Dann hörte sie, wie Traceless etwas sagte – sehr laut.
„Ihr habt sie doch nur benutzt!“; schrie er anklagend, „Ihr habt ihre Gefühle zu euch ausgenutzt, damit sie euch dienstbar ist!“
„Nein“, hauchte Cal, „Das… würden… wir…“
„Erdbeerparfait!“, heulte Traceless, „Schlaf wird über dich kommen und du wirst…“
Der laute Knall, der über ihr losging, lies Agatha zusammenzucken und plötzlich war alles wieder normal. Die Zeit, von der sie sekündlich den Eindruck bekommen hatte, sie verginge zähfließend, wie Wackelpudding, kehrte zu ihrer normalen Geschwindigkeit zurück und sie fühlte, wie ihr Körper ihr wieder gehorchte. Traceless taumelte zurück, während Agatha an dem sich gerade aufrappelnden Cal vorbeipreschte, Anlauf nahm und sich mit voller Wucht und vollem Körpereinsatz auf Gina warf. Beide Frauen gingen zu Boden.
In diesem Moment war Traceless wieder auf den Beinen, gleiches galt für Cal. Der Captain hatte seinen Phaser in der Hand, schrie „TRACELESS!“ und erstarrte, als der Verbrecher erneut das Erdbeerparfait bemühte. Erneut gingen Schüsse los. Links und Rechts von Cal schälten sich plötzlich die vertrauten Gestalten Ziva Davids und Tony DiNozzos aus den Schatten, legten auf den Verbrecher an und feuerten erneut.
Traceless keuchte auf, taumelte zurück und rutschte an der Wand herunter – Blut war zu sehen.
„Buzz!“, schrie Gina, „NEIN!“
Und in diesem Moment wurden sie alle geblendet.
Als Gina wieder klar denken konnte, kniete sie schon neben einem bewusstlosen Tony DiNozzo, tastete nach seinem Puls und nickte Ziva David beruhigend zu: „Keine Sorge – was auch immer uns getroffen hat… es wird ihn bald wieder zu sich kommen lassen.“
„Ja.“, sagte Ziva und schaute sich verschlafen um, „Aber wo ist Traceless?“
„Schwerer zu halten als ein Sack Flöhe.“, murmelte Agatha, die gerade auf Gina zukam, sie in den Arm nahm und ihr in die Augen sah: „Du weißt, dass das, was Traceless gesagt hat, nicht wahr ist? Wir lieben dich – also Cal und ich.“
Gina nickte und die hübsche XO schloss ihre Freundin in die Arme: „Es tut mir so leid.“
„Muss es nicht – was kannst Du schon dafür?“
Und damit gab sie Gina einen Kuss auf die Stirn.
wenig später Die bunten Schleier des Teleportationsvorganges waren kaum verschwunden, da war Leroy Jethro Gibbs schon in Bewegung. Er eilte los, von der Transporterplattform, durch die Tür in den Korridor. Es war kaum zu fassen. Traceless war ihnen schon wieder entkommen? Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass die Crew der Dragonfly auf ihrem eigenen Schiff einen Heimvorteil hätte – aber anscheinend traf dies nicht zu. Andererseits, wenn er bedachte, dass auch die Navy Basis von Traceless infiltriert worden war und der Verbrecher, ohne Spuren zu hinterlassen, verschwunden war. Gibbs konnte sich nicht helfen, er musste leicht grinsen. Kein Wunder, dass der Typ „Traceless“, also Spurlos, hieß. Als Gibbs die Tür zur Krankenstation erreicht und sie sich geöffnet hatte, wurde er von der Ansicht seiner zwei Agenten begrüßt, die ihre Waffen zogen und sie auf ihn richteten.
Verdammt, selbst wenn es ihm fernlag, sich selbst zu loben, aber er musste eines zugeben – er hatte sie wirklich gut trainiert.
Der Grauhaarige Specialagent hob die Hände, schaute Ziva und Tony an und nickte: „Gut gemacht. Aber ich bin Gibbs.“
Direkt neben seinem Ohr konnte er eine weitere Waffe fühlen, die gegen seinen Kopf gepresst war. Aus den Augenwinkeln konnte er Cal sehen, der den Phaser gezogen und ihn auf ihn gerichtet hatte. Mit einem grimmigen Lächeln sagte der Captain: „Sorry, wir können kein Risiko eingehen. Davon hatten wir heute schon genug.“
Kurz pausierte er, ehe er nur ein Wort sagte: „Gina?“
Die Ärztin kam aus ihrem Büro auf ihn zu, lächelte ihn entschuldigend an – man konnte merken, dass ihr diese Haltung ihres Captains ein wenig peinlich war – und zog ein Hypospray hervor. Sie presste es gegen seinen Hals, entnahm dann dem Gegenstand eine Phiole roten Blutes und schwenkte es ein wenig herum.
