Jein.
Ich hatte vor oben einen Absatz anzufügen der Art; "Das Thema ist in dem Film dermassen stark vertreten, wie man es von einem JJA Film noch erwarten kann..." - will sagen, er ist ein Regisseur dem solche Bezügen schon reichen und der das gewiss als tiefgründiger und ausreichender betrachtet als wir.

Heißt das übersetzt soviel wie: Weil der Regisseur so unbeholfen oder, hmm, schlecht ist, müssen uns platte Andeutungen genügen, um sie als Botschaft zu feiern??

Dennoch gibt es in ST:ID einige Szenen die Nachdenklich machen sollten, dass etwas mehr dahinter steht... ZB das die Familie des Attentäters, die kranke Tochter und der Kampf um ihr Leben gezeigt wird... wie ausgeführt für den Film eigentlich nicht relevant.
Gerade weil das mit der Familie / Tochter des Attentäters so wirklich ansprechend inszeniert wurde, wirkte es auf mich relativ lächerlich, wenn mir ein Cumberbatch-Khan weißmachen will, er täte alles, weil seine Mitstreiter seine Familie wären.
Khan kämpft für seine Leute/Familie... ich seh nicht das Spock oder Sybok gross was täten um einen "Familienbeziehung" herzustellen.
Nicht? Spock kommt in die Situation, in der seinen Halbbruder töten soll. Hier haben wir wenigstens schon mal eine direkte Interaktion zwischen den Familienmitgliedern, die dann auch immerhin ein wenig Dramaturgie aufweisen kann. Nicht, dass die Familiendarstellung Spock / Sybok besonders hochwertig und ausufernd war (nebenbei: Ich mag die kurze Szene, in der sich Sybok von Spock verabschiedet), aber ob der neue Khan jetzt für seine Pseudo-Familie kämpft oder weil er einfach wahnsinnig ist... also emotional hat mich Khan nie gepackt, also verfehlt er schon mal die emotionale Seite, die bei Familienbanden doch eine wichtige Rolle spielen sollte, so ziemlich komplett.
Auch das Carol Marcus Vater der Bösewicht ist... hätte es nicht unbedingt gebraucht.
Na ja, es geht schon einmal damit los, dass es Carol Marcus nicht gebraucht hätte

Und trotzdem habe ich das Bild mit ihr in Unterwäsche vor Augen. Honi soit qui mal y pense

Natürlich ist das ein Familien-Motiv, da gebe ich Dir schon recht.
Und das Kirk hier in diesen Filmen zu Pike noch eine fast engere Beziehung hat als zu Spock ist auch Augenscheinlich... der "Verlustmoment" ist also schon bewusst gesucht, genau wie das Thema, so mein Eindruck.
Zumal sie eben (nicht wie in Deiner Aufzählung) als Motiv in jedem Handlungsstrang auftaucht und auch angesprochen wird.
Der Tod von Spocks Mutter im vorherigen Teil ist dagegen auch ein gutes Beispiel... er ist nur Vorwand um später Spock abzusägen und inszenatorisch ist der Tod schwach dargestellt... anders bei Pike.
Dass Pike eine Vaterfigur war, sehe ich genauso. Dass sein Tod so viel besser inszeniert war? Ich weiß es nicht, meiner Wahrnehmung nach war das nicht wirklich der Fall. Man hat sich doch nicht wirklich viel mehr Zeit genommen. Bei Spock kann man sagen: Er ist halt Vulkanier. Aber gut, das Aufrechnen hat deswegen nicht viel Sinn, weil der erste JJA-Film ja sehr verachtend mit Gefühlen wie Trauer umgegangen ist.
Das Motiv in jedem Handlungsstrang: Na ja, c), d) und e) würde ich jetzt nicht sooooo stark gewichten, wenn es um das Motiv Familie geht.
Zweitens darfst Du nicht vergessen das die anderen Kinofilme alle mit gereifteren Helden antreten... so das Familie da fast unausweichlich ein Neben/Rand-Thema ist. In TOS war das noch nicht so der Fall. Ich glaube hier müsste man dann eher den Vergleich zu ID ansetzen...
TOS war eine Fernsehserie aus den Sechzigern. Da kann man nicht die gleichen Maßstäbe zu heutigen Produktionen anlegen.
Ich sehe es nicht so, dass mit zunehmendem Alter der Figuren das Thema Familie ein Selbstläufer werden muss, wenn die Story das nicht auch so haben wollte.
Und Star Trek hat in Bezug auf das Thema auch mehrfach ins Klo gegriffen; Zb der weinende Picard in Generations wirkt sehr peinlich... das "Familie" für ihn nun ein Thema sein soll sehr Unglaubwürdig und OOC. Und Sybok als Spocks Halbbruder hat auch in etwa die Bindunsgswirkung von... einem Schluck Wasser. Also da kommt Into Darkness, selbst wenn man einige Aspekte für schwach hält, schon besser mit dem Thema um die Ecke.
Tja, "Generations" ist ein Kapitel für sich. (Übrigens ist da Kirk mit seiner Frau im Nexus auch noch ein Familien-Element). Klar ist der weinende Picard, joah, vielleicht auch etwas peinlich. Aber die Szene im Nexus, in der er seinen Neffen zurückruft und umarmt, finde ich durchaus bewegend. Auch seine verkrampfte Atmung, als er die Nachricht auf dem Holodeck empfängt, und wie harsch und unkonzentriert er im ersten Filmdrittel ist, ist einigermaßen eindrücklich. Da wir in TNG seinen Bezug zu seinem Bruder und zu seinem Neffen schon kennen, ist es erstrecht nicht unglaubwürdig, dass auch ein Mann wie Picard es als eine große Belastung empfindet, wenn seine Familie praktisch wegstirbt. Denn selbst wenn Picard nicht pausenlos über seine Familie gesprochen hat, heißt das nicht, dass sie völlig bedeutungslos für ihn ist, vor allem, wenn dann eben etwas dieser Tragweite passiet. Da bräuchte es noch nicht einmal eine Erklärung wie die, es ging auch darum, dass der Name Picard weitergetragen wird. Das passt also schon.
Aus Sybok und Spock hätte man natürlich mehr machen können, siehe oben.
Aber interessant fand ich es eben schon, dass man Familien-Motive mehr oder weniger in allen ST-Filmen antreffen konnte.