Autor Thema: Der 2. SF3DFF-Storycontest - Thread für Geschichten  (Gelesen 8820 mal)

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Lairis77

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ulimann644

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Der 2. SF3DFF-Storycontest - Thread für Geschichten
« Antwort #1 am: 22.10.09, 20:57 »
Dann werde ich mal zum Auftakt meine Story uploaden...
Darauf, den Reigen zu eröffnen, warte ich ja nur... :Andorian

Zum Inhalt:
Diese Story spielt im UO-Universum und behandelt einen Zeitabschnitt, der einige Jahre in der Zukunft der aktuellen UO-Handlung spielt ( Mit der gütigen Erlaubnis des Fleetadmiral )
Geneigte Leser dürfen sich bei dieser Shortstory nicht nur an einigen Anspielungen auf diverse Diskussionen im Forum erfreuen, es wird auch Augenzwinkernd auf das ein oder andere Geschehnis von ICICLE eingegangen...

Dass es dabei auch eine Geschichte über ein - bisher unbekanntes - Parallel-Universum gibt, in dem gewisse Ereignisse anders ablaufen, als im Normaluniversum, soll dabei natürlich nicht unerwähnt bleiben.
Allerdings habe ich dabei mal auf den üblichen Technik-Schnick-Schnack verzichtet und eine etwas elegantere Lösung gefunden... ( Im Volk der \"Ulimá... ;) :D )

Viel spaß mit der Story:
ulima nn644 ;)

Noch einmal leben

Raumkomplex: UNITY-ONE
Sternenzeit: 64870.7 ( 14.11.2387 – 19.30 Uhr Föderationsstandard )

   Fleetcaptain Tar´Kyren Dheran war am Ende seiner Geduld angekommen.
   Dass Fleetadmiral Joran Jakur Belar ausgerechnet ihn als Delegationsmitglied für den diplomatischen Empfang der Ulimá auf UNITY-ONE ausgewählt hatte, ging ihm mittlerweile schwer auf die Nerven.
   Zuerst hatte sich der Andorianer noch über den Vertrauensbeweis des Admirals gefreut, insbesondere, da er dadurch einige Tage mit seiner Frau, Reneé O´Connor zusammen sein konnte, doch schon im Zuge der ersten Treffen mit den Humanoiden Ulimá hatte sich herausgestellt, dass diese paramental begabten Lebewesen nicht nur über außergewöhnliche Geisteskräfte verfügten, sondern auch über die Fähigkeit selbst ihm auf dem Gebiet der ironischen Eloquenz noch etwas beizubringen.
   Vor einem halben Jahr erst hatte man zum ersten Mal Kontakt zu den, im Alpha-Quadranten ansässigen, Ulimá aufgenommen. Dass man erst so spät auf diese Rasse gestoßen war lag wohl im Wesentlichen daran, dass sie einige Systeme am äußeren, sternenarmen Rand der Galaxis, an der Grenze zum Leerraum zwischen den Galaxien, bevölkerten. Die Strahlung ihrer Heimatsonne hatte ihnen besondere, geistige Fähigkeiten verliehen, über die sie jedoch keine näheren Angaben machen wollten.
   Die U.S.S. MIDWAY unter dem erfahrenen Captain Francis Kendall war es gewesen, die es zufällig in diese entlegene Gegend verschlagen hatte, und deren Crew auf die Ulimá aufmerksam wurde. Im Zuge dieses Erstkontaktes bestanden die Ulimá darauf, dass die momentanen Verhandlungen über ein weitreichendes Handels- und Beistandsabkommen auf UNITY-ONE geführt werden sollten, da sie neugierig auf die Task-Force und die Heimatbasis der MIDWAY waren. Woher die Fremden von dem feinen Unterschied zwischen Sternenflotte und den Task-Forces erfahren hatten wusste Kendall nicht zu sagen. Tatsache war, dass sie es auf irgendeine Weise herausgefunden haben mussten.
   Aber das störte Dheran noch am wenigsten an den Fremden. Am schwierigsten kam er mit der stets arrogant wirkenden Art der Ulimá zurecht, wobei er nicht einmal behaupten konnte, dass sie es auch waren – sie erweckten lediglich den Eindruck. Gerade diese Ungewissheit zwischen Vermutung und Tatsache brachte ihn noch mehr gegen die Vertreter der Ulimá-Delegation auf. Dazu kam, dass die Ulimá sehr genau wussten, was sie wollten und die Verhandlungen mit ihnen sich dem entsprechend schwierig und mühsam gestalteten, für die geradlinige, direkte Art des Andorianers ein wahrer Horror.
   Jetzt nach dem Ende der neunten Verhandlungsrunde in fünf Tagen wirbelten seine Gedanken, wie Federn in einer Papiertüte durcheinander und er hatte fast fluchtartig den Konferenzraum verlassen, nach der am knappsten bemessenen Zeitspanne, die das Protokoll zuließ.
   Doch erst, als er sich im Turbolift befand, und sich die Schotts hinter ihm geschlossen hatten, erlaubte er sich, erleichtert aufzuatmen. Für diesen Tag hatte er es wirklich geschafft und der Gedanke daran in wenigen Minuten seine Frau in den Armen halten zu können, heiterte ihn von Sekunde zu Sekunde mehr auf.
   Er blickte auf den goldenen Ehering an seinem rechten Ringfinger, ein Relikt, an dem Reneé unbedingt hatte festhalten wollen, und konnte es immer noch nicht richtig fassen, dass sie schlussendlich doch noch zu einander gefunden hatten.
   Mit sechsundzwanzig Jahren Verspätung, dachte Dheran wehmütig, doch diese kurze Anwandlung legte sich schnell wieder. Er hatte sein Ziel erreicht, das war was zählte.
   Vor fast einem Jahr, an Weihnachten, hatten sie auf UNITY-ONE geheiratet. Natürlich hatte es sich Fleetadmiral Joran Jakur Belar, nach wie vor Oberbefehlshaber der 5.Task-Force, nicht nehmen lassen, die Trauung persönlich durchzuführen.
   Als Trauzeugen hatten Captain Selius und Captain Pasqualina Mancharella fungiert, wobei Dheran es natürlich bedauert hatte, dass sein bester Freund, Konteradmiral Valand Kuehn nicht hatte dabei sein können, aber der frischgebackene Kommandeur der neuen Flotten-Basis, FORTRESS-ONE, welche die veraltete Sternenbasis 375 ersetzte, und die neue Heimat der Sektorenflotte-Bajor darstellte, war zu diesem Zeitpunkt unabkömmlich gewesen. Natürlich hatte Kuehn es sich nicht nehmen lassen sie drei Monate später auf UNITY-ONE zu besuchen, ihnen zu gratulieren und die Braut nachträglich zu küssen.
   Dafür hatte sich Captain Mancharella, seit fünf Monaten Kommandantin eines brandneuen Angriffskreuzers der STARDUST-KLASSE, der U.S.S. IVANHOE, umso mehr gefreut, diese Aufgabe zu übernehmen. Zwar hatte er die leise Melancholie bei seinem ehemaligen XO gespürt, aber er war sicher, dass sie mit ihrem MACO-Commander, mit dem sie seit nun fast drei Jahren fest liiert war, glücklich werden würde. Er wünschte es Pasqualina, denn sie hatten sich vor fünf Jahren sehr nahe gestanden. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wären beinahe zusammengekommen, statt er und Reneé.
   Nachdenklich starrte Dheran auf den Ring und spontan musste er dabei an ein Mädchen denken, mit dem zusammen er, vor zwölf Jahren gegen Ende des Dominion-Krieges einen Kommandoeinsatz auf Avenal VII durchgeführt hatte. Eine junge Bajoranerin namens Fylara Nareen. Sie hatte ihm, kurz vor ihrem Tod, prophezeit, dass auch er irgendwann eine eigene Familie haben würde; und sie hatte ihn gebeten, falls er einmal eine Tochter haben sollte, sie nach ihr zu benennen. Wie jedes Jahr, hatte er vor einigen Monaten ihr Grab auf Bajor, in der Kendra-Provinz, am Yolja-Fluss besucht, und Nareen in stummer Zwiesprache davon berichtet, dass zumindest dieser Teil ihrer Prophezeiung in Erfüllung gegangen war. Er selbst hatte sich darum gekümmert, dass der Leichnam der Bajoranerin dort seine letzte Ruhe gefunden hatte, und er hatte sogar den dreistündigen Trauergesang für sie gehalten, unter der Anleitung eines jungen Vedek. Doch davon hatte er bislang nur Reneé und seinem Freund Valand erzählt.
   Tar´Kyren Dheran erschrak beinahe, als er das Zieldeck erreicht hatte und zielstrebig machte er sich auf den Weg zu Reneé´s Privaträumen auf UNITY-ONE.
   Nachdem der Andorianer die Kabinenflucht seiner Frau betreten hatte, blieb er zuerst einmal stehen, und ließ das Bild, welches sich ihm bot, auf sich wirken.
   Reneé stand abwartend mitten im Wohnraum und blickte mit ihren wundervollen, blau-grauen Augen, die ihn an einen wolkenverhangenen Tag an der irischen Küste erinnerten, lächelnd an. In diesem Moment mehr denn je wie eine Göttin erscheinend, denn wie eine Frau aus Fleisch und Blut. Sie trug enge, schwarze Hosen und eine blutrote, kurzärmelige Tunika, die ihre Figur perfekt unterstrich und wunderbar zu ihren langen, schwarzen Haaren passte, die im Licht der Kerzen, die sie entzündet und auf den Tisch gestellt hatte, seidig schimmerten. Außerdem erkannte er, dass sie auf dem Tisch sein Lieblingsessen serviert hatte, Reibekuchen, die er zuerst vor sechs Jahren im Haus von Pasqualina Mancharellas Vater gekostet hatte, und seitdem ganz verrückt danach war.
   Dheran verharrte und nahm das Bild seiner Frau in sich auf. Ein warmes Rieseln schien sich über sein Herz zu bewegen und langsam schritt er auf Reneé zu um sie liebevoll in die Arme zu nehmen und zu küssen. Nach einer Weile löste sich Reneé widerstrebend von ihm und sagte lächelnd: „Die Reibekuchen werden kalt, im Gegensatz zu mir.“
   Ein Schmunzeln umspielte Dherans Mund. „Solche flotten Sprüche hattest du früher nicht drauf, meine geliebte Eisfee.“
   „Man passt sich in einer Ehe einander an, heißt es“, konterte Reneé trocken. „Als deine Kumari wärst du dann wohl mein Rakari wenn ich die Legende richtig in Erinnerung habe.“
   Dherans Antennen spreizten sich leicht. „In ewiger Liebe einander zugetan. Du hast es also nicht vergessen?“
   „Wie könnte ich diese romantische Geschichte vergessen?“ stellte seine Frau die Gegenfrage. „Komm, lass uns jetzt lieber essen, die Mühe, die ich mir mit den Reibekuchen gemacht habe, soll doch nicht vergeblich gewesen sein.“
   Nur widerstrebend löste sich der Andorianer von Reneé und nahm ihr gegenüber am Esstisch platz, wobei er dem Klavier in der Ecke des Zimmers einen kurzen Blick schenkte. Vor einigen Wochen hatte Reneé ihm das Spielen darauf beibringen wollen, aber mehr, als etwas Herumgeklimpere, war dabei nicht heraus gekommen. Obwohl er, wie seine Frau ihm versichert hatte, nicht unbegabt war. Leider fehlte ihm die nötige Zeit, sich eingehender mit dem Klavier zu beschäftigen, denn er hatte durchaus Freude daran gehabt, auf diesem Instrument zu spielen. Noch mehr mochte er jedoch, wenn Reneé darauf alte irische Lieder zum Besten gab.
   Während sie speisten, beobachtete Reneé schmunzelnd, wie sich Tar´Kyren mit Behagen über die Reibekuchen her machte, wie jedes Mal, wenn er welche bekommen konnte.
   Nach einer Weile erkundigte sie sich neugierig: „Erzählst du mir freiwillig, wie sich die Verhandlungen mit der Delegation der Ulimá entwickeln, oder muss ich dir jedes Wort einzeln aus dem Kreuz leiern?“
   „Mein Kopf fühlt sich an, als wenn Jemand mein Gehirn genommen, Springball damit gespielt, und anschließend verkehrt herum wieder eingesetzt hätte, wenn du es genau wissen willst“, erklärte Dheran grimmig, nachdem er sein Mal beendet hatte. „Die drehen dir jedes Wort zweimal im Mund herum, wenn man nicht aufpasst. Ich dachte immer, das wäre meine Spezialität, aber gegen das, was die Ulimá in dieser Hinsicht anstellen, ist mein Können auf diesem Gebiet Stümperei.“
   „Klingt faszinierend, irgendwie“, lächelte Reneé aufmunternd und erhob sich langsam. Auffordernd sah sie ihren Mann an und meinte dann verführerisch: „Komm lass uns ein gemeinsames Bad nehmen, und danach werde ich dich dann auf ganz andere Gedanken bringen...“

* * *

   Gegen 02.30 Uhr schliefen Tar´Kyren und Reneé, eng an einander geschmiegt, und noch erhitzt vom vorherigen Liebesspiel ein.
   Im Traum sah der Andorianer bunte Nebel um sich herum wallen, aus denen sich schließlich die Gestalt eines Ulimá herausschälte. Der Fremde kam auf ihn zu und sprach ihn an: „Ich habe bereits während der Gespräche am Vormittag gespürt, dass Sie anders sind, als die restlichen Mitglieder der Delegation, des Fleetadmirals, Fleetcaptain Dheran. Sie besitzen mentale Fähigkeiten, die wir ganz erstaunlich finden, denn sie sind ganz anders als die unseren. Unsere Fähigkeiten bestehen darin, anderen Wesen die Möglichkeit zu eröffnen ein anderes Leben zu führen, als das bisherige.“
   Tar´Kyren Dheran blickte den Ulimá befremdet an. „Ich fürchte, ich verstehe nicht, was Sie meinen.“
   Der Fremde lächelte: „Doch, das tun Sie. Sie haben sich doch stets gefragt, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie sich nicht für Reneé, Ihre Frau, sondern für eine Frau, namens Pasqualina Mancharella entschieden hätten, habe ich nicht Recht?“
   „Diese Frage ist nicht relevant für mich; ich liebe meine Frau über alles“, entgegnete Dheran scharf. „Ich habe die richtige Entscheidung getroffen.“
   „Wie können Sie das wissen, wenn sie nie die andere Möglichkeit erlebt haben?“ hielt ihm der Ulimá entgegen. „Ich spüre Ihren inneren Konflikt, Captain Dheran. Und ich habe die Möglichkeit, ihnen zu zeigen, was hätte sein können, aber nie war.“
   Der Andorianer zeigte dem Ulimá offen, dass er seinen Worten keinen großen Glauben schenkte. „Ich denke, das Ganze ist nur ein Traum, aber falls sie, wider Erwarten, doch echt sein sollten, dann versuchen Sie ruhig ihr Glück.“
   „Danke für Ihre Erlaubnis, Fleetcaptain. Sie werden die Entscheidung sicher nicht bereuen.“
   Die wallenden Nebel wurden wieder dichter und der Ulimá löste sich langsam auf. Dann wurden die Nebel immer dunkler und eine ungewisse Dunkelheit umfing den Geist des Andorianers. Traumlos schlief er bis zu Morgen...

* * *

    Als Tar´Kyren Dheran am Morgen aufwachte, ließ er seine Augen geschlossen und dachte, in angenehme Gedanken versunken, an die vergangene Nacht. Ohne es verhindern zu können fiel ihm dabei der seltsame Traum wieder ein. Dann wurde die Erinnerung an Reneés Zärtlichkeiten wieder übermächtig. Er glaubte noch immer ihr blumiges Parfum zu riechen, dass er so sehr an ihr liebte.    Er sog unwillkürlich die Luft ein…
   …und stutzte plötzlich!
   Der Duft eines blumigen Parfums war ihm in die Nase gestiegen, aber es war keines, dass er jemals an Reneé wahrgenommen hatte. Erst jetzt bemerkte er den Druck auf seiner rechten Brust, am Hals und über seinen Beinen. Etwas Warmes, Weiches lag dort.
   Mit einem ganz und gar unguten Gefühl öffnete er seine Augen und glaubte für einen Moment, sein Herz würde aussetzen, als er Pasqualina Mancharella erkannte, die unter der Decke, splitternackt eng an ihn gekuschelt lag und friedlich schlief.
   Erschrocken fuhr er in die Höhe wodurch die Spanierin erwachte und ihn verschlafen anlächelte. „Was ist denn los, Tar, hast du schlecht geträumt?“
   Der Andorianer wischte sich ungläubig über die Augen, doch aus Pasqualina wurde nicht Reneé. Und das helle, geschmackvoll eingerichtete Schlafzimmer, durch dessen bodenlange Fenster hell die Sonne herein schien, wurde nicht zur Zimmerflucht seiner Frau auf UNITY-ONE.
   Fast fluchtartig wühlte er sich aus der Bettdecke und sprang aus dem Bett. „Pasqualina, wie kommst du hierher?“
   Ein feuriges Funkeln erschien in den dunklen Augen der Spanierin als sie sich gefährlich sanftmütig bei ihm erkundigte: „Wen, außer deiner Frau, hast du denn erwartet, Tar?“
   Die Antennen des Andorianers richteten sich nach vorn und noch immer vollkommen überrumpelt von dem, was sich zu trug fragte er verwirrt: „Frau?“
   Splitternackt, wie sie war sprang Pasqualina aus dem Bett, baute sich zornig, die Fäuste in die Hüften gestützt, vor Tar´Kyren auf und fuhr den Andorianer, dem die Augen übergingen, wütend an: „Ich finde diese Art von Humor überhaupt nicht witzig, Tar! So etwas hast du doch noch nie gemacht! Weißt du eigentlich, wie verletzend das ist!“
   Dheran kam das ganze vor, wie ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab. Vielleicht war das sogar der richtige Vergleich. Er hatte nicht die Spur einer Ahnung, wo er war, wo seine Frau Reneé war, und wie er in diese bizarre Situation hatte geraten können. Zuerst hatte er noch den Verdacht gehabt, dass ihm selbst hier ein Streich übelster Sorte gespielt wurde, aber ein Blick in das zornrote Gesicht Pasqualinas und in ihre Augen, in denen Tränen schimmerten, belehrte ihn eines Besseren.
   Oder konnte ein Mensch so hervorragend Theater spielen?
   Tar´Kyren erkannte instinktiv, dass er Zeit gewinnen musste – Zeit um herauszufinden, was genau mit ihm geschehen war, und wie er, buchstäblich über Nacht, in diese veränderten Verhältnisse hatte geraten können. Dazu war er auf eine Person angewiesen, die ihm helfen konnte Antworten auf seine Fragen zu finden – und wer wäre besser geeignet, als Jemand, der vorgab seine Frau zu sein?
   Er setzte eine entschuldigende Miene auf und schritt langsam auf Pasqualina zu. „Tut mir leid, aber ich hatte einen ganz furchtbaren Albtraum, Pasqualina. Für einen Moment wusste ich tatsächlich nicht mehr, wo ich mich befinde und wer ich bin.“
   Dheran erschrak innerlich, als sich die Spanierin von im abwandte und die Hände vor das Gesicht schlug.
   „Das scheinst du auch jetzt noch nicht zu wissen!“, schluchzte sie und ihre Schultern schienen zu beben. „Sonst würdest du mich mit meinem üblichen Kosenamen ansprechen, und nicht so kalt und gefühllos zu mir sein.“
   Fieberhaft dachte der Andorianer nach und erkannte seinen Fehler. Er hatte Reneé, vom ersten Tag an, seit sie wieder zusammen waren, seine Eisfee – Kumari – genannt. Alles in ihm sträubte sich, jetzt plötzlich eine andere Frau so zu nennen, aber hier half nichts, er musste über seinen Schatten springen, und wohl noch Einiges mehr...
   Vorsichtig näherte er sich Pasqualina von hinten und flüsterte sanft in ihr Ohr. „Weißt du denn immer noch nicht, dass nur du meine Kumari bist?“ Er wäre fast zurück gezuckt, als er seine Hände sanft auf ihre Schultern legte und sie langsam zu sich herum drehte. „Hast du so wenig Vertrauen zu mir?“
   Die Erfahrungen der letzten Jahre, die er mit beiden Frauen, Reneé und Pasqualina, gemacht hatte, wo immer das auch von diesem Ort aus gesehen war, machten sich nun bezahlt. Er hatte nicht verlernt, wie er mit der Spanierin sprechen musste, um sie zu besänftigen.
   Offen blickte er Pasqualina in die Augen und er kam sich wie ein hinterhältiger Verräter an beiden Frauen vor, als die Spanierin sich eng gegen ihn drängte und er ihre aufrichtige Liebe und Zuneigung beinahe körperlich spüren konnte. Als sie ihn schließlich küsste und er ihren Kuss erwiderte, stiegen längst vergessen geglaubte Erinnerungen in ihm auf, Erinnerungen an den ersten Kuss, den sie sich vor sechs Jahren auf einer fernen Welt, in der Gefangenschaft eines primitiven Volkes gegeben hatten. Damals kannten sie sich erst wenige Monate und Pasqualina war damals noch öfter bereit gewesen, ihn einfach über den Haufen zu schießen, als dass sie bereit gewesen wäre ihn zu küssen.
   Nach einer Weile, die Dheran endlos lang vor kam, löste sich Pasqualina endlich von ihm und blickte ihn liebevoll an. „Ich bin nur deswegen so emotional, weil ich dich so sehr liebe,Tar“, erklärte sie mit leiser Stimme.
   „Mach dir keine Gedanken deswegen, meine kleine Eisfee“, tröstete der Andorianer sie, wobei ihm der Kosename fast nicht über die Lippen gekommen wäre. Schnell zog er sie in seine Arme, wobei er die Gelegenheit beim Schopf packte sich etwas genauer umzusehen.
   Das Zimmer war ihm vollkommen unbekannt, aber durch die Scheiben der Fenster blickte er auf Häuser, von denen er glaubte, sie schon einmal gesehen zu haben. Dann vernahm er auch das leise, beständige Rauschen im Hintergrund und es dauerte nur einen Augenblick, bis ihm einfiel, wo er sich befand.
   Sie waren auf der Erde, genauer gesagt: in Cadiz, einer alten, spanischen Hafenstadt an der Atlantikküste. Hier hatte er einmal, vor einigen Jahren, eine Nacht, zusammen mit Captain Selius und Fleetcaptain Lairis, als Gast von Pasqualinas Vater verbracht.
   Das musste er erst einmal verdauen.
   Er spielte zwar immer noch mit dem Gedanken er könne sich auf einem Holodeck auf der Raumstation befinden, aber irgend etwas sagte ihm, dass dies nicht der Fall war. Er erinnerte sich an eine alte andorianische Weisheit, die besagte: Die Lösung des Unlösbaren liegt in Entschlusskraft und Mut.
   Schließlich kam ihm, beim Blick auf den Balkon, der sich draußen erstreckte, eine Idee und er sagte leise: „Ich habe Hunger. Lass uns das herrliche Wetter genießen und auf dem Balkon frühstücken.“
   „Das ist der erste, normale Satz, den ich heute von dir höre, Tar“, schmunzelte sie und küsste ihn noch einmal leidenschaftlich, bevor sie ihn freigab und verschmitzt meinte. „Aber ich benutze zuerst das Bad.“
   In dieser Hinsicht waren doch alle Frauen gleich. Wie oft er diesen Satz bereits von Reneé zu hören bekommen hatte, konnte er schon nicht mehr zählen. Aus der Gewohnheit heraus konterte er mit einem resignierenden: „Bitte beeile dich aber!“
   Als sie eine halbe Stunde später auf dem Balkon, beim Frühstück, beisammen saßen, ließ Dheran seinen Blick, den sanft abfallenden Hügel hinunter schweifen, zu den historischen Hafengebäuden und darüber hinaus auf das Meer. Er versuchte, sich an den Traum zu erinnern, den er während der Nacht gehabt hatte, aber es gelang ihm nicht sich zu erinnern. Nachdenklich formulierte er eine Frage in seinen Gedanken, von der er wusste, dass sie eventuell nicht ganz ohne Risiken war.
   Als der Andorianer schließlich wieder Pasqualina ansah entschloss er sich dazu sie dennoch zu stellen. „Hat die öffentliche Bibliothek am Markt heute geöffnet?“
   Pasqualina blickte ihn befremdet an und entgegnete: „Aber heute ist doch Sonntag. Der Traum scheint dir wirklich zugesetzt zu haben, ist alles in Ordnung mit dir?“
   Nichts war in Ordnung.
   Laut sagte Dheran: „Alles bestens.“ Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, während Pasqualina fortfuhr: „Außerdem hat sich JJ zum Mittagessen angekündigt – mit seiner neuen Freundin, die er vor einem Monat auf Rigel 7 kennen gelernt hat. Wurde auch Zeit, dass er nach der Scheidung auf andere Gedanken kommt.“
   Tar´Kyren Dheran dankte den Sternengöttern. Zumindest gab es den Admiral. Vielleicht konnte der ihm verraten, was hier nicht stimmte.
   „Dass der Fleetadmiral bei uns hereinschaut hatte ich ganz vergessen“, antwortete Dheran vage.
   Pasqualina, die gerade ihre Kaffeetasse abgesetzt hatte begann schallend zu lachen. Erst nach geraumer Weile fing sie sich wieder und schmunzelte: „Heirate einen Schriftsteller und du hast immer was zu lachen. Dein Freund Belar als Fleetadmiral, der Gedanke ist mal was vollkommen Neues. Du tüftelst wohl wieder was Neues aus, habe ich Recht?“
   Dheran nickte schnell. Schriftsteller sollte er sein – nicht zu fassen. Was ging hier vor? Er befand sich offensichtlich an einem Ort, wo nichts so war, wie es hätte sein sollen. Er war nicht Fleetcaptain und nicht mit Reneé verheiratet, sondern mit Pasqualina – Belar war allem Anschein nach auch nicht Fleetadmiral der 5.Task-Force und Pasqualina war nicht Captain der IVANHOE.
   Und schlussendlich war da noch die Tatsache, dass er seine Uniform vergeblich im Kleiderschrank gesucht hatte. Nur Zivilkleidung, die ihm wie angegossen passte und somit scheinbar ihm gehörte, hatte er finden können.
   Noch immer schloss er die Möglichkeit einer groß angelegten Täuschung nicht aus, aber ganz langsam zog er auch andere Möglichkeiten in Betracht. Was wenn er im Spiegeluniversum gelandet war? Doch diese Möglichkeit verwarf er schnell wieder. Dazu passte die anheimelnde Friedlichkeit rings herum nicht ganz, wenn er über das Spiegeluniversum richtig informiert war.
   Im selben Moment durchzuckte ihn die Erkenntnis:
   Ein weiteres Paralleluniversum!
   Vielleicht gab es mehr, als nur eins – vielleicht gab es unendlich viele, und sie hatten bisher lediglich, durch Zufall nur eines entdeckt. Aber warum waren dann zu den verschiedensten Zeiten immer wieder nur Passagen zwischen dem Spiegeluniversum und dem Normaluniversum erfolgt? Möglicherweise, weil sie, in welcher Beziehung auch immer, am engsten mit einander verwandt waren?
   Dheran verwarf diese fruchtlosen Gedanken, über die Beziehungen von Paralleluniversen unter einander schließlich. Doch er wäre überrascht gewesen, hätte er gewusst, wie nah er der Wahrheit gekommen war.
   Ein PARALLELUNIVERSUM.
   Das würde viele offene Fragen in einem anderen Licht erscheinen lassen. Doch wenn es so war, wie würde er dann wieder zurück kommen? Gab es überhaupt einen Weg?
   „Was gibt es den zu Essen für unsere Gäste?“, fragte der Andorianer ablenkend.
   „Dein Leibgericht. Ich dachte darüber würdest du dich am meisten freuen.“
   Dheran nickte, ehrlich erfreut. „Das klingt hervorragend. Ich weiß schon, warum ich dich geheiratet habe.“
   „Also nur meiner Kochkünste wegen?“, erkundigte sich Pasqualina lauernd.
   „Als wenn du nicht sehr genau wüsstest, dass es anders ist“, schmeichelte Dheran ihr.
   „Glück gehabt“, drohte ihm Pasqualina gespielt finster, bevor sie auf seine Bemerkung von eben zurück kam. „Könntest du dir wirklich den guten JJ als Vorlage zu einem Fleetadmiral der Sternenflotte vorstellen?“
   „Eigentlich dachte ich mehr an einen Fleetadmiral der einer von sieben Task-Forces vorsteht, die sich aus jeweils 150 Einheiten zusammensetzen und an den Brennpunkten der Galaxis stationiert sind“, wagte Dheran seinen nächsten Vorstoß.
   „Klingt nach einem ziemlich militaristischen Prinzip“, kritisierte die Spanierin. „Man merkt, dass du Zivilist bist. Ein solches Konzept bräuchte eine feindlichere Umgebung als unsere Galaxis, in der der letzte Krieg schon über zweihundert Jahre zurückliegt.“
   „Genau ein solches Universum schwebt mir für mein nächstes Projekt vor“, erklärte der Andorianer schnell und überspielte damit seine momentane Überraschung. Hier hatte es offensichtlich weder einen Kampf gegen die Borg, noch gegen das Dominion gegeben. Kaum zu glauben. Und es hatte nie die sieben Task-Forces gegeben – kein Wunder wenn Pasqualina die Wahrheit gesagt hatte, denn mit den fehlenden militärischen Konflikten, fehlte natürlich auch die Notwendigkeit für ein solches Schutzkonzept.
   „Und welchen Rang hast du dir selbst in diesem fiktiven Universum zugedacht?“, wollte die Spanierin wissen.
   „Kommandant eines Raumschiffes der 5.Task-Force“, antwortete Dheran prompt.
   „Du bist wirklich bescheiden“, meinte Pasqualina lächelnd, erhob sich von ihrem Platz und setzte sich unbefangen auf Dherans Schoß, wobei sie ihre Arme um seinen Nacken legte. „Dabei würdest du mir als Admiral viel besser gefallen. Aber wer weiß wozu das gut ist, als Captain könntest du mich zu deinem Ersten Offizier machen, dann wäre ich immer bei dir.“
   „Gar nicht schlecht“, murmelte Dheran und war beinahe froh, dass die Spanierin ihn erneut küsste, so dass sie seine momentane Verblüffung nicht bemerkte.
   Viel näher könntest du gar nicht dran sein, dachte er ironisch. Merkwürdiger Zufall? Oder gab es eine Bestimmung über die Grenzen von Paralleluniversen hinaus?
   Pasqualina löste sich von ihm und fragte: „Hilfst du mir beim Abräumen? Danach lasse ich dich auch in Ruhe, damit du deine neuen Ideen aufzeichnen kannst.“
   Dheran stimmte zu und nachdem ihn Pasqualina, nach einem letzten Kuss allein ließ, nutzte der Fleetcaptain der ICICLE endlich die Möglichkeit das gesamte Haus zu durchstreifen. Ziemlich zuletzt fand er das Arbeitszimmer, nur das konnte es sein, denn überall lagen Data-Padds verstreut über einen wuchtigen Schreibtisch mit Computerterminal. An den Wänden gab es zahlreiche Regale mit echten Büchern, die in dieser Welt offensichtlich stärker in Mode waren, als in seiner eigenen. Aus reiner Neugier las er den Namen des Autors und stutzte.
   Dort stand: 2376 von Tar´Kyren Dheran.
   Neugierig überflog er die Geschichte. Offensichtlich handelte es sich um eine Abenteuer-Geschichte über einen Krieg gegen ein übermächtiges Volk aus einem anderen Quadranten. Er hatte schon allerhand merkwürdige Zufälle erlebt, aber was er hier, an diesem Morgen erlebte ging über sein Fassungsvermögen. Nachdenklich stellte er das Buch zurück in das Regal und nahm ein anderes zur Hand. Auch dieses Buch war von ihm selbst, einige Jahre früher geschrieben. Diesmal machte er sich die Mühe, einen Blick auf das Impressum zu werfen. Als er neben Buchcover und Innenillustrationen den Namen Joran Jakur Belar las, hätte er das Buch fast fallen gelassen.
   Das also machte Belar in diesem Universum.
   Er blätterte zehn weitere Bücher an, davon nur zwei seiner eigenen. In sieben von zehn Fällen hatte Belar die Covers und Illustrationen erstellt. Er musste sehr bekannt sein, wenn seine Werke derart gefragt waren.
   Erschüttert setzte sich der Andorianer in den wuchtigen Ledersessel am Schreibtisch und lehnte sich nachdenklich zurück. Das wäre aus ihnen geworden, wäre das heimatliche Universum ähnlich friedlich, wie dieses. In Gedanken nahm er verschiedene Data-Padds zur Hand und überflog die enthaltenen Texte. Sie enthielten Ideen oder Kapitelfragmente zu zahlreichen Geschichten, ob sie schon geschrieben waren, oder erst in Planung konnte er nicht sagen. Schließlich legte er die Padds zur Seite und blickte gedankenverloren zum geschwungenen Panoramafenster hinaus, in den Garten, der sich auf dieser Seite des Hauses anschloss.
   Was war, wenn er nicht wieder nach Hause konnte? Würde er dieses Leben weiterführen können? Oder sollte er versuchen an sein bisheriges Leben anzuknüpfen? Aber was würde in diesem Fall aus Pasqualina werden? In diesem Universum war sie legitim mit ihm verheiratet, da konnte er sich doch nicht aus der Verantwortung stehlen. Zweifellos liebte sie ihn über alle Maßen. War es da nicht ziemlich selbstlos gedacht, sie verlassen zu wollen um eine Frau zu suchen, die er vielleicht gar nicht finden würde, in diesem Universum.
   Ein dicker Kloß schien in seinem Hals zu sitzen und ihm die Luft abzuschnüren, bei diesen Gedankengängen. Vielleicht konnte er mit dem Belar dieses Universums darüber sprechen. Möglicherweise wusste er Rat.
   Unwillkürlich blickte er bei diesen Gedanken auf seine rechte Hand.
   Erst jetzt bemerkte er, dass der goldene Ring an seinem Finger ein anderer war. Nichts hätte seine Situation im Moment deutlicher zum Ausdruck bringen können. Grübelnd sank er im Sessel zusammen und starrte zum Fenster hinaus, ohne wirklich etwas zu sehen.
   Erschrocken fuhr er hoch, als ihn etwas an der Schulter berührte.
   Es war Pasqualina gewesen, die ihre Hand auf seine Schulter gelegt hatte. Unmerklich hatte sie das Zimmer betreten und blickte ihn nun sorgenvoll an. „Tar, was ist nur mit dir? Hast du irgendwelchen Kummer, von dem du mir erzählen möchtest?“
   Dheran straffte sich und mahnte sich innerlich zur Ordnung. „Nein, ich war nur in Gedanken mit einem neuen Konzept für einen Roman beschäftigt. Mach dir keine unnötigen Sorgen, meine kleine Eisfee. Heute Nachmittag werde ich Belar davon erzählen und danach wird es mir dann besser gehen, du wirst sehen.“
   Die Spanierin atmete erleichtert auf. „Also daher weht der Wind. Ein neuer Roman geht dir durch den Kopf. Aber das hättest du doch gleich sagen können, dann wäre mir Einiges klarer gewesen.“
   Dheran stand auf und nahm sie schnell in den Arm. „Tut mir leid, wenn ich etwas abwesend gewirkt habe. Wie hältst du das nur aus, mit mir?“
   „Ich liebe Dich“, erklärte Pasqualina einfach und küsste ihn schnell.
   Im nächsten Moment klang der Türmelder auf.
   „Das wird JJ nebst Freundin sein“, sagte die Spanierin entsagungsvoll. „Na komm, wir wollen die beiden nicht warten lassen.“
   Der Adorianer folgte ihr nur zu bereitwillig, würde ihn doch die Begegnung mit Belar auf andere Gedanken bringen. Er überließ es Pasqualina die Tür zu öffnen. Belars typische Konturen erfüllten den Eingang und als er näher kam erkannte Dheran, dass es ohne jeden Zweifel der Fleetadmiral war. Spätestens jetzt war klar, dass er keinem Scherz zum Opfer fiel, denn für so einen perfiden Scherz hätte sich der Fleetadmiral niemals hergegeben.
   Hinter ihm betrat, ein wenig zurückhaltend, eine schlanke, hochgewachsene Frau mit langen, schwarzen Haaren und blau-grauen Augen die Diele des Hauses, und Dheran verdankte es nur seiner langen Erfahrung als Offizier der Föderation, dass er in diesem Moment nicht auf sie zu stürmte, um sie in seine Arme zu reißen. Dort hinter Belar, keine drei Schritte von ihm entfernt, stand Reneé.
   Sie hätte genauso gut drei Millionen Lichtjahre entfernt stehen können, denn hier, an diesem Ort, war sie für ihn unerreichbar. Neugierig blickte sie ihn an und reichte ihm die Hand.
   „Hallo, ich bin Reneé O´Connor“, stellte sie sich mit klarer Stimme vor.
   Der Andorianer musterte sie aufmerksam, während er ihre Hand schüttelte. Die Unbefangenheit in ihrem Blick war echt. Sie kannte ihn wirklich nicht.
   „Ich bin Tar´Kyren Dheran“, besann er sich schließlich zu sagen und wandte sich etwas zur Seite. „Und das ist meine Frau, Pasqualina.“
   Dheran war froh, als sich Reneé der Spanierin zu wandte und begrüßte Belar etwas reservierter, als der es gewohnt war.
   Joran zog die Stirn kraus und fragte: „Brütest du wieder was aus, mein Freund. Du wirkst so merkwürdig abwesend.“ Der Schatten verschwand aus seinem Blick, als er neugierig hinzufügte: „Komm schon, wie heißt dein neues Projekt? Ich sehe dir doch an den Antennenspitzen an, dass du an einer neuen Geschichte tüftelst.“
   Dheran lächelte gezwungen. „Wie gut du mich doch kennst. Ja ich habe da eine Idee zu einer Serie, die ich UNITY-ONE nennen werde.“ Er beobachtete Belar aufmerksam, konnte jedoch keine erkennbare Reaktion feststellen. Innerlich resignierend fügte er hinzu: „Komm, nach dem Essen werde ich dir das Konzept im Einzelnen erläutern.“
   Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb und später, als sie nach dem Essen im Wohnraum beisammen saßen, erklärte Dheran seinem Freund zuerst zögernd, dann immer detaillierter, wie er sich das Konzept der Task-Forces vorstellte, und in welchem Universum es spielen sollte.“
   Belar, der dem Andorianer immer gebannter zuhörte, war restlos begeistert, nachdem der Andorianer seine Geschichte dargelegt hatte. „Mein lieber, das wird fraglos ein Bestseller! Ein genialeres Konzept habe ich noch nie zu hören bekommen! Den einzigen Schwachpunkt sehe ich in diesem komischen Trill-Admiral, der wirkt ganz und gar nicht authentisch, wenn du mich fragst.“ Belar zwinkerte seinem Freund zu und erklärte dann: „Außerdem nehme ich dir übel, dass du mir einen künstlichen Arm und dieses Playboy-Image verpasst hast. Aber vielleicht stehen die Leser ja darauf.“
   „Kein feindliches Universum ohne Kriegsverletzungen“, konterte Dheran trocken.
   Der Trill lachte kurz auf. „Ja, da könntest du Recht haben. Wenigstens hast du dir da auch eine ziemlich hässliche Narbe angedichtet, die dein ebenmäßiges Gesicht verschandeln soll. Gott sei Dank ist das nur Fiktion.“
   Unwillkürlich fuhr Dheran bei Belars Worten über seine Wange. Nicht die geringste Unebenheit war zu spüren, so als habe es die Narbe nie gegeben. Schnell erkannte der Andorianer in voller Konsequenz: Es hatte die Narbe tatsächlich nie gegeben! Nicht in diesem Universum.
   Verbittert stellte Dheran fest, dass er für einen Tag nun so viel Überraschungen erlebt hatte, wie er vertragen konnte.
   „Ja“, meinte Dheran schließlich. „Das hätte mir gerade noch gefehlt.“
   Belar erklärte nun seinerseits, welches Design er sich für UNITY-ONE und einige andere Gebäude und Locations der Geschichte vorstellen konnte. Darüber vergaßen sie völlig die Zeit und beide Männer waren erstaunt festzustellen, dass es draußen bereits finster geworden war, als sich Pasqualina und Reneé wieder zu ihnen gesellten.
   „Schluss jetzt mit diesen fiktiven Universen und Kriegsgeschichten“, forderte die Spanierin und warf Reneé dabei einen entsagungsvollen Blick zu. „Wenn ich die beiden nicht regelmäßig bremsen würde, dann würden sie oft achtundvierzig Stunden am Tag von solchen Dingen sprechen.“
   Den Rest des Abends verbrachten sie gemeinsam, wobei sie das Thema UNITY-ONE vermieden. So oft es ging, ohne dabei aufzufallen, warf Dheran seiner Besucherin immer wieder verstohlene Blicke zu, doch zu seinem Leidwesen hatte Reneé nur Augen für seinen Freund Belar. Immer wieder spürte er, wie Eifersucht auf den Trill in ihm hoch kochte, aber dieses Gefühl musste er hier bekämpfen, auch wenn er darunter litt.
   Als sie sich später von einander verabschiedeten, nahm Belar ihm das Versprechen ab, dass er ihn spätestens in drei Tagen besuchen würde, um sich die ersten Rohentwürfe zum UNITY-ONE-Komplex anzusehen, und das Thema gleichzeitig weiter zu vertiefen.
   Dheran stimmte zu. Was für eine andere Möglichkeit hatte er schon, als dieses Leben weiterzuführen, falls sich kein Wunder ereignete?

* * *

   In den folgenden Wochen und Monaten arbeiteten Dheran und Belar so eng zusammen, dass ihre Lebensgefährtinnen beinahe eifersüchtig geworden wären. Sie unternahmen auch abseits der Arbeit sehr viel mit einander, wobei sie natürlich die Frauen mitnahmen. Auf diese Weise wurden Pasqualina und Reneé sehr gute Freundinnen und auch der Andorianer bekam Reneé oft zu sehen, wobei er, zu seiner Verwunderung feststellte, dass seine Eifersucht auf Belar immer geringer wurde. Auch versetzte es ihm nach einigen Monaten nicht mehr denselben schmerzhaften Stich, wie früher, wenn sie sich sahen. Dafür wuchs seine Zuneigung zu Pasqualina stetig an und eines Tages bemerkte er, vollkommen von dieser Tatsache überrumpelt, dass er so etwas wie echte Liebe für sie empfand.
   Als habe sich ein Schleier gehoben, merkte er zu diesem Zeitpunkt auch, dass Pasqualina erst jetzt wieder richtig aufblühte und viel glücklicher wirkte, als in der Zeit zuvor und von Schuldgefühlen fast überwältigt nahm er sich vor dies wieder gut zu machen.
   Joran, der sich in der Folgezeit zu einem wirklich guten Freund für ihn entwickelte, sollte mit seiner Bemerkung, die er am Tag ihrer ersten Begegnung in diesem Universum getätigt hatte Recht behalten: Der erste UNITY-ONE Roman, und auch die Holo-Version schlug bei den Lesern ein, wie eine Bombe. Immer wieder mussten neue Auflagen nachgereicht werden und man verlangte ungeduldig nach Fortsetzungen.
   Drei Tage, nachdem der dritte Band erschien – es war ein Samstagnachmittag – saß Tar´Kyren Dheran zusammen mit Pasqualina auf der Klavierbank im Musikzimmer und übte, zusammen mit ihr, wie an fast jedem Wochenende in den letzten acht Monaten, Klavier zu spielen. Inzwischen war er so gut darin, dass er schon ganze Partituren fehlerlos spielen konnte. Trotzdem gab es noch eine Menge Feinheiten, die Pasqualina ihm beibringen konnte, zum Beispiel, wie man bei ein und demselben Stück Gefühle wie Traurigkeit oder Freude zum Ausdruck bringen konnte, indem man die Melodie nur ganz minimal anders spielte.
   Sie sangen auch oft im Duett dazu – meist alte, spanische Lieder, deren Texte Pasqualina dem Andorianer mit viel Geduld beigebracht hatte – auch wenn Dheran noch immer der Ansicht war, seine Stimme würde dabei klingen, wie ein rostiger Mülleimer.
   Immer seltener dachte er an Reneé, und Pasqualina nahm immer mehr den Raum in seinem Herzen ein, den zuvor die Irin ausgefüllt hatte. Auch fühlte er sich deswegen schon lange nicht mehr schuldig, was letztlich ausschlaggebend dafür war, dass er immer mehr das Gefühl hatte, nach den Gegebenheiten dieses Universums, ein erfülltes Leben zu führen.
   Sehr oft nahm ihn Pasqualina auch zu ihren Tauchexkursionen, vor der Spanischen Küste mit, die sie als Meeresbiologin unternahm. Früher hatte Dheran weder die Zeit, noch die Muße dafür gehabt, aber mittlerweile gefielen ihm diese gemeinsamen Ausflüge in die Unterwasserwelt, wobei es nicht selten vor kam, dass sie sich dabei spontan, und sehr leidenschaftlich liebten.
   Nach Beendigung des Musikstückes blickten sich beide verliebt an und küssten sich lang und ausdauernd. Als sich Pasqualina schließlich an ihn kuschelte, sagte sie glücklich: „Ich liebe dich so sehr,Tar, dass mir die Worte fehlen, es zu beschreiben.“
   „Ich weiß, meine kleine Eisfee. Und ich liebe dich genau so sehr.“
   Sie küssten sich erneut.
   Danach spielte Dheran ein Lied, dass Pasqualina besonders mochte. La Alacena, ein etwas melancholisch anmutendes Stück. Als er es schließlich beendete meinte er launig: „Vielleicht habe ich meinen Beruf verfehlt und sollte besser Musik machen.“
   „Ich bin mit dir zufrieden, so wie du bist“, erklärte seine Frau und sah ihn liebevoll an. „Aber du bist eben ein Mann mit vielen Talenten.“
   „Erzähl mir mehr davon“, raunte Dheran ihr zu und blickte in ihre dunklen Augen, in denen er die tiefe Zuneigung zu ihm erkannte. Sanft streichelte er ihre Wangen. „Ich bin ein glücklicher Mann, meine kleine Eisfee.“
   Dheran hatte in diesem Moment zum allerersten Mal das Gefühl, Pasqualina dies aus tiefstem Herzen zu sagen, ohne Hintergedanken, an sein früheres Leben. Das war vorbei – genau seit diesem Moment, und seit jenem verhängnisvollen Tag, an dem er in diesem Universum angekommen war, vor nun mehr als drei Jahren, fühlte er zum ersten Mal wieder vollkommene Zufriedenheit.