Dann legte sie das Hypospray und die Phiole auf den Rollcontainer, auf dem auch andere medizinische Gerätschaften lagen.
Sie wandte sich an Cal und nickte: „Wenn Du mich fragst - er ist es.“
Gibbs konnte fühlen, wie der Captain den Druck auf die Waffe langsam verringerte. Dann legte sich ein weiteres Lächeln auf die Lippen des Special Agenten: „Kann man solche Blutproben nicht fälschen?“
Sofort war der Druck auf seinen Kopf wieder da.
„Keine Bewegung, Traceless.“, bellte Cal, was Gibbs tatsächlich ein wenig taub werden lies.
„Ich sagte nicht“, knurrte er daher, „Dass ich Traceless bin, ich stellte nur fest, dass es doch sicherlich Möglichkeiten gibt, die Technik zu täuschen. Und ausserdem, warum sollte ich euch einen Tipp geben, um herauszufinden, dass ich wirklich Traceless bin, wenn ich Traceless wäre.“
Gina warf Cal aus ihren meerblauen Augen einen Blick zu und nickte: „ich glaube, er sagt die Wahrheit.“
„Meinst Du?“, schoss Cal zurück, „Ich weiß nicht. Er könnte doch auch einfach darauf spekulieren, dass wir nicht denken würden, dass Traceless uns einen Tipp geben würde, wie man ihn finden würde. Also gibt er uns den Tipp, damit er unverfänglich ist.“
„Aber es gäbe doch andere Methoden.“
Die Ärztin der Dragonfly schien nicht wirklich überzeugt und Cal, der gerade Luft holen wollte, eine weitere Erklärung abzusetzen, zuckte zusammen, als Tony plötzlich lachte. Dass ihm dies einige, schräge Blicke eintrug, dürfte verständlich sein. Dies bemerkend, räusperte sich der Halbitaliener und sagte: „Entschuldigung – ich… ich musste nur gerade an Fluch der Karibik denken. Die beiden Typen, die das Boot bewachen sollen.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Du redest, Tony, aber… es interessiert mich auch nicht.“, ließ sich der Captain der Dragonfly vernehmen und verstärkte den Druck seines Phasers gegen Gibbs Kopf: „Ziva, wenn Du so nett wärest…“
Die hübsche Israelin nickte, trat auf Gibbs zu und sah ihm tief in die Augen.
Sie waren blau. Eisblau. Sie konnte so viel Schmerz sehen, soviel Liebe, soviel…
„Er ist es.“
„Du scheinst Dir sehr sicher zu sein, Ziva.“, murmelte der Captain und lies den Phaser sinken. Die Israeli zwinkerte ihm zu: „Wenn ich meinen Boss nicht erkennen würde, wäre ich ein schlechter Special Agent, meinst Du nicht auch, Cal?“
Überlegend den Kopf schieflegend, schauten nussbraune Augen in nussbraune Augen, der Captain trat näher und versuchte anscheinend, in ihren Augen etwas zu lesen.
Sie lächelte mitleidig: „Vergiss es, Cal, dazu muss man Jahre lang üben – ich hab es auch erst nach dem vierten Test richtig herausgefunden.“
„Vielleicht könntest Du es mir ja dennoch beibringen?“, fragte der Captain und sie legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Ich schaue, was ich tun kann, okay?“
Irgendwie klangen ihre Worte extrem vertröstend. In dem Moment, in dem sie genau das bemerkt hatte, schien auch Cal geschnallt zu haben, wie es klang und seufzte enttäuscht, was sie dazu brachte, aufmunternd zu lächeln: „Hey, ich muss das erst Tony beibringen. Und wenn ich dann noch Lust, Zeit und Muße habe, dann trainiere ich dich gerne. Solange kannst Du ja mal mit Gina üben. Oder mit Agatha.“
Cal schüttelte den Kopf: „Vergiss es. Ich schau denen in die Augen, die sagen irgendwas und ich bin weg. Ich weiß auch nicht, wie sie das machen, ich weiß nicht mal, was das für ein Wort ist – ich bin einfach weg.“
Ein Lächeln lief über die vollen Lippen der hübschen Israeli: „Vielleicht können dir die beiden ja beibringen, wie man einem klassischen Trigger widersteht. Du hast es immerhin geschafft, dich gegen die Hypnose durch Traceless zu wehren.“
„Was mich zum Punkt bringt.“, mischte sich Gibbs ein und Ziva merkte, dass der Special Agent sehr ungehalten war, „Wie konntet ihr ihn wieder entkommen lassen?“
„Das is nicht ihre Schuld.“, bemerkte in diesem Moment Sebastian ‚Scotty’ Middlegate aus dem Büro der Ärztin. Er betrat die Krankenstation und hielt ein Ding – eine Gerätschaft – in den Händen. In der Hauptsache war es rund und silbern glänzend.
