@max
Dann kann man doch mal ergründen, warum bei zwei Filmen mit ähnlicghen Lösungen innerhalb des selben Franchise der eine hoch gelobt wird - ich mag FC auch sehr gerne - und der andere so neidrig in der Gunsts teht dass die autoren angst vor dem scheiterhaufen haben müssen. Das versteh ich nicht.
Das ist eine interessante, vielleicht ein wenig schwierig zu ergründende Frage, würde ich annehmen.
Ich glaube, dass es sich vielleicht folgerdermaßen verhält...
Bei "FC" waren die Kontinutäten viel größer und spielten in der Wahrnehmung der Zuschauer oder auch für die Zuschauer eine andere Rolle.
Wir hatten immer noch Picard und seine Crew. Die Schauspieler agierten mit ihren Rollen in einem "Erzählgefüge" (A führt zu B führt zu C führt zu D), das stark dem glich, was man von früher her kannte.
Störungen dieses Konzepts (in Bezug auf die Figuren beispielsweise, dass Picard durchaus auch OOC ist; oder in Bezug auf das Storytelling, dass die ganze Borg-Idee plötzlich so reduziert wird, dass man den Borg-Kubus innerhalb einer Minute zusammenschießen kann und sich die Kollektiv-Bedrohung auf eine Königin konzentriert, die dann zu beseitigen ist, indem man einfach den Raum mit Plasmakühlmittel flutet - simpler können Lösungen ja kaum sein!), solche Störungen also werden gleichsam geschluckt oder kompensiert. Denn sie sind noch Ausdruck gewisser Erwartungen (auch ST-Fans wollen Action ohne großes Nachdenken sehen), aber durch die Art, wie die Geschichte erzählt wird - nämlich mehr oder weniger aus einem Guss - bleibt halt noch viel des alten Gefühls, das man mit Star Trek verband.
Und dieses alte Gefühl ist für die Zuschauer von "FC" noch wichtig gewesen. Für die Fans von TNG war wahrscheinlich schon von Bedeutung, zu spüren, dass das, was man da jetzt sieht, Teil von etwas ist, was einen schon eine Weile im Leben begleitet hat.
Das ist dann eine interessante Mischung: Genug Kontinuitäten, die gewünschte Erwartungen nicht behindern, wobei die klassische Erzählweise die Mainstream-Lösungen nicht auch noch betont.
Meiner Wahrnehmung nach verhält sich das bei JJAs Star Trek-Ansatz grundsätzlich anders.
JJAs Star Trek ist Ausdruck einer Popkultur, deren (Lebens)Gefühl nichts mit einer bestimmten Science Fiction-Serie aus den Neunzigern oder gar Sechzigern zu tun hat. Das ist der Grund, warum es sozusagen einfach nicht gut ausgehen kann, wenn der alte Kirk mit dem Pine-Kirk oder der alte Spock mit dem Quinto-Spock verglichen wird.
Die Zuschauer, die aus dem Mainstream neu dazu gekommen sind, tun das aber auch gar nicht. Sie vergleichen nicht, denn sie kennen das Alte (fast) nicht. Sie interessieren sich auch nicht für die Kontinuitäten (etwa, ob Leonard Nimoy mit von der Partie ist oder nicht). Für die eigentliche Zielgruppe existiert ein OOC also meiner Einschätzung nach nicht - für die alten Fans schon; die nehmen Kirk, Spock & Co. eben ernst, weil sie seit Jahren und Jahrzehnten einfach anders in ihr Fernseh- und Kinoleben integriert waren.
Zusätzlich glaube ich, dass die Mainstream-Lösungen für manche nicht durch andere Aspekte "geschluckt" oder kompensiert werden, weil JJA und sein Team ihren Filmen eine grundlegend andere Struktur geben, die gar nicht erst versucht, den Selbstzweck mancher Tricks zu verschleiern. Da bin ich wieder bei der modernen Popkultur: Es geht nicht um das ganze Gefüge, es geht um einzelne Glanzpunkte, um schnell und unkompliziert herausgeholte Reize, die Staunen, Lachen und dergleichen mehr auslösen sollen. Die Reize entstehen weniger durch die Geschichte, die Geschichte entsteht durch die Reize, die die Macher setzen wollten und das Ergebnis ist sehr episodenhaft und eben keine klassisch aufgebaute Geschichte.
Diese Mischung ist dann für viele alteingesessene Fans eher brisant.