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Nun geht´s los - Der Anfang

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ulimann644:
Die Frage die ich mir bei einem Anfang zuerst stelle ist - \"Was soll am Anfang passieren ??\" Oder besser - welches Tempo benötige ich dafür ??

Actionlastig einzusteigen und mitten in eine laufende Raumschlacht zu springen wird gerne dazu benutzt um sich zunächst einmal vor den lästigen Beschreibungen zu drücken - aber die holen einen später gnadenlos ein, soviel ist sicher...
Bei einem solchen Paukenschlag sollte man danach aber unbedingt die ruhige Phase der Geschichte fest einplanen und die Vorstellung einiger Personen dann nachholen...

Ich persönlich schätze den Prolog. Ein solcher Prolog bietet sich natürlich nur dann an, wenn man auch eine Vorgeschichte zu erzählen hat - eine Zusammenfassung von Ereignissen, die einen längeren Zeitraum umfassen. Für gewöhnlich folgt danach ein etwas ruhigerer Anfang, bei dem man zuerst einmal seine Hauptfiguren vorstellt.
Diese langsam Fahrt aufnehmenden Anfänge haben den Vorteil, dass jeder weiß woran er ist, sobald die Action losgeht ( Nichts ist schlimmer, als wenn mir bei einer Schießerei einfällt: \"Ich habe ja gar nicht beschrieben, welchem Volk mein Held angehört, und welche Waffen er bei sich hat...\" )

Der Anfang anhand einer Einzelperson gehört ebenfalls zu meinen bevorzugten - sieht dann etwa so aus:

- Lieutenant Rania Singh-Badh - schon zu Akademiezeiten als Pechvogel verschrien - war am Ende ihrer nervlichen Kräfte angelangt. Vor etwas mehr als fünf Stunden war sie im Orbitalstützpunkt angekommen, und jetzt, nachdem sie endlich, nach einer wahren Odyssee durch die verschiedensten Abteilungen dieser Riesenstation, den Liegeplatz erreicht hatte an dem die U.S.S. ICICLE in wenigen Minuten anlegen sollte, hätte sie fast geweint vor Freude... -

Hier konzentriert man sich erst einmal auf eine der Hauptpersonen und erzählt in nur wenigen Sätzen bereits etwas von der Vergangenheit der Person, und verpasst ihr einen markanten Zug ( der Pechvogel ) b.z.w. was unmittelbar zuvor war. Sowas verleiht Tiefe ohne dass man sich dafür besonders anstrengen muss... Und man kann sehr schön weitere Hauptpersonen einfach dazubringen und sie quasi \"durch die Augen\" dieser einen Figur beschreiben, was sich besser in der Handlung auflöst.

Was ich versuche unbedingt zu vermeiden sind Anfänge a la:
- Es war ein warmer, sonniger Frühlingstag. Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos. Wind blies vom tiefblauen Meer landeinwärts. Rings um Rania Singh-Badh war es still. Sie trug lediglich... - So sehen die meisten ersten Versuche aus ( auch meiner, vor viiiiilen Jahren... :( )

Besser ist es solche Äußerlichkeiten durch eine Figur beschreiben zu lassen - etwa so:

Rania Singh-Badh spazierte gerne kurz nach Sonnenaufgang, am Strand entlang. Zu dieser frühen Stunde war hier, für gewöhnlich, noch nichts los. Trotz des noch jungen Morgens war es bereits so warm, dass Rania lediglich eine dünne, cremefarbene Bluse und passende Shorts dazu trug. Sie blieb kurz stehen und drehte ihr Gesicht dem tiefblauen Meer zu. Mit geschlossenen Augen genoss sie den leicht auffrischenden, salzig schmeckenden Wind auf ihrer samtbraunen Haut. Sie atmete tief durch und blickte nach einer Weile hinauf zum tiefblauen Himmel. Nur einige vereinzelte, kleine Quellwolken, die im Begriff waren, sich aufzulösen, standen am östlichen Horizont... :))

Hier beschreibe ich quasi dasselbe wie zuvor, allerdings löse ich diese Beschreibungen in der Handlung auf - ich lasse die Figur beschreiben statt dass ich dies selbst mache...

Den Sprung in eine Unterhaltung bevorzuge ich weniger - zumindest möchte ich gerne erwähnt wissen, wer da redet und worüber. Es gibt zwar Beispiele, bei denen es nicht so ist, aber mein Geschmack sind solche Anfänge nicht.