Cal wandte sich dem Ding zu: „Eine Goa’Uld-Schockgranate? Ich kann mich gar nicht an das schrille Heulen des Dings erinnern.“
„Vielleicht ist sie ja auch modifiziert.“, bemerkte der große Chefingenieur, warf sie Gibbs zu und zog sich die Gummihandschuhe aus, die er wegen der Fingerabdrücke getragen hatte, „Wenn ihr mich entschuldigen wollt – ich muss zusammen mit Sam einige Sensorenphalanxen rekalibrieren.“
Damit wollte er sich schon umdrehen, als Cal ihn am Arm griff: „Scotty, du weiß schon, dass sie vergeben ist? Ich meine – sie hat Daniel. Und…“
Er räusperte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr: „… sie sind bald auf dem Weg nach Dakara.“
Die Reaktion des Chefingenieurs war zu erwarten. Der Mann wurde bleich wie ein Leintuch, schaute Cal entsetzt an und hauchte: „Da müssen wir doch was tun.“
Der Captain schüttelte schweigend den Kopf.
Sam Carters Herz raste.
Es tat einfach gut, sie fühlte sich so lebendig, wie eigentlich immer, wenn sie sich mit technischen Problemen beschäftigen durfte. Die Sensoren der Dragonfly aufmotzen? Das heißt, sie durfte in die tiefsten Tiefen des Computerkerns eintauchen, sich mit den Algorhythmen beschäftigen, die sie seit Jahren faszinierten und natürlich sich mit den damit verbundenen Problemen herumschlagen. Sowas machte für eine kreative Problemlöserin, wie es Sam nun mal war, mehr Spaß, als das, was andere Frauen in ihrem Alter so als „Spaß“ bezeichneten. Als sie vor Jahren mit Daniel und Jack in den Kinofilm „Transformers“ gegangen war, hatte sie sich mit dem Charakter der Mikaela identifizieren können – insofern, als dass auch sie schon damals, auf der Highschool, mehr über Technik und Physik gewusst hatte, als jeder andere Mitschüler. Bei Mädchen und Jungs ihres Alters machte es sie dummerweise unpopulär – bei den Mädchen, weil sie viel zu jungenhaft war und sich für Sachen wie „Schminke“ einfach nicht interessierte. Die Jungs sahen ihre heraufdräuende Männlichkeit durch dieses Mädchen bedroht und beschlossen sie zu ignorieren, wo es nur ging. Gut – ihr war es egal gewesen. Anfangs hatte es wehgetan, als der Starquarterback, T.J. Treyter, sie dann doch für irgend ein dummes Blondchen sitzen lies, aber… es ging und geht um mehr, als nur darum, wie cool man in der Highschool war und wie perfekt der jeweilige Partner.
Das Traurige war – solche Sachen ändern sich nicht.
Als sie kürzlich mit Cassandra, ihrer Pflegetochter, gesprochen hatte, stellte sich heraus, dass sie denselben Zwängen unterworfen war, wie Sam vor knapp 26 Jahren. Es kam immer noch darauf an, die Zeit mit der richtigen Clique zu verbringen, die richtige Freundin zu haben und so weiter. Und anstatt, dass man dagegen anging, sagten die meisten Eltern: „Ja, es ist schrecklich – aber das ist das Leben.“
Und, vor knapp 5 Jahren erfuhr sie – die Zeiten werden sich auch nicht ändern. Vor knapp 5 Jahren traf sie auf die Crew der Dragonfly und Cal, der knappe vier Jahre im 21. Jahrhundert verbrachte und mit SG-1 auf Missionen ging, hatte ihr einmal, in einer stillen Stunde, bei der man sich über alles mögliche unterhielt, gestanden, dass es auch in der Zukunft auf die richtige Peer-Group ankam, was einer der Gründe war, weswegen das Teen Squadron Projekt anfangs nicht so gut besucht war. Erst Gina und Agatha hatten einige der Klassenkameraden dazu bewogen, das Projekt zu wagen. Dies hatte er ihr allerdings erzählt, als er und Sam, nebeneinander auf der Couch saßen, beide ein Glas Rotwein in der Hand und Cal schon ziemlich betrunken war. Was bei dem Captain nicht schwer zu erreichen war, er trank so gut wie nie.
