Jahhh, ich weiß, ich sollte nichts anderes schreiben als Defender 6
BTW: Das macht auch Fortschritte und hat gute Chancen, Ende des Jahres fertig zu werden ... Falls nicht: beschwert euch bei den Machern von BSG

.
Gestern - nachdem ich es endlich geschafft habe, das Finale zu sehen - fand ich es einerseits grandios, andererseits war ich entäuscht. Vor allem wegen der vielen Logiklöcher, durch die teilweise die ganze koloniale Flotte passt.
Dabei kam mir die Idee für eine BSG-Kurzgeschichte und heute sind mir bereits die ersten vier Seiten aus den Fingern geflutscht. Könnte also was werden.
Zum Inhalt. Die Geschichte beginnt, wo \"Daybreak\" aufhört: Starbuck steht mit Lee auf der Erde - als sie plötzlich verschwindet.
Doch was wie ein Ende aussieht, ist in Wahrheit erst der Anfang ihrer Reise. Sie erfährt nicht nur, was tatsächlich nach ihrem Absturz auf der ursprünglichen Erde passiert ist - sie erkennt noch etwas viel größeres: Der wahren Plan der Cylonen.
Klingt größenwahnsinnig - ist es wahrscheinlich auch

.
Zur Warnung: Wer Battlestar Galactica noch nicht bis zum Ende geschaut hat, wird hier mit Spoilern bombardiert und versteht wahrscheinlich nur Bahnhof.
Allen anderen. Viel Spaß mit dem ersten Kapitel

.
--------------------------------------------------------
Starbucks Flashback
Was bei den Göttern …
Ein röhrendes Ungetüm in der Farbe eines Cylonenjägers steuerte direkt auf sie zu. Mit einem leisen Schrei sprang sie aus dem Weg. Es war nur ein Auto. Ein Auto … Hier?
„Pass doch auf!“, brüllte der Fahrer der metallisch grauen Limousine ärgerlich.
„Fick dich ins Knie“, brüllte sie reflexartig zurück. Erst fuhr dieser blöde Kerl sie beinahe über den Haufen und dann besaß er Unverschämtheit, so zu tun, als wäre es Ihre Schuld.
Obwohl … Sie hatte in der Tat nicht auf das Auto geachtet. Sie wusste ja nicht einmal, wie sie hier her gekommen war.
Autos … verdammt, hier sollte es keine Autos geben! Auch nicht solche Unmassen von Menschen, die scheinbar ziellos im Labyrinth der Häuserschluchten herumwimmelten wie in einem Ameisenbau.
Es sollte erst recht keine Straßen geben, keine Häuser …
Der Blick nach oben zeigte stürzende Linien aus Beton, Glas und Stahl, dazwischen ein schmaler Streifen blauer Himmel.
Mit einer energischen Bewegung strich sie die blonden Strähnen zurück, die ihr der Wind ins Gesicht pustete. Sie wirbelte um ihre eigene Achse, das Glas- und Betonkarussell drehte sich mit ihr.
Eben hatte sie noch auf einem idyllischen Planeten gestanden, neben Lee Adama, den Blick über weites Land, üppige Bäume und sanfte, unberührte Hügel schweifen lassen, als ihr unvermittelt in einem schmerzhaften Augenblick klar wurde, dass sie diese vollkommene Schönheit zum ersten und letzten Mal sah.
„Es gibt hier für mich nichts mehr zu tun, Lee“, erklärte sie wehmütig.
Warum sagte sie so etwas, grübelte sie im nächsten Moment. Sie wollte nicht weg von diesem wunderschönen, grünen, unschuldigen Planten, der frischen Brise, dem warmen Nachmittagslicht, das die Gräser und Bäume in einen goldenen Schein hüllte … und nicht von Lee. Vor allem nicht von Lee.
Ein Anflug von Traurigkeit stahl sich in seine blauen Augen. Er schien etwas zu begreifen, das sie selbst nicht verstand.
Ich habe hier nichts mehr zu tun … warum sagte sie so etwas?
Weil sie tot war.
Ja, sie war mit ihrer Viper auf diese atomverseuchte Trümmerwüste namens Erde gekracht. Dort hatte sie ihre eigene Leiche gefunden.
Und mit dieser Erkenntnis verschwand sie.
Besser gesagt, die grüne Idylle um sie verschwand. Statt dessen stand sie plötzlich inmitten einer stinkenden lärmenden Großstadt voll abgehetzter neurotischer Leute, nervös flackernden Leuchtreklamen und Plakaten mit halb nackten Frauen, die mit ihren beiden besten Argumenten für die gleiche Protzkarre warben, die sie beinahe umgefahren hatte. Lediglich die Farbe variierte hier und da.