* * *

   In den folgenden fünf Jahren steigerte sich der Ruhm von Tar´Kyren Dheran und Joran Jakur Belar in astronomische Bereiche, die sie beide niemals für möglich gehalten hatten.
   Sowohl die UNITY-ONE-Geschichten, als auch die Illustrationen und Covers dazu wurden bis zu den Grenzen der Föderation bekannt, und zwischenzeitlich waren beide fast ein Jahr gemeinsam unterwegs, um auf 35 Planeten Autogramme zu verteilen und Lesungen ab zu halten. Dabei lernte Dheran den Trill von einer Seite kennen, die er dem Admiral in seinem Universum niemals zugetraut hätte. Vielleicht besaß der aber auch nicht den Humor dieses Belar, wer wusste das schon.
   Immer öfter fühlte er sich bei der Arbeit an UNITY-ONE jedoch ausgelaugt und Müde. Vermutlich lag das daran, dass er nun in fast ununterbrochener Folge 21 abfüllende Bände verfasst hatte. Möglicherweise sollte er einmal eine längere Pause einlegen und zusammen mit Pasqualina wieder einmal richtig ausspannen und einen längeren Urlaub machen. Vielleicht war es aber auch wieder einmal Zeit etwas anderes zu schreiben, als UNITY-ONE.
   Beide Überlegungen setzte er in den nächsten Monaten in die Tat um.
   Zuerst verbrachte er mit Pasqualina vier wundervolle Wochen auf Risa, und danach begann er mit der Arbeit an einer Geschichte über einen Mann, der in ein paralleles Universum verschlagen wird, und sich darin zurecht finden muss.
   Seine Geschichte.
   Doch die Müdigkeit und das matte Gefühl blieben. Schließlich, als die Arbeiten an seiner Parallelwelt-Geschichte bereits sehr weit fortgeschritten waren, beschloss er, endlich einen Arzt aufzusuchen.
   Pasqualina, die an diesem Nachmittag früher daheim war, als er, empfing ihn in der Diele des Hauses und fragte neugierig: „Wo warst du? Ich dachte schon, du würdest dein Arbeitszimmer überhaupt nicht mehr verlassen.“
   „Ich muss mit dir reden“, antwortete Dheran nach einem flüchtigen Kuss. Seine Miene wirkte verschlossen und Pasqualina spürte instinktiv, dass ihr Mann eine schlechte Nachricht mit nach Hause brachte.
   Sie begaben sich in den Wohnraum und setzten sich gemeinsam auf das breite Sofa, bevor die Spanierin entschlossen sagte: „Heraus mit der Wahrheit, Tar. Was ist los?“
   Dheran atmete tief durch, bevor er dunkel sagte: „Ich komme eben vom Arzt, kleine Eisfee. Er hat ein degeneratives Nervenleiden bei mir diagnostiziert.“
   Pasqualina blickte ihn erschrocken an. „Welchen Heilungsmethoden musst du dich unterziehen.“
   Der Andorianer schluckte. Jetzt kam der unangenehme Teil der Neuigkeiten. „Es gibt keine Heilungsmethode gegen das, woran ich leide. Der Arzt meinte, er habe so etwas noch nie gesehen. Er konnte mir nur sagen, dass die Krankheit immer rascher voranschreiten wird.“
   Pasqualinas Hände krallten sich in seinen Oberarm und mit Tränen in den Augen stellte sie die bange Frage: „Wie wird diese Krankheit enden, Tar?“
   Der Andorianer musste sich zwingen, ihrem Blick nicht auszuweichen, als er antwortete: „Diese Krankheit verläuft zu 100% tödlich, meine kleine Eisfee. Ich werde sterben. Nach Schätzung des Arztes bleiben mir nur noch wenige Wochen.“
   „NEIN...!“ Pasqualina schrie dieses Wort gequält hinaus. Dann umklammerte sie Tar´Kyren und weinte, dass es sie schüttelte.
   Der Andorianer zog sie sanft in seine Arme und hielt sie einfach nur fest. Nichts, was er hätte sagen können, würde nun ihren Schmerz lindern. Der seelische Schmerz seiner Frau bereitete ihm beinahe körperliche Qualen. Erst nach einer ganzen Weile wurde ihr Schluchzen leiser und der Andorianer bat sie, mit ungewohnt leiser Stimme: „Ich möchte, dass wir in diesen letzten Wochen glücklich mit einander sind, meine kleine Eisfee. Ich möchte dich nicht leiden sehen, auch wenn es schwer fällt. Ich wünsche mir von dir, dass du für mich lächelst, hörst du?“
   Mit tränenüberströmtem Gesicht blickte Pasqualina zu ihm auf und nickte tapfer. Obwohl die Tränen, die immer noch über ihre Wangen rannen ihre Absicht Lügen strafte.
   Tar´Kyren, der sie noch niemals mehr geliebt hatte, als in diesem Moment, küsste sie sanft auf die tränennassen Wangen. „Ich möchte dich nicht allein lassen. Ich hoffe, du kannst es mir verzeihen, dass es sich nicht vermeiden lässt.“
   „Dass du dir deswegen Gedanken machst...“ Pasqualina treichelte sanft seine Wange. „Du kannst doch nichts dafür, Tar. Niemand möchte vor seiner Zeit gehen.“ Sie schmiegte sich ganz eng an ihn. „Du bist der einzige Mann, den ich jemals wirklich geliebt habe.“
   „Das weiß ich“, antwortete Dheran, der in diesem Moment, zum ersten Mal seit fast acht  Jahren, wieder an Reneé O´Connor denken musste. Der Gedanke verblasste so schnell wie er gekommen war, und er fügte leise hinzu: „Und ich bin dem Schicksal sehr dankbar dafür, dass wir eine so erfüllte Ehe geführt haben, meine kleine Eisfee.“

* * *

   In den folgenden Wochen verbrachte Tar´Kyren Dheran so viel Zeit, wie nur irgend möglich mit seiner Frau, wobei er zwischenzeitlich seine Paralleluniversum-Geschichte beendete.
   Zufrieden, dass er diese angefangene Arbeit doch noch beenden konnte, lehnte er sich im Sessel vor seinem Schreibtisch zurück, und schloss erschöpft seine Augen. Diese Phasen der Erschöpfung kamen nun immer öfter vor und hielten mit jedem Mal länger an, und er spürte instinktiv, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
   Deswegen hatte er auch vor zwei Tagen ein ernstes Gespräch mit Joran geführt und ihn darum gebeten, sich, gemeinsam mit Reneé um Pasqualina zu kümmern, wenn er nicht mehr war. Auch diese beiden, mittlerweile mit einander verheiratet, waren anfangs schockiert über die Nachricht von seiner Krankheit gewesen. Besonders Joran wirkte in der letzten Zeit stiller als sonst und man merkte ihm deutlich an, dass ihn das Schicksal des Freundes deprimierte.
   Natürlich hatte Belar seinem Freund ohne zu zögern versprochen, seine Bitte zu erfüllen. Den Trill als treuen Freund kennen zu lernen, verwirrte Dheran nach wie vor, da er ihn in seinem Universum zwar als Kameraden kennen gelernt hatte, dort aber immer auch die Distanz als Vorgesetzter zu spüren gewesen war.
   Schon sehr bald würde er zum zweiten Mal in seinem Leben eine Frau allein lassen, mit der er verheiratet war, überlegte er finster. Dies schien wohl sein Schicksal zu sein.
   „Was würde nach dem Tod folgen?“
   Dheran wusste es nicht – aber er wusste, dass er heute Pasqualina darum bitten würde, einen Teil von ihm nach Andoria zu bringen. Zu diesem Zweck hatte er sich bereits vor einer Woche vom Arzt etwas Blut abnehmen und in einer kleinen Phiole versiegeln lassen. Die Menschen glaubten an ein Leben nach dem Tod. Wenn das stimmte, dann war sein Abschied von Pasqualina vielleicht nur von kurzer Dauer. Es wird sicher interessant werden, das festzustellen.
   Bei diesem Gedanken betrat Pasqualina das Zimmer und kam schnell zu ihm. Dheran blickte zu ihr auf und sagte: „Die Geschichte ist fertig. Aber ich möchte dich bitten, sie erst zu lesen, wenn ich gegangen bin, meine kleine Eisfee. Danach liegt die Entscheidung bei dir, ob sie veröffentlicht werden soll, oder nicht.“
   „Versprochen“, antwortete die Spanierin schnell und legte liebevoll von hinten ihre Arme um ihn. „Was hältst du denn dann von einem Spaziergang am Hafen?“
   Dheran blickte hinaus auf die sonnenbeschienene Landschaft und meinte lächelnd: „Das klingt sehr verlockend.
   Als sie eine halbe Stunde später am Kai standen und, Arm in Arm, auf die ruhige See hinaus blickten, sprach der Andorianer seine Frau leise an.
   „Ein Teil eines Andorianers kehrt nach seinem Tod ins ewige Eis Andorias zurück, heißt es. Ich habe mir vom Arzt eine kleine Phiole Blut abnehmen lassen und ich möchte, dass du sie nach Andoria bringst, und eine Armlänge tief ins Eis der Provinz Dharan bei Li Mi´She vergräbst, wenn die Zeit gekommen ist. Wirst du das für mich tun, meine kleine Eisfee?“
   Pasqualina blickte ihn von der Seite an, wobei sie tapfer gegen ihre Tränen ankämpfte. „Das fragst du? Natürlich werde ich das tun.“
   Dheran nickte ihr dankbar zu. „Ja, du hast Recht. Doch da ist noch etwas, dass du mir versprechen musst: Ich möchte nicht, dass du dein Leben beendest, wenn meines beendet ist – ich möchte, dass du lebst. Für mich lebst, hörst du? Der Gedanke daran, dass du künftig allein und verbittert in unserem Haus lebst, wäre mir unerträglich. Ich möchte, dass du weiterhin Kontakt zu unseren Freunden hast; dass du irgendwann wieder lachst – und später vielleicht sogar wieder liebst.“
   Pasqualina wandte sich ihm nun zu und nahm ihn fest in ihre Arme.
   „Glaubst du wirklich, dass ich das könnte?“
   Dheran nickte entschlossen. „Ja, und ich werde aus dem Jenseits immer mal vorbei kommen, um zu sehen, ob du auch wirklich dein Wort hältst.“
   Er schloss seine Augen und zog sie schnell in seine Arme. Fast wäre ihm schwarz vor Augen geworden und er wollte nicht, dass sie von diesem Schwächeanfall etwas bemerkte. Nach einer Weile ließ das Schwindelgefühl nach, und er erholte sich etwas. Als er sich wieder einigermaßen im Griff hatte sagte er leise: „Lass uns heimgehen, ich möchte mit dir allein sein.“
   Seine Frau blickte ihn melancholisch an und nickte.

* * *

   In der Nacht schlief der Andorianer unruhig, nachdem Pasqualina und er sich ganz zärtlich geliebt hatten. Mit zu bekommen, wie sie sich anschließend in den Schlaf geweint hatte, war für ihn schlimmer gewesen, als der Gedanke daran, bald sterben zu müssen.
   Als er schließlich von einem ziehenden Kopfschmerz geweckt wurde, hatte draußen die Morgendämmerung bereits eingesetzt. Dheran schätzte, dass es etwa eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang war.
   Die kälteste Stunde der Nacht durchzuckte es Dheran während ein erneutes, heftigeres Ziehen durch seinen Kopf tobte; diesmal auch den Nacken erfassend. Der Schmerz blieb jetzt und Dheran erkannte in einem Moment völliger Klarheit, dass es nun soweit war.
   Nichts hätte ihn jedoch jetzt im Bett gehalten – er hatte sich immer geschworen, nicht im Bett zu sterben, und diesen Schwur würde er halten. Leise stand er auf, zog seine Sachen an, und ging lautlos aus dem Schlafzimmer und über die Treppe hinunter zum Wohnraum.
   Er krümmte sich vor Schmerzen, als er die Tür zum Garten fast erreicht hatte und mit einem letzten energischen Aufbäumen rang er die Schmerzen nieder und öffnete sie leise. Im Türrahmen blieb er kurz stehen und sog die frische, salzige Morgenluft ein. Ein Schimmer über den Hügeln des Hinterlandes, das sich hinter dem Garten erstreckte verriet, dass der Sonnenaufgang nicht mehr weit entfernt war.
   Langsam schritt er zu der kleinen Holzbank und setzte sich mühsam. Er dankte den Sternengöttern, dass Pasqualina ihn nicht so sah. Sie sollte ihn so in Erinnerung behalten, wie sie ihn gekannt hatte: Energisch, zielstrebig und kräftig – immer voller Tatendrang.
   Es kostete ihn Kraft, seine Arme auf die Banklehne zu legen, und er atmete schwer, als er es endlich geschafft hatte. Genau in einem Einschnitt, zwischen zwei sanften Hügeln schimmerte es nun rötlich. Bald würde der erste Sonnenstrahl aufblitzen. Dheran fiel in diesem Moment ein alter andorianischer Kriegsruf ein, aus einer Zeit, als das andorianische Volk noch unter einander Krieg geführt hatte:
   Oh, Leben halt mich fest – lass mich die rote Dämmerung sehen, bevor ich sterbe...
   Er schluckte. Zwar war in diesem Sprichwort eine andere Sonne gemeint, als Sol, aber sie würde es in diesem Fall tun müssen. Als der erste Sonnenstrahl sein Gesicht traf, spürte der Andorianer einen heißen Schmerz, der sich schnell vom Kopf, über den Rücken und dann über den gesamten Körper ausbreitete. Das denken und atmen fiel ihm mit jeder Sekunde schwerer. Trotzdem lächelte er.
   Ich habe es geschafft. Mit meinem letzten Atemzug sehe ich das Licht der roten Sonne...
   Einen Moment später erstarrte sein Gesicht. Der Blick brach.
   Bunte Nebel wallten um ihn herum, und der Andorianer spürte keinen Schmerz mehr.
   Diese Nebel kamen ihm seltsam bekannt vor und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er erkannte woher. Hier hatte er das erste Mal mit einem Ulimá gesprochen.“
   Telepathiert wäre der bessere Ausdruck, klang es amüsiert in seinem Kopf auf. Im nächsten Augenblick nahm jener Ulimá Gestalt an, den er schon einmal in diesen Nebeln erblickt hatte.
   Dheran funkelte ihn wütend an: „Wenn ich jetzt tot bin habe ich es nicht in den Himmel geschafft, soviel ist sicher. Wo bin ich hier?“
   „Sie waren niemals fort, Fleetcaptain Dheran. Wir bewegten lediglich ihre Seele – alles was Sie ausmacht und was Sie sind.
   „War das wirklich nötig?“
   „Sie gaben uns die Erlaubnis...“
   Dheran erinnerte sich dunkel an seine unbedachten Worte. „Wenn ich geahnt hätte, dass Sie das wörtlich nehmen, dann hätten Sie nie meine Einwilligung bekommen.“
   Das Gesicht des Ulimá wurde zu einer Maske der Neugier. „Dann wünschen Sie also, dass wir Ihnen alle Erinnerungen an Ihr anderes Leben nehmen?“
   Dheran war versucht die Frage des Fremden spontan zu bejahen. Doch er zögerte, als er die Ereignisse noch einmal Revue passieren ließ. War das einer Frau gegenüber, die er in einem anderen Universum aufrichtig geliebt hatte, wirklich recht? Schließlich traf er eine Entscheidung.
   „Nein, diese Erinnerungen gehören zu meinem Leben, wie alle anderen Erinnerungen.“
   „Ganz wie Sie wünschen, Fleetcaptain.“
   Noch bevor Dheran etwas erwidern konnte, verschwand der Ulimá, wie bereits beim ersten Mal in den wallenden Nebeln, die immer finsterer wurden. Auch diesmal umfing seinen Geist dieselbe Dunkelheit und löschte sein Bewußtsein.

* * *

   Tar´Kyren Dheran gab ein angenehmes Brummen von sich, als er samtweiche Lippen auf seiner Wange spürte. Mit geschlossenen Augen sog er die Luft ein.
   Der Duft des Parfüms kam ihm bekannt vor, aber er hatte es sehr lange Zeit nicht mehr wahrgenommen. Ahnungsvoll öffnete er sein Augen und blickte in das lächelnde Gesicht von Reneé.
   „Reneé!“ entfuhr es ihm unwillkürlich. „Bei allen Sternengöttern, ist das herrlich, dich zu sehen!“ Er zog sie in seine Arme, drückte sie ganz fest an sich und küsste sie stürmisch.
   „Himmel, was ist denn mit dir los“, ächzte die Frau, als der Andorianer sie endlich wieder frei gab. „Du tust ja gerade so als hättest du mich jahrelang nicht mehr gesehen.“
   „Das habe ich ja auch nicht“, erwiderte er heftig, bevor ihm klar wurde, dass die Ulimá ihn nicht nur in sein normales Universum zurück gebracht hatten, sondern auch zu dem Zeitpunkt, von dem sie ihn fortgebracht hatten. Schnell fügte er an: „Ich meine, mir kommt es manchmal so vor, als wäre es so.“
   „Manchmal denke ich, ich habe einen total Verrückten geheiratet“, schüttelte Reneé den Kopf.
   Dheran grinste schief: „Nur ein Verrückter erkennt einen Verrückten, habe ich einmal gehört.“
   Als sich seine Frau gespielt schmollend von ihm abwandte, richtete Dheran sich schnell im Bett auf und zog sie wieder zu sich heran. Liebevoll küsste er sie erneut, und nachdem er sich widerstrebend wieder von ihr löste, flüsterte er ihr leise zu: „Ich liebe Dich.“
   Ein seltsames Gefühl breitete sich dabei in seinem Magen aus, und unwillkürlich schweiften seine Gedanken zu Pasqualina Mancharella ab. Meinte er seine Worte wirklich ernst, oder würde da nun immer ein leiser Zweifel bleiben, für wen sein Herz nun wirklich schlug?
   Noch gestern – oder sollte er besser sagen: Noch vor acht Jahren? - hätte er diese Frage, ohne zu zögern beantworten können. Jetzt spürte er eine ungewohnte Unsicherheit.
   Verdammte Ulimá!
   „Ich könnte jetzt einen Kaffee vertragen“, meinte Reneé verschmitzt und zwinkerte ihrem Mann spitzbübisch zu. „Wie ist es mit dir?“
   „Wie? Oh, äh... ja, der könnte jetzt wirklich nicht schaden“, erwiderte Dheran abwesend. „Ich werde inzwischen duschen.“
   „Aber nicht allein!“, lachte Reneé und folgte ihm umgehend ins Bad. Als sie nach einer Stunde wieder herauskamen meinte Reneé anzüglich: „Tar, deine bebende Leidenschaft am frühen Morgen ist mir unheimlich. Du kriegst wohl gar nicht genug von mir?“
   „Du sagst es“, bestätigte Dheran und gab ihr einen liebevollen Klapps auf den Po.
   „Das nehme ich dann mal als Kompliment.“
   Nach dem Frühstück seufzte Reneé: „Ich habe gleich eine Besprechung mit dem Fleetadmiral – hoffentlich ist er gnädig und schweift nicht zu weit ab dabei.“
   „Das hättest du vor einigen Jahren nicht gesagt“, flachste Dheran und zog sich einen giftigen Blick seiner Frau dafür zu. „Das Thema ist seit langer Zeit erledigt, okay?“
   Dheran hob beschwichtigend seine Hände. „Schon gut, bitte nicht gleich scharf schießen.“
   Die Irin schritt zu Dheran und gab ihm einen schnellen Abschiedskuss. „Schön, dass für heute keine Verhandlungen mit den Ulimá anstehen, da könnten wir uns nachher mal wieder im PIONEERS-INN sehen lassen.“
   Dheran erhob sich und begleitete sie noch zum Schott. „Ich freue mich schon darauf.“
   Nachdem Reneé gegangen war blieb der Andorianer eine Weile unschlüssig im Zimmer stehen. Gedankenverloren sah er zum Klavier hinüber und ging langsam zur Klavierbank. Seine Hände zitterten leicht, als er sich gesetzt hatte und seine Fingerspitzen die Tastatur berührten. Er erinnerte sich jedoch schnell daran, wie gespielt wurde und schon bald erklang das Intro zu La Alacena
   Er hatte gerade begonnen, leise die erste Zeile zu singen, als sich das Schott der Kabine öffnete und Reneé hereinkam. Offensichtlich hatte sie etwas vergessen. Erstaunt blickte sie ihren Mann an und fragte: „Wann hast du denn Spanisch gelernt? Und seit wann spielst du so gut Klavier?“
   „Das Lied hat mir mein XO beigebracht“, antwortete Dheran prompt. Das war nicht gelogen. „Und das Klavierspielen habe ich heimlich geübt, weil ich dich damit überraschen wollte.“ Das war aalglatt gelogen.
   „Du steckst immer noch voller Überraschungen, Tar“, schmunzelte Reneé. „Dann werden wir demnächst ja gemeinsam spielen können.“
   „Ich freue mich schon darauf.“ Das war die Wahrheit.
   Nachdem Reneé ein Data-Padd von Nebenan geholt und erneut gegangen war, starrte Dheran ins Leere. Die Erinnerungen an sein Leben im Paralleluniversum waren kein Traum gewesen, wie er für einen kurzen Moment gehofft hatte. Er hatte das alles wirklich erlebt!
   Eine Frage blieb damit: Würde er auch hier in einigen Jahren an einem degenerativen Nervenleiden sterben? Oder gab es auch hierbei Unterschiede?
   Er beschloss gleich am nächsten Tag Doktor Leandros aufzusuchen. Er wollte in dieser Hinsicht absolute Gewissheit haben. Sollte er auch hier in etwas acht Jahren sterben, oder durfte er hier, wenn ihm sonst kein Unglück widerfuhr seine normale Lebensspanne erreichen – und noch einmal leben...?

Ende

Selius

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    • SeliusWelt " Interessantes aus meiner kleinen Welt "
Der 2. SF3DFF-Storycontest - Thread für Geschichten
« Antwort #2 am: 23.10.09, 02:57 »
So dann werde ich mal mein kleines Werk mal Vorstellen.
Es handelt sich dabei um eine Mystery-Abenteuer, in den vier Freunde eigentlich ihre letzten Sommerferien verbringen wollen. Aber es kommt wie es halt so ist anders als sie dachten.

So jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim lesen meiner kleinen Geschichte und hoffe das sie euch wenigstens ein kleinen wenig gefällt.



Das Tor am Ladds Point

Die Planung


Die Schüler der Abschlussklasse der Bloomington HighSchool starrten alle gebannt auf die Uhr, die über der Tür des Klassenzimmers hing. Noch zwei Minuten dauern bis es zum Schulschluss läuten würde.
 Endlich war es soweit: Die Schulglocke läutete die Sommerferien ein und im selben Augenblick sprangen alle Schüler fast gleichzeitig auf, um das Klassenzimmer so schnell es ging zu verlassen.
„Halt Moment noch“, tönte es mit rauen Stimme  vom Lehrerpult .
Die Schüler hielten inne und schauten zu Mr. Morgen, der sie in den letzten Jahren mit Mathematik gequält hatte.
„Da wir uns höchstwahrscheinlich nicht mehr sehen werden, wünsche ich Ihnen allen viel Glück in Ihren künftigen Leben“, Gab Mr. Morgen von sich.
Nur wenige Schüler bedankten sich, doch die meisten starrten  ihn nur ungläubig an. Der Lehrer machte eine wegwerfende  Handbewegung und  wies dann mit dem Zeigefinger zur Tür. „Nun gehen Sie schon“, brummte er und nach diesen Worten stürmte die Meute aus dem Klassenzimmer hinaus in den Flur.
„Jeff, Jeeeeffffff warte doch mal!“, rief es aus dem Getümmel.
Jeff drehte sich um und sah,  seinen Freund  Anthony der sich einen Weg durch die Unmengen von Schülern auf dem Flur bahnte..
Außer Atem erreichte dieser Jeff, holte zweimal tief Luft und begann zu sprechen. „Sag mal kannst du den Mädels  Bescheid sagen, dass wir uns in einer Stunde bei Arby´s treffen? Ich würde es ja selber tun, aber ich muss jetzt noch zum Soccer Abschlusstraining und mein Akku vom Handy ist auch leer.“
„Klar kein Thema.“
 „Super von dir!“ Noch während er die Worte aussprach setzte er seinen Weg durch die Massen fort, um in dem  Getümmel wieder zu verschwinden.

Jeff, Claire, Grace und Chloe hatten gerade noch einen Tisch im Arby´s gefunden, der groß genug für alle war. „Oh  Mann, so viel ist sonst hier nicht los!“ wunderte Claire sich.
„Ja aber sonst haben auch nicht fast alle Klassen auf einmal Schluss“, konterte Jeff mit einem Lächeln.
Das Arby´s  war eine von vielen Schnellrestaurant-Ketten in Amerika mit dem typischen  Fastfood wie Burger, Sandwichs und Milchshak´s. Des Weiteren war dieses Lokal  ein beliebter Treffpunkt für die Schüler nach dem Schulschluss,  denn es lag direkt hinter dem High School Areal an der
Empire Street.
Chloe, ein dunkelhäutiges und hübsches Mädchen, schaute auf ihre Uhr und schüttelte  den
Kopf, “Und er kommt wieder zu spät!“
 Die Anderen in dieser Runde gaben ihr mit einen Nicken und Achselzucken Recht.
Nach einer Viertelstunde Verspätung tauchte  Anthony endlich auf,  wobei er sich wie schon im Schulflur durch die Menschenmassen mogeln musste. Das Lokal war so voll, dass er sich auf Zehenspitzen stellen musste, um überhaupt den Tisch mit seinen Freunden zu finden..
Biegsam wie eine Schlange schlängelte er sich gekonnt um die völlig überfüllten Tische und als er endlich angekommen war, fiel ihm auch gleich Chloe um den Hals. Es folgte ein leidenschaftlicher Kuss, der eine Ewigkeit zu dauern schien. Die beiden hörten erst auf, als ein Raunen und Pfeifen durch das Lokal tönte.
***

Das Paar ließ von einander ab und setzte sich, wobei man sah, dass Anthony einen roten Kopf bekommen hatte und auch Chloe ihren  Verlegenheit nicht verbergen.
„Nun, Anthony, was gibt es denn?“ wollte Grace endlich wissen.
„Ihr  erinnert euch doch noch, was wir vor einem halben Jahr besprochen haben, oder
Ungläubig starrten die Vier Anthony an.
„Na, wisst ihr denn das nicht mehr, wir haben doch beschlossen: Wenn ich von meinen Dad das Auto bekomme und dazu das Haus von meinem Onkel in Jacksonville Beach,  dann verbringen wir gemeinsam den Sommer dort. Und nun ratet doch mal was ich hier in meinen Händen halte.“ Er lächelte vielsagend, hielt die geschlossene Faust hoch und spannte dabei die anderen auf die Folter.
Und wieder gab es nur ein Achselzucken.
“Die Schlüssel fürs Auto vielleicht?“, fragte Claire.
„Nee, nicht ganz, das hier ist der Schlüssel zu dem Strandhaus.“ Mit einem Strahlen im Gesicht schmiss er den Schlüssel auf den Tisch. „Und was sagt ihr?“
Für eine Weile herrschte Stille, aber dann meinte Jeff: „Ich bin dabei, Alter.“
Chloe und Claire stimmten jeweils mit einem „Ich auch“ zu.
„Und was ist mit dir, Grace?“
„Ich kann nicht, ich fahre nach Chicago zur meiner Oma“, antwortete sie mit ernsten und nicht gerade fröhlichen Gesicht.
„Wie, zu deiner Oma, kannst du sie nicht ein anderes Mal besuchen? Wir wollten doch die letzten Ferien gemeinsam verbringen,“ konterte Anthony.
„ Ach. du hast ja keine Ahnung“, platze es so laut aus Grace heraus, dass sich einige  ihrer Tischnachbarn zu den Fünf umdrehten und sie anglotzten.
Grace  schnappte sich ihre Tasche und stürmte wütend aus dem Lokal hinaus..
„Was war denn das?“, fragte  Anthony perplex.
Chloe schüttelte den Kopf „Du Idiot!“
 „WAS?“
„Hast du es noch nicht mitgekriegt, ihre Oma liegt im Sterben“, klärte Claire ihn auf.
„ Mist, woher soll ich es denn wissen, immerhin bin ich doch der Letzte, der so was erfährt“, gab er kleinlaut zurück. „Ich werde sie heute Abend anrufen und mich bei ihr entschuldigen.“
„Das solltest du wirklich tun“, sagte Jeff, als er nach dem Schlüssel griff.
„Und wann, soll es los gehen?“ kam die Frage  und Anthony antwortete mit einem knappen „Morgen früh,  10:00 Uhr“
Wieder herrschte für einen Moment Stille, bis Claire fragte, ob dies nicht ein wenig zu spät wäre.
„Immerhin sind es ca. 1100 Meilen“, schaltete sich Jeff ein. „Nee, das sind 1032 Meilen und leider bekomme ich das Auto von meinem Dad erst gegen 9:30 Uhr. Mein Dad meinte auch, dass er eine gute Stelle kennt, wo wir übernachten könnten, ohne die Strecke in einem Rutsch durch zu fahren.“
Die anderen drei wurden hellhörig und Anthony führte fort. „Er und Onkel Peter haben dies  früher auch oft so gemacht, wenn sie nach Jacksonville Beach gefahren sind. Der Ort nennt sich Ladds Point und das Einzige, was ihr noch mitnehmen müsst neben euren Klamotten, wäre ein Schlafsack. Das Zelt bringe ich mit“, beendete er seine Ausführung.
Die Vier unterhielten sich noch ein Weile  darüber, was sie in den Ferien alles machen wollten, bevor sie das Arby´s verließen und verabredeten sich.  „Wir treffen uns Morgen gegen 10:00 Uhr wieder hier.“, verabschiedete sich Anthony .
„Also dann bis Morgen 10:00 Uhr mit Sack und Pack.“, bestätigte Jeff..






***

Ladds Point


Am nächsten Morgen warteten Claire, Chloe und Jeff wie verabredet bei Arby´s, doch nur einer fehlte  wie immer: Anthony.
„Ich weiß gar nicht, warum ich mit diesen notorischen Zuspätkommer zusammen bin“, murmelte Chloe vor sich hin und verdrehte dabei die Augen.
„Du sagst es“, erwiderte Jeff mit einem Lächeln und Claire konnte nicht anders, als Jeff zu beizupflichten.
Es dauerte weitere fünf Minuten, bis ein schwarzer Ford Pickup hupend vor den Dreien stehen blieb und Anthony den Wagen verließ. Jeff fiel die Kinnlade nach unten vor lauter Staunen. Als er sich wieder gefasst hatte, umkreiste er das schwarze Ungetüm und streichelte sogar die Kotflügel.
„Wow, wenn du erst diesen geilen Wage klauen musstest, dann sei dir dein zu spät kommen verziehen.“
„Nee, mein Dad hatte noch einen Termin auf einer Baustelle und dann musste er mir noch eine halbe Stunde das Auto erklären.“
„ Ja ja, die lieben besorgten Eltern“, lächelte Chloe bei diesem Satz und begrüßt ihren Freund mit einem zärtlichen Kuss auf die Wange.
Claire schnappte sich ihre Tasche und den Schlafsack und verstaute dies auf der Ladefläche des Pickup.
„ Worauf wartet ihr eigentlich noch?“
„Claire hat recht, lasst uns fahren.“
Sie verstauten nun die restlichen Gepäckstücke. Noch bevor sie in den Wagen stiegen, überspannten sie die Ladefläche mit einer Plane, für den unwahrscheinlichen Fall, dass es regnete und  ihre Taschen nicht nass würden.
„Jeff, schau doch mal in das Handschuhfach, da habe ich einen USB-Stick mit toller Musik für die Fahrt.“ Sagte Anthony.
Nachdem er den Stick gefunden hatte, steckte Jeff ihn in das Autoradio und drückte Play.
Mit den Black Eyed Peas und den Song „I Gotta Feeling“ ging es ab in die Sommerferien.

Nach 534 Meilen auf der Interstate 24 und fast neun Stunden Autofahrt erreichten die Vier endlich Ladds Point, idyllisch gelegen am Nickajack Lake.
„Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube, wir sind da,“ stammelte Jeff, der in der zwischen Zeit das Steuer des Ford F-105 übernommen hatte, aufgeregt.
Stöhnend und sich streckend öffnete Anthony die Augen und nahm gerade noch wahr, wie sein Freund die Ausfahrt auf die 156te verpasste. „He, was machst du?Wwir hätten hier raus gemusst“, fauchte er seinen Freund an.
Ohne Vorwarnung stieg Jeff in die Eisen und das so feste, dass die Räder blockierten und die Insassen nach vorne gepresst wurden. Im gleichen Augenblick vollführte er eine 180-Grad- Wende und steuerte die verpasste Ausfahrt wieder an.
„Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?“, kreischte Claire, die durch das wilde Brems- und Wendemanöver gemeinsam mit Chloe aus dem Schlaf gerissen wurde.
Anthony schaute nur ungläubig seinen Freund an und schüttelte den Kopf.
„Wie soll es jetzt weiter gehen?“  
„Wir fahren jetzt noch ein Stück auf der 156ten weiter und suchen uns ein lauschiges Plätzchen.“
Sie fuhren noch eine Weile weiter, bis Chloe meinte, einen passenden Platz zum Übernachten gefunden zu haben. Allerdings gab es ein kleines Problem: um diesen Platz zu erreichen, hätten sie laufen müssen, aber keiner der vier Freunde hatte dazu Lust. Kurzerhand entschloss sich Jeff, mit dem Pickup querfeldein die Steigung bis zu dem besagten Platz zu fahren. Dabei wurden sie heftigst durchgeschüttelt.
***

„Sag mal, du hast doch ne Meise“, kam es von hinten. „Wenn mein Dad eine Schramme  an seinem Auto entdeckt, bin ich  tot, das weißt du doch sicherlich, oder?“
 „Ja ja, keine Angst, ich werde ganz vorsichtig sein.“
Jeff fuhr das Auto hinter eine Gruppe von Bäumen, so dass man es nicht von der Straße aus sehen konnte. Die Vier stiegen aus dem Wagen und es folgte ein gemeinschaftliches Strecken.
„Ich bin wirklich begeistert von der Gegend“, entfuhr es Claire, wärend Anthony begann, die Plane zu lösen, die über der Ladefläche des Pickup gespannt war.
„Okay, ich denke, die Mädels organisieren etwas Feuerholz, Jeff und ich bauen  derweil das Zelt auf.“
„Gute Idee“, meinte Jeff und schnappte sich die Tasche mit dem Zelt.
Chloe und Claire stimmten auch zu und gingen in den angrenzenden Wald, um trockenes Holz zu suchen.
„Passt aber auf die  Grizzlybären auf“,  witzelte Anthony, aber es folgte nur ein müdes  „Ha,ha“ und abwertende Handbewegungen.



Die fremde Welt
     
 
„Sag mal, Claire, zwischen dir und Jeff, läuft da was?“
„Nee, wir hatten es mal ausprobiert, aber schnell festgestellt, dass wir nicht zusammen passen“, antwortete Claire mit einem Schmunzeln.
„Ich glaube, wir haben jetzt genug Holz und sollten auch langsam zu den Jungs zurück gehen.“ „Warte, schau doch mal, da hinten ist eine Höhle.“
Die beiden tauschten einen Blick und ihre Neugierde veranlasste sie die Höhle näher zu untersuchen. „Los, lass uns mal nach schauen, ob in der Höhle ein  Grizzly schläft“,  scherzte Claire und lief los, gefolgt von ihrer Freundin.
Als sie die Höhle erreichten, blieb Chloe stehen.“ Du, ich glaube, ich komme nicht mit rein.“ „Wieso, hast du Angst?Vielleicht gibt es ja Geister da drin“, stichelte Claire und machte sich auf den Weg in das Innere der Höhle.
„So ein Quatsch, ich habe keine Angst“, rief Cloe hinter ihrer Freundin her und folgte ihr.
Die beiden hatten noch nicht ganz die Höhle betreten, als ihnen ein helles Schimmern auffiel, das direkt vor ihnen zu liegen schien.
„Hallo, ist da jemand?“
Doch außer einem Echo, das aus dem Inneren zurück geschickt wurde,  herrschte fast schon gespenstische Stille. Obwohl  es den Beiden kalt den  Rücken runter lief, setzen sie ihren Weg fort.
Je weiter sie in das Innere der Höhle kamen, umso heller wurde das Schimmern. Nun gabelte sich die Höhle in zwei Richtungen.  Der eine Gang führte weiter geradeaus, der andere nach links  genau in die Richtung, wo das Schimmern herkam, das mittlerweile zu einem Leuchten geworden war. Die Entscheidung fiel den beiden nicht schwer, denn sie wollten ja wissen, was es mit diesem mysteriösen Licht auf sich hatte.
Die beiden Freundinnen bogen nach links ab und trauten ihren Augen nicht, denn was sie da sahen, war einfach nur unglaublich. Die gesamte Felswand, vor der sie standen, schien in einem gelblichen Licht zu glühen.
Hypnotisiert trat Claire einen Schritt näher an die Wand und wollte sie mit der rechten Hand berühren.
„Halt, was machst du da, du kannst doch die Wand nicht einfach so anfassen!“
„Warum denn nicht?“

***

„Naja, du könntest  so was wie einen elektrischen Schlag bekommen oder dich vielleicht verbrennen.“
„Ach Blödsinn, was soll denn schon passieren, und außerdem wirst du doch noch eine Mund zu Mund Beatmung hin bekommen, oder?“
Noch bevor Chloe protestieren konnte, hatte Claire ihre Hand in Richtung Felswand ausgestreckt und wollte sie berühren. Genau an der Stelle, an der sich die Hand und die Wand berührten, leuchtete es strahlend gelb auf, begleitet von einem statischen Knistern und die komplette Hand verschwand im Fels.
Vor lauter Schreck zog Claire die Hand wieder heraus, ihr Herz klopfte und sie drehte sich zu ihrer Freundin um. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Faszination und Panik wieder, ihre Augen waren weit aufgerissen, kleine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. „Hast du das gesehen?“
„Machst du Witze?Natürlich.“
Es dauerte ein Weile, bis beide realisiert hatten, was da gerade passierte war. Nach zwei weiteren Versuchen, bei denen die Hand wie vorhin  im Gestein verschwand, beschlossen die beiden, es den Jungs zu erzählen und zu zeigen.
Claire blieb in der Höhle bei der mysteriös leuchtenden Felswand und Chloe lief so schnell sie konnte zur Lichtung, wo Jeff und Anthony versuchten, das Zelt aufzubauen.
Nach fünf Minuten erreichte Chloe die Lichtung.
„Anthony, Jeff, das müsst ihr sehen!“, rief sie  keuchend.
Jeff, der sich im Zelt befand, kroch  heraus und wollte gerade antworten, aber sein Freund kam ihm zuvor: „Was ist los und wo ist Claire?“, fragte er prompt.
“Keine Angst, Claire geht es gut, aber wir haben eine Höhle gefunden und da ...“
„Was ist mit der Höhle?“
„Lass mich doch ausreden, am besten ihr kommt gleich mit und seht es euch selber an.“
„Was sollen wir uns anschauen?“
„Kommt einfach  mit, wenn ich euch das erzähle, glaubt ihr mir mit Sicherheit eh nicht.“
Chloe drehte sich in die Richtung, aus der sie kam, und rannte los. Ein leicht verdatterter Jeff folgte ihr. Anthony hingegen lief zum Pickup, öffnete die Beifahrertür, kramte in einem Fach unter dem Beifahrersitz herum  und steckte sich etwas hinten in den Gürtel. Anschließend  verriegelte er  das Auto mit der Fernbedienung und folgte den beiden anderen.
Als die drei Freunde die Höhle erreichten, wurden sie bereits ungeduldig von Claire erwartet. „Mensch, das hat lange gedauert“, moserte sie.
„Frag doch mal den da hinten, der musste ja unbedingt noch was aus dem Auto holen.“
Zusammen betraten sie die Höhle. Wie  schon  die Mädchen zuvor staunten die beiden Jungs nicht schlecht über die gelblich glühende Felswand.
„Na da staunt ihr was aber passt mal auf, das war noch nicht alles...“  Claire steckte langsam ihre Hand in den Fels. Ein paar Sekunden herrschte fassungsloses Schweigen.
„Boah, ist ja irre, wie fühlt sich das an?“ Fragte Jeff neugierig.
Doch seine Frage blieb unbeantwortet und es herrschte wieder einen Moment Stille.
„Was machen wir jetzt?“, brach Chloe als erste das Schweigen.
Jeff schaute die anderen an und zuckte mit den Schultern.“Keine Ahnung.“
Er wand sich der leuchtenden Felswand zu, blieb einen Augenblick stehen, holte tief Luft und trat in sie hinein.
„HEEE, was tust du da, Jeff!!!“
Der Satz war nicht ganz ausgesprochen, da hatte ihn die Wand verschlungen.
„Oh mein Gott, ohh Gott!“
„ Beruhige dich Chloe“, sprach Claire und nahm ihre Freundin in den Arm.
Anthony - näherte sich vorsichtig der Wand, in der Hoffnung irgendwas von seinem Freund zu sehen,  
***

In diesem Augenblick trat Jeff  aus dem Gestein hervor. Im erstem Moment war er sprachlos so das seine Freunde sich ernste Sorgen machten. Doch dann fing er sich wieder und meinte nur,
„Leute, das müsst ihr sehen!“
Kaum dass er diesen Satz ausgesprochen hatte, fing er sich eine gewaltige Ohrfeige von Claire ein - und  zwar  mit solch einer Wucht, dass er ins Wanken geriet.
„He, was soll das“, protestierte er, bekam aber darauf keine Antwort.
„Was hast du denn gesehen?“ wollte nun Anthony wissen, der vor Neugier fast platzte.
Wie sollte er das was er gesehen hatte beschreiben, mal davon abgesehen das auf der anderen Seiten alles so aussah als wäre man in den Spiel von World of Warcraft. Wahrscheinlich würde ihn eh keiner Glauben aber die andere Seite ist, dass hier in der Höhle auch die Felswand gab die das Tor zu dieser Welt war.
„Was ist jetzt, sag endlich was du gesehen hast“, drängte Claire ihn.
„Das ist der absolute Hammer, sag ich euch...“ Und Jeff schilderte den anderen was er auf der anderen Seite gesehen hatte, was bei den anderen das verlangen selber die Wand   zu durchqueren stärkte.
„Wenn das stimmt was du uns erzählt hast, ist das die Entdeckung des Jahrhunderts, Leute! Ihr könnt machen was ihr wollt aber ich will es mir selber ansehen.“ gab
„Ich denke, wir sollten einzeln durch die Wand gehen, denn wer weiß, ob dieses Tor überhaupt für so viele stabil genug ist.“
„ Ja hast recht, Anthony.“ Jeff ging als erstes durch die Wand gefolgt von Claire und Chloe.
„Oh  Mann, wenn das mal gut geht!“Mit diesem Satz durchschritt auch Anthony  die Felswand und war enttäuscht, dass der Wechsel so unspektakulär  vonstatten ging. Er hatte etwas anderes erwartet, vielleicht einen Strudel, der ihn einsaugte wie die Sternentor Reisenden bei „Stargate“. Aber er spürte nichts dergleichen nur einen geringen Widerstand.