Sam seufzte und riss sich in die Realität zurück. Der Computerkern wollte neu gestartet werden und Scotty war kurz auf die Krankenstation verschwunden. Das war praktisch – so konnte sie sich dem Problem allein widmen. Sie überbrückte diverse Schaltkreise und betätigte einige Tasten. Hoffentlich klappte das alles. Sie hielt die Luft an und atmete erleichtert aus, als kein Fehleralarm lospiepte und keine Computerstimme sie sanft darauf hinwies, dass ihr ein Fehler unterlaufen wäre. Das Panel, an dem sie gearbeitet hatte, wies einen kleinen Bildschirm auf, auf dem sie diverse Zeilen Kommandocode lesen konnte.
restarting sensor phallanx… complete
starting primary search routine… enabled
restarting “project catsghost”… complete
restarting…
Sam runzelte die Stirn.
“Project Catsghost?”, murmelte sie, „Was kann das sein?“
Und gerade, als sie die dafür notwendigen Dateien aufrufen wollte, meldete der Computer etwas.
Der Raum, in dem sie gerade saß, war eine ziemlich genaue Nachbildung des Verhörraumes, wie er im NCIS-Hauptquartier in Washington zu finden war. Eine Tatsache, die Gina Intrupper irgendwie beunruhigte. Als sich die Tür öffnete und Special Agent Leroy Jethro Gibbs hereinkam, hatte sie plötzlich das Gefühl, als Beschuldigte dazusitzen.
„Wollen wir nicht lieber alle zusammen Traceless fangen?“, schlug sie vor und schluckte unbehaglich, als sie in diesem Blick dieser eiskalten, blauen Augen gefangen war.
Gibbs sagte nichts.
Das hatte er nicht nötig. Seine komplette Masche war darauf ausgelegt, bedrohlich zu wirken, ohne tatsächlich etwas zu tun, die Informationen mit einem Minimum an eigentlicher Handlung aus einer Person herauszubekommen. Der Agent schaute sie an, nahm sich eine Akte und lies sie vor ihr auf den Tisch gleiten. Sanft, beinahe zärtlich, öffnete der Mann die Akte, schaute sich das Foto darin an und legte es so, dass Gina genaueren Einblick hatte.
„Captain Thaddeus Alexander Stone.“, sagte sie. Es war nicht notwendig, mehr zu sagen. Die Bordärztin schaute den Special Agenten an, blaue Augen bohrten sich in blaue Augen, ehe sie sich räusperte: „Mein Bruder hat ihn nicht umgebracht.“
„Nein, aber es ist interessant zu wissen, wieso wir damals auf Sie getroffen sind.“
Gina Intrupper seufzte, lehnte sich zurück und schaute den Special Agent an: „Captain Stone arbeitete für die Sternenflotte. Sein gesamtes Büro wurde von uns gestellt, ebenso wie das Haus und die Identität. Das seine Ermordung Sternenflottenoffiziere auf den Plan rufen würde, ist also logisch und unvermeindlich. Zieht man dann noch den Fakt dazu, dass die drei Herren Riker, Troi und Turner als Täter gebrandmarkt wurden, hat man eine wunderbare Geschichte am Laufen. Nur eine Sache macht da keinen Sinn.“
„Warum wollte Traceless Turner, Troi und Riker tot sehen und hat dafür Ari engagiert ?“
Gina blickte ihn überrascht an: „Sie denken tatsächlich, dass mein Bruder ihren Serienkiller in diese Zeit geholt hat?“
„Haben Sie einen anderen Verdächtigen?“
Gibbs klang tatsächlich ein wenig angenervt – allerdings irgendwie auch gelangweilt.
