Autor Thema: ST -Bücherthread  (Gelesen 117090 mal)

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Antw:ST -Bücherthread
« Antwort #240 am: 01.04.14, 15:31 »
DS9 habe ich durch und Titan bis "Damokles", alles weitere habe ich noch nicht gelesen, ebensowenig den Seelenschlüssel von DS9, der noch relativ neu ist oder?

Ja, aber der spielt für "Destiny" auch keine Rolle. Auf DS9 wird in der Trilogie sowieso kaum eingegangen - lediglich Ezri ist wichtig. Von daher schadet es nicht ihren Wechsel in die Kommandoebene zu kennen, und das tust du ja jetzt. Ferner ist es ganz nett, wenn man noch mit Figuren wie Bowers oder Leishman vertraut ist. Also wenn du sehr neugierig bist und den TNG-Relaunch so weit überspringen möchtest... könntest du im Prinzip direkt mit Destiny beginnen. :)
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Fleetadmiral J.J. Belar

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Antw:ST -Bücherthread
« Antwort #241 am: 01.04.14, 17:41 »
Ich hab Destiny bereits begonnen und bisher gefällt es mir sehr. Was ich allerdings echt etwas seltsam finde ist, dass Ezri Captain ist. Bowers kenne ich bereits aus DS9, nur Leishman sagt mir noch nicht viel.
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« Antwort #242 am: 03.04.14, 13:13 »
Also eins muss man den Verantwortlichen lassen: Meiner Meinung nach haben einige der ST-Bücher mehr als nur gute Titel!

"Fragmente und Omen" - Die Welten von DS9
"Zufriedenheit wird nicht garantiert" - Die Welten von DS9
"Fall der Götter" - Die Welten von DS9
"Entsetzliches Gleichmaß" - DS9
"Tod im Winter - TNG
"Der rote König" - Titan
"Quintessenz" - TNG
"Götter der Nacht" - Destiny
"Gewöhnliche Sterbliche" - Destiny
"Den Frieden verlieren" - TNG
"Full Circle" - Voy
"Nullsummenspiel" - Typhon Pakt

...finde ich ziemlich gut!
Vor allem "Entsetzliches Gleichmaß" ist eingrandioser Titel!

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Antw:ST -Bücherthread
« Antwort #243 am: 10.04.14, 15:06 »
Die folgenden beiden Bücher hätte ich wohl nicht gelesen, wenn ich letzte Woche auf dem Weg zum Supermarkt nicht zufällig in den Einflussbereich einiger Gravitationsstrudel geraten und mir selbst begegnet wäre. Mein zukünftiges, schlecht gekleidetes Ich, machte sich sogleich über meinen Kleidungsstil lustig, empfahl mir aber auch diese Bücher, weil wir irgendwie auf das Thema gekommen waren werden sind. Oder so.




TOS - No Time Like the Past
Die Crew der Voyager staunt nicht schlecht, als sie einem mysteriösem Signal zu einem verlassenen Planetoiden folgen, und dort in einem Canyon das in Stein gemeißelte Gesicht James T Kirks vorfindet - der Eingang zu einer Grabkammer. Könnte das seine letzte Ruhestädte sein? Als ein Außenteam die Gruft erforscht, setzt Neelix in seiner Schusseligkeit irgendeinen Mechanismus in Gang, der alle bis auf Seven zusammenbrechen lässt. Im Versuch Hilfe zu holen, findet sich Seven aber plötzlich ganz woanders wieder - nämlich in der Vergangenheit im Alpha Quadranten, und die einzigen, die ihr helfen können, das Rätsel zu lösen und wieder nach Hause zurückzukehren, sind ausgerechnet Captain Kirk und die Enterprise...

