Also ich bin Martin dankbar für sein Buch: Hätte er es nicht geschrieben, hätten wir diesen unterhaltsamen Review von Dir nicht bekommen!!
Ach na ja, ein ordentliches Review sieht natürlich auch anders aus. Ich bin ja kaum auf die Story eingegangen - zum einen, weil ich sie für deppert halte, und zum anderen, weil... mich der Roman auch irgendwo geärgert hat. So schnell wird jettz keine Story mehr kommen, die den Gorn einen Hintergrund gibt. Das war die eine Chance, und die ist jetzt vertan. Außerdem ist es mir ein Rätsel, warum man guten Autoren wie Peter David und KRAD keine Aufträge mehr erteilt, dafür aber eben jemandem wie Mangels der bestensfalls durchschnittlich schreibt. Titan ist seine Erfindung. Komischerweise waren die Titan-Romane immer nur dann gut, wenn andere Leute sie geschrieben haben.
Ja, ich muss sagen, so schlecht klingt das Setting an sich wirklich nicht und ich muss zugeben, dass ich trotz allem gespannt, nun, was sie am Ende wirklich getan haben
Ja... nix halt. Die Probleme haben sich alle durch unglaubwürdige Entwicklungen in Wohlgefallen aufgelöst. Da war halt noch ein Gorn-Kriegsschiff involviert, das von verstrahlten Gorn geführt wurde, die den Verstand verloren hatten. Die wollten diese Terraforming-Maschine, die die anderen Gorn-Schiffe auf Hrnr einzusetzen gedachten, irgendwann zerstören. Das... hat zwar keinen Sinn ergeben, da diese Verstrahlten die erste Hälfte des Buches eigentlich etwas ganz anderes wollten (nämlich die Terraforming-Maschine für sich haben), aber sei's drum. Sind halt verstrahlt. (Das trifft auch auf jeden zu, der sich den Roman kauft, glaube ich). Na jedenfalls mischt sich die Titan da am Ende ein und hält das pöhse Gorn-Kriegsschiff der Verstrahlten mit noch so einem Verstrahlten fest, nämlich mit dem Traktorstrahl. Kurz. Denn irgendwann fällt der Traktorstrahl aus und die Vertrahlten Gorm rammen das Terraforming-Ding. Beide werden vernichtet. Damit hätte sich dann auch das Problem erledigt, dass die Gorn (und damit der Typhon Pakt) eine Maschine vom Genesis-Kaliber in den Händen hätten.
Na jedenfalls ist der Kommandant der Gorn-Flotte, die die Terraforming Maschine beschützen und einsetzen sollte, so ungeheuer beeindruckt von Rikers selbstloser Traktorstrahl-Tat, dass er völlig vergisst, wie er auf den anderen gut 400 Seiten des Romans Säugetieren total misstraute und Riker am liebsten aus dem System geprügelt hätte. Frieden durch Traktorstrahlen. Auch nett. Riker das Verhandlungsgenie ist dann zu eben jenem Gorn rübergebeamt und hat ihn davon überzeugt, den Planeten der Hnrhnr als Brutstätte für die Eier zu nutzen. Denn wie sich am Ende herausstellte, war es gar nicht nötig, einen Planeten für die besonderen Ansprüche der Eier umzugestalten. Man muste einfach nur den genetischen Code der Eier umgestalten. Das heißt, diese drohende Gefahr um die Vernichtung der Hnrhnr war kompletter Humbug.
Zeuge von Rikers krassen Verhandlungen ist man übrigens nicht geworden, weil Martin anscheinend keinen Bock hatte das zu beschreiben. Stattdessen blieb er während Rikers ganzen Abwesenheit auf der Titan und zeigte uns, wie sich Christine Vale im Kommandostuhl räkelt, und sich fragt, was Riker da drüben bei den Gorn eigentlich gerade so alles erzählt. Ha-ha! Lustig Martin.
