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Das Rückgrad der Story - Der Aufbau

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David:

--- Zitat ---Original von Visitor5
Es ist verdammt kraftraubend, wenn man an einer Stelle nicht weiterkommt, aber man mindestens zwanzig Ideen für einen späteren Zeitraum hat. :D
--- Ende Zitat ---



Sach ma, kannst du Gedanken lesen?!?  8o
Genau so geht es mir meistens auch.

Zum Bleistift:
Ich weis schon ziemlich genau, wie ich eine Reihe von Szenen in einem Wald im Hauptteil der Story schreiben will, dat is alles schon seit Monaten im Kopf.

Aber im Moment, noch weit von der Handlung auf dem Planeten entfernt, da geht das ziemlich zäh voran.

Könnte man ja glatt ma einen wissenschaftlichen Essay drüber verfassen.  :D

Alexander_Maclean:
Wenn man aber ein Storyauugbau hat, kann man doch die Szenen \"vorschreiben\".

zumnindest mache ich es so.

bsp: Morning Star Entscheidungen II

aktuell 53 Seiten (gut 52einviertel ;) )

Drei Kaptiel sind noch nicht ganz fertig. Und bei einen muss ich die einleitung neu schreiben. Aber das letzte Kapitel steht schon.


Und dann habe ich noch eine xtratdatei für sogenannte \"Splitter\", szenen die mir spontan eingefallen sind, die ich mir für später aufhebe.

Visitor5:
Naja... zuerst war es eine Geschichte, die nicht recht in mein Universum zu passen schien und ein weiser Mann brachte es wie folgt auf den Punkt:


--- Zitat ---Wie wäre es, wenn du die KuGe unabhängig von deinem \"Kontinuum\" schreibst?

Dann wäre sie aus deinem Kopf und du könntest dich besser auf dein anderes Werk konzentrieren.
--- Ende Zitat ---


Das gab den Anstoss, die Ideen die ich habe als Kurzgeschichten zu verfassen und sie, ähnlich einem Säckchen Perlen, auf eine Schnur aufzuziehen...

Dies passt perfekt in mein Konzept und zu meinem Stil, scheint aber die Leserschaft nicht wirklich zu beglücken... :D


Edit: \"Deutsche Sprache... \"

Drake:
Ein Thema das ich persönlich als ebenso reizvoll wie wichtig finde ist die \"Wendung\". Grob gesagt, man versucht, dem Leser etwas zu geben, was er so nicht erwartet hat. So ein Moment kann in mehreren Variationen auftauchen (darauf gehe ich später weiter ein), hat aber generell den Sinn, zu überraschen. Damit so etwas funktioniert braucht man natürlich ein gewisses Maß an Planung, sei es in Bezug auf die Story selbst oder einen größeren Handlungsbogen. Man muss wissen, wohin man mit dem Plot will und wie man diesen Moment schrittweise aufbauen kann. Aber letztendlich lohnt es sich, weil man die Befriedigung hat, dass der Leser beeindruckt sein wird, was man sich da zurechtgesponnen hat.

Da ich mir durchaus anmaße, auf dem Gebiet ein paar Erfahrungen (sowohl als Leser, als auch als Autor) zu haben, möchte ich das mal en Detail aufdröseln und vielleicht ein paar nützliche Tipps verteilen und Beispiele geben. Aus Spoilergründen greife ich da aber lieber nicht auf mein eigenes Repertoire zurück. ;)

Also, welche Ausprägungen gibt es (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber diese drei mag und benutze ich besonders gerne)?

1. Der \"Xanatos-Gambit\"

Eines meiner Lieblingsstilmittel, das aber gleichzeitig auch am schwersten durchzuziehen ist. Wem der Begriff nichts sagt, der Name kommt vom Charakter des David Xanatos aus der Zeichentrickserie \"Gargoyles\", der für diese Art Taktik berühmt war (und netterweise von Jonathan \"Riker\" Frakes gesprochen wurde). Standardmäßig ist das eine Bösewicht-Taktik, aber durchaus auch für Helden anwendbar.