Je nachdem, wie man so zu Star Trek und den Romanen steht, hört sich die Buchbeschreibung entweder total bescheuert, oder total spaßig an. Nachdem ich den Roman gelesen habe, kann ich getrost sagen... Die Geschichte ist beides. Romanautor Greg Cox verliert auch gar nicht viel Zeit, sondern katapultiert einen direkt ins Geschehen, und Seven in die Vergangenheit, und schon ist man mittendrin in einer Schnitzeljagd nach den Teilen einer Zeitmachine, die Seven und die Enterprise-Mannen zu einigen Welten zurückführt, auf denen Kirk bereits war. Es geht in die Vergangenheit von Cheron, zur Gründung von Vaal, und zurück zum Atavachron. Selbstverständlich wird man unterwegs von Orionern gejagt, die Seven aufgrund ihres Wissens über zukünftige Ereignisse in die Finger kriegen wollen. Es klingt bekloppt, und das ist es auch, aber gleichzeitig fängt die Geschichte den unvergleichlichen TOS-Charme perfekt ein und wird so flott und unterhaltsam vorangepeitscht, dass man gar nicht anders kann, als weiterzulesen. Irgendwie ist dann auch einfach alles drin: ein Commissioner, der Kirk Probleme macht, die Redshirts, die spätestens fünf Minuten nach ihrem Auftritt auch gleich wieder weggezappt werden, die liebevollen McCoy-Spock Kabbeleien, und natürlich der Moment, in dem Kirk sein Hemd verliert. Das ganze wird mit einem perfekten Gespür für die Charaktere, und einem ordentlichen Augenzwinkern vorgetragen. Dazu gibt es noch spannende Action und herzerwärmende Momente, weil es fast schon rührend ist, wie sich die Enterprise-Mannen um Seven kümmern.

Das Ganze ist natürlich ein bisschen (viel) Fan-Wank, aber es funktioniert. Langeweile kommt jedenfalls keine auf und ich habe das Buch auch regelrecht verschlungen. Lediglich das Ende, also die Auflösung des Rätsels um die Zeitmaschinenkomponenten und der Felsstatue, sind eher enttäuschend, weil das alles auch recht schnell abgehandelt wird und eher 08/15 ist. Ich hätte etwas... cleveres erwartet. Spätestens hier wurde klar, dass lediglich die Reise das Ziel und alles andere nur ein McGuffin war. Trotzdem, vor allem, weil das 24. Jahrhundert in den Romanen so furchtbar grimmig und ernst geworden ist, hat mir das lockere "No Times like the Past" viel Freude bereitet.
Für Fans von TOS, und Seven, auf jeden Fall empfehlenswert!






Department of Temporal Investigations - Watching the Clock
Sie agieren im Hintergrund, werden nicht befeiert, von vielen für Spielverderber gehalten, und auch nach eigener Aussage sind sie nichts weiter als Bürokraten - und doch stellen sie irgendwie die wahren Helden dar, weil die Zeitlinie nur von ihnen geschütz wird; das sind die Agenten der Abteilung für Temporale Untersuchungen. Und obwohl nicht Abenteuer sondern Ordnung auf ihrer Agenda steht, ist ihr Leben alles andere als langweilig - was auch Dulmur und Lucsly einmal mehr feststellen müssen, verdichten sich doch die Anzeichen, dass das ausgehende 24. Jahrhundert nicht nur zu einer weiteren Front des temporalen kalten Krieges, sondern vielleicht sogar zum Ort(Zeit) seiner Entscheidungsschlacht zu werden droht...

In der DS9-Episode "Immer die Last mit den Tribbles", hatten sie nur rund drei Minuten screentime - die Agenten Dulmur und Lucsly. Für Autor Christopher L. Bennett war das anscheinend mehr als genug, um nicht nur diesen beiden Herren, sondern dem ganzen DTI ein Gesicht zu geben und ihnen eine Geschichte auf den Leib zu schneidern. Was folgt ist eine der kreativsten und ehrgeizigsten Trek-Romane der letzten Jahre!

In der ersten Hälfte des Buches gibt es noch keine stringente Geschichte. Stattdessen folgen wir dem Leben einiger Agenten, zeigen wie sie zum DTI kamen, was das DTI überhaupt ist, wie es operiert und warum alle Zeitreisen irgendwie mit der Enterprise zu tun haben. Das ist - wie üblich bei Bennett - gut geschrieben und auch super recherchiert, weshalb kaum auffällt, dass das Geschehen an diesem Punkt noch gar keine Relevanz besitzt, außer dem, uns die Organisation näherzubringen.

Das ändert sich dann in der zweiten Hälfte, in der sich die Geschichte aufsplittet. Einerseits geht es um Neu-Agentin Teresa Garcia, die mit ihrem Partner Ranjea zur "Achse der Zeit" reist, eine Sphäre im Raum, die als eine Art Nexus in andere Epochen führt. Verwaltet wird das alles auf einer Raumstation innerhalb der Achse, die sämtliche Verwaltungseinheiten aus der Zukunft und der Vergangenheit zusammenbringt - was natürlich für Zündstoff sorgt. Die Handlung ist sehr phantasievoll, aber auch etwas störend. Bennett hat seinen Roman damit zu vollgepackt, und obwohl die Handlung um die Achse der Zeit letztendlich nicht schlecht ist, so lenkt sie zuweilen doch viel zu stark von der eigentlichen Haupthandlung ab: nämdlich der neuen Front um den Temporalen kalten Krieg.