Er schaute die Bordärztin an, die nachdenklich den Kopf schieflegte: „Nein, eigentlich nicht. Und eigentlich macht es sogar Sinn – wenn man überlegt, dass Deanna Troi Traceless enttarnen könnte…“
Sie stockte und starrte den Special Agent erschrocken an: „Das… das heißt, die ganze Sache ist unsere Schuld?“
„Mehr oder weniger.“, erklärte der Mann und schaute Gina an: „Hören Sie, ich mache Ihnen keinen Vorwurf – nicht deswegen. Interessanter ist natürlich, weswegen Sie Traceless entkommen ließen.“
Die Ärztin riss schockiert den Mund und die Augen auf, schaute den Grauhaarigen an, ehe sich ihre Augen zu Schlitzen verengten: „Hören Sie, ich habe ihm nicht freiwillig geholfen.“
Nun schlich sich eine Spur Entrüstung und Wut in die Stimme der hübschen Blonden: „Ich weiß ja nicht, ob Sie schon mal unter Hypnose waren, Special Agent Gibbs, aber…“
„Soweit ich weiß, kann man unter Hypnose nichts tun, was man nicht auch so tun würde.“, schnitt Gibbs ihr das Wort ab und Gina verstummte kurz, ehe sie weitersprach: „Das ist in sofern richtig – aber ich würde meinem Bruder nie helfen, einfach so zu entkommen.“
„Wie kann ich da sicher sein?“
Gina lehnte sich vor: „Sie vertrauen doch Ziva. Warum vertrauen Sie dann nicht mir?“
„Ziva ist in meinem Team. Ich habe Seite an Seite mit ihr gekämpft.
Sie , Doktor Intrupper, kenne ich nicht.“
Cal verfluchte in Gedanken die interne Kommunikation. Gerade hatte er sich hingelegt, gerade hatte sein Kopf Kontakt zum Kopfkissen und seine linke Hand Kontakt zu Agathas Hüfte hergestellt, als plötzlich der Kommunikator begann, auf sich aufmerksam zu machen. Die sanfte Stimme Sam Carters erklang: „Cal? Du wirst es nicht glauben, ich hab was gefunden.“
Der Angesprochene seufzte, beugte sich über Agatha, gab ihr einen Kuss, in den er alle Leidenschaft lud, die er momentan empfand, ehe er mit den Augen rollte und sich dann aus dem Bett.
„Ja, Sam, was gibt’s?“, fragte er mit einer gewissen Genervtheit, die man ihm hier ob der Situation auch nicht unbedingt übelnehmen wollen würde.
Die Kommunikationskonsole flammte auf, Sams blaue Augen leuchteten förmlich, als sie auf dem Bildschirm erschien und ihn ansah: „Erstmal – schickes Outfit.“
Cal stockte, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir ein Hemd an.“
Das „Oh, nicht nötig“, von Agatha wurde von Sam in der selben Modulation gesprochen und der Captain rollte mit den Augen, ehe er sich ein Hemd überzog.
„Sorry“, murmelte er zu Agatha und schaute dann zu Sam: „Was habt ihr?“
Die hübsche Blonde zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Es ist auf jeden Fall auf einem Orbit um die Erde und kommt auf uns zu. Ich vermute, wir stellen in knapp 10 Minuten Kontakt her.“
Kurz schenkten sich XO und Captain einen Blick, dann wandte sich Cal zurück zu Sam: „Wir sind gleich auf der Brücke. Cat Ende.“
Damit beendete er die Kommunikation, drehte sich um und betrachtete, die gerade aus dem Bett steigende Agatha Silverbird.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Die XO bemerkte seinen Blick, schaute an sich herunter und seufzte: „Ich zieh mir meine Uniform an.“
„Nur keine Eile.“, grinste Cal und duckte sich, als sie ein Kissen nach ihm warf.
Keine fünf Minuten später öffnete sich die Turbolifttür und Cal, sowie Agatha betraten die Brücke. Der Captain stellte noch seine Kleiderordnung richtig, ehe er zu Alexa blickte: „Und, was gibt’s?“
Die hübsche Brünette zuckte mit den Schultern: „Sag du es mir. Du hast hier einiges an Zeit verbracht.“
Damit deutete sie auf den Bildschirm.
„Was ist
das denn?“, fragte Cal, als er das Schiff auf dem Monitor betrachtete. Es war – nicht mal annähernd starfleetmäßig, einnerte von weitem eher an ein Schiff der X303er Serie, wie es die
George Hammond war. Allerdings war ihm kein Schiff geläufig, dass auf seiner Schnauze ein großes V spazieren trug.
Er wandte sich an Jill, die ihn mit einem Schulterzucken ansah, das er sofort erwiderte: „Freund-Feind-Kennung?“
„Lass ich laufen, kleine Sekunde.“, erwiderte die hübsche Blonde und lies ihre grazilen Finger über die Tastatur gleiten.