Oh, und die Hnrhrn (oder wie auch immer die noch mal hießen) hatten übrigens die ganze Zeit Warptechnologie, weshalb es letztendlich auch kein Verstoß gegen die oberste Direktive war, dass das Außenteam um Commander Vale unfreiwillig Kontakt mit den Hrnrr aufgenommen hat. Und da Vale die eigentlich pazifistischen Hrnrhnr irgendwie davon überzeugen konnte, dass es manchmal nötig ist, anderen Völkern mit Durchsetzungvermögen (Waffengewalt) zu begegnen, werden sie wohl auch gaaaar keine Probleme haben, mit den Gorn auszukommen.
Hab ich was vergessen? Ach ja, da war ja noch kurz der Storyfaden um die Terraforming-Maschine, die eine KI und womöglich die Schöpferin der Gorn war, aber da ist Martin nicht mehr weiter drauf eingegangen, weil... das hätte ja interessant sein können. Dann lieber Pew Pew.
Und Tuvok hatte auch irgendein Trauma aus früheren Erfahrungen mit Terraforming-Maschinen. Das hat aber keine Rolle gespielt, weil es irgendwann vergessen wurde. Vielleicht ist er über das Trauma ja auch hinweg, immerhin bekam er die Gelegenheit mit der KI eine Geistsverbindung einzugehen. Das hat man als Leser übrigens auch vorenthalten bekommen, das wurde so nebenbei gesagt.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann stolpern sie immer noch durch die Galaxis. Hooray!
Es ist so, dass ich das an manchen Stellen sogar schätzen würde. Gerade für die Gorn böte sich hier eine grandiose Gelegenheit, eine ganze Zivilisation zu entdecken. Dort ins Detail zu gehen und uns mit vielen, vielen Seiten "trockener" Informationen zu "langweilen", kann dann doch auch spannend werden, wenn man es ordentlich in einen Kontext bringt und es ansprechend (auch mit einem Ziel) aufbereitet.
Genau das habe ich eigentlich auch von diesem Roman erwartet. Das ist ja im Grunde auch der Sinn der Typhon Pakt-Romane. Eine bisher kläglich vernachlässigte Spezies herauszupicken (Gorn, Tzenkethi, Breen...), und ihnen einen Hintergrund geben. David Mack hat das im ersten Typhon Pakt-Roman "Nullsummenspiel" sehr gut hinbekommen. Sein Roman war ebenfalls eher gemächlich und das ist für mich überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Ich bin ein Fan der Gorn. Ich hätte mich darüber gefreut, wenn man tief in ihre Kultur eingetaucht wäre, aber... das hat Martin halt nicht wirklich gemacht und sich stattdessen auf Sachen konzentriert, die entweder künstlich in die Länge gezogen wurden (Diskussion über die oberste Direktive), die keinen Sinn ergaben (Ei-Bringerin), die halb in der Geschichte vergessen/fallen gelassen wurden (Tuvoks Vorgeschichte mit Terraforming-Maschinen), oder mit Dingen, die bereits ein alter Hut sind. Das Plotelement, dass ein Außenteam verlorengeht, war jedenfalls schon zu oft bei den Titan-Romanen da (vor allem immer bei Martin-Romanen). Irgendwann... wird das auch mal langweilig.
Das ganze dann mit Action aufzulockern hat halt auch nicht so recht funktioniert, weil er sich zu sehr in Erklärungen erging. Wobei... das durchaus eine recht schwere Sache ist, das gebe ich zu. Mir hat das auch lange Zeit Kopfzerbrechen bereitet: Star Trek ist furchtbar technisch und die Technik ist oft schon ZU super, sodass man sich mitunter ausreden einfallen lassen muss, wenn man bestimmte Dinge machen möchte, beispielsweise der Einsatz eines Shuttles, obwohl man den Transporter hat. Dann muss man sich erst rausreden: irgendeine Strahlung verhindert Transportererfassung, oder so.