Die Erwähnung des TCWs hat mich erstmal aufstöhnen lassen, aber Bennett macht viel richtig und schafft es, den TCW sinnig(!) darzustellen und die Motivation des Future Guys und der anderen Parteien zu erklären und gekonnt mit dem übrigen Canon zu verweben. So macht nach der Lektüre vieles aus "Enterprise" plötzlich Sinn. Alleine dafür hat der Roman schon Lob verdient - und hier weiß die Trek-Lit dann auch ganz das einzulösen, was man von ihr erwartet: Lücken füllen, antworten geben, wo nur Fragen waren, Verbindungen herstellen wo keine waren... eben das Gewebe des Trek-Universums verdichten.

Im furiosen Finale, in dem mehrere Zeigagenturen mit teils unterschiedlichen Motivationen und mehreren Agenten aufeinander treffen, artet das Geschehen zwar zuweilen etwas aus, aber es ist dennoch spannend und äußerst clever konstruiert. Doch Bennett macht noch viel mehr! Expertenhaft gelingt es ihm wie keinem anderen wirklich sämtliche Zeitreisegeschichten aus Star Trek absolut glaubhaft in Relation zueinander zu setzen und sie alle unter einen Hut zu bringen, wobei nicht nur Zeitreisen aus den Serien, sondern auch aus den Romanen udn Begleitprojekten behandelt werden - inklusive Destiny und die Borg-Bedrohung (selbst die Fanfiction "Final Frontier" wird erwähnt).

Leicht zu lesen ist das aber nicht unbedingt, denn Bennett - ganz der Physiker - klotzt nicht, sondern bringt harte und reale Wissenschaft auf den Tisch und setzt bei seinem Publikum auch eine gewisse Kenntniss der physikalischen Zusammenhänge voraus. So wird einem die Quantentheorie so derbe um die Ohren gepfeffert, dass mir schon nach zwanzig Seiten ordentlich der Kopf brummte - und ich kann nicht sagen, dass sich das auf den nächsten 300 Seiten geändert hätte. Ich würde auch lügen, wenn ich behaupte, dass ich alles verstanden hätte. Es lohnt sich durchaus, wenn man sich Notizen macht, und ein bisschen recherchiert. Aber ich bin kein Physiker und offenbar ganz Janeway - ich hatte die Geduld gar nicht. Leichter Lesestoff ist "Watching the Clock" also nicht unbedingt. Das tut dem Unterhaltungswert aber kaum einen Abbruch, denn zum Glück gibt es ein Gegengewicht: Die Charaktere.

Vor allem das Duo um den lockeren und sanften "Detektiv" Marion Dulmur und dem steifen aber extrem loyalen Garriff Lucsly ist unwahrscheinlich liebenswürdig und absolut genial. Sie beherrschen jede Szene in der sie sind und können sich, wie ich finde, problemlos in die Reihen der ganz großen Pairings wie Kirk/SPock oder Holmes/Watson einreihen. Aber auch die anderen Agenten sind sympathisch und versprühen hinter der biederen Fassade des Bürokratendaseins viel Wärme, sodass einem die ganze Abteilung recht schnell ans Herz wächst. Es freut mich daher zu lesen, dass es bereits einen weiteren Roman gibt, und noch mehr folgen könnten.

Ich finde es auch schön, diese andere Perspektive auf das Leben in der Föderation mal kennenzulernen. Hier stehen nicht die großen Raumschiffcaptains mit ihrer Cowbloydiplomatie im Fokus, sondern die kleinen Leute, die die Drecksarbeit aufräumen und dabei ihre eigenen Abenteuer erleben - und die sind ganz und gar nicht langweilig. Zuweilen erinnert das alles ein wenig an die Men in Black, wenn auch nicht so aufgebauscht. Das ist aber auch irgendwo wieder ein Kritikpunkt, denn der Geschichte fehlt so ein bisschen das gewisse "Umpf", die Dichte eben, die alles noch etwas spannender macht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Dafür entschädigt das überraschende und absolut perfekt Ende.

