniel Jackson ihnen berichtet, wie er überhaupt in das Stargate-Programm gekommen war.

Losgegangen war das alles mit einer Vorlesung, die er vor der wohl verbohrtesten Versammlung von Archäologen gehalten hatte, die man sich vorstellen konnte. Kein Doktor Henry Jones Junior, der ihn eventuell hätte raushauen können und Syd und Lara waren damals ja noch nicht die Personen von Weltruhm gewesen, die sie heute sind – obwohl sie mehr als geneigt gewesen wären, ihm zu helfen. Aber die Vorlesung ging so ziemlich in alle Hosen und Höschen, die man sich vorstellen konnte – somit hatte er alles verloren, wofür er ursprünglich gearbeitet hatte.

Auftritt Cathrine Langford, die ihm eine Aufgabe stellte: „Übersetzen Sie eine Abdeckplatte, die wir 1929 in Gizeh gefunden hatten.“
Dort fanden sich, neben etlichen merkwürdigen Zeichen, die Jackson – wie er Lara und Sydney später erzählte – noch die Hieroglyphen, die übersetzt folgende Konstellation bildeten:
Zitat
Jahr Millionen Himmel Ra Sonnengott
versiegelt und begraben für alle Zeit
Tor zum Himmel

Also zu gut Englisch (gut Deutsch geht in diesem Zusammenhang ja nicht): „Millionen Jahre in diesem Himmel liegt Ra, der Sonnengott, versiegelt und begraben für alle Zeit.“
Die Wortkonstruktion „Tor zum Himmel“ wurde nach genauen Überlegungen des Anthropologen mit einer ebenso beherzten, wie schnellen Handbewegung durchgestrichen und durch das Wort ersetzt, das von Stund an untrennbar mit diesem Projekt verbunden war, das im Begriff war, durch Colonel Jack O’Neill gestartet zu werden: „Stargate.“

Auch Lara und Sydney durften sich die Abdeckplatte genauer betrachten, die auch heute noch in einem bestimmten Raum der sogenannten „Area 52“ lagert – und nein, liebe Leserinnen und Leser, dies ist kein Schreibfehler. Wir reden nicht von Area 51, der Groom Lake Facility, in der angeblich Ausserirdische vom Roswell-Crash rumliegen, wir reden von der Nachfolgeeinrichtung Area 52, die sich in der Cheyenne-Mountain-Facility befindet – einem in den gleichnamigen Berg hineingebaute Einrichtung, die in Colorado Springs (USA) zu finden ist, und die auch NORAD beherbergt, das legendäre North-American Aerospace Defense Command, sprich, das Nordamerikanische Luft- und Weltraumverteidigungskommando, welches hier seine zentrale Koordinierungsstelle für sämtliche Sensorendaten untergebracht hatte.

Das war aber schon zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet hatten und sich, zusammen mit Daniels Freunden, dem sogenannten „SG-1“, bestehend aus Colonel O’Neill, Major Samantha Carter, Teal’C und eben dem Anthropologen, auf den Weg zu einem archäologischen Fundort auf einem fremden Planeten machten. Begleitet wurden sie von einem Mann namens Captain Calvin Nathan Cat, einem Offizier der Sternenflotte. Sydney konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen – noch vor knapp 10 Jahren hätte sie die Existenz von Sternenflottenoffizieren der Fantasie von Drehbuchautoren überlassen – dann hatte sie Cal getroffen und sie wusste von diesem Zeitpunkt an: Es gibt nicht nur Ausserirdische, es gibt auch Starfleetcaptains, die ein bischen dämlich sind.
Was sie wieder an Nigel bald-Fox-im-Moment-noch-Baily , ihren Assistenten und bald-Ehemann erinnerte.
Dieser tauchte gerade im Zelt auf, brachte eine Kanne Kaffee und lächelte in die Runde: „Kleine Stärkung gefällig?“

Das musste sie Nigel lassen – er wusste, wann, wie und wo er die richtigen Sachen zu sagen hatte. Meistens tat er dies allerdings nur, wenn er in einer Umgebung agierte, die ihm angenehm war. Forschungsreisen beispielsweise, die nichts damit zu tun hatten, dass man vor Feinden davonlaufen musste, hatten den angenehmen Einfluss auf ihn, dass sein Hirn nicht in den Panik-Modus schaltete.

„Danke, Nigel“, lächelten beide Frauen ihn an, hielten ihm jeweils eine Tasse hin und warteten darauf, dass die braune Flüssigkeit in die dafür vorgesehen Gefäße gefüllt wurde, wo sie dann vor sich hin dampfte.
Lara blickte zu ihr herüber: „Dein Assistent ist sehr aufmerksam. Behandel ihn gut oder ich stell ihn ein.“
Irgendwie hatte sie gerade noch vor, etwas zu erwidern, als sie bemerkte, wie rot der Brite wurde und ein „V… vielleicht sollten wir uns doch wieder den Hieroglyphen widmen“ von sich gab.
Ach Nigel, die gute Seele.
Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und beugte sich dann über die Fotografien, die inzwischen ausgedruckt auf dem Tisch lagen.
Sich eine Strähne ihres langen, dunklen Haares aus dem Sichtfeld wischend und hinter das Ohr steckend ließ sie ihre Augen über die Fotos gleiten.

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Es war schon eine atemberaubende Aussicht, die Tony da grüßte und er wäre unter normalen Umständen wirklich der Letzte, der sich beschweren würde, dass über ihm Lara, Sydney und natürlich Ziva kletterten – in diesem Moment fragte er sich allerdings, ob die drei Grazien nicht schneller klettern konnten und ob dieses Gewackel dabei wirklich sein musste. Das Gewackel – also die Bewegung des Hinterteils – war etwas, das ihn momentan wirklich störte.

Fasziniert war er dabei jedoch von der erstaunlichen Fertigkeit, mit der es die drei Frauen schafften, ihre vom Meerwasser und Schweiß befeuchteten Luxuskörper recht schnell zu bewegen. Schnell, das waren sie. Schneller – das wäre allerdings noch besser. Dabei war es eigentlich nur ein Deck, das sie zu überspringen hatten. Dennoch sah der Halbitaliener vor seinem inneren Auge, wie Metallschotten brachen und Meerwasser eindrang – wobei ihm Sydney gesagt hatte, dass dies eigentlich nicht passieren konnte.
„Nein, Tony, denk nicht daran, was sein könnte , denke daran, was ist .“, dachte er sich in Gedanken und hörte weiter zu.
Selbst das Leitersteigen schien Sydney nichts auszumachen, als sie weitererzählte.


„Das ist eindeutig das Auge des Ra.“, meinte die Relic Huntress und deutete auf das Foto, das vor ihr lag. Tatsächlich war auf dem Bild das zu sehen, was man allgemein als „Auge des Ra“ bezeichnete – ein Bildnis eines Auges auf etwas, das man eventuell als A mit einem extrem langen und geschwungenen Anstrich und einem sehr kurzen, gerade nach unten reichenden Abstrich bezeichnen konnte – oder als Schuh mit leichtem Absatz.
Irgendwie hatte ihr der Gedanke, dass das Auge des Ra auf einem, mit der Spitze nach links deutenden Schuh mit leichtem Absatz stand, schon als Kind gefallen.
Diese Hieroglyphe grüßte sie also auch hier wieder und eigentlich verwunderte es Syd nicht – schließlich war Ra sowas wie der oberste Gott der Ägypter.
Interessanter war es, als sich Nigel mit einem „Okay, die Ausgrabungsstelle können wir vergessen“ zu Wort meldete. Syd richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, auch Lara hob den Kopf und beide Frauen blickten den Mann mit der Kaffeekanne an: „Wie genau meinst Du das?“
„Hier.“, sagte Brite, deutete mit der freien Hand auf ein Foto, ergriff es und reichte es dann Sydney: „Hier – das ist deutlich ein Bild des Palastes von Agrabah.“
„Agrabah?“, Lara war überrascht und auch Sydney konnte spüren, wie dieses Gefühl in ihr hochkam, „So wie in Aladdin?“
„ja.“, nickte Nigel bestätigend und Sydney seufzte: „Ich glaube, wir sind verkohlt worden.“



Quietschend öffnete sich das Jeffriesröhrenschott und Lara Croft schwang ihre langen Beine aus der entstandenen Öffnung. Elegant entstieg sie der Röhre, reichte der hinter ihr herauskommenden Sydney Fox die Hand und half ihr, ehe sie die gleiche Prozedur bei Ziva und Tony vollführte.
Der Halbitaliener blickte die hübsche Hawaiianerin ein wenig verblüfft an: „Aber ihr seid ja hier.“
„Ja“, nickte Sydney und machte sich auf den Weg: „Weil wir nachher noch einmal genauer nachgesehen haben. Es fanden sich noch Schriftzeichen unter den Wandzeichnungen – eine Geschichte eines großen Krieges zweier Nationen.
Sie stoppte, blickte zu Tony und Ziva und begann, zu rezitieren: „ Während der Zeit des Pharaos Mehrenre versuchten mehrere Besucher auf einem fliegenden Teppich die Stadt einzunehmen. Dies erzürnte die Götter. Mehrenre verbündete sich mit Ra, Aknemkanon mit Apophis. Für Apophis opferte Aknemkanon das Dorf El Kurna. Für Ra opferte Mehrenre seine Regentschaft, der Aknemkanons Opfer zusammen mit Apophis annahm und Aknemkanon mit der Regentschaft, sowie den Milleniumsgegenständen belohnte.“
„Milleniumsgegenstände?“
Tony hob die Augenbrauen, blickte zu Ziva: „Kommt dir das nicht bekannt vor? Hat nicht Daniel uns irgendwas von Duel-Monsters und Milleniumsgegenständen erzählt?“
Ziva nickte: „Ja. Da war was. Irgendwas über einen Jungen – den Jungen, den wir auch im Hotel getroffen haben… dieser Yugi…“
„Muto?“, hob nun Lara, die während der ganzen Reise durch das Föderationsschiff nicht einmal an der Diskussion partizipiert hatte – was sich zugegebenermaßen, ob der Geschichte Sydney Fox’s als relativ kompliziert erwiesen hätte – zum ersten Mal die Stimme und sah zu den beiden NCIS-Agenten, „Yugi Muto ist in Ägypten?“
„Ja.“
Die Zustimmung kam von Ziva, die nickte und kurz überlegend den Kopf neigte: „Ich glaube, er ist mit Thea Gardner auf Hochzeitsreise.“
Dann blickte sie wieder zu Sydney und Lara: „Wieso, kennt ihr ihn?“
„Wir haben nur von ihm gehört – er soll angeblich von einem der Milleniumsgegenstände des Aknemkanon übernommen worden sein.“, meinte die Tomb Raiderin, ehe sie den Kopf schüttelte:  „Aber – das sind vermutlich nur Legenden.“
„Und der fliegende Teppich in der Geschichte?“, fragte nun Tony, der kurz zu Sydney und Lara blickte, sich dann aber auf Ziva konzentrierte: „Zusammen in Kombination mit der Erwähnung von Agrabah bleibt doch nur die Vermutung, dass die Geschehnisse im Film Aladdin recht real wiedergegeben wurden, oder?“
„Irrealer als ein Föderationsschiff, in dem wir hier stehen, ist das auch nicht.“, meinte die Israeli und zuckte mit den Schultern, „Also – zur Krankenstation geht es gerade aus. Danach gehen wir zur Brücke, okay?“
Sydney nickte.

Ziva David hätte nie gedacht, dass sie noch einmal die Krankenstation der USS DRAGONFLY NCC 0815-A betreten würde – aber sie war da. Und es hatte sich so gut wie nichts geändert. Zwar wirkte das gesamte Schiff ein wenig angeschlagen und auch hier waren einige Konsolen geborsten, die Decke hatte sich teilweise verselbstständigt und war heruntergekracht und das komplette Schiff als solches war anscheinend zu einem Paradies für Spinnen geworden – nach den entsprechenden Weben zu urteilen – aber man konnte das Lazarett als solches erkennen. Und dann sah sie die merkwürdige Modifikation. Zwei der Biobetten waren mit seltsamen, halbröhrenartigen Aufbauten versehen worden, von denen Kabel zu einem Computer liefen. Welchen Zweck mochten diese Gerätschaften wohl haben?
Und ehe sie begriff, was geschehen war, hatte sie ein „Schaut mal“ von sich gegeben und war auf die Röhren zugetreten.
„Geh da lieber nicht so nah dran!“, hörte sie die Ermahnung von Tony und schaute kurz zu ihm, ehe sie den Kopf schüttelte. Es waren nur noch zwei Meter, die sie von den Röhren trennte, noch ein paar Schritte, die sie vorsichtig auf die Dinger zutrat und…

„Geh da lieber nicht so nah dran!“
Es war Tony bewusst, dass er seine Ziva da gerade ein wenig gängelte, aber er wollte verdammt sein, wenn ihr hier – etliche Meter unter dem Meer etwas zustieß. Wo käme er denn da hin?
Doch da hatte die attraktive Israeli schon eines der Dinger erreicht und war einen Schritt zurückgetreten und ein erschrockenes „tinneph“ ausgestoßen.
Tony hob den Blick. Dieses Wort kannte er gar nicht – und irgendwie gefiel ihm die Konnotation noch weniger. Ehe er realisiert hatte, was geschehen war, stand er neben Ziva und legte ihr die Hand auf die Schulter: „Was ist?“
„Ich hab mich nur kurz erschrocken.“, sagte sie und trat erneut auf das Ding zu, das da auf dem Biobett der Krankenstation war. Und als Tony ihrem Blick folgte, erkannte er, warum sie sich erschrocken hatte.
„SCHEISSE!“, fluchte er – nicht unbedingt Gentlemenlike – und deutete auf das Ding.
Lara trat ebenfalls darauf zu, blickte hinein und wandte sich dann an die beiden NCIS-Agenten: „Eine Stasisröhre. Kein Grund, alarmiert zu sein.“
„Ja – aber da drin liegt…“, setzte Tony an und blickte dann zu Sydney, die einen Blick in die andere Röhre warf: „Hier liegt Agatha drin.“
Damit aktivierte sie ihr Funkgerät: „Zip? Nigel? Wir haben Cal und Agatha gefunden.“
„Verstanden.“, erklang die Stimme des Briten aus dem Funkgerät, „Meint Ihr, dass Ihr die beiden Dornröschen aus ihrem Schlummer erwecken könntet?“
Lara blickte nachdenklich zuerst auf die Stasisröhre des Captain, dann auf die der XO.
„Lieber kein Risiko eingehen. Wir sollten erst einen der beiden erwecken.“
„Und wen?“, fragte nun die Relic Huntress, die gerade aus dem Büro des Doktors kam.

Das war in der Tat eine verdammt gute Frage, fand Ziva. Wer von beiden sollte geweckt, wer von beiden sollte dazu verdammt sein, das Versuchskaninchen zu spielen?
So rein von der Logik her betrachtet, wäre die Wahl klar – man müsste Cal „auftauen“, schließlich war er der Captain und sollte über die notwendigen Kommandocodes verfügen. Andererseits sprach man hier von Cal , dem Typen, der schon mehrmals nicht nur einfache Böcke, sondern mindestens Zwölf- bis Einhundertachtungfünfzig-Ender geschossen hatte. Also wäre die wirklich logische Alternative Agatha. Andererseits – wenn was schiefging, sollte man dann nicht jemanden, der wirklich Ahnung hätte, in Reserve halten? Und was war mit Cals ureigenem Gedankengang, den er Ziva irgendwann einmal nach der Phaserbetäubung in der Disco offenbart hatte: „Wenn unter meiner Aufsicht eine Frau verletzt, betäubt oder getötet wird, habe ich das Gefühl, versagt zu haben.“
Also sollte man doch Agatha auftauen und ihn noch ein wenig schlafen lassen? Was aber, wenn der „Auftauprozess“ fehlschlug und Agatha in diesem Prozess ihr Leben lies? Das würde sich nun wiederrum Cal nicht verzeihen können.

Die hübsche Israeli blickte auf und lächelte: „Ich habs – lasst uns das ganze so entscheiden, wie es Cal vermutlich auch entschieden hätte. Schließlich geht es hier dabei um den Captain und ich glaube, das wäre in seinem Sinne.“
Kurz blickten Tony, Sydney und Lara sie nachdenklich an, nickten dann aber.
„Gut.“, meinte Ziva und schluss kurz die Augen.

Tony sah, wie die Augenlider Zivas über ihre Augen glitten – kurz davor rollten sich die Augenbälle der Israeli nach oben. Dann holte sie Luft, ihr Brustkob hob und senkte sich einmal, sie presste die Lippen aufeinander und deutete dann auf die Stasiskapsel Cals.
„Ri-Ra-Rutsch“, begann sie einen alten Abzählreim und deutete je nach Silbe entweder auf Cals Kapsel oder auf die seiner XO, „Wir fahren mit der Kutsch, doch wie dumm die Kutsch fällt um, drum Ri-ra-rutsch bist du futsch.“
Ja – das wäre in der Tat eine Möglichkeit der Entscheidungsfindung gewesen, die dem Captain würdig war. Ziva öffnete die Augen und schaute auf ihren Finger – ihren Finger, der nun das Schicksal dieser einen Person in der Stasiskapsel besiegelt hatte.
Es war die Kapsel Cals.
„Gut“, sagte Lara und krämpelte die Ärmel ihres Neoprenanzuges hoch, „Dann wollen wir doch mal.“

Ziva und Tony hatten die Vorbereitungszeit, die Lara und Sydney für den Auftauprozess brauchten, genutzt und sich weiter auf der DRAGONFLY umgesehen.
Was auch immer geschehen war – dieses Schiff hatte einen ordentlichen Tritt in den Hintern bekommen, soviel stand mal fest.
„Keine Leichen.“, bemerkte Ziva, als sie ihren Blick über das Chaos im Korridor schweifen ließ. Tony konnte nicht anders, als zustimmen. Das Schiff lag in beinahe absoluter Dunkelheit da, nur einige Notlampen versahen – vermutlich seit etlichen Jahrtausenden – ihren Dienst und der Halbitaliener stellte wieder einmal fest, wie effizient so ein Föderationsschiff doch war. Wenn die DRAGONFLY seit etlichen Millenia unter dem Meer von Dubai geschlafen hatte und dennoch die Notbeleuchtung funktionierte, dann konnte man nicht anders als davor den architektonischen Hut zu ziehen.
Wie konnte man das Schiff überhaupt solange mit Energie versorgen? Irgendwas kam ihm an der Sache komisch vor – quasi so, als wäre die DRAGONFLY ein besonders saftiger Köder, den man ihnen vorgesetzt hatte. Aber wer, wie und weswegen?
Die Protagonisten dieser ganzen Aktion waren ihm nicht geläufig.
Ob Lara und Sydney mit da drin steckten?
„Now you’re reaching, DiNozzo“, schalt er sich im Geiste, „Nun greifst Du nach Strohhalmen.“
Andererseits betrachtet – so abwegig war die Theorie gar nicht.
Dann bebte die DRAGONFLY . Tony und Ziva blickten einander an: „Das kam aus der Krankenstation.“

Als sie das Lazarett erreicht hatten, war die Stasiskapsel Cals schon geöffnet, Sydney und Lara standen neben einer Konsole, zwischen ihnen der Sternenflottencaptain, der gerade ein bisschen verwirrt dreinblickte.
„Tschulligung, ich glaube, ich habe gerade den falschen Knopf gedrückt.“, murmelte er und blickte zerknirscht erst zu Lara, dann zu Syd.
„Den falschen Knopf gedrückt?“, fragte die Relic Huntress und man konnte ihrer Stimme deutlich anmerken, dass sie nicht gerade amüsiert war: „Cal, du hast beinahe das Meer verdampft. Wie gut, dass es nur eine kleine Wasserexplosion war – das gibt noch nicht mal einen Tsunami. “
„Jaaaaa“, machte Cal und warf beide Arme in die Luft, „Hey, verbringt ihr mal zigtausend Jahre in Stasis und seid danach gezwungen, den Login-Button zu treffen.“
Tony räusperte sich und der Sternenflottencaptain wandte sich um: „Wat machst Du denn hier? Ich denk, du bist in Washington.“
„Wir suchen dich.“, erklärte nun Ziva, was vom Captain mit einem „Ach, Du auch hier? Schön dich zu sehen“ kommentiert wurde, ehe Sydney ihn bei den Schultern packte, zu sich herumdrehte und ihm in die Augen starrte: „Cal – konzentrier dich. Wir wollen deine XO erwecken und das Schiff starten – wie können wir das tun?“
„Verdammt, was weiß ich denn?“, fragte er und schüttelte den Kopf, ehe er auf selbigen zeigte: „Hier drin is gerade alles durcheinander.“
Sydney nickte, blickte an ihm vorbei zu Lara, die ebenfalls nickte. Dann schaute sie ihm wieder in die Augen: „Cal?“
Der Captain blickte sie an und jähe Erkenntnis war in seinem Gesicht zu lesen: „Ja, gut, tu was du tun musst.“
Er gab er einen kleinen Schmerzlaut von sich, wandte sich an Lara und schüttelte den Kopf: „Hypospray war wohl aus, hm?“, ehe er nach hinten, in die Arme der Tomb Raiderin sank.

Ziva schüttelte den Kopf. Wieso war ihr klar, dass es wieder zu so etwas kommen würde? Vermutlich hatte man den Captain gerade…
„Nur ein einfaches Wahrheitsserum – er hat keine Schmerzen.“, sagte Lara in dem Moment und beinahe war Ziva geneigt, die Arme in die Luft zu werfen und lauthals ein „Ich habs doch gleich gewusst“ zu rufen. Irgendwie hatte sie es gewusst, sie hatte gewusst, dass die beiden Frauen so einen Schritt machen würden, wenn sich andere Möglichkeiten als Alternativlos herausstellten. Und irgendwie konnte die hübsche Israeli ihnen da auch keinen Strick draus drehen und keinen Vorwurf machen – im Gegenteil, sie fragte sich, warum sie diese Methode nicht schon bei Cals erstem Verhör verwendet hatte. Oder noch besser – gleich den Trigger, das Erdbeerhalbgefrohrene?
Aber dem Captain zuzusehen, wie er auf das Biobett getragen wurde und seine Augen leicht glasig wurden, um sich hinter Augenlidern, die auf Halbmast hingen, zu verstecken, wie seine Lippen ein deutlich sichtbares, nicht wirklich sonderlich intelligentes Lächeln formten, das war schon etwas, das sie daran erinnerte, wie lustig das alles war – der Typ auf dem Biobett war der Captain eines Raumschiffes.
„Cal?“, erklang nun die Stimme von Sydney und der Angesprochene wandte seinen Kopf langsam, unendlich langsam, ihr zu. „Mhm?“, atmete er schläfrig und als Ziva nähertrat, sah sie, dass der Offizier versuchte, Sydney mit den Augen zu fokussieren. Stattdessen sah es aus, als habe er einen leichten Silberblick.
„Wie können wir Agatha aus der Stasis befreien?“
„Agatha?“, war die schläfrige Gegenfrage des Kommandanten und Ziva konnte sehen, wie Lara ihre Fäuste ballte. Das konnte die Israeli nun sehr gut verstehen, schließlich wollte sie hier ebenfalls schnell raus, beziehungsweise das Schiff flottmachen.
„Ja“, lächelte die hübsche Hawaiianerin und legte eine Hand auf seinen Schopf, um ihn beruhigend zu streicheln, „Deine XO ist in Stasis. Wie kriegen wir sie da wieder raus?“
Kurz schien der Captain zu überlegen, schloss erst ein Auge, dann das zweite, öffnete das erste wieder, schüttelte den Kopf und seufzte dann einmal: „Was habt ihr mir da gegeben? Ich hab Wasser in der Birne.“
„Ganz ruhig, Cal.“, erklang nun der britsche Dialekt von Lara, „Das war ein Wahrheitsserum. Wir müssen wirklich unbedingt wissen, wie wir Agatha aus der Röhre kriegen.“
Kurz überlegte Cal wieder, dann fuhr er mit einem lauten „AGATHA!“ auf – die Augen weit aufgerissen, schien vollkommen da zu sein – ehe die Augenlider wieder auf Halbmast sanken und er zurück ins Bett sackte. Kurz atmete er durch, dann schien ihm etwas einzufallen.
Die Antwort wurde mit beinahe unendlicher Langsamkeit gesprochen, wobei sich allerdings – das muss man der Fairnesshalber dabei sagen – der Ruhrgebietsduktus aufgelöst hatte und durch eine sehr britsche Sprechweise abgelöst wurden war.
„Die Kombination für die Röhre ist 3478 – 912 – 555 – 0815.“
Lara nickte, trat an die Stasiskapsel heran und gab die Kombination ein.
„Danke, Cal.“,lächelte Sydney, „Schlaf jetzt noch ein bischen.“
Cal erwiderte ihr Lächeln, die Augenlider sanken noch tiefer…
„Oh!“, machte er plötzlich, riss die Augen wieder auf und blickte zu Sydney: „Ich kann … kann nicht schlafen. Ich und Agatha sind… wir ergänzen… er…gän…zen…“
Und dann war er doch eingeschlafen.
„Was hat er gemeint?“, fragte Sydney.
Lara zuckte mit den Schultern: „Wecken wir erst einmal Agatha und besprechen den Rest dann.“
Doch Ziva konnte sich nicht helfen.
‚Wir ergänzen?’, wiederholte sie die Frage im Geiste und nickte. Klar – das würde wieder passen. Er meinte, dass die beiden sich ergänzten, also Cal und Agatha.
Aber weswegen hatte er das gesagt? Zumindest in diesem Augenblick? Und was meinte er mit „Er könne jetzt nicht schlafen.“?
Warum war es denn so wichtig, darauf hinzuweisen, was sowieso jeder wusste, nämlich das Agatha und Cal ein Paar – und zwar das Perfekte Paar – waren?
Weswegen sollte er darauf hinweisen, wenn nicht…
Ziva riss die Augen auf.
„Lara!“, rief sie, „vor…“
Weiter kam sie nicht.
 TBC



 Kapitel 21.4

„Dann komm mal hoch, McGee.“, dachte sich der Special Agent, als die Explosion den Komplex erschüttert hatte und er zu Boden gegangen war, „Sehr guter Witz, Boss.“
Aber, wo wir gerade mal dabei waren – wie kam sein Boss überhaupt hierher, um diesen Witz zu reißen, der zu dem Zeitpunkt vor der Explosion, also dem Zeitpunkt, als Gibbs dies gesagt hatte, ja strenggenommen noch gar kein Witz gewesen war.
Was eigentlich interessanter war:  wo war er hier?
Und was noch VIEL interessanter war: Wo war Jessica?
Den Befehl, den die schöne Frau da brüllte, verstand er im ersten Moment nicht, aber es war ihm auch egal. Es war ihm egal, dass Gibbs zugegen war, es war ihm egal, dass dort ein alter Mann auf dem Boden lag, der eine starke Ähnlichkeit mit Cal hatte, es war ihm egal, dass er nicht wusste, wie er hierherkam und so dieses „hier“ überhaupt lag. Vermutlich irgendwo nahe der schönen italienischen Stadt „Flagranti“, wo ja immer wieder Pärchen erwischt werden, das übrigens an der Schweizerisch/Italienischen Grenze liegen musste, gleich neben dem schweizer Ort „Sicht“, wo erstens immer wieder gutes Wetter und zweitens immer wieder Land war.
Gedanklich sah er sich schon in einem Komplex, der in einen Berg gehauen war und der nur von einer Straße erreicht werden konnte. Wenn er dieser folgte, landete er in einem Bergdorf, in dem ihm ein paar Eidgenossen begrüßten.
Das war natürlich Blödsinn.
Zwar konnte er sich vorstellen, nach seiner Betäubung einmal rund um die Welt geschippert zu sein, allerdings dann doch nicht. Und das brachte ihn wieder zu der Frage: Wo war er? Wie war er? Wer war er? War er tatsächlich wieder „Special Agent McGee“ – a.k.a. der Mann ohne Permamnesie? Der sich aufrappelnde Gibbs sprach eindeutig dafür.
Dies wiederrum bedeutete, dass die Hochzeit mit Jessica ins Reich der Fantasie zu bannen war.
Und hier konnte McGee nicht umherkommen, diesen Satz gedanklich mit einem dicken, fetten Leider zu versehen, das nicht nur neonrot war, sondern auch noch pink blinkte.
Er wäre es gerne – er wäre gerne Mister Timothy Hansen. Denn auch, wenn das ganze nur eine Fantasie war, so war dies doch einer der schönsten Träume, den er je gehabt hatte.
Aber – die Frau hatte existiert. Wenn sie existierte – wo war sie?

Gibbs wandte sich an ihn: „Bist Du in Ordnung?“
Das war so mit eine der dämlichsten Fragen, die man stellen konnte – und manchmal hatte auch sein Chef ein Talent dafür, extrem sinnlose Fragen zu stellen. Natürlich war er nicht in Ordnung – er hatte gerade eine Traumhochzeit gehabt, die leider tatsächlich nur ein Traum gewesen war, aber zum Glück ohne Moderatorin stattfand.
Dennoch nickte er – schließlich konnte man Gibbs die Frage als solches nicht verübeln – machte sich aber dann daran, die Realität genauer zu betrachten und nach jemandem zu suchen.
Nach Jessica, nämlich.
Seiner Borg, seiner Three-of-Five.
„Suchen Sie jemanden, Special Agent?“
McGee hob den Blick, sah in die grau-grün-braunen Augen der Frau, die sich da über ihn beugte und nickte dann:  „Ich suche… meine Frau.“
„Deine WAS?“

Ja, die Reaktion von Gibbs hatte er durchaus verstehen können. Schließlich war der Special Agent, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, nicht im Hafen der Ehe gewesen und – eigentlich war er es auch jetzt nicht. Die nächsten Worte, nämlich die der Frau mit den grau-grün-braunen Augen, verblüfften ihn dann wieder:   „Sie meinen Airman Hansen? Warten Sie, ich bring sie zu ihr.“

Ihn bei der Hand greifend, eilte sie los und McGee folgte, wobei er immer mehr ein Gespür für die Größe der Einrichtung bekam und für die Schäden, die die Explosion verursacht hatte. Deckenmaterial war heruntergekommen, von irgendwo rauchte und qualmte es und das Gebäude als solches schien sich plötzlich in einem Todeskampf zu winden.
„Was ist hier eigentlich passiert?“, fragte er und seine Begleiterin blickte ihn an: „Dafür haben wir keine Zeit. Möchten Sie Airman Hansen retten oder nicht?“
„Ist das eine Fangfrage?“
„gut.“, machte die Frau und eilte weiter. Hoffentlich erreichten sie Jessica noch rechtzeitig.
McGee konnte es  spüren – sein Herz pumpte, sein Hirn gab ihm den Befehl schneller zu werden, sich zu beeilen, bald konnte es zu spät…

Sie erreichten einen Raum, in dem sich zwei dieser komischen Liegen befanden. An eine war Daniel Jackson geschnallt, den die Frau, die ihn – McGee – begleitet hatte, mit einem fast schon liebevollen Blick anschaute und sich dann zu ihm wandte: „Sein Geist ist so voller Wissen. Ich stehe auf kluge Männer.“
„Irgendwie interessiert mich das gerade nicht.“, meinte McGee und er konnte sich nicht helfen – eine Spur Schnippischkeit lag in seiner Stimme. Ob das jetzt so clever war, wusste er nicht,aber wenn er ehrlich zu sich selbst war – auch das war ihm egal. Er musste Jessica hier herausholen.
Und diese Jessica lag – ebenfalls angeschnallt – auf einer weiteren Liege.
Schnell trat McGee auf sie zu, legte eine Hand auf ihre Wange – wie kalt sich diese anfühlte – und warf einen kurzen Blick auf die ruhigen, ernsten Gesichtszüge, die gerade beinahe etwas Engelhaftes hatten.
„Klinken Sie sie aus.“, sagte der Computerexperte, doch es kam keine Antwort.
McGee drehte sich um: „Ich sagte: klin…“
Weiter kam er nicht, da ihn in diesem Moment die Frau am Kragen gepackt hatte und ihre Faust mit voller Wucht an dem empfindlichen Nerv seines Kinns parkte. Der Computerexperte merkte noch, wie er durch den Schlag angetrieben nach hinten fiel, mit dem Kopf auf Jessicas Bauch landete, dann wurde es dunkel um ihn.

Das heißt – nicht so ganz.
Hin und wieder merkte er, wie er kurz den Kampf gegen die Ohnmacht, die der Kinnhaken ihm gebracht hatte, gewann, sah die Frau an einer Tastatur stehen, die mit einem Computer verbunden war, von dem aus Kabel zu den jeweiligen Liegen reichten, hörte das schläfrige Stöhnen Daniels, dann wurde es wieder kurzzeitig Dunkel um ihn. Erneut blinzelte er, wurde wieder ein wenig reger, als er merkte, wie diese Frau – eigentlich eine sehr zierliche Person – ihn griff und ohne große Schwierigkeiten in die Liege verfrachtete, auf der gerade noch Daniel gewesen war.
„Süße Träume, McGee.“, hörte er die Stimme der Frau, blinzelte nochmal und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Das träumte er doch, oder? Die Frau sah plötzlich nach allem aus, nur nicht nach Frau – das heißt: Der Körper war schon weiblich und wohlproportioniert, aber der Kopf erinnerte ihn an eine Katze.
„Das Träume ich.“, murmelte er, als die Katzenfrau eine Taste auf der Tastatur drückte.
Und dann wurde es wieder dunkel um ihn.


Timothy McGee sah sich um.
Verdammt, es war wirklich sehr dunkel um ihn.
„Hier isses dunkel, wie in einem Bärenarsch“ – vermutlich hätten entweder Tony, Ziva oder gar Cal diesen Satz gebracht – und es traf zu, wenngleich er noch nie in einem solchen gesteckt hatte, was er bei Tony und Ziva ebenfalls zu verneinen bereit wäre. Bei Cal? Nicht so ganz.

Aber hier war es wirklich stockdunkel und der Computerexperte fragte sich, wo er gerade wohl sein mochte. Dann spürte er eine Berührung – und erschauderte. Es war nicht so, dass jemand seinen Körper angelangt hätte, sondern vielmehr seinen Geist. Und er kannte diese Sanftheit, die dieser Berührung innewohnte. Er war mit dem Geist von Jessica Hanson verbunden. Seiner Three-of-Five.

Wenn das mal nicht Ironie ist, Timmy. “, ‚hörte’ er den Geist Jessis lachen, „ Oder lieber sowas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung? Du bist zusammen mit einer Frau, die fast wie eine Borg aussieht und heißt in einer Art Unimatrix gefangen?
Da hatte die Frau recht – das musste er ihr wirklich zweifellos lassen. Die Sache war viel zu … abgedreht. Und dennoch war ihm auf eigentümliche Weise nicht nach nur Angst zu Mute, sondern mehr nach einer Mischung aus Lachen vor Glück und Weinen, weil er nicht wusste, wie es nun weitergehen würde.
Er holte tief Luft – zumindest hatte er das Gefühl genau das zu tun – und sagte etwas, das er eigentlich, seinen ganzen Traum, schon hatte sagen wollen: „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Jessica Hanson.“

Kurz wart es Stille im gedanklichen Netz zwischen ihr und ihm, doch dann hörte er sie lachen.
„Hochzeit, Timmy?“
„Ja, ich habe geträumt, wir hätten geheiratet.“
Erneut die sanfte Berührung, erneut eine Art des Umschmeichelt- oder Umspieltwerdens, das Gefühl einer geistigen Vereinigung – dann die sanfte Stimme Jessicas: „Ich auch. Ich hatte auch geträumt, wir hätten geheiratet, aber – ich hatte geträumt, dass fünf Monate vergangen wären und ich eine Art „Permanente Amnesie“ gehabt hätte.“

Gefangen in der Dunkelheit, hatte McGee nur den Wunsch, Jessica in den Arm zu nehmen, sie zu küssen und zu beruhigen – aber es gelang ihm nicht. Gerade jetzt fuhr ihm durch den Kopf, dass sie das selbe geträumt hatte, wie er – nicht nur „etwas ähnliches“, sondern – offenbar – genau das selbe.
„Jessica, kannst Du mir deinen Traum genauer beschreiben?“
Kurze Stille.
Jessi schien zu überlegen.
„Wir… wir waren im Adams House und…“
Dann blitzte es grell.
McGee spürte, wie sengendheiße Pein durch seinen Körper gellte.

Einen Todesschrei ausstoßend fuhr Tim McGee hoch und schaute in die eisblauen Augen Gibbs, der – eine rauchende Waffe in der Hand – vor ihm stand und ihn anblickte: “Kann man dich nicht eine Minute allein lassen?”
Trotz seines ernsten Gesichtsausdruckes – aber den trug Gibbs ja eigentlich immer spazieren – konnte McGee in der Stimme seines Bosses ein gewisses Amüsement feststellen.
Schnell machte sich der Computergeek von den Fesseln los: und schaute ihn an: „Beim nächsten Mal kannst Du dir gerne an meiner Stelle von Catwoman einen Kinnhaken verpassen lassen.“
Damit hüpfte er von der Liege und trat zu Jessicas herüber. Sanft tastete er nach ihrem Puls und atmete erleichtert durch. Er war noch da.
„Jessi?“, fragte er, legte behutsam eine Hand auf ihre Wange und streichelte sie, ehe er mit der anderen Hand nach ihrer Hand griff: „Jessi? Komm bitte zu dir.“
Keine Reaktion.
Hinter ihm räusperte sich Gibbs: „Ich will ja nicht drängen…“
„Dann tu es auch nicht.“, fuhr McGee herum und konnte nicht verhindern, dass seine Augen sich zu Schlitzen verengten: „Ich werde Jessica retten und sie nicht so sterben lassen, wie seinerzeit Laura!“
Kurz spürte er einen leichten Stich in seinem Herzen, als er sich an den sinnlosen Tod seiner Fanficautorenkollegin erinnerte und merkte, wie er die Hände mental schon zu Fäusten ballte, falls er sich hier gegen Gibbs durchsetzen musste. Doch die eisblauen Augen des Bosses blieben ruhig auf ihn gerichtet. Er nickte.
„Tu das. Ich halt dir den Rücken frei.“
Damit hob er die Pistole und eilte zur Tür. Erst jetzt fiel McGee auf, dass der Monitor des Computers ein veritables Loch aufwies und fragte sich, ob Gibbs die Trennung von McGee und Maschine durch den guten, alten Metallfinger vollzogen hatte.

Und wenn Gibbs dies getan hatte, was war dann mit Jessica?
Erneut pumpte sein Herz schneller, er wandte sich zu der immer noch regungslosen Brünette auf der Liege um, griff nach ihrer Hand und streichelte sie.
„Bitte, Jessi. Bitte komm wieder zu dir.“
Und dann – obwohl er sie, realistisch gesehen, nur gerade einmal 5 Stunden lang kannte, tat er etwas, für das Andere Monate brauchen.
Er beugte sich vor und küsste ihre vollen Lippen.

War es, weil er dachte, das was im Märchen recht, in der Realität billig war? War es, weil er keine Andere Möglichkeit kannte, da Gibbs den Monitor zerschossen hatte?
Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er auf sein Herz hörte und mit einem „Here goes nothing“ seine Lippen auf die ihren brachte.
Er hatte auch keine Ahnung, wie lang er dies tat, er wusste nur, dass die hübsche Brünette unter ihm plötzlich sehr lebendig wurde, seinen Oberkörper griff, ihn festhielt und sich erst dann von ihm löste, als er deutlich den Sauerstoffmangel merkte.
Benommen richtete er sich auf, atmete einmal durch, schnallte sie ab und meinte: „Das war…“
„Wow?“, hörte er die amüsierte Stimme von Gibbs, der sich wieder umgedreht hatte und Jessica die Pistole zuwarf, welche sie routiniert auffing, auf Ladung kontrollierte und dann entsicherte. Sie blickte zu McGee und Gibbs: „Na los , Ladies, setzt euch in Bewegung.“


Während McGee rannte und immer wieder zu Jessica blickte, stellte er fest, dass dieser ganze Komplex ein ziemliches Gewirr aus Korridoren war. Hatte er eigentlich gedacht, dass er – als er auf der Suche nach Jessi gewesen war – einen ungefähren Grundriss des Gebäudes verstanden hatte… jetzt war er sich da nicht mehr so sicher.
Und auch Gibbs, genauso wie Jessica selber, schienen relativ planlos. Das konnte ja noch heiter werden.



 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 04.07.14, 19:40
 Kapitel 21.5
Die Frage, die sich gerade wirklich stellte war so einfach, wie erschreckend: Hatte er gerade das Ende der Welt erlebt? Hatte da gerade ein Schiff, das aussah wie zwei kristalline Seesterne, die mit einander korpulieren, einen Schuss auf die Erde abgegeben, der diese schlicht und ergreifend… ja was?
Zerblastert hatte? Desintegriert? Gesprengt?
Für diese Situation fehlten ihm schlicht und ergreifend die Verben – und das will schon eine Menge heißen, wenn dies ein Anthropologe denkt, dessen bester Freund ein Ausserirdischer mit einem goldenen Tattoo auf der Stirn und einem Wurm im Bauch ist.
Wobei – wenn wir fair sein wollen – das mit dem Wurm auch nicht mehr stimmte. Teal’C war seinen Symbionten schon vor etlichen Jahren losgeworden, als Zeichen seiner Freiheit von den „falschen Göttern“.

Und in dem Moment, in dem er feststellte, dass dies hier, jetzt, heute definitiv der falsche Moment war, um sich über die Semantik der unterschiedlichen Zerstörungsarten der Erde – auch gerne liebevoll „Terra Firma“ genannt – Gedanken zu machen, war Sam Carter auch schon an ihm vorbeigelaufen, um zur Brücke zu kommen. Daniel musste gar nicht großartig darüber nachdenken – er folgte ihr.  Kaum, dass sie den Turbolift erreicht hatten, schloss sich die Tür und Sam räusperte sich: „Brücke.“

Das Kommandozentrum der USS DRAGONFLY lag in rötlicher Färbung da. Dies könnte damit zusammenhängen, dass das Schiff gerade eben, kaum, dass Daniel und Sam die Brücke betreten hatten, auf Alarmstufe Rot gesprungen war.
Oberste Alarmstufe – oder, wie man im SGC sagte: Defcon 1.
Man war bereit, sich zu verteidigen.
„Bericht?“, erklang die Stimme Jill Menacers, die gerade aus ihrem Bereitschaftsraum kam.
Und erst jetzt sah Daniel, dass Jack O’Neill tatsächlich eine senfgelbe Starfleetuniform trug, drei Rangpins sein eigen nannte, die ihn als Commander auswiesen – ziemliche Degradierung, wieder Anthropologe fand, aber gut okay -  und einen Blick auf die taktische Konsole warf. Er hob den Kopf, schaute erst aus braunen Augen zu Daniel und murmelte ein „Was gibt es da zu gucken?“ in schonstem, breitesten, minnesotarischen Akzent, den man sich zu vorstellen in der Lage war, ehe er sich an acting captain Menacer wandte. Er holte tief Luft und sagte dann, in dem neutralsten Tonfall, den er für sich selbst beschwören konnte: „Die Erde ist gerade durch ein unbekanntes Schiff zerstört worden.“
Die Reaktion Jills – eine nicht sonderlich charmante Wortäußerung – war durchaus verständlich, in der Sache richtig und das zustimmende Nicken Jacks zeigte Daniel, dass auch dieser so empfand.
„Befehle, Ma’am?“
Die Stimme Sam Carters verriet eiserne Entschlossenheit – keine Trauer, keine Wut, sie wollte handeln und wollte es genau so gut, wie schnell, wie effizient tun.
Captain Menacer blickte den Air-Force-Colonel an, atmete tief durch und blickte dann wieder zu Jack: „Gen… erm… Commander. Stellen Sie Berechnungen an, um im Zweifelsfall Phaser und Photonentorpedolauncher auf mein Zeichen auf den Feind auszurichten und zu feuern.“
„Befehl ausgeführt, Ma’am.“
Verdammt, heute war Jack wirklich flink.
Dann piepste seine Konsole. Jack blickte auf die Indikatoren, hob verblüfft zuerst beide Augenbrauen, dann den Kopf und deutete auf seine Arbeitsstation: „Captain? Wir werden gerufen.“
Daniel konnte spüren, wie sein Herz schneller schlug. Wer konnte da versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten? Gab es eventuell Überlebende auf der Erde? Waren es vielleicht Crewmitglieder einer X-303 die gerade aus dem Hyperraum kam?
„Quelle?“, fragte Jill und atmete tief durch, als die Antwort Jacks bedeutungsschwer im Raum lag: „Das feindliche Schiff.“
Daniel konnte sehen, wie die momentane CO schluckte, dann erneut tief Luft holte und sich räusperte, ehe sie den sie abwartend ansehenden Jack anblickte und nickte: „Auf den Schirm.“

Das All, die Trümmer dessen, was gerade eben noch die Erde gewesen war, verschwand auf dem Bildschirm und wurde durch das Gesicht einer Frau ersetzt – ein ebenso blondes, wie äußerst attraktives Geschöpf.
Augenblicklich fand sich Daniel wie fasziniert – nein, hypnotisiert – von ihr und musste kurz schlucken, die Augen schließen und den Kopf schütteln, um wieder ins Hier und Jetzt zu finden.
„Natasi“, hörte er eine Stimme neben sich und drehte sich um. Erneut stand Geistercaptain Cat neben ihm und blickte wie vom Donner gerührt auf den Bildschirm.
Dann begann die Frau in dem knappen, roten Kleid, das ihren Körper einrahmte, zu sprechen.
„Ich bin Natasi Godefrey von der Zylonenallianz. Dieser Planet ist als letzter Zufluchtsort der menschlichen Rasse bekannt. Im Rahmen des Genozidprogrammes des Jahres Null der Zylonenallianz geben wir hiermit bekannt, dass im Jahr 150.011 nach der Gründung mit der Zerstörung des Planeten Erde, sowie der sie umfliegenden menschlichen Raumschiffe unsere Aufgabe erfüllt wurde. Bitte haben Sie Verständnis.“

Das Bild verschwand und Daniel konnte sich nicht helfen – er schluckte verworren und beklommen. Was war das denn jetzt? Die Zylonenallianz? War das irgendein blöder Witz? Er konnte sich doch noch daran erinnern, dass die Zylonen der Feind der GALACTICA in der gleichnamigen Serie mit Lorne Greene waren. Und sie sahen eher aus wie wandelnde Toaster und nicht so attraktiv wie Natasi.
„Ma’am?“, riss ihn die Stimme O’Neills wieder aus den Gedanken und er – sowie Jill – blickten zu dem Mann herüber, der früher der Leiter von SG-1 gewesen war. Der jetzige Kommandant der USS DRAGONFLY straffte ihre Gestalt und nickte.
„Feuern wenn bereit!“
„Bereit.“, meldete O’Neill, betätigte einen Knopf und… keuchte entsetzt auf.
Der Grund war weniger, dass er tatsächlich eine Salve Photonentorpedos und Phaserschüsse auf das Schiff der Aliens, die sich anscheinend Zylonen nannten, abgefeuert hatte, sondern, dass – wie Daniel jetzt erst sah – vor ihm Jill Menacer begann, sich aufzulösen. Und zwar nicht in einem grellen Widerschein wie bei einem Transporter, sondern langsam zuerst zu verblassen schien und sich dann, von unten her, beginnend an den Füßen, auflöste.
Auch Jill keuchte, riss die Augen auf, da hatte die Auflösungswelle schon Besitz von ihrem Bauch ergriffen, blickte zu ihm, Daniel und… war verschwunden.
Neben ihm trat Sam Carter in Aktion, wandte sich an ihn – Daniel – und sagte: „Ihre Befehle, Captain?“

Er schluckte.
Er – Captain? Bitte? Seit wann das denn?
„Nun, erstmal weiterfeuern und dann herausfinden, was mit Jill passiert ist.“
„Mit wem?“, fragte Sam und auch der Calgeist schien ihn ein wenig verblüfft anzuschauen.
Daniel rollte mit den Augen.
„Bitte sagt mir nicht, dass ich wieder einen Paralleluniversumsspiegel berührt habe und in einer anderen Realität bin. Himmel – JILL. Groß, Blond, ganz attraktiv, sehr Jung, eine gute Freundin Agathas…“
„Wer ist Agatha?“
Die Frage kam vom Calgeist, der gerade wieder feststofflich geworden zu sein schien und an seinen drei Rangpins herumfuhrwerkte. Daniel schluckte. Seit wann war Cal denn ein…
Weiter sollte er nicht kommen, denn plötzlich löste sich auch Cal auf, gefolgt von Alex, Alexandra – bis schließlich auch Jack verschwunden war.
Colonel Samantha Carter blickte ihn an.
Er schluckte. Nein, er würde nicht zulassen, dass sie auch noch verschwand. Entschlussfreude in den Augen – zumindest hoffte er das – trat er auf sie zu, nahm sie in den Arm: „Ich lasse dich nicht gehen.“
Sie lächelte, küsste ihn, erst sanft, dann heiß und leidenschaftlich und schnurrte dann: „Oh, ich weiß, mein Daniel.“
Dann sprang er zurück. Unter seinen Armen metamorphierte die Frau, die er liebte, in eine Art Katzenfrau, lächelte ihn an und…
Um ihn herum detonierte die Welt.

Daniels Augen flogen auf – natürlich nicht die Augen als solche, sondern nur die entsprechenden Lider – und er bemerkte, zu seiner Überraschung, zwei Dinge.
Erstens – er lebte noch.
Zweitens – dies war nicht die DRAGONFLY .
Und wo er so gerade darüber nachdachte, bemerkte er noch ein „Drittens“ – nämlich: Er lag auf etwas, das er nur kurz ertasten musste, um es identifizieren zu können.
Verdammt – wie auch immer er hierhin gekommen war – es stand fest: Er lag in einer jener „Virtuellen Realitäts Liegen“, die sie auf P7J-989, dem „Planeten des Bewahrers“ das erste mal kennengelernt hatten. Damals, im Jahr 1998, traf das Team um Colonel Jack O’Neill auf diesem Planeten auf eine androide Lebensform, die sie in diese Kapseln und somit in eine virtuelle Realität gesperrt hatte. Daniel war gezwungen den Tod seiner leiblichen Eltern mitzuerleben, während Jack eine seiner geheimen Mission wiedererleben musste. Diese fand im Jahr 1982 in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik statt und endete ebenfalls mit einem Todesfall.

Diese Liegen – oder Kapseln – hatten sie, nachdem sie der Virtuellen Realität entkommen waren, vom „Bewahrer dessen was ist, was war und was sein könnte“ diese Kapseln als Geschenk überreicht bekommen, welche für die Konstruktion eines virutellen Trainingsprogrammes hergenommen wurde. Auch hier – es wäre natürlich keine wirklich gute SG-1-Geschichte, wenn dem nicht so wäre – kam es zu Komplikationen.
Daniel seufzte. Diese Komplikationen hätten eigentlich dazu führen sollen, dass man – und mit „man“ meinte er natürlich das Stargate-Kommando – diese Kapseln aus dem Verkehr zieht und nach Area 51 verbringt…

Plötzlich durchzuckte den Anthropologen ein Gedanke: Area 51. Da war doch mal was passiert. Da hatte doch der NID, eine Art geheimer Geheimdienst, dessen Ziel es war, die Erde mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen und auf dessen Gehaltsliste Robert Makepeace stand, diese Einrichtung Area 51 genutzt, damit hochentwickelte Technologien der Erde zugänglich gemacht wurden.
Prinzipiell klingt das ja nicht verkehrt, das Problem war natürlich die Ausführung – gut gemacht ist eben immer noch das Gegenteil von gut gemeint.
Und die Idee, dass die Ausserirdischen, die überlegene Technologien haben, sie aber nicht mit uns teilen wollen, um selbige gebracht werden, war weder gut gemacht noch gut gemeint. Im Gegenteil, führte es doch zu erhöhtem Mißtrauen der restlichen Galaxie gegenüber der Menschen – eine Situation die erst beendet werden konnte, als Jack O’Neill dem NID einen Schlag versetzte und in diesem Zuge auch die Verhaftung von Robert Makepeace übernahm. Dieser hatte sich natürlich nicht „entblödet“, mit den Worten „Sie haben die falschen Leute angepinkelt“ eine unschöne, unterschwellige Drohung gegen den Colonel zu richten.

Der Colonel!
Daniel schluckte – verdammt. Wenn er das alles nur in einer „Keeper-Simulation“ geträumt hatte, dann…
Sein Kopf sank gegen die Liege und er seufzte. Das war alles nur ein Trick gewesen. Seine Freunde waren tot und er hatte versagt. Schon vor Wochen.

„Doktor Jackson?“
Die Stimme Felicity Cats drang an sein Ohr und er blinzelte kurz, fand in die Realität zurück und blickte die Frau verblüfft an: „Was… was tue ich hier?“
„Ich bin mir nicht sicher.“, sagte sein Gegenüber. In ihrer Stimme schwang Beunruhigung mit: „Ich weiß nur, mir ist versehentlich der Intar losgegangen und hat sie getroffen. Danach wurde ich allerdings auch angeschossen und konnte mich gerade noch in Sicherheit bringen. Dann bin ich ihnen in diese Einrichtung gefolgt und – naja, dieser Mann da drüben“, sie deutete auf einen Typen, der quer auf einer Frau lag (oder besser: dort hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve), „hat versucht, mich aufzuhalten, als ich sie retten wollte.“
„Und wer…“
Weiter sollte Daniel nicht kommen, denn nun geschahen zwei Dinge. Erstens begann das Gebäude zu beben, zweitens half ihm Felicity hoch und drittens schaute sie ihn kopfschüttelnd an: „Wir haben dafür keine Zeit. Folgen Sie mir, ich bringe Sie hier raus.“
Damit eilte sie los, Daniel folgte ihr.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 06.07.14, 15:32
  Kapitel 22 – Crash and burn

Kapitel 22.1

Jasmin blickte zu dem Wesen herüber, das mit katzengleicher Eleganz auf sie zugesprungen war und sie nun mit gelb-leuchtenden Augen anblickte.
„Bereite dich darauf vor, zu sterben.“ , wiederholte es seine Drohung – natürlich nur in Form von Knurr- und Zischlauten, die Jasmin jedoch aus irgendeinem Grund, verstehen konnte.
Sie merkte, wie sie die Luft anhielt.
Das war es.
Das dürfte das letzte Abenteuer Jasmins, der Prinzessin von Agrabah gewesen sein.
Vermutlich würde man ihre Leiche nie finden, sie, ihr Mann Aladdin, die königlichen Hochwohlgeborenen aus Theben und natürlich Prinzessin Agatha River Song-Silverbird, sie alle würden hier im Schatten des Nf’y-Gebirges von der Armee der Katib nieder gemacht werden, man würde sich entweder an ihren Leichen gütlich tun oder sie vergraben und…

Aus ihren Augenwinkeln, vom Eingang der Höhle, die zum Inneren des Nf’y-Gebirges führte, blitzte etwas in beunruhigendem Rot auf und in dem Moment, in dem sie die Erkenntnis getroffen hatte, was dort aufgeleuchtet war, traf es auch schon das Katzenwesen, lies es getroffen aufjaulen und zu Boden gehen.
Sie wandte sich kurz in die Richtung, aus der dieser Magiestrahl kam, herum und verneigte sich.
„Kriech zur Hölle, Mistvieh.“, hörte die Prinzessin Agrabahs die Stimme des Mannes, der sich hier Prinz Doktor nannte und von dem sie nicht wusste, dass er in Wirklichkeit der Föderationscaptain Calvin Nathan Cat war. Was sie allerdings sah, erstaunte und erschreckte sie.
Prinz Doktor stand im Höhleneingang, ein Ding erhoben, das so ähnlich aussah, wie die magische Waffe, die Prinzessin Song ihr, Jasmin, gegeben hatte – nur ungleich größer. Das war das, was sie in Erstaunen versetzte.
Der Schrecken überkam sie, als sie ihren Blick über den Körper ihres Retters gleiten ließ und feststellte, dass der flache Bauch des Prinzen verletzt war. Auch bei Prinzessin Song, die – wie sie jetzt bemerkte – ihren Mann stützte, erkannte sie eine Verletzung. Diese befand sich an ihrem Hals, schien aber alles in allem nur ein feiner, hellroter Strich zu sein. Um zu wissen, dass dieser Strich von einer Begegnung mit einer scharfen Klinge herrührte, selbst, wenn sie sehr sanft gewesen war, musste man noch nicht einmal der Hofarzt des Palastes sein.
Und dennoch konnte sich Jasmin ein erleichtertes Ausatmen nicht verkneifen, denn die Verletzung an Rivers Hals hätte auch weitaus ernstere und weitreichendere Konsequenzen und Verwundungen nach sich ziehen können.
Und auch die Wunde am Prinzenbauch schien zwar schmerzhaft, aber nicht sonderlich schlimm zu sein, wenn der Mann die Waffe noch in der Hand halten konnte.
Dann fiel ihr etwas auf.

Die Augen des Prinzen – sie funkelten, allerdings nicht vor Freude, sie alle zu sehen, nicht vor Tränen, nicht vor Schmerzen. Nein. In ihnen flammte unversöhnlicher Hass auf. Prinz Doktor griff nach dem Schaft der großen Waffe, zog an einer Art Griff, die dort angebracht war, schob sie gleich wieder zurück und in diesem Moment hörte die Prinzessin ein leises Summen, das von diesem Ding in Doktors Hand ausging. Sie musste mit der Konstruktionsweise einer solchen Waffe nicht vertraut sein, um zu wissen, was er getan hatte. Er hatte nachgeladen, legte dann auf die Katib an und spieh aus seiner Waffe Magie auf die Wesen.
„Jetzt hab ich den Kaffee auf!“, brüllte er und …
Hörte auf zu feuern.
Den Grund begriff die Prinzessin erst, als sie ihn sah, als sie sich in die Blickrichtung drehte, die Prinz Doktor anstarrte. Und ihr fiel beinahe die nutzlose Waffe in ihren Händen zu Boden.
Aladdin – ihr Mann – hob die Hände in einer sich-ergebenden Geste, warf sein goldenes Schwert in den Sand und trat auf die Wesen zu.
Sie brauchte keine fünf Sekunden, um nachzudenken, was sie als nächstes tat. Kurz betrachtete sie den Gegenstand in ihrer Hand, warf ihn dann über den Rücken zu Prinz Doktor und Prinzessin Song – „AU, verdammt, meine Birne, pass doch auf!“, hörte sie den Prinzen zetern und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen – und trat dann zu Aladdin, die Hände ebenfalls erhoben und so behutsam wie möglich.

Feuer brannte in seiner Seite, was er aber jetzt erst bemerkte. Er war kurz in die Beine geknickt, als das Adrenallin ihn verlassen hatte – das Adrenallin war alledings nötig gewesen, um Agatha vor diesem Mistkerl Mechanikles zu retten und hatte ihn somit auch davor bewahrt, die Schmerzen zu fühlen, als der Dolch des Griechen mit seiner Bauchdecke Kontakt aufgenommen hatte. Doch dann war das alles vorbei gewesen und er war in sich zusammengesackt. Kurzzeitig hatte sämtene Schwärze seine Gedanken verfinstert, dann hatte er den Kuss gespürt, den Agatha ihm auf die Lippen gepresst hatte und dann – tja… dann, back to business.
Was war er froh, dass er den Code für den Waffenschrank noch auswendig kannte und sich somit eines Phasergewehres versichern konnte.
Ein Phaserkompressionsgewehr, um genau zu sein – so eines, wie es auch das Hazard-Team gerne einzusetzen beliebte. Und während er sich noch gefragt hatte, ob das überhaupt so eine gute Idee wäre, ein Phaserkompressionsgewehr gegen einen El Katib einzusetzen („Agatha, ist das nicht, wie mit Kanonen auf Spatzen schießen?“ „Das sind aber Katzen, Cal.“ „Eine Katze kratzt der anderen kein Auge aus.“ „Das sind Krähen, Cal.“ „Also doch Vögel?“, „Halt die Klappe und schieß, Süßer.“) war die Situation komplett anders, als dieser Katib vor Jasmin stand und bereit war, sie zu zerfleischen.
„Allright, here goes nothing.“, hatte er gemurmelt, „Nobody messes with the timeline!“
“Du meinst wohl”, hatte Agatha mit einem Lächeln hinzugefügt, “Nobody messes with the timeline – but you.”
Diese kleine Spitze hatte er nicht einmal mit einer Antwort geehrt und gefeuert.
Er wusste doch, weswegen er ein besserer Schütze als seine XO war – irgendwas muss man ja können und wenn sie schon die Aspekte „Schönheit“, „Intelligenz“, „Witz“, und „allgemeine Coolness“ für sich verbuchen konnte, musste er wenigstens in den Aspekten der „Trefferquote“ und der „Kampfstärke“ ein paar signifikante Punkte einheimsen können.
Das Erstere gelang ihm jedes mal vorzüglich, das Letztere hingegen – aber er war ja schon froh, dass er sich nicht beim Abfeuern eines Enterhakens versehentlich die Hose auszog, wie es Ron Stoppable, der Freund von Kim Possible so zu tun pflegte.

Einen kleinen Wutanfall später, hatte er tatsächlich selbst gemerkt, dass er verwundet war und blickte entsetzt zu Agatha, die mit den Schultern zuckte.
„Scheint eine oberflächliche Verletzung zu sein.“, erklärte sie und blickte dann wieder in die Ferne, wobei sie die Stirn runzelte.
Und wenn Agatha Silverbird ihre hübsche Stirn runzelt, die grünen Augen noch grüner werden und ihr drahtiger Körper sich verspannt – so wie jetzt – dann war der Ärger nicht nur im Gebüsch, sondern auch unter der Fußmatte – dort, wo in schlechten Filmen immer der Schlüssel liegt-, auf dem Baum, unter der Grasnarbe, in der Wüste, unter dem Meer, über den Wolken und am Nord-, sowie Südpol.
Zu Deutsch: Dann waren sie königlich gefrakked.
Und dann bemerkte der Captain, warum.
Jasmin und Aladdin hatten sich zu den El Katib begeben, ihre Waffen fallen lassen – „Ja, eine davon auf meinen Kopf, ich weiß!“, fuhr Cal den Erzähler an, der mit den Schultern zuckte und festhielt: „Ich bin hier nur der Tippserich.“ -  und schienen sich zu ergeben.
Oder?

Agatha Silverbird schluckte.
„Geben die gerade auf?“, fragte der Captainsdarsteller neben ihr und die XO konnte nicht anders und kam nicht umhin, wieder einmal zu bewundern, mit welcher Geistesgegenwart und Gedankenschärfe Cal – ihr Cal – es schaffte, Zusammenhänge zu erkennen, die offensichtlich waren. Kurz war sie versucht ein „Nein, die tanzen gleich alle Hand in Hand um den Apfelbaum und singen ‚Kumbaya Milord’ – hier ist dein Schild.“. Das hätte allerdings vermutlich dazu geführt, das ihr großer Kommandantenversuch Ansichtskarten-aus-Solingen-scharf geschlossen hätte: „Hier stehen gar keine Apfelbäume, das Lied kannte man in dieser Zeit noch nicht und heißt es nicht ausserdem Kumba-yo? Und was will ich mit einem Schild?“ Von daher wäre es wohl besser, nicht allzu sehr auf die Ironieschiene zu gehen. Sie seufzte kurz und nickte.
„Tatsächlich – das tun sie.“, sprach sie und blickte kurz zum Captain, in dessen Augen Verblüffung, Fassungslosigkeit und Unverständnis um die Wette funkelten: „Sag mal, Gathy, sind die dämlich?“
Und gerade, als sie sich es beinahe nicht mehr verkneifen konnte, genervt zu seufzen, erkannte sie, dass neben den ersten drei Emotionen, auch noch Schalk flackerte.
„Nie war der Satz ‚Der verarscht dich doch, wo du dabei stehst’, wahrer als gerade, hm, Cal?“, seufzte sie resigniert und schüttelte dann den Kopf, als der Captain grinsend nickte.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, zog sie zu sich und küsste sie – also Agatha als Ganzes, nicht nur die Schulter – und jaulte dann doch einmal auf.
Und Agatha konnte das verstehen, aber ihr war eben erst in dem Moment, als er sie an sich gedrückt hatte und sich ihre nackte Haut berührte, ihr Schweiß mischte, wieder realisiert, dass dort eine Wunde war.
„Entschuldige, Cal.“, murmelte sie gegen seine Lippen, während sie bemerkte, dass er ihr in die Augen starrte und vermutlich gerade wieder dabei war, in selbigen zu versinken.
Sie küsste ihn erneut und wisperte dann ein Wort. „Zitroneneis.“

Was Agatha ihm da ins Ohr geflüstert hatte, wusste er nicht, er bemerkte nur, dass plötzlich der Schmerz, der in seiner Bauchregion flammte, urplötzlich versiegte – aber ohne, dass er in den Kampfmodus gegangen war. Und als er Agatha anschaute, merkte er, wie in seinem Magen Schmetterlinge anfingen, zu flattern, wie bei einem Frischverliebten. Verdammt, wieviele Trigger hatte ihm Gina damals eigentlich verpasst? Und gab es für ihn eine Bedienungsanleitung?  Wobei ihn das, wenn er mal ehrlich mit sich selbst war, nicht wirklich überraschen würde.
Zitat
Sie haben sich für den Kauf eines Sternenflottencaptains entschieden – Glückwunsch. Behandeln Sie das Produkt bitte pfleglich, damit Sie noch lange Freude an ihm haben werden.

Aber andererseits – das war doch lächerlich. Er war nicht nur kein Objekt, er war auch keine Nummer – er war ein freier Mann. Warum kümmerte er sich eigentlich gerade jetzt darum? Es gab viel dringendere Themen. Seine Wunde schmerzte gerade nicht mehr – gut – aber dennoch würde man ihm vermutlich einen Verband verpassen müssen. Und ausserdem war da noch die Sache mit den Katib und… verdammt, wo war…
Ein Schrei hallte über die Ebene.
THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .

Verdammt, verdammt, verdammt.
Papyrus war mitten im Kampf gewesen, hatte ihr „Und, wie gefällt dir der diplomatische Ausflug, mein kleiner Fischer?“mit einem abenteuerlustigen Lächeln beantwortet und sich dann wieder auf die Gegner geworfen. Sein Schwert schwang schnell und gut und wenn man bedachte, dass er nicht von der Macht der Götter, die ihm dieses Schwert des Horus verliehen hatten,  gefällt wurde, durfte man davon ausgehen, dass die Götter mit ihm waren, also dass er nichts unrechtes tat und es die traf, die es verdienten.
Und dann hörte er Thetis lautes „VORSICHT“, dann einen nicht minderlauten Aufschrei und sah, wie sie fiel.
Es waren zwar zehn Höhenmeter, die es zu überbrücken galt, aber das Gebirge war immer wieder in kleine Plateaus treppengleich unterteilt. Dennoch schlug der Körper der Frau, die er voller Verehrung „Prinzessin“ nannte, immer wieder hart auf und dem Fischerjungen war es so, als würde er jeden Aufschlag selbst miterleben. Dann knallte die hübsche Frau auf dem Sandboden auf, hob kurz den Kopf und blieb dann liegen.
Ein lauter Schrei entfuhr ihm: THEEEEEEEETIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!! .

Und dann war ihm alles egal. Er sah zwar, dass Katib auf dem Weg zu ihr waren und ihm den Weg versperrten, aber das interessierte ihn nicht. Er ließ sein Schwert singend aufblitzen, hörte das Geräusch, das entsteht, wenn eine Klinge einen Körper eindringt – Hitchcock hatte, dem Vernehmen nach, den Effekt erzielt, in dem er auf eine Melone einstach, wobei Papyrus von dieser Anekdote genau so wenig Ahnung hatte, wie davon, dass es Jahrtausende später einen Mann namens Hitchcock geben sollte -  wirbelte seine Waffe herum und versuchte, seine Gefährtin zu erreichen, bevor die Katib dies taten.  Das Interessante war, dass er es tatsächlich schaffte.
Die letzten Meter schlidderte er, schwang sein Schwert verteidigend gegen die Katib, traf Augen, Nasen, Arme, Bäuche und atmete dann erleichtert auf, als er Theti erreicht hatte, die mit geschlossenen Augen, wie hingestreckt, da lag – nun inmitten eines Katib-Friedhofes.
Der junge Fischer ließ das Schwert in die dafür vorgesehene Scheide gleiten und ging neben der reglosen Frau in die Knie.
 „Theti?“, fragte er und er merkte gar nicht, wie Tränen begannen, seine Wangen zu befeuchten. Die Angesprochene reagierte nicht – was man von seinem Herz nicht behaupten konnte. Dieses begann gerade so schnell zu schlagen, dass Papyrus das laute Pochen in seinen Ohren hören konnte.
„Theti?“
Erneut keine Reaktion.
Sanft bettete er ihren Kopf in seinen Schoß, hob sie dann an. „Wie zierlich und bleich sie gerade wirkt“, schoss es ihm durch den Kopf, gefolgt von einem Kopfschütteln und einem „Denk nicht einmal dran, Papyrus.“
Erneut sagte er leise ihren Namen- erneut reagierte sie nicht.
„Theti! Verdammt, bitte, wach wieder auf! Ich liebe dich doch! Und ich würde alles dafür tun, dass Du wieder bei mir wärest…“

Dann erklangen Schritte.
Schnell und sanft hatte Papyrus den Kopf der Prinzessin wieder auf den Boden gleiten lassen, zog sein Schwert und schwang es gegen die Person, die sich gerade näherte.
Der Mann duckte sich unter dem Schwerthieb weg – die Waffe schlug scheppernd gegen einen Felsen – und erhob sich wieder.
„Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“, sagte Prinz Doktor und ging dann neben Theti in die Knie.

Kurz schloss Cal innerlich die Augen und merkte, wie sein eigener Herzschlag sich beschleunigte. Verdammt, das hätte ins Auge gehen können. Vielleicht sollte er beim nächsten mal einfach laut rufen „Achtung, ich komme.“
Dann ging er neben Theti in die Knie, hob kurz den Kopf, blickte sich um und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
„Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, vermutete Agatha neben ihm und schaute ihn an. Cal nickte. Das war eine gute Theorie und irgendwie wunderte ihn das nicht. Agatha hatte einfach mal wieder das Auge fürs Detail – aber hatte sie das nicht immer?`
Was hatte Gina ihm in so einem Fall nochmal beigebracht? Zuerst überprüfen, ob der Puls noch da ist?
Schnell glitten seine Hände zu den entsprechenden Punkten, nickte befriedigt, als er den Puls unter seinen Händen spürte und hob dann den Blick, als er neben sich ein leises „Zing“ hörte -  jenes Geräusch, das entstand, wenn jemand ein Schwert aus der Scheide zieht.
„Prinz Doktor, was tun Sie da?“
Cal seufzte.
„Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Verdammt, die Frage von Papyrus war richtig clever. Aber hatte er was anderes erwartet? Irgendwie nicht so wirklich.
Er räusperte sich: „Das liegt daran…“
„Weil sie bei Bewusstsein ist und nur so tut.“, hatte er eigentlich sagen wollen, aber kaum, dass er diesen Satz angefangen hatte, spürte er einen kurzen, heftigen Schlag gegen seinen Obeschenkel – durchgeführt von Thetis Hand.
Okay, da wollte jemand offenbar einen Streich spielen. Nicht wirklich nett, aber was ging es effektiv ihn an?
„Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“, sagte er daher und blickte zu Papyrus: „Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“

Agatha rollte mit den Augen.
„Kuss aus wahrer Liebe? Na aber sicher. Cal geht mal wieder voll in den Shipping-Modus.“, dachte sie sich und griff den „Prinzen Doktor“ am Ärmel: „Liebling, komm nochmal mit.“
„Ja, aber…“, sagte der Captain und ließ sich dann mitführen.
Als sie einen Felsen erreicht hatten, der weit genug weg war, dass Papyrus sie nicht mehr hören konnte, packte sie den Captain am Kragen und gab ihm einen kontrollierten Stoß, der ihn in Deckung taumeln ließ.
„Was wird das?“, fragte Cal und die XO zuckte mit den Schultern: „Könnte ich dich genau so gut fragen. Ein Kuss aus wahrer Liebe? Geht es eigentlich noch abgeschmackter? Sind wir wieder unter die Shipper gegangen?“
„Hey, in der NCIS-Fanfic hab ich mich, was das angeht, vornehm zurückgehalten.“
Agatha nickte: „Stimmt, das muss man dir zu Gute halten. Auch bei den Spiegelungen hast Du nicht alles daran gesetzt, dass Lee und Kara zueinander kommen.“
„Aber die beiden sind schon süß zusammen.“
„Naja, sie lieben sich ja auch. Aber sie hat Sam Anders und er hat Dualla. Und bei denen hier“ – damit deutete sie auf Papyrus und Theti – „Ist es doch eigentlich auch klar. Warum willst Du da noch shippen?“
„War ja nich meine Idee.“, verteidigte sich Cal, „Theti hat mich angestoßen und mir das zu verstehen gegeben und…“
Er stand auf, lugte um den Felsen und grinste: „Und jetzt halt die Klappe, die beiden  haben sich gerade im Arm.“
Sprachs und fand sich erstens um die eigene Achse gedreht und dann gegen den Felsen gedrückt. „Ich ship jetzt auch mal.“, grinste Agatha und küsste ihn.
Nach ein paar Minuten machte sich Cal los und schaute sie an: „Wow! Als ob die Erde gebebt hätte.“
„Toller Gag. Den haben sie im neuesten Castle-Buch auch schon gebracht.“
Damit zog sie einen Tricorder: „Aber von einem Erdbeben war in diesem Jahr gar nichts gesagt.“
Cal blickte sie an: „Erm – zwei Dinge: Erstens, wo hast Du das Ding her? Zweitens: Woher kennst Du das genaue Jahr?“
„Erstens: Während ich dir deine BFG geholt habe, hab ich mir einen Tricorder gegönnt. Zweitens: Ich hab einfach den Sonnenstand abgeglichen und die Sternenkonstellationen.“
„Cleveres Mädchen.“, grinste der Captain, schlang ihre Arme um sie und gab ihr noch einen Kuss, ehe sich dieses Mal Agatha losmachte und ihn anblickte: „Danke – aber hier war keine Rede von einem Erdbeben.“
Dann bebte die Erde erneut – und nochmal, und nochmal.
„Ich glaub nicht, dass das ein Erdbeben ist, Cal-kun.“, murmelte Agatha dann dunkel und blickte auf einen Fixpunkt hinter dem Captain. Dieser runzelte die Stirn: „Wie kommst Du darauf?“
„Deshalb“, sprachs und deutete an ihm vorbei.
Auf der Düne, keine 10 Meter von ihnen entfernt, stand der mechanische Skorpion, der einst Agrabah angegriffen hatte.
Cal schluckte.

 TBC

 Kapitel 22.2

Jasmin blickte zu Aladdin, der gerade vor den El Katib in die Knie ging und tat es ihm gleich.
Sofort war eines der katzengleichen Wesen bei ihr, bohrte seine gelb-leuchtenden Augen in die Ihren und erneut konnte sie seine Gedanken hören.
Was will Fleisch?
Es war durchaus interessant, diese Gedankengänge zu hören – mache Mitglieder von Morganas Mordmafia waren in ihren Wortlautäußerungen eher einsilbigerer Natur, wiederholten nur dieses eine Wort, nämlich „Fleisch“, was durchaus den Stellenwert Jasmins und ihrer Freunde in den Augen dieser Wesen klarmachte. Fleisch, Nahrung, nicht mehr. Aber da war auch dieser eine El Katib gewesen, mit dem sie durchaus hatte reden können, der sich adäquat ausdrückte und sie in Mannierismen durchaus an ihren treuen Schoßtiger Rajah erinnerte.
Sie legte ihren Kopf schief, begab sich erneut auf alle Viere und schaute dann zu Aladdin, der kurz in ihre Richtung blickte und sofort, ohne, dass sie ihm sagen müsste, was zu tun wäre, ihre Absicht erkannte und nachahmte. Das liebte sie an ihm – sein Köpfchen und den Intellekt der hinter diesem Grinsen wohnte.
Nun wandte sich Jasmin wieder an den Katib, der vor ihr war und sagte, in einem leisen Tonfall: „Wir wünschen Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Frieden?
„Ja“, nickte Jasmin, „Frieden. Frieden mit den El Katib.“
Was ist… Frieden?
Dass dieses Wesen diesen Gedankengang nicht verstand, war etwas, das Jasmin nicht im Geringsten zu überraschen vermochte – immerhin waren diese Menschen seit etlicher Zeit, vielleicht seit Jahren, Jahrhunderten oder gar Millenien in den Fängen Morganas.
„Frieden ist das Gegenteil von Krieg.“, erklärte die Prinzessin und erneut wunderte es sie nicht, dass das Wesen vor ihr mit dem Begriff „Krieg“ etwas anzufangen wusste.
Diese ehemaligen Menschen  - allesamt mehr oder weniger unerfreuliche Zeitgenossen oder einfach solche, die kein Glück gehabt hatten, waren von  Morgana mit der Verheißung in die Ränge der „Mordmafia“ geholt worden, dass sie hier Unsterblichkeit und Macht erlangten. Wie lange es diese Wesen gab, wusste niemand, auch Aladdin nicht, er wusste nur, dass er damals einen kleinen Jungen davor gerettet hatte, in diese Falle zu tappen – und dass Amal, einer seiner Jugendfreunde und ebenfalls ein Mitglied der El Katib, ihn letzendlich beschützt hatte.
Dennoch war es ein Akt als solcher gewesen, zu seinem Jugendfreund durchzudringen.

Katib kennen keinen Frieden. Wir kennen nur Krieg.
Jasmin seufzte.
Diese Wesen standen viel zu sehr unter Morganas Kontrolle, als dass man normal mit ihnen reden könnte.
Sie erinnerte sich an die Unterhaltung mit dem anderen Katib, vor ein paar Minuten. Dieser hatte ihr deutlich gemacht, dass es keine Alternative gab, die Katib konnten sich nicht gegen ihre Herrin Morgana auflehnen – vermutlich, weil sie sie dann töten würde, so wie sie es mit dem einen Wesen gemacht hatte, mit dem sich Jasmin am Anfang unterhalten hatte.
Sie schluckte kurz, merkte, wie ihr die Kontrolle über ihre Gedanken entglitt – kurzzeitig wollte sie Aladdin zurufen, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten und Prinz Doktor mit seiner Magiewaffe das tun, was er anscheinend am Besten konnte, dann schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf ihr Selbst und atmete tief durch.
Der Katib hatte ihre Gedanken anscheinend gelesen und – wer könnte es ihm verdenken – knurrte nicht unbedingt angetan von dem Gedanken, gleich niedergemacht zu werden.
Dann öffnete Jasmin die Augen und blickte in die des Katibs.
„Du hast gesehen, was meine Freunde zu tun im Stande sind. Sie könnten dich und deinesgleichen ohne große Anstrengung auslöschen.“, sagte sie und legte eine Hand auf ihre Brust, „Ich hingegen kann den Prinzen mit der magischen Waffe abhalten, euch zu eliminieren.“
Du hast die magische Waffe selbst benutzt, um meinen Freund zu töten.
Interessant – je mehr die beiden miteinander sprachen, desto wortgewandter wurde dieser Katib und desto ausgefeilter wurde der Satzbau.
„Ich gebe zu, dass ich die Waffe abgefeuert habe. Aber – so wie mir Prinz Doktor dies erklärt hatte, war sie nur auf ‚Betäubung’ eingestellt.“
Betäubung? Das heißt, meine Brüder und Schwestern schlafen nur?
„Die ich mit der Waffe getroffen habe.“, schränkte Jasmin ein und ein Teil von ihr fragte sich, warum sie gerade so dumm war, dies zuzugeben, während ein anderer Teil seufzte und erkannte, dass Ehrlichkeit hier die Beste aller Optionen war.
Dann bebte der Boden und Jasmin schluckte.
Sie konnte spüren, wie unter den Katib Panik ausbrach wie ein Lauffeuer, konnte sehen, wie die Wesen sich in die Richtung des Geräusches umdrehten und dann zu ihrem Anführer blickten, mit dem Jasmin gerade sprach.
Was ist das? Wieder einer deiner Tricks? , projezierte ihr das Wesen in den Kopf und sie schüttelte selbigen: „Damit haben wir nichts zu tun. Ich weiß auch nicht, was das nun sein soll.“
Und dann sah sie den Skorpion über die Düne kommen.
Kurz blickte sie zu Aladdin, der mit den Schultern zuckte und schnell auf den Beinen war. Der Katib vor ihm reagierte, knurrte einmal und presste sich gegen den Boden, legte die Fledermausohren an. Sein Schwanz peitschte hin und her.
„Nein!“, sagte Jasmin mit aller Lautstärke, Stimmkontrolle, Majestät und Selbstbeherrschung die sie aufbringen konnte und blickte dem Katib vor ihr, dem Anführer, in die Augen: „Sag deinen Brüdern und Schwestern, sie sollen sich zurückziehen. Wir werden gegen dieses Westen kämpfen.“
Warum kämpfst Du für uns?
Jasmin zuckte mit den Schultern: „Braucht man dafür einen Grund?“

Dunkelheit hatte Theti umfangen, als sie nach vorne gefallen war und, wenn sie jetzt an die Schmerzen dachte, die durch ihren Körper pulsten, war sie irgendwie ganz froh, dass sie bewusstlos gewesen war, als sie stürzte.
Geweckt wurde sie von dem lauten Schrei, den Papyrus ausgestoßen hatte und sie hörte, wie er durch den Sand auf sie zukam, spürte, wie er sie schüttelte und erneut ihren Namen schrie.
Sie würde sich ja gerne als Lebendig zu erkennengeben, das Problem war nur, dass ihr Kopf da nicht so ganz mitspielen wollte.
Erneut hörte sie, wie sich Schritte näherten, wie Papyrus einen wütenden Schrei ausstieß und sein Schwert führte, das knallend gegen einen Felsen schlug.
Die Stimme von Prinz Doktor klang ein wenig verstimmt:  „Steck das Ding weg, ehe du jemandem die Augen ausstichst.“
 „Sie ist vermutlich diese Felstreppen heruntergefallen.“, hörte sie dann die Vermutung von Prinzessing Agatha River Song Silverbird – was ein extrem merkwürdiger Name war, wie Theti fand, aber, nun gut, man hatte ihr auch den Namen Theti gegeben und vielleicht war in Fiktivistien der Name ja von Bedeutung.

Dann spürte sie die warme Hand des Prinzen an ihrem Hals – was tat der Mann da? Dies war eine Frage, die auch Papyrus stellte und von Prinz Doktor (vermutlich ebenfalls ein wichtiger fiktivistischer Name) mit den geseufzten Worten  „Pass auf, Kollege, ich will deiner kleinen Freundin nicht an die Wäsche. Ich habe nur nach ihrem Puls gefühlt und der ist vorhanden und sogar sehr stark.“
„Und warum ist sie dann nicht bei Bewusstsein?“
Die Stimme Papyrus zeugte von Sorge um sie und irgendwie wollte sie das, was sie jetzt tat nicht tun, aber andererseits – selbst in dieser Situation musste ein bischen Spaß doch sein, oder?
Und gerade , als Prinz Doktor Papyrus die Wahrheit sagen wollte und diese mit einem „Das liegt daran…“ einleitete, ballte sie die Hand, die Papyrus nicht sehen konnte, zur Faust und boxte einmal kurz gegen den Oberschenkel des Prinzen. „Das liegt daran, dass sie unter dem Bann von Aker steht – also mal wieder.“
Faszinierend war hierdran, dass Prinz Doktor wirklich sehr schnell schaltete und vielleicht konnte dies tatsächlich der Beginn einer wundervollen Freundschaft zwischen Theben, Agrabah und Fiktivistien werden.
„Und ich glaube, dass das Einzige, was sie aus diesem Zauber erlösen kann, ein Kuss aus wahrer Liebe ist.“, schloss der Prinz seine Diagnose ab und beinahe hätte Theti die Augen geöffnet und ihn verblüfft angesehen.
Doch da hörte sie schon ein „Liebling, komm nochmal mit.“, gesprochen von Prinzessin Song und ein leicht protestierendes  „Ja, aber…“, vom Prinzen, dann waren die beiden auch schon verschwunden, wo sie ihm vermutlich – wobei, was heißt da eigentlich ‚vermutlich’? Das würde mit ziemlicher Sicherheit geschehen – den Kopf waschen würde.
Und dann spürte sie das, was sie tatsächlich die Augen aufreißen lies – Papyrus Lippen berührten die Ihrigen.
Sie richtete sich auf, erwiderte den Kuss und schlang ihre Arme um ihn. Kurz sah sie, wie hinter einem Felsen Prinzessin Song hervorlugte und zwinkerte ihr zu, ehe sie sich von Papyrus losmachte, sich aufrichtete und ihm die Hand hinhielt.
„Komm, mein kleiner Fischer, gehen wi…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn in diesem Moment sah sie, wie Papyrus entsetzt an ihr vorbeistarrte, wandte sich um und… sah den Skorpion.
Ja, richtig – deswegen war sie ja eigentlich hochgeklettert und hatte versucht, die anderen zu warnen. Der Skorpion, den der Flaschengeist Aladdins hatte demontieren wollen, war wieder einsatzbereit und war auf sie zugekommen. Und nun war er da.

„Verdammt!“, fluchte Cal und riss sein Phasergewehr hoch, „Dann werde ich ihm wohl noch ein paar Schüsse in den Pelz brennen müssen, hm?“
Er konnte die Hand Agathas spüren, die sie auf seine Schulter legte und wandte sich zu ihr um. „Was?“
„Hältst Du das für so eine gute Idee?“
Cal ließ den Lauf des Gewehres sinken: „Klar, jetzt wo du es sagst. Ich geh einfach rüber und frage nach ‚Bist Du Freund oder Feind?’ und wenn er sein Lichtschwert nicht in einer bestimmten Geste hochhält, geh ich davon aus, dass es kein Freund ist?“
„Du hast eindeutig zu viel ‚Unser Traumschiff’ gesehen, mein Captain.“, grinste die XO und schüttelte den Kopf, ehe sie auf den Skorpion deutete: „Nein, aber mal ehrlich – denk mal nach. Meinst Du, dass das Ding von alleine hierher gekommen ist?“
Der Captain nickte – das war mal wieder so eine geistige Meisterleistung seiner XO und auch, wenn er die rothaarige Schönheit damit mal wieder über sämtlichen grünen Klee lobte, den er zu finden im Stande war, musste er festhalten: Sie hatte recht. Eine Rückkehrautomatik gab es – zumindest nach seinem Kenntnisstand im Jahr Hassenichgesehenundzertreten vor Christus nicht, was wiederrum zwangsläufig bedeuten musste, dass dieser Skorpion von jemandem gesteuert worden war. Von wem? Wieso? Das waren Fragen, die es zu eruieren galt und die vor allem den Captain brennend interessierten.
„Nichts desto trotz“, sagte er und schaute wieder zu dem Skorpion, der sich gerade viel zu groß und viel zu bedrohlich vor ihnen abzeichnete, „Mir gefällt das nicht. Und ich brenn ihm lieber ein Loch ins Metall.“
Damit hob der Kommandant der DRAGONFLY sein Phasergewehr erneut.
„Und was ist, wenn sich dieses Ding da inzwischen an unsere Phaser angepasst hat?“
Cal blickte über seine Schulter, ließ das Gewehr dann erneut sinken, als er in den hypnotisch-grünen Augen seiner XO tatsächlich so etwas wie Panik irrlichtern sah. Langsam trat er auf sie zu, streichelte ihr über die Wange.
„Schatz – wir kommen hier weg. Dieses Ding da ist kein Borg, das ist greek-tech aus dem Jahrtausend X Vogel-V Zeh Hah Err.“
Irgendwie konnte er ihre Panik verstehen – der Gedanke, dass dies irgendwie mit den Borg zu tun haben konnte, war ihm zwar nicht gekommen, aber ihm gefiel die gesamte Grundidee auch nicht. Erneut ließ er seinen Daumen über ihre Wange gleiten, sie lächelte, griff seine Hand und küsste sie.
„Wir sind aber nicht im Jahr 160.“, sagte sie und Cal runzelte die Stirn: „Bitte?“
„XVC – die römischen Zahlen. X ist 10, V ist 50 und C ist 100 – also 10 Plus 50 Plus 100 – also 160.“
„Du bist mir ein Klugscheißer.“, grinste der Captain, ehe er merkte, dass die Panik aus ihren Augen verschwunden war. Erneut zog er sie zu sich heran, presste seinen Mund wild und leidenschaftlich auf den ihren und hatte das Gefühl, dass gerade primatenhafte Instinkte in ihm wach wurden. Zu Deutsch: Frau beschützen und auf die Jagd gehen.
Egal wie unkorrekt dies klang.
Er löste sich von ihr, schaute sie an, sie nickte und reckte den Daumen.
„Besser?“
„Besser.“, sagte sie.
Cal nickte, griff nach seinem Phasergewehr, wandte sich herum und begann, einige Einstellungen an der Waffe vorzunehmen.
Es war zwar gut, mit einem Phaser und einem Tricorder bewaffnet zu sein und nach der Schwachstelle des Skorpions zu scannen, aber noch besser war es, wenn ein Phasergewehr dies für einen tat.
Der in den Lauf eingebaute Tricorder (oder wie man im frühen 21. Jahrhundert sagen würde: die eingebaute Tricorder-App) kam seiner Arbeit, das Ding zu vermessen, nach und lieferte ihm einen guten Einblick in die Beschaffenheit des Skorpions, seinen metallurgischen Aufbau, die Fortbewegungsart und weiteres.
„Ich glaub, ich habs.“, murmelte er dann. Er hob den Blick – täuschte er sich oder sah er den Skorpion kurz doppelt? Kurz schüttelte er den Kopf, spähte wieder über den Lauf, schloss ein Auge – erneut sah er doppelt. Erneut versuchte er, mit einem leichten Kopfschütteln, wieder klar zu werden, als Agatha ihn plötzlich festhielt und einen beruhigenden Satz sagte: „Keine Sorge, ich hab dich, Cal.“
Und tatsächlich merkte er, wie er gegen sie sank, erneut den Kopf schüttelte um wieder klar zu werden, wie die Waffe seinen Fingern entglitt und zu Boden fiel.
„Was hast Du Hexe jetzt wieder mit mir gemacht?“, fragte er und in den Augen seiner XO konnte er tatsächliche Überraschung und Verletzung sehen, als sie eine Hand auf ihre Brust legte: „Ich war das gar nicht.“
Und dann merkte er, wie die Wunde brannte.
„Ah“, machte er erst leise, dann wurde der Schrei immer lauter. Feuer brannte in seiner Flanke, dort, wo dieser wahnsinnige Grieche ihn meinte anstechen zu wollen.
„Kann… kannst Du mich nochmal triggern?“, fragte er und sie schüttelte den Kopf, küsste ihn und fuhr ihm sanft über die Stirn: „Tut mir leid – Gina hat mir gesagt, dass ich diesen Trick bei dir nicht zu oft anwenden darf. Aber ich kann dich komplett ausschalten, wenn dir das lieber ist.“
Tja – war ihm das lieber?
Er erinnerte sich daran, wie sich Picard und er unterhalten hatten, kurz nachdem er seinen Hornisse-Test   bestanden hatte.