Kam ihr alles bekannt vor.
War das Caprica City?
Sie war tot, diese Stadt war tot – passte also.
Die Gebäude erschienen ihr gleichzeitig vertraut und fremdartig. Eines zog ihren Blick fast magisch an: Ein Flachbau, vor dem ein paar Tische und Stühle gruppiert waren, wo Menschen mit ihren Kaffeebechern in der Hand die Sonne genossen.
An der Fassade prangte in weißen Lettern ein Schriftzug, der sie in hysterisches Gelächter ausbrechen ließ: STARBUCKS.
„Na toll, jetzt weiß ich, dass ich in der Hölle bin. Benennen die eine Coffee-Bar nach mir, diese Pappnasen. Oh Mann, verfluchter Toastergott!“
„Keine Ahnung, ob das ein Teil von Gottes Plan war“, erklang eine vertraute Männerstimme hinter ihr. „Aber dass du hier bist …“
„Ist Teil von Gottes Plan. Logisch.“ Ihre Stimme triefte vor Ironie.
Sie wandte sich um und ihr Blick fiel auf einen zerlumpten Mann, der am Straßenrand kauerte, vor ihm ein umgestülpter alter Filzhut, in dem ein paar verlorene Münzen funkelten, und ein schmuddeliges Pappschild. Sie las nur flüchtig, was darauf gekritzelt stand: Kriegsveteran, keine Wohnung, keine Arbeit … blahblah.
Die blonde junge Frau, die in ihrem alten Leben „Starbuck“ genannt wurde, sah dem Bettler in die Augen … kühle blaugraue Augen, erfüllt von einem leidenschaftlichen Glitzern … ein stoppeliges Kinn, kurzes graumeliertes Haar, ein kantiges Gesicht …
Verstörende Erinnerungen wurden in ihr wach. Dennoch grinste sie breit und stemmte ihre Hände in die Hüften.
„Leoben, du kranker Mistkerl! Sag nicht, das ist alles deine bescheuerte Idee!“
Leoben lächelte. Ein schwacher Abklatsch von Starbucks irrem Grinsen.
„Wie kommst du darauf, Kara?“
„Na ja, du hast mich auf Neu-Caprica in deiner Wohnung eingesperrt wie ein kastriertes Haustier, ein zweijähriges Kind entführt und behauptet, ihr hättet es in einem Labor aus meinen Eierstöcken gezüchtet … und ich soll nicht auf die Idee kommen, dass du mal wieder irgendein abgedrehtes SM-Szenario für mich erschaffen hast, weil du nachweislich von mir besessen bist?“
„Das hier ist real, Kara“, erwiderte Leoben ernst.
Starbuck verdrehte die Augen. „Das behauptest du auch jedes Mal, wenn du dich in meine Träume schleichst, um Sex mit mir zu haben.“
„Ich weiß, dass es real ist“, beharrte Leoben. „Ich bin genau wie du durch einen Riss in der Zeit gefallen. Kurz vor dir. Wie das passiert ist, kann ich nicht erklären. Aber ich weiß, es Teil deines besonderen Schicksals ist. Unseres besonderen Schicksals.“
„Du weißt, ich kann dieses Gefasel von Schicksal und Gott nicht mehr hören“, gab sie entnervt zurück. „Noch einmal fürs Protokoll: Ich bin abgestürzt, gestorben, wiederauferstanden, führe mein Volk zur Erde, die sich postapokalyptische Einöde herausstellt, löse damit eine Massendepression aus, verbrenne meine eigene Leiche … und als wir endlich einen netten Planeten gefunden haben, wo alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, darf ich dort nicht bleiben. Wenn das Gottes Plan war, ist euer Gott, mit Verlaub gesagt, ein Arschloch.“
Leoben wandte den Blick ab. „Ich beginne erst jetzt zu begreifen, wer – beziehungsweise: was – Gott wirklich ist.“
„Möchtest du diese Erkenntnis mit mir teilen?“, fragte sie geradeheraus. „Vielleicht hasse ich ihn dann nicht mehr ganz so sehr.“
„Gern.“ Er richtete sich auf, klimperte mit den Münzen in seinem Hut und deutete auf das Café gegenüber. „Ich lade dich ein.“
„Bei STARBUCKS?“ Sie lachte. „Ihr Cylonen habt wirklich Humor!“
Leoben zuckte die Achseln. „Der Kaffee schmeckt gut.“
„Dann wollen wir“, stimmte sie zu.