Die Vier befanden sich nun in einer atemberaubenden Kulisse, am Himmel thronten zwei Monde die so groß waren, dass man sich einbilden konnte, sie mit der Hand zu berühren. Schleierwolken durchstreifen den Nachthimmel und wurden von den Monden angestrahlt so das, dass Gesamtbild einfach nur traumhaft wirkte. Unter ihnen befand sich ein dichter grüner Wald. All dies zusammen ließ einen glauben, man wäre  im Paradies.
Hinter ihnen standen zwei acht Meter hohe Pfeiler mit  exotischen Schriftzeichen, die in demselben Gelb leuchteten wie die Felswand in der Höhle. Zwischen den Pfeilern befand sich das eigentliche Portal, das vom Boden aus eine Höhe von vier Metern erreichte. Anders als die Wand in der Höhle  strahlte der Übergang in einem hellen Blau,  welches in unregelmäßigen Abständen in ein helles Grün wechselte. Das Zentrum allerdings wirkte eher wie Wasser und reagierte auch so, wenn man es berührte. Sie selbst befanden sich auf einem pyramidenförmigen Berg  von etwa 30 Metern Höhe, auf dem keine Pflanzen wuchsen.
„Ist das schön hier ? Und erst diese Stille, einfach überwältigend!“
„Na wenn du meinst Chloe“, gab Anthony als Antwort.
„Wie meinst du das?“, wollte Jeff wissen.
„Ich weiß nicht, aber mir gefällt das hier nicht, und deswegen  sollten wir lieber wieder gehen.“
„Gehen? Jetzt lass uns doch ein wenig hier umschauen.“
„Weiß denn jemand, wo wir hier sind?“, stimmte Chloe in die Unterhaltung  ein.
„Ich denke, wir sind in einer parallelen Welt oder gar in einer anderen Dimension.“
„Ach ja, woher willst du es denn wissen?“
„Hab ich mal im Fernsehen gesehen - und ich sage euch: mit der Entdeckung dieses Portals werden wir später in einem Atemzug mit Goethe, Einstein und Obama genannt.“
„Du spinnst, Jeff“, meinte Claire und zeigte ihm einen Vogel.
Ohne dass sie es merkten, gab plötzlich der Boden unter ihren Füßen nach und alle Vier rutschten 30 Meter in die Tiefe.
***

Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt, abgesehen von einigen Schürfwunden und Blutergüssen.
Claire regte sich als Erste. „Seid ihr okay?“  fragte sie besorgt und es dauerte eine ganze Weile, bis die anderen antworteten.
Entsetzt blickt Chloe hinauf zum Portal, “Was mach wir jetzt, da kommen wir nicht mehr hoch.“ „Du hast recht, wir müssen wohl oder übel einen anderen Weg nach oben suchen“,  seufzte Anthony.


Angst und Panik


Nachdem sie sich alle aufgerüttelt hatten, machten sie sich auf den Weg,  in der Hoffnung, hinauf zum Portal zu gelangen. Doch  sie wussten nicht, das ganz in ihre Nähe schon etwas auf die vier lauerte. Eine Kreatur, so groß wie ein sibirischer Tiger,  
Die Kreatur saß friedlich da und beobachtete die Fremden, wie sie sich entfernten. Urplötzlich erklang ein schriller Ton und mit einem Satz ins Dickicht war das fremdartige Raubtier verschwunden.
Die Freunde kamen nicht wirklich schnell voran, was an der Beschaffenheit des Untergrundes lang. Er war teils moorig und umgekippte Bäume sowie herumliegen Äste versperrten ihnen oftmals den Weg. Trotz dieser Hindernisse behielten sie immer den Berg im Auge, der nicht wirklich in diese Umgebung passte und auch recht künstlich aussah.  
Ein Rascheln in den Baumkronen bewegte Claire, anzuhalten und nach oben zu schauen,
“Habt ihr das gehört?“
„Was denn?“
„Na, das Rascheln eben, das oben aus den Bäumen kam.“
„Ich glaube, du hörst schon Gespenster“, machte sich Anthony über Claire lustig.
Erneut raschelte es in den Bäumen über ihnen. Alle vier starrten nach oben, in der Hoffnung, etwas zu entdecken. Urplötzlich stürzte sich eine schwarze grauenerregende Kreatur auf die vier Fremden und erwischte Jeff. Die Mädchen schrien laut vor  Angst und Anthony erstarrte.
Das schwarze fremde Raubtier hockte förmlich auf Jeff, der mit hilflos auf dem Rücken lag. Mit der linken Klaue drückte es den Jungen zu Boden und die rechte holte zu einem Hieb nach ihm aus.
Komplett Schwarz war das schreckliche Tier und statt Fell hatte es Knochenplatten, die ihn wie eine Panzerung vor Angriffen schützen sollten. Der Kopf der Kreatur war keilförmig es gab auf den ersten Blick keine Nasenlöcher, denn diese befanden sich hinter dem Kopf versteckt. Das Tier hatte vier große Reizzähne, die aus seinem Maul ragten, und von den oberen tropfte der Speichel. Außerdem besaß es vier Augen, zwei rechts und zwei links, die jeweils untereinander saßen. Die Augen leuchteten in einem Gelb, welches einem das Blut in den Adern vor  gefrieren ließ, wenn man es nur leuchten sah.
Das Wesen besaß keinen Schwanz, aber verlängerte Hinterläufe, welche ihm die Fähigkeit verliehen, weite Sprünge zu machen. An den Klauen befanden sich messerscharfe Krallen, die es wie eine Katze ein- und wieder ausfahren konnte.
Verzweifelt versuchte Jeff, sich zu wehren, sich irgendwie von diesem Monster loszureißen, aber es gelang ihm nicht. Die Angst stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
Aus dem Maul der Kreatur tropfte Speichel auf das bedauernswerte Opfer und  aus der Pranke, die eben zum Schlag ausholte, fuhren todbringende Krallen.
Endlich konnte Anthony sich aus seinem erstarrten Zustand lösen, zog eine Pistole mit einem Kaliber von 9mm hinten aus dem Gürtel und schoss zweimal.
Die Pranke raste unaufhaltsam auf Jeff hinab und er sah schon sein ganzes Leben an sich vorbei ziehen, als es zweimal laut knallte.
***

Das Raubtier erschrak so heftig, dass es anstelle von Jeff´s Kopf seine Brust erwischte.
Die Kreatur richtete nun ihren Blick auf Anthony und musterte ihn von oben bis unten mit seinen vier gelb glühenden Augen. Die Kreatur verharrte einen Moment bewegungslos, sowie auch die jungen Leute. Bis auf Jeff, der sich vor Schmerzen am Boden windete und dessen mitleiderregendes Wimmern für den Moment das einzige Geräusch in der gespenstischen Stille war. Dann wand das Raubtier sich um, scheinbar wie in Zeitlupe drehte es   den Kopf und fixierte mit seinen unheimlich gelb glühenden Augen den vor Angst zitternden   Anthony. Der junge Mann wagte es nicht zu atmen und malte sich schon das Schlimmste aus, doch   dann ließ es von seinem Opfer ab und verschwand mit einem Satz wieder in den Baumkronen.
Jeff schrie vor Schmerzen, denn das Raubtier hatte ihm tiefe Wunden in die linke Brust geschnitten.
Chloe lief ohne zu zögern zu ihrem verwundeten Freund und was sie da sah, bereitete ihr genauso viel Angst wie das Monster, das sie angegriffen hatte.
Soviel Blut hatte sie noch nie gesehen. Sie musste sich zusammen reißen, um nicht weinend zusammenzubrechen oder sich zu übergeben. Chloe hocke sich vor Jeff, sie riss sein zerfetztes, Blut getränktes T-Shirt vom Leib, dann entfernte sie sorgfältig die Reste des Shirts aus den Wunden. Ohne  nachzudenken, zog sie zuerst ihre dünne Sommerjacke aus, danach ihr T-Shirt. Sie zog mit aller Kraft an dem Kleidungsstück und riss es in Streifen,  so dass es nach dem Zusammenknoten der Stoffe lang genug war, um es Jeff um die Brust zu wickeln. Nun brauchte sie nur noch etwas, das sie auf die Wunde legen konnte.
Sie schaute sich Rat suchend um.
„Anthony, zieh dein Shirt aus“, fiel ihr plötzlich ein.
Ungläubig starrte er Chloe an und merkte erst in diesem Augenblick, dass ihr Oberkörper nur noch von einem BH bekleidet war. „Wie bitte?“, stammelte er.
„Nun mach schon, ich brauche es, damit ich Jeffs Wunde abbinden kann.“
Ohne weiteres Zögern zog auch er sein Shirt aus und warf es Chloe zu. Im Gegensatz zu ihr trug er noch ein Muskelshirt drunter, so das er nicht halb nackt herumlaufen musste.
Chloe faltete das Shirt zweimal zusammen und legte es auf die noch immer stark blutende Wunde. Dann nahm sie ihr zerrissenes und zusammen verknotetes Kleidungsstück und bandagierte damit Jeffs Oberkörper. Nun musste sie nur noch den Konten festziehen, damit das Shirt, welches auf der Wunde lag, nicht mehr verrutschen konnte. Als Chloe den Knoten fest zerrte, musste Jeff vor Schmerzen aufschreien - so laut, dass Chloe Tränen über die Wage rollten vor Mitgefühl.
In der Zwischenzeit gesellte sich Claire zu Anthony, “Wo zum Teufel hast du die Waffe her?“, wollte sie wissen.
„Die habe ich aus dem Waffenschrank von meinem Vater.“
„Was, wie kommst du denn an den Schrank, der muss doch abgeschlossen sein?“
„Nicht ganz, ich kenne die Kombination vom Schloss, außerdem hat die Waffe uns soeben die Ärsche gerettet.“
„Das nennst du gerettet?“ platzte sie heraus und zeigte dabei auf Jeff.
Anthony ging darauf nicht ein, sondern blickte sich besorgt um. Claire musste sich wider Willen eingestehen, dass sie ohne die Waffe mit großer Sicherheit nicht mehr leben würden.
„Ich würde vorschlagen, dass wir weiter gehen, denn ich glaube nicht, dass ich das Vieh ernsthaft verletzt habe. Chloe, wie sieht es aus, kann Jeff gehen?“ wollte er wissen.
Chloe schaute Jeff ins Gesicht und er bestätigte die Frage mit einem Nicken. „Also schön, Claire du  nimmst die Waffe und ich werde Jeff stützen.“
„Nein niemals, ich nehme die Waffe nicht!“  
Doch es brachte nichts. Anthony überreicht ihr die Pistole und begann ihr die Waffe zu erklären: „Das ist eine 9mm P.A.K. Mit sieben Schussmagazin und zwei Schuss habe ich abgegeben das heißt...“
„Ja ich bin ja nicht doof, ich kann auch schon rechnen. Ich habe noch fünf Schuss übrig.“

***

Nachdem dies alles geklärt  war, machten sich die Vier erneut auf den Weg, um endlich eine geeignete Stelle zu finden, die den Berg hinauf zum Portal führte.
Dank der starken Knochenplatten, die das fremdartige Raubtier umgab, konnten die Kugeln der Pistole ihm nichts weiter anhaben. Nur da, wo es getroffen worden war, zierten zwei Zentimeter tiefe Kerben das Tier.
Mittlerweile hatte sich die Kreatur vom Schreck erholt und begann, die Fährte der vier Fremden aufzunehmen. Dank der Verletzung, die einer von ihnen hatte, gelange ihm das recht schnell.
Vorsichtig pirschte es sich an die Vierergruppe an. Diesmal würde es  vom Boden aus einen Angriff starten. Nur noch wenige Meter trennten die Menschen vom unbekannten Jäger und in seinen Augen waren sie leichte Beute. Alle vier liefen eng nebeneinander und wenn die Kreatur Glück hatte, konnte sie drei auf einmal erwischen.
Claire, die voran ging, blieb plötzlich stehen und musterte den Hang an der Stelle des Berges, an
dem  sie sich gerade befanden.
„He, wartet mal, ich glaube, hier könnten wir es schaffen, hoch zukommen.“
„In der Tat, das könnten wir schaffen, der Hang sieht fest aus“, bestätigte Anthony.
„Jeff du musst jetzt nochmal alle Kräfte mobilisieren,damit wir da hoch kommen.“
Jeff nickte nur, denn wenn er nicht die Lippen fest zusammen pressen würde, hätte er vor Schmerzen aufgeheult.
Urplötzlich sprang die Furcht einflößende Kreatur aus dem Dickicht. Jeff wurde hart gegen  einen der nahe stehenden Baum geschleudert und schrie vor Schmerzen auf, als  ein Ast seine verletzte Brust streifte.  Anthony und Chloe  stürzten zu Boden und blieben reglos liegen. Claire  hechtete hinter einen umgefallen Baum und beobachtete voller Angst und Schrecken die Szenerie.
Der Jäger hatte sein Ziel nur zum Teil erreicht, aber das störte ihn herzlich wenig. Bei seinem Angriff hatte er seine Opfer nur umgeworfen und konnte sie nicht packen. Es drehte sich blitzschnell zu Anthony und griff nach seinem Bein.
Aber bevor es sein Opfer mit einem Hieb in den Brustkorb töten konnte, schoss Clarie mit lauten Geschrei fünf Mal auf das Monster.
Die Kreatur ließ den Jungen los. Statt dessen packe sie das Mädchen, welches auf sie geschossen hatte, mit seinen schwarzen, krallen besetzten Pranken am Hals.
Claire schnappte nach Luft und zappeltelte verzweifelt mit den Beinen. Sie hatte den Boden unter den Füßen verloren, das Monster hob sie langsam und gnadenlos in die Höhe, sie konnte kaum atmen und es dauerte nicht lange, bis sie schlapp in den Klauen des fremden Raubtieres hing.
Unbemerkt von der Kreatur schnappte sich Chloe n dicken Ast und stürmte auf das Monster los.
Sie prügelte erbarmungslos auf die Kreatur ein, in der Hoffnung dass es ihre Freundin los lassen würde, doch ihre Schläge  blieben wirkungslos. „Der Kopf, du musst auf dem Kopf schlagen“, schrie Jeff mit schmerzerfüllter Stimme, worauf Chloe gleich versuchte, das Wesen am Kopf zu treffen.
Die Kreatur fühlte sich genervt von den Schlägen, die auf sie ein prasselten, und beging einen großen Fehler. Es drehte den Kopf in die Richtung, aus der es angegriffen worden war, um zu sehen wer ihm die Schläge verpasste.
So konnte Chloe einen direkten Treffer mitten auf den Kopf und noch dazu auf die Augen landen. Nach diesem Schlag ließ die Kreatur augenblicklich Claire los, die  zu Boden stürzte. Sie schnappte nach Luft und versuchte sich aufzurichten.
Die Kreatur jaulte vor Schmerzen und rieb sich dabei die Augen, was  Anthony nicht verborgen blieb. „Das ist unsere Chance, wir müssen jetzt hoch zum Portal.“
Er eilte zu Jeff, griff ihm unter die Arme und sie machten sich auf dem Weg, den Hang des künstlich aussehenden Berges zu erklimmen. Chloe tat es ihrem Freund gleich und ging zu Claire, um ihr zu helfen, doch sie winkte ab,
“Hilf lieber Anthony mit Jeff, ich schaff das schon.“

***

Die 30 Meter Höhenunterschied zwischen dem Waldboden und dem Tor zogen sich fast unendlich und den vier Freunden kam es  vor, als seien sie Stunden unterwegs. Sie hatten dreiviertel der Stecke zum Gipfel geschafft, doch nun mussten sie eine Pause einlegen.
Schweigend verharrten sie auf einer Art Felsvorsprung,  die Augen dabei immer nach unten gerichtet, und beteten, dass ihnen  das Monster nicht hinterher stieg.
„Wir sollten weiter gehen“, keuchte Jeff mit schwacher Stimme.
„Du hast recht, aber bist du dir sicher, das du es schaffst?“, fragte sein Freund besorgt.
„Keine Angst,  ich habe keine Lust, hier ins Gras zu beißen.“
Die Vier rappelten sich auf und machten sich wieder auf  den Weg Richtung Tor.

Das fremde Raubtier hatte sich wieder gefangen und verfolgte unaufhaltsam seine Beute. Auf dem zum Teil losen Untergrund des Berges kam es jedoch nicht schnell voran. Dank seiner Krallen und der gut ausgeprägten Sprunggelenke konnte es zwar gut in den Bäumen klettern und springen und sich ebenso schnell auf festem Boden bewegen, aber Sand und loses Geröll waren ihm ein wahrer Feind.
In der Tat kam das Wesen nur schwer vorwärts, aber der Ehrgeiz, seine Beute endlich zu erlegen,  trieb es Meter um Meter voran.

Fast hatten die Freunde es geschafft, das Portal zu erreichen, als Claire mit einem Fuß ausrutschte und den hinab rollenden Steinen hinterher schaute. Panik stand plötzlich in ihren Augen und das Herz pochte schnell, „Es kommt, es kommt“, schrie sie immer wieder.
Die anderen brauchten nicht zu fragen, wen sie meinte, denn jetzt zählte nur eines: die letzten Meter so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Jeff quälte sich mit seiner Verletzung und gab das Letzte, denn er wollte nicht schuld sein, wenn seinetwegen die anderen in tödliche Gefahr gerieten.
Wie durch ein Wunder hatten es die Freunde tatsächlich geschafft, vor der Kreatur die Spitze des Berges zu erreichen, und es trennten sie nur noch wenige Meter vom Portal. Die Freude darüber währte jedoch nur kurz, denn unmittelbar hinter ihnen erreichte auch das fremde Raubtier den Gipfel. Es fauchte schrecklich und machte sich bereit, endlich die  fremden Zweibeiner zur Strecke zubringen.
Dieses Mal würde es sie nicht unterschätzen.
Die Hoffnung wich den vier Freunden förmlich aus dem Gesicht, als die Kreatur hinter ihnen stand und Zähne fletschend fauchte.  Ein weiteres Mal mussten sie die Füße in die Hand nehmen, ihnen blieb nichts anderes übrig. Die letzte Jagd war somit eröffnet.   Die jungen Leute gaben nochmal alles und rannten, obwohl sie vor Erschöpfung fast zusammenbrachen. Der Jäger sprintete hinterher, doch als er zum entscheidenden Sprung ansetzte, ertönte wieder dieses merkwürdige Pfeifen. Die Kreatur hielt urplötzlich inne und die vier schafften es gerade rechtzeitig/in allerletzter Minute durch das Tor zu hechten.


Erleichterung & Pläne


Neben der Kreatur tauchte wie aus dem Nichts ein fremdes Wesen auf. Es war mindestens 2.50m groß, hatte lange Arme und einen langen Hals, worauf der Kopf sehr mächtig aussah. Die Augen waren groß und schwarz, die Nase sowie der Mund hingegen wirkten sehr klein Durch die hellgraue Haut des Wesens schimmerte hier und das etwas Blau.
Es trug ein langes Gewand in dunklen Grüntönen, welches bis zu den Füßen reichte. In der rechten Hand hielt es einen Stab, der reich verziert mit denselben Schriftzeichen war, die sich auch auf dem Pfeiler befanden. Trotz seiner Größe wirkte das Wesen sehr zerbrechlich.
***

Es streichelte die Kreatur , bevor es hinüber zu einem der Portalpfeiler ging und sanft einige der Schriftzeichen. Augenblicklich erloschen nicht nur die Zeichen am Pfeiler, sondern auch das Tor selbst erlosch.
Nun wandte sich das feingliedrige Wesen wieder seiner Kreatur zu und tätschelte  sie am Kopf, während es mit der anderen Hand den Stab auf den Boden stampfte.
So plötzlich, wie der Fremde aufgetaucht war, lösten er und sein Haustier sich  in Luft auf und was zurück blieb, waren nur noch Fußspuren im losen Geröll.

Auf der anderen Seite in der Höhle lagen vier junge Menschen auf dem Boden mit zerrissenen und blutverschmierten Sachen und rangen nach Luft. Anthony richtete sich als Erster auf und versuchte etwas um sich zu erkennen, doch es war dunkel.
„Jeff, Claire, Chloe, seid ihr hier?“ rief er panisch.
„Ja“ antwortete Chloe zu seiner Erleichterung „ Aber Jeff scheint ohnmächtig zu sein, wir müssen dringend Hilfe holen.“
„Verdammt, okay, du und Claire bleibt bei Jeff und ich hole den Pickup.“
„He, Moment mal“, protestierte Claire. „Sollten wir nicht mit dir kommen? Immerhin kann jeden Moment das Monster hier auftauchen.“
„Was meinst du, warum es in der Höhle so dunkel ist“, fragte Anthony. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Stimmt, jetzt, wo du es sagst … das Portal ist nicht mehr da!“
„Gott sei dank, stellt euch mal vor, was passiert wäre, wenn es noch offen gewesen wäre!“
Diese Frage blieb offen im Raum stehen und Anthony machte sich auf dem Weg, das Auto zu holen.
Als er nach einiger Zeit wieder da war, trugen sie ihren verletzten Freund zum Wagen und legten ihn vorsichtig auf die Rückbank. Nun stiegen auch die anderen ein und verließen den Ort, der ihnen die letzten gemeinsamen Ferien zunichte gemacht hatte.      


Der Fremde, der das Portal deaktiviert hatte befand sich jetzt in einem riesigen Raum, der komplett aus Kristall bestand. Trotz der Größe des Raumes und der kargen Einrichtung, in der nur ein Stuhl und ein Tisch stand, war die Akustik hervorragend.
An einer Stelle, wo eben nur  eine Wand zu sehen gewesen war, öffnete sich plötzlich eine Tür und ein zweites Wesen, das dem bereits anwesenden ähnelte, betrat den Raum.
Eine Art von leisem Fauchen und Pfeiftönen erklangen, was bei ihnen die Sprache war.
„Ich habe eine für unsere Zwecke passende Spezies gefunden“, berichtete das erste Wesen. Der andere streckte seinen Kopf in Zeitlupentempo nach vorn und strich sich über das kleine Kinn. „Nun gut, die Operation B soll beginnen.“



Schusswort


Nun ist es an euch, zu spekulieren was mit Operation B gemeint ist, und ich denke wer viel Phantasie hat, dem fällt so einiges bestimmt ein.
Fakt ist eins: hätten die vier das Tor in der Höhle nicht entdeckt, dann hätten es bestimmt andere. Und das ihr das hier gelesen habt ist bestimmt Operation B noch nicht angelaufen oder doch?????



ENDE

***

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Auf Grund zahlreicher Fehler erstmal wieder gelöscht.
Sorry

Alexander_Maclean

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Der 2. SF3DFF-Storycontest - Thread für Geschichten
« Antwort #3 am: 08.12.09, 21:35 »
So ich bin nun auch fertig geworden mit dem Überarbeiten meiner Conteststory. Sind übrigens mit Titelseite 25 Seiten.

Viel Spaß mit


Star Trek Wiking
Die Besucher


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1. Kapitel

Alles lief auf der USS Wiking seinen gewohnten Gang. Die Crew des Raumschiffes der Constellationklasse ging ihrem normalen Dienst nach, Patrouille der Neutralen Zone. Seit dem Tormedzwischenfall, der mittlerweile fast zehn Jahre her war, war dies normalerweise ein recht ruhiger Dienst. Die Romulaner hatten sich seit diesem Zwischenfall, der auf beiden Seiten Tausende von Leben gekostet hatte, nicht wieder blicken lassen. Jedoch argwöhnte man im Oberkommando der Sternenflotte, dass die Romulaner über eine Weiterentwicklung ihrer Tarntechnologie verfügten. Ein Gerücht, für das aber der Geheimdienst keine Beweise hatte finden können.

Darüber hinaus herrschte Nacht an Bord des Schiffes, wobei man nicht von „Nacht“ im eigentlichen Sinne sprechen konnte. Aber in der Gammaschicht, wie der Zeitraum offiziell hieß, war nur eine Minimalbesatzung auf den Posten, während die meisten ihrer Kameraden schliefen.

So auch Captain Isabelle Mendez, die Kommandantin des Schiffes. Doch plötzlich war sie blitzmunter. Sie setzte sich beunruhigt auf, wobei die Decke von ihren nackten Körper rutschte. Nachdenklich blickte sie zur Seite und betrachte ihren Lebensgefährten Magnús Zoëga. Doch der schlief ruhig und konnte sie nicht geweckt haben.
Die Frau überlegte, ob sie sich nicht wieder an ihren Freund kuscheln sollte, mit dem sie seit über einen anderthalben Jahr das Bett teilte, doch dann begann sie über die Beziehung nachzudenken.

Es lief im Grunde gut. Und das obwohl sie unterschiedlichen Kulturkreisen entstammten. Doch wie bereits Freunde bemerkt hatten, zogen sich Gegensätze an und so waren die Spanierin und der Norweger von daher die wohl klassische Kombination. Und da störte es nicht, dass Magnús als Chefingenieur der Wiking eigentlich der Untergebene seiner Freundin war.

Doch das bedeutete nicht, dass die Beziehung ungetrübt und ohne Probleme war. Es gab einen Punkt, der die Beziehung belastete. Isabelle war vor knapp 13 Monaten im Alter von 33 Jahren zum Captain befördert wurden. Damit war sie recht jung für eine Kommandantin. Ihr Erfolg hatte ihr einige Neider eingebracht. Zudem war es unüblich, dass jemand nach nur 18 Monate als Erster Offizier der Wiking befördert wurde. Doch die überraschende Erkrankung von Captain Oliver Bennet hatte einen schnellen Wechsel in der Führung erforderlich gemacht.

Dennoch hielt Captain Mendez ihre Position nicht gänzlich gesichert. Gerade im Umgan mit ihren Vorgesetzten versuchte sie nicht anzuecken. Was eine Herausforderung bei ihren Naturell war, denn die Frau neigte dazu, zu sagen was sie dachte, auch Admirälen gegenüber.
Daher hielt sie ihre Beziehung zu Magnús mehr oder weniger geheim, auch wenn es offiziell keine Vorschrift dagegen gab. Aber Isabelle wollte ihren Freund auch schützen, damit er nicht irgendwann zwischen die Fronten ihrer Kabbeleien mit dem Hauptquartier geriet.
 
Jedoch argwöhnte der Ingenieur, dass die Crew Bescheid wusste. Hastig beendete Gespräche, wenn er einen Raum betrat und diverse subtile Andeutungen, ließen die Wahrheit vermuten. Aber seine Freundin wollte das nicht einsehen, was zu leichten Verstimmungen in der Beziehung führte.
Isabelle seufzte kurz, denn erst zwei Abende zuvor hatte es wegen diesen Punkt Streit gegeben.

Aber eigentlich war es ein schlechter Zeitpunkt, Beziehungsproblem zu wälzen. Denn sie hatte immer noch nicht herausgefunden, was sie geweckt hatte. Sie stand auf und wollte ihren Morgenmantel anziehen als das Schiff stark zu schaukeln anfing. Captain Mendez ging zu Boden und kullerte durch das Halbdunkel ihres Quartiers. Gleichzeitig jaulte der Rote Alarm auf. „Hat Chief Morelli das Steuer übernommen.“, fluchte der so unsanft geweckte Ingenieur. Wenn es um das Schiff ging, dann konnte es schon mal passieren, dass er wie ein kleiner Vulkan ausbrach, auch wenn er sonst eher ruhig war.

Seine Freundin rappelte auf und aktivierte das Interkom, ohne auf den Kommentar einzugehen. „Mendez an Brücke. Was treibt ihr da oben? Fliegt ihr mein Schiff zu Bruch?“, fauchte sie in das Mikrofon des Paneels.
„Negativ, Captain.“, erklärte eine tiefe männliche Stimme, welche Captain Mendez als die von Fähnrich Solar identifizierte. „Etwas hat unseren Warpflug unterbrochen. Ursache unbekannt. Analyse läuft.“

Isabelle unterdrückte einen weiteren Fluch. Es brachte ganz einfach nichts, wenn sie den vulkanischen Wissenschaftsoffizier anschrie. Er würde maximal mit einen Nach – Oben –Ziehen der linken Augenbraue reagieren. Außerdem war es unprofessionell. „Ich komme gleich hoch.“, blaffte sie noch. Dann schaltete sie das Interkom ab und begann ihre Sachen zu suchen.

Zur gleichen Zeit versuchte neben ihr Magnús seine Uniform anzuziehen. Das cremefarbene Shirt hatte er schon an, aber er hatte sichtlich Mühe in die Uniformhose zu kommen. „Das dumme Ding passt nicht. Seit gestern Abend habe ich doch eher ab, als zugenommen.“
Isabelle sah zur Seite und musste grinsen: „Das ist ja auch meine Hose.“ Sie reichte ihrem Freund das richtige Kleidungsstück. „Los zieh dich an und sieh zu, dass du in den Maschinenraum kommst. Ich brauche in fünf Minuten einen kompletten Schadensbericht.“
Der Ingenieur grinste und salutierte übertrieben: „Ja, Ma’am!“ Dann zog er sich fertig an und verließ das Quartier.

***

Genau vier Minuten später verließ dann Captain Mendez den Turbolift auf der Brücke. Man sah ihr die Eile an. Das lange schwarze Haar war ungekämmt und wurde nur von einem burgunderfarbenen Haargummi mehr schlecht als recht gebändigt. Und von der roten Uniformjacke stand der vordere Teil ab. Solar räumte sofort den Platz des Captains und setzte sich an die Wissenschaftsstation an der Seite. Außer ihn befand sich nur eine Rumpfcrew in der Kommandozentrale des Schiffes. Fähnrich Cassandra Forman, eine junge Frau, die erst seit kurzen zur technischen Abteilung der Wiking gehörte, sowie Chief Antonio Morelli, ein ziemlich mühriger Unteroffizier, der das Schiffs steuerte und ein weiterer Crewmen, der die taktische Station bemannt hatte.

Doch die Kommandantin der Wiking setzte sich nicht, sondern begab sich vorbei an der OPS  nach vorne zur CONN und TAK. Als die Wiking auf Kiel gelegt wurden war, war in den Stationen auch noch die Kontrollsystem für die Raumnavigation integriert gewesen. Wie auf der fast baugleichen Brücke  an Bord von Schiffen der Constitutionklasse.

Doch vor etwa sechs Jahren hatte es eine neue bahnbrechende Entwicklung in der Computertechnik gegeben, die isolinearen Schaltkreise. Diese Systeme waren leistungsfähiger, als die derzeit verwendeten duotronischen Elemente. Jedoch wurden sie vorerst nur im neusten Stolz der Flotte, der über 500 Meter langen USS Ambassador verbaut. Bei diesem Schiff handelte es sich um einen Prototypen, der auch einen Designwechsel im Raumschiffbau einläuten sollte.
Parallel dazu hatte man aber die Arbeitsstrukturen in den Kommandozentralen der Sternenflottenschiffe verändert. So wurde die Navigation komplett ausgelagert, auch wenn es eine direkte Verbindung zwischen dem Navigationsraum und der Steuerung gab.
Dafür gab es dann einen Neuzugang auf der Brücke, den Operating Manager, ein eher technisch orientiertes Crewmitglied, der gleichzeitig aber zum Teil auch den Kommunikationsoffizier ersetzte. Wobei die reine Schiff – zu – Schiff - Kommunikation dann oftmals wieder beim taktischen Offizier blieb.
Isabelle hatte diese starke Veränderung in ihren alten Aufgaben vor viereinhalb Jahren noch hautnah miterlebt und fand sie selbst jetzt noch sehr verwirrend.

Aber das derzeitige Problem war mehr fliegerischer Natur, weswegen sie sich an den Piloten wandte: „Morelli, Statusbericht.“
„Es ist NICHT MEINE SCHULD.“, verteidigte sich der Steuermann heftig. „Die Navigation hat keine Warnung herausgegeben, dass es irgendwelche Hindernisse oder Anomalien auf unserer Flugbahn gibt.“

 „Habe ich gesagt, dass es ihre Schuld sei, Chief? Ich wollte nur wissen, was passiert ist.“, bemerkte der Captain streng.
Antonio räusperte sich: „Nein, Captain. Es ist nur … Seit der Sache mit diesen Irrläufer scheint mich die Crew für alles verantwortlich zu machen, was während meiner Schichten schief geht.“ Er stoppte kurz und erklärte dann: „Kurz bevor der Warpantrieb ausfiel, musste ich die Felder neu  ausrichten. Die Wiking war etwas unruhig, aber noch alles innerhalb der Toleranzen. Aber es hätte Probleme geben können. Doch plötzlich war alles in Ordnung. Aber kurz darauf, von einem Moment zum anderen fällt unser Warpfeld zusammen. Wie, wenn man eine Kerze auspustet.“

Isabelle nickte. Das hatte sie also geweckt. Eine kleine Unruhe im Flug. Seit sie zum Ersten Offizier des Schiffes ernannt worden war, reagierte sie sensibler auf die Eigenheiten des Schiffes. „Okay, arbeiten sie weiter an der Untersuchung der Ursache.“ Sie wollte sich schon umdrehen, als ihr noch etwas einfiel. „Noch was anderes. Wissen sie, wo wir uns gerade befinden?“
„Ich kann keine genauen Angaben machen. Die Langstreckensensoren sind ausgefallen. Aber ich frage bei der Navigation nach, sie sollen unsere Position berechnen.“, erklärte Chief Morelli.

Die Kommandantin der Wiking nickte nur, sagte aber nichts dazu und setzte sich in ihren Stuhl. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte sie, wie Lieutnant Shoran, ein Andorianer, der ihren Posten als Sicherheitschef übernommen hatte, die Brücke betrat. Gefolgt Commander Franklin Mulhare, ein Wissenschaftler, der alt genug war, ihr Vater zu sein. Es war daher für Isabelle etwas komisch war, ihn als ihren Stellvertreter Anweisungen zu erteilen, aber sie war dennoch froh, ihn in ihrer Mannschaft zu haben. Ein Fels in der Brandung, ruhig, ausgeglichen. Genau wie Magnús ein richtiger Gegenpart zu ihr.

Sie nickte den Männern einen kurzen Gruß zu und drückte dann eine Taste auf der Armlehne, um das Interkom zu aktivieren: „Brücke an Maschinenraum. Schadensbericht, Commander.“
„Wir kehren noch ein paar Scherben weg.“, erklärte der Chefingenieur nach einer halben Minute. „Aber es sieht nicht gut aus. Warp- und Impulsantrieb sind ausgefallen. Wir laufen nur mit Hilfsgeneratoren und den Notstrombatterien. Und wir sind nur knapp einen Eindämmungsbruch in den Antimaterietanks entgangen. Defensiv- und Offensivsysteme sind auch Offline.“
„Was ist mit den Sensoren?“
„Die Langsteckensensoren sind ebenfalls ausgefallen, Captain. Sie stehen neben der Subraumkommunikation ganz oben auf meiner Prioritätsliste.“
„Halten sie mich auf dem Laufenden, Commander.“
„Natürlich, Captain. Zoëga Ende.“

Isabelle seufzte. Das sah nicht gut aus. Aber sie wusste, dass Magnús sein Bestes gab. Kein Grund zur Besorgnis. Dafür gab es andere Gründe, wie zum Beispiel der nächste Anruf auf der Krankenstation. Dr. Cassandra Ferguson und sie kamen nicht sehr gut aus. Captain Mendez wusste nicht genau, woran das lag. Die Ärztin war jedem privaten Gespräch ausgewichen. Aber es war mehr als die übliche Kabbelei zwischen Bordarzt und Kommandant. Captains der Sternenflotte galten als schwierige Patienten und Isabelle macht da keine Ausnahme.

Wobei die beiden Frauen noch vor Jahren ein durchaus professionelles Verhältnis gehabt hatten, als Isabelle noch Sicherheitschefin war. Doch seit einen Jahr gerieten die beiden Frauen immer häufiger aneinander.

Die Kommandantin der Wiking vermutete, dass es damit zusammenhing, dass sie befördert wurden war. Ihr Vorgänger war mit der Ärztin besser ausgekommen und Isabelle hatte in Betracht gezogen, dass Cassandra ihn vermisste. Sie fand das Verhalten aber ziemlich kindisch. Jedoch gab es ansonsten an der Arbeit der Ärztin nichts auszusetzen, weswegen es auch keinen Grund für eine Versetzung gab. Wobei diese Option für Captain Mendez im Laufe der letzten Wochen immer verlockender geworden war.

Die Kommandantin der Wiking aktivierte wieder das Interkom, brachte es doch nichts dass unvermeidliche herauszuzögern: „Brücke an Krankenstation.“
„Fähnrich Schanara hier.“
Captain Mendez war sichtlich erleichtert, dass sich die Chefkrankenschwester meldete, denn sie mochte die Risanerin sehr. Als die junge Frau vor zwei Jahren an Bord gekommen war, hatte sich schnell ein Vertrauensverhältnis gebildet. Und jetzt konnte man sogar behaupten, dass die beiden Frauen beste Freundinnen waren.
„Reya, ich brauch einen kompletten Bericht, wie viel Verletzte wir haben.“
„Es gibt etwa 20 Leichtverletzte, alle mit Prellungen oder Hautabschürfungen. Alle aus den Mannschaftsquartieren.“

Isabelle nickte. Sie hatte schon immer angemahnt, dass die Doppelstockbetten, welche in den Quartieren für die einfachen Crewmitglieder aufgestellt waren, ein Sicherheitsrisiko für die Besatzung bedeuteten. Die Gefahr dass jemand bei einer überraschenden Erschütterung herausfallen konnte, war einfach zu groß. Kein Wunder, dass bei dem unfreiwilligen Stopp der Wiking mehrere Crewmitglieder quasi aus allen Wolken gefallen waren.

„Sonst noch jemand verletzt.“, hakte sie nach.
„Zwei Techniker haben Brandverletzungen davon getragen, als ein EPS - Relais platzte. Und Lieutnant Hastings hatte einen ziemlich unliebsamen Zusammenstoß. Ein Notfallschott hat sich aufgrund einer Fehlfunktion nicht geschlossen und er ist einen Versorgungsschacht heruntergestürzt. Leider ist sein Zustand sehr ernst.“
Captain Mendez fluchte in Gedanken. Das ihr Chefsteuermann ausfiel war gar nicht gut, Nicht dass sie Chief Morelli nicht traute, aber sie wollte eben ihren besten Mann am Steuer der Wiking wissen. „Wie schlimm ist es?“
„Ziemlich schlimm. Er hat vier geprellte Rippen, einen Trümmerbruch um Oberschenkel und eine Gehirnerschütterung. Der Doktor vermutet aber noch innere Verletzungen. Leider haben wir keine Energie für den 3D Scanner “
„Ich kümmere mich darum. Halte mich auf dem Laufenden. Ich komme runter, sobald die Lage etwas stabiler ist. Mendez Ende.“

Isabelle schickte noch ihren Freund eine kurze Nachricht wegen dem medizinischen Scanner und winkte ihren Stellvertreter zu sich. „Es sieht nicht gut aus, oder?“
„Wir haben schon bessere Zeiten erlebt, Captain.“, musste Commander Mulhare zugeben. „Aber Commander Zoëga ist ein Meister der Improvisation. Er wird die Wiking schon wieder hinkriegen. Allein wegen seiner Ahnen, welchen das Schiff seinen Namen verdankt.“

Seine Vorgesetzte schmunzelte etwas, wurde dann aber schnell wieder ernst: „Was glauben sie, hat uns das getroffen? Ein Überraschungsangriff der Romulaner?“
„Glaube ich nicht. Romulaner hätten uns sofort erledigt.“
„Vielleicht war es nur ein Scoutschiff.“
Franklin schüttelte zweifelnd mit dem Kopf: „Die Sensoren haben kein anderes Schiff entdeckt. Wenn die Romulaner wirklich eine neue Tarnvorrichtung hätten, dann hätten sie sich an uns vorbeimogeln können. So hätten sie nur Aufmerksamkeit erregt.“

Captain Mendez nickte: „Stimmt natürlich. Was käme sonst infrage. Eine Subraumanomalie?“
„Laut den Daten, welche die Navigation gerade eben hoch geschickt hat, sind wir in der Nähe des Bassengraben.“, erklärte der Erste Offizier und reichte seiner Vorgesetzten ein mobiles Display. „Da würde ich mit so etwas rechnen. Der Nebel blockiert zwar augenscheinlich nur Subraumfunk, aber ich könnte mir vorstellen, dass da noch mehr ist. Der Graben wurde noch nie richtig  erforscht.“
Isabelle besah sich die Karte mit der berechneten Position und seufzte: „Na toll, genau die Stelle auf unserer Route, auf der eigentlich nichts schief gehen darf. Wir haben vor zwei Tagen Außenposten Sierra VII sieben passiert. Und werden erst in drei Tagen bei Tango I erwartet. Und bis man von Sternenbasis zehn ein Rettungsschiff schickt, dass uns suchen soll, dauert es selbst bei Maximumwarp nochmals zwei Tage, bis es bei uns ist. Wenn wir die Subraumkommunikation nicht online kriegen, kommt frühestens in fünf Tagen Hilfe.“

„Was ist mit dem neuen Forschungsaußenposten Tango – Sierra.“, hakte Franklin nach.
„Das letzte Kommunique das ich erhalten habe, besagt, dass es beim Bau Verzögerungen gibt. Probleme mit dem Nachschub.“, erklärte Captain Mendez. „Ich halte es sowieso für wenig sinnvoll, so nahe der neutralen Zone eine Forschungsstation zu bauen. Aber um auf ihre Frage zurückzukommen, von dort können wir auch keine Hilfe erwarten. Wenn wenigstens die Sensoren laufen würden, hätte ich gesagt, wir setzen Kurs darauf, denn das wäre der nächste Posten. Aber so ist das keine Option. Unsere beste Alternative ist die Reparatur der Bordsysteme.“
Die Frau räuspert sich: „Ich sollte sie nicht von ihrer Arbeit abhalten, Commander.“

2. Kapitel

Es waren mittlerweile über zwei Stunden vergangen seit die Wiking so unsanft aus ihren Flug gerissen wurde. Doch die Fortschritte der Reparaturen hielten sich in Grenzen. Die Impulstriebwerke waren wieder online, aber ohne genau zu wissen, wohin man eigentlich flog, war diese Entwicklung nur in Sachen Energiegewinnung ein Fortschritt. Isabelle war mittlerweile ziemlich nervös. Zum einen hasste sie es, untätig zu sein, zum anderen rechnete sie mit einem romulanischen Angriff. Die Frau teilte zwar die Ansicht ihres ersten Offiziers, dass die Wiking in eine Art Subraumanomalie geraten war, aber bei ihren „Glück“ konnte ein Angriff jederzeit passieren.

Isabelle hatte eine kleine Runde durchs Schiff gemacht. Sie war auf der Krankenstation gewesen und nach den Verwundeten geschaut. Im Maschinenraum hatte sie Crewmitgliedern bei den Reparaturen über die Schulter geschaut. Und dann hatte sie einen Abstecher in die messe gemacht, um einen Becher von Ekelbrühe zu trinken, welche der Synthetisierer als Kaffee bezeichnete. Dennoch sie wusste dennoch nicht mit ihrer überschüssigen Energie anzufangen.
Gerne wäre sie auf der Brücke Auf und Ab gelaufen, doch das hätte die Crew nur nervös gemacht. Also überschlug die Kommandantin der Wiking ihre Beine und fing an, ein wenig mit dem Fuß zu wippen. Das war entspannend.

