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Die Utopie als Geschichte - Chancen und Grenzen

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SSJKamui:
Ich denke ausserdem, das eine Utopie nicht zwangsläufig impliziert, dass es keine Probleme gibt.

Eine Utopie ist nur sowas wie der \"perfekte Staat\".

Ich denke, auch die meisten Utopien impizieren sowas auch nicht. (Wahrscheinlich käme der Idee einer Gesellschaft ohne Leid usw. höchstens das Konzept des Omegapunktes des Jesuitenmönchs Teilhard de Chardin nah ( http://de.wikipedia.org/wiki/Omegapunkt ), welches unter Anderem in der Science Fiction Serie Neon Genesis Evangelion, dem Buch \"The Last Question\" von Isaac Asimov und dem Buch \"Childhood\'s End\" von Arthur C. Clarke verarbeitet wurde. )

Alexander_Maclean:

--- Zitat ---Original von SSJKamui
Ich denke ausserdem, das eine Utopie nicht zwangsläufig impliziert, dass es keine Probleme gibt.

Eine Utopie ist nur sowas wie der \"perfekte Staat\".


--- Ende Zitat ---


Interessanter Ansatz.

Aber um auf den Punkt zurückzukommen, der die Diskussion um Utopie letztendlich ausgelöst hat.

Welche Mittel darf ein ein solcher \"perfekter Staat\" einsetzen, um sich gegen mögliche Bedrohungen zu schützen.

Soll er sich nur aufs Beschwatzen verlegen.

Oder um gleich das andere Extrem zu bringen: Spezialeinheiten einsetzen, die zum Teil auch Präventivschläge durchführen können.

Will Pears:
Das kommt darauf welche Werte jeder Persönlich setzt. Sicherheit oder Freiheit. Beides hat seine Vorzüge und es kam jeweils bereits in der Extreme vor.

Ich glaube, dass keine von beiden Ideen wirklich ohne die andere auskommt. Dazu gibt es doch einen Roman \"Big Brother\" http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Bruder in dem auf Kosten der Freiheit die \"perfekte Gesellschaft\" gezeigt wird. Nur halt auf Kosten der Freiheit. Ein filmisches/literarisches Beispiel für die Totale Freiheit kenn\' ich leider nicht, Allerdings gab es imo während der französischen Zustand den gesetzlosen Zustand, indem jeder Mensch frei war, alles zu tun...

Beides nicht erwünschenswerte Zustände.

SSJKamui:

--- Zitat ---Original von Alexander_Maclean

--- Zitat ---Original von SSJKamui
Ich denke ausserdem, das eine Utopie nicht zwangsläufig impliziert, dass es keine Probleme gibt.

Eine Utopie ist nur sowas wie der \"perfekte Staat\".


--- Ende Zitat ---


Interessanter Ansatz.

Aber um auf den Punkt zurückzukommen, der die Diskussion um Utopie letztendlich ausgelöst hat.

Welche Mittel darf ein ein solcher \"perfekter Staat\" einsetzen, um sich gegen mögliche Bedrohungen zu schützen.

Soll er sich nur aufs Beschwatzen verlegen.

Oder um gleich das andere Extrem zu bringen: Spezialeinheiten einsetzen, die zum Teil auch Präventivschläge durchführen können.
--- Ende Zitat ---


Die Frage ist sehr wichtig. Eigentlich könnte die Frage noch weiter gehen, und zwar , welche Mittel darf so ein Staat einsetzen zur Kontrolle der Bürger.

Als Beispiel hierzu nenne ich mal die Kritik am Utopieentwurf Walden 2 des Verhaltenspsychologen Burroughs Frederic Skinner, in dem beschrieben wird, dass Kinder in dieser Gesellschaft schon in sehr jungen Jahren in speziellen Erziehungseinrichtungen konditioniert werden dazu, sich zu \"guten Menschen\" zu entwickeln. Viele Kritiker kritisieren gerade diesen Aspekt der Utopie als totalitär.

Das Buch \"A Clockwork Orange\" ist zum Teil auch als Kritik an Walden 2 geschrieben wurden. (Die Konditionierung in A Clockwork Orange ist aber schlimmer als die in Walden 2, denn Skinner meinte, bei dieser \"Kindererziehung\" in Walden 2 sollten strafen vermieden werden. Stattdessen sollte positives Verhalten durch Belohnung verstärkt werden. Die Ludovico Technick in A Clockwork Orange ist aber eine Aversionstherapie.)