Alles in allem ist "Watching the Clock" ein ganz erstaunlicher Roman, den man jedem Empfehlen kann, der Zeitreisen mag und einen offenen Blick für die Abenteuer fernab der großen Helden übrig hat. :)
« Letzte Änderung: 10.04.14, 16:53 by Star »
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David

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« Antwort #244 am: 10.04.14, 16:05 »
Hey Rene,
danke für deine aufschlussreiche REzension.
Der Zeitreiseroman trifft genau mein Interesse.

Du weist nicht zufällig, ob dieser auch in Deutsch schon erhältlich ist?

Greez

David

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« Antwort #245 am: 10.04.14, 17:48 »
Der Zeitreiseroman trifft genau mein Interesse.

Äh... sind beides Zeitreiseromane. Mehr oder weniger jedenfalls :Ugly

Und nein, keiner von denen ist auf Deutsch erhältlich und - zumindest in den nächsten 9 Monaten - ist auch offenbar keine Übersetzung geplant. "No Times like the Past" kann man aber auch problemlos im Original lesen. Cox schreibt leicht verständlich. Bei "Watching the Clock" wird es etwas schwieriger, weil Bennett viel Fachsprache verwendet, aber davon abgesehen gehts eigentlich.
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« Antwort #246 am: 10.04.14, 17:50 »
Hm,... ich kann auch auf Englisch lesen.
Vielleicht hätte ich meine Frage anders stellen sollen:
Kann ich die Bücher in Deutschland erhalten oder übr Internet, ohne Paypal & Co. nutzen zu müssen?

Max

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« Antwort #247 am: 11.04.14, 17:18 »
Danke für die Vorstellungen, Star.

Das Cover von "Watching the clock" ist jedenfalls schon mal richtig genial! Ich glaube, das ist mit das beste, was ich auf dem Sektor seit langem gesehen habe!
Ich weiß nicht, was ich von der Geschichte halten soll, wobei die Mehrzahl dessen, was Du da so beschrieben hast, auf mich jetzt einen sehr, sehr guten Eindruck hinterlassen hat - allem voran die "Achse der Zeit". Das erinnert mich ein bisschen an das, was ich in "Neochrom" gemacht habe.
Dass man aus dem TCW noch etwas formen konnte, gefällt mir, weil ich da nach ENT auch noch recht optimistisch war. Ganz so furchtbar musste das Konzept nämlich gar nicht sein.
Und wenn mehr Physik in der Thema kommt, ist das doch eigentlich ideal! ST krankte meiner Meinung nach ein wenig daran, dass man Physik ja auftauchen ließ, aber viel zu unbedarft, sorglos.

"No time like the past" klingt an sich ganz lustig :) Ein wenig abschrecken würde mich glaube ich dieser Parforceritt durch all die Stationen, die wir schon aus ST kennen.

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« Antwort #248 am: 28.04.14, 17:02 »
Vorsicht, Spoiler!




Typhon Pact 6 - Schatten
Zwar konnte man das Raumschiff des Typhon Pakts aufhalten, das in den Gamma-Quadranten gereist war, um Komponenten für die wertvolle Slipstream-Technologie vom Dominion zu stehlen, doch der Preis war hoch: DS9 wurde von in den Fusionsreaktoren versteckten Bomben zerstört und obwohl es Captain Ro gelang, viele der Zivilisten zu evakuieren, wurden doch mehr als Tausend Todesopfer gefordert. Föderations-Präsidentin Bacco ist außer sich, bricht jegliche Friedensverhandlungen mit den Romulanern ab und lässt die Flotte mobilisieren. Nun liegt es ausgerechnet an Praetorin Kamemor, die keine der Geheimmissionen sanktionierte, einen zu Weg finden, einen Quadranten-umspannenden Krieg zu verhindern - doch Splitterparteien in ihrem Senat und im Typhon Pakt initiieren bereits den nächsten Plan, um die Föderation in die Knie zu zwingen...