Doch etwas irritierte sie ein wenig. Commander Mulhare und Fähnrich Solar unterhielten sich flüsternd. Es klang, als wären sie über einen Punkt nicht ganz einig. Doch kurz darauf drehte sich Frank um: „Captain, können sie bitte kurz kommen?“
Isabelle schoss wie eine Kanonenkugel aus ihren Stuhl und ging zur wissenschaftlichen Station: „Was ist los, Gentlemen?“

„Zwei Sachen, Captain.“, erklärte der stellvertretende Kommandant. „Wir haben mit den Kurzstreckensensoren die Umgebung gescannt. Und wir haben eine Menge Partikel im Hochenergiebereich gemessen. Tachionen, Verteronpartikel und einige Partikel, für die unsere Wissenschaft noch gar keine Namen kennt. Einiges haftet auch noch an der Außenhülle.“
Seine Vorgesetzte runzelte nachdenklich mit der Stirn: „Wenn ich mich noch an den Astrophysikgrundkurs an der Akademie erinnere, haben doch Veteronpartikel was mit Wurmlöchern zu tun. Sind wir durch eines geflogen?“

„Unwahrscheinlich, Captain.“, erklärte Solar. „Zum einen bestätigen die optischen Sensoren, dass die Sternenkonstellation immer noch dem Sektor entspricht, indem wir uns befinden sollten. Ich habe unsere Position auf zwei Lichtminuten genau eingrenzen können.“ Er rief ein Bild der optischen Sensoren auf. „Dass ist der Bassengraben, der Stern hier ist Dessica und dort finden wir den Andromedanebel.“

Isabelle nickte, bemerkte dann aber mit einer kaum hörbaren Verwirrung: „Was ist dann passiert?“
„Schwer zu sagen.“, erwiderte ihr Stellvertreter. „Ich vermute wir haben den Vortex eines zusammenbrechenden Wurmlochs passiert. Wurmlöcher sind ja bekanntlichermaßen instabil.“
„Commander, bei allen nötigen Respekt, aber ihre Vermutung zieht nicht alle zur Verfügung stehende Fakten.“, widersprach der Vulkanier.
„Wie meinen sie das, Fähnrich?“ Isabelle betonte den Rang sehr.
„Zum einen gibt es die Theorie, dass man durch einen massiven Veteronausstoß, alle Systeme eines Schiffes, die auf Subraumphysik basieren, neutralisieren kann.“, erklärte der junge Mann. „Zum anderen erklärt es nicht die Tachionpartikel an der Hülle.“
„Was ist ihre Theorie, Solar.“, hakte Commander Mulhare nach.
Doch Solar konnte nicht antworten, denn bevor er dazu kommen konnte, meldete Chief Morelli: „Captain, wir haben Problem.“

Alarmiert drehte sich die Kommandantin der Wiking um und schritt zu ihren Sessel. „Was ist los, Chief?“
„Ich denke, neben uns ist ein Schiff unter Warp gegangen.“, berichtete der Italiener.
„Sie denken?“, wiederholte Isabelle.
„Ich kann es nicht genau sagen, solange die Langstreckensensoren immer noch offline sind, Captain. Aber ich habe was auf den optischen Sensoren gesehen. Sah aus, wie wenn etwas aus einer Art Anomalie kommt. Ich kann es nicht genau beschreiben. Könnte auch ein Warpblitz gewesen.“
„Das ist mir etwas zu wage, Chief. Ist da draußen nun ein Schiff oder nicht?“

Doch plötzlich jaulte der Annährungsalarm los. „Captain, soeben hat sich ein Schiff an Backbord enttarnt.“, meldete Lieutnant Denise O’Hara, die Einsatzleiterin der Wiking. Ihre Vorgesetzte setzte sich sofort in ihren Stuhl und dachte dabei: „Die Romulaner haben mir gerade noch gefehlt.“
Lau6t bellte sie ihre Befehle: „Roter Alarm, alle Mann auf Gefechtsstation. Shoran bringen sie die Schilde und unsere Waffen online.“ Sie aktivierte das Interkom: „Brücke an Maschineraum. Wir brauchen mehr Energie. Und die Langstreckensensoren.“
„Wir tun hier unten was wir können.“, meldete sich der Chefingenieur über Interkom. „Die Hilfsgeneratoren laufen auf 110%. Aber ohne funktionierenden Warpkern sieht es eng aus.“

Isabelle bestätigte die Meldung mit einen leichten Stirnrunzeln. Ihr Freund klang etwas verärgert. Aber sie wusste nicht warum. Aber sie hatte auch keine Zeit, jetzt darauf einzugehen und wandte sich wieder zur taktischen Station. „Shoran, Bericht?“
„Waffen sind immer noch offline.“, berichtete der Andorianer. „Schutzschilde bei 30%.“
„Verdammt.“, fluchte die Spanierin wütend. „Die Romulaner können uns einfach so fertig machen.“

Doch nichts geschah. Nach zwei Minuten drehte sich die Kommandantin zu ihren Ersten Offizier: „Worauf warten die Spitzohren denn. Brauchen die noch eine Extraeinladung. Wir können denen nicht entkommen.“
„Ich denke das sind keine Romulaner.“, erwiderte der Commander.
„Wie kommen sie darauf?“
„Die äußeren Konstruktionsmerkmale des Schiffes da draußen sind nicht im Bordcomputer gespeichert.“, erklärte der Wissenschaftsoffizier. „Auch wenn es gewisse Ähnlichkeiten mit bekannten Schiffen der Romulaner gibt, wie den Mittelrumpf mit den geschwungen Pylonen und dem Einsatz der Tarnvorrichtung, bin ich mir nicht sicher, dass es wirklich Romulaner sind. Außerdem ähnelt das Schiff mehr unserer Sydneyklasse, auch wenn dieses hier etwa dreimal so lang ist.“

Isabelles Gedanken rasten. Was war jetzt schon wieder los? Eigentlich sollte sie froh sein, dass diese „Romulaner“ nicht auf ihr Schiff feuerten, aber ihr kam alles falsch vor. In welchen Schlamassel mochte sie den jetzt schon wieder stecken? Wenn die Crew des anderen Schiffes doch nur reagierten würde.
Als hätte sie etwas geahnt, piepste es an der taktischen Konsole „Captain, das andere Schiff ruft uns.“, meldete plötzlich der Sicherheitschef. Captain Mendez seufzte zwar nicht wie ein zwei Mitglieder der Brückencrew auf, aber sie war dennoch erleichtert. „Legen sie es auf den Schirm, wenn es geht und schalten sie den Universalübersetzter dazwischen.“

Aufgrund der geringen Entfernung war es kein Problem die Verbindung über Kurzstreckenkommunikation laufen zu lassen. Die Übertragungszeit war bei einer Distanz von etwa eintausend Kilometern zu gering. Aber die Bildverbindung war schlecht. Immer wieder kam es zu Bildfehlern. Dennoch war auf den Brückenbildschirm ein Mann zu erkennen, der nach menschlichen Maßstäben etwa um die Vierzig war. Die Kommandantin hatte zwar, abgesehen von einigen Fotos noch nie einen Romulaner gesehen. Doch die leichten Stirnwülste und die spitzen Ohren verrieten in Kombination mit dem kurz geschnittenen pechschwarzen Haaren die Herkunft des Mannes sofort.

Aber ansonsten entsprach er nicht ihren Vorstellungen eines romulanischen Commanders. Er trug keine Uniform sondern eine weite Robe. Sehr elegant und aus teuren Stoffen in Erdtönen hergestellt.
Noch interessanter war der Gesichtsausdruck. Der Mann wirkte eher wie ein Vulkanier. Kein breites Grinsen, nach dem Motto: „Jetzt kriege ich euch dran.“, wie es Captain Mendez bei einen Romulaner erwartet hätte. Oder ein falsches Lächeln, wo man sah, dass der Betreffende noch Hintergedanken hatte. Nein, da war keine Regung zusehen.

Unwillkürlich drehte sich Isabelle zur Wissenschaftsstation um. Doch da begann ihr Gesprächspartner. „Ich bin Professor Ustard von Forschungsraumschiff Haernon. Darf ich ihnen im Namen der Transgalaktischen Union meine Hilfe anbieten und fragen, wer sie sind?“
Isabelle hatte sichtlich Mühe ihre Überraschung nicht zu zeigen. Transgalaktische Union? Was war DAS bei allen Raumgeistern schon wieder? Und der Romulaner bot ihr HILFE an? Da stimmte doch was nicht. Aber Captain Mendez war sich sicher, dass sie das herausfinden konnte. Also beschloss sie mitzuspielen. „Ich bin Captain Isabelle Mendez vom Föderationsraumschiff Wiking.“

Da ging beim Professor die linke Augenbraue nach oben. „Entschuldigen sie die Frage, Captain. Aber wo kommen sie her? Denn von einer Föderation habe ich noch nie etwas gehört. Und ich bereise dieses Raumgebiet seit etwa 50 Jahren.“
Seine Gesprächspartnerin wusste ihre Überraschung nun besser zu verbergen. „Dann sind wir schon mal zwei, Professor Ustard. Denn ich habe noch nie etwas von einer Transgalaktischen Union gehört. Aber ich bereise auch das All noch nicht so lange wie sie.“

Während sie noch sprach, bemerkte Captain Mendez, wie ein weiteres Crewmitglied, das eindeutig kein Romulaner war. Das Fehlen aller Körperbeharrung an den sichtbaren Stellen ließ eher nach einen Deltaner vermuten. Er reichte dem Professor einen Datenblock. Der Romulaner wirkte nun doch etwas überrascht. Wobei ihn nur das wiederholte Hin und Her Sehen zwischen Padd und Crewmitglied verriet.

Dann erklärte er: „Sie müssen aus einen anderen Teil der Galaxis kommen. Wir haben ihr Schiff gescannt und wir können einen Großteil ihrer Besatzung keiner uns bekannten Spezies zuordnen.“
Isabelle stutzte: „Wie meinen sie das Professor?“
Ustard seufzte: „Nun nach unseren Scans haben sie vier Andorianer, zwei Tellariten, einen Deltaner, eine Risanerin, einen Denobulaner und acht Romulaner an Bord. Aber der Rest entspricht keiner mir bekannten Spezies..“ Er machte eine kurze Pause. „Das ist faszinierend.“

Die Kommandantin sah sich zu ihren Stellvertreter um. Doch der war ebenso verblüfft wie sie. Denn die Angaben stimmten. Von der  256 Köpfe zählenden Besatzung der Wiking stammte ein großer Anteil von der Erde oder aus menschlichen Kolonien. Aber die Angaben zu den nichtmenschlichen Crewmitgliedern, welche der Professor gemacht hatte, stimmten beinahe. Sah man von der Tatsache ab, dass der die Vulkanier für Romulaner gehalten hatte. Aber das war verzeihlich. Beide ähnelten sich sehr. Was ja auch nicht verwunderlich war, denn die Romulaner waren im Grunde genommen Vulkanier, die sich nicht der Logik und der Emotionskontrolle unterwerfen wollten. Deshalb hatten sie bereits vor Jahrhunderten den Planeten verlassen hatten und weitab ihrer Brüder eine neue Zivilisation begründet. Möglicherweise war es auch ein Fehler im Übersetzungsmodul

Isabelle wandte sich wieder ihren Gesprächspartner zu: „Ich bin verwirrt, um ganz ehrlich zu sein.“ Sie überlegte kurz: „Vielleicht sollten wir erstmal unabhängig voneinander mit unseren Führungsstäben die Sache durchdenken und uns dann austauschen.“
Der Wissenschaftler nickte: „Das ist eine logische Lösung, Captain. Wir sprechen später miteinander. Haernon Ende.“

Der Bildschirm wurde wieder dunkel und die Kommandantin des Sternenflottenschiffes wandte sich an ihren Ersten Offizier: „Commander, machen sie einen Scan der Haernon, wenn es geht. Versuchen sie herauszufinden, wie seine Crew zusammengesetzt ist. Alle einsatzfähigen Führungsoffiziere sollen sich in dreißig Minuten in meinen Bereitschaftsraum treffen.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Fähnrich Solar, sie sind auch mit bei der Besprechung dabei. Ich möchte von Ihnen eine komplette Analyse der Situation.

3. Kapitel

Wie viele kleinere Schiffe der Sternenflotte hatte auch die Wiking keinen Konferenzraum im eigentlichen Sinne. Das war aber auf dem Schiff normalerweise kein Problem. Da Captain Mendez einen offenen Kommandostil bevorzugte, hielt sie Besprechungen häufig spontan auf der Brücke ab. Oder in der Bibliothek des Schiffes. Aber manches Mal war das nicht möglich oder sinnvoll. Wie heute. Und da musste der Bereitschaftsraum des Captains herhalten.

Der Raum lag direkt neben dem Quartier des Captains auf Deck drei. Er war etwa so groß wie ein normales Offiziersquartier, verfügte über ein großes Fenster und einen eigenen Waschraum. Im Raum stand direkt vor dem Fenster ein großer Schreibtisch mit einen Computeranschluss, einen bequemen Sessel dahinter und zwei Stühlen davor. An der Wand gegenüber stand neben der Tür noch eine Couch.

Doch es waren zu wenige Sitzplätze für alle Anwesenden. Isabelle saß verständlicherweise hinter ihren Schreibtisch. Commander Mulhare hatte sich einen der beiden Stühle genommen und ihn von seiner Vorgesetzten aus gesehen rechts an die Wand gerückt. Auf der anderen Seite saß Lieutnant O’Hara auf dem zweiten Stuhl.

Aus Gewohnheit hatte sich Magnús auf die Couch gesetzt. Neben ihn saß die Schiffsärztin. Normalerweise hätte sich Lieutnant Hastings zu den Beiden gesellt, aber er war ja immer noch schwer verletzt auf der Krankenstation. Deshalb hatte Fähnrich Solar dort Platz genommen, nachdem er bemerkt hatte, dass der andorianische Sicherheitschef lieber neben der Tür stand.

Die Kommandantin der Wiking musterte ihre Führungsoffiziere einen nach dem und räusperte sich dann: „Die Situation stellt sich folgendermaßen dar. Die Wiking wurde während des Warpfluges wieder in den Normalraum gerissen, was einige Schäden verursacht hat. Und direkt vor unserer Nase hat sich ein fremdes Schiff enttarnt, das offenbar hauptsächlich von Romulanern betrieben wird. Zumindest ist ihr Kommandeur einer. Aber er scheint ein Zivilist zu sein. Und er bezeichnet sich selbst als Mitglied einer Transgalaktischen Union, was für mich etwas hochtrabend klingt. Die Frage ist natürlich, was genau los ist und wie wir jetzt weiter vorgehen. Commander?“

„Lieutnant O’Hara und ich haben das Schiff gescannt.“, erklärte der Erste Offizier. „Interessant ist die Crewzusammensetzung. Obwohl das Schiff von Volumen her fast anderthalbmal so groß ist, wie die Wiking, ist ihre Besatzungszahl kleiner. Nur 207 Crewmitglieder konnten die Scanner erfassen. Davon sind 142 Romulaner oder Vulkanier, 13 Bolianer, vier Deltaner, ein Efrosioaner und die restlichen 47 konnten wir keiner uns bekannten Spezies zuordnen.“
„Was ist denn nun? Romulaner oder Vulkaniern?“, hakte Isabelle nach.
„Das ist bekanntlichermaßen nicht so einfach festzustellen.“, bemerkte Frank. „Ich habe die Daten an die medizinische Station weitergeleitet, um nach den kleinen Unterschieden suchen zu lassen. Bisher habe ich noch keine Ergebnisse erhalten.“

„Wie ich Ihnen bereits mitteilte, Commander, ist es schwierig aus der Distanz einen Romulaner von einen Vulkanier zu unterscheiden. Dafür sind die Schiffssensoren nicht hochauflösend genug.“, verteidigte sich die Schiffsärztin sofort. „Wenn jedoch Mag die Zeit hat, könnten wir versuchen, die Kurzstreckensensoren  mit den Medoscannern aus einen Biobett zu erweitern.“

Isabelle stutzte, als sie hörte, dass die Schiffsärztin ihren Freund mit der Koseform seines Vornamens ansprach. Und da fing es in ihren Kopf an zu rattern. Bei Besprechungen setzte sich Cassandra grundsätzlich neben den Chefingenieur. Und mehr als einmal war es vorgekommen, dass die beiden auch gemeinsam ihr Mittagessen eingenommen hatten.

Magnús hatte kein romantisches Interesse an der Ärztin, da war seine Freundin sich sicher. Aber wie war es umgekehrt? In diesen Zusammenhang betrachtet ergaben die Probleme in der beruflichen Beziehung der beiden Frauen einen gänzlich anderen Sinn. Cassandra war in den Ingenieur verliebt und auf ihre Vorgesetzte eifersüchtig.

„Commander Zoëga ist sehr beschäftigt.“, fuhr Isabelle die Ärztin zur Überraschung aller an.
Cassandra sah so aus, als wollte sie etwas dazu sagen, aber sie entschied sich dagegen. „Wie sie meinen. Captain.“, erklärte sie kalt. „Dann muss ich wohl jemanden aus deren Crew untersuchen. Wobei ich mir vorstellen kann, dass dies nicht gerade gut ankommen wird.“
„Letztendlich ist das auch kein vordingliches Problem.“, versuchte der Erste Offizier die Situation zu beruhigen. „Es hätte nur die Analyse komplettiert.“

Captain Mendez biss sich kurz auf die Lippe und wechselte das Thema, wobei ihr aber nicht entging, dass die Ärztin sie wütend anfunkelte. „Was ist mit ihrer Technik?“
„Das ist das Komische an der ganzen Geschichte.“, erklärte Lieutnant O’Hara. „Ein großer Teil ist uns um mindestens ein bis zwei Entwicklungsgenerationen weit voraus. Und dabei wissen wir, dass die Romulaner sich etwa auf demselben technologischen Niveau wie die Föderation befinden.“
„Ich habe mir ihre Antriebssysteme kurz angesehen.“, ergänzte der Chefingenieur des Schiffes. „Nach zehn Minuten kann ich zwar keine umfassende Analyse geben, aber es sieht so aus, als hätte die Haernon drei unterschiedliche Antriebssysteme.“
„Drei?“, wiederholte Commander Mulhare überrascht.
„Ja. Einen Impulsantrieb. Einen Warpantrieb, der aber nicht ganz so leistungsfähig zu sein scheint, wie der der Wiking und ein drittes Antriebssystem, was ich noch nie gesehen habe.“, erklärte der Ingenieur.
„Irgendeine Idee, was es sein könnte?“, hakte Isabelle noch mal nach.
Magnús zuckte kurz mit den Schultern. „Ich vermute mal, dass es eine Art Überlichtantrieb ist. Aber wie bereits gesagt, es ist nichts, was ich auch nur ansatzweise kenne.“

„Was ist mit Waffen und Schilden?“, wollte nun der Sicherheitschef wissen.
„Ihre Schilde scheinen ziemlich leistungsfähig zu sein. Leistungsfähiger als unsere. Sie bilden auch keine Blase wie bei uns, sondern liegen im aktiven Zustand nah am Rumpf an, was die Effektivität erhöht. Aber sie sind jetzt deaktiviert, vermutlich weil sie mitbekommen haben, dass unsere Waffen offline sind.“, erwiderte Denise. „Und sie haben keine Waffen.“
„Keine Waffen?“, wiederholte der Andorianer.
„Ich habe alle technischen Systeme, die sich an der Außenhülle befinden, gecheckt. Ich konnte alle einen Bereich zuordnen, Sensoren, Schildemitter, Tarnvorrichtung.“, erklärte die Frau.

Die anderen Offiziere sahen sich etwas überrascht an. Selbst zivile Schiffe der Föderation waren bewaffnet, wenn auch nur minimal. Doch gar keine Waffen zu haben, war oftmals sträflicher Leichtsinn. Dafür gab es zu viele Probleme mit nausikanischen Piraten oder dem Orionsyndikat. Und nicht zu vergessen diverse natürliche Phänomene, die einen Waffeneinsatz erforderlich machen konnten, Asteroiden auf Kollisionskurs zum Beispiel.
„Okay, das mag ja interessant, aber das bringt uns auch nicht direkt weiter.“

Die Kommandantin der Wiking lehnte sich zurück und blickte dann zu Fähnrich Solar. „Fähnrich, was ist mit ihrer Analyse?“
Der Vulkanier trat in die Mitte des Raumes und erklärte: „Ausgehend von den vorliegenden Fakten, wie einer gänzlich anderen politischen Lage, als der uns bekannten und den Begleitumständen halte es für 80,73% wahrscheinlich, dass wir in ein Paralleluniversum geraten sind.“

Der junge Offizier hatte das vorgetragen, als hätte aus einer Bauanleitung vorgelesen. Doch seine wesentlich emotionaleren Kollegen waren sichtlich geschockt.
Isabelle erholte sich als Erste: „Was für Optionen bieten sie uns denn für die restlichen zwanzig Prozent.“
„19, 27, Captain.“, korrigierte Solar. „Nun es gibt dann mit 8,47% die Möglichkeit dass wir in eine romulanische Falle geraten sind. 7,94% der Einfluss einer uns bisher unbekannten Macht. 1,92% ein Art kollektiver Traum. Die restlichen 0,84% sind eine gewisse Fehlertoleranz, beziehen sich aber auch auf eine Beeinflussung jenseits unserer Vorstellungskraft.“

„Und wie kommen sie auf die Paralleluniversumstheorie.“, wollte der Erste Offizier wissen.
„Nun es gibt mehrere offensichtliche Hinweise. Zum einen die Anwesenheit der Haernon. Sie lieferte das entscheidende Puzzleteil. Die Transgalaktische Union und auch das für einen Romulaner atypische Verhalten. Kombiniert man das Ganze mit den vielen unterschiedlichen Subraumpartikeln auf der Hülle gibt es nur diese logische Schlussfolgerung. Natürlich sind vermutlich noch nicht alle Fakten bekannt um eine 100prozentig sichere Analyse vorzunehmen.“

„Ausgehend von Hawkings Theorie über Paralleluniversen, haben sie eine Erklärung, was das einschneidende Ereignis war, Fähnrich?“, fragte Isabelle nachdenklich.
„Ohne genaue Analyse lässt sich das schwer sagen, Captain.“, erklärte der Vulkanier. „Offenbar haben in diesem Universum die Menschen keine große Rolle gespielt. Aber wir wissen noch zu wenig über dieses Universum um ein solches Ereignis zu definieren. Es könnte auch eine Kombination aus mehren Faktoren und Ereignissen sein. Doch je mehr Faktoren sich insgesamt geändert haben und je weiter diese zurückliegen, umso schwieriger dürfte es sein, in unser Universum zurückzukehren.“

Eine kurze Stille entstand, als jeden der Anwesenden das komplette Ausmaß der Situation begriff. Doch es war Zeit für Taten und Captain Mendez traf ihre Entscheidung: „Commander, sie und Fähnrich Solar erstellen eine komplette Analyse. Finden sie heraus wie wir hier gelandet sind und wie wir wieder nach Hause zurückkommen können. Doktor, ich weiß nicht, was der Commander aushecken wird, aber ich werde eine voll einsatzbereite Crew brauchen, ganz besonders meinen Chefpiloten. Magnús, dasselbe gilt für das Schiff. O’Hara sie übernehmen die Brücke. Sammeln sie so viele Daten wie möglich über dieses Universum.“
Isabelle machte eine kurze Pause: „Shoran und ich werden uns ein wenig mit Professor Ustard unterhalten. Noch irgendwelche Fragen oder Einwände?“

Alle anderen Anwesenden schüttelten mit dem Kopf. Niemand hatte Einwände. Da nun alles vorerst besprochen war, war die Konferenz damit beendet. Alle verließen als den Raum, nur der Chefingenieur blieb. Er wartete, bis sich das Schott hinter Lieutnant Shoran geschlossen hatte. „Sag mal, Belle, warum hast du den Doc so angefahren. Ich meine, die Idee ist nicht übel. Und auch wenn ich viel zu tun habe, was wäre eine Sache von einer Stunde gewesen.“

Isabelle reagierte nicht, sondern bleib einfach Sitzen. Doch der Norweger ließ nicht locker. Er holte sich einen Stuhl, setzte sich genau vor den Schreibtisch und stütze seinen Kopf auf.
Aus Trotz stand seine Freundin auf und wollte zur Tür gehen. Doch Magnús fing sie ab und drehte sie zu sich um, dass sie sich ansehen konnten.

Da bemerkte er, dass seine Freundin ziemlich sauer war. „Was ist los?“
„Sag, mal kapierst du es nicht?“, fuhr Isabelle ihn an. „Der Doktor ist in dich verliebt. Deshalb reagiert sie, was mich angeht, auch so zickig. Sie hat mitbekommen, dass wir ein Paar sind. Und ist eifersüchtig auf mich. Ich meine, warum sonst sollte sie so häufig wie möglich deine Nähe suchen. Oder dich als Mag anreden.“

„Jetzt mach aber mal halblang.“, erwiderte der Ingenieur. „Wir sind nur Freunde. Cassandra und ich kennen uns seit der Akademie. Abgesehen von den Jahren, die sie für die medizinische Ausbildung länger brauchte, haben wir immer zusammengearbeitet. Das ist es doch natürlich, dass unser Umgang etwas vertrauter ist. Oder das wir Kosenamen verwenden. Ich nenne sie ja auch oft Cassie, wenn wir uns privat unterhalten.“

Das schien Isabelle nicht gerade zu beruhigen. „Und du hast nie mit ihr geschlafen? Oder wenigstens daran gedacht?“
Magnús schüttelte nach ein paar Sekunden mit dem Kopf: „Himmel, nein. Wir sind uns nie so nahe gekommen. Wobei ich lügen müsste, wenn ich sagen würde, dass ich nie daran gedacht habe. Sie ist wirklich attraktiv. Aber solche Gedanken hatte ich als Kadett an der Akademie.“
Er machte eine Pause: „Ich liebe dich, Isabelle. Und ich würde dich nie betrügen. Auch nicht mit Cassandra. Sie ist wie eine Schwester für mich. Wir sind nur Freunde.“

Isabelle versuchte zu lächeln, was ihr nur Ansatzweise gelang. Sie hatte immer noch Zweifel. „Ich glaube dir. Aber bist du dir sicher, dass sie dir auch nur freundschaftliche Gefühle entgegenbringt? Ich meine, seit Bennet im Ruhestand ist, bist du ihr einziger Vertrauter.“
Ihr Freund zuckte mit den Schultern: „Das weiß ich nicht. Soll ich mit ihr Reden?“
„Wenn du das für eine gute Idee hältst.“

Die Kommandantin der Wiking gab ihren Freund einen Kuss und bemerkte: „Wechseln wir das Thema, Mag. Was hältst du von meinen Plan?“
Der Ingenieur überlegte: „Ich denke angesichts der Lage ist es vermutlich das Vernünftigste. Geh trotzdem kein unnötiges Risiko ein, Belle. Wir kennen diese Leute zu wenig. Sie könnten trotzt ihrer anfänglichen Freundlichkeit gefährlich sein.“

Isabelle gab ihren Freund einem weiteren Kuss. „Du machst dir zu viele Sorgen, Mag.“ Sie zwinkerte kurz: „Außerdem nehme ich nicht ganz ohne Grund Shoran mit. Der würde es mit einer kompletten Kompanie aufnehmen.“
Sie machte eine Pause: „Irgendwas, was ich dir mitbringen soll.“
„Ein paar Ersatzteile wären nicht schlecht.“, erklärte der Mann. „Aber ich denke, wir sollten uns keine fremden Ingenieure ins Haus holen.“
Die Kommandantin der Wiking seufzte: „Du bist immer so stur, was diesen Punkt angeht. Du lässt ja nicht mal gern die Techniker von der Werft an deine Maschinen heran. Aber vermutlich hast du dieses Mal Recht. Du bekommst deinen Willen.“

4. Kapitel

Es hatte keine Probleme gegeben Professor Ustard eine Einladung an Bord der Haernon abzuringen. Jedoch hatten die Wissenschaftler sich überraschend über die Transportertechnologie der Sternenflotte gezeigt. Shoran hatte sofort misstrauisch reagiert und empfohlen, das fremde Schiff per Shuttle zu besuchen. Seine Vorgesetzte hatte nach kurzem Überlegen zugestimmt. Sie technische Schwierigkeiten vorgeschoben und die Reise mit einer Shuttlekapsel angetreten.

Professor Ustard hatte seine Gäste persönlich empfangen und dass in einer solch höflichen Form, die jeden Diplomaten der Föderation gut zu Gesicht gestanden hätte. Nun führte er seine Gäste durch das Schiff. Captain Mendez war schon jetzt sichtlich erstaunt. Die Wände waren aus einen undefinierbaren Material, dass in allen Grüntönen schillerte. Zudem waren sie nicht gerade sondern führten immer in kompletten Rundbögen um die freie Fläche. Selbst die Gänge waren nicht gerade sondern schlängelten sich durch das Schiff. Und in der Luft hing ein angenehmer Duft der die Spanierin entfernt an den Zitronenhain ihrer Großeltern erinnerte, in dem sie als Kind gerne gespielt hatte.

Auch die Crew war ein interessant. Auf den bisher fünf Minuten hatten die Besucher von der Sternenflotte noch keine einzige Uniform entdecken können. Alle, denen man bisher begegnet war, trugen zivile Kleidung. Die meisten davon Romulaner oder Vulkanier in weiten fließenden Gewändern, die beiden Bolianer denn man auch begegnete trugen Overalls. Isabelle vermutete, dass es sich bei den Beiden um Bordtechniker handelte, denn sie hatten eine Wand aufgeschnitten und überprüften ein pulsierendes Gerät, dass Kommandantin der Wiking für eine Energieleitung hielt: Zumindest schien dass gelbliche Leuchten darauf hinzudeuten. Aber ganz sicher konnte sie in den Punkt nicht sein. Dafür verstand sie zu wenig von der fremdartigen Technologie und allzu neugierig wollte sie nun auch nicht erscheinen.

Doch auch die Besucher waren gemustert worden, besonders da beide an ihren Gürteln Phaser trugen. Der Professor bemerkte das und erklärte: „Entschuldigen sie die Blicke meiner Leute. In meiner Heimatwelt sind Militär und Forschung strikt getrennt. Deshalb reagieren die meisten etwas nervös, wenn sie bewaffnete Personen sehen.“
„Ist deshalb die Haernon nicht bewaffnet.“, hakte der Sicherheitschef der Wiking nach.
„Das ist richtig, Lieutnant.“

„Ist das nicht etwas riskant.“, wollte Isabelle wissen. „Verstehen sie mich nicht falsch, Professor. Ich möchte mich nicht in ihre Lebensweise einmischen, aber bei uns sind selbst Frachter bewaffnet um sich gegen die Gefahren des Alls zu verteidigen. Seien sie nun natürlicher oder künstlicher Art.“
Der Wissenschaftler lächelte leicht: „Ich verstehe, worauf sie hinauswollen, Captain. Die Haernon verfügt über diverse, nicht aggressive Verteidigungsmechanismen. Dies entspricht mehr der friedvollen Erforschung des Weltalls gemäß unserer Lebensweise. Für uns ist jedes Leben erhaltenswert. Nach unseren Gesetzen ist das Töten einer intelligenten Lebensform, egal aus welchen Grund, strafbar.“

„Selbst aus Notwehr.“ Lieutnant Shoran war etwas verwundert.
„Selbst dann.“, bestätigte sein Gastgeber.
„Aber sie erwähnten vorhin, dass es bei ihren Volk auch militärische Verbände gibt.“, bohrte der Andorianer weiter.
„Nun, da habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt.“, entschuldigte sich der Wissenschaftler. „Dieses Gesetz, dass ich erwähnte, gilt nur bei meinem Volk. Aber in der Union gibt es andere Spezies, die das wiederum anders sehen. Von meinen Heimatplaneten werden keine Einheiten für die militärische Raumflotte der Union abgestellt. Aber wir sind eines der führenden Völker in der Forschungsflotte der Union. Deshalb gelten auch auf vielen Schiffen die Gesetzen meines Volkes.“ Er machte eine Pause: „Wird das bei ihrer Föderation anders gehandhabt?“

Isabelle nickte: „Könnte man so sagen, Professor. Einige Welten der Föderation betreiben eigene Forschungs- und Verteidigungsschiffe, aber ein großer Teil ist in der Sternenflotte konzentriert. Wir sind aber keine reine Militärflotte. Einer unserer wichtigsten Aufträge ist die friedvolle Erforschung des Alls. Daher haben unsere Schiffe neben ihrer Bewaffnung auch ein großes wissenschaftliches Potenzial.“

Professor Ustard schien zu zweifeln: „Und das soll funktionieren?“
„Es funktioniert seit über 150 Jahren ziemlich gut.“, erklärte die Kommandantin der Wiking: „Es stimmt schon, in ihrer Geschichte hat die Sternenflotte mehrere Konflikte austragen müssen. Und es wird vermutlich auch in Zukunft so sein. Aber wir waren nie die Aggressoren und wenn es eine Chance auf eine friedliche Einigung gab, haben wir diese auch genutzt. Und die wissenschaftlichen Erfolge, welche die Sternenflotte vorweisen kann, sind sehr umfangreich. Erstkontakt mit einer Spezies auf Siliziumbasis, die Erforschung mehrerer untergegangener Kulturen. Man hat sogar festgestellt, dass hinter einigen unserer alten Mythen die Einflussnahme durch andere, weit fortgeschrittener Kulturen steckte. Und dann gibt es auch eine ganze Reihe humanitärer Einsätze.“

„Aber ihr Schiff ist selbst nach den Maßstäben der Unionsflotte gut bewaffnet. Ich meine zwölf Partikelstrahlwaffen und vier Torpedowerfer sind für ein Schiff dieser Größe durchaus umfangreich. Das spricht eine etwas andere Sprache.“, wandte der Wissenschaftler ein.
Isabelle nickte: „Nicht alle unsere Schiffe sind gleichermaßen nach diesen dualen Prinzip gebaut wurden. Es gibt Forschungsschiffe, die kaum bewaffnet sind, aber dafür über eine ganze Reihe von Laboren verfügen. Dagegen ist die Wiking etwas stärker bewaffnet, da sie als Patrouillenschiff konzipiert ist. Wir verfügen aber über eine umfangreiche astrophysikalische Abteilung, was mein Schiff zur Kartografisierung unbekannter Raumbereiche nahezu prädestiniert.“

„Und sie selbst, wie würden sie sich einschätzen. Sind sie eher eine Kämpferin oder eine Forscherin.“ Dieses neue Konzept schien Ustard sehr zu interessieren.
Da musste Captain Mendez überlegen. Nach einer Weile erklärte sie: „Bevor ich zur Kommandoabteilung wechselte, war ich beim Sicherheitsdienst tätig. Und trotz der wissenschaftlichen Grundausbildung, die ich an der Akademie absolviert habe, bekomme ich manches Mal Probleme, Alles zu verstehen, wenn die Wissenschaftler an Bord mit Fachausdrücken um sich werfen.“
Sie lächelte kurz: „Aber ich bin nicht zur Sternenflotte gegangen, um zu kämpfen. Ich wollte die Sterne erforschen, denn seit meiner Kindheit ist Astronomie ein Hobby von mir.“
Die Spanierin machte eine Pause: „Ich denke der Ausdruck forschende Kämpferin trifft es wohl am besten.“
„Interessant.“

Mittlerweile hatten die drei Humanoiden ihr Ziel erreicht, dass Büro des Professors. Es war eine Mischung aus Büro und Labor. Auf dem Regal an der Seite standen mehrere wissenschaftliche Geräte, ein Mikroskop, ein Eindämmungsbehälter und noch paar andere die weder Shoran noch Isabelle identifizieren konnten. Daneben stand noch eine Art digitale Tafel, ein Gerät auf dass man mit einen speziellen Stift schreiben konnte, und die Skizzen Notizen und Diagramme wurden vom Computer eingelesen. Der Schreibtisch des Professors war aber fein säuberlich aufgeräumt. Neben der in der Tischplatte eingelassenen Tastatur gab es noch zwei Stapel fein säuberlich übereinander geordneten Padds.

Der Wissenschaftler setzte sich dann hinter seinen Schreibtisch. Seine beiden Gäste nahmen auf den Stühlen davor Platz. Dann begann Ustard: „Wir haben uns ja schon über die unterschiedlichen Philosophien über die Erforschung des Raumes unterhalten. Aber wie ich bereits bei unseren Ersten Kontakt erwähnte, habe ich weder etwas von einer Föderation gehört, noch habe ich vorher ein Mitglied ihrer Spezies gesehen.“

Die Kommandantin der Wiking nickte. Sie fand es sehr gut, dass Ustard sofort zum Punkt kam. „Nun, dass sie das verwirrt, kann ich nachvollziehen. Aber ich denke meine Wissenschaftler haben dafür eine plausible Erklärung.“
Isabelle machte eine kurze Pause: „Nun wir denken, wir sind aus Versehen aus unseren Universum in ihres gereist.“
Der Romulaner stutze: „Ein anderes Universum? Wie kommen sie darauf?“

Die Spanierin stand auf und trat an das Board ran. „Ich kann Ihnen diese Theorie natürlich nur so wiedergeben, wie sie mir mein Wissenschaftsoffizier erklärt hat.“
„Das meinte ich nicht.“, erklärte der Professor. „Ich habe mich eher darüber gewundert, dass ihre Wissenschaftler von der Existenz mehrerer Universen ausgehen.“

Isabelle verstand nun. „Ich kann mir vorstellen, dass  sie das etwas verwirrt, wenn sie diese Theorie zum ersten Mal hören. Ging mir genauso, als dass an der Akademie unterrichtet wurde. Aber mal überlegen, ob ich die Erklärung von Lt. Rovakan zusammenbekomme. Denn diese Theorie existiert schon seit über 300 Jahren bei meiner Spezies. Also, wann immer man eine Entscheidung trifft an denn sich der vorgegeben Zeitverlauf gabeln kann, wird ein neues Paralleluniversum gebildet.“
„Aber das würde ja eine unzählige Zahl an Paralleluniversen bedeuten.“, wandte Ustard ein.

„Das ist im Grunde genommen richtig.“, erwiderte Captain Mendez. „Aber die meisten unterscheiden sich so minimal, dass es praktisch keinen Unterschied gibt. Oder wie es mein Ausbilder damals sagte: Dem Universum ist es egal ob ich früh morgens zuerst meine linke und dann meine rechte Socke anziehe oder umgekehrt.“
„Aber es gibt auch eine Universen, die sich stärker voneinander unterscheiden?“, hakte der Wissenschaftler nach.
Isabelle nickte: „Genau. Wenn sich an Wendepunkten der Geschichte etwas ändert, dann entstehen parallele Universen die sich deutlicher voneinander unterscheiden.“
„Wie zum Beispiel das Fehlen ihrer Spezies.“

Die Kommandantin der Wiking überlegte: „Ich bin mir nicht ganz sicher, Professor. Es scheint eher eine Konsequenz zu sein, eine Konsequenz, die offenbar weit reichende Folgen hatte, aber keine Ursache an sich. Ohne mich in der Geschichte ihres Volkes auszukennen kann ich keine genaue Analyse erstellen. Und selbst wenn wir die Fakten kennen würden, müssten das sowieso meine Historiker analysieren.“

Professor Ustard schien auch nachzudenken. Er runzelte immer wieder die Stirn. Dann erklärte er: „Es fällt mir noch etwas schwer, dieses Konzept zu akzeptieren. Aber allein ihre Anwesenheit ist ein Beweis für diese Theorie. Und es würde einige Vorfälle in der Geschichte meines Volkes erklären.“
Er machte ein Pause: „Aber eine abschließende Frage hätte ich dann doch noch: Wie kommen sie auf die Idee, dass ihr Schiff in mein Universum gereist ist und nicht umgekehrt. Und dann gäbe es offenbar noch die Alternative, dass wir beide in ein drittes Universum gereist sind.“

Isabelle und ihr Sicherheitschef sahen sich überrascht an. Das war wirklich eine interessante Frage: „Nun wir haben eine Reihe von hochenergetischen Partikeln am Rumpf, die auf eine interdimensionale Reise hindeuten. Hinzukommen die massiven Schäden am Schiff. Die Analyse meiner Wissenschaftler ist noch nicht abgeschlossen, aber die Indizien sprechen eine klare Sprache.“
„Aber sie haben kein System, dass eine solche Reise bewerkstelligen würde?“
„Nein. Möglicherweise mit Modifikationen am Navigationsdeflektor, aber in der Standardkonfiguration sollte das eigentlich unmöglich sein. Von daher würde ich auf eine Subraumanomalie tippen.“
Captain Mendez überlegte: „Sie fragen das nicht ohne Grund. Was ist mit Ihren Schiff?“

Professor Ustard überlegte erst: „Mit dem konventionellen Überlichtantrieb gibt es auch keine Möglichkeit.“
Dann räusperte sich: „Was unseren Hyperantrieb angeht, könnte es durchaus möglich sein. Nur, ich weiß nicht, ob ich es so erklären kann, dass sie es verstehen würden.“
„Versuchen sie es, Professor. Ich mache mich schon bemerkbar, wenn ich etwas nicht begreife.“
 
Der Wissenschaftler räusperte sich: „In Ordnung, Captain. Nun im Grunde erzeugen wir mit unserem Hyperantrieb einen Tunnel in dem Subraum. Je tiefer wir in den Subraum vorstoßen, je schneller werden unsere Schiffe.“
„Was ist ihre Maximalgeschwindigkeit.“, fragte Shoran dazwischen.
„Im Durchschnitt schaffen wir etwa 300 Lichtjahre am Tag.“
„Das ist gut 60mal so schnell wie die Maximalgeschwindigkeit der Wiking.“, staunte Isabelle.

Ihr Gastgeber nickte und fuhr dann fort: „Ihr Konventioneller Überlichtantrieb scheint leistungsfähiger zu sein. Wir kamen damit nie über 2 Lichtjahre am Tag hinaus. Deshalb wurden auch die Hyperantriebe erforscht und eingesetzt. Lange Zeit hatten wir auch hier eine Art Begrenzungsproblem. Nach 5000 Lichtjahren musste der Antrieb abgeschaltet werden, weil er sonst überhitzt worden wäre. Und Flüge über Strecken weniger als 5 Lichtjahre sind zu ineffizient, denn wir brauchen fast einen ganzen Tag um den Antrieb neu zu laden.“

Er machte eine lange Pause, erklärte dann aber: „Captain, was ich Ihnen jetzt erzähle ist streng genommen geheim und darf niemand außerhalb der Akademie der Wissenschaften wissen. Aber die Logik gebietet, dass sie diese Information erhalten.“
Der Romulaner unterbrach sich kurz und fuhr dann fort: „An Bord der Haernon sollte der Prototyp einer neue Generation von Hypernantrieben getestet werden. Einen, der Reisezeit quer durch die Union von etwa 30 Tagen auf eine Woche verkürzen sollte. Zum einen weil er die Ladezeit verkürzt und zum anderen, weil wir damit noch tiefer in den Subraum vorstoßen. Aber wir hatten bereits Probleme bei der Initalisierung des Systems. Und so wie sich die Situation darstellt, scheint es, als hätte unser Antrieb für eine Reise in ihr Universum gesorgt.“

Isabelle überlegte nicht lange: „Professor, ich denke, sie sollten mit auf die Wiking kommen. Wir haben an der Außenhülle eine ganze Reihe von Partikel gemessen, die wir nicht zuordnen können. Ich denke, sie können meinen Leuten bei der Identifizierung helfen.“
„Meinen sie, Captain?“
„Nun, ich möchte es mal so formulieren. Ihre Theorie klingt ziemlich logisch.“

5. Kapitel

Trotz Shorans Protest hatte sich Captain Mendez zusammen mit Professor auf die Wiking gebeamt, ein Vorgang, welchen der Wissenschaftler als sehr faszinierend bezeichnet hatte. Dort hatte sie dem Professor Commander Mulhare und Fähnrich Solar vorgestellt. Der Professor hatte sich sogleich an die Arbeit gemacht und sich die Sensorergebnisse der Wiking angesehen. Daraus hatte sich eine angeregte Diskussion der drei Wissenschaftler ergeben, deren Verlauf die Spanierin nur schwer folgen konnte.
Also hatte sie sich entschuldigt und hatte sich mit ihren Sicherheitschef getroffen, der in der Zwischenzeit die Shuttlekapsel zurückgeflogen hatte und die auf der Haernon erhalten Ausdrücke debattiert.

Danach hatte die Kommandantin einen erneuten Rundgang durch ihr Schiff gemacht, um sich nach dem Fortschritt der Reparaturen zu erkundigen. Es sah schon relativ gut aus, denn mittlerweile konnte auch der Warpkern wieder in Betrieb genommen werden. Nur noch die Gondeln an sich und die Langstreckenkommunikation waren inaktiv. Wobei es bei letzteren so aussah, als würde eine Reparatur aus Bordmitteln unmöglich. Denn die Subraumsendeantennen waren durchgebrannt und dafür gab es an Bord keine Ersatzteile.

Im Anschluss war sie wieder ins Astronomische Labor zurückgekehrt, wo ihr erster Offizier zusammen mit seinen Untergebenen und dem Besucher von der Haernon arbeitete. „Und Gentlemen, wie sieht es aus?“
„Wir haben unsere Aufzeichnungen, sowie die von der Haerrnon analysiert.“, begann Commander Mulhare. „Die gute Nachricht zuerst. Offenbar sind wir doch in unseren Universum. Zumindest haben die Sensoren der Haernon weitere Sternenflottenschiffe registriert.“
„Und ich habe eine Theorie, wie die Reise meine Schiffes in ihr Universum ihren Warpantrieb hatte beeinflussen können.“, ergänzte der Professor. „Ihre Vermutung, dass die für sie unbekannten Partikel an ihrer Hülle mit dem Hyperantrieb zu tun haben, war korrekt. Ich denke es ist folgendes passiert:

Da wir mit der Haernon zu tief in den Subraum eingedrungen sind, haben wir die Grenze zu ihrem Universum durchbrochen. Daher auch die Instabilität während des Fluges. Als der Bordcomputer deswegen die Notfallprozedur zum Deaktivieren des Hyperkanals initierte, muss das auch ihr Warpfeld beeinflusst haben.“

„Das erklärt aber nicht, warum unsere Sensoren ihr Schiff nicht bereist beim Verlassen des Hyperkanals registriert.“, wandte Isabelle ein.
„Nun, wenn ein Schiff den Hyperkanal verlässt wird automatisch der konventionelle Überlichtantrieb aktiviert, weil ansonsten die Trägheitsdämpfer den Geschwindigkeitsverlust nicht kompensieren können.“, erklärte Wissenschaftler. „Jedenfalls sind wir nun als Besucher in ihrem Universum gelandet.“

„Haben sie schon eine Idee, wie sie zurückkommen können?“, fragte der Erste Offizier der Wiking.  „Ich meine, ich habe schon zu tun, zu begreifen, nach welchen Prinzipen ihr Hyperantrieb funktioniert. Das ist Quantenphysik auf einer Ebene, die dem Technologiestand der Föderation weit voraus ist. Ich wüsste nicht, wie man sie zurückschicken könnte.“
„Es ist unlogisch, Commander, sich jetzt Sorgen zu machen.“, erwiderte Ustard. „Ich werde auf die Haernon zurückkehren und unsere Daten mit meinen Kollegen weiter analysieren. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung.“
„Ich begleite sie in den Transporterraum.“, bot sich Captain Mendez an. Der Wissenschaftler nickte und so verließen die beiden das Labor.