Der Xanatos-Gambit umfasst zwei aufeinander aufbauende Pläne, oder auch einen Plan mit zwei möglichen Ausgängen. Alles dreht sich darum, dass der Planer von beiden (oder allen) möglichen Ausgängen profitiert, wobei idealerweise zunächst nur ein Teilplan sichtbar ist. Dieser \"offene\" Plan ist der, den der Leser (und die Helden/Bösewichter) kennt. Egal wer ihn ausführt, dieser Plan wird von der Gegenseite zu sabotieren versucht und zwar erfolgreich. das ist einfach, aber dann beginnt der schwierige Part: In dem Moment der Niederlage oder kurz danach muss offenbart werden, dass der Planer in Wahrheit noch einen anderen, \"geheimen\" Plan hatte und durch Durchkreuzung des \"offenen\" dieser \"geheime\" Plan entweder aufgeht oder vorangetrieben wurde.

Nehmen wir ein Beispiel, das viele kennen dürften, nämlich Star Wars, konkret den Klonkrieg.

Palpatine aka Darth Sidious hat dort eine Position inne, die es ihm erlaubt, egal was passiert, vom Ausgang des Krieges zu profitieren. Er sitzt als Kanzler mit Notstandsvollmachten auf dem Chefsessel der Republik, gleichzeitig dirigiert er als Sidious die Separatisten. Egal wer gewinnt, er bleibt an der Spitze sitzen und kann seine Feinde die Jedi ausrotten (durch Order 66 oder durch den Sieg der Separatisten). In diesem Beispiel kennt der Zuschauer natürlich durch die Originaltrilogie die Identität von Sidious, aber man stelle sich vor, das wäre ihm unbekannt: In dem Moment in dem Palpatine als Sidious enttarnt wird, hat der Leser einen Schock-Moment, denn ihm wird klar, dass Palpi das alles geplant hat und er gewinnen wird, egal was passiert.

Die Schwierigkeit liegt darin, diese Pläne sorgfältig darauf abzuklopfen, dass möglichst wenig schiefgehen kann. Wenn man eine Schwachstelle übersieht und der Leser denkt: \"Ja, das hat aber nur funktioniert, weil er einfach Glück hatte!\", dann ist der ganze Effekt für die Katz. Das erfordert eine Menge Planung und kontinuierliches Abklopfen des eigenen Plans.

Ein besonderer Vorteil dieses Stilmittels (und mit der Grund, warum ich es so sehr mag) ist, dass der Leser den Eindruck bekommt, dass der Planer intelligent ist und mitdenkt. Das ist besonders nützlich, wenn es sich um einen Bösewicht handelt, da intelligente Bösewichte leider immer noch eher rar gesäht sind.
Der andere Vorteil ist, dass man den Helden einen Scheinsieg gönnt und gleichzeitig dem Bösewicht einen eigenen Sieg verschafft. Das wirkt der Abnutzung entgegen, die jeder Antagonist hat, der zu oft den Kürzeren gegen den Helden zieht (s. die Borg in Trek, oder diverse effektiv zu Lachnummern verkommende Kinderserien-Bösewichte).

2. Foreshadowing

Ein sehr schönes Fremdwort, das im Prinzip nichts anderes bedeutet als \"Andeutungen\", hier speziell in Bezug auf spätere Plotereignisse. Das ist mit etwas Planung sehr einfach abzuziehen und ich denke viele haben es schon in der einen oder anderen Variation benutzt. Dennoch, es lohnt, sich darüber gesondert Gedanken zu machen, aus Gründen die weiter unten erläutert werden.

Diesmal ein klassisches Beispiel: MacBeth

Der Hauptcharakter bekommt prophezeit, dass \"kein Mann, geboren von einer Frau\" (sinngemäße Übersetzung des englischen \"No man from a woman born\") ihn töten könne und ist natürlich dementsprechend übermütig. Bis er dann doch getötet wird und von seinem Gegner gesagt bekommt, dass er \"aus dem Leib seiner Mutter gerissen\", also per Kaiserschnitt und nicht \"von einer Frau\" geboren wurde.
(Eine einfacher gestrickte Variation davon findet sich im Herrn der Ringe: Der Hexenkönig prahlt, dass kein Mann ihn töten könne, Eowyn antwortet lapidar sie sei kein Mann und erledigt ihn)