Weiterhin, nichts neues im Alpha-Quadranten. Wir erinnern uns: Militante Einflüsse im Typhon Pakt sehen sich von der Slip-Stream-Technologie der Sternenflotte bedroht, weil die ja zu Erstschlag-zwecken genutzt werden könnte (denn die Föderation ist ja total bekannt für solch listige Sachen). Also hat man in "Nullsummenspiel" versucht, die Baupläne zu stehlen und einen eigenen Prototypen zu bauen, was von Sternenflotten-Agenten (Bashir, Sarina Douglas) verhindert werden konnte. Angepisst darüber, haben sich die Romulaner in "Heimsuchung" mit den Tzenkethi zusammengetan, um eine Geheimmission in den Gamma-Quadranten durchzuführen, weil man jetzt irgendwie und aus heiterem Himmel auf den Trichter gekommen ist, dass man den Slip-Stream-Antrieb wohl nur mit Dominion-Schiffen realisieren kann (vorher ging es auch ohne, aber egal). Das ging irgendwie schief und DS9 kaputt - whoops. Sorry. Kommt nicht wieder- äh, noch einmal vor.

Denn nun, in "Schatten" dachte man sich wohl, na ja, alle guten Dinge sind halt Drei, also versuchen wir doch dieselbe Scheiße nochmal, nur dass man jetzt nicht mehr durch das bajoranische Wurmloch in den Gamma-Quadranten gelangen kann (Eingang zu schwer bewacht), sondern sich einfach mal eben ein eigenes Wurmloch bastelt, das man einfach irgendwie an das bajoranische Wurmloch drankoppelt. Das scheinen auch alle Verschwörer im Typhon Pakt für eine verdammt gute Idee zu halten, die den Aufwand total wert ist, und darüber vergisst man dann auch gerne, dass so ein künstliches Wurmloch ja eigentlich eine viel gruseligere Erstschlag-Waffe ist, aber egal. Wird schon keiner merken. So weit so blöd.

Damit die Drama-Schraube noch ein Stück angezogen wird, macht nun Föderationspräsidentin Bacco einen auf Stur, das Dominion wird als mögliche neue Bedrohung (Allianz mit dem Typhon Pakt?) wieder ausgepackt, Sisko ist immer noch auf Jammerkurs weil die Propheten ihm ja sagten, er würde mit Kasidy an seiner Seite unglücklich sein, was ihn dazu bewegt, sich von ihr zu trennen und... nun ja, trotzdem unglücklich zu sein, Bashir fällt in eine Sinnkriese, weil seine Freundin Sarina die Bombenlegerin sein könnte, nur, dass sie es dann doch nicht war, wovon er auch direkt wieder überzeugt ist, uuuuund irgendwo in dem ganzen Story-Wust ist ja auch noch die neue Raumstation, die man mal eben aus dem Boden stampft, aber das, und der Verlust von DS9 sind relativ wurscht, weil ja bald krie-hieg drohen könnte. KRIEHIEG! RHAAAA Immerhin steht der Zeiger schon zu Beginn der Geschichte SO sehr auf Kurz vor Zwölf, dass wir eigentlich schon lange nach Mitternacht haben. Und das Buch ist so affi- dramatisch, dass der Zeiger im weiteren Verlauf der Handlung NOCH VIEL KÜRZER vor zwölf steht, und... ja, man hört es bereits heraus, ich fand den Roman trotz geopolitischer Umwälzungen, trotz großer Entwicklungen und trotz guter Ansätze eher bescheiden. Bestenfalls. Man kann es nicht anders sagen, aber DS9 wurde an die Wand gefahren. Daran ist dieser Roman nicht alleine schuld, aber er trägt auch nichts zur Verbesserung der Lage bei.

Das sicherste Anzeichen dafür, dass hier etwas faul ist, ist folgendes: Es geschieht eine ganze Menge, und auch eine ganze Menge Großes, und dennoch fühle ich nichts. Die letzten beiden Einträge von David R George wussten mich emotional überhaupt nicht mehr anzusprechen. Wenn man mal auf den DS9-Relaunch zurückblickt, dann hat alles ganz fantastisch angefangen. "Avatar" hat sich einfach angefühlt wie DS9. Hat es wirklich. Die Charaktere hatten tolle Handlungsstränge, die Ergänzungen zur Crew waren sinnig, gut durchdacht und bekamen eine Menge Raum zur Entfaltung. Es hat sage und schreibe 18 Romane gedauert, um etwa ein Jahr Stationszeit zu füllen, was natürlich den positiven Nebeneffekt hat, dass man wirklich Zeit hatte, um in diese Welt einzutauchen.