 „Sie sind jung, Cat. Ich hätte es beruhigender gefunden, wenn Sie ihre Jugend noch genießen könnten – rausgehen und Fehler machen. Das ist nur allzu menschlich. Ich bin sicher, irgendwann hätten sie einen guten Captain abgegeben, aber bevor Sie Captain werden, müssten Sie erst einmal Mensch werden.“
„Aber, Sir“, setzte Cal an und schaute dann zu seinen Freunden herüber: „Ich bin Mensch – ich habe Freunde, ich bin…“
„Mensch sein und Mensch bleiben, das sind zwei unterschiedliche Dinge, Cat. Merken Sie sich eines: Wenn Sie den Posten des Captains inne haben, wird jeder Fehler, den Sie machen, genau überprüft, wird jede Entscheidung, die Sie treffen, genau hinterfragt und wird – ich sage wird – es dazu kommen, dass Sie ihre Menschlichkeit mehr als nur einmal hinterfragen müssen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.“
Und vor allem, er erinnerte sich an die Unterhaltung, die Picard und er geführt hatten. Der französische Captain mit dem britischen Akzent (wie auch immer er diesen erlangt hatte – vermutlich so wie er, Cal, der zur Zeit der Teenager-Rebellion – seiner eigenen -  akzenttechnisch im Ruhrdeutschen Sprachraum gewildert hatte) hatte ihm da diese Geschichte erzählt, dass die ENTERPRISE einmal beinahe zerstört worden wäre und Beverly Crusher, die Bordärztin, ihrem Sohn Wesley ein Schlafmittel hatte spritzen wollen, damit dieser seinen Tod nicht mitbekam. Picard hatte einen schönen Spruch aus der Reihe „Ein Mann sollte sein Ende wachen Auges miterleben“ von sich gegeben und gerade war Cal gewillt, dem französischen Captain zu erzählen, dass diese Sichtweise extremer Schwachsinn war.
Wenn das eigene Ende Schmerzen beinhaltete, die weitab jeglicher Vorstellungskraft lagen, sollte dies niemand wachen Auges miterleben, egal ob Mann oder Frau.
Und dabei redete man immer noch von unvorstellbaren Schmerzen. Die, die er momentan erlebte, waren auch nicht von schlechten Eltern, aber er war sich sicher, dass andere schon Schlimmeres durchlitten hatten.
Aber dennoch – wollte er das „wachen Auges“ miterleben?
Oder war ihm dann doch ein verbales Schmerzmittel lieber, das ihn komplett ausknockte?
Da musste er eigentlich gar nicht lang überlegen.
„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Agatha nickte, küsste ihn nochmal, sagte ein – tatsächlich ernst gemeintes – „Mein armer Liebling“ und dann dieses Wort, das er nie ganz komplett hören würde.
Dunkelheit umfing ihn. Es wurde ruhig und still. Sein Körper war so schwer wie eine Tonne Steine, in seinem Kopf wurde es schwarz, samten schwarz. Er holte tief Luft, atmete den Duft einer Blumenwiese ein, von Spitzwegerich, Enzian, Jasminblüten – und von Verwesung.
Augenblicklick flogen die Augen des Captain auf und er blickte in die seelenlos dreinblickenden gelbleuchtenden Geleekugeln, die die Augen eines Katib darstellten.
Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…
  TBC

 Kapitel 22.3

“Was Cal nicht wissen konnte”…

Was Cal nicht wissen konnte, war, wie sich diese ganze Sache relativ schnell aufgelöst hatte.
Aber, wir sind ja immer gerne dabei, wenn es darum geht, einen Blick aus einer anderen Warte zu werfen.
Begleitet mich also, wie ich in Agathas kurvenreichen Körper schlü…
*räusper*
Zwo… drei… vier…. „MÄNNER!!“
Also, der Ordnung halber, noch einmal von vorn.

Begleitet mich, wenn wir die Zeit noch einmal ein wenig zurückdrehen und die Sache aus der Sicht von Cals Mitkombat-tanten und –onkeln erleben. Den schlechten Wortwitz schenke ich euch. ^^

Also.

„Schatz – du weißt, wie Du mit dem Ding umgehen musst, also knock mich aus.“
Es tat Agatha Silverird in der Seele weh, ihren Geliebten einfach so – eventuell sogar schutzlos – in einer potentiell-gefährlichen Situation liegen zu lassen, zumal diese Situation nicht mal wirklich potentiell-gefährlich war, sondern wirklich und zu 100 % gefährlich.
Aber – wenn seine Wunde so sehr schmerzte, das er nicht mehr vernünftig kämpfen konnte, war er – ja was eigentlich? Ein Klotz am Bein? Vermutlich. Zwar ein – aus Agathas Sicht – recht gut-aussehender, zwischenzeitlich durchaus zu guten Sprüchen in der Lage seiender Mensch, aber in dieser aktuellen Situation, das hatten sie in jedem taktischen Training gelernt, war er nicht in der Lage zu kämpfen und daher bestenfalls als Zivilist, schlimmstenfalls tatsächlich als Hindernis zu werten.

Das „Mein armer Liebling“, das sie nach dem Kuss von sich gab, war tatsächlich ernst gemeint – er tat ihr tatsächlich leid -  dann holte sie kurz Luft, ließ ihre Hände über seine Schläfe gleiten und hauchte „Erdbeerparfait“.
Und in dem Moment, in dem er erschlaffte, fragte sie sich, ob er dieses Wort tatsächlich bewusst hörte, ob er in der Lage war, dieses Wort zu verarbeiten. Rein optisch mochte dies zutreffen – seine Augen weiteten sich, rollten dann nach oben, er seufzte einmal und sank dann entweder in ihre Arme, zu Boden oder auf die nächstbeste Tischplatte – aber wenn sie daran dachte, wie es ihr ging, wenn sie getriggert wurde… sie erinnerte sich beispielsweise gar nicht daran, welches Wort – oder welcher Satz – verwendet wurde.

Aber das war eigentlich egal. Cals Kopf sank haltlos nach hinten, seine Haare berührten ihre nackten Beine und sie ließ den Captain vorsichtig in den Sand sinken.
„Es tut mir leid.“, hauchte sie dann noch und machte sich anschließend daran, das Phasergewehr zu nehmen. Hoffentlich hatte Cal seine letzten Arbeitsschritte gespeichert – aber wenn nicht, würde sie die richtige Stelle, an der der Skorpion zu treffen wäre, sicherlich rechtzeitig herausfinden.
Sie griff nach dem Gewehr…
Das nicht mehr da war.
Verblüfft hob sie den Kopf, sah noch den mächtigen Schatten Razuls über sich und ließ sich dann nach hinten sinken, bevor der Riese den Gewehrkolben gegen ihren Kopf führen konnte. Schnell griff sie nicht nur in die Schmutzige-Trick-Kiste sondern mit ihren Händen nach der Waffe, die hier zu dutzendweise herumlag. Sand.
„Kinder, liebe Kinder, es hat mir Spaß gemacht.“, sang sie leise für sich, ehe sie den Sand mit Anlauf in das Gesicht ihres Angreifers warf. Dieser schrie kurz auf, hielt sich die Hände vor die Augen, was Agatha dazu nutzte, ihm die Waffe abzunehmen und auf ihn zu zielen.
„Was sollte…“
Weiter sollte sie nicht kommen, denn Razul griff nach dem Lauf der Waffe, zog einmal daran und hier erhebt natürlich die Physik ihr hässliches Haupt. Zieht eine Person, die mindestens 100 Kilo schwerer als eine 60 Kilo-Person ist und bei der der Ausspruch „Das ist alles Muskelmasse“ sogar noch zutrifft, kann sich eine 60-Kilo-XO, egal wie clever sie auch sein mag, nicht gegen die Gesetze der Physik erwehren. Entweder sie lässt das Gewehr los oder sie folgt der vorwärts-gerichteten Bewegung.
Beide Optionen schienen nicht sonderlich ansprechend zu sein – aber ein „sich die Waffe abnehmen lassen“ ist definitiv die bessere Alternative, als „sich gegen Razul ziehen zu lassen und dann per Kinnhaken ausgeknocked zu werden.“
Zumal Cal ja schon den Posten als „lebende Dekoration“ für sich beanspruchte.
Also ließ die XO das Gewehr los, taumelte nicht nach vorne, sondern kurz nach hinten, fing sich aber wieder – nur um zu sehen, wie sich Razul mit der Waffe umdrehte und auf Aladdin und Jasmin zuhetzte.
Agatha sprintete los.

„Braucht man dafür einen Grund?“
Die Frage war eigentlich so schnell aus Jasmin herausgeschossen, das sie es selbst kaum fassen konnte. Aber sie hatte ihre Daseinsberechtigung? Benötigte man einen wirklichen, einen handfesten Grund, um Personen tatsächlich zu helfen?
Fragte man Jasmin, so konnte es darauf nur eine Antwort geben: „Nein.“
Oder wenn man ein wenig elaborierter sein wollte: „Zum Teufel, nein.“
Zumindest nicht, wenn es nach ihr ginge. Betrachtete sie beispielsweise Agrabah jetzt und verglich es mit Agrabah, zu der Zeit als Jaffar noch der Großwesir ihres Vaters war, waren die Verbesserungen – auch im Sozialsystem – mehr als nur augenfällig. Sicherlich, hier und da haperte es noch, aber dafür waren ja sie und Aladdin da.
Und später, wenn sie tatsächlich Königin werden würde, würde sie schon die notwendigen Gesetze einführen, denn – niemand sollte auf der Straße leben müssen. Das war ihr klar geworden, als sie sich für einige Stunden aus dem Palast entfernt hatte, eigentlich mit der festen Absicht, nie wieder dort hin zurück zu kehren.
Und sie war mehr als nur bereit, den Armen und Bedürftigen zu helfen.
Von einigen Sachen hatte sie ihren Vater schon überzeugen können – auch ohne Gegenleistung der Ärmsten der Armen. Sicher würde es Leute geben, die dieses System ausnutzten – das gehörte einfach dazu, aber sollte niemanden ernsthaft abschrecken, Gutes zu tun.
Denn es brauchte keinen Grund, mildtätig zu sein.
Genau so wenig, wie es keinen Grund brauchte, Leute, die angegriffen wurden, zu schützen oder zu verteidigen.
Der Katib schien da allerdings anderer Ansicht zu sein.
Ich verstehe euch nicht. Wir attackieren euch, greifen euch an, ihr seit in Gefahr, getötet zu werden – und dennoch wollt ihr uns vor diesem Ding verteidigen?
„Ja“, nickte Jasmin, stand auf und hätte sich beinahe Ärmel hochgekrämpelt, wenn ihr Outfit dies zugelassen hätte.
Neben ihr griff Aladdin nach dem Schwert, das im Sand steckte und schwang es einmal herum, um das Gefühl für die Waffe zu erhalten.
Der Skorpion hatte inzwischen die magische Barriere erreicht und blieb stehen, flankiert von den Reitern die Cassim angeführt hatte.
Und keiner schien irgendwelche Anstalten zu machen, gegen dieses goldene Ungetüm vorgehen zu wollen.
Das änderte sich, als das Gesicht des Skorpions – dort, wo sich bei einem realen Tier die Mandibeln, also die Klauen, befinden würden – aufklappte und eine Menge Rauch, Dämpfe und sonstiges ausgestoßen wurden. Jasmin konnte sogar bei Aladdin einen leichten Hauch – einen Anflug – von Angst erkennen, inklusive des Gedanken „Ach du Kameldung, wo sind wir hier hereingeraten?“
Rauch und Dämpfe erschwerten die Sicht auf das, was da im Skorpion vor sich ging und als dann eine grüne Rampe – einer gigantischen Zunge gleich – ausgerollt wurde, wussten weder Aladdin, noch Jasmin, dass sich einige meiner Leserinnen gerade wohl dachten „Jetz is Cal komplett kirre und bringt auch noch Mars Attacks mit ein.“.
Dazu muss ich gleich mal fragen: „Jetzt erst?“
Aber weiter im Text.
Die Rampe glitt heraus und – nein, es verließen keine Marsianer den Skorpion, sondern Darth Vader, wie in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter.“
Das sollte allerdings auch nicht allzu sehr überraschen, denn die Rüstung des schwarzen Bösewichtes, des dunklen Lords der Sith war sehr blau.
Kurz erklang das schwere, mechanische Atmen Vaders, dann die verzerrte Stimme: „Aladdin – ich bin dein Vater.“
Jasmin konnte merken, wie Aladdin neben ihr mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen die Luft einsog, ehe er den Kopf schüttelte und dann erkennend seufzte.
Auch für die agrabahnische Prinzessin war klar, was die crossovertechnische Stunde geschlagen hatte und sie kicherte.
„Genie, Eden, ich muss sagen, toller Auftritt.“
Die Zunge verwandelte sich in die grünhäutige – oder besser gesagt: grün-ektplasmische – aufregende Form der Freundin ihres Flaschengeistes, der gerade unter der Darth-Vater-Maske hervorlugte und sich dann in die Form zurückverwandelte, die den beiden Abenteurern aus 1001 Nacht doch wesentlich vertrauter war.
„Tut uns leid, dass wir euch so erschreckt haben.“, sagte der blaue Flaschengeist und schien es tatsächlich ernst zu meinen, „Wir… Al und ich herausgefunden hatten, dass Du, Jasmin, und deine Freunde hier im Nf’Y-Gebirge sind…“
„Das kannst Du später noch erzählen, Genie.“, lächelte Jasmin, „Ich danke dir auf jeden Fall, dass Du uns retten willst.“
Ihr Mann nickte neben ihr und stärkte ihr den Rücken: „Hast Du irgend eine Idee, wie wir hier herauskommen?“
Kurz legte der Flaschengeist den Kopf schief, währenddem – wieder einmal komplett unabhängig voneinander – die Katib sich zu Aladdin und Jasmin umdrehten und der, der mit Jasmin gesprochen hatte, den Kopf schief legte.
Ihr wolltet tatsächlich gegen dieses Metallwesen kämpfen, um uns zu schützen?
„Natürlich“, antwortete die Prinzessin mit einem leisen Lächeln in der Stimme, wie sie es eigentlich immer tat, ehe sie vor dem Katib auf alle Viere ging und dem Wesen sanft den Kopf kraulte, „Ich werde meine Freunde doch nicht einfach so vernichten lassen.“
Freunde?
Es wunderte sie nicht, dass der Katib dieses Wort mit offenkundiger Verwunderung aussprach.
Wie können wir Freunde sein, wenn wir euch vernichten wollten.
„Wir machen euch da keinen Vorwurf.“, erklang nun die Stimme von Aladdin, der sich neben sie gekniet hatte und ebenfalls den Katib kraulte, „Ihr standet unter der Kontrolle von Morgana.“
Sie ist unsere Herrin. Wir haben keine andere Wahl. , raunte das katzengleiche Wesen und Jasmin atmete tief durch, ehe sie lächelnd weiterkraulte: „Natürlich habt ihr eine Wahl – ihr könnt euch gegen sie auflehnen.“
Sie würde uns vernichten.
„Ist der Kampf für die eigene Freiheit nicht einige Opfer wert?“, fragte nun der Flaschengeist vom anderen Ende des magischen Feldes, was den Katib dazu brachte, sich umzudrehen und ihn anzuschauen.
Kurz schnüffelte er, legte dann den Kopf schief und sagte, mit Verblüffung in der Stimme: „Du bist ein freier Flaschengeist?“
„Ja“, nickte Genie, „mein letzter Meister, Aladdin, hat mich freigewünscht.“
Hat er das?
„Du wärest überrascht, was für ein Freund Al sein kann.“
Das Lächeln auf dem Gesicht des Genies war deutlich, hell und breit – und wären wir in einem tatsächlichen Disney-Film würde Genie jetzt vermutlich in eine Gesangsdarbietung ausbrechen. Zum Glück sind wir nicht in einem richtigen Disney-Film.
Wobei die nächste Situation Jasmin, Aladdin, Genie und vor allem die Katib wohl wünschen ließe, dass genau dies zuträfe, als sich ein massiver Schatten über sie legte und Razul mit einem geladenen Phasergewehr vor ihnen stand – und auf den Anführer der Katib anlegte.

„Razul!“, erklang in dem Moment, über die weite Fläche zu ihnen kommend, die Stimme Prinzessin Songs, „Was hast Du vor?“
„Klarheit schaffen!“, erwiderte der Muskelprotz. Das war ja wohl wirklich die Höhe. Da arbeitete man tagaus, tagein für die Sicherheit der Prinzessin, ihres Straßenköter-Ehemannes und sämtlicher Besucher und was machte man? Man brachte sich in Gefahr.
Wofür war Razul denn bitteschön der Hauptmann der Wachen, wenn man auf seine Vorschläge nicht die Bohne gab? Nicht mit ihm.
Er hatte gesehen, wie Prinz Doktor, die Nervensäge, diese Waffe genommen und auf die Katib gefeuert hatte. Und beinahe sah es so aus, als würden diese zurückgeschlagen – doch dann musste das Prinzenpaar von Agrabah ja auf die grandiose Idee kommen, sich ergeben zu wollen und in Verhandlungen zu treten.
Wo kam man denn da hin?
„Razul!“, schrie Prinzessin Song und der Mann wirbelte herum, blickte zu ihr herüber, wie sie da stand und beinahe einer Kriegerin glich, die bereit war, in jedem Moment loszuschlagen.
Und ein Blick in ihre Augen bestärkte ihn in diesem Gedanken und dennoch würde er das tun, was er tun musste – Jasmin retten. Wenn der Straßenköter dabei fiel -  tja, Künstlerpech, Schicksal, kommt vor im Gedränge.
Doch Prinzessin Song schien nicht gewillt, ihn einfach gewähren zu lassen: „Du weißt doch gar nicht, wie man dieses Ding bedient!“
Oh, da hatte sie sich aber extrem geirrt, denn er hatte gut aufgepasst. Schnell hob er die Waffe an, zielte auf die Prinzessin, die gerade in diesem Moment anscheinend begriffen hatte, dass er gefährlich war. Kurz schluckte sie, während Razul sie anblickte: „Willst Du es tatsächlich darauf ankommen lassen?“
„Bitte. Leg das Ding weg.“, sagte Song und er glaubte, in ihren Augen tatsächlich ehrliche und aufrichtige Sorge erkennen zu können.
„Warum sollte ich? Es ist meine Aufgabe, Prinzessin Jasmin, Sie und die Hochwohlgeborenen aus Theben zu schützen. Ihre magische Waffe gibt mir die Möglichkeit, dies zu tun. Und diese stinkenden Monster“, er brach ab, schaute über seine Schulter zu den Katib herüber, die gerade auf ihn zukamen und knurrende Laute von sich gaben, „werden sich noch wünschen, sich nie mit mir angelegt zu haben.“
Song trat einen Schritt vor, streckte eine Hand nach ihm aus – was hatte sie vor? Ihn irgendwie zu verwirren? Nicht mit ihm. Sein Finger zuckte kurz, Magie verließ den Lauf der Waffe und schlug dicht vor der Prinzessin in den Sand ein, was ihn aufspritzen und dann als Glassplitter niederregnen ließ. River Song warf sich kurz in Deckung und rappelte sich dann wieder auf.
„Razul!“, sagte sie noch einmal, vermutlich in der Absicht, ihn erneut zu von dem abzuhalten, was er tun musste.
Er blickte sie an und merkte, wie all seine Wut bahn brach.
NEIN! “, sagte er mit einer solchen Bestimmtheit, dass er sich einbildete, dass Song noch einen Schritt nach hinten wich. Erneut hob er seine Waffe, wandte sich dann zu den Katib um und zielte auf den Ersten.
„Lasst uns gehen“, sagte er, nun leiser, aber nicht weniger bestimmter, „oder ich puste euch weg!“
Und um seinem Standpunkt noch ein bisschen mehr Gewicht zu verleihen, zielte er auf den Boden knapp vor den Katib und feuerte.
Die katzengleichen Wesen zuckten zurück, zogen ihre Köpfe ein, während ihre Schwänze aufgeregt hin und her peitschten. In ihren gelben Augen konnte Razul die Anspannung sehen, die auch von ihm Besitz ergriffen hatte, während sie ein einziges Wort heulten.
FLEIIIIIISCH!!!
„Ihr könnt mich nicht erschrecken.“
Razuls legte all seine Entschlossenheit und Bestimmtheit in die folgenden Worte, hob die Waffe erneut – nur einen oder zwei Grad, sodass die Mündung genau auf einen Katib zielte, während er die Augen zusammenkniff und noch einmal tief durchatmete.
„Geht in eure Dimension zurück oder ihr tragt die Konsequenzen.“
FLEISCH! FLEISCH HAT UNS VERRATEN!!!
„Ihr habt mit mir keinen Vertrag abgeschlossen. Daher kann ich euch nicht verraten ha…“
Weiter sollte Razul nicht kommen, da er plötzlich spürte, wie ihn etwas im Rücken traf, wie er gegen seinen Willen schrie und alles in roter Hitze verging.

Jasmin schluckte hart und fragte sich, was mit Razul geschehen war, als hinter dem gefallenen Körper Prinzessin Song auftauchte und die kleinere Variante der magischen Waffe sinken ließ.
„Alles in Ordnung“, sagte die Rothaarige und lächelte zu ihr herüber, „Er ist nur betäubt.“
Dann trat sie auf die Katib zu, nahm die magische Waffe und senkte kurz den Kopf, nur um sich zu erheben und in die andere Richtung fort zu gehen, zum Eingang der Höhle und in ihr zu verschwinden. Einer der Katib folgte ihr, ein anderer eilte zu dem Mann, der da in der Ferne am Boden lag – zu Prinz Doktor.

 TBC


Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 06.07.14, 18:13
 Kapitel 22.4
Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…

„STOPP CAL!“, ertönte die Stimme seiner XO, die gerade über die weite Ebene auf ihn zugelaufen kam.
‚Stop Cal?’, schoss es dem Offizier durch den Kopf, gefolgt von einem, seit Ende der 90er sehr klischee-beladenem Ruhrgebietsspruch, nämlich einem „Ja, nee, is klar.“ Er? Aufgeben? Hier? Jetzt? Mit diesem Vieh, das ihm ins Gesicht knurrte und von dem er nicht wusste, ob es ihn gleich fressen würde, es aber mehr als willens war, zu vermuten?  So weit kam es noch.
Schließlich hatte er den Griff des Phasergewehres so gut wie in der Hand. Dann war es nur noch ein kleiner Kraftakt, das Ding hochzuheben und zum Katib umzuschwenken und abzudrücken. Natürlich auf „Betäubung“ gestellt, wo kamen wir denn sonst da hin? Starfleet war da eigentlich sehr strikt, was das Töten von Leben und dessen Nichttolerierung anging. Natürlich gab es Ausnahmen, in denen die Nutzung von letaler Gewalt eigentlich keine andere Option war, dennoch… eigentlich tat man das nicht.

„CAL!“, hörte er die Stimme von Agatha, sah, wie sie ein paar Meter vor ihm stehen blieb und anfing, mit der Eleganz einer Ballerina Piruetten zu drehen.
Kurz runzelte der Captain die Stirn, konnte sich das überraschte „Wat?“ nich verkneifen, ehe ein lauter Knall ertönte und Agatha Silverbird verschwunden war. An ihrer Stelle stand …
Das musste er einfach nur träumen, denn die Frau, die zwar immer noch das wunderschöne Gesicht Agatha Silverbirds hatte, trug weder die Sternenflottenuniform, noch den Dress, den Jasmin ihr gegeben hatte. Stattdessen hatte sie ihren Luxuskörper in etwas gehüllt, das man eventuell als Monokini ansehen könnte und der sehr stark der amerikanischen Flagge ähnelte. Dort, wo sich ihr Busen hob und senkte fand man eine rote Fläche, die mit goldenen Applikationen verziert war, während der Teil des Monikinis, der ihren Unterkörper bedeckte, blau eingefärbt war – mit weißen Sternen.
Zugegeben, der britische Captain mit dem deutschen Dialekt war nie wirklich patriotisch gewesen – ein Fakt, auf den man nach der Beschreibung Cals (britischer Captain, deutscher Dialekt) vermutlich NIEEE gekommen wäre. Aber weder seine biologische, noch seine Wahlheimat hatten ihn dazu veranlasst, Lobgesänge auf die Insel des Artus oder das Land der Dichter und Denker anzustimmen. Er war Mensch. Erdenbürger. Und nicht mal darauf wirklich sonderlich stolz, bedachte man, dass es genügend Menschen gab, die Kriege anzettelten, schwach waren oder dafür sorgten, dass Andere unterdrückt oder in Armut gebracht wurden.
Dennoch konnte sich der Captain den Gedanken nicht verkneifen, wie Agatha wohl in anderen Flaggen ausgesehen hätte. Und natürlich erkannte er die Kostümierung seiner XO.
Verblüfft hob er die Augenbrauen.
„Wonder Agatha?“, fragte er und zuckte dann mit den Schultern.
Die Starfleetoffizierin / Superheldin in Teilzeit nickte knapp und beherrscht, trat auf ihn zu und stemmte die Hände in die Hüften – ja, eben so wie Wonder Woman in der Serie da stand, wenn sie von Lynda Carter portraitiert wurde.
Ja, sie sah tatsächlich so aus.
„In your satin tights – fighting for our rights.“
Und die “tights” schienen tatsächlich aus Satin zu sein.

Der Captain kratzte sich am Hinterkopf: „Schickes Outfit.“
„Danke.“
„Das träum ich doch, oder?“
Wonder Agatha nickte: „Ja, aber du solltest einen kurzen Einblick gewährt bekommen, was dich erwartet, wenn Du aufwachst. Greif nicht nach dem Phasergewehr, okay?“
„Du bist mal wieder von erfrischender Ehrlichkeit, Agatha.“, knirschte Cal mit den Zähnen, „Aber was das angeht, bist du genau wie Wonder Woman. Das macht mich zu…“
Er stockte, legte den Kopf schief und seufzte: „Steve Trevor? Die männliche Damsel in Distress, die immer mal wieder gerettet werden musste?“
Agatha – oder ihr Traumebenbild im star-sprangled-banner-Look – nickte, nahm ihn in den Arm und küsste ihn: „Und gibt es eigentlich einen Besseren, der diese Rolle spielen könnte, mein kleiner Lyle Waggoner?“
„Nicht wirklich, Lynda Carter.“, grinste Cal, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die nackten Schultern seiner XO…
Nur um in der Realität zu erwachen. Vor ihm war der Katib und der Captain fragte sich, ob er sich gerade an ihn gelehnt hatte.

Das Vieh knurrte ihn an und Cal merkte, dass seine Hand in der Nähe des Griffes seines Phasergewehres war. Langsam und vorsichtig tastete er danach. Es handelte sich nur noch um Milimeter, von denen er hoffen musste, dass dieses Biest nichts von ihnen mitbekam.
Und dann…

„STOPP, Prinz Doktor!“, ertönte die Stimme von Jasmin. Der Captain riss den Kopf hoch – Au, das würde morgen wieder weh tun – und blickte zu der Prinzessin, die neben ihm in die Knie ging und den Kopf des El Katib streichelte. Dieser lehnte sich kurz gegen ihren nackten Bauch, dann hob er den Kopf und schritt fort.
„Hab ich was verpasst?“
Diese Frage stellen und sich aufrichten, das war für Cal eines, jedoch, als er sich zu seiner kompletten Größe aufrichten wollte, zischte er schmerzerfüllt und ließ eine Hand gegen seine Wunde sinken.
Jasmin blickte ihn an: „Die Wunde sieht wirklich übel aus.“
„No kidding, eh?“, murmelte Cal und sog einmal scharf Luft ein: „Das Dumme ist natürlich, dass es hier kein makeshift-Verbandszeug gibt.“
„Makeshift?“
Die Stimme Jasmins klang verwirrt, wie eigentlich immer, wenn er irgendwelche Begriffe verwendete, die sie nicht verstehen konnte , betrachtete man, wer sie war und wo sie herkam.
Normalerweise hätte Cal das jetzt mit einem „Nicht so wichtig“ weggewischt, dieses mal atmete er tief ein – Au, die Wunde würde ihm nachher was erzählen – und blickte in die braunen Augen Jasmins, die ihn neugierig anfunkelten.
„’Makeshift’ ist fiktivistisch.“, erklärte er – und das war natürlich eine Lüge, denn das schöne Wort stammte aus dem anglophonen Sprachraum, „und bedeutet soviel wie ‚mal schnell improvisiert’.“
Damit verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, was angesichts der Wunde, die sich mal wieder zu Wort meldete, eine extrem blöde Idee war und sofort korrigiert wurde. Dann legte er eine Hand auf die nackte Schulter Jasmins, die ihn kurz irritiert ansah, es dann aber geschehen ließ: „Schau mal, Jasmin, wo ich herkomme, gibt es so eine Storyline – also eine Geschichte – die fast schon viel zu sehr Klischee ist. Da sieht es dann so aus, dass eine Person eine tiefe Wunde hat, die verbunden werden muss. Aber womit, wenn kein Verbandsmaterial da ist und der Verbandspräsident sich nicht zeigt.“
„Verbandspräsident?“
„Entschuldigung, extrem mieser Wortwitz. Also – wenn kein Verbandsmaterial da ist, greift man zu dem, was man gerade hat – sprich Kleidung. Bei uns in Fiktivistien ist es zwar schön, aber nicht so warm wie hier in Agrabah. Das heißt, wir tragen normalerweise nicht so offenherzige Outfi… erm… Kleidungsstücke, es sei denn, es ist wirklich, wirklich heiß. Dann schon. Ansonsten haben wir solche Klamotten an, wie die, in denen ihr uns gefunden habt. Und davon kann man dann natürlich ein paar Streifen abreißen und sie als Verbandsmaterial verwenden.“
Damit wandte er sich ihr zu und betrachtete sie von oben bis unten: „Nur, wenn Du, Aga… ich meine, Prinzessin Song oder Prinzessin Theti auf die Idee kämet, stündet ihr ziemlich nackt da.“

Jasmin war sich gerade nicht ganz sicher, wie sie dem Mann gegenüber auftreten sollte – ein Teil von ihr war versucht, ihm tatsächlich eine Ohrfeige zu verpassen, ob seiner Unverschämtheit, aber andererseits wäre dies viel zu – wie hatte Prinz Doktor es gesagt? Klischee.
Und sie stellte fest: Er hatte recht. Von ihrer Pluderhose könnte sie allerdings Stoff spenden und…
„Schatz!“
Der Ruf schien Prinz Doktor zu elektrisieren, denn seine Hand zuckte von ihrer Schulter herunter, als habe sie sich spontan erhitzt.
„Wir… erm… es ist… wir waren… erm…“, setzte er dann an und blickte zu Prinzessin Song, die gerade aufgeregt auf ihn zu lief, vor ihm stoppte und lächelte: „Du kannst mir nachher sagen, dass dieser Bahnhof in 10 Minuten im Flughafen hält oder dass es drei unterschiedliche Arten von Bären gibt.“
Sie schlang ihre Arme um den Prinzen, blickte ihm in die Augen und lächelte: „Ich habe sie gefunden.“
Erneut schien der Prinz wie elektrisiert zu sein, sein Brustkorb hob und senkte sich schneller und er schaute seine Prinzessin an, als wären nur sie alleine in diesem Moment auf dieser Welt.
„Bist Du sicher?“
„Ja.“
Prinz Doktor straffte seine Gestalt, griff zu seiner magischen Waffe und wandte sich dann an Jasmin. „Ich danke Dir für die Zeit, die wir in Agrabah verbringen durften, aber – sind sind dann mal weg.“
Prinzessin River Agatha Song-Silverbird gab einen Protestlaut von sich, ein „KELL! Das kann nicht dein Ernst sein!“ und Jasmin lächelte: „Soso, Prinzessin River Agatha Song Silverbird und Prinz Kell-Doktor?“
Mit erhobenen Augenbrauen blickte der Mann, der offenbar „Kell“ hieß zu seiner Prinzessin, die ihn anlächelte und mit den Schultern zuckte: „Hey, ich hab mich halt auch mal verplappert. Das kann ja mal vorkommen.“
„Normalerweise bei Dir nicht, Liebling.“, sagte der Prinz mit einem ernsten Gesichtsausdruck und einem amüsierten Lächeln in der Stimme, „Normalerweise bei Dir nicht.“
„Jaja“, murrte die Rothaarige, „Sperr mich doch ein.“
Das Grinsen, das bisher nur in Kell Stimme zu hören war, brach jetzt durch und seine Lippen verzogen sich, zu erst zu einem leisen, dann zu einem immer deutlich sichtbareren Grinsen: „Mich zu fesseln ist eigentlich dein Job, Wonder Woman.“
„Was hat das wieder zu bedeuten?“
„Das…“, setzte Prinz Kell-Doktor an, ehe er sich der Anwesenheit Jasmins wieder bewusst zu werden schien, „Erklär ich dir gleich, wenn Du sie mir gezeigt hast, Agatha, mein Traum aus 1001 Nacht.“
Doch der Traum aus 1001 Nacht schien nicht sonderlich beeindruckt von der Süßholzraspelaktion ihres Prinzen zu sein – und irgendwie konnte Jasmin das durchaus nachvollziehen, schließlich kannte sie es auch von Aladdin so, dass er immer dann besonders komplimentfreudig wurde, wenn er entweder etwas wollte, zu wollen glaubte oder dachte, dass er sich bei ihr entschuldigen müsste.
Irgendwie war es lustig, genau das festzustellen und zu merken, dass Männer offenbar – gleich in welchem Land sie waren – versuchten, die selbe Rethorik anzuwenden.

„Ich zeig dir gleich gerne, weswegen ich so ausser mir bin – wir können aber unsere Freunde hier nicht einfach so im Sand rumstehen lassen.“
Zugegeben, die Logik, die Agatha da benutzte, war eigentlich, an und für sich betrachtet, genau das – nämlich logisch. Es gab nur ein Problem an der Kiste, eines, das eigentlich auch Agatha bekannt war – oder zumindest: bekannt sein müsste.
Würde man die anderen Sechs (also die zwei hochwohlgeborenen Frauen, Jasmins Ehemann, Thetis Freund, sowie Razul und den anderen Kanten, der sich bisher vornehm zurückgehalten hatte) tatsächlich mitnehmen, würden diese Sechs das Geheimnis des Nf’Y-Gebirges, nämlich die USS DRAGONFLY , erfahren und erkunden. Konnte der Captain das Raum-Zeit-Kontinuum so sehr unter Beschuss nehmen? Hatten nicht seine letzten beiden Versuche, die Geschichte zum Besseren zu wenden, nicht in genau dem Gegenteil geendet, so, dass die Zeit von diesen Versuchen entweder sehr unbeeindruckt war oder aber sich alles zum Schlimmeren wendete?
Aber dennoch – es stimmte natürlich. Man konnte die freundlichen Damen und Herren der Agrabah-Theben-Delegation ja auch nicht einfach so im Sand stehen lassen, wie bestellt und dann nicht abgeholt.
Und wenn er ehrlich war, war es ihm momentan auch eigentlich vollkommen Latte Macciato. Seine Seite brannte, er hatte Schmerzen und wenn die Krankenstation der DRAGONFLY funktionierte, dann konnte man ihm sicherlich mit dem Dermalregenerator helfen.
Dazu musste man aber erstmal die Position des Schiffes im Berg kennen und die hatte Agatha wohl ausgemacht.
Cal konnte sich nicht helfen, er merkte, wie er grinste. Ja, seine XO war wirklich eine verdammt schlaue Frau.
„Gut“, sagte er, „dann wollen wir mal.“

Das Lippenbekenntnis.
Noch spürte er, wie seine Lippen kribbelten, nachdem er die Prinzessin geküsst hatte das Gefühl gehabt hatte, dass er einen alles verzehrenden Durst hätte löschen müssen. Als sie dann aufgewacht war und er den Skorpion gesehen hatte, war sein ganzes Ansinnen danach gegangen, sich und die Prinzessin Theti zu verteidigen. Er würde es nicht noch einmal zulassen, dass sie verletzt würde. Nicht einmal damals, als er sie das erste Mal gesehen hatte, in diesem Brunnen, im Sarkophag, betäubt und so verletzlich wirkend, war er willens gewesen, sie aufzugeben und er wollte verdammt sein, wenn er…
Dann hatte sich alles als großes Mißverständnis herausgestellt und selbst die Katib hatten angefangen, die ganze Sache mit einem „naja, wie auch immer“ abzutun.
Und kaum, dass die Anspannung gewichen war, spürte er wieder ihre Lippen auf den seinen – und das ohne, dass sie sich tatsächlich geküsst hätten.
Kurz blickte er zu Theti herüber, die ihn sanft anlächelte und ein neckisches „Woran denkst Du gerade, mein kleiner Fischer?“ von sich gab, ehe sie auf ihn zutrat und ihn nun doch umarmte.
„Wir bilden eine hervorragende Einheit.“, lächelte sie dann und küsste ihn.
Dann spürte er einen Schlag auf seine Schulter.
Verblüfft hob der Ägypter den Blick und sah Prinz Doktor: „Was ist? Prinzessin Song hat in der Höhle eine Entdeckung gemacht und Prinzessin Jasmin möchte sich das angucken. Kommt ihr auch?“
Theti grinste: „Ist das eine Fangfrage?“

Razul kam wieder zu sich. Sein Rücken brannte – natürlich auch nicht wortwörtlich – sein Kopf war dabei, zu expoldieren (ebenfalls nicht wortwörtlich zu sehen). Eigentlich sollte es nicht notwendig sein, das machen wir hier jetzt aber mal.
Der Riese öffnete die Augen, stemmte sich in die Sitzende und neben dem, dass ihm der Kopf schwirrte, tat dies noch eine Frage in selbigem: „Hat einer mal die Nummer von dem Elefanten, der mich da erwischt hatte?“
„Wir unterhalten uns nachher über dein Verhalten, Razul.“, erklang in dem Moment gebieterisch die Stimme Prinzessin Jasmins, als sie vor ihm in die Knie ging und ihm sanft über den Kopf fuhr: „Prinzipiell war es eine ehrenvolle Aktion, du hast nur nicht alle Punkte in Betracht gezogen. Aber deine Mannen sind da – Sichere mit ihnen die Umgebung.“
Damit klopfte sie ihm auf die Schulter und der Riese erhob sich.

Die sechs Abenteurer bezogen vor der Höhle Stellung. Inzwischen hatte Genie es geschafft, durch das Magiefeld zu kommen und ermöglichte es den Reitern der Agrabahnischen Armee ebenfalls Position zu beziehen. Razul trat auf sie zu, inspizierte die Truppe, während ihm Cassim Gesellschaft leistete – was der Hauptmann der Wachen mit einem geknurrten „Na klasse“ kommentierte.
Prinz Doktor brachte seine magische Waffe in Anschlag, hob sie an, so dass er über das zielen konnte, was man in der Zukunft „Kimme und Korn“ nennen würde. Dann wandte er sich einmal um, ließ die Waffe wieder sinken.
„Ich möchte hier keineswegs territoriale Ansprüche erheben, Prinzessin Jasmin – allerdings ist das, was wir in der Höhle finden könnten, eventuell gefährlich und ich habe das besser-ausgerüstete Schießeisen. Daher wäre es nett, wenn ich die Gruppe anführen würde.“
Jasmin blickte kurz nachdenklich zu Aladdin, der genau so ratlos dreinblickte, wie sie sich fühlte, und nickte dann: „Gut. Leiten Sie uns den Weg, Prinz Doktor.“
Der Angesprochene grinste: „Na, dann haltet euch mal fest. Es wird lustig.“
Und damit, die Waffe schussbereit gehalten, schlich er los.

 TBC
 
 Kapitel 22.5

Kaum, dass sie die ersten Schitte in den Stollen des Berges getan hatten, der irgendwo in seinem Inneren das Föderationsraumschiff U.S.S. DRAGONFLY beherbergen sollte, hüllte sie die Dunkelheit ein, die sofort durch die eingeschaltete Lampe, die am Phasergewehr montiert wurde, vertrieben wurde.
Cal wandte sich noch einmal kurz um. Wenn das alles so kam, wie er sich das dachte, würde die Situation sehr unschön werden.
Wie bitteschön sollte er Jasmin und Co erklären, was er wirklich war? Das ging schon bei so einfachen Fragen los, wie etwa „Was ist ein Raumschiff?“
Aber – wie schon ein weiser Mensch einmal gesagt hatte: „Diese Brücke werden wir überqueren, wenn wir sie sehen“ – oder so ähnlich.
Momentan gab es einfach viel zu viele andere Probleme – etwa den Fakt, dass dieses Raumschiff sich mitten in einem Berg verbarg und Cal sich fragte, wie er ein knapp 344 Meter langes Gefährt ohne viel Aufsehens und Aufhebens aus seinem steinernen Grab – oder seiner steinernen Ruhestätte – herausbekommen sollte. Wäre ein anderes Föderationsschiff in der Nähe, wäre dies natürlich kein Problem. Andere Crewmitglieder hinbeamen, Schiff zu starten versuchen und im Zweifelsfall einfach mit ein paar Leuten demontieren – Ruhe is.
Das ging hier natürlich nicht.

Ein weiteres Problem, dass ihm mit jedem Schritt immer mehr bewusst wurde, war die Anwesenheit des verrückten griechischen Erfinders, der sich selbst Mechanikles nannte.
Wo war der Typ? Wo hatte er sich versteckt? 
Mit so einem Typen sollte man sich nicht anlegen und wenn der Captain ehrlich war, wollte er das auch nicht. Das war einfach nicht nach seinem Gusto. Zwar hatte sich der Föderationscaptain schon einige Male mit Personen geprügelt, für die die Bezeichnung „geistig gesund“ einfach nicht passte, aber Mechanikles war einfach ein anderes Kaliber. Der Mann war nicht bescheuert, er war schlichtweg richtiggehend verrückt.
Und – was man auch nicht ausser Acht lassen sollte: Er hatte einen extrem großen Typen an der Hand, den Mensch zu nennen sich fast schon verbot, aber auf jeden Fall die Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier wunderbar erklären konnte.

Die Waffe ruckte hoch.
Was war das? Hatte sich da gerade jemand bewegt? Dort? In der Dunkelheit?
Die Taschenlampe, die an der Waffe montiert war, vermuchte es zwar, einen Leuchtkegel in die Dunkelheit zu entsenden, allerdings musste Cal feststellen, dass alles was Links und Rechts ausserhalb des Kegels war, nicht großartig erhellt wurde. Stattdessen wurden die Schatten, die eventuell durch scharfkantige Steine und Metallteile geworfen wurden, beinahe schon lebendig. Sie gelangten an eine Abzweigung. Der Captain riss die Waffe hoch, presste sich an die Wand – „Autsch“, dachte er sich, „Idiot“, schalt er sich und stellte fest, dass Scharfkantensteine auch in Uniformen eindringen konnten. – dann spähte er, mit der Waffe im Anschlag, um die Ecke.

Zwar war die Höhle nicht leer, zeigte aber nicht das, was Cal befürchtet hatte, sondern das, was er eigentlich zu sehen hoffte.
Der Korridor, an dem er stand, führte in eine große Höhle, in der …
Er wandte sich an Agatha und grinste sie an: „Wollen wir heimgehen?“
Sie nickte: „Lass uns heimgehen.“

Plötzlich hatte sich die Stimmung gewandelt. Hatte Jasmin vor dem Eintritt in die Höhle noch eine gewisse Portion Selbstsicherheit von Prinz Doktor gespürt und dann, als sie die Korridore entlang geschritten waren nur noch Aufregung und Angst, fühlte sie, kaum, dass sie eine andere Höhle ind er Höhle erreichten, so etwas wie Zufriedenheit und Glück in der Stimme des Prinzenpaares aus Fiktivistien. Sie trat vor, schaute zu Kell und Agatha herüber und lächelte. „Was ist das?“, fragte sie und deutete auf das Ding, das dort in der Höhle stand.

Ja, was war das?
Wie erklärte man…
Cal holte tief Luft und lächelte dann zur Prinzessin herüber.
„Jasmin, Aladdin, Theti und Papyrus? Darf ich euch die DRAGONFLY vorstellen?“
Damit deutete der Kommandant auf das Raumschiff, dessen partielle Silhouette in der Höhle stand.
Und kaum, dass der Captain dies gesagt hatte, war ihm klar, dass nun einiges an Erklärungsbedarf bestand.

DRAGONFLY?
Prinzessin Jasmin von Agrabah blinzelte verblüfft. Das Gerät, auf das Prinz Kell Doktor zeigt, sah irgendwie merkwürdig und doch vertraut aus, erinnerte sie an eine Art Gebäude, aber einen wirklichen Nutzen konnte sie ihm nicht abgewinnen.
„Was ist eine DRAGONFLY?“, fragte sie daher und sie konnte sehen, wie der Prinz mit den Augen rollte.

„Oh Gott, wie erklär ich das jetzt?“
Und da waren sie bei dem uralten Problem: Wie sag ich es meinem Kinde. In diesem Fall – wie sage ich es einer Prinzessin, ihrem Mann, sowie einer weiteren Prinzessin und ihrem Freund?
Er blickte zu Agatha, die ihn ebenfalls mit mehr als nur ratlosem Blick anschaute und mit den Schultern zuckte – und wenn selbst seine XO nicht mehr wusste, was zu machen wäre… oh oh.
Der Captain räusperte sich: „Okay, fangen wir ganz einfach an, Prinzessin.“
Kurz holte er Luft und begann dann zu erzählen: „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von Übermorgen.“
Er pausierte, schloss kurz die Augen und seufzte. Das war so was von abgeguckt.
„Es gibt keine Nationalstaaten mehr – es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum.“
„Im Weltraum?“, echote Jasmin und der Captain seufzte einmal mehr. Ja, wie erklärte man jetzt einer Prinzessin aus dem Jahr Elfzehnhundertsechs vor Christus, was der Weltraum war? Besonders, wenn diese Prinzessin in Agrabah lebte – also einem Land das so fiktiv war, dass Fiktivistien dagegen existierte.
„Der Weltraum – unendliche Weiten.“, sagte er daher und zuckte mit den Schultern: „Also – das, was so am Himmel zu sehen ist, wenn … ja, wenn was?“
Erneut ließ er einen Seufzer erklingen und setzte sich in den sandigen Boden, schaute die Prinzessinnen und ihre Männer kopfschüttelnd an: „Tut mir leid, ich kann es euch nicht anders erklären. Also – erm… wie fangen wir an?“
Agatha räusperte sich: „Euch ist sicherlich bekannt, dass die Erde für uns zwar als der Mittelpunkt des Lebens gilt, aber in Wirklichkeit nicht der Mittelpunkt des Universums ist, richtig?“
„Einer unserer führenden Gelehrten hatte uns mal von dieser Theorie erzählt.“, lächelte Jasmin und wandte sich nun an ihn, Cal, „Und was weiter?“
„Nun“, räusperte sich der Captain, „Erm… es gibt… Schiffe, die nicht auf dem Meer fahren, sondern in…“
Das Gesicht der Agrabahnischen Prinzessin erhellte sich: „ AH! Ich weiß, was Du meinst, Prinz Kell.“
Vermutlich hatte er das verblüffte „Ach, tatsächlich“ wirklich gesagt, dennoch hoffte er, dass dem nicht so gewesen ist. Doch als Jasmin nickte, wusste er, dass er es wirklich getan hatte und war versucht, sich die Hand vor das Gesicht zu schlagen – german facepalm, eben.
„Ja“, nickte die Prinzessin, „Du meinst so etwas wie Luftschiffe, die mehrere Meter über dem Boden schweben können, richtig?“
Na eifabibschenochemal – oder wie auch immer man diesen sächsischen Ausruf schreiben mag. Das stimmte natürlich, so konnte der Captain den beiden Prinzenpaaren durchaus erläutern, was ein Raumschiff war und müsste eventuell noch nicht einmal die ganze Wahrheit erklären. Wer würde schon glauben, dass sie tatsächlich dort, jenseits des Himmels unterwegs waren und kühn in Galaxien vordrang, die nie ein Mensch zu vor gesehen hatte?
Also nickte er hastig: „Ja, genau. Luftschiffe. Wir nennen sie nur anders, wir sagen „Raumschiffe“, weil sie ein bisschen höher fliegen, als andere Luftschiffe.“
Hoffentlich fragte jetzt keiner „Wie hoch?“
„Wie hoch?“, hörte er die Stimme Thetis und stellte fest, dass pure Faszination in ihr mitschwang.
Großartig – jetzt musste er tatsächlich Sachen erklären, von denen er selbst keine Ahnung hatte?
Hilfesuchend blickte er zu Agatha, die den Kopf schüttelte. Großartig. Prima – gaaaaaaaaaaaaaanz toll. Also räusperte er sich, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und zuckte dann mit den Schultern – was vermutlich irgendwie komisch aussehen mochte – ehe er die ägyptische Prinzessin ansah: “Also – genauere Informationen kann ich Dir da gar nicht geben.”
“Nicht?“, fragte nun Papyrus, „Ich dachte, du kennst dich damit aus, so selbstsicher, wie du gerade gesprochen hast.“
Cal seufzte.
Dann hörte er ein Geräusch und fuhr in dem Moment herum, als Mechanikles schon bei ihm war und ihm einen Schlag gegen das Gesicht verpasste.
‚Gerettet durch den Schlag’, schoss es dem Captain durch den Kopf, als er taumelte und zu Boden ging. Kurz betastete er sein Auge – knirschte mit den Zähnen, das würde morgen wirklich wehtun, und machte sich gerade bereit, in Verteidigungsposition zu gehen, als Agatha einmal zutrat. Das lange Bein ausgestreckt, stellte der Fuß Konakt zu dem Kinn des Griechen her, dessen Kopf hochgerissen wurde und dann zu Boden ging – natürlich mit dem am Kopf befestigten Körper.
Die hübsche XO trat in die Höhle, begab sich in eine Verteidigungsposition, die Füße fest in den Boden gegraben, die Beine leicht auseinandergestellt, den Oberkörper leicht geduckt und die Hand mit dem Phaser in Schussbereitschaft gebracht.
Cal rappelte sich auf, kam neben ihr zum Stehen und zog ebenfalls seine Waffe.
„Du bist tatsächlich meine Wonder Woman.“, grinste er und zielte dann auf Mechanikles.
Kurz zu Aladdin blickend, zwinkerte er ihm zu: „Willst Du deinen Standardsatz sagen?“
„Gerne.“, lächelte dieser und trat vor: „Das Spiel ist aus Mechanikles!“
In dem Moment erhellten tausend Sonnen die Höhle.

Als Jasmin sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatte und die Sterne vor ihren Augen wegblinzelte, stellte sie fest, dass Theti zwar noch neben ihr stand, aber die Luft erschrocken angehalten hatte. Auch Aladdin, Doktor und River schienen schockiert und jetzt erkannte sie den Grund. Mechanikles hatte in die wehrlose Menge gegriffen und sich Papyrus gegriffen, den er nun, wie als Schutzschild, vor sich hielt.
„Wenn ihr abdrückt, trefft ihr auch ihn.“
Und sie wusste, wenn der Grieche drohte, meinte er dies ernst.
„Schatz?“
„Cal?“
Die beiden Wörter waren mit der gleichen Ahnungslosigkeit gesprochen worden. Zwar hatten sie ihre Waffen inzwischen wieder auf „Betäubung“ gestellt und von daher war das Risiko, selbst wenn man Papyrus gleich mit von den Beinen holte, relativ überschaubar – dennoch ging Agatha ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Was ist, wenn Theti ihnen diese Rücksichtslosigkeit übel nahm? Oder besser noch – was, wenn Papyrus selbst einen Plan hatte, um aus der Situation herauszukommen?
Oder war das alles nur eine Menge unnötiges Drama?
„Prinzessin Song!“, hörte sie die Stimme Jasmins, „Worauf wartet ihr noch?“
Das verblüffte „Bitte?“ von Mechanikles zu hören, machte sie lächeln, dann hob sie die Waffe und richtete sie auf den Griechen und den Ägypter, der ihr nur sanft und unmerklich zulächelte.
„Cal?“
„Ja, Schatz?“
“Ich eins, du Drei.”
“Verstanden.”
Damit war der Plan klar. Sie stellte ihre Waffe auf Stufe 1, die, wie das offizielle Handbuch der ENTERPRISE-D zu berichten wusste, eine leichte Betäubung, bewirkt und das getroffene Opfer vom Typ „Standardhumanoid“ bis zu fünf Minuten lang betäubt. Cal stellte seine Waffe auf Stufe drei, die “starke Betäubung“, die einen getroffenen Standardhumanoiden für eine Stunde, „widerstandsfähige Bioformen“ bis zu 15 Minuten betäubt und Wasser auf 100 grad erhitzt.
Zuerst feuerte Agatha.
Papryus und Mechanikles erstarrten, ihre Gesichter verspannten sich erst, dann entspannten sie sich, der Ägypter fiel nach rechts in die wartenden Arme Thetis, der Grieche nach links auf den harten Boden. Dann zielte Cal auf Mechanikles und drückte ab. Das würde ihn für eine Stunde, mindestens aber für 15 Minuten ruhig stellen.
Die beiden Offiziere ließen ihre Waffen sinken, Agatha steckte sie in ein Halfter, das der Captain erst jetzt bemerkte, er selbst schnallte sich sein Phasergewehr so um, dass der Lauf nach Oben zeigte. Dann traten sie auf den gefallenen Ägypter zu.
„Ist er okay?“, fragte Cal und sah, wie Theti den Kopf hob und ihn anlächelte: „Was auch immer ‚okay’ heißen mag, weiß ich nicht. Aber er schläft. Und du kannst uns nun alles über eure DRAGONFLY erzählen.“
Cal merkte, wie er schluckte.
Ja, jetzt galt es, Nägel mit Köpfen zu machen. Er holte tief Luft, räusperte sich, setzte an etwas zu sagen und schaute dann zum Griechen: „Aber eigentlich müssten wir zuerst dafür sorgen, dass er nicht abhaut. Wenn wir nur ein Seil oder so hätten.“
Jasmin grinste. „Tut mir leid – Seile, Lassos oder Peitschen trage ich nicht mehr mit mir herum, seit ich nicht mehr die ‚Plage der Wüste’ bin.“
„Plage der wat?“, entfuhr es dem Captain und er biss sich auf die Lippe: „Erm… entschuldigung, ich meine natürlich, Plage der…“
„Das ist doch eigentlich unerheblich.“, sagte nun Aladdin und lächelte: „Ich hab einen Plan. Wie wäre es denn, wenn wir Teppich bitten, Mechanikles zu fesseln?“
Sprachs und eilte zum Höhleneingang.
Der Captain blickte ihm kurz hinterher, dann zu Agatha und dann zu Jasmin und Theti: „Hm – also, wie war das mit der ‚Plage der Wüste’?.“

Aladdin trat hinaus in die Sonne der Wüste. Irgendwie machten ihm diese ganzen Erlebnisse sehr viel Spaß und es war definitiv besser als das Leben, das er vorher geführt hatte, das musste er schon feststellen. Auf der Straße zu leben, als Straßenköter oder „Streetrat“ bezeichnet, das war mit „Nicht schön“ noch sehr unzureichend umschrieben. Sicherlich hatte man, wenn man zu niemandem gehörte, sein Leben nur für sich selbst und von einer gestohlenen Mahlzeit zur nächsten bestritt, gewisse Freiheiten. Man tauchte da auf, wo man wollte, richtete sich nicht nach Zeitplänen, tat das, was man wollte, wann man es wollte.
Sicherlich ließe sich so ein Leben romantisch verklären – man war ein Outlaw, nonkonfirmistisch, passte sich an nichts und niemanden an, war tatsächlich freier als so Mancher, der in seinem geregelten Leben um Punkt 6 Uhr aufstehen musste, um zur Arbeit zu gehen. Allerdings hatte dieses Leben verdammt viele Nachteile – wenn man nicht auf Almosen angewiesen sein wollte, musste man das Leben eben auf kriminelle Art und Weise führen, also das stehlen, was man benötigte. Sicherlich könnten jetzt der Eine oder die Andere festhalten: „Hey, es gibt Leute, die haben wirklich genug.“
Und vermutlich hätten diese Leute damit sogar recht, wenn sie den Palast des Sultans betrachteten. Allerdings rechtfertigte dies keinen Diebstahl. Oder?
War Razul, wenn er ihn damals gejagt hatte, im Recht, weil er der Hauptmann der Wache war und somit Recht und Ordnung in Agrabah vertrat? War es tatsächlich so einfach? Oder war er eher ein Bewahrer und Beschützer des Status Quo, dem er nun ebenfalls angehörte?

Wie es auch immer war, eine Sache wusste Aladdin – das Leben auf der Straße lässt sich romantisch verklären, wenn man mal wieder genug hat, weil man an diversen gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen muss, die man selbst weder versteht, noch großartig billigen würde. Allerdings musste man auch festhalten – das Leben auf der Straße erschien einem dann nur deshalb so lebenswert, weil man es romantisch verklärte.
Weil man eben nicht in Betracht zog, dass er einfach nur Glück gehabt hatte, rechtzeitig den Absprung geschafft zu haben. Weil man eben nicht in Betracht zog, dass das Leben ohne die segensreichen Erfindungen dessen, was der eine oder andere gerne euphemistisch als „Zivilisation“ bezeichnen würde, tatsächlich sehr harsch war und man garantiert nicht sonderlich lange an selbigem Teil hatte, weil Mangelernährung, Krankheiten und alles in allem nicht sonderlich hygienisch zu nennende Zustände einem zusetzten.
Wog man nun die Unannehmlichkeiten des Lebens im Palast an der Seite von Jasmin gegen die Unannehmlichkeiten des Lebens auf der Straße auf, kam man zum Schluss, dass das Leben im Palast zwar nicht perfekt, aber verdammt nah dran war.

Zu den Unannehmlichkeiten des Palastlebens gehörte natürlich auch der sehr schrankwandige Hauptmann, Razul, der gerade dabei war, die Katib und die Palasttruppen aneinander zu gewöhnen und – trotz seiner sehr rüden Ausdrucksweise – genau dies schaffte. Das musste er ihm wirklich zugestehen.
„Hey, Al!“, hörte der Junge plötzlich die Stimme seines besten Freundes, des Flaschengeistes Genie, „Wie ist es in der Höhle?“
Die Antwort, ein gegrinstes „Dunkel.“, wurde mit einem wissenden Nicken abgefrühstückt, dann hob Aladdin den Kopf: „Hast Du Teppich gesehen?“
Und schon wurde er angehoben, schwebte durch die Luft und lachte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich auf den fliegenden Perser gestellt hatte.
„Ist ja gut“, lächelte er und streichelte der Webware über die rote Bordüre, „ich hab dich auch vermisst.“
Und das war noch nicht einmal gelogen. Es stimmte, er hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, wo sein fliegender Freund aus der Wunderhöhle gewesen war, nachdem man sich am Nf’Y-Berg getroffen hatten. Jetzt war er da und es war wie in alten Zeiten. Schade, dass Jasmin jetzt nicht bei ihm war. Sie würden schweben, singen, „Flieg mit mir um die Welt, sie gehört dir, Prinzessin“… Prinzessin?
OH!
„Teppich, du musst mitkommen. Ich muss dich um einen Gefallen bitten.“
Als Aladdin mit dem Teppich wieder kam, hörte er das laute Lachen Jasmins – seiner Jasmin – die gerade äußerst amüsiert klang.
„Oh, Prinz Doktor, du beliebst zu scherzen.“
„Auf keinen Fall“, erklang die Stimme des Prinzen Doktor, der verdammt nach ihm selbst klang, nicht nur in Sprechweise, sondern auch in Stimmlage – nur vielleicht 5 bis 10 Jahre älter.
Dann trat er in die Höhle: „Schaut mal, was ich mitgebracht habe.“
„Gut“, nickte Papyrus ihm zu und erhob sich dann von seinem Sitzplatz – dem griechischen Erfinder Mechanikles – um noch einmal auf seine Sitzgelegenheit zu blicken: „Er hat sich nicht bewegt. Der Schlafzauber, den Prinz Doktor ausgesprochen hat, war sehr wirkungsvoll.“

Cal merkte, wie sein Herz schneller schlug, als der Teppich Mechanikles band.
Okay, er hatte, die ganze Bande solange hingehalten, bis der Grieche nicht mehr abhauen konnte und…
„Es wird Zeit, Prinz Doktor.“, sagte Jasmin, „Du wolltest uns alles über die DRAGONFLY erzählen.“
Der Captain holte Luft, warf einen Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte und dann nickte.
Stimmt – seine XO hatte die Fähigkeit, ihn zu hypnotisieren, schon mehrfach bewiesen, es würde Cal nicht wundern, wenn sie das nicht auch bei den Hochwohlgeborenen hinbekam.
Solange es nicht so lief wie beim NCIS.


„Du willst die alle hypnotisieren?“, riss die geflüsterte Stimme Cal ssie in die Jetztzeit zurück, „Das ist eine wirklich bekloppte Idee. Und ich hab in unserer Beziehung das Monopol auf die bekloppten Ideen.“
„Nein, das ist eigentlich ein Oligopol. Wir beide haben gern mal bekloppte Ideen.“, grinste Agatha, streichelte ihm über die Wange und hauchte ihm einen Kuss auf das Ohrläppchen.
„Du weißt, dass das bei den Ferengi zu etwas führen würde, das wir ob des Ratings der Fanfiction, in der wir uns befinden, nicht komplett ausspielen dürfen? Eigentlich schade.“ Mit einem liebevollen Lächeln streichelte sie ihm über das andere Ohr und schnurrte: „Ich weiß. Aber: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

„Was genau ist eigentlich passiert?“, raunte McGee dem grauhaarigen Chefermittler zu, der ihn mit einem genervten Seitenblick zum Schweigen brachte. Gut – „Schweigen“ war eine übetriebene Darstellung der Sachlage. In Wirklichkeit klappte den Mund auf und wieder zu, murmelte ein „’Tschuldigung, Boss“, ehe er sich an Ziva wenden wollte. Mitten in der Bewegung erstarrte er. An der Wand von Zivaas Wohnung erschien plötzlich ein Farbenspiel von unbeschreiblicher Schönheit. McGee hatte keine andere Wahl, als hinzuschauen.

Agatha hielt eine Glasperle vor den Phaser und ließ an der Wand zu Zivas Wohnzimmer ein buntes Regenbogenfarbspiel – sprich, die aufgefächerten Spektralfarben – tanzen.
Genervt rollte Cal mit den Augen, schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Lass es.“
„Erste temporale Direktive Cal, es darf sich niemand an unsere Intervention erinnern.“
„Schatz, wir könnten ihre Hilfe brauchen.“
„Erste temporale Direktive, Cal.“, wiederholte die hübsche XO und wandte sich, mit einer ruhigen Sing-Sang-Stimme an die, im Wohnzimmer stehenden Agenten.
„Schaut auf das Licht. Es ist hell, klar, und schön. Je mehr ihr euch auf dieses Licht konzentriert, je mehr ihr versucht, Formen zu erkennen, um so entspannter, um so relaxter fühlt ihr euch. Eure Augenlider sind bleischwer, blei, bleischwer. Ihr werdet Müde und wollt schla…“
Sie stockte, als sie neben sich einen Plumpser hörte. Cal war umgekippt.
„Verdammt.“, murmelte die hübsche XO, ging neben ihrem Freund in die Knie und raunte ein: „Erwache, mein Liebling“ in seine Ohren.
„Was… wassis passiert?“, lallte der Captain, richtete sich auf und schaute zu Agatha herüber: „Ich wollte… ach was solls.“
Ziva räusperte sich, trat auf die beiden Offiziere zu und schüttelte den Kopf: „Was auch immer Du da gerade versucht hast, Agatha, so ganz hat es nicht geklappt.“
„Seh ich auch so.“, sagte Tony, der sich gerade von seinem Sitzplatz erhob und Gibbs, der Agatha amüsiert anschaute, lächelte: „Hypnose?“
„Die Frau ist gut“,grinste Cal, „Schafft es mit einem einzigen Wort – oder Satz – mich auszuschalten..Ich sag es Ihnen, Mister Gibbs, legen Sie sich in ihre fähigen Hände und sie schlafen, wie ein Baby. Ich spreche aus Erfahrung.“
Dann wandte sich der Captain an Ziva: „Aber – um mal etwas Anderes anzusprechen. Könnten… könnten Sie uns zu Misses Stone fahren, Miss David?“
Verblüfft blinzelte Agatha ihren Freund an: „Aber – ahm – Cal, hältest Du das für eine gute Idee? Ich meine… gut, es könnte mir egal sein. Da kann ich mehr üben. Ob ich Ziva nun einmal hypnotisieren muss, oder mehrmals, das macht keinen Unterschied.“
Der Captain zwinkerte ihr zu: „Schatz, du kannst es auch immer wieder an mir ausprobieren.“
Damit traten sie aufeinander zu, sie umrundete ihn und er schaute an ihr herauf und wieder herab. „Später.“, sagte sie, in einem flirtenden Unterton und Cal grinste wie ein Schuljunge.
Dann räusperte er sich und versuchte, die Gedanken, die offenbar in diesem Moment in seinem Kopf auftauchten, anders abzulenken. Er wirbelte um die eigene Achse und schaute wieder zu Ziva herüber. Diese starrte ihn verblüfft an, während er sich grinsend vor ihr aufbaute und begann, in einem rasend-schnellen Duktus zu sprechen:  „Wo, war ich? Richtig… Captain Thaddeus Alexander Stones Frau. Was meinen Sie, warum wollen wir zu ihr? Warum wollen wir da…hin?“
 „Schatz, wenn Du so sprichst, könnte man dich für Doc 11 halten.“, grinste Agatha und McGee schaute sie an: „Stimmt. Das macht Sie zu River, hm?“
Cal schaute zwischen Agatha und McGee hin und her, grinste und schaute zu Ziva.
 „Das macht Sie zu Amy und ihn da“, damit deutete er mit seinem Kopf auf Tony, „zu Rory.“
Damit griff er ihre Hand: „Nun denn, come along Po…“
Weiter kam er nicht, denn Ziva hatte in diesem Moment seine Hand gegriffen, so fest zugedrückt wie sie konnte – was ihn zum Schreien brachte – und verdrehte seine Hand auf den Rücken.
„Ahaaaa“, machte Cal, „Lassen Sie mich los, Miss David.“
„Fassen Sie mich noch einmal an, ohne, dass ich meine Erlaubnis gebe, und ich breche Ihnen alle Knochen.“, zischte Ziva und stieß den Captain von sich weg, Richtung Agatha, die ihn auffing.
„Aua.“, machte der Captain, betrachtete seine Hand und bewegte sie probehalber.
„Und, Gebrochen?“, fragte die XO mit einem sehr trockenen Unterton.
„nee.“, murmelte Cal und sein Gesichtsausdruck veränderte sich von amüsiert zu beinahe-beleidigt. Dann schaute er zu Ziva herüber, wollte einen Schritt auf sie zutreten, aber man konnte ihm ansehen, dass er sich dies offenbar noch zwei bis dreitausend Mal überlegte.
„Könn… könnten Sie uns eventuell zu Captain Stones Witwe fahren?“, fragte der Captain dann dennoch, wenngleich ein wenig kleinlauter.


Er schüttelte den Kopf und fand sich wieder in die Realität zurück, als Jasmin ihn fragend und aus großen, hübschen, braunen Augen anblickte. Verdammt, wieso fühlte er sich gerade an Ziva David erinnert?
Konzentrier dich, Cal! , schalt er sich in seinem Inneren und holte dann tief Luft:
„Also – fangen wir ganz am Anfang an.“, sagte er und deutete hinter sich, dorthin, wo ein Bruchteil der Silhouette eines Schiffes der Intrepid-Klasse sichtbar war, „Das ist mein Schiff. Die USS DRAGONFLY – oder, wie man auch sagen könnte: Die Libelle.“
„Libelle?“, fragte nun Theti, „Ist das nicht der Name des Schiffes, das euch verloren gegangen ist?“
„Oh, du hast keine Ahnung, wie Recht du damit hast.“, lächelte nun Agatha, die mit verschränkten Armen an eine Felswand gelehnt stand, „Aber das ist noch nicht der schockierendste Punkt.“
„Richtig.“, nickte Cal, „Das wäre meine Identität. Darf ich mich euch vorstellen? Ich bin kein Prinz aus Fiktivistien – mein Name ist Captain Calvin Nathan Cat.“
Er lächelte: „Meine Freunde nennen mich Cal.“

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 06.07.14, 23:54
  Kapitel 23 A new, fantastic point of view

Kapitel 23.1

Irgendwie war es nicht unbedingt eine seiner Sternstunden gewesen. Cal wusste schon in dem Moment, in dem er sich seinen neugefundenen Freunden vorgestellt hatte, dass das Ende, dass dies nehmen könnte mit „gut“ nun so rein gar nichts mehr zu tun haben könnte.
Warum hatte er nicht auf sein inneres Stimmchen gehört?
Wäre doch eigentlich viel einfacher gewesen. Andererseits, wenn er jemals auf sein inneres Stimmchen gehört hätte – also auf das, das sich so freundlich „Realismus“ nennt und ihm sagt, dass er nicht mehr alle Latten am Zaun habe -  wäre er vermutlich niemals auf die Idee gekommen, die DRAGONFLY vorzuschlagen.

Und dann? Was wäre dann aus ihm geworden? Aber andererseits, was sollte es? Dies war sowieso nicht realistisch oder real, sondern einfach nur die spinnerten Ausgeburten eines jungen Mannes, der gerne auf der Fedcon ein paar Fragen zu viel stellt – und letztes Jahr tatsächlich dort eine seiner Leserinnen persönlich kennengelernt hat. An dieser Stelle ein Happy Birthday an diese Leserin.
Logischerweise wissen die Anderen beiden Leserinnen, dass sie es nicht sein können, aber geben wir der Sache mal den Anschein einer gewissen Anonymität im World Wide Web. Also nochmal: Happy Birthday.

So und nun weiter im Programm.
Also – Calvin Nathan Cat, von seinen Freunden Cal genannt (oder auch Depp, Süßer, Sweetie, Schatz – letzteres ist für Agatha reserviert und sie kann da sehr besitzergreifend werden, sollte jemand anderes auch nur versuchen, diesen Namen zu verwenden, wobei sie mit Sweetie nicht wirklich ein Problem hat) -  hatte es mal wieder verbockt.
Oder sagte man hier – in Anbetracht des Faktes, dass er hier recht wenig Böcke hatte rumhüpfen sehen – verkamelt? Oder verpferdet? Verelefantet?
nein, das war doch absoluter Schwachsinn. Auch im Agrabah – einen Gruß an Etwaige Schwarzleser, ja, wir sind in Agrabah – des Jahres Immernochkeineahnungichsagabermalausdramaturgischengründen 2995 vor Christus (relative Disneyzeit) sagt man – so behauptet dieser Autor zumindest – „verbockt“.
Und genau das hatte der Captain getan, da gab es eigentlich kein Vertun.
Wer sich in den Palast des Sultans Ichhab Keinennamen von Agrabah einschleicht und das Vertrauen von Prinzessin Jasmin Keinennamen von Agrabah erschleicht dürte, wenn beide das rausfinden, ein wenig in der Tinte sitzen. So glaubte Cal.

„Meine“- „Freunde“- „nennen“- „mich“- „Cal“.
Das sind 5 Wörter, die eigentlich den Niedergang dessen symbolisieren könnten, was man „die Ära des Prinzen Doktor“ nennen könnte, wenn man sie denn so nennen wollte.
Tatsächlich hatte der Captain diese Worte ausgesprochen und war bereit gewesen, einen rettenden Satz nach hinten zu machen, um aus Prinzessin Jasmins Schlag- oder Trittweite zu gelangen, sollte sie versuchen, irgendwelche Dummheiten zu probieren.
Aber die Prinzessin versuchte nichts. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und schaute ihn an.
„Käptäyn Kellwin Kätt“ immitiere sie die fremden Laute und blickte dann zu Agatha: „Und Du heißt vermutlich auch nicht Prinzessin River Song, oder?“
„Nein, meinen wahren Namen kennst Du schon.“, lächelte der Rotschopf,  „Agatha Silverbird.“
Damit trat sie auf die Prinzessin zu und ging vor ihr in die Knie: „Bitte entschuldigt, dass wir euch so betrogen haben.“


Jasmin blickte zu Prinz Doktor – Käptäyn Kellwin Kätt, wie sie sich im Geiste korrigiert – herüber und nickte.
Ja, in der Tat. Wenn man es genau zu nehmen geneigt war, hatten die beiden sie betrogen, hatten sich als falsches Prinzenpaar ausgegeben – aber andererseits war sie in den letzten Tagen auch nicht durch übermäßigen investigative Fragen aufgefallen. Wenn man wollte, könnte man nun argumentieren, dass dies an den Umständen lag – erst durch Mechanikles angegriffen, dann in Wutzombies verwandelt, dann von Prinz Doktor attackiert, Mechanikles war geflohen, man hatte sie gefangen genommen, kurzum, es hatte nie wirklich einen Moment gegeben, an dem man sich ruhig hinsetzen und nachdenken konnte, sah man von diesem einen Morgen ab. Allerdings konnte Jasmin auch verstehen, warum Prinzessin Song – oder Agatha Silverbird diesen Weg gewählt hatte.
Und als nun auch noch der Mann, den sie als Prinz Doktor kennengelernt hatte und den sie nun beschloss, bei dieser Benennung zu verbleiben, ahnte sie, dass in den grünen Augen der Frau und den braunen Augen des Mannes momentan eine Ehrlichkeit innewohnte, die sie so nur von den Momenten zwischen ihr selbst und Aladdin kannte, wenn sie das Protokoll (und nicht zwangsläufig die Kleidung) abgelegt hatten.
Es tat Prinzessin Song (auch hierbei bestand die Prinzessin aus Agrabah mental darauf, diesen Namen zunächst beizubehalten) tatsächlich leid und vermutlich hätte sie diesen Weg nicht gewählt, hätte sie einen anderen Ausweg gesehen.
Also trat sie auf die rothaarige Frau zu, legte ihr eine Hand auf die nackte Schulter und blickte zu ihr herab: „Prinzessin Song. Erhebe dich.“
Die andere Hand sank auf Prinz Doktors Schulter nieder: „Erhebe du dich auch, Prinz Doktor.“
Verblüfft blickten die beiden „Betrüger“ einander an, nickten dann und standen aus dem Sand auf.
„Ich weiß, ich müsste eigentlich erzürnt sein.“, begann Jasmin und es war ihr gar nicht nötig, sich umzudrehen, da sie instinktiv spürte, dass Theti, Papyrus und Aladdin hinter ihr aufgetaucht waren und Position bezogen hatten, „Ihr habt euch widerrechtlichen Zugang in den Palast des Sultans von Agrabah verschafft und habt auch nicht versucht, ein etwaiges Mißverständnis aufzuklären.“
Und während sie das sagte, konnte sie sehen, wie in Prinz Doktors Augen zwei Worte aufflackerten. „Oh Ka…aaaaameldung!“
Dies mit einem leichten Nicken und Lächeln zur Kenntnis nehmend, zwinkerte sie ihm einmal zu, ehe sie die Hände wieder zurückzog und hinter ihrem Rücken verschränkte.
„Eigentlich solltet ihr für eure Taten am höchsten Galgen baumeln oder von Razul geköpft werden – und glaubt mir: Er macht dies sehr gerne.“
Der „Oh Kameldung“-Gedanke schien nun auch in Prinzessin Songs Augen aufzuflackern.
„Und tatsächlich werden hier, in dieser Höhle Prinzessin River Song und Prinz Doktor von Fiktivistien ihr Ende finden.“, setzte Jasmin fort, drehte sich um trat in die Reihe, zwischen Theti und Aladdin, drehte sich um und sagte: „Seid ihr Bereit?“
Wie ein Mann nickten Aladdin und die Hochwohlgeborenen aus Theben.
Dann deuteten sie mit ihren Zeigefingern auf das falsche Prinzenpaar, sagten „Peng“ – und Prinzessin Song fiel in den Sand.

Verblüfft zuckte Cal zusammen, als neben ihm Agatha – wie getroffen – umfiel, in den Sand krachte und mit ruhiger, entspannter Miene liegenblieb.
Kurz blickte er zu seiner gefallenen Freundin, schaute dann zu den beiden Prinzessinnen und ihren Begleitern, die sie abwartend ansahen. Es war, als würden Zahnräder in seinem Kopf drehen, ein mechanisches Uhrwerk seinen Dienst aufnehmen, so als wäre er einer von Mechanikles’s Geschöpfen – und so, als würde er vom cleveren Aladdin sabotiert, waren die Zahnräder nicht besonders schnell.
„Peng?“, wiederholte Jasmin, deutete auf ihn und blickte ihn wieder abwartend an.
Okay, jetzt war die Prinzessin komplett durchgeknallt. Er hätte es ihnen vielleicht doch nicht erzählen sollen, er hätte sie vielleicht doch nicht darauf hinweisen sollen, wo er her kam, wer er war oder…
Weiter kam er nicht, da Agatha plötzlich neben ihm aufstand, ihm beide Hände auf die Schultern legte und sagte „Peng! Sie haben uns gerade erschossen. Also leg dich hin, wie es sich für Tote gehö…“
Und dann fiel sie mit ihm zu Boden.
Ja, wenn sich ein 70 Kilo schwerer Mann plötzlich richtig schwer macht, weil er sich komplett entspannt, können 60 Kilo Frau schon einmal an ihre Grenzen kommen.
Er drehte sich dabei allerdings so, dass Agatha auf ihm landen würde und nicht umgekehrt, was dazu führte, dass sie in einem ziemlichen Gewirr aus Armen und Beinen zu liegen kamen.
Die Augen geöffnet schaute er verblüfft in die grasgrünen Augen seiner XO, die gerade voller stillem Amüsement funkelten. Ja, sie war halt immer obenauf. Das war so mit ihr – selbst, als dieses „obenauf liegen“ noch keine sexuelle Konnotation beinhaltet hatte, selbst, als sie sich in der Academy das erste mal tatsächlich getroffen hatten und feststellten, dass sie beide so ziemlich nichts gemeinsam hatten, hatte er festgestellt, dass es ihm – und ihr – einen höllischen Spaß machte, einander auf die Palme, den Kirschbaum, die Esche oder die Espe zu bringen, was immer gerade in der Nähe war. Dummerweise (für ihn) war dieses Verbalsparring damals zwar von zweiseitiger Natur, aber der Sieger stand meistens schon fest – und es war nicht er.
Auch jetzt noch liebte sie es, ihn – wann immer es ging – aus dem Konzept zu bringen und, wenn er ehrlich war, gefiel ihm genau das. Über die sexuelle Konnotation des „oben liegen“ verlieren wir hier keine Worte, schließlich ist es möglich, das noch Kinder anwesend sind, der ominöse Bildungsauftrag muss ja auch noch gewahrt werden und ausserdem sind wir hier nicht auf der Fedcon 22 und ich bin weder John Barrowman, Ben Browder oder die Crew um Caspar Van Dien, die ja eine Menge Spaß und Anzüglichkeiten auf der Con von sich gegeben haben sollen.
Was ich jedoch verraten kann, ist, dass in Cals Augen genau so ein schelmisches Funkeln zu sehen war, wie in Agathas.
„Warum hast Du dich eigentlich so in den Sand geschmissen?“
Cal fand, dass die Frage eine gewisse Daseinsberechtigung hatte und das leicht amüsierte Grinsen der zwei Prinzessinnen und ihrer Begleiter gab ihm da recht.
„Captain.“, sagte die XO, während sie ihre langen Beine unter seinem Rücken hervorzog und sich dann aufrichtete, „Diese vier noblen Personen haben gerade Prinz Doktor von Fiktivistien und Prinzessin River Song eliminiert. Wir können jetzt wieder wir selbst sein.“
Nun sprang Cal auf und zuckte mit den Schultern: „Ich bin immer ich selbst.“
„Leider Gottes.“, nickte die Rothaarige zustimmend, ehe sie auf die zwei Zwei-Personen-Gruppen deutete: „Aber jetzt können wir uns richtig vorstellen.“
Damit trat sie auf die Gruppe zu, ging erneut in die Knie, senkte ihren Blick und sprach – gen Boden, dennoch an Prinzessin Jasmin gewandt: „Commander Agatha Silverbird, Mylady.“
Cal seufzte, fühlte sich aber bemüßigt, sich ebenfalls zu lautäußern, also nahm er Haltung an, salutierte: „Captain Calvin Cat meldet sich zum Einsatz, Mylady.“

Jasmin konnte sich ein inneres Lachen nicht verkneifen, als sie sah, wie die beiden Personen nun ihre neuen, eher alten, Rollen annahmen.
„Weitermachen.“, kicherte sie und legte beiden eine Hand auf die Schulter, „Ihr habt uns gut gedient und gut geholfen, daher werden wir davon absehen, euch zu köpfen.“
Das Grinsen, das über das Gesicht des Mannes, der sich nun Captain Calvin Cat nannte, kroch, konnte sie beinahe hören, als er gekünstelt schluckte und ein „Sehr freundlich“ murmelte. Dann blickte der Mann ins Rund: „Und es stört euch nicht, dass wir euch belogen haben?“
„Es wäre vielleicht freundlicher gewesen, wenn ihr euch uns vorher vorgestellt hättet.“, griff Theti den Gedanken auf, „Aber ich bin nicht erzürnt. Wir alle haben unsere kleinen Geheimnisse und Doppelidentitäten.“
Und die Prinzessin von Agrabah kam nicht umher, festzuhalten, dass ihre Amtskollegin aus Theben Recht hatte.
Erneut ein Lächeln auf Kells Gesichtszügen: „Wie sieht es aus, wollt ihr euch die DRAGONFLY dann mal von Innen anschauen?“

 TBC  

 Kapitel 23.2  

Theti konnte ihren Augen eigentlich immer trauen, aber dieses Ding in der Höhle stehen zu sehen, das war dann doch schon ein anderes Kaliber. Diese DRAGONFLY , wie sie Prinz Doktor – oder doch eher Cal? – nannte, war ungefähr genau so hoch wie der Berg, in dessen Höhle sie teilweise ruhte.
Hatte Cal sie nun belogen? Vermutlich – aber aus irgendeinem Grund war sich die thebenische Prinzessin sehr sicher, dass er dies nicht aus niederen Motiven getan hatte. Was machte sie jedoch dabei so sicher? Der ehemalige Hofberater Aker hatte sie auch mehrfach belogen, hatte irgendwelche Pläne geschmiedet, damit die Herrschaft seines Herren – Seth, dem Gott des Chaos – gesichert würde und die Herrschaft des Pharaos Mehrenre dem Ende entgegenging.
Was machte sie so sicher, dass Cal nicht ebenfalls ein Agent dieses niederträchtigen Mannes oder seines Gottes Seth war?
Eigentlich nichts. Nichts, bis auf die Tatsache, dass sich Prinz Doktor und Prinzessin Song (oder Captain Cat und Commander Silverbird) gegen den irren Erfinder Mechanikles gestellt hatten. Sie hatten ihr Leben dafür eingesetzt, dass Agrabah nicht fiel. Machte sie das nicht zu vertrauenswürdigen Personen?

„Prinz Doktor, was ist das?“, hörte Theti die Stimme ihres Freundes und riss sich in die Jetztzeit zurück. Papyrus stand vor dem gewaltigen Rumpf der DRAGONFLY und deutete auf einen bestimmten Punkt an ihr.

„Das ist die DRAGONFLY .“, erläuterte Cal
„Und das blaue Ding da?“, verlangte der thebenische Gesandte zu wissen und der Captain merkte, wie seine Gesichtszüge entgleisten. Toll, deutete der junge Mann doch glatt auf etwas, das er so nicht erklären konnte, wohl aber wusste, wie man es nannte: „Oh – das ist der Navigationsdeflektor.“
„Der Was?“
Ja, irgendwie war ihm die Frage klar gewesen. Der „Was“? Und wie schon im vorherigen Kapitel gefragt: „Wat is ene Dampfmaschin. Da stellen mer uns mal jaaanz dumm.“
Hier musste sich Cal gar nicht großartig dumm stellen, wenn er die Funktionsweise eines Navigationsdeflektors mit technischen Terminologien erklären sollte. Doch da trat ihm Agatha zur Seite, lächelte ihn an und nahm ihm das Phasergewehr ab.
„Lass mich das mal machen.“, sagte sie, ehe sie dem verblüfften Kommandanten auf die Wange küsste, „Das Einzige, das Du machen musst, ist, Sand auf das Phasergewehr zu werfen.“
Und erneut fühlte er, wie eine Welle der Verwirrung von ihm Besitz ergriff. Sand? Hä? Wat? Wieso?