Ich persönlich finde die Utopie Walden 2 auch für eine der Heikelsten, unter anderem wegen dieser Kritikpunkte und weil ich denke, das diese Staatselemente auch leicht \"missbraucht\" werden könnten von schlimmen diktatoren.

Max:

--- Zitat ---Original von SSJKamui
Ich denke ausserdem, das eine Utopie nicht zwangsläufig impliziert, dass es keine Probleme gibt.

Eine Utopie ist nur sowas wie der \"perfekte Staat\".
--- Ende Zitat ---

Dass man nicht vom Zustand der Problemlosigkeit ausgehen muss, glaube ich auch, aber die Utopie rein auf die Staatsebene zu verlegen, greift meiner Meinung nach zu kurz.
Das \"politische Dach\" ist sicherlich ein wichtiger Bestandteil, aber ich würde jetzt einfach mal davon ausgehen, dass eine Utopie auch den gesellschaftlichen Unterbau benötigt, um als solche durchgehen zu können.


--- Zitat ---Original von SSJKamui
(Wahrscheinlich käme der Idee einer Gesellschaft ohne Leid usw. höchstens das Konzept des Omegapunktes des Jesuitenmönchs Teilhard de Chardin nah ( http://de.wikipedia.org/wiki/Omegapunkt ), welches unter Anderem in der Science Fiction Serie Neon Genesis Evangelion, dem Buch \"The Last Question\" von Isaac Asimov und dem Buch \"Childhood\'s End\" von Arthur C. Clarke verarbeitet wurde. )
--- Ende Zitat ---

Aus der Reihe habe ich nur \"Childhood\'s End\" gelesen und empfinde es auch wieder als perfektes Beispiel dafür, wie Science Fictionen funktionieren kann, ohne dass der Punkt, ob man in einer perfekten Gesellschaft lebt (defacto ist das ja in diesem Roman gar nicht wirklich [zu Beginn] der Fall), überhaupt eine Rolle spielen muss.


--- Zitat ---Original von Alexander_Maclean
Aber um auf den Punkt zurückzukommen, der die Diskussion um Utopie letztendlich ausgelöst hat.

Welche Mittel darf ein ein solcher \"perfekter Staat\" einsetzen, um sich gegen mögliche Bedrohungen zu schützen.

Soll er sich nur aufs Beschwatzen verlegen.

Oder um gleich das andere Extrem zu bringen: Spezialeinheiten einsetzen, die zum Teil auch Präventivschläge durchführen können.
--- Ende Zitat ---

Es ist die für mich schwierig, das lediglich auf das Konstrukt des \"perfekten Staates\" zu beziehen, also auf die rein administrative Ebene, die nichts über die Gesellschaft aussagt.
Wenn ich an einen \"perfekten Staat\" denke, ist das Ergebnis eigentlich keine Utopie, auch wenn die Denker der Vergangenheit in erster Linie politische Philosophie betrieben, wenn es ihnen um die Utopie geht.
Aber um ein bisschen mit Horkheimers und Adornos \"Dialektik der Aufklärung\" zu sprechen, hat die Entwicklung der letzten Jahrhunderte mit Technologisierung und Ideologien eigentlich doch mehr den Schluss aufgedrängt, dass der \"perfekte Staat\", wenn es ihn gebe, zwar reibungslos funktionieren würde, der Bevölkerung aber wohl zu viel der eigentlich nötigen Freiheit (und mehr) entziehen würde, um ihn als eigentliche Ausprägung einer Utopie loben zu können.

Für eine Utopie würde ich relativ hart sagen, dass das Anwenden solcher Mittel (Präventivschag) zwangsläufig dazu führt, dass die beschriebene Geschichte nicht in einer utopischen Welt spielt, denn in einer Utopie muss man sich über die Bekämpfung solcher Feinde eben keine Gedanken machen.
Das mögen jetzt viele für einen sehr weltfernen, eingeschränkten und konstruierten Rahmen halten, aber alle Plots - auch die mit Aggressoren - sind immer genau das: konstruiert.

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