Seit dem Typhon Pakt haben wir aber einen Sprung von über sieeeeeeben Jahren gemacht, und das nur in den letzten vier Büchern! Ein völlig anderes Extrem. Nun bin ich mir natürlich im klaren darüber, dass die achte Staffel mit ihren vielen Romanen ein ziemlicher Luxus war, dessen Wiederholung ich nicht erwarten kann. Aber ich kann doch wenigstens erwarten, dass ich in den Romanen, die gerade kommen, wenigstens nichts missen muss, und doch wird alleine in Schatten schon wieder - in kleinen Ettappen - über ein Jahr im Schnelldurchlauf durchenudelt. Dadurch wird letztendlich auch die Zerstörung von DS9 obsolet und zu einer Nebensache.

Warum? Weil wir in den letzten Romanen überhaupt keine Zeit mehr auf der Station verbracht haben - und mit den Charakteren sowieso nicht. Es sind ja ohnehin nur noch Ro, Bashir, Prynn und Quark da. Quark hat eine Szene pro Buch bekommen. Prynn wurde wieder zum nervigen Anhängsel ihres komatösen Vaters. Bashir hat einen Handlungsstrang bekommen, der gar keiner wahr und Ro... na ja, Ro war zunächst recht gut, ist dann aber auch unter den Tisch gefallen. Blackmer kam in "Sachtten" gar nicht mehr vor und der langhaarige da auf der Defiant wurde niedergemacht. Bei den anderen habe ich mir schon gar nicht mehr die Namen gemerkt. Am Ende steht eine neue Station und George versucht ein schönes "Jetzt ist alles wieder gut"-Gefühl zu erzeugen, aber das ist total fake. Es ist unverdient, weil es niemanden zu kümmern scheint, dass die alte Station in die Luft geflogen ist. Mehr noch, die Charaktere kommentieren, dass man das alte Ding eh nicht vermissen wird. Aha. Tolle Wurst. Als Kira am Ende der achten Staffel wieder der Kirche beitreten durfte, das hat Resonanz erzeugt (bei mir), weil man ihr solange beim Stolpern zusehen musste, und es war ein wichtiger Schritt für sie. In Schatten fühlen sich Auflösungen eher an wie "So, wäre der Punkt auch abgehakt."

DS9s Zerstörung wird aber eh nur als so eine Art WTC-genutzt, damit man noch mal ein bisschen einen auf "aaaah, Krieg" machen kann, was aber schon wieder völlig unglaubwürdig war, weil man eh weiß, dass die Föderation keine Kampfhandlungen führen wird. Ich meine... sie bekam gerade eine ihrer wichtigsten Stationen unterm Arsch weggebombt, und außer ein bisschen gekeife einer Präsidentin, die ICH nicht mehr wiedererkenne, ist nix passiert. Trauer der Überlebenden? Fehlanzeige. Innerhalb von ein paar Büchern hat sich das Muster einfach zu oft wiederholt: Typhon Pakt intregiert, Sternenflotte geht dagegen an, Typhon Pakt intregiert erneut, Sternenflotte geht dagegen an, bla. Gibt es nix interessanteres zu erzählen? Zum Beispiel... etwas über die Charaktere auf DS9, sodass man sich wieder für sie interessieren könnte?

Also nein, das war ein Satz mit X. Da hilft auch der gute Teil mit den Benny Russel-Visionen nicht mehr, und auch das Finale von Kira und Vaughn kann den Rest der Geschichte nicht über die Durchschnittlichkeit hinweghieven. George wiederholt sich dafür zu oft, füllt viele Seiten mit kaum Inhalt, erzählt und erzählt, zeigt aber wenig (Show, don't tell ist immer noch eine Maxime, oder?). Im verzweifelten Bestreben Dramatik aufkommen zu lassen und politisch zu sein (was ich eigentlich begrüße), bläst er seine eigene Geschichte viel zu stark auf, lässt dabei ganze Storybögen unter den Teppich fallen, vereinfacht, verwurstet, verfranst sich. Eigentlich kein Problem - lieber zu viel Story als zu wenig, aber ich fand es diesmal auch nicht gut geschrieben. Den Dialogen mangelt es durchgehend an Spritzigkeit, dafür sind sie angereichert mit Pathos, Kitsch, und dem Durchkauen der ewig gleichen Dinge. So spricht kein Mensch.