„Nehmen wir an“, räusperte sich Agatha in diesem Moment und hielt das Phasergewehr im Anschlag, „dass diese Waffe hier die DRAGONFLY darstellt.“
Damit blickte sie in die Runde und erntete allenthalben ein verständnisvolles Nicken.
„Gut.“, lächelte die XO, „Dieses Schiff fliegt also durch den… erm… durch die obere Atmosphäre. Weiter und Höher als man es mit einem fliegenden Teppich je könnte.“
Kurz blickte sie zur Webware, die sich immer noch um den bewusstlosen Griechen gewickelt hatte: „Nichts gegen dich, Perser.“
Der linke Bommel der vorderen Bordüre formte sich zu einer Hand mit nach oben gerecktem Daumen – Zeichen, dass der fliegende Teppich es verstanden hatte und es nicht übel nahm.
Erneut ein Lächeln auf den vollen Lippen der XO: „Gut.“
Damit deutete sie auf das Gewehr: „Wie schon gesagt – dieses Luftschiff fliegt in hoher Atmosphäre. Dort treiben sich allerdings nicht nur fiktivistische Luftschiffe herum…“
„Aber ihr seid doch gar nicht aus Fiktivistien.“, schaltete sich nun Aladdin ein und Agatha schaute ihn an: „Streng genommen nicht. Aber wir sind Teil einer großen Gemeinschaft die wir jetzt einfach mal – der Simplizität halber – ‚fiktivistische Armee’ nennen. Wäre das in Ordnung?“
„Gute Idee.“, lächelte nun Jasmin und blickte wieder auf das Phasergewehr, „Fahr bitte fort, Prinzessin Song.“
„Aga…“, setzte die XO an, stockte dann aber und schüttelte den Kopf: „Machen Sie sowas bitte nicht mit mir, Mylady.“
Jasmin lächelte: „Du kannst mich ruhig weiterhin Jasmin nennen, Agatha. Ich wollte dich nur ein bisschen necken.“

Cal konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen, erinnerte ihn die Situation gerade ein wenig an die Nummer, die er mit dem NCIS-Team erlebt hatte, wo ihn keiner zu Wort kommen lassen wollte und er dann auch noch von Agatha ein wenig verladen wurde.
 Der Captain und die XO traten auf den Computer zu, beugten sich vor und dann tat der Captain etwas, was McGee nicht für möglich gehalten hatte. Er griff sich in die Hosentasche und förderte ein Brillenetui zu Tage, setzte die Brille auf und beugte sich weiter vor.
„Das machst Du doch nur, um clever auszusehen.“, grinste Agatha und Cal zog eine Grimasse: „Du musst immer alles verraten.“
Damit nahm er sich die Brille ab und verstaute sie wieder im Etui.
McGee grinste: „Sie erinnern mich wirklich an den Doctor.“
„Doctor Who?“, fragte Cal, mit einem schelmischen Lächeln, was Agatha dazu brachte, ihm den Finger auf die Lippen zu legen: „Du weißt doch. Silence will fall, when the question is ansewered.“
Ihr zuzwinkernd wandte sich Cal dann wirklich dem Bildschirm zu und las:
„Tony, Ziva, McGee, Gibbs,  reicht euch das Versteckspielen? Als amüsant erachte ich es immer noch. Cal versucht euch zu helfen. Putzig. Er – der nicht mal in der  Lage ist, sein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren. Er sollte sich vorsehen – da haben schon ganz Andere versucht, mich zu fassen. Sie sind gestorben.“
Kurz verzog er sein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen: „Ich schaffe es, mein Raumschiff fehlerfrei zu kommandieren.“
„Ach ja?“, grinste Agatha, „Wann denn? Alle Jubeljahre mal.“
„Aber ich schaff es.“, sagte Cal und klang beinahe ein wenig beleidigt. Gerade holte Agatha Luft, um etwas zu erwidern, als sie plötzlich abbremste und sich an den Kopf fasste.
Cal wandte sich zu Gibbs um, der sich hinter ihnen postiert, und ihnen simultan eine Kopfnuss verpasst hatte.
„Hey!“, machte er empört und erntete als Dank gleich noch eine.
Grinsend wandte sich Tony an Agatha: „Fühlt sich nicht toll an, oder?“
Die hübsche Rothaarige schüttelte den Kopf und Gibbs raunte: „Vielleicht sollten wir uns jetzt mal daran machen, herauszufinden, was uns dieser Traceless sagen wollte.“
„Schon klar, Boss.“, machte Cal und schaute knapp danach selbst am Überraschtesten drein: „Hab ICH das gerade gesagt?“
„Ja“, grinste Agatha und gab ihm einen Kuss: „Und jetzt hau rein.“

Cal räusperte sich, warf einen bedeutungsschwangeren Blick in die Runde und sagte: „Straßen…AU!“
Agatha wandte sich in seine Richtung und sah, wie Abby Sciuto einen Blick auf das Skalpell warf, es dann abwischte und sich an die XO wandte, die ihr kurz lächelnd, den Arm hinhielt. „Bitte, Miss Sciuto, tun Sie was Sie nicht lassen können.“
Cals Reaktion auf den kleinen tätlichen Angriff der Goth war weniger heldenhaft, denn verständlicherweise, ein wenig angesäuert.
Er drehte sich um, fixierte die Frau wütend und bemerkte dann erst, wen er da anfunkelte.
Anschließend zuckte er mit den Schultern und schaute wieder in die Runde.
„Wo war ich?“
„Straßen… AU!“, wiederholte Agatha seine Worte in exakt der selben Tonmodulation, die Cal auch verwandt hatte, inklusive des leicht protestierenden Geräusches, als Abby ihn gestochen hatte.
Das dies eine große Erheiterung bei den anderen auslöste, war auch verständlich.
Der Captain räusperte sich kurz und schaute dann zu Agatha, die sich ein kurzes Lächeln gestattete, ihn dann aber wieder aufmerksam anschaute: „Ja, Schatz?“
„Ich denke, ich soll reinhauen.“, sagte der Angesprochene, schaute sie ein wenig verständnislos an, was diese mit einem kurzen Schulterzucken quittierte: „Wenn Du dich immer wieder ablenken lässt…“
„Vielleicht würde ich mich nicht so sehr ablenken lassen, wenn meine eigene XO mir nicht in den Rücken…“
Er stoppte, schaute zu Gibbs, der schon wieder einen Schritt in seine Richtung getan hatte. Kurz schluckend, murmelte er ein kleinlautes „Tschuldigung, Boss“ und machte sich dann wieder daran, einen ernsten Blick in die Runde zu werfen.
„Also, Leute. Es ist eigentlich ganz einfach. Straßenkarten…“
Das laute Schellen einer Alarmsirene ließ Cals Kopf hochschrecken und er schaute verdattert in die Runde: „Okay, was in drei Teufels Namen…“
„Das ist der Feueralarm.“, fuhrt Ziva Cal in die Parade, woraufhin Gibbs sich an McGee wandte: „Schau nach, wo es brennt.“
„Bin schon dabei, Boss.“, erklärte der Computerexperte, war an seinem Schreibtisch und hackte in die Tastatur, dass es nur so eine helle Freude war. Dann wandte er sich Gibbs zu: „Nirgends, Boss.“
„Also wird sich jemand einen Spaß erlaubt haben, oder?“, vermutete Cal, doch da stand er schon mit Abby alleine da, die ihn nur anschaute.
„Möchten Sie meine Theorie hören?“
Die Forensikerin schaute ihn an, schüttelte den Kopf und wandte sich um. Das letzte, was sie von ihm sah, war, wie er kopfschüttelnd im Raum stand, dann mit den Schultern zuckte, ehe er die Toilette aufsuchte.
 
Nicht einmal der Feueralarm – wobei sich nachher herausstellte, dass es sich dabei um ein typisch traceless’sches Ablenkungsmanöver gehandelt hatte – war gewillt gewesen, ihm Gelegenheit zu geben, wenigstens einmal zu scheinen. Nicht, dass er eitel wäre, aber wenn man schon vor DEM NCIS-Team stand, mochte man auch bitte mal seinen eigenen Sherlock-Holmes-Moment haben.

Agatha hatte ihren Moment.
Sie schenkte der Prinzessin von Agrabah ein voll-aufgedrehtes Lächeln, zwinkerte ihr zu und wandte sich dann an Cal: „Wärest du so freundlich?“
Natürlich war er es nicht. Jedenfalls nicht, ohne, dass man ihm erklären musste, worum es ging, aber was hatte die XO eigentlich erwartet?
Der Captain starrte gerade in die Ferne und zeigte soviel Geistesgegenwart wie ein Faultier, nachdem es in Futternarkose gefallen war.
„Cal?“, fragte sie, trat auf ihn zu und berührte sanft seine Wange.
Der Angefasste zuckte kurz zusammen, murmelte ein „Straßenkarten…“ und fand dann in die Realität zurück.
Dann legte er den Kopf schief: „Schatz? Soll ich jetzt?“
„Ja, bitte.“
„Gut.“, machte der Captain, ging vor ihr in die Knie, griff nach einem kleinen Häufchen Sand und warf … ihn leider der XO ins Gesicht.
Diese schloss die Augen, spuckte kurz aus und blickte ihn dann an: „Du solltest auf das Gewehr werfen, du Schafsnase.“
„OH!“
Cal blickte betreten zu Boden: „Tut mir leid?“
„Das war mir eigentlich klar. Also – gleich, bitte auf das Gewehr werfen.“
„Verstanden, Mistress.“, lächelte der Captain und sie rollte mit den Augen: „Mistress is nu ein wenig übertrieben, meinst Du nicht auch?“
„Dir kann man auch gar nix recht machen.“
Diese Vorstellung treffen, in die Knie gehen und wieder Sand aufklauben, war für Cal eines.
Agatha nickte, hielt das Gewehr wieder in Anschlag und blickte dann zu ihrem Kommandanten herüber: „Mach es so.“
„UHHH!“, grinste Cal, „Ich glaube Jean Luc wird dich dafür verklagen.“
Sprachs, formte eine Art „Sandball“ und warf ihn auf die Waffe.

Jasmin betrachtete, wie der Sand, den Kell zuerst geballt wurde, aber schon in dem Moment, in dem der Mann warf die Form einer Kugel aufgab, um sich in eine Art „Staubwolke“ zu verwandeln.
Cal räusperte sich:  „Die oberen Stratosphären sind voller Teile die da so rumfliegen.
Asteroiden beispielsweise“
Und gerade, als Jasmin die Frage stellen wollte, kam ihr Geliebter ihr zuvor und fragte“Asteroiden?“
„Felsbrocken.“, lächelte Agatha, „Manche sind so groß wie eine Faust, andere so groß wie Agrabah. Es wäre unpraktisch, wenn man da oben auch nur von einem faustgroßen Stück getroffen würde, denn“, damit ließ sie das Phasergewehr fallen, „auch das kann schon zu unschönen Schäden führen.“
Sie trat neben den Rumpf ihres Schiffes, deutete auf die blaue Schüssel des Navigationsdeflektors und sagte: „ Das Ding hier bewahrt uns davor.“
„Fragt mich nur nicht, wie.“, ergänzte Cal, „Ich hab keine Ahnung – ich muss das Ding ja auch nur kommandieren und nicht wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält – oder so ähnlich.“

„Und wie kann man mit der DRAGONFLY fliegen?“, verlangte nun Jasmin zu wissen, was ihr ein ehrlich gemeintes „Sehr gut.“, seitens des Captains eintrug. Es sollte niemanden überraschen, dass dieser Satz natürlich auch ein gewisses Amüsement in der Gruppe auslöste. Dies bemerkend, blinzelte der Captain und schüttelte den Kopf: „Ach so, du meinst, wie das Ding startet? Nun – das weiß ich auch nich so genau.“
Hierbei hatte Cal natürlich ein bisschen geflunkert. Nicht viel, aber ein bisschen, da er schon wusste, dass seine DRAGONFLY über Sachen wie Warp- und Impulsantrieb, sowie Manöverdüsen verfügte und er vermutete, dass man das Schiff damit sicherlich dazu bringen könne, aus dieser Höhle zu entsteigen wie der Phönix der Asche. Allerdings wurde es, wenn man selbst keine großartige Ahnung von Warp-Physik hatte schwer, Leuten genau das begreiflich zu machen, die noch weniger Ahnung hatten. Schließlich mochten die paar Fakten, die Cal kannte, doch bitte schön stimmen.
Und gerade, als der Captain diesen Gedanken hatte, sah er das leichte Lächeln, das Agathas Lippen umspielte.
„Tse“, schoss es ihm durch den Kopf, „Die Glückliche. Sie hat ja auch Warpphysik relativ schnell verstanden. Das Einzige, das ich mir gemerkt habe, ist „je höher der Fall, je schneller das Ssst, desto lauter das Bumm“ – und das war noch nicht mal Warpphysik.“

Die Konstruktion dieses „Raumschiffes“ war für Jasmin durchaus faszinierend – sie würde sogar soweit gehen und behaupten, dass sie etwas ähnliches noch nie gesehen hatte.
Sie trat näher, betrachtete die graue Hülle, den Rumpf, und legte ihre linke Hand auf selbigen.
„Es fühlt sich… so merkwürdig an.“, entrann es ihren Lippen und sie hörte ein amüsiertes Auflachen des Mannes, der sich Prinz Doktor genannt hatte: „Eine Verbundmischung aus mehreren Metallen wurde durch einen bestimmten Prozess – jetzt frag mich nich nach Details – irgendwie verdingst… erm… veredelt. Deshalb ist es leichter als das, was man später „Aluminium“ nennen wird und mehrfach so leistungsfähig.“
Er lächelte ihr zu und warf dann einen Blick auf das Schiff, ehe er die Hülle sanft mit der Hand berührte, die Augen schloss und erneut lächelte, dieses mal mehr in sich hinein.
„Hallo, alte Freundin.“, murmelte er so leise, dass Jasmin es beinahe nicht verstehen konnte, „Ich hoffe, Du bist nicht böse auf uns, dass wir uns so lange nicht haben blicken lassen.“
Und obwohl ihr dies ein wenig merkwürdig vorkam, beschloss sie, dies als normales Vorkommnis zu behandeln – schließlich sprachen sie alle mit dem fliegenden Teppich und dieser zeigte ebenfalls, dass er ein lebendiges Wesen war. Vielleicht traf dies ja auch auf dieses Schiff zu?


Betrachtete sie die Hülle des Schiffes nun etwas genauer, fielen ihr etliche Verbrennungen an ihr auf. Vielleicht hatte dieses Fluggefährt einen Kampf hinter sich gehabt und ihn gewonnen?
„Kampfspuren.“, sagte sie leise und fuhr mit ihrer zarten Hand einmal über einen ruß-schwarzen Streifen, der sich viel zu böse von der grauen Haut der DRAGONFLY abhob.
Dann wandte sie sich an den Captain, der die Augen geöffnet hatte und seinerseits die Hülle inspizierte.
„Mhm“, machte er und sie konnte hören, dass er nun tatsächlich etwas von dem, was er sagte, verstand, „Das haben wir einigen Angriffen zu verdanken. Die Jaffa haben uns ziemlich durch die Mangel gedreht, ehe wir abstürzten.“
„Wir?“, fragte Jasmin, „Ihr hattet Kontakt mit Jaffar?“
Cal nickte. „Klar, die haben uns vor ein paar Tagen ordentlich in den Hintern getre…“
Er stockte, blinzelte dann und wandte sich wieder dem Raumschiff zu.
„Wieso siehst Du so alt aus?“, fragte er dann und drehte sich nun wieder zu Jasmin: „Hier stimmt was nicht. Das Schiff sieht aus, als wäre es Tausende von Jahren hier versteckt gewesen, wir sind aber erst vor 5 Tagen in Agrabah eingetroffen.“


 TBC  

 Kapitel 23.3  

Agatha Silverbird blickte verwundert zu ihrem Kommandanten herüber, als dieser auf sie zu kam und einige sehr verwirrende Fakten äußerte.
„Das Schiff ist tausende Jahre älter, als wir alle zusammen.“, stellte der Captain fest und betrachtete erst sie, dann die DRAGONFLY , wirbelte dann zu Mechanikles herum und machte einen Schritt auf ihn zu.
Sie musste keine Spezialistin in Cal-Fragen sein, sie wusste es ganz einfach: Ihr Freund würde vorhaben, diesen Mann dazu zu bringen, zu reden. Es gab dabei nur ein kleines Problem, das Cal jetzt auch zu sehen schien.
Mit einem „Oh, der pennt noch für ne halbe Stunde“  schüttelte er den Kopf, wirbelte dann wieder um die eigene Achse, bis er sich auf Agatha ausgerichtet hatte.
„Also, wenn wir hier sind und wenn wir jetzt sind und wenn die DRAGONFLY schon jahrtausende alt ist – was sagt uns das dann?“
„Wie kommst Du überhaupt darauf, dass unser Schiff schon Jahrtausende alt ist?“

Cal stockte. Tatsächlich – die offensichtliche Frage nach dem „Warum“ war ihm irgendwie entgangen, er hatte eigentlich nur das Gefühl, dass dem so wäre. Kurz blickte er zu seinem Schiff, trat näher und ließ erneut seine Hand über die Hülle gleiten.
„Sie fühlt sich alt an.“, stellte er fest und zuckte zusammen, als er die Hand Agathas auf seiner Schulter fühlte, die ihm sanft zulächelte und ebenfalls eine Hand auf die Hülle legte.
„Fühlt sich eigentlich an wie immer.“
Mit einem Schulterzucken griff sie nach ihrem Tricorder, ließ ihn aufschnappen und betätigte einige Tasten.
„Hm – scheint zu stimmen, was Du sagst. Der Scan sagt…“
„Wobei ein Scan nicht reden kann…“
„Klappe, Cal. Die Daten sprechen eine eindeutige Sprache. Nach diesem Tricorder ist die DRAGONFLY so um die 145.000 Jahre alt.“
„HA! Hab ichs nicht gesagt?“, grinste Cal und wirbelte erneut um die eigene Achse, ehe er die Arme ausbreitete und in die Runde blickte, ein „Wer ist der Checker?“ an niemand bestimmten gewendet ins weite Rund rufend.
Nicht nur, dass die Frage an niemand gestellt war, dieser antwortete auch noch – und zwar in ertaubender Stille.
Das leise Räuspern des Captain war dann schon wieder fast so laut wie eine Explosion, als er erneut ins Rund blickte und ein „Sorry – das werde ich auch nie wieder sagen“ murmelte.
„Bin ich sehr dafür.“, lächelte Agatha.
Cal drehte sich um: „Hm?“
„Sorry, Schatz.“, küsste sie ihn auf den Mund, „Aber du bist nicht Elf.“
„Das heißt ein Elf. “, korrigierte der Captain sie und die XO schüttelte den Kopf. „Ich meine ‚Eleven’.“
„Liebling, das heißt ‚Eleve’, wird Eläwö ausgesprochen und bedeutet ‚Schüler’“.
Agatha rollte mit den Augen: „Ich rede vom elften Doctor. Elf. Eleven. The eleventh Doctor. Eine Regeneration weiter als Ten – also der zehnte Doctor.“
Cal schluckte. „Das hätte ich wissen sollen, oder? Schließlich hab ich ihn schon einige Male gespielt.“
„Das ist allerdings wahr.“
Ein weiteres Räuspern erhaschte die Aufmerksamkeit der beiden Sternenflottenoffiziere.
Jasmin blickte sie an: „Captain, Sie wollten uns die DRAGONFLY doch auch von innen zeigen, oder?“
„Klar, logisch.“
„Und wie können wir sie betreten?“
Cal merkte, wie seine Gesichtszüge verrutschten.

Nach einigen Runden einer neuen Sportart, die man getrost als „Uninspiriertes Schiffsumrunden der Männer und Frauen“ (abgekürzt USMF) bezeichnen konnte, stand für die das Schiff umrundenden fest, dass die ersten paar Höhenmeter des Raumschiffes nicht einfach so zu betreten waren – was allein schon am Fehlen von etwaigen Öffnungen scheiterte. Zwar hatte die Hülle einige Einschläge erhalten und es gab auch hier und da einige tiefe Risse im Gebälk des Schiffes, allerdings war selbst durch diese Risse kein Betreten möglich.
„Tja“, machte der Captain und zuckte mit den Schultern, „Ich hätt euch das Baby wirklich gerne gezeigt, aber – offenbar ist da kein Reinkommen.“
Er wandte er sich an Agatha: „Schatz, tu, was du tun musst.“
Damit drehte er sich um, hielt sich die Ohren zu und begab sich in die Hocke.

Die XO blickte ihrem Captain verwundert nach, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich an die anwesende Hochwohlgeborenen von Theben und Agrabah.
Sie konnte in den braunen Augen Jasmins die einfache Frage „Was hat dein Freund gemeint“ lesen und seufzte.
Ja – sie wusste, was er gemeint hatte und es gefiel ihr von Sekunde zu Sekunde immer weniger.
Aber anscheinend versuchte er, zumindest heute, nicht, sich mit den Gesetzen der Föderation anzulegen und hatte ihr die Erlaubnis gegeben, den beiden Prinzessinnen, sowie ihrer beiden Begleiter, die Erinnerung zu nehmen.
Sie lächelte Jasmin beruhigend an: „Keine Sorge, es wird nicht wehtun.“
Damit trat sie näher auf die Agrabahnische Hochwohlgeborene zu, bohrte ihren Blick in die Augen der Prinzessin und begann, langsam und in Singsangstimme zu sprechen: „Schau mir in die Augen. Du wirst…“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment sprang Aladdin vor, packte Jasmin und zog sie aus der Gefahrenzone.
„Das ist nicht fair!“, empörte er sich dann, stemmte die Hände in die Hüften und blickte zu Agatha herüber, die mit den Schultern zuckte: „Es tut mir leid, aber eigentlich dürftet ihr das alles gar nicht wissen. Erste temporale Direktive. Allein unsere Anwesenheit hier ist… beinahe schon eine Katastrophe, ebenso wie das hier.“
Damit deutete sie auf die DRAGONFLY , ehe sie traurig zu Aladdin herüberlächelte: „Glaub mir, ich würde es euch gerne ersparen, aber… ich darf nicht.“
Jasmin nickte: „Ich verstehe.“
Sanft lächelte die XO der Prinzessin zu, beugte sich dann vor und schaute ihr in die Augen: „Konzentrier dich auf meine Stimme, Jasmin. Alles, was zählt, ist nur meine Stimme.“
„Halt!“
Das war nun nicht die Stimme Agathas, auch nicht die von Cal – was seine XO wenig verwundert hätte, sondern die von Jasmin selbst.
Sie trat einen Schritt zurück und blickte die Rothaarige an: „Ich kann verstehen, dass es gewisse Regeln gibt, an die Ihr beide euch zu halten habt – allerdings möchte ich, wenn Du schon mein Gedächtnis löschst, vorher darum bitten, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, das Schiff zu betreten.“
Neugierde trat funkelnd in die Augen der agrabahnischen Prinzessin: „Ich – ich möchte einfach wissen, wie das Schiff innen aussieht, ehe ich es vergesse.“
Der Gedanke, dass man der jungen Prinzessin diesen Wunsch ja eigentlich nicht wirklich abschlagen könne, machte sich in Agathas Kopf breit und obwohl sie eigentlich nicht wirklich dafür war – Gott, Cals Eingriff in die temporale Spur hatte schon genügend Schäden angerichtet, die hier möglichen konnte man allerdings schnell beheben.
Sie nickte, legte ihr eine Hand auf die Schulter und zwinkerte ihr zu: „Sollst Du haben, Jasmin. Wir geben dir einen Einblick.“
Damit trat sie hinter Cal, tippte ihm kurz auf die Schulter und lächelte, als sie hörte, was der Captain sang, damit er selbst nicht wieder mit hypnotisiert wurde.
„Öla palöma blangaaaaa. Aim Schast a Börd in se skaii“
Naja, von Singen konnte bei Cals Talent nicht wirklich die Rede sein, mehr von „seine Sangeskunst ist seinem Namen angemessen“ – aber nichts desto trotz, irgendwie war es schon lustig.
Erneut tippte sie ihm auf die Schulter, er stockte, wandte sich um und blinzelte: „Nanu? Die Gruppe ist noch wach?“
„Ja“, zwinkerte sie ihm zu, „Ich werde mich ihnen nachher annehmen. Erst einmal müssen wir einen Weg IN die DRAGONFLY finden. Ich hab nämlich Jasmin versprochen, dass ich ihr das Innere der Draggy zeigen werde.“
Cal strahlte, richtete sich auf und nahm sie in den Arm.
„Manchmal glaube ich, Schatz“, sagte er und gab ihr dann einen langen Kuss auf den Mund, ehe er weiter sprach: „wir beide passen deshalb so gut zusammen, weil wir beide hin und wieder richtig bescheuerte Ideen haben.“
„Und wo wir gerade von bescheuerten Ideen sprechen.“, sagte die XO, nachdem sie sich von Cal losgelöst hatte und sich mit einem leicht-schelmischen Lächeln schmeckend über die Lippen fuhr, „Wir müssen noch einen Weg finden, die DRAGONFLY zu betreten. Also Meister der verückten Ideen – irgend ein Geistesblitz?“
Das laute „Ja, ich hab eine Idee“ kam nicht vom Captain des Föderationsschiffes, sondern vom Abenteurer aus Agrabah.

„Eigentlich war es eine recht einfache Überlegung.“, erklärte Aladdin und blickte in die Runde: „Lässt sich ein Gebäude von unten nicht betreten, versucht man es vom Dach aus.“
Kurz folgte anerkennende Stille, ehe sich der Captain-Prinz wieder einmischte: „Erm… Dach?“
„Brückenkuppel, Schatz“, hörte Aladdin die Erläuterung der Commander-Prinzessin und dann ein abschließendes „Ah“ durch den Mann.
Jasmin lächelte zu ihm, dem Abenteurer aus Agrabah herüber und zwinkerte ihm zu: „Das heißt, wir dürfen ein bisschen Bergsteigen?“
„Oh ja.“, grinste Al.

Sie standen vor dem Eingang zum Nf’Y-Gebirge und Jasmin konnte sehen, wie Prinz Doktors Blick sehr zweifelnd wurde.
„Ich? Da hoch? Ich nit, jedrisse!“, sprach der Mann mit einem deutlich merkwürdigeren Dialekt denn dem, den er sonst bemühte.
Jasmin blickte ihn an: „Höhenangst, Prinz Doktor? Ich denke, Sie befehligen ein Luftschiff?“
„Nun ja“, kratzte sich der Offizier am Kopf, „Wie erklär ich das je…eeeeeeeeeeeeeee!“
Weiter sollte er nicht kommen, denn in dem Moment hatte einer der Katib seinen massigen Körper unter dem Captain platziert, sich hochgestemmt, sodass Cal auf ihm saß und war dann losgerannt – einfach den Berg hoch.

 „Ja, bist du denn KIRRE?! “
Diesen Schrei konnte sich Cal nun nicht verkneifen, als er sich plötzlich auf dem Rücken eines Katib wiederfand, der sich nun daran machte, für ihn das NF’Y-Gebirge zu besteigen.
„Fleisch hat Höhenangst? Ich helfe Fleisch.“
„Fleisch hat auch einen Namen.“, erwiderte der Captain teils amüsiert, teils angespannt, teils ängstlich und klammerte sich dann an den Hals seiner Reitmöglichkeit, als diese begann, über Felsspalten zu springen, die es ihm ermöglichten, einen Blick in die Tiefe des Berges zu werfen: „Uh, und Fleisch wäre sehr dankbar, wenn Du mich nicht fallen lassen würdest!“
Fleisch braucht keine Sorge zu haben. Fleisch wird nicht geschädigt.
„Wat Fleisch davon erleichtert ist.“
Auch dieses Gemurmel konnte sich der Captain nicht verkneifen, schluckte und lächelte dann dem Katzentier zu, das ihn aus gelben Augen anblickte. „Fleisch scheint zufrieden zu sein?
Sie erreichten den höchsten Punkt des Berges, der Katib setzte sich, sodass Cal bequem absteigen konnte. Er lächelte dem Wesen zu, streichelte ihm über den Kopf und lächelte: „Fleisch ist sehr zufrieden. Fleisch dankt.“
„Na, machst Du dir Freunde?“, erklang die Stimme von Agatha, die ebenfalls von einem Katib hochgetragen worden war.
Captain und XO lächelten einander an.

Als Aladdin den Berg bestiegen hatte, sah er, wie die beiden Personen, die er als Prinz Doktor und Prinzessin Song kennengelernt hatte, darstanden und sich verliebt in die Augen schauten.
Er wandte sich um, half Jasmin hoch, die die sich ihr bietende Szenerie mit einem „Ist das niedlich“ kommentierte, was dafür sorgte, das Cal und Agatha auseinanderfuhren, als habe der Blitz zwischen ihnen eingeschlagen.
„Macht euch wegen mir keine Umstände.“, lächelte die Prinzessin, trat näher an den Gipfel des Berges heran und beugte sich dann vor, um einen Blick in die große Öffnung zu werfen, die sich am Rand des Gipfels auftat.
„Und?“
Mit diesen Worten schländerte Prinzessin Theti heran, lugte ebenfalls in die Öffnung und blickte dann zu ihr.
Ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen: „Ich glaube, es geht gleich abwärts.“

Papyrus war immer wieder verblüfft, wenn er die Wandlungsfähigkeit dieser beiden Flaschengeister bewundern konnte. Gerade zwängten sie ihre Körper in zwei Seile, inklusive in den Berg gerammte Pfähle, an deren Ende jeweils ein Seilende befestigt war.
Neben ihm blickte Prinz Doktor die Konstruktion an und erneut schien der Mann von der Idee weniger als begeistert.
Papyrus konnte sich hingegen ein Grinsen nicht verkneifen: „Alles kein problem. Wenn der Flaschengeist für unsere Sicherheit garantiert, dann kann doch nichts schiefgehen.“
Sprachs, band sich das andere Ende des Flaschengeistseils um seine Hüfte, grinste Cal dann zu, nahm Anlauf und sprang über den Abgrund.
Kurzzeitig hatte er das Gefühl, als würde er schweben, dann zog die Schwerkraft an ihm. Es ging abwärts, der Boden – respektive das Grau des Schiffes kam innerhalb von Sekundenbruchteilen näher und – das Flaschengeistseil bremste ihn langsam ab.
Er machte sich los, sich voll bewusst, dass eigentlich ein solches Manöver vermutlich dafür gesorgt hätte, dass er auf das Oberdeck aufgeschlagen und gestorben wäre und war froh, dass dieses Seil magisch war und dafür sorgte, dass das Abbremsen nicht ruckartig, sondern langsam erfolgte, dennoch schnell genug, damit er keinen Schaden nahm. Wie das passierte, wusste er nicht, aber es war ihm auch egal.
Dem grünen Seil Eden zulächelnd, nickte er, sodass das Seil wieder nach oben schoss und sich um die Hüfte des nächsten Mannes schlang. Und dem Zetern, was Papyrus hörte, zu schließen, war es Prinz Cal.

„Das ist doch echt nicht dein Ernst, Eden. Lass mich los, verdammt noch eins.“, schimpfte der Captain und er zerrte an der Flaschengeistin, die sich um seine Hüfte gewickelt hatte.
Diese formte ein Gesicht aus, das ihm zuzwinkerte: „Sieh es als kleine Strafe dafür, dass Du uns belogen hast.“
Dann spürte er die beruhigende Nähe Agathas, die sich an ihn schmiegte und hörte, wie sie zu Eden sprach: „Schling dich auch um mich. Ich glaube, die Bangebuchse wird erst da runtergehen, wenn wir einen schicken Tandemsprung hinlegen.“
„Was meinst Du mit Tandeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeem…“

Kaum, dass sie die Brücke der DRAGONFLY durch die Brückenkuppel betreten hatten, die ein veritables Loch aufgewisen hatte, schaute sich Cal um und schüttelte den Kopf.
Sein Schiff, sein ganzer Stolz, war tot. Zerstört. Zerschmettert.
Es war nicht zu fassen, wie brutal der Aufprall gewesen sein musste.
Er wollte es sich nicht vorstellen, welche Kräfte auf das Schiff gewirkt haben mussten, als es Kontakt zum Boden hergestellt hatte, schauderte er doch immer noch, erinnerte er sich an die Sicherheitsaufzeichnungen des visuell unglaublich faszinierend aussehenden Absturzes des Diskussegmentes der USS ENTERPRISE – NCC 1701 – D .
Man sollte allerdings niemals den Fehler begehen, dafür Deanna Troi die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Und schon gar nicht sollte man seinem Team die Schuld in die Schuhe schieben, als es Seinerzeit von Sternenflottenoffizieren, die das Pech hatten, auf der Mission von Ret’Tang in einen Romulaner-Hinterhalt zu geraten und hypnotisiert zu werden,  mit der Hornet 1 eine Bruchlandung auf Romulus hingelegt hatten.

 Die Hornet one war immer noch betriebsbereit. Das Team um den Sternenflottencaptain materialisierte, nahm routiniert ihre Plätze ein. Die Antriebe summten auf, das Schiff erhob sich majestätisch in die Höhe.
Cal atmete tief durch.
„Hypnotizer-Beam?“, rief er in die Runde, „Echt jetzt? Welcher Volldepp kommt auf die Idee, einen Hypnotizer-Beam auf Sternenflottenoffiziere abzufeuern?“
Jill drehte sich zu Cal um.
„Gute Frage – ich würde vermuten, die romulanischen Renegaten, die sich mit den Borg verbündet haben, um einen etwaigen Friedensvertrag zwischen Romulus  und Remus zu untergraben und die Schuld daran sind, dass aus deiner Freundin eine Borg-Drohne wurde, die Du gerade versucht hast, wieder zu bekommen.“
Der Captain rollte mit den Augen: „Danke für den Hinweis, T.O. Du hattest doch vorgeschlagen, das wir Ret’Tang aus der Luft unter Feuer nehmen. Das machen wir jetzt.“
„Erm – und was ist mit deiner Freundin?“, wollte nun Ethan wissen. Cal legte den Kopf schief und blickte dann zu Jill. Tief atmete er durch: „Gibt es eine Chance, dass wir sie von den Borg befreien können?“
„Nach menschlichem Ermessen? Keine großartige. Die Borg passen sich an, wie du wissen müsstest. Das heißt, die Versuche Locutus und Seven of Nine vom Kollektiv zu trennen, sind in selbigem abgespeichert worden und können gekontert werden.“
„Dein Vorschlag, T.O.?“
Nun war es an Jill, tief durchzuatmen, ehe sie ihre Hand auf die Hand des Captains legte: „Es tut mir leid, Cal. Wenn die Borg Ret’tang übernehmen können, sind mögliche Friedensverhandlungen mit Romulus mehr als schwierig. Wir müssen hier auch das große Ganze im Auge behalten.“
„Du schlägst vor, dass ich dabei stehe und meine Freundin sterben lasse?“
Eine Antwort der taktischen Offizierin blieb aus, da in diesem Moment das Schiff zu beben begann.
„Bericht!“, schrie Cal, griff nach der Konsole vor ihm und versuchte, sich zu stabilisieren.
„Direkter Treffer, keine schweren Schäden“, vermeldete die T.O. und blickte dann zu ihrem Kommandanten: „Sir? Es sind Helena, Daniel und Tijal, die uns mit der Wasp 1 unter Feuer nehmen.“
„Oh“, machte der Kommandant, „Dann haben sie ihre Betäubung offenbar schneller abgeschüttelt, als wir gedacht haben.“
Er wandte sich an Jill: „Die Schockphaser bereitmachen.“

Ein Strahl von beunruhigender blauer Farbe traf die Wasp.
Daniel und Tiijal fielen in Ohnmacht, was Helena nicht sonderlich zu stören schien. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand blieb auf dem Phaserfeuerknopf, während sie mit der linken die Navigationskontrolle der Wasp-1 übernahm und einen Kurs auf die Heimatbasis setzte. Einen letzten Phaserstoß gab sie auf das Renegatenshuttle ab – die Borg durften diesen Planeten nicht verlassen und die Assimilierung und der Tod von Captain, taktischem, wissenschaftlichen und ersten Offizier war unschön, aber sie wusste, dass sie das richtige tat.

Erneut ging ein Ruck durch das Shuttle, dass sich blitzschnell um 45 Grad auf der horizontalen Achse neigte und dem Erd- bzw. Romulusboden näher kam.
Ethan meldete „Wir sind im Sinkflug.“, und sah entsetzt von seiner Konsole auf.
Cal versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Verdammt, er war doch der Captain, oder? Also durfte er nicht die Kontrolle verlieren – nein, er musste in solchen Situationen ein Fels in der Brandung sein.

Felsen. Wasser! HA! Das war es doch. 
 „Irgendwelche Wassergrundstücke oder Wälder in der Nähe? „, fragte er.
Jill nickte: „Ungefähr 100 Meter von uns entfernt. Es ist ein Wald – mit Wassergrundstück.“
Resignierend sah Cal auf. „Naja, wenn wir schon abstürzen, dann aber an komfortablen Orten. Kurs setzen.“, befahl er. Das Shuttle wurde ausgerichtet, dann stürzte es ab.

Cal wurde sichtlich nervös. Fels in der Brandung? So’n Quatsch!
 „Irgendwelche letzten Gedanken, Wünsche oder Gebete, die man vortragen möchte, hm?“
Schweigen.
„Nundenn, alle Männer und Frau auf Aufschlag vorbereiten.“, schrie er.
Dann krachte es. Das Shuttle traf auf den Boden auf.
Die kinetische Energie des Aufpralls wurde durch die Trägheitsdämpfer der Hornet zwar gemindert, aber nicht komplett geschluckt, was verheerende Auswirkungen auf Inneneinrichtung und Crew hatte.
Captain und T.O. wurden aus ihren Stühlen gerissen, schlugen gegen zwei Konsolen – also gegen jeweils eine – und gingen dann schwer benommen zu Boden.
Jill streckte ihm die Hand entgegen, versuchte ihn zu wecken, doch Cals Augen schlossen sich, einem Statement, dem sich auch die Augen der T.O. anschlossen. Auch Ethan und Alexander wurden gegen Teile des Interieurs geschleudert und verloren das Bewusstsein.


Der Kopf tat dem Captain heute noch weh, wenn er sich daran erinnerte.
Und natürlich auch das Herz, denn diese Szenerie ging Hand in Hand mit einer anderen Erinnerung einher – nämlich der, einer Agatha Silverbird, die von einem überraschend auftauchenden Borg gegriffen und assimiliert wurden war.
Noch Jahre später wachte er, wenn er von dieser Sache träumte, mit einem lauten „AGATHA!“-Schrei auf, hörte das entsetzt-überraschte Keuchen seiner Freundin und sah, wie ihre wunderschönen, hypnotisierend-grünen Augen all ihre Strahlkraft verloren, wie ihre Haltung immer mechanischer wurde und ihre Stimme, die ihn so zu bannen vermochte, immer lebloser wurde, bis sie diese Worte sagte, die er fürchtete:  „Ich bin Translatus von Borg.“
Und ab dem Moment war es ihm eigentlich klar gewesen, dass er versuchen würde, was zu versuchen wäre, um Agatha wiederzubekommen – und sei es, dass er dafür assimiliert würde.

Wie würde es Laura Holt in der englischen Variante des Intros der ersten Remington Steele Staffel sagen? „Try this for a dark, deep-down secret.“
Oder auf Deutsch: „Darf ich Ihnen mal unter dem Siegel der Verschwiegenheit etwas verraten?“
Und darf ich, der Autor, den Lesern unter dem Siegel der Verschwiegenheit etwas anvertrauen? Oder wie es in der Webshow heißen würde: „Just between you, me and the internet?“
Sie haben es richtig gelesen.
„Und ab dem Moment war es ihm eigentlich klar gewesen, dass er versuchen würde, was zu versuchen wäre, um Agatha wiederzubekommen – und sei es, dass er dafür assimiliert würde.“
Es war Cal eigentlich egal, welche Variante der Beiden er durchsetzen konnte – der Captain war sich an dem Tag, als seine XO assimiliert wurde, sicher, dass ein Leben ohne sie für ihn nicht mehr vorstellbar war.
Wenn er sich dafür assimilieren lassen müsste – so sei es.

„Cal?“
Die Stimme der XO war nicht mechanisch, nicht leblos, sondern sehr liebevoll – und da erkannte er, dass er sie wieder gegriffen und an sich gepresst hatte. Sie bedachte ihn mit besorgtem Blick: „Ist alles okay?“
„Mir geht es gut, mein Liebling.“, lächelte er und merkte, wie Tränen sich Bahn brachen, „Ich hab nur gerade an – einen bestimmten Tag gedacht. Und ich will verdammt sein, wenn ich diesen Tag noch einmal erleben muss.“
Damit küsste er sie, schaute ihr in die Augen und lächelte: „Ich lass dich nie wieder los, mein Schatz.“
„Cal, du klingst gerade wie Gollum.“, zwinkerte die XO ihm zu, küsste ihn dann ebenfalls und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht, ehe sie ihm ein „Und ich werde mich hüten, dich loszulassen“ zuwisperte, was sie mit einem „zumindest im metaphysischen Sinne“ einschränkte.

Der Captain atmete tief durch, blickte dann zu den ebenfalls anwesenden Hochwohlgeborenen und nickte ihnen zu: „Entschuldigung, ich hatte gerade meine Fünf Minuten.“
„Cal, du hast jede Stunde deine fünf Minuten.“, grinste ihm Jasmin zu und zwinkerte: „Find ich aber irgendwie niedlich.“
„Niedlich?“, echoten Cal, Agatha und – nicht wirklich überraschend – Aladdin wie aus einem Mund. Die Prinzessin kicherte: „Naja, etwas unbeholfen, wie ein … naja, er erinnert mich irgendwie an Rajah, als er noch klein war.“
„Ach, du meinst deinen Shere Khaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan ?“, fragte der Captain, wobei der das Wort „Khan“ so laut schrie, wie er es von den Sicherheitsaufzeichnungen der ENTERPRISE kannte.
Und es war ihm eigentlich klar, dass Jasmin ihn gleich aus zwei Gründen ein wenig sparsam anblicken würde. Er schüttelte mit dem Kopf: „Nicht weiter wichtig. Also – das… dieses Chaos hier… ist das Nervenzentrum meines Schiffes. Also – wenn es funktioniert.“
„Und was macht man von hier aus?“, fragte nun Papyrus, was Cal zu einem Grinsen nötigte: „Nun, entweder sagt man „Mister Strange, setzen Sie Kurs auf Canon Eos 400 D, Warp 10 Energie!“, man ruft „Jill, nimm das feindliche Ziel unter Beschuss, Feuern wenn Bereit!“ oder man sagt „Agatha, Du hast die Brücke, ich hau mich hin, und penne.“
„Was du hauptsächlich sagst.“, grinste die XO.
„Sollte nicht wundern. Ich bin nur der Klassenclown, Du bist die wahre Kommandantin.“, zwinkerte der Captain ihr zu.
Dann blickte er wieder in die Runde: „Tja, tut mir leid, dass wir euch momentan so gar nix von dieser tollen Technik zeigen können, denn – wie soll ich sagen – das Schiff hat ordentlich einen verbrezelt gekricht, als es sich gegen die Jaffa behauptet hatte.“
„DIE Jaffa?“, fragte nun Jasmin, „Ich kenn nur einen Jaffar.“
„Hier laufen Jaffa rum?“
Die Stimme des Captains klang plötzlich sehr belegt.
Er erinnerte sich daran, wie er damals die erste Mission mit SG-1 und der Voyager-Crew erlebt hatte.

 
„WAS????“, schrie Cal, als Sebastian ihm Bericht erstattete. „Du hast was gemacht?“
„Samantha Carter gerettet.“
„Aber Du hast dafür Seven Of Nine erschossen.“
„Ja, aber nur einen Klon.“, fuhr eine andere Stimme in die Parade. Calvin und Scotty drehten sich zeitgleich um.
„A… aber…… Seven???? Sie sind gar nicht Borg?“, stotterte Calvin.
Seven schüttelte den Kopf. „Nein. Die Goa’Uld klonten uns alle, als wir bewußtlos waren.“
„Also laufen da draußen auch noch Versionen von uns rum?“, fragte Calvin ungläubig.
„Allerdings!“, meldete sich Sam zu Worte. „Sie haben gesehen, das es noch eine Sam gibt, die als Wirtin für Hathor dient.“
„Das kann doch nicht sein!“, schluckte der Sternenflottencaptain, „Ich … wie… warum?“.
Sam ging auf ihn zu und zeigte auf ihn, sich und Seven.
„Ich habe Klone von Dir, mir und Seven gesehen. Wie erklärst Du dir das, Captain?“, fragte sie.
Erneut schluckte der Captain, blickte dann ins Rund und seufzte.
„Okay,“ sagte er, als er die Sprache wiedergewonnen hatte, „hier ist der Plan. Wir………“
„……machen erstmal gar nichts und verhalten uns so, wie es sich für Jaffa und eine Königin gehört. Gleichzeitig versuchen wir, die Borg und die Goa’Uld kampfunfähig zu machen.“, unterbrach ihn Sam.
Calvin konnte wieder nur staunen.
„Äh, genau.“, stammelte er.
„Alles klar. Ihr benehmt euch jetzt wie richtige Jaffa. Ihr geht nirgendwo hin.“, bestimmte Carter.
„Moment mal.“, Calvin stand auf, blickte die schöne Blonde an und deutete auf sich, „Ich bin der Captain.“
„Ja, eben. Du bist CAPTAIN und ich bin ein MAJOR.“, sagte Sam.
„Naja, aber im Bewertungssystem der Föderation ist ein Major ein Lieutanant Commander, während ein Captain den Rang eines Colonels hat. Klar?“, sagte Kommandant der DRAGONFLY , ohne den Blickkontakt zu Sam abreißen zu lassen.
„Das mag sein.“, sagte der Major…
Calvin triumphierte.
„Andererseits,“ ertönte plötzlich Sams Stimme wieder, „befinden wir uns nicht im Bewertungssystem der Föderation. DU tust das was ICH sage, kapiert?“
„Ja, Chefchen.“, murmelte Calvin.


Er schüttelte den Kopf, riss sich in die Jetztzeit zurück und blickte Jasmin an: „Wenn die Goa’Uld hier sind, dann…“
„Die wer?“
„Goa’uld. Die Götter. Die von den Jaffa angebetet werden.“, erläuterte Cal und Jasmin legte den Kopf schief: „Wieso von den Jaffa? Es gibt nur einen Zauberer, der so heißt – und eigentlich müsste er inzwischen tot sein.“
„Ein Zauberer namens Jaffa?“, fragte nun die XO und schaute zum Captain, der sich mit Anlauf gegen die Stirn schlug: „Argh! German facepalm! Natürlich. Jaffar – mit nem zusätzlichen R hinter dem letzten A, Schatz. Hat nix mit den Goa’Uld zu tun, von denen…“
„Die lieben Leutchen hier eigentlich nichts wissen und von denen Du ihnen beinahe erzählt hast.“
Der Captain zuckte mit den Schultern: „Es ist halt ‚a whole new world“, mit der sie sich hier beschäftigen müssen, „a new, fantastic point of view“.“
Damit blickte er zu seinen Gästen: „AH! Aber ich hab eine Idee, was wir uns noch anschauen können. Vielleicht funktionieren die ja. Dazu müssen wir eine kleine Sportive Tour durch die Jeffriesröhren einlegen, seid Ihr dazu bereit?“
„Wir schon“, grinste Theti.
„Bist du es auch?“, kam es von Jasmin geschmunzelt.
Cal rollte mit den Augen. Womit hatte er das wieder verdient?
„Vermutlich mit Recht“; beantwortete der Kommandant seine Frage im Geist selbst und zuckte mit den Schultern: „Lasst es uns rausfinden.“

 TBC  


Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 07.07.14, 15:05
 Kapitel 23.4   

Es war ja eigentlich klar. Da kommt man nach fünf Tagen auf eine um Jahrtausende gealterte DRAGONFLY zurück und muss erstmal die überflüssigen Pfunde, die man sich im Palast angefuttert hatte (und das Essen war auch lecker) durch „Jeffriesröhrenkrabbeln“ abtrainieren.
Und auch, wenn es unserem Starfleetcaptain nicht anders ergeht als meinen werten Leserinnen und Lesern – also das intelligente Fragewort mit H (HÄ?) in ihren Köpfen auftauchte, als Cal zum ersten Mal feststellte, dass sein Schiff binnen Tagen um das knappe 710400 Fache gealtert war (148000 Jahre mal 365 Tage – wobei wir den einen Tag alle vier Jahre mal großzügig ignorieren ergibt 3552000 Tage, die dann wieder durch 5 geteilt werden) gibt es nur eines, was er mehr hasst, als nicht zu verstehen, was eigentlich „ambach“ ist, wie er in seiner Sprache gerne sagte: Durch Jeffriesröhren zu krauchen.

Und Jeffriesröhren sind jetzt nicht unbedingt jemandes bevorzugter Rückzugsort – besonders nicht, wenn die Dinger ein paar Tausend Jahre frei gelegen haben. Es würde den Captain nicht verwundern, würden Ratten, Mäuse oder Silberfischchen durch sein Schiff kriechen – und das ging noch. Vor seinem inneren Auge sah er, als er das Schott zur nächsten Jeffriesröhrenkreuzung öffnete, ein Wespennest an der Decke kleben – und kaum, dass er im Raum war, würden die Biester ausschwärmen und ihn angreifen.
Tief durchatmend nahm er all seinen Mut und seine Kraft zusammen, schob das Schott auseinander – die eine Hälfte nach links, die andere öffnete sich automatisch mit – und streckte seinen Kopf durch die gerade entstandene Öffnung.

Nichts.
Was war das schön. Kein aggressives Summen, nicht mal ein verwundertes Brummen – Stille.
Die Stille seines Schiffes.
Cal zog die Beine an und machte sich dann auf, die Jeffriesröhrenkreuzung zu betreten.

Die Jeffriesröhrenkreuzung heißt Jeffriesröhrenkreuzung  weil sich hier mindestens zwei, manchmal sogar drei Jeffriesröhren, die das Schiff wie kleine Tunnel, respektive Wartungsschächte durchkreuzten, trafen. Eine Röhre, die das Schiff der Länge nach durchquerte, traf auf eine, die das Schiff der Breite nach durchquerte und auf eine, die dasselbe der Höhe nach tat. Der Captain wusste: Es waren eigentlich nur zwei Röhren die zu nehmen waren – die eine von der Heckstation der Brücke zu einer Kreuzung, die ihn dann dazu nötigte, sieben Decks nach unten zu klettern. Hatte man dies geschafft, musste man sich eigentlich nur von dem Röhreneingang abwenden und einfach geradeaus laufen – oder zumindest genau diese Richtung, immer Heckwärts, nicht aus den Augen verlieren.  Es würde sich noch einmal eignen, ein oder zwei Decks nach unten zu klettern, damit man auch den Haupteingang des Shuttlehangars erreichte – was sein Ziel war.

Es würde ihn nicht wundern, wenn Jasmin, Aladdin, Papyrus und Theti sich fragen würden, was sein Plan war und – wenn er ehrlich mit sich selbst war, hatte er keine Ahnung. Er wollte ihnen den Shuttlehangar zeigen – aber weswegen eigentlich? Wäre es nicht eigentlich besser, die DRAGONFLY wieder zu reparieren, wozu er seine Crew brauchte? Wo war die eigentlich?

Unter ihm befand sich die Jeffriesröhrenabdeckung, von der aus man jetzt bequem sieben – oder gleich acht – Decks nach unten steigen konnte und gerade, als er sich bückte, um die Abdeckung zu öffnen, schwindelte ihm.
Es war nicht die Wunde, die sich wieder in Erinnerung brachte und die ihm vermutlich, bevor er zum Shuttlehangar gehen konnte, einen Besuch auf der Krankenstation nicht ersparen würde – es war etwas anderes.
Er war auf seinem Schiff – und so, wie es jetzt war, so leblos, so tot, hatte er es bisher nur einmal gesehen. Als die Jem’Hadar es zum Ende des Dominion-Krieges hin, in seine Einzelteile zerpustet hatten.

„Cal? Bist du in Ordnung?“
Verdammt, wer hatte das gefragt?
Kurz schüttelte der Kommandant den Kopf, blinzelte mit den Augen, die gerade immer schwerer wurden und von denen er merkte, wie sie sich mit Tränen füllten, dann sah er in die grünen Augen seiner XO, die ihn besorgt ansah.
„Was ist mit dir?“, fragte sie und der Kommandant schüttelte den Kopf: „Ich… ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich… ich bin ein bisschen … dizzy.“

Agatha Silverbird ging neben ihrem Freund in die Knie. Kurz tastete sie nach seinem Puls – man, wie der raste – und dann nach seiner Stirn. Sie war allerdings nicht erhitzt, sodass sie ein Fieber ausschließen konnte. Oder?
„Hey, Cal. Sag was?“
Der Captain seufzte, stemmte sein Augenwerk auf und schüttelte den Kopf: „Okay – Blutvergiftung, Skorpionstich, Killersporen aus dem Grab des Tut-Ench-Amun? Was von denen hat mich gerade in ihrem windelweichen Würgegriff?“
Agatha lächelte, beugte sich vor und küsste ihren Captain: „Wie wäre es mit einer mittelschweren Panikattacke, weil du jetzt tatsächlich durch das Schiff laufen musst und eigentlich weißt, dass die ganze Nummer vollkommen entgegen der ersten temporalen Direktive ist?“
„Das Laufen durch das Schiff?“
„Deinen neuen Freunden das Innere der DRAGONFLY zu zeigen, du durch Gottes Unvorsicht zum Mensch gewordenes Ross.“
„Hey, kein Grund Farkars und Waldbrunn zu zitieren, ja?“, knurrte Cal und rappelte sich auf. Erneut schüttelte er den Kopf: „Ich glaube, ich bin tatsächlich etwas nervös.“
„Glaube ich dir. Aber Du hast dich in diese Situation manövriert – jetzt sieh zu.“, knuffte sie ihm in die Seite und klopfte ihm dann auf den Allerwertesten, „Also, los geht’s“.

Jasmin und Aladdin warfen einen Blick auf das Pärchen vor ihnen, dass sich „Zweifelnd“ zu nennen schon beinahe verbot. Auch das „irgendwie sind die Beiden, seit sie Käpten und Kommander geworden sind, ein bisschen seltsam, oder?“ von Papyrus und das „Die waren schon die ganze Zeit merkwürdig, aber momentan übertreiben sie es“ von Theti zeigte, dass der Konsens der vier Abgesandten darin bestand, Cal und Agatha für vollkommen durchgeknallt, rettungslos verrückt und  komplett hilflos in einander verliebt zu erachten.
„Folgen wir ihnen?“, fragte nun Aladdin und Jasmin blickte ihn aus ihren großen, braunen Augen an: „Natürlich, was sollen wir sonst machen? Uns hier absetzen und eventuell verlaufen?“
Sie schüttelte den Kopf und machte sich dann auf, den beiden Prinzen, die gar keine waren, zu folgen.

„Kommt mal her.“
Cals Stimme schien ein bischen an Selbstvertrauen zugenommen zu haben, als Theti ihn dabei beobachtete, wie er sich an einer Art „Platte“ zu schaffen machte, die in den Boden eingelassen war. Vermutlich so etwas wie eine der Lukentüren, die sie auch im Palast gesehen hatte. Schnell nickte sie Aladdin zu, trat dann neben den Mann, der bis vor kurzem noch auf den Namen „Prinz Doktor“ gehört hatte und ging neben ihm in die Knie.
„Ratofer hat mal gesagt…“
„Das ist ja alles sehr nett, Prinzessin, aber diese Luke ist komplett verzogen. Da ist kein Durchkommen, wenn wir nicht…“
Sprachs und fand sich in einem Metallregen wieder. Die Luke war explodiert und Prinzessin Theti brachte die Hände vors Gesicht, um sich vor den heißen Metallschrabnellen zu schützen, die durch die Gegend sirrten. Überrascht blickten sie sich um und sahen Agatha Silverbird, die auf die Luke angelegt hatte. Sie zuckte mit den Schultern: „So geht es schneller.“
Sprachs und machte sich daran, sich durch die Öffnung nach unten sinken zu lassen.
„Okay“, richtete Cal sich auf und blickte ins Rund: „Der erste Schritt nach unten ist immer sehr schwierig, also passt auf, dass ihr die erste Strebe der Leiter mit dem Fuß erwischt. Im Zweifelsfall…“
Theti lächelte ihn an, streichelte ihm einmal sanft über die Wange, sagte ein „Du bist lustig, Prinz Doktor“ und machte sich dann daran, die Leiter herabzusteigen.

Deck 5

Zeitersparnis? Tse – von wegen.
Sie waren gerade auf Deck fünf angelangt, Agatha beugte sich vor um die nächste Luke zu öffnen, da zischte Cal neben ihr schmerzerfüllt auf.
„Cal, was ist denn jetzt…“
Weiter kam sie nicht, als sie bemerkte, dass die Wunde, die seinen Bauch verunzierte, inzwischen begann, erneut zu bluten.
Agatha rollte mit den Augen, rief ein „Ich bin gleich wieder da“ und eilte hinaus, während der Captain einen weiteren Schmerzenslaut ausstieß und dann gegen das nächste Schott sackte, während er mit sperrangelweit offenem Mund und immer kleiner werdenden Augen unintelligent in die Luft starrte.
Jasmin war bei ihm, ging neben ihm in die Knie: „Hey, Kellwin? Kannst Du mich hören? Nicht einschlafen, ja?“
Und während sie das tat, stellte Aladdin, der die ganze Sache beobachtete fest, dass seine Frau verdammt kompetent war. Das war etwas, das er eigentlich wusste, aber irgendwie… er musste festhalten, dass er zwischendurch feststellte, wie selbstverständlich manche Dinge geworden waren. Jasmin war eines der wohl mitfühlendsten Wesen, das er sich vorstellen konnte – kein Wunder, dass sie mit den Katib sofort Kontakt knüpfen konnte.
Und wie sie sich jetzt um diesen Mann kümmerte, der ihnen mehrere Male geholfen hatte, machte ihn – obwohl es ihm eigentlich gar nicht zustand, schließlich war sie ein vollkommen selbstständiges Wesen und kein Besitz – Stolz auf sie.
Auch er ging neben dem Captain in die Knie, tastete nach seinem Puls, genau wie es Genie ihm beigebracht hatte.
„Der Puls rast“, stellte er fest und…

Cal verstand gar nichts mehr.
Seine Seite brannte, sein Kopf schmerzte und er war sich sicher, dass dies vermutlich doch eine Blutvergiftung war. Und – sein Universalübersetzer schien ausgefallen, denn was Jasmin und Aladdin zu ihm sagten, schien irgendwie keiner Sprache ähnlich zu sein, die er normalerweise sprach.

„Cal?“, versuchte die Prinzessin ihn anzusprechen, doch in seinen Augen sah sie bloßes Unverständnis. Kurz ging ein wenig prinzesslicher Fluch durch ihren Kopf, als sie die Diagnose Aladdins hörte und sie seufzte.
„Kepten! Kommen Sie zu sich!“, sagte sie, nun mit einem etwas befehlendereren Ton und sie versuchte, ihre Befehlshoheit weiter auszuspielen – allein was auch immer mit dem Mann war, ließ ihn an dieser Art und Weise nicht teilhaben.
„Geht bitte dort weg!“, hörte sie dann die hastige Stimme Prinzessin Song Silverbirds, die herbeigeeilt kam, ebenfalls neben dem Captain in die Knie sackte und etwas aus einem Koffer herausholte, was Jasmin an eine Art dicken Stock erinnerte.
„Das wird jetzt ein wenig weh tun, Cal.“
Die Stimme Agathas schien besorgt, gleichzeitig bestimmt, ehe sie den Stock an den Hals ihres Freundes führte.
Ein leises Zischen erfüllte den Raum und die Augen des Captains weiteten sich, ehe sie ganz zufielen und er erschlaffte.
Jasmin blickte der Frau mit den roten Haaren in diese unergründlichen, grasgrünen Augen, als sie zu ihr herüberblickte: „Könntet ihr mir helfen, ihn in unser Lazarett zu bringen?“

Wenn der Junge aufwachte und sie wieder in ihre Zeit zurückkehrten, so schwor sich Agatha, war aber mal wirklich schluss mit dem Lotterleben des Replikatornutzers. Cal würde auf Diät gehen. Das Gewicht des Captains war ja nicht mehr heilig – aber, wenn man keinen Sport machte.
Aber wie pflegte Cal immer zu sagen: „Ich mag zwar ein Pottmensch sein, aber was diese beiden Lebenseinstellungen angeht, halte ich mich an meine wahre Heimat – genauer gesagt: Mit Winston Churchill. Ich traue auch keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“
Meistens wurde dieser Satz gefolgt von einem leicht dümmlichen Lachen und dem Satz: „Ich meine natürlich: No Sports! Damit ist Churchill 80 geworden.“
Nun stellte sich aber die Frage, ob diese Wunde, die seinen Bauch verzierte tatsächlich nur ein kleiner Kratzer war – oder ob er Churchill bald selbst fragen konnte, ob man ihn da richtig zitiert hat.
Agatha griff nach dem medizinischen Tricorder, klappte ihn auf und seufzte. Verdammt, warum hatte sie Gina damals nie richtig zugehört? Dabei hatte es die Italienerin ihr doch mit Engelsgeduld erklärt – man klappte den Tricorder auf, betätigte die Med-Taste, entnahm die Scannereinheit und dann… und dann was?
Hatte Gina gesagt, dass sie auf keinen Fall die Lib-Taste drücken sollte? Oder sollte sie diese auf jeden Fall betätigen?

Agatha verfluchte sich in Gedanken, schließlich war das doch eigentlich einfach. Oder?
Und dann spürte sie die sanfte Hand von Prinzessin Theti auf ihren Schultern, wandte sich zu ihr um und schaute in zwei große, braune Augen, die sie freundlich anfunkelten.
„Du siehst aus, als könntest Du selbst eine kleine Beruhigung gebrauchen.“, sagte die Ägypterin und Agatha atmete tief durch: „Du hast keine Ahnung wie sehr. Ich weiß, ich habe diesen Kurs belegt, ich weiß auch, Gina – unsere Bordheilerin – hat mir das alles noch einmal erklärt… aber meinst Du ich komme jetzt darauf, welche Tasten ich drücken muss? Aber ich kann mich jetzt nicht einfach hinsetzen und die Hände in den Schoß legen, wenn der Vollidiot auf dem Biobett mich braucht.“
Erneut glitten die Hände der Ägypterin über die Schultern der XO: „Du nützt ihm aber nichts, wenn Du gerade deinen Verstand verlierst. Setz dich auf das Biobett neben deinen Freund und denke nach. Nimm dir die Zeit – die Wunde wird ihn schon in den nächsten Minuten nicht umbringen.“
Und Agatha musste einsehen, dass die Ägypterin durchaus recht hatte.


 TBC  


 Kapitel 23.5  

So war es eigentlich immer – in der Zunkunft, dem 24. Jahrhundert, war es möglich, eine Person mit einem medizinischen Tricorder zu scannen und dann festzustellen, was mit dieser Person nicht stimmt. Krümmt sie sich vor Schmerzen, fasst sich an den Bauch und schreit laut, greift man nach dem Tricorder, scannt und stellt fest: „Aha – Blinddarmentzündung, die sich zu einem Durchbruch verschlimmern könnte.“
Also gibt es ein nettes Hypospray, die Person fällt in einen gnädigen Schlaf, man schneidet den Patienten auf, trennt das ab, was abzutrennen ist und heilt die Wunden mit einem Hautregenerator. Kein Problem.

Ein Trip ins 20. Jahrhundert öffnet einem da schon die Augen. Zwar sind Ärzte diese Halbgötter in Weiß, aber zwischen einem Arzt in Weiß und einem Arzt, der alles weiß, liegen mitunter Welten – das heißt, wenn man Pech hat, schneidet man einen Patienten auf, da akuter Verdacht auf Blinddarmdurchbruch besteht und es stellt sich raus, dass es genau das nicht ist. Dann wird weitergerätselt.
Genauso ist es mit den sogenannten „Differentialdiagnosen“ – mehr oder weniger ein „Wir haben keine Ahnung, ob es das ist, aber welche Krankheit könnte auf die anfängliche Diagnose noch zutreffen.“
Womit ich den Beruf des Arztes nicht schmälern will – nicht falsch verstehen. Es ist eine ausserordentliche Leistung, das alles zu schaffen, nur: Trotz allen Wissens bleiben auch Ärzte des späten 20. Jahrhunderts dabei, bei wirklich schweren Schmerzen zu sagen „Gut, das könnte das sein, aber es könnte sich auch so und so verhalten.“
Sicherheit bringt dann meist ein Blick in den Körper, durch Röntgen, etwa.

Nun sind wir Menschen des frühen 21. Jahrhunderts alles andere als primitive Wilde. Allein der Fakt, dass ich hier sitze, Glühlampen erhellen das Zimmer, in dem ich auf einen schwarzen, tafelähnlichen Gegenstand von 16 Zentimetern Länge, 46 Zentimetern Breite und ungefähr zwei Zentimetern Höhe tippe, der mit einem Schlauch mit einem anderen Gegenstand verbunden ist, dessen Breite 34 Zentimeter, Länge 27 Zentimeter und Höhe 3 Zentimeter beträgt und der über eine Art „Tafel“ verfügt, die an dessen Kopfende angebracht ist, mit den Maßen (Nach Länge, Breite, Höhe)  1 mal 34 mal 27 und die auch noch leuchtet und auf der Buchstaben erscheinen, wie „Buchstaben erscheinen“ ließe einen Bewohner des Neolithikums, wäre er anwesend, entsetzt aufschreien. Auch eine Person aus dem Mittelalter – wäre sie hier – würde mich lieber heute, als morgen auf dem Scheiterhofen vor dem Kölner Dom sehen und Albert Einstein würde sagen „Eine faszinierende Technik, junger Mann.“.
Was Heinz Erhardt sagen würde, weiß ich nicht – vermutlich irgendwas lustiges.
Oder wie es schon Tobias Mann als Heinz Erhardt geschrieben hat „Hier regnet es und ich muss zittern – mein Handy ist zu nass zum Twittern“.

Doch Agatha Silverbird war nicht im 20. Jahrhundert, weder im frühen, mittleren, späten oder so späten, dass es eigentlich schon wieder das frühe 21. Jahrhunder war.
In welchem Jahr sie gefangen war, wusste sie nicht, sie wusste nur, dass die Wunde ihres Freundes, ihres Geliebten, des Mannes, mit dem sie Tisch, Bett, sonische Dusche, Kommandoposten und zwischenzeitlich auch extrem dämliche Ideen teilte, beschlossen hatte, dass der Trip durch ein komplett deaktiviertes Schiff, inklusive kleiner sportiven Tour durch die sogenannten Jeffriesröhren ein guter Zeitpunkt wäre, sich als weltoffen zu präsentieren und das Blut des Captains mit einem „Freiheit für die roten Blutkörperchen“ rausströmte. Einzig die Organe sagten „Seid Ihr bescheuert? Hamburg ist das Tor zur Welt, nicht die Wunde eines Sternenflottencaptains. Ne, wir bleiben schön hier.“
Und sie war sich eigentlich sicher, was mit dem medizinischen Tricorder zu tun war, nur – der Fakt, dass sie im Jahr Anno Dunnemals steckten – und das so weit, das sie diesen Dunnemals, wer auch immer das war, vermutlich sogar gleich treffen würden, zusammen mit Fräulein Leichnam aus dem Buch „Der weiße Neger Wumbaba“ und Herrn Lachen aus dem Witz von Hennes Bender – beunruhigte sie in diesem Zusammenhang, denn: Sie war keine Ärztin. Sie war erster Offizier eines Schiffes, das von einer Vollblödbirne geführt wurde, einer Vollhohlfritte, die sich gerne mal in andere Zeiten einmischte. Aber sie hatte keine – oder nur geringe – medizinische Ausbildung.
Kurz hatte sie diese komplette Leere gefühlt, hatte gesehen, wie Cal auf dem Biobett lag, die Wunde immer noch das Tor zur Welt darstellte und er immer bleicher wurde – und sie hatte das Gefühl: „Das war es.“

Und das wäre ob des Verlustgefühles nach seinem Tod vor der Bruchlandung der DRAGONFLY ja geradezu von poetischer Natur. Sie holte tief Luft. Agatha war sich eigentlich sicher, dass sein Leben irgendwann durch eine Kubikblödheit (für diesen Ausdruck sei mal dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer gedankt) lassen würde.
Und vermutlich war es diese Kubikblödheit, sich mit einem Griechen, der ein Messer in der Hand hatte, einzulassen und anzulegen.
Nichts desto trotz schoss es ihr durch den Kopf, dieser Wunsch, dieser Befehl, den sie sich selber gab: Entspann dich, setz deinen Rotschopf zum Denken ein und nicht nur als Korken für den Hals und dann TU was. Rette deinen Freund.

Kurz entschlossen nickte sie Theti zu, setzte sich auf das Biobett neben Cal, schloss die Augen und entspannte sich.
Was hatte Gina denn damals noch gesagt?

Theti seufzte.
Sie konnte die Empfindungen, die Agatha Silverbirds hübsches Gesicht förmlich ohne großartigen Filter passierten, durchaus nachvollziehen. Da war einmal emotionaler Schmerz, dass ihr Freund auf diesem komischen Bett lag und blutete. Da war grimme Gewissheit, dass er dieses Bett vermutlich nicht verlassen würde – und da war eine Entschlossenheit, die genau so grimm, wie die Gewissheit war, dass sie dies nicht zulassen würde. Und als sie sich auf das Bett neben Cal setzte, die Augen schloss und ihren Kopf gegen ihre Brust sinken ließ, wusste Theti, dass sie gerade versuchte, sich zu erinnern.
Die Prinzessin atmete durch, blickte sich um und stellte fest: Dieses „Raumschiff“ war, wenn man es reinigte, sicherlich auf dem neuesten Stand der neuesten Technik.
Die Betten schienen bequem und die ganzen merkwürdigen Kisten, die in der Gegend herumzustehen geruhten, schienen einen tieferen Sinn zu haben.
Vermutlich waren sie mit einer ähnlichen Art der Magie ausgerüstet, wie die merkwürdigen Waffen, die das falsche Prinzenpaar verwendete.
Also – lieber nicht anfassen.

Kurz warf sie einen Blick zu Agatha herüber, die immer noch da saß, Kopf auf ihre Brust und tief durchatmend. Dann wandte sie sich ihrer Mitprinzessin zu, die ihr in diesem Moment einen Blick schenkte und zwinkerte. Theti nickte, deutete mit dem Kopf auf den Raum, der mit einer Glasscheibe und einem Türbogen von dem Raum abgetrennt waren, in dem sie sich befanden, ehe sie sich an Papyrus wandte und ihm zuflüsterte: „Mein kleiner Fischer, könntest Du auf den Kepten und seine Kommander achten? Ich müsste mich mit Jasmin unterhalten.“

Der Raum, den sie betreten hatten, erinnerte Jasmin ein wenig an das Büro, in dem, sollte er mal nichts zu tun haben, der Hauptmann der Wachen, Razul, sitzen konnte und sich entspannen. Allzu oft hat er dazu aber nie Gelegenheit.
Die Agrabahnische Prinzessin platzierte ihren zierlichen Körper auf dem Tisch, verschränkte die Beine zu einem Schneidersitz und bedeutete Theti, es ihr gleichzutun. Dem Befehl nachkommend, nahm sie ebenfalls Platz.
„Wie gefällt dir Agrabah bisher?“
Die Antwort, ein leichtes Lachen, wurde von Jasmin mit einem Lächeln erwidert.
„Es ist auf jeden Fall nicht langweilig.“, kommentierte die Prinzessin der beiden Länder und zwinkerte ihrer Amtskollegin aus Agrabah zu, „Eine Handelsroute könnte ich mir schon vorstellen – aber bitte nur, wenn Du und dein Prinz auch mitkommt.“
„Warum?“Jasmin war überrascht: „Gefällt Dir unsere Anwesenheit so gut?“
„Ja“, nickte Theti, „Und ausserdem – Du, Aladdin, der Flaschengeist und seine Freundin – Ihr würdet die Räuber doch binnen Sekunden in die Flucht schlagen, oder?“
„Oh, da bin ich mir sicher, denn…“
Weiter kam sie nicht, da in diesem Moment eine Bewegung jenseits der Glasscheibe ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Agatha – Prinzessin Song – war aufgestanden, hatte sich den einen steinähnlichen Gegenstand gegriffen und ihn beim Captain angewandt.


Ein Junge stand einsam am Strand.
Junge? Ein junger Mann, das traf schon eher zu. Die Haare blond und militärisch kurz, die Figur drahtig, die Gesichtszüge markant und der Blick – ja… der Blick. Er reichte in die Ferne und irgendwie würde ein anwesender Beobachter ihm attestieren, dass er ein wenig unintelligent umherschweifte.
Um ihn herum war nichts anderes als Sand, Sand und wieder Sand, während vor ihm die Fluten der Nordsee und des Jadebusens ineinander übergingen, sodaß kein Unterschied zu bemerken war.
Der Junge blickte traurig in die Wogen.

Der Wind, eigentlich immer ein wenig präsent, dem jungen Mann waren keine wirklich windstillen Tage hier bekannt, frischte deutlich merklich auf, sodass er, würde er das tragen, was man im 21. Jahrhundert „Windbreaker“ genannt hätte, den Kragen desselben hochklappen würde.
„Windbreaker“, grinste der Mann, „Auch so ein bescheuerter Werbename.“
 Es ist klar, was gemeint ist – eine Jacke, die den Wind bricht, sodass dem Träger oder der Trägerin kein Lüftchen etwas anhaben kann, doch „to break wind“ heißt nicht „Wind brechen“, auch wenn man die Vokabel, sollte man einer etwas gehobeneren Bildungsschicht entstammen, durchaus mit einem Wind oder einem Lüftchen gleichsetzen könne. Dieses Lüftchen wäre allerdings garantiert nicht mit einer frischen Brise zu assoziieren.

Über den Wind, der am Strand des Örtchens Schillig wehte, konnte der junge Mann ein leichtes Summen hören – ein geräusch, das ihn kurzzeitig ablenkte, aber nicht sonderlich störte. Stattdessen erinnerte es ihn an Zukunft – seine eigene Zukunft.
Kühn dahin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war – das hatte man ihn an der Starfleet Academy in San Francisco gelehrt und er war eigentlich der Meinung gewesen, gut genug aufgepasst zu haben, um diese eine Aufgabe zu erfüllen.
Zumindest war er es zu dem Zeitpunkt gewesen, als er einen Daumenprint auf dem PADD hinterlassen hatte.

War er wirklich dazu in der Lage? Konnte er diesen Beruf tatsächlich schon ausüben?
Eigentlich sollte er froh sein – genau wie alle anderen Mitglieder der Sternenflotte, des Interstellarvölkerundes „Vereinigte Föderation der Planeten“ im allgemeinen und Bewohner des Planeten Erde im Besonderen, dass er noch lebte. Er erinnerte sich an Tage, an denen er in seiner Kabine auf der Utopia-Planitia Flottenwerft, Mars, aufgewacht war und mit Sicherheit sagen konnte, dass genau dies der Tag war, an sein Leben beendet werden würde. Durch Jem’Hardar-Schiffe, die die Werft angriffen und sie alle aus dem All pusteten, durch cardassianische Spione, die – wie in diesem schlechten Captain America Film aus dem Jahr Neunzehnhundert-x-undneunzig  - sich in Verkleidung anschleichen würden, eine Tour durch das neueste Sternenflottenprojekt machten, dann laut „FÜR CARDASSIA“ brüllten und sie alle niedermachten.

Das alles war nie geschenen. Der Dominion-Krieg war beendet, die Föderation war geschwächt, angeschlagen, aber nicht besiegt – und dennoch hatte die Idee, die er mit seinem Bruder und seiner Familie gehabt hatte, nahezu spinnerte Relevanz.
Er – gerade er war Captain.
Das war doch eigentlich nur zum Lachen, oder? Er – der von Kommandoroutine absolut keine Ahnung hatte, hatte sich in einem Moment von geistiger Umnachtung, hoffnungsloser Selbstüberschätzung und – was auch nicht schlecht ist – „gescheiterter Diplomatie für Fortgeschrittene“ (sprich: trotzig mit dem Fuß aufstapfen) gesagt: „Leute, keine Panik, ich mach das.“
Und das Schönste an diesem Irrsinn war: Die Crewmitglieder – seine Klasse, die seine Mutter irgendwie zusammengetrommelt hatte – hatten nicht gesagt „Du hast ja wohl den Schuss nicht gehört“. Stattdessen war ihre Sentenz ein klares: „Mach mal.“

Eine sehr sanfte Frauenstimme riß ihn aus seinen Gedanken.
„Captain ?“, fragte sie.
Dieses eine Wort brachte ihn vollkommen durcheinander. Er erinnerte sich wieder, warum er hier stand. Um den Ausblick zu genießen.
„Captain ?“
Die Frauenstimme verstand es, sich in ein Bewusstsein zu bohren, wie ein Bienenstachel in Fleisch und dann – genau wie ein Bienenstachel – die Impertinenz zu besitzen, dort stecken zu bleiben. Da wollte jemand Aufmerksamkeit.
Der Captain wandte sich um, blickte sein Gegenüber an und blinzelte kurz, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte.
Tatsächlich – er tat es nicht. Direkt vor ihm stand eine wunderschöne Frau, etwa zwanzig Jahre alt, mit langen, feuerroten Haaren und verzaubernd funkelnden, grasgrünen Augen.
Er spürte, wie gegen seinen Willen ein Lächeln über seine Lippen kroch. Es war so typisch für seine erste Offizierin, dass sie ihn abholen würde.
Sie wartete auf ihn. Er hatte einen Job zu erfüllen.
„ Hast Du dich von deinen Eltern und Verwandten verabschiedet ?“, lies sie ihre sanfte Stimme erklingen, was ihn zum Nicken nötigte.
„Natürlich. Und Du bist sicher, das sie hierher kommen werden, Agatha ?“
Es hatte etwas Unheimliches an sich, erinnerte ihn aus irgendeinem sonderbaren Grund daran, das damals Menschen angeblich von grauhäutigen Außerirdischen entführt worden sind.

Nun stand ihm eine ähnliche Reise bevor. Wäre dies nicht real, er hätte gedacht, man würde ihn auf den Arm nehmen. Da hatte man eine Idee gehabt und nun wurde man gezwungen, die Zelte hinter sich abzubrechen. Warum ?
„Sicherlich kommen sie bald.“, erwiderte die Frau namens Agatha und riß ihn damit endgültig aus seinen Gedanken. Dann bemerkte er das Geräusch, das ihn eigentlich schon die ganze Zeit hätte erreichen sollen:  Ein seltsames lautes Summen.
Es erinnerte ihn aus einem sonderbaren Grund an Insekten.

Wespen -  sein persönlicher Horror. Schnell, wendig, kriegerisch, quasi die Klingonen der Insektenwelt der Erde. Ihm schauderte es bei dem Gedanken, so ein Vieh irgendwann einmal auf der Hand zu halten.
Dann starrte die wunderschöne, rothaarige Frau durch ihn hindurch. Calvin sah sie verwirrt an, ihre Blicke trafen sich und etwas -  quasi eine telepathische Botschaft mit dem Wortlaut: „Idiot, dreh dich um.“ -  erreichte ihn, eine Botschaft, der er nur zu bereitwillig gehorchte, wie eigentlich immer, wenn sie ihn ansah.

Und dann sah er es.  Aus der grellen Sonne erschienen Umrisse. Irgendwie hatte er den Wunsch, auf dieses Abzeichen, was an seiner Brust prangte, zu klopfen und die ganze Sache abzublasen. Aber so funktionierte es nicht. Weglaufen……… riet ihm der Überlebensinstinkt, als er sah, was genau auf ihn zuflog. Aus der Sonne flog eine gigantische Wespe in einer ruhigen Flugbahn genau auf ihn zu. Sie würde ohne zu zögern zustechen……… aber da war das Shuttle „WASP 1“ auch schon gelandet. Captain Calvin Nathan Cat signalisierte Commander Agatha Silverbird: „Komm, wir gehen jetzt.“ Und beide betraten das Shuttle.

„Miß Silverbird“, probierte Calvin seinen neuen Kommandantentonfall aus, der bewußt etwas streng angelegt wurde, um das eventuelle Aufmucken zu verhindern, „ bringen Sie uns ins Raumdock“. Die „WASP 1“ hob ab und binnen Sekunden verschwand der malerische Ort, die angrenzende, nicht mehr so malerische Ölraffinerie und diverse kleine Flüsse die sich durch das Land schlängelten. Dann verschwand der Kontinent „Europa“ und binnen Sekunden waren sie außerhalb der Erde. Sie befanden sich jetzt genau vor einem riesigen Raumdock. Zwanzig Schiffe lagen darin. Unter ihnen auch jenes, das ihrer aller Zukunft werden sollte.
Die U.S.S DRAGONFLY .


Cal öffnete die Augen, als er etwas roch.
Desinfektionsmittel, nackte Haut, Shampoo, - was war hier los?
Musste er nicht… hatte er nicht eine Mission?
Seine letzte Erinnerung betraf die braunen Augen Jasmins, die grünen Augen Agathas und den sinnlich geformten Mund seiner XO, als sie ihm etwas zuflüsterte, einen Injektor gegen seinen Nacken presste und sein Bewusstsein verschlang – oder so.
Und wo er gerade gedanklich bei grünen Augen war – genau diese (wie auch die Besitzerin selbiger) schwebten gerade über ihm und er konnte Besorgnis in ihnen erkennen.
„…gatha“, brachte der Captain hervor und er selbst merkte, dass seine Sprache gerade noch ein bisschen unter Beeinträchtigung litt. Sanft lächelte seine XO ihn an, fuhr ihm genau so sanft über die Wange und küsste ihn: „Es ist schön, dass Du wach bist, Liebling.“
„Ich kenn dich doch, Unterbewusstsein, dat is doch n Trick, du wirst doch gleich wieder gemein!“ schoss es dem Kommandanten  durch den Kopf. Das war doch garantiert wieder ein Traum, der darin endete, dass man Agatha erschoss – oder so.
Er kannte sein Unterbewusstsein inzwischen.
Doch als er dann sah, wie Tränen in ihre Augen stiegen, war es ihm eigentlich vollkommen schnurz, ob er träumte oder nicht. Langsam hob er seine linke Hand, die sich irgendwie unendlich schwer anfühlte, berührte ihre Wange und strich sanft darüber.
„Liebling“, murmelte er.

Es war eigentlich keine große Sache gewesen, aber sie hatte Zeit in Anspruch genommen.
Agatha hatte sich dann doch gnädigerweise daran erinnert, welche Taste zu drücken sei und sich dann daran gemacht, den Captain zu scannen.
Mit einem erleichterten „Uff“ hatte sie erkannt, dass die Wunde zwar unangenehm, aber nicht schlimm war und war ihr mit einem Hautregenerator zu Leibe gerückt. Dann hatte sie ihm ein Hypospray verabreicht, das ihn wieder langsam, aber sicher zur Besinnung kommen ließ.
Das träumerische Lächeln, dass Cal ihr zuwarf, ließ ihr Herz schneller schlagen und als er ihre Wange streichelte, war sie glücklich.
Sie beugte sich vor, legte eine Hand auf seinen Bauch, drückte einmal sanft und fragte: „Spürst Du was?“
Erneut ein träumerisches Lächeln, noch immer war er nicht ganz auf dem Damm – und er atmete ein leises „Ja“.
„Gut, dann komm langsam wieder zu dir.“, zwinkerte sie ihm zu und wandte sich dann zu den anwesenden Abgesandten aus Agrabah und Theben.

In den nächsten Minuten, die Cal brauchte, um wieder in den Tag zu finden, passierte nichts wesentliches, das wirklich berichtenswert wäre. Man unterhielt sich über Belanglosigkeiten, schnitt die allseits beliebten Themen „Klatsch“, „Tratsch“ und so weiter an, aber es blieben Nettigkeiten ohne wirkliche Konsequenz für die Handlung.
Dann richtete der Captain sich auf, streckte sich einmal und meldete sich mit einem „So, da bin ich wieder“ zurück.

„Cal, hältst Du das wirklich für eine gute Idee?“, fragte Agatha, als sich der Captain wieder aufmachte, die Krankenstation zu verlassen. Der Kommandant des Schiffes drehte sich zu ihr um, lächelte und nickte: „Klar, Miß Silverbird.“
Sprachs, zwinkerte ihr zu und verließ die Krankenstation.
„Miß Silverbird?“, echote Agatha, blickte zu den Prinzessinen und ihren beiden, sie begleitenden Männern, die ebenfalls mit den Schultern zuckten und sich dann daran machten, dem Einzelindividuum zu folgen.


Erneut waren es etliche Meter, die das Schiff der Länge nach durchquert werden mussten und je weiter sie kamen, desto mehr fragte sich Prinzessin Jasmin ob es überhaupt eine gute Idee war, den Captain, dessen Wunde sicherlich noch etwas Ruhe benötigte, einfach so vorweg stürmen zu lassen.
Als sie dann jedoch den letzten Raum betraten, stockte ihr der Atem.
Captain Cat schien dies bemerkt zu haben, denn er lächelte sie an, nickte und deutete hinter sich: „Ich weiß genau, was Du meinst.“
Und wie könnte er es nicht wissen, blickte sie doch an ihm vorbei auf ein Ding, ein Etwas, das sie mit „Monstrosität“ beschreiben könnte. In der Hauptsache erinnerte es sie an eine Wespe oder Hornisse, allerdings in beängstigender Größe – so groß, dass es sicherlich einen Menschen tragen könne.
Erneut lächelte der Captain sie an: „Ich hab genau die selben Gedanken gehabt, als ich das erste Mal hier reingekommen bin. Ach du heilige Scheiße, wat is datten?“
Damit trat er auf das Tier zu und blickte wieder zu den beiden Prinzessinnen, ihren Begleitern, sowie zu seiner Freundin herüber.
 „Hier haben wir die Hornet eins .“, erläuterte er, „Das Neueste in Sachen bewaffnetem Boden-Luft-Kampf. Von dieser Hornisse kann sich so mancher europäische Falke noch eine Scheibe abschneiden. Ich möchte auch gar nicht genauer drauf rumhacken, was dieses Ding kann und was es nicht kann – eigentlich wollte ich euch, also Dich Jasmin, Dich Al, Dich Theti und Dich, Papyrus, weil Ihr euch so nett um uns gekümmert habt, die Gelegenheit geben, euch die Gegend mal aus der Luft anzuschauen, ohne dabei auf einer Webware – erm… Webware – zu sitzen.“
Cal hatte tatsächlich das erste Mal den Begriff Webware englisch ausgesprochen und sich dann berichtigt, was dem Leser dieser Zeilen erstens selbst hin und wieder passiert und selbst dem Autoren ist dieses Schicksal nicht unbekannt.

Doch mit den einleitenden Worten griff er an das Facettenauge der Hornet – one , etwas, das er bei einer wirklichen, leibhaftigen Hornisse nicht tun würde, wollte er nicht gestochen, gebissen – oder gar beides – werden, und – im Gegensatz zum Fluginsekt der Gattung Vespa Crabro (zu Deutsch: Hornisse) klappte das Heck – also dort, wo sich normalerweise der Stachel befindet nach oben und ließ eine Einstiegsluke erkennen.

Der Fachmann spricht bei dem, was nun passiert von „Retroaktiver Kontinuität“, „Retroactive Continuity“ oder einfach nur „Retcon“, in dem ein Fakt neu eingeführt wird, aber man ihn so behandelt, als sei er seit Tag eins dabei gewesen. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Einführung der Regenerationen beim Doctor oder die von Dawn bei „Buffy- im Banne der Dämonen“, was nebenbei bemerkt auch ein herzerfrischend dämlicher Titel ist, da Buffy meines Wissens nach niemals wirklich im Banne irgendeines Dämonen gewesen wäre, beziehungsweise nicht so lange, um die Serie danach zu benennen. Der originale Titel wäre auch im Deutschen sicherlich cooler gewesen: „Buffy – die Vampirjägerin“
Gut, eigentlich heißt es „Vampire Slayer“ – also Mörderin, Würgerin oder – wie im Falle des Originalfilms: „Buffy – der Vampir-Killer“, was übrigens auch kein schlechter Titel gewesen wäre und ein Film mit dem Typen aus Pee Wees Playhouse ist. Ich wusste es auch nicht, ist auch eigentlich egal.
Wo waren wir dran? Richtig – Retcon.