Auf dem Weg bemerkte Isabelle: „Ich möchte nicht neugierig, aber ich frage mich schon die Ganze Zeit, in welchen Fachgebiet sie ihre Professur gemacht haben? Ich hoffe, die Frage ist nicht zu persönlich für sie.“
„Neugierde ist das stetige Streben nach Wissen, Captain.“, erklärte der Professor. „Das ist nichts, wofür man sich entschuldigen muss. Unser Streben nach Wissen, sei es nun über das Universum oder über andere ist der Wunsch, unsere Umgebung besser zu verstehen. Daher ist ihre Frage auch nicht zu persönlich, sondern zeugt von ihren aufrichtigen Interesse.“

Er machte eine Pause: „Um ihre Frage zu beantworten, ich habe eine Professur für Abtriebstechnik, einen Doktortitel in Quantenphysik und einen Kolon in fortgeschrittene Energiedynamik.“
„Was ist ein Kolon. Der Universalübersetzer kann damit nichts anfangen. Offenbar gibt es dafür keine Entsprechung im Federation Standard.“
„Ein Kolon ist ein akademischer Titel, denn man per Fernstudium erlangen kann und der anders als eine Professur oder ein Doktortitel keine Verteidigung einer wissenschaftlichen Arbeit, sondern nur eine Prüfung erfordert.“, erklärte Ustard.

Der Wissenschaftler räusperte sich kurz, ehe er fortfuhr: „Ich fand die Zusammenarbeit mit ihren Offizieren sehr inspirierend. Auch wenn Commander Mulhare glaubt, er würde das Prinzip des Hyperantriebes nicht verstehen, so ist er doch ein sehr fähiger Mann.“
Die Kommandantin der Wiking nickte: „Ich weiß. Außerdem ist sein Fachgebiet die Exobiologie. Ein Quantenphysiker wäre mit den Ausführungen vermutlich schon zurecht gekommen.“

Der Professor nickte auch: „Das ist höchst wahrscheinlich. Vor allen wenn ich sehe, wie gut ihr Ensign Solar mitgearbeitet hat. Ein sehr fähiger junger Mann, mit einen herausragenden analytischen Verstand und einer enormen Disziplin. Er erinnert mich an meinen jüngsten Sohn, Onvar.“
„Das ist der vulkanischen Disziplin geschuldet. Es ist Suraks Erbe, dass Solars Volk streng nach den Leitprinzipien der Logik lebt.“

Überrascht stoppte der Wissenschaftler „Sie kennen Surak?“
Isabelle drehte sich um und nickt etwas verwirrt: „Ja, natürlich. Er ist der Vater der vulkanischen Philosophie. Im Grundstudium an der Akademie sind seine Lehren im Philosophieseminar eines der Hauptthemen.“
„Was wissen sie über ihn.“
Captain Mendez überlegte kurz: „Nicht mehr viel, fürchte ich. Ist schon recht lange her, dass ich mich mit ihm beschäftigt habe.“
Sie räusperte sich kurz: „Nun, wie bereits erwähnt ist der Gründer der vulkanischen Philosophie, weil er vor rund 2000 Jahren die Prinzipien von Logik und Emotionskontrolle lehrte. Das führte zu einer Veränderung in der vulkanischen Gesellschaft und aus einen Volk von Kriegern, die sich in Clankämpfen zerfleischten, wurde ein Volk der Wissenschaftler und Logiker.“

Ustard nickte: „Das klingt faszinierend. Offenbar konnten sich in ihren Universum Suraks lehren stärker durchsetzen, als in meinen. Bei uns mussten er und seine Anhänger fliehen, fanden aber recht schnell eine neue Heimat auf einen recht angenehmen Planeten. Sie verbündeten sich mit den Einheimischen und bildeten eine neue Gesellschaft. Nach und nach breiteten sie sich wieder aus knüpften neue Kontakte und traten vor 129 Jahren der Transgalaktische Union bei. Leider kam es zu einen militärischen Konflikt, als die Union acht Jahre später Kontakt mit der alten Heimatwelt aufnahm. Heute ist unsere alte Heimatwelt ein toter Planet.“

Isabelle dachte ein wenig nach und bemerkte dann: „Vielleicht war das ja das entscheidende Ereignis. Das Surak von Vulkan fliehen mussten. Sehen sie Professor, in diesem Universum verließen einige Personen, die nicht mit seinen Lehren einig gingen, Vulkan und gründeten später das Romulanische Imperium. Und mit diesem Imperium hatte mein Volk bereits vor der Gründung der Föderation eine militärische Auseinandersetzung. Da aber die Distanz zu groß war, wurde dieser Konflikt immer wieder verschleppt. Oder genauer gesagt, er wurde mit primitiven Langstreckenwaffen. Nach dem Friedensvertrag von Cheron wurde die Gründung der neutralen Zone vereinbart, um weitere Konflikte zu verhindern. Aber noch bis vor einigen Jahren sind die Streitkräfte der Romulaner und die der Sternenflotte mehrfach aneinander geraten. Einer der Gründe, warum die Wiking in diesen Bereich patrouilliert. Denn w
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Der 2. SF3DFF-Storycontest - Thread für Geschichten
« Antwort #4 am: 16.12.09, 20:42 »
Na dann will ich auch mal ranklotzen...
Hier wie versprochen die ziemlich lang geratene (Teil-)Parodie des Abramsversums :D

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Neros Spiegel oder Des Jungen Captains Zähmung

Von Thomas Nikolajsen


Ein durchdringender synthetischer Trompetenton, der einen uralten militärischen Apell spielte weckte Vinara Shral – für manch andere ein vielleicht nerviges Signal, doch die Andorianerin hatte es in den vergangenen Wochen beinahe schon schmerzlich vermisst.
Schnell stand sie auf und begab sich unter die Schalldusche; es war gut wieder im eigenen komfortablen Quartier auf dem Hauptstützpunkt der Marines zu sein. Danach zog sie noch vor dem Frühstück die Standard-Dienstuniform an, welche aus einem schwarzen lederartigen Material mit grünem Schulterteil bestand. Von sich aus gesehen rechts vorne prangte dort, wo bei normalen Sternenflotten-Offizieren eine Abfolge goldener Knöpfe zu sehen war ein silberner Adlerkopf mit ausgebreiteten Schwingen.
Man mochte es vielleicht als Fetischismus bezeichnen, aber in Uniform schmeckten Colonel Shral Frühstück wie auch Mittagessen irgendwie besser. Ersteres bestand bei ihr heute aus einem proteinreichen Brei in den sie nach andorianischer Sitte ein paar getrocknete Käfer gekrümelt hatte. Frisch und lebend mundeten sie zwar besser, waren aber nicht immer leicht zu kriegen.

Während sie das zumindest für viele Menschen ungewohnte Essen schnell, aber nicht zu hastig verschlang wanderte ihr Blick zu dem Raumschiff-Modell auf der Kommode. Es zeigte die allererste Enterprise der Föderation, die legendäre 1701 ohne jegliche Buchstabenzusätze. Das prachtvolle Schiff mit den übergroßen Gondeln und den blauen Bussardkollektoren war im Original 420 Meter lang gewesen, deutlich größer als die ersten, in Vinaras Augen stinklangweiligen Pläne der Constitution-Klasse vorgesehen hatten. In gewisser Weise konnte man dem zeitreisenden Schurken Nero im Nachhinein dafür dankbar sein, dass durch seinen Einfluss das erste ernstzunehmende Flaggschiff der Föderation nicht wie ein billiges Kinderspielzeug dahergekommen war.
Die Farbe der Bussardkollektoren sowie die elfenbeinfarbige, ebenso elegante wie starke Panzerung waren von Ingenieuren der andorianischen Streitmacht beigesteuert worden, welche auch am Konzept der kleineren, aber dafür umso zahlreicheren Torpedos mitgearbeitet hatten. Bedauerlicherweise hatten andorianische Offiziere und Crewmen im späteren Betrieb nur eine untergeordnete Rolle gespielt, fast so als hätte die Sternenflotte sich für das militärische Potential der Enterprise ein bisschen geschämt.
Dabei ließen ausgerechnet die blauen Kollektoren, die von den meisten anderen Spezies als beruhigend empfunden wurden dieses Schiff in den Augen der Andorianer kriegerischer erscheinen – gerade auch deshalb mochte Vinara die Ur-Enterprise.

Doch so begeistert sie von dem Schiff selbst war, so sehr hatte ihr deren Captain stets Magenschmerzen bereitet. Nicht nur dass James T. Kirk ein unverbesserlicher Casanova gewesen war, seine senkrechte Sprungbeförderung vom Kadetten im dritten Jahr – also offiziell noch ein Jahr vom Offizierspatent überhaupt entfernt – direkt zum Captain war neben ihr auch zahlreichen Strategen und Historikern sauer aufgestoßen. Man konnte von Glück sagen dass Kirk mehr Heldentaten vollbracht als Missionen in den Sand gesetzt hatte, aber dass man die Kommandokette einfach so brutalst ignoriert hatte war ein Umstand, den nicht nur Andorianer auch heute noch als skandalös empfanden.
Bedauerlicherweise war noch niemandem eine nachträgliche Korrekturlösung eingefallen, die die Zeitlinie nicht abermals gehörig durcheinander gebracht hätte.

Nach dem Frühstück sah Vinara noch einmal in den Spiegel – die roten Augen waren ein für ihren Stamm typisches, in dieser Intensität aber für Andorianer allgemein sehr seltenes Merkmal. Ihresgleichen waren in früheren Zeiten als Hellseher und Mystiker bekannt gewesen, gleichermaßen verehrt und gefürchtet. Und tatsächlich hatte der Colonel bei vielen Gelegenheiten ein erstaunliches Gespür für Gefahren bewiesen, auch wenn es sich genauso gut mit Erfahrung und den üblichen erweiterten Sinnen ihrer Spezies erklären ließ.
Sicher war auf jeden Fall dass Vinara noch nie eine Gelegenheit zum Kampf ausgelassen hatte, wovon die lange, leicht gezackte Narbe entlang ihrer rechten Gesichtshälfte weithin sichtbar zeugte.

Gerade als sie ihr Quartier verlassen wollte wurde ein einkommender Anruf gemeldet – es war ihr Vater Taron. „Ich wollte mich nur mal erkundigen wie es dir geht Vinara – du warst ja die letzten dreieinhalb Wochen unterwegs. Ich habe davon erfahren dass du den Klingonen getötet hast, der deine Cousine dritten Grades Talana auf dem Gewissen hatte. Im Namen unserer gesamten Großfamilie, allen voran natürlich Varina und Tolden danke ich dir dafür, auch wenn du wie ich annehme nicht nach den Gepflogenheiten unseres Volkes verfahren konntest.“
„Das war in der Tat nicht möglich Vater, aber sei versichert dass ich Captain K’Olmos in einem ehrenhaften Kampf besiegt habe.“
„Das freut mich zu hören. Ich nehme aber nicht an dass dieser Akt Teil deines offiziellen Auftrags war?“

„Du weißt doch dass ich über meine Aufträge eigentlich nicht reden darf, aber wenn du es wissen willst: Nein. Ich bin jedoch zuversichtlich dass dieser Vorfall keine allzu ernsten Konsequenzen für mich haben wird, auf jeden Fall bei weitem nicht so schwerwiegend wie die Schmach wenn ich Talanas Tod ungerächt gelassen hätte.“
Taron Shral nickte bekräftigend. „Du bist eine große Kriegerin Vinara, du hast dir schon immer zu helfen gewusst. Ich wünsche dir noch viel Erfolg in deiner weiteren Laufbahn, angefangen beim heutigen Tag! Und selbst wenn deine Vorgesetzten dich für deine Tat bestrafen sollten, wir stehen hinter dir und egal was passiert, du kannst jederzeit zurückkehren und unserer Streitmacht beitreten.“
„Ich danke dir, aber wenn es geht möchte ich meine Karriere weiterhin bei den Marines fortsetzen. Ich würde wirklich noch gerne länger mit dir reden, aber die Pflicht ruft.“

* * *

Direkt vor der Tür ihres Apartments wartete bereits First Sergeant Quon, ihr persönlicher Adjutant auf sie. „Willkommen zuhause Ma’am“, begrüßte sie der Efrosianer, „General Anderson verlangt Sie zu sehen aber das wissen Sie wohl bereits.“
„Dann wollen wir ihn nicht länger warten lassen. Er ist immer noch in seinem alten Büro?“
„Hier hat sich während Ihrer Abwesenheit nichts verändert Ma’am – bis auf die Tatsache dass Julian Rumsfield vor einer Woche zum Major befördert wurde.“
„Ein guter Mann, das wurde auch Zeit dass sie ihn zum Stabsoffizier machen! Schicken Sie ihm in meinem Namen ein passendes Geschenk, ich werde ihm sobald ich Zeit habe noch persönlich gratulieren.“
„Gewiss Colonel, ich war bereits so frei ihm ein kleines Präsent in Form eines andorianischen Schmuckdolchs zukommen zu lassen.“
„Sie wissen was sich gehört Sergeant. Aber nun kann ich den General wirklich nicht länger warten lassen“, erwiderte Vinara und machte sich auf den Weg.


General Jack Anderson trug vom Schnitt her die von der Sternenflotte bekannte Admiralsuniform, nur mit grünem statt rotem Schulterteil und vier eingerahmten silbernen Sternen auf jeder Seite seiner Brust. „Setzen Sie sich“, wies er seine Untergebene barsch an und als diese Platz genommen hatte fing er erst richtig an: „Was bei allen Dämonen und Himmelsgeistern haben Sie sich dabei nur gedacht? Sie gefährden eine reine Aufklärungsmission nur um Ihre persönlichen Rachegelüste zu stillen! Ich hätte Sie für professioneller gehalten.“
„Bei allem Respekt Sir, Sie kennen die andorianische Kultur und wissen dass ich keine Wahl hatte. Außerdem habe ich mein Team stets so trainiert, dass es gewisse Aufgaben zumindest kurzfristig auch ohne meine Anwesenheit bewältigen kann. Und waren es nicht Sie der wiederholte Male gesagt hat ‚Nur ein toter Klingone ist ein guter Klingone’?“

„Verdammt Colonel, jetzt verwenden Sie nicht meine eigenen Worte gegen mich – außerdem habe ich sie schon seit zehn Jahren nicht mehr in den Mund genommen. Natürlich kenne ich die andorianischen Gepflogenheiten, aber genauso gut sollten Sie wissen dass die Zeiten sich geändert haben! Mir persönlich gefällt es ja auch nicht dass unser neuer Präsident einen solchen Schmusekurs fährt, aber gerade dadurch ist das Marine Corps in den vergangenen Monaten wieder verstärkt in die Kritik geraten! Ich weiß zwar nicht woher die das haben, aber über Ihre Eskapaden zerreißt sich schon die halbe Boulevard-Presse das Maul!“
Vinara nahm das PADD entgegen das der General ihr hinhielt; es enthielt den aktuellen Leitartikel des führenden Revolverblatts:

Andorianische Amokläuferin schlachtet wahllos Klingonen ab!
Wie weit können wir dem Militär noch trauen?“


„Das ist doch lächerlich. Allein schon der Name dieses Schmierblatts beweist dass man ihm keinen Nanometer weit trauen kann – ‚BIDL’, auch bekannt als ‚Besser Informiert Durch Lügen’. Hier steht doch allen Ernstes ich hätte auch Zivilisten, darunter mindestens vier Kinder ermordet! Das ist ausgemachter Blödsinn hoch zehn. Keiner der ernsthaft etwas zu entscheiden hat lässt sich davon beeinflussen.“
„Aber das Volk Colonel, das einfache Volk! Ich weiß, die Klingonen stehen auf einen ehrenhaften Tod im Kampf und Sie werden K’Olmos sicher zu einem ebensolchen verholfen haben, aber hier geht es um das Image unseres Corps – und Image zählt nun einmal oft mehr als die Wahrheit, das beweist allein schon die enorme Verbreitung dieses Käseblatts! Aber es ist nicht nur das. Schon wiederholte Male habe ich den Kopf für Sie hingehalten und Sie in Schutz genommen, wenn Sie wieder mal über die Stränge geschlagen haben. Aber jetzt ist es genug, entweder ich statuiere ein Exempel oder man wird unseren Einfluss und unsere Ressourcen noch drastischer beschneiden!“

„Ein Exempel Sir?“, fragte die Andorianerin und versuchte nach außen hin so ruhig wie möglich zu wirken.
Anderson, der bereits während des gesamten Gesprächs gestanden hatte öffnete eine Schublade seines Schreibtischs und holte einen kleinen Gegenstand daraus hervor. Dann stellte er sich direkt vor die Andorianerin und tauschte ihr Rangabzeichen durch ein stilisiertes silbernes Ahornblatt aus. „Ich degradiere Sie hiermit zum Lieutenant-Colonel; darüber hinaus werden Sie die nächsten zwei Monate in einem vulkanischen Kloster verbringen, wo Sie hoffentlich lernen sich besser zu beherrschen. Ihr Flug wird gleich morgen früh um vier vom zivilen Haupt-Raumflughafen in San Francisco starten; das Ziel heißt Nova P’Jem. Für heute haben Sie frei um noch Ihre Sachen zu packen und sonstige Angelegenheiten zu erledigen. Wegtreten!“

„Jawohl Sir!“, rief die frisch Degradierte reflexartig und salutierte. Gedanklich arbeitete sie aber bereits an einem Schlachtplan, um das Redaktionsgebäude der BIDL zu stürmen und komplett einzuebnen. Dies war das letzte Mal dass diese Schmierfinken, die bereits das Ansehen ihrer verstorbenen Cousine beschmutzt hatten ihre übertriebenen Halbwahrheiten wie ätzende Säure über die gesamte Föderation verspritzt hatten!

* * *

Sergeant Quon wartete auf seine Vorgesetzte vor dem zentralen Verwaltungsgebäude; als er sie sah erkannte er sofort was Sache war und meinte nur: „Das wird sich schon wieder richten Ma’am, in spätestens zwei, drei Jahren dürften Sie wieder voller Colonel sein!“
„Das ist momentan meine geringste Sorge. Ich soll die nächsten zwei Monate in einem vulkanischen Kloster verbringen!“
„Oh, das klingt in der Tat nach einer seltsamen Bestrafung... Aber andererseits ist es auch eine große Auszeichnung; die Vulkanier haben sich seit der Zerstörung ihrer Heimat weitgehend aus dem öffentlichen Leben der Föderation zurückgezogen! Dass sie in einem ihrer Heiligtümer auch Nicht-Vulkanier zulassen scheint mir in dieser Hinsicht durchaus eine Ehre zu sein!“

„Eine Ehre auf die ich jederzeit verzichten könnte Sergeant. Ich möchte wetten dass tierische Nahrung bei denen verboten ist, und den vegetarischen Fraß dieser Spitzohren kriege ich sicher nicht runter!“
Vinaras Adjutant lächelte milde. „Tja, dann ist es eben doch eine Bestrafung... Wobei ich trotz allem denke dass dieses fast ausgestorbene Volk ein wenig mehr Respekt verdient, als manche bereit sind ihm zu zollen. Ich habe mir schon mehrmals Gedanken darüber gemacht, wie die Geschichte verlaufen wäre wenn Vulkan nicht zerstört worden wäre. Wenn ich einige der Entwicklungen danach verfolge, könnte man fast den Eindruck haben die Föderation hätte damit auch ein gutes Stück ihres Verstandes verloren.“

„Sie hegen zu viele philosophische Gedanken Sergeant, wenn Sie so weiter machen müssen Sie noch ein volles Offizierspatent beantragen! Außerdem glaube ich nicht, dass die ‚pazifistische Vernunft’ wie manche so gerne sagen mit den Vulkaniern ausgestorben ist. Im Gegenteil, mit Präsident Picard regiert sie jetzt sogar hochoffiziell die gesamte Föderation! – Sagen Sie, haben Sie am Ende diesen Friedenspfeife rauchenden, Militärbudgets beschneidenden Glatzkopf vielleicht sogar selbst gewählt?“
„Bei allem Respekt Colonel, es gibt ein paar Dinge für die ich mich noch nicht einmal vor General Anderson persönlich verantworten muss. An politischen Wahlen nehmen wir stets als Bürger teil, nicht als Soldaten oder sonstige Beamte.“

* * *

Vinaras Laune hatte sich keinen Grad gebessert als sie wieder ihr Apartment betrat; wütend setzte sie sich an ihr privates Terminal und fing an, ein Protestschreiben an den Präsidenten Jean-Luc Picard aufzusetzen. Immerhin war es ihm zu verdanken, dass das Marine Corps bereits 20 Prozent seiner Streitkräfte eingebüßt hatte; auch die Sternenflotte hatte bei ihren Militärschiffen erhebliche Kürzungen erfahren:
Von den mächtigen Trägern der Washington-Klasse existierten gerade einmal der Prototyp und die noch im Bau befindliche USS Galactica; ob sie überhaupt fertig gestellt werden würde war ebenfalls fragwürdig. Der Bau weiterer Dreadnoughts der Defender-Klasse war ebenfalls gestoppt worden, und ob die bereits existierenden fünf Exemplare bei einem offen ausbrechenden Krieg gegen die Klingonen ausreichen würden stand in den Sternen.

Immerhin gab es dafür einschließlich des Prototypen derzeit elf Exemplare der Prometheus-Klasse, namentlich die USS Community, die USS Eurydike, USS Everfriends, dazu noch die Fidelity, Friendship Three, Persephone, Three Bears, Tian An Men, Ticonderoga und schließlich die USS Trinity.
Allein schon der lächerliche Name den einige von ihnen trugen zeugte aber von dem derzeitigen Schmusekurs der Sternenflotte, welchen sie übrigens schon vor der letzten Präsidentschafts-Wahl eingeschlagen hatte. Da sah man wieder einmal wie verweichlicht das Oberkommando geworden war; alleine ein Kriegsschiff das sich dreiteilen konnte „Community“ oder „Everfriends“ zu nennen war so, als würde man dem dreiköpfigen Höllenhund Cerberus ein dickes rosanes Schild umhängen, auf dem in großen Buchstaben „TEDDYBÄR“ geschrieben stand.

Doch damit nicht genug: Die Community hatte sich als drittes gebautes Serienexemplar im Laufe der Jahre zum Flaggschiff dieser Prometheus-Flotte und beliebtesten Schiff der Sternenflotte überhaupt entwickelt; die Popularität gerade in der Zivilbevölkerung war so stark, dass angeblich sogar ein zwölftes Exemplar geplant war, aber speziell als Kreuzfahrtschiff ausgelegt und dementsprechend mit dem oberbescheuerten Namen „USS Color Fantasy“.
Ein Glück dass bei der Defiant-Klasse keine derartigen Kindereien zu erwarten waren: Von den derzeit ca. 90 Exemplaren (die genaue Zahl war wegen der teilweisen Verwendung durch den Geheimdienst nicht bekannt) trugen alle anständige Namen, wobei ein Drittel allerdings anstelle der roten Bussardkollektoren die blauen, allgemein freundlicher wirkenden und in der Sternenflotte generell weitaus stärker verbreiteten Varianten aufwies (die Prometheus-Schiffe verfügten durchgehend über blaue Kollektoren, die Einheiten der Defender- und Washington-Klasse dagegen wiederum nur über rote).

Während ihr all diese Gedanken durch den Kopf gingen nahm der Beschwerdebrief Gestalt an. Doch so wie er ihr nun vom Bildschirm entgegensprang konnte sie ihn unmöglich an Präsident Picard schicken, ohne ihr gesamtes Offizierspatent oder gar ihre bürgerliche Freiheit zu riskieren. Frustriert wollte Vinara den Text schon löschen, doch dann schickte sie ihn an Sergeant Quon mit der Bitte, ihn angemessen zu entschärfen und dann in ihrem Namen abzuschicken.


Nun konnte sie sich endlich daran machen ihre Sachen zu packen – sie hatte keine Ahnung was sie in einem vulkanischen Kloster genau erwarten würde, aber Waffen waren sicher verboten und in Uniform durfte sie höchstwahrscheinlich ebenso wenig herumlaufen. Ihre Zivilkleidung schien aber auch nicht viel besser zu sein, zu dunkel und zu viel Leder. Jetzt erinnerte sie sich wieder, Vulkanier schienen am liebsten in hellen, flauschigen Bademänteln mit großen albernen Kapuzen herumzulaufen. Wie sie dieses Kloster jetzt schon hasste!
Während die Andorianerin in ihrem Kleiderschrank stöberte, fiel ihr ein schwarzes T-Shirt in die Hände auf dem in dicken hellrosa Buchstaben geschrieben stand:

Ich bin sehr feminin und ich verprügle jeden, der das Gegenteil behauptet!


Mit einem schweren Seufzer packte sie das Hemd in ihren Koffer. Talana Raan hatte es wirklich verstanden die Leute zu provozieren, bei Captain K’Olmos leider zu sehr. Seitdem war dieses Kleidungsstück zu einem Relikt der Erinnerung geworden und vielleicht konnte es ihr auch helfen, den mit Sicherheit tödlich langweiligen Alltag bei den Spitzohren wenigstens etwas interessanter zu gestalten.

* * *

Der nächste Morgen nahte und mit ihm der Abflug; das frühe Aufstehen sogar mitten in der Nacht war Vinara gewohnt, und da sie damit rechnete im Kloster ohnehin mehr als ausgiebig schlafen zu können, war sie am Abend zuvor sogar recht spät ins Bett gegangen. Das hatte ihr immerhin noch Gelegenheit gegeben, Major Rumsfield persönlich zur Beförderung zu gratulieren und zu zweit noch ein wenig über den weichgespülten Friedenskurs der neuen Regierung zu lästern.
Doch kaum hatte das Shuttle, das sie zum Raumflughafen bringen sollte abgehoben meldete der Pilot: „Sie werden nicht mit einem zivilen Transportschiff fliegen Colonel; wenn Sie schon die nächsten Monate bei den Vulkaniern verbringen müssen, sollte wenigstens die Reise einer Offizierin Ihres Standes angemessen sein.“
„Und welches Schiff wäre dies Lieutenant? Doch hoffentlich keine Prometheus-Einheit mit einem dieser bescheuerten Schmusenamen!“
Der Pilot lachte. „Nein Ma’am, ich bringe Sie zur USS Isengard, Defender-Klasse!“
„Oh, also DAS ist mal wirklich eine angenehme Überraschung.“


Die Isengard war ein gewaltiger Anblick; denn obwohl etwas kleiner als die ähnlich geformte Sovereign-Klasse, sah man ihr die dickere Panzerung fast schon förmlich an und die dritte, unten am Rumpf befestigte Warpgondel tat ihr Übriges um mit den rot leuchtenden Bussard-Kollektoren den Eindruck eines wahrhaft stolzen Kriegsschiffs zu erwecken.
Captain Grannit war ein alter Bekannter von Vinara; insgesamt zweimal hatte der Brikar schon ihr Team zu Einsätzen geflogen und auch sonst hatten sie ziemlich regelmäßigen Kontakt.

„Ich danke Ihnen dass Sie mir gerade in dieser Situation beistehen; hoffen wir nur dass die Regierung nicht auch noch die bestehenden Defender-Schiffe auf ähnliche Wiese verniedlichen will wie die Prometheus-Klasse.“
„Keine Sorge Colonel, selbst wenn derartige Befehle kommen sollten werde ich sie zumindest nicht umsetzen; auf die Loyalität der anderen Defender-Kommandanten kann das Marine Corps sich ebenfalls hundertprozentig verlassen“, versicherte Grannit.

In der Tat gehörten die Schiffe der Defender-Klasse zu den wenigen in der Sternenflotte, auf denen dauerhaft jeweils 20 Marines als Ergänzung zum regulären Sicherheitsdienst stationiert waren. Auf der Isengard wurden sie von Major Ay’lon Shran, einem Andorianer befehligt – was Vinara während des Fluges zusätzliche Gelegenheit zum gemeinsamen Ablästern über die allzu pazifistischen Tendenzen in der Sternenflotte wie auch dem Rest der Föderation gab.
„Gerade diese Weichspül-Politik bei den Prometheus-Schiffen finde ich erbärmlich und einfach nur heuchlerisch“, meinte Shran bei einer Gelegenheit, „einfach den Großteil der taktisch fortschrittlichsten Klasse so zu behandeln als wären diese Schiffe nur Standard-Forschungskreuzer. Wie lächerlich!“

„Oh, warten Sie erst ab bis sie das erste Exemplar primär zum Kreuzfahrtschiff umfunktioniert haben! Gerüchten zufolge soll es dem Oberkommando tatsächlich ernst sein mit der ‚USS Color Fantasy’. Ich dagegen hoffe immer noch dass es nur ein dummer Scherz ist.“
„Es muss ein Scherz sein, alles andere wäre nur die Krönung der verweichlichten Scheinheiligkeit! Nicht einmal die Vulkanier würden sich zu so einem absurden Plan hinreißen lassen. Und dann sicher auch wieder diese glänzend weiße Hülle mit blauen Bussard-Kollektoren... Verdammt noch mal, solche Schiffe sollte man in den Krieg schicken und nicht als Vergnügungs-Dampfer für verweichlichte Zivilisten missbrauchen!“
„Nun, die andorianische Farbästhetik scheint wohl nur jenen geläufig zu sein die wissen, dass die Warn- und Signalfarbe eines Volkes sich von der Färbung dessen Blutes ableitet.“

* * *

Alles in allem verging die Zeit in der Gegenwart von Offizieren wie Grannit und Shran wie im Fluge, so dass Vinara der Aufenthalt auf dem Schiff viel kürzer vorkam als er eigentlich war. Abrupt wurde die Andorianerin an ihren bevorstehenden Zwangsbesuch bei den vegetarischen Dauerpazifisten erinnert, als die Raumkontrolle des betreffenden Systems der USS Isengard den Einflug verweigerte.
„Colonel Shral sollte eigentlich mit einem zivilen Transportschiff eintreffen. Da die Isengard ein ausgewiesenes Kriegsschiff ist, müssen wir Sie auffordern an den Grenzen des Systems zu halten und den Lieutenant-Colonel mit einem Shuttle nach Nova P’Jem zu fliegen.“

Major Shran stieß einen halblaut vor sich hingemurmelten Fluch aus als er das hörte; er stand neben Vinara auf der Brücke als der Captain mit der Raumkontrolle sprach.
„Also gut, ich hatte meinen Spaß – jetzt wird es Zeit für Ernst und endlose Langeweile“, meinte die Andorianerin, „also auf zum Hangar und bringen wir’s hinter uns!“

* * *

Der Shuttleflug zum Kloster, das ähnlich wie sein Vorgänger aus dem 22. Jahrhundert auf und in einem großen Asteroiden gebaut worden war verlief in grübelndem Schweigen.
Doch kaum hatte das kleine Schiff angedockt, erlebte Vinara eine doch noch leicht positive Überraschung mit der sie nicht gerechnet hatte: Sie wurde von einem weiblichen Colonel des Marine Corps in voller Uniform empfangen – allerdings handelte es sich bei der kurzgeschorenen Blondine um Samantha Tappert, dem einzigen Blauhemd (oder vielmehr „Blauschulter“) bei den Marines. General Anderson hatte sie rekrutiert, als sie noch Lieutenant-Commander bei der Sternenflotte gewesen war; trotz der Skepsis vieler „reinrassiger“ Marines hatte sie sich seitdem gut eingelebt und arbeitete nun als Andersons persönliche wissenschaftliche Beraterin.

„Sagen Sie bloß der General hat Sie extra abkommandiert damit ich mich besser eingewöhnen kann?“, fragte Vinara die ihrerseits nur zivil trug.
„Teils, teils“, entgegnete Tappert, „ich bin schon seit zehn Tagen hier und dies ist bereits mein zweiter Aufenthalt in Nova P’Jem. Die Bibliothek ist sehr umfangreich und es gibt auch ein paar äußerst hochwertig ausgestattete Labore. Ich weiß, Sie dürfte das Ganze weniger interessieren, aber ich werde mein Bestes geben um Ihnen den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu gestalten – zumindest in den nächsten drei Wochen, dann muss ich das Kloster wieder verlassen.“
„Das ist mehr als ich erhofft hatte... Sagen Sie, wenn Sie Ihre Uniform tragen dürfen kann ich meine dann auch anziehen?“

„Leider nein Colonel, ich trage sie eigentlich nur damit Sie sich hier etwas ‚heimischer’ fühlen. Ab morgen werden wir beide wie alle, die sich über einen längeren Zeitraum hier aufhalten die traditionelle vulkanische Kleidung tragen, die im Übrigen sehr bequem ist. Ich kann mir vorstellen dass Sie auch einige Fragen zur Nahrung haben werden. Keine Sorge, ich habe mit dem Abt gesprochen – Sie dürfen Ihren Frühstücksbrei wie gewohnt mit getrockneten Käfern verfeinern sofern Sie welche dabei haben. Einmal die Woche können Sie auch ein repliziertes Steak oder sonstige fleischliche Gerichte verzehren, alle restlichen Mahlzeiten sind allerdings rein vegetarisch.“

„Dann hoffe ich mal mein Magen wird bei all dem fleischlosen Fraß nicht streiken... Nur noch eins: Wenn ich hier schon die ganze Zeit so einen dämlichen Bademantel tragen muss, dann einen möglichst dunklen. Weiß mag ja ganz gemütlich sein, aber es erinnert mich immer zu sehr an die pazifistischen Aenar!“
Samantha Tappert sah Vinara mit einem leichten Grinsen an. „Keine Sorge, ich habe die Näherei des Klosters bereits gebeten für Sie Kutten in Dunkelblau und Dunkelrot anzufertigen. Korrigieren Sie mich wenn ich falsch liege, aber Rot wird von den Andorianern als beruhigend und intellektuell stimulierend empfunden.“
„Dem ist in der Tat so, aber erwarten Sie jetzt nicht dass ich nur aufgrund roter Kleidung auf einmal das Bedürfnis verspüre eine Doktorarbeit zu verfassen.“

* * *

Der erste Tag diente noch der Eingewöhnung, aber bereits am nächsten Morgen trug auch Colonel Tappert wieder eine hellblaue vulkanische Kutte und Vinara die bereits erwähnte rote Variante. Doch trotz der guten Voraussetzungen stellte die Andorianerin sich am Anfang bewusst quer und tat ihre Meinung zu vulkanischen Meditationstechniken unverhohlen kund: „Andorianer bewahren und festigen ihre mentale Stabilität durch konstantes körperliches Training; von all dem Sitzen schläft einem nur der Hintern ein und man riskiert im schlimmsten Fall sogar Thrombosen!“
„Auch diesen Umstand habe ich bereits berücksichtigt; nach dem Mittagessen können Sie jeden Tag für bis zu drei Stunden die Sporthalle benutzen – solange Sie keines der dort befindlichen Geräte irreparabel beschädigen.“
„Warum nicht auch noch nach dem Frühstück? Ich mache fast jeden Morgen Kampfsportübungen, davon wird man effizienter wach als wenn man Dutzende Liter Kaffee in sich hineinschüttet. Und wenn wir schon bei Getränken sind: Gibt es hier wirklich nichts Alkoholisches?“
Samantha Tappert seufzte. „Nein Colonel, ich habe extra noch einmal nachgefragt. Es gibt hier nur Wasser, Tee und verschiedene Fruchtsäfte.“

„Kein Wunder dass diese Spitzohren niemals lachen, wer immer nur meditiert und langweiliges Essen in sich hineinschaufelt kann auf die Dauer kein normales Leben führen.“
„Für die Vulkanier IST dieses Leben normal.“
„Dann wundert es mich kaum dass Nero ihren Planeten damals einfach so implodieren lassen konnte – wenn die ihre pazifistischen Hintern nicht hochkriegten um ihre eigene Heimat zu verteidigen, kann man zu einem gewissen Teil durchaus sagen: Selbst schuld.“
„Also jetzt tun Sie den Vulkaniern definitiv unrecht. Ihre planetare Verteidigung war dem Angreifer aus der Zukunft einfach nicht gewachsen, ja noch nicht einmal die Sternenflotte konnte Nero Einhalt gebieten!“
„Aber ein unerfahrener Rotzlöffel von Kadett, der nur mal so eben das Kommando über das brandneue Flaggschiff übernimmt und dafür dann auch noch tatsächlich zum vollwertigen Captain befördert wird schon. Ich habe schon vor Jahren eine Zeitreise beantragt, nur um diesen James T. Kirk übers Knie zu legen und danach alle Admiräle, die diesen Schwachsinn von Sprungbeförderung erst verbrochen haben!“

Ein leichtes Grinsen huschte über Tapperts Gesicht. „Dann müssten Sie aber streng genommen auch dem alten Spock den Hintern versohlen, denn er war es der Kirk Junior gesagt hatte, er müsse unbedingt Captain der Enterprise als direkter Nachfolger von Christopher Pike werden!“
Vinara schnaubte resignierend. „Genau das hat man mir damals auch schon gesagt und den Antrag natürlich abgelehnt.“

* * *

Nachdem auch der zweite Tag mehr aus Gesprächen als aus stiller Meditation bestanden hatte, versuchte die Andorianerin am dritten sich ernsthafter mit den vulkanischen Techniken auseinanderzusetzen. Zu ihrem eigenen Erstaunen erwies sie dafür ein recht gutes Talent, zumindest fand sie die richtige Sitzposition auf Anhieb. Doch kaum hatte sie sich so richtig in die Stille vertieft, wurde sie auch schon von Colonel Tappert in die Seite gestoßen. „Sie sollen sich nur entspannen, nicht gleich einschlafen!“
„Ich habe nicht geschlafen“, behauptete Vinara steif und fest.
„Doch, das haben Sie. Und Sie schnarchen lauter als ein kanadischer Holzfäller!“
„Und wenn schon, ist das ein Wunder? Unter Entspannung verstehen wir Andorianer etwas anderes als stundenlang rumzusitzen und auf irgendeine Kerzenflamme zu starren.“

Ihre menschliche Lehrerin seufzte, holte tief Luft und begann Vinara den Sinn sowie die Ausführung vulkanischer Meditationstechniken noch einmal von vorne zu erklären.
„Ist ja gut, aber jetzt muss ich erst mal was essen und danach etwas Kampfsport-Training machen. Von dem ganzen Rumgesitze sind mir doch fast die Beine eingeschlafen!“
Und tatsächlich schwankte die Andorianerin leicht nachdem sie aufgestanden war.

* * *

In den darauffolgenden Tagen gab es überraschenderweise sogar Momente, in denen Vinara das Meditieren ein Stück weit gefiel – doch dann wurde sie auf einmal von seltsamen Träumen heimgesucht, deren Bilder sich in leicht veränderter, aber umso realer wirkender Form in Visionen während der Meditation fortsetzten.
Schließlich sprach sie mit Colonel Tappert darüber und zeigte ihr sogar eine Notiz, die sie sich anhand von Formeln gemacht hatte die sie in diesen Visionen gesehen hatte. „Es ist verrückt, in diesen seltsamen Träumen sehe ich mich zuerst als eine Art Blauhemd der Sternenflotte und dann sogar als zivile Wissenschaftlerin! Und das wirklich Abgefahrene dabei ist, dass ich das eindeutige Gefühl habe Vulkan sei von großer Bedeutung für mich.“
Samantha sah sich die Notiz genau an. „Ich wusste nicht dass Sie sich mit komplexen String-Theorien befassen; alleine um die Grundlagen zu kapieren benötigen Sie ein mehrjähriges Studium!“
„Wie gesagt, in diesen Visionen habe ich den Eindruck als ob mir dieser Zahlenkram leicht fällt, ganz so als wäre ich tatsächlich eine Wissenschaftlerin! Aber kaum habe ich das, was ich noch wusste auf das PADD gekritzelt ist mir der Zusammenhang auch schon wieder entfallen.“

Tappert runzelte die Stirn. „Und Sie sind sich sicher, dass Sie sich noch nie in Ihrem Leben mit derartigen wissenschaftlichen Inhalten befasst haben? Und Sie waren auch nicht in der Kloster-Bibliothek?“
„Nein Ma’am, ich habe nur mal einen kurzen Blick riskiert und bin dann gleich wieder gegangen, als ich erfahren habe dass es dort keine Bücher über Militärgeschichte gibt.“

* * *

In den kommenden Tagen wurde Vinara gründlich untersucht, was auch eine permanente Überwachung ihrer Gehirnwellen bedeutete. Der Inhalt der Träume und Visionen wurde dadurch zwar nicht wesentlich konkreter, doch die vulkanischen Ärzte und Colonel Tappert waren der Ansicht, dass die Andorianerin womöglich einen Einblick in eine alternative Realität gewährt bekommen hatte, eine in der Vulkan wie es aussah nicht zerstört worden war.
„Aber wie bei allen Göttern soll das möglich sein? Ich weiß zwar nicht viel über Zeitreisen, aber hätte die ursprüngliche Linie, aus der Nero und dieser alte Spock damals kamen durch die Veränderungen nicht ausgelöscht werden müssen?“
„Nicht unbedingt; die Art wie die Zeitreise durchgeführt wird dürfte ebenfalls eine Rolle spielen“, meinte Tappert, „und offen gesagt wissen wir bis heute nicht, was eigentlich passiert wenn man durch ein Schwarzes Loch fliegt – sofern man diesen Höllenritt überhaupt überlebt. Womöglich kam Nero von vornherein in der Vergangenheit eines anderen Universums als dem seinen an, dann hätte unser Universum sich von seinem selbst schon zu diesem Zeitpunkt zumindest minimal unterschieden.“

„Na schön, dann befinden wir uns also in einem Parallel-Universum, das allem Anschein in dem Moment... oder warten Sie: schon erschaffen wurde bevor Nero die USS Kelvin zerstörte? Aber das erklärt immer noch nicht wieso ich dann auf einmal Einblicke in dieses – Originaluniversum? – aus dem er offenbar kam erhalte, was zuvor noch nie der Fall war! Ganz abgesehen davon dass ich den Gedanken einfach nur lächerlich finde, mein anderes Ich könnte in dieser Linie unter vulkanischem Einfluss eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen haben!“
„Laut Quantenphysik soll es unendlich viele Parallel-Universen geben“, meldete sich nun Dr. Solan zu Wort, „eine unendliche Vielfalt in unendlichen Kombinationen. Ihre Subspezies Colonel Shral ist auf Andor als Seher bekannt. Unsere Gehirnscanns zeigen, dass Sie eine stark verkümmerte Version des telepathischen Zentrums der Aenar haben. Obendrein wurde Nova P’Jem in der Nähe einer stabilen Anomalie errichtet, welche wie es nun scheint eine Art von Brücke zwischen den beiden Universen bildet.“

„Wir befinden uns in der Nähe einer potentiell gefährlichen Anomalie? Wieso hat mir das niemand gesagt?“, fauchte Vinara in der gleich wieder die Polizistin hochkam.
„Diese Anomalie ist schon seit ihrer Entdeckung vor 40 Jahren stabil, und solange niemand versuchen sollte sie zu erweitern, um etwa einen vollständigen Übergang vom einen Universum zum anderen zu ermöglichen dürfte auch keine nennenswerte Gefahr bestehen“, versuchte Tappert sie zu beruhigen.
„Zudem ist die Anomalie die meiste Zeit über praktisch inaktiv, wir befinden uns nur im Moment in einer aktiveren Phase welche in den nächsten Tagen noch minimal zunehmen wird“, ergänzte Solan.

