Das Lob des Captains ehrte sie. Jasmine hoffte nur, dass es nicht verfrüht war. Die Sonde in der aktuellen Lage fernzusteuern hatte nämlich etwas von einem Geschicklichkeitsspiel. Die Druckwelle zog sich zwar zurück, war aber immer noch nahe genug, um starke Subrauminterferenzen auszulösen. Als Folge davon brach der Kontakt zur Sonde immer wieder für kurze Momente ab, was wiederum dazu führte, dass sie Jasmines Eingaben und Kurskorrekturen mit einer enervierenden Verzögerung ausführte, und daher durch die Luft taumelte, wie ein betrunkener Vogel, der auf einem Auge blind, auf einem Ohr Taub, und zudem noch halbseitig gelähmt war. Dennoch gelang es der Wissenschaftlerin das kleine zylindrische Objekt nicht nur irgendwie auf die Brückenaufbauten zu-, sondern auch wundersamerweise durch das gesplitterte Glasdach oberhalb der Brücke in den Raum darunter zu steuern, ohne nennenswerte Zerstörungen anzurichten.
Doch der schwierige Teil stand erst noch bevor.
Eins nach dem anderen.
Jasmine aktivierte die Scheinwerfer der Sonde, um besser sehen zu können. Die beiden kreisrunden Lichtkegel schnitten durch die Dunkelheit und enthüllten, dass der Raum nicht mehr viel mit dem Kommandozentrum eines Raumschiffes gemeinsam hatte. So ziemlich alles war abgebaut worden, was man hatte tragen können – doch das war nicht die ganze Wahrheit, denn auf einmal blitzte es, und Jasmine glaubte einen nicht minder sondern eher noch schwerer beschädigten Kontrollraum zu sehen – und er war nicht mehr verlassen. Es dauerte nur einen verschwindend kurzen Augenblick, aber Jasmine war sicher, im Zentrum des Raumes, neben einem umgestürzten Kommandostuhl zwei Männer gesehen zu haben – einen kleinen, mit Glatze und einen großen, bärtigen.
Es blieb nicht bei dieser einen Erscheinung. Das Blitzen wiederholte sich jetzt ständig, und im Wechsel vom flackernden Licht zu völliger Schwärze tauchte und verschwand der Raum immer wieder auf, manchmal unversehrt, manchmal in einem Wust zerborstener Trümmerstücke, und mit den beiden Männern im Zentrum. Die feine Membran der Realität riss auseinander, Gegenwart und Vergangenheit vermischten sich.
Jasmine biss sich auf die Lippe.
Ihnen rannte die Zeit davon.
Sie ignorierte die beiden Männer und ließ die Sonde eine Achtziggrad-Drehung vollführen, um die Tür zum Liftschlacht ausfindig zu machen. Gleichzeitig arbeitete sie fieberhaft an einer Idee, wie sie die Tür überhaupt öffnen sollte.
Es war nötig. In der Vergangenheit – oder der Gegenwart -? Waren die Türen abmontiert worden. Der Zugang war frei – hin und wieder. Die Sonde war klein genug um hindurchzupassen – hoffe Jasmine. Sie fuhr sich mit der Lippe über die Zunge und befahl die Sonde vorwärts – mitten durch die Geistererscheinungen hindurch. Es schien sie nicht zu stören.
Allerdings erkannte Jasmine, dass der Anflugvektor schief war. Die Sonde steuerte zu weit rechts. Jasmine wollte die Kurskorrektur senden, als eine weitere Störung erfolgte und die Verbindung kurzfristig unterbrach.
Als sie wieder hergestellt war, sah Jasmine, dass die Sonde die Korrektur nicht erhalten hatte und gegen die Wand neben der Tür geknallt war.
Jasmine aktivierte den Rückwärtsschub.
Wieder eine Unterbrechung.
Jetzt war die Sonde gegen die rundlaufende Reling geknallt. Jasmine unterdrückte ein frustriertes Schnauben, wischte sich Blut und Schweiß von der Stirn. Sie schielte auf die Lebensformenanzeige. Cake war in Bewegung. Harris und Bruka ebenfalls. Sie näherten sich dem Professor.
Wenn sich Jasmine jetzt nicht allzu ungeschickt anstellte, konnte sie ihn mit der Sonde ebenfalls abfangen. Das
war wichtig. Sie wusste nicht wieso, aber sie spürte, dass die Sonde einen Beitrag leisten würde.
Aber erst musste sie durch dieses verdammte Loch in der Wand!
Jasmine schwitzte.
Sie versuchte es ein weiteres Mal.
Bis es funktionieren würde.