Der Retcon in dieser Fanfiction beschäftigt sich mit dem Aussehen und der Konfiguration eines Gefährtes der Hymenopterer-Klasse (also des Bee , Wasp , Hornet oder Grasshopper- Geschwaders). Zumindest für die ersten Drei galt, dass das Aussehen einem Holoprojektor geschuldet ist. Dies trifft auch weiterhin zu – allerdings nur teilweise. So ist das Shuttle selbst schon entsprechend geformt, verfügt also im Kopfbereich über zwei große Fenster, die mehr oder weniger die Facettenaugen des Insektes darstellen sollen. Hinter diesen Fenstern befindet sich eine Navigationskonsole, an der sowohl in Worten, als auch in Zahlen zwei Sitze angebracht sind. Geht man den Hornissenkopf nun von vorne nach hinten durch, findet man Computerkonsolen, vor denen sich jeweils links und rechts wiederrum ein Sitz befindet, um es etwaigen Wissenschaftsoffizieren zu ermöglichen, das zu tun, was Sicherheitsoffiziere eben so zu tun pflegen.
Der Mittelteil, vom Pronotum (dicht hinter dem Kopf angesiedelt), bis zum Hinterschildchen (vor dem Mittelsegment und somit vor der Wespen- bzw. Hornissentaille angesiedelt) bietet Platz für weitere Mitreisende, Gepäck und sonstiges. Dahinter befindet sich ein Gelenk – wie bei einem Gelenkbus oder einem Zug und wie auch schon dort findet sich die Wespentaille dargestellt durch ein Gelenk mit Faltenbalg, der den geneigten Zuseher immer irgendwie an eine Ziehharmonika oder mehrere Kaugummistreifen hintereinander in einer Kaugummistreifenverpackung erinnert. Das Gelenk erlaubt eine Krümmung des hinteren Teiles um 180 Grad und bildet gleichermaßen den Übergang in den Geschützbereich, der sowohl von einer Konsole im Cockpitbereich, als auch durch einen Sitz im Geschützbereich selbst gelenkt werden kann. Dieser Sitz befindet sich in einer Metallkonstruktion, die mit dem Geschütz verbunden ist – weiterhin ist er auf mehreren Kugellagern innert dieser Metallkonstruktion fixiert, was es ihm ermöglicht, - egal ob der Geschützteil sich um 180 Grad nach oben, nach links, nach Rechts oder gar nach unten dreht, immer aufrecht zu sitzen.

Warum dies ein Retcon ist? Nun, in den Spiegelungen lautete die Beschreibung der Hornet 1 noch wie folgt.
Zitat
Der Captain war an seinem Flaggschiff der Hymenoptera-Staffel angelangt, der Hornet 1. Er öffnete das Shuttle, das genauso wie eine Hornisse aussah, am Facettenauge, in Wirklichkeit ein äußerst wirksamer Holo-Emitter, und die Illusion von dem Insekt verschwand.  Cal ging zum Heck und öffnete die Heckklappe um einzusteigen.  R’Peng, Munroe  und das Hazard-Team folgten ihm und hinter ihnen schloss sich wieder die Luke.

Das Cockpit der Hornet one war sehr funktional. Cal setzte sich auf den Platz für den Missioncommander, es war der Sitz in der Mitte. R’Peng nahm links von ihm, an der taktischen Konsole, Platz, während sich Munoe an das Navigatorpult setzte.
Cal rutschte unruhig in seinem Stuhl auf und ab, erhob die Stimme und sagte schließlich: „Bringt uns raus.“
Sofort tastete R’Peng nach ihrer Kommunikationskonsole: „ DRAGONFLY, erbitten Starterlaubnis.“ Nach einigen Sekunden wandte sie sich an Munroe: „Starterlaubnis ist erteilt.“


Jasmin betrachtete die Konstruktion, nickte anerkennend und wandte sich an den Captain: „Die fiktivistische Armee -  oder wer auch immer ihr seid – versteht es, diese Gefährte sehr komfortabel auszurüsten.
„Obwohl ich diese Biester hasse – dat Dingen hat Style, nech?“, fragte der Captain, was Jasmin wieder zu einem verblüfften „Bitte was?“ hinriss, obwohl sie es sich eigentlich sparen wollte. Sie würde wohl damit leben müssen, dass sie nicht immer verstand, was Cal sagte.
Dieser schüttelte den Kopf: „Nicht so wichtig. Aber – wollen wir ein Ründchen fliegen?“
„Gerne.“; lächelte nun  Theti.
Der Captain nickte, betätigte einige Schalter und… nichts geschah.
Cal blickte zu Agatha: „Weißt du, was da los ist?“
Die Angesprochene zuckte mit den Schultern: „Nun – vielleicht schon einmal daran gedacht, dass die Hornet keine Energie haben könnte?“
Cal schluckte. Daran hatte er nun wirklich nicht gedacht.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 07.07.14, 17:49
  Kapitel 24  - …to boldly go, where no one has gone before… well at least not now.

Kapitel 24.1



In Captain Calvin Nathan Cats Hirn geschah etwas, das – wenn man bösen Zungen, etwa Duane Treyter, der sich damals sehr gegen eine Teilnahme am Projekt “Teen Squadron” gestellt hatte, glauben schenken wollte – nur einmal alle Jubeljahre geschah. Er legte den Kopf schief – gut, das passiert recht häufig – ging neben der Kontrollkonsole des Schiffes Hornet – one in die Knie, tippte leicht mit seinem Finger vor seinen Unterkiefer und dachte nach. Richtig und gründlich.

Richtiges Nachdenken ist, wie wir alle wissen, eine Kunst, zu der jeder fähig ist, aber nicht jeder beherrscht. Und da können wir festhalten, dass es durchaus faszinierend ist, mit seinem Gehirn einen leistungsfähigen Computer zu besitzen, der gleichermaßen von Genies, Idioten und allem was so dazwischen rumliegt, bedient werden kann. Cal war von einem Genie – übrigens, nicht dem Flaschengeist, wobei von dem auch – ungefähr so weit entfernt wie Augsburg von Buxtehude, James Bond mit der Idee von vekehrssicherem Fahren oder Jack O’Neill mit dem Verständnis von theoretischer Astrophysik. Es wäre also eine sichere Annahme, ihn nicht unbedingt auf der cleveren Seite des Lebens zu sehen – jedoch hätte man dies getan und würde man nur einen Ausschnitt aus dem Leben einer Person nutzen, um seine Nützlichkeit für die Gesellschaft zu dokumentieren, würde man gerade vermutlich sehr erstaunt sein. Denn – heute hatte er Glück. Wäre sein Kopf ein einarmiger Bandit, in seinen Augen würde zwei mal hintereinander das Jackpotzeichen auftauchen. Auch der Autor weiß, dass ein Einarmiger Bandit drei auf Rollen aufgemalte Zeichen hat, die zusammen die richtige Kombination darstellen um den Jackpot auszulösen, allerdings hat der Mensch nur zwei Augen, auch wenn bisweilen sehr unfreundliche Zeitgenossen eine Person mit Brille „Vierauge“ nennen. Und auf der Nase sollte nun wirklich kein Jackpotzeichen erscheinen.
In Cals Gesicht würden also zwei Jackpotbildchen erscheinen, in klarer, deutlicher, verständlicher Ikonographie, wie man sich so ein „Jackpotzeichen“ eben vorstellt und er würde Geld spucken. Geld – oder zumindest eine Idee.

 Cal stubste seine XO an, die kurz einen Blick auf die Frau warf und dann ebenfalls erstarrte.
Trug sie wirklich…
Sie wandte sich an Cal: „Schatz, träum ich oder wach ich?“
Der Captain schaute seine Frau wie betäubt an, blickte dann wieder zu Jasmin und sein Blick verlor sich im schimmernden Diadem, das ihre lange, zur kunstvollen Lockenpracht gesteckte, Frisur an Ort und Stelle hielt.
„Nein“, hauchte er, „Das ist tatsächlich einer.“
Aber wie kam er dahin?
Der Captain wusste es nicht, er wusste nur, dass der blaue Edelstein, welcher als Blickfang im Diadem zu finden war, vermutlich unter Schmucksammlern keinen großen Wert erzielen würde – wohl aber unter Ingenieuren der Sternenflotte.
Es war ein Dilithium-Kristall.


Cal räusperte sich, blickte zu Jasmin und lächelte sie an: „Versteh mich nicht falsch, aber Du hast heute das große Los gezogen, der Schlüssel zur ganzen Geschichte zu sein.“
Die Prinzessin trat auf ihn zu, betrachtete die Kontrollkonsole, ging – ebenso wie Cal es schon getan hatte – in die Knie und erwiderte dann seinen Blick.
„Tut mir leid, ich verstehe diese Technik nicht.“
Kurz runzelte der Captain die Stirn, dann dräute die Erkenntnis heran. Kurz gab er ein „OH!“ von sich, legte dann die Hand auf die Schulter der Prinzessin und schüttelte den Kopf: „Nein, nein, du hast mich mißverstanden, Jasmin. Ich meine, du hast die Lösung.“
Damit deutete er auf ihre Haare: „Ich meine dein blaues Diadem.“
Kurz umwölkte Verblüffung die Züge der Prinzessin, ehe sie lächelte: „Ich verstehe.“
„Tust Du?“
Nun war es Cal, der verwirrt dreinblickte.
„Aha.“, nickte Jasmin gut gelaunt, „Der Kristall ist sicherlich eine Art Energiequelle.“
Die nächste, die erstaunt dreinblickte, war Agatha. Sie trat ebenfalls an Prinzessin und Sternenflottenkapitän heran: „Woher… woher weißt du das?“
„Eigentlich ist es ganz einfach.“, grinste die Thronerbin der schönsten Stadt der sieben Wüsten, „Schaut euch einfach mal um. Ihr verwendet sehr viel Silber und Gold. Auch eure Broschen sind aus diesen Materialien gefertigt worden und so, wie ihr damit umgeht, scheinen diese materiellen Güter für euch keinerlei großen Wert zu besitzen. Zwar könnte es sein, dass ihr dort, wo ihr herkommt, diese Güter im Überfluss besitzt, allerdings… wie soll ich das sagen?“
Kurz blickte sie zu Aladdin, der nickte und den Gedankengang fortführte: „Allerdings sind Leute, die so verschwenderisch mit solchen Rohstoffen umgehen in erster Linie arrogant, abgehoben und halten sich für etwas besseres.“
„Und“, schloss sich nun Papyrus an, „Da ihr genau diese Charaktereigenschaft nicht zeigt – beziehungsweise Du, Cal, schon aber nur minimal…“
„… und ihr eure Umgebung in beinahe schon kindlichem Erstaunen wahrnehmt…“, meldete sich Theti zu Wort, bevor Jasmin den Gedankengang schloss: „gehen wir davon aus, dass ihr in eurer Region „Fiktivistien“ für so etwas wie mein Diadem, beziehungsweise den Stein, keinen Nutzen haben könntet, der in die Nähe von Profitsteigerung geht. Daher muss das Diadem einen anderen Nutzen haben – ich vermute daher: Es ist eine Energiequelle.“

Jasmin konnte sehen, wie Cals Gesicht sich erhellte. Mit einem Grinsen wandte er sich an die Frau neben ihm, die er je nach Bedarf „Kommander“, Agatha, Schatz oder Liebling nannte und zwinkerte ihr zu: „Da soll noch  mal einer behaupten, die Disney-Prinzessinnen könnten nichts.“
„Was ist eine Disney-Prinzessin?“
Die Frage kam nicht nur aus ihrem – aus Jasmins – Mund, sondern auch aus dem von Theti, Papyrus und Aladdin.
Lächelnd blickte der Mann an der Kontrollkonsole in die Runde -  „Das erzähl ich euch später.“ – ehe er seine Aufmerksamkeit wieder der Prinzessin aus Agrabah zuwandte: „Wäre es möglich, das Diadem zu holen?“
„Natürlich.“, nickte die Prinzessin, stand auf und wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
„Moment!“
Mit diesen Worten erhoben sich Agatha und Aladdin, blickten einander kurz an, lächelten und als der agrabahnische Prinz der falschen Prinzessin aus dem noch falscheren Fiktivistien ein Zeichen gab, dass sie zuerst sprechen sollte, verneigte sich diese mit einem dankbaren Lächeln. Dann wandte sie sich an Prinzessin Jasmin: „Hättest Du was dagegen, wenn ich dich begleite? Ich meine…“
„Du möchtest entweder vermeiden, dass ich mich verlaufe oder dass ich zuviel von der kostbaren Technik sehe, hm?“
Jasmin konnte sich nicht daran hindern, ihre Lippen umspielte ein leises, wissendes Lächeln. Natürlich, sie hätte auch so gehandelt und vielleicht sogar handeln sollen.
„Nimm es ihr nich übel.“, erklang in dem Moment die Stimme Cals, der sich immer noch an der Konsole zu schaffen machte – eine sinnlose Übung, wie Jasmin fand, schließlich hatte er selbst festgestellt, dass dieses Schiff keine Energie hatte – „sie macht sich nur Sorgen.“
„Ich nehme es ihr nicht übel.“ In Jasmins Stimme klang die Fröhlichkeit mit, die sie tatsächlich empfand, „Ich freue mich, mit deiner Freundin… Frau?“
„XO.“, warf Cal ein.
„Mit deiner XO unterwegs zu sein.“
Damit zwinkerte sie Cal zu, wandte sich zu Agatha und lächelte: „Wollen wir?“

Der Weg zurück war ungefähr genau so anstrengend, wie der Weg zum Shuttlehangar, aber er ging schneller, musste man doch keine Pause an der Krankenstation einlegen. Als sie sich wieder hochseilten – Genie und Eden waren dageblieben, um nach ihnen Ausschau zu halten – warteten auch die Katib schon auf sie.
„Können wir euch mitnehmen?“ , fragte der erste Katib Jasmin. Es war faszinierend, dass diese Wesen tatsächlich immer wieder und weiter dazulernten.
„Natürlich“, nickte die Prinzessin und man machte sich auf den Weg.

Währenddessen hatte Cal es sich in der Hornet gemütlich gemacht, die Beine übereinander geschlagen und sich an die Konsole gelehnt. Er blickte ins Rund und stellte fest, dass gerade gepflegte Langeweile im Begriff war, aufzukommen.
Sich räuspernd, stand Cal auf, zog seine Weste gerade – verdammt, mit Uniformoberteil wirkte das zweite Picard-Manöver, also das Glattziehen des Uniformhemdes einfach cooler.
„Sagt mal“, sprach er, während er versuchte, dennoch einigermaßen „cool“ zu wirken, „wie ist es eigentlich in Theben?“
Theti war verblüfft: „Wie, wie es da ist?“
„Na… der momentan herrschende Pharaon – wie heißt er?“
„Mein Vater ist Pharao Mehren-Ré, der Herrscher der beiden Länder.“, sprach die Prinzessin und dem Captain entging nicht, dass diese Worte schon oftmals ihren Mund verlassen hatten. Sie sprach diese mit einer solchen Selbstsicherheit aus, dass er gar nicht anders konnte, als bewundernd nicken. Natürlich konnte sie ihm nur das sagen, was sie auch wusste und verstand. Cal fluchte in Gedanken. Es hätte ihn schon gereizt, zu wissen, ob die Ra-Rebellion schon gelaufen war – und ob dort tatsächlich Nefer-Tina, Amun-Ra, Jackal und Rath herumliefen.
Also blickte er die Prinzessin an: „Und wie sieht es politisch aus? Also – ist die Lage ruhig?“
„Es gibt vielleicht ein paar kleine Probleme mit einem Mann aus dem Volk. Sein Name ist Aknemkanon und er scheint tatsächliche Ambitionen zu haben, der nächste Pharao zu werden, sollte meinem Vater oder mir etwas zustoßen.“
„Da kann man nur hoffen, dass Du uns noch ne Weile erhalten bleibst, was?“, grinste Cal schief und zwinkerte ihr zu, „Genauso wie ich hoffe, dass Agatha und Jasmin gleich mit dem Dilithium-Kristall wiederkommen.“
Er räusperte sich und blickte auf die Konsole. Aknemkanon. Diesen Namen hatte er schon einmal gehört, aber – wo, das fiel ihm gerade, beim besten Willen, nicht ein.
„Und wie ist es in Fiktivistien?“, fragte nun Theti und Cal konnte hören, dass in ihrer Stimme ein kleines bisschen Ironie mitschwang.
Der Captain grinste, setzte sich ihr gegenüber und schaute ihr in die Augen: „Einfach traumhaft. Also – natürlich gibt es hier und da Probleme.“
Er zuckte mit den Schultern, deutete dann auf die Luke, ins Ungefähre, dorthin, wo er Agrabah vermutete: „Da kann dir uns Al ein Liedchen von trällern.“
Dann schaute er zum jungen Abenteurer, zwinkerte ihm zu und grinste: „Gell, Al?“
„Ja, Cal.“, kam die Antwort, „Aber wenn Du schon was über Theben erfahren willst, wäre es nur fair, wenn Du auch antworten würdest, meinst Du nicht auch?“
„Guter Punkt“, zwinkerte der Captain erneut, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, ehe er sich wieder Theti zuwandte: „Ach, Gottchen, das Leben in dieser Welt hat schon viel Schönes und viel Neues. Gut – zwischenzeitlich ist das Neue nicht schön und das Schöne nich neu, aber es ist ja auch keine perfekte Galaxis, in der wir leben.“

Nein – es gab Dinge, die musste er der hier anwesenden Jugend nicht auf die Nase binden. Borg, Wolf 359, Dominion-Krieg, der Romulus-Zwischenfall, der sie Data gekostet hatte – das alles musste die zeitindigene Spezies nicht wissen. Also räusperte er sich und begab sich daran, mit dem breitesten Lächeln zu lügen… und zu hoffen, dass Agatha und Jasmin mit dem Kristall wiederkamen.


 TBC

 Kapitel 24.2

„Was ist ein Waffelröllchen?“
Commander Agatha Silverbird wäre bei der Frage beinahe vom Pferd – besser gesagt – vom Katib gefallen und musste sich erst wieder richtig positionieren. Seit knappen 20 Minuten ritten sie und die hübsche agrabahnische Prinzessin Jasmin auf dem Rücken je eines Katibs. Und während sich die XO dabei gar nicht so schlecht anstellte – vor ihrem inneren Auge hatte sie immer noch ihren Freund vor sich, wie er von einem Katib einfach mit zum Berggipfel genommen wurde, dabei lautstarke Unmutsäußerungen von sich gegeben hatte und sich sogar auf das berühmte Schimanski-Zitat „Scheiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiißeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!“ verstiegen hatte – war sie einfach nur fasziniert davon, wie Jasmin einfach ruhig dasitzen konnte, den Oberkörper hoch aufgerichtet, den Rücken pfeilgerade und die Seitwärtsbewegungen des Tieres scheinbar mit ihrem Becken ausgleichend. Vielleicht müsste man, um so ruhig und konzentriert da zu sitzen, mehr als nur die Anfangsschritte im Bauchtanz draufhaben.
Damit war es klar – wenn sie wieder in ihrer Zeit waren, wenn alles wieder so war, wie es vorher gewesen war, würde sie sich ein paar Mal die Woche ins Holodeck zurückziehen und sich vom Shakira-Trainingsprogramm professionell durchquälen lassen.

Aber die Frage, was ein Waffelröllchen sei, überraschte sie deshalb, weil der Katib unter ihr sie gestellt hatte. Kurz blickte sie auf den über ihr fliegenden Teppich, der Mechanikles immer noch eingerollt hatte und sie daher an genau dieses Waffelröllchen erinnerte, das sie selbst gerne einmal aß, wenn Cal aus dem Replikator eine Lage Kekse geholt hatte.
Es überraschte sie auch nicht, dass der Katib diesen Ausdruck nicht kannte – vielmehr der Fakt, dass das Wesen offenbar einen Gedanken aufgeschnappt hatte, den sie so gar nicht der Öffentlichkeit freigegeben hatte.  Und schon wusste sie wieder, weswegen ihr die Borg so unangenehm waren. Unbewusst einen Gedanken zu „teilen“ war etwas, das ihr nicht gefiel, weswegen sie auch von diesen sozialen Netzwerken größtmöglichen Abstand nahm.

Gut, hin und wieder ließ es sich nicht vermeiden. Sie war beim Academy-VZ angemeldet, versuchte aber Sachen wie Spacebook zu meiden. Es reichte ihr, dass der Großteil ihrer Crew dieser Leidenschaft nachging und selbst über PADDs noch Kurznachrichten, so genannte „HS“ versandte. HS – es wurde entweder deutsch ausgesprochen, englisch oder einfach nur angedeutet gezischt - bedeutete High Speed und war das Kürzel für High Speed Messages, also Hochgeschwindigkeitsnachrichten. Wer auch immer die ursprünglichen Programme der VZs, Books und Kurznachrichten erfunden hatte, er wäre vermutlich sehr stolz. Und vor allem fragte sich Agatha, wie wohl der Wortlaut der ersten, jemals gesendeten SMS war – also der Test-SMS von einem Gerät ans Nächste.
Vielleicht „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat.“, was eigentlich schon wieder fast zu schön gewesen wäre, war diese Meldung schließlich auch der erste Satz, der damals am Telefon gesprochen wurde.

Wir Katibs fressen auch keinen Gurkensalat. meldete sich ihre Reitgelegenheit unter ihr zu gedanklichem Wort und Agatha konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Es tut mir leid“, sagte sie leise und tätschelte dem Wesen den Kopf, „Du wolltest wissen, was eine Waffelrolle ist? Nun, schau dir Teppich an. So sieht eine Waffelrolle aus – nur eben aus Waffelteig und ohne Mechanikles im Zentrum.“
Ob der Katib es verstanden hatte oder nicht, darüber blieb Agatha keine Zeit, nachzusinnen, denn in diesem Moment kam die Stadt der Prinzessin ins Bild.
„HO!“; machte die XO.
Jasmin hielt neben ihr an, sprang vom Katib und trat zu ihr herüber: „Alles in Ordnung?“
„Ja“, lächelte die Angesprochene, „Ich habe eure Stadt nur noch nie aus der Ferne gesehen.“
Diese komplette Architektur, dieser überlebensgroße Palast mit den Zwiebeltürmchen, das alles in einem Talkessel – es war einfach nur faszinierend und magisch. Kein Wunder, dass bei der Enthüllung der Stadt im ersten Aladdin-Film die Musik noch einen Extra-Zahn zulegte.
Und dies alles zeigte sich in diesem Moment, als der Katib über die Düne schritt – Agrabah im Dämmerlicht. Zwar war die Stadt noch einige hundert Meter von ihnen entfernt, aber sie wirkte schon so groß und so nah, dass man beinahe nur die Hand nach ihr ausstrecken musste, um da zu sein.
Agatha spürte die Hand von Prinzessin Jasmin auf ihrer Schulter, wandte sich ihr zu und sah, wie sie ihr ein Lächeln schenkte.
„Das geht allen so, die die Stadt zuerst sehen.“
Ein Zwinkern.
„Wollen wir dann?“, fragte die Prinzessin und Agatha nickte.

Sie schwang sich auf ihren Katib, tätschelte ihm einmal über den Kopf und lächelte, als das Wesen sich in Gang setzte und letzendlich beschleunigte. Sand wurde aufgewirbelt, als sich die Klauen, die sich an den Enden der von muskulösen Beinen getragenen Füßen befanden, in selbigen gruben und der Katib lossprintete.
Jasmin hielt sich fest, blieb auf dem Rücken des Wesens sitzen, erinnerte sich daran, wie ihr Reitlehrer ihr geraten hatte, genau das zu tun, die Schenkel fest in die Seite des Pferdes zu pressen und sich am Geschirr festzuhalten.
„YUHUUU!“, erklang es neben ihr und die Prinzessin drehte den Kopf zu Agatha um, die diesen Schrei gerade von sich gegeben hatte. Diese Seite der rothaarigen Frau hatte sie noch nicht so gut kennengelernt, war sie ja eigentlich eher die ernste, gesetztere, reifere Person, die hinter dem sehr jugendlichen Mann namens Calvin Cat stand.
Das Lächeln, das über ihre Lippen lief konnte – und wollte – sich Jasmin nicht verkneifen, schließlich war es schön, zu sehen, dass diese Frau auch eine Menge Spaß haben konnte.
Agatha blickte zu ihr herüber – erwiderte ihr Lächeln – und die Thronerbin konnte in ihren Augen eine Frage sehen: „Wollen wir ein Wettrennen veranstalten?“
Faszinierend – da wurde jemand übermütig.
Ihr Grinsen verbreiterte sich, sie nickte und übersetzte die Frage dann gedanklich dem Katib.
„Abdul hat gegen mich keine Chance.“ antwortete das Wesen aus der Armee von Morganas Mordmafia und Jasmin legte den Kopf schief: „Abdul?“
„Ich habe den Namen in eine für dich verständliche Aussprache übersetzt. Unsere wirklichen Namen sind natürlich für menschliche Zungen nicht aussprechbar.“
Erneut faszinierte es die Prinzessin von Agrabah, dass diese Wesen, je länger man sich mit ihnen beschäftigte und unterhielt, deutlich flüssiger in der Anwendung menschlicher Sprache wurden.
„Niedlich, dein Gedankengang. Zwar absolut menschlich und arrogant, aber niedlich.“, kicherte der Katib, „Schon einmal daran gedacht, dass je mehr Ihr euch mit uns beschäftigt und auf uns einlasst, verstehen könnt, was wir sagen wollen?“
Jasmin blinzelte. Sie musste zugeben, dass ihr dieser Gedanke nicht gekommen war.
Ihr Katib und die Reitgelegenheit Agathas, die „Abdul“ genannt wurde, blickten sich kurz an, stießen schrille, kreischende Laute aus, die nun tatsächlich nicht mehr zu verstehen waren, dann nickten sie einander zu.
„Was war das?“, wollte Prinzessin Jasmin wissen.
Die Antwort des Katib lies sie schmunzeln: „Festhalten. Wir legen los.“

Aus Sicht der Stadtwachen, die sich am großen Tor, das den Eintritt nach Agrabah erlaubte, positioniert hatten, schien in der Wüste, dort, wo das Nf’Y-Gebirge thronte, kurzzeitig ein Sandsturm loszubrechen, der wie eine gewaltige Welle aus Ocker auf sie zuraste. Sie hatten keine Gelegenheit, sich irgendwie in Sicherheit zu bringen und dann – war die Welle fort. Stattdessen rauschte an Ihnen etwas vorbei, war auf der Mauer und schon wieder fort.

Es war eigentlich ein Wunder, dass die beiden Prinzessinnen – also Jasmin und Agatha – nicht von ihren Katib geweht wurden, als die beiden begannen, richtig aufzudrehen. Und wie sie aufdrehten. Da wurde von einem Hausdach aufs Nächste gesprungen, manchmal in einem beinahe schon verrückt zu nennenden 90 Grad Winkel zum Boden, senkrecht an einer Wand entlang gelaufen, gesprungen, gehüpft, geschliddert und immer wieder gruben die Katib ihre Füße in den Sand, um noch schneller zu werden. Innerhalb von weniger Sekunden hatten sie den geschätzten Kilometer von der Düne zur Stadtmauer zurückgelegt und es brauchte noch einmal vielleicht zwei Sekunden, bis sie die nächste Mauer erklommen hatten. Die des Palastes.
Von dort aus war es nur noch ein wortwörtlicher Katzensprung, den beide Katib zum Balkon der Prinzessin unternahmen. Sie landeten auf dem Marmorboden, beugten sich vor und ließen ihre Passagierinnen absteigen.
„Wow, das war ne Fahrt.“, keuchte die Frau, die sich Agatha nannte, tätschelte dann ihren Katib auf die Schnauze, der dies mit einem wohligen Schnurren über sich ergehen ließ.
Jasmin lächelte ihrer Freundin zu, zwinkerte und sagte: „Ja, das war wirklich was.“
Auch sie tätschelte ihre Reitgelegenheit, ehe sie in die Knie ging und die Arme nach dem auf sie zupreschenden Rajah ausbreitete, der sie ansprang, mit sich zu Boden riss und ihr ein Katzen- oder besser gesagt – Tigerküsschen gab. Die Zunge wischte mehrfach durch das Gesicht und Jasmin kam nicht umher, laut zu lachen.
„Ja, ich hab dich auch vermisst Rajah.“, grinste sie, schlang ihre Arme um den Tiger und kuschelte sich an ihn, „Du bist sowieso der Beste.“
Dann stand sie auf, richtete ihr Aussehen und deutete auf die Katib. „Rajah, dass sind unsere Gäste. Sei nett zu ihnen.“
Der Tiger verneigte sich, blickte dann zu den beiden katzenähnlichen Wesen und begann Geräusche von sich zu geben.

„So, und wo ist jetzt dein Diadem?“, fragte Agatha und blickte sich um.
Dieses Zimmer war wirklich eines der größten, schönsten und prächtigsten, die der Palast anzubieten hatte. Das letzte Mal, als sie hier gewesen waren, hatte sie keine Gelegenheit gehabt, die Umgebung in sich aufzunehmen, da es darum ging, zu beweisen, dass Cal Mechanikles nicht hatte entkommen lassen.
Agathas Kopf ruckte hoch.
Mechanikles!
Sie wandte sich um, sah, wie der fliegende Teppich auf sie zuschwebte, den Griechen immer noch eingewickelt und vor ihr und Jasmin schweben blieb.
„Guter Junge“, tätschelte die XO das fliegende Weberzeugnis, ehe sie sich an Jasmin wandte. „Vielleicht sollten wir ihn hier“ – sie deutete auf den immer noch ohnmächtigen Mechanikles – „erst einmal an die Wachen überstellen, was meinst Du?“

Es ist faszinierend. Der Autor dieser Zeilen hat in einem relativ neuen Aladdin-Review die Vermutung gehört, dass Razul vermutlich der einzige Wachmann ist, der weiß, dass auch die Wachen über Schwerter verfügen. Ob das stimmt – oder nicht – darüber möchte ich mich jetzt nich en detail auslassen, das Interessante ist jedoch, dass man der Agrabahnischen Armee, respektive den Wachen nicht viel zuzutrauen scheint. Die momentan anwesenden Personen waren jedoch eine Zierde ihrer Zunft. Als Jasmin und Agatha sich ihnen näherten, zogen sie ihre Schwerter, bellten ein „Wer da?!“ und nachdem sich die beiden Frauen deutlich zu erkennen gegeben hatten, verneigten sich die Wachen artig, um dann – wie gewünscht, den bewusstlosen Griechen aus dem Teppich zu holen.
Agatha konnte sich den Zuruf „Seht mir ja zu, dass der nich wieder abhauen kann. Und wenn ihr ihn FESSELN müsst“ nicht verkneifen. Den verwunderten Blick Jasmins nahm sie war und drehte sich zu ihr um, ehrliche Verwirrung auf den Zügen: „Was?“
„Ach – nichts. Wollen wir in den Thronsaal gehen und Vater begrüßen?“

Das musste man natürlich auch nicht zwei Mal sagen.
Agatha war immer wieder fasziniert, wenn sie die Architektur dieses gewaltigen Saales begutachtete. Jasmin ging zu ihrem Vater, die XO der DRAGONFLY folgte ihr, blieb jedoch an der ersten Stufe der Treppe, die zum thron des Sultans führte, stehen. Den Rücken gerade erhoben, ließ sie sich auf die Knie sinken, neigte den Kopf tief, ehe sie wieder aufstand und Haltung annahm.
„Sultan.“, sagte sie dann und blickte zu Jasmins Vater herüber.
Dieser schaute erst zu ihr, dann zu seiner Tochter und lächelte: „Schön euch wieder zu sehen. Ich nehme an, ihr habt Mechanikles gefangen?“
„Haben wir, Vater.“, war es nun an Jasmin zu lächeln, „Er wird gerade in ein Verließ gesperrt, aus dem er eigentlich nicht sollte entkommen können.“
Der Sultan nickte begeistert. „Gut, gut“, machte er, nur um dann zu stoppen und sich – wie suchend – umzuschauen: „Ähm, wo sind Aladdin, Prinz Doktor, sowie die beiden Abgesandten aus Theben?“
„Sie sind auch unterwegs, aber… wir haben was in der Wüste gefunden und müssen…“, setzte Jasmin an und stockte, als sie den warnenden Seitenblick ihres Vaters bemerkte, der dann Luft holte um seine Stimme erneut erklingen zu lassen: „Es… es ist nur, ich … wir haben Besuch aus Theben erhalten.“
Und kaum, dass er dies gesagt hatte, öffnete sich die Tür und eine Phalanx ägyptischer Krieger betrat den Raum.
Agatha wandte sich um, schluckte hart und blickte dann wieder zum Sultan: „Ist… ist das eine Invasion?“
Die Krieger stoppten, ein Abgesandter in goldener Rüstung trat näher, fiel ebenfalls kurz, respektvoll auf die Knie, richtete sich dann wieder auf und blickte erst zu Jasmin, dann zum Sultan: „Nach dem Dekret des Pharaos müssen die beiden Individuen Theti und Papyrus an uns ausgeliefert werden.“

Jasmin merkte, wie ihr Herz schneller schlug. Hier stimmte etwas nicht – sie konnte es aber nicht genau ausmachen. Es war nur ein Gefühl, eine innere Stimme, die ihr zuflüsterte, dass die Situation sich nicht wesentlich verbessert – im Gegenteil: noch verschlechtert – hatte.
Aber sie war die Prinzessin von Agrabah, die Thronerbin und durfte sich nicht von inneren Stimmen und von Gefühlen zu unüberlegten Taten hinreißen lassen. Jedenfalls nicht in offizieller Mission.
Also holte sie tief Luft, straffte ihren Körper – jeder Zoll eine angehende Sultanin – trat mit gemäßigten Schritten die Stufen herunter, ging neben Agatha in die Knie, half ihr hoch und wandte sich dann an den Soldaten: „Aus welchem Grund müssen die Prinzessin und ihre Begleitung ausgeliefert werden?“
„Die Gründe haben das Sultanat Agrabah nichts anzugehen“, war die knappe Antwort des Abgesandten. Jasmin warf ihm einen wütenden Blick zu und verschränkte dann die Arme vor der Brust: „Ohne besonderen Grund kann ich Ihrem Auslieferungsgesuch nicht zustimmen.“
„Ja… Ja.… Jasmin, was tust du da?“, hörte sie die Stimme ihres Vaters und registrierte auch den verwunderten Blick Agathas. Die Prinzessin wandte sich ihrem Vater zu: „Es ist nicht richtig. Wir können sie nicht einfach so dem erstbesten Soldaten ausliefern, der diesen Saal betritt und eine Uniform trägt.“
„Stimmt“, erklang das leise Murmeln Agathas, „Der könnte ja auch von der Prinzengarde sein, nicht wahr?“
Jasmin grinste ihre Freundin an - was auch immer das bedeutete, das sie da gerade gesagt hatte, es klang so typisch fiktivistisch.

Der Soldat schien die Ablehnung nicht so einfach hinnehmen zu wollen.
„Wenn Ihr Handelsbeziehungen mit dem Reich der beiden Länder wollt, fügt Ihr euch diesem besonderen Wunsch des Pharaos.“
„Und wieso sollte der Pharao diesen Befehl geben?“ Diese Frage kam nicht von Jasmin, sondern vom Sultan, der sich auf seinem Thron so positioniert hatte, das er wenigstens ein bisschen imposant wirkte. Die Prinzessin warf ihm einen dankbaren Blick zu – vielleicht kam man jetzt endlich zum Kern der Sache.
Die Antwort des Soldaten jedoch war eher dazu geeignet, das Gegenteil zu erreichen – kurzzeitige, komplette Verwirrtheit -, sagte er doch: „Keine Ahnung – aber der Befehl kommt von Pharao Aknemkanon persönlich.“
„Moment, der Pharao heißt doch Mehren-Ré.“, blinzelte nun Jasmin verwirrt, doch als der Soldat hierrauf antwortete, war alles klar: „Mehren-Ré war ein Verräter, der sich nun im Dorf El Kurna versteckt hält.“
Jasmin blickte zu ihrer falschen Prinzessin mit den roten Haaren herüber und sie konnte in den grasgrünen Augen sehen, dass sie ebenfalls verstanden hatte. In Theben hatte es einen Staatsstreich gegeben.

 TBC

 Kapitel 24.3

Das Schwert glänzte im Halbdunkel gülden auf.
Mit einem imaginären und sehr unfreundlichen Fluch, der gedanklich die komplette Ahnenlinie des Schwertführenden in ein eher zweifelhaftes Licht rückte, warf sich der Angegriffene zur Seite und versuchte, seine eigene Waffe zu ergreifen. Was war er froh, dass er kein Schwert in der Hand halten musste. Diese Dinger mochten zum damaligen Zeitpunkt sicherlich ihren Dienst getan haben, doch wenn er die Wahl zwischen einer klassischen Distanzwaffe wie einer Armbrust, einer Pistole oder einem Phaser und einem Pittermesser auf Steroiden hatte, war er durchaus froh, dem 24. Jahrhundert entlehnt zu sein.

Und dennoch war der Säbelschwinger schneller und vor allem irgendwie besser. Es hätte ihn ja nicht großartig gewundert, wurmen tat es ihn aber schon und zwar gewaltigst.
„Das war es,Cal“, schwor er sich, „Wenn das Holodeck wieder funktioniert, gehst Du erst mal trainieren – mit den vier Musketieren, Ben Kenobi und Saber Rider.“
Und wo er gerade dabei war, etwas zu schwören, war er froh, dass der Satz „Dat schwör ich dich nackend in die Hand“ doch nur eine Redensart war.
Der Kommandant der DRAGONFLY warf sich aus der Angriffsbahn einer nächsten Schwertattacke und zuckte zusammen, als die metallene Waffe Kontakt zum Boden des Shuttlehangars aufnahm und Funken sprühten. Eigentlich wäre es ihm ja egal – der Replikator eines Sternenflottenschiffes konnte mit unzähligen Kleidungsstücken aufwarten und sicherlich mit dem entsprechenden Zugangscode auch eine Sternenflottenuniform replizieren. Wenn er dem Replikator die nötigen Informationen gab, die nötigen Daten, wie sein momentanes Outfit, mit dem sich das Wort „Business Attire“ (also Geschäftskleidung) mal so gar nicht gleichsetzen lässt, aussähe, wäre es dem elektronischen Rechenknecht sicherlich möglich, eine exakte und genaue Kopie seiner Mode herzustellen. Das Problem war: Diese Mode war ihm von Prinzessin Jasmin von Agrabah überantwortet worden und er hatte – zumindest mental – geschworen, gut darauf aufzupassen. Und überraschenderweise hatte er es auch geschafft. Der Schnitt, den Mechanikles ihm seinerzeit beigebracht hatte, war dem Stoff nicht gefährlich geworden, auch Stunts, die er bis dahin oder seit dem gemacht hatte, hatten die Kleidung nicht angefochten.

Ein weiterer Grund für sein Zusammenzucken war natürlich auch, dass sein Bauch – das hatte er beim Zusammentreffen mit Mechanikles gemerkt – empfindlich frei lag und Funkenflüge würden dort sicherlich unschöne Verbrennungen verursachen.
Und erneut warf sich der Kapitän des Föderationsschiffes aus dem Angriffsfeld, sprang nach hinten und schluckte, als er die Kälte von geschmiedetem Stahl fühlte, die gegen seine Schulter drückte.

„In Theben muss es einen Staatsstreich gegeben haben.“, wisperte die erste Offizierin Agatha Silverbird Prinzessin Jasmin von Agrabah zu. Das war mal wieder typisch – so typisch für dieses vermaledeite Schiff, auf dem sie ihren Dienst tat.
Der Soldat vom Typen Kleiderschrank Edelfichte in Massivholzoptik stemmte seine Hände in die Hüften und verlieh seinem Oberkörper damit ein gewisses Aussehen, nämlich das eines muskelbepackten, auf den Kopf gestellten, gleichschenkligen Dreieicks – oder, wie man auch sagen könnte, eines Halsbonbos einer gewissen Firma, die hier ob unterschiedlicher Faktoren nicht genannt werden darf und vermutlich auch nicht möchte. Womit man ihn ebenfalls vergleichen könnte, wäre, wie er da so stand, das rote Cape wehend im Durchzug des Palastes – die Architektur war nicht sonderlich gesundheitsfreundlich, aber andererseits sind wir hier in Agrabah, da ist selbst der Durchzug noch warm – das Kinn entschlossen nach vorne gestreckt, die kurzen, dunklen Haare leicht lockig… man hätte ihm einen hautengen blauen Leotard anziehen können, das auf den Kopf gestellte Dreieck (naja, eigentlich eher ein Mehreck) auf die Brust des Leotards drucken und mit einem roten S versehen und er wäre – wie schon Gaius Bonus in „Asterix, der Gallier“ sagte: „Supermann römisch Vier.“
Die ägyptische Variante des Aliens vom Planeten Krypton blickte in die Runde, erst zum Sultan, dann zu Agatha und trat schließlich auf Prinzessin Jasmin zu.
Diese holte einmal Luft, stemmte ihrerseits die Hände in die Hüften und bohrte ihren Blick in den ihres Gegenübers: „Geben Sie mir nocheinmal die Optionen.“
„Ein durchschaubares Manöver, Zeit zu gewinnen.“, sagte Superman ägyptisch-fünf, zuckte dann mit den Schultern und trat einen Schritt zurück: „Aber wie Sie wollen.“
Kurz blickte er sich um und sagte dann: „Ich wurde, auf das Dekret von Pharao Aknemkanon hin nach Agrabah entsandt, um die Tochter des Verräters Mehren-Ré, sowie deren Verlobten, den Fischer Papyrus, unter Arrest zu stellen und mit in das Reich Theben zu nehmen. Ihre Optionen sind daher entweder Kooperation – was Ihnen die ewige Dankbarkeit meines Pharaos zusichern würde – oder sie weigern sich, das dazu führen würde, dass Theben sämtliche Handelsbeziehungen mit Ihnen einstellen würde.“
„Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind wir in Verhandlungen , was Handelsbeziehungen angeht. Daher wäre es für uns kein großer Verlust, sollten wir die Beziehungen zu diesem Land verlieren und dem Paar Exil anbieten.“
Agatha merkte, wie sich ihr Atem beschleunigte. Entweder war Jasmin wirklich eine verdammt gute Pokerspielerin – oder wäre, wenn es das Spiel jetzt schon gäbe – oder aber sie wusste, dass Agrabah auch ohne Handelsbeziehungen mit Theben überleben konnte.
Ägyptisch-Clark Kent schien kurz zu grübeln und es würde sie nicht wundern, würden ihm nicht dieselben Gedanken durchs Gehirn spuken. Ihr selbst schwelte ja auch dieselbe Frage im Gebeiss, wie es in der Serie „Die Zwei“ mal gesagt wurde, vermutlich von Danny Wilde.
Doch auch der ägyptische Schon des Planeten Krypton schien nicht unbedingt sicher zu sein, ob Jasmin bluffte oder nicht – also entschied er sich für die Klügste, der möglichen Optionen: Er verneigte sich und ging. Vermutlich ritt er nach Hause, beriet sich, was zu machen wäre, denn – sie sah, dass der stählerne Blitz wusste, dass er im Fall eines Kampfes, als einzelner Soldat, allein gegen Alle kämpfen musste, und wer wollte das schon?  Schließlich wäre dann die Welt am Abgrund – zwar nur die eigene, persönliche Welt, aber wenn die nicht zählte, welche tat es dann?

Sie atmete aus und stellte fest, dass sie die Luft angehalten hatte. Kurz wandte sie sich an die Prinzessin und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie trat näher: „Du hast geblufft, oder?“
„Vielleicht“, zuckte Jasmin die Schultern und zwinkerte ihr lächelnd zu, „Vielleicht auch nicht? Schließlich ist dies Agrabah und wir wollen ein sicherer Hafen für die sein, die ohne eigenes Verschulden aus ihrer Heimat getrieben wurden oder sie verlassen mussten.“
Agatha schluckte und es tat ihr unendlich leid, dass sie wusste, dass Agrabah im Wüstensand der Geschichte der Vergessenheit anheim fallen würde.
„Ich bin mir sicher, dass dein Freund die Lage voll im Griff hat.“, lächelte Prinzessin Jasmin von Agrabah ihre „Amtskollegin“ Prinzessin River Song / Commander Agatha Silverbird mit einem ehrlichen Lächeln an und zwinkerte ihr zu. Die schöne Rothaarige atmete tief ein und dann aus: „Ich hoffe, das Du recht hast.“
Das war zwar nicht der Grund für ihre eher dunkle Laune, aber es trug sicherlich dazu bei. Und sie hoffte tatsächlich, dass Jasmin recht hatte.

Erneut atmete der Captain tief durch, hob beide Hände und warf den Phaser weg, der über das Deck klackerte und irgendwo im Halbdunkel liegenblieb. Er hatte es verbockt – mal wieder. Dann wandte er sich um und schüttelte den Kopf: „Ich hatte eigentlich gedacht, ich wäre besser.“
„Das war wohl ein kleiner Irrtum, oder?“, grinste ihn Papyrus an.
„Klein?“, kam es von Aladdin und Cal seufzte. „Ja, gut, ein großer Irrtum. Aber – ich hab mich länger gehalten, als ihr gedacht hattet, oder?“
Es war eigentlich eine ganz einfache Übung gewesen – und mal wieder aus typisch männlicher (oder besser: typisch Cal-liger) Selbstüberschätzung geboren. Das war eigentlich – und das wissen wir – schon immer des Captains Problem gewesen, dass er sich mit Leuten in deren Fachexpertise messen wollte – oder zumindest in etwas, das sie gut konnten. Bei Papyrus und Aladdin war es das gewesen, das er selbst gerne „taktisches Manöver 43“ nannte, das in Wirklichkeit aber, weniger Prosaisch, ein Spiel wurde, das man gerne wie folgt nannte: „Hasch mich, ich bin der“ – nein, nicht Mörder, liebe Louis de Funes Fans, sondern „Frühling“.
Nur klarer ausgedrückt: Papyrus, Aladdin und Cal wollten in eine Art Wettkampf veranstalten, wer von ihnen besser war. Zwischen den beiden Zeitindigenen (Spock aus Star Trek: Into Darkness sei für dieses Wort gedankt) kam es relativ schnell zu einem Unentschieden. Beide waren gleich fit, gleich klug, gleich gewitzt und verfügten über die gleichen Kampfmöglichkeiten, sprich: Ein Schwert.
Cal hielt sich im Anflug von Selbstüberschätzung für „Mit seinem Phaser überlegener“ und beschloss daher, die Sache mit eben dieser Starfleetwaffe zu bestreiten. Was er jedoch nicht auf dem Schirm hatte, war, dass sich die beiden Helden dann galant aus der Affäre zogen, wenn sie wussten, womit man gegen sie vorging. Quasi ein Anpassungsvermögen, um das sie jeder Borg beneidet hätte. Und nachdem sie wussten, dass Cal mit der Waffe gut und recht zielsicher umzugehen in der Lage war, konnten sie sich aus der Schussbahn werfen, griffen zu ihren Schwertern und dann hieß es „Gib ihm.“

Erneut seufzte der Captain, griff nach der Waffe, die klackernd über den Boden des Shuttlehangars geschliddert war – oder besser: Wollte danach greifen, als er sah, wie Theti den Phaser anhob und ihn auf sein Gesicht richtete.
„Peng, du bist tot.“, sagte sie, gab dem Kommandanten dann die Waffe und zwinkerte ihm zu. Ein weiterer Stoßseufzer entrann seiner Kehle, dann grinste er: „Einer solchen prinzessalen Schönheit ergebe ich mich doch immer gerne.“
„Prinzessal?“
Die Stimme Papyrus hatte einen leicht frostigen Tonfall angenommen, was den Captain jetzt nicht unbedingt zu überraschen vermochte – schließlich wusste er, dass Theti und Papyrus das waren, was man im englischsprachigen Raum gerne als „an item“ bezeichnete – also „einen Gegenstand“ oder, besser gesagt: „Ein Paar“.
Und er würde jetzt nicht darauf eingehen, räusperte sich stattdessen und neigte den Kopf schief: „Wo bleiben eigentlich unsere beiden anderen prinzessalen Schönheiten, also Jasmin und Agatha?“
Aladdin zuckte mit den Schultern: „Sie sind doch erst vor 20 Minuten losgegangen. Ich vermute mal, dass sie eine knappe Stunde zum Palast brauchen werden, dann müssen sie das Diadem suchen – erwarte deine Frau eher als in 3 Stunden zurück.“
Dann blickte der Agrabahnische Abenteurer den Captain der DRAGONFLY an: „Und – was willst Du überhaupt mit dem Diadem? Ich meine, Jasmin sagte ja, es sei eine Energiequelle, aber – wie funktioniert es?“
„Nun, ich vermute, es handelt sich hierbei um einen Dilithium-Kristall.“
„Einen was?“
Nun waren auch Papyrus und Theti interessiert, die sich auf die Rampe der Hornet-one gesetzt hatten und sich nun interessiert nach vorne neigten.
Cal räusperte sich: „Nun – der Dilithiumkristall ist… ja … wie erklär ich das jetzt?“
„Wieder mal keine Ahnung?“, grinste Theti und der Captain schüttelte den Kopf: „Nein – ich meine, ja, ich weiß es… also, so ungefähr. Bei einem Dilithiumkristall handelt es sich um eine Art… nennen wir es ein Ventil zwischen Materie und Antimaterie.“
„Materie und Antimaterie?“
Die Frage hatte nun Papyrus gestellt.
Cal konnte es sich nicht verkneifen, ein Gefühl zu empfinden, als wäre er der Dozent für vergleichende Warpphysik – einem Kurs an der Starfleet Academy, den er mit schöner Regelmäßigkeit besuchte, aber kein Wort verstand.
Aber Materie und Antimaterie zu erklären, das sollte doch eigentlich noch klappen, oder?

Zuerst fiel ihm der Witz ein, den der deutsche Komiker und Kabarettist Piet Klocke erzählt hatte: „Irgendwo im Weltall rotten sich Teilchen zusammen und sagen: „Wir sind jetzt ein Maikäfer.“ Und irgendwo anders im Weltall rotten sich Teilchen zusammen und sagen „Ja- haha… wir sind jetzt Kein Maikäfer.“
Natürlich wurde dieser Witz mit großer Geste erzählt, mit ein paar eingestreuten, gestammelten Halbsätzen, so wie es Klockes große Kunst war, aber so konnte der Captain sich das merken. Es gab Materie und das Gegenstück dazu, Antimaterie.
Aber mehr konnte er auch nicht dazu erzählen. Anti-Wasserstoff? Gab es das überhaupt?

Er räusperte sich, blickte in die Runde und sagte: „Also – es gibt Materie… also festen Stoff und Anti-Materie also… erm… ja… Energie, mehr oder weniger – nehme ich an.“
„Nimmst Du an?“, fragte Theti, ihre Stimme ein noch größeres Fragezeichen, als es die Frage selber war: „Ich dachte, du kennst dich damit aus?“
„Hey, ich muss die Kiste nur kommandieren, ich muss nicht verstehen, wie was funktioniert. Jedenfalls nicht bis ins letzte Detail.“
„Das hatten wir schon mal.“
Der Satz von Papyrus war emotionslos gesprochen worden, dann grinste er und schüttelte den Kopf: „Wenigstens bist Du ehrlich, Cal.“
„Danke.“, senkte der Captain den Kopf.
Hoffentlich kam Agatha bald.

 „Vater, ich ziehe mich jetzt wieder in mein Zimmer zurück und nehme Prinzessin Song mit mir.“
Die Stimme Jasmins zeugte von dem Willen und Wunsch, genau dies zu tun und Agatha konnte sehen, wie ihr Vater genau dies wusste. Gut, sie konnte es nicht sehen im klassischen Sinne, aber sie sah, wie sich der Sultan kurz ver- und dann entspannte, als wisse er, dass mit Jasmin einfach kein Debattieren war. Er seufzte: „Gut, aber pass auf dich auf.“
Und anhand des kurzen Aussetzens in Jasmins Atem ahnte Agatha, dass auch sie sich diese eine Frage stellte. „Wieso riet er ihr hier, in ihrem Palast, dort, wo sie zu Hause und sicher waren, auf sich aufzupassen?“
Die Antwort erschien ihr simpel und konnte nur lauten, dass Superman griechisch 86 hier noch irgendwo war – aber wollte dieser nicht seinem Pharao einen Bericht erstatten?
Seufzend schüttelte sie den Kopf – das war doch eigentlich egal -  wandte sich dann um und machte sich, zusammen mit Jasmin auf den Weg, das Diadem zu holen.
Wenn die Prinzessin aufpassen sollte, sollte sie halt aufpassen. Schaden konnte das nicht.

Jasmin fand sich verblüfft.
„Pass auf dich auf?“
Diese Worte hatte sie von ihrem Vater so noch nie gehört – jedenfalls nicht, wenn sie sich im Palast bewegen wollte. Dieser wurde ja schließlich vom äußerst fähigen Personal – Razul und Konsorten – bewacht und daher waren sie eigentlich sicher. Gut, hin und wieder gab es mit dem kompetenten Wachpersonal Schwierigkeiten. Da fiel ihr zum Beispiel die Geschichte ein, die Aladdin ihr einmal erzählt und die vor dem Treffen zwischen ihr und dem damaligen Straßenjungen stattgefunden hatte, das alles verändern sollte. Damals war Aladdin auf der Flucht vor Razul und seinen Mannen gewesen, was ihn natürlich nicht daran gehindert hatte, ein flottes Liedchen auf den Lippen zu haben.
Während der Jagd durch die Gassen Agrabahs hatte Abu ein Schwert gestohlen und hielt es so, dass er die Wachen bedrohen konnte. Die Reaktion sah so aus:
Einer der Wachleute schrie „Verdammt! Er hat ein SCHWERT!“ und war schon dabei, seine eigene Waffe wegzuwerfen und sich zu ergeben.
Razuls Reaktion: „Dummkopf! Wir alle haben Schwerter!“
Jasmin musste zugeben, dass sie dies nur zu gerne gesehen hätte.
Also ja – auch die Palastwachen waren nicht gerade die Krone der Schöpfung, aber – meistens funktionierten sie, wenn sie nicht gerade wieder vergaßen, dass sie Schwerter besaßen.
Aber nichts desto Trotz, rechtfertigte dies ein „Pass auf dich auf?“ seitens ihres Vaters?
Oder war etwas im Begriff, komplett falsch zu laufen?

„Sag mal, Cal“, riss den Captain die Stimme Aladdins aus den Gedanken, „Wie bist Du eigentlich in diese Situation geraten?“
„Welche meinst du?“
„Naja – die, in der du jetzt bist?“
Innerlich rollte der Captain mit den Augen – ging es eigentlich noch unspezifischer? Welche Situation meinte der Abenteurer aus Agrabah? Dass er sich jetzt hier befand? Das er Kommandant eines Raumschiffes war? Das er in der Vergangenheit war? Gut – wenn wir ehrlich sind, sind Situation 3 und Situation 1 ja fast schon identisch.
„Ich glaube, er meint, wie bist Du dazu gekommen, dein eigenes Luftschiff zu kommandieren?“, mischte sich nun Theti ein und schaute den Kommandanten der DRAGONFLY aus braunen, großen, neugierigen Augen an.
Dieser zuckte mit den Schultern: „Das ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte. Da war ein Krieg mit einer Allianz von unterschiedlichen Nachbarländern, weit im Norden hinter Finnland.“
„Finnland?“
„Nicht so wichtig, Prinzessin. Auf jeden Fall kamen die zu uns und wollten Trouble machen.“
„Trouble?“
„Naja, Rabatz. Rambazamba. Stress. Wollten die lockere Klappe und die lockere Faust regieren lassen. Diese Vögel wollten uns tatsächlich ernsthaft mit ihrer Luftschiffflotte schaden, zumal sie die Entfernung zwischen ihrer Heimat, weit im Norden hinter Finnland und tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, mit einer Art Technologie schneller überbrücken konnten.“
Der Captain seufzte, ließ sich ebenfalls auf dem Shuttlehangarboden nieder und blickte ins Rund: „Wir haben ordentlich in den Sack gekricht, wenn ich das mal so sagen darf, man hat uns also wirklich schaden können. Selbst die fiktivistische Hauptstadt, Frisco, wurde Ziel von Angriffen, die uns wirklich wehtaten und die Feinde machten selbst vor unserem Ausbildungszentrum, der fiktivistischen Luftschiffakademie nicht halt.“
„Wie schrecklich.“, legte Theti eine Hand auf ihren Mund und lächelte Cal dann beruhigend zu, als dieser langsam nickte: „Da sagst Du was, Prinzesschen, da sagst du was. Auf jeden Fall haben wir sie aber dennoch vertreiben können. Und da so viele unserer Luftschiffe beschädigt oder gar zerstört waren, hatte man eine Idee aufgegriffen, die Jahre früher, als ich noch ein gedankenloser Teenager war – also noch gedankenloser als heute – von mir und meiner Familie an das fiktivistische Oberkommando gesandt wurde. Jetzt griffen sie die Idee auf – also, in den letzten Wochen des Krieges. Und ich wurde gebeten, daran teilzuhaben. Deswegen bin ich jetzt hier.“
Cal erhob sich und blickte erneut in die Runde.
„Erwartest Du, dass wir Dir das abkaufen? Dass eure Luftschiffflotte nur darauf gewartet hat, dass Ihr mit der richtigen Idee auftaucht?“
Fragen, die von Freunden gestellt werden, können manchmal sehr fies und sehr direkt sein – so auch hier. Aber der Captain konnte es Theti ja nun nicht komplett verübeln – ehrlich gesagt: Das klang ihm selbst immer wieder zu abgeschmackt, dass gerade er es gewesen wäre, der das Projekt angestoßen hatte. Blöd war nur, dass es leider genau so passiert war – durch einen Autor der einen Gary-Stu geschrieben hatte oder sonst jemanden, der den Plot des Lebens versaut, vorangebracht.
Aber, wenn die Zeitindigenen ihm das nicht glauben wollten – vielleicht fiel ihm etwas anderes ein.

 Nun, das begann alles vor ungefähr 4 Jahren. Fähnrich Agatha Silverbird, ihres Zeichens Wissenschaftsoffizierin auf der U.S.S. ENTERPRISE-E hatte sich mit ihren ehemaligen Klassenkameraden in Verbindung gesetzt, um zwei Terminlichkeiten zu begehen – ihren 21. Geburtstag und ihre Beförderung zum Fähnrich.  Schon die Einladung war entzückend kryptisch gewesen und Cal hätte es ohne die Hilfe seiner damaligen Freundin, Gina Intrupper, gar nicht gefunden und als sie angekommen waren, hätte der spätere Captain am liebsten wieder umgedreht.  Agatha Silverbirds Idee einer Geburtstagsfeier war ein Picknick in einem Maisfeld.  Einem echten Picknick, auf einem echten Maisfeld – an der frischen Luft und in freier Wildbahn. Mit echten Ameisen, die über die Picknickdecke laufen könnten und echten Bienen und Wespen, die sich ebenfalls in der Gegend rumtrieben – und die Cal hörte.
Vor ein paar Wochen war der Fähnrich mal von einem solchen Vieh gestochen worden und in einen Schockzustand gefallen – was den Vorteil hatte, dass Gina an ihm noch ein bisschen üben konnte und den Nachteil, dass er seit dem, wann immer er dieses Surren hörte, mit einer Gänsehaut zu kämpfen hatte, die sein Rückgrat herunterwanderte, natürlich ohne den Gassenhauer der „Rosaroten Elefanten“ von sich zu geben. Nicht einmal zu „Rosaroten Wespen“ reichte es.
Aber seit dem ging es Cal wie in dem Lied: „Ob Pink, ob Grau, das ist mir so einerlei, vor allen Arten Elefanten fürchte ich mich“ – wobei es bei ihm eigentlich heißen müsste: „Ob Pink, ob schwarz-gelb, das ist mir so einerlei, vor allen Arten Wespen fürchte ich mich.“

Ansonsten konnte der Captain freudig festhalten, dass sie alle gekommen waren, die er seit knapp drei Jahren nicht mehr gesehen hatte – ausser natürlich seinem besten Kumpel Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, seiner Freundin Gina und deren beste Freundin Agatha. Diese hatte damals, als er ein Praktikum machen musste und sich für die ENTERPRISE-D entschied, auf selbigem Schiff kennen- und lieben gelernt. Agatha fand ihn eigentlich immer relativ uninteressant und auch bei der italienischen Ärztin musste er einiges an Überzeugungsarbeit leisten.  Aber seit Ende der Akademiezeit hatte hatte er von seinen anderen Klassenkameraden auf der Akademie nichts mehr gehört – was eigentlich schade war.

Ethan, Alexander, Jill und Alexandra wieder zu sehen, wie sie schon zusammen mit Agatha und Scotty auf der großen Decke saßen, das war schon etwas.
Neben sich hörte er Gina laut lachen und dann sah auch er den Grund. Alexander Strange schien eigentlich wenig amüsiert zu sein, seine Schwester mitgenommen zu haben. Aber was er so bei Ethan und Sebastian an verstohlenen Blicken Richtung Alex’s Schwester bemerken konnte, so schien es, dass die beiden Herren der Schöpfung froh waren, dass Alexandra ihnen Gesellschaft leistete.  Es würde Cal nicht wundern, hätten Scotty und Ethan doch sehr darauf bestanden, dass Schwesterlein ebenfalls mitkam. Das mochte eventuell daran liegen, dass fachkundige Kenner der Celebrities des frühen 21. Jahrhunderts festgestellt hätten, dass Alexandra Strange eine verblüffende Ähnlichkeit zu einer Schauspielerin aus einem Film aufwies, der sich um formwandelnde Roboter drehte. Zumindest hatte Cal dies am ersten Tag festgestellt, als die beiden Strange-Geschwister in die Klasse gekommen waren und – was besonders komisch war, Alexander selbst erinnerte ihn irgendwie an den Hauptdarsteller eben jenes Filmes über die transformierenden Entitäten. Und der spätere Captain hatte einmal den Fehler gemacht, diesen Gedanken bis zu dessen logischen Ende durchzudenken und festgestellt: „Unter diesen Vorzeichen ist das Ende dieses Filmes, wo sie in Hotpants auf der Motorhaube des Camaros sitzt und ihn küsst, sehr… yikes.“

Und dass Alexandra ausgerechnet heute eine ähnliche Kleidung angezogen haben musste, machte sie Sache auch nicht besser.
Aber – wat willste machen? Schließlich war es warm, der Sommer ließ grüßen, was Cal seit seiner unheimlichen Begegnung der stechenden Art mit einem „Grüß ihn wieder, der soll ja nicht vorbeikommen“ konterte. Aber – auch heute schien das Wetter keinen großartigen Wunsch eines angehenden Sternenflottenoffiziers entgegenzunehmen. Andererseits: Es war doch okay. Schließlich war dies Agathas Tag und da wollte man doch nicht so sein. Er würde lieb zur Umwelt sein, dann würde ihn auch keines dieser dussligen Stechviecher stören.

Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, kurz, es war die ideale Idylle – wenn man darauf stand. Agatha ließ sich reichlich beschenken, war eine vollendete Gastgeberin, die den Anwesenden „ordentlich einen einschenkte“ – womit wirklich nur gemeint war, dass sie sie mit Getränken versorgte -  und legte sich dann auf den Rücken, um die Sonne zu genießen.
Wie schon gesagt – eine Idylle.

Dann jedoch passierte etwas, womit überhaupt keiner gerechnet hatte.
Scotty, der den Posten als Fähnrich im Maschinenraum eines Föderationsschiffes ausübte und mit seinem Tricorder ein bisschen angeben wollte, empfing plötzlich eine Energiesignatur -  Eine sehr ungewöhnliche Energiesignatur.
„Agatha, hast Du hier irgendwo einen Mini-Warpkern ?“, fragte er.
Doch als Agatha den Kopf schüttelte, stand Scotty auf und fing an, „herumzuscannen“, sprich, sich mit dem Tricorder mindestens einmal in sämtliche Richtungen zu drehen – und dann loszulaufen. Cal, Gina, Ethan, Agatha und die Strange-Geschwister sahen ihm verwundert nach, ehe sie mit den Schultern zuckten und ihm folgten.
Das heißt: Alle ausser Cal.
Dieser ließ sich mit einem „Ja, ich bin doch nicht komplett bescheuert“ auf der Decke nieder, griff nach einem der kleinen Mini-Schnitzel, die Agatha als Speise zubereitet hatte und biss herzhaft hinein.
Wie auch immer Agatha Silverbird dieses Schnitzel hinbekommen hatte, wusste er nicht – er wusste nur, es schmeckte wirklich ausgezeichnet. Der Nachteil an einem solchen Mini-Schnitzel ist, dass es nicht allzu groß ist – ansonsten wäre es ja auch irgendwie falsch bezeichnet worden. Und daher geht es eher in die Kategorie „für den hohlen Zahn“ – was dafür sorgte, dass der spätere Captain sich noch ein Mini-Schnitzel nahm, noch eines und noch eines.

Das Surren des Wespennestes hatte er geistig ausgeblendet – er wollte lieb zur Natur sein und konnte ja nicht immer nur deshalb, weil da eine Borussenfliege in seiner Nähe war, die Salzsäule geben. Nein, nein – er war lieb zu den Wespen, dann waren sie auch lieb zu ihm.
Das hätte man allerdings der Wespe, die gerade, als er in sein Schnitzel beißen wollte, selbiges durch pures Draufsetzen für sich deklarierte, auch sagen sollen, denn das Tier fand es gar nicht toll, dass man sich an seinem Schnitzel zu schaffen machte – und so flog es los.

Agatha stand verwundert vor einem großen Krater, in welchem sich eine Luke befand. Cal allerdings, vom Wespenschwarm gejagt, rannte an Agatha vorbei, lief weiter auf der Stelle und bekam erst mit, das er in der Luft hing, als es schon zu spät war.  Er hatte gerade noch Zeit, wie eine dieser Comicfiguren zu winken, bevor es mit ihm abwärts ging. Er prallte auf der Luke auf und brach durch (siehe da, sie war morsch gewesen).
Er landete in völliger Finsternis. Er tastete sich durch den Raum und lehnte sich an ein Pult, als plötzlich der Strom eingeschaltet wurde und er sich einem Raumschiff gegenübersah. Es war gigantisch und erinnerte ihn an eine Intrepid-Klasse. Cal näherte sich verwirrt dem Objekt. Er berührte das Raumschiff fassungslos. Auf der Hülle war eine Libelle abgebildet, daneben las er U.S.S. DRAGONFLY.


„Sorry, ich wollte keinen Vortrag halten.“
„Kein Problem.“, lächelte Aladdin, erhob sich ebenfalls und reichte dem Kommandanten die Hand: „Übrigens – schön dich wirklich kennen zu lernen.“
Die dargebotene Hand ergreifend grinste Cal und zwinkerte dem Jungen aus Agrabah zu: „Ich glaube,  dass niemand wirklich gekannt wird. Allein schon das, was wir für uns behalten – oder was andere über uns wissen, wir aber nicht über uns… das alles verfälscht. Aber – es ist schön, dass Ihr nicht sauer über unsere Maskerade seid.“

„Meinst Du, wir werden schnell dein Diadem finden?“
 „Keine Sorge, Prinzessin Song – ich weiß ganz genau, wo es ist.“, lächelte die Prinzessin der Kommander über den Rücken hinweg zu, „Ich hab es schließlich an einem Ort aufbewahrt, an dem es sicher ist.“
Sprachs und ging zu dem Korb, in dem normalerweise Rajah zu nächtigen suchte. Mit gekonntem Griff zauberte sie das Schmuckstück aus der Polsterung des Korbes und warf es dann Agatha zu. Diese tat einen Schreckenslaut, eilte los, um das Diadem zu fangen und atmete erleichtert auf, als es mit einem leisen „Pling“-Laut in ihrer Handfläche landete.
Sie wandte sich an die Prinzessin, legte sich eine Hand auf die Brust, dorthin, wo das Herz war, und atmete tief durch, ehe sie den Kopf schüttelte: „Prinzessin, bitte mach sowas nicht nochmal. Ich hab das Ding schon über die Ballustrade hinunter in den Garten segeln sehen.“
„Wie gut, dass du es aufgefangen hast.“, zwinkerte Jasmin ihr zu, schnalzte mit der Zunge und lächelte, als die beiden Katib im Zimmer erschienen.
Kurz blickte sie zu Agatha.
 „Wollen wir?“, fragte sie, wobei sie mit dem Kopf Richtung des Katibs der XO nickte.
Die Gegenfrage, ein „Ist der Papst katholisch?“, überhörte sie wohlweißlich. Vermutlich war das wieder irgendeine Referenz zu fiktivistischer Kultur.
„Dann lass uns.“, sagte sie dann noch und lächelte, als die Katib sich in Bewegung setzten.

 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 08.07.14, 13:54
  Kapitel 24.4

Es gab und gibt Tiere, die lassen sich nur als „hochgradig nervend“ bezeichnen – oder auch „hochgradig nervig“. Dieses Statement kann eigentlich jeder unterschreiben, der im Sommer das „Vergnügen“ gehabt hat, sich einen Raum mit neugierigen Fliegen teilen zu müssen, weil diese – genau wie ihre mit Wehrstacheln ausgerüsteten Verwandten im Borussia-Dortmund-Outfit – die kleinste Öffnung finden, um in eine Wohnung zu kommen, dann aber das größtmögliche Loch (ein geöffnetes Fenster) nicht finden, bzw. es bevorzugen, wenn sie es finden auf der Scheibe platz zu nehmen und sich zu putzen. Erst werden die hinteren beiden Beine aneinander gerieben, dann die Vorderen und – einer athletischen Kuriosität gleichend - auch gleich der um vieles größere Kopf, den die Fliege so nach vorne neigen kann, dass sie auch an die hinteren Stellen ihrer Denkstube gelangen kann. Auch die Flügel werden durch die Fliege angeklappt – vermutlich fahren sie in den Stand-By-Modus herunter und Freund Puck macht es sich bequem.
Und wenn Fliegen nicht mit einem gewissen „Igitt-Faktor“ behaftet wären, da sie ihre Larven in biologischen Rückständen feststofflicherer Natur hineinlegen und auch die Fliege selbst nicht unbedingt als das sauberste Tier gilt, könnte man sie eigentlich ganz putzig finden, wie sie sich putzen. Und es ist ja nicht so, als ob diese Tierchen ebenfalls über einen Wehrstachel verfügten, der dazu in der Lage ist, dem Menschen Schmerzen zu bereiten.
Ferner sollte man berücksichtigen, dass – so sagt es Kabarettist Dieter Nuhr – das Gedächtnis der Fliege 0,7 Sekunden hält. Das macht sie reaktionsschnell – aber auch unglaublich dämlich.

Dem gegenüber steht das mystische Westen des Katibs, dass zwar ebenfalls neugierig sein kann, aber es in Sachen „Gelenkigkeit“ nicht mit einer Fliege aufnimmt. Das ist auch gar nicht nötig, schließlich verfügt er über keine Flügel, legt keine Larven in irgendwelchen Rückständen ab und gilt allgemein als sehr sauber. Aber im Gegensatz zur Fliege, die nervig ist, kann ein Katib – sollte man auf die Idee kommen, ihn reizen zu wollen oder nicht über das große Herz Prinzessin Jasmins, sowie deren Weitsicht verfügen – ein Menschliches Leben mit einem „Haps“ beenden, was sich der Katib vermutlich noch nicht einmal schämen würde, zu sagen.

Hatte man nun allerdings – wie im Falle von Prinzessin Jasmin geschehen – einen Kontakt, einen Draht, eine Verbindung, zu den Wesen hergestellt, sah man sich verblüffenden Fakten gegenüber, etwa dem, dass die Katib-Sprechweise und die der Menschen sich eigentlich gar nicht mal so sehr voneinander unterscheidet, was eingedenk der Katib’schen Herkunft nicht großartig überraschen sollte. Interessant war allerdings auch, das diese Kreaturen, die man für wild, unzivilisiert, barbarisch hielt, nobele Züge annehmen konnten, sich als Reittiere hergaben und sogar gewillt waren, sich ihrer Herrin und Meisterin – der Magierin Morgana – entgegen zu stellen.

Während sie auf dem Rücken des Katib saß und eventuelle Schlenker des Tieres mit einer schnellen Bewegung ihres Beckens ausglich, sodass sie immer aufrecht saß, konnte sich Agatha Silverbird nicht helfen – die Sache war ihr zu heikel und zu undurchsichtig. Nicht so sehr der Fakt, dass sie in die Vergangenheit geschleudert worden waren – schließlich war sie mit Cal zusammen und da gehörte sowas beinahe schon zum Berufsbild – aber dass sie ausgerechnet in dieser minimal zu nennenden Zeitspanne ankamen, in dem Pharao Mehren-Ré noch an der Macht war, nur um dann einige Tage später durch Pharao Aknemkanon entthront zu werden – wobei… bedachte man, dass es ein ganz schönes Streckchen von Agrabah nach Theben war, geschah dieser Umsturz wahrscheinlich drei Stunden nachdem Papyrus und Theti den Palast verlassen hatten.

Agatha, konzentrier dich besser und halte das Diadem fest. , ermahnte die Stimme des
Katib sie und die XO konnte nicht anders – sie musste lächeln. Wie einfach eine Situation gefährlich werden konnte, konzentrierte man sich nicht, hatte sie vor knapp 2  Jahren wieder einmal erlebt, als Sie, zusammen mit Cal, Sam Carter, der Goa’Uld Hathor und einem Privatdetektiv namens Thomas Sullivan Magnum IV auf einer Borgbasis waren.
Eigentlich hatte sich die Goa’Uld, die die Persona der „Göttin der Liebe“ aus dem ägyptischen Glaubenskreis angenommen hatte, mit den Borg verbündet, um ihr eigenes Territorium schneller erweitern zu können. Das hatte in sofern ganz gut geklappt, dass in der Basis, die sich auf dem Planeten befand, den betreten hatten, um ein seltenes Heilkraut zu finden, das nur auf diesem Planeten wucherte – dort allerdings eher unkrautig – Borg und Jaffa miteinander ko-existierten. Solange zumindest, bis die Borg-Königin beschloss, dass die Allianz sowieso keinen Wert hatte.


In der Borgbasis, die einst auch die Basis von Hathor gewesen war, saßen fünf Personen ziemlich dämlich in der Gegend rum - Sam, Calvin, Agatha,  Magnum und Hathor.
„Was können wir nur gegen die Borg tun?“, fragte Cal, was Sam zu einem „Das müssen Sie wissen. Sie sind doch der Borg-Experte.“ hinriss.
Das stimmte allerdings. Verglich man die Kenntnisse, die Samantha Carter die Borg betreffend besaß mit denen des Captains, wurde sehr schnell klar, dass der junge Starfleetoffizier eigentlich mehr Ahnung haben sollte, als eine ebenfalls junge, aber nicht aus des Captains Zeitlinie stammende, Astrophysikerin.
Interessanterweise kam der nächste Einwand nicht vom blonden Sternenflottenoffizier, sondern von dem, mit dunklen Locken ausgestatteten Navy-Captain, dem nur ein Wort entfuhr:  „Wasser.“
„Wie?“
Diese Frage war einstimmig – also unisono – aus gleich mehreren Kehlen gekommen, hauptsächlich jedoch aus den verwunderten Mündern von Cal und Agatha, wobei in diesem Fall nicht nur die Münder verwundert waren, sondern auch die kompletten Körper von Captain und XO.

„Wasser. Wenn wir die Borg mit Wasser begießen, müssten sie rosten.“, erklärte Magnum und blickte in die Runde. Der Captain der DRAGONFLY räusperte sich: „Mister – erm… Captain Magnum – wir sind hier nicht bei ‚Louis unheimliche Begegnung mit den Ausserirdischen’ – und selbst wenn das klappen würde, was ich für extrem unwahrscheinlich halte, hätten wir damit genau einen Borg besiegt. Aber die Borg werden von einer Kollektivstelle gespeist.“
„Hmm, naja gut. Dann müssen wir halt diese Kollektivstelle tüchtig gießen.“, meinte Magnum.
„Die Kollektivstelle tüchtig gießen “, entfuhr es Calvin, der sein Gegenüber, den ehemaligen Privatdetektiv ansah, als sei dieser ein Mondkalb, „Hab ich das gerade richtig gehört?“
Doch  sowohl Captain, als auch Captain – erm – sowohl Sternenflotten-, als auch Navy-Offizier, sollten nicht dazu kommen, die Feinheiten des Planes näher zu erörtern, denn in diesem Moment schlug eine Stabwaffensalve zwischen ihnen ein.

Sowohl Cal, als auch Magnum, überließen sich antrainierten Reflexen, rissen die Arme hoch und ließen sich fallen, um sich abzurollen und in Deckung zu hechten – oder besser gesagt, sich, sowie die anderen in Deckung zu bringen.
Magnum riss Sam zu Boden, während sich der Sternenflottenoffizier auf Hathor und Agatha geworfen hatte und dann entschuldigend lächelte: „Sorry – aber… ich hätte was dagegen, wenn man euch den Kopf wegblasen würde.“
Dann holte er Luft und rief: „Magnum, haben Sie noch eine Waffe?“
„JA!“, war die gebrüllte Antwort des Nagy-Offiziers.“
„Werfen Sie mir die Waffe zu.“
Magnum nahm seine Pistole und wollte sie werfen. Sams Arm schnellte hoch und ergriff die Kanone. Dann lud sie sie durch und rannte los.
„Sam, nicht.“, schrien Magnum und Cal gleichzeitig.
Doch Sam bewies wieder einmal ihre Fähigkeiten und ihr Geschick. Sie wich jedem Laserstrahl geschickt aus und nahm die Borg unter Feuer.
Sie zielte auf den letzten, noch übrig gebliebenen Borg und drückte ab, als plötzlich………
klick
Das Geräusch des leeren Magazins ließ Carter unwillkürlich zusammenzucken. Der Borg drehte sich zu ihr um und nahm Ziel.
„He, du Borg. Du vergisst den Cat-Faktor.“
Carter wusste, was jetzt gleich passieren würde. Richtig, Cal war bei ihr und riss sie zu Boden, wurde jedoch selbst von dem Strahl, den die Borgwaffe aussandte getroffen.
Carter fiel zu Boden und sah, dass Cal erst mit fassungslosem Entsetzen auf das Loch im Bauch starrte, anschließend in die Knie brach und zur Seite kippte.Der Borg selbst wurde von Hathors Handschuh ausgeschaltet. Dann versammelten sich alle um den gefallenen Captain. Agatha sah ihn an.
„Der Cat-Faktor.“, sagte sie schmunzelnd.
Cal musste ebenfalls lachen.
„Ja, der Cat-Faktor.“, hustete er.
„Was meinen die beiden?“, fragte Hathor.
Sam drehte sich zu ihr um.
„Er macht sich wohl immer solche riskanten Manöver und wird getroffen.“, erklärte sie.
„Aber jetzt zahlt er den Preis dafür.“, murmelte Magnum.
„Nein, tut er nicht.“, sagte Hathor.
„Bitte was?“, fragte Magnum, „Der stirbt.“
Sam begriff plötzlich: „Der Sarkophag.“


Sie erinnerte sich noch wie heute daran, dass sie innerlich geseufzt hatte und dem Gefühl, sich die flache Hand vor die Stirn zu schlagen, dass es nur so patschte und eine Freude war, widerstehen musste. Es war so typisch für Cal, in einer solchen Situation erschossen zu werden.
„Hoffentlich ist dein Freund nicht in einer solchen Situation gelandet.“ , meldete sich der Katib und Agatha schluckte: „Toll, musstest du mich daran erinnern?“
Ein Grinsen, dann gab sie dem Katib die Sporen – obwohl sie keine trug.

„Ich möchte es noch einmal versuchen.“
Papyrus, Theti und Aladdin hoben überrascht die Köpfe, als sie diesen Satz aus dem Munde des Mannes wahrnahmen, der sich ihnen vor etwas, das ihnen wie „vor langer, langer Zeit“ vorkam als „Prinz Doktor von Fiktivistien“ vorgestellt hatte, nur um später zu deklarieren, dass er der Kommandant eines Raumschiffes war.
Die Prinzessin aus Theben blickte ihn an und sie konnte Entschlossenheit in seinen Augen funkeln sehen – Entschlossenheit, sich zu beweisen. Und gerade dies bereitete ihr Sorge – nicht, dass Aladdin oder Papyrus gegen den Mann aus Fiktivistien verlieren würde, sondern eher, dass dieser sich eine Verletzung zuzöge.
Daher räusperte sie sich, sah den Kommandanten an, ehe sie lächelte: „Ich halte es für keine besonders gute Idee, Cal.“
„Dem schließe ich mich an.“, nickte Papyrus, was von Aladdin durch ein: „Ich mich auch“ sekundiert wurde.
„Ich meine, wir haben dich gerade schon einmal besiegt.“
Die Stimme des agrabahnischen Prinzen war hierbei ein Abbild auch seiner Sorge, nicht etwa von Überlegenheit. Es war Theti klar, dass in einem Kampf die beiden Geübteren – also Papyrus und Aladdin – die Überlegeneren waren.
Doch der ehemalige Prinz Doktor räusperte sich nun ebenfalls, blickte in die Runde, nahm den Phaser hoch, legte ihn auf den Boden und ließ ihn mit einem leichten Fußtritt über den polierten Boden in die Ecke schliddern.
Er grinste: „Ich würde auch ein Schwert nehmen.“

Das war ja noch schlimmer.
Theti würde sich hüten, diesen Satz zu sagen, obwohl er ihr durch den Kopf spukte – und so wie sie die betretenen Mienen Aladdins und ihres Mannes beobachtete, war sie sich sicher, dass auch den Beiden genau dies durch den Kopf ging. Wenn dieser Mann selbst mit einem Schwert hantieren würde, so sah die Prinzessin Thebens vor ihrem inneren Auge schon Haarbüschel fallen, weil er sich versehentlich einen modischen Kurzhaarschnitt verpasst hatte – und das war im Besten der möglichen Fälle. Im Schlimmsten würde er sich enthaupten und auch hier sah sie vor ihrem inneren Auge wie der Captainskopf von Captains Hals gen Boden fiel und eventuell noch ein paar Mal über selbigen rollte.
Nein – das konnten sie nicht zulassen.
„Kommt schon“, grinste der Mann, „ist doch nur ein kleines, harmloses Spiel unter Freunden.“
Sie konnte die braunen Augen des Fischerjungen und späteren Herrschers von Theben auf sich ruhen spüren, ebenso die Augen des ehemaligen Straßenjungen und späteren Herrschers von Agrabah. Die beiden Herren der Schöpfung wussten nicht, wie sie zu reagieren hatten – wobei es, wenn sie ehrlich war, ganz einfach war: Man müsste das ganze einfach ‚verbieten’, sprich, feststellen, dass es ja keinen Spaß machte, dass man müde war oder sonst irgendwelche Gründe vorschieben.
Und dennoch blickten sich Papyrus und Aladdin an, zuckten dann mit den Schultern und sagten dieses verhängnisvolle Wort: „Einverstanden.“

„Hier, Captain. Vorsicht, die Klinge ist sehr scharf.“, sagte Papyrus, als er dem Mann das Schwert übergab, der es entgegennahm, kurz betrachtete und kurz damit herumwirbelte – und das ohne sich versehentlich zu enthaupten. Das war tatsächlich die erste Überraschung, die der Mann für ihn bereit hielt, seit er sich als „Captain“ zu erkennen gegeben hatte.
Die Verblüffung in seinen Augen musste Cal gesehen haben, denn er lächelte den Fischerjungen an: „Ich hab ein bisschen auf der Academy geübt. Eine meiner Freundinnen, die ich dort kennenlernte, focht gerne.“
„Ah“, lächelte Papyrus und wandte sich dann an Aladdin, der auf ihn und den Captain zutrat und sich ebenfalls ein Schwert genommen hatte.
Kurz blickte der Prinz des Landes Agrabah zum seinem Kontrahenten herüber und ihm in die Augen: „Du kannst es Dir jederzeit noch überlegen. Du musst das hier nicht tun.“
„Wenn nicht jetzt“, wirbelte Cal wieder das Schwert durch die Luft, „Wann dann? Wenn nicht hier – sag mir wo und wann?“
Aladdin legte den Kopf schief: „Am Liebsten wäre es mir, das gar nicht tun zu müssen. Ich könnte dich verletzen und – das möchte ich nicht.“
„Ich pass schon auf.“
Sprachs und begab sich in Angriffsposition.
„En garde!“
Und damit ging es los.

Langsam trat der Captain auf sein Gegenüber zu, hob sein Schwert zum Schlag an und führte es zuerst sachte in Richtung Aladdins.
 „Wenn ich diesen Schritt hier mache…“, sagte er und lächelte, als der Prinz von Agrabah sein Schwert hob und es genau so sachte gegen die Klinge des Captain führte – in der klaren Absicht, ihn zu blocken.
Es war einfach nur zu genial. Da waren sie im Jahr X-Tausend vor Christus – „2995 vor Christus“, wie sich Cal ins Gedächtnis rief und der Autor diese Zeitangabe mit „Relative Disneyzeit“ komplettieren muss – und dennoch hatte er das Gefühl, als sei er Jack Sparrow und Aladdin William Turner, der Sohn von William ‚Stiefelriemen Bill’ Turner.
Und lief der Film nicht auch unter der Flagge Onkel Walt’s?

„Sehr gut.“, lobte Aladdin, der seinen Zug gemacht und Cal den Schwerthieb pariert hatte. Der Captain hatte tatsächlich noch nicht einmal gelogen. Er hatte tatsächlich an der Academy Fechten erlernt – allerdings war dies ein Crashkurs gewesen, der vor zwei Jahren stattgefunden hatte, als die Voyager von ihrer Odysse im Delta-Quadranten zurückgekehrt war.  Damals waren die Crewmitglieder des Raumschiffes unterwegs gewesen, um etwa einige Vorträge an der Starfleetacademy zu halten, an der sich gerade die Crew der DRAGONFLY befand, um das Projekt „Teen Squadron“ noch einmal genauer vorzustellen. So war es nur der Natur der Sache geschuldet, dass man sich zusammensetzte, sich unterhielt und auch Geschichten austauschte.

Sebastian „Scotty“ Middlegate und Calvin Nathan Cat hingen an den Lippen B’elanna Torres, Seven of Nines und Kathryn Elizabeth Janeways und überreichten, als sie danach gefragt wurden, einige Baupläne der DRAGONFLY - ausgestattet mit genaueren Spefizifaktionen – an Halbklingonin, Borg und Menschenfrau.
Die Reaktionen – ein „Ziemlich beeindruckend“ von Janeway, ein „Effizient“ seitens Seven und ein „Das klappt tatsächlich“ von B’elanna Torres sorgte dafür das Cal und Scotty einerseits vor Stolz beinahe platzten und zum Anderen vor Freude strahlten.
Und hier machte der Captain einen verhängnisvollen Fehler – er fragte B’elanna, ob sie mit ihm den Umgang mit Bath’leths trainieren könnte.

Sie erinnerte sich leider an die Schlappe vor etlichen Jahren, als er sich die große Klappe erlaubt hatte und sie mit ihm daraufhin den Boden aufwischte – allerdings lächelte sie ihm zu und nickte.
Doch dass auch ein Bath’leth-Training für Cal nicht ganz ohne Blessuren von statten geht dürfte klar sein und erst viele Wochen später würde Cal…

Al bewegte sich eine Spur zu schnell. Das Schwert war da, der Captain konnte seine Klinge nicht mehr rechtzeitig nach vorne bringen und…
Schmerz eruptierte in seiner Schulter.
Aufschreiend ließ er die Klinge fallen, tastete nach seiner Verwundung und schaute dann zu Aladdin, als dieser ebenfalls die Klinge sinken ließ und auf ihn zuging: „Alles in Ordnung?“
„Natürlich.“, machte der Captain unwirsch, hob die Klinge auf und lächelte: „Nochmal.“

Erneut füllte das Geklirre der Schwerter, die gegeneinander geschwungen wurden, den Hangar aus. Aladdin sprang, wirbelte herum, duckte sich unter Hieben hinweg, parierte andere, griff selbst an – alles in einem Arbeitsgang – und drängte den Captain damit erneut in die Defensive.
„Das musste ihm doch reichen.“, schoss es dem jungen Abenteurer durch den Kopf, doch da war Cal wieder da, hieb mit seinem Schwert auf  das Aladdins ein, in einem Rhythmus, der immer schneller wurde, immer verbissener. Aladdin konnte sehen, wie Cal die Zähne aufeinander biss, wie seine Augen wütend funkelten – der Captain war bereit, Ernst zu machen. Schnell blockte der Prinz einen Schlag ab, blockierte den Captain, indem er beide Klingen verkeilen ließ  und spürte im nächsten Moment einen harten Schlag mit der Faust gegen die Wange.
Verdammt, der Captain machte wirklich ernst.
„CAL!“, hörte er dann eine Stimme, sah, wie der Kommandant herumwirbelte und wie plötzlich Agatha auf ihn zustürmte und ihm einen Kinnhaken verpasste. Der Captain ging zu Boden, stöhnte schmerzvoll auf und schüttelte dann den Kopf.

