Voyager - HeimkehrNach sieben harten Jahren im Delta-Quadranten sind Janeway und ihre Crew endlich zurück - so richtig interessieren tut das aber irgendwie keinen. Damit die Voyager-Mannen doch noch etwas Aufmerksamkeit bekommen, dichtet Autorin Golden eine Borg-Seuche und den Aufstand aller Hologramme hinzu- und wo man schon mal dabei ist, kann man auch gleich noch einen verrückten Admiral mit in die Gleichung nehmen. Yay."Zuhause ist immer da, wo man gerade ist", hat Chakotay mal gesagt. Nun, ich weiß nicht wo Christie Goldie war, als sie den Roman geschrieben hat, aber zumindest gedanklich scheint sie ein bisschen abwesend und bei "Rosamunde Pilcher" hängen geblieben zu sein. Der positiven Bewertung Sebas kann ich mich jedenfalls nicht so recht anschließen. Tatsächlich frage ich mich sogar, ob ich ein anderes Buch in den Händen hatte? Sehr emotional geschrieben? Spannende Story um Geheimdienste? Hö?
Dabei war mir Christie Golden bisher auch nur positiv aufgefallen. "Die ermordete Sonne" gehört durchaus zu meinen Lieblings-Star Trek-Büchern. Und "Seven of Nine" war zwar kein Überflieger, aber dennoch ein sehr ordentlicher und unterhaltsamer Roman. "Heimkehr" hingegen ist in den besten Momenten höchstens Durchschnitt, und in den schlimmsten Momenten reine Fanfiction. Und zwar keine gute Fanfiction.
Schon auf den ersten Seiten schlägt einem so viel plump verpackter Kitsch entgegen, dass ich mich schon wunderte, ob sich das Schiff schon wieder in den solaren Plexus einer riesigen Raumkreatur verirrt hat, und die Crew einmal mehr Halluzinationen durchlebt. Aber nein, Golden meint das ernst. Picard und Janeway? Auf Anhieb dickste Freunde! Tuvoks Krankheit, die plötzlich total akut ist? Sofort geheilt. Paris und sein Vater? Alles vergessen, Aussprache nicht nötig. Janeways Ex? Direkt mal die neue Frau zur besten Freundin machen. Beförderungen und Orden für alle! Maquis? Bekommen eine Generalamnestie und einen dicken Schmatzer auf die Wange!
»Der Dominion-Krieg war hart. Wir haben Millionen von Leben verloren. Wir brauchen Ihre Hilfe beim Wiederaufbau.«
»Sie können auf uns zählen, Admiral«, versicherte Janeway ihm.Yay. Lang lebe Janeway!
So ein richtiges Gefühl für "Heimkehr" will sich schon hier am Anfang nicht einstellen. War die Voyager am Ende von "Endgame" noch nahe der Erde, braucht man hier plötzlich mehrere Tage für den Flug zum Hauptquartier. Und dort beamt man sich dann einfach überall hin, zu Fuß geht in der Zukunft offenbar keiner mehr - den Eindruck, dass die Mannschaft das Schiff verlassen hat, erhält man dadurch jedenfalls nicht, und das, obwohl fast die komplette Handlung auf der Erde spielt.
Nun ist das aber auch erst der Anfang, und Golden hat anscheinend versucht, ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit aufkommen zu lassen, um das dann in einem dramatischen Kniff Stück für Stück ins Gegenteil umzukehren. Eigentlich eine gute Idee. Wie so vieles an diesem Buch scheitert es aber an der Ausführung. Besser, aber dennoch innovationslos geht es dann weiter. Hologramme drehen durch, Borg melden sich mit einem Virus oder sowas zurück und - total neu - ein machtgeiler Admiral treibt sein Unwesen und korrumpiert die Sternenflotte. Ui. So was hatten wir ja noch gar nicht!
Wäre ja nicht schlimm, wenn das Ganze denn wenigstens glaubwürdig verpackt worden wäre. Aber Golden geht nicht in die Tiefe, rotzt den Text relativ schnörkellos dahin, schenkt Details Aufmerksamkeit, die keine brauchen (Als Kim vermisst wird, können wir haarklein verfolgen, wie Libby (Jetzt beim Geheimdienst) bei fünf verschiedenen Personen anruft, die ihr dann erstmal erzählen, dass sie gerade beim Zwiebeln-Schneiden waren), und Dinge, die definitiv mehr Raum gebraucht hätten, werden im Schnelldurchlauf vorgenommen. So ist Icheb in einem Moment noch von engen Freunden umgeben, im nächsten wird er von selbigen mehr oder weniger grundlos halb totgeprügelt (an der Akademie wohlgemerkt). In den Knast gesteckt wird er dann auch noch (zusammen mit Seven und dem Doktor), medizinische Behandlung erhält er erst nach Stunden, und da er nicht zum Regenerieren an einen Alkoven gelassen wird, darf sich die Sternenflotte im Prinzip auch noch Folter auf die Kappe schreiben.
Überhaupt sind irgendwie alle ganz furchtbar kalt und böse, außer die Serienhelden, und die verstehen sich durch die Bank weg prächtig. Troi... Picard...lasst uns Freunde sein.
Bei der Hologrammstory wird dann auch gekonnt jegliche Art tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema fröhlich umschifft, und reines blabla-peng-peng-angst-angst geboten.
Grautöne? Originaltität? Gibt's nur bei DS9. Charakterentwicklung? Pffft. Seven ist irgendwie wieder auf Staffel 4-Niveau zurück. So serviert sie dann auch recht fix Chakotay wieder ab, der das ganze mit einem "Wie gewonnen, so zeronnen" kommentiert. So ist dann der Weg für eine Janeway-Chakotay-Romance frei. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber... etwas geschickter hätte Golden das schon anstellen können.
Fazit: Auch der Auftakt zum Voyager-Relaunch geht keinerlei Risiken ein und erzählt nur aufgewärmte Pampe auf "Endgame"-Niveau. Eine Zelebrierung der namensgebenden Heimkehr findet kaum statt, wo Charakterstudien angebracht gewesen wären, um nach der sieben jährigen Odyssey eine neue Richtung vorzubereiten, muss man sich mit oberflächlichen Kitsch begnügen.
Immerhin: Stimmlich erkennt man die Charaktere wieder, und weil der Schreibstil so läppsch und einfach geraten ist, lässt sich der Roman auch relativ schnell weglesen. Da ist mir schon schlimmeres untergekommen. Spannend oder gar gelungen ist der Roman dennoch nicht. Wer Endgame toll fand, kann zugreifen. Für alle anderen gilt eher:
Keine Leseempfehlung.