Diese Folge hat es geschafft, dass ich dem Staffelauftakt nachträglich eine Note besser - nämlich von 4 auf 3 - gegeben habe.
"Penance" erhielt eine Fünf.
Qs Auftritt, fraglos interessant, bringt mich am meisten zum Grübeln.
Diese andere Welt, in die er Picard und die anderen verfrachtet hat, hingegen ist das erwartbare Potpourri schlichter MU-, TCW- oder Terra-Prime-Versatzstücke.
Versklavung, explodierende Häuser, Schießereien, durchgeschnittene Kehlen, fremdenfeindliche, autoritäre, brutale Regime - das alles hat für mich nichts mit Unterhaltung zu tun. Und eigentlich dreht es sich beim Dargestellten wohl in den Augen der Macher um nicht mehr als Unterhaltung, denn der obligatorische Aufruf Picards, man müsse die Vergangenheit ändern, um alles zu korrigieren, ist ein Allgemeinplatz und ST- und Science-Fiction-Klischee.
Wo sich die ursprüngliche Spiegeluniversumsfolge von TOS noch bemühte, die unmenschlichen Verhältnisse im Dort und Jetzt wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, ein Umdenken zu bewirken, bleibt die Welt aus "Penance" bloßes Vehikel, um eine Motivation für die Crew und fragwürdige Schaueffekte zu liefern.
Dass sich Picard desorientiert fühlt, ist nachvollziehbar. Was geht ihn das Ganze schon an? Nachdem es sich um eine Art falsche Gegenwart handelt, strengt er sich wie erwähnt ja gar nicht an, um die Verhältnisse zu ändern. Gut, das sei einfach mal so als Prämisse vorausgesetzt.
Aber was soll das ganze Setting? Was will Q Picard damit sagen? Anders als in TNG "Willkommen im Leben nach dem Tode" geht es hier nicht um eine Entscheidung, die Picard einst getroffen hat, und erst recht nicht um eine Verfehlung. Picard hat schließlich nichts mit dieser Konföderation zu tun; auch nichts mit dem LA des Jahres 2024.
Das bringt mich zum mysteriösen Teil, der sich mit der Motivation von Q beschäftigt.
Picard empfindet es ja so, dass es Q nicht gut geht, und tatsächlich wirkt die Darstellung Qs mMn wirklich so, als spielte hier ein ganz persönlicher Groll auf Picard mit hinein, der wohl nicht nur dadurch erklärbar ist, dass Picard nichts aus seinem Potenzial gemacht hat.
Auch diese merkwürdige Verfehlung, die Q Picard gegenüber andeutet... Droht uns da noch die große Enthüllung, dass Picard wirklich noch etwas Großes auf dem Kerbholz hat? Oder bin ich hier auf einer völlig falschen Fährte?
Ein paar Aspekte, die mir noch aufgefallen sind:
- Highlight der Folge war für mich ganz eindeutig Spot 73! Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich mich an den schlau-lustigen Supercomputer Sam, den treuen Begleiter von Jonas, aus der Science-Fiction-Krimi-Hörspielreihe "Der letzte Detektiv" erinnert fühlte!
- Die Sets und die Props wirken auf mich größtenteils ziemlich hochwertig.
- Während die musikalische Untermalung der Borg in "The Star Gazer" mehr was von dem hatte, was Brian Tyler für ENT komponierte, tritt hier ganz klar wieder das Motiv von Jerry Goldsmith für FC in den Vordergrund.
- Der Auftritt der Borg-Königin war für mich ambivalent. Einerseits "stimmungsvoll-gruselig", anderseits... schwer in Worte zu fassen. Die Szene, in der Jurati sie zum Interface schiebt, wirkte auf mich unfreiwillig komisch. BTW: Wer kann sich noch an die Köpfe aus "Futurama" erinnern?
- Apropos Jurati: Sie war nerviger denn je. Wahrscheinlich soll sie so eine Art comic relief sein? Richtig erheiternd fand ich sie nicht.
- Am meisten gelacht habe ich, als Elnor die Sicherheitsleute angriff, nachdem er sich zuerst verprügeln hatte lassen. Gelacht habe ich nicht, weil das irgendwie lustig war, sondern nur, weil die zur Schau getragene Gewalt die ganze Lächerlichkeit und Hilflosigkeit der Macher in verschiedenen Phasen der Serie im Umgang mit Action und im Umgang mit dieser Figur im Besonderen zeigt. Cringe, wie man heutzutage sagt.
"Penance" schafft es durchaus, eine Schreckenswelt zu zeigen, die es zu verhindern gilt. Nur hat das nichts Neues, keinen sozialkritischen Mehrwert. Möglich, dass ich irgendwann auch diese Folge noch besser bewerten werde, im Moment bin ich aber von der zweiten Folge der zweiten Staffel eher enttäuscht.