 TBC

 Kapitel 24. 5

„AU! Das hat wehgetan! Was sollte das?!“
Cal richtete sich mit diesen Worten auf, schaute wütend zu seiner XO herüber und hielt sich das Kinn. Die schöne Rothaarige blickte ihn an, seufzte und stemmte die Hände in die Hüften: „Eher sollte ich Dich fragen, was das mit Aladdin sollte? Möchtest Du einen Krieg zwischen Fiktivistien und Agrabah auslösen?“
Der Captain legte den Kopf schief. Verdammt – daran hatte er irgendwie nicht gedacht.
Nachdenklich kratzte er sich am Kopf, blickte kurz zu Boden und murmelte dann etwas.
„Bitte? Ich hab das nicht ganz verstanden.“, sagte die XO, trat auf ihn zu und schaute ihn an.
Cal riss den Kopf hoch: „Ich sagte, es tut mir leid!“
Er warf die Arme in die Luft – natürlich nur in sofern, als es durch den Fakt, dass sie an seinem Körper angewachsen waren, möglich war -  schüttelte den Kopf und ging auf und ab.
„Ich meine“, setzte er an, schüttelte erneut den Kopf,  fuhr fort - „grn… zmpf… zck… karak.“, wobei es sich hierbei nicht um irgendwelche Ausdrücke einer Fremdsprache handelte, sondern um Vokaleruptionen, die aus der Captainskehle hervorkamen, „Ich bin … hnnnnn-kaklakak – zu alt für diesen Scheiß. Ich bin einfach zu alt.“
Er seufzte, ließ sich nieder und zog die Beine an: „Viel zu alt. Hab soviel erlebt. Zuviel erlebt. Tod, Zerstörung, Hass, Wut, Trauer… Schmerz. Alles erlebt. Alles erlebt. Viel zu viel erlebt.“ Kurz machte er eine Pause, blickte ins Ungefähre und begann damit, an niemand Bestimmten gewandt, fortzufahren – wobei „Er begann fortzufahren“ auch eine tolle Satzkombination ist: „Es is doch eigentlich immer so. Man will Leute retten und die wollen entweder nich gerettet werden oder man darf sie nich retten, weil ihr Tod einen Fixpunkt in der Zeit darstellt. Ich bin nun mal nicht – obwohl ich wäre es gerne – der Timelord Victorius.“
Er stand auf, warf den Kopf in den Nacken und gab einen „Ohhh“-Laut von sich, der zuerst leise war und dann immer mehr an Lautstärke gewann, „Wenn ich der Doktor – der Timelord Victorius – wäre, ich würde mit meiner Companion durch die Zeit reisen und die retten, die gerettet werden müssten, die den Tod nicht verdient haben. Ich würde…“
Der Captain seufzte, fokussierte nun Agatha und trat auf sie zu: „… mit dir Hand in Hand da stehen und den Zeitvortex beobachten, wie er sich gegen die Änderungen wehrt, ich würde es billigend in Kauf nehmen, dass Galaxien verbrennen… es gibt Leute, die den Tod nicht verdient haben.“

Die XO schaute ihn an, ergriff seine Hand und legte sie auf ihre Brust: „Cal – spürst Du, wie mein Herz schlägt? Du machst mir gerade Angst.“
Der Captain legte den Kopf schief. Tatsächlich. Das rhythmische Pumpen des Herzens seiner ersten Offizierin war deutlich beschleunigt worden und als er in ihre hypnotischen, grünen Augen blickte, stellte er fest, dass sie entsetzensweit waren. Wieso? Nur, weil er es nicht einsehen wollte, dass Raum und Zeit ihren Weg haben? Andererseits, was brachten Raum und Zeit, wenn die Leute, mit denen man sie teilen wollte, nicht mehr da waren?
Nein – nein, er war Sternenflottenoffizier, kein Timelord, er besaß keine Tardis, er war nicht in der Lage, bewusst und gewollt eine Zeitreise zu unternehmen und er sah sich ausserstande, dem Universum seinen Willen aufzuzwingen.
Das wäre auch nicht des Doktors würdig – sondern eher des Masters. Und der wollte er nicht sein.
Kurz atmete der Captain durch, bemerkte, wie seine Schulter brannte und blickte auf die Wunde, die Aladdin ihm beigebracht hatte.
„Ich blute“, stellte er überflüssigerweise fest, schaute dann zu Aladdin herüber und trat auf ihn zu: „Entschuldige, dass ich dich geschlagen habe. Ich… ich weiß auch nicht. Das war … ich habe überreagiert.“

Aladdin war geneigt, der Selbsteinschätzung des Captains durchaus zuzustimmen. Der Kampf, den er geführt hatte, war zwar nicht von schlechten Eltern gewesen, aber dennoch waren die Methoden, zu denen der Mann gegriffen hatte, nicht unbedingt astrein gewesen.
Obwohl er ein Sprichwort gehört hatte, das „Im Krieg und der Liebe sind alle Mittel erlaubt“ lautete, stimmte er diesem nicht zu. Jedenfalls nicht aus vollem Herzen, selbst wenn er seinerzeit selbst eine Kriegslist angewandt hatte, um überhaupt auf dem Radar der Prinzessin zu erscheinen. Jedenfalls beim zweiten Mal.
Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen? – griff der junge Agrabahner nach der Hand des Mannes, lächelte ihm zu und schüttelte den Kopf: „Entschuldigung angenommen, aber eigentlich unnötig. Du wolltest zeigen, was du konntest… und…“
Er fuhr sich über die Wange, zuckte leicht zusammen, ehe er lächelte: „Du verteilst einen guten linken Haken.“
Und mit einem Lächeln registrierte er, wie sein Gegenüber aus Fiktivistien rot wurde und ein „Da… danke“ stammelte.
Dann legte der Mann aus Agrabah seinen Kopf schief, deutete auf die Rothaarige und nickte ihr zu: „Sie schlägt aber deutlich besser zu.“
„Das stimmt.“, lächelte nun Cal und wandte sich ebenfalls zu seiner XO um.
Diese zuckte mit den Schultern: „Gelernt ist gelernt.“
„Und bescheiden ist sie auch noch.“, zwinkerte der Captain dem Abenteurer zu, was dieser mit einem Nicken bestätigte, ehe er Luft holte und zu Jasmin zutrat, um sie zu küssen.

„Haben wir den Dilithium-Kristall?“, fragte Cal und die XO blickte ihn an.
Das war mal wieder typisch – gerade eben noch zerknirscht und am Rande, eine katastrophale Dummheit zu begehen, war der Kommandant des Föderationsraumschiffes wieder einmal „business as usual“ – aber in dem Fall brachte es nichts. Sie förderte das Diadem zu tage, reichte es an den Captain weiter, der es betrachtete und dann zu ihr blickte: „Wat meinst Du?“
„Ist ein Dilithiumkristall. Ich würde sagen, damit kommen wir n paar Hundert Lichtjahre weit.“, zuckte die XO mit den Schultern.
Der Captain seufzte, blickte zu ihr herüber und ließ die Schultern sinken:  „Das heißt, dass wir unsere Begleiter jetzt ausschalten müssen und…“
„Stopp – wir hatten gesagt, dass wir mit ihnen noch was machen.“
„Hatten wir?“
Cal hob fragend die Augenbrauen und Agatha nickte: „Japp, hatten wir.“
Das traf zwar nun nicht ganz zu, eigentlich war der Deal – wie wir ja alle noch wissen – gewesen: „Wir gehen an Bord der DRAGONFLY , ihr schaut euch kurz um – oder, um es mal in der Sprache des großen Fireball aus „Saber Rider und die Star Sherrifs“ zu sagen: „Ihr macht die große Umschaue.“ – und dann hypnotisiert Agatha euch und nimmt euch eure Erinnerungen.“
Das schien auch Cal in diesem Moment durch den Kopf zu gehen, bemerkte die XO, denn er blickte sie an, runzelte verständnislos die Stirn und schüttelte den Kopf: „Moment mal – der Deal war doch anders, oder?“
„Ach, was soll’s – ich meine, sieh es als Geburtstagsgeschenk.“
Wenn der Captain jetzt die Stirn noch mehr gerunzelt hätte, wäre seine Hinterkopfbehaarung dorthin gewandert, wo bei einem normalen Menschen das Gesicht seinen angestammten Platz hat: „Wieso Geburtstagsgeschenk? Ich hab nich Geburtstag, Du hast nicht Geburtstag, keiner meiner Leser hat gerade Geburtstag, der Autor auch nicht – wer sollte also Geburtstag feiern?“
„Naja, so Geburtstag im klassischen Sinn vielleicht nicht.“, schmunzelte Agatha, „aber wirf mal einen Blick auf die aktuelle Kapitelzahl, sowie die Kapitelteilzahl. Wir sind in Kapitel 24 und Kapitel 5. Na? Klingelt’s Glöckchen?“
Der Captain legte kurz nachdenklich den Kopf schief, blinzelte noch einmal und die schöne XO konnte sehen, dass er sich tatsächlich Mühe gab, nachzudenken. Dann durchschoss es ihn wie ein Blitz: „AAAAAAAAAAAAAH! Ich bin dumm . Ich bin DÄMLICH.. Ich bin ja völlig vernagelt!“
Wieso war es der XO nur so klar, dass Cal ausgerechnet jetzt mit einem Louis-De-Funes-Gag kommen würde, wenn er sich in einem Medium befand, in dem man die Handbewegungen, die er im Film „Oscar“ zum Besten gab nicht sehen konnte?
Falls man jetzt allerdings erpicht gewesen wäre, zu wissen, was diese Handbewegungen sind: ganz einfach. Zunächst werden beide Hände aufrecht links und rechts neben dem Gesicht positioniert – und zwar so, dass sie mit dem Handprofil nach aussen zeigten, wobei die Handkante nach vorne gerichtet war.
Als nächstes dann die rechte Hand so unter das Kinn bringen, dass der Handrücken auf das Kinn zeigte, der Daumen auf den Adamsapfel und die Handkante immer noch nach aussen, während die linke Hand so über den Kopf gehalten wurde, als ob man sich vor einem Regenschauer schützen wollte, also Handrücken nach oben, Handkante nach vorne – nur um sie wieder in Ursprungsposition links und rechts neben das Gesicht zu bringen und dies so oft wie man lustig ist zu wiederholen. Cal hingegen brachte die De-Funes-Performence zum logischen Ende (ich weiß, Cal und Logik – erschütternd, oder?),  indem er laut „Bretter, Bretter, Bretter“ sagte.
Dann drehte er sich um, blickte auf die Lichter des Raumschiffes, suchte nach einer roten Leuchte und lächelte: „Happy Birthday. Auch wenn es nur ein Callback auf das eigentliche Datum ist.“
Kurz zwinkerte er der roten Leuchte zu, wandte sich dann wieder an Agatha und verneigte sich: „Ich danke dir, dass Du unsere neugewonnenen Freunde noch nicht ganz abschreiben willst.“
„Mach da nur keinen Fehler“, zwinkerte die XO ihm zu, trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange: „Ich werde sie mir schon noch vornehmen… aber man muss auch mal n bisschen Spaß haben können, oder?“
„So kenn ich dich ja gar nicht, Gathy-Maus. Sag mal, alles in Ordnung mit dir?“
„Ich kann ja nicht immer Lady Miesepeter sein.“
„Ach komm schon“, zwinkerte Cal ihr zu, „Als ob ich das von Dir denken würde.“
Sie blickte ihn an, konnte merken, dass sich ihre Mundwinkel beinahe unweigerlich und unwillkürlich zu einem Lächeln verzogen, ehe sie ihn in den Arm nahm und ihm in die braunen Augen blickte: „Kann man’s wissen, weiß man’s denn? Immerhin kann man den Menschen nur vor den Kopf gucken.“
„Und was siehst Du da bei mir?“
„Zwei braune Augen, die unglaublich unintelligent dreinblicken.“, grinste die XO, stahl ihm noch einen Kuss und machte sich dann von ihm los. „Komm“, gab sie ihm noch einen kurzen Stoß mit dem Ellbogen in die Seite, „Wir wollen doch unsere Freunde nicht warten lassen, oder?“
Der Captain blickte sie an, zwinkerte ihr zu und sagte: „Nie im Leben, Wonder Agatha.“

Eigentlich wollte er Jasmin nicht loslassen. Nicht jetzt. Nicht hier. Es würde ihm reichen, wenn sie sie jetzt einfach hier ausschalteten, nach Agrabah schafften und sie mit einem veritablen Loch in ihren Erinnerungen ausgestattet herumliefen. Doch als Aladdin spürte, wie ihm jemand auf den Rücken tippte und dann mit Stimme und Duktus Prinz Doktors/Cals sagte „Komm, jetzt zeig ich euch mal, was die Kiste draufhat.“, war er – obwohl er die Worte nicht ganz verstand, wohl aber den Sinn – sehr neugierig. Er blickte in die braunen, verzaubernden Augen Jasmins, in denen es so abenteuerlustig, frech und hypnotisierend funkelte, dass er am Liebsten abgewinkt und gesagt hätte „Danke für das Angebote, aber wir bevorzugen es, alleine zu sein.“
Und gerade, als er sich mit diesem Gedanken abgefunden hatte, waren die Augen Jasmins fort, er spürte ein erneutes Tippen und hörte ihre sanfte, amüsierte Stimme: „Kommst Du?“
Gut, wenn Jasmin wollte, warum sollte man sich das nicht gönnen?

Erneut betraten die zwei richtigen und das eine falsche Prinzenpaar das Shuttle Hornet 1 , nahmen ihre Positionen ein und blickten abwartend zu Prinz Doktor herüber. Dieser hob das blaue Diadem Prinzessin Jasmins an, öffnete eine kleine Klappe im Boden der Hornet und ließ es vorsichtig herab. Dann schloss er die Klappe und blickte in die Runde.
„So – wir können.“, lächelte er, wandte sich um und einer Reihe von für Jasmin nicht zu identifizierenden Dingen zu, die sie an eine Art „Tischplatte“ so erinnerte.
Kurz hielt Captain Cat / Prinz Doktor inne, holte tief Luft und betätigte dann einen eine Art Schalter oder Knopf auf dieser Tischplatte.
Ein unmenschliches Rumpeln war zu hören, das dem Shuttle zu entsteigen schien.
„Okay, Ramrod wird ab sofort die Steuerung übernehmen.“, hörte sie hinter sich Agatha Silverbird sagen, was Cal durch einen überraschten Blick und ein Lächeln erwiderte, eher er sagte: „Bestätige April. Übernehme Steuerung.“
Das Rumpeln wurde lauter und das Shuttle begann, zu beben. Cal ließ seinen Blick über die Tischplatte schweifen, betätigte noch ein paar Knöpfe, ehe er sagte: „Kampfbereitschaftsphase – eins. Hoch damit und raus mit ihnen. Volle Energie und fertig ist die Ramrod-Infanterie.“
Abwartend schaute er erneut auf die Tischplatte, als… nichts geschah.
Das Rumpeln des Shuttles verstummte, das Beben erstarb.
„Erm….“, entrann es der Captainskehle und er sah fragend zu Agatha herüber, die mit den Schultern zuckte.
„Hoch damit uns raus mit ihnen!“, wiederholte der Captain, hieb einmal auf den Tisch, was ihn zusammenzucken und ein „Kerr vadorrinoeins!“ fluchen ließ – was auch immer das hieß, vermutlich irgendwas fiktivistisches. Das Shuttle blieb stumm.
Keine Reaktion, kein gar nichts.
Wobei Jasmin auch nicht wusste, was sie großartig erwartet hätte, wenngleich eine gewisse Reaktion, wenn man schon das Diadem hergab, nett gewesen wäre.
„Hoch damit!“, setzte Prinz Doktor wieder an, hieb erneut auf den Tisch ein, „Und raus mit ihnen, verdammte …“
Nichts.
Erneut blickte er zu seiner Freundin, Jasmin konnte sehen, dass auch ihre grünen Augen pure Ratlosigkeit zeigten – offenbar hätte das, was geschehen war, nicht passieren sollen.
Und dann konnte sie in Cals Augen Panik flackern sehen.
„Verdammt“, keuchte er, „Was ist, wenn…“
„Wenn ihr hierbleiben müsst?“, komplettierte Prinzessin Jasmin, trat neben Agatha und mit ihr zusammen zu Cal herüber – die hübsche Rothaarige ließ sich wie willenlos mitführen – „bleibt ihr halt im Palast. Ihr mögt kein echtes Prinzenpaar sein, aber ich mag euch und werde euch nicht einfach so auf die Straße setzen.“
Cal schluckte: „Und dann blieben wir bei dir… für immer?“
„Wenn ihr wollt?“
Nun schluckte auch Agatha und sie konnte in den Augen der XO lesen wie in einem Buch. „Die Sternenflotte wird uns umbringen“, murmelte die Rothaarige, trat auf Cal zu und nahm ihn in den Arm. Der Captain seufzte, erwiderte ihre Geste und barg sein Gesicht an ihrem Hals.
„Wir werden nie wieder zurückkommen?“

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 08.07.14, 18:47
  Kapitel 25 – Invasion
Kapitel 25.1
 



Seit die Besatzungsmacht da war, konnte man nicht behaupten, dass sich die Situation nennenswert verbessert habe. De facto wurde sie immer schlimmer. Etwa, wenn man sich mal ein Brot nahm, ohne dafür in die bezahltechnische Gegenleistung zu treten – da konnten die Palastwachen, wenn sie davon Wind bekamen, schon ganz schön austicken und nicht unbedingt freundlich werden. Zwar waren auch schon Razul und Konsorten nicht unbedingt durch Höflichkeit aufgefallen, doch die Flachnasen und Knallchargen, die ihnen folgten, zeichneten sich durch zwei Dinge im Besonderen aus: Übermäßige Brutalität und mangelnde Intelligenz.
Ersteres war für die Rebellen, die sich nach der Inauguration des großen Diktatoren gebildet hatten,  sehr unpraktisch, dafür wurde es durch den Zweiten Punkt, die mangelnde Intelligenz mehr als nur relativiert.

Der Dieb, der floh, war groß, schlank, durchtrainiert, jede Faser seines Körpers zeugte von den Torturen und Gefahren, die er über sich ergehen lassen musste. Besonders schlimm wurde es, wenn man ihn tatsächlich gefangen nahm. Razul und seine Bande hatten sich seinerzeit zu ihrer Zeit schon einige unschöne Foltermethoden ausgedacht, aber die sengendheißen Schmerzen, die die jetzigen Werkzeuge über den Dieb hereinbrechen ließen, sollte er einmal unglücklicherweise in die Fänge der Palastwachen geraten sein, ließen ihn mit schöner Regelmäßigkeit das Bewusstsein verlieren.

Er gab sich Mühe, relativ selten in die Fänge der Palastwachen zu geraten. Die Resistance hatte ihm Wege eingeschärft, über die er der Gefangennahme entrinnen konnte und er war ganz froh, diese einsetzen zu können.

Manchmal, wenn er rannte, sah er, wie einige Wände der Stadt mit Parolen beschrieben worden waren.
„Wehrt euch.“, stand da beispielsweise, oder auch „AGAB“, was fiktivistisch war und „All palace guards are bastards“ bedeutete: Alle Palastwachen sind Schweinehunde.  Und dann hatte der Dieb eine weitere Nachricht auf einer Wand gelesen. Erneut fiktivistisch: NAGABSASAN – Not All Palace Guards Are Bastards – Some are, some are not. Also „Nicht alle Palastwachen sind Schweinehunde. Einige sind’s, einige sind es nicht.“
Der Dieb scherte sich in der Regel wenig um solche Parolen – er musste mit seiner, ihm eigenen Wahrheit an die Sache herangehen und die sah nun einmal dergestalt aus, dass dieses APGAB durchaus zutraf.  Und…

Auf die Inhaberin des Beines, das da gerade an sein Kinn geführt wurden war und ihn mit voller Wucht getroffen hatte, traf dieser Satz auch zu. Der Dieb taumelte nach hinten, fiel und sah sich plötzlich einem Traum von Frau gegenüber. Die Haarfarbe konnte er nicht erkennen, die Kleidung war ihm eigentlich auch egal, für ihn wart nur wichtig, dass diese Frau eine sehr weibliche Figur hatte. Ein sanftes, ironisches Lachen ertönte, als sie ihr Bein wieder gen Boden führte und sich zu ihm herüber begab: „Finden Sie das Stehlen von Brotlaiben korrekt?“
Nein, eigentlich fand er es nicht korrekt – aber, wenn die Mäuse fehlten, war es notwendig, zu stehlen.
„Nein“, murmelte er und richtete sich auf. Er war geschlagen und er wusste es. Es würde für ihn kein großes, letztes Hurrah geben, er würde sich nicht befreien können – nicht, solange sie da war und nun ihren Fuß auf seinem Brustkorb parkte.
Der Dieb musste nur einmal hinschauen, dann wusste er, mit wem er es zu tun hatte.
Sie war vor einigen Wochen aufgetaucht und hatte sich der Sache der „Guten“ verschrieben – was auch immer dies bedeuten mochte. Ihren wohlgeformten Körper in ein bauchfreies, rot-schwarzes Top eingerahmt, der Schoß steckte in einer kurzen Hose, deren Stoff ebenfalls schwarz war und aus der lang und stark, zwei Beine herauswucherten, die in Füßen endeten, die wiederrum in Sandalen steckten.
Sie trug eine Art Maske, ein Ding, das ihre Identität nicht verraten sollte und das ihre Haare bändigte, sowie zwei Gucklöcher sein Eigen nannte, aus dem bezaubernd-grün zwei Augen funkelten und auf die ein silberner Vogel gemalt war.
„Silverbird!“, bellte plötzlich eine Stimme und der Dieb wandte seinen Blick zu dem Hausdach, das die Quelle des Rufes war. Auf ihm hatte sich ein Mann positioniert, der die Arme vor der Brust verschränkte, eine ähnliche Kleidung trug wie die „Verbrechensbekämpferin“, allerdings weitaus weniger offenherzig. Dann sprang der Mann neben ihn, blickte Silverbird an, die darauf mit einem genervten Augenrollen reagierte.
„Lass den Mann gehen. Er hat doch nichts getan.“
„Er klaut Brot.“
„Wenn die Mäuse fehl’n, muss man eben stehl’n“, gab der Mann, der die Frau „Silverbird“ genannt hatte, zurück, was diese dazu brachte, genervt die Augen zu rollen: „Komm mir jetzt nicht mit der Leidensgeschichte deines Ideologienstifters“
Ihr Gegenüber, der Mann mit der Maske, hielt die Arme immer noch vor der Brust verschränkt: „Silverbird – Du kämpfst auf der falschen Seite.“
„Wenn Ihr beiden nichts Dagegen habt, würde ich mich jetzt gerne…“, setzte der Dieb an, doch der Fuß Silverbirds wich nicht von seinem Brustkorb und auch der Mann schien ihn nun mit missbilligendem Blick zu betrachten: „Hör mal, Freundchen, ich verhandel hier über deine Freilassung und du willst einfach so die große Verziehe machen?“
Der Dieb blickte seinen Retter an, kratzte sich nachdenklich am Kopf und zuckte mit den Schultern: „Kann man es mir verdenken? Ich weiß ja nicht, was Ihr mit mir vorhabt.“
„Laufen lassen“, entgegneten Silverbird und sein Retter unisono, ehe sie einander anblickten.
„Und wir beiden hübschen“, setzte die „Verbrechensbekämpferin“ an, „müssen uns ganz dringend einmal über Loyalitäten unterhalten.“
Damit nahm sie den Fuß von des Diebes Brust und schlang einen Arm um die Schulter des Anderen.
„Gefällt mir.“, lächelte dieser und nahm sie in den Arm, um ihr einen feurigen Kuss zu geben.


„Hey, Cal, warum grinst Du so?“
Agatha Silverbirds stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Superheldenfantasien.
Er blinzelte, fand langsam wieder in die Realität zurück und betrachtete die Person, die ihn angesprochen hatte – seine Freundin, XO, Geliebte, Dorn in seiner Seite, die Frau, die ihn in den Wahnsinn trieb, entweder vor Lust, oder weil seine Logik durch zeitweilige Nichtexistenz komplett konträr zu ihriger lief  - von oben bis unten. Ja, sie trug noch immer dieses rote Outfit, das Jasmin ihr geschenkt hatte und ihren Körper noch majestätischer erscheinen ließ. Kein Wunder also, dass man Ihr die Prinzenrolle – erm… die Rolle der Prinzessin – abgekauft hatte.
„Mein Silverbird.“, lächelte der Captain, schlang beide Arme um sie und erlaubte es sich selbst, sich in diesem leidenschaftlichen Kuss vollends zu verlieren.

Jasmin konnte die Reaktion des Mannes, der sich selbst Prinz Doktor genannt hatte, nur wenig verblüffen. Sie hatte ihnen einen Platz in ihrem Palast angeboten, Cal hatte kurz ins Leere geblickt und begann nun, seine Freundin so zu küssen, als würden sie in ihre erste, eigene Wohnung ziehen. Zwar drängte sich mental der Satz „Wie Süß“ auf, sie sagte ihn jedoch nicht – warum sollte man junge, alte, oder mittelalte Liebe denn mit so einem Satz torpedieren. Stattdessen blickte sie zu Aladdin, der ihren Blick wahrnahm und ihr ein Lächeln schenkte, das ihr Herz schneller schlagen ließ. Ja – auch der Abenteurer wusste, was die amouröse Stunde geschlagen hatte. Also trat er zu ihr herüber, legte eine Hand auf ihre Schulter und holte tief Luft.
„Flieg mit mir um die Weeeeeeelt“, begann er zu singen – wie eigentlich immer, wenn er sie verführen wollte. Das war so eine Art Ritual und in der Regel schaffte sie es, bis zu ihrem Einsatz des Liedes, standzuhalten, dann warf sie sich in seine Arme und küsste ihn so lange, bis ihnen beiden schwindlig wurde.
Doch in dem Moment, in dem Aladdin angefangen hatte, zu singen, stoppte er wieder – denn der Boden unter ihnen begann, sich mit einem Pulsieren bemerkbar zu machen.

„Als ob die Erde bebt.“, hauchte Cal gegen die Lippen der XO und öffnete dann verblüfft die Augen, als er merkte, dass sich Agatha versteift hatte – und zwar nicht so, als wolle sie den Körper, diesen elenden Betrüger, wieder versuchen unter Kontrolle zu bekommen.
Der Kommandant legte den Kopf schief: „Was ist?“
„Schatz, die Erde hat gebebt und das war keinesfalls ein Beben, das eigentlich stattfinden sollte.“

Von einer Sekunde auf die Andere hatte eine gewisse Kommandantenhaftigkeit von Captain Calvin Cats Körper Besitz ergriffen. Er richtete sich komplett auf, richtete das, was man ihm als Kleidung anvertraut hatte und was immer noch nicht wie eine Uniform aussah – ausser man gastierte im Paralleluniversum, das seinerseits schon Kirk, Scotty, McCoy und Uhura besucht hatten, in dem Kirk in einer samtenen Weste umherlief und man Uhura, sowie allen anderen weiblichen Crewmitgliedern eine Art besseren Büstenhalter gegeben hatte, um die Brüste zu bedecken und einen kurzen Minirock, um ihre Scham  nicht der Öffentlichkeit preiszugeben.  Wenn Cal sich nun ganz genau auf Agathas Kleidung und seine eigene konzentrierte, kam er nicht umher, festzustellen, dass er fast genau dieselben Klamotten trug, wie man sie im Paralleluniversum für trés chique hielt.
Und dann durchzuckte es ihn wie ein Blitz: Waren sie vielleicht doch nicht in der Vergangenheit ihres Universums gelandet? Der Fakt, dass hier Aladdin und Agrabah, die schöne Prinzessin Jasmin, Rajah, Abu und Genie herumliefen, lebten, atmeten, kämpften und sich den einen oder anderen Spaß gönnten, könnte man dafür als Indiz sehen. Andererseits – änderte sich die Zeitlinie des Paralleluniversums nicht erst in der Stunde größter Not, nämlich nach dem dritten Weltkrieg – im wahrsten Sinne des Wortes ausgelöst durch einen Startschuss, als Zefrem Cochrane des Paralleluniversums seine Schrotfilinte in den Leib des Vulkaniers entleerte, der gerade aus der T’Plana Hath – des vulkanischen Forschungsschiffes, das die Warpsignatur der Phoenix entdeck thatte - gestiegen war?
War dies nicht der Moment, in dem sich alles wirklich änderte?
Oder gab es schon vorher Änderungen? Cal wusste es nicht, aber wenn er ehrlich war, interessierte es ihn momentan noch weniger. Ein Erdbeben schien gerade durch die Region gegangen zu sein und laut Agathas Expertise war für das heutige Datum genau so ein Ereignis nicht verzeichnet.
Wo man gerade von Veränderungen der Zeitlinie sprach.

Vielleicht waren die Beiden ja auch schuld daran, wie sich das alles noch entwickeln würde und vielleicht war diese kurze Traumvision, die er gerade gehabt hatte und von der er sich fragte, wieso zum Teufel er Agatha, seinem Gewissen, die Rolle der bösen Zynikerin zuschrieb, doch kein Traum, sondern tatsächlich eine Vision von Dingen, die noch kommen sollten.
Andererseits hielt er es da mit Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“
„Agatha, frag mich mal was.“, sagte er und blickte seine XO an.
„Und was, Cal?“
„Irgendwas.“
„Cal, was denkst Du, dass das gerade war?“
Der Captain zuckte mit den Achseln: „Kannst Du mich auch was Leichteres fragen? Ich meine – ich zähle zwei und zwei zusammen.“
„Und was kommt dabei raus?“
„Na, wie immer: Sieben.“, grinste Cal und schüttelte den Kopf: „Nein, ernsthaft – ich hab keinen blassen Schimmer was das war, aber es kommt mir irgendwie bekannt vor.“

Prinz Doktor – Captain Calvin Nathan Cat -  legte den Kopf schief, ging dann auf die Knie und lauschte in die Dunkelheit.
„nee“, sagte er und blickte dann mit einem Hauch – gut, mehr als nur mit einem Hauch – Ratlosigkeit in die Runde. Er räusperte sich, blickte dann zu ihr – Prinzessin Jasmin – und stand auf: „Dieses Erdbeben. Wann hat es angefangen?“
„Kurz nachdem ihr euch geküsst habt“, antwortete die Prinzessin wahrheitsgemäß, „Aladdin und ich wollten uns auch gerade küssen – das heißt, er wollte mich dazu bringen es zu tun und … sang.“
„Er sang?“, nun wandte sich Prinzessin Theti ihr zu und legte den Kopf schief.
„Ja“, nickte Jasmin.
„Und was für ein Lied ist das?“, fragte nun Theti. Jasmin wurde das ganze ein bisschen peinlich, wobei es ihr eigentlich gar nicht peinlich sein müsste. Schließlich war dies dieses eine Lied. Es beschrieb ihre ganze Beziehung in klaren, einfachen, wunderschön gesungenen Worten und dies sollte einem nicht peinlich sein. Allerdings – wenn sie so darüber nachdachte… vielleicht sollte ihr der Aspekt ein wenig unangenehm sein, dass Aladdin sie damit jedes Mal herumkriegte.
Andererseits – so muss nun der Autor des ganzen Schlonzes einwerfen – ist Cal die Sache, dass Agatha ihn mit einem „Erdbeerparfait“, gehaucht, gestöhnt, gelächelt, geküsst oder einfach nur normal gesagt, ausser Gefecht setzen kann, auch nicht sonderlich peinlich. Das möge jetzt für seinen Intellekt – oder das Fehlen selbigens – sprechen. Jasmin hingegen schien da doch ein bisschen schambehafteter und das war ja auch okay.
Sie blickte kurz in die Runde, spürte, wie sich auf ihren Wangen große Hitze bildete und war sich sicher, gerade zu erröten.
Kurz blickte sie gen Boden, murmelte etwas und straffte ihre Gestalt.
Hier ging nichts mehr – und ausserdem: Was sollte das?
Sie schaute ins weite Rund, holte noch einmal tief Luft und sprach dann, mit der Selbstsicherheit der großen Prinzessin, der künftigen Erbin des Landes Agrabah und der künftigen rechtmäßigen Inhaberin des Thrones: „Es ist das Lied, das Aladdin für mich gesungen hat, als wir auf dem Fliegenden Teppich geritten sind.“
In deiner Welt“ , nicht wahr?“, schoss Prinz Doktor dazwischen und die Prinzessin hob verblüfft den Kopf. Woher wusste der Mann dies? Wurden die Sagen über Prinzessin Jasmin und Aladdin selbst dorthin getragen, wo Menschen in Luftschiffen verkehrten?
Erneut räusperte sich die Prinzessin, straffte ihre Gestalt und nickte: „Korrekt, Prinz Doktor. Dieses Lied – ich weiß nicht weswegen es mich so berührt, aber…“
„Oh, es scheint auch noch etwas Anderes zu berühren.“, grinste Prinzessin Song – also Agatha Silverbird – und deutete auf den Shuttleboden: „Ich weiß nämlich inzwischen, was dies für ein Beben war.“


 TBC

 Kapitel 25.2

„Wie, wat, wie, wie , wie, wat weißt Du?“
Calvin Cats Stimme griff gerade dialekttechnisch wirklich ins schönste Ruhrgebietsdeutsch. Genausogut hätte er fragen können, was bitteschön ein „Wassergrill“ sei und was dieser in einer Kleingartenparzelle verloren habe.
Agatha Silverbird ließ sich von dieser Verbalentgleisung ihres Kommandanten nicht sonderlich schocken. Wenn sie dies schon aus der Bahn gehauen hätte, wäre ja auch eine Beziehung zwischen ihr und Cal sehr kompliziert und chaotisch geraten – wobei man hier fragen könnte. „Was? NOCH chaotischer?“
Und doch lächelte Agatha Silverbird ihren Kommandanten an, trat auf ihn zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieses „Etwas“ ließ seine Miene erhellen und er grinste in die Runde, nickte und wandte sich wieder an Agatha: „Das klingt nach einer Idee.“

Der Captain legte die Hand auf die Mittelkonsole der Hornet 1 , räusperte sich und begann zu singen: „Flieg mit mir um die Welt.“
Kurz blitzte eine Konsole auf – dann:  Nichts.
Wieder keine Reaktion aus diesem verdammten Fluggerät.
Cal warf einen Blick zu Agatha herüber – „Tolle Idee, XO. Vielleicht haben wir eine, die auch klappt?“ – und zog dann den Kopf ein, als wolle er den Blitzen, die da gerade aus Agathas Augen herausschossen ausweichen.
„Hast Du ne bessere Idee, CO?“, schoss sie zurück. Der Kommandant zuckte mit den Schultern: „Mir gefällt die Idee, als Steve Trevor und Wonder Woman über die Stadt zu wachen.“
„Schon klar.“
Das Grinsen Agathas sagte hierbei mal wieder alles: „Wieso wundert es mich nicht? Du willst also lieber Steve Trevor sein, dich betäuben, hypnotisieren und k.o. schlagen lassen und dann darauf warten, dass dich eine sexy Kampfamazone aus dem Schlamassel herausholt, den du dir selber eingebrockt hast, ja?“
„Wenn ich ehrlich bin? Der Gedanke hat was.“, zwinkerte der Captain ihr zu und Agatha seufzte. Andererseits musste sie zugeben, dass der Gedanke tatsächlich was hatte. Immerhin war sie sowieso – wenn sie mal ganz wertfrei nachdachte – die Person, die die Kohlen der DRAGONFLY meistteils aus dem Feuer holte, natürlich nicht alleine, aber mit mehr Kompetenz als der gute Captain und den Großteil der Zeit verbrachte der Kommandant sowieso meist bewusstlos irgendwo in einer Ecke herumliegend, weil er mal wieder zu nah an die nächste EM-Entladung gekommen war.
„Aber lassen wir doch mal die Fakten gegeneinanderlaufen.“, sagte Agatha, was Cal nutzte, um ein „Das wird sehr schmerzvoll“ dazwischen zu schießen.
Das „Fang nich so an, Cal.“ seitens Agatha war mit einer Art Mischung aus Grinsen, genervtem Augenverdrehen und Seufzen gesagt worden, ehe sie sich fing und gerade ansetzen wollte – als Jasmin ansetzte: „Ihr habt den Dilithiumkristall in den Shuttleboden eingelegt – ich nehme an, damit wolltet ihr der Hornet Energie zuführen, aber diese Aktion war nicht unbedingt von Erfolg gekrönt.“
„Das is noch untertrieben“, murmelte der Captain, verstummte aber, anlässlich eines bösen Seitenblickes Agathas, den sie sich dann doch nicht so ganz verkneifen konnte oder gar wollte.
Die hübsche Prinzessin Agrabahs verschränkte die Hände hinter dem Rücken, trat auf und ab und blickte sich um: „Ich gebe gar nicht erst vor, von dieser Technologie auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben – aaaaaaaaber ich weiß, dass es bei manchen technischen Problemen eine ganz einfache Lösung gibt. Als mein Vater einen Käfer von Mechanikles geschenkt bekam und er ihn aufziehen wollte, um ihn loszulassen, benötigten wir ein paar Sekunden um festzustellen, dass Sand im Getriebe war. Dann ging es. Also – vermutlich ist es eine ganz einfache Lösung.“
„Ja“, nickte Cal, „Das dusslige, bedrisselte Drecksding hat den Pöter zugekniffen und hat vor uns, am langen Arm verhungern zu lassen.“
Jasmin schüttelte den Kopf, sodass ihre langen, dunklen Haare die Bewegung mitmachten: „Nein, nein, nein, Prinz Doktor. Geben Sie in Fiktivistien eigentlich immer so schnell auf?“
„Tut er“, schoss Agatha dazwischen, was ihr nun einen finsteren Seitenblick ihres Kommandanten eintrug.
„Eigentlich ist es doch so leicht.“, lächelte nun Theti und zuckte mit den Schultern: „Irgendwie hat es – wer auch immer dieses Ding konstruiert hat – geschafft, dass es auf die Melodie eingestellt wurde, die Prinz Aladdin gesungen hat.“
Cal verschränkte die Arme vor der Brust: „Das haben wir doch gerade schon einmal versucht. Ich habe die Hand auf den Computer gelegt, die erste Zeile gesungen und – was war? Essig war.“
„Weil Du nicht Prinz Aladdin bist.“, lächelte Agatha und zwinkerte ihm zu: „Das Schiff ist – frag mich nur nicht warum und durch wen – so programmiert worden, dass es in dieser Situation, in der es ist, nur durch Aladdins Stimme aktiviert werden kann.“
„Das ist doch komplett unlogisch.“, meldete sich nun Cal zu Wort – ja, ich weiß: Cal bemerkt die Unlogik in einem Plan. Erschütternd, oder? -  „Ich meine, wenn wir nun nicht in Agrabah runtergekommen wären, was dann? Hätten wir solange warten sollen, bis irgendjemand die geniale Geisteshaltung aufweist und mit einer DVD von „Disneys Aladdin“ um die Ecke kommt, damit Julién Haggege – der Synchronsprecher unseres guten Al’s hier - einen aus dem Halse trällern kann?“
BetäubendeStille legte sich über die Partizipanten – wie ein Leichentuch. Dann holte Agatha tief Luft und blickte zum agrabahnischen Prinzen:  „Sag mal was.“
„Und was soll ich sagen?“
„Eigentlich egal – sprich irgendwas.“
„Gut“, zuckte der Mann aus Agrabah mit den Schultern, rollte dann nachdenklich mit den Augen und sagte: „Das Loch in der Tasche meines Bruders ist größer als der Garten des Sultans.“

Was sollte denn das wieder werden? Hin und wieder – so war es Cal geläufig – hatte seine XO Anwandlungen von sehr merkwürdigen Versuchen von Beweisführungen. Dies war sicherlich ein solcher. Und was sollte es bringen, Aladdin einen Satz zitieren zu lassen?
„Oh for crying out loud.”
Der Captain seufzte und konnte spüren, wie eine kleine Vene an seiner Stirn stärker zu pulsen begann. So musste sich Agatha selbst fühlen, wenn er mal wieder irgendeinen Blödsinn verzapfte.
Cal holte tief Luft, blickte Aladdin an: “Das heißt: ‘Das Loch in der Tasche meines Bruders ist größer als der Garten meines Oheims. Oheims , Aladdin, nicht Sultans!“
Faszinierend war die Reaktion der Gruppe, denn alle, ausnahmslos alle blickten den Kommandanten der DRAGONFLY mit einem faszinierten Ausdruck im Gesicht an.
Es dauerte knappe handgestoppte 10 Sekunden, ehe dem Captain die Sache zu dumm wurde.
„Was?“, fragte er, ins weite Rund blickend.
Agatha kicherte: „Du hast es selbst noch am Anfang der Geschichte festgehalten, Schatz. Du selbst klingst auch wie von Julien Haggege synchronisiert.“
„Ja, und?“
Diese Frage mit einem Schulterzucken zu stellen war eine Reaktion, von der Cal irgendwie ahnte , dass man sie von ihm erwartete und als Agatha ihm ein leichtes, ein liebevolles Lächeln schenkte und auf ihn zutrat – da war ihm die ganze Sache eigentlich schon wieder egal.
Er konnte sich durchaus vorstellen, sich mit Agatha hier anzusiedeln. Warum auch nicht? Agrabah war doch ein schönes Fleckchen Erde? Die Leute waren nett – gut, bis auf Razul, die „Dicke Trumm“ und Schmalhans Küchenchef, aber bisschen Schwund is bekanntlich immer.
„Ca-aal“
„Ga-thyyyyyy“, äffte der Captain sie nach, was ihm – vollkommen gerechtfertigterweise – einen Headslap, der auch von Leroy Jethro Gibbs persönlich hätte kommen können, eintrug.
Die XO verschränkte die Arme vor der Brust: „Soll ich es dir mit bunten Fahnen vortanzen?“
„Och würde was geben, um dich beim Bauchtanz zu… au verdammt, Agatha!!!!“
„Calvin Nathan Cat! KONZENTRIER dich endlich mal.“, wurde Agatha deutlich, schaute ihn an und rollte dann mit den Augen: „Deine Stimme hat starke Ähnlichkeit mit der von Julien Haggege. Du klingst wie Aladdin – mehr oder weniger. Vielleicht hat, wer auch immer das Shuttle programmiert hatte, im Sinn, dass Du es starten würdest.“
„Und deswegen würde ich ‚In deiner Welt’ singen? Klingt mir immer noch sehr unwahrscheinlich.“
„Mir auch“, gab Agatha zu, „Aber – wollen wir es nicht versuchen?“
Der Kommandant atmete kurz durch, blickte dann zu Agatha und nickte: „Let’s get dangerous.“
„Falsche Serie.“

 TBC

 Kapitel 25.3

Achtung, Achtung. Jetzt kommt sie. Die Szene – nicht nur irgendeine im Reigen dieser seit knapp einem Jahr online-zu-lesenden Unsinnsfanfiction, die erst drei, dann nur noch zwei und letztendlich sogar beinahe nur noch einen Tag(e) sah, an dem sie veröffentlicht wurde – sondern eine der zentralen Klopper. Die, wegen der die ganze Story überhaupt existiert, die, auf die es mehr oder weniger hinausläuft – oder hinauslaufen könnte. Und so, wie Diamanda Hagan in ihrem „Twatty Who“-Review schon einmal vermutete, dass die Folge „End of Time“ (der letzten Episode mit David Tennant als 10th Doctor) nur aufgrund eines einzigen „Gags“ entstand – nämlich dem, dass des Doktors Erzfeind (der Master) alle Menschen des Planeten Erde im Cliffhanger zu „End of Time Part II“ in das Ebenbild des Masters zwängte und darauf hin erklärte, dass die Menschheit nun die „Masterrace“ sei – also,  dass man bei manchen „Doctor Who“-Episoden durchaus Momente hat, in denen man sicher ist, zu wissen , dass der eigentliche Grund dieser Episode genau dieser eine, lendenlahme Gag war, kann ich euch hier versichern: Es trifft zu. Diese eine Szene ist so mit einer der Gründe, weswegen die ganze Idee von Aladdin, Jasmin und der Sternenflotte (Papyrus und Theti waren da noch gar nicht bei, ursprünglich) überhaupt erst entstanden ist.  Und wie immer, wenn man an diesen einen Punkt kommt, der einer der Gründe war, warum eine Story entstanden ist, kann man damit entweder glorreich siegen – oder kläglich scheitern. Und da wir hier nicht in einem audiovisuellen Medium sind – in dem die Sache sicherlich verdammt eindrucksvoll hätte sein können, verfügte man über die notwendigen Mittel, diese Szene Realität werden zu lassen – muss diese Szene scheitern.

Aber gut – der Reihe nach.
Erneut legte der Captain eine Hand auf den Handabdrucksscanner, der – für Unberufene – aussah, als handelte es sich dabei um ein Quadrat, in den ein besonders kreativer Kopf des Sternenflottenhauptquartiers – Abteilung Inneneinrichtungen -  Handumrisse hineingemalt hatte.
Kurz leuchtete erneut grünes Licht auf, nahm der Scanner die einzigartigen Kerben, Handlinien, Fingerabdrücke, Unregelmäßigkeiten der Haut, in sich auf und tauchte das Antlitz des Kommandanten ebenfalls in ein gespenstisch-grünes Zwilicht.
Dann holte Cal Luft und begann, zu singen.
„Flieg mit mir um die Welt,  sie gehört dir Prinzessin…“ und brach ab, als nichts geschah. Den Kopf sinken lassend, blickte er zu Aladdin, nickte ihm zu und deutete mit der freien Hand auf ihn: „Dein Auftritt, Al Mundy.“
„Bitte?“
„Nicht so wichtig“, zuckte der Captain mit den Schultern: „Sing.“
Zwar konnte der Captain eine gesunde – und ihn absolut nicht überraschende – Portion Misstrauen in den braunen Augen des ehemaligen Diebes sehen, dann aber holte auch er luft und begann, seine Stimme erklingen zu lassen.
„Flieg mit mir um die Welt“, setzte er an, und erstarrte, als das Shuttle unter ihm erneut erbebte.
Cal hob den Blick: „Mach weiter, Al! Sonst sitzen wir wirklich was länger hier!“
„Gut“, nickte der Angesprochene und holte erneut Luft, um zum dritten Mal den Hörer dazu aufzufordern, mit ihm um die Welt zu fliegen, ehe er sehr deutlich wurde: „sie gehört dir Prinzessin - Niemals darfst du’s vergessen, denn im Herzen bist du frei.“
„Alles klar, wir haben die Hauptenergieversorgung, Impulsantrieb, Warpantrieb.“, sagte Cal in diesem Moment und der Dieb stockte: „Was?“
Dann fiel ihm auf, dass die Beleuchtung sich verändert hatte – sie war, im Gegensatz zu vorher, überhaupt erst existent, fiel dann aber aus, als Aladdin stoppte und zum Kommandanten herüberblickte.
Dieser hob den Kopf, warf einen kurzen Seitenblick zu den Kontrollen, die ebenfalls wieder ausgefallen waren und schüttelte dann seine Denkstube: „Alles in Ordnung, Al. Du und Jasmin – ihr singt ‚In deiner Welt’ und wir beide – Agatha und Ich – schauen zu, dass wir diese Hornisse endlich vom Boden kriegen.“
„Und was tun wir?“
Das war Theti. Kurz stockte der Captain, blickte nachdenklich zu Agatha, die ebenfalls mit den Schultern zuckte und dann lächelte: „Wenn ihr wollt, könnt ihr mitsingen.“
„Wir kennen den Text doch überhaupt nicht.“, lächelte Papyrus, was den Captain zu zwei Reaktionen brachte: Erstens blickte er zuerst verwundert zum ägyptischen Heroen herüber und begann dann mit der schwierigen Operation des „sich halb-tot Lachens“, ehe er zu Agatha blickte, die ebenfalls amüsiert grinste: „Und ich dachte, im Disney-Versum kennt jeder seinen Text.“
„Offenbar nicht.“, zwinkerte die XO dem CO zu, der nickte und sich dann an die Abgesandten des Pharaos wandte, von dessen Entmachtung er noch keine Ahnung hatte, „Aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr einen Blick auf die Konsolen hier an der Seite werfen, ob die Dinger irgendwann anfangen zu leuchten, okay?“
„Was auch immer Okay heißt.“, grinste die hübsche Thronerbin Thebens und blickte zu Jasmin und Papyrus: „Seid ihr bereit?“
„So bereit, wie es nur geht.“, lächelte die Prinzessin.
Cal nickte: „Gut – let’s rock this.“

„Flieg mit mir um die Welt“, sang der Agrabahnische Prinz, nachdem er dem Captain zugezwinkert hatte, griff dann, im Zuge des nächsten Satzes „sie gehört dir Prinzessin“, nach der Hand der Frau, die er liebte und die er mit diesen Zeilen versucht hatte, für sich zu gewinnen. Er spürte, wie ihre Hände wärmer wurden, fühlte ihren Puls – ja, auch sie erinnerte sich daran, wie sie beide diesen Flug auf dem fliegenden Teppich gemacht hatten.
Die Kommentare seitens Prinz Doktor und Prinzessin Silverbird blendeten sie komplett aus, zogen sich in ihren eigenen, privaten Kokon aus Liebe, Musik und Songtext zurück: „Niemals darfst du’s vergessen -  denn im Herzen bis du frei.“

„Navigationssensoren sind nominal.“, ließ sich Agatha vernehmen, blickte dann zu dem Prinzenpaar, das sich an den Händen hielt, die Augen geschlossen, zur Musik – die nur sie hören konnten – mit den Leibern schwingend und hauchte ein „Wie romantisch.“
„XO! Eyes front center, Soldier.“, hörte sie die Stimme Cals, der – als Aladdin weiter sang und sich über wahrwerdende Träume äußerte,  einen Blick auf seine Kontrollen warf und befriedigt nickte: „Wir haben die Möglichkeit, dieses Baby zu fliegen. Was meinst Du, Liebling? Drehen wir eine kleine Spritztour und begeben uns in unsere Welt? „
 „Klar“, zwinkerte die XO ihm zu, „Warum nicht?“
Und als Aladdin in den Refrain überging („ In meiner Welt  fängst du ein neues Leben an.
Hier hörst du niemals nein, hier kann dir keiner deine Träume nehmen.“), erwachte im Hangar der DRAGONFLY das Shuttle Hornet 1 zum Leben und die Manöverdüsen feuerten fauchend.
Jasmin griff die Melodie auf, öffnete den Mund und sang mit sternklarer Stimme: „In deiner Welt
so neu, so völlig unbekannt“ 
Cal blickte nach hinten, eigentlich wollte er nur kurz kontrollieren, ob die Einstiegsluke der Hornet 1 geschlossen war – sie war es nicht, glitt jetzt aber zu – blieb aber blicktechnisch hängen, als er sah, wie Jasmin die Hand ihres Prinzen ergriff und sie gegen ihr Herz presste.
„Eyes front center, Soldier!“, hörte er Agathas Stimme, schüttelte den Kopf und fand wieder ins hier und jetzt zurück: „Dann wollen wir mal.“
Sprachs und – war froh, dass die internen Trägheitsdämpfer genau dies taten – nämlich die Trägheit zu dämpfen – ansonsten hätte es ihn in diesem Moment ziemlich von den Beinen geholt, da die Hornet 1 einen schnellen Satz nach vorne machte und durch den Schott brach, der eigentlich den Hangar vor dem bösen Vakuum im Weltall hätte schützen müssen.
Davon bekamen Jasmin und Aladdin natürlich nichts mit -  sie  stellten gerade fest, dass aus Aladdins Welt Jasmins Welt wurde (was beides nach einer Talkshow klang, wie Cal fand) und die Melodie – wenn man sie hören würde – es schaffte, von einem Höhepunkt in die nächste Strophe überzuleiten.
Und während der Captain, die XO, aber auch Papyrus und Theti sich an einem der Fenster versammelten und einen Blick auf die Welt unter ihnen warfen, hielt Jasmin fest, dass sie ewig so fliegen, taumeln, schweben und wiegen könnte.
„Ja sage mal“, griente der Kommandant, „linst Jasmin etwa?“
Agatha schüttelte den Kopf: „Nein – das gehört zum Song.“
„Ach so.“
Erneut drehte sich der Kommandant zu den beiden Sängern um, sah, wie beide trotz dieser Tätigkeit nun mit offenen Augen dastanden und auf ihre Position zukamen.
Jasmins „gibt es unendlich viel zu sehn“ wurde mit einem „You’ve seen nothing yet“ seitens Cal beantwortet, der dann zur Konsole griff und die Hornet 1 in eine Schraube legte, sodass kurzzeitig der Himmel eigentlich der Sandboden war.
„Wie geht das?“, hauchte Theti und blickte zu Agatha die ein „Erklär ich dir später“ raunte. Dann zog die Hornet wieder gerade – rechtzeitig genug um nicht mit der Mauer zu kollidieren, die Agrabah umschloss, vor der das Schiff kurz in einen 90 ° Winkel ging, sich auf den Rücken legte, erneut eine Schraube flog, sodass Schiff und Crew wieder „normal aufrecht standen“ und von Agrabah davon flogen.
Gleichzeitig war das Prinzenpaar in den Teil übergegangen, den sie beide sangen und sich dann abwechselten – und als sie ihr versprechen ein Paar zu sein mit „für alle Zeit“ besiegelten und langsam verstummten, ließ Cal die Hornisse landen und wandte sich um – nur um, zusammen mit Agatha, Papyrus und Theti in einen stehenden Applaus auszubrechen.
Den blinkenden Indikator nahmen sie dabei nicht wahr.

Jasmin blickte ins Rund.
Ja – es hatte tatsächlich gut getan, dieses Lied erneut zu singen und es ging ihr, wie immer, wenn sie es tat – sie wusste wieder, warum sie sich in Aladdin verliebt hatte. Sicherlich schadete es nicht, dass er ein gutaussehender Kerl war, dass er ein paar Freunde aus der magischen Welt kannte – aber der wahre Grund war die Seele, die sie in diesem Lied immer wieder sehen konnte. Aladdin, der Mann der sich beweisen wollte und ihr, der Prinzessin von Agrabah, die Welt als eine Auster darbot.
Oder so ähnlich.
Den kompletten Flug über hatten sie ihr Duett gesungen, hatten sie das Gefühl gehabt, dass es allein ihre Liebe war, die dieses Metallkonstrukt im Himmel halten konnte und – so wie Cal es ihnen vorher erklärt hatte – schien es auch mehr oder weniger so zu sein.
Und es fühlte sich gut an, diese Liebe mit Leuten zu teilen, die sie ebenfalls mochte.
Calvin Cat , den sehr schussligen Mann, der ebenfalls – genau wie Aladdin – getrieben schien von dem Wunsch, sich zu beweisen.
Agatha Silverbird, seine ihn komplettierende Hälfte – wenn er nicht da war, schien sie genau so jugendlich und zwischenzeitlich leichtsinnig zu sein, wie er, aber wenn sie zusammenarbeiteten, war sie zu gedanklichen Höchstleistungen in der Lage.
Dies erinnerte sie an die beiden anderen Besucher – Papyrus und Theti und sie kam nicht umher, gedanklich zu nicken: Ja, diese beiden Paare hatten mehr Ähnlichkeiten miteinander, als sie vermutlich jemals zugeben würden.
Was vermutlich auch auf sie und Aladdin zutraf – er der Held und sie die Prinzessin, mit der man sich aber auch nicht anlegen sollte – oder den Fehler begehen, sie zu unterschätzen. Und wann immer einer von ihnen aufgeben wollte, war der andere da, um aufbauende Aufmunterungsversuche zu leisten. Sie erinnerte sich da an die Zeit, als Morgana zusammen mit Vasir über sie und Aladdin eine Wette abgeschlossen hatte, dergestalt, dass Aladdin Jasmin verlassen würde, wenn es hart auf hart käme.
Und sie hatte ihnen Steine in den Weg gelegt – etwa Jasmin in eine Lamia verwandelt, eine Mischung aus Mensch und Schlange, die Aladdin bei dem Versuch, sie zu retten, beinahe getötet hätte.
Und dennoch hatte der ehemalige „Straßenjunge“ nicht aufgegeben, war bei ihr geblieben und hatte sich am Schluss sogar selbst in einen Lamia verwandelt, mit den Worten „Wenn wir nicht als Menschen zusammen sein können, dann wenigstens so.“.
Ja, Jasmin fühlte, dass sie den richtigen Mann getroffen und lieben gelernt hatte.
Und dennoch hatte sie plötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengegend – als würde sich eine Faust aus Eis an ihren Eingeweiden zu schaffen machen.
„Jasmin?“
Die Stimme Aladdins drang an ihr Bewusstsein, besorgt klingend und sie griff nach seinem Arm.
„Ich weiß nicht, was los ist – ich …“
„Ich weiß es.“, meldete plötzlich die Stimme des Mannes, der sich Calvin Cat nannte. Er legte den Kopf schief, als lausche er einem Geräusch, das sie erst jetzt wahrnahm. Ein schneller werdendes Piepsen.
Cal trat auf die Konsole zu, die dieses Geräusch aussandte und schluckte: „Annäherungsalarm.“

 TBC

 Kapitel 25.4.

Jasmin hob den Blick, schaute den Mann, der sich "Captain Calvin Cat" nannte, verblüfft an und schluckte, als nun auch Agatha Silverbird - die Frau, die sie als Prinzessin River Song kennengelernt hatten - zu dem Mann herübertrat und ihm über die Schulter blickte.
Das sah wirklich alles Andere als gut aus
„Was kommt da auf uns zu?“, fragte nun Theti und trat näher an die Konsole heran, die diese piepsenden Laute ausstieß.
Der Captain hob kurz den Blick.
Jasmin hatte das Gefühl, als sei der Mann plötzlich um Jahre – nein, um Jahrtausende! – gealtert, als er aus diesen braunen Augen in die Runde blickte, erneut hart und für ihn sicherlich nicht sehr angenehm schluckte und dann versuchte, eine neue Rolle anzunehmen. Sie konnte sehen, dass er kurzzeitig tatsächlich überlegte, ihnen die Wahrheit zu sagen, aber irgendetwas schien ihn davon abzuhalten. Erneut lächelte er – wobei er sich selbst ebenfalls sicher war, das das, was er da gerade ablieferte, bestenfalls eine Karikatur eines Lächelns war – um dann den Satz zu sagen, den sie schon oft genug gehört hatte.
„Nichts. Alles in Ordnung.“
„CAL!“
Bisher hatte sich die Prinzessin von Agrabah damit begnügt, den Namen des Captains nicht auszusprechen – ihn als „Prinz Doktor“ zu bezeichnen, schließlich hatte er sich ihnen so vorgestellt und schien ihnen vermutlich lieber in dieser Persona gegenüber treten zu wollen. Doch sie kannte nun sein Geheimnis, seine wahre Identität und empfand es in diesem Moment als gleichermaßen richtig und unglaublich befreiend, diesen Namen auszusprechen und zu verwenden.
Mit einem schnellen Schritt war sie bei ihm, griff sein Handgelenk und blickte ihm in die Augen.

Sie würde nicht nachgeben. Cal wusste es. Jasmin konnte man auch nur bis zu einem bestimmten Punkt reizen und er würde nicht so wahnsinnig sein, sie bis dorthin zu treiben. Kurz atmete er durch, blickte zu Agatha, die ihn mit ihren grünen Augen eine klare Botschaft sandte („Wenn du das machen willst, bist du genauso verrückt, wie ich denke, dass du es bist, aber andererseits, was ist die Alternative?“), nickte ihr zu und atmete noch mal tief durch.

„Jasmin, erinnerst Du dich daran, ob dein Vater einmal gesagt hätte ‚Es wird alles wieder gut` und Du hattest das Gefühl, dass er lügen würde, nur, damit es Dir besser geht?“
Die Prinzessin von Agrabah spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Tatsächlich war es einmal dazu gekommen. Zum damaligen Zeitpunkt war sie noch ein kleines Mädchen gewesen und draußen, vor den Toren Agrabahs hatte sich eine Armee in Stellung gebracht. Die lauten Kriegstrommeln hatten bis in die späte Nacht geklungen und hatten sie nicht schlafen lassen. Barfuß war sie zu ihrem Vater getappst, der im Thronsaal zusammen mit etlichen Soldaten saß und über die nächsten Schritte beriet. Kaum, dass er Jasmin gesehen hatte, war er verstummt und neben ihr in die Knie gegangen.
Und damals hatte er diesen Satz gesagt.
Es wird alles wieder gut.
Am nächsten Tag wusste sie, dass er gelogen hatte, aber schon in der Nacht hatte die diese Befürchtung gehabt – dieses Gefühl, dass sich ihr Magen zusammenkrampfen würde.
Genau wie jetzt.
Und das Gefühl wurde noch schlimmer, denn kaum, dass sie genickt hatte, lächelte der Mann, den sie Prinz Doktor oder Cal nannte zu, mit einem nehr als nur gezwungen wirkenden lächeln, und sagte – dabei den Blickkontakt, den sie aufgebaut hatte, nicht abreißen lassend, diese fünf fatalen Worte: „Es wird alles wieder gut.“.

Dann atmete er tief durch und widmete sich der Konsole vor sich.

„Statusbericht, XO.“
Manchmal war es besser, sich komplett aus der Situation herauszunehmen und sich den militärischen Instinkten zu überlassen, die in ihm empor blubbern wollten – also tat er es.
Er versuchte das Beste, um Calvin Nathan Cat , den jungen Abenteurer, mental in einen Schrank zu sperren und stattdessen Captain Calvin Nathan Cat  zu werden.
Kurz blickte er zu Agatha, schenkte ihr ein kurzes, verunsichertes Lächeln, merkte, dass er seinen Gedanken – „Schade, dass ich mich nicht um die eigene Achse drehen kann, um zwischen den Identitäten zu wechseln“ -  laut ausgesprochen hatte und sah, wie sie ihm aufmunternd zunickte, ehe sie einen Blick auf die Sensoren warf.
„Wir haben einen Annäherungsalarm, das steht mal fest.“, sagte die XO dann, „Ich sehe ein – nein, drei – Bogeys, die sich uns nähern.“
„Drei Soldaten der agrabahnischen Armee?“
„Nur, wenn sie jetzt fliegen können.“, sagte Agatha, seufzte und blickte kurz gen Boden: „Das schließt auch die ägyptische Armee aus.“
Cal merkte, wie sein Kopf hochruckte: „Was?“
„Schatz, eine Baustelle nach der Anderen. Ich erklär es dir nachher, aber erstmal müssen wir wissen, wer das…“
Weiter kam Agatha nicht, denn der Captain setzte sich in Bewegung, trat an die Heckklappe der Wasp, öffnete sie und nickte kurz Agatha zu. Diese erwiderte sein Nicken, betätigte eine Taste an der Konsole, über die sie gebeugt stand und Cal atmete erleichtert aus, als er von aussen neben dem großen Facettenaugenfenster auftauchte und anerkennend den Daumen hob. „Ihr seid getarnt.“, rief er, „Schließ die Heckklappe.“
„Und was ist mit dir?“, rief Agatha gegen die Scheibe.

Cal wollte gerade antworten, als er sie sah. Diese Dinger, die in der Luft waren und ihn an Raubvögel erinnerten – an Falken – die in der Luft dahinglitten, die Flügel leicht nach unten gewölbt, den Falkenkopf auf den Boden gerichtet und nach Nahrung suchend.
Er wusste schon, weswegen sie in seiner Sprache einen anderen Namen hatten. Vorsichtig, darauf bedacht, ihre Aufmerksamkeit nicht zu erwecken, trat er um das Shuttle herum, betrat es und ließ die Heckklappe schnell heruntersinken.
Er sah Agatha Silverbird an, die seinen Blick erwiderte, ihr sehniger Körper eine einzige, gespannte Frage, ihre grünen Augen voller Sorge schillernd.
„Sind es…“
„Ja“, nickte Cal und verfluchte sich gerade dafür, keine Hosentaschen zu haben, in die er seine Hände stecken konnte.

Prinzessin Theti von Theben blickte abwarten zum Captain herüber, zuckte fragend mit den Schultern: „Willst Du uns nun einweihen oder sollen wir raten?“
Und sie konnte dem Mann ansehen, dass er, wenn er die Wahl hätte, am Liebsten gar nichts zu diesem Thema verlöre, nichts sagte und hoffte, dass dies nur eine vorrübergehende Sache war.
Kurz konnte sie in den Augen des Mannes genau diese Überlegung lesen: „Vielleicht irre ich mich ja auch – vielleicht kommen sie ja gar nicht hierher.“
Und dann piepste diese Konsole erneut los. Sämtliche Lähmung, die den Captain vorher gebremst haben mochte, fiel von ihm ab, er rannte zur Konsole, blickte auf sie und schien kurzzeitig ein Vertreter der These „Wenn ich einen Gedanken ganz schnell ganz oft wiederhole, wird er zutreffen.“
Sein Wortbeitrag zur Sachlage – ein panisches „Nein, nein, nein, nein, nein. KOMM SCHON!“
Was auch immer dort auf sie zukam, was auch immer diesen Alarm ausgelöst hatte – es musste den falschen Prinzen und die falsche Prinzessin zutiefst schocken.
Sie trat auf Agatha und Cal zu, blickte erst ihn, dann sie an: „Was… was war es denn? Und was kommt da?“
In den Augen des Captains flackerte Panik und so etwas wie „Galgenhumor“, als er kurz, hart, kehlig und ironisch lachte und dann ein unmelodiöses „Lass dich überraschen“ sang.
Und dann sah sie es im Facettenaugenfenster des Shuttles, wie es selbiges komplett ausfüllte und das Interieur kurzzeitig in Dunkelheit bannte.
„Nein“, schoss es Theti durch den Kopf, „Das – das kann nicht sein. Das ist nich möglich. Wir… wir können…“
Cal blickte sie an: „Ich sehe – du erkennst es.“
Sie nickte: „Ja – eine… das kann nicht sein. Aber – es sieht aus wie eine der großen…“
„… Pyramiden in Gizeh.“, vollendete Papyrus, trat neben sie und schaute dann zu Cal: „Was ist das für ein Wahnsinn.“
Traurig schüttelte der Captain den Kopf: „Das ist kein Wahnsinn, sondern ein Goa’Uld Ha’tak. Ein Pyramidenschiff.“ Und dann, mit Blick zu Jasmin und Aladdin, setzte der Mann mit tonloser Stimme fort: „Und… es nähert sich Agrabah.“

Kurz senkte sich Stille über die sechs Personen in der Hornet , ehe Jasmin ihre Stimme wiederfand. Ihr „Und was heißt das?“ war eine Spur lauter gesprochen, als notwendig gewesen wäre.
Erneut senkte der Captain den Kopf: „Das heißt… Agrabah wird invasiert.“
Er legte eine Hand auf Jasmins nackte Schulter, blickte ihr in die Augen: „Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid.“
Die Prinzessin reagierte, wie es zu erwarten wäre. Sie taumelte zurück, stieß gegen Aladdin, der sie auffangen wollte , machte sich los und blieb, wie betäubt, stehen.
„Vater“, stammelte sie.

 TBC

 Kapitel 25.5


Jasmin war vor etlichen Stunden gegangen und Sultan Ichhab Keinennamen von Agrabah saß auf seinem Thron – und wartete. Seine Tochter musste doch bald wiederkommen. Zumindest hatte sie es gesagt.
 „Vater, ich ziehe mich jetzt wieder in mein Zimmer zurück und nehme Prinzessin Song mit mir.“

Das hatte sie gesagt. Sie würde sich in ihr Zimmer zurückziehen, Prinzessin Song mitnehmen und als der Sultan dann – auf Bitten des ägyptischen Soldaten – nach Jasmin und Song rufen ließ, waren diese verschwunden. Weg. Perdu. Gone – ob nun with oder without the wind.
Dass der ägyptische Legionär sonderlich begeistert gewesen wäre, wäre eine spektakuläre Lüge. Andersherum wird da eher der Kern getroffen – der freundliche Mann aus der ägyptischen Armee war über die Entwicklung der Situation nicht sonderlich erfreut und verlor so langsam, aber sicher, die Geduld.
„Wo ist ihre Tochter?“, verlangte er zu wissen und der Sultan blickte ihn an und konnte nur das sagen, von dem er wusste, das es zutraf: „Ich weiß es nicht.“
Allerdings wusste der Sultan etwas anderes. Er steckte ziemlich tief in der Patsche.
Warum?

Der ägyptische Soldat hatte sich vor ein paar Stunden aus dem Palast verabschiedet und wollte seinem Befehlshaber, Pharao Aknemkanon, mitteilen, dass Agrabah auf die Auslieferung der „Verräter“ Theti und Papyrus verzichtete und ihnen ferner sogar noch Asyl gewährte. Wenn man nun in Betracht zog, wie weit das Sultanat Agrabah von Theben entfernt war – Papyrus und Theti hatten eine ganze Woche gebraucht, um einzutreffen – war es als relativ unwahrscheinlich anzusehen, dass der Soldat in wenigen Stunden seinen Auftrag ausgeführt hatte. Dies bedeutete: Eine Armee musste sich nur wenige Stunden von Agrabah aufhalten – woraus zu schließen war, dass Aknemkanon es ernst meinte.

Der Sultan richtete sich auf und schaute den Soldaten an.
„Ich weiß nicht, wo meine Tochter ist – aber sie ist auch nicht die Herrscherin über Agrabah. Das bin immer noch ich.“
„Dann seien Sie klug, Euer Hochwohlgeboren, und liefern sie uns die beiden Verräter aus.“
Ichhab nickte. Vielleicht wäre es wirklich das Beste, wenn sich das Sultanat den Forderungen des Königreiches Theben ergab – andererseits: Jasmin hatte recht. Die beiden Thebener waren Gäste und Gastfreundschaft wurde in Agrabah groß geschrieben – und das nicht nur, weil es sich dabei um ein Nomen handelte.
Der Sultan hörte vor seinem inneren Ohr die Stimme seines Vaters – Erhat Keinennamen – und die seines Großvaters – Ichkenn Keinennamen -, die ihm beide zuredeten, dass es im Notfall besser wäre, die Sicherheit eines Landes über seine Prinzipien zu stellen.
Und damit hatten sie ja auch eigentlich recht.
Eigentlich.
Das Schlüsselwort der ganzen Geschichte war „eigentlich“ – denn sicherlich war es besser und weiser, die Sicherheit Agrabahs zu gewehrleisten und wenn dies bedeutete, dass zwei Personen festgenommen wurden, war dies sicherlich ein nahezu lächerlich zu nennender Preis.
Schließlich erinnerte er sich an sein Familienmotto: „Seniedsof semenyau twei seniedsof  sefju“.
Hierbei handelte es sich um eine ur-alte Sprache, die schon niemand mehr beherrschte, wenngleich man ihm die Übersetzung beigebracht hatte – „Die Bedürfnisse der Mehrheit überwiegen die Bedürfnisse der Minderheit“ – oder wie er gerne sagte: „Das Wohl von vielen – es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen… oder des Einzelnen.“ *
Hierbei handelte es sich um die Maxime, unter die er eigentlich seine Regierungszeit stellen wollte und er war damit eigentlich ganz gut gefahren, bis – ja – bis Aladdin in sein Leben getraten war, seine Tochter mehr oder weniger von den Füßen geholt und in sein Herz geschlossen hatte und ihm die Augen geöffnet hatte – seine Regierungszeit war nicht auf das Wohl der Vielen – also seinem Volk – ausgelegt, sondern schokierenderweise mehr darauf, dass er sich einen runden Bauch angefuttert hatte.

„Seniedsof semenyau twei seniedsof  sefju“, wiederholte der Sultan für sich, blickte dann zu Erhat und Ichkenn und schüttelte den Kopf.
Nein, er konnte die Bedürfnisse der beiden Gäste aus Theben nicht über das Wohl von Agrabah stellen, zumal er nicht wusste, in welches politische Klima sie zurückkehren würden.
„Es tut mir leid, Soldat.“, sagte der Sultan dann, „Ich kann Ihnen unsere beiden Gäste zur Zeit nicht überlassen.“
Sein Gegenüber, der mindestens vier Köpfe größer, sowie 40 Kilo schwerer und definitiv durchtrainierter war, als Ichab, blickte zu ihm herunter, stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf: „Ihre Uneinsichtigkeit, Sultan, ist äußerst bedauerlich.“
Damit griff er in einen kleinen Beutel, den er an seiner Hüfte mitgeführt hatte, ein rotes Behältnis aus demselben Stoff, aus dem man seinen Umhang gefertigt hatte, mit den Maßen 10 x 10 Zentimetern. Aus diesem Behältnis förderte er eine Kugel zutage, die wirkte wie polierter Obsidian, nachtschwarz mit einem Durchmesser von 5 Zentimetern, sodass sie bequem in die Handinnenfläche passte. Dann hob er den Gegenstand auf Augenhöhe an und lächelte, als sich die Oberfläche veränderte, von obsidianschwarz in ein helles Beige und in der Kugel ein Gesicht erschien.
„Sprich“, sagte eine Stimme aus der Kugel. Der Sultan vermutete, dass sie der Person gehörte, die der Inhaber des Gesichtes war, das dessen Hinterkopf er auf der Kugel sehen konnte. Der ägyptische Soldat nickte in Richtung Ichabs, als er Haltung annahm und in knappem, militärischen Tonfall einen Bericht abfasste: „Der Sultan ist nicht gewillt, uns Papyrus und Theti – die Verräter – zu übergeben.“
Damit drehte sich das Gesicht in der Kugel um, fixierte den Sultan aus eiskalten Augen, die plötzlich aus sich heraus zu explodieren schienen. Sie leuchteten gelblich auf und die Stimme, die dann aus der Kugel kam, klang verzerrt, unheimlich und absolut nicht mehr menschlich.
„Ich bin dein Gott! Du wirst mir die Beiden – den Fischer und die Tochter des Shol’va**, der es gewagt hat, mir Widerstand zu leisten – übergeben, oder Du wirst in alle Ewigkeit leiden.“

„Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“, murmelte der Sultan, schüttelte erneut den Kopf. Nein, in diesem Fall hieß es: „Seniedsof  sefju twei seniedsof  semenyau“ – also das Wohl von wenigen überwiegt das Wohl von Vielen.
„Dann ist es wohl so!“, sagte der Sultan und er konnte sich den Gedanken ‚Entweder wäre Jasmin jetzt fürchterlich stolz auf mich – oder sie würde mich einen Narren schimpfen.’ nicht verkneifen.
Die Person in der Kugel nickte: „Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
Damit wandte sie sich an jemand anderen, ausserhalb des Sichtfeldes, bellte etwas, das vermutlich einen Befehl darstellen sollte, dann wurde die Kugel wieder schwarz.
Welche Magie auch immer zum Einsatz gekommen war – sie war mächtig und er hatte sie gerade gegen Agrabah aufgebracht.
Und dann begann die Stadt zu beben.

Entsetzt taumelte Ichab Keinnennamen auf den Balkon und sah, dass sich etwas über die Berge, die Agrabah umschlossen, schob. Was auch immer es war, es war groß, gewaltig und grau.
Und dann erkannte er es.
Es war eine Pyramide.
Der Sultan drehte sich um und blickte auf das Ding , das ihm der Soldat gerade unter die Nase hielt – einen langen Stock, dessen hinteres Ende über eine Art Paddel verfügte und an dessen vorderem Ende ein Oval befestigt war, das in dem Moment, in dem sich Ichhab dessen Gewahr wurde, mit einem bedrohlichen Fauchen – dem eines wütenden Tigers nicht unähnlich – öffnete und den Blick auf das Innere freigab.
Er musste nicht viel davon verstehen – er wusste auf instinktive Art und Weise das er in die Öffnung einer tödlichen Waffe blickte.
„Kree!“, bellte der Soldat, „Ra wird kommen.“
„Ra?“
„Der Gott, mit dem Pharao Aknemkanon eine Allianz geschmiedet hat. Er wird sich Agrabah einverleiben und dein Volk zu seinen Soldaten erziehen, Sultan.“
„Nur über meine Leiche.“, murmelte der Angesprochene.
Der Soldat lachte: „Dem Wunsche kann entsprochen werden.“
Dann drückte er ab.

 TBC
,
  Anmerkungen :



* Japp, „Seniedsof semenyau twei seniedsof sefju“ ist der Spruch „The needs of the many outweigh the needs of the few“ in Lautsprache (Se nieds of se meny autwei se nieds of se fju). Das ist ein bisschen wie bei dem schönen Gag von Jürgen von der Lippe,  der seinen Lateinlehrer damit foppte, dass er ihm einen lateinischen Satz diktierte, den der Lehrer entschlüsseln sollte.
Hier das, was der Lehrer wohl verstanden haben musste.
„Situs vilate enisse tabernet.“
Und hier das, was eigentlich gemeint war: „Sieht us wie Latein, isset aber net.“

** Shol’va (der,die)  - Wort in der Sprache der Goa’uld. Bezeichnet Verräter. Wird auch gerne als Schimpfwort verwendet. Aussprache: Scholl Wa“.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 09.07.14, 16:48
  Kapitel 26  - Der Moment der Erkenntis -

Kapitel 26.1.   

"V… Vater."
Dass die Stimme Prinzessin Jasmin Keinennamen von Agrabahs vor Panik und entsetzen zitterte, sollte niemanden großartig überraschen und genau das tat es auch nicht. Die hübsche orientale Frau war inzwischen an den Heckausgang der Hornet 1 gelangt und tastete, immer noch mit starrem Blick, nach einem wie auch immer gearteten Türöffner - ein Unterfangen, das von Cal mit einem "Computer, hier spricht Captain Calvin Nathan Cat, Authorisationscode 534414 - Alpha - 9 - Bravo. Shuttleverriegelung - effective immediately *" zunichte gemacht wurde.
Theti und Papyrus richteten ihren Blick fragend auf den Kommandanten der DRAGONFLY , währenddem Aladdin zu Jasmin ging und sie anschaute.

Der junge, ehemalige Straßendieb fühlte wie sein Herz bis zum Hals pochte. Jasmin - seine Jasmin - die Frau, mit der er die Welt sehen wollte, stand plötzlich da, starrte wie hypnotisiert auf das große Facettenaugenfenster, an dem gerade eben ein Pyramidenschiff vorbeigeschwebt war und Kurs auf Agrabah genommen hatte – und (und dies sollte wirklich keinen überraschen) hatte gerade komplett eigene Probleme und daher auf Stimuli von Aussen so gut wie gar nicht reagierte – oder nur sehr zeitverzögert. Und ja – er verstand wieso es geschah, es machte ihm jedoch dennoch Angst.
Was sollte er tun? Sollte er sie sanft und vorsichtig berühren, sie in die Realität zurückholen? Oder würde das dazu führen, dass sie erst richtig panisch würde?
Aladdin wusste es nicht und fühlte sich in diesem Moment genau so ohnmächtig und hilflos wie damals, als Morgana die gesamte Stadt mit einem Fluch belegt hatte, der die Einwohner zunächst einschläferte und dann in Schlafwandler verwandelte, die Aladdin und Jasmin töten wollten – und dann Jasmin in ihre Finger gefallen war.
Als sie auf ihn zukam, die Arme ausgestreckt und unintelligent dahertaumelnd, mit einem gestöhnten „Aarrrgh“-Laut auf den Lippen und er wusste dass er auch sie verloren hatte, zu diesem Zeitpunkt hatte sein Herz genau so hart und schnell geschlagen, wie es das jetzt tat.
Verdammt - was konnte man tun?
Eigentlich war es ganz einfach: Sie mussten dieses Wunderwerk der Technik nach Agrabah bringen, waren schneller da und konnten eine Menge Schaden verhindern.
"Denk nicht mal daran.", erklang die Stimme des Captains und Aladdins Kopf ruckte hoch.
Woher meinte der Mann aus Fiktivistien zu wissen, was ihm gerade durch den Kopf ging?
Auf Cals Lippen erschien ein Lächeln: "Ich würde genau so denken, wenn Freunde und Familie in Gefahr wären und mir der Zugang zu einer Technologie offenstünde, die im Stande ist, großartiges zu leisten. Glaub mir - ich würde dir gern helfen, Al."
Damit seufzte er und warf einen Blick zu Agatha:  "Meinst du, wir könnten…"
"Du weißt, wie gerne ich würde."
"Ja, aber ich weiß auch, wie wenig wir genau das dürfen."
"Verdammt nochmal!"
Diese Stimme war Papyrus Mund entronnen und der Satz sorgte dafür, dass Captain und XO innehielten und zum Schwertführer aus Theben herüberblickten.
Dieser sah ihnen entgegen, jeder Zoll ein König - obwohl es in Theben ja nur Pharaonen gab -  und in seinen Augen konnte Aladdin Unnachgiebigkeit erkennen, die dort funkelte.
"Du, Prinz Captain Doctor Calvin Cat, hast doch schon oft genug mit den Regeln gebrochen. Du, Prinzessin Commander Agatha River Song Silverbird, hast deinem Mann, Freund, Geliebten oder was immer er sein mag, oft genug geholfen, diese Regeln zu dehnen oder zu umgehen. Wieso geht genau das jetzt, hier - wenn eure Freundin Jasmin euch braucht   - nicht?"

Aladdin konnte sich nicht helfen - ihm waren die selben Fragen durch den Kopf geschossen und der einzige Grund, warum er sie noch nicht gestellt hatte, war der, dass er dachte, dass Cal und Agatha noch auf die Idee kamen, ihnen doch helfen zu wollen.
Doch als er in Cals Augen blickte, konnte er in ihnen nur hilfloses Bedauern erkennen. Der Kommandant des Luftschiffes hob an, etwas zu sagen, atmete dann tief durch und legte seine Hände links und rechts der Konsole ab, auf die er geblickt hatte. Dadurch beugte er sich nach vorne, was dazu führte, dass sein Gesicht in einem gespenstischen Blau schimmerte.
Er blickte ins Rund.

Eigentlich hatte Papyrus ja recht. Sie hatten diese - aus den Augen der Delegation aus Theben und denen von Jasmin und Aladdin - fantastische Technologie, die es ihnen ermöglichte, Personen schlafen zu schicken, sich schneller und sicherer als jeder fliegende Teppich zu erheben - womit die Leistungen Teppichs nicht geschmälert werden sollte  - und hatten, im Gegensatz zu den beiden Prinzenpaaren, tatsächliche detaillierte Kenntnisse über den Feind, seine Strategie, seine Taktik und seine Herkunft.
Und mit einer Handvoll gut trainierter Soldaten, die geübt im Umgang mit Phasergewehren waren, mit dem Elite-Force-Team um Lieutenant Alexander Munroe oder dem legendären SG-1 von der Erde aus dem 20. und 21. Jahrhundert, wäre das alles kein Problem gewesen. Selbst mit einer Schar von Soldaten, die durch Razul trainiert worden waren, ließe sich Agrabah sicher retten - und auch mit den hier anwesenden beiden Prinzenpaaren konnte eine Attacke auf die Stadt durchaus möglich sein.
Dafür sprach die Zusammensetzung der Gruppe:
Aladdin - jemand, der sich auf den Straßen zurecht fand, der hin und wieder halb- bis illegale Mittel nutzte, um das Ergebnis zu erhalten, das er erreichen wollte, aber das Herz am rechten Fleck hatte.
Jasmin - im Palast großgezogen worden, die Etikette des Hofes gelernt und in Kampfkunst ausgebildet.
Theti - in der Lage, sich selbst durch körperliche Angriffe oder geistiges Duellieren zu verteidigen.
Papyrus - im Besitz des Schwert des Horus, das nur Menschen fällt, die böses getan haben.
Agatha Silverbird - XO der DRAGONFLY , verfügt über weitreichende taktische und strategische Kenntnisse
Calvin Cat - CO der DRAGONFLY , hat die große Klappe und bringt sich dadurch mit schöner Regelmäßigkeit in Gefahr.

Sie waren vielleicht kein Starfleet-tac-ops-team, aber sie waren in der Lage, sich zu behaupten.
Aber um welchen Preis?
Der Captain räusperte sich und wandte seinen Blick zu Papyrus: "Es hat nicht viel mit den Regeln zu tun. Hier geht es um reine Machbarkeit."
Er brach ab, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wandte sich dem Facettenaugenfenster zu: "Selbst, wenn wir dieses Fluggefährt hier im getarnten Flugmodus nach Agrabah bringen - was dann?"
Kurz luftholend drehte er sich wieder herum und trat zu Papyrus herüber: "Ich weiß, dein Herz ist stark, dein Mut ist… unbezwingbar und du bist ein guter Kämpfer. Das stelle ich dir…"
Erneut stoppte er, hob den Blick und schaute ins Rund: "… das stelle ich euch allen nicht in Abrede. Ich habe gesehen, wie ihr gegen die Katib gekämpft habt, als die Lage wirklich hoffnungslos war.
Allerdings: Wie hoch wäre in einer All-Out-Attacke - bei der wir uns nicht zurückhalten, mit der Hornet Angriffe fliegen, während am Boden ein anderes Team dabei ist, den Palast zu stürmen und den Sultan zu retten - die Verlustrate? Kann mir einer von euch das verraten?"
Erneut stoppte der Captain, trat auf Papyrus zu und blickte ihm in die Augen, eine Prozedur, die er bei Aladdin, Theti und Jasmin ebenfalls durchführte, ehe er sich wieder an seine XO wandte.
"Das sind da nicht nur Leute in Rüstungen, die auf uns warten", meldete sich nun Agatha zu Wort, "sie haben ähnliche Waffen wie wir."
Papyrus hob den Blick: "Und ihr habt einen ganzen Waffenschrank voll davon. Ihr könntet uns damit ausrüsten und… wenn Ihr uns nicht helfen wollt, würden wir das schon alleine machen."
"Es geht nicht darum, dass wir euch nicht helfen wollen würden", murmelte Cal und blickte erneut ins weite Rund, "es geht nur darum, dass ich euch alle nicht verlieren will, weil wir die Goa'uld angegriffen haben."
 TBC

 Kapitel 26.2
Der Krieg stand vor der Tür und es gefiel ihm nicht. Aber - es gefiel ihm nie, wenn er ehrlich war. Selbst, dann, wenn man es für nötig erachtete, gefiel es dem Captain nicht, sich mit einem "ATTACKE!!!!" auf die Gegner zu stürzen - wobei "Attacke!" seinerzeit einmal eine Art Schlachtruf von einem der Traditionsfußballvereine der Gegend gewesen war, der er vorgab zu entstammen. Und selbst dann, wenn er eigentlich einer der ersten war, der mit gezogenem Phaser dastand und mehr als nur gewillt war "dem Kater in den Sack zu hauen" - alleine gegen mehrere Personen anzugehen, ist einfach keine clevere Strategie.
Er selbst hatte dies festgestellt, als er von einer Post-Mission-Pizza mit SG-1 in das beschauliche Kansas-Kleinstädtchen Smallville gezappt worden war.

 Wieder war eine Mission beendet und man saß in der schon erwähnten Pizzeria um die Post-Mission-Pizza (nach Wahl auch Lasagne oder Wrap) zu genießen.
Daniel und Sam waren schon leicht alkoholisiert, Jack ebenfalls, Teal’c und Cal nicht.
Teal’c wegen seiner Goa’uld-Larve im Bauch und Cal aus dem Grunde, weil er dem Alkoholkonsum im Grunde gar nichts abgewinnen konnte.
Doch nach einigen Überredungen seitens Sam und Daniel, sowie Jack, die sich unterschiedlich anhörten, angefangen von „Komm schon, Cal – warum trinkst Du nie was?“ (Sam) über „Nunc est bibendum!“ (Daniel) bis zu „Mädchen!“ (Jack), hatte Cal genervt mit den Augen gerollt und sich einen Schluck Rotwein gegönnt.