Sie setzen sich an einen freien Tisch unter einen blühenden Mandelbaum. Kara blinzelte in die Sonne, atmete die laue Frühlingsluft, vergaß für einen Moment die Hektik und das allgegenwärtige Hupkonzert der Autos.
Die abschätzigen Blicke, welche die anderen Gäste Leoben zuwarfen, als er mit zwei dampfenden Kaffeebechern zurückkehrte, bemerkte sie dennoch.
„Wie kommt es, dass du bettelst?“, wollte sie wissen.
„Ich bin erst seit zwei Tagen hier und als Cylon ohne Papiere ist es nicht einfach, einen Job zu finden“, erwiderte er nüchtern. „Aber genau wie auf Caprica braucht man hier für alles Geld. Zum Beispiel, um eine schöne Frau zum Kaffee einzuladen.“ Er lächelte leicht.
„Oh, ich fühle mich geschmeichelt – aber wo ist ‚hier‘?“, bohrte sie nach.
„Die Erde.“
„Ja, klar doch.“ Starbuck forschte in seinen Augen nach einem Zeichen von Unaufrichtigkeit oder dafür, dass er sich einen Scherz mit ihr erlaubte. Allerdings kannte sie Leoben nicht als besonders witzigen Zeitgenossen – insofern war Letzteres unwahrscheinlich.
Leoben erwiderte ihren Blick ungerührt, beinahe ohne zu blinzeln.
„Also, meint du die alte Erde, dieses verstrahlte Schlammloch … oder die neue, wo sich meine Leute vermutlich mit ein paar freundlichen Urmenschen aus der Nachbarschaft am Lagerfeuer versammeln?“
„Das war vor 150.000 Jahren“, gab Leoben zurück. „All diese Menschen hier …“ Mit einer weit ausladenden Geste beschrieb er die Gäste im Cafe und die vorübergehenden Passanten. „Sind die Nachfahren von Lee Adama, Carl Agathon, Galen Tyrol … tausenden anderen überlebenden Menschen … Hera … verschiedenen Cylonenmodellen …“
„Aber wie kann es sein, dass wir 150.000 Jahre in die Zukunft geschleudert wurden?“, wunderte sich Starbuck.
„Wie gesagt, ich habe keine Ahnung. In einer Sekunde stand ich noch auf dem Planeten, wo dein und mein Volk gemeinsam siedeln wollten – im nächsten Moment war alles anders.“
Starbuck nickte.
„Warum wir durch die Zeit gesprungen sind oder wie das möglich war, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber eines kann ich sagen: der Kreis schließt sich hier. Wenn wir erfolgreich sind, wird er zerschlagen.“
Kara runzelte die Stirn. „Ich finde, nach allem, was ich wegen euch Toastern durchgemacht habe, verdiente ich endlich eine klare Antwort.“
„Ich fürchte, die kann ich dir nicht geben“, entgegnete Leoben bedauernd. „Alles, was ich dir geben kann …“ Er kramte in den Taschen seiner fleckigen, viel zu weiten Jacke und förderte ein zerknittertes Stück Zeitungspapier zutage. „… ist das.“
Als er es glatt strich und Starbuck herüberschob, wurden ihre Augen groß vor Erstaunen. Oder Schrecken.
Ein kleines Foto in blassen Farben zeigte ein Muster aus Kreisen. Gelb in der Mitte. Blau. Rot. Wieder Gelb. Starbuck sah sich selbst in ihrer alten Wohnung auf Caprica, Farbe auf die Wände schmierend, wie in Trance. Immer wieder dasselbe Muster. Immer diese Kreise.
„Das Auge des Jupiter!“, hauchte sie. „Wo hast du das her?“
„Aus der Zeitung, wie du siehst. Archäologen haben es vor ein paar Wochen ausgegraben. Inzwischen befindet es sich in einem Museum, nicht weit von hier.“
Starbuck betrachtete das Bild genauer. Es stellte offensichtlich ein Schmuckstück dar, eine Brosche oder ein Medallion.