„Dann werde ich also vorübergehend noch mehr von diesen albernen Visionen haben? Wie ist es mit Ihnen, als Voll-Telepathen müssten alle Vulkanier doch noch weitaus intensivere Einblicke in diese andere Realität haben!“
Dr. Solan erwiderte mit unbewegter Miene: „Zur Beantwortung Ihrer ersten Frage, Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit noch ein paar Details mehr erfahren. Was die letzte Frage betrifft, so hatte bislang niemand von uns derart konkrete Erfahrungen. Dies mag aber auch daran liegen, dass von keinem von uns hier ein geeignetes Pendant im anderen Universum existiert.“

„Was denn, ein Universum in dem noch Milliarden von Spitzohren leben, und keines dort passt zu einem von euch hier?“
„Das zweite Gesetz der Thermodynamik besagt, dass parallele Universen sich immer weiter voneinander wegentwickeln, je länger die Abspaltung zurückliegt. Allein dass die Führungs-Mannschaft der ersten Enterprise in exakt der gleichen Konstellation zusammenfand wie laut Aussagen des alten Spocks im ursprünglichen Universum, grenzt an ein Wunder. Von daher sollte es eigentlich so gut wie ausgeschlossen sein, dass von Ihnen bei über einhundert Jahren divergierender Entwicklung eine Doppelgängerin existiert“, erklärte Samantha Tappert.
„Und was ist dann mit diesem verflixten Spiegeluniversum, in dem das terranische Imperium herrscht und das von fast jeder uns bekannten Person eine exakt entsprechende Karikatur vorweisen kann?“
„Ein guter Einwand Colonel... Um die Wahrheit zu sagen: Ich weiß es nicht. Wenn ich religiös wäre, wäre ich versucht zu sagen dass irgendeine Art von übergeordneter, wenn nicht gar göttlicher Instanz nach einer maximalen Konvergenz zu streben versucht.“

* * *

Wie stark diese Konvergenz war, das sollte Vinara noch in den kommenden Tagen erfahren. Nach ein paar in der Tat wesentlich intensiveren Visionen sprach sie wieder einmal mit Tappert und den vulkanischen Ärzten über ihre Erlebnisse. „Wie es aussieht war ich Teil einer Gemeinschaft; es hat eine Weile gedauert bis ich erfuhr dass es sich um die USS Community handelt – in diesem anderen Universum genau wie bei uns ein Schiff der Prometheus-Klasse und wie es aussieht auf ganz ähnliche Wiese beliebt!“
„Das klingt wirklich nach einer starken Konvergenz... Können Sie diese andere Community noch etwas genauer beschreiben?“
„Auf jeden Fall hat sie die gleiche Grundform und wie bei uns einen Multi-Vektor-Modus zur Dreiteilung des Schiffs, aber vom Aussehen her dürfte diese alternative Prometheus-Klasse in den Augen der meisten deutlich aggressiver wirken, mit ihrer vorne stärker zugespitzten Primärsektion und den kantiger wirkenden Gondeln mit ihren rot leuchtenden Bussard-Kollektoren! Dafür ist sie in ihrer Gesamtgröße wiederum etwas kleiner und wie es scheint womöglich das einzige Exemplar neben dem Prototypen.“

„Das klingt trotz der erwähnten Unterschiede tatsächlich nach einer Konvergenz, wie sie laut zweitem Thermodynamischen Gesetz eigentlich unmöglich sein dürfte! Können Sie noch etwas zur übrigen Besatzung sagen?“
„Leider nein, offenbar werden auf dieser Alternativ-Community die leitenden Offiziere öfters ausgewechselt als ich neue Unterwäsche anziehe. Was ich sonst noch zu diesem anderen Universum sagen kann ist, dass dort offenbar niemand von dem bevorstehenden Untergang Romulus’ zu wissen scheint – nicht einmal meine neunmalkluge ‚Quantenschwester’, die im Vergleich zum andorianischen Standard so pazifistisch ist dass ich mich frage, ob es sich nicht um eine nur blau angemalte Aenar handelt. Und jetzt kommt noch der Oberhammer: Diese andere Vinara ist doch tatsächlich als Vollwaise auf Vulkan aufgewachsen!“

* * *

Mehr ließ sich nicht herausfinden; die Tage der erhöhten Übergangsaktivität vergingen schnell wieder und Vinara Shral war froh, ihre leidigen Visionen endlich loszuwerden. Doch auch Colonel Tappert musste gehen; zuvor hielten sie und ihre andorianische Kollegin noch einen kurzen Kriegsrat zum Schicksal des eigenen Universums.
„Wie sieht es jetzt aus, will die Föderation die Zerstörung von Romulus definitiv verhindern, sofern es möglich sein sollte oder sie im Rahmen eines Prädestinations-Paradoxons zulassen?“, wollte Vinara wissen.
„Sie wissen doch, diese Frage wird schon seit über einhundert Jahren regelmäßig und ausführlich im Föderationsrat diskutiert. Aber wie es aussieht ist endlich eine deutliche Mehrheit für einen Eingriff zustandegekommen.“
„Dann dürfte dies einen offenen und umfassenden Krieg mit den Klingonen bedeuten... Wir sollten uns bereit machen.“

Tappert seufzte. „Tja, wir können es nicht jedem recht machen. Allerdings bräuchten wir noch genauere Informationen über die Art der bevorstehenden Katastrophe. Alles was wir wissen ist, dass der Hobus-Stern sich offenbar in eine anomale Supernova von verheerender Zerstörungskraft, eine sogenannte Hypernova verwandeln wird. Immer mehr Wissenschaftler, meine Wenigkeit eingeschlossen gehen davon aus, dass im Innern der Sonne eine Subraumanomalie existiert oder demnächst entstehen wird. Dadurch kann die Schockwelle sich schneller als das Licht ausbreiten, wobei sie beim Auftreffen auf Objekte mit ausreichend Masse vorübergehend wieder in den Normalraum gezogen wird. Beunruhigend scheint dabei zu sein, dass die Nova die Materie der zerstörten Planeten in für sich nutzbare Energie umwandelt und dadurch immer schneller und stärker wird, anstatt mit wachsender Entfernung an Intensität abzunehmen.“
„Dann sollten wir das künstliche Schwarze Loch, von dem immer wieder die Rede ist möglichst vor dem Ausbruch erzeugen um die Hobus-Sonne kollabieren zu lassen.“
„Ganz so einfach ist es leider nicht Colonel; viele Romulaner glauben uns immer noch nicht... Was wir bräuchten wären möglichst präzise Informationen aus der Datenbank der Narada, und damit meine ich das Ungetüm aus dem anderen Universum, das in unsere Vergangenheit eingedrungen ist und dadurch die Abspaltung der beiden Linien verstärkt hat. Nur durch diese Originaldaten dürften die Romulaner unseres Universums sich von der Gefährlichkeit der Hypernova überzeugen lassen, und wir brauchen die Informationen auch um die Gegenmaßnahmen zu optimieren.“

„Ich melde mich freiwillig zu diesem Einsatz; sobald ich hier raus bin werden ich und mein Team eine kleine Zeitreise antreten.“
„Ich werde Ihr Angebot an den General und den Föderationsrat weiterleiten. Eine Zustimmung dürfte aber nur unter der Bedingung erfolgen, dass Sie keinerlei Eingriffe in die Vergangenheit unternehmen. Das schließt insbesondere das Versohlen diverser Kadetten und Flaggoffiziere aus!“
Vinara seufzte resignierend. „Man gönnt mir auch nicht den geringsten Spaß...“

* * *

Auch nach Samantha Tapperts Abreise versuchte die Andorianerin sich wenigstens ein bisschen wissenschaftlich weiterzubilden; kurz vor Ende ihrer Frist auf Nova P’Jem hatte sie sogar noch eine Idee, wie sich zumindest eine eher kleinere, aber dennoch hoch problematische temporal bedingte Veränderung im 23. Jahrhundert wieder halbwegs korrigieren ließe.
Kaum war sie wieder auf der Erde, trat sie vor den „Ausschuss für Temporale An-gelegenheiten“ des Föderationsrats und legte ihre Absichten dar.
„Dies ist ein ungewöhnlicher Einfall Colonel, zumal er von einer Offizierin des Marine Corps kommt“, meinte Professor Kathryn Janeway, die Vorsitzende des Ausschusses. „Das soll aber nicht bedeuten, dass wir Ihnen nicht mehr zutrauen als taktische Pläne auszuarbeiten – und eine gewisse Taktik scheint tatsächlich hinter Ihrem Einfall zu stecken. Wir werden in den Geschichtsdatenbanken nach möglichen Hinweisen darauf suchen und falls wir fündig werden, können Sie Ihren Plan im Rahmen eines Prädestinations-Paradoxons umsetzen. Unabhängig davon nehmen wir Ihre freiwillige Meldung zur Datensammlung auf Neros Schiff mit Dankbarkeit zur Kenntnis; Sie werden Ihre Zeitreise auf jeden Fall antreten.“

* * *

Drei Wochen später war es soweit: Die USS Chronostar, ein für Zeitreisen angepasstes Exemplar der Defiant-Klasse, wurde vorbereitet und Vinara hatte ihr Einsatzteam zusammengestellt. Auf ihren Stellvertreter Major Trull musste sie diesmal verzichten, da er anderweitig dringender benötigt wurde; stattdessen bekam nun der Nächste in der Hierarchie, Submajor Gregory Hastings seine große Chance – als Experte für die Geschichte der MACOs und des Marine Corps würde er bei der anstehenden Zeitreise von großer Hilfe sein. Mit den Uniformen und Waffen, die Mitte des 23. Jahrhunderts in Gebrauch waren hatte er den Rest des Teams schon ausreichend vertraut gemacht.
Ein weiterer Spezialist war First Lieutenant Jarol Deran; als Quereinsteiger hatte er trotz seines niedrigen Rangs bereits einen Doktortitel in Informatik und kannte sich insbesondere mit nicht-föderalen Computersystemen aus. Was den Rest des insgesamt fünfköpfigen Einsatzteams betraf, griff Vinara auf zwei ihrer Stamm-Sergeants, den Waffenexperten K’Rissan und die Nahkampfspezialistin Sh’nurr zurück.

Das Kommando über die Chronostar war für die Dauer der Mission auf Samantha Tappert übertragen worden, welche für diesen Zweck den Rang eines Sternenflotten-Captains angenommen hatte. Alles war vorbereitet, man wartete nur noch auf das endgültige Startsignal. Bevor es losging meldete sich noch einmal General Anderson:
„Ich hoffe Sie vergeigen’s diesmal wirklich nicht Colonel, denn gerade bei Zeitreisen sollte man immer äußerste Vorsicht walten lassen! Ich habe nämlich keinen Bock darauf, aus der Geschichte herausgelöscht oder mit deutlich niedrigerem Rang auf irgendeinen langweiligen Hinterposten versetzt zu werden. Also geben Sie Ihr Bestes, das gilt auch für Sie Tappert!“
Die beiden Offizierinnen bestätigten, woraufhin der offizielle Startbefehl folgte. Die USS Chronostar warf ihren Zeitreise-Mechanismus an, welcher per Deflektor binnen einer halben Minute einen künstlichen Riss erzeugte, durch den das kleine Schiff mit aktivierter Tarnvorrichtung die Zeitbarriere durchbrach.

„Wir sind an den gewünschten Zeitkoordinaten angekommen“, meldete Captain Tappert, „die Narada wird in wenigen Minuten in Transporterreichweite sein.“
Man hatte beschlossen das romulanische Riesenschiff kurz vor seiner Endphase zu entern, was dem Team um Vinara nur einen knapp bemessenen Zeitrahmen für die Durchführung der Aktion gab – aber für genau solche heiklen Angelegenheiten waren die Marines da. Neben der reinen Datensammlung galt es auch darauf zu achten, nicht auf Spock Junior oder Kirk zu treffen, die sich zur gleichen Zeit auf der Narada aufhalten würden.


Sie erreichten Neros Schiff und kurz nachdem das „dynamische Duo“ von der Enterprise an Bord materialisiert war, wurde das Einsatzteam aus der Zukunft in den Bereich des Maschinenraums gebeamt. Dort wurde es sogleich von einem Haufen schießwütiger, aber meist schlecht zielender Romulaner mit tätowierten Glatzen empfangen.
„Wo haben die denn Schießen gelernt, auf dem Jahrmarkt?“, spottete Sergeant K’Rissan, „und überhaupt, dass die nicht mal ihre Schilde oben haben um eine Enteraktion wie unsere zu verhindern...“
„Keine Zeit für logische Überlegungen, das sind durchgeknallte Bergarbeiter auf einem Rachefeldzug!“, ermahnte sie die Andorianerin und schoss gerade wieder einen der bekloppten Fanatiker von dem noch bekloppteren, weil vollkommen ungesicherten Steg runter, der sich wie offenbar Hunderte andere Stege auch durch das gesamte Schiff zog.
„Romulaner“, murmelte Lieutenant Deran auf der Suche nach einem geeigneten Terminal, „die haben sie manchmal echt nicht mehr alle.“

Vinara stand inzwischen einem Individuum gegenüber das wohl primär eine Frau sein sollte, aber mit Muskelpaketen ausgestattet war bei denen selbst so mancher männlicher Romulaner Reißaus genommen hätte. Sie war von ihrer schieren Körperkraft offenbar so überzeugt, dass sie ihre Waffe fallen ließ und der Andorianerin auffordernd zuwinkte. Doch diese wollte kein unnötiges Risiko eingehen – die Zeit drängte und Marines waren entgegen mancher Vorurteile keine Idioten.
„Ich bedaure, aber mir ist gerade nicht nach Schlammcatchen in den nassen und öligen Eingeweiden dieses Ungetüms, das Sie Raumschiff nennen zumute.“
Die Romulanerin wurde daraufhin so wütend, dass sie wie ein Berserker nach vorne stürmte und dabei immer noch vergleichsweise elegant auf dem Steg ohne Geländer balancierte. Um sie einfach nur vorbeizulassen war der Untergrund zu schmal, also griff Vinara instinktiv nach einem herunterhängenden Schlauch und zog sich an diesem hoch. Die Angreiferin bekam dennoch ihre Füße zu fassen und hängte sich mit all ihrem Gewicht dran – zuviel für den Schlauch, der aus seiner oberen Halterung riss und beide in die Tiefe zog.

„Verdammt, wir haben den Colonel verloren!“, schrie Sergeant Sh’nurr und trat einem doppelt so großen Gegner gezielt dorthin, wo dieser am empfindlichsten war und der sich daraufhin zu seinen Kameraden am Boden des wie es aussah über 100 Meter tiefen Abgrunds gesellte.
„Keine Sorge, da hängt sie doch!“, beruhigte K’Rissan seine caitianische Landesgenossin und deutete auf einen weiteren Steg in unmittelbarer Nähe, an dem die Andorianerin sich gerade hochzog.
„Vielen Dank dass Sie mir diesen lebenden Neutroniumsack von den Füßen geschossen haben Sergeant Major – wenn Sie nicht schon die höchste Stufe erreicht hätten, würde ich Sie dafür auf jeden Fall befördern!“
„Ach was Ma’am, ein weiterer Orden tut’s genauso oder besser noch ein romantisches Abendessen...“, erwiderte K’Rissan mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

„Übertreiben Sie’s nicht, diese Art der Fraternisierung ist strengstens untersagt! – Was ist nun Lieutenant, sagt Ihnen diese Konsole zu?“
Jarol Deran, der gerade seinen Tricorder anschloss rief: „Ja, aber wir sollten die Computerexperten dieser Spitzohren trotz allem nicht unterschätzen – ich denke mal in spätestens zwei Minuten weiß auch der Captain dass wir hier sind und unser Zugang zu ihren Systemen könnte eventuell gesperrt werden.“
„Dann schwingen Sie hier keine Reden sondern holen sich einfach die Daten!“, befahl seine Vorgesetzte.
Der Tricorder des Trills sah von außen wie ein normales Sternenflotten-Modell des 23. Jahrhunderts aus, war im Innern jedoch mit isolinearen und positronischen Schaltkreisen vollgestopft, die mit den Datenmengen, die der romulanische Computer aus dem 24. Jahrhundert bereithielt locker mithalten konnten. Allerdings hätte noch nicht einmal die positronische Matrix dieses kleinen Handcomputers ausgereicht, um auch nur einen Bruchteil des riesigen Speichers der Narada komplett in sich aufnehmen zu können – hier war eine Mischung aus schneller Auswahl, effizienter Datenkompression sowie simultanem Transfer auf die Speicherkerne der Chronostar gefragt.

Bei allen Informationen die relevant sein konnten verstrichen die Minuten beinahe mit Lichtgeschwindigkeit; Deran hatte immer noch nicht alles durchforstet als Captain Tapperts mahnende Stimme durch ihre Kommunikatoren tönte: „Der junge Spock hat soeben das Raumschiff seines älteren Ichs auf Kollisionskurs mit der Narada gesetzt; sobald die Rote Materie reagiert entsteht im Innern des Schiffs ein Schwarzes Loch!“
Vinara sah ihren Militärinformatiker an. „Haben Sie alles Wichtige?“
„Ich denke schon, zumindest das was wir brauchen, aber es gibt hier noch...“
„Sofort abbrechen, das ist ein Befehl! – Chronostar, beamen Sie uns zurück und zwar jetzt!“

* * *

Gerade noch rechtzeitig materialisierte das Außenteam auf dem kleinen Defiant-Schiff; was dann folgte wusste schon jeder Grundschüler des 24. Jahrhunderts aus dem Geschichtsbüchern – doch es auf den diversen Bildschirmen live mitzuerleben war wiederum ganz was anderes. Als die Narada in ihrem eigenen Schwarzen Loch versank hob Submajor Hastings die zur Faust geballte Hand vor den Mund und imitierte einen passablen miltiärischen Abschiedsgruß, welcher so überzeugend war, dass sämtliche Untergebenen stumm salutierten schließlich sogar Vinara mit einfiel. Wie sie kurz darauf erfuhr hatte sich zumindest auf der Brücke ähnliches abgespielt. Sie beeilte sich um zu Captain Tappert zu gelangen und persönlich Bericht zu erstatten; danach fragte sie sogleich: „Das Schwarze Loch scheint genauso ‚harmlos’ zu sein wie das, in dem Vulkan versank; dabei soll das quallenartige Schiff die mindestens hunderttausendfache Menge an Roter Materie enthalten haben wie eigentlich nötig gewesen wäre!“
„Das ist in der Tat ein interessanter Einwand“, bemerkte Tappert, „wir wissen von unserem Standpunkt aus noch zu wenig über Rote Materie, aber wie es aussieht erhöht die Menge tatsächlich nicht die Größe und Stärke des Lochs – den Sensoren zufolge scheint es auch wie erwartet kein gewöhnliches Schwarzes Loch zu sein. Wir wissen bereits aus unserer Gegenwart, dass dieses Loch sich innerhalb von 40 Jahren wieder vollständig schließen und auch in der Zeit davor nur für Objekte gefährlich sein wird, die ihm extrem nahe kommen. Offen gesagt bin ich froh über diese Tatsache, denn ein ‚echtes’ Schwarzes Loch mitten im Herzen der Föderation wäre katastrophal und würde binnen weniger Jahrzehnte sämtliche Materie verschlingen und dabei immer mächtiger werden.“

„Nun ja... Sie sind hier die Physikerin Col... ich meine Captain“, brummte die Andorianerin. „Wie wollen Sie dieses Phänomen dann überhaupt nennen wenn es kein echtes Schwarzes Loch ist?“
„In unserer Gegenwart hat sich die Bezeichnung ‚Pseudo-Schwarzes Loch’, seltener ‚Schwarzes Pseudo-Loch’ durchgesetzt; einige Wissenschaftler, die selbst die theoretische Existenz solcher Phänomene verleugnen und als mit den Naturgesetzen unvereinbar betrachten, sprechen dagegen vom ‚Schwarzen Logik-Loch’.“
„Na dann dürften die ganzen Eierköpfe nach unserer Rückkehr noch mehr haben worüber sie sich streiten können – jetzt sollten wir uns aber auf den zweiten Teil un-seres Plans konzentrieren, nämlich die Rettung der Sternenflotten-Hierarchie sofern dies in Kirks Fall überhaupt möglich ist.“

* * *

Die Durchführung dieses administrativen Teils des Plans musste aber noch mindestens zwei Tage warten, bis die Föderation halbwegs mit der Verarbeitung der jüngsten Ereignisse begonnen hatte. Vinara nutzte die Zeit für eine kleine Besichtigung der Ur-Enterprise (Archers fliegende „Rostschüssel“ zählte in der Chronologie der Föderations-Schiffe nicht). Sie hatte ihr Gesicht bereits vor Antritt der Zeitreise leicht modifizieren lassen und gab sich als eine fiktive Vorfahrin ihrer selbst aus, Lieutenant-Colonel A’naria Shral.
Während der Bau der Enterprise komplett auf dem Erdboden stattgefunden hatte – ein Novum gerade bei solch für die damalige Zeit riesigen Schiffen –, wurden die Reparaturen in einer orbitalen Werft der San Francisco Fleet Yards durchgeführt.
„Sie können stolz auf Ihre Landsleute sein Colonel“, meinte der Major der UESPA der die Andorianerin führte, „die verstärkten Schilde, Panzerung und strukturellen Integritätsfelder haben das Schiff vor dem Schlimmsten bewahrt.“
„Die andorianische Streitmacht hat nur einen bescheidenen Bruchteil zur Erschaffung dieses Schiffs beigesteuert. Soweit ich gelesen habe hatten Tellariten und UESPA einen weitaus stärkeren Anteil.“

„Streng genommen schon, aber gerade für Hülle und die blauen Bussard-Kollektoren zeigt Ihre Streitmacht sich verantwortlich. Haben Sie eigentlich vor sich als Leiterin des Marine-Corps-Teams auf der Enterprise zu bewerben?“
„Laut dem was mir zu Ohren gekommen ist, will die Sternenflotte gerade auf der Enterprise keine Marines stationieren um einem zu militärischen Image vorzubeugen. Ich würde daher vorsorglich raten, so viele Rotjacken reinzustopfen wie nur irgendwie möglich; ich möchte wetten, der Verschleiß in den nächsten Jahren dürfte enorm sein bei diesen suboptimal trainierten Polizei-Verschnitten.“
Der Major lachte. Inzwischen waren sie beim Maschinenraum angekommen in dem das reinste Chaos zu herrschen schien.

„Nun ja... Sieht aus wie die Bierbrauerei die ich einst auf einem Klassenausflug besichtigt habe. Irgendwie dachte ich dieser Bereich wäre kompakter und auch etwas minimalistischer.“ Vinaras allgemeiner Meinung zum Schiff tat dies zwar keinen Abbruch, aber Ordnung und Sauberkeit hatten schon immer zentrale Rollen in ihrem Leben gespielt.
„Tja, dann sollten Sie froh sein dass wir das Schiff nicht 750 Meter lang gemacht haben wie vorübergehend geplant war – bei der Riesengröße wäre ein Zusammenbau auf der Erde aber vollkommen undenkbar gewesen. Es bestehen gute Chancen, dass zukünftige Schiffe der Constitution-Klasse etwas aufgeräumter wirkende Maschinenräume haben werden, denn in vielerlei Hinsicht ist dies hier erst der Prototyp – wenn auch einer dem man alle funktionalen Kinderkrankheiten bereits ausgetrieben hat. Zumindest hoffen wir das.“

* * *

Endlich war der Zeitpunkt gekommen um die Durchführung des zweiten Teilplans einzuleiten. Vinara betrat das UESPA-Hauptquartier auf der Erde und verlangte sogleich mit dem obersten Chef der Behörde, General Ramirez Croner zu sprechen. Da sie bereits einen Termin hatte (welchen Lieutenant Deran einfach in das Computersystem der UESPA hineingehackt hatte), wurde sie auch sogleich vorgelassen.
„Willkommen Lieutenant-Colonel! Trotz des im Prinzip identischen Rangsystems haben wir nur selten Besuch vom Marine Corps, was also kann ich für Sie tun?“
„Es geht um die USS Enterprise Sir. Ihr ursprünglicher Kommandant, Captain Christopher Pike hat wie es aussieht irreversible Schäden davongetragen und dürfte fortan an den Rollstuhl gefesselt sein. Jetzt denkt man ernsthaft darüber nach, einen Kadetten im dritten Jahr zum offiziellen Nachfolger zu ernennen und das nur, weil er das Schiff in einer Krisensituation mit zugegebenermaßen Bravour befehligt hat. Sein Name ist James T. Kirk.“

„Kirk? Sie meinen den Sohn von George Kirk, dem Helden des Kelvin-Massakers? Ich habe schon von den Heldentaten gehört die man ihm nachsagt, sie bislang aber mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Wenn das was Sie da sagen tatsächlich den Begebenheiten entspricht kann ich nur sagen, dass mir eine derartige Missachtung der Befehlskette noch nie untergekommen ist, Rettung der Föderation hin oder her. Aber bedauerlicherweise hat die United Earth Space Probe Agency keinerlei Einfluss auf die Personalpolitik der Sternenflotte.“
„Direkt sicher nicht General, aber ich habe einen Plan wie man die Auswirkungen dieser irrsinnigen Beförderung wenigstens einigermaßen beschränken kann, und dabei kann Ihre Behörde durchaus von großer Hilfe sein.“
„Also ich wüsste jetzt nicht wie, aber ich bin ganz Ohr Colonel!“

* * *

Ein Tag später:
Im Büro des obersten Admirals der Sternenflotte hatten sich neben selbigem der Leiter der Akademie, der Präsident der Föderation, der inzwischen zum Admiral beförderte Christopher Pike sowie Kadett Kirk eingefunden. Im Hintergrund stand zudem noch eine dunkle, hochgewachsene Kapuzengestalt.
„Ich kann nicht glauben was Sie da vorschlagen“, meinte der Präsident, „sicher, der Junge hat Talent bewiesen und die Föderation gerettet, aber ihn deshalb gleich von Null auf Captain zu befördern? Da kann man ja gleich die ganze Sternenflotten-Hierarchie in die Tonne kippen.“
„Ich bin froh dass Sie das auch so sehen Mr. President“, bemerkte der oberste Admiral und der Akademie-Leiter fügte hinzu: „Streng genommen stünde dem Burschen noch ein Disziplinarverfahren wegen Schummelns beim Kobayashi-Maru-Test bevor; aber selbst wenn man diese Anschuldigung fallen lassen und ihm gleich das Offizierspatent zugestehen würde, ihn dann noch prompt zum Captain des neuen Flaggschiffs zu befördern wäre der reine Wahnsinn!“

Die hochgewachsene Kapuzengestalt räusperte sich. „Meine Herren, ich habe vollstes Verständnis für Ihr Dilemma. Tatsache ist aber auch, dass James T. Kirk der direkte Nachfolger Captain Pikes sein muss, schließlich hat sich selbst auf dieser veränderten Enterprise die gleiche Führungs-Crew eingefunden wie in der nicht von Nero beschädigten Zeitlinie – nennen Sie es göttlichen Willen oder kosmischen Gesamtplan, wenn Sie nicht wollen dass noch mehr Chaos ausbricht muss dieser junge Mann Captain werden!“
„Bei allem Respekt Botschafter Spock, aber der Knabe ist doch noch ein halbes Kind! In seinem Alter könnte er bestenfalls Captain der UESPA sein, auf dem Niveau des Sternenflotten-Lieutenants und selbst eine solche Sprungbeförderung wäre eine fast unerträgliche Zumutung!“, widersprach der Chief Admiral.
„Gewiss fehlt es Kirk noch an der langjährigen Erfahrung die für diesen Posten eigentlich nötig wäre“, begann nun Admiral Pike, „aber er wird die besten Kadetten und Jung-Offiziere unter sich haben, die man sich für ein stolzes Flaggschiff der Föderation wünschen kann. Wenn sein Erster Offizier die fehlende Erfahrung kompensieren könnte, dürfte die Verletzung der Hierarchie etwas milder ausfallen. Eines können Sie mir auf jeden Fall glauben: Wenn es so etwas wie eine angeborene Prädestination zum Captain eines Raumschiffs gibt, dann hat sie James T. Kirk!“

Der Kadett ergriff nun zum ersten Mal selbst das Wort und sagte nur: „Ich will dieses Schiff! Ich habe Pike damals gesagt dass ich es in drei Jahren schaffen würde und genau das ist passiert! Außerdem, wer will schon einem alten Vulkanier widersprechen der die Zukunft kennt?“
Die ranghohen Admiräle stellten sich aber weiterhin stur und Lucius Obama, der Präsident der Föderation strich nachdenklich über seinen Spitzbart.


In diesem Moment klopfte es energisch an der Tür und herein traten General Croner, Vinara Shral und ein Colonel der UESPA.
„Steve!“, rief Pike beim Anblick des Colonels aus und der Leiter der Akademie fragte verwundert: „Was haben die UESPA und das Marine Corps denn hier verloren?“
„Meine Herren Admiräle, Mr. President, eine derart schwerwiegende Entscheidung sollte nicht ohne Beteiligung der United Earth Space Probe Agency getroffen werden. Immerhin waren meine Leute maßgeblich an dem Bau der Enterprise beteiligt, auch wenn für die Öffentlichkeit die Sternenflotte für alles verantwortlich ist.“
Der Präsident nickte zustimmend. „Ich entnehme Ihren Worten dass Sie wissen, worum es hier geht General. Haben Sie vielleicht auch einen Vorschlag wie wir dieses Dilemma lösen können?“
Croner nickte bestätigend und holte tief Luft. „Zuerst einmal, die Idee stammt nicht von mir sondern von Lieutenant-Colonel A’naria Shral. Die Andorianer wissen eine ordentliche Hierarchie zu schätzen und damit diese im Falle der Sternenflotte nicht komplett auseinander fällt, hat der Colonel vorgeschlagen, dass einer meiner Colonels während der nächsten Jahre als ausführender Mentor auf der Enterprise stationiert wird. Der Mann den ich für diese Aufgabe ausgesucht habe ist Steve O’Neill, ein alter Freund Christopher Pikes.“

Der Admiral im Rollstuhl nickte und der Colonel hob zwei Finger in die Höhe. „Für’s Protokoll: ‚O’Neill’ mit zwei L! – Chris, Verzeihung: Sir, mein Name wird nicht im offiziellen Mannschaftsverzeichnis auftauchen und ich werde mich auch weitestgehend zurückhalten. Sollte Captain Kirk aber einen schwerwiegenden Fehler machen, werde ich ihm das Kommando entziehen und sofort auf den Ersten Offizier übertragen oder im Notfall vorübergehend sogar selbst übernehmen. Des Weiteren wird unser Nachwuchs-Kommandant mir regelmäßig sämtliche Missionsberichte vorlegen, ehe sie an die Sternenflotte weitergeleitet werden.“
Nach einigen Sekunden schweigenden Nachdenkens meinte der alte Spock: „Dieser Vorschlag klingt absolut akzeptabel.“
Auch Pike stimmte dem Plan zu, nur der Akademieleiter war noch unentschlossen und der oberste Admiral meinte nur: „Was für ein Humbug, das ändert doch nicht das Geringste an der Vergewaltigung der Hierarchie! – Mr. President, ich beschwöre Sie, gehen Sie auf diesen faulen Handel nicht ein! Wieso machen wir nicht Colonel O’Neill zum Captain wenn er ohnehin schon auf das Schiff soll?“

Kadett Kirk ging auf den Chief Admiral zu und wiederholte nur seine anfänglichen Worte: „ICH will dieses Schiff! Ich kann es kommandieren, ich habe bereits Erfahrung, ich kenne die Crew!“
„Eine Tracht Prügel kriegst du Kleiner, von welcher Erfahrung sprichst du da, die paar lächerlichen Tage im Vergleich zu mindestens vier Jahren? Ganz zu schweigen davon dass wir hier von dem Flaggschiff reden!“
„Admiral, ich verstehe Ihre Bedenken durchaus, aber es ist unerlässlich dass James T. Kirk in direkter Nachfolge Captain, nunmehr Admiral Pikes das Kommando über dieses Schiff übernimmt!“, ermahnte ihn Spock Senior.
„Weil sonst das Universum im Chaos versinken würde? Bei allen Geistern der Logik, Sie sind doch senil! – Mr. President, ich kann Sie nur noch einmal beschwören, machen Sie bei diesem Wahnsinn nicht mit!“

Präsident Obama strich weiterhin über seinen Kinnbart und sah in die Runde. Als er dort überwiegend entschlossene Gesichter vorfand, die für die wahnwitzige Sprungbeförderung Kirks unter den gerade ausgehandelten Auflagen stimmten, ging er noch einmal in sich und sprach anschließend: „Es geht hier keineswegs darum die Hierarchie der Sternenflotte abzuschaffen. Andererseits ist sie auch keine primär militärische Organisation, was meiner Ansicht nach gewisse Freiheiten ermöglicht.“
„Aber Kirk hat seine Fähigkeiten gerade in einer militärischen Aktion unter Beweis gestellt!“, heulte der Chief Admiral, „meinetwegen geben Sie ihm einen Orden und befördern ihn zum Fähnrich, maximal Lieutenant und dann nach vier Jahren kann er wenn es sein muss immer noch Captain werden!“
„Und wer kommandiert die Enterprise in der Zwischenzeit?“, fragte Pike, „bei allem Respekt, ich kenne niemanden, selbst mit langjähriger Erfahrung außer mir und Kirk dem ich diese Aufgabe zutrauen würde!

Fleetadmiral J.J. Belar

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Der 2. SF3DFF-Storycontest - Thread für Geschichten
« Antwort #5 am: 21.12.09, 02:32 »
Haha, endlich habe ich es geschafft.
Auch mein Beitrag ist nun fertig.

Viel Spaß
damit

STAR TREK - Unity One / Special - IMPERIAL MACOS - THE FALL OF PARIS
[/B]


TEXTVERSION:

Star Trek - Unity One
Imperial MACOs
Special

Based upon Star Trek by Gene Roddenberry
Created by. T.Pick
Written by T.Pick
Cover by. T.Pick

http://www.sf3dff.de.vu


“The Fall of Paris”

Kapitel I: Die Landung

Die Erde. Einstmaliger Sitz des terranischen Imperiums und Thronwelt des Imperators. Doch zu heutiger Zeit war sie nur noch ein unterworfener Planet der Allianz, welche den blauen Planeten vor über 90 Jahren erobert und damit den Untergang des Empire eingeläutet hatte. Der letzte Imperator, John Harriman, wurde nach der Eroberung der Erde, öffentlich hingerichtet und die Terraner versklavt. Sie wurden über den ganzen Quadranten verstreut und galten nur noch als Vieh, das sich in den Dilithiumminen, in den Erzaufbereitungsanlagen und den Werften der Allianz zu Tode schuften sollte. Doch in den letzten Jahren rebellierten die Terraner gegen ihre Herren. Sie waren bei weitem nicht so gebrochen, wie die Führer der Allianz zu glauben schienen. Ihr erfolgreicher Feldzug für die Freiheit begann, als ein Captain der Vereinten Föderation der Planeten von der anderen Seite des Spiegels, auftauchte und den Menschen gezeigt hatte, wie man um seine Freiheit kämpft. Mit der Befreiung von Professor Jennifer Sisko aus den Händen der Allianz, war es nicht mehr möglich den Bau der Transspektralen Sensorenphalanx fertig zu stellen, mit deren Hilfe, die Allianz alle Rebellenstützpunkte in den Badlands hätte aufspüren können. Nach Benjamin Siskos Rückkehr in sein Universum gelangen den Terranern diverse Überfälle auf Schiffe der Allianz. Sie stahlen Ressourcen, Verpflegung, Ausrüstung, ja ganze Schiffe, um ihre Position weiter zu festigen. Ein Jahr später gelang ihnen das schier unmögliche, sie eroberten Terok Nor im Orbit von Bajor und zwangen die Intendantin zur Flucht. Während Kira Nerys untertauchte, lief ihr Adjutant Gul Garak direkt in die Hände des Regenten der Allianz. Einige Zeit später gelangten die Terraner irgendwie an die Baupläne der Defiant Klasse, einem Kampfschiff der Föderation und begannen damit es nach zu bauen. Durch diverse Schwierigkeiten beim Bau des Schiffes, sahen sich die Rebellen gezwungen, einmal mehr Hilfe von der anderen Seite anzunehmen und entführten Benjamin Siskos Sohn, um den Captain dazu zu zwingen ihnen beim Bau des Schiffes zu helfen.

Sisko half ihnen die Defiant zu bauen und den Regenten zu besiegen, da er die Sache der Terraner für einen gerechten Kampf um die Freiheit hielt. Sie schafften es gemeinsam, den Regenten gefangen zu nehmen, welcher nach Siskos Abreise hingerichtet wurde. In den Jahren danach gelangten einige Hardliner innerhalb der terranischen Rebellen in machtvolle Positionen und überzeugten den Führer der Rebellion, Großadmiral Miles O’Brien davon, dass es unbedingt notwendig sei, die Erde zurückzuerobern. O’Brien gab nach langen Diskussionen nach und genehmigte die Vorbereitungen zur Invasion der Erde. In den folgenden Jahren besorgten sich die Terraner von den verschiedensten Quellen, Schiffspläne und gingen mit den stark gebeutelten Romulanern ein Bündnis ein, um die notwendige militärische Stärke aufzubringen, um die Allianz herausfordern zu können.

Doch all das war bereits Geschichte. Die Invasion der Erde war bereits in vollem Gange. Die Allianzflotte lag brennend und geschlagen im Orbit und die wenigen Überlebenden wurden als Gefangene abtransportiert oder hingerichtet. Der Himmel der Erde war überfüllt von Jägern und Landungsschiffen, welche Bodentruppen an Bord hatten. Das Geräusch der vielen Triebwerke war ohrenbetäubend. Wer konnte, suchte sich ein Versteck, um der Invasionsstreitmacht aus dem Wege zu gehen. Nicht das geringste Flakfeuer schlug den Landungsschiffen entgegen. Im Vorfeld der Landung hatten Jagdfliegerverbände von der I.S.S. Scoparius und anderen großen Schiffen, die Luftabwehrstellungen unschädlich gemacht.

Lieutenant Commander Lu\'Caan saß zusammen mit seiner Truppe, aus grimmigen und kampferprobten Kriegern in einem dieser Landungsboote der Rhino Klasse, welches sich gerade im Landeanflug auf Paris, welche die ehemalige Hauptstadt des terranischen Imperiums und der heutige Sitz des Gouverneurs der Erde war, befand. Lu\'Caan war der Anführer der MACO\'s, einer speziell für Bodenkämpfe trainierten Einheit des neuen terranischen Imperiums und der ganze Stolz von Großadmiral Joran Belar. Der Admiral erkannte die Notwendigkeit von gut ausgebildeten Bodenkämpfern und gründete diese Spezialeinheit neu. Die vor über 200 Jahren schon einmal existiert hatte. Inzwischen bestand das MACO Korp des Imperiums aus über 20.000 Männern und Frauen und diese 20.000 Personen schickten sich nun an, die Hauptstadt der Erde anzugreifen und zurückzuerobern.

Während der efrosianische Commander ein letztes Mal sein Phasergewehr und den Sitz seines Körperpanzers und seines Helmes überprüfte, blickte er die Sitzreihen entlang und beobachtete jeden seiner Soldaten. Viele, würden heute den Tot finden, aber was sie heute im Begriff waren zu leisten, würde in die Geschichte eingehen. Stolz, keimte in ihm auf, als er den Blick seines Adjutanten, Lieutenant Jasuhiro Saito einfing, der ihm zuzwinkerte. Die beiden Offiziere waren schon seit langem befreundet. Anders als in der imperialen Flotte war der Alltag der MACOs nicht durch Intrigen, Misstrauen und Feindschaft gegenüber den Kollegen geprägt, sondern von Teamgeist und unbedingter Loyalität. Auf dem Schlachtfeld konnten sie sich das nicht leisten. Sicher gab es Animositäten, doch sobald sich das Team im Kampf befand, wurden diese zurückgestellt und die Mission erhielt absolute Priorität.

Ein Krachen ging durch das Dropship, als schlecht gezielter Beschuss, der nicht von den zerstörten Flakstellungen stammen konnte, einsetzte und das kleine Schiff ins schaukeln brachte.

„Ich dachte, die Jägdverbände der Scoparius hätten alle Flakstellungen in Paris ausgeschaltet.“ maulte Saito und schraubte sich das Zielfernrohr auf sein Scharfschützengewehr. Er schien nicht beunruhigt zu sein.
Lu\'Caan grunzte.
„Hast du schon einmal erlebt, dass die Piloten ihren Job richtig machen? Also ich nicht.“ antwortete er.

Saito und die anderen lachten laut auf und gaben ihrem Commander somit Recht. Zwischen Bodentruppen und Piloten herrschte seit je her eine Konkurrenz. Beide Waffengattungen beanspruchten den Titel „Elite“ für sich. Aber heute würde sich herausstellen, dass die Erde nicht von den Piloten, sondern von der Infantrie erobert werden würde. Zugegeben, die Piloten der Scoparius hatten mehr oder weniger den Weg für die Landung der Bodentruppen geebnet, doch hielt Lu\'Caan dies nicht für eine besondere Leistung. Aus seiner Sicht, waren Piloten in ihrem Cockpit zu gut abgeschirmt vom eigentlichen Wesen des Krieges und verfügten wenn überhaupt, nur über eine oberflächliche Sicht der Dinge.

Ein weiterer Treffer brachte das kleine Landungsboot, das die Einhundert MACO Soldaten der I.S.S. Escort und deren Kriegsgerät zum Boden bringen sollte, abermals ins Schlingern. Die Soldaten mussten sich an einer Stange über ihren Köpfen festhalten, um nicht mit den Rücken und Köpfen an die Wand zu knallen. Sie befanden sich zwar in einem Haltegeschirr, wurden aber dennoch bei jeder starken Erschütterung durchgeschüttelt, was zumindest zu einem Schleudertrauma führen konnte.

„Festhalten, die verdammten Cardis haben wohl noch irgendwo eine Flak ausgegraben und feuern auf uns.“ brüllte Lieutenant Sandra Storm aus dem Cockpit des Landungsschiffs und ging in den Sturzflug über, um möglichst schnell landen zu können, was die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass sie heil auf dem Boden ankamen.
„Hui, ist das ein Ritt. Da scheint jemand ziemlich sauer auf uns zu sein.“ stellte Lieutenant Harrison vergnügt fest und streichelte versonnen sein Schnellfeuerkompressionsphasergewehr. Harrison hatte innerhalb des Teams die Funktion des Spezialisten für schwere Waffen inne. Wenn die Kacke richtig am Dampfen war, fühlte dieser herausragende Soldat sich am wohlsten. Auch diesmal lachten die Soldaten laut auf.
Lu\'Caan selbst gestattete sich nur ein Lächeln. Es war gut, wenn die Jungs ihre Anspannung und ihre Angst vor dem Tod mit Galgenhumor verdrängten.

„Zwei Minuten bis zur Landung. Bereit machen!“ erklang es aus dem Cockpit.
Routiniert machten sich die MACOs daran, sich auf die Landung und den darauf folgenden Ausstieg vorzubereiten. Als sie mit ihren Vorbereitungen fertig waren, hob ein jeder den Daumen, um anzuzeigen, dass alles bereit war.
„MACOs, Bereit!“ brüllte Lu\'Caan in Richtung Cockpit und hob ebenfalls den Daumen.
Jetzt begann die heiße Phase der Landung. Lieutenant Storm brachte das Landungsschiff über dem Eifelpark in den Schwebezustand und ging langsam runter, während sich die Landefüße ausfuhren. Es regnete in Strömen und sie musste nach Sensoren fliegen, um schnelle Kurskorrekturen vorzunehmen, denn der starke Wind drückte, auch dieses massige, aber dennoch kleine Schiff immer wieder auf die Seite und Sandra musste es immer wieder in seinem Sinkflug stabilisieren. Was für eine Pilotin allerdings kein ernstzunehmendes Problem war. Die Sicht war fast gleich Null, der Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe des Cockpits und lief in langen, feuchten Fäden die Nase des Schiffes herunter. Nur noch ein paar Meter trennten die Landestützen vom Boden. Mit einem leichten Beben und Rumpeln setzte die Maschine dann auf. Augenblicklich öffnete sich die Klappe am Bauch des Schiffes und eine Rampe wurde ausgefahren. Auf der Steuerbordseite des zwei Decks hohen Schiffes öffnete sich ebenfalls eine Luke und fünf Antigravpanzer wurden mit Hilfe einer Aufhängungsvorrichtung ins Freie geschoben und auf dem Boden in einer Reihe niedergelassen. Danach öffneten sich die Verankerungen und die Arme wurden wieder ins Innere des Schiffes eingefahren, anschließend wurde die Ladeluke wieder geschlossen. Die MACOs, welche sich nun in zwei Reihen aufgestellt hatten, schritten mit vorgehaltenen Waffen und in voller Rüstung die Gangway am Bauch des Schiffes herunter. Sie stellten sich in zwei Reihen auf und warteten auf Befehle, während das Kommandoteam um Lu\'Caan, zusammen mit den Führern der MACO Einheiten der anderen imperialen Sternenflottenschiffe zum Kommandostand sprinteten, um sich ihre Befehle abzuholen.
Während Commander Lu\'Caan mit seinen Offizieren, durch den strömenden Regen auf den Kommandostand zu rannte wurden hinter dem Kommandostand die Artillerieeinheiten aktiv. Ihre mächtigen Photonengranatwerfer richteten sich in Richtung des Himmels und zielten  auf das Zentrum der Stadt und den Regierungsbezirk.

Völlig synchron feuerten die schweren Kanonen ihre tödliche Ladung in das Zentrum der Stadt und auf den ehemaligen imperialen Palast. Ein paar Sekunden vergingen und dann folgte die nächste Salve und noch eine. Insgesamt zehn Salven wurden abgefeuert. Danach richteten sich die Rohre der Artillerie neu aus und feuerten ohne Unterlass auf ein anderes Ziel innerhalb der Stadt. Die ersten MACO Einheiten setzten sich bereits in Richtung des Stadtkerns und der Seine in Bewegung, als Lu\'Caan und seine Offiziere, bei Commodore McDonald, den Oberkommandierenden des MACO Korps und dessen Stab im Kommandostand eintraf.

McDonald war gerade damit beschäftigt, der Artillerie und den Hopperverbänden neue Befehle zu übermitteln, als er aus den Augenwinkeln Lu\'Caan und sein Team neben sich stehen sah. Er drehte sich um und fasste den Efrosianer ins Auge. McDonald war ein Soldat, wie man ihn sich vorstellte. Er hatte, kurze in einem Bürstenschnitt geschnittene Haare und einen Schnauzbart. Sein kantiges Gesicht war hart und wettergegerbt. Auch er, wie viele andere auch, war ursprünglich ein Sklave gewesen und das sah man ihm an. Er lächelte freudlos.

„Ah, Commander. Was für ein herrlicher Tag, um Geschichte zu schreiben oder?“ fragte er.
„Ja Sir, könnte nicht besser sein. Wie sieht es aus?“ antwortete Lu\'Caan.
McDonald bedeutete Lu\'Caan näher zu kommen und schritt mit ihm ein paar Stufen nach oben, um einen Lagetisch, dessen Display einen Grundriss von Paris zeigte, zu erreichen. Ein rotes Kreuz markierte die Stellung des Kommandostandes im Eifelpark und das Aufmarschgebiet der MACOs. Lu\'Caan erkannte sofort die Lage. Hellblaue Dreiecke markierten die Jäger des Imperiums, Quadrate symbolisierten Panzer und Kanonen und Punkte standen für Infantrieeinheiten, während Rechtecke Hopper und Dropships auswiesen. Alle Einheiten, die sich gerade im Feld befanden, rückten immer weiter auf den Stadtkern vor. Gelbe Symbole, welche die selbe Anordnung hatten, wie die des Imperiums symbolisierten den Feind. Lu\'Caan erkannte gleich, dass die cardassianischen Truppen und deren klingonische Kollegen unterlegen waren und im Begriff waren, sich immer weiter in Richtung des Palastes zurückzuziehen.