Währenddessen näherte sich das Schiff immer weiter und Cal wandte sich an Agatha: „Die Freund-Feind-Kennung muss eindeutig schneller laufen. Setz es auf Scottys To-do-liste für Today.“
„Werde ich machen.“, erwiderte seine XO. In diesem Moment räusperte sich Jill: „Sir, ich hab den Scan gerade drei mal durchlaufen lassen – es ändert nichts am Ergebnis. Das Ding ist unbekannt.“
„Und wie ist die Bewaffnung?“
„Vorhanden und – nicht unbedingt etwas, mit das wir uns anlegen wollen würden.“, erklärte die taktische Offizierin. Cal nickte und spürte plötzlich den warmen Atem Agathas in seinem Nacken. Er wandte sich zu ihr: „Und was nun?“
„Keine Ahnung… ruf sie?“
„Gute Idee.“, sagte er, wandte sich an Jill, ehe er stoppte und zu Agatha blickte: „Und was wenn die nicht mit uns reden wollen?“
„Dann machen sie uns platt.“, meldete Jill von ihrer Konsole. Cal schaute sie an, schluckte: „Danke für diese Information. Na dann… ruf mal.“
Ziva David wirbelte herum und verpasste dem Angreifer einen Tritt gegen das Kinn. Dieser ging mit einem schmerzvollen Laut zu Boden. Schnell zog sie ihre Pistole, überprüfte sie auf Ladung und schlich weiter. Das Holodeck war schon ein wirklich sehr interessanter Trainingsort – besser als ihr regelmäßiges Ausdauertraining in „Marios Muskelpalast“, zu dem es sie jeden Freitag abend zog. Zwar stählte die Verbrecherjagd beim NCIS die Muskelpartien der hübschen Israeli zu genüge, dennoch wollte sie sich auch mal ein wenig Spaß gönnen – und da war ein Besuch in einem Fitnessstudio eigentlich ganz praktisch. So konnte man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Hier im Holodeck konnte sie jedoch nicht nur ihren Körper stärken, sondern auch ihre Reaktionszeit verbessern. Das wurde zwar auch in schöner Regelmäßigkeit im NCIS gemacht, meistens dann, wenn man kollektiv zum Schießstand ging, aber hier war es dann doch nochmal eine Spur anders. Hier konnten sie und Tony trainieren, sich in quasi realistische Situationen hineinversetzen und nachher – so hatte man ihr erklärt – war es sogar möglich, diese Trainigsession genauer zu betrachten und festzustellen, wo die Fehler lagen.
Das Magazin der simulierten Baretta lag schwer und kalt in ihrer Hand, als sie die Waffe nachlud. Auch die Pistole als solche hatte noch keine Hauttemperatur angenommen, noch würde sie es jeh tun. Aber das war ihr ganz recht. Dieses Ding war ein Werkzeug, im Zweifelsfall eine Tötungsmaschine. Eines der letzten Gefühle, die man damit verbinden sollte, war Wärme oder „Behaglichkeit“.
Als ihr Angreifer sich ihr näherte, brauchte sie keine fünf Sekunden, um das zu tun, was ihr Instinkt ihr riet. Sie hob die Waffe, zielte und schoss. Das grelle Mündungsfeuer war etwas, woran sie sich inzwischen gewöhnt hatte. Am Anfang – als sie sich beim Mossad ihre allerersten Sporen verdient hatte, war es dieses Mündungsfeuer gewesen, das ihr am Unangenehmsten war. Grell und das damit verbundene Geräusch war so laut gewesen. Auch der Fakt, dass sie tötete, war am Anfang einfach nur unerträglich gewesen.
Eli, ihr Vater, hatte ihr jedoch allzubald eingeschärft, dass die Menschen, die sie umbrachte, solche waren, die sie, ohne zu zögern, töten würden. Und nicht nur sie. Ihre Freunde, ihre Familie… und das alles, weil sie es nicht übers Herz gebracht hatte, abzudrücken.
„Sie würden dich töten, Ziva. Ohne mit der Wimper zu zucken.“, hörte sie die Stimme ihres Vaters in ihren Ohren.
Konnte man es ihr verübeln, dass sie im Laufe der Jahre innerlich verrohte und sich eine zweite Persönlichkeit als flirtend-spielerisches Mädchen zulegte?