Fazit: "Schatten" bietet wenig neues und schlägt nur einen weiteren Nagel in DS9s Sargdeckel. Aber Totgeglaubte leben länger - vielleicht weiß ja ein anderer Autor die Serie wieder auf Kurs zu bringen. Es wäre wünschenswert, aber optimistisch bin ich nicht. Bis dahin ist man mit anderen Romanen besser bedient - es sei denn, man mag Drama, wo eigentlich keines ist.
« Letzte Änderung: 28.04.14, 17:07 by Star »
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CaptainCalvinCat

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« Antwort #249 am: 28.04.14, 17:20 »
Sagen wir mal so - wenn "Show, don't tell" immer noch eine Maxime ist, müssten einige als Klassiker gehandelte Filme etwas zurückrudern. Nehmen wir mal vollkommen wahllos ein Beispiel: Reservoir Dogs. Es wird gesagt, dass der eine Typ da vollkommen durchgedreht ist - gezeigt wird davon nix.
Ich meine, es is nicht so, dass wir unbedingt das ganze Rumgeballer sehen müssen, aber das "wie kommt es dazu?" wäre schon interessant gewesen. Wieso dreht die Type da vollkommen durch, wie kommt es dazu, wer sind die Akteure und haben die anderen farbenfrohen Gentlemen einfach mitgeballert? Wieso haben sie ihre Waffen nicht auf den Durchdrehenden gerichtet und gesagt "Kollege, es reicht!"
Und wie mir in einem englischsprachigen Forum entgegengehalten wurde: There's nothing wrong with telling over showing. It's not a sacred rule that must never, under any circumstances, be broken.
Also - offenbar isses nicht mehr eine großartige Maxime.


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« Antwort #250 am: 28.04.14, 22:24 »
Zum Thema "show, don't tell" - denn den Review werde ich mir mal in Ruhe zu Gemüte führen :)
Ich würde das auch nicht zu absolut sehen (vor allem, weil ich die Befürchtung habe, inzwischen selbst mehr zu "tellen" als zu "showen" ;) :))).
Ich glaube, oft kann man das auch sinnvoll nutzen. Das Beispiel der Mauerschau etwa: Effektvolle Distanz könnte man das nennen. Und wenn mir eine Figur von Vorgängen oder von einer anderen Figur berichtet, sagt die Art und Weise wie das geschieht und ob es sich als (nur teilweise) richtig oder gar (wenigstens teilweise) falsch erweist ja auch einiges über die erzählenden Figur oder die vielschichtigen Verflechtungen der Vorgänge ab, die gar nicht anders als subjektiv erfahrbar sein könnten...

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« Antwort #251 am: 29.04.14, 18:19 »
Ich hab mir das Buch heute mal zugelegt - also "Schatten" - und werd es mir die Tage mal genauer zu gemüte führen. ^^

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« Antwort #252 am: 30.04.14, 18:26 »
Zum Thema "show, don't tell" - Ich würde das auch nicht zu absolut sehen

Äh, ich auch nicht. Habe ich aber auch nicht behauptet? Mein Punkt war auch eher der, dass acht Jahre DS9-Geschichte übersprungen wurden, acht Jahre in denen außerordentliche Umwälzungen stattfanden - auch und vor allem unter den Charakteren - , die jetzt aber höchstens so im Vorbeigehen "ach und da war ja noch" erwähnt werden, während die eigentliche Geschichte des Romans nur die dritte, künstlich langgezogene Variante des gleichen Plots in Folge ist (Typhon Pakt stiehlt Slipstream-Technologie).

Neueinsteigern wird es egal sein. Langzeitleser werden aber eher vor den Kopf gestoßen. Ich persönlich hätte lieber ein paar Lücken gefüllt bekommen. Es würde den Charakteren auch gut tun, aber das ist natürlich nur meine Meinung. Die muss keiner teilen ;)
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« Antwort #253 am: 30.04.14, 18:49 »
Naja, es waren deine Worte: "Show, don't tell ist immer noch eine Maxime, oder?"
Und da wollt ich nur mal kurz festgehalten haben: "Nö, nich mehr sooo sehr." ^^

Max

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« Antwort #254 am: 01.05.14, 13:36 »
Zum Thema "show, don't tell" - Ich würde das auch nicht zu absolut sehen

Äh, ich auch nicht. Habe ich aber auch nicht behauptet?
Wohl nicht, aber das kann ich nicht sagen, weil ich die Rezension noch nicht gelesen habe ;) :D Es war von mir nur ein allgemeines Statement zum Thema "show, don't tell".
Zum Rest kommt dann mehr von mir, wenn ich die Vorstellung von "Schatten" gelesen haben werde :)

 

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