„Sie erkennen die Lage, Commander?“ fragte McDonald und strich sich über seinen Schnauzbart.
„Ja, Sir. Wirkt auf mich, als hätten wir schon gewonnen.“ antwortete Lu\'Caan lächelnd.
McDonald lächelte ebenfalls.
„Im Prinzip haben sie Recht. Aber die Stadt selbst ist nicht unser Problem, sondern der imperiale Palast. Der wird sehr gut geschützt.“ bestätigte der Commodore. Lu\'Caan nickte. Er verstand, dass die Allianztruppen, sich komplett um den imperialen Palast zusammengezogen hatten, um diesen zu schützen und dort ihr letztes Gefecht zu führen.
„Der Palast ist bereits von unseren Truppen eingekreist, die Schlacht schon in vollem Gange. Zusätzlich erhalten unsere Bodenverbände Unterstützung aus der Luft durch Hopper und Jagdmaschinen der Scorpion Klasse von der Escort, der ICICLE und der Scoparius. Die sind so gut wie geschlagen. Das Problem Commander ist, das Innere des Palastes. Dort befindet sich eine schlagkräftige Einheit des 9. Ordens, der Cardassianer und eine Spezialeinheit des Ordens des Bat\'leth. Ich muss ihnen nicht sagen, dass das für uns sehr blutig werden wird, wenn wir da rein wollen.“ erklärte McDonald.

„Sie brauchen also mein Team.“ stellte Lu\'Caan fest. McDonald nickte und machte einen besorgten Eindruck.
„Admiral Belar besteht auf den Einsatz ihres Teams. Ich muss ihnen sagen, dass ich den Befehl des Admirals sehr gewagt finde, denn er verlangt, dass sie und ihre 25 Mann des Alpha Teams, in die Festung eindringen, sich den Weg zum Thronsaal frei kämpfen und den Gouverneur, Legat Evek, festsetzen.“ McDonald studierte aufmerksam die Regungen des Commanders und musste feststellen, dass sich der efrosianische Krieger über seinen Auftrag, so wahnwitzig er auch sein mochte, zu freuen schien.
„Sagen sie dem Admiral, dass er sich auf uns verlassen kann. Den Palast, haben wir so gut wie im Sack.“ sagte der Efrosianer stolz. „Was wird aus meinen Panzern?“ wollte er danach wissen.
„Ihre 5 Panzer und die Teams, Beta, Gamma und Delta werden sich mit Commander van Lockes Panzerdivision am Seineufer vereinigen, die Seinebrücke einnehmen und das Hauptquartier, des Pariser Stadtkommandanten zerstören.“ antwortete der Commodore.
Lu\'Caan nahm Haltung an und salutierte.
„Vielen dank für die Befehle, Sir. Wir werden sie nicht enttäuschen.“ Es gefiel ihm zwar nicht, dass er diese Befehle ohne seine Panzer ausführen musste, doch hatte er schon einen Plan, wie er und sein Team ungehindert in den Innenhof des Palastes und von dort aus, in das 10 stöckige Gebäude gelangen konnten. Er würde nie wagen, die Befehle des Admirals in Frage zu stellen, denn er wusste genau, was mit jenen geschah, die dieses Wagnis eingingen. Der letzte, der dies versuchte, war Captain Charles O\'Brian, der Kommandant der I.S.S. Executor und inzwischen tot. Captain Ezri Dax nahm daraufhin seinen Platz ein. So schnell wie man im alten, sowie im neuen terranischen Imperium aufsteigen konnte, so schnell konnte man auch wieder fallen. Lu\'Caan hingegen hatte vor, seine Macht zu behalten.

„Sie können wegtreten, Commander.“ sagte McDonald und salutierte ebenfalls. Bevor Lu\'Caan ging, überspielte er die strategische Karte vom Kommandotisch in seinen Tricorder, der im Armpanzer seines rechten Unterarms installiert war. Als dies beendet war, drehte er sich um und ging in schnellen Schritten zu seiner Truppe zurück, um ihnen die Befehle mitzuteilen.

 Kapitel II: Pariser Kloaken

Eine Stunde später, nachdem Lu\'Caans 25 Mann starkes Team durch die leergefegten und von Trümmern übersäten Strassen des Regierungsviertels marschiert waren, zeichnete sich am Ende der Hauptstraße, der gigantische Palast der ehemaligen Imperatoren ab. Er bot einen beeindruckenden Anblick der keinen Zweifel an der Macht seines Besitzers zuließ. Diesen Palast einzunehmen hatte für das terranische Empire kaum einen strategischen Wert, denn dieser war nur der Sitz des Gouverneurs und seiner Familie, sowie einiger Kommandoapparate. Das eigentliche Erdkommando saß in San Fransisco und das Stadtkommando an der Seine. Aber dieser Palast hatte eine moralische Bedeutung für das Imperium und alle Terraner. Wer diesen Palast besaß, hatte die Macht über die Erde. Um den eigentlichen Palast war eine riesige Mauer aus Polybeton und Polyduranium gezogen worden. In regelmäßigen Abständen befanden sich auf der Mauer Geschütze, Disruptoren- und Phaserstreifen, Photonengranatwerfer, Selbstschussanlagen und andere kleine Gemeinheiten, um einem eventuellen Angreifer den Garaus zu machen. Vor der Mauer befand sich ein tiefer Wassergraben, der nur über eine Brücke passiert werden konnte. Die Mauer selbst hatte nur ein Tor, das schwer bewacht wurde und dessen Gang mit drei schweren Polyduraniumtoren geschützt wurde. Vor dem Wassergraben befand sich ein breiter Todesstreifen, mit Minen und einem Kraftfeldzaun, gegen den die Bodentruppen des Imperiums gerade anstürmten.
Lu\'Caans Plan, in den Palast zu gelangen, war ein anderer. Er beabsichtigte mit seinen Sechs Führungsoffizieren, durch die Kanalisation, unter dem Todesstreifen, dem Wassergraben und der Mauer hindurchzuschlüpfen und dann im Innenhof herauszukommen. Natürlich war er nicht so töricht, anzunehmen, die Allianz hätte nicht dafür Sorge getragen, dass der Kanal gesichert war. Aber er war sich sicher, dass es schwerer war, über die Oberfläche in den Palast zu gelangen, als durch die Kanalisation und ein MACO hatte nie Probleme damit, sich die Hände schmutzig zu machen. Die Kanalisation stammte noch aus den Zeiten des Ersten Imperators, als es noch keine desintegrierenden Toiletten oder wiederverwertenden Abfallentsorgungseinrichtungen und Replikatoren gab. Wenn sie Glück hatten, wusste die Allianz nicht einmal etwas über diesen Kanal. Der Rest seines Teams bekam von ihm den Befehl, über die Mauer zu gelangen, denn mit 25 Personen durch einen engen Kanal zu waten, konnte sich als fatal erweisen, sollte es zum Kampf kommen. Denn dann würden sie sich sprichwörtlich gegenseitig im Weg stehen.

“T\'Rana öffnen sie den Kanalzugang. Und beeilen sie sich. Noch ist es hier ruhig. Aber das kann sich ganz schnell ändern.” befahl Lu\'Caan, dessen Gesicht vom Visier seines Helmes verdeckt war. Ebenso wie die Gesichter der anderen. Die, während T\'Rana den Gullideckel zu öffnen versuchte, die Umgebung in alle Richtungen absicherten.

T\'Rana tat wie ihr befohlen, ging in die Hocke und versuchte zuerst über das Schaltpanel auf der Oberseite der Luke Zugang zu erlangen, indem sie einen Code eingab. Dieser Versuch wurde mit einem ablehnenden Geräusch quittiert und der Deckel blieb verschlossen. Die Vulkanierin hatte ihr Pulver allerdings keineswegs verschossen. Sie aktivierte ihren Tricorder und scannte den Verschlussmechanismus.

“Vielleicht wäre aufsprengen eine Lösung.” witzelte Tackleberry, der Sprengstoffexperte des Teams.
“Wenn sie keine hilfreichen Lösungen anzubieten haben, die auch noch logisch UND lautlos sind, denn das ist es was wir wollen, dann lassen sie mich bitte arbeiten, Lieutenant.” entgegnete die Vulkanierin und machte damit klar, dass sie solche Kommentare gar nicht gebrauchen konnte. Ruhig und routiniert ging sie eine Schaltung nach der anderen durch und schaffte es einfach nicht, die Luke zu öffnen.

Lu\'Caan wurde ungeduldig. Er hasste es, auf dem Präsentierteller zu stehen. Es konnte jederzeit ein Angriff aus jeder Richtung statfinden und je länger sie hier herumstanden, stieg die Wahrscheinlichkeit ihrer Entdeckung.
“Ensign. Was ist da los verdammt?”
“Sir, es handelt sich um einen fraktalen Verschlüsselungsalgorithmus. Ich vermute, der Plan, durch die Kanalisation zu gehen, wird ebenso riskant, wie die Passage der Mauer an der Oberfläche.
“Machen sie weiter.” knurrte Lu\'Caan und hob wieder sein Gewehr, um die umliegenden Gebäude nach Heckenschützen oder angreifenden Truppen abzusuchen.

Just in diesem Moment durchschnitt ein gelber Disruptorstrahl die Ruhe und schlug direkt neben T\'Rana in den Asphalt ein. Die Mitglieder des Alpha Teams ruckten herum und suchten hektisch die hohen Gebäude ab. Der Schütze konnte in jedem dieser Wolkenkratzer und in jedem einzelnen Stockwerk sitzen. Ein weiterer Strahl schlug ein, was den Schützen verriet. Denn diesmal hatten alle aufgepasst. Auch T\'Rana, die inzwischen ihre Arbeit eingestellt hatte und ihren Phaser im Anschlag hatte.

“Tricorder!” brüllte der Efrosianer.
Saito machte sich sofort daran, den Schützen genau zu lokalisieren und hatte Erfolg.
“Rechtes Gebäude. Fünfzehnter Stock. Eine Person, wechselt gerade die Etage zum Sechzehnten Stock.
Lu\'Caan traf sofort eine Entscheidung.
“Harrison, Zetal, Saito. Räuchern sie die Ratte aus und kommen sie nach, wenn sie fertig sind. Wir treffen uns an der Ausgangsluke zum Palastinnenhof. Und beeilen sie sich.” drängte Lu\'Caan.

Die Offiziere salutierten und sprinteten über die Strasse, um in das Gebäude zu gelangen, aus dem die Schüsse gekommen waren. Offensichtlich handelte es sich nicht um einen ausgebildeten Scharfschützen, sondern anscheinend um einen Soldaten, der zurückgeblieben war, als sein Regiment um den Palast zusammengezogen worden war und nun versuchte, noch seinen Teil beizutragen. Das ausschalten dieses Soldaten würde nicht lange dauern.

Lu\'Caan beobachtete, wie seine drei Offiziere im Haus verschwanden und die Tür sich wieder schloss. Danach wandte er sich wieder an T\'Rana, die vulkanische Feldingenieurin.
“Verdammt, Ensign. Wir müssen hier weg. Der Admiral macht uns die Hölle heiss, wenn wir enttarnt werden.”
“Ich arbeite so schnell ich kann. Dieser Code will sich einfach nicht knacken lassen.” antwortete T\'Rana.
“Ich überlege ernstaft, das Ding zu sprengen.” sagte Lu\'Caan. “Das dauert entschieden zu lang.”
“Ich habe etwas dabei, das nicht allzuviel Krach machen dürfte.” erwiderte Tackleberry, der ein Bär von einem Mann war und durch seine ebenholzmäßige Haut, leuchtende Augen besaß, die allerdings ebenfalls hinter seinem Helmvisier lagen. So konnte man nicht feststellen, ob er nun wieder Possen riss, oder ob er seine Aussage ernst meinte.
“Was ist das für ein Zeug, das sie dabei haben, Lieutenant?” wollte der Teamleiter wissen.
“Das neuste vom Neuen. Eine eigene kleine Entwicklung von mir. Ich habe Komposit–X mit Trillithium Harz vermischt. Das erzeugt eine schneidende Stichflamme von unglaublicher Hitze, die jedes Metall zum schmelzen bringt und macht dabei kaum ein Geräusch. Auch erzeugt das keinerlei Rauchentwicklung. Nichteinmal unsere Phaser werden so heiss. Damit müsste es klappen.” antwortete der hochgewachsene Afroamerikaner.

“Gut, das machen wir. T\'Rana gehen sie aus dem Weg. Tackle soll seinen Versuch bekommen.”
“Wenn sie meinen.” sagte die Vulkanierin und machte dem Menschen Platz. Dieser ließ sich nieder und brachte aus einer seiner Taschen vier kleine Zylinder zum Vorschein, die er im selben Abstand auf jeder der vier Seiten des Gullideckels anbrachte.
Dann stand er auf und aktivierte die kleinen Geräte, durch seinen Armgelenkstricorder.
Die metallischen Zylinder klappten jeweils an beiden Enden auf und schossen einen hellen, blauen Lichtstrahl auf die Fugen des Kanaldeckels. Dort wo der Strahl das Metall traf, begann es augenblicklich zu glühen und sich zu verformen, bis es schließlich flüssig wurde und abtropfte. Als die kleinen Ladungen ihre Arbeit beendet hatten, schlossen sie sich wieder und wurden von Tackleberry entfernt und weggeworfen. Ein Tritt mit einem seiner schweren Kampfstiefel, brachte die übriggebliebenen Haltebolzen zum durchbrechen und der Deckel fiel hinab in das schwarze Loch, wo er mit einem Platschen im Wasser landete.

“Noch Fragen?” sagte er sarkastisch zu T\'Rana, die nur eine Augenbraue heben konnte.
“Faszinierend. Wenn wir wieder auf der Escort sind, müssen sie mir ein paar von diesen kleinen Geräten geben. Die kann ich sicher auch in mein Equipment aufnehmen.”
“Wenn wir wieder auf der Escort sind, unterhalten wir uns beide erstmal, Ensign.” sagte Lu\'Caan unheilschwanger und aktivierte seine Gewehrlampe und das Nachtsichtgerät seines HUDs im Helmvisier. Lu\'Caan begann den Abstieg in die schwarze Tiefe der Pariser Kloake, gefolgt von T\'Rana und dem Rest des Teams.
“Vorsicht, die Stufen sind verdammt glitschig.” warnte er und stieg weiter nach unten.

 Kapitel III: Mit dem Rücken zur Wand

Saito, Harrison und Zetal hatten sich inzwischen getrennt und näherten sich auf unterschiedlichen Wegen der sechzehnten Etage eines der Verwaltungsgebäude. Sie hatten erkannt, dass es eigentlich nur drei Wege gab, um das Gebäude zu betreten oder zu verlassen. Zum einen, die Turbolifts, zum anderen das Nottreppenhaus und dann wäre da noch das Transportersystem. Zetal schlich sich durch das Treppenhaus, Saito deaktivierte die Transporter und errichtete eine Kommunikationsblockierung, damit der Soldat weder fliehen noch Verstärkung rufen konnte und folgte dann Zetal, Harrison nahm den Turbolift. Es gab kein Entrinnen. Saitos Tricorder zeigte allerdings an, dass die Person nicht versuchte, zu entkommen, sondern im Sechzehnten Stock auf sie wartete.
Er beeilte sich, um Zetal einzuholen, denn all seine Instinkte sagten ihm, dass dies eine Falle sei, denn Zetal war bereits auf Ebene Vierzehn, dicht gefolgt von Harrison. Saito bildete das Schlusslicht.

Mit wild hämmerndem Herzen erklomm er eine Stufe nach der anderen, um seine Kollegen noch einzuholen.

Zetal hatte inzwischen das Sechzehnte Stockwerk erreicht und schritt gerade leise und vorsichtig, durch dessen Eingangstür in den Flur. Der Lauf ihres Gewehres ruckte schnell nach Rechts und nach Links, um sich zu versichern, dass die Luft im Flur rein war. Dann erst, schritt sie über die Türschwelle und stellte sich in den Flur. Mit einem Auge auf den Tricorder gerichtet, schritt sie den Gang entlang und musste feststellen, dass das Gerät nicht das geringste brachte. Anscheinend hatte der Allianzsoldat Täuschsignalgeber aktiviert, die eine Ortung seinerseits erschweren sollten. Zetal konnte sich also nur auf ihre Augen, ihre Ohren und ihre Fühler verlassen.
Langsam näherte sie sich der ersten Bürotür und drückte sich an die Wand neben der Tür. Sie drückte das Tastenfeld zum manuellen öffnen der Tür, die schließlich auch beiseite glitt. Zetal holte tief Luft, drehte sich ruckartig in die Türöffnung und zielte in alle Richtungen. Der Raum war leer. Plötzlich hörte sie ein Geräusch und stürzte aus dem Büro. Mit nach vorne gerichteten Fühlern blickte sie in Richtung Turbolift, dessen Türen sich gerade geöffnet hatten. Harrison trat auf den Gang und winkte ihr zu. Sie zeigte mit dem Daumen nach oben, um ihm zu verkünden, dass bei ihr alles in Ordnung sei. Als Harrison das selbe Zeichen zur Bestätigung machen wollte, traf ihn ein grellgelber Strahl in die Seite. Harrison hatte vergessen, seinerseits nach Rechts oder Links zu sichern und bezahlte nun dafür. Wie ein gefällter Baum stürzte der Lieutenant zu Boden. Im selben Moment, als Harrison fiel, begann Zetal zu rennen.
„Haaaaaaarisoooon!“ schrie sie und stürzte ihm entgegen. Auf dem Bauch liegend, hob er noch einmal den Kopf und lächelte sie an. Dann sank der Kopf wieder zu Boden. Zetal ließ sich auf die Knie fallen und rutschte an die Ecke der Wand, welche nach Rechts führte und späte drumherum. Sie konnte niemanden sehen. Doch war sie sich sicher, würde sie jetzt auf die Weggabelung treten, würde sie das selbe Schicksal ereilen, wie Harrison. Sie streckte noch einmal ihren Kopf um die Ecke, als ein weiterer Strahl ganz dicht neben ihr in die Wand einschlug. Sie zog ihren Kopf gerade noch zurück, denn der Schuss war gut gezielt. Er hätte ihr ohne weiteres, die Fühler ankokeln können.

„Harrison, können sie mich hören?“ fragte sie und erhielt keine Antwort.
„Verdammt.“
„Was ist denn hier los?“ vernahm sie Saitos Stimme und blickte sich um. Er kam gerade durch den Eingang zum Treppenhaus und gesellte sich zu ihr.

„Harrison ist getroffen. Ich weiß nicht wie schwer. Aber es sieht nicht gut aus. Helfen können wir ihm nicht. Sobald man sich zeigt, schlägt ein Strahl irgendwo ein. Und umgehen können wir den Schützen nicht, denn er scheint im letzten Büro am Ende des Rechten Ganges zu sitzen und dieser Gang hat leider keinen separaten Zugang und ist somit eine Sackgasse.“

Saito hörte sich Zetals Bericht an und fluchte dann herzhaft auf japanisch.
„Wir müssen den Schützen jetzt erledigen, wenn Harrison noch eine Überlebenschance bekommen soll.“ sagte er wild entschlossen.
Zetal nickte. „Aber wie?“ fragte sie.
„Lassen sie mich nachdenken, ich glaube, ich sehe eine Möglichkeit.“ Saito aktivierte seinen Kommunikator. „Saito an Escort.“
„Wir hören Lieutenant. Was gibt es?“ meldete sich Lieutenant Commander Tailany Ro\'Shells Stimme am anderen Ende der Verbindung.
„Lieutenant Zetal und ich sitzen in einem Dilemma. Wir werden von Scharfschützenfeuer gebunden und können uns aus unserer momentanen Stellung nicht weg bewegen. Lieutenant Stanley Harrison ist schwer verwundet und braucht dringend ärztliche Hilfe.“ schilderte Saito die Situation.
„Ich erbitte daher einen Ort zu Ort Transport. Lieutenant Harrison auf die Krankenstation und uns beide auf folgende Koordinaten.“ Er übermittelte die Daten seines Tricorders an das Flaggschiff und wartete auf eine Bestätigung. Die Sicherheitschefin schien sich wohl erst bei Belar oder O\'Connor die Erlaubnis einholen zu müssen. Schließlich regte sich sein Kommunikator wieder. Diesmal mit der Stimme des Admirals.

„Sollten sie nicht, den Palast stürmen, Saito?“ knurrte er.
„Bestätigt Sir, aber wir wurden auf dem Weg dorthin eben durch jenen Schützen aufgehalten. Commander Lu\'Caan befahl Zetal, Harrison und mir, die Situation zu klären.“ erklärte Saito und wurde langsam ungeduldig. Denn mit jeder verstreichenden Sekunde, wurde die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Scharfschütze selbst einen Plan zur Ausführung brachte. Eine weitere Pause erfolgte.
„Verstanden. Einsatz des Transporters genehmigt. Gute Jagd Lieutenant.“ sagte Belar und beendete die Verbindung. Da die Schlacht im Weltraum bereits beendet war, konnte die Escort ohne Probleme ihre Schilde senken und das kleine Team beamen. Als erstes verschwand Harrison in einem blauen Transporterstrahl. Schließlich entmaterialisierten auch Saito und Zetal.

Einen Augenblick später materialisierten sie in dem Büro, in dem sie den cardassianischen Scharfschützen vermuteten. Dieser, der in der Tür stand, fuhr erschrocken herum und wollte auf sie feuern, doch es war zu spät. Saito und Zetal waren bereits vollständig materialisiert und feuerten gleichzeitig auf den jungen Cardassianer. Dieser wurde von der Wucht der Strahlen auf den Gang geschleudert. Saito und Zetal nahmen sich Zeit. Der Soldat lebte noch. Langsam kamen sie näher. Der Cardassianer bekam sein Gewehr wieder zu fassen und stand auf. Mit dem Rücken zu einer Panoramaglasscheibe, hob er abermals sein Gewehr und wurde wieder von zwei Strahlen in die Brust getroffen. Er flog nach hinten und durchbrach die Glasscheibe. Mit einem kehligen Schrei, stürzte er sechzehn Stockwerke in die Tiefe und schlug auf dem harten Asphalt der Pariser Straßen auf.

Zetal und Saito atmeten aus und lächelten sich an. Saito brach schließlich das Schweigen und aktivierte abermals seinen Kommunikator.
„Saito an Escort. Unser Manöver war von Erfolg gekrönt. Die Situation ist bereinigt. Wir begeben uns nun auf Commander Lu\'Caans Position.“
„Verstanden. Machen sie weiter.“ antwortete Lieutenant Commander Ro\'Shell.“
„Aye, Saito Ende.“ sagte der stellvertretende MACO Teamführer und beendete die Verbindung.
„Na dann los, wir haben heute noch einen Tyrannen zu stürzen.“ sagte Saito und strebte Richtung Ausgang.

 Kapitel IV: Marsch durch den Matsch

Lu\'Caan und der Rest seines Teams wateten durch die Pariser Kloake.
Die braune Brühe stand ihnen bis zu den Oberschenkeln und verströmte einen ekelerregenden Geruch.
„Das wird Wochen dauern, bis wir diesen Geruch losgeworden sind.“ stellte Tackleberry fest und rümpfte die Nase hinter seinem Helm. Denn obwohl sie Helme mit Atemasken trugen, schaffte es dieser beissende Gestank, sich dennoch bemerkbar zu machen.
„Ruhe.“ blaffte Lu\'Caan, der die Führung der Kolonne übernommen hatte. Bisher waren sie noch nicht auf irgendwelche Schwierigkeiten gestossen, doch wollte der Efrosianer nicht ihr Glück herausfordern und bestand auf absolute Ruhe.

Zur selben Zeit:
Wachzentrale der Palastwache.

„Glinn, das müssen sie sich mal ansehen.“ meldete einer der Operatoren an den Wachstationen und Überwachungsmonitoren.
„Was ist denn? Ich habe alle Hände voll zu tun, die Rebellen stehen direkt vor unserer Tür und es scheint, als können unsere Truppen sie nicht mehr lange aufhalten. Ich muss die Wachen innerhalb des Palastes verstärken.“ sagte der kommandierende Wachoffizier und schritt dabei zu der Station des Operators.
„Sehen sie das? Da scheint sich jemand durch die Abwasserkanäle zu bewegen. Ich empfange Vier Lebenszeichen und Zwei weitere 250 Meter dahinter.“ meldete der Operator und zeigte dabei auf seinen Monitor.
„Das sind keine Ratten oder?“ fragte der Glinn hoffnungsvoll.
„Nein Sir, dafür bewegen sie sich zu schnell und ihre Wäremausstrahlung ist auch viel höher.“ antwortete der Sensorikoperator.
„Verdammt, wie weit sind sie schon?“
„Sie unterschreiten gerade die Palastmauer.“

Der Glinn riss die Augen auf. Waren die Angreifer schon so weit? Er reagierte sofort.
„Geben sie Eindringlingsalarm und informieren sie Legat Eveks Adjutanten. Der Legat soll fliehen. Danach starten sie die Jagdsonden und schicken sie in die Kanäle. Wird Zeit, dass wir diese Ratten ausräuchern.“ befahl der Glinn und ging zu einem Waffenschrank, um sich einen Disruptor zu holen.
„Sie übernehmen hier, während ich einen Trupp Palastwachen zusammenstelle, um den Thronsaal zu sichern. So wie ich den Legat kenne, wird er bleiben wollen und nicht auf mich hören.“ brüllte der Glinn und stürzte aus der Wachzentrale, um sich den Thronsaalwachen anzuschließen und deren Kommando zu übernehmen. Er wusste, dass die Chancen gering waren, jetzt noch zu siegen. Doch würde er niemals aufgeben.




Unter der Palastmauer.
MACO Team - Alpha

„Soeben haben wir die Palastmauer unterschritten.“ meldete Ensign T\'Rana und blickte von ihrem Tricorder auf.
„Dann kann es nicht mehr weit bis zum Ausgang sein.“ stellte Lu\'Caan freudig fest.
„Gottseidank, dann kommen wir endlich aus diesem Muff raus. Ich habe das Gefühl, dass sich diese Brühe durch meinen Anzug frisst. Ich könnte schwören, die Dämpfe machen Impotent.“ meckerte Tackleberry.
„Was in ihrem Falle ein Segen für die Menschheit wäre.“ giftete Lieutenant T\'Sil, die Feldsanitäterin.
„Hahaha, ich wusste gar nicht, dass ihr Spitzohren auch Humor habt.“ schoss Tackle zurück.
„Haltet endlich die Klappe, oder ich Sorge für die Geburtenregulierung, verdammt.“ sagte Lu\'Caan, konnte sich aber ein Schmunzeln unter seinem Helm nicht verkneifen. Plötzlich fing sein Tricorder Signale auf.
„Drei, sich schnell nähernde Objekte direkt vor uns.“ meldete er und hob sein Gewehr.
Die anderen taten es ihm gleich.

Da sie in dem engen Gang nur hintereinander stehen konnten, befahl Lu\'Caan seinen Leuten auf sein Kommando abzutauchen. Der Gedanke daran, dass sie gleich ihre Köpfe in die Brühe versenken würden, reichte schon aus, um Würgreflexe zu erzeugen. Doch es gab keinen Ausweg. Erstens würde das Wasser ihre Wärmesignatur verringern und die Gegner somit verwirren und zweitens könnte man sie so überraschen. Ein schrilles Heulen, das von kleinen Triebwerken herzurühren schien, erklang und kam immer näher. Plötzlich sahen sie ihre Gegner. Es handelte sich um cardassianische Jagddrohnen, die mit einem Disruptor und Sensoren ausgestattet waren. Als die Drohnen das Team mit ihrem Sensorauge erfassten, schossen sie sofort auf das Team und kamen rasend schnell näher.

„Runter!“ brüllte Lu\'Caan und begab sich ebenfalls unter Wasser. Das Team tat es ihm ohne zu zögern gleich. Die Drohnen, deren Sensoren verwirrt waren, so wie es Lu\'Caan vorausgesehen hatte, schossen über ihre unter Wasser liegenden Köpfe hinweg und den Gang entlang.
„Hoch.“ sagte der Commander und erhob sich.
Die MACOS schossen aus dem Wasser, drehten sich um und feuerten auf die Sonden. Zwei wurden getroffen und fielen funkensprühend und qualmend in das braune Abwasser. Die dritte korrigierte ihre Flugbahn und drehte sich, ihr Disruptor glühte auf, als auch sie getroffen wurde und zischend und gurgelnd ins Wasser fiel. Als der Rauch sich verzogen hatte, stand Zetal mit erhobenem Scharfschützengewehr ein paar Meter vor dem Rest des Teams. Langsam senkte sie die Waffe und kam näher.
„Na da kamen wir ja noch im richtigen Moment. Was?“ stellte Saito, der Zetal gefolgt war, fest.
„Danke für die Hilfe. Aber wo ist Harrison?“ fragte Lu\'Caan.
„Harrison hat es erwischt. Er befindet sich auf der Escort. Sein Zustand ist kritisch. Aber Doc McNamara tut, was sie kann.“ antwortete Zetal.
„So ein Mist.“ stellte der Teamleiter fest.
„Wir sollten aufbrechen und Evek im Namen Harrisons ausräuchern.“ sagte Tackleberry grimmig.
„Sie haben Recht. Zeigen wir diesen Bastarden, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.“ erwiderte Lu\'Caan.
„Huaaaah!“ stimmten die anderen ein und wandten sich wieder um, um endlich den Ausgang aus dieser widerlichen Kloake zu finden.


Kapitel V: Das Ende eines Despoten

Als das Alpha Team im hinteren Teil des Palastgartens aus der Luke stieg, war der größte Teil der Schlacht schon geschlagen. Die Mauer war von McDonalds Truppen durchbrochen worden und im Hof, vor dem Haupteingang des Palastes, stellten sich gerade die Truppen auf, um den Palast zu stürmen. Niemand achtete auf Lu\'Caans Team. Sie schlichen sich von hinten an den Palast an und trafen auf keinerlei Gegenwehr. Sicher hatten sich alle verbliebenen Allianztruppen in den Palast geflüchtet und formierten sich gerade zum letzten Gefecht.

Lu\'Caan hatte einen Plan. Er bedeutete seinem Team, sich um ihn zu versammeln. Aufmerksam hörten sie ihrem Führer zu.
„Wir gehen nicht durch die Halle der Imperatoren im Foyer des Palastes, wie die anderen.“ stellte er fest. „Nein, wir werden uns direkt in den Gang vor dem Thronsaal begeben.“ fuhr er fort und aktivierte den Holoemitter seines Handgelenktricorders. Er rief einen Bauplan des Palastes auf. Wenn die Pläne stimmen, gibt es in dem Gang ein Fenster. Wir nehmen unsere Seilwerfer und steigen an der Außenwand des Gebäudes nach oben, brechen durch die Schiebe und überwältigen die Palastwachen.
„Klingt einfach.“ warf Saito ein.
„Das wird es aber nicht werden. In dem Gang stehen sicher die besten der besten und schützen den Gouverneur. Wir können also mit starker Gegenwehr rechnen, sobald wir durch die Scheibe brechen.“
„Was halten sie davon, wenn ich zuerst da hochgehe, die Scheibe sprenge und zuerst eine Granate reinwerfe?“ schlug Tackleberry vor. „Danach können sie und der Rest des Teams folgen.“
Lu\'Caan nickte.
„So machen wir es. Wir eröffnen sofort das Feuer, wenn wir im Gang sind und verteilen uns so gut wie es geht. Wir können auch damit rechnen, dass uns Eliteeinheiten der Klingonen erwarten und die kämpfen am liebsten im Nahkampf mit ihren Klingen. Bereiten sie sich also auch darauf vor.“ entschied der Commander. Das ganze Team nickte bestätigend und machte sich für den Aufstieg an der Mauer des Palastes bereit. Aus ihren Gürtelfächern brachten sie kleine zylindrische Geräte mit einem Haken an deren Kopfende zum Vorschein. Tackleberry zielte bereits auf ein Sims, unmittelbar unter dem Fenster, durch das sie durchzubrechen gedachten. Mit einem Zischen löste sich der Haken an der Spitze des Zylinders und schoss in die Luft. Hinter sich zog er ein dünnes Polyduraniumseil  her, das mit dem Griff verbunden war. Schließlich schlug der Haken in das Sims ein und verkantete sich im Mauerwerk. Tackleberry schob den Zylinder in eine Haltevorrichtung am unteren, linken Handgelenk und ließ es einrasten. Als er dem Gerät befahl, das Kabel einzuziehen, erhob er sich langsam in die Luft und näherte sich dem Sims. Die anderen Teammitglieder ließen ihm einen kleinen Vorsprung, bevor sie sich ihm anschlossen. Zwei Minuten später hing Tackleberry unter dem Sims und spähte darüber hinweg. Im Gang war niemand zu sehen, offensichtlich hatten sich die Wachen um die Eingangstür zum Thronsaal aufgestellt und warteten dort auf die Angreifer. Also öffnete er ein weiteres Fach an seiner Rüstung und brachte mit seiner rechten Hand ein kleines Päckchen mit einer Mikrosprengladung zum Vorschein. Mit einem Saugnapf befestigte er es an der Scheibe und aktivierte es. Er stellte den Zünder auf 20 Sekunden ein, um genug Zeit zu haben, eine Photonengranate bereit zu machen und sich wieder einige Meter nach unten abzuseilen, um der kleinen Explosion und den Glassplittern zu entgehen. Nur zur Sicherheit. Er hatte bereits die Granate in der Hand, als das kleine Sprengpacket explodierte und die Scheibe in Tausend Splitter zerspringen ließ. Das Glas rieselte, wie Schnee nach unten und traf auf seine Rüstung und seine Kameraden, aber ohne einen Schaden anzurichten. Man konnte bereits aus dem Inneren des Palastes Geschrei hören und Tackleberry bemerkte, wie sich einige Soldaten um die Fensteröffnung versammelten um zu sehen, was das war. Er entsicherte die Granate und warf sie durch das Loch.
„Narren. Macht es mir doch noch einfacher.“ dachte er und wartete auf panisches Geschrei, das nicht ausblieb.
„Granate!“ hörte er und musste Lächeln.
Der Warnung folgte eine Explosion, die sich nach außen entlud und über den Köpfen der MACOs verpuffte. Lautes Geschrei und andere Geräusche des Todes drangen an die Sonicrezeptoren der MACO Helme.
Inzwischen, waren auch die anderen Teammitglieder zu Tackleberry aufgeschlossen und gemeinsam setzten sie zum abschließenden Aufstieg an. Sie passierten das Sims und ließen sich durch das Fenster fallen, rollten sich ab und eröffneten sofort das Feuer auf die noch verwirrten und teilweise verletzten Wachen. Dennoch schlug ihnen starke Gegenwehr entgegen. Grüne und Gelbe Disruptorstrahlen schlugen ihnen entgegen und da der Gang keine Deckung aufwies, gingen auch ein paar von Lu\'Caans Leuten zu Boden, rappelten sich aber Gottseidank wieder auf, da ihre Rüstungen große Teile der destruktiven Energie absorbierten. Dennoch mussten sie sich beeilen, da die Rüstungen nicht ewig die Treffer kompensieren konnten. Ein wildes Feuergefecht entbrannte und ein Wächter nach dem anderen fiel, was es den anderen schwer machte, vorzurücken. Darauf baute Lu\'Caan. Er kniete mitten im Gang und scherte sich nicht um die an ihm vorbeipfeifenden Strahlen und schoss mit stoischer Ruhe einen Gegner nach dem anderen nieder. Tackleberry wurde an der Kniescheibe getroffen und die Rüstung konnte an dieser Stelle nicht mehr die Energie absorbieren, sodass die Plattierung aufglühte und durchstossen wurde. Der Strahl traf auf sein Knie und versengte ihm die Haut. Noch während er zu Boden ging, machte sich T\'Sil daran, sich ihm zu nähern, um ihn zu versorgen. Saito begab sich ebenfalls auf Tackles Position, um ihn und T\'Sil zu decken. Lieutenant Tiranna Zetal lag mit dem Bauch auf dem Boden und Blickte durch ihr Zielfernrohr. Sie erfasste den cardassianischen Commander des Wachbattalions, der gerade mit einem klingonischen Disruptor und mit seinem eigenen auf Lu\'Caan anlegte und feuern wollte. Doch er kam nicht mehr dazu. Präzise, wie ein schweizer Uhrwerk schnitt Zetals Phaserstrahl durch die Luft und traf den Cardassianer in die Brust, der sich schreiend verkrampfte und gegen die Thronsaaltür geschleudert wurde. Danach sank er leblos an der Tür herunter und blieb reglos liegen.

Als seine Untergebenen merkten, was geschehen war, wurden sie noch ein letztes Mal angestachelt und verstärkten ihren Angriff. Langsam wurde es eng, für die MACOs, die klingonischen Krieger des Wachbattalions ließen die Disruptoren Fallen und zogen ihre Messer, stürmten auf den MACO Trupp der I.S.S. Escort zu. Es gelang den MACOs noch, den einen oder anderen Klingonen zu Fall zu bringen, doch bei weitem nicht alle. Schließlich erreichten die ersten Klingonen Lu\'Caan. Dieser stellte sich ihnen entgegen und hieb dem ersten den Kolben seines Gewehrs ins Gesicht, welches in der Mitte zerbrach und ein lautes Knacken zu hören war, als die Schädeldecke des Klingonen brach. Mit einem dumpfen Stöhnen ging dieser zu Boden. Es brauchte schon eine brachiale Gewalt, um den Schädel eines Klingonen zu brechen, doch Lu\'Caan hatte der Kampfrausch gepackt. Der Efrosianer tobte wie wild und kämpfte wie eine Bestie gegen die Klingonen. Zetal sorgte von hinten für seine  Deckung. Lu\'Caan wirbelte wie ein Tornado durch die Reihen der Klingonen und bekämpfte sie mit Fußtritten, Würfen und Faustschlägen der erfrosianischen Kampfsportart Mo\'Luta\'Do. Die Klingonen hatten ihm kaum etwas entgegenzusetzen. Bis ein fast zwei Meter fünfzig großer Klingone mit zwei erhobenen Megh\'leths auf ihn zu trat und sich ihm stellte.
„Feuer einstellen! Das Bürchschen gehört mir.“ knurrte Lu\'Caan und zog seinerseits das Kurzschwert der MACOS. Tackleberry, der noch immer verletzt am Boden lag, machte unbemerkt eine weitere Granate scharf, hielt allerdings die Sicherung aktiviert.

Lu\'Caan und der Klingone umkreisten sich und ließen sich keine Sekunde aus den Augen.
„Ihr dreckigen Rebellen, werdet den Tag verfluchen, an dem ihr euch gegen uns erhoben habt.“ knurrte der Klingone mit den vielen Narben im Gesicht und auf den nackten Armen, um seinen Hals hingen menschliche Fingerknochen, voller Verachtung.
„Sieh an, es kann reden.“ erwiderte Lu\'Caan, zog seinen Helm ab und warf ihn T\'Rana zu, die ihn auffing.
Nun standen sich die beiden Auge in Auge gegenüber.
„Kannst du auch noch was anderes, als im Kreis laufen, du wandelnde Muckibude?“ schmähte der Efrosianer, um den Klingonen zum Angriff zu bewegen. Dieser blieb nicht aus. Mit einem gewaltigen Kampfgebrüll stürzten die beiden Megh\'lethklingen auf Lu\'Caan herab. Dieser konnte gerade noch parieren, indem er seine Klinge über den Kopf erhob. Dennoch, ließ ihn die Wucht des Schlages einknicken. Er kam allerdings schnell auf die Beine, führte einen Rückhandschlag und danach einen Vorhandschlag und trieb den Klingonen, der Mühe mit dem parieren hatte, vor sich her. Die Schlagfrequenz steigerte sich zusehends und das metallische Klirren, schwang durch die Luft, der Klingone bevorzugte eine hohe Deckung und hatte einen stabilen Stand. Dennoch bewegte er sich langsam, wenn auch kraftvoll. Lu\'Caan hingegen tänzelte, ließ die Klinge wirbeln und gleiten, kaum hatte sein Fuß den Boden berührt, war er auch schon wieder in der Luft. Der Klingone kam damit nicht klar und wurde immer müder. Lu\'Caan setzte wohl darauf, dass der Krieger irgendwann müde werden würde. Er verpasste dem Krieger einen Fußtritt und wirbelte herum, um gleich darauf die Klinge folgen zu lassen. Die Klinge durchbrach die Deckung des Kriegers und schnitt in dessen Arm eine tiefe Wunde. Dieser knurrte nur verhalten und versuchte durch Schläge von Rechts und Links, den Kopf des Commanders zu treffen. Lu\'Caan duckte sich, ließ die Klingen über sich hinweg sausen, sprang aus der Hocke auf, drehte sich im Halbkreis, um hinter den Rücken des Klingonen zu gelangen, der einige Schritte nach vorne machte. Dieser merkte nicht, dass er gerade an Lu\'Caan vorbei gerannt war und bezahlte für diesen Fehler mit dem Leben. Der efrosianische Commander drehte sich wieder in einem Halbkreis um und stach dem Klingonen mit der Klinge von hinten in den Hals. Der Soldat riss die Augen auf und schaute an sich herab, wo auf Kehlenhöhe die silberne Klinge des Efrosianers aufblitzte. Gurgelnd und vor Wut schäumend hing der Klingone an der Klinge, bis Lu\'Caan ihn erlöste und mit einem Tritt in den Rücken des Klingonen seine Klinge befreite. Der Krieger war noch nicht auf dem Boden aufgeschlagen, als alles sehr schnell ging. Lu\'Caan schob sein Schwert in seine Scheide, ging in Deckung, ebenso die anderen und Tackleberry warf seine Granate auf den Rest der übrig gebliebenen Palastwachen.
Eine Explosion verzehrte sie und vaporisierte innerhalb von Bruchteilen ihre Körper.

Als sich der Qualm verzogen hatte, gab es in dem langen Gang nur noch MACOs.
„Eins zu Null für uns.“ sagte Tackle schnaufend und schmerzverzerrt, während T\'Sil eine Brandsalbe auf sein Knie strich und mit dem Hautregenerator hantierte und hob seinen Daumen. Lu\'Caan schaute zu ihm und nickte.
„Gut reagiert, Lieutenant.“ sagte er anerkennend und rappelte sich auf.
„Ich schätze, der Gouverneur wird nicht herauskommen oder?“ fragte T\'Sil.
Lu\'Caan schüttelte den Kopf. „Nein, der gehört unseren Bossen. Aber vielleicht wagt er ja doch noch einen kleinen Ausfall.“ antwortete er und tippte auf sein Handgelenk.
„MACO Team Alpha an Escort. Wir haben den Zugang zum imperialen Thronsaal freigelegt. Erbitten weitere Befehle.“ meldete Lu\'Caan und wartete ungeduldig auf eine Antwort.
„Belar hier. Ausgezeichnet Commander. Sammeln sie ihre MACOs und halten sie die Stellung. Ich werde mich ihnen in einer Viertel Stunde anschliessen.“ befahl der Admiral, hörbar zufrieden und beendete die Verbindung.  


Kapitel VI: Terra Victoria

Zwanzig Minuten später, materialisierten der Großadmiral und Lieutenant Commander Tailany Ro\'Shell im Gang vor dem Thronsaal. Das komplette MACO Alpha Kontingent der Escort, insgesamt 25 Mann, hatte sich inzwischen in dem Gang eingefunden und verteidigte ihn. Der Admiral schaute sich um und stellte zufrieden und anerkennend fest, dass das Imperium nur wenige Verluste zu beklagen hatte. Ganz im Gegensatz zur Allianz.
Lieutenant Commander Lu\'Caan schritt ihm entgegen, schlug sich mit der Faust auf die Brust und erhob den Arm zum imperialen Gruß.

„Sir,  wir   haben   vollständig   gesiegt.  Vor   zwanzig  Minuten, kurz nach unserem Gespräch   versuchte  Evek einen Ausfall und verlor alle seiner übrig gebliebenen Männer. Er schaffte es jedoch sich wieder in den Saal zurückzuziehen und verschanzte sich dort. Die Tür ist verriegelt und
durch ein Kraftfeld gesichert. Wir versuchen gerade es zu deaktivieren und die Tür zu sprengen.“ sagte Lu’Caan stolz.

„Sehr gut. Commander. Sichert das Kraftfeld nur die Tür?“
„Ja Sir, dieses Kraftfeld wird anscheinend durch einen Generator gespeist, den wir nicht zerstört haben. Die Hauptenergie ist ausgefallen.“
„Dann  werde   ich  mich   da   jetzt   reinbeamen   und  mich   seiner   annehmen.  Seine Herrschaft endet hier und heute.“ verkündete der Admiral.
„Sir,   ich  möchte   davon   abraten.  Evek   ist   ein   ernstzunehmender  Gegner.“ warf Lu’Caan besorgt ein.
Belar winkte ab.
„Machen   sie   sich   keine   Sorgen.   Ich   habe   eine   hochmoderne  Rüstung   an, bin bewaffnet, kann kämpfen und Tailany wird mich begleiten. Ich habe alle Vorteile auf meiner Seite.“
Lu’Caan nahm Haltung an und blickte starr geradeaus.
„Selbstverständlich, Sir. Ich wollte sie nicht beleidigen.“ sagte er unterwürfig.
„Keine Sorge Commander. Wenn sie mich beleidigt hätten, würden sie schon nicht mehr leben. Sie leisten gute Arbeit und ich will, dass sie auch weiterhin gute Arbeit leisten und dazu brauche ich sie lebend.“

Der  Commander  versteifte sich noch weiter.  Es war  erstaunlich,  dass  dies noch möglich war.
„Ja Sir, danke Sir.“
Belar wandte sich an Tailany, die noch immer ihr Visier geschlossen hatte.
„Ich   liebe   Speichellecker“   sagte   Belar   und   lächelte   amüsiert.   Dies   war   seine
Sternstunde und niemand würde sie ihm jetzt noch wegnehmen können. Er betätigte seinen Kommunikator.
„Belar   an  Escort.   Initiieren   sie   einen  Ort   zu  Ort   Transport   vom Gang   vor   dem Thronsaal   in den Thronsaal.“ befahl  er.  Tailany zog  ihren romulanischen Disruptor und überprüfte ihn noch einmal.
„Verstanden. Ich beame jetzt.“ erklang die Stimme des Transporterchiefs der Escort.
Belar und die Andorianerin lösten sich augenblicklich in einem blauen Flirren auf und verschwanden, nur um ein paar Sekunden später an anderer Stelle zu erscheinen.