Als sie Gibbs getroffen hatte, war es ihr, als hätte er sie auf Anhieb durchschaut. Der Mann war gut. Er hatte sie nur einmal mit diesen eisblauen Augen ansehen müssen und sofort erkannt, wie es in ihr wirklich aussah. Und er war es gewesen, der die Zweifel an ihrem Bruder geweckt hatte. An ihrem Bruder – an ihrem Vater – an ihrer Mission.
Hier, in D.C. hatte sie zum ersten Mal tatsächlich angefangen,
zu leben . Ihre Herkunft, ihre Familie konnte sie nie vergessen – und darum ging es auch gar nicht – aber spätestens, als sie tatsächlich als Agentin und nicht nur als Verbindungsoffizier, beim NCIS zu arbeiten begann – spätestens zu diesem Zeitpunkt fühlte sie sich frei. Sie gehörte hierher.
„ZIVA, ACHTUNG!“, erklang hinter ihr die Stimme Tonys und ehe er die letzte Silbe des Wörtchens „Tung“ ausgesprochen hatte, gellte ihre simulierte Baretta los. Sie hatte den Angreifer gesehen und wollte ihn in Sicherheit wiegen. Der nächste Knall drang aus der simulierten Dienstwaffe Tonys und Ziva wirbelte herum. Direkt vor ihr stand ein Typ, der irgendwie sehr erstaunt dreinblickte. Hatte sie ihn tatsächlich übersehen? Sie blickte an dem Typen vorbei, zu Tony, der immer noch da stand, die Waffe erhoben und den Typen anvisierend. Dann lächelte er ihr zu: „Hey, lass dich auch mal retten.“
Sie grinste gut gelaunt: „Oh, danke, mein Held.“
„Okay – dann gib Alarmstufe Gelb und versuch, wer auch immer das ist, mal guten Tag zu sagen.“, befahl Calvin Nathan Cat in diesem Moment auf der Brücke der Dragonfly.
„Kanal offen, du kannst sprechen.“, sagte die taktische Offizierin. Der Captain nickte ihr zu, wandte sich zum Bildschirm und sagte: „Hier spricht Captain Calvin Cat vom Föderationsraumschiff U.S.S Dragonfly. Mit wem hab ich das Vergnü…gen?“
Er stockte.
Auf dem Bildschirm stand ein Mann vor einer sehr metallisch wirkenden Wand, trug eine Starfleetuniform und einen braunen Hut auf dem Kopf.
„Captain Linkara von der Comicron 1 hier.“, meldete er sich und Cal runzelte die Stirn.
„Linkara? Comicron one?“
Er wandte sich an Agatha: „Kennen wir den?“
„Eigentlich nicht.“, zuckte die XO mit den Schultern, „Aber… ich kenn auch nicht jeden Starfleetcaptain.“
Sam, die gerade die Brücke betrat, stoppte, prallte zurück und rieb sich die Augen.
„Das gibt es nicht.“, grinste sie dann und wandte sich an Cal: „Wie kommst Du dazu in diesem Moment ‚Atop the fourth wall’ zu schauen?“
Der Captain der Sternenflotte runzelte verblüfft die Stirn: „Atop the… was?“
„Naja“, räusperte sich Sam und schaute zum Bildschirm: „Er reviewt Comic-Bücher.“
„Comics?“, echote Agatha, schaute zu Cal und klopfte ihm auf die Schulter: „Nerds unter sich?“
Schulterzuckend blickte der Captain der Sternenflotte den anderen Mann mit der Sternenflottenuniform an und machte eine hilflose Geste: „Sorry, ich kenn Sie nicht. Von welcher Flotte sind Sie?“
„Flotte?“, fragte der Mann mit dem Hut zurück. Er wirkte nun auch ein wenig ratlos, räusperte sich und sagte: „Nimueh? Identifiziere das Raumschiff an Backbord.“
Sofort erfüllte eine sehr angenehm-klingende Frauenstimme den Raum.
„Analysiere… analysiere. Analyse abgeschlossen. Raumschiffkonfiguration entspricht einem Schiff aus dem Star Trek – Seriencanon. Ähnlichkeit zu U.S.S. Voyager vorhanden. Seriennummer anders, Name ebenfalls. Lese Seriennummer und Raumschiffname.
U.S.S. Dragonfly NCC 0815-A. Nähere Daten unbekannt.“
„Nimueh, analysiere und vermute - wo könnte dieses Schiff seinen Ursprung haben.“
Erneut erfüllte die angenehme Frauenstimme sowohl die Brücke der Dragonfly, als auch den Ort, an dem Captain Linkara stand.