Und da wusste er wieder, warum er Alkohol prinzipiell eher abgeneigt war.
Das Zeug schmeckte absolut nicht.
Und kaum, das er den Schluck getrunken hatte, fing seine Zunge auch an, von alleine zu agieren.
Just dieser Nonsens ließ aber den gerade noch giggelnden Daniel Jackson aufhorchen und lallend bitten „Kön… Könntest Du das nochmal wiederholen?“
Der Mann hatte geblinzelt und versuchte, sich an die Worte zu erinnern, die ihm da entfleucht waren, aber stattdessen kam ein Wortschwall heraus, der zwar ebenfalls von Daniel mit hohem Interesse wahrgenommen wurde, aber definitiv nicht die Worte waren, die er zuerst genannte hatte.
„Wir verachten das Feuer, verfluchen die Flammen, wir mächtigen Drei, wir bleiben zusammen.“, sagte Daniel stirnrunzelnd und Jack schaute zum Anthropologen herüber: „Ich glaube, unserem guten Sternenflottencaptain bekommt der Wein und das Fernsehangebot unserer antiquierten Zeit nicht, was?“
Dies brachte Calvin Nathan Cat dazu, den Kopf lächelnd zu schütteln: „Ich weiß auch nicht, was da gerade aus mir herauskam – aber so dürften Sie sich gefühlt haben, als sie sagten, das Sie sich über keinen Kruvus beklagen können.“
Jack schaute Cal an, er hatte den ihm eigenen, leicht befremdet-wirkenden Blick drauf, den er eigentlich für wissenschaftliche Analysen seitens Sam reserviert hatte.
„Das war etwas vollkommen anderes, Zukunftsjunge.“, sagte er dann mit einem Tonfall, der zwischen kalt und amüsiert anzusiedeln war.

Der Captain lehnte sich zurück.
„Wie schon gesagt, es ist nicht so, als würde ich mich gerade sonderlich besoffen fühlen, ich lalle nicht, stottere nicht, lisple nicht – meine Hand-Augen-Koordination ist auch noch in Ordnung, ich bin nicht geneigt, redseelig zu werden, lalle nicht zu Sam herüber, das sie die schönste Frau der Welt sei…“, ratterte er herunter und stockte.
Jack sah ihn gerade mit einem eiskalten Mörderblick an und Cal wusste, woran das wieder lag. Auch Sam war gerade dabei, zu erröten.
„Verdammt, hoffentlich erinnerte sie sich morgen nicht an DEN Teil der Konversation. Und wenn wir gerade mal dabei sind – hoffentlich erinnern sich die ANDEREN morgen nicht daran.“, schoss es Cal durch den Kopf.


Plötzlich hatte er samtweiche Stimmen gehört.
Samtweiche Stimmen, die irgendwas rezitiert hatten. Blöd nur, dass Daniel nicht in seinem Kopf zugegen war, um Übersetzungsarbeit zu leisten. Nur, damit war es das nicht gewesen - im Gegenteil, die Situation wurde noch verworrener.


Und dann war es hell.
Und zwar nicht mal ein wenig hell, so dass man den Hausmeister bitten konnte, den Dimmer eine Stufe herunter zu schalten – nein, so grell, das Cal die Augen schließen musste, so grell, das er sich in eine Fötushaltung begeben musste, um seine Augen mit seinem Körper vor diesem grellen Licht abzuschirmen.

Kopfschmerzen brachen die Dämme der Logik – silberweißer Schmerz versengte jede einzelne Nervenbahn seines Körpers.
Er schrie laut auf – aber er war sich sicher, das niemand ihn hören konnte.

Sokar – nein, der war tot. Anubis! Er musste in Anubis Hände geraten sein.
Etwas Anderes war nicht vorstellbar. Nur Anubis, so hatte ihm eine Tok’Ra auf einem Stützpunkt verraten, nur Anubis konnte solche Schmerzen herbeiführen.

Cal schrie weiter – immer Lauter, bis sein Hals schmerzte, bis die Tränen versiegt waren, und alles dunkel wurde.
Dunkel – schööön.
Das Gegenteil von Hell.

Er öffnete die Augen.
„Wenn die, während ich k.o. war, nicht das Bad umdekoriert haben, glaube ich nicht, dass ich noch in Kansas bin.“, dachte er sich und schaute sich um.
Eine Höhle…
Er war in einer Höhle gelandet.
Einer Höhle mit sehr interessanten Zeichnungen.

Der Captain trat näher an die Höhlenwand heran, betrachtete eine Höhlenzeichnung, eines Mannes, der offenbar aus den Augen Laserstrahlen oder sowas abfeuerte – vollkommen absurd, aber – das Absurde gehörte ja zu seinem täglichen Brot.
„Nett hier – nur auf welchem Planeten ist das? Und warum bin ich hier?“
Er kam immer noch nicht über diese Höhlenmalereien hinweg.
„Na, da wird das archäologische Museum sich aber freuen. Daniel würde hier einen Freudenjauchzer ausstoßen und Jack das große Augenrollen anfangen.“, dachte sich Cal, als er sich umsah.

„Nem?“, rief er grinsend ins Dunkel der Höhle, „Nem, bist du hier?“
Der Ausserirdische hatte Daniel Jackson seinerzeit mal entführt und verlangt, das er das Schicksal der Liebsten des Alien enthüllte. Diese war bei einem Kampf gegen den babylonischen König Belus getötet worden.
„Nem, das ist nicht witzig.“, sagte Cal, „Bring mich wieder zurück. Ich kann dir nicht ‚enthüllen Schicksal Omorocca.' Du weißt es schon.“

Und plötzlich stand SIE im Raum.
Cal merkte, wie sein Mund trocken wurde – er hatte ja mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht mit dieser Frau.
Sie mochte so um die eins achtundsechzig groß sein – somit ein wenig kleiner als er – hatte lange, dunkle Haare und große, braune Augen. Die leichte Mandelförmigkeit selbiger verriet ihre asiatische Herkunft.
Die junge Frau war – schön. Eindeutig schön.

Der Captain hob seine linke Hand an, spreizte Mittel- und Ringfinger voneinander ab und rezitierte das Motto, das er bei Treffen mit Einheimischen immer von sich gab.
„Leben Sie lange und in Frieden.“

Gut – das mochte jetzt bei einem gewaltbereiten Wilden vom Typ Cromaggnon, der gerade mit dem Speer auf einen zielt, nicht gerade der Probateste aller Sätze sein und er hatte Cal des Öfteren schon in Schwierigkeiten gebracht, aber – der Mann ließ sich nicht ändern.

Die schöne Frau betrachtete ihn kurz, lächelte dann ein schönes und wildes Lächeln und antwortete, in dem sie ihre rechte Hand zur Faust ballte und nach vorne streckte.
Ein grelloranger Blitz schoss aus der Faust auf seinen Kopf zu – riss ihn nach hinten und schleuderte ihn gegen die Wand, die gerade so schöne, kostbare Höhlenverzierungen hatte.
„AU.“, schoss es ihm durch den Kopf, „Mein Rücken – das wird sicher schmerzhaft.“

Er rutschte an der Wand herunter, noch bei Bewusstsein und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Immer noch nicht genug?“, fragte sie ihn – die Schöne konnte sprechen und hatte eine sehr angenehme Stimme.
Cal lächelte ein wenig schmerzverzerrt: „Glaub mir, ich wäre lieber liegen geblieben. Aber irgendwas sagt mir, dass ich mich mit dir noch was länger beschäftigen werde.“
„Viel Spaß.“, meinte sie lakonisch, wirbelte um die eigene Achse und verpasste Cal einen Tritt gegen den Brustkorb.

Wieder taumelte der Captain zu Boden, keuchte und hielt sich den Oberkörper.
„Hat Dir deine Mama nicht beigebracht, dass man Fremde Leute nicht einfach so treten soll?“, fragte er und rappelte sich wieder hoch.
„Conard!“*, antwortete sie und Cal legte den Kopf schief: „Ah, parlez-vous francais?“**
Die Frau lächelte: „Ich BIN Französin!“
„Na dann – das erklärt natürlich alles.“, grinste Cal und schaute sie an, „Nämlich nix. Also, die Eine-Millionen-Euro-Quizfrage. Wo bin ich hier, wie bin ich hierhergekommen, und was mache ich hier? Und als Zusatzfrage: Warum werde ich das Gefühl nicht los, das Sie mir helfen können?“

So schnell, wie sie bei ihm war, hätte er nicht gedacht, das sie sein könnte.
Und das bereute er nun. Sie war flink, sie war wendig, sie war tödlich.
Ob sie ihre Tage hatte?

„Tu es bête, americain!“***,  sagte sie und schlug nach ihm, traf seinen Magen und verursachte so, ein Geräusch, das nach dem Namen „Ulf“ klang.
Er schaute sie an: „Je suis allemand!“****
„C’est kif-kif.“*****, lächelte sie und trat nach seinem Kinn.
Der Kopf des Captains wurde nach hinten gerissen, er taumelte zu Boden, sah kurz sterne und schüttelte dann den Kopf:
„Mädel, ich schlag keine Frauen, aber Du wärest die Erste, bei der ich meine Vorsätze über den Haufen werfe.“
Erneut lächelte sie ein wildes Lächeln, ehe sie etwas rief – er vermutete, es war Latein – und die Hand nach ihm ausstreckte.
Er merkte, wie er in die Luft gehoben wurde und wie er gleichzeitig Probleme hatte, des Menschen liebster, wenn auch quasi unbesungenster Tätigkeit, dem Aeroben, dem Atmen, nachzukommen.
„Was... was tust du da?“, fragte er und sah, wie viele bunte Punkte sein Sichtfeld verpixelten.
„Dich töten.“, lächelte sie, „Mon amour******, ich wünsche dir eine schöne Reise ins Jenseits.“
Damit fielen des Captains Augen zu und es wurde endgültig dunkel um ihn.

Als er wieder zu sich gekommen war, nahm sich die Situation dann noch ein wenig anders aus.
 "Hallo.", sagte sie und der Mann spürte, wie sein Mund trocken wurde, ehe er antwortete: "hi. Wie heißt Du?"
"Ich bin Lana Lang - Freunde von mir und ich haben dich in der Höhle gefunden. Hast Du eine Ahnung, wie Du da hingekommen bist?"
Er musste überlegen - wie war er da hingekommen? Von was für einer Höhle redete die Frau?
"Nein , ich habe... keine Ahnung - von... was für einer Höhle sprichst Du? Und - just by the way.... wer bin ich?"

Nun ist "Sternenflottencaptain mit Amnesie" kein Storytwist, der sich sonderliche Originalität auf die Fahnen schreiben kann - das musste auch das Schicksal mitbekommen haben, denn, als Cal in Smallville weilte und sich an seine Identität nur durch - ihm damals unglaublich bizarr erscheinende - Träume an sein Leben als eben jener Sternenflottencaptain erinnern konnte, ereignete sich ein Meteoritenschauer (der zweite, der Smallville heimgesucht hatte) und eine Art "Invasion der Kryptonier".
Denen stellte sich John Doe (wie sich Cal damals nannte)  - in einem Anfall von grandioser Selbstüberschätzung - entgegen und wurde von einer der Kryptonier, einer Frau namens Aethyr, gepackt und mit voller Wucht und Schmackes gegen die nächste Wand geschleudert - eine Aktion, die John Doe tötete, da die Kollision im Captainshirn die Sachen, die zurechtgerückt werden mussten, zurechtgerückt wurden. Er rappelte sich auf, sah in diesem Moment die Nationalgarde auf die Kryptonier zukommen und wusste, dass die menschliche Armee des frühen 21. Jahrhunderts gegen Kryptonier keine Schnitte hat.
Und dennoch konnte er nicht verhindern, dass unnötiges Blutvergießen stattfand.

So war es immer. So würde es vermutlich auch hier sein.  Jasmin war momentan - vollkommen verständlicherweise zu betäubt, zu überwältigt von der Situation um überhaupt klar denken zu können und den anderen Kombatanten konnte man ihre Position nicht verübeln.
Aladdin blickte den Captain aus braunen Augen an und der Kommandant der DRAGONFLY konnte Wut, Enttäuschung und Ohnmacht in ihnen sehen: "Wir können doch Agrabah nicht einfach so vor die Hunde gehen lassen."
"Nein", schüttelte Cal den Kopf, "Das können wir wirklich nicht - aber wir brauchen einen genauen Plan, ansonsten gehen wir genau dahin, wo wir Agrabah nicht hingehen lassen wollen. Vor die Hunde oder eventuell vor die Katib - das können wir doch wirklich nicht wollen."
Damit wandte er sich an Agatha, deutete kurz zum Fenster - ein Wink, den seine XO verstand und mit ihm zu der Facettenverbindung ging.
Cal holte tief Luft: "Was denkst Du, Liebling?"
"Aladdin ist momentan ein bisschen unbeherrscht."
"Liebling, wenn ich sehen würde, wie Du wie betäubt darstehst und Dir Sorgen um Deine Famillisch machst, wäre ich auch unbeherrscht und würde mit dem Kopf durch sämltiche Wände wollen."
Kurz blickte die XO ihn an, nickte und gab ihm einen Kuss auf den Mund: "Danke, mein Schatz."
"Und was machen wir nun?", fragte der Captain, was seine XO zu einem Lächeln hinriss: "Wir zeigen ihnen, wogegen sie kämpfen. Bist Du bereit, dich komplett zu offenbaren?"
In Cals Gesicht zeigte sich sowas wie "Erkenntnis" darüber, was das jetzt zu bedeuten hatte - und er schluckte.

"Ich soll was?"
Cals Stimme eine Verblüffung zu unterstellen, wäre eine grandiose Untertreibung gewesen. Besonders, wenn man bedachte, wer ihm gerade diesen Vorschlag unterbreitet hatte - Agatha Silverbird, die Frau, deren Aufgabe es als XO war, dafür zu sorgen, dass er nicht allzusehr abhob. Gerade diese Frau hatte ihm gerade eben gesagt, dass es keine andere Möglichkeit gab, als sich komplett und vollständig zu outen - komplett, ohne jegliche Lüge oder Zurückhaltung?!
Der Gesichtsausdruck des Kommandanten der DRAGONFLY musste etwas zutiefst "Karpfen"-iges an sich gehabt haben, küsste ihn die XO nochmal, zwinkerte ihm zu und flüsterte ein "Du kannst das." in sein Ohr.
Na hoffentlich hatte die hübsche Rothaarige mit der Situationsbeschreibung auch recht - so ganz stimmte er da nicht mit ihr überein.
Aber gut. An ihm sollte es nicht scheitern.

Aladdin hob den Blick, als er hörte, wie der Mann, der sich selbst Calvin Nathan Cat nannte, sich räusperte und ins Rund sah.
"Wenn ich jetzt sage 'Kommt näher, meine Kinderchen und hört mir zu' haltet ihr mich vermutlich für genau so malle, wie wenn ich euch jetz erklären tu, wer ich bin und wat hier eigentlich ambach is."
Der junge Straßenjunge konnte sich nicht helfen - er verstand zwar nur gefühlte 10 Prozent, von dem, was der andere Mann da von sich gab, allerdings war er geneigt, diesen 10 Prozent zuzustimmen.
Der Captain räusperte sich, blickte weiter ins Rund und holte tief Luft: "Agatha und ich kommen aus dem 24. Jahrhundert - das heißt, wir sind ungefähr signifikant jünger als ihr.  Wie jung - ist ja auch eigentlich unerheblich. Fakt ist, dieses Ding hier ist kein fliegender Teppich und kein Luftschiff - es ist ein Raumschiff.  Das heißt - wir sind nicht nur in der oberen Stratosphäre unterwegs, wir fliegen zwischen den Sternen hin und her. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eines dieser Raumschiffe ist die DRAGONFLY - viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringen wir normalerweise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Wir fliegen eben nicht nur einige Meter - oder einige hundert Meter - über dem Boden, wir sind manchmal ausserhalb der Atmosphäre."
Cal seufzte. Wie konnte er das ganze noch erklären? Oder schilderte er es ausreichend? Er selbst wusste es nicht, da ihm die Situation viel zu abstrakt vorkam. Aladdin und Konsorten erklären, was der Weltraum war? Sie mussten sich mit sowas normalerweise gar nicht beschäftigen … doch die Ankunft der Goa'Uld hatte alles verändert.
Erneut räusperte sich der Captain: "Und normalerweise würde ich euch das gar nicht erklären - ihr müsst mir versprechen, dass ihr das, was ihr gerade erfahren habt und noch erfahren werdet, mit niemandem diskutiert und selbst wenn ihr auf dem Sterbebett liegt… naja, streng genommen könnt ihr dann schon was erzählen, es würde ein bisschen nach den 'ramblings of a madman' - oder madwoman klingen, aber was interessierts dann noch? Also - bis zu eurem Todestag, bis ihr euren letzten Atemzug tut und euch denkt 'Jetzt kann ich die Bombe platzen lassen', haltet ihr darüber die Klappe, okay?"
Die anwesende Royalität - den ehemaligen Abgesandten der Arbeiterklasse inklusive - nickten wie eine Person.
"Gut", nickte nun auch Cal, räusperte sich erneut und deutete dann hinter sich auf das Facettenaugenfenster der Hornet 1.
"Der Weltraum ist nicht so leer wie man glauben möchte. Sicherlich - nicht jeder Planet, also jeder Himmelskörper der keine Sonne ist, kann Leben beherbergen. Es gibt da die so genannte "Drake-Gleichung", die mathematisch bestimmt, wieviele intelligente, zu Nachrichten sendende Spezies in unserer Milchstraße existieren und da sagt Wikipedia, dass es drei Modelle gibt. Das konservative Modell sagt, dass nur eine Zivlisation in dieser Milchstraße lebt, die zum Senden von Nachrichten in der Lage ist - und Abgesandte dieser Spezies leben hier, lesen diese Zeilen und stellen fest: "Toll, das sind wir selber."
Nach dem optimistischen Modell leben 100 Zivlisationen in unserer Milchstraße und der mittlere Abstand zwischen zwei sendenden Rassen liegt bei 5000 Lichtjahren, während das enthusiastische Modell die Anzahl der zum Senden fähigen Zivilisationen auf vier Millionen schätzt - allein in unserer Milchstraße - und den Abstand zwischen zweier solcher Zivilisationen auf 150 Lichtjahre beziffert.  Was davon nun zutrifft, Aladdin, Jasmin, Theti und Papyrus - fragt mich was Leichteres. Fakt ist, dass da draußen etliche intelligente Lebensformen unterwegs sind, die für die Erde früher oder später relevant und interessant werden. Leider sind nicht alle von denen uns freundlich gesonnen. Die Typen mit dem Pyramidenschiff zählen dazu."
Erneut blickte er in die Runde, seufzte und warf einen Blick zu Agatha, die ihm zunickte und einen Kuss auf die Wange hauchte.
Sofort spürte er, wie Lebensenergie von ihm Besitz ergriff.
"Was ich euch damit sagen wollte - die Typen sind wirklich mies drauf und haben es sich zur Aufgabe gemacht, Agrabah zu übernehmen. Wir können versuchen, die Stadt zu evakuieren - wenngleich ich vermute, dass das mal wieder ein Bruch gegen die erste, temporale Direktive wäre, aber egal. Wie schon gesagt, wir können versuchen, die Stadt zu evakuieren und das Land zu retten - das könnte uns allerdings das Leben kosten. Seit ihr dennoch bereit?"
Aladdin trat vor: "Ist das eine Fangfrage?"
Und in seinen Augen konnte Cal erkennen, dass der Mann sich nicht abhalten lassen würde.

 TBC


Übersetzungen:  „Conard!“ = Dummkopf, Idiot.
 „Ah, parlez-vous francais?“ = "Ah, sprichst Du französisch?"
„Tu es bête, americain!“=  "Du bist dumm, Amerikaner."
 „Je suis allemand!“ = Ich bin Deutscher.
„C’est kif-kif.“= "Das ist egal."
"Mon amour" = "Mein Liebling". / "Meine Liebe" /"Mein Schatz" 



 Kapitel 26.3

Ihr Ziel befand sich in einem Talkessel. Aladdin griff nach der Waffe, die er von Cal erhalten hatte, hob sie an, spürte das Gewicht und die Temperaturneutralität einer Substanz, die der Mann aus der Zukunft "Plastik" genannt hatte und tat genau das, was Agatha ihm gezeigt hatte: er richtete die Hand, die die Waffe hielt, auf das Ding, was sich im Talkessel befand und was von Cal als "Udajeet"-Todesgleiter bezeichnet wurde.
Der Gleiter war vor einigen Minuten gelandet und zwei Personen waren ausgestiegen - ein Aussehen an den Tag legend, dass den jungen Abenteurer aus Agrabah durchaus verstörte. Diese Wesen - Menschen zu nennen verbot sich hier beinahe - verfügten zwar über zwei Arme, zwei Beine, sowie Füße und Hände, doch das wirklich Erschreckende war das Gesicht.
Es gab keines. Anstelle eines normalen, menschlichen Kopfes, zeigte sich eine Art metallerner Falkenkopf, mit feurig-rot-glühenden Augen, die ein wenig wirkten, wie kreisrunde Diamanten.
"Bei Horus", keuchte Papyrus neben ihm und griff ebenfalls nach seiner "Phaser" genannten Waffe, ehe er zu Aladdin, Jasmin und Theti herüberlächelte: "Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal gegen unsere Götter kämpfen müsste."
Thetis Antwort war ein mit fester Stimme hervorgebrachtes "Das sind nicht unsere Götter." , ehe sie sich Papyrus zuwandte und ihm in die Augen blickte: "Unsere Götter wohnen im Himmel und wenn sie herabkommen, dann sind sie in den Tempeln."
"Aber wir haben doch oft genug…", setzte der junge Fischer an, doch er verstummte, als er den wütenden Blick der Tochter des Pharaos wahrnahm. Schluckend nickte er: "Es sind nicht unsere Götter."
"Siehst du?", lächelte ihm Theti zu und wandte sich dann an Aladdin und Jasmin: "Und wie sieht die Strategie aus?"
Jasmin umfasste den Griff des Phasergewehres, das Cal ihr mit einem Zwinkern gereicht und ihr dann erklärt hatte, wie man dieses Ding genau zu bedienen hatte.
"Wir greifen an.", hörte sie die Stimme Aladdins, sah wie er losstürmte und begab sich ebenfalls in Schussposition. Theti hatte neben ihr Stellung bezogen, beide spähten über die langen Läufe der futuristischen Waffen auf das Geschehen, das sich ein paar Meter vor ihnen ereignete - und bei dem sie gerade feststellten, dass einer der Horuswachen fehlte.
Wo hatte sich dieser versteckt?

Aladdin und Papyrus hatten ihre kurzläufigeren Waffen genommen, hielten sie so, wie es Agatha Silverbird ihnen gezeigt hatte und näherten sich mit langsamen Schritten dem Gefährt der Invasoren.
Vorsichtig gaben sie einander Deckung, suchten die Umgebung nach verräterischen Zeichen ab, dass sie in eine Falle gelaufen wären. Die eine anwesende Horuswache hatte ihnen den Rücken zugewandt, betrachtete irgendwas am Todesgleiter, fuhr einmal sanft mit der behandschuhten Hand über die Hülle dieses Gefährtes und schüttelte dann den Kopf.
Vermutlich - so dachte sich Aladdin - befand er sich in Konversation mit dem anderen Jaffa, demjenigen, der gerade nicht vor Ort war und dem sie nicht begegnet waren, was ausschloss, dass er versuchte, Theti und Jasmin anzugreifen.
Natürlich könnte er auch in eine andere Richtung fortgehen und dann versuchen, ihnen in den Rücken zu kommen, allerdings würde dies voraussetzen, dass man um ihre Anwesenheit wusste, was Aladdin ausschloss.
Auch Papyrus schien nicht davon überzeugt zu sein, dass den Frauen im Hintergrund Gefahr drohte und doch hörte er in seinem Kopf eine kleine, warnende Stimme, die ihm einflüsterte, dass er - Aladdin - lieber nicht zu selbstsicher sein sollte. Man hatte es hier mit gefährlichen Gegnern zu tun, die mehrere Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt zu Hause waren und die nur durch Reisen im interstellaren Raum dazu in der Lage waren, auf ihren Planeten zu kommen.

Ihren Planeten.
Aladdin holte einmal kurz Luft, als ihm die Implikationen dieses Wortes klar wurden - nachdem was Cal und Agatha erzählt hatten, war die Erde ein Planet unter vielen. Nun wollte er nicht das sein, was im anglophonen Sprachraum später als "special snowflake" bezeichnet wurde, allerdings hatte der Gedanke, dass all das, was er vor sich sah, nur ein mikroskopischer Bruchteil dessen, was tatsächlich existierte, war,  ein ziemlicher Schock. Kurz legte er den Kopf in den Nacken, schaute auf das unendliche, helle Blau des Himmels über ihnen und fragte sich, wieviele ausserirdische Raumschiffe wohl jenseits dessen waren, was er sehen konnte.
'Konzentrier dich!', schalt er sich selbst, riss sich zurück in die Gegenwart und schlich sich weiter an den Ausserirdischen an, bis er ihn erreicht hatte, den Knopf an dem betätigen konnte, was aussah wie sein Kopf, in Wirklichkeit allerdings ein Helm, der nun mit seiner Rüstung verschmolz und verschwand und das Gesicht des Ausserirdischen freilegte.
Es war ein Mann - und noch nicht einmal ein sonderlich beeindruckendes Exemplar dieser Gattung.
Der Jaffa drehte sich um, blinzelte verblüfft und … duckte sich unter dem Kinnhaken weg, den Aladdin ihm gerade verpassen wollte. Dann trat er zu, traf den jungen Abenteurer im Bauch, was diesen zu einem Stöhnen veranlasste, riss den benommenen Agrabahner an den Haaren hoch und führte seine Faust mit Anlauf gegen das Kinn Aladdins. Dieser fiel zu Boden - Dunkelheit umfing ihn.

"Verdammt", murmelte Papyrus, als er sah, wie Aladdin zu Boden ging und der Ausserirdische ihn anblickte. Schnell riss der junge Ägypter seine Waffe hoch, feuerte und lächelte, als er sah, wie der Ausserirdische getroffen gegen den Udajeet taumelte und an ihm herunterrutschte.
Dann hörte er die Stimme, die alles veränderte - die von Theti, die ein lautes "Papyrus!" rief.
Verblüfft drehte sich der angesprochene Ägypter um und stockte, als er sah, wie Jasmin vornüber in den Sand gesunken war, der Jaffa, den sie übersehen hatten, neben Theti stand und sich die Hand des Ausseridischen um die Kehle der Frau gelegt hatte, die er liebte.
"Lass sie gehen, Horus!", rief der junge Abenteurer… dann schrie er entsetzt auf, denn der Ausserirdische - oder Gott? - hatte seinen Schritt gemacht - und stieß Theti die Düne herunter, die sie selbst gerade heruntergegangen waren, um sich dem Shuttle zu nähern.
Papyrus rannte los, war bei ihr und half ihr in die Stehende.
"Bist du in Ordnung?"
Benommene braune Augen blickten ihn an, dann gab sie das Signal, das ihn beruhigte. Ein einfaches Nicken.
Und dann: "Ja, mir geht es gut."
Er konnte sich nicht helfen, merkte, wie er lächelte und ein erleichtertes "Bei den Göttern" von sich gab.
Und dann rissen sich die braunen Augen, die Theti ihr eigen nannte und die ihn so verzaubernd anzufunkeln vermochten, dass er alles um sich herum vergessen wollte, in Panik und Angst auf. Vermutlich konnte sie in seinen Augen eine Art Verblüffung sehen, wandte sich dann um, um auf das zu blicken, das hinter ihm geschah und spürte einen kräftigen Schlag gegen das Brustbein.
Kurz blinzelte er - dann realisierte der junge Abenteurer, dass es nicht nur ein kräftiger Schlag gewesen war, sondern dass es dort, wo sein Herz pochte, für den Bruchteil einer Sekunde verdammt heiß geworden und er nicht mehr dort war, wo er dachte, dass er gewesen wäre - nämlich neben Prinzessin Theti. Stattdessen lag er am Boden, knappe drei Meter von ihr entfernt und keuchte entsetzt auf, als er am Rand seines Blickfeldes ein lautes Fauchen hörte und sah, wie Theti neben ihn taumelte und liegen blieb - die Augen (das Fenster zur Seele) leer, leb- und blicklos an ihm vorbeistarrend.
Der Jaffa trat neben ihn, ging in die Knie und ließ seinen Helm einfahren.
"Entschuldigung", lächelte Commander Agatha Silverbird ihm zu, legte ihm die Hand auf die Augen und flüsterte zwei Worte: "Programm beenden."

 TBC


 Kapitel 26.4

Kurz vorher
Mit einem einzigen Satz hatte die Sache angefangen.
"Ist das eine Fangfrage?"
Aladdin hatte die Frage des Captains, ob sie bereit seien, Agrabah auch unter Androhung ihres eigenen möglichen Todes zu Verteidigen mit dieser Gegenfrage beantwortet und der Captain hatte erkannt, dass es dem jungen Abenteurer tatsächlich ernst war.
Kurz seufzte der Kapitän und nickte anschließend.
"Gut", sagte er, "wir werden euch mit den notwendigen Waffen ausstatten und helfen"
Die Reaktionen hätten gar nicht gemischter sein können.
Er konnte einen verwunderten Blick von Agatha sehen, während Jasmin ihn dankbar anlächelte, Theti ihre Hände in die Hüften stemmte - um zu zeigen, dass sie bereit war, zu tun, was die Situation erforderte, Papyrus strahlte innere Ruhe und Kampfbereitschaft aus und in Aladdins Augen konnte der Captain eine gesunde Portion Mißtrauen erkennen, inklusive des Blickes, der sagte "Was hat der Clown jetzt wieder vor?"

Das war allerdings eine gute Frage - was hatte Cal vor?
Agatha trat neben ihn, legte ihm eine Hand auf die Schulter und wisperte: "Ist das dein Ernst?"
"Klar", murmelte der Kommandant zurück, "Was sollen wir sonst tun? Ich meine, wir können die Leutchen hier auch in ihr eigenes Verderben laufen lassen, ich glaub nur nicht, dass das bei Zeitlinie oder Lesern besonders gut ankommt."
Nun war es an seiner rothaarigen Freundin und XO zu nicken: "Ich verstehe - aber… wir müssen ihnen den Umgang mit unseren Waffen schon noch genauer beibringen."
"Schatz."
Cal drehte sich um, blickte ihr in die grasgrünen Augen und runzelte die Stirn: "Die vier Rächer der Enterbten hier haben sich mit Waffen, deren Funktionsweise sie nicht einmal ansatzweise kapieren können gegen die Katibs zur Wehr gesetzt."
"Nachdem ich die Phaser so eingestellt habe, dass mit den Waffen nur Betäubungsschüsse abgegeben werden können."
"Gut", nickte der Captain, "das ist natürlich auch richtig. Aber wie machen wir das?"
Agatha verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und ließ ihn dann so hochrucken, dass es ihren Nacken sicherlich schmerzte und ihre langen, roten Haare einmal kurz aufwippten: "Ich hab eine Idee."
Damit blickte sie Cal an: "Erinnerst Du dich an Captain Peter Herbix?"



Die Stadt war Naherholungsgebiet. Ein Fluss findet hier seine Aufstauung zu einem Stausee, womit er ein Paradies für Surfer, sowie Schwimmer darstellt und auch die ein oder andere Badenixe wird dort sicherlich zu finden sein. Freizeitbeschäftigungen finden sich hier zuhauf, so dockt halbstündig ein Ausflugsdampfer ab und auch Campingplätze dürfen nicht fehlen. In der Nähe dieser Stadt befinden sich etliche Seen, aus denen Kies gefördert wird - genauer gesagt Quarzsand. Eine dieser Quarzsandgruben war das Ziel des Shuttles, genauer gesagt der Orbitalfähre Aliso die von San Francisco - dem Standort der Starfleet Academy - gestartet war und welche die DRAGONFLY-Crew zum Ziel flog.

Wären wir als akustische Zeugen der Geschichte zugegen gewesen, hätten wir gehört, wie jemand über Kies lief und wie dann Waffen in Anschlag gebracht wurden. Auf der Talschulter - also dem Part eines Talkessels, der sich parallel zum Talboden befindet und der im Fall dieses speziellen Talkessels das Tal rundherum umschloss. Am Talboden stand ein Raumschiff, auf das Lieutenant Calvin Nathan Cat nicht ohne eine gewisse Sorge blickte.
"Cal?"
Die Stimme Gina Intruppers schaffte es, durch seine Gedanken zu dringen wie ein Lichtschein in der Dunkelheit - dennoch konnte sie nicht verhindern, dass des Captains Mund literarisch nicht unbedingt Verwertbares verlies: "Des Morgens Stern sieht nun ein Szenario, das ich vergäße gern."
Gina schaute den jungen Mann an, wissend, dass dieser Text nicht sonderlich sinnvoll war und vermutlich nur den Zweck hatte, den diesen Satz Aussprechenden als unglaublich lyrisch beschlagen darzustellen - womit er leider kollossal scheiterte.
Dies schien auch Cal selbst zu bemerken, räusperte sich und deutete auf das Shuttlie im Talkessel. Der Auftrag war klar formuliert - hingehen, nachsehen wer die Innsassen sind und die Frage nach der Gesinnung klären, also "Freund oder Feind".
"Okay, Gina, du machst den Anführer von Team Blau, ich übernehme Team Rot. In meinem Team sind Duane, Steffen, Lara-Marie und Mandy.", erläuterte der spätere Kommandant der U.S.S DRAGONFLY und deutete auf die vier Angesprochenen
Gina nickte: "Gut, ich nehme in mein Team Alexander, Exa, Svenja und Linda."
"Okay", zwinkerte der spätere Captain seiner späteren Ärztin zu, "also, nicht vergessen. Ihr gebt uns von da oben aus Deckung."
Sprachs, deutete auf die Position auf der er stand und blinzelte: "Hab ich gerade echt 'da oben' gesagt, obwohl 'da oben' 'hier unten' ist?"
"Ja", nickte Gina, griff nach seinem Kragen und zog ihn zu sich herüber, um ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken, "Und jetzt geh da runter und mach dein Ding."
"A… aye", salutierte Cal und machte sich dann - unter lautstarkem Gejohle seiner Klassenkameraden, auf den Weg.

Am Anfang hielten sich die Offiziere noch sehr gut - sie nutzten die Deckung aus, die das Feld ihnen bot, was - zugegebenermaßen - bei einer Kiesgrube nicht unbedingt viel war. Gina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihr Ausbilder für taktische Manöver - Captain Peter Herbix - war einer der Besten seines Faches.
"Naja", meldete sich plötzlich Alexander Strange zu Wort, "ob sie das Shuttle komplett  unbemerkt erreichen werden, wage ich zu bezweifeln."
Ginas Kopf fuhr zu ihm herum: "Sie begehen ja keine groben Fehler. Ich kann es mir sehr gut vorstellen, dass sie das packen werden." Und dann war die Eingreifftruppe schon kurz vor dem unbekannten Schiff. Noch 10 Meter trennten sie und ihre Distanz schrumpfte kontinuierlich weiter. 9, 8, 7 - "Cal, nimm    das Gewehr hoch", wisperte Gina - 6, 5, 4 - "Schaut euch um, Leute", ergänzte Alexander und die spätere Ärztin wusste, dass der junge Mann Recht hatte. Die Eingreiftruppe um den Kommandanten schaute nur auf das Schiff, hatte keine Augen für die Umgebung. Dann öffnete sich das Shuttle.

Calvin Nathan Cat hatte mit sämtlichen Monströsitäten gerechnet - etwa groß, blau, schleimig - und war sich nicht sicher, was ihn erwarten würde. Als sich dann das Schiff öffnete und die Ausserirdischen die Erde betraten, konnte Cal sie nicht genau erkennen. Die Person, die vorneweg ging, trug einen sehr weiten Umhang über seiner Kleidung und desweiteren noch einen Raumhelm. Der Umhang ließ die Arme frei, und so konnte man schon mal blaue Haut erkennen. Aber nichts davon zeigte, das die Person vor ihnen schleimig war. Auch war die Person groß. Das ließ sich zweifelsohne bestätigen. Sie war ungefähr einen Kopf größer als Sebastian Middlegate, der 2 Meter groß war. Doch plötzlich schrumpfte die Gestalt. Der Grund hierfür versetzte den späteren Captain in Erstaunen. Der Aliencaptain zog sich Plateauschuhe aus, durch die der Captain der Exoterristen furchterregend groß wirkte. Schließlich setzte sie sich den Raumhelm ab, wuschelte sich durch die roten Haare und schaute den Captain aus gelben Augen an.
"Hallo Mystique.", nickte der spätere Kommandant ihr zu, hörte dann den Ruf Ginas, der über die Kiesgrube hallte- "Vorsicht, Cal. Das könnten Feinde....", sah parallel wie Mystique ihn abschätzig musterte und spürte anschließend einen Treffer in die Brust.

"CAL!", schrie Gina den Namen ihres Freundes, der gerade von der Ausserirdischen mit einer Art Partikelwaffe getroffen wurde und blickte wütend zu Alexander herüber, der sich bemüßigt fühlte, das sich unten ereignende Drama auch noch zu kommentieren: "Cal ist getroffen! Die anderen nehmen die Ausserirdische unter feuer. Verdammt! Das ist ein Hinterhalt!"
"Nein wirklich, Sherlock?!" entfuhr es Gina, die nun ihre Waffe auf die Ausserirdische ausrichtete und in dem Moment den Abzug drückte, als sie den Feuerbefehl für ihr Schwadron gab. Und von ringsum die Landestelle des Raumschiffes zuckten grelle Blitze, trafen die Ausserirdischen, die in sich zusammensanken, als habe man ihnen die Beine, inklusive Füße,  unter dem Boden weggezogen.
"Sie scheinen tot zu sein", kommentierte Gina und seufzte, "gehen wir hin."
"Das würde ich nicht tun.", erklang in dem Moment die Stimme der Person, die sie alle hierhergebracht hatte - Captain Peter Herbix, eines großgewachsenen Mannes, dessen blaue Augen klug unter schlohweißen Haaren funkelten.
Gina drehte sich um und nahm Haltung an: "Captain Herbix?"
Der Mann nickte ihr zu, betätigte dann seinen Kommunikator und seufzte: "Okay, Leute, die Übung ist abgebrochen!"

Am Talboden öffnete Cal die Augen, blickte zu der am Shuttle in sich zusammengesackten Ausserirdischen und half ihr hoch: "Na Agatha? Gefällt dir die blaue Farbe?"
"Halt die Klappe", knurrte die Rothaarige und betrachtete ihre Hände mißmutig, "Beim nächsten Mal machst Du den Alien."


Cal nickte: "Ich muss dazu sagen, mir hat damals dein blaues Mystique-Cosplay sehr gut gefallen - zumal du seehr nah ans Original kamst."
"Und Du erinnerst Dich daran, was ich Dir gesagt habe?", grinste Agatha, "Dass Du beim nächsten mal den Alien machst?"
Japp, da war durchaus Verwunderung auf Cals Gesichtszügen zu erkennen.
"Soll ich mich jetzt auch halbnackt ausziehen und blau anmalen?"
Agatha schüttelte den Kopf: "Nicht notwendig, mein kleiner Killerschlumpf. Ich dachte mehr an eine andere Art und Weise des Trainings."
Sprachs, blickte ihm in die Augen und genoss es, zu sehen, wie langsam, aber sicher die Realisierung, was gerade mit ihm passierte, durch seinen Geist tropfte, wie ein Tropf mit Ringerlösung in die Blutbahn.
"Was hast du… vor?", brachte der Captain noch zustande zu Fragen, ehe sie ihn umfasste und das Wort flüsterte, das er nie zuende hören würde. Seinen Körper, der plötzlich wie mit Steinen gefüllt gegen sie sackte, fing sie auf und ließ sich mit ihm zusammen auf den Boden sinken.

Aladdin blickte verwundert auf die sich vor ihm bietende Szene.
"Was passiert hier?", fragte er und schluckte, als Agatha mit einem leisen Lächeln auf ihn zutrat: "Keine Sorge, dir wird nichts passieren - allerdings wirst du es glauben."
"Bitte?"
"Ich erkläre es dir gleich - zunächst einmal habe ich eine Frage an dich, Aladdin."
"Und die wäre?"
Agatha Silverbird blickte ihrem gegenüber fest in die Augen: "Vertraust Du mir?"
"Ja, wieso?"
"Gut", nickte die XO und begann dann, in einer leisen, einschmeichelnden Stimme zu sprechen. Aladdin merkte, wie seine Augenlider schwerer wurden und…

Jetztzeit
… öffnete seine Augen. Er lag gar nicht vor einem so genannten "Udajeet-Todesgleiter", sondern vor dem Raumschiff, dass Captain Cat eine Hornet genannt hatte. Sich aufrappelnd blickte Cal zu ihm herüber, zwinkerte ihm zu und zuckte mit den Schultern: Ich hab doch gesagt, du kannst dein Bewusstsein besten Gewissens in Agathas Hände legen - ich weiß nicht, was sie macht, aber ich fühl mich danach immer wunderbar erfrischt. "
"Das ist ja alles gut und schön, aber was hat es uns jetzt effektiv gebracht?", fragte eine sich aufrichtende Theti und wischte sich über ihren Rücken, "Abgesehen von Rückenschmerzen?"
Sprachs und fing im nächsten Moment den Phaser auf, den Agatha ihr zuwarf. Verblüffd blickte sie zuerst auf die Waffe und dann zu dem wunderschönen Rotschopf, der ihr zuzwinkerte: "Zumindest seit ihr jetzt geübter im Umgang mit den Waffen und im taktischen Umgang miteinander - ein vollständiges Sternenflottentraining werden wir, mangels Zeit, nicht schaffen können, es sei denn, ihr wollt vier Jahre darauf warten, Agrabah befreien zu können."
Theti schüttelte den Kopf: "Das hatte ich nicht vor."
"Ich auch nicht", kam Jasmin die Düne herunter und blickte ins Rund, "Aber wenn es hilft…"
Cal schüttelte den Kopf: "Nein, tut es nicht. Wir versuchen hier mit ein paar Phasern und größtenteils Schwertern gegen einen Haufen invasionsfreudiger Ausserirdischer vorzugehen, die Menschen als ihre Sklaven halten - und das gleich im Doppelten Wortsinn. Wir sind sowas vom am Allerwertesten, das glaubt man gar nicht. Und nicht vergessen - ich bin eigentlich dagegen, denn es klingt gefährlich."
"Wie sagst Du so schön, Cal?", fragte die Prinzessin Agrabahs und zwinkerte ihm zu: "Let's get dangerous."
Und damit war klar, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln würde.


 TBC

 Kapitel 26.5

"Die Wüste…"
"Cal?"
"Endliche Weiten."
"Cal, hör auf, ja?"
"Wir befinden uns in einer fernen Vergangenheit."
"Zum Teufel, Calvin Nathan Cat, hör damit auf! Wir haben hier eine ernste Situation und du nutzt sie um hier blöde Witze zu machen."
Cal hob den Blick, schaute zu Agatha Silverbird, zwinkerte ihr zu und lehnte sich an ihre nackte Schulter: "Entschuldigung, Liebling."
"Geschenkt.", grinste seine XO, "Verrate mir lieber, wie wir gegen die Jaffa vorgehen wollen, wenn wir in Agrabah ankommen."
Die grünen Augen der Frau, die er liebte, blickten ihn über ihre Schulter an - er hatte seine Arme gerade um ihre Hüfte geschlugen - teils aus Sicherheitbewusstsein, man wollte ja nicht vom Katib fallen, und teils, weil es sich einfach gut anfühlte, diesen atemberaubenden Körper an sich zu spüren - sahen ihn fragend an und es war ihm, als würde sie merken, dass er kurz davor war, die Schultern zu zucken.
"Keine Ahnung", sagte er, "aber wenn wir Glück haben, müssen wir uns erst in ein paar Stunden damit befassen. Ich meine, die Goa'Uld werden doch nicht schon die komplette Stadt…"
Weiter sollte der Mann, der das schnittige Föderationsraumschiff U.S.S. DRAGONFLY kommandierte - oder besser: der so tat, als würde er es kommandieren, während die wirkliche Arbeit durch seine XO übernommen wurde -  nicht kommen, denn: in diesem Moment kamen sie über dieselbe Düne hinweg, über die Agatha und Jasmin schon Stunden vorher geritten waren und die ihnen einen Ausblick auf Agrabah ermöglichte.
Der Captain merkte, wie ihm übel wurde und er schluckte seinen Kommentar herunter.
Er hörte das entsetzte Aufatmen Agathas vor ihm, die Hände, mit denen er sich an ihr festgehalten hatte, glitten von ihr, er stieg ab, half der XO von ihrem Katib und schloss sie in die Arme.
"Es tut mir leid. Es tut mir so leid.", murmelte der Mann dann und schluckte, als er merkte, wie sie nun ihr Gesicht an seine Halsbeuge barg und Tränen ungehindert zu laufen begannen.  Und er merkte ebenfalls, wie das selbe mit seinem Gesicht geschah, sich Tränen bahnbrachen und er nichts dagegen tun konnte. Irgendwie war das, was er sah, traurig - auf eine menschliche Art und Weise, aber auch auf eine Ebene, die er nicht eindeutig benennen konnte.
Der Kommandant atmete durch, als ihm gewahr wurde, wie die anderen Katib neben ihm zum Stehen kamen.

"Was ist…", brachte Jasmin hervor und ihre Frage erstarb, als auch sie die veränderte Silhouette Agrabahs wahrnahm. Eigentlich sah die Stadt gar nicht SO anders aus - die Gassen und Straßen waren immer noch genau so schnurgerade wie sonst auch, die Häuser wiesen auch keine große Veränderung auf - allein die große Zwiebelkuppel, die das Palastdach darstellte war verschwunden und durch ein gleichschenkliges Dreieck ersetzt worden - das Pyramidenschiff, so hatte es der Captain genannt - war auf dem Palast gelandet.
"Oh bei den Göttern.", entfuhr es neben ihr Papyrus. Wie betäubt, trat der junge Mann einen Schritt auf die Pyramide zu, sank dann in die Knie und rückwärts gegen die ihn auffangende Theti, ehe er den Kopf schüttelte: "Das… das kann nicht sein. Das… das gibt es nicht."
"Es gibt es".
Die Antwort entstammte dem Mund Aladdins, der in die Runde blickte und dann auf die Pyramide deutete: "Wir wussten, was passieren würde - wir wussten, worauf wir uns einlassen."
Jasmin fuhr herum, warf ihrem Mann einen Blick zu, von dem es sie gewundert hätte, wenn er verstünde, was er aussagen sollte. Sie wusste es ja selbst nicht einmal.  Es war richtig, es traf zu - sie wussten worauf sie sich eingelassen hatten, sie wussten, was - aller Wahrscheinlichkeit nach - passieren würde… aber es zu wissen und die Auswirkungen zu sehen waren dann immer noch zwei Paar Schuhe.
"Du hast Recht", meldete sich plötzlich Cal zu Wort, dessen Kopf auf den Schultern Agathas geruht hatte und der sich nun von ihr löste, die Gestalt straffte: "Wir wussten, was passieren würde."
Damit schritt er zu Papyrus und Theti, ließ sich neben ihnen in den Sand sinken und blickte die beiden Ägypter an: "Eure Götter sind immer noch da."
Er deutete auf das Pyramidenschiff: "Die Typen da drin… egal was sie sagen - es sind keine Götter. Dieser Ra, der dieses Schiff kommandiert, ist ein Parasit, der einen Jungen als Wirt genommen hat. Er mag technologisch fortgeschrittener sein, als ihr -  sodass euch seine Tricks wie Magie vorkommen mögen… aber er ist kein Gott. Er ist auch nicht euer Ra. Euer Ra ist der, an den ihr glauben wollt. "
Er klopfte Papyrus und Theti auf die Schultern: "Verwechselt das nicht."

Commander Agatha Silverbird hob den Blick, als sich ihr Freund von ihr löste und versuchte, diese inspirierende Rede zu halten - oder was auch immer er als "inspirierende Rede" ansah. Ihre Reaktion, nachdem er geendet hatte, war ein kurzes, beinahe zynisches, Klatschen, ehe sie den Kopf schüttelte und auf ihn zutrat.
"Schöne Rede - aber wie kommst Du darauf, dass das Ra ist?"
"Ganz einfach", strahlte Cal, deutete auf die Pyramide, die es sich auf dem Palast gemütlich gemacht hatte und nickte, als die Seitenwände der oberen Pyramidenhälfte plötzlich ein wenig nach außen rückten und dann in sich zusammensanken, "Das ist ein Schiff des Ra-Typs. Die anderen Modelle wurden mit einer ringförmigen Konstruktion um den unteren Mittelteil herum versehen. Das Ding da hat das nicht - wird wohl ein Ra-Schiff sein. Und da die Erde zum Einflussgebiet Ras gehört… wirds wohl Ra sein, dem wir da in den Arsch treten müssen."
"Leute!", rief in diesem Moment Jasmin aus und deutete auf die Stadt. Cal drehte sich um - und musste hart schlucken. Sie waren zwar noch mindestens einen halben Kilometer entfernt, aber sie konnten sehen was vor sich ging. Von der Treppe, die den Palast herunterführte, bewegten sich Personen in deutlicher, militärischer Perfektion. Der Captain musste die silberne Rüstung, die dort unten getragen wurde, gar nicht erst sehen, er wusste, dass es Jaffa waren und dass diese humanoiden Diener der Goa'uld nicht nur eine Larve dieser "Götter" in sich trugen, sondern ihrem Oberfiesling - in diesem Falle Ra - bis in den Tod ergeben waren. Kurz war der Captain versucht, sich in den Sand zu werfen, nach dem Phaser zu fingern und die ganze leidige Sache mit einem gezielten - auf Fächerlähmung gestellten - Schuss zu beenden, aber damit hätte er ihre Position verraten und sie für Angreifer in Udajeet-Todesgleitern, sowie für weitere Jaffa, die aus dem Palast kämen zu einem idealen Ziel gemacht.
Er blickte zu Agatha herüber: "Ich bin für Vorschläge offen."
"Ähm…", startete die XO, was Cal zu einem seufzen ermutigte: "Nein, Schatz - nicht schon wieder die alte Leier, dass wir uns in den Lauf der Zeit nicht einmischen dürfen. Das Ding da gehört gar nicht da hin und ich dachte eigentlich, wir wären uns einig, dass wir es nicht mögen müssen, aber es die Humanität gebietet, dass wir helfen."
Agatha schaute ihm in die Augen und der Captain hatte kurz das Gefühl, dass ihm schwindelte, wie eigentlich immer, wenn sie genau dies tat: "Ja, Schatz - das mein ich auch nicht."
Damit deutete sie hinter ihn. Cal drehte sich um und seufzte. Jasmin war schon losgelaufen, um Agrabah zu evakuieren.
Und ehe er sichs versah, sprintete auch er los.


 TBC


Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 10.07.14, 15:22
  Kapitel 27 - Under the dome

Kapitel 27.1 

"JASMIN!"
"CAL!"
"NEIIIIN!!!"
Die Rufe von Agatha Silverbird, Aladdin und Papyrus hallten über die weite Ebene, wenngleich der Ruf Papyrus nicht darauf zurückzuführen war, dass der Ägypter ebenfall über die Aktionen der agrabahnischen Prinzessin oder des britischen Sternenflottencaptains entsetzt gewesen wäre. Das traf zwar ebenfalls zu, jedoch stieß er den Warnruf deshalb aus, da er sah, was Aladdin und Agatha vorhatten. Schnell reagierten Papyrus und Theti, warfen sich vor die XO aus der Zukunft und den ehemaligen Straßenjungen und blockierten sie.
"Ihr dürft nicht!",  entfuhr es dem jungen Fischer, "Es wäre euer Verhängnis."
Agatha blickte ihm in die Augen: "Und was ist mit Jasmin und Cal?"
"Das haben die beiden selbst entschieden."
Und in ihren Augen konnte Papyrus sehen, dass Agatha und Aladdin dies verstanden hatten - und es gutheißen mussten.

Kurz vorher
Vi'vet'al öffnete die Augen. Es hatte schon Vorteile, der oberste Primus, der erste Diener des Gottes zu sein - und es war ein Posten, den er sich im Laufe der Jahrhunderte, die er seinem Gebieter Ra diente, durchaus erarbeitet hatte. Sicherlich hatte die Berufung, "Primus von Ra" zu sein, etliche gefährliche Momente - beispielsweise war er immer den Launen seines Gottes ausgesetzt, aber die Vorteile überwogen. Meistens zumindest. Zu den Vorteilen zählte ein eigenes Bett, sodass er nicht im Gemeinschaftsquartier der anderen Jaffa schlafen musste und somit auch nicht von Shikons andauerndem Schnarchen gestört werden konnte.
Vi'vet'al musste lächeln. Shikon - eigentlich war der Jaffa ein feiner Kerl, er neigte nur dazu, sehr stur zu sein und zu versuchen, seine Sichtweise durchzusetzen. Zumindest dann, wenn sie alleine waren. Aber das war Vi'vet'al eigentlich egal, schließlich kannten sich die beiden schon seit Jahren - noch bevor Vi'vet'al den Posten des Primus von seinem Vorgänger durch dessen Tod durch die Hand des Gottes "übernommen" hatte.
Und so gerne Vi'vet'al den guten Shikon auch hatte - sein Schnarchen gehörte zu einer wirklich nervigen Angelegenheit, die ihm damals, als sie noch im Gemeinschaftsquartier residierten, regelmäßig den Schlaf raubte.

Nun war er in seinem eigenen Quartier, begab seinen gestählten Körper aus dem bequemen Bett und trat an das Fenster, von dem er einen guten Ausblick hatte - wenn sich der Ausblick lohnte. Meistens tat er das nicht - das blaue Leuchten dessen, was Samantha Carter später als "Hyperraum" bezeichnen würde - war nicht sonderlich spannend, aber heute hatte er Glück. Ein blauer Planet erschien vor ihm und wurde minütlich größer.
"Tau'ri", murmelte er leise und begab sich dann an das Geschäft des Anziehens. Eine normale Rüstung, die seinen Körper vor primitiven Waffen schützte gehörte dazu, ebenso ein Schutzhelm, der mit seiner Rüstung verschmolz und die Kopfform eines Schakals imitierte - eines Schakalkopfes aus Metall, wohlgemerkt. Kurz warf er noch einen Blick in die reflektierende Oberfläche des Spiegels, fuhr sich über die raspelkurzen, dunklen Haare und tastete nach dem goldenen Emblem, das ihn als Primus auszeichnete.  Zugegeben, die Prozedur war schmerzhaft, aber sie erhob ihn in einen neuen Rang und damit in eine Welt jenseits der, die er jemals zu sehen geglaubt hatte.
Allerdings musste er sich fragen, ob es keine anderen Möglichkeiten gab, als das Zeichen Ras in seine Stirnhaut zu schneiden und sie anschließend mit flüssigem Gold auszugießen?
Wer auch immer ihn in seiner Position beerbte - Shikon, dieser Emorkömmling Anubis oder gar Sachmet?  - er wünschte diesem potentiellen Nachfolger, dass er diese Schmerzen nicht ertragen müsste. Aber dazu würde es vermutlich nicht kommen.

"Gegenwart"
Sie rannte. Rannte so schnell sie konnte. Ihre Beine hämmerten gegen den Sand, ihre Füße gruben sich in ihn, sie war willens alles zu tun, noch schneller zu werden. Und doch - das Stadttor Agrabahs schien konstant weit entfernt zu bleiben.
"JASMIN!"
Die Stimme ihres Mannes, Freundes, Geliebten, ihres Aladdin, hallte über die weite Ebene, auf der sie sich befand und die die  Düne, auf der sie stehengeblieben waren und das erste mal das annektierte Agrabah sahen von eben jener Stadt, die sie retten wollte, trennte.
"JASMIN!"
Der Ruf entstammte der Kehle des Mannes, der sich selbst "Captain Cat" nannte und schien gar nicht so weit entfernt zu sein.
"JASMIN, BLEIB STEHEN!"
Cals Stimme wohnte eine gewisse Dringlichkeit inne und sie konnte hören, dass der Mann diese Stimme nur höchst selten einsetzte - ja einzusetzen überhaupt in der Lage war.
Und dennoch gehorchte sie, wandte sich um und schüttelte den Kopf: "Es … ich kann nicht. Ich muss heim. Ich muss meinen Vater retten - und Rajah - und Razul und…"

Kurz vorher
" Vi'vet'al, ashah kree lok!" ", hallte die Stimme seines Gebieters durch den Raum und der angesprochene Primus hob den Blick. In der reflektierenden Oberfläche, in der er sein goldenes Symbol der Zugehörigkeit betrachtet und dann in Gedanken versunken war, hatte sich etwas getan - sprich: ein jugendliches Gesicht war aufgetaucht und blickte ihn mit weißglühenden Augen an, wie eigentlich immer, wenn sein Gott Ra etwas von ihm wollte. Wie es Ra wohl schaffte, dieses polierte Obsidianschwarz, in dem man sich spiegeln konnte, dazu zu bringen, dass er darauf erschien - als Botschaft aus Licht? Egal, er hatte eine Order erhalten.  Der Befehl ashah kree lok!" bedeutete dabei nichts Anderes als "komm her" und wenn Ra diesen Befehl erteilte, war klar, dass Vi'vet'al keine andere Wahl hatte, als dieser Ordre zu gehorchen.

Der Primus betrat das Pel'tak, das Kommandodeck, den Ort, von dem sämtliche Entscheidungen aus getroffen wurden, nickte den Kindern, die sich hier aufhielten, mit einem freundlichen Lächeln zu, ehe er sich Ra widmete. Dieser hatte seinen Platz bezogen, den Thron, von dem aus er einen guten Blick auf die Geschehnisse hatte.
"Mein Gebieter Ra?"
Mit diesem Satz ging Vi'vet'al vor dem Thron in die Knie, beugte seinen Kopf gen Boden - eine Geste äußerster Demut.
Der Gott erhob sich, bedeutete dem Primus, es ihm gleich zu tun und schritt dann mit eleganten Bewegungen, die ihn irgendwie leicht feminin wirken ließen, gen Bildschirm, auf dem sich die blaue Welt von Tau'ri mehr als deutlich abzeichnete.
Weswegen sie diese Welt anflogen, wusste Vi'vet'al nicht, aber er war sich sicher, dass Ra seine Gründe hatte.

"Gegenwart
"Razul ist noch bei der Dragonfly , das weißt du doch. Und … dein Vater ist ein erwachsener Mann, er kann sich selbst retten."
"Du hast es gerade gesagt - wir kämpfen mit Stöcken gegen Magie. Der Kampfgeist meines Vaters mag dagegen nicht viel entgegenzusetzen haben - bei Allah, wir haben dem nicht viel entgegenzusetzen."
Cal nickte und bohrte den Blick aus seinen braunen Augen in die Ihrigen: "Das mag sein - aber… meine Güte… ich kann dich nicht einfach ins Verderben laufen lassen."
"Du scheinst etwas zu vergessen, Captain Cat."
"Und was wäre das?" Die Stimme Cals verriet Neugierde.
Die Prinzessin Agrabahs lächelte: "Ich brauche deine Erlaubnis nicht."
Damit lief sie weiter, konnte nicht sehen, wie der Captain genervt die Augen verdrehte und ihr folgte.
"Verda…"
Weiter kam er nicht.

Kurz vorher
"Mein Gebieter, ich erbitte Hilfe.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme und Vi'vet'al fuhr herum. Eine weitere Lichtbotschaft war erschienen, bei ihr handelte es sich aber nicht um Ra, sondern um einen Mann in den mittleren Jahren. Dieser verbeugte sich in diesem Moment und begann, weiter zu sprechen: "Mein Gebieter - ich und mein Bruder Aknemkanon benötigen eure Hilfe."
Und als jemand, der seinen Sklaven auf der Erde wie ein Gott vorkommen wollte, war Ra auch manchmal mehr als nur bereit, seinen Untertanen zu helfen - wenn… ja, wenn die Gegenleistung stimmte. Und sie stimmte in diesem Fall. Akunadin - so der Name des Kontaktsuchenden - äußerte sich über die Situation des Landes, das man Theben nannte und das derzeit von Pharao Mehrenre geführt wurde, der den Posten des ersten Pharao,  Horus, übernommen hatte.

Und als er Akunadin sagen hörte, dass Mehren-Re kein würdiger Pharao wäre, konnte Vi'vet'al
sehen, dass sich Ras Miene verfinsterte.  Und der Primus verstand wieso - schließlich hatte der Gott höchstselbst dem Pharao erlaubt, die Geschäfte weiter zu führen, so wie es vor zweitausend Jahren sein Sohn Horus getan hatte. In Theben zu landen und mit Gefolge aufzutauchen, um Mehren-Re, Ratofa und den Rest des Hofstaates zu entfernen und damit Aknemkanon zum Pharao werden zu lassen - und nicht dessen Bruder Akunadin - das war eine Sache gewesen. Einfach obendrein - schließlich genügte es, wenn man mit beeindruckender Kompaniestärke mit geschlossenem Helm auftauchte. Und wenn dann Ra eines seiner einfacheren Wunder vollbrachte - beispielsweise seine Augen aufleuchten zu lassen - dann waren die Bewohner Thebens schon recht friedlich.
Die Bestrafung, die sich Ra für Mehren-Re ausdachte, war ebenfalls einfach, klassisch und zeitlos. Eine Verbannung sollte es sein - in das Dorf Kul Elna - und das ganze mit Sack, Pack, Kind und Kegel. Hier zeigte sich nun ein kleines Problem, nämlich das des fehlenden Kindes.
Immerhin hatte  Mehren-Re doch Theti und Papyrus den Auftrag gegeben, nach Agrabah zu reisen und eine Handelsallianz vorzubereiten - im Glauben immer noch Pharao zu sein und nicht ahnend, dass durch Akunadin an seinem Thron gesägt wurde - und zwar  mit einem leistungsstarken elektronischen Fuchsschwanz, hätte man eine solche Gerätschaft schon erfunden.
Aber das war ja kein Problem - die ersten Soldaten wurden ausgesandt, die Tochter des Pharaos, sowie ihren Begleiter zu holen, kamen jedoch nach ein paar Stunden mit enttäuschender Kunde wieder in das Lager, das Ra in weiser Vorraussicht hatte errichten lassen.

Das sollte allerdings auch kein großes Problem sein, denn spätestens, nachdem mit zwei Udajeet-Todesgleitern und Ras privatem Hata'k in Agrabah gelandet wurde, sollte man doch Fakten schaffen und die Brut des ehemaligen Pharaos wiederholen. Zwar verstand Vi'vet'al im ersten Moment nicht ganz, wieso es Ra so wichtig war, dass Papyrus und Theti ebenfalls  nach El Kulna gebracht wurden - wenn es nach ihm gegangen wäre, besagte die Logik, dass der Schmerz über die Trennung noch größer war, konnte man einander nie wiedersehen - aber nach dem zweiten Gedankengang fiel ihm auf, dass die Tochter des Pharaos eventuell ihre Macht nutzen könnte und dann mit einer Koalition der Willigen gegen Theben vorgehen. Das musste verboten werden.
Und so setze also Stunden später der Goa'uld Hata'k, den Ra kommandierte auf der Palastspitze, die Vi'vet'al an eine gigantische, auf dem Kopf stehende, Zwiebel erinnerte, auf.

"Gegenwart
Auf der Anhöhe standen Aladdin, Agatha, Papyrus und Theti und zumindest die Erstgenannten waren immer noch versucht, den  Personen, die sie liebten, zu folgen, während die beiden Ägypter ihre liebe Mühe damit hatten, sie festzuhalten.
"Verdammt, Agatha, jetzt bleib endlich RUHIG!", zischte Theti und blickte ihr in die Augen, "Ich weiß, wie ich reagieren würde, wenn Papyrus einfach so losrannte, um Jasmin davon abzuhalten etwas monumental dummes zu tun, aber erstens tut sie was sie für richtig hält und zweitens tut er was er für richtig hält. Beide werden sicherlich gleich wiederkommen und…"
Sie erstarrte, als sie Agathas ungläubiges Gesicht sah, das in die Ferne blickte. Sich umdrehend, sah sie…

" Vi'vet'al", erklang die Stimme Ras, als er den Bericht erhalten hatte, dass der Sultan Agrabahs sich seinen Befehlen wiedersetzt hatte und per Ma'tok - per Stabwaffe - zuerst zum Schweigen und dann an Bord gebracht wurde. Dort würde man sich um ihn kümmern.  Der erste Primus Ras hob den Blick. " Vi'vet'al", grollte der Gott,  "Tal shak!"
Bei diesem Befehl handelte es sich eigentlich um das Wort "Angriff" in der Menschensprache, er lässt sich allerdings vielfältig verwenden - so auch hier, denn Vi'vet'al nickte, legte seine Hand in die dafür vorgesehene Konsole und schloss die Augen.
Keine Sekunde später erhellte goldfarbenes Licht das Pel'tak - die Kommandobrücke.

Cal reagierte einfach nur noch. Er fragte sich, wie er dazu in der Lage war, so schnell zu sein, aber er hatte Jasmin eingeholt, sprang sie an und … rollte grandioserweise mit ihr durch das Tor, das Agrabah von der Wüste trennte.
Die Prinzessin schien wenig begeistert, fuhr auf, blickte ihn wutschnaubend an und erstarrte dann, als sie merkte, wie sich über ihr der Himmel veränderte.
"Verdammt!", murmelte Cal, wandte sich um und starrte auf eine Wand aus goldenem Licht genau vor ihm, das sich nun wie eine Kuppel vermutlich über ganz Agrabah spannte und - wenn er sich nicht irrte - den Goa'Uld Hat'tak als Scheitelpunkt hatte.
Sich umwendend, blickte er Jasmin an, sah wie sie kurz durchatmete und ihn dann ansah: "Was ist das, Cal?"
"Ein Schutzschild.", seufzte der Captain, "Zu deutsch - wir sind vom Rest vom Schützenfest abgeschnitten."
 TBC

 Kapitel 27.2

Über ihnen hatte sich eine Kuppel aus goldenem Licht geschlossen und Prinzessin Jasmin von Agrabah entfuhr ein genervtes Seufzen.  Der Mann, der ihr gegenüberstand, blickte sie leicht zerknirscht aus braunen Augen an, stimmte in das Seufzen mit ein und schüttelte den Kopf: "Und ich sag noch… wir warten."
Jasmin verschränkte die Arme vor der Brust: "Das hast Du erstens nicht getan und zweitens haben wir gerade definitiv andere Sorgen."
Mit diesem Satz deutete sie hinter sich, wandte sich dann den auf die zustapfenden Kreaturen zu, deren Köpfe aus Metall zu bestehen schienen, deren Augen rot leuchteten und die…

Jasmin stieß einen entsetzten Keuchlaut aus, als sie plötzlich eine Hand auf ihrem Mund und einen Arm auf ihrer Taille spürte und in den Schatten eines Hauses gezogen wurde.
"Das sind Helme.", zischte ihr Cal zu, "Wirst Du nicht schreien, wenn ich meine Hände da wegnehme?"
Jasmin nickte und als der Captain seiner Absicht taten folgen ließ, konnte sie es sich nicht verkneifen, ihm mit dem Ellbogen in den Magen zu pieksen.
Der Offizier gab ein Geräusch von sich und fand nun sich gegen Jasmin gepresst wieder, ihre Hand auf seinem Mund.
"Ich weiß, dass es Helme sind", zischte sie, "Kein Mensch hat einen Metallkopf."

"DIE GÖTTER SIND ZORNIG!!!!"
. An Jasmin und Cal huschte ein Bewohner Agrabahs vorbei, rannte auf das Kraftfeld zu und prallte dagegen. Nun war es am Captain zu seufzen. Er griff nach der Hand der Prinzessin, die immer noch auf seinem Mund parkte, zog sie von seinen Lippen und blickte sie dann über seine Schulter an: "Das scheinen einige Einwohner aber anders zu sehen."
"Sehr witzig, Cal."
"Ich weiß. Quizfrage ist: Wie kriegen wir die Kuh, den Ochsen, den Esel oder sonstiges Getier vom Eis?"
Aber kaum, dass der Captain die Frage gestellt hatte, bemerkte er in Jasmins Augen eine gewisse Ratlosigkeit - die ihn nicht großartig überraschte. Schließlich hatte man es hier mit mächtigen Ausserirdischen zu tun, die es schafften, einen Untergebenen mit Hilfe eines so genannten "Kara'kesh", also einer Art Handschuhgebilde, Meter zu foltern oder meterweit durch die Luft gegen die nächste Wand fliegen zu lassen., die über Fluggefährte verfügten, die allem, was momentan im Himmel unterwegs war, überlegen waren und die einen ziemlichen Minderwertigkeits- und gleichzeitig Götterkomplex hatten.
Und kaum, das er merkte, wie Jasmin mit den Schultern zuckte und in seinen Augen nach einer Lösung suchte, musste er feststellen, dass auch ihm nichts wirklich brauchbares einfiel.

"Was könnte man tun?", schoss es Jasmin durch den Kopf und sie legte kurz selbigen mit geschlossenen Augen in den Nacken, lehnte sich an die Wand des Hauses, hinter der sie Deckung gesucht hatten und ließ sich daran herabsinken.
Kurz ging sie sämtliche Optionen durch, die ihr einfielen.
Vielleicht konnte man mit den Einwohnern Agrabahs rechnen? Eine Bürgerwehr aufbauen?
Sie seufzte, schüttelte den Kopf. Wenn Ahmed, der mit einem "Die Götter sind zornig" gegen das Kraftfeld geprallt war, den Maßstab darstellte, an dem die Bevölkerung gemessen werden konnte, war mit Gegenwehr der Agrabahner kaum zu rechnen. Und wer konnte es ihnen verübeln? Betrachtete man das mächtige Pyramidenschiff, dass sich da feist und fett auf dem Palastdach niedergelassen hatte, bedachte man die Jaffa, die mit ihren Tierhelmen uneingeweihten wie ein Gruß aus der Unterwelt vorkamen und bedachte man die überlegene Technologie die zum Einsatz kam - Himmel, wenn sie nicht den Vorteil gehabt hätte, dass sie durch Cal - Ehre wem Ehre gebührte - auf Technologie, die streckenweise von Magie nicht zu unterscheiden war, vorbereitet gewesen wäre, sie hätte auch an eine Invasion ägyptischer Götter geglaubt und hätte ihnen Papyrus und Theti überla…
 "Volk von Agrabah! Ihr habt genommen, was mir gehört. Ich will die Abgesandten haben - ansonsten werdet Ihr vernichtet. "
Die Stimem war laut und schallend durch die Stadt gefegt - schon beim ersten Wort "Volk" hatte Jasmin gegen den Lärm entsetztes Geschreie hören können und war sich sicher, dass auf dem Marktplatz tumultartige Szenen begannen.
Sie blickte zu Cal, der neben ihr saß, die Hände von den Ohren nahm - verständlich, die Donnerstimme war ziemlich laut gewesen - und verblüfft zu ihr sah.
"Ihr habt genommen, was mir gehört?", wiederholte er die Donnerstimme und runzelte die Stirn: "Wovon spricht Ra da?"

Jasmin war kurz davor, zu sagen, dass sie es nicht wusste … und dann machte es in ihrem Kopf klick.
Sie keuchte den Namen des Ägypters - "Papyrus!" - und blickte entsetzt zu dem Starfleetcaptain neben sich.
Dieser erwiederte ihren Blick - mehr verblüfft als entsetzt - zuckte dann mit den Schultern und legte den Kopf schief: "Broccoli."
"Bitte?"
"Na, wenn du einfach so Wörter raushaust, darf ich das auch."
Jasmin rappelte sich auf, griff Cals Hand und zog ihn in die Stehende: "Es geht um Papyrus. Um unseren Freund, der da draußen rumsteht und vermutlich gar nicht weiß, was los ist."
Erneut erntete sie einen Blick vom Starfleetcaptain, den der eine oder die andere vielleicht einen "Nixblick" nennen könnte - da in seinen Augen braune Verständnislosigkeit schimmerte, die sich dann aber lichtete.
"Du meinst…", setzte Cal an, was Jasmin mit einem inneren, befriedigten Nicken und einem "Er hats!" kommentierte.

Cal legte seinen Kopf schief.
Was zum Henker würde Ra mit Papyrus wollen? Welchen Nutzen hätte dieser im galaktischen Plan des "Gottes"?? Schließlich war Papyrus doch nichts weiter, als ein kleiner, unscheinbarer Fischer?
Und kaum, dass er diese Frage stellen wollte, erkannte er, wie Jasmins braune Augen aufblitzten und sich in ihnen kurzzeitiges Entsetzen wiederspiegelte.
Er schluckte, hob den Kopf und lauschte kurz.
Die stapfenden Schritte der Jaffa, die sie wohlweißlich ausgeblendet hatten, das Fauchen möglicher Stabwaffenentladungen, war verstummt - und doch nicht ganz.
Es fauchte erneut - direkt hinter ihm - und Cal schluckte. Er kannte dieses Geräusch, hatte er es doch oft genug in seiner Zeit im SGC gehört. Gerade wurde eine Stabwaffe feuerbereit gemacht und - dann spürte er, wie der Jaffa ihm selbige in den Rücken presste.
Er musste sich gar nicht groß umdrehen, vermutete er doch hinter sich eine - für uneingeweihte genau so aussehende - Monstrosität aus Rüstung, sichtbaren Armen, die muskelgestählt aus dem Kettenhemd herausblickten, mit einem metallernen Vogelkopf, deren Augen entweder rot oder blau leuchteten.
Eine Horus-Wache, ein Jaffa aus dem Dienst der Familie des Ra.
Seufzend schloss der Kommandant die Augen, wandte sich um und schaute den Horus an, wobei er seinen Kopf leicht schief legte. Sein Gegenüber tat es ihm gleich.
Ja - das war in der Tat einer der Jaffa, die Jack O'Neill ihm seinerzeit beschrieben hatte. Groß, muskulös, die sichtbare Haut braungebrannt und mit einem Horusschädel auf dem Kopf, der weniger aufgeklärte Gemüter auf jeden Fall geängstigt hätte. Und auch das war etwas, das Cal verstand.
Und dann fiel ihm ein: "Verdammt, ich bin gerade kein Starfleetcaptain, ich bin ja undercover hier."
Er fiel auf die Knie - und wurde von Jasmin daran gehindert.
"Geliebter.", säuselte sie und blickte ihn an, mit Flammen im Blick, "Du musst dich vor ihm nicht unterwerfen."
Damit küsste sie ihn, machte sich von ihm los - was ihn logischerweise nicht sonderlich intelligent aussehen ließ - trat dann an ihm vorbei und blickte den Jaffa an: "Ich bin Prinzessin Jasmine von Agrabah. Das ist mein Mann Aladdin. Bring uns in den Palast."
Der Jaffa nickte und ging vor. Jasmin folgte ihm und zog einen ziemlich belämmert dreinblickenden Calvin Nathan Cat mit sich.

 TBC


 Kapitel 27.3

Die Tür zum Zimmer von Prinzessin Jasmin schloss sich hinter der jungen Frau und dem Kommandanten des Föderationsraumschiffes. Dieser wandte sich gerade zu ihr um.
"Was…"
Weiter kam er nicht, denn sie warf sich in seine Arme, küsste ihn noch einmal heiß und leidenschaftlich und presste ihm dann den Zeigefinger auf die Lippen.
"Pst", machte sie …

Was Cal dazu brachte, sein Gegenüber verblüfft anzublicken.
Also - noch verblüffter als vorher. Der zweite Kuss dieser Comic-Märchen-Gestalt vor ihm hatte ihn noch mehr verwirrt, als es der Erste getan hatte- kurz hatte er die Augen geschlossen, gedacht, wie es wäre, wenn Agatha ihn so geküsst hätte und wusste, dass die beiden dann garantiert in diesem weichen Bett gelandet wären. Aber es war nicht Agatha, die ein Lippenbekenntnis voller Leidenschaft ablieferte, es war Prinzessin Jasmin aus Agrabah, die ihn als ihren Mann ausgegeben hatte… oder?
Moment mal.
Der Captain blinzelte. Wie war das noch gewesen?

Jasmin hatte sich gegen die Wand des Hauses gelehnt, hinter das er sie gezogen hatte, den Kopf in den Nacken sinken lassen und er - vermutlich hatte er es nicht gehört, weil die Jaffa so gestapft hatten oder ihre bescheuerten Waffen abfeuerten - hatte nicht gehört, ob ihr Kopf harten Kontakt mit der Wand des Hauses hergestellt hatte. Was… was wenn sie tatsächlich das Gedächtnis verloren hatte und sich in der Gegenwart Aladdins glaubte?
"Jasmin, ich bin…"
Erneut blickte sie ihn an - aus großen, braunen Mandelaugen, in denen sich Ärgernis zeigte. Ihre Lippen kräuselten sich kurz, öffneten sich dann und aus ihrem Mund schoss ihm ein "PSSST!" entgegen. Dann trat sie um ihn herum, schenkte jedem Quadratzentimeter ihre Aufmerksamkeit und dann … machte es in Cals Kopf Klick.
"Ohhh", machte er in einer Tonlage, die … er irgendwie von David Tennant abgeschaut hatte, zwinkerte ihr mit einem schelmischen Lächeln zu und sagte: "du bist gut!"
"Ich weiß, Geliebter.", hauchte sie, während sie sich weiter umblickte.
Cal folgte ihrem Beispiel, warf nochmal einen Blick zu ihr, den sie erwiderte und ihm amüsiert zuzwinkerte.
Irgendwie konnte der Captain sich nicht helfen - er atmete erleichtert aus.

Papyrus blickte verblüfft zu der Stadt herüber, die sich ihnen gegenüber abzeichnete und die nun von einem gold-schimmernden LIchterdom umschlossen wurde. Dieser ging von dem Pyramiden-Ding aus, das auf der Spitze des Palastes des Sultans thronte und schien demjenigen, der gerade aus der Stadt fliehen wollte, so unpassierbar zu sein, wie eine Wand.
Neben ihm atmete Agatha Silverbird tief durch: "Sie… sie sind …"
Mehr brachte sie nicht hervor, schüttelte den Kopf und seufzte: "Das ist … so typisch für Cal."
Erneut ein Kopfschütteln, dann ruckte ihre Denkstube hoch und ihre grünen Augen verengten sich zu Schlitzen.
Sie drehte sich ruckartig um - die roten Haare machten ihre Bewegung mit, schwangen erst nach links, dann nach rechts (oder andersrum, eigentlich völlig egal) -  und schaute Papyrus und Theti an. Die beiden Ägypter erwiderten ihren Blick.

Papyrus ahnte, worauf die hübsche Rothaarige hinauswollte und als sie die Frage tatsächlich stellte,  konnte er nur mit dem Kopf schütteln. Natürlich, die Frage war logisch und hatte ihren Platz in der Geschichte.
"Was will Ra von euch?"
Wahrlich - eine gute Frage. Der junge Ägypter zuckte mit den Schultern und sah, dass neben ihm Prinzessin Theti genau so ratlos dreinblickte. Als sie dann sprach, war ihm, als habe er nur eine Option - stummes Danebenstehen und Nicken.

"Ich weiß es nicht.", sprach die junge Prinzessin Thebens mit jeder Unze Ehrlichkeit, die sie aufzubringen in der Lage war, die große Wahrheit gelassen aus. Hinter ihrer Stirn arbeitete es, aber sie konnte sich keinen Grund ausmahlen, weswegen die Götter, denen sie bisher gut gedient hatten, plötzlich ihre Herausgabe verlangten. Und was sonst sollte Ra von Agrabah wollen, das ihm gehören würde? Sie hatten keinen Goldschatz mitgebracht, lediglich sich, ein paar Pläne und ein Handelsabkommen - also nichts, was die Götter veranlassen würde, aus dem Himmel herabzusteigen und sie holen zu wollen.

"Die Typen da drin… egal was sie sagen - es sind keine Götter. Dieser Ra, der dieses Schiff kommandiert, ist ein Parasit, der einen Jungen als Wirt genommen hat. Er mag technologisch fortgeschrittener sein, als ihr -  sodass euch seine Tricks wie Magie vorkommen mögen… aber er ist kein Gott. Er ist auch nicht euer Ra. Euer Ra ist der, an den ihr glauben wollt.  Verwechselt das nicht."
Diese Sätze des Mannes, der sich selbst "Sternenflottencaptain" nannte, ließen sie neuen Mut fassen. Es waren nicht ihre Götter, es waren Parasiten, die sich in ein gemachtes Nest setzten.
Theti hob den Blick und schaute zu Agatha herüber: "Es gibt nichts, was wir mitgebracht hätten, was wertvoll wäre."
"Ausser der Handelsallianz.", nickte die XO der Dragonfly, was nun ihrerseits Theti zum Nicken brachte: "Ja - ausser der Handelsallianz. Diese allerdings würde doch niemals die Invasion eines anderen Staates rechtfertigen."
"Stimmt." Erneut nickte Agatha, deutete dann hinter sich auf die Pyramide, "Aber diese Pyramide dort sagt etwas anderes."

Im Zimmer von Jasmin hatte Cal inzwischen seinen Tricorder hervorgeholt und scannte den Raum, nur um das Gerät fünf Sekunden später wieder einzustecken.
"Wir können die Maskerade fallen lassen - hier sind keine Wanzen."
Jasmins Kopf tauchte hinter einer Blumenvase auf.
"Wie hast du das…", setzte sie an, schüttelte dann aber den Kopf und lächelte: "Dein kleiner magischer Kasten, hm?"
Damit trat sie auf ihn zu, lächelte und ließ sich dann auf dem Bett nieder.
Sich umsehend griff der Captain nach einem Stuhl, der dort von der Plot-Convenience-Fairy platziert worden war, um sich auf selbigen zu setzen.
Stille legte sich über den Raum, aber nicht in die Köpfe der - im wahrsten Sinne des Wortes - Insassen. In Cals Denkfabrik legten Arbeiter gerade Überstunden ein, die verdächtig nach Agatha Silverbird, Jasmin, Aladdin, Papyrus, Theti und dem Flaschengeistpärchen Genie und Eden aussahen.
"Los, gebt ma Gas, der Käpten brauch ne Idee bis in 10 Sekunden!", schrie Oberaufseher Genie, was die Arbeiter dazu brachte, genau das zu tun und Gas zu geben.

Cal riss seinen Kopf hoch, als ihn eine Idee durchzuckte.
Wie wäre es, wenn…
"Wie wäre es, wenn wir erst einmal das ganze Spektakel mitspielten und dann versuchen, von innen eine Widerstandszelle gegen die Invasoren zu gründen?",  fuhr ihm Jasmin in die Parade. Der Captain konnte nicht verhindern, dass seine Gesichtszüge entgleisten. Verdammt, da hatte man einmal eine brauchbare Idee… aber wieso wunderte ihn das?
"Widerstandszelle ist ne gute Idee, Prinzessin, aber… haben wir soviel Zeit? Ich meine, ich bezweifele, dass die Jaffa hier in Bälde abziehen werden, wenn wir ihnen nicht das geben, was sie haben wollen - und das dürften ja wohl Papyrus und Theti sein."
Die schöne Prinzessin Agrabahs nickte nachdenklich, erhob sich, trat majestätisch am Captain vorbei auf den Balkon zu. Cal folgte ihr mit den Augen, schüttelte dann über sich selbst den Kopf, in dem der Gedanke aufgeblitzt war "Wenn das ein Porno wäre", erhob sich und folgte der Prinzessin nach draußen.
Die warme - allerdings nicht ZU warme - Luft Agrabahs umwehte seine Nase und er atmete tief durch. Dann stellte er sich neben die Prinzessin an die Balkonbrüstung, beugte sich vor und blickte auf die Stadt unter sich. Diese war  bis zu dem, was der anglophone Mensch "further outskirts" nennt - also bis zum äußersten Randbezirk, wobei nur der Teufel weiß, was Randbezirke mit Aussenröcken zu tun haben -  von der goldenen Energieglocke des Goa'Uld Schutzschildes umschlossen, dass über die komplette Stadt wie ein Schrim gespannt war.
"Tse - und ich sprach mich noch gegen einen Rettungsschirm aus.", murmelte Cal.
Prinzessin Jasmin blickte ihn an, die langen, dunklen Haare schwangen über die Balkonbrüstung hinweg und der Captain blinzelte sie verträumt an, als er merkte, dass sie etwas gesagt hatte: "Hm? Was?
"Ich wollte wissen, was Du gerade gesagt hast."
Cal schüttelte den Kopf: "Ach - das ist… killefit, wie man bei uns sagt. Hat nix zu sagen. Kümmern wir uns lieber darum, wie wir die Nummer geschaukelt kriegen."
Er blickte erneut zur Energieglocke, dann zur Pyramide, setzte sich dann auf den kalten Balkonboden und schloss die Augen. Gedanklich ging er sein Wissen über Goa'Uld Ha'tak durch, ehe er seufzte und herzhaft fluchte.
Jasmin blickte zu ihm: "Alles in Ordnung, Cal?"
"Klar - ich… ich hab nur einen gedanklichen Fehler begangen."
Er richtete sich auf und deutete auf das Schiff über sich: " Das da ist kein Ha'tak-Schiff, sondern der "Cheops-Kriegsschiff-Klasse" zugehörig. Das heißt, es dürfte anders aufgebaut sein, als ein normaler Ha'tak. Das wiederum bedeutet: Ich frage mich, wie wir den Schutzschirm senken können, ohne umgelegt zu werden."
Jasmin ging neben ihm in die Knie, blickte ebenfalls das Gefährt über sich an: "Ich kann mir vorstellen, dass Du dich sorgst. Diese… Pyramide ist beeindruckend groß."
Cal nickte: "Und aus dieser Nähe… direkt über einem schwebend… da denkt man über sein Leben nach und fragt sich, wie man das da packen soll."
"Wenn es einer schafft, dann Du.", stubste ihn Jasmin sanft an und zwinkerte ihm zu.
 "Du, ich und unsere Freunde da draußen.", sie deutete über die Brüstung ins ungefähre, dorthin wo der Captain die Position seiner XO vermutete, von der er hoffte, dass sie jetzt stark blieb, nicht in die Knie sank und weinte und sich wünschte, dass er da wäre und…
Moment mal, was dachte er da? Seine XO war immer noch Agatha Silverbird, eine der stärksten Frauen, der besten und kompetentesten Kriegerinnen und Taktiererinnen die er kannte. Als ob sie sich davon in die Knie zwingen lassen würde.
"Wir dürfen nur nicht unsere Hoffnung verlieren.", riss in Jasmins Stimme in die Gegenwart zurück und Cal blickte sie an.
"Hoffnung?", echote er, deutete erneut auf das Ha'tak, dass so nah schien, dass man es beinahe berühren konnte - was ja auch zutraf, bedachte man, dass sich die Goa'Uld auf dem obersten Turm niedergelassen hatten - und schüttelte den Kopf: "Hoffnung? Jasmin, ich weiß nicht, ob du klar siehst, aber das sind Ausserirdische . Sie sind in der Lage und im Stande uns mit einem einfachen Treffer ihrer fantastisch-anmutenden Stabwaffe ein LOCH in unseren Körper zu brennen, uns zu töten und uns dann, nach belieben wiederzuerwecken, nur um uns erneut zu foltern. Hier hilft Hoffnung nicht wirklich viel."
Den Schmerz der Ohrfeige spürte er erst, als Jasmin ihn schon wieder erwartungsvoll anblickte.
Kurz blinzelte er, atmete tief durch und lächelte: "Danke, Prinzessin, das habe ich gebraucht."
Er tat erneut einen tiefen Atemzug: "Also, Operation Widerstandszelle, ja? Ich bin für Vorschläge offen."

Aladdin blickte auf, als er über der Pyramide, die nun über dem Palast thronte, etwas sah.
Kurz blinzelte er - hatte er sich auch nicht geirrt - schaute nocheinmal genau hin und seufzte resigniert auf. Tatsächlich, er musste sich geirrt haben. Da war nichts… kein Flaschengeist, der plötzlich eingriff, keine Katibarmee, die aus der Luft materialisierte, keine Morgana, die voller Hähme lachte… nichts.
"Alles in Ordnung, Aladdin?", hörte er die sanfte Stimme Prinzessin Thetis und wandte ihr den Kopf zu: "Natürlich - ich dachte nur, ich hätte da gerade etwas gesehen… oder ich hoffte ich hätte da gerade etwas gesehen."
"Und was?"
"Keine Ahnung", zuckte der Agrabahner traurig lächelnd mit den Schultern, "mir wäre eigentlich alles lieber, als diese Monstrosität vor mir zu sehen."
Theti lächelte ihm zu: "Keine Sorge - ich bin sicher, wir können diesen Schatten auf deinem Gesicht bald vertreiben."
Oh, wie ich wünschte, dass Du recht hättest. , schoss es dem jungen Mann durch den Kopf, der vor seinem inneren Auge sah, wie sich nun Jasmin umdrehte und begann, zu singen. Was? Das war ihm eigentlich egal, er wünschte sich nur, es würde den selben Effekt haben, wie sonst auch… ihn mit Energie aufzuladen, ihn dazu zu bringen, weiterzukämpfen.
Neben ihm atmete Agatha Silverbird tief durch und ließ sich, mit geschlossenen Augen, gegen einen Katib sinken.
"Agatha… al…", setzte Theti an, doch die hübsche Rothaarige hob nur kurz einen Zeigefinger, blickte die Prinzessin aus Theben an und murmelte ein "Ich denke nur nach."
Nachdenken…
Aladdin seufzte auf und war versucht, sich mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen.
Warum hatte er daran nicht gedacht?