„Die Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel“, fuhr Leoben fort. „Nach der Radiokarbonmethode ist es über 100.000 Jahre alt, aber viel zu gut erhalten für ein Metallfragment dieses Alters.“
Kara legte eine Hand auf das Foto. Eine merkwürdige Gewissheit durchströmte sie – ein Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte. „Dieses Medaillion …“ Sie schluckte, als ihr die Tragweite der Erkenntnis klar wurde. „Gehörte meiner Großmutter.“
Leoben sagte nur „Ja.“
Aber Kara schüttelte heftig den Kopf. „Es ist total verrückt! Woher soll ich das wissen? Ich habe meine Großmutter nicht gekannt. Nicht einmal meine Mutter kannte sie! Mom wurde auf Caprica City durch irgendeine Babyklappe geschoben und hat ihre Kindheit in verschiedenen Waisenhäusern zugebracht. Sie hat sich nie die Mühe gemacht, herauszufinden, wer ihre leibliche Mutter war – dazu war sie viel zu wütend auf diese Frau, die sie angegeben hat wie ein … wie ein Bündel für die Altkleidersammlung, weil es ihr gerade nicht in den Kram passte …“
Sie konnte nicht weitersprechen, eine einzelne Träne lief ihre Wange herab. Verdammt, sie würde doch jetzt nicht heulen – nicht in der Öffentlichkeit und nicht vor Leoben, diesem schizoiden Toaster.
Aber es war zu spät. Er strich ihr sanft über die Wange, wischte die Tränen fort.
„Fass mich nicht an!“ Sie zuckte zurück.
Leoben ließ sich davon nicht beeindrucken. „Erinnerst du dich an den Tag, als sie starb?“
Kara nickte. Sie versuchte, das Bild ihrer Mutter zu verdrängen, wie sie leblos im Bett lag, vom Krebs gezeichnet, und das letzte Mal in ihrem Leben lächelte. Weil ihre Tochter zurückgekommen war. Fünf Wochen hatte sie in ihrer trostlosen Wohnung ausgeharrt, geraucht und gewartet, nach Karas Drohung, sie würde nie wieder durch ihre Tür treten …
Das Bild war so dominant wie Karas Mutter es zu Lebzeiten gewesen war.
„Es ist schon eigenartig mit der Liebe. Man kann sie geben, auch wenn sie nicht erwidert wird.“ Leoben sah Kara fast vorwurfsvoll an. „Aber man kann sie nicht geben, wenn man sie nicht kennt. Deine Mutter hat es immerhin versucht. Obwohl es ihr nicht gelungen ist, macht sie das zu etwas Besonderem. Und sie hat dich zu etwas Besonderem gemacht.“
Noch mehr Tränen liefen über Starbucks Gesicht. „Du hast gesagt, sie hätte mich zerstört.“
„Ja. Aber das spielt keine Rolle mehr.“
„Wieso? Weil ich tot bin?“ Kara schrie fast.
Einige Leute fuhren mit einem Stirnrunzeln herum und Starbuck sah ein, dass sie sich wohl oder übel zusammenreißen musste, bevor einer von denen auf die Idee kam, die Polizei zu rufen.
Ihre Hand krallte sich um den Zeitungsausschnitt, zerknüllte ihn.
Plötzlich erschien ein Bild vor ihrem inneren Auge, das Bild einer Frau. Einer Frau, die sie kannte, aber angeblich nie zu Gesicht bekommen hatte.
„Ich glaub ’s nicht!“ Starbuck trocknete schnell ihre Tränen, atmete mehrmals tief durch.
„Was hast du gesehen?“, fragte Leoben ruhig.
Sie zögerte. Minutenlang saßen sie und der Mann sich schweigend gegenüber.
„Meine Großmutter“, rückte sie schließlich heraus. „Ich denke, ich habe meine Großmutter gesehen. Aber …“ Ihre Stimme klang spröde, sie schüttelte mehrmals heftig den Kopf. „Ich glaube es einfach nicht! Das kann nicht sein! Das ist …“
„Verrückt. Ich weiß.“ Leoben blickte sie durchdringend an. „Aber wenn der Kreislauf von Frieden, Krieg, Vernichtung und Wiedergeburt endlich durchbrochen werden soll, musst du das Verrückte akzeptieren. Umarme es! Mach es zu einem Teil von dir!“
Starbuck grinste schwach. „Hey, jeder der mich kennt, meint, ich hätte nicht mehr alle Gläser in der Vitrine.“
Leoben lächelte zurück. „Dann möchte ich sagen, du bist auf dem rechten Weg.“
Entschlossen stand sie auf. „Dieses Museum … Wo ist es?“
„Kara …“
„Dieses Museum, wo das Mandala jetzt ausgestellt ist“, fuhr sie ungeduldig fort. „Ich muss dort hin!“
TO BE CONTINUED ...