„Aufgrund der Form des Schiffes, der Strahlung, die dem Antrieb entweicht, die Ionenspur, die es hinter sich her zieht und der Nomenklatur ist es eine logische Annahme, dass dieses Schiff aus dem Star Trek Universum entstammt.“, erklärte der Computer und Linkara runzelte die Stirn: „Könnte es sich dabei nicht einfach nur um einen weiteren Versuch von Lord Vyce handeln, uns zu schaden?“
„Analyse und Hypothese: Negativ.“
Der Reviewer hob eine Augenbraue.
„Das ist es?“, fragte er und runzelte fragend die Stirn, „Nur
Negativ ?“
„Korrekt“, bestätigte der Computer, „Diverse Fakten – nicht zu letzt der von Ihnen gewählte, momentane Aufenthaltsort Lord Vyces – lässt die Theorie nicht zu.“
Auf der Brücke der Dragonfly hörten die Offiziere diesen Austausch der Informationen mit gerunzelter Stirn mit und irgendwann räusperte sich Cal: „Erm… wer ist Lord Vyce?“
„Unerheblich.“, unterbrach in diesem Moment Agatha und drehte den Captain zu sich: „Schatz, wir haben momentan dringlichere Probleme. Darf ich Dich mal an unseren Tracy-Boy erinnern, der auf der Flucht ist?“
Kurz blickte der Captain beschämt zu Boden, ehe er nickte und sich an Jill und Sam wandte: „Sagt mal – wie siehts aus? Sind die Sensoren soweit?“
„Der erste Suchlauf läuft schon, Cal.“, grinste Sam, „Was meinst Du, wie ich den Typen mit dem Hut gefunden habe?“
„Guter Punkt.“, nickte der Captain ihr zu, wandte sich dann an Agatha und klopfte ihr sanft auf die Schulter: „Dann werden wir Tracy ja bald haben.“
„Ja, so in knapp 4 Monaten.“, sagte der Colonel der Air Force, was Cal dazu brachte, zu schlucken: „Erm… hab ich mich da gerade verhört?
Vier Monate ? Ich hab Gibbs in der Astrometrie innerhalb von 5 Sekunden gefunden.“
„Hey“, rechtfertigte sich die hübsche Blonde, „Gibbs zu finden war ja einfach – Ihr hattet ja einen ungefähren Anhaltspunkt. Jetzt ist Traceless komplett… erm… traceless. Wie in „Verschwunden.“. Das heißt – wir scannen die komplette Erde nach einer spezifischen DNA.“
„Und das ist hier nicht X-Men.“, stellte Jill fest, „Wir können hier nicht Patrick Stewart mit dem Rollstuhl reinholen, damit er ihn sucht.“
Cal rollte mit den Augen: „Und… könnten wir das irgendwie beschleunigen?“
„Wenn wir die
George Hammond dazuziehen, können wir die Zeit signifikant verkürzen. Ich schätze, dass wir es dann in knapp 2 Monaten haben werden.“, erklärte Sam – was den Captain der Dragonfly dazu brachte, zu seufzen und sich auf seinem Platz niederzulassen.
Er schnappte sich ein PADD, gab ein paar Befehle ein und seufzte: „Gut – besser als gar nichts. Wenn Du die Hammond informieren könntest…“
In diesem Moment räusperte sich der Mann auf dem Bildschirm.
Des Captains Kopf ruckte hoch: „Ja, Captain Linkara, was gibt’s?“
„Nun – wir haben auch noch Sensoren. Und ich bin sicher – drei Schiffe sehen mehr als zwei.“
Cal grinste: „… und er hat einen Plan.“
Dann räusperte er sich, schaute zu Jill und Sam: „Wie lange würde es jetzt dauern?“
„Lass mich das mal machen.“, sagte der Reviewer: „Nimueh? Analyse und Hypnothese – wie lange würde es dauern, wenn die Dragonfly, die
George Hammond und die Comicron-One nach einer spezifischen DNA suchen würden?“
„Analysiere“, erscholl wieder die Stimme, „Knapp 14 Tage.“
„Vierzehn Tage? Aber ich muss noch…“, Linkara stoppte, als sich Nimueh wieder meldete: „Achtung, Angriff auf das Hologramm steht bevor.“
„Okay“, sagte Linkara und man konnte hören, dass er sich sicher war, einen Plan zu haben, „Ich muss unsere Konversation beenden. Aber – ich melde mich wieder.“
Damit war er vom Bildschirm verschwunden.