Ihr überseht hier noch etwas; es geht nicht nur um die Ba'Ku, sondern um ein gesamtes Ökosystem. Es wurde klar gesagt, wenn man versucht die regenerativen Energien der Ringe zu ernten, würde die Strahlung alles Leben auf dem Planeten vernichten. Also auch Flora und Fauna. Normalerweise hoppelt die Föderation nicht durch die Galaxis, um mit Schaufelbaggern alles Platt zu machen. Mit Genesis hat man sich noch Mühe gegeben, eine völlig unbewohnte Welt zu finden.
So wie der Film es darstellt hatte die Föderation das Ökosystem bereits abgeschrieben, denn man hatte ja offenbar vor den Plan durchzuziehen, sobald die Ba'ku evakuiert sind.
Was hätte Dougherty denn gemacht, wenn das raugekommen wäre? Wenn ein paar Reporter nachgehakt hätten? Wenn es Protstbewegungen gegeben hätte?
Dann hätte er auf Errungenschaften verweisen können, die Milliarden von Lebewesen zugute gekommen wären
Wären die Abends zu Bett gegangen und hätten sich an mächsten Tag ganz woanders befunden, so wie man es mit den Ba'ku vorhatte? Weil genau da fängt es nämlich an. Wenn man sein illegales Handeln einmal für das höhere Gut rechtfertigt, kann man es immer wieder machen. Und irgendwann richtet sich dieses Denken gegen die eigenen Leute. (Dougherty hat auch zugelassen, dass Ruafo seine Schiffe gegen die Enterprise entsendet, um sie zum Schweigen zu bringen) Und Schwupps, ist die Demokratie weg. Genau deshalb hat Picard zu den Waffen gegriffen. Er hat ja nicht nur die Ba'ku verteidigt, sondern alles, wofür seine Organisation und Uniform steht.
Das ist in meinen Augen auch einen stark vereinfachte bis - sorry - extremistische Sichtweise auf die Angelegenheit. Du blendest aus, dass die Entscheidung etwas Anderes ist als das Aufwiegen des Wohles eines Volkes gegen abstrakten wissenschaftlichen Fortschritt. Die Zwangsumsiedlung der Ba'ku ist ein Übel, ja, aber betrachten wir es mal nüchtern: Entweder man siedelt eine Gruppe von sechshundert gegen deren Willen um, oder man verzichtet auf medizinische Technologie die mit absoluter Sicherheit Millionen, auf lange Sicht Milliarden Leben könnte.
Der Film vermeidet es in meinen Augen auch bewusst, dass die Ba'ku wirklich Stellung in dem Konflikt beziehen müssen, sie sagen nirgendwo explizit "Ja, uns ist unser Leben hier wichtiger als aller Nutzen, den man aus der Strahlung ziehen kann, wir wollen trotzdem hier bleiben." Und warum nicht? Weil die Ba'ku dann als egoistisch da stehen würden und sich jeder Zuschauer gefragt hätte, warum zum Teufel unsere Helden das unterstützen.
Auch hätte man Dougherty IMHO keine kranke Tochter oder Frau angedeihen lassen müssen (Klischee?), es hätte gereicht ein paar Kommentare der Art einzustreuen, wie sie in DS9 zu den Verlusten des Krieges gemacht wurden und wie sehr das die Führungsriege belastet. Eventuell Flashbacks oder anderweitige Blenden zu Opfern, denen mit der Strahlung geholfen werden könnte. Aber auch das tut der Film nicht, denn es würde seine glasklare "Message" nur verwässern.
Und apropos DS9: Dort hat man u.a. in "In the Pale Moonlight" sehr schön aufgezeigt, was für einen Gewissenskonflikt so eine Entscheidung darstellt und das es mitunter keine "richtige" Entscheidung gibt. Hier wird das Ganze so konstruiert, als wäre das ein simpel zu durchschauendes Problem mit einer klaren Schwarz-oder-Weiß-Lösung. Entweder wir bleiben unseren Prinzipien bis zum Tode treu ODER wir rutschen in die Hölle ab, keine Kompromisse sind akzeptabel. Das ist jetzt nicht gerade das, was ich von einer umfassenden Betrachtung des Themas erwarte.