 TBC

 Kapitel 27.4

Es ging gegen Abend.
Die Sonne tauchte die Stadt Agrabah in ein magisches Rot, die Schatten wurden länger und die Jaffa verstärkten ihre Partroullien. Nicht mehr lange, dann würde der Mond sein fahles Licht über die Hauptstadt der sieben Wüsten werfen, würde die Pyramide anstrahlen, die sich gerade für die Nacht zu schließen begann.
Jasmin und Cal hatten sich keinen Millimeter fortbewegt.  sie und er ruhten noch immer nebeneinander, blickten diese Pyramide über ihnen mit unverwandten Blicken an .
"Und, Cal? Vorschläge?"
Das waren die ersten Worte die seit Stunden in dieser Umgebung gesprochen wurden. Des Captains Kopf ruckte herum und er blickte ihr in die Augen: "Vielleicht."
Kurz zuckte er mit den Schultern: "Naja… keine wirkliche Idee - mehr ein Ideechen . Ich rechne mir keine großartigen Erfolgschancen aus."
"Und welche?"
Cal erhob sich, streckte sich und ging dann auf das Zimmer der Prinzessin zu: "Es gibt Sachen, die erklärt man am Besten im stillen Kämmerlein."

Agatha seufzte und lehnte den Kopf gegen den Katib, den Blick auf den Tricorder gerichtet, in dem sie gerade einen Blick auf das Sternenflottengeschichtsbuch warf. Es gab in diesem Moment zwei Seelen, die in ihrer Brust einen Kampf ausfochten - die Freundin und die Offizierin . Die Freundin in ihr wollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt genau eines: Cal retten. Und das um jeden Preis. Und wenn das bedeuten sollte, dass sie zu diesem Lichterdom gehen musste, anklopfte und sagte "Hört mal, ihr habt da einen Sternenflottencaptain, der gehört da nicht hin, gebt ihn bitte wieder raus." - und selbst wenn sie dafür Papyrus und Theti mitnehmen musste… sie würde es tun.
Dem gegenüber stand die Offizierin, die XO der Dragonfly, die genau dies nicht zulassen würde. Warum nicht? Ganz einfach - in ihren Starfleetaufzeichnungen (und spätestens da fühlte sie sich wie zum Disney-Versum gehörig, da sie sich an diese Aufzeichnungen klammerte, wie die Fieselschweiflinge aus den Geschichten von Onkel Walts an "das Schlaue Buch") war nicht die Rede davon, dass zwei Ägypter den Göttern von Theben überstellt wurden, die sich nach Agrabah aufgemacht hatten.
Gut - es stand auch nichts von Agrabah im Tricorder, sah man davon ab, dass auch hier die Rede von einer fiktiven Stadt war.
Sowas störte die XO in der Regel "so gut wie fast wenig", um mal einen Großen zu zitieren.
Aber - auch wenn sie bei den fiktiven Geschehnissen nachschaute, war nie die Rede von einem Crossover der Serie "Papyrus" aus der Feder von Lucien de Gieter, sowie Disneys Aladdin.
Konklusion: Die Story, in der sie sich befanden, hat so nie stattgefunden, aber dennoch wollte sie die potentiell weiter-laufende Geschichte nicht gefährden.

Aber: Sie wollte auch Cal nicht gefährden, der jetzt zusammen mit Jasmin im abgeschotteten Agrabah saß und vermutlich entweder vor Angst nicht wusste, was zu tun wäre oder aber in grenzenloser Selbstüberschätzung gefangen, die Sache allein in die Hand nahm - was in der Regel zu einem großen Desaster führte, sie kannte ja ihren Cal.

Doch - und dafür verfluchte sich die Freundin mit schöner Regelmäßigkeit - war die Offizierin stärker. Man hatte ihr die Starfleetprinzipien zu gut eingetrichtert und lediglich der Tatsache, dass ihr Freund eigentlich ranghöher (wenngleich auch wesentlich kindischer) als sie war, war es zu verdanken, dass sie mit schöner Regelmäßigkeit in merkwürdige Situationen taumelten.
Sie würde sich in die Geschichte nur soweit einmischen, wie es notwendig war - und da hieß es, Prioritäten zu setzen. Zuerst musste die Kuppel um Agrabah weg, sprich: erst mussten die Goa'Uld vertrieben werden, dann konnte man sich um Cals Rettung kümmern.

Doch kaum, dass sie sich dazu durchgerungen hatte, fielen ihr Erinnerungen ein, Szenen, die wie aus einer anderen Zeit schienen. Okay, das waren sie auch - nämlich dem Jahr 1998, als sie, Cal und die Crew der Dragonfly kurzfristig zusammen mit dem Stargate Command einer Allianz aus Borg und Goa'Uld zu trotzen versuchten. Komplizierter wurde es, als Sam - gerade in der Rolle der Goa'Uld Seschat - versuchte, diese Allianz zu beenden und dieser Gedanke durch General Hammond torpediert wurde - in dem er ihnen einen Captain der Navy schickte.  Und so, wie Sam ihr die Sache erklärt hatte, lief es in etwa so ab.


Sam Carter sah, wie die beiden Jaffa den ohnmächtigen Detektiv vor ihre Füße legten. „Wo habt ihr ihn gefunden?“, fragte sie.
„Er kam durch das Chaapaai.“, berichteten die Beiden, und in diesem Moment erwachte die Person, die von den Jaffa hergebracht worden war, wieder zum Leben.
 „Mein Kopf.“, murmelte der Mann und dann - als er Sam in ihrem Königinnengewand sah, tat er das, was ihm - wie es Jürgen von der Lippe so schön formuliert hätte, wenn Sam Carter den Komiker gekannt hätte - "ins Stammhirn gemeißelt wurde".
Sam selbst war ebenfalls klar, dass dieses Gewand sich nicht unbedingt durch seine Geschlossenheit auszeichnete, sondern dadurch an einigen Stellen genau das zu sein, was manche Leute von Politik, Ausgaben et cetera forderten: "Transparenz".
Die hübsche Astrophysikerin seufzte.
"Wollen Sie meine Kurven auswendig lernen oder warum starren sie so?
 „Ich starre nicht.“, sprach der Mann, leider immer noch starrend, was Sam zu einem Kopfschütteln und einem „Sie starren immer noch.“ hinriss.
„Nein.“
„Doch.", grinste die Majorin der Air-Force, ehe sie ihn anblickte und die Frage aller Fragen stellte:  "Und wer sind Sie?“
Ihr Gegenüber rappelte sich auf, straffte seine Gestalt und konnte sich seinerseits ein Lächeln nicht verkneifen, als er sagte:  „Ich bin Thomas Sullivan Magnum. Ich bin hier, um Sie zu retten.“
Sam blickte ihn an:  „Sehr nett. Welchen Rang haben Sie?“
„Captain.“
„Ich bin Major Samantha Carter. Aber so dürfen Sie mich im Moment nicht nennen. Nennen sie mich Seschat.“
„Alles klar, Sam……… äh Seschat.“, murmelte der Schnauzbart.
„Das heißt edle Seschat.“, durchschnitt eine kalte, gefühllose Stimme die gerade entstandene Stille. Sam und Magnum drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Hathor stand in SG1-Kleidung, lässig an die Wand gelehnt, den geklonten Körper Samantha Carters als ihren Eigenen benutzend.
„Ist das Ihre Zwillingsschwester?“, wollte Magnum wissen.
Sam fiel auf die Knie.
„Meine Gebieterin.“, sagte sie.
„Das kannst Du Dir sparen. Ich weiß, das Du immer noch Samantha Carter bist."
Sam musste hart schlucken - das gefiel ihr gar nicht… wenn Hathor wusste, dass ihr Gegenüber nicht Seschat war, sondern immer noch Sam Carter…
Und dann sagte die Goa'uld den einen Satz, der der Majorin den Boden unter den Füßen fortriss:"Aber das ist auch in Ordnung so.“
 „Was?“, entfuhr es Sam.
„Ich hatte darauf spekuliert, das es Dir gelingen würde, meine Tochter zu bezwingen. Ich flehe euch um Eure Hilfe an.“
„Das ist ein Trick, oder?“
„Nein. Das ist ernst gemeint.“, korrigierte Hathor.
Magnum sah Hathor verwirrt an, zog dann er blitzschnell seine Waffe und richtete sie auf Hathors Kopf.
„Okay. Und jetzt lassen Sie uns hier raus, kapiert, Schätzchen??“, zischte er.
Mit einem „Oh, aber natürlich.“ trat die Goa'Uld auf den Privatedetektiv zu, mit wiegenden Hüften und einem erotischen Funkeln in den Augen. Sam Carter wusste, was die andere Frau vorhatte, rief noch ein "Hathor, STOP!" aber, da war es schon zu spät. Die "Göttin" hatte Magnum erreicht und …
Magnums Blick verklärte sich.

 „Jetzt ist er so harmlos wie ein Kätzchen.“, sagte Hathor und schloss ihre Hand um Magnums Waffe. Dann hatte sie ihn entwaffnet.
Hathor blickte Sam an. „SO könnten wir es mit jedem männlichen Wesen machen.“
„Du hast mir immer noch nicht erzählt, wieso Du mit uns kooperieren willst.“
„Nun, einer meiner Nachfolger, der Systemlord Kamephis hatte sich zu einer Allianz mit den Borg bereiterklärt und dann versucht meine Leiche und die Leiche meines Wirtes zu klonen. Bedauerlicherweise konnte nur ich, der Symbiont, geklont werden. Dann ging uns durch einen glücklichen Zufall SG 12 in die Hände. So konnten wir unsere Techniken, die wir bei dem Klonen meiner Wirtin praktiziert hatten, verfeinern und uns so diesen Körper klonen. Leider wurde Kamephis vor wenigen Stunden assimiliert und nun habe ich vor, mich gegen die Borg zu stellen. Auf wessen Seite sind Sie, Major Carter?“
„Ich bin dabei. Ich will auch verhindern, das die Erde vernichtet wird.“, sagte Sam.
„Nein, Major. Tun Sie es nicht.“, schrie der gerade dazugekommene Cal, was Hathor dazu nötigte, sich zu ihm zu drehen und den Kara'Kesh zu heben, die Waffe, die aussah, wie einen Handschuh. Einen Stoß lähmender Mentalenergie später segelte der Captain durch die Luft und prallte gegen die nächste Wand.

 „Cat-Faktor!“, dachte sich Sam kopfschüttelnd.
Hathor ließ den Handschuh sinken und drehte sich zu Sam um.
Sie fragte: „Und?“
Sam blickte erst auf den völlig benommenen Magnum, auf den benebelten Calvin und dann auf Hathor.
„Ich bin dabei.“, wiederholte sie.
Hathor streckte die Hand nach ihr aus.
„Schlag ein!“
Carter ergriff Hathors Hand und drückte sie kurz.
„Okay. Folgende Bedingungen! Keine Abzocke, keine Gehirnmanipulationen, kein Nish’ta.“, stellte Carter klar.
Hathor nickte stumm.
„Und jetzt gib den Befehl, das sich SG 1 hier einfinden soll.“, befahl Carter.
Die "Göttin" ging zu einem Kommunikationsterminal, Sam kniete sich neben Magnum und Cat nieder und tastete nach ihrem Puls. Er war vorhanden, wenngleich keiner der beiden Männer reagierte. Kein Zweifel: Sie waren bewusstlos. Zunächst jedenfalls.

Die Goa'Uld riss verblüfft den Kopf hoch, warf einen weiteren Blick auf ihren Terminal, an dem sie arbeitete und stieß einen Fluch aus, der denjenigen, der der Sprache der Goa'Uld mächtig war, vermutlich erröten würde lassen.
Im Kopf Sam Carters machten sich die Überreste der Tok'ra Jolinar von Malk'shur daran, diesen Fluch zu übersetzen. Zwar empfing sie nur eine fragmentarische Translation, die ihr aber ausreichte.
Die Majorin wandte sich zu der Goa'uld, die ihr Gesicht spazieren trug und nun den Blick erwiderte: „Ich kann meinen Truppen nichts mehr befehlen. Sie stehen völlig unter Borg-Kontrolle."
„Das ist nicht gut.“, schloss Calvin, der gerade wieder zur Besinnung kam. Er ensicherte seinen Phaser und legte auf Hathor an. „Okay. Und jetzt gehen Sie bitte von dieser Konsole weg.“
„Steck Die Waffe weg, Dummkopf.“, fauchte Hathor.
Calvin lud die Waffe durch.
Da hörte er, wie hinter ihm eine Stabwaffe schussbereit gemacht wurde. Er fuhr herum und sah sich einem großen, stämmigen Jaffa gegenüber. „Fallenlassen.“, sagte der Jaffa.
Calvin warf sich zur Seite um dem Geschoss der Stabwaffe auszuweichen. Dann feuerte er seinen Phaser ab.
Die destruktive Energie, welche die Phasermündung verließ, durchschlug den Jaffa ohne große Probleme. Der Körper des Jaffa fiel, steingleich, zu Boden, die Stabwaffe fiel klackernd zu Boden, genau wie die Zed. Calvin ging zu der Leiche des Jaffa und entwaffnete sie. Hathor sah Calvin an. Dieser drehte sich gereizt um und fragte ziemlich sauer: „Was ist los?“
Hathor sah ihn weiterhin an, doch sie sah in Wirklichkeit durch ihn durch. Calvin hörte plötzlich ein motorisches Surren und drehte sich schnell zur Jaffa-Leiche um. Sie richtete sich plötzlich wieder auf.
„Zombie?“, entfuhr es Magnum.
„Borg.“, entgegneten Calvin, Sam und Hathor.
Der Borg ging auf die drei zu. Calvin hob verzweifelt seinen Phaser und feuerte. Natürlich wurde der Jaffa-Borg jetzt von einem Kraftfeld beschützt. Hathor hatte urplötzlich diese PPK in ihren Händen und sie feuerte ein ganzes Magazin auf den Jaffa ab. Tatsächlich fiel er zu Boden. Calvin trat vorsichtig an ihn heran und untersuchte ihn.
„Tot. Dieses mal endgültig.“, erklärte er.
„Womit klar wäre, auf wessen Seite ich stehe.“, sagte Hathor.
"Na, wenn Du das sagst.", grinste der Captain der Sternenflotte und zwinkerte ihr zu: "Alter Wein in neuen Schläuchen schmeckt auch gleich ganz anders, hm?"
 

So - oder so ähnlich - war es, laut Sam, gewesen und die Situation verbesserte sich nicht unbedingt. Als die Borg-Drohnen dann angriffen, war - zumindest temporär - Cal eines der ersten Opfer.


In der Borgbasis, die einst auch die Basis von Hathor gewesen war, saßen fünf Personen ziemlich dämlich in der Gegend rum - Sam, Calvin, Agatha,  Magnum und Hathor.
„Was können wir nur gegen die Borg tun?“, fragte Cal, was Sam zu einem „Das müssen Sie wissen. Sie sind doch der Borg-Experte.“ hinriss.
Das stimmte allerdings. Verglich man die Kenntnisse, die Samantha Carter die Borg betreffend besaß mit denen des Captains, wurde sehr schnell klar, dass der junge Starfleetoffizier eigentlich mehr Ahnung haben sollte, als eine ebenfalls junge, aber nicht aus des Captains Zeitlinie stammende, Astrophysikerin.
Interessanterweise kam der nächste Einwand nicht vom blonden Sternenflottenoffizier, sondern von dem, mit dunklen Locken ausgestatteten Navy-Captain, dem nur ein Wort entfuhr:  „Wasser.“
„Wie?“
Diese Frage war einstimmig – also unisono – aus gleich mehreren Kehlen gekommen, hauptsächlich jedoch aus den verwunderten Mündern von Cal und Agatha, wobei in diesem Fall nicht nur die Münder verwundert waren, sondern auch die kompletten Körper von Captain und XO.

„Wasser. Wenn wir die Borg mit Wasser begießen, müssten sie rosten.“, erklärte Magnum und blickte in die Runde. Der Captain der Dragonfly räusperte sich: „Mister – erm… Captain Magnum – wir sind hier nicht bei ‚Louis unheimliche Begegnung mit den Ausserirdischen’ – und selbst wenn das klappen würde, was ich für extrem unwahrscheinlich halte, hätten wir damit genau einen Borg besiegt. Aber die Borg werden von einer Kollektivstelle gespeist.“
„Hmm, naja gut. Dann müssen wir halt diese Kollektivstelle tüchtig gießen.“, meinte Magnum.
„Die Kollektivstelle tüchtig gießen “, entfuhr es Calvin, der sein Gegenüber, den ehemaligen Privatdetektiv ansah, als sei dieser ein Mondkalb, „Hab ich das gerade richtig gehört?“
Doch  sowohl Captain, als auch Captain – erm – sowohl Sternenflotten-, als auch Navy-Offizier, sollten nicht dazu kommen, die Feinheiten des Planes näher zu erörtern, denn in diesem Moment schlug eine Stabwaffensalve zwischen ihnen ein.

Sowohl Cal, als auch Magnum, überließen sich antrainierten Reflexen, rissen die Arme hoch und ließen sich fallen, um sich abzurollen und in Deckung zu hechten – oder besser gesagt, sich, sowie die anderen in Deckung zu bringen.
Magnum riss Sam zu Boden, während sich der Sternenflottenoffizier auf Hathor und Agatha geworfen hatte und dann entschuldigend lächelte: „Sorry – aber… ich hätte was dagegen, wenn man euch den Kopf wegblasen würde.“
Dann holte er Luft und rief: „Magnum, haben Sie noch eine Waffe?“
„JA!“, war die gebrüllte Antwort des Navy-Offiziers.“
„Werfen Sie mir die Waffe zu.“
Magnum nahm seine Pistole und wollte sie werfen. Sams Arm schnellte hoch und ergriff die Kanone. Dann lud sie sie durch und rannte los.
„Sam, nicht.“, schrien Magnum und Cal gleichzeitig.
Doch Sam bewies wieder einmal ihre Fähigkeiten und ihr Geschick. Sie wich jedem Laserstrahl geschickt aus und nahm die Borg unter Feuer.
Sie zielte auf den letzten, noch übrig gebliebenen Borg und drückte ab, als plötzlich………
klick
Das Geräusch des leeren Magazins ließ Carter unwillkürlich zusammenzucken. Der Borg drehte sich zu ihr um und nahm Ziel.
„He, du Borg. Du vergisst den Cat-Faktor.“
Carter wusste, was jetzt gleich passieren würde. Richtig, Cal war bei ihr und riss sie zu Boden, wurde jedoch selbst von dem Strahl, den die Borgwaffe aussandte getroffen.
Carter fiel zu Boden und sah, dass Cal erst mit fassungslosem Entsetzen auf das Loch im Bauch starrte, anschließend in die Knie brach und zur Seite kippte.Der Borg selbst wurde von Hathors Handschuh ausgeschaltet. Dann versammelten sich alle um den gefallenen Captain. Agatha sah ihn an.
„Der Cat-Faktor.“, sagte sie schmunzelnd.
Cal musste ebenfalls lachen.
„Ja, der Cat-Faktor.“, hustete er.
„Was meinen die beiden?“, fragte Hathor.
Sam drehte sich zu ihr um.
„Er macht sich wohl immer solche riskanten Manöver und wird getroffen.“, erklärte sie.
„Aber jetzt zahlt er den Preis dafür.“, murmelte Magnum.
„Nein, tut er nicht.“, sagte Hathor.
„Bitte was?“, fragte Magnum, „Der stirbt.“
Sam begriff plötzlich: „Der Sarkophag.“


"Alles in Ordnung?"
Die Stimme Aladdins riss die hübsche Rothaarige aus ihren Gedanken.
Sie hob den Blick, schaute zu dem jungen Mann herüber und nickte: "Ich … ich mach mir nur unnötig viele Gedanken. Wir sollten…"
"Wir sollten versuchen, da reinzukommen.", lächelte Aladdin, "Und ich glaube, ich habe eine Idee."

Jasmin blickte den Captain verblüfft an.
"Die Taktik erachte ich jetzt nicht unbedingt als Meisterwerk.", lächelte Cal, "Ihr fehlt jegliche Finesse, aber - sie könnte funktionieren."
Immernoch blickten die braunen Augen der hübschen Prinzessin den Captain so an, als habe er sich ihr als Starfleetoffizier geoutet. Moment mal - das hatte er ja.  Aber das war nun schon ein paar Kapitelchen her, da würde man doch inzwischen drüber hinweg sein, oder?
"Du… du hast vor…"
"Ja, ich geh einfach rein zum alten Ra - bin ja jetzt als Aladdin anerkannt - und ramm ihm ein Messer in den Rücken.", zuckte er mit den Schultern, "Beziehungsweise eher hier hin", womit er auf seinen Nacken deutete, "dorthin, wo sich der Parasit normalerweise um das Rückenmark wickelt um dann Kontakt zum Hirn herzustellen."
"Cal, ich halte die Idee für nicht sonderlich klug.", sagte Jasmin, setzte dann an und stoppte: "Wobei - lass es uns einfach mal durchspielen. Ich bin Ra und Du wirst mich jetzt mit…"
Erneut stoppte sie, sah sich um und griff zum nächstbesten Gegenstand, den sie in ihrem Obstkorb - der immer frisch aufgefüllt wurde -  greifen konnte. Sie warf die Frucht dem Captain zu, der sie mißtrauisch beäugte.
"Ich soll dir eine Banane in den Rücken pressen?", fragte er, Kritik in der Stimme.
Jasmin zwinkerte ihm zu: "Aha? Wenn Du eine blöde Idee hast, sollen wir mitspielen, aber wehe andere haben blöde Ideen…?"
"Nein, nein".
Cal schüttelte den Kopf und hob abwehrend beide Hände: "So war es nicht gemeint. Und ja - ich probier das einfach mal. "
"Gut", lächelte Jasmin, drehte sich um und trat wieder auf den Balkon hinaus: "Stell Dir vor, ich bin Ra."
Cal seufzte: "She's waaaaaay too comfortable with that situation."
Und dann ging er los.

 TBC
Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 10.07.14, 18:18
 Kapitel 27.5 

Calvin Nathan Cat atmete tief durch.
Und erneut.
Und nochmal.
Er spürte, wie sein Körper sich entspannte, schloss die Augen und überließ sich der Situation.
 
Er atmete erneut tief durch und nahm den Geruch von Sandelholz wahr, der in der Luft lag. Auch die Umgebung selbst hatte nun ein anderes Aussehen angenommen, sich gewandelt - stand er vorher noch im schönen, hellen Zimmer der Prinzessin, so befand er sich jetzt auf dem Weg, durch einen engen Korridor, der von Fackeln erhellt war und wurde links und rechts von je einem Jaffa flankiert.
Kurz rechnete der Captain gegen - zwei Jaffa gegen einen Starfleetoffizier… könnte klappen. Vielleicht.
Der Gang mündete in einen weiten Raum, in den Thronsaal, den Jack O'Neill ihm dereinst einmal beschrieben hatte. Groß, hell, freundlich, so stellte sich dieser Saal vor dem Captain dar, nicht unähnlich des Raumes, in dem Prinzessin Jasmin ihr Dasein fristete.
Und während sich der Captain so umblickte, konnte er sich eines Gedankens nicht erwehren: "Ah - es tut gut, König zu sein."
Wobei das Sprichwort in diesem Fall nur unzureichend zutraf, war die Person, die er da gerade zu sehen eingeladen worden war, kein König, sondern ein Goa'uld - und somit für seine Untertanen ein Gott.
Und dann stand er vor ihm.  Vor Ra , dem Gott, dem Goa'Uld, der sich - ziemlich uninteressiert zeigte, ihn sogar ignorierte oder zumindest so tat, ihm auf jeden Fall den Rücken zuwandte.
"Der Goa'Uld steht an der Spiere / das Fernrohr in gebräunter Hand / dem braungelockten Kapitäne / hat er den Rücken zugewandt", vergewaltigte Cal im Geiste das Gedicht "Die Vergeltung" der unsterblichen Anette von Droste-Hülshoff, in dem er es auf seine Bedürfnisse anpasste.
Und kaum, dass die Jaffa sein Eintreten durch: "Mein Herr - Prinz Aladdin ist hier." ankündigten und in die Knie - und damit in Demutshaltung - gingen, atmete der Captain noch einmal kurz durch, maß im Geiste die notwendigen Schritte und … verpasste dem Jaffa links von ihm einen harten Schlag gegen das freigelegte Gesicht. Der ging zu Boden, blieb bewusstlos liegen.
Schnell griff Cal nach der Stabwaffe des Bewusstlosen, aktivierte sie, holte mit dem rückwärtgen Ende der Waffe, dem Teil, das ihn immer irgendwie an ein Paddel erinnerte, in Wirklichkeit aber das "Energiereservoir" war, aus und dann den anderen Jaffa von den Beinen, in dem er ihm das Ding über den Kopf zimmerte.
Dann wirbelte er herum, aktivierte die Stabwaffe - was diese durch das Öffnen der "Schnauze"; beziehungsweise des "Energiefokus" und ein lautes Fauchen untermalte - hob die Waffe an, sodass die Mündung genau auf den Kopf des Goa'Uld ausgerichtet war und drückte ab.

Das laute, wuchtige Geräusch, das der orange Rotationsellipsoid verursachte, als er der Schnauze entfleuchte und auf Ras Kopf zueilte, ließ den Captain erleichtert aufatmen, ebenso, als er sah, dass sein Treffer die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Der Rumpf des Gottes sackte am Geländer in sich zusammen, fiel zu Boden - dennoch hielt Cal die Waffe weiter auf die Leiche Ras gerichtet. Schließlich konnte der Symbiont ja immer noch Leben, in einem Moment äußerster Verzweiflung einer Sprungfeder gleich auf ihn zufliegen und sich in seinen Nacken bohren, wo er dann die Kontrolle über den Captain übernahm. Doch es regte sich nichts.

Beruhigt nickend drehte Cal sich um und… blickte in eine feuerbereit gemachte Stabwaffe, an deren Ende ein weiterer Jaffa stand, in finster anblickte und auf Goa'uld-Muttersprache ansprach.
Der Captain schluckte.
"Oh sh…"


Der nackte Fuß Prinzessin Jasmins war an seinem Hals und Cal blinzelte ins ihr und jetzt zurück.
"Guter Plan", lächelte die hübsche Frau von royalem Geblüt, ließ den Fuß sinken und lockerte ihre Gestalt, "Aber an der Ausführung hapert es noch ein wenig."
Cal nickte, blinzelte dann und legte den Kopf schief: "Hm - wenn ich nicht komplett auf Autopilot gegangen bin, hab ich meinen Lesern gerade einen Sucker Punch Moment beschert - also gesagt, dass ich tanze, während ich in meiner Traumwelt eine Schlacht schlage."
"Ah", machte Jasmin und der Captain wusste, dass sie absolut keine Ahnung hatte, was er damit meinte - aber auch nicht weiter nachfragen würde.
Dann blickten sie einander an, traten einen Schritt voneinander zurück und Cal räusperte sich: "Also - nochmal?"
"Wenn du magst?", warf Jasmin ihm die Banane erneut zu und der Captain begab sich in seine Ausgangposition.
Dieses mal beschloss er, bei der Sache zu bleiben und während Jasmin sich umdrehte und die royale Rolle einnahm, tat der Kommandant der DRAGONFLY so, als betrete er gerade den Raum, blickte sich kurz um und schritt dann zuerst zum Obstkob, um ihm einen Apfel zu entnehmen. Diesen in der Hand haltend, stürzte er auf Jasmin zu.
Schnell wirbelte die Prinzessin herum, ergriff den Arm, der die Banane führte, presste diese zwischen ihren Arm und Oberkörper, ehe sie mit der anderen Hand nach seinem Hals griff und kurz, sanft, zudrückte.
Der Captain keuchte auf, sank vor ihr auf die Knie und ließ, mit in die Ferne reichendem Blick den Apfel aus der anderen Hand fallen.
Jasmin folgte der Frucht mit den Augen, die sie gespielt entsetzt aufriss und sich dann neben Cal warf, als dieser "BUMM" sagte.
Sie starrte, mit leerem Blick in seine braunen Augen, in denen sich Verblüffung abzeichnete.
"Woher wusstest Du", fragte er, als er sich aufrappelte und der Prinzessin hochhalf, "Dass das eine Granate sein würde?"
Die Prinzessin lächelte: "Ihr seid technologisch so weit fortgeschritten, dass ihr Waffen verwendet, die Licht verschießen können. Mich würde es wundern, könntet ihr nicht auch Gegenstände bauen, die großes Feuer so lange in sich halten, bis der Zeitpunkt gekommen ist."
"Eh?" - Cal blinzelte verblüfft und versuchte, ihre Worte nachzuvollziehen, was Jasmin nun zu einem vollkommenen Lachen veranlasste, wobei sie den Kopf schüttelte und ihn aus großen, braunen Augen amüsiert anfunkelte: "Sagen wir so: Ich habe mir gedacht, dass ihr sowas könnt - und dass dieser Apfel genau das darstellen sollte."
"Soviel zu meinem Plan, euch mal richtig zu überraschen.", grinste der Captain, griff nach der Banane, die am Boden lag, und nach dem Apfel, "Aber immerhin können wir die Sachen noch essen, so isses ja nicht."
Ein Räuspern ließ die Beiden zusammenzucken - der Captain, der immer noch vor der Prinzessin lag und somit in ihre braunen Augen blickte, drehte sich um und stellte fest, dass hinter ihm drei Wachen aufgetaucht waren. Drei Jaffa, die sie unverwandt anschauten.
Der Captain rappelte sich auf, reichte Jasmin seine Hand, die sie ergriff und sich ebenfalls aufrichtete.
"Wir haben nur den Sonnenuntergang Agrabahs bewundert.", lächelte die Prinzessin, ehe sie, mit einem leicht-rauchigen Tonfall fortfuhr: "Und einander."
Einer der Jaffa - Cal beschloss, ihn Schweinebacke zu nennen - trat näher: "Euch ist eine Audienz bei eurem Gott gewährt worden."
"Gut", lächelte die Prinzessin, "Führ uns zu ihm."
Die Jaffa nickten ergeben, drehten sich um und gingen los, Cal stockte, wandte sich der Prinzessin zu: "Wann haben wir denn eine Audienz gefordert?"
"Als wir in den Palast geführt worden sind - vermutlich warst Du noch damit beschäftigt, dich zu wundern, dass ich dich als meinen Mann ausgegeben habe."
Und wenn man bei dem Captain ganz genau hingesehen hätte, hätte man bemerkt, dass ein leicht rosiger Schatten über seinen Wangen auftauchte.
Schnell räusperte er sich: "Gut gemacht - und schnell geschaltet. Du bist zweifels ohne clever."
Jasmin nickte: "Und Cal?"
"Ja?"
"Ich habe Agatha sehr gerne, ich wünsche nicht, dass Du sie leiden lässt - komm also nicht auf die Idee einen dieser Tricks anzuwenden, um Ra zu besiegen."
Cal schluckte: "Das… hatte ich auch eigentlich nicht vor - nur als letztes Mittel. Bevor die Zeitlinie komplett den Mambo macht, mach ich den Rambo - ist doch klar."
Und Jasmin sah, dass er es ernst meinte.

Draußen, vor den Toren Agrabahs - wobei es auch innerhalb Agrabahs einige Tore gab und einer von ihnen war gerade daran, einen erneuten "Angriff" auf Prinzessin Jasmin vorzubereiten, wobei er wieder auf seinem Hintern landete - blickte Agatha Silverbird ein wenig zweifelnd auf den jungen Abenteurer, der überall nur "Aladdin" genannt wurde.
Dieser hatte gerade einen Plan formuliert, den sie kannte - und es würde passen. Sie erinnerte sich an diesen Plan aus ihrem Geschichtsunterricht am Mommsen-Gymnasium in Baden-Baden und dann noch einmal an der Sternenflottenakademie - und es passte in genau diesen Zeitrahmen. Es gab da nur ein kleines Problemchen: Der Erfinder dieses Planes war nicht Aladdin. Zog man dann allerdings in Betracht, dass die Gruppe um diesen Abenteurer so auch nur in den Walt-Disney-Werken auftauchte, konnte man sich sowieso schon mal fragen, was aus den Geschichtsbüchern denn so der Wahrheit zu entsprechen geneigt war - von daher… vielleicht war ja auch Aladdin der Erfinder dieser Taktik.

Der braunäugige Abenteurer blickte die hübsche Frau mit den Kupferhaaren an, die kurz den Kopf schieflegte und dann zu nicken begann: "Nun… es würde gehen - also, im generellen. Wenn wir genügend Energie einsetzen können, die Holo-Emitter der Hornet one in Betrieb nehmen zu können, dann… ja, dann könnten wir das Schiff als etwas Anderes tarnen. Stellt sich die Frage: als was."
Aladdin schüttelte den Kopf: "Da gibt es keine Frage - es wird ein Pferd. Ein Pferd aus Holz, mehrere Meter hoch, dass wir als Opfergeschenk für die Goa'uld dalassen."
"'Hüte dich vor Agrabahnern, wenn sie Geschenke bringen'", grinste die XO der DRAGONFLY , was den jungen Aladdin dazu brachte, den Kopf zu heben: "Bitte?
"Nicht weiter wichtig."
"Die wichtigere Frage ist doch", meldete sich Prinzessin Theti zu Worte, "Wer die Armee ist, die uns Helfen soll?"

Diese Frage brachte den jungen Mann aus Agrabah kurz ins Stocken, dann schüttelte er den Kopf und deutete ins Ungefähre, dorthin, wo das Nf'Y-Gebirge groß und mächtig, zu erkennen war.
"Kein Problem", lächelte er, "Razul und seine Mannen, sowie die vierzig Räuber meines Vaters können uns da schon helfen."
"Und ihr vergesst wen.", erklang plötzlich eine tiefe Stimme von einer Position… über ihnen.
Aladdin legte den Kopf in den Nacken und lächelte. Er hatte sich also vorhin doch nicht geirrt und ihn tatsächlich dort fliegen sehen. Doch als der weiße Pegasus seine mächtigen Beine auf dem Sandboden abstellte, musste Aladdin verwundert blinzeln.
Den Mann, den er eigentlich erwartet hatte, zu sehen, war ungefähr so alt wie er selbst, hatte rotblondes Haar, trug eine goldene Rüstung und wirkte ein wenig schmächtiger - doch der Mann, der da jetzt vom Pegasus abstieg war groß, hatte nackenlanges, kastanienbraunes Haar, tiefblaue Augen und hatte Muskelpakete, dass es nur so eine Freude war. Und als er sprach, bemerkte Aladdin, dass es noch nicht mal mehr die Stimme war, die er kannte. Aber, das Lächeln, dass der Fremde ihm da zuwarf - das war unverkennbar.
"H… Herc?", fragte der junge Mann aus Agrabah, fühlte sich dann gegen den Mann gepresst und kräftig umarmt, ehe er die Worte hörte, die ihn entgültig beruhigten: "Ja - ich bin es Al. Dein Flaschengeist hat mich in der Zukunft abgeholt. Ich soll euch helfen und daher habe ich noch ein bisschen Verstärkung mitgebracht."
Damit deutete Hercules aus der Zukunft auf seinen Pegasus, von dem nun drei weitere Personen abstiegen.
Hinter sich hörte Aladdin Agatha Silverbird entsetzt-verblüfft aufkeuchen.
Eine der Personen, eine attraktive Frau Ende Zwanzig, Anfang dreißig mit langem, vollem schwarzen Haar, einer Lederrüstung, die den Namen fast schon gar nicht mehr verdiente und amüsiert funkelnden blauen Augen trat auf ihn zu und sprach mit tiefer, volldröhnender Stimme: "Ich freue mich, wenn ich helfen kann. Ich bin Xena, die Kriegerprinzessin."
Kommentar Agatha: "Cal würde sowas von ausflippen, wenn er das mitbekommen würde."

Cal schluckte, als er den großen Thronsaal betrat. Alles war hier so, wie Jack O'Neill es seinerzeit beschrieben hatte und er merkte, wie es in seinem Herzen pochte. Er vermisste den Colonel/General und dessen trockenen, zynischen Mutterwitz. Oder sagte man da "Vaterwitz"?
Zählen auch Witze, die über Priester gemacht werden, zu Vaterwitzen?
Tatsächlich vermisste der Captain das komplette Stargate Command und besonders dessen Elite-Team SG1 seit dem Tag, an dem er sie verloren hatte. Verdammt, warum hatte er nicht rechtzeitig an Ort und Stelle sein können?
'Weil die Regeln es eigentlich verboten hatten', hörte er eine innere Stimme, die in frappant an seine XO, Agatha Silverbird, erinnerte. Das war natürlich richtig - die oberste erste temporale Direktive verbot solche Eingriffe, doch andererseits, sind solche Regeln sehr schnell und sehr einfach aufgestellt, wenn die die Regeln aufstellenden dies aus sicherer Entfernung tun und die Implikationen ihrer Entscheidung nicht aus erster Hand miterleben müssen - ansonsten würde man sich hier und da sicherlich anders entscheiden.

"Ihr habt um eine Audienz gebeten?"
Die Stimme vor ihm donnergrollte verzerrt und Cal wusste, wer der Inhaber dieser Stimme war. Ra persönlich. Der Captain blickte die Gestalt an, die gerade ihr Gemach verließ, einen aufwändigen, goldenen Kopfputz tragend, der das Gesicht - einer ägyptischen Totenmaske gleich - versteckte.
'Treffend', schoss es dem Kommandanten der DRAGONFLY durch den Kopf, 'da du, wenn ich mich einmischen könnte, diese Maske ihrem richtigen Zwecke zuführen könntest.'
Doch die Wärme der Frau neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken und er begriff, dass Ra gar nicht mit ihm, sondern Prinzessin Jasmin gesprochen hatte. Vor ein paar Stunden hatte er durch die agrabahnische Prinzessin die Rolle des Prinzen Aladdin verpasst bekommen und war daher logischerweise mit von der Partie, wenn es darum ging, für das Wohl "seines Volkes" verantwortlich zu zeichnen. Natürlich war Jasmin - als Kämpfernatur - dazu auserkoren, die Verhandlungen zu führen, dennoch war Cal mitgekommen und blickte zu dem Goa'Uld herüber, der sich zuerst auf seinem Thron nieder-, dann seine Totenmaske in seinem Kopf verschwinden und zu guter Letzt seinen Blick über die Prinzessin und den "Prinzen" gleiten ließ.
Jasmin ging in die Knie, senkte den Kopf untertänig, den Rücken pfeilgerade ein Musterbeispiel an politischem Können, jahrelangem Training und elfengleicher Anmut. Cal versuchte es ihr gleichzutun, was auch gelang, allerdings nicht so anmutig wirkte, wie bei der agrabahnischen Prinzessin.
"Ra", setzte sie an und zuckte zusammen als der Goa'Uld seine Stimme zum Einsatz brachte und "Schweig" donnerte. Binnen Sekunden hatte er die Distanz zwischen sich und Jasmin überwunden, griff ihr Kinn und blickte ihr in die Augen: "Du wagst es, so despektierlich mit mir zu reden?"
Cal räusperte sich, warf ihm einen Blick zu und schüttelte den Kopf: "Oh for crying out loud, Kollege. Wir haben alle unsere Spleens und deiner ist wohl, dass wir dich mit Gebieter…"
weiter kam er nicht, da ihn ein Stoß Mentalenergie aus Ras Handschuh traf und wie eine leblose Puppe über den Boden schleuderte. Neben einer Marmorsäule kam er zu liegen, rappelte sich auf und schüttelte den Kopf: "Ja, das tat gut."
Jasmin hatte sich nicht von der Stelle bewegt, schien aber besorgt über ihn zu sein, ansonsten jedoch unverletzt. Während der Captain sich erhob und wieder zu seinem Platz zurückging, sich niederkniete und kurz zur Prinzessin herüberblickte, die ihm zunickte - Zeichen, dass sie verstanden hatte - fragte er sich, warum er nicht einfach zu den legendären Koalitionsverhandlungen im Jahr 2013 hätte reisen können. Dort war - zumindest nach seinem Wissensstand - kein Mensch per Goa'Uld-Mentalkraft durch die Gegend gewirbelt worden.
"Mein Gebieter Ra", setzte Jasmin an und Cal konnte nicht anders, als ihr einen bewundernden Blick zuzuwerfen - Teufel auch, konnte sie sich schnell neuen Situationen anpassen.
Der Parasit im Körper eines jungen Mannes ließ seinen Blick wohlgefällig auf der Prinzessin ruhen, fuhr sich nachdenklich über das Kinn, blickte sie an und lächelte: "Sprich."
Jasmin nickte, erhob sich, wieder mit pfeilgeradem Rücken, jeder Zoll Prinzessin und diplomatisch geschult: "Mein Gebieter Ra, wir sind hier um mit Ihnen zu verhandeln."
Das Geräusch, was da aus Ras Kehle kam, war unheimlich. Der Captain hatte schon viele unheimliche Geräusche gehört - das Zischen der großen Bestie von Strike III, das Surren einer Wespe, das Brüllen der kleinen Bestie von Strike II - ein naher Verwandter der großen Bestie von Strike III - aber… einen Systemlord lachen zu hören - und nicht nur irgendein Lachen sondern das "Ich bin der Überlegenere hier, also reiz mich nicht, ansonsten geht es unschön aus. Und das schöne ist - ich weiß es, und du weißt es auch."- Lachen, das jeder Bösewicht einmal draufhat klingt noch unheimlicher, wenn es von einem Wesen kommt, dessen Stimme verzerrt ist und so ähnlich klingt, als würde man einen Walkman mit schwacher Batterie eine Kassette abspielen lassen - das … klingt schon wirklich unheimlich. Cal fuhr es eiskalt den Rücken herunter.
Wenn dies auch für Jasmin galt, dann war sie eine Meisterin darin, sich zu verstellen. Der Captain musste ihr wieder einmal einen bewundernden Blick zuwerfen.

"Verhandeln? Ihr? Mit mir? Wer seid ihr denn? Ihr und eure Welt seid ein Nichts.", sagte Ra und der Captain konnte sich den Gedanken "Na, das is ja man 'n Herzchen" nicht ganz verkneifen. Und als Jasmin dann zu sprechen anhob, wusste er, dass er nicht zu hoffen brauchte, dass diese Frau wusste, was sie tat. Sie tat es einfach.
"Natürlich sind wir - verglichen mit eurer Allmacht - ein kleines Rädchen im Gefüge der Welt.", sprach die Prinzessin von Agrabah, verneigte sich erneut und stellte dann Blickkontakt mit dem Parasitenwirt her: "Aber…"
"Wenn ihr unsere Arbeitskräfte haben wollt, würde ich euch vorschlagen, es auf demokratischem Wege zu probieren.", lächelte nun der Captain, erhob sich ebenfalls und legte den Kopf schief: "Ich meine - klar - Ihr könnt versuchen, die Stadt mit Gewalt einzunehmen. Ihr könnt die Jaffa mit ihren Stabwaffen vom Palast herunterstapfen lassen und auf diejenigen ballern, die versuchen, zu fliehen. Aber… was bringt es euch? Einen Haufen Tote und eine von innen brodelnde Widerstandszelle."
Der Kommandant der DRAGONFLY blickte zu Ra herüber: "Wollen Sie das?"
"Drohst Du mir, du kleiner Wurm?"
"Natürlich…"
"… tut er das nicht.", schnitt ihm Jasmin eventuelle selbstmörderische Absichten ab
Der Captain blickte sie an, kurz funkelte es in ihren Augen warnend auf und Cal nickte: "Ja - erm- ich meine nein, mein Gebieter. Ich drohe nicht - ich zähle nur Tatsachen auf. Sie müssen den Agrabahnern etwas bieten. So… was gutes."
Oh gott - gerade klang er wie der kleine Junge, den Felix Edel in der Serie "Edel und Starck" einmal gegen seine Eltern - zwei Richter - verteidigen musste und auf den Satz Edels "Wir müssen dem Gericht was anbieten" lispelte "Ja - so… was gutes."
Oder hatte Edel gelispelt? Egal - war auch schon zu lange her… und der Unterschied war, er war weder Felix Edel noch Christoph M. Orth und Jasmin war nicht Rebecca Immanuel und auch nicht Sandra Starck - wobei… optische Ähnlichkeiten zur Schauspielerin waren schon mehr oder weniger…
"Was Gutes anbieten, ja?", höhnte es aus dem Goa'Uld-Gesicht und Cal riss sich in die Gegenwart zurück: "Ja - verkehrt kann das nicht sein. Du willst doch nicht, dass ganz Agrabah den Terror macht und dich rausschmeißt, oder?"
In Gedanken fügte Cal hinzu: "Das überlassen wir mal schön den Ägyptern, wenn sie dir in den Goa'Uld-Arsch treten."
Und: "Verdammt, Cal - jetzt pass doch auf. Nicht, dass du dich in was verzettelst und versehentlich einen Krieg mit Agrabah auslöst."
Ra legte den Kopf schief, blickte sein Gegenüber aus der Zukunft - von dem er nicht wusste, dass er aus der Zukunft stammte - kurzzeitig nachdenklich an und nickte dann: "Bringt mir eure Vorschläge und ich sage Euch, ob ich mit ihnen einverstanden bin."
"Vorschläge? Na großartig.", schoss es dem Captain semi-sarkastisch durch den Sinn, "Vorschläge. Was erwartet er?  Sowas wie 'Was auch immer Du vorhast, Ra, allmächtiger Gebieter, tu es nicht?'"
Andererseits - wenn Cal so darüber nachdachte… vielleicht war das wirklich die einzige, mögliche, gangbare Lösung?
"Wir werden euch den zehnten Teil unserer Ernte, unseres Einkommens und unserer Kultur überlassen, mein Gebieter", setzte Jasmin an und damit datierte sie den legendären Zehnten aus der Bibel um knapp 3000 Jahre vor, was Cal dazu brachte, sich gezwungen zu fühlen, sich selbst einen Facepalm zu verpassen - doch die Reaktion Ras ließ ihn zum "Gott" herumfahren und ihn mehr oder weniger wütend anblicken.
"Einverstanden - und 10 Prozent eurer jungen Männer für meine Armee."
Nun war es an Cal, sich zu erheben: "Mein Gebieter, 10 Prozent wären Irrsinn."
"Das ist nicht verhandelbar - und alternativlos."
Der Captain schluckte. Alternativlos, hm? Das war nicht gut.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 11.07.14, 16:08
  Kapitel 28 - Back to live -


Kapitel 28.1


 

"…sicht!"
Ziva Davids Stimme hallte durch den Raum, die hübsche Archäologin namens Lara Croft riss dan Kopf hoch und warf sich im selben Moment zur Seite. Das war ihr Glück, denn schon hatte sich Agatha Silverbird erhoben und versuchte, Lady Croft an die Wäsche zu gehen.

Diese wich aus, sprang einige Schritte nach hinten und begab sich in die Verteidigungshaltung, die man ihr beigebracht hatte.
Agatha Silverbird war anscheinend durchgedreht - aber wie kam es dazu? War dies eventuell der Grund, warum man sie in Stasis gesperrt hatte? Wenn dem so war - wieso hatte der Captain ebenfalls in Stasis gelegen? Vielleicht, weil er es nicht ertragen könnte, wenn seine XO bewusstlos war und er nicht? Dies deckte sich mit den Erkenntnissen, die Lady Croft von ihrem Treffen mit dem Sternenflottenoffizier gesammelt hatte - vielleicht hatte er tatsächlich gesagt: "Hört zu, Leute, Agatha ist ein bisschen kirre geworden und wir müssen sie in Stasis legen. Aber ich will verdammt sein, wenn sie hier alleine aufwacht, also legt mich direkt daneben."
Weiter kam Lara gedanklich nicht, musste sie doch einem Fußtritt ausweichen, der ganz eindeutig für ihre Schläfe bestimmt war. Tatsächlich erwischte der Fuß der XO noch den langen Zopf der Archäologin, als diese sich duckte. Doch der Faust, die dann das Bewusstsein aus dem Kopf der Britin verbannte, konnte sie nicht mehr ausweichen.

"Was ist denn mit der los?", keuchte Special Agent Anthony D. Dinozzo entsetzt und war schnell bei der XO der DRAGONFLY um sie von der britischen Lady fortzuziehen.
Doch der Versuch, schlichtend einzugreifen, zeitigte nicht die gewünschte Wirkung - stattdessen wirbelte die Rothaarige herum, sodass ihre Haare einen Ring um ihren Kopf bildeten und trat dann gegen die Schulter DiNozzos. Das laute Knacken hörte Ziva bis zu ihrem Standpunkt und war kurz davor, einzugreifen. Sie merkte, wie ihr Körper auf Betriebstemperatur ging und - dann stoppte sie.

"Denk nach, Ziva David!", schoss es ihr durch den Kopf, "Denk an die Sache vor drei Jahren, als wir die Sicherheit der Domino-Einrichtung getestet haben."
Ja - damals war ihr der Fehler passiert, den man im englischsprachigen Raum "to loose her cool" nennt. Sie verlor also für einen kurzen Moment die Kontrolle über sich, ihre Gedankenkühle und war, nachdem man Tony angegriffen und niedergeschlagen hatte, vor Wut gegen die Angreifer vorgegangen. Zwar hatte sie sich gut geschlagen, das ging allerdings nur solange gut, bis sie zwei ihrer Angreifer packten und blockierten, sodass der dritte Angreifer - eine Frau - ihr die Maschinenpistole gegen die Schläfe schlagen und sie somit für lange Zeit ausser Gefecht setzen konnte.
Genau diesen Fehler würde sie jetzt nicht machen.
Und die logischste Alternative hatte sie auch schon mehr oder weniger in der Hand.

Tony DiNozzo spürte die Explosion der Schmerzen in seiner Schulter. Japp - das Ding war ausgekugelt, das konnte man wissen. Verdammt - warum hatte er sich nicht vorsichtig angenähert, anstatt sofort mit allem, was er hatte, anzugreifen? In seinem Kopf hörte er schon die Stimme seines Bosses, der seinen Kopf voller Mißbilligung - und einem Hauch Amüsement - schütteln würde: "Schlecht gemacht, DiNozzo. Sehr schlecht."
Dann kam der Hieb, der sein Bewusstsein aus seinem Körper verbannen sollte - aber dieses mal duckte sich der Halbitaliener unter dem Schlag der XO hinweg - nur, damit Kniescheibe der XO und Kinn des Agenten einander vorgestellt werden konnten. Tonys Kopf ruckte hoch, er sah Sterne, taumelte gegen die Wand und fand seine Kehle in einem Schraubstockgriff vor. Seine Augen fokussierten sich wieder, blickten in die leer-wirkenden Augen Agatha Silverbirds und er merkte, wie in ihm eine Mischung aus Panik und Wut empor stieg.
"A…ga…tha", keuchte er und - stockte, als er die Stimme der XO hörte, die jegliches Leben vermissen ließ: "709-163-405"
Die Frage, die ihm nun auf den Lippen lag, konnte er nicht mehr stellen, denn in diesem Moment leuchtete die komplette Gestalt Agatha Silverbirds in einem beunruhigenden Rot auf und von einem Moment auf den Nächsten schien ihr kompletter Körper aus Wackelpudding zu bestehen. Sämtliche Kraft schien wie ausgesaugt, in die grünen Augen kam kurzzeitig Leben, sie funkelten überrascht, dann rollten sie in den Augenhöhlen nach oben und einzig und allein dem schnellen Zugriff Tonys war es zu verdanken, dass die Rothaarige nicht hart aufs Deck schlug.
Der Halbitaliener ließ die hübsche Frau vorsichtig auf den Boden sinken, blickte dann hoch und lächelte, als er den Grund für die plötzliche Ohnmacht Agathas erkannt hatte. Ziva stand hinter ihr, ließ langsam den Phaser sinken und atmete beruhigt durch.
Er blickte seiner Retterin in diese verzaubernd-braunen Augen: "Und - was war das jetzt?"

Ziva zuckte mit den Schultern, ehe sie ihren Partner anblickte und den Kopf schüttelte.
"Tony, Du musst mehr auf deine Deckung achten.", grinste sie.
Ihr Gegenüber hob den Blick: "Hey, ich kann nichts dafür, sie hat mich überwältigt."
"Ja, Agatha war schon immer eine überwältigende Persönlichkeit", lächelte die hübsche brünette Israeli und ging neben der Gefallenen in die Knie. Ihr lag nur eine Frage auf den Lippen:  "Was ist mit dir passiert?"

Ja, wahrlich - was war geschehen? Wieso war Agatha plötzlich so merkwürdig. Hatte es tatsächlich etwas mit diesem Satz zu tun, den Cal gemurmelt hatte, bevor ihn das Bewusstsein verlassen hatte?
 „Oh!“, machte er plötzlich, riss die Augen wieder auf und blickte zu Sydney: „Ich kann … kann nicht schlafen. Ich und Agatha sind… wir ergänzen… er…gän…zen…“
Sie ergänzten sich - was konnte der Sternenflottenoffizier damit gemeint haben? In welcher Form komplettierten sie einander? Welche Möglichkeiten der Ergänzung gab es da? Cal würde nicht einfach nur meinen, dass er ein Mann war und Agatha eine Frau - er mochte zwar Captain Obvious sein, aber so weit würde er dann doch nicht gehen. Zumal der gute Captain zwischendurch einige nette Tricks aus dem Ärmel ziehen konnte, wie ihm Ziva bestätigen konnte.  Traceless im Moment der drohenden Ohnmacht nur mit "Anführer" zu titulieren und ihnen somit den entscheidenden Hinweis zu geben, zeugte davon, dass er zumindest hin und weider einiges an Aktivität hinter seinen braunen Augen verzeichnen konnte.
Nur - wie ergänzten sie hier einander?

  Der Captain und die XO kamen zurück, ersterer immer noch mit Angsttränen in den Augen, letztere sichtlich ruhiger.
„Wir können.“, sagte sie und der Captain schnallte sich an, „Verdammte…“
„Cal, nicht fluchen.“, ermahnte sie ihn, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn in seinem Sitz zusammensacken ließ.
Ziva schaute sie durch den Innenspiegel an: „Das ist ein Trigger, oder?“
„Ja.“, nickte Agatha und deutete nach Oben, eine Geste, die der Israeli irgendwie nicht mehr so ganz behagte, „Gina hat … naja… ist vielleicht ein wenig kompliziert, das alles zu erklären.“

Ein Trigger.
Ziva legte den Kopf schief und blinzelte. Wie… wieso fiel ihr ausgerechnet jetzt die Szene mit den Asgard ein? Wieso erinnerte sie sich an etwas, an das sie sich gar nicht erinnern hätte dürfen, des Asgardischen Standard-Protokolls wegen und das ihr viel zu zufällig erschien? Wobei - nein… es konnte tatsächlich…
Die hübsche Israeli blickte auf: "Wie lange ist der Captain noch ohnmächtig?"
Sydney Fox trat näher, legte ihre schlanken Finger auf die neuralgischen Punkte des Starfleetoffiziers und wiegte nachdenklich den Kopf hin und her: "Ich würde sagen zwischen 30 und 60 Minuten. Kommt auf seinen Metabolismus an."
Ziva seufzte. Großartig - das konnte also noch etwas dauern. Zwar hatte sie eine Idee - nämlich dass Agatha posthypnotisch blockiert war und nur Cal das Passwort kannte - aber bis sie diese These ausprobieren konnte, würde es noch einige Zeit dauern.

 TBC

 Kapitel 28.2

Eigentlich hätte Special Agent Timothy McGee nicht glücklicher sein können. Er war mit seiner Frau zusammen, hatte gerade einen gefährlichen Feind geschlagen und dennoch… zwei, drei kleine Schönheitsfehler hinderten ihn daran, sich zu freuen.
1) Die Hochzeit mit seiner Seven of Nine - Jessica Hanson - hatte nur in einem Traum stattgefunden, das heißt, sie waren gar nicht verheiratet.
2) Sie wussten nicht so recht, wie sie aus der Todesfalle, in der sie sich gerade befanden, entkommen konnten.
Der Computerexperte des NCIS blickte in die eisblauen Augen Leroy Jethro Gibbs, der sich umblickte und - faszinierenderweise - genauso wenig wie er oder Jessica einen Plan zu haben schien, wie man hier herauskommen sollte. Und dabei war eine Flucht mehr oder weniger sogar imperativ, betrachtete man die offensichtliche Faktenlage.
Und die sah alles andere als gut aus.
Sie waren gefangen, wussten nicht, wie sie rauskamen und wussten noch nicht einmal wo sie waren - gleich drei Probleme auf einmal.
Wenn er mal so einmal ganz wertefrei darüber nachdachte, war seine letzte Erinnerung die, dass er sich für eine Frau, die er nicht kannte, die er aber durchaus sympathisch und attraktiv fand und die bei einem Angriff getötet worden war, tatsächlich hinrichten lassen wollte - und wenn er das so formulierte, klang es unglaublich merkwürdig. Aber - genau so war es.

 Jetzt war ihm alles egal. Er blieb in der Knienden, blickte zu dem Soldaten empor und sagte nur: „Tun Sies doch endlich!“
"Hey, McGee!", riss ihn die Stimme Gibbs aus seinen Gedanken und er blickte den leitenden Chefermittler des NCIS an: "Hm? Was?"
"Ich habe dich gefragt, ob Du eine Ahnung hast, wo wir hier sind."
"Nein, Boss, sorry. Ich weiß nur, wie ich erschossen wurde und dann im Bett aufwachte… zusammen mit… "
McGee stoppte, blickte zu Jessica herüber, die ihn sanft anlächelte und ihm zunickte. Ja - auch sie hatte diesen Traum gehabt… so hatte sie es ihm zumindest erzählt, als sie beide sich in der virtuellen Welt getroffen hatten, in die man sie hatte einsperren wollen.


Timothy McGee sah sich um.
Verdammt, es war wirklich sehr dunkel um ihn.
„Hier isses dunkel, wie in einem Bärenarsch“ – vermutlich hätten entweder Tony, Ziva oder gar Cal diesen Satz gebracht – und es traf zu, wenngleich er noch nie in einem solchen gesteckt hatte, was er bei Tony und Ziva ebenfalls zu verneinen bereit wäre. Bei Cal? Nicht so ganz.

Aber hier war es wirklich stockdunkel und der Computerexperte fragte sich, wo er gerade wohl sein mochte. Dann spürte er eine Berührung – und erschauderte. Es war nicht so, dass jemand seinen Körper angelangt hätte, sondern vielmehr seinen Geist. Und er kannte diese Sanftheit, die dieser Berührung innewohnte. Er war mit dem Geist von Jessica Hanson verbunden. Seiner Three-of-Five.

Wenn das mal nicht Ironie ist, Timmy. “, ‚hörte’ er den Geist Jessis lachen, „ Oder lieber sowas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung? Du bist zusammen mit einer Frau, die fast wie eine Borg aussieht und heißt in einer Art Unimatrix gefangen?
Da hatte die Frau recht – das musste er ihr wirklich zweifellos lassen. Die Sache war viel zu … abgedreht. Und dennoch war ihm auf eigentümliche Weise nicht nach nur Angst zu Mute, sondern mehr nach einer Mischung aus Lachen vor Glück und Weinen, weil er nicht wusste, wie es nun weitergehen würde.
Er holte tief Luft – zumindest hatte er das Gefühl genau das zu tun – und sagte etwas, das er eigentlich, seinen ganzen Traum, schon hatte sagen wollen: „Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Jessica Hanson.“

Kurz wart es Stille im gedanklichen Netz zwischen ihr und ihm, doch dann hörte er sie lachen.
„Hochzeit, Timmy?“
„Ja, ich habe geträumt, wir hätten geheiratet.“
Erneut die sanfte Berührung, erneut eine Art des Umschmeichelt- oder Umspieltwerdens, das Gefühl einer geistigen Vereinigung – dann die sanfte Stimme Jessicas: „Ich auch. Ich hatte auch geträumt, wir hätten geheiratet, aber – ich hatte geträumt, dass fünf Monate vergangen wären und ich eine Art „Permanente Amnesie“ gehabt hätte.“

Gefangen in der Dunkelheit, hatte McGee nur den Wunsch, Jessica in den Arm zu nehmen, sie zu küssen und zu beruhigen – aber es gelang ihm nicht. Gerade jetzt fuhr ihm durch den Kopf, dass sie das selbe geträumt hatte, wie er – nicht nur „etwas ähnliches“, sondern – offenbar – genau das selbe.
„Jessica, kannst Du mir deinen Traum genauer beschreiben?“
Kurze Stille.
Jessi schien zu überlegen.
„Wir… wir waren im Adams House und…“
Dann blitzte es grell.
McGee spürte, wie sengendheiße Pein durch seinen Körper gellte.


Und dann war er aufgewacht… und musste nun den Kopf schütteln.
Verdammt, Timothy McGee, jetzt reiß dich doch mal zusammen!" , scholt er sich im Geiste, blickte erneut zu Jessica, zwinkerte ihr zu und ließ sich dann auf den Boden nieder. "McGee!", hörte er die Stimme von Gibbs, hob die linke Hand, um zu signalisieren, dass er nachdachte, und schloss die Augen.

Leroy Jethro Gibbs sah, wie McGee sich niederließ und die Augen schloss und wusste, was der Mann vorhatte - oder zumindest: versuchte. Konzentrationsübungen - eigentlich eine ganz einfache Sache. Diese konnten aber ziemlich kompliziert werden, wenn ihnen der halbe Komplex um die Ohren und dann auf den Kopf flog, von dem sie immer noch keinen Grundriss hatten… zumindest keinen endgültigen. Klar, von seinem Zimmer zu dem Raum, wo man McGee aufbewahrt hatte und dann zu dem Raum, in dem man Airman Hansen lagerte… die Route kannte man nun, aber… wie kam man raus?

Die Frau mit den grün-blau-braunen Augen schien der Dreh- und Angelpunkt zu sein. Wenn er nicht immer noch so benommen wäre, von dem Kinnhaken, den er von ihr erhalten hatte, davon, erneut in dieses System eingespeist worden zu sein und davon, anschließend auf eher "unübliche" Art und Weise vom System getrennt worden zu sein - Tony hätte hier auf den Film "Eine Leiche zum Dessert / Murder by Death" hingewiesen, in der der von Peter Falk gespielte Privatdetektiv Sam Diamond über eine Tür sagte 'Die mach ich mit meinem Metallfinger auf', auf die Türklinke anlegte und sie aufschoss - würde ihm sicherlich irgendwas einfallen, aber so… nein.
Zwar sah er die Frau mit den grün-blau-braunen Augen vor seinem geistigen Ich, allerdings musste er sich fragen, ob er das, was er da zu sehen glaubte, nicht tatsächlich nur durch die ruckartige Trennung vom System imaginierte.
Die Frau war ein Catgirl. Wobei - Katzenmädchen traf bei dem weiblichen Wesen vor ihm nicht zu… Frau schon eher. Aber sie Catwoman nennen? Nein - das klang zu sehr nach Eartha Kitt, Julie Newmar, Lee Meriweather, Michelle Pfeiffer, Halle Berry, Adrienne Barbeau, Gina Gershon und wer auch sonst in die Rolle der Selina Kyle geschlüpft war - wobei… Halle Berry war ja nicht Selina Kyle gewesen, sondern Patience Phillips.
McGee, reiß dich zusammen!" , schalt er sich erneut und versuchte, sich zu konzentrieren.
Nein - die Person, die ihm gegenübergestanden hatte, war, bevor sie ihn mit Jessica verbunden hatte, in eine Katzenfrau mutiert - menschlicher, sehr attraktiver und wohlproportionierter Körper und unglaublich gerissen lächelnder Katzenkopf. Und McGee hatte das Gefühl, dass er sie kennen müsste - wenngleich er nicht wusste, woher.

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, öffnete die Augen, blickte die Hand und den Arm entlang und schaute in die hypnotisierend-blauen Augen seiner Three of Five. Sie lächelte ihm mit diesen vollen, sinnlichen Lippen zu, beugte sich vor und küsste ihn.
"Los", hauchte sie, "Zeig mir deine Magie."
Und McGee wusste, was sie meinte.
Erneut ließ er sich in Dunkelheit sinken, ging gedanklich die Gänge des Gebäudes ab, die er gesehen hatte und stellte fest, dass er keine Tür gesehen hatte, die zu einem Treppenhaus führte. Wenn sie ganz viel Glück hatten, befanden sie sich im Erdgeschoss und mussten jetzt nur noch den Ausgang finden. Wenn sie Pech hatten… traf dies alles nicht zu.
Aber… nein, irgendwas war da noch. McGee konnte es nicht genau benennen - aber er hatte das Gefühl, dass er irgendwas… oder irgendwen… vergessen hatte oder ignorierte.

 TBC




 Kapitel 28.3 


Mit einem anderen Job wäre alles sehr viel besser gewesen - oder vielleicht auch nicht.
Als das Meer direkt vor Director Leon Vance, dem Starfleetcaptain, explodierte, war es ihm, als hätte er in einem anderen Leben vielleicht viel größere Überlebenschancen gehabt. Wobei… wenn er so an Wolf 359 und das Dominion dachte… so ganz wollte ihm diese Überlegung auch nicht behagen. Ausserdem waren "Was wäre wenn"-Spielchen immer relativ müßig und … wenn er ehrlich war: sie passten nicht zu ihm. Lieber befasste er sich mit Sachen, die vor ihm lagen - das war schon damals, während dieser Mission in Amsterdam einer seiner Charakterzüge gewesen.
Also tat er genau dies, griff sich die duckende Abby, presste sich und sie auf den Boden und schirmte mit seinem Körper die zierliche Laborantinnengoth vor eventuellem… was auch immer da draußen darauf aus war, sie umzubringen… ab.

Das Gesetz der Schwerkraft besagt, dass alles, was nach oben geschossen wurde, irgendwann und irgendwo runterkommen muss, es sei denn, es wurde so stark nach oben beschleunigt, dass es dem Griff der Gravitation entkommen kann. Dies war bei einer Explosion eventuell gegeben, dennoch wusste Vance nicht, ob nicht eventuell doch irgendwelche Trümmerteile dessen, was da gerade detoniert war, auf sie niederprasseln würden - und tatsächlich spürte er, wie sein Körper von etlichen Geschossen getroffen wurde¬. Doch als er dann den Kopf hob, stellte er fest, dass es sich bei diesen Geschossen lediglich um Wassertropfen handelte, die als feiner Sprühregen herunterprasselten.
Schnell rappelte er sich auf, straffte seine Gestalt und blickte zu Abby Sciuto herunter, die ihn anlächelte: "Wow, danke Director."
"Keine Ursache, Miss Sciuto", lächelte er zu ihr, reichte ihr die Hand, an der sie sich in die Stehende zog und… schluckte.
Leon brauchte gar nicht großartig zu überlegen, weswegen sie das tat, er spürte den Druck der Waffenmündung gegen seinen Hinterkopf.
"Das war lustig.", hörte er hinter sich Robert Makepeace lachen, "Und nun nehmen Sie die Hände hoch."
Leon Vance sah keine großartige andere Chance und tat, wie ihm geheißen.

Kurz schloss er die Augen, ging für sich noch einmal sämtliche Bewegungsabläufe durch, die man ihm im Selbstverteidigungskurs beigebracht hatte, - und spürte erneut den Lauf der Waffe gegen den Hinterkopf gepresst: "Hey, Kollege, hier wird nicht geschlafen.
Wie war das noch? Zuerst ein Schritt zur Seite, damit die Waffe nicht direkt in seinen Kopf abgefeuert werden konnte, dann umdrehen und … ja… so konnte es klappen.
Vance trat einen schritt zur Seite, drehte sich um und blickte Makepeace genau in die Augen: "Halten Sie das für so eine gute Idee?"
"Schnauze!", erwiderte sein Gegenüber und der Director des NCIS konnte deutlich hören, dass der Mann mit der Waffe ziemlich ungehalten war - was anhand der Situation nicht unbedingt überraschte.
Dazu musste man sich nur einmal kurz in die Lage dieses Mannes versetzen, der sich ihnen als Robert Makepeace vorgestellt hatte: Man begrüßt zwei Fremde auf einem Stützpunkt und plötzlich explodiert das Meer - das klingt jetzt zwar ein bisschen merkwürdig, aber … wir halten fest: Neue Leute werden in Film, Funk, Fernsehen gerne als "fall persons" verwendet, also als solche, die von der Katastrophe gewusst haben, sie eventuell sogar geplant oder gar angeleiert. Von der Perspektive gesehen - aus der Warte betrachtet, konnte Leon Vance seinem Gegenüber keinen großartigen Vorwurf machen.
"Hören Sie", setzte Vance an, wurde jedoch von einem gezischten "SCHNAUZE, sagte ich" unterbrochen - auch, wenn das "Schnauze" in Kapitalbuchstaben jetzt nicht unbedingt gezischt aussieht.
"Mister Makepeace" versuchte nun Abby ihr Glück, doch der losgellende Schuss, der knapp an Vances Ohr vorbeirauschte und die Forensikerin tatsächlich traf - wenn auch nur dergestalt, dass die Kugel einen ihrer Zöpfe streifte -  ließ sie effektiv verstummen. Sie tastete nach ihrer Frisur, sah einige ihrer langen, schwarzen Haare zu Boden segeln und schluckte.
"Miss Sciuto?"
Nun war es an Vance, hart zu schlucken und - die Kanone, die auf ihn gerichtet war, vollkommen ignorierend - er trat auf seine Reisebegleitung zu, blieb vor ihr stehen und blickte ihr in die Augen: "Abby?"

So hatte er sie noch nie genannt. Es war immer nur "Miss Sciuto" gewesen und Abby konnte damit wunderbar klarkommen. Es gab sowieso viele Sachen, mit denen sie einigermaßen klarkam. Aber, dass ihr jemand die Haare wegschoss…
dabei war es noch nicht einmal der Fakt, dass die Haare getroffen wurden, selbst, der sie schockierte - sondern eher, dass da jemand war, dessen erste Möglichkeit, sie vom Reden abzuhalten, darin bestand, erstens auf sie zu schießen und dann zweitens auch noch in die generelle Richtung ihres Kopfes. Wäre die Kugel auch nur ein paar Millimeter weiter links eingeschlagen… Abby mochte sich gar nicht vorstellen, wie eines ihrer Ohren, oder gar eines ihrer Augen getroffen wurde - ganz zu schweigen von dem Präzisionswerkzeug, das hinter den Augen sein zuhause hatte.
Auch, wenn sie manche als Laborgoth bezeichneten - was sie ja auch war - so wirklich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen war etwas, das ihr nicht direkt lag. Als Forensikerin Beweise finden, den Tod Anderer aufzuklären, das war kein Problem, aber die Frage, wie sie selbst einmal sterben wollte, hatte sie sich eher selten gestellt.
Ihr wäre es natürlich am Liebsten, wenn dies etliche Jahre in der Zukunft geschähe, in einem großen Haus, mit der gesamten Familie um sie herum, mit allen Freunden und Bekannten, die ihr noch einmal freundlich zulächelten. Oder mit 110 an einem Herzinfarkt, den sie aufgrund ausserordentlicher physischer Belastung erlitt. Wie man es bei Star Trek sagen würde: "Death by Jama'haron."  wobei man auch sagen könnte: Sie würde sich wünschen, dass ihr Abgang aus ihrem letzten Petit Mort einen Grand Mort machen würde.
In der Blüte ihrer Jahre dahingerafft auf einem Pier in der Nähe von Dubai gehörte nun nicht wirklich zu ihrer Vorstellung ihres Lebensendes.
Sie war nicht Ziva, die es vielleicht gewöhnt war, dass man auf sie schoss und - auch wenn sie sich damals, in der Sache mit diesem Verrückten, ganz gut ihrer Haut erwehren hatte können und sie von der hübschen Israeli Selbstverteidigungsunterricht erhielt… es stellte schon einen ziemlichen Unteschied dar, ob man seine Brötchen als Agent im Aussendienst verdiente und quasi immer damit rechnen musste, dass dieser Einsatz, zu dem sie unterwegs waren, ihr letzter war, oder ob man in einem Labor im Hauptquartier arbeitete und daher von etlichen Agenten, die im Umgang mit Waffen geschult waren, im Zweifelsfall beschützt wurde.
Verblüfft schüttelte Abby den Kopf, als plötzlich zwei braune Augen in ihre hineinblickten und sie die Stimme Director Leon Vances hörte, der ihren Namen sagte und ein "Sind Sie in Ordnung?" an ihre Adresse richtete.
Los Abby, reiß dich zusammen.
Sämtlicher Schock fiel von ihr ab, sie hob den Blick, nickte dem Director zu und funkelte dann zu Makepeace herüber, der nur lächelte, die Waffe hob und den Hahn erneut spannte.
"Miss Sciuto, das Beste ist, wir ergeben uns."
Abby blickte ihren Boss verblüfft an, der diese Worte mit einer dermaßenen Ruhe gesagt hatte, als würden sie ihm nichts bedeuten.
Aber wie konnte dies sein, schließlich und endlich waren sie, wenn Vance sich tatsächlich ergab, Gefangene dieses Verrückten mit der Pistole.
Und doch -  die Ruhe Vances breitete sich aus und sie nickte.

Leon Vance atmete erleichtert auf - seiner Forensikerin war nichts geschehen, für das er sich später hassen würde müssen, sie hatte sich vermutlich lediglich erschrocken, was angesichts der Tatsache, was da gerade passiert war, nicht überraschen sollte.
Also ging er langsam und ruhig zu Makepeace, nickte ihm zu… und wirbelte im nächsten Moment auf dem Absatz herum. Er schlug dem Wachmann die Waffe aus der Hand, die auf den Boden fiel und zu Abby herüberrutschte. Dann rammte er Makepeace die geballte Faust zuerst in den Magen, dann gegen das Kinn. Knochen trafen auf Knochen und der Soldat stöhnte auf, ehe er - wie ein nasser Sack -  zu Boden fiel.
Vance konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, als er ein "Das tat gut" raunte. Er trat dann dorthin, wo Makepeaces Pistole hingeschlittert war und nahm  - einem inneren Instinkt folgend - die Waffe, die Makepeace ihm da gegen den Kopf gehalten hatte, noch einmal genauer unter die Lupe. Erst in diesem Moment fiel ihm etwas auf - hatte sich der Schuss, den Makepeace gerade abgefeuert hatte, nicht irgendwie anders angehört? Irgendwie - merkwürdig?
Der NCIS-Direktor musste kurz grübeln. Er erinnerte sich daran, was ihm der 1,78 Meter große Air Force General erläutert hatte, mit dem er - noch vor einigen Stunden - in seinem Büro in Washington gesessen und Whiskey getrunken hatte.
Vance drehte sie Waffe in seiner Hand, bis die untere Seite des Griffstücks, dort, wo sich bei einer Colt M 1911 A1 die Fangschnur-Öse befand und das Magazin seinen Sitz hatte, auf ihn deutete. Tatsächlich - dort, an dieser Stelle, genau dort, wo General Hank Landry gesagt hatte, dass es wäre, war ein rot leuchtender Kristall zu sehen.
Erneut atmete der Direktor des NCIS erleichtert durch - selbst, wenn Makepeace Abby Sciuto getroffen hätte - es wäre ihr nicht viel passiert.
Er stand auf, lächelte Abby zu und trat auf sie zu.
"Direktor - alles in Ordnung?"
Vance lächelte ihr zu: "Ja - alles in Ordnung."
"Haben Sie vor, die Waffe zu behalten?"
Leon war neben ihr angekommen, hob die Pistole an, damit die Forensikerin diese sehen konnte: "Keine Sorge, Miss Sciuto - das ist ein INTAR."
Er wandte sich um, betrachtete das dunkle Gebäude vor sich, aus dem nun, durch die Explosion bedingt, Rauch und auch Feuer leckten - seine Leute waren da drin und er wollte verdammt sein, wenn er sie nicht rettete.

 TBC

 Kapitel 28.4 
Daniel folgte der hübschen Frau, die ihn durch die brennenden Gänge der Festung führte.
"Moment", hielt er inne, blieb stehen, schaute sie an, als sie sich zu ihm umwandte: "Was ist mit dem Mann, der Sie angegriffen hat?"
Die Antwort Felicity Cats bestand aus einem geseufzten: "Wir haben keine Zeit" und darin, ihn bei der Hand zu greifen und fortzuziehen.
Um sie herum - Explosionen, das brüllende Rauschen der Flammen, dichter Rauch.
Alles in allem kein sehr erfreulicher Ort.
Sie kamen nur ein paar Meter weit - denn Daniel blieb erneut stehen und ließ sich gegen die nächstbeste Wand sinken.
"Was ist?", blieb nun auch Felicity stehen und blickte ihn verwundert-verärgert-genervt an.
Und dann konnte der Anthropologe sich nicht mehr beherrschen. Er merkte, wie es aus ihm herausbrach, wie sein Körper in Zuckungen verfiel, wie die Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.
Schreie, Weinen, eruptierte aus ihm heraus, als er realisierte, was passiert war.
Neben ihm ging Felicity in die Knie: "Doktor Jackson?"
Die Stimme der Frau war nun nicht mehr genervt, sie zeigte Besorgnis, als sie ihre Hand nach seiner Schulter ausstreckte und dort sanft platzierte. Dieselbe Sanftheit, die sich nun in ihre Stimme mischte: "Doktor Jackson - wir… wir müssen hier weg. Unsere Einrichtung wurde infiltriert und angegriffen  - wir haben keine Zeit mehr."
"Das ist mir egal.", konnte man Daniel murmeln hören - so leise, das man, würde diese Sequenz im Fernsehen betrachtet, vermutlich die Lautstärke extrem raufdrehen würde. Dies sollte man jedoch bei solchen Filmen eher selten tun, da das Gesetz der Serie einem unglaublich leise gesprochenen Dialog entweder einen "jumpscare" folgen lässt oder der Film zu etwas überblendet, das dann die Lautsprecher aus dem Fernseher springen lässt. Schönes Beispiel hierfür: Die Matrix-Filme, die der Autor dieser Zeilen ja alle gesehen hat - und feststellt: Während die Herren des Stabes relativ normal sprechen, fordern die Dialoge der Damen entweder eine Lautstärkeerhöhung oder aber die Zuschaltung von Untertiteln. Wer auch immer dafür verantwortlich ist: "STOP IT AT ONCE!"
Ich meine - es ist eine Sache, wenn die Szene es gerade verlangt, so wie bei Daniel in diesem Moment - aber es ist etwas Anderes, wenn Unterhaltungen permanent nach diesem Schema ablaufen.

Aber zurück zur Handlung. Daniel murmel-wisperte also ein "Das ist mir egal", zog die Beine an und legte seinen Kopf auf die Kniescheiben: "Ich… ich werde sie nie wiedersehen."
Felicity ließ sich neben ihm nieder, legte sanft einen Arm um ihn und schaute ihn dann an, ehe sie nickte: "Ich verstehe, wie Sie sich fühlen."
"Wie können Sie das?", seufzte Daniel und konnte nicht verhindern, dass sein Kopf gegen ihre Schulter sank.
Der Antrhopologe konnte ihr melancholisches Lächeln beinahe hören, ehe sie Luft holte: "Ich… meine Eltern habe ich bei einem Aufstand unter unseren Leuten verloren. Einige… naja… sie sahen die alten Wege nicht mehr als zeitgemäß an und… "
… und nun fühlte sich Doktor Daniel Jackson wirklich elend - im Sinne von wirklich elend.
Langsam, vorsichtig, streckte er seine Hand nach ihrer Wange aus, platzierte sie dort sanft und schaute sie an: "Es… es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht…"
"Ist in Ordnung", lächelte sie, wenngleich er erkennen konnte, das dem nicht so war, "Ich… ich habe mich damit abgefunden."
Und dann erschien etwas in ihren Augen, das er sofort erkannte - typisches soldatisches "Das ist meine Pflicht, also tun wir das jetzt!".
Er hatte es oft genug bei Jack und Sam - selbst bei Teal'C -  gesehen und wusste, was nun kam.
Sie straffte ihre Gestalt, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und reichte ihm die Hand: "Doktor Jackson, Sie müssen mich begleiten."
Unter normalen Umständen wäre seine Reaktion ein etwas verwirrtes "huh?" gewesen, er hätte sie angeschaut, hätte den Kopf schiefgelegt und sie vermutlich gefragt, warum es so wichtig war, das er nun mitkam. Und vermutlich hätte sie es ihm sogar erklärt.
Dies jedoch waren keine normalen Umstände.
Also ließ er den Kopf wieder sinken, schlug die Augen nieder, schloss sie ganz und seufzte.
"Gehen Sie, Miss Cat. Gehen Sie einfach - bringen Sie sich in Sicherheit. "
"Ich kann Sie nicht einfach hier zurücklassen!", widersprach die hübsche Frau - was auch immer sie war - "Sie müssen gerettet werden!"
Daniels Kopf ruckte hoch: "Nein! Verstehen Sie es nicht? ICH WILL NICHT MEHR!"
Die letzten Worte schrie der Anthropologe und bemerkte, zusammenzuckend, wie sie im Korridor wiederhallten. Er holte tief Luft, schüttelte dann den Kopf und wiederholte - wenn auch leiser als vorher - "Ich will nicht mehr."
"Doktor - wollen Sie Ihr Leben einfach so wegwerfen? Sie…"

Daniel hörte schon nicht mehr zu.
Er hatte versagt und das wusste er - schon lange, schon als er dabei zugesehen hatte, wie die kiloschweren Steine im New Yorker Museum auf seine Eltern heruntergeprasselt und sie getötet hatten, schon, als er Sha'res sterbenden Körper in den Armen hielt, der von einem Stabwaffentreffer in der Brust ein veritables Loch aufwies und mit ihm zusammen in der Kammer vor dem Stargate von Abydos lag, damals, als Ras Jaffa sie niedergeschossen hatte.
Er hatte damals versagt, als er nicht in der Lage gewesen war, Sha're und Ska'ara aus der Gewalt von Apophis zu befreien, als er Sam nicht davor bewahren konnte von Kawalski, der einen Symbionten im Kopf hatte, verschleppt zu werden und auch nicht zu verhindern, dass Sam von einem Shawadai entführt wurde.
Er war nicht dazu fähig gewesen, Jack und Teal'C vor einer unfreiwilligen Reise in eine Höhle zu retten oder Sam vor ihrer unangenehmen Erfahrung, von einer Goa'Uld besessen zu werden.
Ich kann sie dir zurückgeben, Daniel. hatte der Goa'Uld damals gesagt - und Daniel wusste damals noch nicht, dass es sich dabei um Jolinar von Mal'shur gehandelt hatte, eine Tok'Ra und damit ein Mitglied späterer Verbündeter.
Und damals hatte er auch nicht das richtige gemacht, was ihm jetzt durch den Kopf schoss, nämlich ein "Gut, du lässt Sam gehen und nimmst dafür mich in Besitz" - nein, er hatte sich auf eine Unterhaltung eingelassen. Wenn er Sam damals hätte befreien können - und zwar dadurch, dass er selbst Wirt für Jolinar gewesen wäre -  hätte er a) ihren ersten Kuss um Jahre vordatieren können, denn die Tok'Ra dringen durch den Mund und nicht durch den Nacken in Menschen ein und b) hätte die unnötige Tötung Jolinars nicht stattgefunden.
Und nicht zu vergessen C): Jolinar hatte gesagt, dass sie Informationen hätte, wo sich Sha're befände - respektive, wie man sie befreien könnte.
Aber nein - soweit dachte er damals nicht und es war genau dieser Mangel an Weitsicht, gepaart mit der Angst, doch nur ein willenloses Werkzeug eines Goa'Uld zu sein, die ihn daran gehindert, die ihn gelähmt hatte.
Das waren nur einige seiner unzähligen Fehltritte, die er sich geleistet hatte.

Und wenn er dann doch einmal alle retten wollte, wurde er entweder schwer verwundet (so geschehen auf Apophis Raumschiff) oder starb gar an Naqquadriah-Verstrahlung. Welchen Nutzen hatte er eigentlich?
"Gehen sie", murmelte er erneut, blickte kurz zu Felicity hoch und schüttelte den Kopf: "Ich geh hier nicht weg."
Die Stimme, die nun an seine Gehörgänge drang, kannte er zwar, aber sie klang unglaublich alt, als sie sagte "Doch, Dannyboy - das wirst du."
Kurz wandte er seine Aufmerksamkeit von Felicity ab, sah in den Flammen die vertraute Gestalt des Starfleetcaptains, der allerdings das Rentenalter schon lange erreicht hatte - "Ich verbringe zuviel Zeit mit Jack", stellte der Wissenschaftler für sich fest - und spürte dann einen Stich in die Schulter.
Er fuhr herum, blickte zu Felicity, die ihn verzeihungsheischend anlächelte und die Spritze wieder zurückzog… und es wurde dunkel um ihn.

 tbc


 Kapitel 28.5

In Washington D.C. hatte sich Donald Mallard, der von seinen Freunden "Ducky" und von Leroy Jethro Gibbs gern auch einfach mal nur "Duck" genannt wurde, auf einen Stuhl sinken lassen. Die Nachrichten, die er über den Lauf der letzten Stunden bekommen hatte, taten seinem Herzen nicht gut und er zwang sich, trotz der Enge in seiner Brust, ruhig zu atmen.
"Reiß dich zusammen, Donald.", schalt sich der Schotte selbst und warf immer wieder einen Blick auf den Monitor, auf dem das Gemetzel zu sehen war.
Gibbs kämpfte sich durch eine Reihe waffenschwingender Angreifer und fiel zuletzt im Kampf gegen einen Mann, den er als "Daniel Jackson" kennengelernt hatte. Die Gründe der Auseinandersetzung waren ihm schleierhaft, aber das Ergebnis war dafür um so eindeutiger. Leroy Jethro Gibbs war tot - und, so wie das Gerücht im NCIS-Headquarter seine Runden machte, galt das gleiche für sein Team.
Vance hatte zwar Kommunikationssperre verhängt, hatte per Durchsage darauf aufmerksam gemacht, dass noch nichts spruchreif war und das man das, was man gesehen hatte, möglichst großzügigst vergessen sollte, aber dennoch… es gab Sachen, die konnte man nicht vergessen.
Zu sehen, wie einer der besten Freunde erschossen wird, ist so eine Sache. Ducky konnte - nein, Ducky wollte es nicht vergessen. Wenn der Rest des NCIS damit klar kommen konnte, eine groß angelegte Vertuschungsoperation laufen zu haben - fein. Er konnte es nicht.
Er erinnerte sich noch daran, wie er und Gibbs sich das erste Mal begegnet waren, wie er sich mit Abby zum ersten Mal unterhalten hatte, wie er auf Tony getroffen war - wie er Caitlynn "Kate" Todd hatte obduzieren müssen - die ersten Unterhaltungen mit Ziva David, das erste Zusammentreffen mit Tim McGee.
Alle waren sie weit vor ihrer Zeit gestorben und er konnte sich gerade noch davon abhalten, auf den Boden zu sinken und wie Bo Bibbowski im Superman-Comic "Der Tod von Superman". In dieser Story fragte "Bibbo", wie ihn seine Freunde nennen, nach einem Moment der Stille Gott, warum Suoerman sterben musste und "so'n alter Grobian" wie er weiterleben durfte.
Zwar sah sich Ducky nicht als "alten Grobian" an, jedoch fragte er sich schon, wieso er beispielsweise die Begegnung mit Ari überlebt hatte, während dies für Kate nicht galt.
Er seufzte, schüttelte den Kopf - eigentlich war es müßig, solche Überlegungen anzustellen… schließlich gab es nichts, was man am Schicksal ändern konnte.
Also beugte sich Doktor Mallard vor, um seine Arbeit zu beenden.

