Ich habe auch festgestellt, dass diejenigen, die wirklich außerordentlich gute Sachen machen - seien es Bilder, oder Geschichten, oder sonstwas -, und in irgendeiner Form talentiert sind, wahnsinnig selbstkritisch mit sich selbst umgehen. Wohingegen der 0815-Kreative seine halbgaren und meist nicht einmal sonderlich ernst gemeinten Werke in den Raum schmeißt, als hätte er gerade den heiligen Gral gefunden. (Habt ihr so kurz vor Indy 4 eine andere Analogie erwartet?). Diese Selbstkritik ist bis zu einem gewissen Grad auch völlig in Ordnung. Zum einen stachelt man sich selbst dadurch immer wieder an es besser zu machen. Zum anderen beeindruckt man natürlich, wenn man sehr gut ist, seine Arbeit aber dennoch etwas (die Betonung liegt auf \"etwas\") herunterspielt. Ich räume bei angekündigtem Besuch auch immer auf, und sage dann gerne beim Eintreffen der Gäste \"Ach, schaut euch besser nicht um. Ich kam noch nicht zum Aufräumen\" woraufhin meistens derselbe \"Ach scheise, das nennt der unordentlich? Soll er mal zu mir kommen\"-Blick ernte. Ehehhehehe. Wo war ich? Ach ja. Aber es besteht auch immer die Gefahr, dass man sich mit übertriebener Selbstkritik ins Aus schießt, weil man einem Jammerlappen selten gerne zuhört. Und immer wieder zu sagen \"doch, doch, das ist toll\" wird irgendwann auch langweilig. Das ist also eine schmale Linie die man dort wandelt.
Selbstkritik ist vollkommen okay. Sie ist sogar notwendig. Man muss ehrlich zu sich sein, wenn man sich verbessern will, ganz klar. Trotzdem sollte man sich seine Erfolge nicht wegnehmen - das werden andere noch das ganze Leben lang versuchen und teilweise auch schaffen. Ich mäkel an meinen Sachen auch gerne herum, weil ich mir große Vorbilder setze und die auch erreichen will. Das hält mich aber nicht auf, meine Sachen mit stolz geschwelter Brust zu zeigen, es sei denn, es ist wirklich etwas damit nicht in Ordnung, und ich habe das Gefühl, dass es hätte sehr viel besser werden können. Und du bist gut, Doomhammer! Keine Ahnung, wie viel das Kompliment von mir wert ist, da ich auch nicht gerade fachkundig bin. Aber ich habe schon andere mit weniger Talent ein Kunststudium beginnen gesehen...
Jetzt zu den Bildern. Jeder hat so seine Schwäche. Bei dem einen hapert es am Körper, bei mir an den Händen. Deine Schwäche sind Gesichter und organische Formen. Noch. Der gesichtslose Stormtrooper beispielsweise ist hervorragend, da gibt es nichts dran zu rütteln. Da stimmen die Proportionen größtenteils (die Beine sind nur ein bisserl kurz), die Schatten und so weiter. Bei Adama kann man zwar ganz klar erkennen, wer das große Vorbild ist, aber hier sind dir ein paar Schnitzer passiert. Das Problem ist nicht die Wangenpartie. Edward James Olmos hat eben diese etwas eingefallenen Gesichtszüge und seine rechte Wange wäre bei dieser Ansicht einfach schattiger, dunkler und damit hervorgehoben. Das hast du schon mal super beobachtet. Nein, dein Problem ist eher das Auge links, das größer ist als das rechte, und dann auch noch eine andere Position einnimmt. Außerdem gucken die Pupillen in leicht unterschiedliche Richtungen. Der Mund entspricht schon dem Adamas, aber er erscheint mir zu weit unten. Oder die Kinnpartie hätte etwas größer ausfallen müssen. Bin mir nicht sicher.
Du musst ein bisschen mehr mit Symmetrie arbeiten. Was meine ich damit? Weil ich das Zeichnen wirklich lernen und gut beherrschen will, habe ich mir vor einer Weile in einem Art-Kurs angemeldet. Und das erste, was die verzapften, war, dass man in geometrischen Figuren denken solle. Hab sie für bekloppt gehalten. Wo sich mir das bei Objekten noch erschloss, konnte ich mir wenig vorstellen, in menschlichen Körpern eine Ansammlung aus Kreisen, Dreiecken und was-weiß-ich zu sehen. Zumal ich sowieso eher mitten drin anfange, meist mit Nase oder Augen. Aber es hilft tatsächlich, wenn man den Kopf erstmal als Kreis sieht und sich ein paar horizontale und vertikale Linien zur Orientierung hauchdünn zeichnet. Ich kanns nicht so gut erklären und zeige es dir am besten mal Anhand eines Beispieles. Nehmt mich dafür jetzt nicht auseinander. Es ist nicht sonderlich akkurat, denn ich habe es flott gemacht und nur zur Veranschauung, damit du weißt, was ich meine:

Mach dir solche Orientierungshilfen für die Position der Nase, der Augen und des Mundes. Ich wollte es auch nicht glauben, aber das hilft tatsächlich. Nach etwas Übung hat man irgendwann den Dreh raus. Was ich dir auch noch sagen würde ist, die Augen kleiner zu machen. Mir hat man den Tipp gegeben, dass man sich ein drittes Auge mit derselben Größe, zwischen die normalen Augen denken soll, damit man den Abstand zwischen ihnen hinbekommt. Das geht natürlich nur bei Frontalansichten einer Person sehr leicht. Andere Ansichten sind etwas schwerer. Dafür braucht man Phantasie und räumliches Denken. Aber daran sollte man sich dennoch orientieren. Bei dir passt da kein drittes Auge dazwischen, was heißt, dass du sie entweder zu groß machst, oder zu nahe beieinander. Du machst sie zu groß. Genau wie die Pupillen.
Und je kleiner das Bild der Person, die du darstellst, desto mehr Linien kannst du weglassen. In diesem Comic beispielsweise. Da brauchst du ein Auge nicht mehr oval zu malen. Da genügt es manchmal sogar nur den oberen Strich zu ziehen und die Position der Pupille zu setzen. Beim Mund sieht es genauso aus. Keine drei Linien (Obere Lippe, zwischenraumdinger, untere Lippe), sondern einfach zwei.
So. Ich hoffe das hilft dir irgendwie weiter. Ich will auch nicht zu viel palavern, da ich mich sonst noch so anhöre, als hätte ich Ahnung von dem, was ich hier sage

Außerdem sind es nur Kleinigkeiten, die Adama beispielsweise demolieren. Unregelmäßigkeiten. Unregelmäßigkeiten, die das Gesamtbild aber erheblich verändern. Wie gesagt, man erkennt (wenn man mit BSG vertraut ist) sofort, um wen es sich handelt. Das ist ja schon mal ein großer Verdienst.
Du kannst das definitiv. Musst halt noch ein bisschen üben, ausprobieren und perfektionieren. Ich versuche auch jeden Tag ein bisschen was zu kritzeln. Das meiste geht auch in die Hose - aber die Sachen zeige ich dann einfach nicht
