Wieso die Borg? Gab es da noch weitere Zusammenstöße (nach "Endgame")? (Ich muss natürlich dazu sagen, dass ich die "Destiny"-Reihe nicht kenne).
Man müsste fast befürchten, dass schon die Erfahrungen in "Endgame" dafür sorgen, dass bei den Borg ein Lernprozess zu diesen Waffen stattfindet. Im Grunde hätte Janeway der Föderation dann einen Bärendienst erwiesen, denn die Borg werden nicht zögern, das neue Wissen sofort einzusetzen.
Die Destiny-Trilogie dreht sich mehr oder minder um die direkten Konsequenzen von Endgame. Nachdem die Borg ihr Transwarpnetzwerk, oder zumindest große Teile davon eingebüßt haben, haben die Föderation im Allgemeinen und die Menschen im Speziellen auf deren Gefahrenskala einen Sprung nach oben gemacht und werden jetzt als direkte Bedrohung klassifiziert. Als das Kollektiv einen anderen Weg findet, seine Kräfte schnell in den Alphaquadranten zu verlagern, schickt es hunderte von Kuben, um die Erde und ihre Verbündeten aus dem Weg zu räumen.
Und als die Invasion richtig anläuft, kommt dann auch der Punkt, an dem die Transphasentorpedos ihre Wirkung verlieren, weil genau das was die Admiralität befürchtet hatte schließlich eintrifft: Der massive Einsatz der Torpedos durch die Sternenflotte und ihre Verbündeten führt dazu, dass die Borg eine Möglichkeit finden, sich anzupassen und die Waffen nutzlos zu machen.
In Bezug auf die Zukunftstechnologie und deren Umgang damit gibt es in den Romanen noch eine weitere Erwähnung, die direkt mit Destiny zusammenhängt (der Roman erschien später, die Szene spielt aber vor der Trilogie, direkt nach Endgame): Eine Rückblende in den Department Of Temporal Investigations-Büchern zeigt die DTI-Agenten Dulmur und Lucsley, die gerade aus einem Debriefing mit Janeway kommen und sich beide die Hände reiben, dass Janeway klar der Verletzung der obersten temporalen Direktive schuldig und dazu auch noch eindeutig uneinsichtig ist. Der Fall ist für die beiden klar, die Technologie wird konfisziert, Janeway kommt vor Gericht und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verurteilt werden.
Dann aber kontaktiert sie ihr Boss, der Direktor des DTI, zusammen mit einem Zeitagenten aus dem 28. Jahrhundert. Die Order von "oberhalb" (die Kommandokette der temporalen Organisationen läuft von der Zukunft in die Vergangenheit, aus naheliegenden Gründen) ist, die Anklage fallen zu lassen und die Technologie dort zu belassen, wo sie ist. Von einem wütenden Lucsly zu den Gründen befragt, schweigt sich der Agent aus, deutet aber an, dass es für den Erhalt der Zeitlinie nötig sei, dass die Waffen nicht konfisziert werden.
Später wird impliziert, dass die Geschehnisse von Destiny die letzte Möglichkeit waren, die Borg als Ganzes aus dem Spiel zu nehmen. In jeder Zeitlinie, in der sie den Konflikt gegen die Föderation nicht an dieser Stelle verlieren, breiten sie sich bis zum 26. Jahrhundert über die gesamte Galaxis aus und assimilieren alles Leben darin. Und auch wenn sie letzten Endes nicht das Wundermittel waren, das man sich damit erhofft hatte, stünden die Chancen der Föderation ohne Transphasentorpedos in diesem Konflikt gleich Null. Also muss die Technologie im Spiel bleiben, damit die Zukunft eine Zukunft hat.
(Dies dient übrigens auch als Erklärung dafür, warum im Zuge des temporalen kalten Krieges niemand in der TOS- oder TNG-Ära aufgetaucht ist: Alle beteiligten Parteien waren davon abhängig, dass die Föderation überlebt und keiner war wagemutig genug, an seinem eigenen Ast zu sägen, indem er an deren Entwicklung herumpfuscht. Selbst die Aktionen des "Future Guy" aus ENT gegen Archer galten als absolut hochgefährlich, leichtsinnig und dumm.)
Persönlich sehe ich diese Supertechnologien aus dramaturgischen Gründen lieber - wie auch immer man das jetzt rechtfertigt - in der Versenkung verschwinden. Sowohl Panzerung, als auch Torpedos schaffen im Grunde nichts weiter, als entweder den Status Quo komplett zu Gunsten einer nun quasi unantastbaren Sternenflotte zu kippen, oder einen Plotaufhänger zu liefern, dass sich alle Machtblöcke in Reichweite um den Besitz dieser Superwaffen kloppen. Ein Schiff, das mit beiden Technologien ausgestattet wäre, besäße quasi einen eingeschalteten "God-Mode": Es wird unverwundbar und kann jeden denkbaren Gegner mit einem einzigen Schuss vernichten. Klar kann man daraus auch noch etwas konstruieren, aber das Universum ist besser dran, wenn beides gar nicht erst groß in Umlauf kommt.
In meinem persönlichen "Headcanon" für Revelation gab es daher zum einen eine kleinere (aus einer nicht vollendeten Kurzgeschichte adaptierten) Andeutung, dass die Voyager kurz nach Endgame aus dem Dock gestohlen und zerstört wurde, bevor man alle Technik vollständig analysieren konnte, die darauf verbaut war (was auch die Abwesenheit von Slipstream-Technologie erklärt) und was die Forschung in diesem Bereich um Jahre zurückwarf. Und zum anderen existiert ein Vertrag zwischen so ziemlich allen existierenden Großreichen, in dem Transphasentorpedos (neben Thalaronwaffen, Genesis-Technologie, etc.pp.) zu offiziell geächteter Technik erklärt werden, deren Einsatz außerhalb eng definierter Grenzen wie weiteren Borg-Invasionen als Kriegsverbrechen angesehen wird.