Brücke
Commander Mancharella musterte Captain Katic eindringlich. "Sie meinen, noch bevor überhaupt etwas passiert ist?"
Die Spanierin sog scharf die Luft ein. "Aber das würde heißen, dass das, was Ihrem Schiff wiederfuhr kein Unfall gewesen wäre... Dann hätte jemand innerhalb unserer eigenen Reihen unsere Leute auf dem Gewissen."
Pasqualina schluckte bei diesem ungeheuerlichen Gedanken. Nein, das wollte sie nicht glauben. Jedenfalls nicht ohne einen Hinweis, dass es tatsächlich so gewesen sein könnte.
Farok und Taren in ein der der Jeffries-Röhren
Neben einander, auf allen Vieren, knieten der Vulkanier und der Andorianer in einer der zentralen Jeffries-Röhren, vor einem geöffneten Panel und scannten die bioneuralen Gelpacks.
"Wieviele noch, die in Frage kommen, Lieutenant Farok?", ächzte Taren, während er sich in eine angenehmere Position schob. "Mann, das ist bequem, das ist richtig bequem."
"Diese zwei sind die Letzten. Je besser Sie sich auf die Aufgabe konzentrieren, desto eher sind wir hier heraus, Mister Taren"
"Schön", knurrte der Andorianer. "Ich bin schon dabei." Eine Weile arbeitete er schweigend neben dem Vulkanier. Dann fragte er unvermittelt: "Sagen Sie, Mister Farok - haben Sie nicht manchmal den Eindruck, dass Sie Ihren Job zu ernst nehmen?"
Der Vulkanier blickte kurz von seiner Tätigkeit auf, hob seine Augenbrauen etwas an und sagte dann, irgendwie würdevoll, trotz seiner momentanen Lage: "Nein!"
"Das dachte ich mir", seufzte Taren unterdrückt und konzentrierte sich ebenfalls wieder. Nach einer Weile fragte er: "Wie ist eigentlich der Captain des Schiffes? Ich meine, wie führt er dieses Schiff?"
"Nun, er führt dieses Schiff engagiert", antwortete der Vulkanier, ohne von seiner Tätigkeit aufzusehen. "Und er stellt hohe Ansprüche an die Mannschaft, und auch an sich selbst."
Tarens Antennen spreizten sich. Genau das hatte er gehofft zu hören. "Glauben Sie, dass er Männern wie dem legendären Commander Shran, oder dem irdischen Captain Kirk nacheifert?"
"Nein, ich denke der Captain hat seinen eigenen Weg gefunden, Mister Taren. Das muss letztlich jeder von uns. Auch Sie und ich. Ich selbst halte es für fragwürdig, so sein zu wollen, wie jemand anderes."
Die Worte des Vulkaniers hatte eine etwas ernüchternde Wirkung auf Taren. Es passte ihm nicht, aber er spürte, dass der Vulkanier Recht hatte. "Sie glauben also, dass es falsch wäre, sich einen Captain, wie Tar´Kyren Dheran zum Vorbild zu nehmen?"
"Das habe ich nicht gesagt", erwiderte Farok ruhig. "Aber Sie sollten nicht den Fehler machen, ihn zu idealisieren. Sonst werden Sie möglicherweise von der Realität enttäuscht. Ich selbst schätze den Captain, wegen seiner Fähigkeiten, aber ich weiß, dass er genauso gut auch Schwächen hat. Letztlich, Mister Taren, kann es Niemand von uns hier draußen im All allein schaffen. Selbst Captain Dheran nicht - und ich bin mir sicher, er weiß das."
Während Taren weiter die Anzeigen seines Tricorders ablas, dachte er über die Worte des Vulkaniers nach. Er konnte nicht umhin zu erkennen, dass der Vulkanier von dem was er gesagt hatte überzeugt war. Zurecht - denn erst vor wenigen Tagen hatte er an Bord der ESTRELLA DEL ALBA, nach der Havarie, erlebt, dass er allein verdammt wenig ausgerichtet hätte, wenn er nicht Kameraden wie Harris oder Ynarea Tohan an seiner Seite gehabt hätte.
Dennoch nahm er sich vor, die Zeit an Bord der ICICLE zu nutzen und so viel wie möglich an Erfahrungen mitzunehmen.
"Wie weit sind Sie", drang die einschmeichelnd ruhige Stimme des Vulkaniers in seine Gedanken.
"ich bin gerade fertig, Mister Farok. Keine Unregelmäßigkeiten im Datenstrom der letzten Tage feststellbar."
Der Vulkanier deaktivierte seinen Tricorder mit gleichmütigem Gesichtsausdruck und steckte ihn ein. "In Ordnung, Mister Taren, begeben wir uns auf die Brücke und erstatten dem Captain Meldung."