Ganz wichtig für den Anfang ist IMO, dass man selbst schon weiß, wie die Geschichte auch endet - für mich ist die Struktur der Geschichte ein wesentlicher Punkt. Ein \"drauflosschreiben und sich - von Kapitel zu Kapitel - durch die Story zu hangeln ist sicherlich nur etwas für amtlich beglaubigte Genies ( und die sind rar gesäht... )

SSJKamui:
Ich denke, ein ganz guter Weg für den Anfang ist auch ein Rätsel und/oder ein Paradoxon. Dadurch kann man beim \"Konsumenten\" nämlich Interesse wecken. (Zum Beispiel bei meinem Projekt Dimensional Prophecy of Zohar taucht am Anfang eine Alienkreatur auf, die noch nicht mal im Ansatz humanoid aussieht, wo sich dann aber herausstellt, dass dieses Wesen eine Menschliche DNS besitzt. Bei Kinofilmen und TV Serien ist wahrscheinlich auch Serial Experiments Lain ein gutes Beispiel, wo eine Schülerin Selbstmord begeht und danach (!) irgendwelche E-Mails versendet.)

Das Rätsel muss dann natürlich aber auch wichtig sein. (Zum Beispiel währe die morgentliche Frage, wo man den Haustürschlüssel hingelegt hat eher ungeeignet für ein solches Rätsel.)

Bei sowas muss man danach natürlich noch weitere Rätsel in der Geschichte stellen, da sonst das Interesse bei den Lesern schnell abflachen kann. Außerdem sollte die Auflösung des \"Anfangsparadoxons\" dann nicht zu blödsinnig sein.

So ein Anfangsrätsel könnte man theoretisch, falls man in der Geschichte ein philosophisches Thema behandelt mit eben diesem Verknüpfen. (Zum Beispiel war der Grundgedanke bei meinem Projekt Dimensional Prophecy of Zohar zuerst das Thema, was die Menschliche Existenz eigentlich ausmacht. Da bin ich auf die Idee gekommen mit dem gefährlichen Ungeheuer, das sich als Menschlich herrausstellt und dem Teil der Story, dass die Protagonisten zum Überleben herrausfinden müssen, was diese menschlichen Ungeheuer eigentlich sind.)

Will Pears:

--- Zitat ---Original von SSJKamui
Das Rätsel muss dann natürlich aber auch wichtig sein. (Zum Beispiel währe die morgentliche Frage, wo man den Haustürschlüssel hingelegt hat eher ungeeignet für ein solches Rätsel.)
--- Ende Zitat ---


Kommt drauf an. Wenn man seinen Fokus auf den \"Sternenflotten/Föderationsbürger Alltag\" oder auf die Zwischenmenschlichen Crew-Beziehungen (sozusagen FF Soap) legen möchte, dann wäre die Frage nach dem Haustürschlüssel eventuell recht interessant. Das will ich zumindest mal ausprobieren in meiner FF-Serie.

Max:
Letztendlich ist jeder Einstieg erlaubt, den man haben möchte. Natürlich kann sich die Intention des Autors, der sich selbst beim plattesten, einfachsten Einstieg etwas gedacht hat oder gedacht haben könnte, mit dem für den Gesamttext nützlichen Effekt, den Leser gleich zu binden, reiben.

SSJKamui:

--- Zitat ---Original von Will Pears

--- Zitat ---Original von SSJKamui
Das R�tsel muss dann nat�rlich aber auch wichtig sein. (Zum Beispiel w�hre die morgentliche Frage, wo man den Haust�rschl�ssel hingelegt hat eher ungeeignet f�r ein solches R�tsel.)
--- Ende Zitat ---


Kommt drauf an. Wenn man seinen Fokus auf den \"Sternenflotten/F�derationsb�rger Alltag\" oder auf die Zwischenmenschlichen Crew-Beziehungen (sozusagen FF Soap) legen m�chte, dann w�re die Frage nach dem Haust�rschl�ssel eventuell recht interessant. Das will ich zumindest mal ausprobieren in meiner FF-Serie.
--- Ende Zitat ---


Das hört sich irgendwie interessant an.

Bei Soaps und Sitcoms hast du recht, da kann so ein Anfang durchaus sinn machen. Da geht es ja nicht so sehr ums Fantastische sondern eher um realistische Sachen. Da sollte es aber auch nicht zu \"dämlich\" wirken.

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