Als Coroner Jimmy Palmer den Raum betrat, bemerkte er als allererstes, wie schlecht sein Mentor aussah - als wäre alle Lebenslust aus ihm gewichen. Donald "Ducky" Mallard schien gerade nur noch eine Hülle zu sein, ein lebensunlustiger Automat, der seine Arbeit machte, sich aber ansonsten für nichts interessierte.
Palmer hatte diese Reaktion schon einmal bemerkt - gerade vor einigen Minuten erst - als er Abigail "Abby" Sciuto geweckt und dann mitbekommen hatte, wie Leon Vance ihr mitteilte, dass das Team um Gibbs doch nicht gefallen war. Aber bis er ihr das sagen konnte, sah sie wie etwas aus, das sie selbst vermutlich als Zombie bezeichnet hätte.

Die momentane Stimmung und Geisteshaltung seiner beiden Freunde Abby und Ducky - letzteren nannte er trotz allem voller Respekt "Doktor Mallard" - konnte Jimmy durchaus nachvollziehen, denn auch er erachtete einige der angeblich-gefallenen als seine Freunde. Sicher - am Anfang war es nicht leicht gewesen, hatte Palmer doch zumindest das Gefühl, dass er lediglich "der Ersatz" war - der Ersatz für den von Ari verwundeten Gerald Jackson -  und im Nachspiel der furchtbaren Sache mit Kate, die ebenfalls mit Ari zu tun hatte, wurde er -  so hatte er es im Gefühl -  erst als vollwertiger Coroner gesehen.
Aber vielleicht lag es auch nur an dem "netten" Spitznamen, den sich Anthony DiNozzo für ihn ausgedacht hatte. "Autopsiegremlin." Am Anfang hatte er diesen Namen gehasst, aber im Laufe der Zeit war ihm aufgefallen, dass DiNozzo dennoch mit ihm gerne mal bei einem Bier saß.
"Das ist meine Art", hatte der Halbitaliener einmal im Vollrausch gelallt, "Ich… ich nenne auch Tim 'Bambino' - und dabei ist der eigentlich kein übler Kerl. Genau so wenig wie du."

Gut - Tony hatte dieses spezielle, durch Alkoholzufuhr induzierte, Geständnis wieder vergessen, aber… er - Jimmy - nicht.
Und über den Lauf der Jahre hatte er gemerkt, dass die Leute ihn mochten.

Schneller Vorlauf: Als Jimmy erfahren hatte, dass das Team um Gibbs aller Wahrscheinlichkeit nach gefallen war, merkte er, wie für ihn eine Welt zusammenbrach und wie er derjenige war, der diese schwierige Kunde an Ducky überbringen musste. Auch kein Job, den man jemandem neidet.
Und als er in den blauen Augen seines Vorgesetzten und Freundes sah, wie sein Herz brach, war ihm bewusst, dass er diese Aufgabe nie wieder übernehmen wollte - und dennoch wusste er, dass er vermutlich irgendwann nicht drumherumkommen könnte. Irgendwann würde er wieder das Herz in den Augen einer Person brechen sehen und es würde ihn wieder an diesen Tag erinnern.

Doch - als sich dann herausstellte, was wirklich passiert war… da wollte er derjenige sein, der seinem Freund und Vorgesetzten diese Meldung überbrachte. Er eilte herunter, kam in der Autopsie an und lächelte.
"Doktor Mallard - gute Neuigkeiten."

 TBC  

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 11.07.14, 20:04
  Kapitel 29

Kapitel 29.1  -  back to reality  -   

Die gefühlte nächste Stunde verbrachten sie alle in der Krankenstation des gesunkenen Raumschiffes - auch ein Satz, den man so nicht allzu häufig hören würde und noch weniger sagen. Nie hätten sie daran gedacht, je alle zusammen darauf zu warten, dass der Mann, der da wie hingestreckt auf dem Biobett der Krankenstation lag, wieder zu sich käme, kurz benommen aufstöhnen würde und langsam, aber sicher die braunen Augen öffnen würde, die die Illusion zerstörten, dass dort der Schauspieler Jensen Ackles liege.
Dies war eine Eigenschaft, die sich Cal mit seiner XO teilte - auch hier wäre man eigentlich davon ausgegangen, dass Kirsten Dunst sich in ihrer Rolle als Mary Jane Watson nur eine Starfleetuniform - oder in diesem Fall ein rotes Top, das eine bessere Entschuldigung für einen BH darstellte und sie wie eine Bauchtänzerin aussehen ließ - übergeworfen hätte, solange die junge Frau schlief. War sie wach und man konnte in ihre Augen blicken, so erkannte man die Diskrepanz zwischen Schauspielerin und der Frau vor einem, denn Agatha Silverbirds Augen waren von einem nahezu hypnotischen Grün, während Kirsten Dunst blaue Augen hatte. Ein weiterer Unterschied - Miss Dunst hatte sich für die Rolle der Mary Jane die Haare färben lassen, Agathas Flammenköpfchen war Naturrot.

Ob es nun Jensen Ackles vom Set von Supernatural - der auch keine Uniform, sondern eine Weste mit Pluderhose trug - und Kirsten Dunst vom Set von Spider-Man 1 waren, die dort ruhten, oder Calvin Nathan Cat und Agatha Silverbird… das machte momentan keinen Unterschied, denn man wartete. Ziva David und Tony DiNozzo allen voran. Sie warteten darauf, dass beide Offiziere zu sich kamen und normal reagierten. Man hatte beide in je einer Stasisröhre gefunden und versucht aufzuwecken, was bei Cal dazu geführt hatte, dass er beinahe das Meer in die Luft gejagt hatte und bei Agatha dazu, dass sie sich in eine wilde Kampffurie verwandelte, gegen die selbst die eigentlich in Selbstverteidigungstechniken bewanderte Sydney Fox keine große Chance hatte und Tony DiNozzo auch nur deshalb einem ebenso langen Nickerchen entging, weil Ziva Agatha mit einem Phaserschuss in den Rücken betäubt hatte.

Nun wartete man darauf, dass beide zu sich kamen - Agatha lag inzwischen gefesselt auf einem Biobett -  und nach ein paar Minuten konnte man hören, wie sich das Atmen Cals veränderte, zu einem leisen, gehauchten "Ohhh" changierte, was die anwesende, bei bewusstsein-befindliche Weiblichkeit mit Anhang Tony dazu veranlasste, sich ihm zuzuwenden.
Langsam - unendlich langsam - glitten die Augenlider hoch, die immer noch mindestens 10 Kilo zu schwer schienen und er schaute aus braunen Augen verschlafen und verwirrt in das weite Rund.
"mhhhh", machte er - auch die Lippen schienen für ihn äußerst schwer zu bedienen zu sein - "b'n'ch't't?"
Ziva blickte ihn an, legte den Kopf schief und dann eine Hand die Stelle seines Halses, an der sie einen Puls vermutete. Dieser war dabei, immer kräftiger zu werden. Die hübsche Israeli nickte zufrieden, lächelte dem schläfrigen Offizier zu und richtete sich dann wieder zu ihrer vollständigen Größe auf.
Cal räusperte sich und versuchte, die Frage noch einmal zu stellen: "bin… ich… tot? Und im Himmel?"
Die Israeli runzelte verblüfft die Stirn und wollte gerade Luft holen, zu fragen, als ihr Lara zuvorkam: "Wieso fragst Du, Cal?"
Wobei - wenn sie mit sich selbst ehrlich war, konnte sie sich die Antwort auf diese Frage schon denken, denn…
"Ich liege auf einem Bett und bin von wunderschönen Frauen umgeben.", lächelte er, ehe er sich Tony gewahr wurde: "Okay, auf dich treffen beide Attribute nich zu, DiNozzo."
Seufzend rollte der Halbitaliener mit den Augen:" Sehr freundlich, Cal."
Japp, das war typisch Cal. Eigentlich sollte man auch nicht meinen, dass man fast schon sicher sein konnte, wie eine Person reagieren würde, die man selbst erst vor knapp einer Woche kennengelernt hatte - aber bei Cal, Agatha und ihren Freunden von der DRAGONFLY kam ihr das alles sehr einfach vor.

Nun war es an Cal, mit den Augen zu rollen, wobei dies etwas war, das er besser gelassen hätte, nach den Unmutsbekundungen zu urteilen, die er anschließend von sich gab.
"Auuuuu - meine BIRNE!", murmelte er und Lara bemerkte, wie er erst ihr genau in die Augen blickte, eine Frage anfing" Ich nehme nicht an, dass du eine Asperin…", dann abbrach und sein Blick an ihrem Körper herabglitt, bis zu ihrem Bauch und dann seitwärts ging, dorthin, wo das weitere Biobett situiert war - mit der festgeschnallten XO.
"Gathy?"
Der Captain lächelte ins Rund: "Ihr habt meine XO auch wieder aus der Stasis holen kö…"
Dann erst schien er zu bemerken, dass seine Freundin festgeschnallt war und von einer Sekunde auf die Andere veränderten sich seine Gesichtszüge. Vorher wirkte er verschlafen, verblüfft, aber froh sie zu sehen, dann - als er Agatha sah - konnte Lara das Gefühl der Verliebtheit in seinen Augen förmlich spüren und dann, als er bemerkte, dass man seine XO festgeschnallt hatte, veränderte sich die Verliebtheit in Verärgerung.
"Hat es einen Grund, dass meine XO angeschnallt wurde?"
Lara ging vor ihm in die Knie, deutete auf ihr linkes Auge: "Das ist der Grund."
Der Captain runzelte die Stirn, betrachtete sie und schüttelte dann den Kopf.
"Nein", sagte er mit der Bestimmtheit des großen Offiziers, der er eigentlich inzwischen sein sollte und dennoch nicht ganz war, "Nein, meine Freundin würde so etwas nie tun."
Dann runzelte er die Stirn und blickte Lara an: "Es sei denn… du hättest ihr einen Grund gegeben."
"Nein", kam Schützenhilfe von Sydney, die ebenfalls neben Cal trat und ihn ansah: "Sie ist aufgestanden und hat als aller erstes versucht, Lara anzugreifen."
Der Captain setzte sich auf, blickte nachdenklich zu der festgeschnallten Frau herüber und runzelte die Stirn: "Hat sie dabei irgendwas gesagt?"
"Nur eine Reihe von Zahlen."

"Trigger!", schoss es plötzlich durch Zivas Gehirn und sie wandte sich ebenfalls zuerst dem Captain zu, ehe sie auf die bewusstlose Offizierin zutrat, "Es war eine Reihe von Zahlen und ich bin sicher, diese Zahlen hat sie nicht umsonst gesagt."
"Sie könnte auch einfach nur verwirrt sein.", warf nun Tony ein und Ziva schüttelte den Kopf: "Nein - schau, Cal war nicht verwirrt, als wir ihn aus der Stasis geweckt haben."
"Abgesehen davon, dass er beinahe das Meer verdampft hätte."
Ziva grinste: "Das ist richtig, Lara, aber… wir kennen doch Cal. Das passt zu ihm."
Dann wandte sie sich dem Captain zu: "Komm mal hier rüber, ich möchte ein Experiment veranstalten."
"Ein wat?", fragte der Kommandant der DRAGONFLY, zuckte dann aber gottergeben mit den Schultern, erhob sich und trat, taumelnden Schrittes, auf Ziva zu. Diese nahm ihn bei der Hand, führte ihn zu der bewusstlosen Form Agatha Silverbirds und öffnete die Fesseln, die die XO ans Bett banden.
Cal hob die Augenbrauen: "Du lässt sie dann jetzt gleich einfach gehen?"
"Na so einfach geht es dann nun doch nicht.", lächelte Ziva, "Ich bediene mich einfach mal in deiner Ideenkiste. Leg dich neben sie."
Die Augenbraue des Captains wanderte in die obere Stratosphäre, während er das intelligenteste aller Frageworte bemühte: "hä?"
"Leg dich zu ihr.", wiederholte die hübsche Frau aus Israel und lächelte ihm sanft zu: "Keine Sorge, euch wird, wenn ich recht habe, nichts passieren."
"Tolle Idee, Ziva.", erklang Laras Stimme, die ehrliche Begeisterung zeigte, "So müsste es klappen."
Des Captains Augenbraue war inzwischen in der Ionosphäre angekommen und pausierte dort: "Das is ja schön, das die Damen hier wieder den kompletten Überblick haben, ich fühl mich aber dennoch nicht klüger."
"Nicht nur du", murrte es aus einer Ecke, "nicht nur du."
Cal schaute zu der Quelle des Murrens und lächelte zu Tony herüber: "Na, wenigstens steh ich nich alleine da."
Nun war es an Syndey, auf den Captain zuzutreten und ihm in die Augen zu schauen: "Du vertraust uns doch, oder?"
"Ist das ne Fangfrage?", erwiderte Cal und lächelte dann: "Sicher vertrau ich euch."
Ziva griff nach seiner Hand, zog ihn weiter in Richtung Biobett und mit einem Seufzen und einem Schulterzucken ergab sich der Kommandant in sein Schicksal.
Was war das gut, dass Gina seinerzeit Doppelbiobetten entwickelt hatte - sie kannte schließlich ihren Captain gut genug, um zu wissen, dass dieser nicht einfach so in sein Quartier gehen würde, wenn seine XO verletzt wurde.
Er ließ sich auf dem Bett nieder, kuschelte sich an seine XO und…
Ziva schnallte beide fest.
"Erm", machte Cal und schaute etwas sehr unintelligent in die braunen Augen der Frau, die da gerade die Fesseln strammzog.
Sie lächelte ihm zu: "Tut mir leid, ich kann nicht riskieren, dass Agatha, wenn sie gleich aufwacht, Amok läuft. Sie hätte ja schon beinahe Tony verwundet."
"Und mich HAT sie getroffen.", kam es - nicht ohne eine gewisse Schärfe - von Lara.
Das einfache Schulterzucken des Captains sah Ziva als das, was es war. Ein Eingeständnis, dass es ihm leid tat, was seine XO da gerade verbockt hatte, eine Entschuldigung an Lara und das Zeichen, ihn doch jetzt endlich festzuschnallen, sonst käme man hier nicht weiter.
Also befestigte Ziva den letzten Riemen um Cals Füße und schaute ihn an.
"Und jetzt?"
"Jetzt warten wir, bis deine XO zu sich kommt.", erklärte die Israeli.
"Und wie lange kann das…"
Weiter kam Cal nicht, als er neben sich ein leises, schläfriges Stöhnen hörte. Er drehte sich um und schaute in zwei zornige, nahezu leuchtend-grüne Augen.
 TBC


 Kapitel 29.2

Was übersah Tim McGee nur?
Er hatte nicht den Hauch eines Schattens einer Ahnung und er verfluchte sich dafür.
Meine Güte - er fand sich problemlos in den unendlich langen Levelschläuchen seines Online-RPGs wieder, das ihm den Spitznamen Elfenkönig eingebracht hatte, und hier, in der Realität, sollte er nicht in der Lage sein, einen einfachen Ausgang zu finden? Das konnte man doch seinem Friseur erzählen.

Waren nicht eigentlich alle Gebäude zumindest insofern gleich, dass es einen Weg aus selbigem geben musste? Nur wie fand man den Ausgang, wenn man keine Ahnung hatte, wo man selbst war?
Erneut schloss McGee die Augen, atmete tief durch - was bei Rauchentwicklung nicht die Beste aller Ideen ist, und ging im Kopf durch, welche Orientierungspunkte es geben könne. Fenster wären schon einmal eine gute Idee…
Aber einfach aufs Geratewohl jede Tür öffnen und hoffen, ein Fenster zu finden? Was, wenn sie in einem Kellergeschoss waren?
Und das wahllose Öffnen von Türen erachtete er sowieso nicht als die Beste der Ideen.
"Ich hab keine Ahnung, Boss", atmete er sein Schuldeingeständnis aus, "Ich habe absolut keine Idee, wo wir uns befinden könnten."

Was McGee nicht wusste: Auch Gibbs hatte keine Ahnung ob ihrer Position, im Gegensatz zu McGee war er aber gewillt, die notwendigen Risiken einzugehen. Also blickte er zu seinem hockenden Computerexperten, ging neben ihm in die Knie und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter: "Regel Nummer 27, McGee."
" Bewahre immer die Haltung!", erwiderte der Sitzende und Gibbs konnte sehen, wie Jessica Hanson ihn verblüfft ansah: "Was war das denn?"

"Regeln, die Gibbs aufgestellt hatte"
Damit wuchtete sich McGee wieder in die Stehende, straffte seine Gestalt und nickte seinem Boss zu: "Du hast Recht, Boss. Wir müssen hier nur einen Weg raus finden. Das kann nicht so schwierig sein."
Und dennoch fragte sich McGee, wie man diesen Weg finden sollte und blickte sich um.
Der Korridor, in dem sie sich befanden, war lang, schmal und voller Rauch, sodass ein umgehender Abzug entweder des Rauches oder des Personals imperativ gewesen wäre - nur entweder wussten die hier arbeitenden Damen und Herren nichts davon, waren aufgrund einer Rauchgasvergiftung inzwischen schon bewusstlos auf ihren Plätzen zusammengesunken oder gar tot, oder aber - und damit musste man auch rechnen - sie waren in einem Teil des Gebäudes, der nicht so häufig frequentiert wurde.
Ferner fand man nach links und rechts eine unzählige Reihe von Türen, von denen eine wieder in den Raum führte, in den Felicity Cat ihn gelockt und festgesetzt hatte und in dem sich auch Jessicas - zu dem Zeitpunkt noch lebloser - Körper befunden hatte. Wohin die anderen Türen wohl führen mochten? Eine von ihnen - dessen war er sich sicher - war der Ausgang… es sei denn, man stützte sich auf überlegene Technik, die Türen unnötig machte - sprich: man beamte die entsprechenden Personen einfach hinaus.
In dem Fall waren sie wirklich die Gelackmeierten.

"McGee - Optimistisch denken!", ermahnte sich der Computerexperte und überlegte weiter. Welche dieser Türen konnte wohl einen Ausgang beherbergen, wenn es einen gab? Und dann traf ihn die Erkenntnis wie das geseufzte "Männer" von Jessica. Er brauchte sich noch nicht einmal verblüfft umzudrehen, wie es Gibbs gerade tat, er wusste, was sie meinte.
"Wie wäre es denn damit", konnte er ihr freches Grinsen beinahe hören, "wenn man diesen Notausgangsschildern folgen würde?"
Der Computernerd nickte: "Richtig - das wir daran nicht gedacht haben."
"Ich hab daran gedacht, McGee - ich wollte nur wissen, wie lange du brauchst, um darauf zu kommen."
Den Gedanken "Natürlich, Gibbs" konnte sich McGee auch nicht verkneifen - und dann setzte er sich in Bewegung, einfach den Pfeilen zu folgen… bis es plötzlich einige Meter vor ihnen grellorange aufleuchtete.

"Was war das?"
Das Interessante an dieser Frage war, dass drei Menschen sie zum selben Zeitpunkt in genau dem selben Duktus stellen konnten - ein Teil panisch, ein Teil überrascht und zu vier Teilen kampfbereit.
Kurz blieben sie stehen, warteten, ob und wenn warum nochmal ein Blitz erfolgen würde - aber… nichts dergleichen.

Und dann setzten sie sich in Bewegung - langsam, vorsichtig - vorbei an weiteren Notausgangsschildern, vorbei an Türen, die in leere Räume führten, vorbei an Korridoreinmündungen, die McGee auf irgendeine nahezu unheimliche Art und Weise bekannt vorkamen, vorbei an Kopierern, die wohl so ziemlich das Gängiste aller Klischees darstellten - immer weiter auf den Notausgang zustrebend.
Sie waren nicht mehr weit entfernt.
10 Meter noch - das sollte doch zu schaffen sein.
9 Meter
8
7
6
Jetzt noch fünf Meter  - wie lange fünf Meter sein konnten, wenn sie wollten, verblüffte den Computerexperten immer wieder - aber es war so ja auch mit den Minuten. Ein Fünf-Minuten-Ei kocht eine gefühlte Stunde, während die fünf Minuten, die man beim Schlafen gern nochmal den Eltern abverlangt hatte, gerade dafür reichten, die Augen zu schließen, einmal durchzuatmen und gerade in die Dunkelheit von Morpheus' Armen zu sinken - dann waren die fünf Minuten auch schon wieder vorbei und man musste doch aufstehen. Aber so ist halt die berühmte Relativität der Dinge erkannt worden: Wenn man auf etwas wartet, vergeht die Zeit im Schneckentempo, hat man gerade Spaß erscheinen einem 5 Stunden wie 5 Minuten.
Und kaum, dass McGee diese Erkenntnis getroffen hatte, hörte er auch schon einen heiseren Aufknall, einen Schrei, der erschreckend nach dem Jessicas klang und den Fall eines Körpers.
Merkwürdigerweise jedoch wurde es um ihn dunkel.
War da gerade eine Lampe ausgefallen?

Wenn dem so war - wieso fror er plötzlich?
Und dann kam die Erkenntnis.
Jessica hatte zwar geschrien, aber nicht, weil sie getroffen worden wäre, sondern weil er die Kugel in seinem Körper hatte. Deshalb war ihm auch kein Schrei entfleucht, weil er in diesem Moment keine Luft hatte, genau dies zu tun.
Dann "ging das Licht wieder an" - sprich, er stemmte seine Augenlider hoch und stellte fest, dass er am Boden lag - inzwischen gegen eine Wand gelehnt, Jessica hinter ihm, ihn festhaltend und ihm beruhigend über die Kurzhaarfrisur fahrend.
"Hey, nicht einschlafen, ja?", hörte er die ermahnenden Worte Jessicas - dann ging neben ihm eine Pistole los und er erkannte, dass Gibbs auf den Gegner gefeuert hatte.
"NCIS!", bellte der Senior Special Agent, "legen sie die Waffe auf den Boden und treten sie sie zu mir herüber."
Dann wurde es dunkel um McGee.

  TBC




 Kapitel 29.3 

Vance blickte nochmal auf den bewusstlosen Körper Robert Makepeaces herab, bevor er den Intar hob, in durchlud und dann zu Abigail Sciuto blickte. Konnte er es wagen, sie mitzunehmen? Das Problem, das sich hier stellte, war natürlich folgendes: Abby war - egal wo sie sich befand - in Gefahr. Im Gebäude konnte wer weiß was auf sie lauern, in "Freier Wildbahn" war sie ebenfalls in einer Situation, in der sie bedroht werden könnte - eventuell von einem Robert Makepeace, der sich von allen möglichen Momenten, das Bewusstsein wieder zu erlangen, genau diesen hätte aussuchen können.
Also: Was war es?
Doch Director Leon Vance sollte gar nicht dazu kommen, diese Frage für sich selbst zu klären, denn genau in diesem Moment war Abby schon an ihm vorbeigerauscht - genau auf das brennende Gebäude zu.
Okay - dann halt so.

Die Flammen schlugen schon in der Eingangstüre so hoch, dass Abby kurz einen Schritt zurücktrat und überlegte. Sie hatte doch irgendwo einmal etwas gelesen - da war auch eine junge Frau in ein brennendes Gebäude gerannt, um jemanden zu retten. Wie hatte sie sich vor Brandwunden und Rauchvergiftung geschützt? Zunächst hatte sie sich einen Helm aufgesetzt um…
Nein, das funktionierte so nicht. Eigentlich müsste sie warten, bis das nötige Equipment vorhanden war - sprich: Sauerstoffmasken, Helmen, et cetera.
Aber wo fand man so etwas auf einem…
Abby drehte sich um, warf einen Blick auf das sie umgebende Gebäudeensemble und nickte. Dort hinten - das war doch ein Geräteschuppen. Ob man dort auch Sauerstoffflaschen lagerte, wenn man tauchen wollte?
Sie fühlte, wie sie von Vance angeblickt wurde, deutete auf den Schuppen und rannte los. Es galt schließlich, keine Zeit zu vergeuden, immerhin konnte - wer immer in diesem Gebäude war - ihnen sicherlich helfen… und ausserdem, wenn Vance recht hatte und Gibbs, McGee, Tony und Ziva nicht tot waren, wurden sie sicherlich irgendwo gefangengehalten. In diesem Gebäude, vielleicht?
Die Forensikerin hatte die Tür zum Schuppen erreicht, öffnete sie und trat ein. Tatsächlich - wie von der "Plot Convenience Fairy" bestellt, fanden sich dort zwei Sauerstoffflaschen, die beide so prall gefüllt waren, dass der ein oder andere Internet-Reviewer dies, würde diese Szene im Fernsehen laufen, mit "Das darf doch wohl nicht wahrsein, wo ist denn der Realismus hin, das ist doch DÄMLICH" kommentieren würde.
Wir schreiben hier aber Gott seis getrommelt und gedankt keine Fernseh-Episode, sondern eine Fanfiction und da darf der Realismus an und für sich schon mal einen Sitz im hinteren Teil des Fonds des Autos, mit dem der Autor gerade unterwegs ist, für sich verbuchen.
Von der Plot Convenience Fairy mit zwei Sauerstoffflaschen und Atemmasken ausgestattet, auf denen selbige Fee auch noch einen Stempel mit dem Satz "Because the Plot said so" hinterlassen hatte, verließ Abby den Schuppen, reichte Vance eine Maske und eine Flasche und dann machte man sich daran, das brennende Gebäude zu betreten.

Und wie auch schon im vorherigen Kapitel stellt sich natürlich die Frage der Orientierung, besonders, wenn das Gebäude gerade den Fackelmann gibt.
Nun hatten Vance und Abby natürlich das größere Problem - während Gibbs, McGee und Seven of Nine - erm... Jessica Hansen - nur einen Weg nach draußen suchten, suchten Abby und Vance nach vier Personen in einem brennenden Gebäude - also nach einer verdammt kleinen Nadel in einem riesigen Heuhaufen.
Stellt sich natürlich die Frage, ob Direktor und Chef- sowie eigentlich einzige Forensikerin der Serie die vier Personen finden würden, oder ob sie auf der Suche nach ihnen dann doch ebenfalls den Tod fänden, weil ihnen mitten in der Durchsuchung des dritten Stockwerkes der Sauerstoff ausging.

Ohne meinen Lesern von Beginn an jegliche Stimmung nehmen zu wollen, aber… natürlich fand man sich und natürlich überlebten die Beteiligten diese Situation.  Aber eines nach dem anderen.

Erinnern Sie sich an die Magnum-Episode "Der vierte Juli"? Das ist die Folge, die Tony DiNozzo in der NCIS-Episode "In der Falle" ("Frame up") als sein Alibi nennt. Worum geht es dort? Magnum paddelt mit seinem Kanu über das Wasser, wird von einem Boot angefahren, fällt aus dem Kanu und eine große Welle trennt den Privatdetketiv von seinem Gefährt. Die Kamera schwenkt dann nach oben und wir sehen, dass Magnum in die eine Richtung schwimmt, das Kanu in eine andere Richtung getrieben wird. 
Diese Situation funktioniert nicht nur mit Kanus und Menschen, die auf ihnen unterwegs sein wollen, sondern auch mit Menschen.
Fünf Stockwerke zu durchsuchen ist, besonders wenn das Gebäude brennt, eine komplizierte Angelegenheit. Selbst wenn die Kabache nicht bis Oberkante Regenrinne in Flammen steht, dürfte eine Suche nach einer bestimmten Person, von der wir, als Leser des vorherigen Kapitels wissen, dass sie sich ebenfalls frei bewegen können, eine Sache, die jeder schon einmal einigermaßen nachempfinden kann, der Zeuge war, wie ein kleines Kind durch den Supermarkt rennt, weil es von seinen Eltern getrennt wurde und die Eltern das Kind ebenfalls suchen.
Zwei Elemente bewegen sich in einem Gebäude, vollkommen unkoordiniert zueinander und wenn sie Glück haben, treffen sie aufeinander - wenn nicht, muss halt das Kind zur Auskunft gehen und die Eltern ausrufen lassen.

Problematischer wurde es hier - es gab keine Auskunft, keine Möglichkeit, wie Abby und Vance zu Gibbs und Ko. Kontakt hätten aufnehmen können - kurzum: Die Situation war alles andere als heimelig - zumal, und das dürfen wir nicht unterschätzen, dieses Gebäude immer noch brannte.

Zwar war Abby durch die Atemmaske vor einer Rauchvergiftung geschützt, aber es wurde immer wärmer und wärmer, immer heißer und heißer und alles in allem schwand die Hoffnung der Forensikerin für einen Sekundenbruchteil, als sie an einer noch nicht ganz brennenden Messingtafel sah, wieviele Stockwerke dieses Gebäude eigentlich hatte. Schnell rechnete sie nach, wie lange man für eine komplette Suchaktion brauchen würde und kam zu dem enorm ernüchternden Ergebnis, dass ihr Tiger, McGee, Gibbs und Ziva vermutlich schon lange, bevor sie gefunden würden, tot wären - wenn sie nicht durch unglaubliches Glück gleich in der ersten Etage war, die sie durchsuchen würden.
Nächste Frage: Welche Etage sollte man sich als erstes vornehmen?
Kurz blickten nachdenkliche braune Director-Leon-Vance-Augen in nicht minder nachdenkliche grüne Forensikerin-Abigail-Abby-Sciuto-Augen und nach einigen Sekunden war man sich sicher. Am Intelligentesten war es, das Gebäude systematisch zu durchkämmen - angefangen im Kellergeschoss.

Die Waffe nach vorne gehalten - so, dass er im Zweifelsfall Angreifer von den Beinen holen konnte - machte sich Leon Vance an die Spitze dieses Zwei-Mann-Trupps… naja, eines Ein-Mann-Eine-Frau-Trupps, aber wir leben im Zeitalter der Gleichberechtigung (sagt man zumindest, ich habe da, wenn ich mir den "International Womens Day" anschaue meine argen Bedenken, denn hätten wir Gleichberechtigung bräuchten wir diesen Tag nicht um Festzustellen "Hey, auch Frauen sind Menschen", dann wüssten wir diese Offensichtlichkeit auch von selbst) und dan ging es los.
Der Direktor des NCIS wandte sich nach links, vorbei an der wie menschenleer erscheinenden Lobby.  Er erinnerte sich daran, dass er in Vorbereitung auf diese Zeitperiode das "Vergnügen" hatte, sich sämtliche Internetreviewer durch die Bank weg anzuschauen, angefangen beim "Angry Video Game Nerd" über "SFDebris" bis hin zu dem wohl schlechtesten Vertreter der Zunft, dem "Movie Defender", der es sich tatsächlich zur Aufgabe gemacht hatte, den ganzen "Dieser Film ist sowas von Schrott"-Reviewern etwas entgegenzusetzen und versuchte, die Filme, die von den Anderen als Mies angesehen worden waren zu "verteidigen".
Einer dieser Reviewer war ein Typ namens "Spoony" gewesen, der ein so genanntes "Let's play" machte - Thema: SWAT 4.
Wieso dachte er jetzt daran? ganz einfach - die Situation war aufgrund der Flammen und des Rauches unübersichtlich und von überall her konnte ein potentieller Gegner kommen.  Gerade in diesem Moment wurde er sich der Faktenlage schmerzhaft bewusst - er war hier unterbesetzt, hatte als Hilfe "nur" Abby Sciuto, von der er nicht wusste wie und ob sie überhaupt Waffen verwendete.
Einen Taser - sicherlich. Aber eine Pistole?

Vance schlich weiter, jeder Zentimeter seines Körpers, jeder Muskel, war bis zum zerreißen gespannt. Über das Brüllen der Flammen hätte er sowieso nicht viel hören können, wenn er nicht mit einem Helm unterwegs gewesen wäre. Dieser dämpfte das Flammengeräusch zwar um etliches, aber das Geräusch des eigenen Atmens war in diesem Ding unerträglich laut und störend - schließlich war es ihm so nicht möglich, eventuelle Hilfeschreie zu vernehmen.
Nach einigen Metern hatten sie das Ende des Gebäudes erreicht und damit die einzigen beiden Türen, die das Erdgeschoss zu verzeichnen hatte.
Ein Treppenhaus und einen Fahrstuhl.
Vance brauchte gar nicht lange zu überlegen - er wandte sich zum Treppenhaus, deutete Abby an, den Knopf an dem Panel zu drücken, das die Fahrstuhltür öffnen würde. Zwei Personen stellten schließlich zwei Chancen dar. In dem Moment in dem das Ding der Fahrstuhlklingel erklang - Teufel auch, das klang ziemlich nach den Aufzugklingel, die im NCIS-Hauptquartier installiert war… respektive in dem, was bald nicht mehr das Hauptquartier sein würde… - hatte Vance seine Hand auf die Türklinke der Treppenhaustür gelegt und sie aufgerissen.
"Leer!", meldete der Director und warf einen Blick zu Abby herüber, als sie "Ebenfalls Leer" sagte.
Vance schluckte. Nicht der Aufzug war leer, hinter der Tür war nichts. Die komplette Kabine fehlte und als er vorsichtig einen Blick in den Fahrstuhlschacht warf, stellte er fest, dass die Kabine im Kellergeschoss ruhte und sich in ein spektakulär-brennendes Wrack verwandelt hatte.
Abby und Leon - irgendwie klingt das nach einer Rockband - warfen einander einen Blick zu und machten sich auf den Weg den Keller durch das Treppenhaus zu erreichen.

Die Treppenhaustür zum Kellergeschoss ließ sich relativ leicht öffnen, die Probleme entstanden durch die hier deutlich höhere Rauchentwicklung und die entsprechende Sicherverschlechterung.
Abby war verdammt froh, dass sie einen Helm trug und durch eine Maske mit Sauerstoff versorgt wurde. Und wieder stellte sich die Frage, in welche Richtung man gehen wollte - der Korridor, in den sie eingetreten waren, schien jeweils links und rechts in einen weiteren Gang zu führen. Der NCIS-Director gab ihr einige Winke - die sie sofort verstand - und wandte sich nach links, sie würde also den rechten Gang übernehmen.
Mit erhobener Waffe - von der sie Vance, während sie im Treppenhaus nach unten unterwegs gewesen waren, informiert hatte, dass es sich dabei um eine Intar handelte - schlich sie vorwärts und kam sich ein wenig albern vor. Zwar hatte sie sich für ihre Anwesenheit in Dubai nicht in ihr volles Goth-Outfit geworfen, dennoch trug sie ein schwarzes Tank-Top, das in Höhe des Bauchnabels einen kleinen, lächelnden Totenkopf zeigte und in das sie sich vor knapp zwei Tagen unsterblich verliebt hatte, als sie in Düsseldorf einkaufen gegangen waren und sie Agatha und Ziva durch "Gerdas Goth-Grotte" geschleift hatte.
Auch die Hosen und die Plateauschuhe die sie trug entstammten dem Fundus der Goth-Grotte und damals war sie sehr froh gewesen, diese Sachen gefunden zu haben. Aber jetzt? In Kombination mit diesem Intar kam ihr das Outfit ein wenig… naja… merkwürdig vor.
Und…
Dann blitzte es in einem beunruhigenden Orange.
Nicht wissend, was das gerade war, warf sich die Laborgoth zu Boden, hörte wie hinter ihr Schritte in Richtung des Treppenhauses eilten und fühlte zum ersten Mal ein Gefühl von Angst.
Sie konnte die Blicke der Personen, die dort gingen, förmlich auf sich spüren, die wie Laserstrahlen in ihren Rücken eindrangen und eigentlich war sie gewillt, der inneren Stimme zuzuhören, die ihr da riet, sich schnell auf den Rücken zu rollen und wer auch immer dort hinter ihr stand, den nächsten Intar schmecken zu lassen, aber… was war, wenn es nur Vance war, der aus irgendeinem Grund wieder viel zu cool war, um sich zu äußern? Und was, wenn es etwas ganz Anderes war?
Wir ihr H'l'k von M'l'm'c?
Und dann hörte sie unverständliche Stimmen. Vielleicht lag es am Rauch, vielleicht lag es am Helm, aber sie konnte wirklich nicht verstehen, was diese Stimmen da von sich gaben und…
dann hatte sich eine weibliche Hand um die Intar geschlungen, sie ihr abgenommen und hinter der nächsten Ecke, die in den Gang führte, den Abby noch durchsuchen wollte, Position bezogen.
Gerade wollte Abby Luft holen, um etwas zu sagen, als sie einen harten Schlag auf den Helm spürt und ihrem Körper erlaubte, komplett zu erschlaffen. Sie schloss die Augen, als sie merkte, wie sie jemand umdrehte, hörte eine Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam ein "Oh … damn it, Abby, warum musstest du da rumkriechen?" murmeln und beschloss, erschlafft liegen zu bleiben, als sie den Schuss des Intars hörte, der aus dem angrenzenden Gang beantwortet wurde - inklusive eines Rufs, der ihr Herz schneller schlagen ließ: "NCIS!"
Dann hörte sie Schritte, die an ihr vorbei eilten, hörte, eine Person auf dem Absatz umdrehte und konnte förmlich spüren, wie dieser Intar auf sie gerichtet wurde.
"Nein", schnarrte der Inhaber der Stimme, die ihr so bekannt vorkam, "Lass sie."
"Aber…"
"Ich habe Nein gesagt."
Und damit schloss sich die Tür.
Sie blieb noch einige Sekunden still und starr liegen, öffnete dann die Augen und rief, so laut es ging: "ICH BINS, GIBBS! FEUER EINSTELLEN!"
Erleichternd aufatmend wandte sie sich in die Richtung, in die Leon Vance verschwunden war, holte Luft um ihm zuzurufen, dass man Gibbs gefunden hatte und dass nun endlich alles wieder gut werden würde… als der Ruf in ihrem Hals stecken blieb. Leon Vance lag nur wenige Meter von ihr entfernt, die Augen geschlossen, die Gestalt entspannt.
 TBC  


 Kapitel 29.4 

Daniels Kopf schmerzte, als er wieder zu sich kam.
Wobei - was heißt hier "zu sich kam" - er kam nicht wieder zu sich, es war keine langsame, mehr oder weniger ruhige Übergangsphase von einem tiefen, traumlosen Schlaf über einen Zustand der völligen Klarheit bis es in einer Phase des "Ich bin Wach" gipfelte… es war einfach, als hätte man das Licht angemacht. Erst war's dunkel, nun isses hell.
Vielleicht lag es daran, dass der Kopf schmerzte.
Er erinnerte sich daran, dass Felicity Cat ihm eine Spritze verabreicht hatte und … würde sich sicherlich noch an mehr erinnern, wenn der Wagen, in dem er zu sich gekommen war, nicht über eine erbärmliche Schotterpiste ruckeln würde.
"Hey!", machte er protestierend und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Beifahrerin - eben jener Felicity Cat - auf sich: "Würde es euch was ausmachen, ein bisschen langsamer zu fahren?"
Seine schöne Entführerin sah ihn an, lächelte - ungewöhnlich sanft, für eine Entführerin, wie er fand - und zuckte mit den Schultern: "Es tut mir leid, Doktor Jackson - das Timing ist … wie soll ich sagen… nicht das Beste. Sehen Sie - wir müssen Sie mitnehmen, es … es geht nicht anders."
"Sie?", hob Daniel die Augenbraue, "Ich meine, Sie wie im Sinne einer Anrede oder "sie" im Sinne von "Mehrere"?
Er seufzte. Sicherlich war diese semantische Frage lediglich in Deutschland eine Frage, der man auf den Grund gehen musste, andererseits wurde diese Story von einem Deutschen geschrieben, in Deutschland, daher müsste man sich diese Frage schon stellen.
Schließlich könnte es ja auch bedeuten, dass Felicity und Cal Senior nicht nur ihn mitgenommen hatte, sondern auch die Anderen.
"Sie, Doktor Jackson. Sie persönlich.", klarifizierte die Entführerin und Daniel seufzte.
Dann wandte er seinen Blick zum Fenster, hinter dem die Landschaft - Wüste, seeeeeehr viel Wüste - vorbeizog.
"Sag mal, Felicity, haben wir eigentlich die Schneeketten aufgezogen?", knarzte es von der Fahrerseite her und die hübsche Kidnapperin sah ihren Verwandten verblüfft an: "Bitte?"
"Die Schneeketten, haben wir die?"
"Wieso willst Du das wissen?"
"Na", knarzte Calvin Nathan Cat, den Blick auf die Straße gerichtet, "Hier muss es doch wirklich stark geschneit haben."
'Schneeketten?', schoss es Daniel durch den Kopf und erneut warf er einen zweifelnden Blick auf die vorbeiziehende Landschaft. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl dabei, den Captain fahren zu lassen - er war doch mindestens 90 oder so - und wenn er nun auch noch Anzeichen von altersbedingter Demenz zeigte, wie diese Frage vermuten ließ, dann…
"Wie kommst Du darauf, dass es hier stark geschneit hat?"
"Na, so wie die hier gestreut haben…", kam es mit einem absolut todernsten Tonfall von der Fahrerseite des Fahrzeugs her.
Japp - das war Cal wie er leibte, lebte, fuhr… moment mal - FUHR?
Cal?!
Daniel erinnerte sich an eine der Fahrstunden, die der Captain und er miteinander verbracht hatten und die ihn an den Rand des Nervenzusammenbruchs  getrieben hatte.
Naja, vielleicht lernt auch der Untalentierteste das Fahrzeugführen, wenn er Jahrhunderte Zeit hat. Oder - respektive: Jahrzehnte.
"Wo fahren wir eigentlich hin?", reichte Daniel seinen Wortbeitrag ein und der Starfleetcaptain am Steuer lachte kurz auf: "Wenn ich es dir sage, kommst du dann mit einem 'Sind wir schon da?' alle fünf Minuten?"
"Eher, wenn du es mir nicht sagst.", lächelte der Anthropologe zurück.
Er sah, wie Cal den Blick hob und ihn durch den Innenrückspiegel aus braunen Augen ansah, in denen so viel Leid und Alter zu sehen war: "Das Risiko gehe ich ein."
Und schwieg von Stund an.

Irgendwie verlässt einen das Zeitgefühl, wenn man hinten im Auto sitzt, das Entertainmentprogramm sehr dürftig ausfällt und die Landschaft, abgesehen von einigen kleinen Dörfern oder einmal einer etwas größeren Stadt sehr monoton ist.
Zu dem Zeitpunkt, als sie die nächstgrößere Stadt erreicht hatten, war es Daniel eigentlich egal, was nun passieren würde… wobei: So ganz traf dies nicht zu. Eine gewisse Portion Neugierde hatte dann doch von ihm Besitz ergriffen und er wollte wissen, wo hin die Fahrt gehen würde.
Und dann kroch eine Frage in seinen Kopf.
"Cal?"
Vom Fahrersitz kam erst keine Reaktion, dann ein genervt-geknurrtes: "ja?"
"Was ist… mit dem Rest vom Team?"
Niemand war hinter ihnen unterwegs - und das war gut, denn von einem Moment auf den Anderen blockierten die Räder, wurden Daniel und Felicity nach vorne geworfen und - zumindest Daniel war froh, dass die Rückhaltevorrichtungen genau dies taten. Der Wagen blieb stehen, der Motor wurde ausgeschaltet, Cal schnallte sich ab und öffnete die Fahrertür.
Felicity seufzte, schnallte sich ebenfalls ab, rutschte auf die Fahrerseite und fuhr den Wagen an die Seite. Dann stieg sie aus, bedeutete ihrem Gefangenen, dies ebenfalls zu tun.
Verblüfft folgte der Anthropologe dieser Aufforderung, stieg aus dem Wagen aus und blickte in die Richtung, die Felicity mit einem wissenden, trauigen Funkeln in den Augen, anzeigte.
Tatsächlich - am Straßenrand stand, mit dem Rücken zu ihnen, den Blick auf den Horizont gerichtet, Cal.
Daniel schritt auf ihn zu, merkte währenddem, dass die Temperatur sich geändert hatte und stellte dann auch fest, dass die Sonne im Begriff war, unterzugehen. Sie waren also schon sehr lange unterwegs.
Als der Anthropologe den Captain erreicht hatte, warf ihm dieser einen Blick zu, der ihn erschütterte. Er hatte Cal schon einige Male weinen gesehen, hatte ihn dabei beobachtet, wie der Kommandant mehr als einmal die Fassung verloren hatte - er hatte ihn wütend erlebt, traurig, verliebt, hatte ihn Lachen gesehen - oftmals innerhalb mehrerer Sekunden wechselnd… aber das, was er jetzt in Cals Augen sah, schockierte ihn wirklich.
Es war tiefe, unendliche Traurigkeit - ein derart profundes Wissen, versagt zu haben, dass es jegliche Hoffnung, die in diesen braunen Augen aufkommen wollte, erdrückte, erstickte und die Luft zum Atmen nahm. 
Und als er sprach - da merkte Daniel, dass er und Cal mehr teilten, als nur SG-1.
"Sie", setzte er an, amtete tief durch und deutete auf den Horizont, "Sie sind irgendwo da draußen. Fast alle - fast alle konnte ich retten."
Der Captain blinzelte die Tränen fort, wandte sich an den Anthropologen und lächelte - obwohl weitere Tränen rannen: "Sie… sie werden sicherlich bald gefunden werden. "
Und dann verrutschten seine Gesichtszüge: "Aber… ich konnte nicht alle retten. Eine ist für immer verloren."
Für Daniel war es gar nicht nötig, nachzufragen - als er eine weitere Armee der Tränen sah, wusste er, wen Cal verloren hatte.

Der Anthropologe trat auf den Captain zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter: "Es… es tut mir so unendlich leid."
"Macht sie auch nicht wieder lebendig.", murmelte Cal, schaute ihn an und seufzte. "Unsere einzige Hoffnung ist es, die Crew der DRAGONFLY zu retten - Problem ist nur, ich weiß nicht, wo das Schiff ist. Es is zwar irgendwo da draußen", brach er ab, deutete ins Ungefähre, dorthin, wo der Wissenschaftler das Meer vermutete, "aber… ich hab keine Ahnung, wie ich sie wiedererwecken kann."
"Wiedererwecken?"
Cal seufzte: "Sind wir hier beim Derrick-Dialog auf Wiederholungsbasis? Bin ich … Brock?"
"Bitte?"
"Nicht so wichtig", mischte sich die Stimme Felicitys ein, "Fakt ist, dass wir Ihre Hilfe benötigen, Doktor Jackson."
Daniel wandte sich ihr zu: "Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte, Miss Cat."
"Es findet sich da schon eine Möglichkeit.", lächelte die Entführerin, trat neben ihn und zuckte mit den Schultern: "Es geht einfach um die Familie - und Sie, Doktor Jackson, gehören schon dazu."
Cal nickte -  "Das stimmt" - und blickte wieder gen Horizont.
Dann, gegen die untergehende Sonne anblinzelnd, lächelte er: "Ich hab sie geliebt… also Sam. Ich habe sie wie eine Schwester geliebt - sicherlich, man hat sich mal gezankt, aber… wenn es hart auf hart kommt…"
Er wandte seinen Blick Daniel zu: "Und du… Du bist mein Bruder. "
Damit brach der Captain in sich zusammen.

 tbc

 Kapitel 29.5
Donald Mallard lächelte, als Jimmy Palmer ihm die neuesten Neuigkeiten mitgeteilt hatte. Sein Team, seine Freunde , lebten noch - zwar waren sie anscheinend in einer misslichen Lage, aber sie waren noch lebendig. Das war mehr, als man von manch anderen Freunden behaupten konnte, von denen Ducky im Laufe der Zeit die Ehre hatte, sie kennen zu lernen.
"Mister Palmer", wandte sich der Gerichtsmediziner an seinen Kollegen, "Ich danke Ihnen sehr für diese Nachricht."
Sprachs, widmete sich wieder der Leiche, die er auf seinem Tisch liegen hatte und in deren Eingeweiden er nun begann, mit Enthusiasmus herumzufuhrwerken. Er beugte sich vor: "Meine Freunde leben noch. Das tut mir leid für dich, ich bin mir sicher, dass Gibbs dich gut ins andere Leben gebracht hätte."
Erneut lächelte er und hob dann seinen Blick: "Mister Palmer, wenn Sie mir bitte hier assistieren würden?"
"Natürlich, Doktor Mallard."
Nun machte sich  Ducky daran den Dickdarm auf Inhalt hin zu untersuchen, um aufzuschreiben, was der teure Verblichene zu letzt verspeist hatte - und lächelte dünnlippig, etwas, das Jimmy Palmer so noch nie gesehen hatte.
"Notieren Sie bitte, Mister Palmer: die letzte Malzeit des Opfers ist ein Haggis gewesen."
"Irgendwie ist das doch eine ziemliche Ironie", lächelte nun auch Jimmy und Ducky nickte: "Ich sehe, sie haben bei meinen Erzählungen über die schottische Küche zugehört."
Der Coroner lachte leise: "Wie könnte ich das erste Mal vergessen, als Sie mir ein Stück Haggis angeboten hatten."
"Und Sie es nahmen, ohne zu wissen, was Sie da gerade essen."
"Da kann man ja im ersten Moment auch nicht drauf kommen. Aber schön, dass Sie es mir nachher erzählt haben."
Für all jene, die sich der seeligen Ungewissheit hingeben können, nicht zu wissen, was nun ein Haggis ist - nach der Lektüre des nächsten Satzes ist dem nicht mehr der Fall.
Unter einem Haggis versteht man Schafsmagen, der mit den Innereien - also Herz, Leber, Nierenfett, Lunge des Schafes, sowie Zwiebeln und Hafermehl - gefüllt ist.
Also im Magen des Toten fand sich ein Magen eines Toten - wenngleich auch nur eines toten Schafes.
Und dann holte Ducky ein Stück Bindfaden aus dem Magen hervor.
"Oh, Sie armer, armer Mensch", sagte er - mit ehrlichem Bedauern in der Stimme - an die Adresse des Verstorbenen gerichtet, "Sie haben einen nicht-fachmännisch zubereiteten Haggis gegessen und sind am Bindfaden erstickt."

Als Donald Mallard sich die Hände wusch und einen Blick in den Spiegel warf, blickte ihm ein Mann entgegen, den er so nicht nochmal geglaubt hätte, zu sehen. Vielleicht lag es daran, dass er nach der Bekanntmachung, dass Gibbs und sein Team gestorben seien, in den Spiegel geblickt und einen Mann gesehen hatte, der um Jahre gealtert schien und ihn jetzt neue Lebensgeister durchströmten, aber - aus dem Spiegel blickte ihm ein jugendlicher Mann entgegen, den Gibbs vermutlich als "Ilya Kuriyakin" bezeichnet hätte oder Tony als "Dr. Daniel Westin".
Und er konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen.
Seine Freunde lebten.

 TBC

Titel: Antw:Libellen und fliegende Teppiche (Star Trek / NCIS / Aladdin)
Beitrag von: CaptainCalvinCat am 12.07.14, 15:50
  Kapitel 30

Kapitel 30.1  -  Back to the here and now  -   


Man konnte Calvin Nathan Cat die Freude, dass seine Freundin aufgewacht war, förmlich ansehen. In seinen Augen stand ein erleichtertes Leuchten, ein freundliches Funkeln, das Schimmern wie bei einem frisch-verliebten Mann.
Im Gegenzug dazu leuchteten die grünen Augen Agatha Silverbirds mit nahezu unmenschlicher Wut.
"709-163-405", keuchte sie, dieselbe Wut in ihrer Stimme wie in den Augen, dennoch - merkwürdigerweise - mit einer Stimme, die irgendwie leer klang.
War dieses seltsame Zusammenspiel schon interessant, war die Reaktion des Captains weitaus dramatischer. Plötzlich verschwanden all die Emotionen, die Ziva in seinen Augen bemerkt hatte aus selbigen, sie wirkten plötzlich glasig und der gesamte Kommandant sackte entspannt in sich zusammen.
Trigger. , schoss es der hübschen Israeli durch den Kopf. Wenn auch etwas Anderes, als das Erdbeerhalbgefrohrene, das Agatha sonst bemühte.
Was in Cals Hirn wohl gerade vorgehen mochte? Neuronenfeuer, aufgrund des Triggers - sicherlich.
Aber was genau sollte dieser Auslöser sein?
Und dann stöhnte der Captain kurz auf, hob seinen Kopf an und wandte sich dann zu seiner Freundin: "go plo plo do • mo plo ro no kro no go dro • mo yo • lo plo vo flo bla • no plo wo • kro to • kro so • to kro mo flo dro • to plo • ro flo mo flo mo bo flo ro • to ho flo • co plo mo mo blo no do • co plo do flo • plo fo • to ho flo • do ro blo go plo no fo lo yo bla • to ro kro go go flo ro • mo flo dro • so plo • kro • wo kro lo lo • ro flo mo flo mo bo flo ro bla."
Dies wiederrum hatte einen Effekt, den Ziva schon beinahe erwartet hatte - verblüfft blinzelte die hübsche Rothaarige, schloss dann die Augen und sank in ihren Fesseln in sich zusammen.
Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie sich ins Hier und Jetzt zurückfand, den Captain anblickte und sagte: "Oh mein Geliebter. Willkommen zurück."
"do plo no cho to • bo blo bo bo lo flo bla • to ro kro go go flo ro • mo flo bla", wandte sich der Captain an seine Freundin, rollte mit den Augen : "to ho kro so • kro so • go flo to to kro no go • plo no • mo yo • no flo ro vo flo so bla • kro • do plo no cho to • wo blo no to • to plo • co plo no to kro no tro flo • bo flo lo co ho kro no go • plo tro to • so to tro po kro do • wo plo ro do so sco"
"Ich weiß, Schatz, ich weiß."
Sie beugte sich - so weit sie konnte - vor und stahl ihm einen Kuss: "Cal - die Codes. Du erinnerst dich an sie."
Erneut sank der Captain mit einem leichten, sanften Keuchen nach hinten, sein Kopf berührte kaum das Bett, da öffnete er die Augen schon wieder, blinzelte und schaute sich um. Er realisierte Ziva neben sich und lächelte: "Hey, erm… hättest Du irgendwas dagegen Agatha und mich kurzfristig abzuschnallen und dann wieder, nachdem wir uns aneinandergekuschelt haben, festzuketten?"

Ziva David merkte, wie sie verblüfft blinzelte. Hatte der junge Starfleetcaptain da gerade…
"Wie bitte?"
Und die Antwort des Captains, die Wiederholung der Frage, kam in einem derart harmlosen und mit einem freundlichen Lächeln präsentierten Duktus daher, dass sie nicht anders konnte, als verwirrt zu lächeln: "Ob Du uns eventuell kurz abschnellen und dann wieder festschnallen könntest."

Irgendwie erinnerte Zivas Frage sie selbst sehr an die Bankschildkröte Josie, die sie einmal auf Youtube gesehen hatte, als sie ein verblüfftes und nahezu zu langgezogenes "Wofüüüür?" von sich gab.
Der Captain schenkte ihr ein erhliches Lächeln: "Ich würde Agatha einfach gerne in den Armen halten. Ist doch kein Verbrechen."
"Ziva?"
Tony war neben ihr aufgetaucht. Sie warf ihm einen Blick zu, runzelte fragend die Stirn und legte den Kopf schief.
Konnte sie es tatsächlich riskieren, dass die Beiden im Zweifelsfall entkamen?
Natürlich nicht.
Also wandte sie sich an Cal und Agatha, schüttelte den Kopf: "Nein, Captain, tut mir leid - du kannst sie ja später im Arm halten."
Und sie konnte sehen, wie Verständnis in des Captains Blick auftauchte. Nicht, dass sie es nötig hätte, sein Verständnis dafür zu erhalten. Sollte er doch rumtoben, wenn ihm die Sachlage nicht gefiel. Ihr gefiel sie ja auch nicht - sie waren etliche hundert Meter unter der Wasseroberfläche, in einem bruchgelandeten Föderationsschiff und vermutlich die einzigen Überlebenden der Expedition, die sie nach Dubai gestartet hatten, um Cal, Agatha, die DRAGONFLY und die Crew des Schiffes zu finden und wenn möglich, zu retten.
Und dann tickte Agatha einfach so aus. Aber gut, das konnte man irgendwie verstehen. Wenn Agatha Cal schon mit einem Trigger belegt hatte…
"In Ordnung", lächelte Agatha, griff nach Cals Hand und legte ihre zierliche Hand in Seine.
Gut, des Captains Hand ist jetzt nicht so zierlich wie die von Agatha - verglichen damit, isses ne ziemliche Pranke - aber, dieser Satz war halt dem Stil geschuldet.
Auch Cal nickte, schloss seine Hand um Agathas, seufzte, schloss die Augen und holte Luft, um -
Flieg mit mir um die Welt .

Verwirrung ergriff Besitz von der hübschen Agentin des NCIS, die sich steigerte, als Agathas Körper erschlaffte, sich dann kurz aufbäumte, die XO die Augen öffnete, Cals Hand fester ergriff und dann in das Lied einstieg: „In deiner Welt so neu, so völlig unbekannt“ 
Nun waren es Cals Augen, die zu schielen begannen. Dann flatterten die Augenlider und der Körper erschlaffte, nur um die Augen wieder zu öffnen und ebenfalls zu singen.
Was ging hier vor?
Wobei - was hier vorging, war nicht SO schwer zu erraten. Captain und XO triggerten sich gegenseitig, führten einander immer tiefer und tiefer in die hypnotische Programmierung, die sie irgendwann - kurz bevor sie in Stasis versetzt wurden - erhalten hatten.
Aber warum musste es unbedingt der Chancon aus Aladdin sein, den der Titelheld sang, um die Prinzessin davon zu überzeugen, dass er der Richtige war?
Natürlich hatte auch Ziva den Film gesehen - das allererste mal richtig im Jahr 2010, als sie mit Tony und McGee zusammengesessen hatten und festgestellt, dass sie diesen Film nie in ihrer Gänze gesehen hatten.
Also hatte man sich zusammengesetzt, Chips, Popcorn und sonstiges Knabberzeug bereitgestellt und die DVD eingelegt. Und irgendwie konnte sich Ziva nicht helfen, die Sympathie für Prinzessin Jasmin wuchs minütlich. Sicherlich war es vermutlich nicht die Realistischste sämtlicher Darstellungen einer Prinzessin im orientalischen Raum, aber… sie kam nicht umhin, zu finden, dass die Frau einen verdammt guten Job machte. Auch Linda Larkin, die ihr die Stimme lieh, transportierte genau die richtige Mischung aus Naivität, dem Willen, sich zu beweisen und Disney-Prinzessin-haftigkeit, die ihr, Ziva David, irgendwie gefiel.
In der deutschen Fassung, die sie auch irgendwann einmal gesehen hatte, erinnerte sie Aladdin an…
OH!
Jetzt ergab das alles irgendwie einen Sinn.
"Ziva, was machen die beiden da?", fragte nun Tony und die Angesprochene konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: "Sie singen, Tony."
"Das seh ich auch, aber warum tun sie das?"
"Ist doch offensichtlich", meldete sich Sydney Fox und trat auf die Gruppe zu: "Cal und Agatha haben sich irgendwie mehrfach hypnotisieren lassen, damit sie die Codes der DRAGONFLY nicht jedem dahergelaufenen Hansel übergeben."
Lara nickte: "Wäre nur nett gewesen, wenn man es uns vorher mitgeteilt hätte."
"Hat Cal doch versucht."
Lara, Sydney und Tony blickten die Agentin des NCIS ein wenig verblüfft an, ehe sie wie aus einem Mund die Intelligenteste aller Fragen stellen konnten: "Hä?"
"Nun", lächelte Ziva, "Cal hat, kurz nachdem Du ihm gesagt hast, dass er schlafen gehen könnte, Sydney, gesagt 'wir ergänzen'."
"Wir ergänzen UNS?", fielen Sydney plötzlich die Schuppen von den Augen, "Natürlich - aber sicher… ist doch klar."
"Natürlich… aber sicher… ist doch klar.", echote Lara.
"Natürlich… aber sicher… ist doch klar.", trikundierte Tony - naja, sekundieren passt hier einfach nicht - ehe er nachdenklich blinzelte und in die Runde fragte: "Wieso ist das klar?"
Und das war der Moment, in dem Ziva sich fragte, ob sie nicht in Wirklichkeit mit Maxwell Smart unterwegs war.
"Tony - Cal meinte, dass die beiden sich ergänzen. Nachdem Agatha aufgewacht ist und dich angegriffen hat, hätte Cal eigentlich auf sie zueilen müssen, sie festhalten und sich von ihr triggern lassen. Dann hätte er sie getriggert und die ganze Sache wäre sehr schnell ausgestanden gewesen. Da wird den Captain aber ausgeschaltet hatten, … tja."

"Wir sind ein Paar für alle Zeit.", sang der Chor Cal/Agatha in diesem Moment, was Ziva dazu veranlasste, zu nicken und auf die beiden Sänger zu deuten: "Siehst du? Selbst der Songtext gibt mir recht."

Damit deutete Ziva auf die schöne XO, die gerade mit geschlossenen Augen tief Luft holte, sie dann öffnete und sich umblickte… wie ein Neugeborenes.
From the day they arrived on the planet and, blinking, stepped into the sun.
There is more to see, than can ever be seen, more to do than—
, schoss es der attraktiven Israeli durch den Kopf und sie schüttelte selbigen. Nicht jetzt. Keine weiteren Metareferentialitäten - wir haben keine…
"Was… was ist eigentlich passiert?", murmelte der sehr schläfrig klingende Cal in diesem Moment, lies seinen Kopf kraftlos zur Seite sinken und schloss die Augen wieder: "Nein… erzählts mir nachher. Ich möcht erstmal schlafen."
Ziva seufzte. Tyyypisch Cal.

 TBC



 Kapitel 30.2

Sich aus der Dunkelheit wieder ins Licht, die Helligkeit des Bewusstseins zu kämpfen, stellte sich für Timothy McGee als im Ersten aller Momente nicht unbedingt sonderlich praktikabel heraus. Wann immer er das Augenwerk aufzustemmen versuchte, merkte er, wie unendlich müde er eigentlich war und wie sehr sein eigener Körper ihm die Behandlung, die er gerade eben erhalten hatte, verübeln wollte.
Sicher - er schien eine Kugel in den Rücken bekommen zu haben.
Natürlich, sowas war mit Schmerzen verbunden.
Aber - er war immer noch lebendig, selbst wenn sein Körper ihn deswegen jeden Atemzug schmerzhaft spüren lies.
"Kommen … raus!" hörte er die bellende, befehlende Stimme Leroy Jethro Gibbs, "Kommen … aus… o… i … schieße!"
Mit wem auch immer Gibbs dort kommunizierte, er war nicht willens, seine Position zu verlassen. Eher schien das Gegenteil der Fall zu sein.
Und dann antwortete eine Stimme, die McGee verdammt bekannt vorkam: "…cht schießen… ir sinds."
Abby?
Wieso war Abby hier? Das war doch garantiert wieder irgendeine Falle. Man hatte sie alle wieder betäubt und an diese komischen Gerätschaften angeschlossen - oder sie waren gar nicht wirklich frei gewesen.
Wie konnte er so dämlich sein? Natürlich war nichts hiervon echt. Zwar war dieses Realitätskonstrukt eine Spur realistischer als das, was man ihm am Anfang aufgetischt hatte, komplett mit der Hochzeit seiner Person mit Jessica - die Jahre in der Zukunft stattfand und in der er keinen Job beim NCIS mehr hatte und Gibbs gestorben war - aber auch diese Realität hatte zwei, drei kleine Knackpunkte, die ihn stutzig machten.
Einerseits seine komplette Orientierungslosigkeit in diesem Gebäude. Er war doch eigentlich ein guter Fährtenleser, da müsste es doch möglich sein, sich in einem Haus zu orientieren.
Zweitens: Der alte Cal. Sicherlich - McGee hatte akzeptiert, dass er in einer Star Trek Story war, hatte akzeptiert, dass Starfleetoffiziere gerne mal in der Zeit umherreisten und das Cal, nach dem was Sam Carter ihm erzählt hatte, ein regelrechter Doctor Who war, wenn es darum ging, im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert aufzutauchen. Aber ein SO alter Cal?
Das stimmte doch hinten und vorne nicht.
Drittens: Kurz bevor Felicity Cat ihn ausgeknocked hatte, sah sie aus wie Mirage/Morgana aus Disneys Aladdin.
Erneut etwas, das vorne und hinten nicht stimmte. Hier hatte - wer auch immer sie gekidnapped hatte - vor, sie generell und in großem Stil zu foppen.
Aber nicht mit ihm -  nisch mi’m Command… äh …  nicht mit Timothy McGee.
Endlich schaffte er es, sich ins Land der Wachen zurückzukämpfen, blinzelte gegen die unendliche Müdigkeit an und sah eine über ihn gebeugte Jessica, die ihn beunruhigt anblickte. Und dann schob sich Abby Sciuto ins Sichtfeld.
SO! Jetzt war klar, dass hier was nicht Stimmte. Abigail Sciuto weilte in Washington, sicher und vor allem beschützt durch den NCIS. Niemals würde sich die Chefforensikerin nach Dubai begeben um…

"Direktor Vance ist getroffen worden.", meldete sich die rauchige Stimme der hübschen Laborgoth und Tim musste erneut den Kopf schütteln. Das alles stimmte nicht, das alles war eine Lüge. Warum sollte sich denn ausgerechnet Director Vance nach Dubai begeben?
Welchen Sinn, welchen Zweck hatte dies?
Tim wusste es nicht -  er wusste nur, dass er der Sachlage jetzt nicht unbedingt traute (und das war noch ein krasser Euphemismus).
Und folgerichtig sprachen Tonnen von Zweifeln aus ihm, als er es doch geschafft hatte, Luft zu holen und anzufangen zu sprechen: "A…bb…y, was macht Ihr hier?"

"Das würde mich auch mal interessieren"
Mit diesen Worten schaltete sich Gibbs in die Unterhaltung ein. Er blickte zur Labor-Goth, ließ die Waffe sinken und warf dann einen Blick in die Richtung, in die Abby gedeutet hatte. Dann rannte er los.

Warum waren sowohl Abby als auch Vance hier? Vor allem Vance?
Seine alten Navy-Sinne begannen, zu erwachen.
Vance war sein Kommandant. Als solcher hatte er im Hauptquartier zu sitzen, die Berichte im Beamtendekathlon - also lesen, verstehen, kopieren, tackern, lochen, abheften, Kopien dem Büroboten zukommen lassen, Kaffee trinken und entspannen - zu besiegen, sich aufzuregen, dass seine Untergebenen eine Quote nicht erfüllten, oder diese loben, wenn sie einen besonders kniffligen Fall gelöst hatten. Was NICHT zu seinem Aufgabenfeld zählte, war einem x-beliebigen Team hinterherzureisen, wenn dieses auf einer eher semi-offiziellen Mission verschütt gegangen ist.
Allerdings - und das hatte Gibbs schon sehr zeitig mitbekommen - war Vance nicht unbedingt die Sorte Direktor, die sich sklavisch an die Dienstvorschriften hielt. Er war schon mal selber vor Ort, ging Risiken ein, was man von Jenny Shephard jetzt so nicht hatte behaupten können.
Von daher erschien es auch dem Marine in ihm durchaus als logisch an, dass Vance diese Mission machte.
Und dennoch wusste er auf elementarer Ebene, dass es eine große Dummheit von Leon gewesen war, die ihn leicht das Leben kosten konnte.
Und während er diesen Gedanken nachhing, hatte er den leblos-wirkenden Körper des NCIS-Direktors erreicht, ging neben ihm in die Knie und tastete nach seinem Puls.
"Uff", konnte sich Gibbs ein erleichtertes Aufatmen nicht verkneifen, "Sie leben noch, Leon."
Sprachs und tat etwas, das er vermutlich in der wirklichen Fernsehserie nie machen würde, weil man sich damit über die Kommandokette hinwegsetzte - er verpasste Leon einen Headslap.
Der Direktor öffnete die Augen, blickte seinen Untergebenen an und erhob sich: "Ich nehme an, Sie haben einen Grund für diese Handlung, Special Agent Gibbs?"
"Nur den, dass ich es bei meinen Untergebenen auch getan hätte, wenn sie sich auf eine derart dumme Aktion eingelassen hätten."
Vance blickte sein Gegenüber aus braunen Augen an, in denen Gibbs nicht direkt sehen konnte, wie es um seinen emotionalen Zustand bestellt war: "Ich bin keiner Ihrer Untergebenen."
"Das stimmt. Und dennoch war diese Aktion nicht unbedingt militärisch einwandfrei."

"Tim, bist Du in Ordnung?"
Die Sorge, die dieser Frage innewohnte, fiel McGee gleich als Erstes auf und er blickte zu Abby herüber: "Ich bin… verblüfft."
Japp, er war gerade in den Rücken geschossen worden und - lebte immer noch.

 TBC

 Kapitel 30.3


Es klopfte.
Die Rothaarige öffnete die Tür und verfluchte sich innerhalb einer Millisekunde selbst. Der Mann, der dort vor ihr stand, hätte nicht hier sein dürfen - hätte sie gar nicht erst kennen dürfen. Er trug einen Strohhut auf dem Kopf, ein Hawaiihemd, eine Khaki-Hose und eine Kamera - so, als wolle er Urlaubsfotos schießen. Damit korrespondierten jedoch weder die beiden Schlägertypen, die ihn links und rechts flankierten, noch die Pistole, die auf sie gerichtet war.
Verdammt, sie hatte ihren Vater zu Besuch, hatte der Mann mit dem Strohhut etwa vor…

Und dann ging der Schuss los.
Sie spürte nichts - "Hat er mich tatsächlich verfehlt?", schoss es ihr durch den Kopf -  dann kehrte mit der Gewalt eines Tsunamis der Schmerz in ihren Körper ein. Die linke Hüfte brannte wie Feuer, sie sah, wie durch eine rote Sonnenbrille, wie dort eine Blutfontäne eruptierte, wie die Kaffeetasse, die sie in der Hand hatte, in Zeitlupe zu Boden fiel und fühlte dann den harten Aufschlag auf den Glastisch. Dann - nichts mehr.

Tim musste den Kopf schütteln. Richtig, so - oder so ähnlich - stellte er sich die sieben Bilder vor, die Comicgeschichte geschrieben hatten. Der Anschlag des Jokers auf Barbara Gordon in "The Killing Joke" - der dazu führte, dass Barbara Gordon von der Hüfte abwärts gelähmt war und bis vor kurzem als Oracle die Position der Chefin einer Gruppe innehatte, die "Birds of Prey" - Raubvögel - genannt war.
Doch das vor einem Monat geendete Event Comic "Flashpoint" hatte alles verändert, eine neue Realität geschaffen - oder, wie es klarer genannt werden müsste: einen Reboot. Seitdem sind einige Charaktere der Batfamily verschwunden, andere haben ihre alte Position wiedererhalten - zu ihnen zählt auch Barbara Gordon, die inzwischen nicht mehr gelähmt ist.

Wieso musste der Computergeek an genau diese Situation denken? Mochte es daran liegen,dass auch er mit einem Schuss niedergestreckt worden war - wenn auch nicht in die Hüfte, sondern in den Rücken? Vermutlich, aber - das Verblüffende war, dass er sich zwar fühlte, als habe man ihn durch sämtliche Heiß-, Trocken- und sonstigen Mangeln gedreht, die man auf der Welt finden konnte - aber er dennoch seine Beine spüren konnte.
Sollte ein Schuss in den Rücken nicht irgendwelche Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben?
Irgendwie doch - schon - oder?
Zumindest mehr als nur Rückenschmerzen.
"W… wieso kann ich meine Beine noch fühlen?", murmelte er die unvermeidliche Frage und nun konnte er sehen, wie Tränen in Abbys Augen traten.
"Hab ich auf dich geschossen?", fragte sie mit einer Stimme, in der sich Traurigkeit, Sorge und Panik Bahn brachen, "Hab ich… Oh Gott, McGee, das tut mir so leid."
Erneut merkte der Computerfreund, wie die Schwerkraft deutlich mehr sein Freund wurde, als normalerweise, hatte er doch das Gefühl, irgendwie den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Abby hatte auf ihn geschossen. Warum? Weswegen?
Doch als sie ihn ansah, mit diesen großen Augen, aus denen immer mehr Tränen flossen, konnte er nicht anders, er musste sie in den Arm nehmen, ihr sanft den Kopf streicheln und zuflüstern "Es wird alles wieder in Ordnung."
Damit erhob er sich, Jessica und Abby reichten ihm je eine Hand und er richtete sich vorsichtig auf.
Und - nein… kein Kribbeln in den Beinen, kein Gefühl, gleich wieder nach vorne zu sacken - ihm ging es gut.
Wie war das möglich?

Leon Vances Rücken tat weh. Er wusste nicht genau, wieso oder weswegen, - wobei, das traf nicht zu. Er wusste es. Der Rücken schien eine unheimliche Begegnung der dritten Art mit einer Waffe gehabt zu haben, die General Hank Landry vom SGC einen Intar genannt hatte und die anscheinend ein Vorläufer der EM-33 war, die noch während der ersten Mission von Jonathan Archer Verwendung fand. Noch wie heute erinnerte er sich daran, wie er damals erfahren hatte, dass die Abenteuer von Kirk im Fernsehen ausgestrahlt worden waren - er selbst war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in der Vergangenheit aktiv, aber nach seiner Biografie - seiner Legende - wurde er am 09. Juli 1963 geboren und damit ungefähr 3 Jahre alt, als die Serie, die Trekkies als "Classic" bezeichneten, also die Abenteuer von Kirk und Co. im Fernsehsender NBC Prämiere feierte.
Sollte dem Autoren übrigens die Serie NCIS nicht durch irgendwelche Rückblenden aus Vances Kindheit dazwischengrätschen, wissen wir natürlich nichts über dieselbe - und wenn dann doch mal: Naja, dieser gesamte Storybogen ist ja sowieso als Alternate Universe anzusehen.
In diesem alternate Universe - nein, nicht jenem Mirror-Universe, in denen die Damen in sexy Bauchfrei-Varianten der Starfleet-Uniform rumlaufen, sondern in dem, das ich mir gerade ausdenke, hatte sich Vance in der Mitte der 80er in die Vergangenheit gebeamt, damit er im Jahr 1991 von Special Agent Whitney Sharp für den NCIS angeworben werden konnte. Im Jahr '91 war "Star Trek: The Next Generation" - also Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert, was auch ein Beweis dafür ist, wie man einen Serientitel so komplett verhunzen kann - in der vierten, respektive fünften Staffel, was bedeutet, dass sich Vance dieses mal mit dem Phänomen Star Trek beschäftigen musste und sich fragte, wer - zum Teufel - da die undichte Stelle war, welche die beinahe komplett-korrekte Zeitlinienentwicklung an Paramount weitergab.
Der Mann, der mit beiden Sendungen und den entsprechenden Filmen in Verbindung gebracht wurde - Gene Roddenberry - war Vance nicht bekannt. Und an Zufälle wollte er nicht glauben.
Das alles hatte ihn damals genau so unvorbereitet getroffen, wie der Headslap, den Gibbs ihm verpasste und seine Entscheidungen "militärisch nicht unbedingt einwandfrei" nannte.

Zugegeben, Gibbs hatte recht. Er - Vance - hatte sich hereinlegenlassen wie es ein Frischling so zu tun pflegt und im Nachhinein könnte er sich für diese Dummheit ohrfeigen.
Aber… gut, es war passiert.
Seufzend folgte er Leroy Jethro Gibbs, erreichte Tim McGee und ging neben ihm in die Knie.
"Special Agent", lächelte er und hob seine linke Hand: "Wieviel Finger?"
"Drei."
Vance konnte sich ein befriedigtes Nicken nicht verkneifen, ehe er dem gefallenen McGee die Hand reichte: "Kommen Sie hoch. Sie sind nicht tödlich getroffen worden und auch nicht gelähmt. Man hat sie mit einem Intar angeschossen."
McGee, der die Hand Vances ergriff, zog sich in die Stehende: "Diese Waffe, mit der man mich und den Boss schon einmal ausgeschaltet hatte?"
"Korrekt", nickte der Chef des NCIS, blickte sich dann um und deutete in Richtung Tür: "Also, dort geht es raus, ich würde vorschlagen, wir gehen, bevor uns das gebäude auf den Kopf fällt."
"Gute Idee", lächelte Abby, griff nach Tims und nach Gibbs Hand und eilte los, versuchend, sie mitzuziehen.
Verblüfft zuckte der eben noch angeschossene Special Agent McGee mit den Schultern, griff nach Jessicas Hand und bewegte sich dann in Zugrichtung.
Auch Gibbs folgte - um stehenzubleiben.
"Moment", sagte er, sah sich ebenfalls um und legte den Kopf schief: "Wir können noch nicht gehen."
Director Vance blieb stehen, blickte seinen Untergebenen - der gar nicht sein Untergebener war - verblüfft an: "Und… wieso nicht, Senior Special Agent Gibbs?"
"Jemand hat Agenten des NCIS entführt und mich würde interessieren wieso und weswegen."

In einem Brennenden Gebäude eine Gruppensitzung abzuhalten, ist vielleicht nicht die Klügste aller Möglichkeiten, ein Verbrechen aufzulösen oder eine Frage zu klären. Hier, jetzt, in diesem Moment erschien es Leroy Jethro Gibbs jedoch als einzig gangbare Lösung.
Das schien auch McGee so zu sehen, denn er hielt inne, machte sich von Abby los und nickte seinem Chef zu: "Wenn ich ehrlich bin, frage ich mich auch, wieso wir entführt wurden."
"Vielleicht weil wir zu nahe an einer wichtigen Entdeckung dran waren?"
Gibbs und McGee drehten sich verblüfft zu der Quelle der gesprochenen Frage um, der Special Agent - nicht der Senior Special Agent - trat auf sie zu und schaute ihr in die Augen: "Was genau meinst Du damit, Jessi?"
Jessica Hanson zuckte die Schultern, lächelte zu Abby herüber, als diese ihren Namen - beziehungsweise die Verniedlichungsform - echote und wandte sich dann zu McGee herüber: "Nun, ich weiß auch nicht… könnte es nicht sein, dass wir hier über etwas gestolpert sind, über das wir nicht hätten stolpern sollen?"
McGee runzelte die Stirn: "Wer sollte etwas dagegen haben, dass wir die Dragonfly finden? Ich meine, wir sind hierher geflogen, weil wir von Cal persönlich darauf hingewiesen wurden, dass sein Schiff hier ist."
"Demselben Cal, das uns hier eingesperrt hatte.", merkte er nach ein paar Sekunden der Überlegung an, "Aber… das alles ergibt keinen Sinn."

 TBC


 Kapitel 30.4 

Es war wie in einem dieser schlechten - oder vielleicht auch besseren - Filme. Plötzlich schien die Zeit still zu stehen, die Luft sich nicht mehr zu bewegen und die Lautstärke signifikant verringert zu werden. Kein Laut, kein Sound, kein Geräusch dran an Daniels Ohren, abgesehen von einem plötzlichen Keuchen des Mannes, der eine ältere Version Captain Calvin Cats zu sein schien. Das Aufprallen der Kniescheiben Cals auf dem Boden war objektiv nicht zu hören, subjektiv für Daniel aber laut wie Donner.  Und als der Starfleetoffizier dann mit dem Gesicht nach vorne auf den Boden knallte, glaubte er das Brechen einer Nase zu hören.
' Ruf den Notarzt, ruf den Notarzt. ', schoss es Daniel durch den Kopf.
Dann stieß ihn jemand zur Seite und der Anthropologe musste gar nicht lang überlegen, wer es war. Als er die wehenden dunkelbraunen Haare sah, wusste er, dass Felicity Cat an ihm vorbeistürmte und als sie den Mann, der ihr Vorfahre war, auf den Rücken drehte, ihn schüttelte und entsetzt seinen Namen keuchte, konnte er sehen, wie sich a) das Gesicht Cals entspannte und Leere in seine Augen trat und b) konnte er hören, dass sich Felicity tatsächlich um den Gefallenen sorgte.
' Ruf den Notarzt, ruf den Notarzt. ', wiederholte die Stimme in des Anthopologen Ohr, ' Ruf den Notarzt, ruf den verdammten Notarzt. '
Und während Daniel nach seinem Handy fingerte - und seufzend festellte, dass man es ihm abgenommen hatte, was nicht so großartig verwundert, bedenkt man, dass dies eigentlich eine geheime Operation war, von der er dort entführt worden war, keuchte der  noch einmal Captain auf, deutete gen Himmel, keuchte etwas - Daniel vermutete, dass es sich dabei um das eine Wort handelte, dass sein Herz bis jetzt hatte schlagen lassen - und erschlaffte.
Nun war es an ihm, in die Knie zu sinken, nach Cals Puls zu tasten - er war nicht mehr vorhanden - und zu seufzen.
Der Wissenschaftler blickte zu seiner Entführerin, die ihn mehrfach betäubt hatte, verschleppt und mit einem Intar angeschossen und tat etwas, das vielleicht die Meisten verwirren mochte, Daniel aber aus tiefstem Herzensgrunde tun wollte. Er umarmte sie, legte ihr tröstend eine Hand auf den Hinterkopf und murmelte beruhigende Worte.

Felicity hatte den Notarzt gerufen, dieser war nach einer gefühlten Ewigkeit eingetroffen, man hatte noch versucht, den Offizier zu reanimieren, aber es stellte sich als fruchtloses Unterfangen heraus. Den Leichnam des Captains auf die Trage verbracht, hoben die beiden Sanitäter selbige an, verstauten sie im Rettungswagen und machten sich auf den Weg. Daniel und seine Entführerin folgten im Auto.
Vielleicht war es, weil er sich selbst nicht nach Konversation fühlte, aber - er blickte zu Felicity und stellte fest, dass diese nun sehr höllisch konzentriert fuhr. Kurz holte er Luft, wollte etwas sagen - Worte des Beileids -  Im Rückspiegel flackerten Scheinwerfer auf. Waren sie tatsächlich schon so lange unterwegs gewesen, dass es notwendig war, die Scheinwerfer anzuschalten? Offenbar, denn nun griff - wenn auch wie automatisch - Felicity nach dem Schalter für die Scheinwerfer und ließ sie aufflammen, während vor ihnen der Krankenwagen Blaulicht und Sirene einschaltete und schneller fuhr.
Daniel runzelte die Stirn, warf einen Blick in den Rückspiegel - mehrere Autos folgten ihnen, alle das selbe Fabrikat, wie er gerade feststellte.  Und dann fiel ihm auf, dass diese Wagen, bis auf den Krankentransporter, nicht nur alle das Fabrikat teilten - es waren Autos, die dem Gefährt, in dem er unterwegs war, aufs Haar glichen - auch wenn Autos keine Haare haben.

Konvoi.
Der Anthropologe seufzte, wandte sich an Felicity: "Was habt ihr vor?"
"Den Captain retten."
"Retten?"
Daniel hob eine Augenbraue, "Er ist tot. Ich habe es genau gespürt. Und du - du hast…"
Er stockte, als sie eine Pistole zog.
"Wo hast Du die wieder her?"
Dann schoss grelles Licht in seine Augen…

und er richtete sich auf.
Calvin Nathan Cat wurde in einem Rollstuhl hereingeführt, sah sein Gegenüber an und seufzte: "Sorry, ich glaube, wir beide sind nicht totzukriegen, kann das sein?"
Daniel runzelte die Stirn, erhob sich aus dem Krankenbett, in das man ihn gelegt hatte und schüttelte den Kopf: "Weißt du eigentlich, dass unsere Leser inzwischen vermutlich kaum noch mitkommen, was echt ist und was falsch? Was ist wahr? Was ist gelogen?"
"Was wahr ist, Doktor? Alles ist wahr."
Der Anthropologe seufzte: "Komm mir nicht mit der Garak-Nummer und sag jetzt nicht 'besonders die Lügen' denn ansonsten werde ich dir, ob alter Mann oder nicht, in den Hintern treten."
"Kann es sein, dass Du ein bisschen angesäuert bist?"
"Wie kommst Du darauf, Cal? Ich hab nur gedacht, ich sehe wie ein alter Freund von mir stirbt und würde von seiner Nachfahrin ins Gesicht geschossen, aber ansonsten gehts mir gold."
Cal grinste: "Gut."
Damit drehte er sich um und rollte los, ein "Folg mir" sagend.
Weswegen Daniel dies tat, weswegen er tat, wie ihm geheißen, verstand der Anthropologe selbst nicht - aber er tat es. Er folgte dem Rollstuhlfahrenden Captain wie ein braves Hündchen.
Vielleicht würde er es ihm ja irgendwann auch verraten. oder nicht.

 TBC


 Kapitel 30.5

"Was meinen Sie, Doktor Mallard?", erhob Jimmy Palmer die Stimme, als er seinem Lehrmeister gegenüber Platz genommen hatte und die Stimme gesenkt. In der Kantine des NCIS war zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar kaum jemand - wenn man von Lewis, dem Kantinenwirt und Doug, dem Kellner absah - aber dennoch war das, was dem jungen Coroner gerade durch den Kopf schoss, nichts, was man in normaler Zimmerlautstärke diskutieren sollte.
Donald Mallard hob den Kopf, schaute sich um und lächelte dann ein sehnsüchtiges, erinnerungsgetränktes  Pathologenlächeln: "Ich glaube, ich werde die Pathologie hier vermissen."
Gut, das war nicht ganz die Antwort, die sich Palmer erhofft hatte, aber - es war schon mal ein guter Start. Sicher, sie hatten die neue Pathologie schon einmal besichtigen dürfen - und sie war wirklich ein Meilenstein architektonischer Baukunst. Die Laufwege wurden extra-kurz gehalten, das Equipment war auf dem aller-aller-neuesten Stand und man hatte aus dem Stromausfall-Debakel vor einigen Jahren gelernt und sogar einen Kühlschrank eingebaut, der im Falle eines Falles von den Mitarbeitern verwendet werden konnte, verderbliche Ware zu kühlen. Natürlich würde dieser erst im wichtigen Fall in Aktion gesetzt werden. Das hatte man den Erbsenzählern versprechen müssen, die den gesamten Umzug abgesegnet hatten.

Und dann verzog Donald Mallard das Gesicht.
"Wir müssten uns für das neue Hauptquartier auch einen neuen Chefkoch leisten können", murmelte er, schnitt in seine Malzeit (Hühnchen mit Erdnusssoße), spießte eine Probe auf und hielt sie Jimmy zur Verkostung hin. Der Coroner nahm den Happen vorsichtig mit seiner Gabel von Duckys und führte die Probe dann zum Mund.
Auf seinem Gaumen explodierte eine Bombe schlechten Geschmacks. Das Hühnchen war zu trocken, die Soße war definitiv zu Sauer und die Konsistenz beider ließ einen auf gar keinen Fall einen Nachschlag holen wollen.
"Japp, ein neuer Chefkoch würde der Stimmung hier auf die Beine helfen.", stellte der junge Mann fest, schnitt dann in seine Pizza, probierte und legte den Kopf schief: "Meines geht."
Dann hob er den Blick und schaute zu Mallard: "Was ich eigentlich wissen wollte… was denken Sie über… naja… Sie wissen schon."
Der Angesprochene blickte zurück und Jimmy konnte sehen, dass in seinen Augen der Schalk funkelte: "Nein, erläutern Sie es."
"Doktor Mallard.", entfuhr es dem Coroner - vielleicht eine Spur zu genervt -, was Ducky dazu brachte, Luft zu holen. Nun konnten Geübte sehen, dass in seinen Augen der Schalk eine Spur zurückgegangen war, dafür sowas wie Mißbilligung erschien. Doch diese war schnell wieder verschwunden.
"Ich denke, dass sie die Dragonfly gefunden haben werden - ansonsten wären sie nicht angegriffen worden und man hätte sie nicht für tot gehalten."
"Das glaube ich auch", nickte Jimmy, "Nur - was meinen Sie in welchem Zustand das Schiff ist?"
"Hm"

Ducky lehnte sich zurück, legte nachdenklich den Kopf schief und überlegte.
Im Jahr 1933 - also im Jahr seiner Geburt - fand man im Hamble, einem Fluss in Hampshire, das Wrack der Grace Dieu. Nein, das ist so nicht ganz richtig - man hatte das Schiff schon vorher (im Jahr 1847) gefunden, allerdings konnte man es 1933 erst richtig zuordnen. Leider hatte er nie herausgefunden, in welchem Zustand das Schiff damals war, als man es bergen konnte und heute ärgerte es ihn. Schließlich hätte man so Parameter gehabt, nach denen man die Kondition der Dragonfly einigermaßen hätte vorhersagen können. Andererseits hatte man sicherlich gerade in der Zukunft vollkommen neuartige Technologien zur Verfügung, weshalb die Vorhersagen doch recht fehlerhaft gewesen wären.
Daher musste der alte Mediziner mit den Schultern zucken: "Ich weiß es nicht, Mister Palmer. Aber erwarten Sie lieber nicht allzu viel - sie könnten enttäuscht werden."

 TBC

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