Da   stand   er,   Legat  Evek,   der   Intendant   über   die  Erde   und  wartete   auf   seinen Scharfrichter. Mit gezogenem Disruptor stellte er sich den beiden Neuankömmlingen entgegen. Schweiß stand auf seiner Stirn. Seine Augen waren gerötet und geweitet. Er hatte Angst, doch kämpfte er beharrlich seine Angst nieder. Belar schritt langsam auf ihn zu und zeigte ein Selbstvertrauen, das einem Klingonen alle Ehre gemacht hätte.
„Es war dumm von ihnen,  sich hier her zu begeben. Diesen Fehler werden sie mit dem Leben bezahlen, Admiral.“ sagte Evek.
„Meinen sie?“ entgegnete Belar nur.
Evek betätigte den Auslöser seines Disruptors und nichts geschah. Die Energiezelle war  leer.  Ungläubig starrte er die Waffe und dann Belar an,  der sich immer weiter näherte und  ihn schon  fast  erreicht  hatte.  Diese  treue Waffe,  die  ihn sein ganzes militärisches   Leben   begleitet   hatte,   versagte   nun   im wichtigsten  Moment   seines Lebens. Das Universum hatte in der Tat Humor. Er stolperte einige Schritte zurück und blieb am Stufenabsatz zum Thron stehen. Perfekt, jetzt hatte Belar ihn genau da, wo er ihn haben wollte. Er zog seinen Phaser und schoß dem Cardassianer ohne zu zögern beide Kniescheiben weg. Qualm und der Geruch von verbrannten Knochen trat  aus den Löchern.  Unter  Schmerzenschreien brach der  Cardassianer  auf  die Knie, welche nicht mehr vorhanden waren und schrie bitterlich. Belar steckte den Phaser zurück ins Holster und setzte seinen Weg in langsamen Schritten  fort.  Als er  den Legaten erreicht  hatte,  ging er   in die Hocke,  zog seinen rechten Handschuh aus und entblößte seine Positronische Prothese. Er packte den Hals des Cardassianers und drückte zu.  Dieser   röchelte und  rang verzweifelt  um Luft.
„Belar!“

Der Admiral ließ von dem Legaten ab und drehte sich um. Im Saal standen plötzlich
Großadmiral   Julian   Bashir   und  Großadmiral  Miles   Edward  O’Brien.   Sie   wollten
diesem historischen Moment ebenfalls beiwohnen. O’Brien war es, der den Admiral unterbrochen hatte und schien verärgert zu sein, Er ging auf Belar zu und stellte sich ihm gegenüber.
„Ich beglückwünsche sie zu  ihrem Sieg,  Admiral.  Aber  waren diese Maßnahmen denn notwenig?  Ich spreche von der  Exekution der  Familien der  Allianzoffiziere.“ sagte   O’Brien   der   enttäuscht   darüber   war,   dass   ein   weiteres   Kapitel   der Erdgeschichte mit Blut geschrieben wurde. Belar schaute ihn fragend an und zeigte dann auf Evek.
„Ich habe alles getan, um das zu verhindern. Evek hatte es darauf angelegt.“
„Ach kommen sie J.J. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass sie wussten, dass Evek nicht  auf diesen Handel einsteigen würde und haben es genossen.“ stellte O’Brien wütend fest. Belar blickte zu Bashir, der mit einem Nicken seine Zustimmung für das nun folgende gab.
„Sie haben Recht, aber ich habe es nicht so genossen, wie das hier.“
Blitzschnell zog er sein Schwert und rammte es O’Brien in den Bauch, welcher mit weit aufgerissen Augen zusammenbrach. Ein gnädiger Tot, der sofort eintrat. Seine Leibwache wollte eingreifen, wurde aber von Bashirs MACOs und Tailany in Schach gehalten. Keiner der Soldaten traute sich einzugreifen. Als O’Brien auf dem Boden lag und der Teppich sich mit seinem Blut vollsog, zog Belar langsam sein Schwert aus der Wunde, reinigte es am Teppich und schob es in seine Scheide zurück. Bashir trat an Belar und O’Briens Leiche vorbei, erklomm die Stufen zum Thron des Imperators und nahm würdevoll  darin platz.  Schließlich  legte er  die Füße auf  den Schreibtisch.
„Terra Victoria“ sagte er feierlich.
„In der  Tat,  mein  Imperator.“  stimmte Belar  zu und vollführte zusammen mit  allen
anwesenden den imperialen Gruß.
„Lang lebe der Imperator.“ rezitierten sie alle im Chor.





Kapitel VII: Der Tag danach

Am darauf folgenden Tag hatte Bashir angeordnet, dass zur Feier der Rückeroberung, der Erde, der Palast für Besucher geöffnet wurde. Bashir, Belar und einige andere Würdenträger ließen sich vom Volk der Erde huldigen und genossen den Zuspruch der Bevölkerung von einem Balkon aus, dessen Geländer eine Rote Fahne mit dem goldenen Symbol des Terranischen Imperiums verzierte. Nachdem die alte Hymne des Empire verklungen war und das Volk ausgesungen hatte, trat auf dem Platz vor dem Palast Ruhe ein. Auf dem Platz hatten sich 20.000 Erdenbürger, die aus der Sklaverei nun endlich befreit waren, eingefunden, um der Geburtsstunde eines neuen, stärkeren Imperiums beizuwohnen. Natürlich wurde dieser historische Moment auch per Holoübertragung und Newschannels in den Rest der Welt übertragen, sogar nach Vulkan und in die noch von der Allianz besetzten Welten, konnte ein Signal ausgesendet werden. Es war für Bashir vorallem wichtig, dass Welten wie Andoria und Tellar wieder Hoffnung bekamen. Auch ihre Befreiung würde bald stattfinden. Und insgeheim hoffte der neue Imperator, dass die unterdrückten Völker durch diese Botschaft, dazu angehalten würden, Widerstand zu leisten.

Bashir genoss für einen kurzen Moment die Ruhe, bis er schließlich an das Geländer schritt und die Hand erhob.
„Volk der Erde. Heute ist ein Tag der Freude, für alle Menschen in der Galaxis. Die Erde ist nun endlich wieder unser. Lange haben wir unter der Tyrannei und davor unter der Misswirtschaft der letzten Imperatoren gelitten. Doch diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Ich verspreche euch, dass nie wieder ein uns angeschlossenes Volk unterdrückt wird, das sich uns freiwillig anschließt, wie wir es einst mit den Vulkaniern gemacht haben. Dieses neue Imperium wird stark durch seine Vielfalt sein. Und wir werden zusammen mit unseren neuen Freunden, den Romulanern ein Reich errichten, das diese Galaxis noch nie gesehen hat. Eine neue, friedliche und goldene Ära soll für alle Kinder des neuen terranischen Imperiums, am heutigen Tage beginnen.“ sagte Bashir und erntete stürmischen Jubel. Als der Jubel endete, fuhr er fort.
„Noch müssen wir allerdings kämpfen, um unsere Freunde, die Andorianer, die Trill und die Tellariten zu befreien, aber mithilfe unserer neuen Flotte und dem Umstand, dass sich die Allianz noch immer in Nachfolgestreittigkeiten und Bürgerkriege verstrickt, wird es uns ein leichtes sein, all das was wir verloren haben, zurückzuerlangen.“

Erneuter Jubel brandete auf und Belar nutzte die Gelegenheit, neben den Imperator zu treten. Bashir verschwieg dem Volk, dass er keineswegs vorhatte nach der Rückeroberung der imperialen Kernwelten, die Föderation anzugreifen, doch alles andere meinte er aufrichtig.

„Volk der Erde. Mit sofortiger Wirkung ernenne ich Großadmiral Joran Jakur Belar, zum Oberkommandierenden der imperialen Flotte. Ihm vertrauen wir unsere Zukunft an.“ sagte Bashir und schüttelte dem Admiral die Hand. Dieser erwiderte die Geste und wandte sich dann seinerseits ans Volk.

„Meine Freunde. In diesem Moment werden auf geheimen Stützpunkten, überall im Quadranten weitere Schiffe entwickelt und gebaut. Die Flotte, welche gestern die Allianzstreitmacht hinweggefegt hat, war nur ein Anfang. Ich verspreche euch, dass wir in Kürze wieder die volle Gewalt über den Alpha Quadranten erlangen werden. Diesen Eid lege ich hier und heute ab und ihr seid meine Zeugen. Die Allianz wird unter unserem Zorn zerschmettert werden. NIE WIEDER SKLAVEREI.“ intonierte er und hob die Faust zum imperialen Gruß. Auch er erntete frenetischen Jubel und genoss ihn sichtlich, denn er wusste, dass eine weitere Etappe seiner Pläne nun hinter ihm lag. Er überließ wieder Bashir den Platz am Geländer und zog sich in das Innere des Gebäudes zurück, denn er hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen.

Auf dem Platz marschierten die MACO Truppen auf und bildeten bis zu einer Wand, zu beiden Seiten des Weges eine Lange Reihe vom Eingang bis zur Mauer. Schließlich öffneten sich die Tore und Legat Evek wurde, gefolgt von Belar, von zwei MACOs der Escort durch die Reihen der anderen MACOs geführt. Man zerrte ihn humpelnd und notdürftig versorgt an die Wand und stellte ihn dort auf. Aus den Reihen der MACOs, deren Rüstungen blank poliert waren, lösten sich weitere Soldaten und stellten sich in einer Reihe vor dem ehemaligen Gouverneur der Erde auf. Belar, der eine Galauniform trug, zog sein Katana und hielt es in die Luft. Seinen blick richtete er auf Bashir.
„Zur Feier des Tages, mache ich, Julian Bashir der Erste, dem Volk der Erde ein Geschenk. Ich schenke euch das Leben von Legat Evek, dem Tyrannen, dem ihr so lange Zeit ausgeliefert wart. Admiral Belar, fahren sie fort.“ sagte er nickend.

Der Admiral nickte ebenfalls und richtete dann seine Aufmerksamkeit an die MACOs.
„MACOs, leeeeeegt an!“
Die MACOs erhoben ihre Phasergewehre und warteten auf weitere Befehle. Evek schloss die Augen und atmete ruhig und gleichmäßig. Belar ließ sich Zeit. Nach einer gefühlten Ewigkeit sank die Klinge des Schwertes zu Boden.
„Geeeebt Feuer!“  
Im selben Moment lösten sich sieben rote Phaserstrahlen aus den Läufen der auf Evek gerichteten Gewehre und schlugen in dessen Brust ein. Augenblicklich sank er in sich zusammen und stürzte zu Boden. Belar hatte Respekt vor Evek, der ein würdiger Gegner war und soweit er wusste, bei weitem nicht der Tyrann war, als den ihn Bashir hinstellen wollte. Belar wollte ihn Leben lassen, da er sie sicher mit wertvollen Informationen über die Allianz versorgen konnte, doch Bashir bestand auf seiner Hinrichtung, was Belar sehr bedauerte.
„Zurück ins Glied.“ befahl er seinen Soldaten und wandte sich dann zum Imperator um.
„Ich melde, eure Befehle wurden ausgeführt, Mein Imperator.“ sagte er und grüßte erneut.

Die Menge jubelte.
„Diese Narren, haben einen Tyrannen durch einen anderen ersetzt. Aber ich werde es besser machen. Die Zeit wir kommen.“ dachte er und schritt würdevoll die lange Reihe der MACOs ab und verschwand wieder im Inneren des Palastes.

Kapitel VIII: Abendrot

Langsam versank die Sonne hinter Paris und tauchte den Eifelturm in ein goldenes Licht. Auf dem Vorplatz des Palastes kehrte langsam Ruhe ein, das Volk hatte den ganzen Tag ausgelassen gefeiert, während Belar und Bashir bereits wieder über ihren Plänen brüteten. Als Belar den Thronsaal verließ, war er müde und sehnte sich nur noch nach einem Bett. Er wollte zurück auf die Escort, doch Bashir wies ihm im Palast ein großräumiges Quartier mit angeschlossenem Büro zu. Dies sollte nun sein Arbeitsbereich werden. Die Escort würde er als Flaggschiff behalten, doch DOMINANCE ONE verlor er an Fleetadmiral S.T. Sovrane, den er bis aufs Blut hasste. Sein letzter Befehl an den Fleetadmiral war, so schnell wie möglich, die I.S.S. Titan auf ihren geplanten Dimensionssprung vorzubereiten. Dies war ein Testdurchlauf, um zu sehen ob man mit einem Schiff, das andere Universum erreichen konnte. Dazu wurde, O\'Briens Transportervorrichtung vergrößert und in die Hauptdeflektorschüssel eines Schiffes integriert. Wenn alles wie geplant funktionierte, würde das Schiff dann in der Lage sein, mit einem geb
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Max

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Der 2. SF3DFF-Storycontest - Thread für Geschichten
« Antwort #6 am: 22.12.09, 11:26 »
So, jetzt habe ich meinen Wettbewerbsbeitrag doch noch fertig stellen können.

.: Hier :. ist die Geschichte als pdf-Download verfügbar.

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Cherem


Nicht in einer Nacht hatte Elisabeth Sternlein ruhigen Schlaf finden können, seitdem die UFOs über der Stadt lagen. Das durch die Schlitze der Jalousien einfallende Licht störte sie. Wenn Sternlein im Bett lag, sah sie die weißlichen Lichter in Streifenmustern auf den Flächen der Tür, der Schränke und der Wand bald zittern, bald tanzen. Den Blick davon abzuwenden, war ihr unmöglich. Einmal hatte sie eine alte, schmutzige Decke herausgesucht und sie an den Fensterrahmen genagelt. Das Licht war vom Stoff so weit geschluckt worden, dass der blasse Restschimmer nicht im Raum wiederschien. Doch da sie gewusst hatte, dass dort draußen, vor ihrem Fenster, etwas geschah, riss sie diesen Vorhang am nächsten Morgen wieder ab. Abermals lag Sternlein wie die Wochen zuvor jeden Abend und jede Nacht so lange wach, bis sie vor Erschöpfung der Schlaf umfing.
Oft war es Lärm von der Straße, der sie am nächsten Morgen weckte. Die Freude darüber, sich nicht an den Traum der vergangenen Nacht erinnern zu können, lenkte sie von den Schmerzen des verspannten Nackens ab, von der erdrückenden Last einer auf sie eindrängenden Welt und von einer in Form von außerirdischen Fluggeräten real gewordenen, ungewissen Zukunft.

In dieser Nacht zum ersten September des Jahres 2050 hatte Elisabeth solange die bestrahlte Wand ihrer Wohnung angestarrt, bis sie in sich das Gefühl als Gewissheit verspürt hatte, das Sonnenlicht habe sich so stark durch den morgendlichen Dunst gekämpft, dass es die künstlichen Strahlen des UFOs abgelöst hatte.
›Zwei Wochen‹, dachte sie bei sich, wie automatisch.

Als Elisabeth, mit nur zwei Finger am klebrigen Handlauf entlangtastend, den unteren Treppenabsatz erreicht hatte, hörte sie aus der Nische bei den Eingängen der Etage, die nicht vom Licht der Ganglampe erreicht wurde, ein Poltern. Es war einer ihrer Nachbarn.
»Fräulein Elisabeth!« versetzte er; es gab sogar Tage, da mochte sie seine dunkle, rauchige Stimme.
»Ich hoffe, Sie konnten die Nacht gut schlafen? Dieses Miauen!« fuhr er fort, nachdem sie eine Weile still geblieben war. »Ich«, sagte er und trat aus der Dunkelheit; sie konnte sein altes, faltiges, haarloses Gesicht, seine unterlaufenen Augäpfel sehen, »ich bin jetzt dazu über gegangen, auf die Viecher zu schießen. Wissen Sie, von meinem Fenster aus hat man einen guten Blick auf die niedere Brandmauer. Dort sitzen sie dann; ich muss nur ein wenig nach oben zielen und das Licht der Scheiben macht die Ecke taghell.«
Der zu einem falschen Lächeln aufgerissene Mund gab den Blick auf gelbliche Zähne frei, die wie morsches Gestein schief aneinander standen. Sie hörte ihm zu und überlegte, ob sie in den letzten Nächten tatsächlich Schüsse gehört hatte, eigentlich nahm sie ihn aber nicht ernst; sie wunderte sich, dass er immer noch hier in diesem Haus wohnte.
»Ja wirklich?«, fragte sie.
Er grinste, presste die Lippen zusammen und ahmte dann einen Schuss nach, indem er die zurückgehaltene Atemluft mit einem plosiven Laut hinaus drückte.
Sie rang sich ein gequältes Lächeln ab und blickte gewollt wie beiläufig in Richtung Haustür.
»Wo geht es hin, Fräulein Elisabeth?«
»Ich«, wand sie sich etwas, »ich treffe mich mit ein paar Freunden.«
Er machte ein betroffenes Gesicht.
»Oh«, seufzte er. »Ja, schlimme Zeiten sind das.« Er wollte näher an sie herantreten, streckte seine Hand aus, ihren Unterarm zu fassen, doch Elisabeth zuckte zurück und kam sich wie ertappt vor.
»Ach wissen Sie...«, sagte sie rasch und voll einer Scham, die sie selbst nicht ganz begriff. Er indes ließ von seinem Vorhaben ab.
»Schlimme Zeiten. Dass man einen Menschen wie Sie einfach von hier wegholt«, hob er wieder an, »so freundlich, so jung. So schön.«
Hinter den letzten Worten verbarg sich mehr; mehr noch als das lüsterne Kratzen seines Tonfalls offenbarte. Elisabeth fand höfliche Worte, in erster Linie beeilte sie sich jedoch, das Treppenhaus verlassen zu können. Wie fröhlich klang das Klappern ihrer Schuhe auf den Stufen, den letzten Absatz sprang sie entgegen ihrer Gewohnheit und nachdem sie die Haustüre hinter sich geschlossen hatte, verfiel sie in ein merkwürdiges Laufen, vorbei an den steilen, einheitlich grauen Fassaden der Häuser. Sie spürte die laue Luft, die ihre Haare wehen ließ; der Nacken schmerzte. Erst zwei Straßenblocks später verlangsamte sie ihre Flucht, schon sah sie die Leuchtbuchstaben des Clubs.


Jonas lehnte sich verschwörerisch vor, sprach aber weiter störend laut.
»Das ist alles nur ein Trick, Leute!«, schrie er beinahe und tat so, als wäre er gerade zu einer ungeheuren, neuartigen Erkenntnis gelangt. »Die UFOs sind nicht echt. Die haben sich das ausgedacht, um uns zu täuschen. Und ihr glaubt ihnen das!«
»Aber du bist ja viel klüger, Jonas!«, sagte jemand.
Sternlein musste unvermittelt ein wenig zusammenzucken, als Jonas in seinem angetrunkenen Zustand Hemmungen vergas, die in ihr noch wirkten. Jonas indes fuhr fort.
»Ja, ja! Die halten uns für blöd. Von wegen: ›Sozial-gerechte Ausgleichsmigration‹. Das sind Deportationen!«
Bei diesen Worten ergriff Lea Elisabeths Hand und flüsterte ihr zu.
»Hör nicht darauf.« Sie rief etwas zu Jonas hinüber, doch es gelang ihr nicht, seinen Monolog zu unterbrechen.
»Das ist doch eine geniale Ablenkung. Denn niemand kümmert sich doch im Moment um die alte Nachbarin, die heute morgen ausquartiert wurde. Alle schauen nach oben. Keiner will den Moment verpassen, wenn die Außerirdischen landen. Was interessiert sie da noch die Greisin, der Behinderte oder der Alkoholiker von nebenan, wenn sie abgeholt werden?«
Tom mischte sich ein, indem er den inzwischen wild gestikulierendem Jonas packte, ihm den Arm nach unten drückte. Elisabeth fühlte sich von Minute zu Minute unwohler. Im Gegensatz zu Jonas sprach Tom leiser, aber dennoch eingängig.
»Halt doch dein Maul. Was willst du?« Er hielt kurz inne, auch Jonas schwieg jetzt, überrascht von dieser Gegenwehr. Bevor sie wieder in ihr Glas starrte, blickte Elisabeth kurz in Toms Gesicht. Seine Augen sprangen rasch von links nach rechts, sie glaubte, er denke angestrengt nach. Immer noch umklammerte er den linken Arm Jonas’, presste ihn so fest, dass Jonas sich wand.
»Sei doch froh, dass du das ganze Pack nicht mehr um dich herum hast«, sagte Tom schließlich ohne Not. Obwohl Sternlein seine Worte einzuschätzen wusste, schmerzte es, sie aus seinem Mund zu hören.
»Irgendwas lässt sich doch finden, Elisabeth«, flüsterte Lea; die beiden jungen Frauen bildeten im Kreis der Freunde nun soetwas wie eine kleine, eigene Gesprächsgruppe, ungestört und ignoriert. »Beim Amt für Öffentlichkeitsarbeit.«
»Volksverhetzer!«, rief Jonas.
»Da gibt es sicher was, es muss ja nichts großes sein«, meinte Lea, nun eindringlicher, indem sie Sternleins Hand leicht zu drücken begann. »Sobald du eine Arbeit vorweisen kannst, darfst du ja bleiben. Und wenn du bei der Arbeit nicht bleiben möchtest« – sie sah Elisabeth kurz in die Augen – »... nicht bleiben kannst, brichst du sie eben ab. Dann hast du immerhin wieder sechs Monate gewonnen, bis sie dich...«
Sie ließ den Satz unvollendet.

Draußen war es kalt.
Sie bog in die letzte Straße ein, nur noch wenige Schritte und sie hätte die Eingangstür erreicht.
Doch – als besäße sie einen eigenen Sinn, der sie befähigen würde, in der Dunkelheit Bewegungen zu erspüren – da blieb sie plötzlich stehen. Es dauerte ein paar Sekunden, dann drehte sie sich nach rechts und ging langsam in die kleine Nebengasse, die das Wohngebäude von der Brandmauer trennte. Und tatsächlich: als Elisabeth etwa vier Meter hineingeschritten war, hörte sie das Quieken einer aufgescheuchten Ratte, das Rascheln ihrer Flucht und schließlich Stille. Das UFO über Sternlein drehte seine Runde und in die Gasse fiel Licht. Am Fuße der Brandmauer lag etwas. Elisabeth trat näher, um zu sehen, was es war. Sie zuckte zusammen: ein verwesender Kadaver einer Katze.
Obwohl sie sich wünschte, diesen Anblick zu vergessen oder gerade deswegen, hatte er sich augenblicklich in ihr Gedächtnis gebrannt; das leicht geöffnete Maul, aus dem zwischen den kleinen Zähnchen Insekten krabbelten, das verklebte Fell und der bereits halb zersetzte Schenkel des Hinterlaufs, aus dem neben blutigem, Maden-durchsetztem Fleisch der blanke Knochen hervorragte.
Beinahe hätte sie sich übergeben und doch: ein Zwang tief in ihrem Inneren nötigte Elisabeth zu einem weiteren Blick: Sie wollte sehen, ob es bei dem verendeten Tier eine Schusswunde gab. In der Bestürzung hatte Elisabeth beide Hände fest vor die Augen gepresst. Ihr fiel gar nicht auf, wie gut sie diese Geste beherrschte. Schließlich, als sie sich überwunden hatte, war es um sie herum wieder finster. Die riesige Scheibe am Himmel über ihr war langsam weitergeflogen und ihr Licht wurde von der Häuserreihe am Block gegenüber geschluckt. Elisabeth wandte einen letzten Blick aus der Gasse heraus zu der Etage, in der sich ihre Wohnung befand. Dort oben erreichte sie kein Schatten, der vor dem Schein der Fremden schützen würde.


»Das Gremium beschäftigt sich noch mit einer Reihe von Fragen, die vor der Ankunft der Außerirdischen geklärt sein müssen.«
Die Stimme aus der Anlage des Fahrzeugs klang monoton. Um während der Fahrt nicht einzuschlafen, hatte Sternlein den Funk eingeschaltet, doch die Botschaften waren die gleichen wie vor Monaten.
»Einigkeit«, fuhr die vermutlich künstlich generierte Stimme aus dem Lautsprecher fort, »besteht inzwischen in der Zusammensetzung der irdischen Repräsentanten. Da die Flugvehikel der Außerirdischen dort zum ersten Mal gesichtet wurden, leitet der Pazifikstaat Ula-Bogo für sich den Anspruch ab, den ersten Kontakt herstellen zu dürfen. Wie Gremiumssprecher Del Parnevo jedoch mitteilte, liefe die Verständigung mit den Außerirdischen jedoch auf ein anderes Modell hinaus. Noch in diesem Monat seien direkte Treffen irdischer und außerirdischer Delegationen vorgesehen; unbestätigten Angaben zufolge drei auf jedem Kontinent. Die genauen Orte werden zum Schutz der Zusammenkünfte vor irdischen Elementen wie Protestanten oder Schaulustigen geheim gehalten.«
Sternlein konnte sich daran erinnern, wie sie selbst voll Aufregung, Spannung – auch Hoffnung – gen Himmel geblickt und den Verlautbarungen gelauscht hatte, bis sich jede Silbe der Ankündigungen ob der stoischen, mechanischen und letztlich unveränderlichen Präsenz der Außerirdischen als leer erwies.

Zwei Stunden war sie im Bett wach gelegen. Mehr als einmal hatte sie geglaubt, draußen einen Schuss zu hören, doch sie hatte sich geirrt. Den Kopf hatte sie tief ins Kissen gedrückt. Die bald anstehende Ausweisung aus dem Bezirk schließlich war es, die Elisabeth veranlasst hatte, noch einmal ein Gefühl der Freiheit spüren zu wollen. In der stickigen Hitze des Zimmers war sie aufgestanden, hatte, während die Jalousie-Schlitze Lichtstreifen auf ihren nackten Körper warfen, flüchtig ein paar Sachen zusammengepackt, um sich dann rasch anzuziehen. Beinahe wunderte sich Elisabeth, wie schnell sie Lea dazu überreden konnte, ihr ihren Wagen zu leihen.
Sie konnte es nicht mehr aushalten, sie musste aus der Stadt.

»Das ›Institut zur Zusammenarbeit‹ wertet neue Erscheinungen an den Lichtemittern der Flugvehikel unterdessen als Vorbereitungen zur Einspeisung von Energie in das irdische Versorgungsnetz.«
Im angrenzenden Wald, der schon seit Jahren keine großen Tiere mehr beherbergte, befand sich ein kleines Haus, eigentlich nicht mehr als eine Hütte. Sternlein wusste von ihrer Existenz durch Freunde. Solange sie eine Ausweiskarte der gelben Kategorie besaß, war es ihr noch gestattet, die Stadt zu verlassen. Dem Aufenthalt in der Natur wohnte der Charakter des endgültigen Abschieds inne und für einen Moment wagte sie dem Gedanken nachzuhängen, mit einem Leben in dieser kleinen Hütte die Zivilisation hinter ihr zu lassen. Doch obgleich sie ab und an ein gnadevolle Hauch müder Euphorie umfing, erinnerte sie der Glanz außerirdischer Herkunft, der sie im Rückspiegel begleitete, daran wie unmöglich das war.
Während sie die Strasse durch die Wälder entlang fuhr, sah sie immer wieder zurück auf den schwachen, bronzenen Schimmer der Stadt und das weiße Licht der UFOs. Vier, fünf Sekunden hafteten ihr Blick gebannt auf der Spiegelfläche, als sie glaubte, vor sich eine Bewegung erahnt zu haben.
Die Augen waren noch nicht vollkommen nach vorne gerichtet, da war ein dunkles Zucken vor ihr auf der Fahrbahn von rechts nach links verschwunden. Im Schock bremste sie voll, krampfhaft umklammerte sie das kleine Lenkrad, riss es ohne zu denken nach links. Als wäre es von Bedeutung, verspürte Sternlein den Wunsch, zu erfahren, was da die Fahrbahn gekreuzt hatte, doch als sich der Wagen überschlug, war es, als sei ihr Verstand erloschen.


Auf dem Gang hatte Lea Tom getroffen; er hatte Sternlein schlafend vorgefunden.
Als sie das Zwölferzimmer betreten und das richtige Bett gefunden hatte, warf sich Elisabeth hin und her, als träume sie schlecht. Lea sah in das Gesicht ihrer Freundin, das trotz der Schwere des Unfalls von entstellenden Verletzungen verschont geblieben war. Die ganze Zeit über war ihr Elisabeth jung erschienen und viele der inneren Regungen, die ihre Freundin bewegten, offenbarte nur die kleinste Mimik, die Lea indes nicht zu lesen vermochte.
»Elisabeth«, flüsterte sie einmal, dann ein zweites Mal. Sternlein schlug die Augen auf und es dauerte lange, ehe sie begriff, was geschehen war.
»Der Wagen!« fuhr Elisabeth dann hoch.
»Das ist schon alles in Ordnung.« Lea lächelte ehrlich. »Mach dir darüber keine Sorgen, das habe ich schon im Griff.«
»Ist er...?«
»Wenn ich sage, dass du dir keine Sorgen machen sollst, meine ich auch so. Du sollst nicht darüber nachdenken!«, tadelte Lea spielerisch streng, doch Sternlein war nicht zu beruhigen.
»Du hast doch auch nicht so viel«, sagte sie, ihre Stimme zog sich bis sie schließlich anfing zu weinen. Lea trat näher an sie heran. Sie wollte ihrer Freundin etwas entgegnen, ihr die Tatsachen vorrechnen, die belegen würden, dass sie dieser Vorfall in einem Jahr nicht mehr belasten würde. Stattdessen trat sie näher an das Krankenbett und drückte Elisabeths Hand.
Unausgesprochen lag der Satz ›Die Zeit im Krankenhaus wird nicht angerechnet‹ als Vorwort in der Luft, als sich Lea wieder an Sternlein wandte.
»Wenn du wieder gesund bist, fahren wir zusammen raus.«


Keine zwei Sätze hatten die beiden gewechselt, als Lea Sternlein aus dem Krankenhaus abholte. Der Wagen war geliehen, ein Umstand an dem es womöglich lag, dass Sternlein zögerte, ehe sie ihn bestieg.
»Es soll übrigens bald soweit sein, hast du das gehört?«, fragte Lea, bemüht, ein Gespräch zu beginnen. Sternlein schwieg.
»Vielleicht sogar noch diese Woche!«
Sternlein schwieg weiter. Baumreihe um Baumreihe passierten sie und weil sie am Vormittag bei gutem Wetter fuhren, entdeckten sie Elisabeths Unfallstelle erstaunlich schnell. Lange hatte Lea mit sich gestritten, ob sie es Elisabeth erzählen sollte oder nicht, nun fühlte sie sich ob des Schweigens so ratlos, dass sie sich doch nicht anders zu helfen wusste.
»Es heißt auch, die Umsiedlungen werden ausgesetzt. Weil... Weil sie...«, sie suchte nach Worten, auch da sie den Fehler beging, einen Blick zur Beifahrerin zu werfen, die immer noch still war, »weitere Unterstützung bekommen. Strom... und... ja, Ressourcen. Das will man der Bevölkerung zugute kommen lassen. Und dann ist eine Umsiedlung auch nicht mehr nötig.«
»Ja, aber...«, entgegnete Sternlein endlich schwach, ließ den Satz aber unvollendet.
»Ja, wirklich! Und stell dir vor, vielleicht bekommt man noch diese Woche einen Außerirdischen zu sehen. Und ich glaube, im Waldhaus haben wir auch ein Bildschirmset. Das heißt: Wenn was passiert, bekommen wir es dort auch mit. Vielleicht ist dann alles anders, wenn wir zurückkommen.«

In der Hütte war es kalt; der Elektroradiator war zwar laut, arbeitete dafür aber schnell.
»Was sollen wir machen?«, wollte Lea wissen, nachdem sie ihr spärliches Gepäck in einem der Schränke verstaut hatte.
»Ich weiß nicht. Hast du nicht erzählt, dass es nur wenige Kilometer von hier einen kleinen See gibt.«
»Ja, und noch näher liegt eine hübsche Lichtung.«
Ehe es anfing dunkel zu werden, waren sie wieder zur Hütte zurückgekehrt und auch wenn sie den See nicht gefunden hatten, empfand sowohl Lea als auch Elisabeth die Zeit als gut verbracht, denn die schlichte Wirkung des sterbenden Waldes mit seinen kranken Bäumen, von denen die, die der Straße und der Zivilisation am nächsten standen noch am gesündesten zu sein schienen, war für sie beruhigend. Zu wenig wussten sie davon, wie sich eine vitale Natur entfalten konnte, schon gar nicht hatten sie sie wirklich erfahren.
Stickige aber dennoch anheimelnde Wärme hatte sie beim Betreten der Hütte empfangen. Der Ausflug hatte öffnend auf Elisabeth gewirkt; lange saßen die beiden zusammen und sprachen über Belangloses aus der Vergangenheit und Gegenwart.
Während einer Pause, wie sie sich zwangsläufig ergeben musste, aßen sie, danach sah Sternlein eine Weile aus dem Fenster in den Abend und wurde ernster.

»Es ist...«, begann Elisabeth, ging unvermittelt hinüber zu dem kleinen Schreibtisch, der in einer Ecke des Zimmers stand. Aus der kleinen Schublade, die sich unter der Tischplatte direkt am rechten Bein befand, holte sie einen Block. Lea trat zu Elisabeth und besah ihn sich kurz: Von fünfzig der karierten Blätter waren noch vielleicht zehn übrig. Lea konnte der Versuchung nicht widerstehen, mit dem Zeigefinger an den Papierresten entlang zu streichen, dort wo die einzelnen Bögen fein säuberlich entlang der Perforation abgerissen worden waren. Elisabeth hatte inzwischen einen Bleistift gefunden und nahm den Schreibblock entgegen.
Lea fiel auf, wie Elisabeth den Stift hielt: Fast über die halbe Länge legte sie ihn zwischen Zeige- und Mittelfinger, sodass das Ende gegen die Knöchel gedrückt war. Den Daumen führte sie an die Stiftseite, die Hand ruhte statt auf dem Ballen mit der Kante auf der Tischplatte. Es war eine jener Einzelheiten, von denen es Tausende gab, die unverwechselbar zu einer Person gehörten, die aber selbst oder gerade einem engen Bekannten nicht einfielen, wenn er aus dem Nichts danach gefragt werden würde.

Da legte Elisabeth den Stift weg. Auf dem Blatt Papier befand sich nichts weiter als zwei Striche.
Lea sah genau hin. Es waren lediglich zwei kurze Striche, ganz sauber nebeneinander auf benachbarten, vorgedruckten Linien. Sie wollte nachfragen, doch Elisabeth kam ihr zuvor.
»Das ist doch das Leben!«
Lea konnte ein spontanes Lachen kaum unterdrücken. »Das? Beim besten Willen, Elisabeth!«
»Ich meine das so: Wir leben alle unsere Leben.« Sie zog einen der Striche nach. »Wir begegnen anderen Leuten. Manche Menschen lernen wir nicht gut kennen und sie verschwinden wieder.« Sie zeichnete einen weiteren, kürzeren Strich, der weiter von den beiden anderen entfernt war, aber durchgehend den gleichen Abstand zu ihnen hielt, weil sie auch ihn auf eine der vorgedruckten Linien gesetzt hatte. »Aber manche kennen wir besser, wir kennen sie sogar sehr gut, und auch lange.« Mit der Bleistiftspitze fuhr sie nacheinander die beiden ersten Striche weiter, länger; so stark, dass das Graphit etwas splitterte. »Verstehst du?«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Lea.
»Worauf es mir ankommt: Egal wie gut man sich kennt, egal, wie lange man sich kennt, man lebt sein Leben doch immer neben den anderen. Ich kann wissen, was dieser oder jener Gesichtsausdruck bei einem anderen Menschen bedeuten dürfte; ob er sich freut oder traurig ist. Aber wie es ihm wirklich geht, kann ich nie richtig erfahren. Ich kann es nie fühlen, und zwar, weil ich die Welt der anderen nur mit meiner vergleichen kann; vergleichen, Lea.« Sie deutete wieder auf das Blatt. »Die Linien laufen nur immer parallel, sie kreuzen sich nie! Parallele Welten. Das ist einfach so.«
Lea schien ratlos.
»Ja, aber...?« hob sie an und sie verstand wohl nur dadurch, worauf Elisabeths gezeichnete Analogie abzielte, weil sie in das Gesicht ihrer Freundin sah und ihre Mimik eben nicht deuten konnte, obwohl sie seit zwanzig Jahren, seit der Kindheit, in einer Freundschaft verbunden waren – und dennoch musste sie nachhaken.
»Elisabeth, ich mache mir Sorgen. Du hattest eine anstrengende Zeit. Die Trennung von Tom, die berufliche Sache und... alles was damit zusammenhängt; jetzt der Autounfall – und natürlich die UFOs. Das nimmt dich mit, das merke ich doch. Und du? Spürst du nicht, dass ich mir Sorgen mache?«
»Ja schon, aber ich weiß nicht, was du dabei fühlst! Ich weiß nicht, wie es dir dabei geht!«, entgegnete Elisabeth, mit einer fast schon flehenden Stimme.
»Schlecht. Ich mache mir Sorgen, verstehst du?«
»Nein. Ich höre es, aber ich kann es nicht nachempfinden.«
»Elisabeth!« Lea musste lachte. Sie fand die Situation absurd. Doch Elisabeth strahlte einen solchen Ernst aus, dass ihr das Lachen erstarb.
Der Block mit den Strichen – den Leben, die sich nie berühren – blieb auf dem Tisch liegen. Lea hätte ihn am liebsten zerrissen.

Die Nacht war ruhig und dunkel. Bis in die Wälder drang das Licht der UFOs nicht.
Ein Geräusch weckte Sternlein. Sie schrak nicht hoch, sondern setzte sich lediglich für ein paar Sekunden auf. Ihr Körper war es nicht gewöhnt, länger als vier Stunden am Stück zu ruhen und so erhob sie sich, zog sich an, prüfte, ob Lea noch schlief und trat schließlich vor die Hütte. Ein leichtes Rauschen erreichte sie, Sternlein glaubte darin den Klang des Seewassers zu hören. Tatsächlich fand sich in einem Fach des Leihwagens eine Taschenlampe und bar jeden Gefühls für die Bedrohlichkeit einer finsteren Nacht ging Sternlein hinein in den Wald. Das Geräusch wurde lauter, änderte seinen Charakter, erinnerte sie jetzt mehr an ein Surren. Mit einem Mal erkannte sie in diesem Klang eine Art Manifestation des Gefühls aus Übermüdung, aus Kopfschmerz, aus einem Zerren im Nacken und das Muster des Lichts an der Wand ihres Appartements.
Über der Lichtung schwebte ein UFO, nicht Hunderte, sondern lediglich ein paar Dutzend Meter über dem Boden. Sternlein spürte keinen Luftzug, konnte aber dennoch sehen, wie sich die langen, fasrigen Grashalme rhythmisch bewegten. Erst jetzt bemerkte sie eine Gruppe von Menschen an der anderen Seite des Waldrands; der das Raumschiff umgebende Schein war weit weniger stark als zu der Zeit, als es über der Stadt hing. Ein seltsames Licht erstrahlte, es war mehr Wärme als Glänzen; die Bäume der Lichtung standen in sattem, gesunden Grün und plötzlich knisterte die Luft, sodass Sternlein annahm, sie spüre elektrische Ladungen. Als das Raumschiff langsam niederzusinken begann, drehte sich Sternlein um und rannte so schnell wie sie es vermochte zur Hütte zurück.

»Wirklich?« Lea schien überraschter, als Elisabeth es angenommen hatte. Jetzt, da der Kontakt wohl wirklich stattfand, schien ihre Freundin zu erschrecken. Der Glaube an die Außerirdischen und ihre Verheißungen war tatsächlich zu einer Lebensweise geworden, die über die Rationalität hinaus ging und die sich anbahnende Erfüllung war mehr ein Moment der grausamen Gewissheit, denn jede Hoffnung barg auch die Gefahr der Enttäuschung in sich.
»Wo?«
»Bei der Lichtung.«
»Du warst dort?«
»Ja.«
»Und?«
»Was?«
»Wie sehen sie aus?«, fragte sie aufgeregt.
»Ich weiß nicht, ich war zwar dort, aber ich bin zurückgelaufen, bevor das UFO gelandet ist.«
»Wo sagst du – die Lichtung? Die, bei der wir heute waren?«
»Ja.«
Lea sprang auf, beinahe wäre sie in ihrem Schlafanzug hinaus gestürmte, griff dann aber doch schnell nach ihrer Jacke, die sie nach ihrer Rückkehr vom Ausflug an den Haken der Tür gehängt hatte.
»Lea!«, rief Sternlein ihrer Freundin nach, nicht besonders laut, nicht energisch. Sie blieb in der Hütte zurück. Schließlich lehnte sie die Türe an, wickelte sich in ihre Bettdecke und schaltete das Bildschirmset ein.


Leas Gesicht erstrahlte im gleißend hellen Licht, das aus dem Inneren des geöffneten Flugrings die Lichtung flutete. Hätte sie es artikulieren können, ihr einziger Wunsch wäre gewesen – nun, da sie den ersten Blick auf ein Lebewesen warf, das nicht auf der Erde geboren worden war –, die Strahlen hätten sie geblendet, ihr das Augenlicht genommen. Da war nichts anderes als Abscheulichkeit, schlimmer als ver-tiert; eine Hässlichkeit, die nicht in Worte zu kleiden war, weil sich ein Mensch nicht vorstellen konnte, was hierzu sehen war.


Elisabeth Sternlein nahm ihre Freundin in den Arm. Immer noch flüsterte die Stimme aus den Lautsprechern die Nachrichten von den Erstkontakten überall auf der Welt durch die Hütte. Es hieß, sie brächten Energie. Es hieß, sie brächten Wohlstand. Es hieß, sie brächten Wissen. Es hieß, sie brächten Frieden. Elisabeth wartete darauf, dass etwas über das Auftreten der Außerirdischen verlautet werden würde und die Berichte wurden wiederholt. Tatsächlich verschwieg man ihr grässliches Äußeres nicht, doch kaum waren die Worte verklungen, konnte sie sich nicht mehr an die Inhalte erinnern, zurück blieb einzig die euphemistische Qualität der Rede.
Elisabeth neigte ihr Kinn etwas nach unten, konnte Lea aber dennoch nicht sehen. In der Umarmung spürte sie das Zittern einer Person unter Schock und in Elisabeth stiegen Gefühle von früheren Begebenheiten auf, in denen sie auch eigene Ängste erlebt hatte und in denen unvorstellbar schien, wie es weitergehen könnte, wie sie die nächste Sekunde überleben sollte ohne in sich zusammenzubrechen.
Noch immer lag der Block mit ihrer Zeichnung aus drei lächerlichen Strichen auf dem Schreibtisch. Fassungslos stand sie den bald anstehenden Veränderungen in der Welt gegenüber. Trat die Welt wirklich in ein neues Zeitalter ein, dem ersten, in dem der Mensch vielleicht Mensch sein durfte? – und trotz der Möglichkeiten, die sich dadurch auch für sie selbst ergeben könnten, trauerte Elisabeth darüber, dass sie sich dennoch nicht vorstellen konnte, dass ein Mensch je einen anderen Menschen begreifen können wird.
Schließlich fielen Elisabeth die Augen zu. Lea zitterte noch immer in ihren Armen, als Elisabeth einnickte. In ihrem traumlosen Schlaf merkte sie nicht, wie den Wald und die Hütte die Strahlung des gelandeten Raumschiffs erreichte, wie die Luft um sie herum zu knistern begann. Am nächsten Morgen würde Elisabeth womöglich einen Blick auf den Block werfen; dann würde sie etwas sehen, was für Menschen so nicht zu begreifen war. Unter dem Einfluss der Außerirdischen hatte sich etwas gewandelt, für die Welt im gesamten, für Faktoren, wie sie die Kultur, der Glauben, die Wissenschaft, die Politik und das Militär seit Jahrhunderten verstanden und zu deuten wussten. Doch dem Konkreten im Großen und im Kleinen standen neun Milliarden Menschen und ein einfacher Block gegenüber, auf dem alle Linien der Karos makellos parallel waren und sich dennoch die am Vortag gezeichneten Striche berührten. Sähe Elisabeth Sternlein dies und dächte sie darüber nach, sie hätte wohl mehr von Angst getriebene Wünsche als zuvor.


ENDE

 

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