Eine gute Lösung wäre es jetzt, das mit der Strahlung schon mal vorher zu erwähnen - ganz organisch und unauffällig. Dann hätte man das aus dem Weg. Der Leser hat die Info, und wenn man zum actiongeladenen Part kommt, kann man sich ganz auf die Rasanz des Moments einlassen. Wenn man das nicht tut, und die Erklärung während der entsprechenden Szene einstreuen muss, die eigentlich spannend werden soll, dann kann es passieren, dass man zu viel Tempo durch ausschweifendes Palaver herausholt. Und Martin schreibt halt für doofe. Der muss alles zwei oder dreimal durchkauen (und jeden Charakter zu Wort kommen lassen). Da hast du also Leute die sich in einer eigentlich kritischen Situation befinden, die aber gleichzeitig noch gefühlte fünf Seiten dafür aufbringen, einem alles ganz zu erklären.
Also Christopher Bennett, der schafft es irgendwie viele Infos - während der entsprechenden Action-Szene - zu schreiben, und dennoch spannung zu erzeugen. Martin schafft das nicht. Zumindest nicht bei mir. :/
Ich begrüße es ja normalerweise, wenn Außerirdische auch irgendwie außerirdisch gemacht werden. Aber so eine Lösung wie hier mit den Namen finde ich erster Linie schlicht und ergreifend nicht elegant.
Du sagst es: nicht elegant. Denn im Grunde ist das mit den Namen ja wirklich eine ausgezeichnete Idee. Aber es war einfach zu viel Durcheinander, mit dem man auch zu früh und zu zeitgleich konfrontiert wurde, sodass es eine ganze Weile dauert, ehe man durchblickt. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Dazu kommt dann noch das, was Du beschrieben hast: Wenn man schon auf diese Art der Exotik setzt, würde ich auf Reduktion setzen! Einen Charakter, den dafür ordentlich beleuchten.
So ist es. Christopher Bennet hat das bei seinen zwei Titan-Romanen genau richtig gemacht. Er hat keine Exotik wegen der Exotik eingebaut, sondern nur wenn sie sinnvoll für die Geschichte war. Es liegt also nicht am Konzept selbst, sondern einfach nur am Autor.
Star Trek hatte im Fernsehen und auch auf der Leinwand halt das Problem, immer auf sehr einfache humanoide Aliens zurückgreifen zu müssen. Aber das bedeutet nicht, dass das ungeniert ins andere Extrem gewendet werden muss, nur weil man sich auf dem Papier an keine Grenzen halten muss. Zum einen ist das dann ein zu großer Sprung von 0 auf 100, sodass es dann nicht mehr zu ST passen will. Zum anderen müssten die Konzepte irgendwie aus ausgereifter sein und nicht nur abstrus.
Die Titan besteht zu, ich glaube, 70 Prozent aus Aliens und längst nicht alle davon sind humanoid. Das ist so das Hauptding von Titan, das große Element, das die Serie besonders machen und zum Kauf anregen soll. Bei Martin verkommt das aber wie gesagt nur zum selbstzweck. Er baut Aliens ein, weil da halt welche reinmüssen. Ist ja das Kaufargument. Nicht, weil er mit ihnen etwas anzufangen wüsste. Die anderen Titan-Autoren sind da schon wesentlich kreativer herangegangen und haben versucht das Konzept wenigstens interessant und sinnig zu machen.
Stimmt, da muss ich Max jetzt mal recht geben. Ein sehr unterhaltsamer Review. Danke dafür.
Gefahr das Buch zu kaufen bestand allerdings für mich zu keiner Zeit. Ein Buch mit Tuvok auf dem Cover würde ich... wohl eher nicht erwerben. XD
Ach, das ist halt auch so was dämliches. Warum ist Tuvok überhaupt auf der Titan? Er hat in keinem der Titan-Romane bisher etwas wirklich super wichtiges geleistet. Martin hätte ihn nicht in die Crew holen sollen wenn er nichts mit Tuvok anfangen kann. Denn bei den Voyager-Romanen fehlt der Charakter jetzt. -.-