Das erklärt auch direkt, worum es dabei geht: Idealerweise darf der Leser nicht merken, dass das was man ihm da hinwirft etwas wichtiges ist, bis er dann ein paar Absätze/Stories weiter merkt, dass sich da schon lange im Hintergrund etwas zusammengebraut hat. Bei sowas muss man sich in die Lage des Lesers versetzen können und sich darüber im klaren sein, was er a.) gerade weiß (wir Autoren wissen ja meistens mehr als er) und b.) was er erwartet. Dieses Wissen (bzw. Unwissen) und die Erwartungen nutzt man für dieses Stilmittel aus, entweder indem man die andeutung nur in einem Nebensatz einstreut oder indem man eine Aussage bewusst so doppeldeutig formuliert, dass er auf eine falsche Fährte gelockt wird.

Was hierbei schiefgehen kann, ist dass man zuviel verrät, oder die Andeutung zu offensichtlich und durchschaubar macht. Immer dran denken, das funktioniert nur, wenn der Leser später denkt: \"Moment, da war doch vorhin schon mal was! *Zurückblätter* Das ergibt ja auf einmal alles einen Sinn!\" Prophezeiungen oder Vorhersagen sind eine sehr klassische Art das zu erreichen (s. das Beispiel), können aber auch nach hinten losgehen, eben WEIL sie schon so oft verwendet wurden.
Also aufpassen. ;)

3. Plot-Coupons

Diese kleinen Biester sind eng verwandt mit dem Foreshadowing und ich glaube jeder der schonmal eine klassische Detektivgeschichte der Marke Sherlock Holmes gelesen hat dürfte sich etwas darunter vorstellen können. Es sind minimale Hinweise, die direkt auf eine Lösung hinarbeiten. Der Unterschied ist, dass Plot-Coupons für die Lösung des Problems wichtig bis unverzichtbar sind, Foreshadowing dagegen nur ein \"netter Bonus\". Auch hier ist das Ziel ein \"Aha!\"-Erlebnis für den Leser.

Ein Beispiel hatte ich ja schon genannt: Sherlock Holmes, der seine Fälle löst, weil er wichtige Details bemerkt und zusammenführt, die den anderen (und dem Leser) verborgen bleiben, bis Holmes seine Beweiskette herunterrappelt und den Täter überführt.

Hier ist die Hauptschwierigkeit die Hinweise so einzubauen, dass es später nicht so wirkt als habe man sie beider Auflösung erst aus dem Hut gezaubert, aber sie trotzdem beim ersten Durchlesen unscheinbar sind. Gesprochene Hinweise kann man in Dialogen über ein eigentlich anderes Thema (oder in einem Nebensatz) verstecken, Gegenstände oder andere Hinweise in Beschreibungen der Umgebung. Es muss sich so lesen, als würde man eigentlich die ganze Zeit von etwas anderem schreiben, dem der Leser gerade keine echte Bedeutung für die Lösung des Problems beimisst. Außerdem ergeben idealerweise nur alle Coupons zusammen die Lösung, damit der Leser nicht zufällig beim Stolpern über einen einzelnen die Lösung erkennt, die man eigentlich erst Seiten später enthüllen wollte.

SSJKamui:
Ich stimme zu.

Irgendwie erinnern mich manche Ausdrücke, die du verwendet hast an die Lexikonseite \"TVTropes.com\". Besonders der Begriff \"Xanatos Gambit\" kommt mir sehr bekannt vor.

Die Seite ist teilweise wirklich echt nützlich bei der Planung von Geschichten. Zum Beispiel hatte ich mein Caine Konzept zu seiner aktuellen Form entwickelt nachdem ich dort einige Artikel zu Alienkonzepten las.

So ein Xanatos Gambit hatte ich in meiner ersten Star Trek Fanfic eingesetzt. Da wurden die Q Opfer einer solchen Falle und wollten den Plan einer anderen Spezies aufhalten. Erst am Ende erfuhren sie, dass diese andere Spezies die Aktionen der Q genau eingeplant hatte, weshalb die Q genau das auslösten, was diese Spezies wollte. (Und das war mehr als \"ungemütlich\", um es mal so zu sagen.)

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