Wenn die eigenen Eingriffe in die Zeitlinie dazu dienen sollen, den "natürlichen Lauf der Dinge" widerherzustellen, wäre ein solches Vorgehen eigentlich unsinnig - zumindest aus logischer Betrachtungsweise.
Zumindest wenn man davon ausgehen muss, dass der Zeitreisene nicht "zufällig in eine temporale Anomalie stolpert" sondern sich gezielt auf Zeitreise begibt.
In diesem Falle - wie gesagt - muss er Kenntnis vom Ablauf der Zeit haben und könnte ziemlich problemlos feststellen, an welchem Punkt wie, wo und wodurch die Zeit beeinflusst wurde.
Lösung:
Ich mache eine zweite Reise durch die Zeit, wenige Sekunden oder Minuten, bevor diese Manipulation stattfindet und verhindere die Entstehung der Manipulation.
Folge:
Umständliches Forschen, Sidekicks & Co. sind wieder obsolet und das ganze Abenteuer war absolut unnötig erzählt.
Was mich wieder zur Ursprungsfrage bringt:
Warum erst ein solches Konstrukt entwickeln, wenn ich doch weis, dass der Zeitreisende eigentlich doch so schlau sein müsste (da er/sie/es ja Kenntnis vom Ablauf der Zeit hat), zu wissen, wann das Problem auftrat und einfach nur etwas "früher" in die Vergangenheit reisen müsste, um das Problem zu lösen?
Praktisches Beispiel:
Die Geschichte wird geändert und ich stelle schließlich fest, wo die Realität sich ändert (Beispiel: Jemand reist ins Jahr 1917 und tötet Hitler im 1. Weltkrieg, wodurch die Nazis nie an die Macht kamen).
Anstatt jetzt heraus zu finden, wie genau der Zeitreisende das alles angestellt hat und ihn zu verfolgen, ist es doch viel sinnvoller, mich an die Fersen des Inzestbuben zu heften.
Ich brauch nix tun - nur beobachten - und erst in dem Moment, wo Zeitreisender Nr. 1 die Zeit beeinflusst -> den Deppen killt -
spring ich wieder zurück in meine Zeitmaschine, merke mir seinen Aufenthaltsort (Schützengraben XYZ) und reise einfach zehn Sekunden weiter zurück in die Zeit, stelle mich in den Schützengraben XYZ und entwaffe den Killer, bevor er seine Kugel abfeuern kann -> Problem gelöst.
Das ist daramaturgisch vorhersehbar wie ein Engländer, der zum Elfmeterschießen antritt

Aus meiner Sicht ist das eigentliche Konstrukt einer Zeitreisegeschichte obsolet geworden:
Die Spannung und das Abenteuer.
Denn als Zeitreisender kann ich mich in meiner Zeitmaschine zurücklehnen, beobachten bis der Eingriff passiert, die Uhr nochmals ein paar Sekunden zurückdrehen und dann reagieren, um die Manipulation überhaupt passiert.
Und da ein Zeitreisender
Immer außerhalb von Raum und Zeit steht, könnte der Bösewicht nie feststellen, dass er bereits verfolgt geworden sein worden ist (okay, der Satz ist grammatikalischer Schwachsinn, aber damit will ich verdeutlichen, dass es IMO unmöglich ist, ein spannendes Abenteuer daraus zu konstruieren, da ich es stets mit simplen Mitteln in Wohlgefallen auflösen kann)
Folge > daraus lässt sich kaum eine spannende Geschichte basteln, weil sich aus meiner Sicht immer wieder dieselbe Problematik auftut:
Warum daraus ein riesen Tam-Tam machen, wenn ich soeben eine ganz einfache Lösung konstruiert habe, bei der ich sogar noch ein paar MaiTais schlürfen und ich zum Schutz der Zeitlinie letztlich nur einen Finger krümmen muss (den, der den Abzug des Phasers, den ich eingesteckt habe, bedient) und schwupps, ist die Zeitlinie wieder im Normalzustand.
Kein Nachforschen, keine weiteren Eingriffe in die Zeit -> kein Besuch der Temporalen Behörde.
Das Rätsel und die Spannung bleiben also letztlich immer auf der Strecke, da man IMMER abstruse Erklärungen an den Haaren herbeiziehen müsste um darzulegen, warum der/die Held/en/in nicht eben den bequemen Weg gehen kann:
1. Zeitreise und beobachten, wo der Eingriff stattfindet (er hat ja Kenntnis vom realen Ablauf)
2. Eingriff beobachten, Details merken
3. Nochmal den Fluxkompensator anwerfen und zehn Sekunden weiter in die Vergangenheit reisen
4. sich direkt neben den temporalen Verbrecher stellen, bevor er eintrifft, um Murks zu machen und ihn ausknocken
-> Problem gelöst
Schlussfolgerung:
Ein Zeitreiseabenteuer funktioniert nur, wenn man genau diese Fragen, die ich hier gestellt habe, schlicht außer Acht lasse oder sie mit absurdesten Mitteln und Wegen verhindere, so dass ich mich als Leser wohl fragen würde: Und wofür das jetzt alles?
Logiklöcher aufbauen, nur um eine Rechtfertigung zu erzeugen, dass meine Figuren auch ja in den
DeLorean springen müssen.
Ich persönlich stelle abschließend fest, dass hier das Ergebnis nicht den Aufwand rechtfertigen kann, weil jede noch so kryptische Verschachtelung immer auf einfachstem Wege gelöst werden kann.
=A=
btw. ich finde die Diskussion hierüber sehr interessant und bin gespannt, wie wir gemeinsam eine Lösung für diese offensichtlichen Schwächen bei der Erzählung einer Zeitreise finden werden, denn ich kann mir vorstellen, dass - trotz des oft genutzten Themas "Zeitreisen" - der ein oder andere von uns bestimmt mit der Idee spielt, eine Zeitreisegeschichte zu schreiben.